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Prolog...



Einst, als der Mond noch keine Krater besass, die Menschen noch als Affen auf der Welt wandelten, und die Natur noch die Macht besass, gab es zahlreiche Kämpfe, zwischen den Engeln Gottes und den Dämonen des Teufels.

Zu meiner Zeit behauptete man, dass gefallene Engel böse Dämonen sind, und sie wegen ihrer Bosheit verstossen wurden, man nennt sie die Halbblutwesen, weder Dämon noch Mensch aber etwas dazwischen. Und da gab es noch andere gefallene Engel, die weder Böse noch freundlich waren. Sie waren einfach nur auf der Welt und wandelten unter uns. Man sagt, das diese Engel viel Leid erfahren hatten. Dennoch hatten sie ein gutes Herz um auf die Menschen auf zu passen, die ihren Schutz vor Gut und Böse brauchen. Sie helfen den Menschen, besser mit den Schicksalsschlägen klar zu kommen und sie lassen nicht zu, das sie, ob Engel oder Dämon auf eine Seite zieht. Niemand spricht es aus, aber jeder weiss, weder die Lichtgestallten noch die Schattenwächter regieren die Welt. Sondern die Halbwessen, die wir einst gefallene Engel und Halbblutwesen nannten.
Wieso rede ich in der Vergangenheit? Weil es zu meiner Zeit der Fall war.

Oh, ich vergass mich höflicherweise vorzustellen. Als ich noch als Mensch auf der Erde wandelte, nannte man mich Anja, doch hier nennt man mich Phinix. Ich mit 18 gestorben, im Jahre…das ist schon so lange her. Auf jedenfalls bin ich schon seit, grob gezählt, etwas mehr als 550 Jahre alt. Das bedeutet, ich wandle schon ziemlich lange als gefallener Engel hier auf diesem kleinen Erdball. Das ist meine Auszeichnung dafür dass ich ein gutes Herz habe oder so was in der Art. Ich bin also ein Schutzengel, was nicht immer besonders einfach ist und wenn ich keinen Schützling habe, befinde ich mich in den Parallel Welten.
Wie ich zu einem Engel wurde?

Das weiss ich ganz genau noch. Damals war Krieg. Niemand weiss wie er wirklich ausbrach, aber er war so schlimm, das er unser schönes Frankreich in Schutt und Asche legte, erst nach und nach baute sich alles wieder auf. Nun ja, ich war eigentlich nur die Tochter eines Schnapsbrenners und leidenschaftlichen Weinhersteller in Bordeaux. Doch ich hatte eine Freundin, Juliet. Sie war die Cousine der Prinzessin. Und als der Krieg ausbrach mischte sie sich unter die Soldaten um ebenfalls kämpfen zu können. Ich Dummkopf tat es ihr nach, um ihr meine Hand geben zu können, wenn sie es braucht. Und ich verblutete durch einen heftigen Sperrschoss, der sonst Juliet getroffen hätte. Und so gab ich aus Liebe, mein Leben für jemand anderem. Das beförderte mich nicht zum Lebensstrom der zwischen Erde und Himmel liegt sondern zu einem Engel auf Erden, der nur gesehen wird, wenn er es will, aber sonst unsichtbar fürs menschliche Auge, auf der Erde wandelt.
Eigentlich will ich nicht mein Leben erzählen sondern dass einer meiner Schützlinge. Die Einzige, die mir so gravierend im Gedächtnis blieb, dass ich mich an sie erinnere als sei es erst gestern gewesen.


Kinder



Ich erinnere mich noch genau, 1778. Marseille, eine Mauer, eine Mauer hinter der die geheimen Gilde der Jäger oder wohl besser, schwarzen Magier wohnten. Sie bekämpfen die Halbblutwesen, egal ob himmlisch oder dämonisch, sie sind einfach dagegen, dass diese Halbblutwesen die Welt reagieren oder gar existieren. Eigentlich gehören so gefallene Engel wie ich dazu, aber Schutzengel wie mich, akzeptieren sie anscheinend. Denn sie liessen mich in die Nähe eines jungen Mädchens. Sie war grade erst 5 Jahre. Ihr Name war Serené.
Als ich sie zum ersten Mal sah, hatte ich dieses gewisse etwas in ihren Augen gesehen. Diese Person, die so viele Entscheidungen zu treffen hatte, die mehr als schwierig sein werden. Die Person, die vielleicht die Welt auf geistlicher Eben auf zu wecken versuchen wird.

Ich weiss noch, wie die Sonne, die bald unter gehen würde, auf ihr kleines, ebenes Gesicht schien und ihr blondes Haar mit den halben Locken glänzen lies. Und ihre Saphir-blaue Augen, die tief in die Seele blicken konnten. Man sah in ihnen, die Intelligenz und Wachsamkeit die sie auch über die Jahre nicht verlieren wird.
Als ich sie so auf der Wisse mit einem Ball spielen sah, wusste ich, dass sie mein nexter Schützling war. So was haben wir Engel im Gespür.
Ich setzte mich unsichtbar neben sie und als hätte sie es gespürt, schaute sie auf und schaute mir direkt in die Augen. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch ich schaute zurück. Sie streckte ihren kleinen Arm nach mir aus, ich streckte ihr meine Handfläche so entgegen, dass sie sie berühren doch nicht sehen konnte. So verharrten wir einen Augenblick.
Da öffnete sich dir Tür und eine Frau in hell blauer Robe kam heraus. Ihr Gesicht war zart, fast wie Porzellan. Ihre blauen Augen, fast wie flüssiges Wasser, schauten zu ihrer kleinen Tochter. Ein kleines Lächeln, zeichnete sich auf ihren Lippen, als sie ihre Tochter sah. Ihr Gold glänzendes, aufgestecktes Haar, glänzte genau so schön wie bei Serené. Mit leichten Schritten kam sie auf das Mädchen zu und hob sie hoch in ihre Arme.
„Komm meine kleine, wir gehen zurück ins Haus.“
Serené lächelte und lies sich von ihrer Mutter ins Haus tragen.

Kaum im Haus angekommen, setzte die Frau ihre Tochter ab und auf ihrer Hand bildete sich ein kleiner Energie Ball. Sanft blies sie drauf und da bildete sich ein kleiner Faden daraus und ging hoch zur Decke, wo ein Kranz mit zwölf Kerzen hing. Der Faden wickelte sich um die Dochte der Kerzen und lies sie auf flammen. So wurde die Wohnung beleuchtet, da die Sonne, die durch die Fenster schien, schon fast untergegangen war und nicht mehr genügend Licht spendete.

Serené ging gleich zu dem Tischchen, das vor dem rötlichen Sofa lag. Auf dem Tischchen lag ein kleines Becken mit Wasser. Langsam steckte sie ihre Finger rein und gleich bildete sich ein Spinnennetz aus blauer Energie über dem Wasser und die drei kleinen Fische im Wasser, schwammen gleich zu ihrem Finger.
Die Mutter setzte sich auf das Sofa und strich ihrer Tochter über den Rücken.
„Mama, für was braucht man eigentlich Magie?“
Die Frau schaute runter zu ihrer Tochter. „Du wirst sie brauchen, um die Menschen von den Halbblutwesen zu befreien. Die Dämonen und Engel benutzen die Erde als Schachbrett und versuchen die Menschen auf ihre Seite zu ziehen. Und das wollen wir verhindern.“
„Was sind den Halblutwesen?“
Die Mutter seufzte, stand auf und ging zum Bücherregal um ein altes, in Ledergebundes Buch heraus zu ziehen. Auf dem Sofa bedeutete sie ihrer Tochter, sich neben sie zu setzten und legte ihr den Arm um und zeigte ihr ein paar Bilder und erklärte dazu.
„Stell es dir so vor, erst gibt es den Himmel, dort reagiert Gott und seine Engel. Zwischen Himmel und Erde gibt es einen Lebensstrom, der die Seelen der Verstorbenen in den Frieden zieht, dann gibt es hier zwei Sorten von Halbblutwesen, die aus dem Himmel kommen. Das sind die gefallenen Engel, die böse waren im Himmel und dafür auf der Erde Wandeln und die Schutzengel. Seelen von Verstorbenen mit gutem Herzen. Die Schutzengel sind in Ordnung, doch nicht die gefallenen Engel, die das Gleichgewicht der Menschheit stört…“
„Wieso sind Schutzengel in Ordnung, sie gehören doch auch zu den gefallenen Engel, nicht wahr?“
Die Mutter nickte langsam: „Ja, aber sie schützen dich und stören das Gleichgewicht somit nicht, denn sie hetzten die Menschen nicht aufeinander auf. So, und dann kommen noch die Halbblutwesen aus der Hölle. Es sind Dämonen Kinder, die Dämonen mit Menschen zeugten, auch die müssen wir bekämpfen. Zwischen Erde und Hölle gibt es ebenfalls einen Lebensstrom, doch der wird nicht durch einen Sog gebildet, sondern durch die unruhigen Geister, die die bösen Menschen zu Satan und seine Dämonen in die Hölle ziehen.“
Serené nickte langsam und schaute grade aus, dann meinte sie: „Papa kommt gleich nach Hause.“

Keine Minute später ging die Tür auf und ein gross gewachsener Mann kam herein. Seine grau-grüne Robe war vorne aufgeknöpft. „Hallo ihr zwei.“
„Andrés, du bist wieder mal zu spät.“ Er grinste leicht und nahm seine Frau, die grade aufstand um ihn zu begrüssen in die Arme und küsste sie sanft.
„Verzeih mir, Tifanie. Ich hatte die Zeit vergessen.“ Die Frau, strich ihm über die Wange und runzelte die Stirn.
„Und wiedermal nicht richtig rasiert“, tadelte sie ihn leise doch er grinste nur und nahm dann seine Tochter in die Arme.
Da trat ein schwarz, weiss gekleidetes Mädchen ein. Ihre braunen Haare waren hinten streng zusammen gebunden, wie bei vielen Dienern.
„Das Essen ist angerichtete.“
Andrés nickte ihr lächelnd zu: „Wir kommen.“
Leicht fuhr er sich mit der Hand über sein kurzes, braunes Haar, als würde er nach denken, schloss dann kurz die Augen und öffnete sie wieder.
Seine Frau schaute ihn besorgt an: „Alles in Ordnung?“
Er schüttelte kurz den Kopf: „Ich glaube, ich habe beim Unterricht etwas Sand ins Auge bekommen, halb so wild. Lass uns essen.“
Die Frau nickte lächelnd und nahm ihre kleine Tochter bei der Hand.

„Lucien, konzentrier dich endlich!“
Der 7 jährige schnaubte und griff den Mann nochmals an. Umsonst natürlich, der Mann war grösser und hatte mehr Masse. Lucien wusste genau, er konnte ihn nicht mit Waffen bezwingen. Er murmelte leise etwas vor sich und sein Körper entflammte, doch der Mann schaute ihn unüberrascht an. Und murmelte ebenfalls etwas und Lucien erlosch.
Von der Wut gepackt stürmte der Junge auf seinen Vater zu, seinen Dolch erhoben. Der schwarzhaarige Mann wich aus und Lucien konnte nicht mehr stoppen und rutschte gegen die Säule, die von Rosen umgeben war. Lucien unterdrückte einen schmerzhaften Aufschrei, als sich die Dornen sich in sein Fleisch bohrten.
„Jetzt ist aber genug, Sascha. Dein Sohn ist schon ganz erschöpft. Überlass ihn mir.“
Der grosse Mann drehte sich um, seine Frau stand neben einer der Säulen und nahm ihren Sohn liebevoll in die Arme.
„Elektra“, seufzte das Halbblutwesen leise, als er seine Frau erblickte.
Sascha war ein Halbblutwesen von der Hölle. Seine Gefühlslosigkeit und der Drang zu morden, war ihm in die Wiege gelegt worden, wie bei jedem Halbblutwesen. Doch Elektra, seine Frau, war ein Mensch. Volle, rote Lippen, das schmale Gesicht eines Elfen, nur die spitzen Ohren fehlten noch. Ihr langes, braunes Haar, glänzte wie Seide und ihre grünen Augen blitzten liebevoll zu ihrem kleinen Sohn, von dem sie hoffte, dass er menschlicher werden würde als sie oder ihr Mann.
„Komm Lucien, waschen wir deine Wunden, bevor sie sich entzünden, mein Schatz. Für heute hast du genug geleistet.“
„Morgen geht es aber weiter, er muss stärker werden.“
Elektra schaute zu ihrem Mann. Seine kohlenschwarze Augen, zeigten wie immer, keine Gefühle und sein scharfkantiges Gesicht lies kein Alter erahnen.
Lucien nickt tapfer und folgte seiner Mutter ins Bad. Wo sie sanft sein Blut vom Körper wusch.
„Wieso ist Vater so hart zu mir?“, fragte der kleine Junge, sein Blick noch von der kindlichen Unschuld geprägt.
Elektra seufzte: „Du musst Stark werden, damit du lange lebst, mein Schatz. Du bist ein Kind der Hölle, wie dein Vater. Irgendwann, wenn es an der Zeit ist, musst du dein erlerntes gegen andere, wie die schwarzen Magier, anwenden, um das Gleichgewicht wieder her zu stellen. Verstehst du?“
„Nicht ganz.“
Die Mutter nickte langsam: „Du wirst es noch zu verstehen lernen, mein Kind, mit dem Alter wirst du mehr Wissen erwerben, glaub mir. Dann wirst du auch deinen Vater verstehen, mein Schatz.“ Luciens braun-schwarze Augen schauten seine Mutter verständnislos an. Er verstand es nicht wirklich aber er wusste, was seine Mutter meinte.
Sanft strich sie über sein junges Gesicht, so makellos, so zart. Sie strich über seine Stirn und versuchte die schwarzen Haare nach hinten zu streichen. Sie fielen ihm aber sogleich wieder zurück.
Lucien stieg aus der Wange, sein Körper voller Kratzer von den Dornen, aber sonst war er jetzt schon muskulös gebaut. Seine Mutter gab ihm ein schwarzes Hemd und Hose.
„Komm, mein Schatz, du musst etwas essen.“
Lucien folgte seiner Mutter Wiederstands los. Man hörte seine tappsende Schritte auf dem Steinboden wiederhallen.


Begegnung



16 Jahre vergingen, in denen ich auf Serené aufpasste. Ich weiss noch, wie sie das reiten lehrte, doch sie war eindeutig kein Pferde Mensch. Da hatte ich richtig etwas zu tun, denn das Pferd drehte immer wieder durch und ich durfte es als körperloser Geist wieder beruhigen, denn ich hatte mich noch nicht vor meinem Schützling gezeigt.
Manchmal, wenn sie dann abends im Bett lag, sprach sie zu mir. Auch wenn sie mich nicht sehen konnte, so war sie anscheinend sensibel genug, mich irgendwie zu spüren.

„Wer bist du, dass du so auf mich aufpasst?“ Keine Antwort, nur die Dunkelheit umgab das Mädchen.
„Hast du solche Angst vor mir? Hab bitte keine Angst, ich weiss, wer du bist, bitte zeig dich. Ich versprech dir, ich tu dir auch nichts.“
Langsam setz ich mich auf ihr Bett und berühre ihre sanft Haut und flüstere leise in ihr Ohr: „Du willst mich also sehen?“
Ich antwortete zum ersten mal, denn ich wusste wie das war, zu fragen und keine Antwort zu erhalten. Ich ertrug es auch nicht länger, ihr einfach nicht zu antworten, schliesslich hatte sie eine verdient, oder?

Serené nickte langsam.
„Verspricht du mir, nicht zu erschrecken und einen Fluch auszustossen?“
„Ja…es gibt dich also wirklich. Ich hatte Angst, immer mit mir selbst zu sprechen, dass es dich gar nicht gibt.“
„Natürlich gibt es mich, ich passe schon sehr lange auf dich auf. Ich stand bei allem hinter dir um dich aufzufangen, wenn du fällst.“
„Ich spürte eine Anwesenheit, aber wenn ich mich umdrehte, sah ich nichts. Ich habe mich schon lange gefragt, wer oder was du bist.“
Ich seufzte leise: „Ich weiss. Mach bitte die Kerzen an.“
Langsam erhob sie Serené und ging zu dem Schrank, wo sie die Kerzen aufbewahrte. Langsam öffnete sie ihre Lippen, man hörte eine Melodie aus ihrem Munde, und in dem Moment fingen die Dochte Feuer. Zwei Kerzen erhellten nun das Zimmer. Ich grübelte, wie ich mich am besten zeigen sollte, ohne dass sie erschrickt.
Ich nahm tief Luft und konzentrierte mich. Da spürte ich, wie das Leben langsam wieder anfing in mir. Erst erwärmten sich meine Fingerspitzen, dann wanderte diese Wärme bis zu meinem Herzen, und von dort fing es an, sowohl meine Beine runter zu rinnen, als auch mein Kopf wieder zu erwärmen. Rötliche Locken fielen auf meine Schultern und ich spürte wie sich ein langes blaues Kleid über mich legte. Die Ärmel etwas durchsichtig und aus Seide, das andere war fester Stoff, das meine, etwas bleiche Haut, sicher bedeckte.
„Du bist wunderschön“, hörte ich Serené hinter der Hand, die sich auf ihren Mund gelegt hatte, sagen oder wohl eher ein flüstern.
„Darf ich mich höflicherweise Vorstellen, dein Schutzengel, Phinix.“
Ich knickste kurz vor ihr. Sie erwiderte die Begrüssung: „Serené.“
Ich schmunzelte: „Ich weiss. Ich kenne dich schon, seit du fünf bist.“
Sie machte grosse Augen: „So lange schon?“
Ich zuckte die Achseln: „Was hast du denn gedacht?“
„Keine Ahnung, einfach nicht so lange.“
Ich schmunzelte, doch dann hörte ich plötzlich Schritte, auch Serené schien sie zu hören, schnell losch sie die Kerzen und machte eine Handbewegung, als Zeichen zu verschwinden. Meine Gestalt verdunstete wieder. Und keine Sekunde zu spät. Denn schon ging die Tür auf und zwei Gestalten kamen rein.
„Du hast dich wohl geirrt, Tiffani, hier ist niemand. Schau mal wie sie schläft.“
Andrés legt seiner Frau eine Hand auf die Schulter: „Wie eine kleine Sonne.“
Tiffani nickt langsam: „Anscheinend habe ich es mir wirklich nur eingebildet. Komm, lassen wir sie schlaffen, du willst sie schliesslich nicht wecken, oder?“
Andrés schüttelte den Kopf und folgte seiner Frau aus dem Zimmer und schloss die Tür leise hinter sich. Kaum waren sie gegangen, öffnete Serené wieder die Augen.
„Bist du noch da?“
„Ja natürlich. Ich bin immer bei dir, schliesslich muss ich auf dich aufpassen, schon vergessen?“
„Nein natürlich. Aber müssen Schutzengel nicht auch schlaffen?“
„Nein, wir haben eine Tag und Nacht Arbeit. Aber du solltest schlaffen, wenn du morgen nicht müde sein willst. Augenringe stehen einer jungen Frau schliesslich nicht.“
Ich sah wie sie schmunzelte: „Na dann, gute Nacht, Phinix.“
Auch ich musste lächeln und strich ihr einmal sanft über das Haar: „Schlaff gut, Klein.“
Serené drehte sich um und schon bald hörte ich ihren gleichmässigen Atem. Ich schwebte etwas in der Luft und starrte vor mich hin. Und mahlte mir aus, was Serené wohl für eine Zukunft haben werde.

Derzeit wo anders
„Sind sie sicher, dass wir das tun sollten?“
Der Berater des Lords nickte.
„Natürlich, dieser Höllen Mann, hat schliesslich ihre Schwester geheiratet, gegen den Willen ihrer Eltern, falls ihr euch noch daran erinnern könnt. Jahrelang hat man sie nicht gefunden. Aber es war schon der Wunsch ihrer Eltern, diese Verbindung, durch die Eliminierung der Familie zu löschen.“
Elestar seufzte: „Was für eine Ironie, kaum sind die Eltern gestorben, findet man meine Schwester und nun liegt die Entscheidung ihres Todes an mir.“
Der Berater und alter Freund der Familie nickte nur, ohne etwas zu sagen, doch er brauchte keine Worte. Elestar wusste auch so schon, was der Berater für das Beste hielt. Nur er lag noch zwischen der Entscheidung. Sollte er seine Schwester glücklich leben lassen oder lieber auf die Wünsche seiner verstorbenen Eltern Acht geben?
Hin und hergerissen sass er nun an seinem Tisch. Vor ihm Lag ein Vertrag, in dem er unterzeichnen würde, einem Mörder den Auftrag zu geben, die gesamte Familie auszulöschen und ihm 300 Franc dafür zu zahlen.
„Was denken sie?“
Der Berater zuckte die Schultern und lies seine Augen über die Decke wandern.
„Ich würde unterzeichnen, denn damit hätten wir einen Halbdämon weniger und es würde den Namen der Familie wieder rein waschen. Denn solange, wie ihre Schwester schon mit diesem Mann zusammen lebt, ist sie sicher schon selbst zu so einem Wesen geworden.“
Elestar stand abrupt auf und hob warnend den Zeigefinger und schob sich ganz nah und drohend zu dem alten Mann hin.
„Bei allem Respekt, alter Mann…sie sprechen immer noch von meiner Schwester, also achten sie besser auf ihre Zunge. Elektra ist nicht so beeinflussbar und ein Flittchen auch nicht, nur weil sie mit einem Mann durchgebrannt ist, denn sie liebt. Haben sie mich verstanden?“
Der Mann nickte nur kurz.
Elestar wandte sich wieder diesem verdammten Vertrag auf dem Tisch zu. Er nahm die Feder zu Hand und unterschrieb. Er liebte seine Schwester zwar, schon seit sie Kinder sind, doch er hatte Angst, dass sie sich mittlerweile auch schon zum Negativen verändert haben könnte.
Als er unterschrieb konnte er ihre sanftmütige Stimme in seinem Kopf hören: „Grosser Bruder, hast du schon so kein Vertrauen mehr in mir?“
„Verzeih mir Schwester“, murmelte er leise und drückte sein Siegel in das Wachs, direkt unter seinem Namen.

Elektra
Elektra öffnete die Augen. Ein böser Traum, oder besser gesagt eine Vorahnung weckte sie. Müde schaute sie sich im dunklen Schlafzimmer um, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
Danach stand sie leise auf, verliess das Zimmer und schlich in die Bibliothek, wo sie die Kerzen auf ihrem Schreibtisch schnell anzündete.
Leise öffnete sie eine kleine Schublade, in der Pergament und eine Feder lag. Schnell schrieb sie einen langen Brief und versiegelte ihn mir ihrem Wappen, ein Rabe mit einer Rose daneben. Da berührte sie eine kalte, harte Hand von hinten.
„Was tust du da?“
Erschrocken drehte sie sich um: „Einen…Brief schreiben.“
Sascha runzelte die Stirn: „Zu dieser Stunde?“
Elektra nickte kurz.
„Ich möchte, dass du Lucien als Novize in die Gilde der schwarzen Magier schickst.“
Sie sah, wie Zorn seine Augen zum Brennen brachten.
„Sicher nicht, Elektra“, wobei er ihren Namen schon fast schmerzhaft betonte.
Elektra erwiderte seinen Blick: „Bitte Sascha. Ich habe eine böse Vorahnung und bin mir sicher, dass Lucien da besser aufgehoben ist und vor allem ist er da auch geschützt.“
„Für was hellst du mich! Wenn die seine Herkunft rausfinden tötet man ihn. Er ist alles was uns geblieben ist. Ich möchte nicht, das er auch noch von diesen Magiern getötet wird…“
„Vertraust du mir?“
Er hielt dem prüfenden Blick seiner Frau stand: „Ja…“
Elektra reichte ihrem Mann den Umschlag: „Dann schicken wir ihn morgen mit diesem Brief da hin.“
Elektra sah, wie sich Trauer in den Augen ihres Mannes sammelte. Etwas, was sie zuletzt gesehen hatte, als sie den Zweitgeborenen tot im Kindbett aufgefunden haben.
„Irgendwann ist es immer Zeit, sein Kind ziehen zu lassen. Auch ein Adler muss irgendwann fliegen lernen.“
Sie schlang ihre Arme um ihn und er erwiderte ihre Zärtlichkeit.

Lucien
Im Schatten eines Regales in der Bibliothek stand ein 18- jähriger junger Mann. Sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht, doch seine Augen, die sich über die Jahre nun eher in Grau-Silber verändert hatte, blitzten wütend zu Elektra und Sascha.
Er fand schon die ganze Nacht keine Ruhe und war deshalb in die Bibliothek gegangen. Doch als er leise Schritte hörte, löschte er schnell die Kerzen und versteckte sich schnell im sicheren Schatten.
Ruhig beobachtete Lucien seine Eltern von seinem Platz aus, doch der Zorn stieg nur weiter in ihm auf.
Niemand hatte ihn gefragt, ob er überhaupt dahin will, wieso auch. Sein Vater hatte ihn das Kämpfen und Bogen schiessen beigebracht und seine Mutter gab ihm ein paar Bücher über schwarze Magie, welche sie ihm auch ein wenig beigebracht hatte. Er hatte hier alles was er brauchte, wieso wurde er nun einfach weggeschickt. Und wieso grade in die Gilde der schwarzen Magier?

Serené
„Ich will dich nicht alleine gehen lassen, Serené. Es gibt so viele Diebe in der Stadt.“
Serené verdrehte die Augen: „Mumm, lass mich einfach. Keine Sorge, ich habe die Magie und ein Schutzengel an meiner Seite.“
Ich schmunzelte und flüsterte leise in ihr Ohr: „Ich kann dich nicht vor allem beschützen.“
Ich sah, wie sie ebenfalls schmunzelte, als sie mich hörte.
Schnell verabschiedete sie sich von ihren Eltern, legte sich den weissen Umhang um und ging.

Mit leichten Schritten, schritt sie über die Wiese auf das Portal zu, wo zwei Wachen genau zur gleichen Zeit die Tore für einen jungen, dunkelgekleidetem Mann auf schwarzem Pferd öffneten. Auch wenn das Gesicht des jungen Mannes in Dunkelheit gehüllt war, so blitzen seine Augen wie der Stahl einer Klinge unter der Kapuze hervor.
Es nieselte, da versuchte Serené die Kapuze tiefer ins Gesicht zu ziehen, doch als sie das schwarze Pferd sah, warf sie einen neugierigen Blick auf den Reiter des Tiers.
Genau da traf das sanfte Meer in den Augen des Mädchens auf das Stahl in den Augen des jungen Mannes. Auch wenn Wasser immer einen Weg findet, irgendwo hin durch zu gehen, so nicht hier, bei diesem Mann. Der Stahl hielt stand und das Wasser pellte an ihm herunter.
Auch wenn es nur Sekunden waren, wunderte sich Serené. Wunderte sich darüber, wie man nur so kalt, so gefühlslos sein konnte. Sie schüttelte zweifelnd den Kopf, und betrat das Land, ausserhalb der Gilde.

Ich beobachtete sie von der Seite, wie sie den frischen Duft des nassen Asphalts einatmete. Geniessend die Augen schloss, und langsam wieder öffnete. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, doch ihre Augen schienen plötzlich zu strahlen, wie ein junger Vogel, der grade zu fliegen lernte.
„Kommst du mit, Phinix?“
Ich gab keine Antwort, sondern verwandelte mich still in einen Mensch und wir gingen nebeneinander her.
„Wo willst du hin, Serené?“
Sie zuckte die Schultern: „Keine Ahnung, die Gassen entlang schlendern. Ich muss nur kurz zum Schmied.“
„Was, du hast doch einen in der Gilde.“
Sie verdrehte die Augen: „Ja schon, aber der in der Stadt kann das auch ohne magische Hilfe, weisst du was ich meine? Ich will, nicht das die Magie immer zu meinem Leben gehört. Es sollte ein Hilfsmittel sein, nicht mehr.“
„So leid es mir auch tut, dass zu sagen, aber Magie wird bei solchen Leuten mit magischem Potential immer etwas sein, was einfach etwas mehr als nur ein Hilfsmittel ist. Doch irgendwann, wenn es keine Halbblutwesen mehr gibt, wird es wahrscheinlich auch keine Magie mehr geben.“
„Vielleicht, aber was passiert mit der Gilde, wenn sie keine Aufgabe mehr hat?“
Darauf wusste niemand von uns eine wirkliche Antwort, also liefen wir stumm nebeneinander her zum Schmied.
Dort gab Serené einen Dolch in Auftrag. Sie bezahlte den Schmied im Voraus. Und langsam schlenderten wir irgendeine Strasse entlang.
„Weisst du eigentlich, wer der Junge ist, der heute durch das Portal kam?“
Ich zuckte die Schultern: „Keine Ahnung, aber er gefällt mir nicht. Er hat so eine kalte Ausstrahlung, findest du nicht?“
Sie zuckte die Schultern, doch dann huschte ein freches Grinsen über ihre Lippen: „Das macht ihn doch irgendwie aufregend…möchte aber nur zu gern wissen, was er hier macht.“
Ich schaute sie von der Seite her prüfend an. Irgendetwas an ihr wirkte verändert…doch ich konnte es nicht benenn. Woher dieses Interesse für den jungen Mann?

Lucien
„Du bist also Lucien, der Sohn, auf den Elektra so stolz ist…weisst du wer ich bin?“
Lucien nickte zögernd: „Eine Freundin meine Mutter, und Dämon.“
Leandra nickte langsam: „Ja. Ich habe, bevor ich zur Gilde gehören durfte, einen Eid abgelegt, mein Dämonisches Dasein zu verleugnen und gegen die andere Halbblutwesen zu kämpfen. Mit anderen Worten, Verrat an die eigene Rasse. Doch ich tu es mit Vergnügen, denn ich kann sie nicht ausstehen und ich weiss von was ich spreche, Junge.“
Sie hielt kurz inne und schaute sich ihren neuen Schüler nochmal genau an, doch sein Gesicht war immer noch ausdruckslos.
„Also, der Rat hat dich angenommen, aber nur unter einer Bedienung…du legst den gleichen Eid ab. Bist du einverstanden?“
Lucien schnaubte in sich hinein, was war das denn für eine Frage. Er musste wohl oder übel einwilligen, wenn er seine Mutter nicht enttäuschen wollte.
Und ihm lag nichts ferner, als die Enttäuschung seiner Eltern.
„Ja.“

Leandra nickte langsam: „Gut. Ach, und noch etwas, vermeide die Nähe Serenés. Sie ist das ganze Stolz der Gilde, schon mit fünf konnte sie Energiebahnen im Wasser knüpfen und mit sechs ihre ersten Flüche. Sie wird wahrscheinlich das nächste Oberhaupt und nach der Sternenkonstellation wird sie die sein, die in einem grossen Krieg alle Halbblutwesen entweder bannen oder zerstören wird. Wenn du ihr nur zu nahe kommst, hast du ein Problem, verstanden?“
Lucien nickte: „Wer um alles in der Welt ist Serené?“
Leandra fasste sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe und ein gelblicher Faden folgte ihrem Zeigefinger. Sie liess ihn zu Boden gleiten und murmelte dabei etwas. Der Faden verwandelte sich, kaum als er den Boden berührte, in ein blondes Mädchen. Ihre blonden Haare etwas länger als bis zu den Schultern. Eine lange grade Nase, volle Lippen, hohe Wangenknochen und was vor allem auffiel, waren ihre Augen, blau und, so schien es, flüssig wie das Meer.
Lucien erschrak ein wenig. Diese Mädchen hatte er heute schon mal getroffen, genau als er etwa ankam, verliess sie das Gelände durch das Portal.

Serené
„Hast du dir gekauft was du brauchtest?“
Serené nickte und ihr Vater lächelte zufrieden, zog sich seinen langen Umhang über und drehte sich nochmals zu seiner Tochter.
„Machst du dich bitte bereit, heute Abend nehmen wir einen neuen Novizen auf, und deine Anwesenheit im Rat wird selbstverständlich erwartet. Deine Mutter ist schon dort.“
Serené nickte und ging in ihr Zimmer. Sie zog ein schmales Kleid heraus Ein blaues, was unten etwas aufgeschlitzt war und nur dünne Träger besass. Ihren Oberarm schmückte eine Schlangen förmiger Ring und ihr Handgelenk hatte einen dicken Reif. An der Seite hing der traditionelle Dolch, mit dem man einen Blut-Eid ablegte.
Schnell eilte sie aus dem Zimmer, zog sich ihre Robe über und ging schnell über den Rasen in den Saal der Gilde.
Als sie in den runden Raum betrat, war es schon fast voll. An der Wand gab es zwei erhöhte Stellen, wie bei einer Treppe. Die höchste Stelle war alleine für einen schwarz geschmückten Stuhl hochgestellt worden, wo der Anführer der Gilde, ihr Vater, sass. Darunter kamen die Plätzte für den Vertreter, oder einfach nur Direktor genannt. Denn wenn er den Anführer nicht vertreten musste, beschäftigte er sich mit der Schulung der Novizen. Der Direktor war auch Serenés Mentor, Cornelius. Dann sein Assistent, die oder der nexte Anführer, also Serené und zu guter letzt, der Verwalter.
Etwa zehn Meter von Serenés Platz, diagonal gesehen, war ein Feuer, wartete geduldig der junge Mann, denn sie heute schon beim Portal gesehen hatte. Er stand ruhig neben Leandra, der X-Dämonien. Nur Dämonen oder Engel, ob Kind oder hundert Prozentig, spielte dabei keine Rolle, mussten diesen Blut-Eid ablegen, also war er wahrscheinlich einer, und Leandra nun seine Mentorin.
Als alle Platzt genommen hatten, errichtete Serenés Vater, Andrés, ein Energienetzt über den Raum, damit jeder, der negative Magie benutzten wollte, sozusagen wie geblockt war und seine Energie, die er dafür aufwenden musste, fährt sofort in dieses Netzt und damit in Andrés.
Sobald der Anführer, dieses Netzt errichtet hat, zeigt es, das es angefangen hat. Die Magier verstummten.
Sobald es ruhig wurde, sprach Andrés.
„Sprich, Sohn eines Halbblutes.“
„Ich, Lucien, Sohn von Sascha und Elektra, wünsche in die Gilde aufgenommen werden und alles zu verleugnen, was meinem Blut entspricht.“
Andrés räusperte sich, und ein Energie Strahl berührte Serenés Schläfe, das Zeichen dafür, dass sie aufstehen musste.
Langsam stand sie auf und lies ihre Robe fallen. Ihr blaues Kleid fiel sanft über ihren Körper. Sanft zog sie den Dolch aus der Scheide und Schritt zu Lucien ans Feuer und spürte die Wärme des Feuers an ihrem Körper.
Sie hörte ihren Vater hinter ihr reden: „Bist du bereit, den dämonischen Eid mit Blut zu besiedeln?“ Lucien nickte.
Serené näherte sich mit dem Dolch und deutete auf Luciens rechte Hand.
Er liess sie gewähren.
Sie legte ihm den Dolch in die Hand, der an beiden Seiten scharf war. Ihre Hand schloss sich um seine Hand und ballte sie zur Faust.
„Sprich den Eid, Sohn eines Halbblutes.“
„Ich werde sowohl gegen die gleichen meines Vaters kämpfen als auch gegen die, des Himmels. Ich werde meinen Blutdurst, der den Kindern der Hölle durch das Blut fliesst, nur gegen meine Feinde ausleben und meine Kraft wird stets die Unschuldigen beschützten und die nicht Menschen zu richten wissen.“
Mit diesen Worten löste das Mädchen sanft seine Finger von dem Dolch und trug sie sorgfältig zu ihrem Vater hoch, wobei sie sich, ohne es zu merken, am Zeigefinger Schnitt. Andrés reichte seiner Tochter ein Band um dem Jungen die Hand verbinden zu können.
Mit sanften Schritten ging sie wieder zu dem jungen Mann mit den schwarzen Haaren und den stählenden Augen um ihm die Wunde zu verbinden, wobei ihr Zeigefinger ein paar mals seine Wunde kurz streifte.
Sobald sie einen Knoten geschlossen hatte, erhob sie Andrés, wartete kurz bis seine Tochter ihren Platzt wieder eingenommen hatte.
„Willkommen in der Gilde der schwarzen Magier, Lucien.“
Alle klatschten in die Hände als Begrüssung. Danach hob Andrés seine Arme in Richtung Decke. Serené hörte die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf: „Kommt, lasst uns das Energieband lösen. Lucien, du bist jetzt an deine Schwur gebunden.“
Das blonde Mädchen schaute kurz zu ihrem Vater hoch und nickte, danach blickte sie ebenfalls koch zur Decke und gemeinsam liessen sie es verschwinden.
Sobald das Energienetzt verschwunden war, war auch die Versammlung beendet.
Einige verliessen den Saal, andere blieben, um noch ein wenig zu plaudern. Serené sah, das Leandra gerade mit einem älteren Magier sprach doch Lucien machte schon Anstalten, den Raum zu verlassen.
Kaum war er draussen angekommen, holte diese Mädchen, mit den hohen Wangenknochen und den blauen Augen, ihn schon ein.
„Hallo, ich bin Serené“
„Lucien“, erwiderte er steif.
Serené nickte nur und sie liefen einige Minuten schweigend nebeneinander her, da niemand so wirklich wusste, was zu sagen.
„Magst du Pferde?“
„Ja. Wieso?“
Das Mädchen lächelte ihn an: „Komm mit, las uns ausreiten.“
Er schaute sie an, um zu prüfen ob sie das ernst meinte, doch er fand keine Zweifel in ihren Augen. Langsam schüttelte er den Kopf: „Lieber nicht heute, aber kannst du mir mal die Stallungen zeigen, mein Pferd ist dort irgendwo dort untergebracht.
„Klar.“
Serené hob ihre Hand, die Handfläche nach oben gezeigt. Da entstand ein kleiner Lichtball, sie hauchte kurz, und der Lichtball flog einen Meter vor ihnen her.
„Von wo kommst du eigentlich?“
„Aus dem Norden, meine Mutter kommt von dort. Nahe am Wald. Und du?“
„Von hier, ich bin hier geboren und aufgewachsen.“
Lucien schaute sie ungläubig an, dass konnte sie doch nicht wirklich ernst meinen, oder? Sie bemerkte seinen ungläubigen Blick.
„Was? Habe ich etwas im Gesicht?“
„Nein, aber du lebst schon dein ganzes Leben lang hier, hinter diesen Mauern.“
Sie zuckte die Schultern.
„Ich mag es. Und keine Sorge, ich habe schon mehr gesehen als diese Mauern.“
Er zuckte die Schultern: „Wie du meinst.“
Serené deutete nach vorne: „Siehst du das Gebäude da vorne? Das ist der Stall.“
Lucien nickte leicht. Sein Gesicht, immer noch gleich, kein Lachen, keine Falte, gar nichts. Seine Mimik blieb stumm, alles an ihm wirkte fremd und abwesend. Nur seine Augen glänzten vom Schein des Energieballes.
Ohne weitere Worte zu tauschen, schritten sie weiter, in die Stallungen.

Leonardo, Oberhaupt des Halbbluts der Hölle
Weit fern woanders, in Herzen Spaniens, sassen sich zwei Männer gegenüber. Sie standen im grossen Saal, des Königs, der König selbst war aufgestanden und näherte sich dem Mann, der ihn um mindestens einen Kopf überragte.
„Nun, was verlangt ihr?“, fragte der König, seine Augen prüfend auf den Mann gerichtet.
Der Mann, seine Haut braungebrannt, seine Augen, ein Mischung aus Bronze und Gold, seine Pupillen schmal. Seine schmalen, dünnen Lippen verzogen zu einem leichten überlegenem Lächeln. Wobei er weisse Zähne mit stark entwickelten Eckzähnen zeigte. Er wusste, dass der König die Magier nicht haben wollte, da er ständig fürchtete, dass Magier ihn irgendwann vom Thron verstossen konnten. Leonardo wusste, welche Furcht der König vor den Magiern besass.
„Schutz und Sicherheit. Die Halbblutwesen müssen im Schatten an zwei Fronten kämpfen. Erstens, gegen diese gefallenen Engel und gegen diese schwarzen Magier. Wir brauchen Schutz, denn wir werden uns sammeln. Vernichtet alles schwarze Magier, die ihr hier finden könnt.“
Der König wandte sich ab, und lief langsam auf und ab: „Ich werde es versuchen, Leonardo, doch das Problem ist, das diese Magier um einiges stärker sind.“
„Dann liefert sie uns aus. Wir müssen ihre schwächste Stelle treffen, doch davor müssen wir sie immer wieder schwächen.“
Der König runzelte die Stirn: „Wieso nicht gleich?“
Der hochgewachsene Mann mit den schwarzen, schulterlangen Haaren, verschränkte seine Arme hinter dem Rücken.
„Weil, wenn wir unsere geballte Kraft auf die Magier richten, können die gefallenen Engel uns in den Rücken fallen.“
Der König setzte sich wieder auf seinen Stuhl und strich sich leicht über seinen Bart.
„Gut, solange ihr mein Königreich verschont.“
Der Mann nickte leicht: „Keine Sorge, etwas in mir sagt, die Schlacht der Apokalypse nicht Spanien treffen wir. Der Schaden wird sich eher auf Frankreich und andere Europäische Länder ausbreiten“
Der König lächelte leise: „Das wäre gut, dann wären wir die Stärkste Macht.“
„Das war auch meine Überlegung, König. Bekomme ich ihren Schutz?“
Der König nickte: „Ja, so viele Abgaben wie die Halbblutwesen der Hölle zahlen.“
Der Mann nickte und verbeugte sich: „Gut, wenn sie mich nun entschuldigen.“
Der König nickte: „Natürlich.“


Zeremonie



Elektra & Sascha
Elektra befand sich grade im Salon, als sie leises Geflüster hört. Und dann, peng! Die Tür flog krachend auf und zwei schwarzgekleidete Gestallten betraten den Raum.
„Was wollt…“
Der Mann schleuderte ihr ein Seil aus Energieball entgegen, das sie sogleich an die Wand fesselte. Sie erkannte die Gestallten natürlich gleich als die schwarzen Magier. Nun hat man sie also gefunden.
„Wer hat euch geschickt?“
Ein Mann mit tiefer Stimme antwortete: „Dein Bruder.“
Ihre Stimme versagte, eine Träne lief über ihre Wange. Mit geschlossenen Augen hörte sie das Gebrüll ihres Mannes, sie hörte das Singen des Stalls, als Schwert auf Schwert traf. Ein Halbblut der Hölle hatte nur eine verwundbare Stelle, den Hals. Um die Kinder der Hölle zu töten, musste man ihren Kopf vom Körper trennen.
Sie presste die Augenlieder fest gegeneinander, um nichts zu sehen müssen. Als das Singen des Stahles verstummte, öffnete sie vorsichtig die Augenlieder und starrte auf den Kopf ihres Mannes. Er schaute sie mit dem wilden Zorn eines blutsüchtigen Halbblutwesens an. Doch sein Körper lag etwas weiter entfernt.
Ein Lähmender Schmerz traf ihre Muskeln. Sie konnte sich nicht bewegen, nichts sagen, fühlen oder denken. Sie spürte nicht mal, wie alles um sie herum langsam in Feuer aufging. Spürte die sägende Hitze nicht an ihrem Körper, sie sah nur den Kopf ihres Geliebten. Und ihr ganzes gemeinsames Leben lief rückwärts in ihrem Kopf.
Sie fing laut an zu schreien, die Tränen liefen über ihr Gesicht, wollten nicht versiegen. Sie wollte den Kopf ihres Mannes in den Arm nehmen, wollte aufwachen aus diesem Alptraum. Doch die magischen Fesseln hielten sie zurück, liessen sie nicht bewegen, nicht atmen. Der Rauch schnürte ihrer Kehle die Luft ab.
Plötzlich wurde es ihr schwarz vor Augen, und was nun folgte, war das schwarze Nichts, das sie tief hinunter zog.

Serené
Serené wachte Schweiss gebadet auf, ich materialisierte mich gleich, und war neben ihr.
„Alles in Ordnung?“
Sie schaute mich erst an, als würde sie mich nicht erkennen, doch dann lichtet sich dieser Schatten, auf ihren Augen, und sie fing langsam an, mich wieder zu erkennen.
„Was ist denn?“
„Alp….Alptraum, denke ich…eine Frau…Magier…Tot.“
Ich schaute sie fragend an, und strich ihr sanft über die Wangen.
„Was für eine Frau? Wer war Tot?“
Serené fing an zu schluchzen und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sanft legte ich meinen Arm um sie, und strich ich leicht, über Schulter und Haar.
„Die Magier, schwarze Magier der Gilde brannten ein Haus nieder und töteten eine Frau, die mit einem Halbblut zusammen war. Flammen…überall….das ganze Haus, eine riesige Fackel. Die Frau war mit…Magie an die Wand gebunden. Ich habe ihre Schmerzen gespürt, ihr Leid ertragen. Es kam mir so real vor, als würde ich sie.“
„Hattest du den Namen der Frau gehört?“
Ich nahm ihr Gesicht in meine Hand: „Wie hiess sie?“
„Elektra, und ihr Mann…hiess Sascha. Ihr Bruder hatte sie verraten…“
Ich zuckte zusammen. Sascha, denn Namen hatte ich doch schon einmal gehört. Doch wer war das bloss. Es war erst drei- vier Tage her.
Langsam erinnerte ich wieder, Sascha, so hiess der Vater von Lucien.
Entsetzt schaute ich meinen Schützling an, die ihre Augen weit aufriss, als sie mein Gesichtsausdruck erblickte.
„Ich denke, du solltest mal mit deinem Vater reden.“
Sie nickte langsam: „Morgen.“
„Tu das.“
Ich löste mich wieder zu einem Geist auf, doch ich spürte, dass das Mädchen keine angenehme Ruhe fand. Auch wenn sie die Augen geschlossen hatte, hörte ich, wie ihr Herz manchmal, ganz plötzlich anfing zu rasen, und dann wieder etwas ruhiger wurde. Doch es beruhigte sich nicht wirklich.

Andrés
Hinter einem Schreibtisch, sass ein gross gewachsener Mann, mit braunen, kurzen Haaren und starrte die beiden Männer vor ihm an.
Krieger, die Treu ihre Aufgaben als schwarze Magier erfüllten. So hatten sie ihre Aufgabe auch heute erfüllt. Ein weiterer starker Dämon, sein schwarzes Herz lag in einer kleinen Schatulle vor ihm. Nachdenklich blickte er die schwarzgewandete Männer an.
„Nun Lord, sollen wir ihren Balg auch noch ausradieren?“
Andrés schüttelte den Kopf, schloss die Schatulle auf, und legte den Dolch mit Luciens eingetrocknetem Blut hinein und verschloss sie wieder.
„Nein, meine Herren, er ist durch den Schwur geschützt. Doch er darf nicht erfahren, dass wir seine Eltern eliminiert haben. Er würde sofort seinem angeborenem Blutrausch nachgeben, und das Ende würde für so einen Novizen wie ihn zweifelsohne, tragisch ausgehen.“
Die Männer nickten. Mit einer Handbewegung bedeutete Andrés ihnen, nun zu gehen.
Beide deuteten eine Verbeugung an und verschwanden. Sobald sich die Tür hinter ihnen schloss, nahm Andrés die Schatulle und versperrte sie im Schrank, um sie später in die Keller der Herzen und Schwüre zu bringen. Dort wurden Herzen von Angehörigen der Gilde aufbewahrt und auch die Dolche „mit den Schwüren“. Ist jemand, der einst an einen Schwur gebunden war, gestorben, löst sich der Schwur von alleine auf, und damit auch das Blut auf dem Dolch. Wird es jedoch abgewischt, so löst sich auch der Schwur.

Andrés schaute zum Fenster, die Arme auf dem Rücken verschränkt. Er schaute zum Gebäude, wo er mit seiner Familie lebte, und dachte voller Sehnsucht an sie. Seine Frau, die ihn mit so viel Liebe umgab, und seine Tochter. Die, die in den Sternen steht. Alle Hoffnung lag bei ihr. Die Gilde brauchte sie, denn sie wird diese Halbblutwesen wahrscheinlich aus der Welt vertreiben. Sowohl die, die vom Himmel als auch die der Hölle Dämonen, so hoffte er.
Momentan hatten sie zwei Sonderfälle, als Novizen, gebunden an ihr Blut am Dolch und gebunden an ihren verleugnenden Schwur.
Er hatte vor Lucien schon, einem Jungen den Eintritt gewährt. Genau wie Lucien, war auch er nur der Sohn eines dieser Wesen. Doch der Balg eines Hallbluts war so viel Wert wie ein Halbblut.
Doch der Junge vor Lucien kam nicht von der Hölle, sein Vater war ein gefallener Engel gewesen. Kurz nach dem der Junge, Samuel geboren war, verliess sein Vater ihn. Also schickte seine Mutter ihn auch in die Gilde. Denn sie wollte Samuels Vater durch eine Schwangerschaft an sich binden, was ihr anscheinend gehörig misslang. Sie entwickelte einen Hass gegen diesen Mann, der sie Schwängerte, und wollte dass ihr Sohn nun solche Wesen bekämpft. Doch wie Lucien und seine Mentorin, Leandra, war auch er an einem Eid des Dolches gebunden.
Andrés runzelte die Stirn, und schaute auf sein reflektiertes Spiegelbild im Fenster. Er hoffte das Samuel und Lucien sich nicht gegenseitig bekämpfen wollen. Wenn Himmel und Hölle auf einander treffen, konnte nur das völlige Chaos ausbrechen.
Er konnte nur hoffen, dass Lucien wenigstens nicht erfahren wird, dass seine Eltern von den schwarzen Magiern heimgesucht wurden. Er hatte Potential in den Jungen gesehen, und hoffte es nicht gleich auslöschen zu müssen.
„Die Zeit wird es uns zeigen“, murmelte er und drehte sich um.

Serené
Im Morgengrauen, zog sich Serené an. Packte ihre Sachen, und schlich sich aus der Wohnung.
„Wo willst du hin?“, hauchte ich ihr ins linke Ohr.
„Keine Sorge, nichts böses.“
Nur leicht bekleidet ging sie aus der Wohnung. Das einzige, was ihr vielleicht noch etwas Wärme spendete, war ihre lange, weisse Robe. Sie hatte es erst grade neu machen lassen. Es war Schnee-weiss, am Ärmel ein blau gestickter Drache und auf dem Rücken rote, und rosa Seerosen, darum grüne Blätter. Es hatte eher etwas orientalisches, doch es sah wunderschön aus.
„Willst du wirklich mit dieser Robe gehen?“
Sie nickte nur. Und verlies die Räumlichkeiten.
Ihre Schritte nahmen direkten Weg zu den Stallungen. Sie wollte also aus reiten. Sie ging zu einer Box, in der ein schwarzer Hengst grade ass.
Als das Pferd ihre Schritte hörte, sah es gleich auf.
Langsam strich sie über die Nüstern des Pferdes, sanft und beruhigend. Sie achtete gar nicht auf die Gestalt hinter ihr. Erst als sich eiskalte Hände auf ihre Schultern legten, wirbelte sie herum, den Dolch, denn sie immer bei sich trug, Kampf bereit erhoben.
Doch als sie den jungen Mann erkannte, steckte sie ihn gleich wieder weg.
„Samuel! Mist! Musstest du mich so erschrecken!“
Der Junge, nur etwas grösser als sie, grinste zu ihr runter.
„Verzeih. Aber was machst du um diese Zeit hier draussen, die Schule fängt erst in zwei Stunden an.“
„Ich wollte ausreiten.“
Der Junge strich sich kurz durch sein blondes Haar, und seine hellen blauen Augen glühten förmlich zu ihr runter. Seine Lippen waren etwas schmal, und sein Gesicht war nicht ganz so kantig, eher feine Züge bestückten sein Gesicht.
Er war ein Halbblut, von der himmlischen Seite her, und die Züge hatte er anscheinend von seinem Vater geerbt.
Sanft nahm er ihr Gesicht in seine Hände, und schaute hinter ihr zum Hengst und runzelte die Stirn.
„Ist das nicht das Tier dieses Dämons?“
„Ja, er hat mir erlaubt, sein Pferd zu reiten, wenn ich will.“
„Was? Er ist ein verdammtes Halbblut. Du solltest dich lieber öfters von ihm fernhalten. Er ist ein Dämonen Balg!“
„Und du? Nur weil dein Vater ein gefallener Engel war, bist du mehr wert als er?“
„Nein…aber ich wurde auch nicht von meinem Vater erzogen, wie du weisst. Ich kenne das Geschlecht der Halbblüter nicht einmal wirklich.“
Serené wandte ihr Gesicht ab und überlies sich Samuels Umarmung.

Lucien
Lucien schaute zögerlich auf die Sonnenuhr. Es war Zeit für seine neue Schule. Abgesehen davon, dass er noch nie eine besucht hatte, war er nicht besonders aufgeregt. Ein Blick zeigte eindeutige Gleichgültigkeit.
„Nach der Schule werden wir etwas mit deiner Magie üben“, rief Leandra ihm nach, als er sich von dem Gebäude entfernte, und damit von der Wohnung, wo sie wohnten.
Auf dem Weg traf er Serené am Eingang, mit einem anderen Jungen. Er war nur etwas grösser als sie, aber kleiner als er. Er wollte nur an ihnen vorbei, nicht aufgehalten werden, nur schnell seinen Weg ins Klassenzimmer gehen, doch das blonde Mädchen bemerkte ihn und hielt ihn Lächelnd an.
„Kommst du am Abend ausreiten. Ein nein werde ich diesmal nicht akzeptieren.“
Lucien dachte kurz nach. Dieses Mädchen wollte um jeden Preis seine Aufmerksamkeit…als ob er ihr keine schenken würde. Plötzlich stieg ihm ein Geruch in die Nase, es roch nach Kirche, oder eher nach Weihrauch. Sein Körper verhärtete sich, er schloss kurz die Augen.
„Ist dir nicht gut“, fragte das Mädchen mit den fliessend, blauen Augen besorgt. Doch da vernahm er noch eine andere Stimme, sie klang hell, doch dennoch war sie männlich, schnell öffnete er die Augen wieder.
„Das liegt wohl an mir, nicht wahr Halbblut?“ Er schaute zu dem blonden Jungen neben Serené.
„Wo hast du denn deine Flügel und heiligen Schein gelassen, Engels Balg?“, antwortete Lucien spöttisch und sah zufrieden, wie kurz Wut in den Augen des anderen Halbbluts aufflackerte. Doch er konnte sich gleich wieder beherrschen.
„Na gut, ich komme, wenn es dich glücklich macht“, wandte er sich dann an das Mädchen.
Serené strahlte kurz auf.
„Sagen wir bei Dämmerung bei den Stallungen.“
Lucien nickte und beeilte sich, in die Klasse zu kommen. Er konnte ihren Blick in seinem Rücken spüren und lächelte einmal kurz auf, ein Lächeln das niemand sehen konnte.

Serené
Serené erreichte ihr Klassenzimmer, ihr Mentor wartete schon auf sie. Sie hatte Privat Unterricht.
Vorwurfsvoll blickte der alte Mann sie an.
„Du bist zu spät, Mädchen.“
Serené lächelte kurz entschuldigend zu ihrem Mentor: „Ich musste noch etwas klarstellen….was nehmen wir heute durch?“
„Blutsbanden.“
„Blutsbanden?“, fragte Serené verwundert. Sie hatte schon mal davon gehört, doch so richtig verstanden hatte sie es nie wirklich, denn was sie bewirkte, hat ihr nie jemand so wirklich erklärt.
Schnell setzte sie sich, nahm Pergament und Feder hervor. Der alte Cornelius setzte sich leicht an die Kante seines Schreibtisches.
„Weisst du, wie Blutsbanden geknüpft werden, und unter welchen Umständen?“
Serené dachte kurz nach: „Ich glaube, geknüpft wird sie, indem man sein Blut mit dem das eines anderen mischt. Oft zwischen Liebenden oder unter Freunden praktiziert, ist heute nicht mehr so ein Thema, war früher etwas moderner.“
Cornelius nickte bestätigend: „Ja, doch manchmal wird er auch unter Politikern gemacht, manchmal heimlich, damit man die Kontrolle über den anderen hat.“
Cornelius stand auf und trat an die schwarze Tafel und schrieb.
„Wenn du weisst, dass du dein Blut mit jemand getauscht hast, kannst du Kontakt mit dieser Person aufnehmen. Wenn die Person Schmerzen hat, empfindest du sie ebenfalls, und starke Gefühle überströmen auch dich…und wenn die Person stirbt, ist es, als hättest du einen Teil von dir verloren. Also, hast du eine Blutsbande geschlossen, seid ihr immer, zumindest Mental, verbunden. Es gab selbst Fälle, bei der die Körperliche Anziehung auch schon ziemlich stark war. Sprich, wenn der Eine, eine Wunde hat, hat der andere sie auch.“
Das Mädchen schrieb fleissig mit, man hörte, wie ihre Feder schnell über das Pergament kratzte. Ihre blonden Locken fielen ihr ins Gesicht, wenn sie sich runter beugte. Nach einer kurzen Weile schaute sie wieder auf, ihre Gesichtsmiene zeigte, dass sie nachdachte.
„Kann es auch ausversehen passieren, dass sich zwei blutende Wunden berühren?“
Cornelius nickte langsam und strich sich über seinen kurzen, weissen Bart.
„Natürlich…so etwas ist auch nie mehr auflösbar. Wieso? Denkst du, es ist dir ausversehen passiert oder so?“
Serené schüttelte kurz den Kopf: „Nein, eigentlich nicht. Aber wie kann man so etwas überprüfen? Ich meine, wenn man Angst hat, das es doch passiert ist?“
„Wenn die Farbe deiner Aura mit der einer anderen gemischt ist.“
„Also, halt….Die Aura ist ja unsere Ausstrahlung, die in einem kurzen Abstand unseren Körper umgibt. Jede Person hat eine eigene Farbe, die Farbe symbolisiert unsere Eigenschaften, mehr oder weniger, und bei Freundschaften verknüpfen sie sich auch, aber vermischen?“
„Ja“, schnell schritt er zu Tafel zurück, „sobald ihr Blut getauscht habt, sucht je die Aura mit kurzen Fäden, die wie Tentakel aus der Aura Hülle, die dich umgibt , strömt und die Aura des anderen umschlingt. Und dann setzt sie sich drüber wie ein Spinnennetz. Doch wenn diese Person stirbt, die ein Netzt über deine Aura geworfen hatte, verschwindet das Netz. Und wenn eben dieses Netzt verschwindet, denkst du ebenfalls, das man dir etwas genommen hat, verstehst du, was ich meine.“
Sie nickte, dann trat der alte Mann zum Fenster und schaute raus zu der Sonnenuhr und klatschte in die Hände. „So, kurze Pause nun.“
Serené packte schnell ein und verschwand: „Ruf mich dann, wenn die Pause um ist.“
Er nickte und lies sie gehen, sie ging so schnell sie konnte auf die Wiese wo auch schon die anderen Novizen waren…alles ausser Lucien. Sie schaute sich fragend um, doch ging dann zu Samuel.
„Hältst du etwa Ausschau nach dem Dämonen Balg.“
Serené schüttelte den Kopf und schaute weg. Da stiess Mari Samuel etwas wütend an. Mari war Serenés Freundin.
„Serené, dort ist er, siehst du ihn? Er sitzt da unter dem Baum.“
Serené nickte und stand auf.
„Willst du jetzt etwa zu dem hingehen?“, frage Samuel verächtlich zum Baum schauend.
„Las sie doch“, zischte Mari ihn wütend an. Serené achtete gar nicht auf die Streithähne sondern stand schnell auf und ging zu Lucien, der still unter dem Baum sass, im Schneidersitz. Seine Hände huschten mit einer Kohle in der Hand, schnell über Pergament, als würden sie zeichnen.
Sie näherte sich, doch selbst als sie sich zu ihm setzte, hob er seinen Blick nicht.
„Was zeichnest du?“
Er reichte ihr wortlos das Pergament und sie erkannte das Gesicht dieser Frau auf Papier wieder.

Dieses Bild der Frau, die schrie. Diese Schmerzen die zugleich die ihren waren, die sie mit dieser Frau teilte. Luciens Mutter. Das Bild verschwand genau so schnell wie sie eintrafen. Halt suchend umklammerte sie seinen Arm. Er schaute sie fragend an. Als sie dann merkte, wie sehr sie ihn umklammerte liess sie los und berührte mit ihren Fingerspitzen ihre Stirn.
„Es tut mir leid, ich denke, es ist besser wenn ich gehe…“ Hastig gab sie ihm das Bild wieder und stand sie auf, wobei sie ein Buch fallen liess, und mit schnellen Schritten näherte sie sich dem Hauptgebäude. Es war der Kern der Gilde, deshalb lag auch das Büro ihres Vaters dort, schliesslich war er hier das Oberhaupt.
Hastig ging sie die Treppen hoch, die Wachen liessen sie vorbei, da sie sie schon kannten. Wütend stiess sie die Tür ihres Vaters auf.
„Wieso hast du das getan?“
Der Vater schaute erst überrascht dann verwirrt zugleich an, er sass an seinem Schreibtisch und studierte irgendwelche Unterlagen.
„Bitte was? Wovon redest du überhaupt, mein Kind?“
Serené schnaubte verärgert auf: „Tu nicht so. Wieso hast du zugelassen das Luciens Eltern sterben? Wer wollte ihren Tod überhaupt?“
Er hob langsam die Augenbrauen und stand auf, es zerriss Serené die Nerven, wie langsam er sich bewegte und sie warten liess.
„Wieso weisst du davon?“
Sie zuckte die Schultern: „Ich habe es gesehen, in meinen Träumen….was weiss ich…wieso hast du es ihm verschwiegen, er hat das Recht es zu erfahren!“
Er schaute sie lange an, ohne ein Wort zu sagen. Er rührte sich auch nicht nur seine Brust hob und senkte sich langsam.
„Es ist nicht normal, dass du so etwas siehst, aber auf das werden wir gleich zurück kommen. Nun zu deiner Frage. Hast du vergessen, für was du kämpfst? Hast du vergessen, dass sein Vater ein Dämon ist? Nun, wir fanden seinen Wohnort und brachten ihn und seine Frau um, denn egal ob sie nun Mensch oder Wesen ist, sie hatte zu ihm gehalten und starb deswegen auch….“
„Und wieso weiss er noch nichts davon? Ich hätte es ihm gesagt, doch ich wusste nicht ob mein Traum Wirklichkeit war, deshalb bin ich vorher zu dir gekommen.“
Er fuhr sich kurz über sein braunes, kurzes Haar und seine Stoppeln am Kinn.
„Nun, er trägt das Blut seines Vaters in sich, stell dir die Auswirkungen vor, die diese Erkenntnis mit sich bringen würde, verstehst du mich? Er würde ausrasten, uns hassen und einer unseren gefürchtetsten Feinde sein. Denn so viel wie ich über seine Familie rausfand, zweigt sich sein Vater von einem sehr gefürchteten Haus ab, sein Blut ist sehr stark. Und so jemanden als Feind zu haben ist nicht grade erfreulich, also behalte es bitte für dich“, redete er in einem ruhigen doch bestimmenden Ton. Sie starrte ihn ungläubig an: „Was du da von mir verlangst…jemanden so etwas zu verheimlichen.“
Sie sah, wie der Glanz in seinen Augen sich verdunkelte, er verhärtete sich: „Es ist keine Bitte, tu es einfach, selbst deine Mutter weiss nichts davon. Und ich will nicht, das du deine Freizeit mit Lucien verbringst, hast du mich verstanden?“
Seine Stimme schoss in sie, wie eine kalte Nadel, denn seine Stimme war genau so kalt. Jegliche Wärme war verschwunden, nur noch die blanke Kälte eines Anführers, der von seinen Kriegern verlangt in einem aussichtslosen Kampf zu reiten. Obwohl jeder weiss, dass es doch zwecklos ist.
„Hast du mich verstanden, Serené?“
Sie nickte kurz und ging aus dem Gebäude.

Andrés
Er fasste sich müde an den Kopf. So hart musste er beinahe noch nie mit seiner Tochter reden.
Wieso wusste sie das überhaupt von Lucien? Seit sie dieser Zeremonie kam sie ihm so verändert vor, als würde seine Tochter etwas für ihn empfinden. Konnte dass sein? Wenn ja musste er es verhindern, er war ein Halbblut und sie…die Hoffnung der Gilde. Eine Verbindung…er wollte es sich gar nicht vorstellen, was dann passieren würde. Er wollte es auch lieber nicht wissen.
Er seufzte leise, was sollte er machen? Er wollte seine Tochter lediglich schützten…so hoffte er zumindest.

Lucien
Er sah Serené schon von weiten, mit ihrem weissen Pferd. Er ritt schnell zu ihr hin. Er bemerkte wie ihr Schimmel schnaufte: „Warst du schon ausreitten?“
Sie lächelte: „Ich wollte nur sehen, ob es mein Mädchen noch drauf hat.“ Er nickte, und als sich ihr Pferd in Bewegung setzte folgte sein schwarzer Hengst.
„Wo willst du hin?“
Sie lächelte: „Keine Sorge, wir reiten bis zum Wald und von dort laufen wir ein wenig.“
Er zuckte die Schultern und folgte ihr. Eigentlich war er nicht so der, der Überraschungen mochte, doch was konnte er schon dagegen ausrichten…
„Hast du dich gut eingelebt in der Klasse?“
„Na ja, ich bin nicht so der Mensch, der gerne in Gruppen lebt.“
Sie lächelte und schaute weg.
„Was ist daran so amüsierend?“, fragte er.
„Ich kenne das, früher war ich auch alleine, da ich von Anfang an privat Unterricht hatte und andere deswegen eifersüchtig auf mich waren. Doch Samuel war immer auf meiner Seite.“
„Aber du hast schon von Anfang an in dieser Gemeinschaft gelebt, ich nicht, ich kannte nur die Diener und meine Eltern, es gab niemand anders in meiner Welt.“
Sie runzelte langsam die Stirn.
„Und wer hat dich unterrichtet?“
„Mein Vater, er lehrte mich das Kämpfen. Nicht nur das, er lehrte mich ausserdem auch die Härte. Die Härte keinen Schmerz zu empfinden oder zu zeigen und meine Mutter…Elektra…lehrte mich ein wenig in der Magie.“
Er schaute weg, denn seine Mutter versuchte ihn auch die Liebe und die Sänfte zu lehren. Die Erinnerung an ihre gemeinsame Gespräche über Philosophie und Psychologie liess ihn kurz auf lächeln, da spürte er Serenés Blick auf sich.
„Was?“
Sie zuckte die Schultern und lächelte ebenfalls: „Nichts, ich sehe dich nur kaum lächeln. Ich mag dich mehr wenn du lächelst.“
Er schmunzelte. Da blieb der Schimmel vor dem Waldrand stehen. Beide Personen stiegen von den Pferden ab und banden sie an einem Baumstamm fest.
Sie liefen nebeneinander her, bis sie an eine Lichtung kamen, wo ein kleiner Brunnen vor sich hinplärt.
Sie blieben unter einen Baum, grade neben dem Brunnen stehen. Lucien lehnte sich mit dem Rücken zum Stamm und Serené stand vor ihm.
„Bist du gut in der Schule?“
Serené zuckte kurz die Schultern: „Mehr oder weniger eben.“
Er grinste frech: „Ich wette du bist so ein richtig braves Mädchen, das immer den Eltern folgt und sofort antanzt sobald es gerufen wird.“
Sie gab ihn einen leichten Stoss, er nahm sogleich beide Arme.
„Pass auf, du stösst mich noch in den Brunnen.“
Sie lachte: „Hinter dir ist nur der Baum.“
Er lachte: „Na gut, wenn du mich nicht rein stösst, dann werde ich es machen.“
Er nahm sie auf seine Arme und ging zum Brunnen, wobei sie sich stur an seinen Hals klammerte. Als er sich weit genug über den Brunnen gebeugt hatte, löste sie die eine Hand, streckte sie ins Wasser und spritzte ihn an. Beide fingen an laut zu lachen.
Schnell setzte er sie ab um sich das Wasser aus dem Gesicht zu wischen.
„Das war hinterhältig und gemein.“
Sie lachte: „Dafür dass du mich ins Wasser schmeissen wolltest, fand ich das noch ganz nett.“
Er strich ihr kurz über das Haar und schaute sie an. Plötzlich überkam ihn ein Gefühl, sein Herz fing an etwas schneller zu klopfen. Er erinnerte sich an Leandras Warnung und nahm die Hand sogleich wieder weg.
„Seltsam…“
Ihre Augen glänzten, selbst durch die Dunkelheit sah er dass, wie hell sie leuchteten, sie schienen die Dunkelheit zu durchleuchten.
Aus Serenés linker Hand bildete sich ein leuchtend weisser Ball, mit magischen Fäden hängte sie den Ball an einen Ast. Die Fäden fingen Wurzeln zu schlagen und das Licht des Balls verteilte sich langsam auf den ganzen Baum und liessen in schwachem Schein leuchten, so konnten sie sich besser sehen.
Um sie nicht nochmals zu berühren, stützte er sich mit der einen Hand am Baum ab und betrachtete sie so.
„Du hast wunderschöne Augen…“
Er sah, wie sie sanft errötete, aber nur so, als hätte man einmal kurz über ihre Wangen gehaucht.
Ihre Hand wanderte seinen freien Arm herunter und nahm sie in die ihre. So zart nur etwas Hornhaut, wahrscheinlich von den Zügeln, wenn sie manchmal ausritt.
„Hattest du schon mal ein Schwert in der Hand?“
Sie schüttelte langsam den Kopf: „Nein, zumindest nicht oft. Ich über manchmal mit meinem Mentor, aber das war es dann auch schon.“
Er nickte kurz: „Ab dem Montag werde ich dich unterrichten.“
Sie fing kurz an zu lachen: „Gut, aber jetzt bist du dran mit dem Wasser!“
Er fing an zu lachen und hob sie wieder hoch. Sie versuchte sich zu befreien und sprizte ihn wieder etwas an. Doch diesmal küsste sie ihn, ohne es sich selber nachher erklären zu können, auf die Wange. Er hielt gleich inne: „Ich denke, wir sollten gehen.“
Sie nickte langsam und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Niemand sprach mehr, sie liefen nur noch, vor ihnen schwebte ein Lichterkegel. So sahen sie die Pferde schon von weiten und Luciens Schritte wurden schneller. So beschleunigte sich auch Serené ein wenig.
„Sollen wir zu den Stallungen gehen?“
Lucien nickte, so ritt das Mädchen neben ihm ein wenig voraus. Bis sie anfing in Galopp zu reiten, auch Lucien gab seinem Pferd die Sporen und Serené fing an zu lachen.
„Fühlst du dich nicht auch immer so frei wenn du reitest? Fei wie ein Vogel.“
Lucien nickte lächelnd, und so ritten sie bis zu den Stallungen.
Bei den Stallungen stiegen beide ab und gingen rein um ihre Pferde zu versorgen.
„Begleitest du mich noch bis zu meinem Gebäude?“, fragte Serené.
Er zuckte die Schultern, was sie als ein „Ja“ deutete.

Serené erzählte auf dem Weg von dem alltäglichen Leben, wie jedes Kind mit magischer Begabung ein eigenes Sternbild bekam, das die Astrologen bei der Geburt der Kinder aufschrieb, so auch bei ihr.
Als sie endete, waren es nur noch wenige Meter bis zum Eingang. Schnell schritten sie dahin. Vor dem Eingang blieb Serené stehen und wandte sich zu Lucien.
„Nun…ich sollte langsam mal rein gehen.“
Er nickte. Serené schlang die Arme um ihn um ihn und ihre Lippen berührten sich kurz. Es war kein wirklicher, eher ein zarter Hauch. Lucien löste sich schnell, nickte ihr zu und beide gingen ihre Wege.

Als Lucien schweigend seinen Weg in das Gebäude ging, in dem er mit seiner Mentorin lebte, waren die Gedanke, an dieses blonde Mädchen mit diesen hellen und manchmal so dunkel blauen Augen. Er hatte sich nie wirklich etwas aus Frauen gemacht, weder aus Dirnen noch aus den anständigen. Für ihn waren es einfach nur Wesen, mit einem anderen Geschlecht. Sie leben einfach auch auf der Erde wie er und damit basta, so sah er es zumindest einmal…doch jetzt…jetzt hatte sich irgendetwas verändert in ihm. Er konnte es nicht beschreiben, zumindest nicht mit Worten, denn dafür gab es keine, oder vielleicht war sein Wortschatz nur zu begrenzt um es beschreiben zu können. Wie dem auch sei, er liess es nun einfach dabei und versuchte keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Er versuchte dieses Unbekannte etwas einfach zu zulassen, was sollte er sonst anders tun. Da erinnerte er sich ein Gespräch mit seiner Mutter, als sie mal über Gefühle verhandelten.
Sie sagte damals zu ihm, dass man sich nicht gegen Gefühle wehren sollte, denn das sei ein Kampf gegen sich selber, denn man nicht gewinnen kann. Wenn man die Gefühle nicht zulassen kann, oder will, zerstört man sich früher oder später selbst.
Damals war Lucien noch klein, etwa um die zehn Jahre alt, als er erwiderte, das Gefühle für ihn nur Schwächen seien, und dass könne man doch nicht vor allen zeigen.
Seine Mutter fing an zu lächeln und meinte, wer Stolz genug ist, seine eigene Schwäche einzusehen, nur der hat wahren Mut bewiesen. Er selbst hatte damals nur genervt die Augenverdreht und seiner Mutter recht gegeben, damit er nicht weiter diskutieren musste, doch je länger er über die Jahre, darüber nachdachte, fing er an zu begreifen, immer nur langsam. Doch heute Abend hatte er begriffen was seine Mutter ihm vor acht Jahren mit auf den Weg gegeben hatte.


Serené
„Wo warst du?“
Serené blieb erstarrt in der Tür stehen, ihr Vater sass auf einem Stuhl und hielt eine Tasse Tee in der Hand. Streng musterte er sie.
„Habe ich dir nicht deutlich vermittelt, dich nicht mehr mit diesem Dämonen Balg zu treffen?“
Sie schaute ihn immer noch an, etwas verwirrt, doch dann öffnete sich ihr Mund.
„Du kannst mir doch nicht verbieten mich mit ihm zu treffen, das ist alleine meine Angelegenheit…“
Barsch unterbrach sie ihr Vater: „Ich hätte nur halb so viel Problem, wenn ihr euch nur getroffen hättet, denkst du etwa, ich hätte nicht gesehen, wie er dich geküsst hat? Da irrst du junge Dame!“
Zorn schwelte in Serené auf. So hatte ihr Vater noch nie mit ihr gesprochen. So wollte platzen vor Wut. Wo war ihre Mutter, die ihr sonst immer half, in solchen Situationen. Wahrscheinlich schon im Bett, nun gut, dann war sie ihrem Vater nun ohne Schutz ausgesetzt.
„Nein du irrst dich! Ich habe ihn geküsst, er war anständig und zuvorkommend, er ist nicht so wie du glaubst!“
„Noch schlimmer, dann meint er alles von dir zu bekommen! Schluss, du wirst dich nicht mehr mit ihm treffen, wenn ich das noch einmal erfahren sollte, dass du auch nur ein Wort ausser ein „hallo“ mit ihm ausgetauscht hasst, wird das Konsequenzen mit sich ziehen, und nun ab in dein Zimmer!“
Wütend stapfte sie in ihr Zimmer und knallte die Tür laut hinter sich zu, danach schloss sie die Tür mit einem Zauber, dass ihr Vater nicht rein kommen konnte und stiess einen lauten Fluch in einer unverständlichen Sprache aus.


Schwarze Magie


Leonardo, Oberhaupt der Halbblut aus der Hölle
„James! Wo zur Hölle steckst du!“
Ungeduldig schritt er in seinem Zimmer auf und ab. Wütend schletzte er die Tür auf, da kam James auch schon mit eiligen Schritten auf ihn zu.
„Leonardo, halt mal die Luft an, ich bin immer noch dein Bruder! Und jemanden zu finden dauert nun mal eine kleine Weile!“
Leonardo seufzte, wobei es etwas verärgert klang und seine Augen blitzten wütend zu James.
Gold braune Augen mit schmalen Schlitzen, genau wie bei James.
„Nun gut“, meinte Leonardo, „wie dem auch sei, was hast du nun rausgefunden über Sascha und seine Familie?“
James, sein Bruder nickte langsam, fuhr sich langsam durch sein braun, blondes lockiges Haar und ging zu dem einem Fenster und lehnte sich lässig ran.
„Also, du weisst doch, dass Sascha sich versuchte abzuwenden, zweifelsohne durch den Einfluss seiner Frau, Elektra. Und da er nur noch einen Sohn hat, wollte er kein allzu grosses Risiko mehr eingehen und sich nur noch seiner Ausbildung widmen. Nun ja, sowohl Sascha als auch das Weib ist tot…“
„Und der Sohn? Sprich!“
James verdrehte genervt die Augen: „Lass mich doch bitte ausreden, Brüderchen. Der Sohn, bekannt dafür, mehr dämonisches als menschliches in sich zu haben, lebt noch. Er ist derzeitig ein Novize…bei der Gilde der schwarzen Magier, er hat eine Mentorin, die ebenfalls ein Hallblut ist und nicht nur ein Balg, ich glaube, du kennst sie. Ihr Name ist Leandra. Doch sie hasst ihre Rasse so sehr, zweifelsohne wird sie ihren Schüler den gleichen Hass lehren.“
Ein breites, boshaftes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht von Leonardo aus, sein jüngerer Bruder schaute ihn verwirrt an.
„Das ist fabelhaft!“, verkündete Leonardo laut.
James hob fragend seine geschwungenen Augenbrauen: „Ich verstehe nicht ganz….“
Leonardo schlug mit beiden Handflächen auf den Tisch: „Ganz einfach, wir haben zwei Fliegen mit einem Klatsch geschlagen. Die erste Fliege ist, das Saschas Sohn, wie er auch immer heisst…“
„Lucien“, unterbrach James ihn kurz.
„Danke. Lucien lernt das Handwerk unserer Feinde und gleichzeitig ist er in der Nähe dieses Mädchens, das angeblich das Gleichgewicht der Erde wieder herstellen wird, verstehst du nun? Wir müssen diesen Lucien nur noch auf unsere Seite locken….lass ihn bewachen, da wir nicht in die Gilde können, warten wir, bis der Bengel mal alleine in der Stadt ist, dann fangen wir ihn ab. James! Reise sofort nach Frankreich, du sollst ihn persönlich bewachen….schade dass wir keiner dieser verdammten Schutzengel gebannt haben, dass hätte ich jetzt eher gebraucht…egal, fang mit den Vorbereitungen an, in dieser Zeit werde ich mich persönlich um die anderen Familien kümmern.“
James nickte und ging. Sobald die Tür sich hinter ihm schloss und er sich sicher war, dass sein Bruder ihn nicht mehr hört murmelte er sarkastisch: „Was für eine Ehre, Meister Leonardo kümmert sich höchstpersönlich darum.“


Serené
Es regnete, laut platschten die Wassertropfen auf die Dächer und Wege, als das blonde Mädchen müde und mit rot geschwollenen Augen erwachte. Sie hatte die ganze Nacht geweint. Als ihren Schutzengel konnte ich sie nicht so leiden sehen, es tat mir weh, sie erinnerte mich ausserdem an meine Freundin, für die ich einst in den Tod gegangen bin. Sie hatten die gleichen Charakterzüge, beide hatten einen Dickschädel und Führungspotential.
Schnell Materialisierte ich mich und ging zum Schrank um ihr ein Kleid raus zu nehmen. Es war grün und ärmellos. Es besass einen dicken, Gold glänzenden Gürtel. Und unterhalb des Gürtels gab es einen doppelten Stoff. Die untere Schicht war fester, undurchdringlicher Stoff und die obere Schicht eine fast durchsichtige Seide unter der man alles leicht erkennen konnte.
„Bin ich zu spät?“
Ich schüttelte den Kopf: „Nein, aber in zehn Minuten schon.“
Ich schaute raus, auf dem Schulgebäude sass ein Ball, der eigentlich weiss ist, aber sobald die Schule anfängt, verfärbt sie sich blau. Und immer zehn Minuten vor der nächsten Minute nimmt sie eine violette Farbe an.
Vor dem Eingang sah ich schon einige Schüler ein und ausgehen, nur eine Person stand still vor dem Eingang, er war in einer schwarzen Robe gehüllt, doch ich erkannte Lucien dennoch.
Ich zog die Vorhänge zu und schaute wieder zu Serené die sich inzwischen angezogen hatte und vor der Kommode schnell und grob ihre Haare kämmte. Danach packte sie ihre Tasche, ich wurde wieder unsichtbar für das menschliche Auge und folgte meinem Schützling aus dem Raum.
Hastig ging sie an ihre Eltern vorbei, wobei sie nur ihre Mutter verabschiedete, auf Andrés achtete sie gar nicht. Sie ignorierte ihn einfach und verschwand in Richtung Schulgebäude.

Vor dem Gebäude stand Lucien und lächelte ihr kurz zu, doch sie senkte den Blick schnell und ging weiter, auch Samuel und Mari schenkte sie keine grosse Beachtung nur ein kurzes „Hallo“, aber nicht mehr.
Sie ging schnell ins Zimmer. Doch es war noch leer und still nur der Lärm von draussen drang ein. Doch sobald sie die Tür hinter sich schloss, umgab sie wieder die tröstliche Stille.
Plötzlich überkam sie ein Gefühl der Trauer und leichte Verwirrung und eine Frage durchstoss sie: „Wieso hat sie das getan?“
Sie hielt sich an der Tischkannte fest. Dies war nicht ihr Gedanke gewesen, und auch nicht ihr Gefühl. Was war das? Wesen Gefühle waren dass, wenn nicht ihre. Sie klammerte sich so stark an die Tischkannte, dass die Knochen weissen hervortraten. Kleine Schweissperlen bildeten sich auf ihrer Stirn vor Anstrengung. Sie zwang sich langsam ein und aus zu atmen um sich wieder zu beruhigen.
Nach kurzer Zeit, beruhigte sie sich und setzte sich, kurz danach kam auch schon ihr Mentor rein.
Doch Cornelius war nicht alleine, eine gross gewachsene Gestallt folgte ihm. Sein schwarzes Haar fiel ihm zum Teil ins Gesicht. Seine silbernen Augen blitzten kurz zu Serené, die beschämt wegschaute.
Cornelius deutete zu Serenés Tisch: „Wenn ich bitten darf, auf Serenés linken ist noch ein Platzt frei.“
Lucien liess sich nicht lange bitten und setzte sich, wobei sich die zwei versuchten nicht zu beachten.
Der alte Cornelius lehnte sich gegen seine Tischkannte und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Nun dann, der Junge…äh…Lucien ist heute bei uns, weil Leandra meinte, es sei etwas besser für ihn, da er auch schon früher Privat unterrichtet wurde. Und ausserdem ist er geübt in der Kriegskunst. Seine Mentorin meinte, wir können mal ein oder zwei Stunden in der Arena verbringen, wo ihr zwei etwas üben könnt. Wir reden hier natürlich über die Verteidigung mit Schwert, da du, Serené, ja schon etwas Erfahrung mit Verteidigung der Magie hasst.“
Sie nickte langsam, ein wenig Erfahrung war untertrieben, sie ist schliesslich damit aufgewachsen.
Sie schaute kurz rüber zu Lucien, welcher sie kurz anschaute und dann seine Aufmerksamkeit wieder dem Lehrer schenkte.
Cornelius sprach weiter: „Nun dann, für die letzten beiden Stunden habe ich einen kleinen Platz in der Arena reserviert. Aber nun reden wir weiter über die Auren, um Lucien eine kleine Einführung zu geben, erklärst du, Serené, was wir durchgenommen haben und berichte bitte auch gleich über die Blutsvereinigung….“

„Geht es dir gut? Serené? Hallo, Mädchen, ich sprech mit dir!“
Serené schaute verwundert auf, frisch aus ihren Gedanken geholt. Verwirrst schaute sie zu Samuel der sie mit erhobenen Augenbrauen musterte.
„Ja. Bestens. Ich muss zur Arena.“
„Arena? Wieso das denn, Kampf mit Magie lernt man doch erst am Nachmittag, wieso musst du am Morgen in die Arena?“
Das blonde Mädchen zuckte kurz die Schultern: „Weil Lucien mir…“
„Nicht schon wieder dieses Halbblut Balg! Seit er hier ist spielst du verrückt!“
Ihre Augen verdunkelten sich, verdunkelten sich zu einem stürmischen, aufgepeitschten Meer. Zornig schaute sie Samuel an und schüttelte Samuels Hand ab, die er ihr auf den Oberarm gelegt hatte.
„Lass mich doch einfach! Nur weil mal mehr zwischen uns war, hast du nicht das Recht ein Urteil über meine Entscheidungen zu treffen! Verstehst du das nicht, ich führe mein eigenes Leben und dass schaffe ich auch ohne deine Hilfe. Besten Dank!“
Die Schüler die in den Fluren hin und her eilten blieben kurz stehen, doch als Serenés Stimme lauter wurde, blieben alle stehen um zu zuhören. Langsam bildete sich ein kleiner Kreis um sie.
„Was hab ich denn getan? Serené verdammt, ich will dich nur Schützten…“, erwiderte Samuel mit ruhiger Stimme.
„Ach so, verstehe. Du willst mich also Schützten! Vor was? Du kennst ihn gar nicht und deine Eifersucht bringt dich um den Verstand!“
Mit diesen Worten stiess sie Samuel leicht aber fest von sich und bahnte sich einen Weg durch die Menge und ging in die Richtung Arena. Doch vor dem Eingang lehnte sich eine dunkle Gestalt mit einem Buch in der Hand.

Als das blonde Mädchen grade an ihm vorbei schreiten wollte, streckte die dunkle Gestalt einen Arm raus, so das Serené gezwungen war stehen zu bleiben.
„Was zur Hölle…?“
Lucien klappte das Buch zu und schaute zu dem Mädchen, das er mit einem sanften Stoss gegen eine Wand stiess.
„Was ist los?“, fragte er mit ruhiger, geduldiger Stimme, „bereust du den gestrigen Abend?“
Sie schüttelte langsam den Kopf und schaute sich um, das auch niemand in der Nähe war der sie belauschen konnte.
„Mein Vater ist das Problem hier, er…will nicht das ich dich treffe, sonst wird das Konsequenzen für dich mittziehen…er hat etwas gegen dich, wegen deiner Abstammung, ich weiss auch nicht so recht…es tut mir leid.“
Sie sah wie Luciens Augen kurz schlossen und ein Schmerz überkam sie. Es war nicht ihr Gefühl, es war wieder dieses Fremdartige Etwas.
Sie stöhnte kurz auf, als diese fremde Emotion sie wieder überkam und schloss die Augen.
„Serené?“
Sie spürte eine Hand auf ihrer Wange, da durchschoss sie ein Gedanke. Was hatte ihr Mentor nochmals über die Blutsvereinigung gesagt? Dass sie starke Emotionen empfangen könne…doch sie konnte sich nicht an eine Blutsvereinigung erinnern. Oder…konnte das sein, als sie sich damals bei der Zeremonie von Lucien, hatte sie sich doch in den Daumen gestochen und erst im Bett bemerkt…
„Lucien, ich glaube wir haben unser Blut vereint…“
„Wie bitte?“, fragte er ungläubig.
„Du hast mich schon richtig verstanden, damals bei der Zeremonie hatte ich mir leicht in einen Finger geschnitten und dich danach berührt.“
Er schaute sie durchdringend an: „Woher willst du das wissen?“
Sie schluckte: „Weil ich vor allem seit heute, seltsame Gefühle empfange und einmal kurz einen Gedanken, die nur auf dich zu treffen können...“
Er löste seine Hand langsam von der Wand die er vorher neben ihrem Kopf auf gestützt hatte. Sie hörte ihn langsam ein und aus atmen.
„Ich denke wir sollten langsam in die Arena“, meinte er mit fester Stimme.
Sie nickte, und gemeinsam gingen sie zu dem Gebäude rüber, wobei sie nicht viele Worte tauschten, weder beim gehen, noch danach, während des Trainings.

Derzeit bei James
Ein kleines Haus, eine kleine Wohnung, nur wenige Meter von der Gilde entfernt. Dort schaute ein Mann, mit braun-blonden Locken aus dem Fenster. Sein Blick war düster zum Portal der Gilde gerichtet.
Oh, wie er dieses Portal hasste und diese drei Männer, die als Wachen davor standen noch mehr. Schade dass er sie nicht einfach angreifen durfte, er hätte es nur zu gerne gewagt. Doch er musste abwarten, warten bis die richtige Zeit kam. Er seufzte bei dem Gedanken daran und setzte sich wieder an den Tisch und schaute auf seine Unterlagen.
Vier Familien, die zu den Oberhäuptern der Halbblütern der Dämonen. Und da gibt es nicht nur diese Magiern, sondern auch noch diese…Engel, dessen Heiliggenschein er auch gerne als scheinheilig bezeichnete.
James fletschte leicht die Zähne, bei dem Gedanken, an diese gefallenen Engel, mit ihrer Moral.“
Leonardo hat schon gesagt, sie sollten diese Halbblutwesen vom Himmel als Verbündete gewinnen.
Wenn die Magier erst mal weg waren, gehörte die Erde wieder den Halbblutwesen.
James lachte in sich hinein. Ja, die Magier, vor allem diese Auserwählte, dieses blonde, zarte Mädchen. Er hatte sie nur einmal kurz gesehen, aus Gedanken, von einem Magier, denn er tötete, vor gar nicht langer Zeit, nur ein paar Monate war es her. Wenn er sich recht entsinne.
Sie war wunderschön, ein Gesicht, beinahe perfekt, mit ebenen Zügen, und Augen wie fliessendes Wasser. Was würde er geben, sie einmal persönlich zu treffen, selbst wenn es nur ein Kampf wäre…oder nur eine kurze Begegnung in den Gassen.
Er wandte sich ab von seinen Unterlagen und schritt wieder rüber zum Fenster, und schaute dem Regen zu, wie er auf den Asphalt klatschte.
Er hörte, wie Ratten über den Asphalt krabbelten und sah wieder rüber zu den Magiern und runzelte die Stirn. Es waren drei Magier, zumindest das letzte Mal, als er dorthin geschaut hatte, doch jetzt waren es nur noch zwei.
Er fluchte kurz, schnappte sich seinen Mantel und sprang die Treppen runter.

Er schnupperte kurz und blinzelte. Der Regen verwischte den Geruch von dem Magier. Dennoch nahm er eine Fährte auf. Er nahm tief Luft, da war wieder dieser Geruch. Leichter Lavendel und Rosmarin, und je nach dem auch Jasmin und Camille.
Er folgte dieser Spur, da entdeckte er den Magier in einer Gasse mit einem Halbblut Engel. Er fing an leicht zu schmunzeln.
Er sah zu, wie der Magier und der Engel sich mit magischen Wörtern bekämpften. Dieses Halbblut war also eher jemand, der sich gerne mit Magie auseinander setzte.
Ruhig schaute er zu. Er wartete ruhig im Schatten auf den Tod des gefallenen Engels. Er wartete, doch als es aussah, dass der Magier zu verlieren schien, half er ein wenig nach, mit einem Feuerball.
Der Magier, verwundert über diese fremde Hilfe, wirbelte herum, genau in die Arme von James, der ihm beide Hände auf die Schläfe legte um seine Gedanken zu lesen, er suchte nach einem Bild, eine Erinnerung von Selené. Doch er fand noch etwas mehr, Erinnerungen an etwas anderes, an einen Jungen. Er hatte dieses blonde Mädchen, von dem er annahm, sie sei Selené, denn so hatte er sie schon ein paar Mal gesehen, natürlich auch nur aus Erinnerungen von anderen, toten Magiern. Doch der Junge…schwarzes Haar, und Augen wie Stahl. Schmale Lippen und eine grade Nase. Sein Gesicht kam ihm bekannt vor.
Er suchte nach dem Namen des Jungen in den Gedanken des Magiers und fand ihn. Das war also dieser Lucien, bekannt für seine härte, genau wie sein Vater, so sagt man zumindest. Doch dieses Bild, das er von diesem Magier bekam, zeigte etwas anderes. Er zeigte Liebe und Zuneigung gegenüber diesem blonden Mädchen, und dieses Mädchen schien es zu erwidern. Ihre Augen glänzten vor Furcht, nicht vor diesem Jungen, nein, vor etwas, was sich James‘ Kenntnissen entzog. Doch was er auch noch sah war nicht nur Furcht, sondern auch etwas anderes. Anscheinend Liebe, so nennen es die Menschen, doch Halbblutwesen der Hölle kannten viel mehr nur das Verlangen nach einer Frau, nach ihrem Körper.
Doch so etwas, wie Liebe, wo man einer Frau nicht nur den Hof machen will, kannten Halbblutwesen der Hölle nicht. Zumindest die meisten. Sascha war die einzige Ausnahme in James‘ Augen, er kannte sonst niemanden.
James verschob das Thema, namens Liebe und konzentrierte sich wieder auf den Magier. Doch er fand nichts weiter interessantes ausser ein paar wenige Informationen über ein weiteres Halbblutwesen, namens Samuel. Doch von dem wusste er auch schon vorher ein wenig, doch was interessant war, dass der Magier in seinen Händen die Kriegskunst unterrichtete also auch mehr Bescheid wusste über die Schüler.
Anscheinend hatte der Magier diesen Samuel und Serené beim Küssen erwischt, doch nun hatte sie mehr für Lucien übrig als diesen Balg eines gefallenen Engels. Er bekam auch mehr Einzelheiten über diesen blonden Jungen, namens Samuel.
Er ist praktisch mit Serené zusammen in der Gilde aufgewachsen, doch sein verschlechtertes Verhältnis zu Serené wirkte langsam auffallend in der Schule.
„Danke mein Freund“, flüsterte James und schaute dem Magier in die Augen, ganz tief, seine Lippen bewegten sich nicht, doch wirkte eine seltsame Magie zwischen den Männern. Eine Magie aus alter Zeit. Nicht mal die Magier kannten ihn, nur Dämonen-Kinder beherrschten sie, unter den Magiern ging das Wissen über die alten Zauber verloren, denn sie waren nicht nur alt, sondern auch verboten. Nur ein altes Buch in der Tiefe des Herzens der Gilde kannte die alten Zauber noch. Doch das Buch hatte man schon lange vergessen.
James lächelte leise, als er ihn bei dem Magier anwendete. Keine Sekunde verging, und das Gesicht des Magiers verzog sich zu einer schmerzhaften Grimasse, falten fingen an sein Gesicht zu besprenkeln. Er fing an zu schreien.
James schüttelte den Kopf wie ein tadelnder Vater und lies den Magier von innen heraus verbrennen.
Der Magier fiel kohlenschwarz zu Boden, James beugte sich runter zu den verkohlten Leiche: „Das nächstemal bitte nicht so laut.“
Damit erhob er sich und lies die beiden Leichen zurück.

Andrés
„Zwei Leichen. Ein gefallener Engel und einer aus unseren Reihen.“
Andrés fasste sich an den Kopf, dass bedeutet, dass keiner der Novizen für eine Weile auf die Strasse durfte.
„Sonst noch Tote? Irgendwelche menschlichen?“
Der Mann in roter Robe nickte: „Eine Dirne, doch ich denke, das ist nicht so ein Verlust.
Andrés stand auf und seufzte leise auf: „Ein Mensch ist ein Mensch. Wo sind die Leichen nun?“
Der Magier, der ihm Bericht erstattete zuckte die Schultern: „Dort wo alle Leichen zur Untersuchung hingebracht werden, im Arzt-Gebäude, im Leichenraum.
Andrés nickte und deutete zur Tür.

Beide Magier verliessen den Raum und gingen mit langen Schritten auf das
Gebäude und dem Raum zu, der die Leichen beinhaltete.
Vor dem Raum drehte sich Andrés kurz zu seinem Begleiter um: „Ich würde gerne alleine sein bei der Untersuchung.“
Der Magier nickte und blieb vor der Tür stehen. Andrés schlüpfte neben ihm vorbei und betrat das Innere, was nicht grade ein lohnender Anblick war.
„Nun dann“, murmelte Andrés leise, „ran an die unangenehme Arbeit.“
Im Raum gab es fünf Tische, die aus dünnen aber stabilen Beinen bestand und eine etwas dickere Tischplatte.
Andrés trat an den ersten Tisch, den mit dem gefallenen Engel. Ein kurzer Blick zeigte ihm, dass es ein Feuerball war.
Er nahm ein kleines Notizbuch hervor und notierte sich erst einfach „Engel“, danach „Feuerball“.
Danach ging er weiter zum nächsten Tisch, der Tisch mit dem Magier.
Er schaute ganz genau hin. Er sah aus wie ein schwarzes Skelet mit ein wenig Haut. Die Leiche war nackt, die Kleider waren noch ganz, aber man hat ihm die Kleider ausgezogen.
Andrés runzelte die Stirn. Nahm ein Messer und schnitt beim Solarplexus auf und sägte den Brustkorb auf.
Er suchte nach dem Herz, doch er fand nur ein Loch dort wo das Herz sein sollte. Andrés vermutete, dass es zu Asche verbrannt ist. Es schien, als sei der Magier von Innenheraus verbrannt. Ein Blick auf die Dirne, sagte ihm, dass sie das gleiche Schicksal getroffen hatte.
Er schloss kurz die Augen.
Was er da sah, war so schrecklich. Nicht nur die Leichen waren schlimm zugerichtet, sondern der ganze Zustand in dem sie wohl gestorben waren. In all diesen Jahren hatte Andrés dies noch nicht gesehen. Er kannte diesen Zauber auch nicht, er wusste nur, dass es etwas Dämonisches war. Denn alle Kinder der Hölle liebten diese Feuerzauber. Also war ein Halbblutwesen unter ihnen in dieser Stadt. Ein verdammt schreckliches durfte man wohl noch hinzufügen, doch wer war schon nicht schrecklich?

Andrés öffnete die Augen wieder und verliess den Raum.
Draussen war immer noch der Magier, der ihm von den Leichen berichtete hatte.
„Holen sie Cornelis sofort in mein Zimmer. Sag es ist ein Notfall.“
Der Mann nickte und verlies Andrés, der mit ruhigen Schritten wieder zum Hauptgebäude schritt.

„Wieso hast du mich geholt, Andrés? Was kann dringender gewesen sein, als die Ausbildung deiner Tochter?“
Andrés deutete ruhig auf den Stuhl ihm gegenüber. Nur noch der Tisch trennte die beiden Männer voneinander. Ruhig schob Andrés dem alten Mann das Notizbuch rüber, wo er alles aufgeschrieben hatte. Der alte Mann strich sich kurz über den Bart und lass. Je mehr Zeilen er gelesen hatte, desto mehr weiteten sich seine Augen. Als er fertig war, gab er Andrés das Buch zurück, der in den Augen seines alten Mentors sah, dass er die Lösung schon hatte. Dass er den Zauber kannte, der bei dem Magier und der Dirne angewendet wurde.
„Nun? Kennst du den Zauber?“
Cornelius nickte langsam: „Ja, ich denke schon. Doch wenn es der Zauber ist, den ich im Sinn habe, ist das gar nicht gut…“
Auf Andrés‘ schmalem Gesicht, bildete sich ein Fragezeichen.
„Komm mit, dass muss ich dir zeigen, dann wirst du vielleicht verstehen, wieso ich so erschrocken bin.
Cornelius stand auf und bedeutete seinem ehemaligen Schüler, ihm zu folgen.

Sie gingen ins Erdgeschoss, wo sich die Bibliothek befand. Sie war noch leer, denn die Schüler hatten alle noch Schule. Also schritten die beiden Männer schnell durch, bis zu der Theke des Bibliothekars, der grade selbst ein Buch lass. Den Kopf auf einer Hand gestützt las er mit halb geschlossenen Liedern. Der Mann war um die Dreissig, die Wangen glatt rasiert, die braunen Haare hinten zusammen gebunden.
Als Cornelius und das Oberhaupt, Andrés zu ihm traten, schien er schlagartig wach zu sein.
Sofort stand er auf und verbeugte sich kurz vor Andrés.
„Guten Tag, eure Lordschaft. Brauchen sie Hilfe bei einer bestimmten Bücherwahl?“
Cornelius antwortete an Andrés stelle.
„Nein Jonas. Wir möchten aber in die alten Archive, zum ältesten Buch, das wir hier in der Gilde haben, und das ebenfalls hier verfasst wurde. Sie wissen sicher welches…“
„Zum…Zum älteste…ältesten…aber natürlich, wenn sie mir bitte folgen würden.“
Der Junge öffnete eine Tür hinter der Tresse. Die Tür führte in die geheime Archive der Gilde, zu dem man nur unter besonderer Erlaubnis als Novize, Eintritt bekommt.
Die drei Personen gingen etwa 69 Stufen runter, nur ein Lichtball erhellte den dunklen, kalten Gang, runter bis unter die Erde.
Unten angekommen, stiessen sie auf mehrere Bücherregale, voller alter, staubiger Bücher. Spinnen webten fleissig ihre Netzte über die Regal und Buch. Nur in einem Ecken befand sich eine grosse Truhe, doch sie war abgeschlossen. Auf dem ersten Augenblick übersieht man diese alte Holztruhe, da das Licht des Energieballs nicht bis dahin dringt.
Doch Jonas schritt schnell zu dieser Truhe und kramte nervös den Schlüssel hervor.
„Wieso bist du so nervös, mein Junge“, fragte Cornelius mit einer beruhigenden Stimme.
„Es ist nur so…dieses Buch wurde das letzte Mal vor über hundert Jahre heraus geholt…denn darin stehen nicht nur die Verbote sondern auch eine Einleitung, sozusagen, um diese Magie im Notfall zu erlernen. Und wenn sie diese Buch nun brauchen…dann ist der Kampf auch nicht weit…“
Cornelius lächelte ein beruhigendes Lächeln: „Keine Sorge, die grosse Schlacht ist noch weit entfernt, wir brauchen das Buch nicht um zu lernen, sondern um eine Vermutung zu bestätigen.“
Jonas nickte und steckte den Schlüssel endlich ins Schlüsselloch. Und nach einigem hin und her drehen, schaffte er es schliesslich, das Schloss aufzubringen. Er fasste tief in die Truhe, und seine Hände brachten ein altes, dickes, staubiges Buch zum Vorschein.
„Hier, das erwünschte Buch.“
Jonas gab das Buch Cornelius der es vorsichtig in die Hände nahm. Andrés Schaute kurz auf den Einband, doch ausser brauner Leder Einband, gab es da keine Schrift oder sonstiges Beschreibung auf dem Buch.
Aber er wusste auch so, welches Buch das war. Denn es gab nur eines, das so sicher verwahrt wurde. Das Buch der Gilde. Das Buch selbst hatte keinen wirklichen Namen, alle nannten es ganz einfach, „Das Buch der Gilde“, oder manche aus Spass, „Magiers Bibel.“
Aber jeder, der von diesem Buch wusste, wusste auch, dass mit diesem Buch nicht zu spassen war. Denn sie beinhalteten nicht nur die alten, verbotene Sprüche, sondern man konnte sie auch lernen um sie im äussersten Notfall anzuwenden.
„Nun gut, Andrés, ich schlage vor, dass wir uns wieder in dein Büro begeben, und uns dieses verdammte Buch genauer ansehen, was haltest du davon?“
Andrés nickte Gedanken verloren.
„Ja gut. Gehen wir…“

Gesagt getan. Sie gingen, das Buch gut unter der Robe geschützt, zurück in Andrés Büro. Dort verdunkelten sie das Zimmer, nur ein paar Lichtkugeln, die an der Decke schwebten, erhellten das Zimmer ein wenig, aber gut genug, um noch die Buchstaben zu erkennen.
Cornelius blätterte hastig im Buch hin und her.
„Nach was suchst du, alter Freund?“
Cornelius schaute nicht auf: „Nach dem Zauber…einer der verbotenste von allen. Die innerliche Verbrennung…weisst du welcher?“
Andrés runzelte die Stirn: „Ja, ich denke, ich kann mich erinnern…aber…denkst du wirklich, dass man diesen Zauber bei den Leichen angewendet hat?“
Cornelius nickte stumm, und schob Andrés das Buch zu, da er die Seite endlich gefunden hatte.
Mordrus, dies war der Name des Zaubers und stand in grossen, roten Buchstaben als Titel auf der Seite.
Als Zeichnung war direkt darunter ein Mann, mit schwarzen Locken und gelben Augen abgebildet, der das Gesicht einer Frau mit goldenen Haaren, in den Händen hielt. Seine Augen starrten in ihren aufgerissenen. Angstvoll schaute er sie an.
Unterhalb des Bildes stand kurz eine kleine Erklärung zu dem Zauber.

Ein tödlicher Zauber, wird mit Augen bewirkt. Dabei wirt das Innere Auge frei gesetzt, das bis in das Innern des Menschen sehen kann. Das Innere Auge besteht aus feinen Fühlern, so kann man nicht in das Innern des Opfers schauen, aber fühlen. So fühlt man das Herz und lässt es verbrennen, oder das Hirn. Doch will der, der den Mordrus anwendet, das Opfer leiden sehen, lässt er die einzelnen Organe brennen.
Ein häufig angewendeter Zauber der Halbblutwesen der Hölle, denn sie lässt ein Opfer qualvoll brennen.

Danach kam noch ein Absatz und etwa drei Seiten, wie man ihn erlernt. Andrés überflog die Seiten kurz und schaute zu Cornelius.
„Was denkst du? Ist es an der Zeit für uns, diesen Massnahmen zu greifen?“
Cornelius schüttelte langsam den Kopf: „Ich denke noch nicht, aber wir sollten das für die nahe Zukunft in Betracht ziehen…das einzige Problem, niemand kann den Zauber.“
Andrés schloss kurz die Augen, um sie gleich wieder zu öffnen.
„Was ist mit Leandra, oder ihrem Novizen, schliesslich stammen beide von Halbblütern ab. Was denkst du?“
Cornelius zuckte die Schultern: „Ich denke, wir sollten es erst mal beschbrechen.“
Andrés nickte.
„Gut, morgen Abend im Saal…“
Cornelius nickte langsam, stand auf und verliess den Raum. Dabei liess er einen Mann zurück, der traurig auf das Buch sah. Er stöhnte leise, und stützte sein Gesicht in beide Hände.

Ich liebe dich...


Serené
Es war nach der Schule. Drei Tage nach dem man die Leichen fand, und vor zwei Tagen hat sich der Rat versammelt. Doch niemand wusste, wieso, selbst Serené nicht. Doch sie kümmerte sich auch nicht gross darum, ihre Gedanken waren wo ganz anders, als sie mit leichten Schritten zur Stallung lief.
Schon seit etwa fünf Tage regnete es nur noch, und seit Lucien und sie in der Arena zusammen trainierten, hatten sie kein Wort gewechselt. Sie hielt sich momentan aber auch von den anderen fern. In letzter Zeit, ging sie oft in den Wald der Gilde um etwas für sich zu sein und lernte auch. Ich sah, dass sie etwas bedrückte, doch ich wusste nicht was, denn sie wollte es mir nicht sagen. Immer wenn ich sie Fragte, meint sie nur Schulter zuckend, es sei nichts und ihr Blick schweift wieder ab. In solchen Situationen, setzte ich mich mit verschränkten Armen neben sie und schau ihr beim Träumen zu.
Und heute, wahrscheinlich ein Tag wie die letzten beiden… Ich konnte nur hoffen, dass sich das bald wieder etwas besserte, denn in diesem Zustand schien sie mir nicht grade sonderlich Glücklich.

Kaum kam sie in den Stallungen an, hängte sie ihre, vom Regen, nasse Robe auf und ging zu der Box, mit dem weissen Schimmel. Es ist düster und schattig in den Stallungen, keine Ahnung wo der Junge war, der sich sonst immer um die Pferde kümmerte.
Da kamen zwei Hände aus dem Schatten und legten sich um Serenés Hüfte und eine grosse Gestalt trat nah zu ihr ran. Serené zuckte zusammen, doch anscheinend wusste sie genau wer hinter ihr stand.
Der schwarz haarige Junge beugte sein Gesicht runter zum Hals des Mädchens, und berührte ihre Halsbeuge mit der Zunge und sog sanft daran. Sie schloss die Augen und legte ihre Hand auf seinen Kopf und drehte sich um.
Sie schauten sich an, Stahl traf auf Meer, blau traf auf Silber und sie versuchten sich gegenseitig zu durchdringen.
„Wo warst du?“, fragte der Junge. Seine Stimme war nicht wie die eines strengen Vaters, sondern die eines Mannes, der sie vermisst hatte.
„Hier, aber…ich brauchte etwas Zeit für mich….“
Er nickte verständnisvoll und zog sie zu sich heran und drückte sie fest an sich ran und küsste sie kurz ins Haar.
„Ich habe dich vermisst…“
Serené schaute auf und schaute ihn wieder direkt an.
„Liebst du mich?“
Lucien antwortete nicht, er schaute sie nur an…Liebe? Hiess so dieses seltsame Gefühl in seinem Magen. Dieses seltsame Kribbeln? Diese Wärme, wenn sie in seiner Nähe war oder diese Kälte, wenn er sie nicht sehen konnte?
„Ich weiss nicht…wenn das der Name für meine Gefühle sind, dann glaub ich schon…“
Sie stellte sich leicht auf die Zehenspitzte um seinem Gesicht näher zu kommen und berührte seine Lippen sanft mit ihren und schaute ihn wieder an, um zu sehen, ob es ihm gefallen hatte, doch er drückte sie etwas fester an sich und küsste sie lange. Ihre Hände wanderten den Nacken hoch zum Hinterkopf und pressten ihn an sie.
All ihre Liebe, ihre Traurigkeit, ihre Sehnsucht nach ihm, steckte sie in diesen Kuss.
Eine Träne lief ihr über die Wange, sie hielt sein Gesicht in ihren Händen und lächelte.
„Ich liebe dich!“
Er lächelte und küsste sie nochmal: „Drei so einfache Worte, doch dennoch schwer sie so auszusprechen.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An jene, die glauben, keine Gefühle mehr zu kennen

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