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Diese Erinnerungen dürfen nicht in Vergessenheit geraten

 

 

Rückblick in meine Kindheit. Viele Gedanken haften tief in meinem Kopf. Sie  dürfen nicht in der Versenkung verschwinden. Ich werde sie  Euch, meine lieben Leser, hier erzählen. Ich bin Jahrgang 1935 und kann mich zurückbesinnen bis 1938

von 1938 bis irgendwann

Für mich war es sehr schwer, als meine Mutter so still und leise von mir gegangen war. Ich konnte mir das früher gar nicht vorstellen, dass sie einmal sterben würde. Aber 93 Jahre, das ist schon ein stolzes Alter. Jetzt saß ich vor einem leeren Bildschirm und wusste nicht wo ich anfangen sollte. Da fiel mir das Büchlein ein, das mir letztens in die Hände fiel, als ich etwas anderes suchte. Mein Tagebuch aus längst vergangenen Zeiten. Darin hatte ich sorgfältig aufgeschrieben, wenn ich etwas aus meiner Kindheit und Jugendzeit erfuhr. damals war ich schon Recht neugierig, und meine Fragen nahmen kein Ende. Als ich vierzehn Jahre alt war, ermutigte mich mein Vater dazu ja nicht aufzuhören. Da mir meine Mutter immer viel berichtete, wurde die kleine Kladde ansehnlich gefüllt. Nun denn, so sollen Sie es erfahren, liebe Leser, wie es damals war. Bestimmt wollte mein Vater als erstes Kind einen Jungen haben. Ich glaube alle Männer sind so. Sicher benahm ich mich auch dem entsprechend. Mädchen trugen damals nur Kleider und Röcke. Meine zerrissen ständig, denn immer blieb ich irgendwo hängen. Im Sommer zog ich kurze schwarze Turnhosen an. Ein Oberteil dazu, nein ich glaube so etwas hatte ich nicht. Meine blonden langen Zöpfe steckten mit Bindfaden rund um meinen Kopf fest. Von Sauberkeit hielt ich nicht viel. Am liebsten spielte ich mit den Buben auf unserer Straße. Kein Zaun oder Baum war zu hoch für mich.

1938 Kindheit

Heute muss ich darüber lachen. Soweit ich mich zurück erinnern kann, war ich mit meiner Mama in Worms in einem Geschäft. Sie bezahlte an der Kasse etwas Blaues. Es wurde gut eingepackt und dauerte dementsprechend. Ich langweilte mich, kniete auf dem Boden und spielte mit den wunderschönen Knöpfen an ihrem Rock. Ich knöpfte immer weiter auf, bis oben an die Taille. Auf einmal fiel das Kleidungsstück und sie stand im Unterrock da. Anscheinend bemerkte sie es erst als ihr kalt wurde. Was weiter geschah entzieht sich meinem Erinnerungsvermögen. Wenn man bedenkt ich war erst drei Jahre alt. Übrigens das Blaue war Emailgeschirr für meine Puppenküche. Davon hatte ich noch ein Töpfchen als ich heiratete. Da passte genau eine Tasse Milch hinein.

1939 Winter

Ich war vier Jahre alt. Oft holte meine Mutter einen Apfel und legte ihn auf die Herdplatte. Den Duft habe ich heute noch in der Nase, ich konnte nicht abwarten bis seine Haut ganz schrumpelig war, und wollte immerzu sofort davon essen. Aber, dass er sehr heiß war, bedachte ich nicht. Mit einem Kaffeelöffelchen schabte sie immer etwas ab. In dieser Zeit war es das Feinste für mich. Meine Mutter öffnete auch das Türchen im Herd, so dass man das Feuer sehen konnte, es prasselte und die Flammen züngelten am Holz. Hin und wieder legt sie ein Holzscheit nach. Ich saß kuschelig auf ihrem Schoss und sie erzählte mir Märchen. Die Feuerzungen tanzten wie Elfen, und zuckten unruhig um das Holz. „Da drin sitzt eingesperrt eine feine Prinzessin, sie singt wunderschön, hörst du es. Immer zur Adventszeit hört man sie.“ Dann knackt das Holz und ich zuckte zusammen. „Das war der Prinz, er tötete gerade den Drachen, jetzt hat er seine Holde erlöst und will sie mit auf sein Schloss nehmen.“
Manche Geschichten war etwas schaurig, und ich schmiegte mich an sie. Ob es jetzt gerade diese Geschichte war, ich weiß es nicht. Oftmals sang sie auch. Ihre Lieder, die allerdings, sind mir heute noch gegenwärtig. So saßen wir vertraut und warteten bis mein Vater von der Arbeit kam. Mit roten Bäckchen begrüßte ich ihn. Er fühlt sich eiskalt an. Mama hatte schon das Nachtessen vorbereitet. Und danach mussten ich ins Bett. Nach dem Gebet versprach sie mir, dass morgen die Geschichte weitergeht. Diese Erinnerung ist etwas sehr kostbares.

Pfrimm

Beinahe wäre ich ertrunken. Meine Tante Käthchen wohnte nicht weit vom Bach entfernt. Sie konnte mich von ihren Fenster beobachten. Manchmal durfte ich ihre Gänse durch den Weg zum Bach treiben. Für mich hatte der Fluss nichts Bedrohliches. Mein Ball rollte das Wegelche, wie wir das Gässchen nannten, runter ins Wasser, ich rannte hinterher. Die Pfrimm floss mit Hochwasser. Sie war am Überlaufen. Ein junger Mann rettete mich, mehr weiß ich nicht davon. Danach durfte ich lange Zeit nicht mehr an den Fluss. Ich war noch klein und kenne die Geschichte nur aus der Erzählung der Erwachsenen.

Ich ging gerne einkaufen

Da kam ich mir sehr erwachsen vor. Autos fuhren zu dieser Zeit keine.Es gab meines Wissens nur ein Auto im Dorf, das gehörte dem Hausarzt. Doch davon später. Der Konsum war gleich bei uns um die Ecke. Ich war vielleicht vier Jahre, da durfte ich zum ersten Mal allein dahin. Was ich holen sollte weiß ich nicht mehr, Mama gab mir ein Portemonnaie und ich ging laut vor mich hin sagend, Brühwürfel, Brühwürfel nehme ich an. Im Geschäft waren viele große Leute die sich unterhielten. Tapfer sagte ich immer Brühwürfel, Brühwürfel. Nach einer gewissen Zeit bemerkten sie mich und stolz sagte ich mein Wort auf. Das Geld nahm ich aus der Börse und den Rest steckte ich wieder hinein. Glücklich, dass ich die erste Hürde genommen hatte, hüpfte ich nach Hause. Mama hielt schon Ausschau, wo ich so lange blieb. Und wo hast du den Geldbeutel? Ich legte den Zeigefinger auf den Mund Pst, „komm ich zeige es dir“, dabei zog ich sie an einen Zaun. Dort hatte ich ein Loch gebuddelt und darin schön versteckt lag er. „Warum hast du das gemacht“, fragte sie, „ei, dass ihn mir niemand abnimmt“. Manchmal wüsste ich gerne, was ich damals gedacht hatte. Ich sehe während ich schreibe den Laden innen und außen vor mir. Auch den Weg von dort nach Hause erkenne ich, nur das Loch mit dem Geldbeutel finde ich nicht.

Silvester

An diesem Tag wurde ich schon nachmittags gebadet.Dann zog sie mir einen frischenSchlafanzug an und den Trainingsanzug darüber.
Nun musst du ein ganzes Jahr sauber bleiben. Beim Abendbrot, ich war immer ein schlechter Esser, wurde ich aufgefordert, noch ein Schnittchen zu essen, weil ich nun ein ganzes Jahr nichts mehr bekam. Später in meinem Haushalt hielt ich es ähnlich. Aber alles wurde vor Silvester gewaschen und gebügelt, alle Räume geputzt, man sagte, wer im alten Jahr den Schmutz mit ins neue Jahr nimmt bei dem ist es das ganze Jahr nicht sauber. So halte ich es noch heute. Aber die Fenster putze ich nicht. Zu Essen gab es, als ich verheiratet war in meiner Familie abends Kartoffelsalat und Kassler Rippchen dann nach Mitternacht Sauerkraut und Würstchen. Das Kraut köchelte auf dem Ofen und war am Schluss ganz braun. Diese

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Siglinde Bickl
Cover: Bookrix
Tag der Veröffentlichung: 18.08.2019
ISBN: 978-3-7487-1319-7

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