Cover


Kapitel 1:
Es war ein regnerischer Sonntagmorgen. Manch einer würde jetzt genervt aufstöhnen, aber für mich waren es die idealen Arbeitsbedingungen. Mein Job war es, dafür zu sorgen, dass die Promis trocken zu Pressekonferenzen, Filmpremieren und ähnlichen Veranstaltungen kamen. Und für all die, die es noch nicht erraten haben: Ich bin eine Regenschirmhalterin.
Und passend dazu mein Name: Rain. Welch eine Ironie des Schicksals.
Die Frau, die mich zur Welt brachte kannte ich nicht. Ich wusste nur, dass sie mich als Baby in einem Korb vor irgendeiner Tür abgestellt hat, ohne zu wissen, ob die Leute überhaupt da waren. Als man mich am nächsten Morgen vor der Türe fand, regnete es in Strömen. Daher auch der Name .Seitdem waren nun zweiundzwanzig Jahre vergangen. Meine Eltern allerdings waren einfach spitze. Mary und Peter liebten mich, als wäre ich ihre eigene Tochter und mein zwei Jahre älterer Bruder ist.. nun ja .. wie größere Brüder eben sind. Im Großen und Ganzen war mein Leben toll. Mary hatte ihre Eltern sehr früh verloren und ein kleines Vermögen geerbt daher hatte ich immer die neuesten Spielsachen und später das neueste Handy. Und als ich sechzehn wurde gründete Peter eine Firma und ich bekam einen Job.
Dad sagte immer, dass der Beruf des Regenschirmhalters eine Marktlücke sei – und er sollte Recht behalten. Nur zwei Jahre später konnten wir außerordentlich gut von dem Ertrag, den die Firma erzielte, leben. Meinen Job behielt ich trotzdem, da ich finanziell nicht von den beiden abhängig sein wollte. Und wenn jetzt jemand denken sollte :
>>Was für ein Prinzesschen! Kriegt alles wie Puderzucker in den Hintern gepustet! << ,
der liegt vollkommen falsch. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber am besten ist wohl das Beispiel:
Man putzt Papas Auto. Papas Liebling! Wenn man fertig ist, ist man ganz stolz und freut sich auf das Gesicht seines Vaters. Als der allerdings von der Arbeit kommt, fängt er an rumzubrüllen und fragt, wer den Kratzer in den Lack gemacht hat.
Tja.. wer das schon mal erlebt hat, der weiß wie frustrierend das ist. Und so läuft es auch in meinem Job. Ich musste mich von ganz unten nach oben arbeiten. Und wenn ich sage ganz unten, dann meine ich wirklich ganz unten. Na ja.. Klofrau war ich nicht, aber ich durfte den >>Großen<< ihre Post austeilen, den Kaffe bringen und sie zu ihren Aufträgen fahren. Und es war auch ein oder zweimal vorgekommen, dass ich jemandem eine Fußmassage geben musste. Und glaubt mir, auf diese Erfahrung hätte ich ruhig verzichten können! Und ihr könnt mir glauben, dass ich mindesten doppelt, wenn nicht sogar dreifach so hart arbeiten musste wie der Rest der Angestellten, weil mein Vater nie zufrieden war. Klar, das nervt, aber er ist nun mal der Boss! Letztendlich hatte ich es doch geschafft, ihn zufriedenzustellen, und vor einem Jahr erklärte er mich offiziell zur Junior-Partnerin. Aber zurück zur eigentlichen Story.
Es war ein regnerischer Tag und ich war auf dem Weg zu einem Job und zwar so ein richtig dicker Fisch. Adam Samuel, dem anscheinen alle weiblichen Wesen auf diesem Planeten, ich ausgeschlossen, hinterher sabberten, hatte jemanden für heute Abend gebucht. Und da Max, der den Job eigentlich ausführen sollte ganz "plötzlich" erkrankt war, lag es an mir ihn zu vertreten. Ich hielt auf dem Parkplatz an dem ich mich mit ihm treffen sollte und griff zu der Akte, die neben mir auf dem Beifahrersitz lag.
Darin stand alles Mögliche! Es fing damit an, wo und wann ich ihn treffen sollte und hörte damit auf, welche Farbe der Regenschirm haben sollte und- was mich am meisten aufregte -was ICH tragen sollte! Ich meine Hallo?! Zum Glück war er wenigstens nicht einer dieser Perversen, die mich in Lack und Latex haben wollten. >Schwarze Kleidung< war alles was dort stand. Und dieses Kriterium hatte ich wohl erfüllt. Selbst meine Unterwäsche und meine Socken waren schwarz. Wobei ich nicht davon ausging, dass er die zu Gesicht bekommen würde. Ich meine natürlich die Unterwäsche. Ich zog mir schnell die schwarzen High Heels, die ich zum Auto fahren ausgezogen hatte, wieder an und schaltete den CD-Player ein. Die ersten Töne meines Lieblingsliedes >>Yours To Hold<< von Skillet erklangen und ich sag lauthals mit. Ich war gerade so richtig in Schwung gekommen, als es an der Fensterscheibe klopfte. Oh je, Rain. Wahrscheinlich hat jemand wegen Lärmbelästigung die Polizei gerufen. So etwas kannst du jetzt wirklich nicht gebrauchen! Ich schaltete den CD-Player schnell aus und ließ dann das Fenster hinunter. Mir lag bereits eine Ausrede auf der Zunge als der Fremde mich mit zwei Saphirblauen Augen ansah und es mir die Sprache verschlug.
Ich wusste gar nicht, dass die Polizisten heutzutage so gut aussehen. Schwarze Haare, deren Strähnen ihm teilweise in die Stirn fielen. Ich musste mich fast auf meine Hände setzen um seine Haare nicht zu verwuscheln.
Rain, reiß dich zusammen.. Beamtenbelästigung! Macht sich sicher super in deiner Akte. Danach wirst du dich vor Aufträgen gar nicht mehr retten können.
Ich blickte stumm zurück und überlegte fieberhaft wie ich diesem Typen klar machen sollte, dass ich gerade absolut keine Zeit für einen kleinen Zwischenstopp auf dem Revier hatte.
>>Rain Honey? << fragte er mich nach einer gefühlten Ewigkeit. Seine Stimme! Die geht ja wohl runter wie Honig! Moment mal! Er kennt meinen Namen! Woher kennt er meinen Namen? Ist es normal, dass ein Polizist meinen Namen kennt? Ist damals auf dem Abschlussball vielleicht doch mehr passiert als ich gedacht hatte? Himmel hilf! Wie dick ist wohl meine Akte bei der Polizei bereits? Wie oft war ich überhaupt so betrunken, dass ich mich an nichts mehr erinnern konnte? Es war das eine mal an meinem sechzehnten Geburtstag, dann auf dem Abschlussball, dann...
>>Rain Honey? << unterbrach der Fremde meine Gedankengänge. Jetzt jedoch klang seine Stimme etwas verärgert. Ich sammelte mich und sprach schließlich mit fester Stimme.
>>Ja ich bin Rain Honey. Und ich kann das alles erklären. Damals auf dem Abschlussball.. Hören sie ich war sehr.. nun ja, sagen wir ich war nicht mehr ganz Herr meiner Sinne und ich wollte das, was auch immer es war, wirklich nicht. Und ich verspreche ihnen...<<
>>Könnten sie vielleicht mal aufhören zu reden? Ich verstehe um ehrlich zu sein kein Wort von dem was sie da gerade gefaselt haben, aber ich weiß, dass wir zu spät zu meiner Filmpremiere kommen werden, wenn sie jetzt nicht sofort aus diesem Auto aussteigen und mit mir mitkommen! << unterbrach er mich schon wieder! Ich konnte das einfach nicht leiden! Immer unterbrochen zu werden! Das ist einfach unerhört, selbst für einen Polizisten. Und was soll das mit der Premiere überhaupt heißen? Ich meine was hat ein Polizist auf einer Premiere zu.... Plötzlich ging mir ein Licht auf und ich hätte mich am liebsten selbst in den Arsch gebissen! Dieses Gefühl wich allerdings in Lichtgeschwindigkeit einem anderen.
Himmel Rain! Geht’s eigentlich noch peinlicher?! Das da ist Adam Samuel und kein Polizist. Oh je! Was hast du bloß schon wieder angestellt? Wenn Dad das hört, dann darfst du dem Dicken Ernie bestimmt wieder den Schweiß von der Stirn tupfen! Und bei 27 Grad tropft eine Menge Schweiß von dieser Stirn! Warum bist du nur immer so verpeilt und chaotisch?!
Ein Räuspern riss mich erneut aus meinen Gedanken. Ich blickte von dem Lenkrad, dass ich umklammert hielt auf und sah in ein sehr verärgert ausschauendes Gesicht. Das Gesicht eines Racheengels.
>>Adam Samuel? << fragte ich ihn ungläubig, da ich einfach nicht glauben wollte, dass ich dieses riesige Fettnäpfchen tatsächlich zu 100% getroffen hatte.
Ich sah wie er seine Kiefer aufeinander presste, wahrscheinlich um mich nicht tot zu schlagen.
Er nickte und es war mehr als offensichtlich, dass er versuchte nicht auszurasten.
Ich griff nach dem Regenschirm, der auf dem Rücksitz des Wagens lag,tastete weiter und ... blickte mich panisch um, da meine Handtasche nicht mehr da lag wo sie sein sollte.
Rain! Das wird doch jetzt wohl nicht wahr sein!
Schließlich fand ich sie. Unter meinem Sitz. Um sie allerdings aus ihrem Gefängnis zu befreien musste ich auf den Rücksitz klettern und erst viel zu spät wurde mir bewusst, dass ich besser ausgestiegen wäre, als mich zwischen den Vordersitzen nach hinten auf die Rückbank zu schlängeln. Letztendlich allerdings hielt ich meinen Schatz in der Hand und stieg mit Regenschirm und Handtasche bewaffnet aus dem Auto.
>>Wo geht’s lang? << fragte ich Mr. Samuel. Er nickte mit dem Kopf in Richtung einer großen schwarzen Limousine.
>>Okay, los geht’s. << ich lächelte ihm aufmunternd zu und erhielt einen eisigen Blick. Na das konnte ja lustig werden!

Kapitel 2:

Die Atomsphäre während der Fahr war sehr.. nun ja, angespannt. Dabei verstand ich nicht so recht, was ich falsch gemacht hatte! Ja gut, ich hatte aus Versehen einen der begehrtesten Junggesellen Amerikas für einen Polizisten gehalten, aber mein Gott! So was passiert halt mal.
Mittlerweile waren wir vor dem roten Teppich angekommen. Ich packte den schwarzen Regenschirm, bereit ihn zu öffnen, falls es angefangen haben sollte zu regnen. Das coole an meinem Job war, dass ich immer bezahlt wurde, egal ob es jetzt wirklich geregnet hatte, oder nicht.
>>Miss Honey? Ich wäre dann soweit! << riss mich Adam Samuel aus meinen Gedanken. Schon wieder starrte er mich sauer an.
Himmel, mit dem hast du es dir aber gründlich verscherzt, Rain! Wahrscheinlich denkt er, dass du gleich über deine eigenen Füße stolperst, ihn beim Hinfallen mit umreißt, ihr euch beide etwas brecht und dass du euch beide vor den Reportern und Fotografen zum Affen machst! Also bitte! Als ob mir jemals so etwas passieren würde! Ich war immerhin ein Profi. .
Mit diesem Gedanken stieg ich aus und kam etwas wackelig auf den Beinen vor der Limousine zum stehen. Mit viel zu viel Schwung drehte ich mich um und musste feststellen, dass man auf diesen wahnsinnig hohen Schuhen besser nicht machen sollte. Ich wankte und wankte und wankte und.. wurde am Ellbogen gepackt. Das zum Thema Profi.
Mr. Samuel hielt meinen arm fest und half mir somit mein Gleichgewicht wieder zu erlangen.
>>Danke. << wisperte ich verlegen. So was war mir echt noch nie passiert! Ich schwöre.
Da ich keine Antwort bekam beschloss ich das Vorgefallene ad acta zu legen und mich wieder auf meinen Job zu konzentrieren.
Da es nicht regnet ging ich einfach hinter Mr. Samuel her. Offensichtlich war er sowohl bei den Reportern und Fotografen als auch bei den Fans sehr beliebt. Überall kreischende Mädchen und sogar Frauen. Am liebsten hätte ich ihnen zugerufen:
>>Hört auf zu kreischen! Der Typ ist gar nicht so toll wie er aussieht. Er ist ein mürrischer, unfreundlicher Kerl. << aber ich glaube, dass das niemanden interresiert hätte. Die hälfte der weiblichen Fans die dort standen waren Teenager, denen der Charakter dieses Mannes wohl egal war.
Hin und wieder kippte eines der Mädchen um und wurde fast tot getrampelt. Einer der Gründe
weshalb ich nie auf solchen Veranstaltungen gewesen war. Die Menschenmassen machten mir Angst und mich überkam ein klaustrophobisches Gefühl.
Während ich über meine Jugend nachdachte gab Mr. Samuel jede Menge Autogramme und Interviews. Als ich genauer hinhörte wurde ich glatt ein bisschen rot. Der Reporter hatte ihn grade gefragt, wer diese bezaubernde junge Dame sei, mit der er heute auf dem roten Teppich zu sehen sei. Neugierig trat ich einen weiteren Schritt auf Adam zu, machte ein paar Sekunden später allerdings einen Rückzieher. Was hatte ich denn erwartet? Dass er sagen würde, dass er sich unsterblich in mich verliebt habe? Wohl kaum. Dass mir diese Tatsache einen klitze kleinen Stich ins Herz versetzte überraschte mich. Dieser Mann bedeutete mir gar nicht. Redete ich mir zumindest ein.
Während der Film lief wartete ich vor dem Gebäude. Insgesamt drei Stunden! Nach anderthalb hatte ich die Langeweile satt und zog meinen MP3-Player aus meiner Handtasche und hörte mit geschlossenen Augen Musik. So verpasste ich das Ende der Premiere und hätte fast einen Herzinfarkt bekommen, als mir jemand auf die Schulter klopfte.
>>Sind sie so weit, Miss Honey? <<
Wahrscheinlich sah ich in diesem Moment aus, wie die Kuh auf der Weide.
Und ich sabberte. Ziemlich sicher sogar.
Ein Blick in diese blauen Augen und mein Gehirn schaltete sich aus. Aber das war mir in diesem Moment egal. Zumindest, bis ich das amüsierte Funkeln und das Zucken, dass ein definitiv spöttisches Lachen andeutet, um seine Mundwinkel wahrnahm.
Glückwunsch Rain, du hast Mister Eisblock mit deine Dämlichkeit zum Lachen gebracht. Wahrscheinlich bist du die erste in 100 Jahren. Man sollte dir das Bundesverdienstkreuz oder wie auch immer das heißt verleihen.
Die Tatsache, dass ich mich hier gerade total blamiert hatte brachte mein Gehirn wieder in Gang. Gaaaaanz langsam zumindest. So wie damals die Dampflokomotiven. Sie wissen schon was ich meine.
>>Klar. Ich habe hier auf sie gewartet. <<
>>Natürlich. <<
Arroganter Mistkerl! Bevor ich ihm eine meiner kreativen Beleidigungen an den Kopf schmeißen konnte packte er mich beim Ellebogen und führte mich zurück über dem roten Teppich, wo es, jetzt wieder, oder immer noch, voll von Fotografen ist.
Ich setzte mein schönstes Sonntagslächeln auf und versuchte mir in meinen High Heels nicht alle Knochen zu brechen.
Als wir endlich an der Limousine ankamen wurde ich fast von zwei weiblichen Fans skalpiert und allein meine schnelle Reaktion, die daraus bestand wild mit dem Regenschirm um mich zu schlagen, führte dazu, dass ich mir in nächster Zukunft keine Echthaarperücke zulegen musste. Langsam bekam ich Kopfschmerzen von dem ganzen Trubel um diesen Mann. Er war immerhin nicht die Queen von England. In spätestens 10 Jahren würde sich keiner mehr an ihn erinnern und wahrscheinlich würde er dann aussehen wie eine Plastikpuppe. Achja, der Botox-Wahn. Manchmal sahen mein Bruder Drew und ich uns zum Spaß >Botox-Unfälle

Impressum

Texte: Die Gecshichte ist von mir, also bitte nicht einfach kopieren und als eigene ausgeben ;)
Tag der Veröffentlichung: 16.05.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meinem Teufel und den beiden Zwergen.. Schneebeißchen ist coming back ^^

Nächste Seite
Seite 1 /