Cover

Einleitung


Bis(s) am Anfang der Ewigkeit




Die Ewigkeit bewahrt nur die Liebe, weil sie von gleicher Natur ist


von Khalil Gibran




Jeder Jäger wird einmal ein Hase, früher oder später, denn die Ewigkeit ist lang.


von Wilhelm Busch


Chapter 1


Ich fletschte drohend meine Zähne und ein bedrohliches Knurren entfuhr mir. Ich duckte mich leicht und ging in Angriffsstellung. Ich vernahm das hoffnungslose Schluchzen meiner Mutter und das gefährliche Zischen meines Vaters hinter mir. Ich würde sie beschützen. Meine Eltern, meine Großeltern, meine Tanten und Onkel und... meinen Jacob. Niemals würde ich zulassen, dass IHM

oder meiner Familie etwas zustößt.
Ich vernahm es mit all meinen Sinnen, wie sie langsam näher kamen. Es schien, als würden sie über dem Boden schweben. Wie Engel... Und doch herzlos und brutal.
Und dann standen sie vor uns. Königlich und ehrfürchtig. Ein letztes Mal sah ich hinter mich, um in die Gesichter meiner perfekten Familie zu blicken.
Ich atmete tief ein und aus. Nur am Rande vernahm ich das flehende Wimmern meiner Mutter und das verzweifelnde Jaulen des riesigen, rostbraunen Wolfes.
Dann drehte ich mich wieder um und lief auf mein neues, schreckliches Leben zu. Auf das Leben, mit dem ich die Sicherheit meiner Liebsten gewährte. Auf das Leben bei den Volturi...

Ich erwachte keuchend und schnell atmend. Langsam setzte ich mich auf und versuchte mich zu beruhigen.
'Das war nur ein Albtraum! Entspann dich...!' Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen und an etwas anderes zu denken.
Nach einer ganzen Weile, strampelte ich das cremefarbene Bettlaken von meinen Füßen und stieg aus dem Bett. Es war wunderschön und für eine einzige Person viel zu groß. An den vier Ecken stiegen hellbraune Balken empor, um das ebenfalls cremefarbene Seidenlaken, das darüber gespannt war, festzuhalten. Ein Geschenk von meiner Tante Alice, zu meinem 6. Geburtstag.
Für eine 6-Jährige wäre das wahrscheinlich etwas übertrieben gewesen, aber wenn man innerhalb von 7 Jahren bereits als 18-Jährige durchgeht, ist das dann doch ganz akzeptabel.
Ich stellte mich vor meinen riesigen Spiegel, der passend zum Bett von hellbraunem Rosenholz umrahmt wurde. Ebenfalls ein Geschenk, jedoch von meiner anderen Tante, Rosalie.
Ich betrachtete mich darin und versuchte mir etwas von meiner unruhigen Nacht anmerken zu lassen. Meine Haut war immer noch von makellosem Pfirsich und zeigte keinerlei Augenringe, mein langes, hellbraunes Haar fiel mir in seidigen Wellen über die Schultern. Man würde eher annehmen, ich käme frisch gestylt von einem Fotoshooting, als frisch aus dem Bett.
Ich stieß einen Seufzer aus und ging aus meinem Zimmer, in das Bad, das direkt gegenüber lag. Ich streifte mir mein Nachthemd herrunter und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser, fühlte sich angenehm auf meiner Haut an und ich schloss die Augen.
Nach einer Weile jedoch, stellte ich das Wasser wieder ab und wickelte mir ein Handtuch um.
Ich ging wieder in mein Zimmer, direkt hinüber zu meinem begehbarem Kleiderschrank. In ihn würde ohne Probleme Emmets riesiger Jeep hineinpassen. Ich schnappte mir eine eng anliegende Jeans, ein T-Shirt von D&G und ein passendes Paar Ballerinas. Ich zog mir die Sachen über und betrachtete mich zufrieden im Spiegel des Ankleidezimmers. Mein Blick fiel zufällig auf eine schwarze Papiertasche, auf der groß und dick 'Burberry' geschrieben stand. Ich nahm die Tüte und sah hinein. Etwas goldfarbenes schimmerte mir entgegen und ich nahm es heraus.
Es war ein Kleid und strotzte nur so von Glamour. Es war etwa knielang und hatte einen leichten gerafften Rock mit Seitenschlitz. Die breiten Träger verliefen zu einem tiefen V-Ausschnitt und direkt darunter betonte ein etwas dunklerer Seidengürtel die Taille.
"Na toll... Alice und Rose werden mich so lange nerven, bis ich das hier in wenigstens einmal öffentlich getragen habe...'
Ich seufzte und Verzweiflung breitete sich in mir aus. Ich fand es nicht schlimm, reich zu sein. Ich genoss es natürlich finanziell keine Einschränkungen zu haben. Nur war es in einer Stadt wie Forks nicht immer von Vorteil mit einem sündhaft, teurem Kleid, wie dieses hier, herumzulaufen. Ich griff nach einem Kleiderbügel und hängte die neueste Errungenschaft meiner Tanten, zu den anderen, unzähligen Designerklamotten.
Ich schnappte mir meine elfenbeinfarbene Schultasche, die natürlich ebenfalls unbedingt von 'Audigier' sein musste und verließ mein Zimmer. Ich ging hinunter in das Wohnzimmer, wo Emmet und Jasper auf der Couch saßen und sich die Nachrichten ansahen.
"Morgen... Gibt es was Neues?" Mein Blick huschte zum Fernseher, auf dem eine durchschnittlich aussehende Frau abgebildet war, die gerade von einem Autounfall, in der Nähe von Port Angeles berichtete.
"Morgen. Nein, nur Alltägliches." Jasper lächelte mich an. Emmet neben ihm schnaubte gehässig aus und murmelte etwas, von wegen, dass es hier nie Action gab.
"Guten Morgen, Nessie! Wir warten schon ewig, dass du aufwachst." Ich drehte mich um und entdeckte Alice, die elfenähnlich neben dem großen Esstisch stand und neben ihr Rose, wunderschön, die mich liebevoll anlächelte.
"Hast du es schon gesehen? Sag schon, wie findest du es? Ist es nicht bezaubernd?" Alice klatschte, wie ein kleines Kind, in die Hände. Auch in Rose' Augen blitze so etwas wie freudige Erwartung.
"Das Kleid... Ja, es ist einfach unglaublich! Aber Alice... Rose... Ist es nicht ein wenig zu auffällig?" Ich lächelte sie verlegen an und sah hilfesuchend zu Jasper und Emmet, die mich frech angrinsten. Jasper erhob sich, stellte sich neben mich und legte mir einen Arm um die Schulter.
"Was Nessie sagen will, ist dass sie das Kleid liebt, aber es ihr doch ein wenig zu schade für eine Kleinstadt ist. Natürlich wird sie es bei der nächsten Festlichkeit mit Vergnügen anziehen." Er zwinkerte mir kaum merklich zu. Alice und Rose warfen sich einen kurzen Blick zu und dann breitete sich ein breites Grinsen auf ihren Gesichtern aus, dass mir ein mulmiges Gefühl bereitete.
"Wenn das so ist..." Rose kam einen Schritt näher und Alice folgte ihr langsam.
"... dann sollten wir dir so schnell wie möglich einen Anlass bieten, bei dem dir das Kleid angemessen scheint." Emmet fiel in lautes Gelächter aus und Jasper sah mich entschuldigend an.
"Tut mir Leid, ich habe es versucht..." Sein Flüstern wäre für einen Menschen wohl kaum zu verstehen gewesen, aber ich nickte ihm verständnisvoll zu. Ich wandte mich wieder zu Alice und Rose und seufzte leicht.
"Wo sind eigentlich Mom und Dad, Alice?" Vielleicht ließen sie sich ja ablenken....
"Sie sind jagen. Wir sollen dir ausrichten, dass sie heute Abend wieder nach Hause kommen." Ich nickte leicht.
Ich entschied mich am besten jetzt schon zu verschwinden, bevor Alice und Rose die Idee, mit einem Fest zu Ehren meines neuen Kleides, vertiefen wollten.
"Ja, also ich fahr dann jetzt mal zur Schule. Wir sehen uns dann heute Nachmittag..." Ich ging ein paar Schritte Richtung Eingangstür.
"Aber Nessie! Du hast doch noch jede Menge Zeit, bevor die Schule anfängt." Ich hörte Emmets leises Kichern und warf ihm einen finsteren Blick zu.
"Ja, Emmet! Aber ich wollte mich vorher noch mit Jake treffen. Das ist doch kein Problem, oder?" Ich hob warnend eine Augenbraue und schwor mir innerlich, dass ich ihm das so bald wie möglich heimzahlen würde.
"Aber natürlich, Nessie. Solange ihr euch anständig benehmt..." Er zwinkerte mir frech zu und ich versuchte mich zu zügeln, ihm nicht auf der Stelle den Kopf abzureißen. Gott sei Dank kam mir Jasper wieder einmal zu Hilfe.
"Sie werden wohl kaum etwas Gefährliches oder Illegales machen, nicht wahr?" Jasper lächelte mir leicht zu und ich warf ihm einen dankenden Blick zu. Emmet schien für einen Moment aus dem Konzept gebracht zu sein und ich nutzte meine Chance.
"Also dann, bis später!" Ich huschte zur Eingangstür und bevor Emmet wieder einen Spruch reißen konnte, fiel die Tür schon hinter mir zu.
Ich ging hinüber zur Garage und lief zu meinem schwarzen Porsche GT2, den ich vor einem Monat von meinem Dad geschenkt bekommen hatte.
Mit seinen 620 PS war es der perfekte Wagen für jemanden wie mich, der die Schnelligkeit über alles liebte. Natürlich war er eigentlich zu auffällig für Forks, doch die Einwohner hatten sich bereits an die teure Autoauswahl der Cullens gewöhnt.
Ich stieg in meinen Wagen und ließ den Motor an, der sofort zu schnurren begann. Ich fuhr aus der Garage, unsere lange Auffahrt entlang, Richtung Schule. Ich konnte mir die Zeit, bis zu meiner 1. Stunde, ja mit meinen Notizen vertreiben.
Als ich gerade die Straße durch den Wald entlang fuhr, erkannte ich eine dunkle, große Gestalt die mitten auf der Straße stand und nicht den Anschein erweckte, aus dem Weg zu gehen. Ich lächelte frech und gab noch mehr Gas. Mein Auto wurde sofort schneller und kam der Person gefährlich näher. Sie zeigte jedoch immer noch keine Reaktion. Kurz bevor ich die Gestalt mit meinem Wagen erfasst hätte, wendete ich um sie herum und blieb innerhalb weniger Sekunden, mit quietschenden Reifen, stehen. Ich öffnete meine Tür und stieg aus, doch auf der Straße, war niemand mehr zu sehen. Bevor ich mich auch nur umsehen konnte, legte jemand seine großen, glühend heiße Hände auf meine Augen und flüsterte mir leise ins Ohr, dass ich die Gänsehaut auf meiner Haut spürte.
"Wolltest du dich etwa wirklich mit einem Wolf anlegen?" Jakes weiche Hände fuhren an meinen Wangen hinunter zu meinen Schultern und drehten mich zu sich herum. Ich blickte in sein perfektes Gesicht, das mich anstrahlte, als wäre ich der größte Schatz, den es auf der ganzen Welt gab.
"Als ob ein Werwolf es mit mir aufnehmen könnte!" Ich lächelte ihn frech an. Er knurrte leicht, doch sein Blick blieb weiterhin liebevoll. Er legte eine seiner warmen Hände an meine Wange. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl seiner Berührung.
Er war wirklich alles für mich. Das Wissen allein, dass er sich in meiner Nähe aufhält, reichte schon aus, um mich zum glücklichsten Lebewesen weit und breit zu machen.
"Ich habe dich vermisst..." Er zwinkerte mir leicht zu und küsste mich auf die Stirn. Ich hob verwundert eine Augenbraue und er biss sich auf seine vollen Lippen, um nicht lachen zu müssen. Seufzend legte er seine Hände um meine Taille und zog mich näher an sich heran. Wäre ich ein normaler Mensch gewesen, hätten meine Beine jetzt wohl nachgegeben. Jake beugte sich langsam zu mir runter und kam meinem Gesicht immer näher.
Ich hielt es nicht mehr aus und presste leidenschaftlich meine Lippen auf seine. Er lächelte in den Kuss hinein und drückte mich fester an sich. Es war das gleiche überragende und atemberaubende Gefühl, wie jedes Mal, wenn Jake und ich uns näher kamen. Es war so viel mehr als eine Teenagerromanze. Wenn er bei mir war, oder mich berührte, fühlte ich mich ganz. Er war mein Leben und so vieles mehr, das man überhaupt nicht beschreiben konnte.
Er schob mich weiter nach hinten, bis ich mein Auto an meinen Rücken spürte. Jake nahm eine Hand von meiner Taille und öffnete die Tür. Er ließ schmunzelnd von mir ab und hielt mir die Autotür auf.
"Wir sollten uns langsam auf dem Weg zur Schule machen." Ich schmollte leicht, doch schließlich gab ich nach. Doch bevor ich in den Wagen einstieg, hielt ich inne und drehte den Kopf zu Jake.
"Das ist die Beifahrertür... Ich werde dich nicht fahren lassen." Er lächelte leicht und griff in seine Hosentasche. Schmunzelnd hielt er meinen Autoschlüssel hoch. Ich drehte mich blitzschnell um und sah zum Zündschluss, in dem vor kurzem noch mein Schlüssel steckte, der jetzt in Jakes Hand baumelte.
"Tut mir Leid, Süße. Aber ich bin der mit dem Schlüssel." Er zwinkerte mir zu und lief ums Auto herum, um auf der Fahrerseite einzusteigen.
"Es geht nur darum, dass wir sicher an der Schule ankommen. Und bei deinem Fahrstil, besteht immer ein gewisses Risiko." Er sah mich entschuldigend an. Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und stieg schmollend ein.
"Als ob ein Halb-Vampir jemals einen Unfall bauen würde... Deinen nächsten Kuss kannst du dir in 100 Jahren abholen." Er kicherte leicht und fuhr dann los.

Chapter 2


Als wir an der Forks Highschool ankamen, standen schon einige auf dem Parkplatz. Jake parkte meinen Wagen nahe dem Eingang. Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus dem Auto. Er ging um meinen Porsche herum, zu meiner Tür und hielt sie mir auf. Ich schnappte mir meine Tasche vom Rücksitz und verließ trotzig meinen Wagen. Bevor ich jedoch an Jake vorbeigehen konnte, hielt er mich am Arm fest und zog mich näher an sich heran. Kaum merklich steckte er den Autoschlüssel in meine Tasche.
"Du darfst auf dem Nachhauseweg fahren, okay?" Seine Stimme war nur ein Flüstern an meinen Ohr und ich spürte erneut die vertraute Gänsehaut auf meiner Haut. Ich schmunzelte leicht, was ihm nicht verborgen blieb.
"Darf ich dich jetzt wieder küssen?" Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen und ergab mich mit einem Seufzer. Ich drehte mich zu ihm herum, legte meine Arme auf seine Schultern und presste meine Lippen auf seine. Dass er sich mit den Autofahren geschlagen gab, war für mich keine Überraschung. Ich wusste, er würde mir jeden Wunsch erfüllen und alles für mich sein und tun. Er konnte es keine Minute aushalten, zu sehen, dass ich etwas nicht bekam, was ich aber wollte. So war das mit der Prägung...
Langsam lösten wir uns voneinander.
"Beth wartet schon auf dich..." Er zwinkerte mir zu und neigte seinen Kopf kaum merklich in Richtung Schuleingang. Ich brauchte gar nicht hinzusehen, um zu wissen, dass meine beste Freundin, Bethanie Jean, bereits sehnsüchtig auf mich wartete, um mir den neuesten Klatsch und Tratsch mitzuteilen. Im Moment hätte ich es auch gar nicht gewagt, den Blick von Jakes perfektem Gesicht abzuwenden. Er lächelte leicht und seine strahlend, weißen Zähne blitzten. Seine dunkle Haut schimmerte leicht und seine Augen waren warm und liebevoll.
"Wir sollten wirklich langsam gehen. Der Unterricht beginnt gleich." Er hob seine Hand und streichelte mir leicht über die Wange. Schließlich nahm er meine Hände von seiner Schulter, ergriff meine rechte Hand und zog mich zum Eingang.
Wie immer wurden wir von gaffenden Blicken verfolgt und auch das Geflüster entging uns nicht. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, wie es wäre, wenn unsere Mitschüler wissen würden, dass der Werwolf und der Halb-Vampir sehr wohl wussten, was sie so über uns redeten. Das Getratsche war wie immer gleich. Es ging wieder mal darum, dass sich die Mädchen fragten, ob Jake bald wieder zu haben sei. Die Jungs tuschelten darüber, dass Jake wohl kaum gut genug für mich sei und dass ich bei einen von ihnen viel besser aufgehoben wäre. Jedes Mal, wenn Jake sich das mit anhören musste, vernahm ich das Knurren, dass ihm entfuhr. Ich wusste, wie viel Anstrengung es ihn kostete, ruhig zu bleiben und sich nicht in einen Werwolf zu verwandeln, um dann jedem von ihnen den Kopf abzureißen. Ich drückte leicht seine Hand und war froh, als wir endlich am Eingang ankamen. Beth kam bereits freudig auf mich zugehüpft. Ihr Blick huschte nur kurz zu Jake, doch sofort hörte ich den deutlich beschleunigten Herzschlag und ihre Wangen färbten sich leicht rot. Ich musste leicht schmunzeln und auch Jake konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er drehte sich zu mir herum, gab mir einen Kuss auf die Wange und lief dann zu seinen Freunden, Micheal und Ben.
Ich sah ihm kurz nach, doch sofort verlangte Beth meine vollkommene Aufmerksamkeit.
"Ren, endlich bist du da! Du errätst nie, wer mit wem wieder zusammengekommen ist. Du wirst es niemals herausfinden!" Sie hakte sich bei mir unter und wir betraten gemeinsam das Schulgebäude. Auf dem Weg zu meinem Spind, plapperte sie mich mit belanglosem Zeug zu. Sie erzählte, dass Michelle, der Cheerleader-Captain und ihr Ex wieder ein Paar waren. Nur ab und zu nickte ich leicht, oder schüttelte ungläubig den Kopf, doch in Wirklichkeit interessierte es mich kaum.
Ich holte nur schnell ein paar Bücher aus meinem Spind und machte mich dann mit Beth gemeinsam auf den Weg zu unserer 1. Stunde. Bis zur Mittagspause würde ich nur unwichtige Fächer haben und so würde der Vormittag schnell vergehen. Mit Jake würde ich heute kein Fach mehr zusammen haben, jedoch mit Beth. Somit durfte ich mir die News der Schule anhören.
Als der Vormittag endlich vorüber war, lief ich mit Beth im Schlepptau, die immer noch irgendetwas von einem neuen Schüler erzählte, Richtung Cafeteria. Wie gewöhnlich wartete Jake bereits, vor der Tür, doch dieses Mal stand er dort nicht allein.
Milly Dashwood, normal schlank, mit dunkelblonden Haaren, die ihr glatt bis zu den Schultern gingen, stand dicht neben ihm. Sie zog mit ihren Eltern vor etwa einem halben Jahr hierher. Am Anfang, kam sie einem noch sehr schüchtern und unsicher rüber, aber nachdem sie schon eine Weile mit zu uns dazugehören durfte, entwickelte sie ein ungemein nerviges und übertriebenes Selbstbewusstsein. Doch was mich wirklich an ihr störte, war, dass sie seit kurzer Zeit anscheinend ein Auge auf Jake geworfen hatte, was sie mit ihrer ständigen Flirterei auch deutlich unterstrich.
Ich hörte genau, wie Beth hinter mir die Luft einsog, als sie die beiden ebenfalls bemerkte.
„Diese…! Komm Ren, wir gehen da jetzt hin!“. Beth nahm meine Hand und zerrte mich dahin. Ich wusste nicht ob sie das für mich tat, oder ob sie wütend war, weil sie selbst auch ein wenig für Jake schwärmte.
‚Ich hab wirklich eine miese Männerwahl, wenn mein Freund vor keinem weiblichen Wesen sicher ist.“
Als Beth schließlich aprubt vor Jake und Milly stehen blieb, hatte ich es meinen schnellen Reflexen zu verdanken, dass ich nicht in sie hineinlief. Milly, die ihre Hand zärtlich auf Jakes Schulter gelegt hatte, lächelte mich scheinheilig an und Jake sah uns etwas verdutzt an.
„Hei Jake.“ Beth schmunzelte leicht in Jakes Richtung, für Milly hatte sie nur ein Nicken übrig. „Willst du mit Ren und mir in die Cafeteria, oder bleibst du hier?“ Sie schaute abfällig in Millys Richtung.
Jake schaute verwirrt zu Beth, die sehr zufrieden mit ihrem Auftritt zu sein schien. Als er schließlich zu mir sah, breitete sich wieder sein typisches Lächeln auf seinen Lippen aus und ging auf mich zu. Milly nahm grimmig ihre Hand von seiner Schulter, drehte sich um und stapfte in die Cafeteria.
Jake blieb vor mir stehen, legte seine Hände auf meine Taille und flüsterte mir leise in Ohr.
„Hei… Wo warst du so lange?“ Er lächelte mich liebevoll an und bevor ich ihm antworten konnte, küsste er mich. Es war nur ein kurzer, flüchtiger Kuss, doch wieder einmal brachte er mich völlig um den Verstand.
Als sich Beth schließlich leise räusperte, ließ er von mir ab und legte einen Arm um mich.
„Also Beth… Ich geh dann mit euch rein.“ Er zwinkerte ihr zu und ich bemerkte, wie Beth leicht rot wurde.
Als wir die Cafeteria betraten, war schon eine Menge los. Wir liefen zu unserem Stammtisch, an dem schon einige unserer Freunde saßen. Bevor ich mich jedoch dazusetzte, klingelte mein Telefon. Ich nahm es aus meiner Tasche und schaute auf den Display.
Alice rief an...
“Alice?”
“Nessie? Hey! Hör zu, ich habe gerade gesehen, das euer Biologielehrer, Mr. Faize, heute vorhat, eure Blutgruppen zu bestimmen. Tut mir Leid, dass ich es dir erst jetzt sage, aber er hat sich erst vor ein paar Sekunden dazu entschieden.“
„Oh, okay. Gut, danke Alice. Wir sehen uns später!“ Ich legte auf und steckte mein Handy wieder in meine Tasche. Als ich wieder aufsah, bemerkte ich, dass Jake mich musterte. Als er bemerkte, dass ich mein Telefonat beendet hatte, stand er auf und kam auf mich zu.
„Alles okay?“ Kleine Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn.
„Ja. Es war nur Alice. Ich muss heute Bio schwänzen. Und da ich dann nur noch Sport habe, kann ich heute früher nach Hause fahren.“
Ich lächelte ihn und legte meine Armen auf seine Schultern.
„Oh. Da ist sie aber früh dran...“
„Kurzfristige Entscheidung. Hei, was ist wenn du dir auch den restlichen Tag frei nimmst und wir zusammen was unternehmen?“ Ich sah zu ihm hoch und in seinen Augen konnte ich wieder den Konflikt zwischen dem Verlangen, mir alles zu geben und der Vernunft in der Schule zu bleiben, erkennen.
„Was willst du denn machen?“ Und die Prägung hatte wieder gegen die Vernunft gewonnen. Ich lächelte ihn strahlend an.
„Keine Ahnung, wir könnten irgendwo hinfahren.“
„Gut, wenn du das willst.“ Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Das gewohnte Gefühlschaos setzte ein und ich drückte ihn enger an mich.
Schließlich löste er sich von mir. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte mich liebevoll an.
„Ren, komm mal her!“ Ich drehte meinen Kopf widerwillig Richtung Tisch und erkannte Beth, die mich fordernd zu sich winkte.
„Na komm,... Wir verschwinden, nach der Mittagspause.“ Jake nahm meine Hand und zog mich mit. Ich setzte mich neben Beth und Jake ließ sich rechts von mir auf einen Stuhl fallen.
Den Rest der Pause, erzählte Beth mir davon, dass sie unbedingt am Wochenende nach Seattle fahren will und versuchte mich dazu zu drängen, mitzukommen. Ich vertröstete sie damit, dass ich es versuchte, ihr jedoch nichts versprechen konnte. Nach einer Weile gab sie sich geschlagen und war damit einverstanden, dass ich sie heute Abend noch anrufen würde, um ihr Bescheid zu geben.
Nach einer Weile klingelte es endlich zum Pausenende und Jake und ich verließen unauffällig das Schulgebäude. Wir liefen zum Parkplatz und Jake stieg widerwillig auf der Beifahrerseite ein.
„Aber wehe, ich komme nicht lebend an!“ Er lächelte mich an, doch es lag auch etwas wie Zweifel darin. Ich streckte ihm gespielt beleidigt die Zunge raus und steckte die Schlüssel in das Zündschloss. Der Motor begann zu schnurren und ich trat schmunzelnnd aufs Gas.
Jake zu liebe fuhr ich vorsichtiger als sonst und doch sah er angespannt aus dem Fenster.
„Wo fährst du eigentlich hin?“ Er drehte seinen Kopf zu mir und sah mich fragend an.
„Ich wollte noch schnell nach Hause fahren. Meine Sachen hinbringen und den anderen sagen, dass ich den Tag heute mit dir wegfahre.“ Er nickte und sah wieder aus dem Fenster.
Nach kurzer Zeit, fuhren wir die Einfahrt zum Haus und ich parkte meinen Wagen geschickt in der Garage. Ich nahm meine Sachen vom Rücksitz und stieg aus. Jake stand bereits an der Tür und wir gingen zusammen ins Haus. Auf den ersten Blick, schien niemand zu Hause zu sein, doch dann vernahm ich leise Stimmen, die von oben kamen.
„Ich bin wieder da!“ Eine Sekunde später, stand meine Großvater an der Treppe. Carlisle sah nicht wirklich wie ein ’Opa’ aus, aber für mich war er es.
„Renesmee. Schön, dass du wieder da bist. Jacob...“ Er lächelte uns liebevoll an.
„Hallo Grandpa. Wo sind die anderen?“ Ich sah fragend zu ihm hoch.
„Esme, ist oben und richtet das Badezimmer im 2. Stockwerk neu ein. Die anderen sind jagen.“ Er lief langsam die Treppe hinunter und blieb vor uns stehen.
„Achso. Ich bin eigentlich auch schon wieder weg. Ich bringe nur meine Sachen in mein Zimmer.“ Carlisle nickte verständnisvoll und wandte sich dann aber wieder an Jake.
„Jacob, wäre es vielleicht möglich, dass wir uns kurz unterhalten könnten? Es geht um eine Angelegenheit, die auch deins und Sams Rudel betreffen könnte.“
„Klar. Nessie, kann ihre Sachen ja währenddessen hoch bringen.“ Carlisle lächelte ihn dankbar an und bedeutete ihm dann, ihm ins Wohnzimmer zu folgen.
Jake warf mir noch ein Lächeln zu und lief dann meinen Grandpa hinterher.
Seufzend ging ich die Treppe hoch in mein Zimmer. Als ich gerade hineingehen wollte, hörte ich, wie meine Großmutter die Treppe herunterkam. Ich drehte mich um und blickte in das herzliche und liebenswürdige Gesicht meiner Grandma, Esme.
„Mein Schatz, Alice sagte bereits, dass du heute früher nach Hause kommst. Aber du gehst gleich wieder?“
„Ja, ich wollte mit Jake für ein paar Stunden wegfahren. Das ist doch in Ordnung, oder?“
„Aber natürlich, Renesmee.“ Sie kam auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Amüsiert euch. Aber komm nicht zu spät nach Hause.“ Sie sah mich gespielt warnend an und ging dann die Treppe hinunter. Ich betrat mein Zimmer und legte meine Sachen auf einen kleinen Holzstuhl, der neben meinem begehbarem Kleiderschrank stand.
Etwas erschöpft, ließ ich mich auf mein Bett fallen und schloss die Augen.
Jake und Grandpa, würden wahrscheinlich länger brauchen und ich müsste vermutlich ein wenig warten.
In letzter Zeit, hatte ich wenig geschlafen, was vermutlich an den ständigen Albträumen lag. Die Müdigkeit breitete sich langsam in mir aus.
‚Ich muss aufstehen, bevor ich einschlafe...' Doch schon nach wenigen Sekunden, überfiel mich der Schlaf.

Chapter 3


Langsam öffnete ich meine Augen. Der Boden unter mir war nass und kalt und es roch nach Moos und Tannen. Ich versuchte meine Umgebung zu erkennen, doch alles war in dichten Nebel getaucht. Vorsichtig, stand ich auf, doch es fühlte sich an, als würde die Erde unter mir bei jedem meiner Schritte nachgeben.
‚Wo bin ich…!’ Allmählich spürte ich die Panik in mir aufkommen. Plötzlich knackte etwas hinter mir, dann ein Schnauben, wie das eines Bären.
Langsam drehte ich mich um und sah in die warmen, liebevollen Augen des riesigen rostbraunen Wolfes.
„Jake…“ Mein Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Ich versuchte eine Hand nach ihm auszustrecken, doch jedes Mal wenn ich ihn fast berührte, schien es als würde ihn jemand zurückziehen. Verzweiflung breitete sich in mir aus.
„Jake…! Wir müssen hier weg! Etwas kommt…“ Ich wusste nicht, woher mir diese Erkenntnis kam, doch ich war mir sicher, dass Jake und ich in großer Gefahr schwebten.
Plötzlich vernahm ich ein Geräusch. Ein Windhauch, jedoch kalt und gefährlich.
Ich drehte mich um, doch ich konnte nichts erkennen. Als ich mich wieder zu Jake wenden wollte, starrte ich in die Leere des düsteren Nebels.
„Jake…? Bitte! Jake?“ Ich versuchte das Wimmern zu unterdrücken, doch die Tatsache, dass Jake nicht mehr in meiner Nähe war, ließ mich verzweifeln.
Doch dann entdeckte ich sie...
Ihre langen, pechschwarzen Umhänge flatterten im Wind und ihre roten Augen durchbohrten mich auf eine seltsam fesselnde Weise. Sie kamen immer näher auf mich zugeflogen, bis sie kurz vor mir stehen blieben. Die vordersten Gestalten, schwebten langsam zur Seite und gaben die Sicht auf etwas frei, dass leblos auf dem Boden lag. Auf den ersten Blick, sah es aus wie ein großer Fellhaufen, doch als ich erkannte was, oder besser wer es war, versuchte ich krampfhaft Luft zu holen. Meine Beine gaben unter mir nach und ich sackte zu Boden. Ich krallte meine Fingernägel in den Boden, der nicht mehr von dieser seltsamen, weichen Substanz war, sondern von hartem Stein, der kalt und glatt war. Ich keuchte und schlang hilflos meine Arme um meinen Körper. Ich starrte auf den großen Wolf vor mir. Auf mein Leben, auf meine Existenz. Auf meinen Jacob…

„Nessie…? Hei!“ Ich riss meine Augen auf und japste nach Luft. Jake saß am Bettrand und hielt krampfhaft meine Hand. In seinem Gesicht zeichnete sich pure Verzweiflung und Sorge ab.
"Hei, alles okay? Du hast geweint..." Ich setzte mich langsam auf und versuchte ruhig zu atmen.
"Mir geht es gut. Ich habe nur schlecht geträumt." Ich lächelte ihn leicht an, doch innerlich war ich immer noch aufgewühlt. Jake strich mir leicht über die Wange und beobachtete mich prüfend.
"Mir geht es wirklich gut. Mach dir keine Sorgen." Ich versuchte mein Lächeln glaubhafter wirken zu lassen, doch Jake kannte mich einfach zu gut. Ich seufzte und stieg aus dem Bett, doch schon hielt Jake meine Hand fest.
„Ist wirklich alles okay?“ Ich nickte stumm und zog meine Hand weg, als mein Blick auf die große Wanduhr fiel.
„Oh nein! Wir wollten doch noch zusammen wegfahren...“ Jake runzelte leicht die Stirn. Als er meinem Blick folgte, zeichnete sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ab. Er erhob sich ebenfalls vom Bett und strich mit seiner Hand leicht über meine Wange.
„Das Gespräch mit deinem Großvater hat sowieso länger gedauert. Deine Eltern werden auch bald wieder da sein.“
„Dann verschieben wir den Ausflug eben.“ Ich lächelte ihn leicht an, nahm sein Gesicht in meine Hände und legte leicht meine Lippen auf seine. Sofort erwiderte er den Kuss und presste sein Lippen drängender auf meine. Er schob mich leicht nach hinten, bis ich die Bettkante hinter mir spürte. Ich setzte mich auf das Bett und ließ mich langsam nach hinten fallen, ohne eine Sekunde von ihm abzulassen. Er stütze sich mit seinem Armen links und rechts neben mir ab, sodass ich kaum etwas von seinem Gewicht spürte. Ich drückte ihn leicht neben mich und innerhalb einer Sekunde lag ich auf ihm und drückte mich noch enger an ihn, obwohl es eigentlich nicht mehr möglich war. Erneut presste Jake seine Lippen auf meine. Ich strich langsam über seinen muskulösen Oberkörper und ein leichter Schauer überfiel mich. In diesem Moment, wollte ich Jake mehr denn je. Mein Hand fuhr unter sein Shirt und streifte es langsam noch oben. Ich erwartete einen Widerstand von Jake, doch als ich ihm binnen weniger Sekunden sein Oberteil über den Kopf gestriffen hatte, spürte ich auch seine wachsende Lust. Unser Kuss wurde immer drängender und leidenschaftlicher, doch er endete abrupt wieder, als Jake und ich leises Gemurmel von unten vernahmen. Sofort stand ich neben dem Bett und starrte zur Tür. Ich war gefasst darauf, dass jeden Moment die Tür aufgehen würde und meine Eltern vor uns stehen würden. Ich lauschte auf das Geflüster von unten, konnte jedoch keine Schritte nach oben kommend, hören. Ich zuckte leicht zusammen, als Jake sich neben mich stellte und sich sein Shirt wieder überstreifte.
„Komm, wir begrüßen mal lieber deine Eltern.“ Er lächelte mich leicht an, doch ich konnte dieselbe Unsicherheit in seinen Augen lesen, die sich in meinem Gesicht wiederspiegelte.
Wir wussten beide, dass meine Eltern sich mittlerweile damit abgefunden hatten, dass Jake und ich für immer zusammen sein würden. Aber trotzdem war es nicht empfehlenswert, wenn wir uns so nahe kamen und meine gedankenlesender Vater, ein paar Stockwerke unter uns stand.
Jake nahm meine Hand und zog mich mit nach unten. Wir liefen die große Treppe hinunter ins Erdgeschoss und blieben am Treppenrand stehen. Meine Eltern standen vor Alice und unterhielten sich angeregt mit ihr, doch als sie uns bemerkten, drehten sich zu uns um.
Meine Mutter schenkte uns ein liebevolles Lächeln, mein Vater lächelte zwar auch, doch er schien auch angespannt und gereizt. Ich merkte wie ich leicht rot wurde und sah schnell zu Boden und auch Jake schien sich unwohl zu fühlen. Meiner Mutter blieb die Anspannung im Raum nicht verborgen und sie sah fragend zu meinem Vater, der jedoch keine Reaktion zeigte. Sie wandte sich wieder uns zu und kam auf uns zugelaufen.
„Renesmee, mein Engel.“ Sie streckte ihre Arme aus und nahm mich in den Arm.
„Hei Mom.“ Ich erwiderte ihre Umarmung leicht. Sie ließ wieder von mir ab und legte Jake eine Hand auf die Schulter.
„Hallo Jake.“ Unter Moms Berührung zuckte Jake schon lange nicht mehr zurück, auch wenn sie ein Vampir war. Er erzählte mir davon, dass es am Anfang noch ganz anders für ihn war. Mom war für ihn eine natürliche Feindin und so war es nicht vermeidbar, dass er instinktiv in ihrer Nähe schauderte, auch wenn die Beiden vor ihrer Verwandlung beste Freunde waren. Doch nach all den Jahren, in denen Jake fast rund um die Uhr mit Vampiren in Kontakt war, hatte sich das wohl geändert. Langsam trat auch mein Vater zu uns und legte seinen Arm um mich.
„Wir reden später...“ Es war weniger als ein Flüstern und wohl kaum ein Versuch, dass meine Mutter nichts mitbekam. Sie sah uns stirnrunzelnd an und schien auf eine Erklärung zu warten, doch keiner von uns sagte ein Wort. Sie seufzte leicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Dad schmunzelte leicht und streckte eine Hand nach meiner Mutter aus.
„Komm, Bella. Es war ein langer Tag und ich bin überzeugt, dass Renesmee jetzt auch ins Bett gehen wird. Wir werden nach Hause gehen.“
Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, was wohl so viel heißen sollte wie, ‚Du wirst jetzt ins Bett gehen und zwar alleine!’. Ich verdrehte leicht die Augen.
Mom nickte leicht und ergriff Dads Hand. Sie drehte sich leicht in Alice’ Richtung, die lächelnd am Türrahmen lehnte.
„Bis Morgen, Alice.“
„Ja. Bis morgen, Bella.“ Mein Dad nickte Alice nur leicht zu und sah mich noch einmal warnend an, bevor er mit meiner Mom durch die Haustür verschwand.
Bis ich ein Jahr alt war, hatte ich auch in dem kleinen Häuschen im Wald gelebt, dass Esme meiner Mutter zu ihrem 19. Geburtstag geschenkt hatte. Doch dann war ich in das große Haus gezogen, da ich dort mehr Platz hatte und meine Eltern so ihre Ruhe hatten. Schließlich war es für kein Kind der Welt leicht, in einem Haus zu schlafen, wenn die eigenen Eltern so etwas wie Schlaf nicht benötigten und sich so sehr liebten, dass Julia und Romeo dagegen aussahen, als wären sie nur gute Freunde.
„Tja, ihr beiden. Von nun an wird Edward euch Beide noch genauer im Auge behalten.“ Sie zwinkerte uns zu und verschwand dann im Wohnzimmer.
Alice war manchmal wirklich anstrengend, doch sie war neben Rose, die beste Tante der Welt. Wie oft, hatte sie mich und Jake schon gedeckt, wenn wir für einige Stunden, vor den prüfenden Blicken meines Vaters fliehen wollten.
Jake stellte sich vor mich und küsste mich sanft.
„Ich werde dann mal gehen. Ich hole dich morgen früh ab.“ Er wollte gerade gehen, als ich ihm am Arm packte und festhielt.
„Willst du heute Nacht nicht bleiben. Mein Dad wird uns deswegen nicht umbringen. Du kennst ihn doch.“ Jake lächelte mich liebevoll an.
„Schatz, ich muss mit Leah und Embry heute noch etwas erledigen. Es würde zu spät werden, wenn ich dann noch hierher komme.“ Ich nickte leicht, doch innerlich fühlte ich mich schlecht. Das Gefühl, wenn Jake gehen musste und wenn es nur für ein paar Stunden war, traf mich jedes Mal aufs Neue. Es versetzte mir einen leichten Stich in die Magengrube und hinterließ ein Gefühl der Leere.
„Ich will dich nur daran erinnern, dass du hier ein großes Bett hast und jemanden, der auf dich wartet.“ Er verdrehte leicht die Augen und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Okay, du hast gewonnnen. Sobald ich fertig bin, komme ich zurück.“ Er drehte sich um und verschwand ebenfalls durch die Tür. Ich schmunzelte leicht und lief durch den Flur, in das große Wohnzimmer. Rose und Alice saßen am großen Esstisch und lasen in verschiedenen Modezeitschriften. Esme saß neben ihnen und zeichnete an einem neuen Entwurf für das Badezimmer, dass sie gerade renovierte. Meinen Großvater konnte ich nicht sehen, aber Emmet und Jasper saßen wieder einmal vor der Couch und sahen sich gelangweilt ein Footballspiel an. Als ich hereinkam, drehten sich alle zu mir und lächelten.
„Ganz schön praktisch, so einen Werwolf zu haben, der alles für dich tut." Ich verdrehte die Augen und streckte Emmet die Zunge heraus.
„Emmet, lass unsere Kleine in Ruhe!“ Rose warf ihm einen warnenden Blick zu. Ich lächelte ihn frech an und lief zum Esstisch, um mich zu den anderen dazuzusetzen.
„Na meine Süße?“ Esme sah mich liebevoll an.
„Ich wollte mir nur noch etwas aus dem Kühlschrank holen, dann werde ich auch ins Bett gehen." Sie nickte und wandte sich wieder ihrem Entwurf zu. Ich stand wieder vom Stuhl auf und ging in die Küche. Ich lief zum Kühlschrank und öffnete ihn. Darin befanden sich eine Menge Sachen, wobei die Meisten sowieso nach einer Woche in der Tonne landeten. Esme kaufte die Sachen eigentlich nur ein, um den Schein zu wahren und etwas im Haus zu haben, wenn Jake bei uns aß, oder um etwas für mich da zu haben. Was menschliches Essen betraf, war ich sehr wählerisch. Nur ab und zu kochte mir jemand Pasta, oder ein Steak, allerdings dann nur ’Blue Rare’. Ich öffnete die kleine Gefriertruhe unten, in der ich einen Teil meiner Blutbeutel aufbewahrte. Ich schnappte mir einen und nahm mir aus dem Schrank daneben ein Glas, um etwa ein Drittel des Inhalt hineinzufüllen. Den Rest legte ich wieder in die Gefriertruhe. Eigentlich versuchte meine Familie mich davon zu überzeugen, mehr menschliche Nahrung zu mir zu nehmen, oder mich wenigstens von tierischem Blut zu ernähren. Doch ich war der Meinung, dass es okay war, wenn ich mir für eine Woche einen Blutbeutel einteilte, schließlich wurde damit niemand verletzt.
Ich wusste jedoch auch, dass Jake alles andere als erfreut darüber war, dass ich menschliches Blut trank, doch selbst für ihn konnte ich nicht darauf verzichten. Schon vor meiner Geburt lebte ich auf diese Weise und ich war mir sicher, dass ich bei einem 'Entzug' wohl kaum noch zur Schule, oder überhaupt unter Menschen gehen könnte. Auch wenn ich nur zur Hälfte ein Vampir war, verlangte dieser Teil von mir eine gewisse Konzentration und Willensstärke, niemandem, in meiner Nähe, weh zu tun. Auch wenn die Anstrengung, nicht so groß, wie bei meiner Familie war.
Ich trank das Glas in wenigen Zügen leer und spülte es anschließend sofort mit Wasser und Seife aus. Ich wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen und meiner Familie unnötige Schmerzen zufügen, indem ich das Glas einfach stehen ließ. Als ich es ganz abgespült hatte, stellte ich es noch in die Spülmaschine und ließ sie laufen. Um meiner Familie noch einen Gefallen zu tun, nahm ich mir noch aus der Obstschale einen Apfel und ging wieder ins Wohnzimmer.
„Ich werde dann jetzt schlafen gehen. Bis morgen“
„Bis morgen, mein Schatz.“ Esme lächelte mich an, ebenso wie Alice und Rose.
„Schöne Nacht dir und Jake!“ Emmet grinste mich frech an und ich warf ihm einen finsteren Blick zu. Ich hoffte inständig, dass er vor meinem Vater nichts sagen oder denken würde, dass verraten würde, dass Jake, trotz unausgesprochenem Verbot, bei mir übernachtete. Ich verließ das Wohnzimmer und lief die große Treppe, hoch in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und warf den Apfel achtlos auf den Schreibtisch.
'Den kann ich auch später noch essen...'
Ich ging in meinen Schrank und zog mir meine Klamotten aus. Ich öffnete einer der zahlreichen Schubladen und nahm mir eines der Nachthemden heraus. Selbst bei den Schlafklamotten, konnten Alice und Rose nicht darauf verzichten, Kleider herauszusuchen, die sich gegenseitig an hochwertiger Qualität und überteuertem Preis, übertrafen.
Ich striff mir ein etwas schlichteres über. Das seidige Material, in einem schmeichelnden Beige Nougat, einem schönen Nude Ton, schmiegte sich elegant, bis zu meinen Knien, an meinen Körper. Es war in einer A-Linie geschnitten, und besaß dünne Träger, einen spitzenbesezten Triangel Ausschnitt und darunter ein schmales Unterbrustband.
Ich verließ meinen Schrank wieder und lief hinüber zu meinem Bett. Seufzend setzte ich mich auf die Bettkante und starrte die Wand gegenüber an. Ich hasste das Gefühl, wenn Jake mit seinem Rudel unterwegs war. Ich fühlte mich nicht vollständig und war ständig unruhig. Ich wusste natürlich, dass ich mir um Jake keine Sorgen zu machen brauchte, denn es gehörte schon einiges dazu, einen Werwolf zu vernichten und dann auch noch in Begleitung zwei weiterer Wölfe. Und trotzdem dachte ich ständig an ihn und betete, dass er bald unversehrt zu mir zurückkehrt. Bei dem Gedanken, was wäre, wenn Jake eines Tages nicht mehr zurückkommen würde, erinnerte ich mich unabsichtlich an meinen Albtraum. Ungewollt bildeten sich Tränen in meinen Augen und ich wischte sie schnell mit meinen Handrücken weg.
'Du bist selber schuld, wenn du über so etwas nachdenkst...' Ich krabbelte schnell unter meine Bettdecke, schloss die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als mir bewusst wurde, dass Jake wieder da sein würde, sobald ich meine Augen wieder öffnete...

Chapter 4


Ich blinzelte leicht, als ich die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster schienen, auf meinem Gesicht spürte. Genervt drehte ich mich zur Seite und stieß gegen etwas angenehm warmes, vertrautes. Überrascht öffnete ich meine Augen und lächelte leicht als ich Jake neben mir erkannte, der immer noch tief und fest schlief. Ich fragte mich, wann er wohl heute nach Hause gekommen war und traute mich nicht, ihn aufzuwecken.
Wenig Schlaf war einer der zahlreichen Nachteile, Teil eines Werwolfrudels zu sein und dann auch noch das ’Alpha-Tier’. Zwar nahm ihm die Tatsache, dass es ihr zwei Rudel gab, ein wenig von der Last ab, doch war es für ihn immer noch eine große Bürde.
Vorsichtig nahm ich seine Hand. Er träumte, wie immer dasselbe. Wirre, dunkle Farben und verschiedene Gesichter: Meins, Sams, Seths, Embrys und Quils, die Gesichter meiner Familie, seiner Familie, der Menschen aus La Push.
Ich wusste nicht, was die Bilder zu bedeuten hatten.
Ich zuckte leicht zusammen, als Jake sich zu mir drehte. Er wusste nicht, dass ich ab und zu seine Träume beobachtete und das war mir auch ganz recht so.
Bis vor ein paar Jahren, bestand meine Gabe nur darin, mit einer leichten Berührung, Menschen Bilder zu zeigen und sie mir nicht zeigen zu lassen. Mein Großvater und mein Vater vermuteten, dass ich das schon immer gekonnt hatte, nur dass meine Gabe sozusagen mit mir wuchs.
Ich nahm vorsichtig meine Hand von Jakes’ und stieg leise aus dem Bett. Kaum hörbar, schlich ich aus dem Zimmer, Richtung Badezimmer. Ich schloss die Tür hinter mir, streifte mein Nachthemd herunter und stieg unter die Dusche.
Ich genoss das Gefühl des lauwarmen Wassers, das an meiner pfirsichfarbenen Haut abprasselte. In Gedanken jedoch, war ich bei Jake. Ich machte mir Sorgen um ihn.
’Was bedeuten diese Träume?’ Die Bilder sagten zwar nicht viel aus, aber die Gefühle, die er dabei spürte, wenn er die Gesichter seiner Familie und seiner Freunde sah und die Angst und Hoffnungslosigkeit, wenn er in meins sah. Es schien beinahe so, als ob er mich in Gefahr sah.
’Vielleicht sollte ich ihn darauf ansprechen…?’ Ich biss mir leicht auf die Lippe.
‚Nein… Dann wüsste er, dass ich heimlich seine Träume beobachtete.’
Ich wollte nicht, dass er denkt, dass er mir nicht vertrauen kann.
Gedankenverloren, stellte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Ich wickelte mir ein Handtuch um und ging wieder leise in mein Zimmer. Vorsichtig schlich ich zu dem begehbaren Kleiderschrank, öffnete die Tür und schloss sie hinter mir wieder.
Da es heute nicht sehr kühl werden würde, entschied ich mich für eine schwarze Röhrenjeans, einen dünnen, leicht transparenten Pullover, in einem schönen Dunkelblau und schwarze Stiefeletten, mit edlen Schnallen an den Seiten. Als ich mich im Spiegel betrachtete, lächelte ich zufrieden. Meine Haare würde ich einfach offen lassen.
Ich schnappte mir noch schnell einen dunklen Schal und verließ den Kleiderschrank wieder.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich Jake wecken musste und ich ging leise zu ihm hinüber. Vorsichtig legte ich eine Hand auf seine Schulter und drehte ihn leicht zu mir.
„Jake? Du musst aufstehen.“ Er grummelte leicht und ich verstand nur etwas wie: 'Ja gleich...'
Ich seufzte und verließ leise das Zimmer. In der nächsten Sekunde stand ich bereits am Treppenabsatz und lief hinüber ins Wohnzimmer. Es war niemand zu sehen, doch aus der Küche konnte ich leise Stimmen wahrnehmen. Ich ging hinüber und entdeckte Grandma und Grandpa. Meine Großmutter stand am Herd und bereitete, dem Geruch nach zu urteilen, Spiegeleier, Speck und Pancakes zu. Mein Großvater saß am Tresen und war über verschieden Stapel Papiere gebeugt, doch als ich hereinkam, blickte er auf und lächelte mich an.
„Renesmee, guten Morgen.“
„Guten Morgen, Grandpa.“
Meine Großmutter kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.
„Guten Morgen, Liebes.“
„Guten Morgen.“
Sie ließ mich wieder los und lief hinüber zur Arbeitsplatte. Ich ging zu meinem Großvater und setzte mich neben ihn.
„Wo sind die anderen?“ Grandma drehte sich leicht in meine Richtung.
„Dein Vater, Jasper, Alice und Emmet sind auf der Jagd. Rose und deine Mutter, wollten einige Besorgungen machen. Alice meinte, sie werden alle spätestens bis heute Mittag wieder da sein.“
„Tja, wenn Alice das sagt...“ Sie lächelte leicht und auch mein Großvater kicherte.
Ich beobachtete geistesabwesend meine Großmutter, wie sie das Essen auf einen Teller anrichtete und mit Gewürzen verfeinerte.
Ich hatte mir von Jake sagen lassen, dass Esme jeden 5-Sterne-Koch in den Schatten stellte, für mich selbst jedoch, schmeckte jedes ’menschliche Essen’ gleich. Es war nicht widerlich, es war einfach nur nichts besonderes. In dieser Sache, war ich vermutlich mehr Vampir…
Gerade als ich von der Treppe ein leises Geräusch hörte, kam Jake herein. Er sah müde und übernächtigt aus. Er kam auf mich zu und lächelte mich liebevoll an.
„Guten Morgen…“ Er küsste mich leicht auf die Stirn und setzte sich neben mich, gerade als Esme vor ihn einen Teller mit haufenweise Essen stellte.
„Ich dachte, dass du nach der langen Nacht besonders Hunger hast.“ Er nickte ihr dankbar zu und begann sofort zu essen.
„Ich vermute, du hast heute Morgen wieder keinen Hunger?“ Sie sah mich fragend an.
„Nein, heute nicht…“ Ich sah sie entschuldigend an.
Esme liebte es für mich oder Jake zu kochen, obwohl es bei Jake eigentlich mehr Sinn machte.
Schon nach wenigen Minuten, war Jakes Teller leer.
„Hat es dir geschmeckt, Jacob?“ Grandma hob fragend die Augenbrauen.
„Ja, Esme. Es war wirklich gut. Du übertriffst dich jedes Mal aufs Neue.“ Meine Großmutter strahlte übers ganze Gesicht.
„Jake, wir sollten langsam gehen. Die Schule fängt bald an.“ Ich stieg von dem eleganten, silbernen Barhocker herunter.
„Ja, du hast Recht.“ Jake stand ebenfalls auf und lief bereits in Richtung Flur. Ich gab meinen Großeltern zum Abschied einen flüchtigen Kuss auf die Wange und lief Jake hinterher.
Er nahm unsere Taschen, die wie üblich auf dem kleinen Stuhl neben der Eingangstür lagen, und hielt mir lächelnd die Tür auf.
Wir betraten die große Garage und gingen zu meinem Wagen. Zu meiner Verwunderung, warf mir Jake den Schlüssel zu und lief zur Beifahrertür.
„Ausnahmsweise lass ich dich heute freiwillig fahren.“ Er zwinkerte mir leicht zu und stieg ein. Ich hob fragend eine Augenbraue, öffnete die Wagentür und setzte mich auf den Fahrersitz. Jake hatte sich mit dem Kopf bereits an die Scheibe gelehnt und die Augen geschlossen.
’Vielleicht hätte ich ihn doch schlafen lassen sollen…’
Ich steckte den Schlüssel in das Zündschloss und wie gewöhnlich, begann mein Motor sofort zu schnurren. Geschickt lenkte ich ihn aus der Garage und fuhr ein paar Sekunden später bereits unsere lange Auffahrt entlang.


Ich parkte den Wagen in einer Parklücke, die etwas entfernt von der Schule lag. Jake war auf dem Weg hierher eingeschlafen, jedoch zuckte er immer wieder kaum merklich zusammen. Er hatte vermutlich nur einen Albtraum.
Ich legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn wachzurütteln, erstarrte jedoch bei den Bildern, die mir erschienen.
Alles war düster, neblig und erdrückend. Vor mir standen sieben Gestalten, in langen, schwarzen Umhängen. Ihre Gesichter waren kreidebleich, ihre Augen von tiefdunklem rot. ’Die Volturi… Er träumt von den Volturi…’ Plötzlich veränderte sich das Bild und wir waren auf einer Lichtung. Die Blätter um uns herum, waren vom Herbst rot und orange und gelb gefärbt. Vor mir erschien auf einmal etwas. Es sah aus wie ein junger Mann, jedoch viel zu schön, um ein gewöhnlicher Junge zu sein. Er hatte dichtes, schwarzes Haar und sein Gesicht schien wie aus einem seltenen elfenbeinfarbenen Stein gemeißelt. Er hatte dunkle, warme Augen und ein hinterhältiges Lächeln umspielte seine Lippen.
Irgendwoher kannte ich dieses perfekte Gesicht. Es schien mir, als wäre ich diesem Jungen schon einmal begegnet…
Doch plötzlich schreckte Jake keuchend auf und ich wich schnell zurück.
„Gott, Jake! Erschreck mich doch nicht so!“ Ich sah ihn wütend an, doch schnell verspürte ich Scham. Wie konnte ich ihm Vorwürfe machen, wenn ich schon wieder unerlaubt seine Gedanken beobachtete hatte.
„Tut mir Leid, Süße…“ Er sah sich verwirrt um und rieb sich die Schläfe.
„Wir sollten vermutlich gehen. Die anderen gehen auch schon rein.“ Ich folgte seinem Blick und konnte ebenfalls erkennen, dass sich die anderen Schüler bereits auf den Weg in das Schulgebäude machten. Ich nickte leicht, nahm meine Tasche vom Rücksitz und stieg aus. Gerade als ich die Tür schloss, stand Jake neben mir und umfasste meine Taille. Er beobachtete langsam die Gegend um die Schule. Er schien angespannt und irgendwie verärgert zu sein.
„Jake, ist alles in Ordnung?“ Ich sah ihn verwundert an.
„Was? Ja, natürlich. Komm, wir gehen.“ Er zog mich mit sich, behielt jedoch immer noch die Umgebung im Auge. Als wir vor der Schultür standen, ertönte gerade die kratzige Stimme der Sekretärin.
„Ich bitte um eure Aufmerksamkeit. Alle Schüler des vorletzten Jahrgangs werden gebeten, sich in der Cafeteria zu versammeln. Um vollständige Anwesenheit wird gebeten. Bitte treffen sie alle unverzüglich dort ein.“ Ich sah verwundert zu Jake, der gerade die Tür öffnete und ebenfalls fragend eine Augenbraue hob.
Der große Flur, war überfüllt von den Schülern aus unserem Jahrgang. Alle machten sich auf den Weg in die Mensa. Jake zog mich noch enger an sich und schritt zügig voran.
Wir waren gerade an der Tür zur Cafeteria angekommen, als jemand meinen Namen rief.
„Ren! Hey, Ren!” Ich blickte mich um und erkannte Beth, die mir aufgeregt zuwinkte. Ich winkte ihr leicht zurück und blieb etwas abseits stehen, um auf sie zu warten. Jake stellte sich seufzend neben mich.
„Ren, endlich! Ich dachte schon, dass du heute nicht in die Schule kommst. Oh, Hei Jake…“ Als Beth Jake entdeckte, färbten sich ihre Wangen wie immer leicht rot und ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich. Normalerweise war Jake immer höflich zu ihr, doch heute hatte er nur ein kurzes Nicken für sie übrig. Verwirrt und leicht verärgert sah ich zu ihm rüber.
„Ähm, also Ren, ich habe gestern versucht dich zu erreichen, aber du bist nicht an dein Handy rangegangen.“
„Oh, nein! Beth, es tut mir Leid. Ich wollte dich gestern Abend anrufen, aber dann kamen überraschend meine Tante Rose und mein Onkel Emmet zu Besuch.“ Die Lüge ging mir problemlos über die Lippen. In Forks dachte man, dass die ältesten Cullenkinder, Rosalie und Emmet, in Dartmouth studierten. Sicher, durfte man die Beiden dann auch nicht zufällig über den Weg laufen, was vor allem für Rose nicht einfach war.
„Achso! Na dann ist ja nicht so schlimm. Aber kannst du denn jetzt am Wochenende mit nach Seattle?“
„Tut mir Leid, Beth, aber Renesmee und ich verreisen dieses Wochenende. Ich hoffe doch, dass es für dich in Ordnung ist, wenn ihr euren Shoppingtag verschieben müsst?“ Fragend drehte ich mich zu Jake, doch dieser sah immer noch zu Beth.
„Nein, das ist kein Problem. Ren und ich verschieben unseren Mädelstag einfach.“ Sie lächelte Jake verständnisvoll an.
„Wollen wir dann reingehen?“ Sie schaute von Jake zu mir.
„Klar. Gehen wir.“ Jake nahm meine Hand und zog mich mit. Ren folgte uns sofort.
Die Mensa war randvoll und laut. Wir bahnten uns einen Weg zu unseren Freunden, die etwas abseits an einem Tisch saßen. Beth setzte sich auf den freien Platz neben Mark, ein netter, etwas schüchterner Junge, dessen Vater der kleine Buchladen am Stadtrand gehörte. Jake und ich setzten uns auf die andere Seite des Tisches, zu Milly und Jenna, die aufgeregt miteinander tuschelten. Jenna war eigentlich ganz in Ordnung, allerdings hatte sie sich, seit sie viel mit Milly unternimmt, ganz schon verändert.
Als Milly Jake neben sich bemerkte, drehte sie sich zu ihm und redete sofort auf ihn ein.
„Hei Jake! Hast du schon gehört? Die wollen hier mit uns über die Abschlussfahrt reden. Das wird bestimmt der Wahnsinn! Wir werden so viel Spaß haben! Oh, Hallo Ren…“ Sie nickte mir nur kurz zu und wandte sich dann wieder an Jake. Sie erzählte ihm irgendetwas darüber, wie schön es wäre, wenn sie an den Strand fahren würden. Zu meinem Ärger, stimmte Jake ihr zu und unterhielt sich auch sonst weiterhin angeregt mit ihr. Ich wandte mich von den beiden ab und ließ meinen Blick über die Mensa schweifen. Die meisten unterhielten sich über den Grund für diese Versammlung und jammerten darüber, dass das alles so lange dauerte.
„Meine Damen und Herren, wenn ich bitte um Ruhe bitten dürfte.“ Seufzend drehte ich mich zum Rektor, Mr. Jeffrey, der auf dem kleinen Podium am Ende der Cafeteria stand.
„Zuerst wäre ich Ihnen dankbar, wenn sie denen, die heute fehlen, die Informationen weiterleiten könnten. Gut.
Wie manche sicher schon wissen, handelt es sich bei dieser Versammlung um die baldige Klassenfahrt die für jeden Jahrgang des vorletzten Jahres vorgesehen ist. Mrs. Meyer wird Ihnen nun ein wenig darüber erzählen.“
Mrs. Meyer, eine zierliche, noch sehr junge, Lehrerin trat hervor. Sie lächelte etwas unsicher und kramte hektisch in ihrer Tasche, bevor sie einige Blätter herausholte. Nervös richtete sie ihre altmodische Brille zurecht.
„Gott, was zieht die denn da für eine Show ab…?“ Ich verdrehte leicht die Augen über Millys Kommentar.
„Gut, also wie Ihnen Mr. Jeffrey ja bereits erklärt hat, geht es bei der heutigen Versammlung um die baldige Klassenfahrt.“ Ich konnte erkennen, wie ihre Hände leicht zitterten, als sie die Blätter festhielt, von denen sie offensichtlich ablas. Es wunderte mich, dass eine Lehrerin ein so deutliches Problem damit hatte, vor einer Menge junger Schüler, einen Vortrag zu halten.
„Die diesjährige Fahrt geht nach Edmonton, Kanada. Hierbei erhalten Sie die einmalige Chance ihre Allgemeinbildung zu erweitern und gleichzeitig ein anderes Land kennen zu lernen.“ Allgemeines Stöhnen ging durch die Cafeteria.
„Was? Kanada? Und was ist mit dem Strand?“ Milly verschränkte wütend die Arme vor der Brust und zog einen kleinen Schmollmund.
„Bitte Ruhe!“ Mr. Jeffrey trat leicht vor und schweifte seinen Blick durch die Mensa. Als es wieder leiser wurde, stellte er sich wieder leicht abseits hinter Mrs. Meyer.
„Also, Kanada ist ein wirklich schönes Land und vor allem Edmonton ist sehr schön zu besichtigen. Wir werden zusammen einige Sehenswürdigkeiten besuchen, die ihr natürlich selber aussuchen dürft.“ Mrs. Meyer kicherte leicht hysterisch.
’Oh je… So überzeugt sie die anderen ganz sicher nicht, von dieser Klassenfahrt.’
„Ich hoffe doch, dass Sie für den Flug wenigstens 1.Klasse gebucht haben!“ Milly erhob sich leicht und sah fragend zu den Lehrern nach vorne.
„Ms. Dashwood, ich bin sicher, dass unser Bus nur 1.Klasse-Plätze für Sie bereit hält.“
Milly schnappte erschrocken nach Luft und ließ sich langsam auf den Sitz zurückfallen.
„Mitzufahren ist keine Pflicht, allerdings sind Sie dazu verpflichtet, während dieser Zeit trotzdem die Schule zu besuchen. So haben Sie die Möglichkeit in niedrigeren Klassen den
Schulstoff zu wiederholen.
Sollten sie jedoch doch daran interessiert sein, an dieser Klassenfahrt teilzunehmen, können Sie hier vorne ein Anmeldeformular mitnehmen. Dazu bekommen Sie noch Infoblätter, die noch einige Einzelheiten beinhalten. Sollten Sie jedoch immer noch Fragen haben, können Sie sich jederzeit an einen der zuständigen Lehrer wenden.
Nun gut, ich denke, dass wir damit alles erklärt haben. Sie können sich jetzt ein Anmeldeformular und die Infoblätter mitnehmen und danach in ihre Klassen zurückgehen.“
Mr. Jeffrey nickte uns noch einmal zu und verließ dann die Cafeteria. Zwei andere Lehrer, legten auf einen kleinen Holztisch neben dem Podium zwei Stapel Papiere. Langsam standen einige Schüler auf und liefen nach vorne, um sich die Blätter zu nehmen. Ich machte mich ebenfalls auf den Weg nach vorne, achtete jedoch nicht darauf, ob Jake mir folgte oder nicht. Vermutlich war er noch mit Milly beschäftigt.
„Kanada… Na ja, vielleicht wird es ja doch nicht so öde.“ Ich schaute leicht nach links und entdeckte John Miller. Er war ein Footballspieler und muskulös gebaut. Er hatte dichtes, blondes Haar, dass ihm in ein paar Strähnen ins Gesicht fiel. Er war wirklich hübsch und auch sehr nett. Ich kannte ihn schon lange und mochte ihn wirklich gern.
„Besser als Schule, findest du nicht?“ Ich lächelte ihn leicht an und er grinste zurück.
„Punkt für dich. Hei, gehst du auch auf die Party von Josh? Die am Wochenende?“
„Nein, ich denke nicht. Ich bin dieses Wochenende nicht da.“
„Echt? Schade… Ich hätte mich wirklich gefreut dich zu sehen.“ Er schien enttäuscht zu sein.
„Tut mir Leid. Vielleicht wiederholen wir es ja mal.“
„Ja, gute Idee! Wir könnten ja mal was zusammen machen…“ Er sah mich nervös an.
„Ähm, klar warum nicht?“ Ich lächelte ihn an.
„Cool! Ähm, also…“ Er stotterte leicht, doch bevor er zu Ende sprechen konnte, wurde er abrupt unterbrochen.
„So eine blöde Idee mit Kanada, findet ihr nicht auch? Da war ich doch erst letztes Jahr…“ Wir drehten uns um und Beth stand vor uns.
„Hei John.“ Sie lächelte ihn an, wendete sich dann jedoch wieder mir zu.
„Hast du gesehen, wie sich Milly wieder an Jake ranmacht?“ Sie neigte den Kopf leicht nach hinten. Ich drehte mich um und entdeckte Milly, die sich bei Jake eingehakt hatte und sich strahlend mit ihm unterhielt.
Wir waren mittlerweile zum Tisch mit den Stapeln durchgedrungen und ich schnappte mir schnell das Anmeldeformular und die Infoblätter.
„Lass sie doch.“ Ich warf noch mal einen unsicheren Blick nach hinten, bevor ich mit Beth die Mensa verließ.

Chapter 5


Den ganzen Tag über, musste ich mir von Beth anhören, wie rücksichtslos und hinterhältig es doch von Milly war, sich so an meinen Freund ranzumachen. Die meiste Zeit jedoch hörte ich nicht auf das was sie sagte.
Jake verstand sich gut mit Milly, das war nicht zu übersehen. Aber immerhin, war er auf mich geprägt worden und empfand er nur annährend das, was ich für ihn fühlte, konnte ich mir sicher sein, dass er mich niemals verletzen würde.

Die Schulstunden, die ich mit Jake zusammen hatte, verliefen recht still. Wir redeten nicht miteinander, da ich entweder so tat, als würde ich interessiert dem Unterricht folgen, oder Beth redete die ganze Zeit auf mich ein. Ich wusste nicht, warum ich mich so abweisend gegenüber ihm verhielt, schließlich hatte er im Grunde genommen, nichts Falsches getan…

Erleichtert packte ich meine Sachen in meine Tasche, als es endlich zum Schlussschluss läutete. Ich verließ das Klassenzimmer und lief zu meinem Spind, an dem Beth schon ungeduldig auf mich wartete. Als sie mich entdeckte, seufzte sie erleichtert.
„Na endlich, wo warst du denn so lange.“ Sie sah mich vorwurfsvoll an, während ich ein paar meiner Bücher in den Spind legte.
„Es hat doch gerade erst geläutet.“ Ich wollte mir nicht noch mehr Tipps von Beth anhören, wie ich Jake klarmachen konnte, dass ich etwas gegen seine und Millys Freundschaft hatte. Ich wollte einfach nur nach Hause.
„Ich dachte, dass wir zwei heute vielleicht was zusammen unternehmen. Ich könnte zu dir kommen und wir machen uns einen schönen Mädelstag, immerhin ist morgen Lehrerkonferenz. Und so kannst du Jake auch noch ein bisschen aus dem Weg gehen.“
Ich lächelte Beth leicht skeptisch an.
„Ich weiß nicht… Ist es nicht kindisch, Jake aus dem Weg zu gehen? Ist es nicht einfacher, mit ihm zu reden?“ Beth kicherte leicht.
„Oh, Ren… Du kannst mit Jungs nicht reden. Jake wird dir gar nicht zuhören und dich als überempfindlich bezeichnen, wenn du dich bei ihm ausheulst…“ Ich hob leicht eine Augenbraue.
„Und ihn nicht zu beachten, ist nicht überempfindlich?“ Ich schloss meinen Spind zu und machte mich auf den Weg zum Ausgang. Beth lief neben mir her.
„Wenn du ihm aus dem Weg gehst, wird er merken, dass etwas nicht stimmt. Er wird sich Gedanken machen und auf dich zugehen.“
Ich fragte mich, woher sie diese Philosophien erhatte, immerhin hatte sich bisher noch nicht wirklich Erfahrungen mit Jungs gesammelt…
Sofort hasste ich mich für diesen Gedanken. Sie war meine beste Freundin und wollte nur das Beste für mich.
Kurz vor der Tür blieb ich stehen und drehte mich zu ihr.
„Also gut, wir können ja heute Abend was zusammen machen, aber dann nur einen normalen Mädelsabend und nicht um Jake aus dem Weg zu gehen, okay?“
Sie nickte eifrig und lächelte mich strahlend an.
Seit ich mit Beth befreundet war, war sie noch nicht oft bei mir zu Hause gewesen. Als sie das erste Mal meine komplette Familie kennen lernte, hatte sie beinahe einen Herzinfarkt erlitten und um ihre Eifersucht auf mein Haus zu erkennen, musste ich auch keine Gedanken lesen.
Schließlich, durfte ich danach, die ganze Zeit, auch noch sämtliche Fragen nach meinen „Brüdern“ und den Pflegeprodukten meiner „Schwestern“ beantworten, was mir mehr als unangenehm war.
Deswegen hatte ich mir immer eine Ausrede einfallen lassen, wenn sie mich besuchen wollte und meistens fiel diese auf Jake...
Ich öffnete die große Schultür und lief nach draußen.
„Also, wann soll ich dann heute Abend zu dir kommen, soll ich irgendwas mitbringen? Eine Luftmatratze oder Knabbersachen?“
„Komm wann du willst und nein, keine Sorge, wir haben alles.“
„Okay, gut. Oh, das wird so lustig, Ren! Wir schauen alte Liebesfilme an und essen tonnenweise Süßzeug!“
Ich verdrehte leicht die Augen und seufzte. Da wäre mir selbst das notwendige Gespräch mit Jake lieber, als mir unglaubwürdige Liebeschnulzen anzusehen und dieses menschliche Zuckerzeug essen zu müssen.
Wir hatten mittlerweile mein Auto erreicht, an dem Jake bereits lehnte und mich anlächelte. Beth blieb stehen, hielt mich am Arm fest und flüsterte mir etwas zu.
„Also, wir sehen uns dann nachher und vergiss nicht, was ich gesagt habe! Nicht beachten…“
Ich seufze leicht und nickte. Sie umarmte mich flüchtig und lief dann zu ihrem Wagen. Als ich mich zu Jake drehte, hob der eine Augenbraue und sah mich verwundert an. Ich wich schnell seinem Blick aus, kramte meinen Schlüssel aus der Tasche und stieg auf der Fahrerseite ein. Jake setzte sich ohne Widerworte auf den Beifahrersitz und beobachtete mich.
„Also, wen sollst du nicht beachten?“
’Na toll, danke Beth...!’ Ich biss mir leicht auf die Lippen und sah abwechselnd vom Rückspiegel wieder nach vorne.
„Ach, das ist nicht wichtig. Vergiss es einfach...“
Aus den Augewinkeln konnte ich erkennen, dass Jake leicht die Stirn runzelte.
„Und ihr unternehmt heute Abend was?“ Seine Tonfall, verriet mir, dass er leicht verwirrt war.
Ich hatte bereits den Schulparkplatz verlassen und fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit nach Hause.
„Ja, was dagegen? Immerhin ist sie meine beste Freundin, also…“
Ich blickte stur geradeaus auf die Straße.
„Nein…“ Er sah mich noch einmal prüfend an und lehnte sich dann gegen die Fensterscheibe.
Die Fahrt nach Hause, kam mir noch nie so lange vor und ich war froh, als wir endlich in die Garage fuhren. Ich nahm meine Tasche und stieg aus dem Wagen, Jake stand bereits vor der Motorhaube.
„Also ich denke, ich werde jetzt gehen. Sam hat mich gebeten, heute noch nach La Push zu kommen. Sehen wir uns dann später?“
Ich blieb etwas entfernt von ihm stehen und wich erneut seinem Blick aus.
„Heute nicht mehr. Beth ist doch bei mir.“
Er nickte leicht.
„Okay, dann sehen wir uns morgen…“ Er kam einen Schritt auf mich zu, doch ich lief schnell an ihm vorbei.
„Ja, bis morgen.“ Ich verließ die Garage und lief zur Eingangstür. Noch bevor ich die Tür wieder hinter mir schloss, konnte ich hören, wie Jake sich verwandelte und schließlich fortging.

„Oh, das ist wirklich eine tolle Idee, Nessie! Ihr könnt natürlich hier unten im Wohnzimmer die Filme ansehen. Rose hat noch ganz viele alte Liebesfilme aus den 60-ziger Jahren in ihrem Zimmer. Und Esme wird bestimmt das ganze Essen für euch besorgen. Und dann bereite ich für euch einige Maniküren und Pediküren und Gesichts-Peelings vor.“ Alice klatschte erfreut in die Hände. Seit ich ihr von meinem Vorhaben mit Beth heute Abend erzählt hatte, war sie nicht mehr zu bremsen gewesen. Wie es aussah, musste ich mir wenigstens keine Gedanken mehr darüber zu machen, was ich noch alles vorbereiten musste. Und Alice würde Beth bestimmt liebend gern unterhalten.
„Ja klar… Aber Alice ich hoffe doch, dass du dann dabei bist?“ Ich lächelte, als ich das Blitzen in ihren Augen erkannte.
Ja, das war Alice’ Welt…
„Oh, Nessie! Liebend gern! Ich werde direkt alles vorbereiten. Das wird bestimmt unvergesslich!“ Sie küsste mich leicht auf die Wange und tänzelte dann hinaus. Wenige Sekunden später, konnte ich sie in Rose’ Zimmer hören, wie sie in einem Schrank wühlte. Vermutlich suchte sie nach passenden Filmen.
„Das war wirklich nett von dir, Alice einzuladen.“ Meine Mutter kam ins Wohnzimmer und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Na ja, es sollte wenigstens eine Spaß haben.“ Sie lächelte leicht.
„Und was macht Jake heute Abend?“ Sie sah mich fragend an.
„Na ja, er wird vermutlich wieder mit dem Rudel unterwegs sein. Frag ihn doch selbst…“ Meine Mutter runzelte besorgt die Stirn. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und ließ mich auf unser Sofa fallen.
„Was ist denn los? Hattet ihr einen Streit?“
„Ach, Mom, bitte. Lass uns darüber jetzt bitte nicht reden!“ Ich sah sie gequält an.
„Ja aber, du solltest das, was zwischen euch passiert zu seien scheint, mit Jake regeln, Renesmee. Ich bin mir sicher, dass es ihm schlecht geht.“
Ich wusste, dass Jake und meine Mutter, vor meiner Geburt enge Freunde gewesen waren. Er hat ihr damals über die Zeit hinweggeholfen, als mein Dad meine Mom für eine Zeit lang verlassen hat. Er war ihr bester Freund und auch heute sind sie noch sehr gute Freunde.
„Ich werde morgen, mit ihm reden, versprochen.“ Sie lächelte mich dankbar an.
„Aber heute, wird nicht mehr darüber nachgedacht, Nessie und Bella. Heute ist Mädelstag! Da brauchen wir keine Männer!“ Alice kam herein und trug bestimmt 20 Filme auf den Armen, die sie auf den kleinen Couchtisch ablegte.
„Also, ich habe uns eine kleine Auswahl zusammengestellt. Ich denke, wir lassen dann einfach den Gast entscheiden. Esme hat bereits zugesagt, dass sie bis heute Abend noch das ganze Essen besorgen wird. Apropos, was hältst du davon, wenn wir Pizza bestellen. Ich habe das zuvor zwar noch nie gemacht, aber in Teenager-Filmen ist das doch immer üblich!“ Sie lächelte mich erwartungsvoll an.
„Fragen wir Beth doch einfach später, dann können wir ja immer noch bestellen, okay?“
„Einverstanden! So ich werde jetzt noch den Rest vorbereiten. Beth wird um … Nein, um… Herrje, wird sie sich denn endlich mal entscheiden?“
Alice rieb sich leicht die Schläfen.
„Okay, na gut. Dann müssen wir eben schnell fertig werden, damit auch sicher alles erledigt ist, wenn Beth sich endlich entschieden hat, wann sie herkommt.“ Und schon verschwand sie wieder aus dem Zimmer. Ich drehte mich lächelnd zu meiner Mutter.
„Mh… unsere Alice.“

Fortsetzung folgt... :-)

Chapter 6


Ich hatte mich den ganzen Tag in mein Zimmer verzogen und Alice die Arbeit machen lassen. Ein leicht schlechtes Gewissen plagte mich schon, aber ich wusste ja, wie viel Freude es ihr bereitete.
Ich hatte mich auf mein Bett gelegt und nach oben gestarrt. Ich machte mir Sorgen um Jake und mich. Mittlerweile kam es mir unglaublich lächerlich vor, dass ich ihn in der Garage so hab’ stehen lassen. Am liebsten, würde ich nach La Push fahren und ihn um Verzeihung bitten.
Es klopfte leicht an der Tür.
„Herein!“ Die Tür öffnete sich einen Spalt und Alice blickte herein.
„Nessie? Beth ist da.“ Verwundert stieg ich aus dem Bett. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich überhaupt nicht mitbekommen hatte, dass Beth gekommen war. Ich lief aus dem Zimmer und ging neben Alice die Treppe herunter.
„Hast du denn alles erledigt, Alice?“ Ich drehte mich fragend zu ihr.
„Aber natürlich!“
Als wir unten ankamen, entdeckte ich Beth, die unsicher neben der Eingangtür stand und sich immer wieder nervös umsah.
„Hei Beth.“ Ich umarmte sie leicht.
„Hi Ren!“ Sie lächelte mich etwas unsicher an.
Freudig klatschte Alice in die Hände, nahm meine und Beths Hand, wobei diese unter Alice Berührung etwas zusammenzuckte, und zog uns mit ins Wohnzimmer.
"Dann lasst uns mal mit der Pyjama-Party anfangen!"

Als wir im Wohnzimmer standen, blickte sich Beth sprachlos um.
Alice hatte die zwei großen Sessel hinausgetragen und neben das Sofa, eine weitere, farblich passende, Couch gestellt, deren Größe an ein kleines Bett erinnerte.
Auf dem kleinen und dem großen Sofa lagen, säuberlich gefaltet, mehrere kuschelige Decken und große Kissen, deren Material, wie es schien, aus feinster Seide war.
Auf dem kleinen Couchtisch, standen mehrere Schüsseln mit verschiedenen Chipsorten, süßes, gesalzenes oder karamellisiertes Popcorn und in den kleinen Bechern waren Salzstangen. Daneben lagen mehrere Broschüren von Pizzalieferanten gestapelt.
Auf dem größeren Tischchen, standen mehrere Gläser und daneben Flaschen mit Cola, Wasser, Saft oder Limo.
„Wow, das hat euch doch bestimmt wahnsinnig viel Arbeit gemacht!“ Sie sah sich begeistert um.
„Ich hoffe, das ist nicht zu viel?“ Alice biss sich auf die Lippe und sah unsicher zu Beth.
„Nein! Niemals, das ist der Wahnsinn!“ Sie setzte sich auf die kleinere Couch und lächelte Alice glücklich an. Als sie ein kleines, graues Art Blech entdeckte, dass neben der Couch stand, weiteten sich ihre Augen.
Auf dem Blech, lagen mehrere Pflegeprodukte. Zwei Tuben „Liquid Surgery Serum“ von MBR, drei Tuben „The Essence“ von La Mer und mehrere teure Produkte für Maniküre und Pediküre. Beths’ Gesichtsaudruck zu urteilen, war ich mir sicher, dass sie sich bewusst war, dass dort Pflegeprodukte von mehreren tausend Dollar herumlagen.
„Ja, ähm, also. Wollen wir dann mit den Filmen anfangen?“ Alice nickte mir eifrig zu und tänzelte zum Fernseher, neben dem die Filme aufgestapelt waren. Ich ging ihr hinterher und zog sie leicht zu mir.
„Vielleicht wären Cremes von Florena auch ausreichend gewesen…“ Ich drehte mich leicht zu Beth, die sich immer noch geschockt umsah. Vermutlich war ihr mittlerweile auch noch aufgefallen, dass selbst das „Bling-Wasser“ nicht für unter 102 $ erhältlich war.
Alice sah mich verwundert an.
„Ach was, Nessie! Beth ist doch begeistert!“ Sie schnappte sich die Stapel Filme, tänzelte wieder zurück zum Sofa und setzte sich neben Beth. Alice legte die Filme an einen freien Platz auf dem Tisch und sah auffordernd zu ihr.
„Also, Beth. Mit welchem Film willst du anfangen?“

Der Abend verging schleppend und ich langweilte mich von Stunde zu Stunde mehr. Es war mittlerweile 22 Uhr und wir waren bereits beim dritten Film angekommen. Alice saß vor mir auf dem Boden und sah gebannt in den Fernseher. Beth lag neben mir. Alice hatte ihr bereits eine sündhaft teure Gesichtmaske verpasst, die immer noch auf ihrem Gesicht schimmerte.

Verwundert sah ich zur Tür, als ich leise Stimmen von draußen hören konnte. Alice hob ebenfalls leicht den Kopf.
Meine Großeltern waren mit Rose auf der Jagd, meine Eltern wollten meinen Großvater, Charlie und Sue besuchen und Emmet und Jasper wollten irgendetwas für Emmets neuen Jeep besorgen.
Ich lauschte immer noch und konnte hören, wie jemand lachend die Tür öffnete. Eine Sekunde später, stand Emmet, mit verschränkten Armen, im Tührrahmen und grinste hinein.
„Na, meine Damen? Braucht ihr schon Taschentücher?“ Genervt packte ich ein Kissen und warf es ihm direkt ins Gesicht.
„Na, na, na, Nessie! Nicht so zickig.” Ich verdrehte genervt die Augen. Emmet konnte einem manchmal wirklich auf die Nerven gehen.
Beth war inzwischen aufgestanden und ins Bad gerannt. Ich konnte hören, wie sie den Wasserhahn anließ und eines der Handtücher nahm, um sich vermutlich die Maske vom Gesicht zu wischen.
’Ach herrje…’
Emmet hatte sich mittlerweile, neben mir, auf dem Sofa niedergelassen und sah gelangweilt in den Fernseher.
„Wo ist Jasper? Ich kann ihn nicht mehr hören…“ Alice sah angespannt zur Tür.
„Der hat noch was zu erledigen…“ Emmet legte seine Füße auf den Couchtisch und seufzte.
Alice nickte leicht, doch de Angespanntheit wich ihr nicht aus dem Gesicht.
„Und was hat er noch zu erledigen?“ Ich drehte mich fragend zu Emmet.
Bevor er mit antwortete, bemerkte ich, wie sein Blick kurz zu Alice huschte, die ihn kurz erwiderte.
„Sei nicht so neugierig, Kleine. Dein lieber Onkel hat eben noch Besorgungen zu machen.“ Ich drehte mich verärgert von ihm weg und sah mir wieder den Film an, als Beth wieder hereinkam. Ihr Gesicht war von der Creme befreit und ihre Haut strahlte frisch und entspannt. Alice lächelte sie zufrieden an.
Beth sah kurz nervös zu Emmet und setzte sich dann auf das kleine Sofa neben uns.

Nach einer halben Stunde, war der Film immer noch nicht interessanter geworden und auch Beth fielen immer wieder die Augen zu. Emmet saß nach wie vor noch neben mir und starrte ausdruckslos in den Fernseher.
Schließlich stand ich vom Sofa auf.
„Ich geh schnell in die Küche.“ Ich verließ das Wohnzimmer und lief zur Küche. Seufzend setzte ich mich auf einen Barhocker. Ich wünschte, dieser Abend wäre vorbei und ich könnte bei Jake sein. Ich vermisste ihn und es tat weh an ihn zu denken.
Ich dachte daran, bei ihm zu Hause in La Push anzurufen, doch vermutlich würde ich nur Billy erreichen, da Jake wieder unterwegs sein würde.
Meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als ich Motorgeräusche von draußen hörte. Ich lief zu dem großen Fenster, von dem aus man auf die Auffahrt hintunterblicken konnte.
Es war Grandpas schwarzer Mercedes, der gerade in die Garage fuhr. Wenige Sekunden später, konnte ich bereits hören, wie jemand die Haustür öffnete und ich vernahm die Stimmen von Rose und Emmet.
„Schläft unsere Kleine schon?“
„Nein, Nessie hat sich in die Küche verzogen, als sie das Liebesgesülze nicht mehr ertragen konnte. Diese Beth allerdings schläft schon. Alice ist ebenfalls im Wohnzimmer.“
Ich lief aus der Küche und ging runter in den Flur. Als Rose mich entdeckte nahm sie mich in den Arm und küsste mich leicht auf die Stirn.
„Hei, Nessie.“ Ich lächelte Rose an und wendete mich dann an Emmet.
„Schläft Beth wirklich schon? Dann sollte ich sie vielleicht hoch bringen…“ Ich wollte gerade hoch ins Wohnzimmer gehen, als Emmet bereits an mir vorbeilief.
„Keine Sorge, ich mach das schon.“
„Leg sie bitte in mein Bett.“
„Und wo schläfst du dann? Soll sie doch auf dem Sofa schlafen.“
„Rose… Mein Bett ist groß genug...“ Ich seufzte leicht.
Für viele schien Rose arrogant und rücksichtslos, doch sie war in so vielen Situationen die beste Freundin, die man sich vorstellen konnte. Zwar zählte für sie nur der Schutz ihrer Familie und sich selbst, doch sie würde niemals einem Unschuldigen etwas antun.
„Ich gehe dann jetzt auch ins Bett. Gute Nacht.“
Grandma und Rose umarmten mich kurz und Alice rief noch aus dem Wohnzimmer ‚gute Nacht’.
Ich lief hoch in mein Zimmer, aus dem Emmet gerade herauskam.
„Danke, dass du sie hochgebracht hast.“
„Kein Problem, Kleine. Schlaf gut.“ Er nahm mich in den Arm und ging dann wieder runter.
Ich schloss die Zimmertür hinter mir. Beth lag auf der linken Seite meines Bettes und schnarchte leicht. Ich ging in meinen Kleiderschrank und streifte mir schnell ein Nachthemd über.
Müde ließ ich mich schließlich neben Beth fallen.
’Was Jake wohl gerade macht…’ Ich legte mich auf die Seite, konnte jedoch einfach keine Ruhe finden.

Chapter 7


Nach zwei Stunden hatte ich immer noch nicht einschlafen können. Beth schlief tief und fest und faselte ab und zu irgendwelche unverständlichen Sätze.
Letztendlich gab ich es auf einzuschlafen, schlug die Decke weg und schlich leise aus dem Zimmer. Ich tapste vorsichtig die Treppe herunter, blieb jedoch auf der letzten Stufe stehen und lauschte, ob noch irgendwer im Wohnzimmer saß oder in der Küche war. Ich konnte keine Stimmen hören und lief in die Küche. Die Lichter waren wie üblich, im ganzen Haus, an. Ich öffnete den Kühlschrank und wollte gerade meinen Blutbeutel herausholen, als ich draußen ein Geräusch vernahm. Es hörte sich wie ein leises Jaulen an.
Sofort schmiss ich den Beutel wieder in den Kühlschrank und rannte die Treppe herunter. Ich lief zur Tür und riss sie auf. Ich versuchte etwas zu erkennen, die Silhouette eines großen Mannes oder eines rostbraunen Wolfes, doch ich konnte nichts sehen.
Ich wollte gerade die Tür wieder schließen, als jemand aus dem kleinen Waldabschnitt, der an unserer Einfahrt grenzte, heraustrat.
„Es ist ganz schön leichtsinnig von dir, die Tür, bei dem leisesten Geräusch, aufzureißen.“
Ich lächelte, als ich die allzu vertraute Stimme erkannte. Ich huschte die Treppe herunter und lief Jake in die Arme. Er drückte mich sofort an sich und legte sein Kinn auf meinen Kopf.
„Du hast mir gefehlt, Schatz.“ Ich befreite mich langsam aus seiner Umarmung. Erst jetzt fiel mir auf, dass er überhaupt kein Oberteil anhatte und nur seine alte verwaschene Jeans und Turnschuhe trug.
„Jake, es tut mir so Leid, dass ich so kindisch zu dir war. Ich weiß selber nicht, warum ich so gewesen bin.“
„Ich würde mich ja schon mal damit zufrieden geben, wenn du mir erklären würdest, was ich eigentlich verbrochen habe.“ Ich biss mir leicht auf die Lippen.
„Das war alles Beths’ Idee…“
„Und was war Beths’ Idee?“
„Mh… - Also heute, bei der Versammlung in der Cafeteria, da hast du dich so gut mit Milly verstanden und es schien so als wäre ich dir völlig egal…“
Jake kicherte leise.
„Nessie…! Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Milly? Sie ist ja ganz hübsch, aber sie könnte es niemals mit dir aufnehmen. Für mich ist sie nicht mehr als eine sehr gute Freundin und sie wird auch nie mehr werden."
Ich sah leicht zu Boden und verfluchte mich innerlich für meine Dummheit. Wie konnte ich auch nur eine Sekunde an seiner Liebe zweifeln.
Jake hob mit seiner Hand mein Kinn an, sodass ich ihm in die Augen sehen musste.
"Ich liebe dich, Renesmee." Ich lächelte leicht.
"Ich liebe dich auch... Und es tut mir wirklich Leid, Jake."
"Ich weiß..." Er nahm mein Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf meine. Das vertraute Gefühl, seiner glühenden Wärme auf meiner Haut und seiner bloßen Anwesenheit, ließ mich innerlich aufseufzen.
Ich liebte diesen Mann, mit allem was ich besaß und ich würde ihn nie wieder gehen lassen.
Ich legte meine Arme auf seine Schultern und presste mich enger an ihn.
Jake lächelte leicht in den Kuss hinein und drückte mich leicht nach hinten, bis ich die Hauswand an meinem Rücken spürte.
Sein Kuss wurde immer drängender und intensiver. Er legte eine Hand an meine Taille, die andere ließ er durch mein Haar fahren.
Je länger dieser Kuss anhielt, desto mehr empfand ich das Gefühl, ihm noch näher sein zu wollen, ihn nie wieder loszulassen...
Doch dieser Moment wurde abrupt abgebrochen, als ich aus dem Haus jemanden, meinen Namen, flüstern hörte.
"Ren...? Ren...!" Jake und ich ließen voneinander ab und sahen verwundert zum Haus.
"Ren?" Ich erkannte Beths Stimme, die immer verzweifelter schien. Jake ging einen Schritt zurück und sah hoch zum Haus.
"Beth sucht dich..." Seine Miene verfinsterte sich leicht. Es schien ihm überhaupt nicht zu passen, dass ich jetzt, wohl oder übel, nach ihr sehen mussen.
Ich ging zu ihm, gab ihm einen letzten Kuss auf die Wange und lief dann zur Tür. Bevor ich hineinging, drehte ich mich noch einmal zu ihm.
"Wir sehen uns nachher." Ich lächelte ihn an und schloss dann die Tür hinter mir. Ich ging die Treppe hoch, in die Küche, aus der ich Beths Stimme hören konnte.
"Ren...? Re... Ah!" Als Beth mich entdeckte, schrie sie auf und fasste sich schweratmend an die Brust.
"Oh mein Gott, Ren! Willst du mich umbringen?" Ich verdrehte leicht die Augen.
"Entschuldige..."
"Wo warst du denn? Als ich aufgewacht bin, warst du weg..." Sie sah mich fragend und auch ein bisschen vorwurfsvoll an.
"Ist nicht so wichtig. Komm, wir gehen wieder hoch." Ich nahm ihre Hand und zog sie mit nach oben. Auf keinen Fall, wollte ich, dass meine Familie mitbekam, dass ich nachts einfach aus dem Haus bin, auch wenn sie es wahrscheinlich bereits wussten.
Ich ließ Beth in mein Zimmer vorgehen und schloss dann die Tür hinter uns. Beth saß bereits auf meinem Bett und beobachtete mich forschend.
"Jetzt mal im Ernst, Ren. Wo warst du?" Seufzend ließ ich mich neben sie auf das Bett nieder. Verwundert wanderte ihr Blick zu meinen Haaren und sie strich leicht darüber.
"Was hast du denn mit deinen Haaren angestellt? Die sind ja völlig zerzaust..." Schnell fuhr ich mir durch das Haar und versuchte es wieder etwas zu glätten.
"Ich bin nur schnell in die Küche und da habe ich von draußen ein Geräusch gehört und nachgesehen... Mehr nicht." Beths Augen weiteten sich etwas und sie sah mich geschockt hat.
"Wie bitte? Du bist alleine nach draußen gegangen, als es stockdunkel war? Ren, dir hätte sonst was zustoßen können..." Ich schmunzelte leicht.
"Beth, es war lediglich Jake da draußen. Der würde mir ja kaum etwas antun..."
"Was? Jake war hier? Um diese Uhrzeit? Oh nein, wie romantisch..." Sie klatschte verzückt in die Hände.
"Erzähl! Was wollte er? Hat er dir ein Gedicht geschrieben und es dir vorgetragen?" Ich runzelte leicht die Stirn.
"Nein! Er war hier um zu reden... Und wir haben alles geklärt. Das mit Milly war ein großes Missverständnis und ich kann ihm auf jeden Fall vertrauen."
Auf Beths Lippen bildete sich ein leichts Lächeln.
"Na bitte, was hab ich gesagt? Es ist genau das passiert, was ich dir erzählt habe. Ich wusste, dass ihr so alles klären würdet!" Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und lächelte mich zufrieden an.
Ich wusste nicht warum, aber es machte mich plötzlich ungemein wütend, dass sie dachte, dass Jake und ich uns nur, durch ihre Ratschläge, wieder vetragen hatten. Im Grunde genommen, war es ihre Schuld, dass er und ich überhaupt erst gestritten hatten.
"Beth, das stimmt doch überhaupt nicht! - Hätte ich gleich mit ihm geredet, dann wäre schon lange alles geklärt gewesen... Verschon mich bitte in Zukunft mit deinen tollen Ratschlägen!" Beth sah mich geschockt an. Ihrem Gesicht entwich jegliche Farbe und sie sah betreten zu Boden. Noch nie hatte ich sie in unserer Freundschaft so angefahren.
Als ich erkannte, wie sehr sie meine Worte wirklich getroffen hatten, wich die Wut sofort der Reue. Das hatte sie nicht verdient...
"Beth es tut mir Leid... Ich bin dir so dankbar, dass du immer für mich da bist. Bitte vergiss das, was ich eben gesagt habe." Ich sah sie entschuldigend an und legte ihr eine Hand auf den Arm.
Als ich die Wärme ihres Armes auf meiner Hand spürte, verkrampfte ich mich leicht. Ich konnte deutlich ihren Herzschlag spüren und die fließende Bewegung ihres Blutes in ihrem Körper. Ein unangenehmes Brennen, machte sich in meiner Kehle breit. Ich keuchte leicht und zog meine Hand von Beth weg.
'Das tut so weh...' Meine Hand schnellte zu meinem Hals und ich versuchte ruhig zu atmen.
Beth runzelte verwirrt die Stirn und legte mir besorgt eine Hand auf meine.
"Ren...? Alles okay?" Ich wich erschrocken zurück, sprang aus dem Bett und lehnte mich schweratmend gegen die Tür des Kleiderschranks.
Beth erhob sich ebenfalls aus dem Bett und kam vorsichtig auf mich zu.
"Ren? Soll ich deine Eltern holen? Ren? Hey!"
"Nein! Keine Sorge, Beth, mir gehts gut.", stieß ich keuchend hervor. Ich ging an ihr vorbei zum Fenster und öffnete es so weit, wie es die Wand dahinter zuließ.
Die frische Nachtluft bließ mir ins Gesicht und ich spürte wie das Brennen in meiner Kehle etwas nachließ.
Wie konnte das gerade eben passiert sein. Selbstverständlich erforderte es immer eine gewisse Vorsicht, damit ich nicht in Versuchung geriet einem unschuldigen Menschen etwas anzutun, doch noch nie hatte ich so einen Durst verspürt. Allein die Wärme, die von Beths Körper hinter mir, ausgestrahlt wurde, ließ mich erneut zusammenzucken.
Ich hörte leichte Schritte hinter mir, bis schließlich jemand eine Hand auf meine Schulter legte. Ich drehte mich leicht um und wollte Beth bitten wegzugehen, als ich in die sorgenvollen Augen meines Großvaters blickte.
"Renesmee?" Ich drehte mich ganz zu ihm und erblickte Beth, die etwas abseits hinter meinem Grandpa stand. Sie sah besorgt und unbeholfen aus.
Mein Großvater legte einen Arm um meine Schulter und zog mich mit.
"Beth, ich werde Renesmee etwas gegen ihre Übelkeit geben. Du kannst dich wieder schlafen legen." Beth nickte etwas steif und sah uns leicht verängstigt hinterher.
Mein Großvater führte mich in sein Büro, das ihm schon oftmals als Untersuchungszimmer gedient hatte. Er bedeutete mir, mich auf den weichen, rießigen Sessel zu setzen, er selbst setzte sich auf den lederbezogenen Stuhl mir gegenüber.
"Grandpa, ich weiß nicht was passiert ist. Als ich ihr eine Hand auf den Arm gelegt hatte, verspürte ich so ein schmerzvolles Brennen in meinem Hals. Ich hatte so ein Verlangen..., nach ihrem Blut." Beschämt, wich ich seinem Blick aus und starrte eines der zahlreichen Bücherregale an.
Mein Großvater legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Renesmee, ich kann dir leider nicht erklären, warum du auf einmal so einen... Drang verspürt hast. Aber du hast Beth nichts angetan, deshalb musst du dich also nicht schuldig fühlen. Du bist zur Hälfte ein Vampir und somit verspürst du, wie jeder von uns, immer ein gewisses Durstgefühl."
Er lächelte mich aufmunternd an. Ich nickte leicht, das Gefühl des Schams verging jedoch nicht.
Aufeinmal wurde die Tür geöffnet und Rose und Emmet kamen herein, dicht gefolgt von Alice und Esme. Von Jasper war nichts zu sehen, genauso wenig wie von meinen Eltern.
"Wie geht es dir, Nessie?" Rose strich leicht über meine Wange.
"Mir gehts gut. Wichtiger ist, wie es Beth geht. Oder wie es ihr, Gott sei Dank, nicht geht."
"Das ist belanglos. Wesentlich ist, dass du dir dafür keine Schuld gibst, Nessie." Rose setzte sich neben mich auf den Sessel und nahm mich in den Arm. Ich kam mir dabei zwar wie ein kleines Mädchen vor, doch es gab mir auch ein Gefühl von Sicherheit.
Die Sicherheit, dass ich niemanden verletzen würde...
"Alice, denkst du nicht, dass es jetzt vernünftig wäre, wenn Jasper ihn..."
"Nein, Carlisle! Es muss nichts zu bedeuten haben. Wir müssen uns sicher sein." Grandpa nickte nachsichtig.
"Was meint ihr? Was soll Jasper machen?" Ich blickte fragend in die Gesichter meiner Familie.
"Was ist hier los?"
"Alice, Carlisle hat Recht. Es geht hier immerhin um Renesmee." Rose sah auffordernd zu Alice, die innerlich mit sich zu ringen schien.
"Also gut... Aber wir werden, dass nicht hier und jetzt machen. Ich ruf Edward an... Und schafft Beth hier weg." Alice wandte sich von uns ab und verließ das Zimmer.
Es machte mir Angst, Alice so kühl und konzentriert zu sehen. Die Unsicherheit und Zweifel in ihren Augen zu erkennen.
"Vielleicht tut es dir gut, noch ein wenig zu schlafen, Nessie." Rose lächelte mich liebevoll an und strich mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
Ich nickte leicht und stand auf, um in mein Zimmer zu gehen.
"Es ist vielleicht besser, wenn du dich ins Wohnzimmer legst, Nessie. Beth schläft schon fast."
Grandma kam auf mich zu und nahm meine Hand, um mich ins Wohnzimmer zu begleiten. Etwas verunsichert folgte ich ihr.
War es möglich, dass sich jetzt alle Sorgen machten, dass ich Beth im Schlaf umbringen würde? Dachten sie, ich wäre plötzlich zu einem Monster mutiert?

Erschöpft ließ ich mich auf das größere Sofa fallen und starrte durch das Fenster nach draußen, von wo aus man ein Teil des Waldes sehen konnte.
"Was ist hier los, Grandma? Wo sind Jasper und meine Eltern?" Meine Großmutter setzte sich zu mir auf das Sofa und strich mir über die Wange.
"Es wird alles gut, meine Kleine. Du bist sicher und dir wird nichts passieren. Schlaf jetzt. Wenn du wieder aufwachst, werden die anderen wieder da sein." Sie lächelte mich noch einmal liebevoll an und verließ dann den Raum.
Ich wälzte mich unruhig hin und her. Es macht mich unglaublich nervös, nicht zu wissen, was hier vor sich geht.
Carlise meinte, dass es klug wäre, wenn Jasper etwas tun würde... Aber was?
Alice ist jedoch dagegen. Sie will sich sicher sein, aber bei was?
Und was haben Dad und Mom damit zu tun?
Und was spiele ich dabei für eine Rolle?
Mir schwirrten die Gedanken durch den Kopf und es kam mir so vor, als ob alles langsam in Nebel getaucht werden würde. Es kam mir vor, als ob meine Gedanken jemand anderem gehören würden und irgendwer mir all diese Fragen stellte. Doch nach wie vor, wusste ich keine Antworten darauf...


Chapter 8


"Ist sie schon wach?" Ich hörte Jakes besorgte und auch ein wenig ungeduldige Stimme. Ich wollte meine Augen öffnen, um ihn zu sehen, um zu wissen, dass er wirklich hier bei mir war. Doch ich wollte auch diese schützende Dunkelheit nicht verlassen, wollte nicht aufwachen, um mir dann gleich klar zu werden, dass ich vor wenigen Stunden, beinahe meine beste Freundin getötet hätte.
"Es scheint, als schlafe sie noch. Mach dir keine Sorgen, Jacob. Es wird alles gut." Ich erkannte die Stimme meines Großvaters und ich konnte hören, wie er Jake beruhigend eine Hand auf die Schulter legte.
"Und sind Sie sicher, dass es eine gute Idee ist, wenn ER herkommt, Carlisle? Sie wissen genauso gut wie ich, dass er eine Gefahr für Renesmee darstellt." Ich vernahm das Seufzen meines Grandpas.
"Jacob, du weißt, dass ich Renesmee über alles liebe und nie zulassen würde, dass ihr etwas geschieht. Doch wir müssen daran denken, was heute Nacht passiert ist. Stell' dir vor, was für Qualen sie erleiden würde, wenn sie Beth wirklich umgebracht hätte. Ich selbst glaubte auch nicht an seine Worte, doch nun müssen wir an Renesmee denken. Wir müssen ihm vertrauen, um sie zu schützen." Jake knurrte leicht und doch spürte ich auch seine Verzweiflung.
Ich wunderte mich über die Worte meines Großvaters. Was meinte er damit, dass sie ihm vertrauen mussten? Was ging hier vor?
Ein schmerzhaftes Pochen in meinem Kopf, ließ mich aufseufzen. Sofort spürte ich Jakes glühende Hand an meinem Arm.
"Nessie? Hei, ich bin's. Wie geht es dir?" Etwas widerwillig öffnete ich meine Augen. Jake war leicht über mich gebeugt und strich mir sachte eine Strähne aus dem Gesicht.
"Mir geht's gut... Wie geht's Beth? Ist sie in Ordnung?"
"Ja, ihr geht es gut. Sie ist vor etwa zwei Stunden nach Hause gegangen. Carlisle hat ihr gesagt, dass du dir eine Magen-Darm-Grippe eingefangen hast." Er lächelte mich etwas zaghaft an.
Vorsichtig setzte ich mich auf. Im Wohnzimmer befand sich niemand außer mir und Jake. Mein Großvater musste wohl gegangen sein.
"Soll ich dir irgendetwas bringen? Brauchst du vielleicht deinen... Blutbeutel?" Ich merkte, dass es ihm schwerfiel, dieses Wort auszusprechen. Noch mehr missfiel es ihm, es mir überhaupt anzubieten.
"Jake, lass das! Vor wenigen Stunden hätte ich beinahe Beth umgebracht. Du tust so, als wäre ich das Opfer. Man sollte mich dafür einsperren, dass ich sie verletzen wollte!" Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich schämte mich dafür, dass ich dieses Verlangen nach Beths Blut gespürt hatte. Ich schämte mich dafür, dass Jake mich so sehen musste, genauso wie meine Familie.
Vorsichtig nahm Jake meine Hände von meinem Gesicht und sah mir ernst in die Augen.
"Renesmee, ich will nicht, dass du dir dafür die Schuld gibst. Du hast ihr nichts getan und das hättest du auch nie. Du bist gut, Nessie..."
"Bin ich nicht, Jake! Ich bin ein Vampir!" Wütend warf ich die weiche Decke von mir weg und stieg vom Sofa. Jake erhob sich ebenfalls und nahm meine Hände in seine.
"Nessie, du könntest niemals schlecht sein... Ich liebe dich!" Ich schüttelte leicht verzweifelt den Kopf.
"Ich weiß nicht, was mit mir passiert...." Jake seufzte leicht und nahm mich in den Arm. Ich vergrub mein Gesicht an seinen Brust und vernahm nur am Rande, die Tränen, die langsam meine Wangen herunterliefen.
Ich wusste nicht, wie lange wir so dastanden, bis mir die vollkommene Stille im Haus auffiel. Ich konnte niemanden meiner Familie hören, nicht mal meinen Großvater, oder überhaupt jemanden, der sich, außer mir und Jake, in diesem Haus befand. Ich drückte mich leicht von Jake weg.
"Wo sind die anderen. Es ist so still..."
"Sie haben etwas zu erledigen, aber das erfährst du früh genug." Ich hob fragend eine Augenbraue. Was meinte er damit?
Jake lächelte leicht und strich mir über die Wange.
"Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendetwas geschieht, Renesmee..." Er schien so ernst und nachdenklich.
Wovor wollte er mich beschützen? Vor mir selbst? Davor, dass ich nicht zu einem blutsaugenden Monster wurde?
Jake kam mir immer näher und blieb schließlich vor mir stehen, bis zwischen uns nur noch wenige Zentimeter Abstand bestanden. Sein Blick fesselte mich auf eine hypnotisierende Weise.
Seine Hand strich von meiner Wange zu meinem Arm und blieb an meiner Hüfte stehen. Es war schon beinahe eine Qual für mich, einfach nur so dazustehen und ihn anzusehen.
Keiner von uns beiden sagte ein Wort, wir sahen uns lediglich an...
Mit einem Seufzen überbrückte ich schließlich den kleinen Abstand zwischen uns und presste meine Lippen auf seine. Dieser Kuss kam mir wie ein elektrischer Schlag vor und er ließ meinen ganzen Körper zittern. Schon oft hatten Jake und ich uns beherrschen müssen, meistens deshalb, weil ich immer Angst hatte, ihm wehzutun. Vermutlich sollte ich nach dem Ereignis in dieser Nacht noch mehr Angst davor haben, Jake zu verletzen, doch so fühlte ich nicht.
Jake drückte mich gegen den kleinen Schrank, auf dem Esmes kleine, säuberlich geordnete, Sammlung, von seltenen Glasfiguren, stand. Seine Hände wanderten beide zu meiner Hüfte und innerhalb einer Sekunde hob er mich auf den Schrank. Ich nahm überhaupt nicht wahr, wie ein paar der Glasfiguren krachend auf dem Boden zersprangen. Ich zog Jake noch näher an mich heran, ohne jedoch auch nur Sekunde von ihm abzulassen. Mit einer Hand fuhr ich durch sein dunkles, schwarzes Haar und es erinnerte mich an das angenehme Gefühl, wenn ich über das seidige Fell, des rostbraunen Wolfes, strich.
Jake legte eine Hand in meinen Nacken, die andere verweilte immer noch an meiner Hüfte.
Ich bekam es überhaupt nicht mit, dass Jake mich wieder von dem Schrank herunterhob und mich sachte auf dem Boden abließ. Er zog mich noch enger an sich und drückte mich leicht rückwärts, bis wir schließlich an der Treppe ankamen. Ich legte meine Arme auf seine Schultern und binnen weniger Sekunden, standen wir vor meiner Zimmertür. Mit einem lauten Krachen, knallte die Tür gegen die Wand dahinter, als Jake sie etwas zu fest öffnete. Meine Hände wanderten zu seiner Brust und drückten ihn Richtung Bett. Er setzte sich langsam auf die Bettkante und eine Sekunde später saß ich bereits auf seinem Schoß. Meine Hände fuhren unter sein T-Shirt, dass kurze Zeit später bereits neben dem Bett landete.
Normalerweise wollte ich es nie soweit kommen lassen, da ich immer die Angst hatte, dass ich Jake verletzen könnte, doch diese Zweifel existierten nicht mehr. Ich wollte ihn, ich liebte ihn...
Jake ließ sich langsam nach hinten fallen, ich folgte ihm sofort. Seine Brust war glühend heiß und jeder Mensch, hätte Angst gehabt, dass Jake mit diesem Fieber tot krank wäre.
Er ließ seine Hände langsam, bis zum Ende meines Nachthemdes, das ich immer noch trug, gleiten und zog es mir über den Kopf. Die Tatsache, dass ich nur noch mit Unterwäsche bekleidet, auf Jake lag, hätte mich vermutlich einschüchtern sollen, doch dem war nicht so. Es fühlte sich richtig an...
Meine Lippen glitten vorsichtig zu seinem Hals hinunter und wieder hoch. Gerade, als ich fast wieder seine Lippen berührte, konnte ich deutlich die kleine, pulsierende Ader an seinem Hals erkennen, die das warme Blut, durch seinen Körper pumpte. Auch der regelmäßige Herzschlag, den ich an meiner Brust spürte, konnte man nicht überhören. Ich verzog leicht mein Gesicht, als sich wieder das unangenehme Brennen in meiner Kehle meldete.
Sofort schrie eine panische Stimme in meinem Kopf, die mich zusammenfahren ließ.
'Das ist Jake!'
Keuchend, stand ich an die Tür gedrückt. Ich wusste nicht, wie ich dorthin gelangt war, aber ich war froh, dass Jake so weit entfernt von mir war, wie es dieser Raum zuließ.
Jake setzte sich verwirrt auf die Bettkante und sah mich fragend an.
"Nessie?" Er erhob sich vom Bett und kam langsam auf mich zu.
"Jake, nicht!" Aprubt blieb er stehen und beobachtete mich. Seinem verständisvollen Gesichtsaudruck nach zu urteilen, wusste er genau, was los war, doch ich konnte keine Angst oder Vorsicht in seinem Gesicht erkennen. Er ließ mir einfach nur Zeit und Abstand, damit ich mich beruhigen konnte.
"Es ist alles okay. Du hast mir nichts getan..." Ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
"Ich wollte nicht... Ich hätte dich verletzen können!"
"Hast du nicht, Süße. Sieh mich an..." Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen... Ich hatte Angst, wenn ich es tat, noch einmal dieses Verlangen zu spüren.
"Nessie, sieh mich an...!" Ich schüttelte etwas steif den Kopf. Ich konnte nicht...
"Jake, es tut mir so Leid..." Eine kleine Träne lief meine Wange herunter. Genau das, hatte ich immer vermeiden wollen. Nicht ohne Grund, hatte ich es zwischen mir und Jake nie so weit kommen lassen. Ich hatte immer die Angst gehabt, dass ich ihm wehtun könnte. Ihn töten könnte...
"Verdammt, Nessie, sieh mich an. Mir geht es gut!" Etwas widerwillig sah ich langsam zu ihm. Er war immer noch oben ohne und unter seiner muskolösen Brust, konnte ich deutlich seine schwere Atmung erkennen.
Er kam langsam ein paar Schritte auf mich zu. Ich hielt ihn nicht mehr davon ab, näher zu kommen. Ich konnte ihn nicht von mir fernhalten...
Als er das merkte, kam er etwas schneller auf mich zu und nahm mich in den Arm.
Ich erwiderte die Umarmung nicht, ich weinte auch nicht, auch wenn ich innerlich kurz vor einem Zusammenbruch stand. Dennoch standen wir gefühlte zehn Minuten so da, bis Jake mich schließlich wieder los ließ. Lächelnd strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsste mich leicht auf die Wange.
"Wir üben das einfach, okay?" Ich schmunzelte leicht und nickte. In diesem Moment würde ich alles für Jake machen. Für ihn, der keine Angst vor mir hatte, als ich kurz davor stand ihn umzubringen. Der mich trotzdem getröstet hatte, auch wenn ich IHN töten wollte. Alles würde ich für ihn tun...
"Komm, wir ziehen dir was an. Ich glaube nicht, dass das vor deiner Familie gut ankommt, wenn du nur Unterwäsche anhast." Er streckte mir eine Hand entgegen, die ich nickend ergriff. Wir liefen zu meinem Kleiderschrank und ich schnappte mir irgendwelche Sachen, die ich mir rasch überzog. Es war eine ausgewaschene Röhrenjeans und ein leichter beigefarbener Pullover. Währendessen, hatte sich Jake sein Shirt wieder übergezogen und kam wieder in den Schrank. Er ging auf mich zu, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich leicht, nur kurz und doch intensiv.
"Ich liebe dich, Renesmee..." Er strich mir leicht über die Wange.
"Ich dich auch, Jacob." Er lächelte leicht und ich erwiderte sein Lächeln.
Von unten konnte ich hören, dass die Tür geöffnet wurde. Ich vernahm meine ganze Familie, acht Personen, doch da war noch Jemand. Die Schritte waren leicht, kaum zu hören und er hatte einen Herzschlag...
Verwirrt sah ich zu Jacob, der angespannt zur Tür sah. Schaubend nahm er meine Hand und lief mit mir aus dem Kleiderschrank. Bevor er die Tür öffnete, drehte er sich noch einmal zu mir.
"Dann sollten wir mal unseren Gast begrüßen..."</font

Fortsetzung folgt... :-)

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Tag der Veröffentlichung: 22.09.2012

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