Die Träne lief ihr Übers Gesicht und mit leerem Blick schaute die kleine Mia auf das zerknitterte Foto ihres Vaters. Sie verstand was geschehen war, dass sie von nun an allein auf sich gestellt war, denn ihre Mutter blieb kalt, Mutterliebe kennt das Zehnjährige Kind nicht. Jetzt wünschte sich Mia sie hätte sich ihren Papa geöffnet, sich in seine Arme geschmiegt und ihre Scham beiseite geschoben. Nun war es aus und es würde nie wieder eine Zeit geben in der sie für ein paar Minuten Kind sein durfte. Es ist Zeit engültig erwachsen zu werden. Aber diese Minute wollte Mia noch nutzen um einfach schwach zu sein und weinen. Dann ging die Tür zur kleinen Kammer auf in der sie gesperrt wurde wenn sie versucht hatte sie selbst zu sein. Ihre Mutter trat ein:" Bist du fertig mit der Heulerei? Zieh dich an, wir müssen los." Mia wischte sich die Träne mit der Hand aus dem Gesicht und wollte an ihrer Mutter vorbei, doch diese zog sie grob am Handgelenk zurück und sprach eine Drohung aus, die für das kleine Mädchen schon zum Alltag gehörte:" Du hälst deine Fresse, es muss nicht jeder wissen das du ein verhurtes Stück bist was Aufmerksamkeit haben will!" Mit diesen Worten ging Mia dann in ihr Zimmer. Sie öffnet ihren Kleiderschrank und suchte ihre Sachen zusammen. Eine schwarze Stoffhose, die schwarze Bluse und Ihre schwarzen Lackschuhe die sie von ihrem Vater erst letzte Woche bekommen hatte. Fertig angezogen ging sie zur Haustür, wo ihre Mutter und ihre Oma schon ungeduldig auf sie warteten. Schweigend gingen sie zum Wagen, Mia setzte sich auf ihren Kindersitzt hinter ihre Mutter. Das Auto sprang erst nach dem zweiten Versuch an und so machten sie sich auf den Weg zur Beerdigung. Mia starrte aus dem Fenster und begriff immer mehr das der einzige Mensch der sie je geliebt hatte nicht mehr bei ihr ist, nie wieder wird wird sie seinen herben Duft nach Cigarren und etwas zu viel Aftershave riechen, nie wieder wird sie in seine dunklen warmen Augen können. Es war keiner mehr da der das kleine Kinderherz schützen konnte.

Die Beerdigung ging für Mia schnell vorbei, sie sprach kein Wort, zu niemanden aber im Inneren schrie sie. Wieder zu Hause angekommen wollte das erschöpfte Mädchen nur noch ins Bett doch wieder machte ihre Mutter ein Strich durch die Rechnung und kam in ihr Zimmer. " Weißt du Mia," fing sie an," dein Alter hat es nicht anders verdient, er war zu schwach und er hat dich auch nie lieb gehabt!"
Mia fühlte wie sich Hass in ihr auf tat, dieses unerträgliche brennen im Bauch, dieses stechen im Herzen, sie konnte es nicht länger bei sich behalten und schrei:" ER hat mich immer geliebt, dich hasste er, dich! " Es dauerte keine Sekunde da bekam das Mädchen einen Schlag ins Gesicht und es sollte nicht bei dem einen bleiben, wie von Sinnen schlug Mia´s Mutter auf den kleinen Körper ihrer Tochter ein und ließ erst von dem Kind als sie sah was sie angerichtet hatte. Mia blutete aus der Nase und ihre Lippe war aufgeplatzt. Das kleine Gesicht war angeschwollen, vom Blut und Tränen verschmiert. Ihre Mutter jedoch verspürte kein Mitleid oder schuld, sie packte das verletzte Kind wieder an den Handgelenken und sperrte sie in die Kammer:" Du bleibst jetzt solang dort drin, bis du gelernt hast, was Respekt bedeutet!" Die Tür fiel ins Schloss und Mia hörte wie der Schlüssel dieses verschloss. Unter Schmerzen kroch sie in ihre bekannte Ecke und was sie dann sah war schlimmer als die Schläge, ihre Mutter hatte das einzige Foto ihres Vaters zerissen. Mia weinte und sehnte sich nach jemanden der sie in den Arm nahm, aber es würde nie wieder jemanden geben wie ihren Papa, ein starker, großer Mann, der das Herz eines Kämpfers hatte und seine kleine Prinzessin über alles liebte. Mia dachte an so viele schöne Momente aber es tat weh, sie versuchte das Foto wieder zusammen zu setzen, jedoch gelang es ihr nicht. Sie rollte sich vor den kleinen Haufen Papierfetzen zusammen und sprach leise:" Papa warum lässt du mich hier allein zurück ohne Liebe, Papa bitte bitte bring mich weg von hier!" Diese Worte flüsterte das kleine Mädchen vor sich her, bis es eingeschlafen war.

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Tag der Veröffentlichung: 15.03.2012

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