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Kapitel 1

„Heeeey, du! Bist du 18 und würdest unseren Partyzettel unterschreiben?“
„Nee, ha ha, sehe ich so aus?!“
Wütend riss meine Freundin ihre Hand in die Höhe und präsentierte dem Typen ihren, mit Ring versehenden Mittelfinger.
„Was bildet der sich denn ein?“ Fluchte sie und zündete sich eine Zigarette an. „Was machen wir jetzt?“ Fragte sie anschließend.
Ich zuckte mit den Schultern. „Wir finden schon eine Lösung!“
Meine Freundin Nele war ein sehr ungeduldiger und hippeliger Mensch. Wenn nicht sofort was gelang, geriet sie in Panik und machte Stress, da konnte nur das beliebte Nikotin helfen. Aber wer raucht Heutzutage auch nicht mehr?
„Anton kommt auch erst in einer Stunde, ich will jetzt dort rein!“ Nele ging mir langsam auf die Nerven und wäre sie nicht meine beste Freundin, wäre ich heute im Bett geblieben.
„Dann halt durch das Klo Fenster…“ Schlug ich vor und nahm ihr die Zigarette weg, um selber daran zu ziehen.
„Schon wieder? Ich hab dafür glaube nicht die passenden Schuhe an!“ 5cm Keilabsatz bereiteten meiner Freundin nämlich ziemliche Probleme, aber gut, meine waren auch nicht besser. Es ließ sich in Chucks halt besser laufen.
„Na los, ab zum Fenster, lass den Alkohol aber hier!“ Sagte Nele und stolzierte weg von den Menschenmassen, die vor dem Club anstanden.
Ich warf auf den Weg zum Toilettenfenster, die Flasche mit dem „harten“ Alkohol in ein Gebüsch.
„Hast du grade echt den Alkohol weggeworfen?“ Fragte Nele entsetzt und sah in das Gebüsch.
Mein Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an „Ähm, ja?! War leer!“
„Hast du den ausgetrunken?“ Sie verschränkte die Arme und sah mich spöttisch an.
Ich lachte. „Nein, Nele. Den haben wir uns auf der Busfahrt bis hier her geteilt!“
Nele sah mich unglaubwürdig an, grinste ihr typisches „Weiß-ich-doch-Grinsen“ und sah zum Fenster rauf, durch das wir steigen wollten.
„Ich hatte es nicht so hoch in Erinnerung!“ Murmelte ich und malte mir schon ein paar Tage im Krankenhaus aus. „Ich hätte gerne Nuss-Schokolade und ein paar Filme, die du mir dann ins Krankenhaus vorbei bringen sollst, falls ich runter falle!“ Sagte ich noch und kletterte auf den daneben stehenden Stromkasten.
„Geht klar, Schwester!“ Lachte Nele und sah zu mir hoch. „Fenster zu?“
Ich sah zu dem Fenster hoch. „Ja, leider.“
Nele rannte weg und kam kurz darauf mit der Alkoholflasche wieder. „Dann muss das Fenster halt auf gemacht werden.“
Ich nahm ihr die Flasche aus der Hand. „Und wenn da gerade einer auf dem Klo ist?“
„Dann wird gleich mal gelüftet!“ Sagte meine beste Freundin festentschlossen und sah mich erwartungsvoll an.
Ich würde es ja gerne Gruppenzwang nennen, aber da wir nur zu 2. sind, gab es für den Schlag mit der Flasche gegen das Fenster keine Ausrede, außer dass wir unbedingt feiern gehen wollten.
Ich bückte mich und erwartete jemanden rum schreien, aber anscheinend war niemand auf dem Klo gewesen. Also streckte ich mich zum Fenster, griff durch das geschlagene Loch, zum Fenstergriff, schob ihn zur Seite und drückte das Fenster auf. Beim raus nehmen des Armes, verletzte ich mich jedoch am eingeschlagenen Glas und ein leichter Riss entstand an meinem Arm.
„Alles klar, Joschka?“ Fragte mich Nele, nach dem ich laut „Aua“ geschrien hatte.
„Ja, geht schon. Zum Glück bin ich nicht Bella und du Edward, sonst müsste ich mir jetzt Sorgen machen!“ Sagte ich lachend und zog einfach meinen Ärmel über die Wunde.
„Haha, genau! Twilight sollten wir auch mal wieder gucken!“ Rief Nele und warf mir eine Kuss Hand zu. Ich fing diese übertrieben auf und wendete mich wieder dem geöffneten Fenster zu.
Irgendwie schaffte ich es sogar durch zu klettern, auch wenn ich froh war, dass ich es selber nicht sehen musste und nur Nele lachend unten stand. Während Nele sich genau so blöd anstellte, beim Klettern, wusch ich das Blut von meinem Arm und Ärmel.
„Sieht ja scheiße aus!“ Bemerkte Nele, die neben mir am Waschbecken nun stand.
„Mach lieber das Fenster zu!“ Sagte und steckte ihr die Zunge raus.
„Wir sollten was über das Loch kleben!“ Überlegte meine Freundin.
„Ich hätte Tampons dabei!“ Lachte ich und wickelte das Papier für die Hände um meinen Arm.
Nele durchwühlte ihre Tasche. „Also ich hätte Kaugummis dabei!“ Zeigte sie mir stolz.
Ich nahm mir noch mehr Papiertücher und ging zum Fenster. „Kau mal ein paar, wir kleben das Papier einfach darüber.“ Schlug ich immer noch lachend vor.
Wie die Verrückten kauten wir die Kaugummis von Nele und mussten sabbern, bei jedem Versuch, das Lachen zu unterdrücken. Nach einer gefühlten Ewigkeit klebte dann das Papier, mit dem super Kleber namens Kaugummi, über dem Loch.
„Haha, gib mir mal deinen Lippenstift!“ Sagte ich zu Nele und malte noch ein lachendes Gesicht auf das Papier.
„Seeeehr gut!“ Sagte Nele und zog sich ihre Lippen nach.
„Scheiße da kommt jemand!“ Rief ich und schob meine Freundin in eine Toilettenkabine. Mit der Hand vor dem Mund, um nicht laut los zu lachen, kauerten wir zu 2. auf dem Toilettendeckel und lauschten.
„Wie Therese schon wieder rum rennt, eh!“ Hörten wir eine Stimme sagen.
„Oh ja, dieser Rock. 100% aus H&M!“ Sagte eine Andere.
Ich verdrehte die Augen. „Läster, läster..“
Nele prustete los.
Die Stimmen verstummten. „Hallo, ist da wer?“
„Ich bin die Therese mit dem H&M Rock und du?“ Rief Nele und verstellte ihre Stimme.
„Komm Claudi, wir gehen. Kindergarten wieder beim Gruppen pullern!“ Dann hörten wir die Tür zufallen.
„Komm Joschka, wir gehen. Es stinkt nach Dummheit und kurzen Röcken aus H&M!“ Rief Nele und warf sich lachend gegen die Toilettentür, diese gab nach und fiel mit meiner Freundin zu Boden.
„Oh Gott!“ Rief ich und sah wie meine Freundin immer noch lachend auf der Tür lag. „Scheiße, Nele, raus jetzt!“
Lachend liefen wir aus der Toilette, direkt in die Menschenmassen.

Kapitel 2

„Maaaaaaaaan, der Abend war sooooo geil!“ Quitschte Nele am nächsten Morgen beim Frühstück. Wir saßen bei mir Zuhause auf dem Fensterbrett und ließen unsere Füße nach draußen baumeln. Jeder hatte eine Tasse Kaffee in der einen Hand und in der anderen, eine Zigarette.
„Oh ja, heute Abend feiert Malte seinen Geburtstag, gehen wir hin?“ Fragte ich meine Freundin, drückte die Zigarette neben mir auf dem Fensterbrett aus und warf sie nach unten. Sie fiel geschätzte 10 Meter runter, da wir etwas weiter oben in einer Altbauwohnung wohnten.
„Sind wir denn eingeladen?“ Fragte Nele und spuckte nach unten.
„Keine Ahnung, ist doch egal. Wenn wir da sind, werden die uns schon nicht wieder raus schmeißen!“ Sagte ich fest entschlossen und betrachtete die alte grüne Fassade von unserem Haus. Ok, es war nicht unser Haus, wir hatten nur eine Wohnung, ansonsten lebten hier noch eine Großfamilie, die gleich 2 Wohnungen einnahm, 3 Rentnerpaare und eine Männer WG. Seit 12 Jahren wohnten wir nun schon hier und nie wieder wollte ich weg.
„Ok, dann haben wir schon was vor für heute Abend. Was machen wir da jetzt noch?“ Fragte Nele und spuckte erneut runter, diesmal traf sie fast unsere eine Oma Nachbarin. „Sorry!“ Schrie meine Freundin zu ihr runter. Frau Schubert schüttelte nur den Kopf. Das sah man auch von hier oben.
„Mein Vater wollte uns dann seine neue Freundin vorstellen, also treffen wir uns danach, ok?“ Erklärte ich ihr und verdrehte die Augen, bei dem Gedanken, dass wir dann alle lieb und nett am Tisch sitzen müssen.
„Alles klar, dann mach ich jetzt mal los. Wir treffen uns 17 Uhr am Einkaufszentrum!“ Sagte Nele, gab mir einen Schmatzer auf die Wange und kletterte zurück in mein Zimmer.

Wenig später stand ich frisch geduscht vor meinem Spiegel und kämmte mir die Haare. Ich wollte die neue Freundin meines Vaters nicht gleich schocken, denn die Feier gestern Abend war hart und dem entsprechend sahen wir auch aus.
„Joschka, du sollst die Küche aufräumen und dann Kuchen kaufen gehen!“ Mein kleiner Bruder stand in meinem Zimmer, in der einen Hand hielt er ein Auto und in der anderen eine Fernbedienung. Obwohl er erst 4 Jahre alt war, konnte er schon gut den Ton angeben, trotzdem war er das süßeste Kind auf der Welt.
Ich stand auf, ging zu ihm, nahm ihm die Fernbedienung weg und gab ihm dafür 5 Euro. „Geh du mal bitte zum Bäcker, ich räume da weile die Küche auf, ok?“
„Och nööö…“ Maulte Maurice los.
„Doch, du darfst dir auch ein extra großes Stück Kuchen aussuchen!“ Versuchte ich ihn zu überreden.
„Ok!“ Willigte er ein und trottete aus meinem Zimmer. So einfach war das.
„Poldi, du sollst die Küche aufräumen!“ Rief ich durch die Küche zu meinem anderen jüngeren Bruder.
„Kannst du selber machen!“ Rief er zurück.
„Nein, du sollst das machen. Sonst nimmt Vati dir dein ach so cooles Skateboard weg!“ Sagte ich und trat in sein Zimmer, das Grinsen musste ich mir verkneifen, als mein Bruder genervt in die Küche ging und anfing das Geschirr weg zu räumen.
Sehr gut hatte ich meine beiden Brüder erzogen, außerdem ist die Aufgabenverteilung gerecht. So konnte ich mich jetzt mit dem Laptop auf mein Bett setzen und zu Facebook gehen. Eigentlich traurig, wie süchtig es macht. Jeden Tag sitzt man mehrere Stunden davor, schaut sich Profile an und wartet auf Neuigkeiten. Aber ohne Facebook, wüsste man nicht was in der Welt los ist und so erfuhr ich jetzt, dass eine Freundin von mir in einer Beziehung war, eine andere Freundin gestern gekotzt hat und das Bilder von gestern Abend hoch geladen wurden sind. Nele und ich auf der Tanzfläche, in der einen Hand ein Glas, in der anderen eine Zigarette. Die Gesichter zu Fratzen verzerrt, der Lippenstift verschmiert, die Haare wild durch einander und das Kleid verrutscht. Jetzt wusste jeder Bescheid. Egal.
„Joschka, ich hab den Kuchen!“ Rief Maurice auf einmal, der in meiner Tür stand und mir eine große Tüte entgegen hielt.
„Bring sie in die Küche zu Poldi!“ Sagte ich und konzentrierte mich auf die Kommentare unter dem Foto, bis ich es scheppern hörte. Sofort stand ich auf und rannte in die Küche, dort lag Maurice weinend auf dem Boden und neben ihm die Tüte.
„Oh scheiße…“ Murmelte ich und hob den Kuchen auf. „Kümmere dich mal um Maurice.“ Sagte ich zu meinem anderen Bruder, während ich den Kuchen auspackte. Man konnte es aber nicht mehr Kuchen nennen, es waren Kuchenstücke und viel zu viele Krümel. Aus dem Küchenschrank holte ich einen Teller und legte alles einfach dort drauf. Ich rückte dann alles noch ordentlich zurecht, damit es nicht ganz so unappetitlich aussah.
„Hallo Kinder, wir sind da!“ Hörte ich meinen Vater aus dem Flur rufen.
Schnell holten Poldi und ich Teller, Tassen und Kuchengabeln aus dem Schrank und deckten den Tisch ein.
„Und was ist mit Kaffee?“ Fragte Poldi.
Ich verdrehte die Augen. „Milch muss reichen, du kannst ja noch das Kakao Pulver hinstellen.“ Sagte ich und setzte den immer noch weinenden Maurice auf einen Stuhl. „Jetzt schön lieb sein!“ Sagte ich zu ihm und drückte ihm ein kleines Stück Kuchen in die Hand. Er nickte und zog die Nase hoch.
„Darf ich vorstellen, das sind Karina und ihre beiden Kinder, Lisa 18 Jahre und Mohamed 19!“ Stellte unser Vater die Begleitung vor.
Mir blieb der Mund offen stehen, als ich die beiden Kinder von ihr sah. Nicht nur, das die Namensgebung sehr unkreativ war, sondern auch den ihr Aussehen. Lisas Haare waren blond gefärbt, das sah man am dunklen Ansatz, sie trug eine enge schwarze Leggins, ein Leoparden Oberteil mit zu viel Ausschnitt, viel zu hohe Absatzschuhe und hatte eindeutig zu viel Metall im Gesicht. Also Piercings. Und wo wir gerade beim Gesicht waren, noch mehr Schminke konnte man sich gar nicht drauf klatschen, wie hielt das alles nur?! Ihr Bruder-, war es wirklich ihr Bruder(??) war eher türkisch, oder sah das nur so aus?! Vielleicht 2 verschiedene Väter. Auf jeden Fall waren seine Haare schwarz, an den Seiten abrasiert, im Ohr ein Tunnel, ein T-Shirt mit irgendeinem Schriftzug, die Hose hing zu weit unten und allgemein, er stand da als hätte er ein geschissen.
„Das sind meine Kinder. Aljonuschka, sie ist 17 Jahre alt, Leopold ist 15 und Maurice erst 4!“ Wurden wir vorgestellt.
„Joschka, bitte schön!“ Sagte ich genervt, da mir mein richtiger Name nicht wirklich gefiel. „Und er heißt Poldi!“ Korrigierte ich auch den Namen meines Bruders.

Kapitel 3:

„Und wie war es?“ Fragte mich Nele als wir in unseren Lieblings Laden gingen.
Ich stöhnte und erzählte ihr, wie wir zu 7. an unserem kleinen Küchentisch hockten und versuchten alle lieb zu einander zu sein. Das endete natürlich im peinlichen Schweigen. Wie Lisa den Krümel Kuchen kritisch betrachtete und ihr türkischer Bruder die ganze Zeit mit seinem Handy spielte, musste natürlich auch erwähnt werden.
„Klingt ja uncool!“ Bemerkte meine Freundin und durchwühlte den ersten Klamottenstapel.
Ich tat es ihr gleich und stöhnte noch einmal „Ich war so froh als die weg waren. Aber dann fing mein Vater an zu diskutieren, ich soll Maurice nicht alleine einkaufen gehen lassen. Er wäre ja erst 4, und blaa, blaa. Aber Maurice hatte gesagt, dass ihm eine Oma geholfen hat!“
„Dann ist doch alles gut!“ Grinste Nele „Jetzt heißt es shoppen!“
Ich grinste mit ihr zusammen und ging so lange durch den Laden, bis ich mit meiner Ausbeute zufrieden war.
„Umkleide?“ Fragte Nele.
„Umkleide!“ Beantwortete ich.

Es wird Frühling, also brauch man neue Kleider. Bunt und altmodisch, dass ist der neue Trend.
Viele würden jetzt den Weg mit ihrer Ausbeute zur Kasse nehmen, brav ihr Taschengeld der Frau- die eine 3 jährige Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau gemacht hat, geben und anschließend mit Tüte in der Hand stolz aus dem Laden spazieren. Aber bei Nele und mir war das anders, wir bearbeiteten die Klamotten noch in der Umkleide, stopften sie in unsere Taschen und gingen danach seelenruhig an der Kasse vorbei, ohne Tüte aus dem Laden.
Es ist nicht so, dass wir kein Taschengeld besaßen, ich ging sogar manchmal arbeiten, aber warum unnötig Geld ausgeben, wenn es auch so ging?
„Was hast du alles?“ Fragte mich meine Freundin, als wir zum nächsten Laden schlenderten.
„4 Oberteile, 2 Jäckchen und einen Rock. Aber ich brauch dringend eine neue Jeans und vielleicht noch ein Sommerkleid!“
Nele nickte. „Neue Schuhe vielleicht noch..“
Wir spielten dieses Spiel so lange, bis wir alles hatten, was wir wollten.
„War ja richtig erfolgreich heute.“ Bemerkte ich.
„Klar immer doch. Sag mal, brauch Malte noch ein Geburtstagsgeschenk?“ Fragte Nele.
„Vielleicht Schokolade, das kommt immer gut!“ Überlegte ich, und so gingen wir ins Lebensmittelgeschäft.
„Nuss, Nougat…?“
„Nougat!“
Wir bezahlten diesmal auch, da hier ein paar Kameras mehr waren und es keine Umkleidekabinen gab.
„Wie alt wird Malte?“ Fragte ich.
Nele zuckte mit den Schultern und öffnete die Verpackung der Schokolade. „Keine Ahnung, vielleicht 19!“
„Eh, lass die zu. Die ist für Malte!“ Sagte ich streng und nahm meiner Freundin die Schokolade weg.
„Oh man!“ Sie verdrehte die Augen und kramte ihre Zigaretten raus. „Dann halt rauchen!“


Fortsetzung folgt!


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.04.2012

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