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Kapitel 1

Amys Sicht

Mein neues Leben würde genau heute beginnen.
In wenigen Stunden würde alles anders sein.
Ein ganz neues Leben würde ich führen müssen, ein neues Zuhause und neue Leute würden mich erwarten. Alles würde neu sein und genau das bereitete mir Angst. Angst vor dem Unbekannten. Ein kleiner Hoffnungsschimmer bestand darin, dass ich bei diesem Neuanfang einen Teil meiner Vergangenheit versuchen könnte zu vergessen, was hier unmöglich zu sein schien.
Der Teil meiner Vergangenheit der meine Gefühle in die kleinsten Teile zerschmettert hatte, würde ich zwar niemals ganz verdrängen können, aber ich könnte wenigstens etwas Abstand zu ihm gewinnen.
Jedenfalls erhoffte ich mir das.
Warum alles neu sein würde? Tja, ich werde umziehen. Trotz des vielleicht nützlichen Abstands, wollte ich nicht umziehen. Warum? Oh, da gab es ein paar überzeugende Gründe. Einmal wäre da der Grund, dass all meine Freunde hier wohnten, zum anderen ist es so, dass ich die Gegend wo wir hinziehen würden nicht wirklich kannte. Außerdem hatte ich nicht vor sie persönlich kennen zu lernen. Ich hatte mir hier mein ganzes Leben aufgebaut und keine Lust neu anzufangen. Neuanfänge sind das beschissenste was einem passieren kann, glaubte ich. Ok, sie könnten für Loser recht toll sein, da ich aber keiner war, hatte sich das auch schon geregelt. Hmm, das sollte nicht eingebildet klingen, aber… och man ihr wisst schon was ich meinte. Ich war kein Loser sondern eher eine der ‚Angesehenen‘. Wie sollte ich es anders ausdrücken? Mir fiel kein besseres Wort dafür ein, wie ich von den anderen Leuten wahrgenommen wurde. Und ausgerechnet dort wo wir hinziehen würden, hatten meine Brüder ihre Gang und hallo, was wäre wenn die mich alle fertig machen würden? Damit meinte ich nicht meine Brüder, sondern deren Kumpels. Glaubte ich zwar eigentlich nicht, aber es sind immerhin Jungs, da musste man mit allem rechnen. Eventuell dachtet ihr jetzt: hach dieses dumme Mädel. Aber hey, das geht mir so am… ähm Gesäß vorbei! Ich bin nicht übervorsichtig und ein bisschen verrückt. Ich doch nicht! Wie kamt ihr bloß darauf? Ich verstand euch wirklich nicht. Jeder hat mindestens eine Macke, oder? In meinem ganzen Leben bin ich keiner Person begegnet die keinen Fehler hatte. Jedenfalls verstanden meine Macken und ich uns einfach Bombe. 

Traurig wanderte mein Blick durch mein kahles Zimmer.
Meine meisten Möbel hatte ich an meine Freunde verschenkt, da ich neue bekommen würde. Das bedeutete nicht, dass meine Freunde arm waren, aber es waren ein paar Stücke dabei, die besonders erfolgreiche Designer entworfen hatten und die viel zu schade waren, um sie zu Schrott machen zu lassen.
Meine Eltern hatten zu mir gesagt, dass ich in der neuen Stadt anständige Freunde finden würde. Bei dem Satz bin ich ausgerastet. Niemand beleidigte meine Freunde! Ich hatte die beiden sehr leise angeschrien, okay ich gab es zu, die Lautstärke war ETWAS lauter als leise.
Ich wollte hier nicht weg! Seit dem Tag an dem sie mir sagten, dass wir umziehen würden fand ich keine Ruhe mehr. Meine Gedanken drehte sich nur um das verlassen meines jetzigen Leben. Okay so dramatisch war es nicht. Ich werde mein Leben zwar nicht verlassen, aber es wird trotzdem ein komplett neuer Umschwung. Konnte man das so sagen? Egal ich konnte es.
Am liebsten hätte ich jetzt laut aufgeschrien, jedoch gönnte ich meinen Eltern diesen Triumpf nicht. Versteht mich nicht falsch, ich mag sie, aber mit diesem ganzen Mist hatten sie es eindeutig bei mir vermasselt.
Tiefdurchatmend prägte ich mir alle Details meines Zimmers ein, damit ich es immer in meinem hübschen Gehirn behalten konnte. Blablabla… ich wusste halt einfach, dass mein Hirn hübsch war, da ließ ich nicht mit mir streiten und wer es dennoch wagte, der konnte froh sein, wenn er am Ende der Diskussion nicht heulend zu seiner Mom rennen würde, oder gleich auf die Autobahn zum spielen geht.
„Amy Gear, kommst du endlich runter?“, rief meine Mom schon ganz angespannt.
 Man, die soll mal chillen! Bemerkte man etwa meine plötzliche schlechte Laune? Ne, oder?
„Jaja, komme doch schon“, gab ich gereizt von mir.
Langsam drehte ich mich zu meiner Tür um, öffnete diese und trat in den hellen Flur. Im Schneckentempo polterte ich die hölzerne Treppe runter zu meiner Familie. Zwölf Stufen weiter unten sagte ich: „Bin doch schon da. Ich weiß echt nicht was ihr habt. Von mir aus können wir los.“
Geschockt schauten mich meine Eltern an.
„Amy, wow. Das überrascht mich. Endlich sagst du mal etwas Vernünftiges“, meinte meine Mom mit weit aufgerissenen Augen.
Steck dir dein ‚endlich mal was vernünftiges ‘ sonst wo hin! Innerlich zeigte ich ihr meinen liebsten Finger.
„Schön für dich! Ich würde sagen, dass wir mal schleunigst los fahren, weil wir ansonsten den Flieger verpassen. Für mich wäre das nicht so schlimm, aber für euch wäre es doch bestimmt eine Tragödie. Hopp, hopp. Und übrigens steht es dir nicht wenn du deine Augen aufreißt, davon bekommst du irgendwann noch mehr Falten!", gab ich schnippisch zurück.
Empört hörte ich sie nach Luft schnappen. Bevor sie etwas erwidern konnte lief ich an ihr vorbei und ließ sie stehen. Mit eiligen Schritten ging ich aus der Tür raus und blieb vor einer Limousine stehen, drehte mich um und betrachtete mein altes Heim ein letztes Mal.
Echt schade, dass diese hübsche Villa nicht mehr zu mir gehören würde. Schade, wirklich schade. Nur so zur Information, meine Eltern waren stinkreich, deswegen konnten wir dieses Prachtstück leisten.
„Einsteigen Madam", forderte mein Bruder mich auf. Ohne einen direkten Grund zeigte ich ihm meinen lackierten Mittelfinger und stieg ein. Okay ich war noch ein bisschen angepisst wegen der Sache mit dem Umzug, aber wirklich nur ein klitzekleines bisschen. Hatte eh bestimmt noch niemand bemerkt.
Während ich da saß, dachte ich an den gestrigen Abend.
Wir hatten eine Verabschiedungsparty veranstaltet, auf der ich mich fast bis zum geht nicht mehr volllaufen ließ. Meine Eltern waren auch dort gewesen, hatten mich aber nicht im Blick behalten. Pech für sie und ein kleinwenig auch für mich.
Wegen dieser Party dröhnte mein Kopf gewaltig und jedes gesagte Wort stach in meinem Kopf, wie ein Nadelstich in die samtweiche Haut.
Marc, mein 21 jähriger Bruder, setzte sich zu meiner linke Seite, Alec auf die andere. Er ist 19. Mit Alec kann man echt jeden Quatsch machen, mit Marc zwar auch, aber er ist dann doch eher der Vorsichtige, der immer auf einen aufpasste und die Typen die einen 'verarschen' gleich zu Kaminholz hackt. Wie man merkte hatte ich meine Brüder echt lieb, ja klar gab es Tage an denen ich sie ans Ende der Welt begleiten wollte und sie dann runter schubsen wollte, aber das war nicht immer der Fall.
„Na Kleine, bist du schon gespannt auf das Unbekannte?“
Uff. Es dröhnte gewaltig in meinem Schädel.
„Ja, ich sterbe schon vor Neugier“, gab ich recht lieb zurück und musste mir meinen Klagelaut durch das erneute schmerzen im Kopf verkneifen. Warum musste es gerade jetzt kommen? Als ich vorhin aufgewacht war, hatte ich es komischerweise noch nicht. Hätte es mich nicht verschonen können?
Theatralisch faste ich mir an mein Herz und glitt auf Alecs Schoß.
„Oh nein, mein Schwesterchen. Du wirst durchhalten müssen.“
Er tätschelte sanft meine Wange. Ich setzte mich wieder aufrecht hin.
In der Zwischenzeit waren unsere Eltern eingestiegen und der Chauffeur startete den Motor.


Auf einem der Luxusparkplätze des Flughafens hielt der Chauffeur unseren Wagen an, nee wisst ihr, er fuhr dran vorbei und ließ uns auf der Autobahn raus.
Wir gingen in die Eingangshalle und checkten ein. Leider war vor mir so eine asoziale alte Oma, die nicht verstand, dass sie ihren breiten Hintern Richtung Flieger bewegen sollte.
Genervt tippte ich sie an ihrer Schulter an und… Überraschung sie schaute mich genauso genervt an wie ich sie. Endlich. Ich hatte meine Seelenverwandte gefunden. Freudentanz.
„Wissen Sie, ich habe auch keine Lust, aber wenigstens weiß ich, dass der Flieger nicht ewig wartet und Sie sollten sich nicht so doof benehmen. Gehen Sie bitte mal schleunigst weiter, dann hätten Sie die Welt um einiges bereichert.“
Sie verwandelte sich plötzlich zu einem gefährlichen Drachen, aus dessen Nasenlöchern schwarzer Rauch aufstieg, aus dessen Augen kamen Feuerfunken. Ich spürte schon wie mein letztes Stündchen, oder sollte ich lieber sagen SEKÜNDCHEN geschlagen hat.
Der böse Dache alias die dumme Omi riss mir meinen heiß geliebten Kopf ab. Okay nein, sie gab irgendwas Unverständliches von sich und blickte mich gemein an. Hmm vielleicht war sie in ihrem früheren Leben mal ein Drache und hat ein paar Eigenschaften behalten. Was war ich dann bloß? Ein Pegasus oder ein Einhorn. Ich könnte aber auch ein Flummi gewesen sein, wer wusste das schon?
„Halte mal die Luft an kleines Mädchen“, sagte der Drache schnippisch zu mir.
„Wann hab ich Ihnen erlaubt mich zu duzen? Und hören Sie auf mich ‚kleines‘ zu nennen, ich nenn Sie auch nicht ‚fettes‘.“
Sie schnappte erzürnt nach Luft.
„Was bildest du dir ein? Wie kannst du es wagen eine ältere Frau zu beleidigen?!“
„Da wir anscheinend beim du angekommen sind werde ich dich gleichbehandeln wie du mich. Du haben mich als erstes beleidigt, außerdem will ICH nur, dass DU losgehst, weil ich habe nicht ewig Zeit mich mit dir zu unterhalten.“
Die Leute hinter und neben uns schauten gespannt dem Specktakel zu.
Der Drache drehte sich um und dackelte beleidigt weiter. Puhh. Muhahahaha ich hatte gewonnen.
Ich dachte ich hätte es geschafft, doch als sie überprüft wurde, ob sie Waffen bei sich hatte oder sonst was und dafür berührt werden sollte, ging sie, also der Drache hihi, fast an die Decke.
„Was bilden Sie sich ein, Sie miese Kuh?! Ich, ausgerechnet ICH soll einen Anschlag auf so dumme Leute machen? Ich werde meinen Rechtsanwalt informieren.“
Äh hallo, wusste dieser liebenswürdige Drache, haha Ironie, nicht, dass das ganz normal ist, wenn man wegfliegt?
Die arme Dame, die diesen bescheuerten Job machen musste, schaute die alte Schachtel erschrocken an. Ich hatte genug und ging zu einer anderen Schlange, wo ich mich hinten anstellte. Es war ein echt heißer Typ, der mich abchecken sollte. Er war etwas irritiert, als ich vor ihm stand, denn eigentlich durfte er nur Männer überprüfen.
„Ja, Sie dürfen mich abchecken, ich halt es bei dieser dummen alten Pute dort drüben nicht mehr aus.“
Der Typ schaute lachend rüber und schien dann nachzudenken. Er musterte mich ausgiebig. An einer bestimmten Stelle, die ein Stück weiter unter dem Hals lag, blieb sein Blick hängen.
Ich weiß, man sollte nicht angeben, aber in den Augen von Männern war ich die Granate, die sich jeder wünscht. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ich näher zu ihm hin trat.
Ich lächelte ihn an und sagte frech: „Ja die sind echt, aber bleiben sie mal schön bei meinen Augen Herr...", ich schaute auf seinen Anstecker Niklas Smith, „Smith“.
Dabei ließ ich ganz bewusst weg: „Bei meinen OBEREN Augen“, da bekannt war, dass es für Männer auch untere Augen gab.
Dieser schaute beschämt auf den Boden, begann dann aber mit seiner eigentlichen Aufgabe. Da ich keine verbotenen Sachen bei mir trug, wurde ich durchgelassen. Meine Augen hielten Ausschau nach meiner Familie. Ha, da standen sie in Reih und Glied und warteten auf mich.
„Amy, der schnelle Pfeil kommt auf uns zu. Achtung, Achtung! Bitte alle Platz machen“, rief Alec bevor ich bei ihnen ankam.
Hä, was soll denn der Mist?!
Marc beschaffte mir einen Durchgang durch die Menschenmenge damit, als wäre ich ein V.I.P. und er mein Bodyguard. Ich spielte mit und senkte meinen Kopf, damit mich keine Paparazzi verfolgten. Ich hatte das Gefühl das uns alle dumm anstarrten und mein Gefühl bestätigte sich sogleich, als ich mich kurz umschaute.

Vor dem Flugzeug blieb ich stehen und betrachtete dieses skeptisch. Vor mir war so ein riesiges Teil, was jeder Mensch, der ein bisschen Grundwissen besaß, als Flugzeug bezeichnen würde. Es sah ein bisschen heruntergekommen aus und hinterließ somit keinen vertrauenswürdigen Eindruck bei mir.
Dieses Ding sollte uns in die neue Heimat bringen? Ich hatte echt kein gutes Gefühl bei der Sache. Ok, es könnte auch daran liegen, dass ich bei einer bestimmten Höhe Angst bekomme, aber das tat nichts zu Sache.
Ich trat eine Stufe nach der anderen hoch in Richtung des Flugzeugeinganges. Auf der letzten Stufe passierte es. Warum sind Treppen eigentlich immer gemein? Ich verstand das echt nicht. Man geht nur über sie drüber. Oh,da war sie... meine Erkentniss. Am besten man trat nicht auf die Stufen sondern flog über sie, sodass man sie nicht berührte und ihre Gefühle verletzte.
Typisch für MICH.
Ich verfehlte mit meinem Fuß die Stufe und polterte die ganze Treppe wieder herunter. Diese bescheuerten Metallstufen pressten sich in meinen Rücken und mein Fuß prallte hart gegen die Seite des Geländers. Ein leiser wehleidiger Ton entwich meinem Mund.
Warum konnten diese scheiß Metallstufen nicht weicher sein? Sie hätten sich wenigstens in eine dicke weiche Kuscheldecke verwandeln können. Mpfh.  
Mir kam überhaupt nicht in den Sinn, dass es meine Schuld war und ich besser hätte aufpassen können. Wozu gab es denn Fahrstühle? Warum zur Hölle bauten diese Leute, die für die Sicherheit zuständig waren keine anständigen Treppen?
Die Menschen um mich herum schrien erschrocken auf. Ich hingegen konzentrierte mich auf meinen Aufprall, der gleich stattfinden würde. Ähm, wann kam der denn?
Erst nachdem ich mir sicher war, dass ich nicht tot, im Himmel oder in der Hölle gelandet war, wanderte mein Blick nach oben. Ich schaute in Alecs braun-grüne Augen.
„Hallo. Schön gelandet? Alles klar?“
Ich verdrehte die Augen und er hob mich auf meine Füße. Eine ganz schlechte Idee!
Mein einer Knöchel tat nämlich verdammt weh. Ich scheuerte Alec so eine feste Backpfeife ins Gesicht, dass selbst er, mein starker Bruder, leicht zusammenzuckte.
„Hey, wofür war das denn?“
Upps.

„Öhmmm“, oh, oh, ich benötigte schnell eine Ausrede, sonst war ich bald Hackfleisch, besser gesagt verbotenes Pferdefleisch, in einem Supermarkt.
Ich meinte, ich konnte doch jetzt nicht sagen: Sorry Brüderchen, aber meine Hand war das ständige Rumhängen satt, du hast mich auf meinen schmerzenden Fuß gestellt und außerdem hatte ich das schon lange nicht mehr getan.
Nein, das sollte ich lieber sein lassen. Mir blieb nur noch die Möglichkeit ihm irgendwas anderes aufzutischen.
„Das war dafür, dass du mich diese beschissene Treppe hochlaufen gelassen hast!“
Er guckte mich verwirrt an.
„Ach ja, was hätte ich deiner Meinung nach denn tun sollen?!“
„Du hättest mich hochtragen oder einen Gabelstapler bestellen müssen und mich dann im Flugzeug absetzten.“
Alec schaute mich verdattert an, dann lächelte er über beide Ohren.
„Sag mal, die geht es wieder super, oder? So wie du mit mir redest und wie viel Quatsch aus deinem Mund kommt.“
„Pfhhh, falls du es noch nicht bemerkt hast, mein Knöchel tut mir weh. Wie wär es als Entschuldigung mit einem Eis?“
Jetzt blickte er mich noch blöder an als zuvor, ich hätte nie gedacht, dass er das hinbekommt. Ich musste lachen. Alecs Blick hätte den Oskar gewonnen, mit hundert Prozent! Er bräuchte nur noch ein bisschen Schauspielkunst, schon wäre er ausgezeichnet worden.
Der Rest meiner Familie wartete geduldig neben uns bis ich mich abreagiert hatte, was nicht gerade einfach war.
„Zeig mal bitte deinen Knöchel Amy“, forderte mein Dad mich auf.
Ich hob mein Bein an, leider zu hoch, denn ich kippte nach hinten über und landete auf meinem Hintern.
Toll! Mein Leben ist so unglaublich schön. Niemals würde ich mit jemanden tauschen wollen. Huraaaa, es machte alles unglaublich viel Spaß!
Ich machte keine Anstalt aufzustehen und bleib wo ich war. Da sie mich nicht direkt neben der scheiß Flugzeugtreppe sitzen lassen wollten, kam Marc zu mir auf die eine Seite und Alec auf die andere. Sie bückten sich und hievten mich hoch.
Ah, anscheinend war ich so schwer, dass mich nicht mal ein Muskelprotz alleine tragen konnte. Das hätten sie mir ruhig schonenderer beibringen können, denn so fühlte ich mich voll, wie nennt man es in der Sprache der ‚heutigen Jugend‘? Gedisst.

Ein ganzes Stück weit weg von der Maschine stellten sie mich wieder auf meine eigenen Latschen (ja sie hatten schon wieder vergessen, dass mein Knöchel wehtat). Da hörte ich ein lautes Dröhnen, diesmal kam es nicht von meinem Kater, sondern musste außerhalb meines Gehirns entstanden sein.
Vor meinen Augen fuhr das Flugzeug los. Ach so, daher kommt das Geräusch.
AH!!!!!!!!!!
STOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOP!
Was?! Hallo, wir müssen doch auch noch mit! Shit! Was soll das? Ich meine ähm, die haben uns vergessen. Wie kommen wir dem jetzt zu unserem neuen Haus? HILFE!
„Uh, das war es anscheinend mit dem Nachhause kommen“, störte mich Alec bei meinem Gedankengang.
„Ach echt, Truthahn?“, kommentierte ich seine wundervolle Aussage, uiii meine Ironie hat mich lieb, ich dich auch Ironie, Kussi an dich.
„Ja, das meine ich echt du Fischkutter.“
Boah, dem fiel echt nichts Besseres ein.
„Du dumme merda di cane, dass sieht doch jedes maiale.”
Ja ich weiß ich hab es mit Italienisch. (Zur Übersetzung: merda di cane heißt Hundescheiße, und maiali heißt Schwein.)
Oh, da schaute mein Brüderchen noch dümmer drein, denn wie man sich bestimmt denken konnte, checkte der null Komma nichts.
Aber nun wieder zum Thema, dass wir durch unsere Beleidigungen vertuscht hatten.
Das Flugzeug war mittlerweile schon weit von uns entfernt. Es beschleunigte immer mehr, sodass es abflugbereit gen Himmel steuerte. Dann hob es ab, oh wartet nein, es bohrte sich in die Erde und buddelte ein unterirdisches Tunnelsystem. Dadurch es entstand ein riesiges Erdbeben was uns alle sanft ins Grab schupste.
„Arrivederci aereo”, ja mal wieder Italienisch.
Man konnte ein bisschen erkennen was es hieß, aber ich wollte die armen unwissenden Personen nicht ärgern. Es bedeute so viel wie: Leb wohl Flugzeug.
„Ha, das hab ich verstanden“, konterte Alec.
„Och, da hat das Alecbabyduzileinchen was verstanden. Ich bin so stolz auf dich Schnuckelherzimausi.“
Zur Bekräftigung meiner Aussage kniff ich ihm in die Wange, wie die Omas bei ihren Enkelkindern und streichelte ihm über den Kopf. Das erwies sich als schwer, denn versucht selbst mit einem schmerzenden Fuß, den Kopf eines riesen Typens zu erreichen. Ich, mit meiner Außergewöhnlichkeit, schaffte es trotzdem.
Ich bin so gut, ich bin so gut!!! Oh yeah, oh yeah, ich bin so gut ich bin so gut! Hahahahaha, wer ist so außergewöhnlich? Ich. Ich bin so außergewöhnlich!
Oh Gott führe ich Selbstgespräche?! OMG! Ich hatte es schon immer befürchtet, doch jetzt ist endgültig bekanntgegeben.
Ich, Amy Gear, werde in eine geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Da ich leider nicht mehr zurechnungsfähig bin, werde ich sogleich als Sonderpatientin eingeführt.
„Ah!!!! Was machen wir jetzt?!“, schrie ich verzweifelt.
Die anderen lachten nur. Was, sie lachten?! Merkten sie denn nicht, dass unser ‚Transporter‘ gerade auf und davon war, ohne uns? Wie es aussah nicht.
„Entschuldigt mal, aber was gedenkt ihr jetzt zu tun?“
„Erst mal wirst du mir deinen Fuß geben, damit ich ihn begutachten kann.“
Aha, ich bin also ein Grundstück, was begutachtet werden sollte und das dann eingeschätzt wird, wie viel es noch wert ist. Danke auch!
Trotz des dummen Gelabers meines Dads hob ich mein schmerzendes Bein hoch. Ein Glück das ich so gelenkig war und Hip-Hop tanzte, deshalb war das keine Schwierigkeit für mich.
Mein lieber Dad tastete mit seinen Fingern auf meinem Knöchel herum.
„Tut nicht weh, DAD! Mach ruhig weiter so. Ist überhaupt kein Problem für mich.“
Er bemerkte meinen flehenden Unterton überhaupt nicht und sagte: „So wie es aussieht, ist dein Knöchel leicht verstaucht. Belaste ihn so gut es geht nicht.“
Dad gab mein Bein wieder frei, ich schwankte ein wenig, fand dann aber mein Gleichgewicht wieder. Mein Gewicht verlagerte ich auf mein anderes Bein.
„Mal abgesehen von meinem Knöchel, Was. Machen. Wir. Denn. Jetzt!?!? Unser Flieger ist weg“
Alec schaute mich, wie so oft, belustigt an. Jaja ich wusste das es kindisch war, trotzdem streckte ich ihm meine Zunge entgegen.
„Schwesterchen denk mal scharf mit deinem süßen Köpfchen nach. Wir besorgen uns ein Privatjet.“
Oh ja, welcher normale Mensch würde denn auf die Idee kommen, sich ein eigenes zu besorgen, wenn der Flieger ohne einen losflog? Ganz klar… JEDER!
„Komisch, wie konnte ich bloß das Offensichtliche übersehen? Ich bin sehr enttäuscht von mir, Alec!“
Dieser nickte nur und drehte sich zu unseren Eltern um.
Mein Dad nahm sein iPhone aus seiner Hosentasche. Ich frag mich echt, warum man so ein Teil braucht, wenn es doch so viele Handys gibt, die fast noch besser sind als das. Musste es unbedingt Apple sein?
Er wählte eine mir unbekannte Nummer. Zu schnell als das ich es verstehen könnte redete er los und legte dann auf.
„So, in wenigen Minuten fliegen ihr los“, ja ihr habt richtig verstanden IHR! Denn meine tollen Eltern würden erst in ein paar Wochen, eventuell auch erst in zwei Monaten, zu uns ziehen. Sie ließen uns ganz allein in der neuen Stadt.
„Wir werden gleich, mit einem uns angemessenen Auto abgeholt und fahren dann zu eurem Jet.“
Die Extrawünsche der Reichen gingen mir schon mein ganzes Leben auf den Keks. ‚Einem uns angemessenen Auto‘, ich meinte ein einfaches Auto würde vollkommen ausreichen.
Manchmal hat es auch einige Vorteile reich zu sein, aber des Öfteren nervt es halt. Z.B. in meiner alten Schule wollten alle mit mir befreundet sein, wegen dem Geld. Ich brauchte etwas Übung, um die Leute zu unterscheiden, die auf mein Geld aus waren, und diejenigen, die mich als Freundin wollten. Doch selbst bis jetzt hatte ich noch nicht geschafft, zu erkennen welche Personen einen sehr stark verletzen konnten und einen tief in den Abgrund schubsten.
Man, ich schweifte immer vom Thema ab. Fällt aber nicht auf, oder?
Da kam auch schon unser Abholdienst. Wie schon befürchtet, wieder eine Limousine.
Hallo, ein Bus, der einen von diesen Wartehallen zum Flugzeug bringt hätte echt gereicht!
Ein Chauffeur öffnete uns die Autotür.
Marc hob mich auf seine Arme und verfrachtete ins Auto. Oh mein Gott ich war doch nicht zu schwer für ihn!
Erleichtert lag ich auf einer langen gemütlichen Sitzbank.
„Mein heiß geliebter Retter, wie kann ich mich bei Ihnen revanchieren?“
„Indem du deine süße Klappe zulässt, oder dich normal mit uns unterhältst.“
Arschloch!
„Das hab ich gehört.“
Hä, wie meint er denn das!?
„Was?“
„Amanda, dein Gesicht spricht Bände.“
Ach, hatte ich schon erwähnt, dass ich meinen Namen AMANDA hasste? Nein, dann halt eben jetzt.
„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht so nennen sollst?! Am besten wäre es, wenn ich es dir auf deine Hand tätowiere. Dann wirst du es immer vor Augen haben!“
„Sei doch nicht immer so mürrisch, AMY“, sagte er.
„Ich. BIN. ÜBERHAUPT. NICHT. MÜRRISCH!“
Langsam wurde ich sauer.
Zu seiner eigenen Sicherheit hielt er seine Fresse.
„Entschuldigung Brüderchen, aber diese Kopfschmerzen machen mich etwas… unausgeglichen.“
„Schon gut.“

Die Limo schlängelte sich an Kofferwagen, Flugzeugen und Passagieren vorbei.
Ah, dort standen auch diese Typen, die den Piloten, mit diesen Tischtennis ähnlichen Dingern, das Startsignal geben.
Upps, fast hätten wir einen von den Typen umgefahren. Ich musste grinsen, bei der Vorstellung, dass wir deswegen alle hierbleiben müssten wegen diesen ganzen Sachen, falls er verletzt oder tot wäre.
Der Typ starrte uns ungläubig hinterher. Ich winkte ihm zu und sein Mund klappte ungläubig auf.
Hihi, du siehst nicht so oft eine Limo auf dem Flugplatz, oder?

Wir hielten vor einen glänzenden, großen und schicken Privatjet.
Puh, sah ja ziemlich schick und aufgemotzt aus. War an sich nicht schlecht, aber da dieses Ding mich von hier weg bringen würde, fand ich es trotzdem beschissen.
Marc hob mich aus dem Monstrum von Auto raus und behielt mich wie eine Braut auf seinem muskulösen Arm.
Ich reckte meinen Kopf zu meinen Eltern die neben uns standen. Sie schauten ihre drei Kinder an und lächelten.
„Wir wünschen euch viel Spaß. Marc du weißt was zu tun ist und Alec du auch?“, Dad blickte den beiden tief in die Augen und sie beiden nickten. „Ihr könnt uns immer erreichen. Also wenn was ist ruft uns an“, sagte er zu uns und legte einen Arm und seine Frau. Mom blickte kurz liebevoll zu ihm hoch und dann wieder zu uns. „Ja euer Dad hat das wichtigste schon gesagt. Ich wünsche euch auch eine Menge Spaß in den Wochen ohne uns und last das Haus bitte ganz. Ich hoffe ihr lebt euch gut ein und das ihr gut ankommt. Und Amy?“, sie blickte zu mir runter. „Hm?“ „Versuch dich ein bisschen zu benehmen und leb dich gut ein.“
Sie zwinkerte mir zu.
„Mal sehen….“
Sie drückte uns alle, ich erwiderte die Umarmung kurz, da ich immer noch sauer wegen des Umzugs war. Dad und ich hatten unseren eigenen Handschlag und machten den bei der Verabschiedung. Wir drei gingen los, ok eher meine Brüder gingen los. Ich winkte unseren Eltern über Marcs Schulter hinweg zu.
Die wenigen Stufen wurde ich hochgetragen und ins Innere des Flugzeuges. Marc legte mich auf einen weichen Sessel ab.
Naja, ein Vorteil bei viel Geld ist, dass man als wichtiger angesehen wird und deswegen z.B. auch weichere Sitze bekommt.
Ich streckte mich und legte mich noch gemütlicher hin.
Der Flug würde ca. sechs Stunden dauern. Genug Zeit um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ich ab diesem Zeitpunkt Oregon nicht mehr mein Zuhause nennen konnte. Man ey, ich liebe es hier doch. Es war alles startbereit, dann fuhren wir los. Es rüttelte nur ganz sanft, als wir abhoben. Nicht im Entferntesten so stark, wie in einem Passagierflugzeug. Ich schaute neben mich. Dort saß Alec. Irgendwie sah er sehr ‚mittgenommen‘ aus.
„Äh, Alec, alles klar bei dir?“
Er starrte weiterhin aus dem Fenster.
„Ne…“, presste er gerade so aus seinem Mund.
Haha, Alec der Coole und Tapfere hat Flugangst.
Wir waren schon öfters geflogen, z.B. in den Urlaub oder wenn unsere Eltern irgendwo in der weiten Welt rumturnten und wir sie mal wieder sehen wollten. Ich lachte leise in mich rein.
„Brauchst du ne Kotztüte?“
Er nickte leicht. Da ich an keine rankam blickte ich auf meine andere Seite.
Da saß Marc.
Und ratet mal.
Richtig! Er sah kein bisschen besser (gesundheitsmäßig) aus, als sein jüngerer Bruder.
Seit ein paar Jahren ging das schon so. Davor waren sie nie solche Memmen gewesen.
„Marc vor dir ist eine Packung KOTZTÜTEN. Gib mir ein paar rüber, damit ich mein Brüderchen retten kann.“
Er reichte mir ein paar und ich schmiss sie zu Alec. Dieser blickte mich nur dankend an.  

 

 

Alecs Sicht

Amy schmiss mir die heiß ersehnten Tüten rüber. Wenn du wüsstest Schwesterchen, dass es dir auch bald so ergehen wird, wenn wir das nächste Mal fliegen, dann wärst du jetzt nicht so frech.
Man konnte ihr ansehen, dass sie sich enorm zurück halten musste, um nicht lauthals los zu lachen.
Tja, bald lache ich dich aus.
Man konnte spüren, dass ihre Verwandlung kurz bevor stand. Okay, sie hatte noch etwas Zeit bis zu ihrem 18. Geburtstag, aber gewisse Anzeichen bestanden schon und man konnte ihre kleinen Stimmungsschwankungen deutlich spüren. Hmm haben Mädchen die nicht immer?
Jedenfalls wird es sie umhauen, wenn sie merkt was sie ist. Oder sollten Marc und ich sie vorwarnen? Aber wie erklärt man ausgerechnet Amy, die den dicksten Dickschädel der Welt hat, am besten, dass sie kein Mensch ist? Sollte man sagen: „Ach ja, wir wollten dir nur noch sagen, bevor du dich das erste Mal verwandelst, das du kein Mensch bist und eventuell nicht mehr altern wirst. Ach so und nur so nebenbei als kleine Anmerkung, du musst aufpassen das niemand in deiner Nähe ist, weil das für denjenigen gefährlich werden könnte. Ahh, und Marc und ich wissen leider nicht was du bist. Das wirst du erfahren, wenn du dich uns zeigst.“
So oder wie? Ne, das geht gar nicht! Außerdem wissen wir nicht was sie wird. Ich bin ein Gepard und Marc ein Jaguar. Cool, oder? Seit meiner Verwandlung ist es extrem schlimm zu fliegen. Marc und ich waren während der Verwandlung bei unserer Gang. Nur als Nebeninfo, unsere Gang (The WhiteRose) besteht nur aus Gestaltenwandlern. Wären wir Zuhause gewesen hätten wir es nicht vor Amy geheim halten können.
Wir beide sind manchmal bei der Gang und helfen denen Ordnung zu machen. Wir sieben halten immer zusammen.
Ich hielt es keine Sekunde länger hier am Fenster aus und stand auf. Uh, ganz schlechte Idee! Ich schwankte und krachte rückwärts wieder auf meinen Platz.
„Em, lass uns doch Plätze tauschen, Alec“, bot mir Amy freundlich an. „Jo, wäre echt super.“
Weil ihr Fuß nicht ganz in Takt ist, zog ich sie zu mir rüber und rutschte dann auf ihren Platz. Endlich von diesem bescheuerten Fenster weg. Ich gebe zu, ich hätte nur das Rollo runtermachen müssen, dann hätte ich die Landschaft unter mir nicht mehr sehen müssen, aber so saß ich wenigstens ein Stück weiter weg vom Tod. Ja, ich übertreibe, aber hmm…. Ich hoffe ich werde nicht von meiner Tüte Gebrauch machen müssen, denn das wär echt ekelig. Nein, ich bin keine Memme, sondern hab einfach Lust auf das.
 

Amys Sicht

Trotz meiner Höhenangst schaute ich aus dem Fenster. Ich erhaschte noch einen Augenblick die Landschaft von Oregon.
Von Hillsboro hatte ich mich schon verabschiedet. Hillsboro mein Zuhause liegt in der Nähe von Portland und Salem (die Hauptstadt). Wir sind immer gerne zum Strand gefahren oder haben ‚superlangshopping‘ in Portland gemacht.

Ich blickte solange hinaus bis uns die Wolkendecke umhüllte.

Miami Beach.
Wie es dort wohl werden wird?
Ich dachte über mein ‚neues‘ Leben nach.
Schon überübermorgen würde ich in die neue Schule gehen. Ohne meine Brüder! Die haben es irgendwie geschafft nicht aufs College zu gehen, weil sie unseren Eltern helfen werden.
Hallo, die können mich doch nicht einfach mit meinen unschuldigen 16 Jahren allein in der High School lassen, oder?! Das ist so was von mies! Ich meine, ich bin neu, kenne niemanden (sie haben ihre Gang!) und…hach! Ein Glück das ich fließend Spanisch, Französisch und Italienisch spreche. Ohne Spanisch wäre ich echt aufgeflogen, denn die Hälfte spricht da fast nur Spanisch, nicht Amerikanisch!

In meinen Gedanken ließ ich den Moment Revue passieren, wie mir gesagt wurde, dass wir umziehen würden.
Vor genau einem Monat, am 06.06., kam ich gerade von Jessicas Mädelsabend (Jess, meine beste Freundin) nachhause. Ich machte mir einen Milchshake und wollte mich gemütlich in den Garten setzten, als ich meine Familie im Wohnzimmer entdeckte. Sie hörten meine Schritte und Mom sagte: „Setz dich bitte zu uns Amy.“
Och ne, bestimmt kam jetzt ein langes Gespräch über mein Verschwinden Gestern, denn ich hatte vergessen ihnen zu sagen das ich zu Jess gegangen bin.
„Mom ich war bei Jess.“
Sie blickte mich kurz irritiert an und nickte dann.
„Ja, aber darum geht es überhaupt nicht.“
Hmm hatte ich irgendwas angestellt? Ich konnte mich an nichts Schlimmes erinnern, also setzte ich mich unbekümmert auf Alecs Schoß.
Uns gegenüber saßen Mom und Dad, rechts von uns Marc.
Dad begann zu sprechen.
„Mom und ich haben von unserem Chef einen neuen Auftrag bekom…“, ich viel ihm ins Wort.
„Schon wieder? Naja, egal. Wann geht’s denn los und wann kommt ihr wieder? Ihr braucht euch keine Sorgen machen, wir passen auf einander auf. Das klappt schon. Ja wir wissen: keine Partys in eurer Abwesenheit, wir sollen nichts abfackeln oder sonst irgendwelchen Mist bauen.“
Meine Mom schüttelte den Kopf und sagte: „Amy es ist keine Geschäftsreise. Wir werden umziehen. In einem Monat.“
Ich lachte los.
„Wow Mom, das ist ein echt schlechter Scherz. Hahahaaa, lass dir was Besseres einfallen.“
Es wunderte mich, dass niemand sonst lachte, aber das war mir dann egal. Ich lachte weiter.
Nachdem ich mich wieder eingekriegt hatte blickte ich in die ernsten Gesichter meiner Eltern.
„Das war kein Witz Amy. Wir alle werden umziehen.“
Ich war einen klitzekleinen Moment sprachlos, fand aber schnell meine Sprache wieder.
„Äh nein.“
„Oh doch.“
„Nee, ich bleibe hier. Oder… ja genau ich ziehe zu Jess.“
Mom schüttelte betrübt den Kopf.
„Amy das geht nicht. Wir werden ALLE umziehen, ob ihr wollt oder nicht.“
In meinem Kopf ratterte es. Ich suchte nach Möglichkeiten um sie umzustimmen.
„Dann sucht euch eine andere Arbeit hier in Hillsboro, in Salem oder in Portland.“
Ich schaute mich zu meinen Brüdern um, doch die saßen mit einer ganz entspannten Miene rum.
„Sagt doch auch mal was dazu“, forderte ich sie auf.
Marc ergriff das Wort.
„Amy, hör ihnen bitte zu. Wir wissen überhaupt nicht wohin es geht.“
Was sollte das denn? Ich hatte immer gedacht sie würden auf meiner Seite stehen. Enttäuscht guckte ich weg.
Mom redete weiter. „Danke Marc.“ Tzzz dieser Verräter.
„Amy, wir wissen das es besonders schwer für dich sein wird. Und wir werden dich so gut es geht bei allem unterstützen…“, jaja als käme ich selbst nicht zurecht!
„Wir ziehen nach Miami“, ließ Dad die Bombe platzen.
„Nach Miami Beach“, korrigierte Mom.
Ich schrie wie am Spieß.
„NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
Das war mindestens sechs Flugstunden von hier entfernt.
„IHR KÖNNT MICH MAL!“
Ich sprang auf; rannte hoch in mein Zimmer und konnte gerade noch so erkennen wie meine Brüder sich High-Five gaben und dann ein bisschen traurig mir hinterherblickten.
In meinem Zimmer hüpfte ich auf mein Bett und riss die Lampe die an der Decke hing herunter, schmiss sie auf den Boden, es gab ein lautes Krachen, die Lampe zerschellte auf dem Boden. Dann sprang ich wieder vom Bett und trat gegen meinen Ganzkörperspiegel, ein klirren ließ erkennen das hier oben etwas in 1000 Stücke zersprang. Ich lachte kurz schadenfroh, aber das Lachen ersticke, als der Gedanke an das, was mir eben gesagt wurde, zurückkehrte. Rückwärts ließ ich mich aufs Bett fallen, drehte mich auf den Bauch, zog die Decke über mich und dachte nach. Erst jetzt übermannte mich das Ausmaß, dessen was es zu bedeuten hätte umzuziehen. Ich fing an zu weinen.
Vier Stunden später rief jemand an. Mit schmerzenden roten Augen kroch ich unter meiner Bettdecke hervor und griff nach meinem Handy.
Mit brüchiger Stimme meldete ich mich: „Ja?“
„AAAAAAMY?!“, fragte Jess erschrocken nach.
„Hm?“
„Süße was ist passiert?“
Ich find wieder an zu schluchzen. Jess versuchte mich zu beruhigen, was auch nach gefühlten Stunden dann auch klappte.
„So, komm erst mal komplett runter und erzähl was passiert ist.“
Ich atmete zweimal tief durch, dann sagte ich: „Ich zieh um. Nach… Mia…“, meine Stimme brach, „nach Miami Beach.“
Ich hörte ein erschrockenes Japsen von Jess und dann ein nur noch ein lautes Krachen und Rauschen.
„Jess!?“, fragte ich panisch.
Kurz darauf sagte sie: „Scheiße! Du ähm…. Sorry mir ist grad mein Handy aus der Hand gefallen. Ich… warum…? Du kannst nicht umziehen“, sie fing auch an zu weinen. Das zerriss mein Herz noch mehr.
„Ich… ich kann nicht ohne dich. Ich brauche dich doch Mausi!“
„Ich will hier nicht weg.“
„Soll ich… zu… dir kommen?“, fragte sie.
Ich überlegte kurz und schüttelte meinen Kopf. Als mir einfiel, dass sie das nicht sehen konnte sagte ich: „Nein, aber ich komme zu dir. Ok?“
Ohne eine Antwort abzuhören legte ich auf, schlich mich aus dem Haus, und die paar Straßen zu ihrem Haus. Ich ging nicht zur Eingangstür, sondern hintenherum durch den Garten, kletterte die Leiter zu ihrem Balkon hoch und klopfte an die Glastür, die den Eingang nach Draußen bildete.
Jess hockte zusammengekauert auf dem Boden und zuckte zusammen, als ich klopfte. Sie stand auf, öffnete mir die Tür. Wir vielen uns in die Arme und fingen synchron an zu weinen.
Nachdem wir uns beruhigt hatten und es uns gemütlich gemacht hatten erzählte ich ihr alles. Sie hörte mir geduldig zu.
Wir redeten Stundenlang und vielen irgendwann müde in einen tiefen Schlaf.

Jess.
Oh fuck ich vermisste sie so dolle. Auch wenn wir gerade mal eine Stunde weg von Oregon waren.

Den restlichen Flug verbrachte ich damit an meine alte Heimat zu denken und mich zu fragen wie es in meiner neuen sein wird.
 

Kapitel 2

Wir brachen aus den Wolken aus.

Unter mir konnte ich Miami betrachten.
WOW! Riesig und Miami Beach war direkt am Meer.
Ja ich wusste das schon, wollte es aber gerne mal erwähnen. Was wollte man eigentlich mehr? Richtig. Mein altes ZUHAUSE!
Langsam konnte ich MIA (Miami International Airport) erkennen.
Krass! Mega groß und modern. Cool! STOP! Du willst deine neue Heimat hassen. Schon vergessen? Jaja, aber welches Herz schlug nicht schneller, wenn man an die Strände denkt, an die tollen Shoppingcenter, Shoppingstraßen, ans Delphinschwimmen und ans surfen?! Meins machte jedenfalls einen großen Hüpfer. Schon immer wollte ich surfen lernen.

Ganz sanft landeten wir.
Von beiden Seiten kam ein ‚puhh… endlich‘. Meine Brüder, hihi, aber sie hatten sich nicht übergeben. Zum Glück!
Durch die lange Flugzeit merkte ich, dass es meinem Knöchel schon viel besser ging. Neuerdings heilen Wunden bei mir ein bisschen schneller, als früher.
Draußen dämmert es bereits.
Ah, stimmt fast hätte ich den Zeitunterschied vergessen.
Wir stiegen aus, und mir kam eine Hitzewelle entgegen. Hmmh… ich mochte es, wenn es so richtig schön heiß war.
„Na Amy, gefällt es dir?“ Eh, was? Gemeine Frage! Er wusste ganz genau wie ich über den Umzug dachte!
„Nein!“
„Klar gefällt es ihr Marc. Sie will es nur nicht zugeben“, sagte Alec der böse Verräter.
„Hahaha“, sagte ich tonlos. Lebe hoch Sarkasmus! Ich liebe dich doch, du bist mein treuester Freund den ich je hatte. Und wir lebten glücklich bis an unser Lebensende.
Haha, dummer Spruch! Wer wollte denn für immer mit ein und demselben Deppen zusammen leben?
Die ehrliche Antwort lautete: Viele. Meine Antwort: NIEMAND!!!!!
Ich ignorierte meine Brüder und schaute mich um. Vor uns hielt eine Limo.
Ja, ich liebte dieses Getränk. Es schmeckte super lecker. Man verstand sicher was ich meinte.
Weil wir früher als unser anderes Flugzeug da waren, beauftragte Marc einen schnuckeligen Typen, unsere Sachen, die nachher auf den Gepäckbändern erscheinen werden, abzuholen und zu uns nach Hause bringen. Dafür bekam der eine ganze Summe an Kohle. Ich hätte es an seiner Stelle auch gemacht. Dieser Typ schien froh darüber zu sein.
Wir liefen durch die verschiedenen Gate’s Richtung Ausgang. Als wir rechts um die Ecke bogen, sah ich ein Starbucks.

Wir gingen hinein und bestellten und was zum Trinken und einen kleinen Imbiss.
Nachdem wir alle gesättigt waren, nahmen wir ein Taxi. Marc gab dem Fahrer unsere Adresse durch und dann fuhren wir los nach Miami Beach.

Miami war echt sehr schön! Mit diesen Palmen, den ganzen SHOPPINGSTRASSEN, den Bars und den vielen Clubs.
Ich glaubte, dass ich mich hier eingewöhnen könnte.
Wir fuhren über eine Brücke, die Miami und Miami Beach verband. Unser Haus sollte zwei Meilen vom Strand entfernt sein. Man, sollte ich meine Füße wundlaufen? Naja, egal.

„So da sind wir“, riss Marc mich aus meinen Gedanken.
Vor mir war kein Haus.
Es war eine Villa mit großem Garten. Hamma! Das…, wow! So eine richtig coole mit Pool, Palmen, Sonnenliegen und einer Bar. Wer kann behaupten, eine Bar im Garten zu haben? Ich, em… WIR. Die Villa war weiß, sah ziemlich schick aus und hat große Fenster und, und, und.

Ich stütze auf die Eingangstür zu.
Mein Versuch, sie schnell zu öffnen, misslang mir. Ich versuchte es nochmal. Wieder öffnete sie sich keinen Spalt. Super!
„Amy, ich will dich nicht beleidigen oder dir zu nahe treten, aber du brauchst erst mal einen Schlüssel um die Tür aufzubekommen.“ Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn.
„Ich wollte nur sicher gehen, dass die Architekten gute Arbeit geleistet haben. Hätte sein können, dass die uns verarschen und nur sagen man braucht einen Schlüssel. Dann kommen die, wenn wir nicht da sind und rauben uns aus.“ Alec lachte neben mir los.
Marc gab mir einen Schlüssel und ich steckte diesen in das dafür vorhergesehene Loch. Und wie durch Zufall… er passte. Ich stieß endlich die Tür auf. Abrupt blieb ich stehen. Es sah unglaublich toll aus. Noch schöner als in Hillsboro.
Dann rannte ich los und schrie über meine Schulter: „Wo ist mein Zimmer?“
Beide riefen mir noch hinterher: „Die Treppen hoch und dann nur noch geradeaus. Letzte Tür.“
Diese Info reichte mir und ich folgte der Beschreibung. Ängstlich blieb ich vor der Tür stehen. Konnte es nicht sein, das hier jemand war und mir eine Zeitbombe ins Zimmer gelegt hatte? Vielleicht ist das auch nicht meins sondern Alecs Zimmer, dann würde ich tot umfallen, denn sein Geschmack entsprach echt nicht meinem! Oder da hinter lauerte ein Mörder. Oder,… ach was soll’s ich werde da reingehen.
Tapfer drückte ich auf die Klinke. Hm, es tat sich nichts. Ach ja, wie wär’s mit ziehen? OH MEIN GOTT, mein Gehirn hatte das erste Mal einen schlauen Beitrag abgegeben. Ich war stolz auf es! Kurz tätschelte ich mir mein Köpfchen. Anscheinend war ich echt klappsenreif. Wer war meiner Meinung? Niemand? 
Dieses Mal zog ich an der Klinke, und siehe da, die Tür schwang auf.
Mein Atem stockte, dann schrie ich sehr laut.
Die Wand war PINK gestrichen. Ich bekam Kotzreize. Sollte das ein Scherz sein?
Marc kam zu mir, als er jedoch erkannte weswegen ich schrie lachte er mich laut aus.
„Komm mal schnell hoch Alec.“ Dieser kam dann auch recht flott und grinste schon breit.
„Na Amy, gefällt dir deine Wandfarbe? Ich hab mir einen Spaß erlaubt und Mom deine ‚Lieblingsfarbe‘ genannt“, er drehte sich schnell weg und rannte weg.
Tja er kannte mich halt zu gut. Schnell hechtete ich ihm hinterher.
Kurz vor der Treppe holte ich ihn ein und sprang auf seinen Rücken.
„Du… du… kleiner Mistkäfer! WIR“, bei dem ‚wir‘ stach ich ihm mit meinem Zeigefinger gegen die muskulöse Brust, „WIR GEHEN MORGEN FARBE BESORGEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEN!!!!!! HAST. DU. MICH. VERSTANDEN?!“
Er lachte wieder, dadurch erschütterte sein ganzer Körper. Fast wäre ich deswegen von seinem Rücken gerutscht.
„Ja ist gut Kleine“, gab er brav als Antwort. Er trug mich huckepack wieder in Richtung meines Zimmers.
„Gefällt es dir außer der Farbe?“ Ich lugte über seinen Kopf und schaute es mir an. Vor mir war ein eingerichtetes Zimmer. Mein Zimmer war echt der Knaller, bis auf die Farbe.
Grrrrr.
Eine Hälfte bestand aus einem großes Himmelbett, einen Kronleuchter als Lampe, einer große Pinnwand (an die ich Fotos hängen konnte und Notizen), einen Schreibtisch mit meinem Laptop (eins der Dinge, die ich behalten hab), einen cooler Teppich (der die Hälfte des Zimmers schmückte) einer Couch, einem mega großes Regal (für Bücher, CDs und DVDs) und einer superneue Stereoanlage.
Die andere Hälfte war leer. Erst wunderte ich mich, doch dann sah ich die verspiegelte Wand. Ich hatte einen eigenen Tanzraum. Naja eher SAAL, denn mein Zimmer war echt groß.
Ich entdeckte eine Tür und direktierte Alec zu dieser hin. Er machte sie auf.
Dahinter befand sich ein Raum nur für… KLAMOTTEN! Diesmal entfuhr mir ein Freudenschrei.
Schuhregal , Kleiderbügel, Schränke für Unterwäsche, ein großes Brett zum Abstellen der Schminksachen. Ein Spiegel mit verschiedenen Lichtern und ein kleines Waschbecken.
Das war überhaupt nichts für Alec, also lief er schleunigst zurück in mein Zimmer und entdeckte dort noch eine Tür, auf der anderen Seite. Auch diese öffnete er.
Ein eigenes Badezimmer.
Während ich dieses bestaunte fragte Marc mich:„Amy? Willst du ein bisschen von der Gegend kennenlernen?“, . Ich blickte zu ihm runter, da ich immer noch auf Alecs Rücken saß und somit größer als er war.
„Ja, klar.“
„Na dann mal los.“ Ich ließ mich schön weiterhin von Alec durch die Gegend tragen. Gerechte Strafe fand ich, doch es schien ihm anscheinend nichts auszumachen.
Wir spazierten durch die Straßen. Alle liefen hier in leichter Bekleidung rum. Es überraschte mich kein bisschen, dass es auch hier Punks, Emo‘s und Hippies gab. Wo gab‘s die denn schon nicht?
„Hey, das sind sie doch“, reif so ein sexy Typ zu seinen Kumpels und deutete in unsere Richtung.
Ich drehte meinen Kopf nach hinten, doch hinter uns war keine Menschenseele.
„Amy, die meinen uns.“ „
Was? Wollen die uns ausrauben? Naja egal wir haben eh nichts Wichtiges dabei. Aber lass mich mal kurz runter.“ Alec ließ meine Oberschenkel gehen, an denen er mich festgehalten hatte los.
Der Typ und die anderen kamen zu uns rüber und begrüßten meine Brüder. Hä? Erst seit ein paar Stunden in Florida und schon Freunde gefunden.
„Und wen süßes habt ihr da abgeschleppt?“, fragte ein Typ Marc. Der lachte.
Em, ging’s noch? Sonst war er immer auf Beschützer und so, und auf einmal lachte der, wenn ein Typ sich an mich ranmachte?
„Das ist unsere kleine Schwester Amy.“
Und jetzt verriet der denen auch noch meinen Namen…. Wo sollte das noch hinführen?
„Ah, komisch die sieht viel zu gut aus, als dass sie mit euch beiden Verwand sein könnte.“
Schleimer. Trotzdem musste ich ein bisschen grinsen. Ich wollte unbedingt wissen wer das war fragte ich ihn: „So, da du nun meinen Namen und meine Herkunft kennst, wäre es an der Zeit dein Geheimnis preiszugeben. Findest du nicht auch?“
„Oh, my Lady, nehmen Sie es mir bitte nicht übel. Ich bin Leon. Das hier“, er klopfte auf seinen Nebenmann, „ist mein Zwillingsbruder Luka.“
„Aha. Und wer seid ihr?“, fragte ich geraderaus die andern drei Typen, die nebenbei auch ziemlich sexy aussahen.
„Ich bin Mike“, sagte ein hellblonder Typ, „das ist Brandon“, er zeigte auf einen sehr heißen Boy mit dunkelbrauner Surferfrisur, „und der daneben ist Robert.“
Dabei deutete er auf den letzten Muskelprotz. Robert hatte rötliche Stachelhaare.
„Ah, also nochmal von vorne. Hey. So und jetzt wüsste ich gerne warum ihr zu uns gekommen seid.“
Mike schaute mich einen Augenblick verdutzt an. An seiner Stelle antwortete mir der, sexieste Junge von allen hier mit der Surferfrisur: „Also da deine Brüder zu unserer Gang gehören, dachten wir mal, dass wir zu euch kommen dürfen. Leider hatten wir vergessen dich zu fragen, ob wir dir das zumuten dürfen. Doch wir können es nicht ungeschehen machen. Verzeih uns bitte!“, flehte er mich an. Dass waren also die Jungs mit denen meine Brüder manchmal abhingen. Warum hatten sie mir nie gesagt, dass sie so heiß aussahen?!
„Nur wenn du auf die Knie gehst“, scherzte ich. Aber… Brandon tat es echt.
Ich konnte nicht anders als lauthals zu lachen. Das sah mega süß aus wie er da unten auf dem Boden vor mir hockte und mich wie ein Welpe bittend anschaute.
„Ich verzeihe euch, mein Herr.“
Er stand auf und fuhr sich theatralisch erleichtert mit der Hand über die Stirn. „Ein Glück. Jetzt ich heute Nacht keine Gewissensbisse haben, weil ich einer wundervollen Lady Unrecht getan habe.“
Er grinste mich schelmisch an. Brandon schien schwer in Ordnung zu sein, also grinste ich frech zurück.
Die Jungs unterhielten sich, auch mit mir, aber ich wollte gerne meine neue Heimat ein bisschen besser kennenlernen, also sagte ich: „Ihr habt bestimmt viel zu besprechen Jungs. Ich schlendere schon ein bisschen weiter. Ok?“
Sie nickten nur und redeten sogleich los. Ich drehte mich um und ging los.
Vor meinem Auge reihten sich Geschäfte neben Geschäften, Clubs, Bars und Cafés soweit mein Blick reichte. Ich lief ein Stück, dann bog ich bei der nächsten Ecke ein, da ich Wasser plätschern hörte.
Vor mir war ein sehr schönes Wasserspiel. Ich setzte mich auf den breiten Beton Rand und beobachtete die Leute von hier aus.
Auf mich kam eine Truppe von Jungs zu.
Bitte nicht. Alec und Marc waren bestimmt noch zu sehr in ihren Gesprächen gefangen, sodass sie sich keine Sorgen um ihre kleine Schwester machen würden.
Langsam und ruihg versuchte ich zu Atmen, um einer Panikattacke zu entkommen. Kurz blickte ich nach rechts und links, ob ich Fluchtwege zur Möglichkeit hatte.
Zu meinem Glück war ich auf einem runden Platz mit vielen Auswegen gelandet.
Die Jungs, die auf mich zu kamen, waren alle ungefähr in meinem Alter.
OMG! Die sahen alle aus wie Götter! Noch 1000mal besser als die Boys von gerade eben. Naja also Brandon konnte gerade noch mit ihnen mithalten.
Nicht sabbern Amy, befahl ich mir. Jetzt einfach cool tuen und schon bist du sie bald wieder los. Keine Angst die tuen dir nichts. Die hier sind anders. Das wiederholte ich solange, bis meine Panik zum größten Teil verschwand.
„Hey Kleine, das ist unser Platz, also beweg deinen geilen Arsch da weg! Von mir aus kannst du dich auch gerne auf meinen Schoß setzen, aber der Platz gehört uns“, meckerte mich der dunkelhaarige Typ der vorne lief an.
Sollte das eine Anmache oder ein Befehl gewesen sein? Pfhhhh eingebildetes Arschloch! Was der konnte, konnte ich schon lange.
„Ach ja, und wo steht bitteschön: ‚Dieser Platz gehört dem größten Arschloch der Welt. Setzten wird bestraft. Eltern haften für Kinder‘, ja wo steht das? Und ich weiß selbst, dass mein Arsch geil ist, aber ich bestimme wem es erlaubt ist in Berührung mit ihm zu kommen oder eben nicht. Hmm und lass mich nachdenken… du wirst diese Ehre niemals haben!“
Das verschlug dem Arschgesicht für einen Moment die Sprache. Ja da sah er mal, dass nicht nur gutes Aussehen bei mir reichte.
„Das steht nirgendwo, aber jeder weiß, dass das unser Platz ist. Eigentum der BlackShadow-Gang.“
Bei dem Namen seine Gang stutzte ic.
„Toll, aber ich bin nicht jeder! Sagtest du gerade: BlackShadow? Hahaha."
„Machst du dich gerade lustig über uns?!“, fragte er mich mit bösem Unterton. Oh, ich hatte nicht bemerkt, wie ich gelacht hab bei der Nennung seiner Gang.
„Nein. Aber meine Brüder haben euch mal erwähnt“, ich lachte ihn weiter aus.
„Aha und wer sind deine Brüder, wenn ich mal fragen darf?“, fragte das eingebildete Arschloch.
„Nee du darfst nicht fragen.“ Er wirkte langsam genervt. Warum bloß?
„Äh, wir haben dich hier noch nie gesehen, aber… naja ich glaube mal du solltest dich schnellstens verpissen“, sagte er vollkommen verdattert zu mir.
„Warum sollte ich mich schnellstens verpissen? “, fragte ich ihn nun auch nicht mehr in meinem liebsten Ton.
„Weil…“, er kam nicht zum Ende, denn der Typ neben ihn, den ich erst jetzt wirklich realisierte, hielt ihm die Klappe zu.
Der Typ blickte mir kurz intensiv in die Augen, schaute dann aber schnell weg. Seine Augen waren eisblau. Nicht so ein langweiliges graublau, sondern ein richtiges eisblau. Dieser kleine Blickkontakt hatte gereicht, um mein Herz zum Rasen zu bringen. Mein Körper kribbelte angenehm und meine Narbe, die unter meiner linken Brust war, stand in Flammen. Jedenfalls fühlte es sich so an. Diese Narbe hatte ich seitdem ich denken konnte und hatte die Form einer Feder oder eines Flügels.
Er zischte ihm ins Ohr: „Lass stecken. Die Kleine weiß anscheinend nicht was sie ist. Wenn sie es ihr nicht gesagt haben, geht uns das nichts an, Jake!“ Ich konnte sie hören, was sie anscheinend nicht wussten. Außerdem wusste sehr genau was ich war. Eher gesagt, wer ich war. Amy Gear, ein Mädchen was gerade extrem große Lust verspürte diesem Jake eine zu verpassen.
Dann sprach der Typ zu mir: „Entschuldige, mein kleiner Bruder hier hat ein sehr großes Mundwerk, aber in einem hat er recht. Dein Arsch ist echt gei…“, doch diesmal war er es der nicht zu Ende sprach.
Vor mir sah ich plötzlich Alecs und Marcs Rücken. „Wag es nicht sie anzusprechen, Jayden!“
Jayden hieß er.
Jaaaaydeeen. Jaaayden. Jayden.
„Ah, dann ist das also eure kleine süße Schwester, nehme ich an. Sie passt nicht zu euch. Sie sieht 100mal besser aus als ihr!“ Man! Ich warum sagten alle, dass ich klein war?
„Halt deine Fresse. Wenn du ihr nur einmal zu nahe kommst, hat unser Vertrag ein Ende und nicht nur der Vertrag… auch dein Leben!“, drohte ihm Marc.
Marc zog mich am Arm zu sich rann und schleifte mich den Weg zurück. Ich blickte über meine Schulter und winkte den Typen nochmal zu.

Zuhause sagte Alec zu mir: „Du gehst dieser Gang aus dem Weg. Hast du mich verstanden?“
Was sollte das denn? Der konnte mich mal. Niemand sprach so mit mir! „Aha und warum sollte ich das tun?“
„Das sind Va…, ach das sind einfach nur schräge Typen, die gefährlich sind. Du gehst denen aus dem Weg. Hast du mich verstanden?!“
So hatte Alec noch nie mit mir gesprochen. Beleidigt und enttäuscht ging ich kurz in die Küche holte mir einen Apfel und lief hoch ich in mein Zimmer. Dort hüpfte ich auf mein Himmelbett und aß meinen Apfel.

Es klopfte zweimal an meiner Tür. „Äh ja?“
Der schnuckelige Typ vom Flughafen kam mit meinen fünf Koffern herein. Man warum schauten heute alle Jungs so gut aus? Mir war es ein Rätsel wie der Schnucki FÜNF Koffer ziehen konnte.
„Wo sollen die hin, Miss?“ Ich stand vom Bett auf und nahm ihm zwei Koffer ab, rollte sie ein Stück weiter und legte sie dann hin.
„Hier hin.“
Er tat es mir gleich und wollte irgendwas sagen, jedoch kam ich ihm zuvor.
„Danke und ach bin Amy. Und du?“
Er kratzte sich am Kopf und sagte: „Ich bin Nico.“
„Schön dich kennen zu lernen, Nico.“ Er wirkte etwas verlegen, lächelte mich dann aber auch an. „Gleichfalls.“
Sein Blick wanderte von meinen Augen ein bisschen runter und fing an zu starren. Nun blickte ich auch herunter.
Upps. Mein bis zum Bauchnabel gehendes Schlabbershirt musste ein bisschen verrutscht sein, als ich mich aufs Bett gelegt hatte. Jedenfalls war der Ausschnitt sehr gewagt, aber entblößte nicht zu viel. Tja ich war halt ein kleines Tittenmonster, auf das die Jungs abfuhren.
„Keine Sorge Nico, die tuen dir nichts.“ Er wurde ein bisschen rot. Awwww wie süß.
„Musst du noch weiter arbeiten?“ Ich setzte mich gemütlich auf meine weiße samtweiche Couch und bedeutete ihm es sich auch gemütlich zu machen.
„Nee eigentlich nicht. Warum?“, fragte er und setzte sich neben mich.
Was sollte ich jetzt sagen? „Nur so. Ähm weißt du wo man Farbe zum Streichen herbekommt?“, dabei nickte ich vielsagend zur pinken Wand.
Er grinste, nickte und gab mir einen Namen von dem Geschäft. Ich hüpfte eilig auf und lief zu meinem Schreibtisch. Zu meinem Erstaunen befanden sich dort wirklich schon Stifte und Blöcke. Ich riss mir ein Blatt heraus und kritzelte schnell den Namen drauf.
„Ok danke. Weißt du zufälligerweise wo der Laden ungefähr ist? Weil wir sind neu hier und ich habe keinen Plan wo hier was ist.“
„Joaa warte.“ Er kam zu mir, nahm mir den Stift und das Papier aus der Hand, schrieb die Adresse hin und zeichnete einen kleinen Stadtplan. Uff der kannte sich aber aus. War eigentlich auch nicht ungewöhnlich, wenn man hier wohnte, aber… ach ich fand es trotzdem cool, dass man so schnell einen guten Plan zeichnen konnte.
„Danke.“
„Kein Ding. Ich muss jetzt gehen. Wenn du noch was wissen willst oder du es nicht findest ruf mich an“, er deutete auf eine Nummer unter der Zeichnung.
„Oh ähm ok. Mach ich. Vielleicht bis bald.“ Ich begleitete ihn bis zur Treppe und winkte ihm kurz zu zum Abschied, rannte den Weg zurück zu meinem Zimmer und da fiel mir erst auf, dass mein Knöchel nicht mehr wehtat. Im Zimmer öffnete ich erst mal alle Koffer und suchte mein Handy und mein USB-Stick mit meiner Lieblingsmusik.
Nach langem Suchen, fand ich endlich das was ich haben wollte. Mit dem Stick ging ich zur Stereoanlage, schloss meine Musik an und schaltete die Anlage ein.
Samatha Jades‘ ‚Step Up‘ Song erfüllte meinen Raum. Die Anlage hatte einen Fantastischen Sound.
Rücklings schmiss ich auf mein weiches Bett. Ich schaltete mein Handy an, was sogleich öfters Vibrierte. Mein Display zeigte elf neue Nachrichten und sieben verpasste Anrufe an. Zwei Anrufe kamen von Mom, die restlichen von Jess. Diese hohle Nudel konnte es keine fünf Stunden ohne mich aushalten. Ich lass mir die SMS’ durch.

Jess:** 12:45
Heyy Kleine, bist du gut gestartet? Komm gut an <3 vermisse dich Lieb dich und schick mir Fotos ;D vergiss mich nicht… :** <3

Sara M. 14:17
Naa schon weg? Schick mir mal ne Postkarte. Bin echt neidisch xD viel Spaß. Lass dich nicht unterkriegen :** 

Kevin xD 14:32 S
chon gelandet Zwerg?? Schreib mal wieder >D

Die nächsten waren fast alle von Jess und von ein paar anderen Freunden. Ach man ey, wie ich diese verrückten Pinguine vermisste. Allen außer Jess schrieb ich zurück.
Ich drückte Kurzwahl zwei und Jess meldete sich keine drei Sekunden später.
„Aaaaaaaaaaamyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy! Hallo. Wie geht’s dir? Hast du den Flug überlebt oder bist du aus dem Flugzeug gesprungen? Wie ist dein neues Zuhause. Ist es schön so ohne Eltern zu leben? Erzähl mal. Schon Freunde gefunden? Aber mich hast du doch nicht ersetzt?! Stimmt ja man kann mich nicht ersetzten. Was sag ich denn da. Oh, wie viel Uhr ist es bei eigentlich bei dir“, überfiel sie mich sogleich.
„Hi. Ähm Jess? Sei mir bitte nicht böse…“
„WAS?! Du hast mich ersetzt? Wie konntest du nur?! Oh Amy“, viel sie mir ins Wort, bevor ich gesagt hatte um was es überhaupt ging.
„Haha. Nein, für dich gibt es keinen Ersatz. Ich wollte dich nur darum bitten, dass du mir nicht böse seien sollst, weil ich die Hälfte der Fragen schon wieder vergessen habe.“
Ich hörte sie erleichtert aufatmen. „Also ich wusste ja schon immer, dass du ein Kurzzeitgedächtnis hast, deswegen kann ich es dir wohl oder übel nicht böse nehmen“, scherzte sie.
„Gut. Mir geht es gut und wohaa weißt du, die Leute aus der Gang von meinen Brüdern sind mega hot. Vor allem Brandon. Den musst du dir anschauen! Ich schick dir sofort ein Foto von ihm, wenn ich eins hab. Der gefällt dir bestimmt auch. Dann gibt’s hier quasi eine ‚gegen‘ Gang und die Jungs, die sind einfach nur mega hamma super duper sexy heiß. Richtige Götter. Naja und in der Gang ist Jayden, der… ach…“, sie lachte.
„Yummy yummy, kannst die ganzen Jungs ja gleich verschlingen…. Ok, was ist nun mit diesem Jayden?“

Ich erzählte ihr alles. Von dem ‚Drachen‘ bis hin zu Nico.

Nach mindestens vier Stunden telefonieren verabschiedeten wir uns. Ich machte mich Bettfertig und legte mich hin.

 

Sein Gesicht tauchte vor meinem Auge auf.
Jayden.
Das Eisblau seiner Augen wurde von dichten schwarzen Wimpern umrandet. Seine Lippen waren sanft geschwungen und samtig weich. Zum Küssen geschaffen. Seine Gesichtszüge waren kantig und männlich. Die Haare waren fast schwarz und sexy verwuschelt. Am liebsten würde ich in ihnen versinken.
Zu gerne wüsste ich, wer er wirklich war, warum mein Herz leichte Sprünge machte und weshalb meine Narbe leicht brannte, wenn ich an ihn dachte.
Ich konnte einfach nicht einschlafen. Bestimmt lag das daran, dass diese pinke Wand eine schlechte Ausstrahlung auf mich hatte. Mit der Hand griff ich nach meinen Kuschelsocken und streifte mir diese über meine Füße. Auf leisen Sohlen tapste ich aus meinem Zimmer.
Vor Alecs bleib ich stehen. Ich öffnete seine Tür. Die Tür quietschte ein bisschen.
Alec drehte sich im Schlaf um. Langsam ging ich näher zu ihm hin und beugte mich ein über ihn.
Plötzlich schlug er die Augen auf und guckte mich an. Vor Schreck plumpste ich rücklings auf den Boden. Er guckte grinsend zu mir runter.
„Hallo Amy“, sagte er lachend zu mir.
„Selber hallo.“ Er streckte mir hilfsbereit eine Hand entgegen, die ich gerne annahm.
„Ich kann nicht schlafen“, murmelte ich, was ihn leicht lächeln ließ.
„Na dann, komm mal zu deinem Brüderchen.“
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schnell schlüpfte ich zu ihm unter die Bettdecke. Ich kuschelte mich an ihn und er zog mich noch ein bisschen näher zu sich ran. Nun überkam mich die Müdigkeit und meine Augen schlossen sich wie von selbst.
„Amy?“, flüsterte Alec. Schon fast im Halbschlaf gab ich zurück: „Hm?“
„Es tut mir leid, dass ich vorhin so hart mit dir gesprochen habe, aber wie beide wollen nur dein bestes. Und diese Typen sind wirklich gefährli…“, mehr bekam ich nicht mit, denn ich glitt sanft ins Land der Träume.

 

 

Jaydens Sicht

Die süße Kleine ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Sie sprang von einer Ecke in die andere, als hätte sie nichts Besseres zu tun.
Mein Bruder war ein Depp. Ein Depp, wie die Welt noch keinen gesehen hatte. Er hatte ihren Geruch wahrgenommen.
Der Geruch der Gestaltenwandler.
Trotzdem ging Jake auf sie zu und wollte sie von unseren Platz aufscheuchen. Ich war echt froh, dass sie anscheinend nicht wusste, dass wir Vampire waren. Sie hätte uns umgebracht, oder wir sie. Je nachdem wer schneller gewesen wäre.
Wir hatten mit der WhiteRose-Gang eine Vereinbarung. Damit sie ihre Verwandlung abschließen konnten, gaben wir ihnen Blut von uns. Dafür gaben sie uns dann etwas von ihrem ab. Durch das Gestaltenwandlerblut erhielten wir unsere doppelte Vampirstärke. Außerdem stand im Vertrag, dass wir uns gegenseitig nicht töten durften und daran hielten wir uns. Aber die Kleine, die hätte keinen Grund gehabt, uns nicht in den ewigen Ruhestand zu befördern.
Da ihre Verwandlung noch nicht stadtgefunden hatte, konnte sie uns noch nicht riechen, aber man konnte an unseren Bewegungen und manchmal an unserm Verhalten erkennen das wir Vampire waren.
Als ich dann ihren großen Bruder sah, wusste ich dass sie zu ihnen gehörte.
Marc und Alec waren außer sich vor Wut, was irgendwie nachvollziehbar war.
Die Kleine war richtig hübsch, nein eher sexy.
Mir gefiel es, das sie sich nichts sagen ließ und ihren eigenen Kopf durchsetzte. Die Kleine war eine süße, aber gleichzeitig gefährliche Raubkatze.

Ihr Gesicht blieb vor meinem inneren Auge hängen.
Ihre sanften Gesichtszüge brannten sich in meine Netzhaut ein.
Was war das? Mein Herz schlug schneller. Das war in den letzten zwei Jahren nicht passiert und davor auch nie, nur wenn ich mich angestrengt hatte.
Ja, selbst wir Vampire besaßen ein Herz.
Ich würde alles dafür geben, das sie auf meine Schule gehen würde. Ich wollte sie wieder sehen.
Scheiße Jayden, was sind denn das für banale Gedanken? Sie war von Natur aus gesehen dein Feind.
Warum fühlte ich mich so zu ihr hingezogen? Natürlich, sie war heiß, aber deswegen konnte das nicht sein. So etwas war mir noch nie passiert.
Am besten ignorierte ich dieses Gefühl. Aber konnte ich das? Konnte ich SIE ignorieren? Das werde ich spätestens am Montag erfahren, falls sie auf meine Schule gehen wird.
Müde fielen mir die Augen zu, doch aus meinen Gedanken konnte ich das kleine heiße dunkel, fast schwarzhaarige Mädchen nicht verdrängen. In ihren Augen hatten kleine Funken gesprüht, als sie meinem Bruder sauer antwortete.  

Kapitel 3

Amys Sicht

Müde rieb ich meine geschlossenen Augen.
Das linke machte ich einen Spalt auf, schloss es aber wieder sogleich, denn die hellen Sonnenstrahlen blendeten mich. Neben mir rührte sich etwas.
Blitzartig war ich wach und blickte zu der Seite, wo die Bewegung her kam.
Alec?! Ich erinnerte mich wage an den gestrigen Abend.
Wieder mal beugte ich mich über ihn drüber. Er schlief tief und fest. Wie süß.
Möglichst ohne Geräusche zu machen stand ich auf und watschelte in mein Badezimmer. Ich holte mir einen türkiesen Waschlappen und machte diesen nass. Mit meiner Waffe ging ich auf leisen Sohlen zurück in sein Zimmer. Der eigentlich helle Holzboden war nicht erkennbar unter dem Berg seines Mülles und Klamotten. Vorhin war mir diese unglaubliche Unordnung überhaupt nicht aufgefallen, aber jetzt konnte man sie auf keinen Fall übersehen, außerdem war es dringend an der Zeit zu lüften.
Gerade lag er mit dem Gesicht gen Zimmerdecke. Perfekt.
Böse rieb ich mir innerlich meine Hände.
Huuuuuiiii das wird ein Spaß.
Mit einem Sprung landete ich auf ihm und zu meiner Überraschung wachte er nicht auf. Hehe du wolltest es nicht anders, Alec!
Mit einem fetten Grinsen im Gesicht drückte ich den klitschnassen kalten Lappen auf sein nett aussehendes Gesicht. Schlagartig öffneten sich seine Augen.
Mit einem ganz lieben unschuldigen Blick nahm ich den Waschlappen von seinem Gesicht und sagte: „Guten Morgen. Schön ausgeschlafen? Hättest ruhig noch länger schlafen können.“
Bevor er etwas erwidern konnte krabbelte ich von ihm runter und entkam ihm nur um Haaresbreiten.
Flink wie ein Eichhörnchen, rawwww ich war ein Eichhörnchen, lief ich zu Marcs Zimmer. Ohne klopfen polterte ich hinein und hielt die Tür von innen zu.
„Maaaaaaaaarc! Hilf. Mir!! Biiiiiiiitte“, damit drehte ich meinen Kopf zu seinem Bett, wo er UND eine BLONDIENE lagen.
Ich kreischte und ließ die Tür los. Diese sprang auf und wäre fast gegen mich geknallt. Alec krachte vor mir auf den Boden.
Wäre diese Situation nicht so peinlich gewesen, hätte ich ihn ausgelacht, aber unter diesen Umständen fehlte mir die Sprache. 
Er rieb sich den Kopf, stand auf und nahm mich in den Schwitzkasten. „Jetzt hab ich dich meine kleine.“
Kurz danach entdeckte er die beiden schlafenden Personen und fing schallen an zu lachen.
„Haha Amy, gewöhn dich endlich mal daran, wir beide haben halt gewisse Bedürfnisse.“
Meine Antwort viel sehr karg aus. „Aha.“
Durch Alecs Lachen wachten die beiden vor uns auf.
Die Blondine guckte doof aus der Wäsche, falls sie überhaupt welche anhatte, was ich stark bezweifelte. Marc nahm das total gelassen und meinte: „Da wir alle wach sind, können wir auch gleich alle zusammen frühstücken.“
Ich fand meine Sprache wieder, ach hallo Sprache, schön dass du auch mal wieder da bist und antwortete: „Ihh, nein danke. Dusch du erst mal, weil so setze ich mich nicht mit dir an einen Tisch.“
Die Worte kamen etwas gepresst hervor, denn Alec hatte seinen Griff nicht gelockert.
„Alec….“ Ich tippte ihm mit meiner Hand an den Trizeps.
Er verstand endlich was ich wollte und ließ mich gehen. Ich torkelte nach vorne und hielt mich an der dunklen Bettkante fest.
„Noch sind wir nicht fertig, Schwesterchen“, flüsterte er mir ins Ohr.

 Nach dem Essen fuhren meine Brüder und ich in das Geschäft, welches mir Nico empfohlen hatte.
Es war eine Art Baumarkt.
Ich rannte durch die Reihen, bis ich das Regal mit den verschiedensten Farben zum Streichen fand.
Alle Farben waren vorhanden. Von den Grundfarben, zu den Neonfarben, bis hin zu den sanften Pastellfarben.
Ich wählte meine Farben aus, was ziemlich lange dauerte zum Leid meiner Brüder. Hehe.
Marc warf seine Hände glücklich in die Luft, als ich mich endlich entschieden hatte. 
Genervt stöhnte ich auf, als ich die lange Schlange an der Kasse entdeckte.
Was zum Teufel suchten so viele Leute an einem normalen Samstag in einem Baumarktgeschäft.
Darüber dachte ich nach bis mein Handy piepste. Ich holte es aus meinem BH heraus.
Wo sollte es denn sonst hin, wenn ich ein hübsches Top und einen Rock anhatte? 
Die Nummer war Unterdrückt. Neugierig öffnete ich die SMS. Fast hätte ich mein Handy fallen lassen, als ich las was dort stand.

Unbekannt 12:59
Hallo Amy. Na hast du mich schon vergessen? Sicherlich nicht. Man vergisst seinen größten und einzigen Schwarm niemals. Vermisst du mich? Ich hoffe doch, denn ich vermisse dich sehr. Ist es schön mit deinen Brüdern? Deine Farbauswahl gefällt mir. Wollen wir zusammen dein Zimmer streichen? Wir sehen uns bald wieder Schätzchen. Freu dich. M.

Ängstlich blickte ich mich um, konnte ihn aber nirgends entdecken.
Was wollte er noch von mir? Er sollte aufhören mein Leben zu zerstören! Ich konnte und wollte ihn nie wieder sehen.
Voller Angst, verlagerte ich mein Gewicht immer wieder auf den anderen Fuß. Ich konnte nicht still stehen und ging eilig hinter der Schlange her, die mittlerweile vorgerückt war. Meine Augen huschten von links nach rechts und überprüften jeden Winkel des Geschäftes. Es piepste erneut.

Unbekannt 13:04
Bleib mal ruhig stehen. Ich hab dich im Blick und lasse dich nicht mehr alleine. Ich werde immer in deiner Nähe sein. Verlass dich darauf… M.

Mein Gehirn stand auf Alarmstufe rot und mein Herz verkrampfte sich schmerzhaft.
Mein Atem ging stoßweise. Langsam verlor ich meine Selbstkontrolle.
Ich hielt mich an den Gedanken fest, dass mir hier bei den anderen Leuten nichts geschehen konnte. Was sollte ich denn tuen.
Alec und Marc konnte ich auf jeden Fall nichts erzählen. Ich zählte meine Herzschläge bis ich mich ein bisschen beruhigt hatte. 169 Schläge waren dafür nötig.
Danach gesellte ich mich in die Mitte meiner Brüder, die die Eimer schleppten.
Die ganze Zeit über schwieg ich.
Ein paar Schritte vor meinem Zimmer stoppte mich Marc. „Amy, ich mache mir Sorgen. Du redest seit einer Viertelstunde nichts mehr. Was ist los mit dir. Bist du krank? Oder willst du uns endlich mal von deinem Dauergequatsche verschont halten? Wenn ja, dann kannst du das gerne öfters machen, aber rede wenigstens zwei Wörter mit uns. Es ist einfach zu ungewohnt für mich.“
Wow, ich war ganze 15 Minuten ohne reden ausgekommen? Ich konnte es kaum glauben.
„Äh ok.“ „Uff, danke für die zwei Wörter“, bedankte sich Alec hinter uns.
„Wenn ihr vorhabt hier länger stehen zu bleiben, dann ruft mich wenn ihr mich braucht.“ Ich verdrehte die Augen.

Es machte eine Menge Spaß mit meinen Brüdern zu streichen, obwohl ich immer wieder an die SMS von ihm denken musste.

Am Ende sahen wir alle aus, als hätten wir uns gegenseitig mit Farbe bemalt, was wir NATÜRLICH NICHT getan hatten.
Mein Ankleidezimmer bekam einen weinroten, schwarz-weißen Anstrich und mein anderes ‚normales‘ Zimmer einen hellblauen (lavendel) weißen.

Unser Mittagessen bestand aus drei bestellten Pizzas. Waaaaah lecker! Wir drei hatten es uns gemütlich im Wohnzimmer vor dem riesigen Fernseher gemacht und schlangen das Essen hinunter. Uiii wie ich Essen liebte.
Es klingelte an der Haustür.
„Marc“, sagten Alec und ich gleichzeitig mit vollem Mund. Wir gaben uns High-Five und aßen weiter.
Marc stöhnte, rappelte sich auf und öffnete die Tür. Als er zurück kam hielt er einen dicken Karton in den Händen und grinste. Ich konnte auf dem Empfänger-Dingsie-Aufkleber-Teil meinen Namen entdecken. Neugierig geworden ließ ich mein Pizzastück wieder in die Packung fallen und streckte meine Arme zu dem Karton aus.
„Den willst du nicht haben Amy“, meinte Marc.
„Natürlich möchte ich das haben was mir gehört.“
Er grinste noch mehr. „Nein. Wirklich Das. Willst. Du. Nicht.“
Man das wurde mir echt zu blöd. Ich stand auf und entriss ihm den Karton aus der Hand. Nicht gerade leicht.
Ich setzte mich wieder auf die Couch und betrachtete den weißen Karton. Was dort wohl drinnen war? Hmm und von wem war das eigentlich. Ich suchte nach dem Absender. Als ich ihn fand schmiss ich den Karton weg.
Alec blickte kurz von seinem Pizzastück hoch, aß dann aber sofort weiter, als wäre nichts passiert.
„Hab ich es nicht gesagt Amy?“, neckte mich Marc.
Alec hatte aufgegessen und schnappte sich den Karton. „Haha Kleines. Was für ein Pech.“
Halt doch die Fresse. Grrrrrrr.
In der Zeit, in der ich mich über das Packet ärgerte, holte sich Alec eine Schere und öffnete es. Ich nahm mir angepisst mein Pizzastück und fing an zu essen. Warum konnten die mich nicht wenigstens am Wochenende verschonen?
Alec und Marc brachen schallend in Gelächter aus. Ich schaute rüber zu Alec der…. WHAT THE FUCK!!!!!!!!!!!!!!!
Ich schrie laut los. Was sollte den der Scheiß?! Nein, NIEMALS! Die konnten mich mal. Auf keinen Fall!! Warum ausgerechnet ich. Oha wie ich die hässich
„Ich will zurück nach OREGON! Alec, Marc! BITTE!!“
Hilfe! Das konnte nicht sein. This isn’t FUNNY!
„Nein mein Schätzchen.“ Warum taten sie mir das an?
„Bitte Marc, Alec. Ich will das nicht“, flehte ich sie an. Beide schüttelten den Kopf.
„Amy…, komm, so schlimm ist das überhaupt nicht“, sagte Marc, musste sich dabei aber das Lachen verkneifen.
„Hör auf! Müsstest du in einer Schuluniform in die Schule gehen, würdest du auch austicken.“
„Tja Kleines, aber zum Glück gehe ich nicht mehr in die Schule.“ Als ob ich das nicht selbst wüsste!
Immer noch angepisst nahm mir den Karton und leerte ihn neben mir auf der Couch aus.
Alec legte das hässliche weiße breite Kragen-T-Shirt mit dem Logo der Schule daneben.
Zum Vorschein kamen eine dunkelblau, weiß karierte Krawatte, ein Paar schwarze Lackschuhe, ein langer bis über die Knie gehender dunkelblauer Faltenrock, mehrere Kniestrümpfe, die fast zum Rock reichten, nochmal dasselbe breite T-Shirt und zwei Pullis mit dem Logo der Schule. Die Kniestrümpfe waren weiß und hatten am oberen Rand zwei dunkelblaue Streifen. War ich etwa in einer Privatschule in England gelandet? Welche Schule trug denn heutzutage Uniformen?
Mich grauste es diese Sachen anzuziehen. „Sieht bestimmt nicht so schlimm aus, wie du es dir vorstellst“, redete Marc mir gut zu.
Jaja, der musste das Zeug nicht anziehen. „Außerdem haben Uniformen auch Vorteile. Es gibt keinen Markendruck und so weiter“, sprach Alec weiter.
„Und wenn alle die tragen, dann…“.
Da platzte mir endgültig der Kragen.
Nicht wortwörtlich wie ihr vielleicht dachtet, sondern innerlich.
„HALTET. EURE. VERDAMMTEN. KLAPPEN!“
Ich sprang eilig auf, lief nach draußen, zog mich bis zur Unterwäsche aus und hüpfte in unseren riesigen Pool. Dort tauchte ich eine Bahn um mich abzuregen.

Nachdem ich mich ausgepowert hatte, ging ich hinter die Bar und holte mir ein Handtuch aus einem Fach heraus. Dieses Band ich mir um, mixte mir einen Cocktail und chillte mich auf eine Sonnenliege. Eine Bar im Garten zu haben war wirklich nicht schlecht.
Nach einer gefühlten Stunde und drei leeren Cocktailgläsern stand ich auf, weil ich Hunger bekommen hatte und mir meine Pizza leid tat. Ich spazierte ins Wohnzimmer. Dabei versuchte ich so gut es ging die Uniform zu ignorieren.
Es klingelte wieder an der Tür. Von oben rief Alec: „Mach bitte die Tür auf.“
Aus Prinzip machte ich nicht das, was Alec wollte. Es hätte sein können, dass es wieder ein Packet für mich war, mit einem schlimmen Inhalt. Erneut klingelte es.
Alec polterte genervt die Treppe hinunter und auf machte. Außer Alecs Stimme vernahm ich zwei weitere, die mir bekannt vorkamen. Ich lugte um die Ecke und sah Brandon und Mike.
„Hallo ihr beiden.“ Sie drehten sich in meine Richtung.
Als Brandon mich sah rannte er auf mich zu, wirbelte mich in der Luft herum, stellte mich ab und verneigte sich tief vor mir.
„Guten Tag Gebieterin.“ Lauthals fing ich an zu lachen.
„Guten Tag mein Knecht.“ Er blinzelte mir Freundschaftlich zu und pikste mir leicht in den Bauch.
„Hier riecht es nach Pizza. Alec? Hast du was für uns bestellt?“, fragte Mike. Ohne eine Antwort abzuwarten, sprinteten sie ins das Zimmer, aus dessen der Duft nach Essen herkam.
Ich sah, dass Brandon sich ein Teil von meinem Essen nahm.
Schnell versuchte ich es ihm wegzunehmen, aber es gelang mir nicht. Er hielt das Pizzastück in die Luft und lachte mich aus, weil er zu groß für mich war.
Brandon schaute zur Couch und entdeckte das Chaos mit der Schuluniform.
„Oh cool. Du kommst auf unsere Schule? Haha. Ich könnte wetten, dass dir die Uniform gefällt. Hab ich recht?“
„Das ist nicht lustig“, maulte ich. Er grinste höhnisch. Da war es zu spät für ihn.
Kreischend sprang ich auf seinen Rücken und versuchte über seine Schulter hinweg das geklaute Essen zurück zu erobern.
Gleichzeitig versuchte ich Mike durch meine Mordblickte daran zu hindern, das andere Stück zu essen, was er bereits in der Hand hielt.
Unter mir lachte Brandon mich aus und biss einmal ab.
Mein armes Essen wurde von einem Monster verschlungen. Wie konnte er mir das antun?! Ich war tief gekränkt von ihm.
Traurig schniefte ich. Ein bisschen verunsichert drehte Brandon seinen Kopf zu mir um.
„Amy?“
Aus Gemeinheit ließ ich eine Träne über mein Gesicht rollen. Er machte einen total süßen Hundeblick.
Das konnte ich definitiv besser. Wozu hatte ich den denn zwei Stunden vor dem Spiegel geübt?
„Nein, das finde ich nicht in Ordnung“, meine Stimme klang brüchig und herzerweichend. Perfekt.
„Aber… aber…“, er verzweifelte schon halb.
Hehe Pech!
„Aber?“, fragte ich nach, obwohl ich ahnte was er sagen wollte.
„Brandon. Treib es nicht zu weit!“, schaltete sich Mike ein, „Ich glaube sie liebt ihre Pizza. Gib sie ihr zurück.“
Brandon schaute betroffen nach vorne. Wie ich sehen konnte lag das Stück was Mike sich genommen hatte, wieder brav und unberührt in der Schachtel.
Ich zwinkerte ihm zu. Er ließ sich nichts anmerken.
„Okay.“ Elegant kletterte ich von ihm runter, entriss ihm mein Essen und schlug bei Mike ein. Dann grinste ich Brandon fies an, nahm meinen Pizzakarton und meine gesamte Schuluniform. Mit dem Zeug ging ich in mein Zimmer. Alles landete auf dem Boden. Ich stellte meine Musik an, holte mir eine Schere, eine Nähmaschine (keine Ahnung warum wir eine hier hatten) und machte mich an die Arbeit.

 Anderthalb Stunden später betrachtete ich zufrieden mein Werk.

Am nächsten Tag machte ich es mir gemütlich am Pool, bis es mir zu langweilig wurde.
Ich packte mir Geld in meine Hotpants und wollte schon losgehen, aber Marc hielt mich auf.
„Wo willst du hin?!“, fragte er alarmiert.
„Chill! Ich will nur shoppen.“ Er lachte mich aus und sagte, mir dass es Sonntag sei. Gleich lachte ich ihn aus.
„Ich muss dich leider enttäuschen, Brüderchen, aber in den Nachrichten kam… ja schau nicht so doof, ich hab sie vorhin gehört, das heute in Miami Beach verkaufsoffener Sonntag ist. Willst du mit?“
Er schüttelte den Kopf.
Schade. Aber ich brauchte unbedingt einen Tütenträger.
„AAAALEC!!!“

Steht mir das, Amy?“, fragte mich Alec und trat aus seiner Umkleide heraus. Vor lauter Lachen bekam ich Bauchschmerzen.
Er hatte einen neon blauen Hut auf, eine grün-gelb karierte Latzhose, ein pinkes Frauentop und schwarz-orangene Ballerinas mit einer fetten Schleife an. „Jaaaaahaaa. Super!“

Wir verbrachten zwei Stunden damit das schlimmste Outfit zu finden. Er gewann mit einem pinken Minnikleid. Es wunderte mich nicht im Geringsten, dass er hinten den Reisverschluss nicht zu bekam.

Auf dem Heimweg rempelte ich ausversehen ein Mädchen an. Es war ungefähr in meinem Alter.
„Oh sorry das wollte ich nicht“, entschuldigte ich mich.
„Macht nichts. Ich bin Di, also Diana.“ Sie gab mir ihre Hand, aber ich schloss sie gleich in meine Arme.
„Schön dich kennen zu lernen Di. Ich bin Amy und das hier“, ich zog Alec hinter mir vor, „das ist Alec.“
„Ah, Alec…. Hast dir einen hübschen Freund geangelt, Amy. Gute Wahl“, sie zwinkerte mir zu.
Di zog Alec mit Blicken aus, schüttelte dann aber verwirrt ihren Kopf.
Ich wollte etwas erwidern, aber sie sprach weiter.
„Ich kenne dich irgendwoher Alec…?“ Sie schien nachzudenken.
„Ah!“ Di drehte fast durch.
Wild wedelte sie ganz aufgeregt mit ihren Händen in der Luft herum. Na da war ich gespannt auf ihre Erklärung.
„Du… du bist der, der circa vor einem Jahr, im Direktorzimmer eine Farbbombe platzen gelassen hat?! Die Farbe ist immer noch nicht ganz beseitigt“, wand sie sich an meinen Bruder.
Wohaa, da hatte er mir etwas SEHR interessantes verschwiegen.
„Ja Alec, warst du das? So eine Aktion machst du ohne mich?! Toll. Das finde ich unglaublich toll“, dabei triefte meine Stimme vor Sarkasmus.
Ohne mit der Wimper zu zucken sagte er: „Ja.“
Echt schöne Antwort. Warum hatte er mich nicht angerufen und mich herbestellt.
Solche Sachen planten wir normalerweise immer zusammen. Und ausgerechnet DAS hatte er ohne mich gemacht!?
Manchmal war Marc bei ‚Amlec-Die-Rebellen-Aktionen‘ dabei, aber wie gesagt der passte mehr auf uns auf, oder verpfiff uns bei unseren Eltern damit wir nicht ,eine Menge Ärger‘ bekommen würden, wie er dazu nur sagte.

Alec lud Di und mich in ein Café ein, wo wir uns lange unterhielten.
Es stellte sich heraus, dass Di und ich im selben Jahrgang waren und in die gleiche Schule ab morgen gehen würden.

Kapitel 4

Mein Wecker schrillte laut.
„Boah eyy, du nervst!“ Mit halb offenen Augen schwang ich meine Beine aus dem Bett.
So, mit dem falschen Fuß konnte ich heute schon mal nicht aufgestanden sein.
Grinsend schaute ich mich in meinem neuen Reich um. Ich schnappte mir meinen Wecker und wollte ihn ausschalten. Und… nichts!
Das doofe Teil klingelte weiter. Mit mir nicht! Vergiss es! Ich startete einen letzten Versuch. Es folgte immer noch keine Veränderung der Lautstärke.
Mit dem Wecker in der Hand schlurfte ich zu meinem Badezimmerfenster. Als ich dieses öffnete kam mir eine warme Briese entgegen.
Ich lehnte mich weit hinaus und warf das Klingelmonster raus.
„Platsch…“, machte unser Pool. Yeah, ich hatte getroffen.
Zufrieden sprang ich unter meine Dusche und ließ mich durch die weichen warmen Tropfen des Wassers verwöhnen.
Ganz klar, ich war eine Warmduscherin. Meine Brüder wollten es mir immer abgewöhnen, aber sie scheiterten kläglich. Was ist denn schlimm daran? Keine Ahnung warum manche damit ein Problem hatten. Ich mochte es jedenfalls!

Nach dem Duschen ging ich in mein Ankleidezimmer und zog meine ‚Schuluniform‘ an.
Mein Blick blieb an meinem Spiegelbild hängen. Keine Augenringe waren zu erkennen, da ich gut geschlafen hatte.
Ich schaute in die braunen Augen, eines Mädchens. Diese Augen hatten einen leichten lila Schimmer und klein lila Sprenkel. Das Mädchen war schlank und man konnte ihr Ansehen, dass sie sportlich war. Ihre dunkelbraunen fast schwarzen Haare fielen ihr wie ein Tuch aus Seide über den Rücken. Ihre Haut war von Natur aus ein bisschen dunkler. Es sah aus, als käme sie aus Spanien oder Italien. Sie wirkte ein bisschen zerbrechlich, aber sie strahlte trotzdem Stärke aus. Das Mädchen lächelte und dabei glitzerten ihre Augen. Sie war hübsch. Ihre Rundungen saßen genau an den Richtigen Stellen und zogen die Blicke vieler Männlicher Wesen auf sich.
Meine Freundinnen in Oregon hatten mich immer für mein Aussehen beneidet und sie waren alle scharf auf meine Brüder gwesen, aber ich hatte ihnen von Anfang an klar gemacht, dass sie entweder meine Freundinnen sein konnten oder ein One-Night Stand meiner Brüder.
Viele hatten sich dann von mir abgewandt und meine Brüder gewählt, dadurch sah man, wer wie tickte und wer es ‚verdient‘ hatte meine Freundin zu sein.
Ich lief den langen Flur entlang bis zur Treppe. Ich setzte mich auf das Geländer und rutschte Richtung Erdgeschoss.
Uh, das macht Spaß. Fast wäre ich die Treppen wieder hochgerannt um es nochmal auszuprobieren, doch ein Blick zur Wanduhr ließ mich seufzen.
In 20 Minuten würde meine neue Schule beginnen. Mir fiel ein, dass ich in der Nacht von diesem Jayden geträumt hatte.
„Hach….“ Man Amy, schlag dir den aus dem Kopf! Hast du schon wieder vergessen, dass diese Gang, die ‚Verbotenen Früchte‘ sind? Ja, gä?
„Ah guten Morgen Sonnenschein. Schöne Uniform.“ Ich erschreckte mich so dermaßen, dass ich rücklings auf meinen Hintern landete. Warum passierte das andauernd? 
„Hast du gut geschlafen? Freust du dich auf die Schule?“
„Herzlichen Glückwunsch Marc, du hast den Preis zur bescheuertsten Frage gewonnen. Nein ich freue mich nicht auf die Schule! Hm, aber gut hab ich schon geschlafen…, jo kann man so sagen. Was gibt’s denn zum Frühstück?“

Wie es schien, hatte Ava, unsere neue Köchin, ein Festessen zubereitet. Ich riss die Augen.
Vor mir war ein großer Tisch mit so viel Essen, dass man den Tisch nicht mehr erkennen konnte. Er war bereichert mit Croissants, verschiedenen Arten von Brötchen, leckere Marmeladen, Obst und so weiter. Alles was das Herz begehrte.
Mein Margen knurrte laut. Ich setzte mich schnell hin und stopfte sehr viel in mich rein.
„So ich bin satt. Äh…, wie komme ich eigentlich in die Schuuuuuuule?“ Die Betonung lag auf Schule.
„Ich bring dich.“ Ich erschrak mich.
Alec hatte ich vorhin ganz übersehen und dann sprach mich dieser einfach an, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben.
„Wahh!“ Er lachte sich krumm.
„Alec!!! Lass das!“
„Nö, es ist zu witzig dich immer zu erschrecken.“
Ich nahm meine Gabel. Huch, wieso steckt da ein Brötchen dran? Das hatte au einer Gabel nichts zu suchen! Egal.
Ich zielte auf ihn und traf… fast. Kurz bevor es in trefen konnte fing er es auf.

Beleidigt stapfte ich zur Eingangstür und ging raus in den Garten.
Ich hörte ein leises Klingeln. Es kam vom Pool.
Das. Gab’s. Doch. Nicht! Das war mein Wecker.
Dieser Gurgelte vor sich hin. Ein großes Lob an die Firma, die den hergestellt hat. Sie hat gute Arbeit geleistet.
„Amy, kommst du?“, hörte ich Alecs Stimme. Galant hielt er mir die Beifahrertür seines Ferraris auf.

Ich betrachtete die Gegend. Viele Wolkenkratzer und schöne Parks und Cafés. Die schönsten Sachen merkte ich mir und nahm mir vor, überall mal hinzugehen.
Nach ca. vier Minuten Fahrzeit konnte ich meine neue Schule entdecken.
Miami Beach Senior High School.
Vor der Schule bremste Alec so stark das der Ferrari durch ein lautes Quietschen zum Stehen kam. Eine schwarze Bremsspur schenkte er der Straße.
Die Augen vieler Schüler haschten zu uns. Irgendwie war mir das schon ein bisschen peinlich.
Ich schaute mir die Schüler kurz aus dem Fenster an.
Alle hatten diese hässliche Schuluniform an und diese schrecklichen Schuhe. Ich fühlte mich ein bisschen fehl am Platz, weil wirklich bei jedem die Krawatte und der Rest fein an der richtigen Stelle saß.
Hmm, was sollte das ändern? Nichts. Stimmt.
Amy, Haltung bewahren und einen coolen Auftritt hinlegen, dann wird das schon.
Diese Worte spielte ich um die 100mal in Gedanken ab und stieg elegant (hoffte ich) aus.
Die Jungs pfiffen und die Mädchen durchstachen mich mit ihren Killerblicken.
Ich schaute mich um. Und wie durch ein Wunder sah ich wie Mike, Brandon und Luka zu mir kamen. Ah, die sind also noch Schüler.
„Hey Amy du hübsche. Hat Alec mal wieder angeben wollen?“, begrüßte mich Brandon.
„Joa, der konnte es nicht lassen. Ihr seid doch so nett und zeigt mir das Sekretariat, oder?“ Luka nickte.
Das Sekretariat lag im ersten Stockwerk. „So, ab hier schaffe ich es alleine. Danke. Sehen wir uns nachher?“
„Ich komme mit rein. Vielleicht sind wir in der gleichen Klasse“, sagte Mike.
Oh bitte, bitte das wäre super!
„Dann bis nachher Amy." Die beiden anderen machten sich auf den Weg zu ihrem Unterrichtsraum.
Das Sekretariat war genauso langweilig wie das in meiner alten Schule.
Die Empfangsdame war ziemlich zickig drauf, aber die Frau die mir alle Zettel und den anderen Kram gab, war etwas älter, ein bisschen rundlich und lieb wir ein Hund der sein Fressen bekommen hatte.
Es stellte sich heraus, dass Mike und ich tatsächlich in einer Klasse waren. Wir gaben uns High-Five und freuten uns.
Die nette Dame wollte mir den Plan für die Schule geben, aber ich zeigte nur auf Mike und sie verstand.
„Dann viel Spaß noch“, zwinkerte sie mir zu.
Jaja, Spaß…. Wir hatten genau 53 Sekunden um rechtzeitig zu unserer Klasse zu kommen.
Wir beide sprinteten los und trafen kurz vor dem Lehrer ein. Der Lehrer schaute missbilligend meine Uniform an und schnaubte empört.
„Sie sind also die Neue. Bleiben Sie mal bei mir vorne stehen und Sie setzen sich bitte hin Mike.“
Wie gesagt so getan.
„So wie ihr alle seht haben wir hier“, er zeigte auf mich, „eine neue Mitschülerin. Stellen Sie sich bitte kurz vor.“
„Ja, ich bin Amy Gear, bin seit Freitag nicht mehr in Oregon sondern hier bei euch in Miami. Ich bin 16 Jahre, hab zwei ältere Brüder und ja, das war‘s schon. Noch Fragen?“
„War das gerade eben dein Freund im Auto?“, fragte mich ein Typ.
„Vielleicht….“ und ließ somit die Frage unbeantwortet.  
Er schien verwirrt und sagte leise: „Äh, oh.“
„Seid ihr reich? Wegen dem Auto, weil das war ein Ferrari“, fragte mich ein nett aussehendes Mädchen. Ich wusste selber was das für ein Auto war.
„Hmmhm“, war das einzige was ich dazu sagte.
„Wie alt sind deine Brüder? Sind sie frei, oder schon vergeben?“
Der Lehrer rettete mich aus dieser ganzen Fragerei, die mir langsam auf die Nerven ging.
Als ich durch die Klasse blickte sah ich wieder das Arschloch, Jake.
Jake grinste mich hinterlistig an. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihn mit meiner Faust bekannt gemacht.
„Amy, setzen Sie sich doch bitte neben Diana“, er deutete auf eines der Mädchen… Di! Meine miesen Gedanken waren sofort vergessen.
Di grinste mich an und ich zurück. „Schön dich wiederzusehen. Und wow, wie hast du das mit der Schuluniform hinbekommen? Die sieht ja mal mega geil aus!“
Ich lachte laut. „Ruhe dahinten. Los, holt eure Mathematiksachen raus.“
Och ne! Wie ich Mathe hasste. Ich könnte kotzen. „Ich bin eine Niete in Mathe. Du?“, fragte ich Di.
„Es geht, kannst bei mir abschreiben.“ Erleichtert bedankte ich mich bei ihr.
„Ich. Sagte. RUHEEEE!“, schrie der Lehrer. Alter Meckerheini.

Nach den beiden Stunden war ich geschafft. „Hey Di, hast du Lust was in der Pause mit mir zu machen?“
Sie nickte und sagte: „Klar. Kelly und Mira kommen mit.“
Die zwei Besagten kamen just in dem Moment. „Hey ich bin Mira. Ach wenn ich blond bin, bedeutet das nicht, dass ich blöd bin. Vergiss das mal ganz flott.“ Kelly war ca. so groß wie ich und hatte rabenschwarze Haare. Mira hingegen war klein und blond, aber sie war die vorlaute und wuchs mir sogleich ans Herz.
„Keine Sorge, so dumm bin ich nicht. Aber mal abgesehen von dir“, ich zeigte auf zwei mit Schminke vollgekleisterte wasserstoffblonde Tussen, „die sind blond und blöd, hab ich recht?“
„Du meinst Shantiii, mit sehr lang gezogenem I, und Emilie. Die zwei Obertussen der Welt. Bei dir in Oregon wären sie bestimmt als Aliens angesehen worden.“
„Ja darauf kannst du wetten.“

Sie zeigten mir die Cafeteria und den großen Pausenhof.
Hinten endeckte ich Mike, Brandon und Luka. Ich winkte ihnen zu und sie kamen zu uns.
„Oh mein Gott! Meinen die dich?! Das sind ein paar der heißesten Typen der ganzen Schule. Ich bin seit drei Jahren unsterblich in Luka verliebt“, vertraute mir Di an. Awww wie süß. 
„Hey Amy, wen hast du denn um den Finger gewickelt?“, fragte Brandon.
„Das ist Diana genannt Di, die süße blonde ist Mira, aber unterschätzt sie nicht und das ist Kelly.“
„Oh cool.“
Mike zog mich zur Seite. Die anderen quatschten weiter.
„Du pass auf, Alec hat mir heute im Unterricht eine SMS geschickt. Ich soll dir alle von der BlackShadow-Gang zeigen, damit du dich von allen fern halten wirst.“
Ich wollte protestieren, aber Mike hielt mir seinen Zeigefinger an die Lippen.
„Lass mich ausreden. Alle sieben gehen hier auf die Schule. Schau da sind sie.“ Er blickte hinter mich, dann drehte er mich leicht in ihre Richtung.
„Der da, der vorne läuft, mit den braunen Haaren, das ist Jake. Er ist 17“, er deutete auf das Arschloch, „sowie Ben, der blonde. Ethan, das ist der braunhaarige neben Ben, und Stefan“, er deutete auf den anderen mit braunen Haaren rechts neben Ethan, „die sind auch 17. Wie du sicherlich bemerkt hast, sind Ethan und Jake in unserer Klasse. Der kleinste heißt Fabian, er ist 16, der schwarzhaarige ist Tylor, der ist 19 und ist vor einem Jahr sitzen geblieben. Der, der etwas abseits geht ist Jayden, der ist 18. Konntest du dir alles merken?“
Jayden ist 18, fast ein Jahr älter als ich, da ich bald 17 werde.
„Em, ja. Ich hab mal wieder eine Frage. Warum soll ich mich von denen in Acht nehmen? Was haben sie denn böses verbrochen?“
Mike schluckte und meinte: „Das wirst du noch früh genug erfahren.“ Aha. Super Aussage!
Mein Blick wanderte zu Jayden. Dieser hob den Kopf und sah zu mir rüber. Schnell senkte ich meinen Blick, trotzdem spürte ich, wie seine Augen auf mir haften blieben.
Er schien nachzudenken.
Über was wohl? Hm, ich glaubte darüber zerbrach ich mir in der nächsten Stunden den Kopf.
Mein Herz raste wild und meine Narbe brannte wieder leicht. Ich konnte mich auf keinen Fall in einem Wochenende in ihn verlieben, oder?
Nachdenklich gesellte ich mich wieder zu den anderen. Sie diskutierten gerade, wer die coolsten Haare hätte. Di war natürlich für Luka. Ich fand das echt süß, wie sie ihn verteidigte, aber es nicht schaffte ihn direkt in die Augen zu blicken. Ich grinste. Ich kannte sie erst so kurz, aber trotzdem wusste ich, dass sie nie so schüchtern war, wie jetzt.
Meine Gedanken kehrten zurück zu Jayden. Seine fast schwarzen Haare passten zu meinen. Seine Augen waren eisblau, die Haut war gebräunt, wie die meine, und unter seinem T-Shirt konnte man seine Bauchmuskeln deutlich erkennen. Er sah einfach Göttlich aus.
Ich würde ihn so gerne mal lächeln sehen.
Bestimmt fielen dann alle Frauen, Mädchen und Schwule in Ohnmacht. Ich stellte mir das gerade bildlich vor und konnte mich kaum halten vor Lachen.
Irritiert schauten mich die anderen an. Ich winkte nur ab und lachte weiter.
Ach du scheiße, jetzt schwärmte ich schon von Jayden, wie ein liebeskrankes Opossum. Äh, konnten Opossums schwärmen? Egal.
Amy! Schmeiß diesen sexy Gott aus deinem Kopf! Du wolltest nicht, dass dir das nochmal das passiert was dir dein letzter Schwarm angetan hatte. Sofort  verschwand meine gute Laune.
Ich merkte nicht wie es schellte.
Erst als Luka mich antippte, zuckte ich zusammen und begab ich mich auf den Weg zum Unterricht.

 

 

Jaydens Sicht

Ich hatte SIE heute Morgen gesehen, wie sie aus dem Ferrari ihres Bruders ausstieg.
Sie sah sexy aus in ihrer Schuluniform, naja was hieß Schuluniform? Eher ein schöner Minirock mit einem zerschnittenen engem Top. Sie hatte ihre Kniestrümpfe lässig runtergeschoben, sodass sie wie Stulpen aussahen. Ihre Krawatte hing unordentlich an ihrem Hals und ihr einer Netzhandschuh zeigte ihre rebellische Art. Außerdem trug sie unübersehbare verschiedenfarbige Armbänder.
Mein Herz klopfte wie verrückt. Uhhh, wehe die anderen aus meiner Gang hören das, das wäre so peinlich. Ich meinte, wenn der unantastbare Vampir sich verliebte, dann war das ein Weltwunder.
Meine Gedanken knurrten sauer, als ich sah, wie sie zu den Jungs aus der WhiteRose-Gang ging. Ich wusste nicht was ich erwartet hatte.
Das sie zu mir gerannt kam? Dass sie diese Jungs hasste? ‚Nein, wieso sollte sie?!‘, war die Antwort auf beide Fragen.
Ihr Lächeln war sanft und glücklich. Es strahlte unglaubliche Freude aus. Gerne wäre ich zu ihr gegangen, um sie in meine Arme zu schließen und nie wieder gehen lassen.
Träumen war nicht verboten, aber bei unwirklichen Dingen nur selbstschadend oder gar selbstzerstörend, hatte mir einmal eine Freundin gesagt.
Im Unterricht schweifte ich ab. Wieso soll ich zuhören, wenn ich alles bereits wusste? Meine Gedanken huschten zu ihr.
Amy.
Mit diesem Brandon schien sie sich gut zu verstehen. Und das versetzte mir einen gehörigen Dämpfer.
Sie hatte mich angeschaut, nachdem Mike ihr gesagt hat, wie wir hießen. Ertappt hatte sie weggeschaut, als sie sah, dass ich zu ihr rübergeschaut hatte.
Worüber hatte sie in der Pause nachgedacht?
Zum Glück waren Ethan und Jake in ihrer Klasse, sodass sie mir Bericht erstatten konnten.
Mich störte es, dass die ganzen männlichen Wesen auf der Schule ihr hinterherblickten. Nein, sie begafften, dass traf es mehr.
Amy war MEIN!
Huch, was war das denn?! Das war ganz, ganz schlecht!

 

 

Amys Sicht

Kurz vor dem Schultor stoppte ich. Ich hatte was Wichtiges vergessen zu fragen.
Ein jüngerer Schüler lief in mich rein, da ich erst nicht vor hatte stehen zu bleiben. Er wurde rot und entschuldigte sich bei mir stotternd.
„Nicht schlimm. Ich bin dran schuld gewesen.“ Er schüttelte den Kopf und verlies fluchtartig das Schulgelände.
Di kam in meine Richtung. Sie hatte noch einen Aufsatz abgeben müssen, deswegen war ich allein losgegangen.
„Di, ich wollte dich was fragen. Hast du ein paar Minuten Zeit?“
„Ja, schieß los. Um was geht es denn?“
„Also, ich tanze sehr gerne. Meistens Hip-Hop. Und ich würde gerne hier in einen Tanzkurs gehen. Oder gibt es hier eine gute Gruppe? Früher hatte ich meine eigene Gruppe. “
„Oh“, sagte sie überrascht.
„Was oh? Gibt es hier nichts in der Art?“ fragte ich sie enttäuscht.
„Natürlich. Ich war nur ein bisschen überrascht. Ich meine, ich tanze auch Hip-Hop. Vielleicht nicht ganz so gut, aber auch nicht direkt schlecht. Hm…, also hier in der Nähe gibt es fünf Tanzstudios, aber geh da besser nicht hin. Die verbauen einen die eigene Technik und eigene Moves wollen die nicht sehen. Die sind echt nicht empfehlenswert. Warte, lass mich mal überlegen.“
Ich gab ihr die Zeit, die sie brauchte.
Ihre Augen strahlten als sie anfing zu grinsen.
„Du, ich weiß das ist eine spontane Idee, aber ich bin in so einer Street-Dance-Gruppe und unser ‚Anführer‘ hat die Gruppe aufgelöst, weil er keine Zeit mehr hatte. Das war ungefähr vor einem Monat. Wir alle fanden das scheiße, trotzdem wollte niemand sein Amt übernehmen. Wie wär‘s, wenn du mir dein Talent zeigst, und wenn du gut bist kannst du uns eventuell was beibringen oder zumindest einsteigst? Ich glaub du hast das Zeug dazu.“
„Em…, ja kann ich machen. Wann trefft ihr euch denn mal wieder?“
„Heute Abend. Da steigt eine Party die Kelly organisiert. Ach und Mira und Kelly tanzen auch in der Gruppe. Naja, jedenfalls kommen alle und einige andere Personen. Das wird eine große Fete. Wenn du Lust hast, können wir jetzt in die Stadt und ich zeig dir mal die besten Läden und Cafés.“
Ein bisschen war ich überrumpelt, freute mich aber darüber, dass ich sie so schnell als Freundin gewonnen hatte.
Ich rief Alec an und erzählte ihm, dass ich erst heute Abend wieder da sein würde. Er wünschte mir viel Spaß und ich legte auf.

Für die Party kaufte ich mir ein cremefarbenes Kleid. Es reichte mir fast bis zu den Knien. Oben lag eng an und nach unten hin war es gerafft. Mein Rücken war frei. Es saß perfekt.
Dazu kaufte ich mir noch ein schwarze High Heels, die zwar einen starken Kontrast zu dem Kleid waren, aber trotzdem dazu passten.

Wir klapperten Laden um Laden ab. So kam es zustande, dass ich am Ende über zwölf Tüten besaß und Di sieben.
Erschöpft ließen wir uns auf die Stühle eines Cafés gleiten.
Wir machten unsere Hausaufgaben, dann gingen wir zu Di nachhause. Sie wohnte mit ihren Eltern in einem Hochhaus. Es war gemütlich.

Wir brauchten zwei Stunden um uns fertig zu machen. Da ich keinen BH unter dem Kleid anziehen konnte, da der komplette Rücken frei lag, fragte ich Di nach einem breiten Klebeband. „Was willst du denn damit?“ Ich zwinkerte ihr zu und sagte, dass sie es gleich sehen würde. Sie holte es mir und ich ging damit ins Bad.

Nachdem ich fertig war, war ich einen kurzen Blick in den Spiegel und musste zufrieden grinsen. Mein Dekolleté sah noch besser aus, als sonst. Ich hatte das Klebeband unter und über meine Brüste geklebt. Dieser Trick haben Jess und ich zufällig entdeckt und sogleich ausprobiert.

Ich trat in Dianas Zimmer, wo mich ein großes Chaos liebevoll erwartete.
Di saß zwischen den Sachen auf dem Boden und suchte hektisch etwas in zwei Klamottenhaufen gleichzeitig.
„Oh Scheiße, SCHEIßE, MAN EY! Wo hab ich nur…?“, redete sie mit sich selbst und schmiss den rechten Stapel um.
„Kann ich dir helfen?“, bot ich ihr an.
Sie blickte nicht hoch sondern sagte nur: „Ja. Nein. Also ähm doch. Oder hmm vielleicht… ja. Ich suche mein Handy. Ich hab es vorhin hier hingelegt“, sie deutete in ihren Kleiderschrank, „und jetzt…, keine Ahnung.“

Kelly hatte einen großen Club gemietet. Die Lichter flackerten in verschiedenen Farben und warfen Schatten auf die tanzenden Personen. Eine kleine Bar befand sich neben der Tanzfläche, die übrigens riesig war, und auf der anderen Seite waren mehrere Sessel und niedrige Tische.
Neben mir winkte Di jemanden zu.
Ich guckte in die Richtung und sah eine größere Gruppe von Leuten.
Di hackte sich bei mir unter und schliff mich zu dieser Gruppe.

Daniel, einer aus der Tanzgruppe, bat mich um einen Tanz. Ich sagte zu und er führte mich zur Tanzfläche. 
Der Beat der Musik fand den Weg zu meinem Herzen und ließ mich glücklich dazu bewegen.
Daniel machte eine Drehung, bei der ich sofort wusste was kommen würde. Ich lächelte ihn an und los ging es.

Wir legten einen gewagten lateinischen Tanz hin.
Die Leute um uns herum machten uns Platz, sodass wir beide die ganze Fläche ausnutzen konnten. Mein Partner war ein begnadeter Tänzer.
Zuvor hatte er mir gesagt, dass er nur Hip-Hop und Jazz tanzte, doch von seinen anderen Künsten hatte er keinen Pieps von sich gegeben.
Während des Tanzes grinsten wir uns schweiged an, denn der die Musik und der Tanz übernahm die Sprache.
Nachdem wir geendet hatten brach ein schallender Applaus aus. Daniel und ich lachten und verbeugten uns galant.
„Na Daniel, jetzt kannst du nicht mehr sagen, dass du NUR Jazz und Hip-Hop tanzt. Die Mädchen werden dir zu Füßen liegen. Das garantiere ich dir.“
Er lächete wie ein kleiner süßer Panter und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange.
„Jaja. Du warst nicht schlecht, okay was sag ich da… du warst großartig. Schau mal unsere Gruppe an“, er nickte zu ihnen rüber, „ich glaube die haben dich so akzeptiert und hey, das hat bisher noch keiner geschafft. Ich weiß nicht, ob Di, Kelly oder Mira es dir erzählt haben, wir haben verschiedene Leute gefragt, aber keiner hat es geschafft.“
Ich drehte mich um zu der Gruppe hin. Sie schauten mich alle strahlend an und reckten die Daumen in die Höhe.
Unnötigerweise fragte ich: „Und wie fandet ihr es? Reiche ich euch aus?“
Kelly kam zu mir und nahm mich liebevoll in den Arm.
„Also, nicht das du sauer oder enttäuscht bist…“, was?!, „durch diesen geilen Tanz hast du dich sogleich als unsere Lead-Tänzerin eingetragen und kannst uns jetzt nicht mehr verlassen.“
Sie grinste über beide Ohren und ich gleich mit. Leise flüsterte ich zu ihr: „Danke.“ „Du musst dich nicht bedanken. Wir haben zu danken.“
Ich winkte nur ab und sagte, dass ich mich unglaublich freue und dass ich hier eine Gruppe gefunden habe.

Um halb eins rief ich Marc an. Er wirkte ein bisschen gehetzt, meinte aber, er macht sich auf den Weg um mich abzuholen.
Ich verabschiedete mich bei allen, schnappte mir meine Gucci Tasche und ging raus.
Nach ein paar Minuten kam schon Marc angelaufen. Oh Mann, ohne Auto. Sollte ich mich heute sportlich überanstrengen?
„Hey wo ist mein Taxi?“, begrüßte ich ihn recht herzlos.
„Ach, ich dachte ein Spaziergang durch Miami in der Nacht ist was spannendes.“
Ich blickte von seinem Gesicht hoch und erblickte einen leuchtenden Himmel.
Marc hatte mir anscheinend angesehen, dass ich verwirrt war und sagte, dass die Lichter von Miami so hell waren, sodass der Himmel über uns leuchtete.
„Okay. Wo ist dein Lamborghini? Du lässt gewöhnlich keine Gelegenheit aus, dich mit ihm fortzubewegen.“
„Ich hab ihn Brandon ausgeliehen.“ Das überraschte mich.
„Ähm…, was!? Du…. Wow! Das ist der unglaublichste Tag aller Zeiten. Wir sollten feiern. Marc hat sein Auto verliehen, verliehen, verliehen. Wieso?“
Jetzt schmunzelte er. „Tja, weil er eine Spritztour damit machen wollte. Also das war mein Wetteinsatz und ich hab verloren.“

Marc kannte den Weg auswendig, was mich nicht wunderte, da er einen sehr guten Orientierungssinn besaß. Ich versuchte mir die Straßen zu merken, aber es gelang mir nicht. Um uns herum herrschte reichlich Betrieb auf
den Straßen, in den Cafés und Bars. Die Palmen an den Straßenrändern wurden beschienen von Laternen.
Es sah wunderschön aus, weil diese Laternen in verschiedenen Farben strahlten. Die Straßen und Bürgersteige waren alle in einer schönen Cremefarbe gehalten. Es passte irgendwie zu Miami. Alles so bunt und farbenfroh und die cremefarbenen Häuser und dazu die gleichfarbigen Straßen.

Plötzlich kribbelte es mich. Erst in meinem Bauch, dann wanderte das Kribbeln über in meine Beine und dann blitzschnell hoch in meinen Oberkörper. Mir wurde heiß und sofort wieder kalt. Das Kribbeln entfachte ein Feuer in mir aus, jedenfalls fühlte es sich so an.
Marc schaute mich an.
„Marc. Marc?! Was…? Ich…, es kribbelt alles! Und, und mir ist so kalt und warm.“
Oh shit, was war das?! Mein Bruder sagte nur: „Scheiße.“ Mehr nicht!
Das Feuer zog sich zurück und wurde überschwemmt von einer eisigen Kälte. Mein Körper fing an zu zittern.
Endlich tat mein bescheuerter Bruder etwas. Er nahm mich in den Arm und fing an zu rennen.
Ich achtete auf nichts mehr, nur auf das was gerade mit mir geschah.
„Okay Amy, ich weiß was das ist. Ähm...“, ja was denn nun?
Es hörte auf. Einfach so.
„Fuck, was war das Marc? Du weißt doch was es war. Sag es mir.“
Er überlegte. „Wir werden es dir morgen erklären. Nach der Schule.“
Ich soll so lange warten? Aber eine wichtigere Frage war: „Wer ist WIR?“
Marc schaffte gleichzeitig zu laufen, mich auf dem Arm zu tragen und sich am Kopf zu kratzen. Multitasking und das als Junge. Respekt!
„Ich und Alec.“ Der Esel nennt sich zu erst.
Eigentlich passierte immer alles so, wie Marc es wollte, aber ich ließ es trotzdem nicht unversucht.
„Ich will es aber JETZT wissen!“, quengelte ich wie ein Kind. Das war mein gutes Recht, da er mich trug wie ein Baby.
Ich setzte meinen Hundeblick auf und Marc schaute schnell weg. Er wurde immer weich wenn ich das machte.
„Bitte Marc.“
„Amy, versteh mich bitte. Ich kann es dir nicht sagen. Zumindest Alec sollte dabei sein.“
„Zumindest? Meinst du auch Mom und Dad wissen was das war? Hallo, bin ich die einzige Unwissende?“
Alter, die konnten mich alle mal! Er trug mich den Weg schweigend weiter. Was hätte ich denn sagen sollen? So in etwa: Ich find es grad echt der Burner, was du mir antust. Du lässt mich selber grübeln. Du weißt ganz genau zu welchem Ergebnis das führt. Genau, zu KEINEM! Und ich hab keine Lust auf die Scheiße mit: Das wirst du Morgen erfahren. Laber keinen Mist!!! Ich. Will. Es. Wissen. ? Neee, darauf hätte er eh nichts geantwortet. Sturer Pinguin!
Mir fiel nichts Besseres ein.

Mein Leben zog an mir vorbei, ohne dass ich die Wahrheit erfuhr. Kleiner Scherz. Ich war nur so sauer auf ihn, auf meinen anderen Bruder und auf den Rest der Welt.

ICH HASSTE ES ZU WARTEN. Wer mochte das denn schon? Wer liebte Überraschungen? Ich verstand auch nicht, warum die Leute Halloween feierten. Sich verkleiden und dann mal dahin und dann mal dahin. Die Deutschen, hatte ich gehört, feierten auch noch Fasching. Wie bescheuert konnte man sein? Antwort: Sehr, sehr dolle!

Alec erwartet uns an der Auffahrt zur Villa.
Ich sprang aus Marcs Armen und stapfte beleidigt an Alec vorbei. Dieser blickt zu Marc und der gab ihm zu verstehen, dass er es ihm gleich erklären würde.
Ich lief schneller und machte die Tür auf. Ja, dieses Mal schaffte ich es ganz ohne Schlüssel. Meine Füße trugen mich automatisch in mein Zimmer.
Von untern konnte ich Alecs Stimme hören: „Miss Gear, wollen sie ihr Abendmahl zu sich nehmen?“
„N.E.I.I.I.N!“, schrie ich zurück. 
Ich fiel. 
Direkt auf mein Himmelbett und grübelte weiter nach.
Man! Das musste ich verhindern, ansonsten starbe ich an meinen hochbekifften Gedankengängen.
Ich schlüpfte unter meine heiß geliebte Dusche. Ja, mit meinem Kleid und nein, das war nicht dumm.
Das machte manchmal Spaß.
Kacke, selbst das gab mir diesmal keine Abwechslung.
Ich machte die Dusche wieder aus und kletterte aus meinem Kleid, kleidete mich für die Nacht an, hüpfte auf mein Bett, kuschelte mich unter meine Decke und schlief ein.
Mein Traum bestand darin, dass dieses komische Gefühl immer und immer wieder überfiel.

Morgens wurde ich nicht geweckt.
Wieso? Weil mein Wecker den Geist aufgegeben hatte und im Pool rumgammelt.
Ha, ein ruhiger Morgen. Kurz streckte ich mich aus und wollte mich umdrehen, damit ich weiter pennen konnte, doch leider hatte mein Hirnchen vergessen, dass mein Bett nicht unendlich groß war.
Scheppernd krachte ich auf den Boden.
Scheiß Bett!
Sauer rappelte ich mich auf, stampfte in mein anderes Zimmer und machte mich fertig für die Schule.
Die mir einfiel, als ich Bekanntschaft mit dem Boden gemachte hatte. 

Ich rutschte das Treppengeländer mal wieder runter. Wer würde sich schon freiwillig bewegen, wenn es nicht nötig war?

Das Essen sah wieder so richtig geil aus.
Mmmm, da bekam ich gleich Hunger. Meine Brüder ignorierte ich.
Nach dem Essen musste ich aber Alec ansprechen, ansonsten könnte ich mein Taxi vergessen und eine Viertelstunde zur Schule laufen. Er erhob sich und setzte sich in Bewegung.

Im Auto: „Mach nicht so ein drei Tage Regenwettergesicht Amy. Wir erklären es dir nachher.“
Wow wie gütig. IRONIE!
„Genau das ist der Punkt. Ich will es nicht NACHHER wissen, sondern jetzt!“
„Warte ein paar Stunden, dann weißt du auch warum wir es dir nicht in zwei Sekunden erzählen können.“
Pfhhhh…, leck mich am Arsch du aufgeplustertes Hühnerei, dachte ich mir.

An der Schule angekommen, knallte ich die Autotür zu, nachdem ich ausgestiegen war.
Di kam sofort mit den andern zu mir.
"Was ist denn los?"
Sollte ich ihr das von Gestern erzählen?
„Meine Brüder sind LOS! Dumme hässliche Cupcakes! Das sind solche hirnlose Meerschweinchen!“
Oh mein Gott! Das war das erste mal das ich Essen beleidigt hatte.
„Es tut mir unendlich leid liebe Cupcakes! Ich liebe euch. Bitte verzeiht mir, dass ich euch mit meinen Brüdern verglichen habe", schickte ich ein Stoßgebet zu meinen geliebten Cupcakes.
Di grinste und fragte mich ein bisschen verwirrt, ob es wirklich hirnlose Meerschweinchen waren. Ich antwortete ihr mit: „Ja man!“
„Wie du meinst.“ Sie verdrehte die Augen und schliff mich in die Schule hinein.

Die Stunden und die Pausen verbrachte ich damit, mich über meine Brüder aufzuregen und weiter zu grübeln.
Hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich das hasste?

Nach der letzten Stunde holte Marc mit seinem zurückbekommenen Lamborghini ab.
Sein Fenster war heruntergelassen und ich stieg hinein. Ja durch das Fenster.
Erst meinen Arsch und dann mit dem Rest.
Brandon pfiff und Di winkte mir lachend zum Abschied.

Zuhause, Moment mal, seit wann eigentlich ZUHAUSE?!, hechtete ich ins Wohnzimmer. Kein Alec zu sehen. Ich stürmte raus zum Pool. Daneben saß Alec auf einer Sonnenliege.
„Ah, da hat es eine aber sehr eilig.“
Kindisch streckte ich ihm meine Zunge entgegen und nahm mir eine Liege. Diese stellte ich an den Rand des Pools, gegenüber von Alecs Liege. Marc schlenderte zu uns und schubste Alec ein Stück zur Seite.
Sie schwiegen bis ich genug hatte und angespannt schrie: „LOS FANGT AN!“
Marc plapperte als erstes los und sagte: „Ich glaub wir kommen sofort zum Punkt, ansonsten fällst du noch vor Spannung um.“
Ja, damit könnte er durchaus Recht haben.
Alec übernahm das Sprechen. „Du bist eine Gestaltenwandlerin.“
Das haute mich um. Wortwörtlich. Es haute mich um.
Ich lehnte mich zurück an die Lehne der Liege. Der Haken an der Sache war aber, dass meine Liege keine Lehne hatte. Jede Sonnenliege hatte eine. An allen Seiten.
Natürlich wusste ich, dass das nicht stimmt, aber ich brauchte etwas um die Schuld abzuschieben. Und so kam es, wie es kommen musste. Ich platschte ins Wasser.
„Hey, Wecker ich leiste dir Gesellschaft. Freust du dich?“ Sarkasmus lässt grüßen.
Meine verblödeten Brüder lachten sich schlapp. Das war überhaupt nicht witzig!
„Ich wusste…hahaha… nicht, dass es… dich so haha… hart trifft haha… haha… Amy“, kam es stockend durch Alecs Mund, unterbrochen von seiner Lache.
„Könnt ihr mir vielleicht raushelfen?“, blaffte ich sie an. Marc riss sich als erster zusammen und gab mir seine Hand, aber das war mir nicht genug.
„Alec hilf mal deinem Bruder und MIR!“
Nun hockten beide Brüder vor mir und hielten mir jeweils eine Hand hin. Ich zog so feste daran, dass sie durch die Kraft und den Schwung beide einen Bauchklatschern ins Wasser machten. Tja, damit hätten sie wohl nicht gerechnet. Ich liebte Rache, aber auch nur dann, wenn ich sie betätigte.
„Erst wenn man gleichberechtigt ist, das heißt, auch wenn man in der gleichen Situation steckt, kann man in der gleichen Harmonie der Schwingungen miteinander kommunizieren.“
Nun vollkommen erstaunt und verwirrt schauten sie mich an. Mein Gefühl sagte mir, dass sie keine Ahnung hatten, was ich damit gemeint hatte. Naja egal.
„Ja wie gesagt, du bist eine Gestaltenwandlerin. Wir alle, Alec, unsere Gang und ich sind welche. Ich bin ein Jaguar und Alec ein Gepard. Mom und Dad waren früher auch welche. Dann haben sie sich dagegen entschieden und haben sich einfach nicht mehr verwandelt. Wenn du das eine ganz lange Zeit nicht machst, dann alterst du wieder. Alec und ich sind für unsere Verwandlung hier her, weil wir wussten was wir und unsere Gang sind. Also eher war es so: Dad hat uns gesagt was wir sind, dann waren wir beide Mal hier und haben die Typen kennengelernt. Wir dachten: Komm, lass uns doch eine Gang bilden. Und so wussten wir, mit der Zeit auch, dass sie auch Gestaltenwandler sind. Für unsere komplette Verwandlung brauchten wir Vampirblut“… stopp was? VAMPIRE!?
„Äh… es gibt Vampire? Im ernst jetzt? Ich glaub euch eh den ganzen Mist nicht, aber kann man auch wechseln? Also das ich ein Vampir werde, weil Vampire sind cooler und heißer. Und sie glitzern in der Sonne.“
Verdutzt und schockiert zugleich schauten sie mich an.
„Was?!?! Ne du kannst nicht ‚wechseln‘. Aber du musst uns glauben. Sollen wir dir es vormachen?“
„Also da du eh ein Schwein bist Alec, glaube ich euch mal, denn anders könnte ich mir dieses Verhalten, eher gesagt das Gefühl, nicht erklären. Außerdem würdet ihr es mir sonst ins Gehirn eintrichtern. Erst mit einem Megafon, dann würdet ihr mich 1000mal schreiben lassen: Ich bin eine Gestaltenwandlerin, ich bin eine usw., dann würde die Prozedur kommen, in der ihr mich so lange quält Kartoffelsalat zu essen, bis ich freiwillig aufgebe. Äh, was bin ich denn, wenn ich mich verwandelt hab?“
„Kleine, das wüssten wir auch gerne.“
Nee, oder?! Wenigstens das wollte ich wissen. Was wäre, wenn ich mich verwandelte und dann eine kleine hässliche Ameise wäre.
„Wann werde ich mich das erste Mal verwandeln und wie kann das machen, das man wieder ein Mensch wird? Wie lange dauert eine Verwandlung. Was seid ihr eigentlich? Woher bekommt ihr das Vampirblut? Warum hab ich nie etwas davon mitbekommen?“
Alec rieb seine Schläfen.
„Das waren zu viele Fragen. Aber wir glauben, dass du dich in dem nächsten Jahr verwandeln wirst. Die Verwandlung findet immer abends statt. Also brauchst du dir keine Sorgen zu machen, dass es in der Schule passiert wird. Das Vampirblut werden wir dir besorgen.“
Ach ja klar, das mit der Schule wäre NATÜRLICH meine erste Sorge gewesen. Haha Ironie!
„Aha.“
Ich werde bald ein Mädchen sein, das sich in ein Tier verwandeln kann. Mir wurde flau im Magen.
„Hm-mmh, ich glaube ich brauch ein bisschen Zeit das zu verarbeiten. Versteht ihr? Ich brauch ein bisschen Abstand von dem hier“, ich zeigte auf das Haus, den Garten und auf sie.
„Ja, wohin gehst du denn?“ Gute Frage.
Ich glaub ich gehe zum Strand. Ihr müsstet mir nur die Richtung zeigen.“
Sie deuten auf der Ausfahrt.
„Ja das weiß ich auch“, sagte ich genervt. Selbst in solchen Situationen benehmen sie sich normal.
„Nein, nein, du musst in die Richtung, um zum Strand zu gelangen“, meinte mein ältester Bruder.
Ich kletterte aus dem Pool, schlenderte zur Villa und ging triefend dir Treppe hoch. Ich fragte mich, warum wir eigentlich keinen Aufzug besaßen.
Im Badezimmer trocknete ich mich ab und schnappte mir meinen schwarzen sexy Bikini und ein dünnes, kurzes Sommerkleid. Ich streifte mir noch hohe Sandalen über die Füße und lief los.
Alec und Marc hörte ich laut lachen. Das Spritzen des Wassers deutete auf eine Wasserschlacht hin. Ich grinste vor mich hin, obwohl eigentlich alles in mir am überlaufen war.
Irgendeine Frau fragte ich nach dem genaueren Weg zum Strand. Sie beschrieb in mir kurz und ich bedankte mich.

Vor mir erblickte ich den Strand und das Meer. Es war ein unglaublicher Anblick.
Das Wasser des Atlantischen Ozeans war Türkis. Seichte Wellen schlugen auf den Strand und verschwanden dann wieder in die Richtung, aus der sie her kamen.
Vor dem Sand bleib ich stehen und zog meine Sandalen aus. Meine Füße gruben sich in den Sand.
Ich suchte ein leeres Plätzchen, was sich nicht so leicht finden ließ und setzte mich hin. Die Sonne schien strahlend vom Himmel auf mich herab. Meine Augen schlossen sich von selbst und ich konzentrierte mich nur auf das Rauschen des Meeres, den Salzigen Geruch, die leichte Brise des Windes und die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Langsam begann ich mich zu entspannen.
Nach einiger Zeit führten meine Gedanken mich von dem Strand, wieder zu dem, was ich gerade erfahren hatte.
Ich war kein Gewöhnlicher Mensch.
War ich überhaupt ein Mensch? Außerdem war ich nicht das, wofür ich mich immer gehalten hatte. Meine Familie hatte mir die ganze Zeit über etwas verschwiegen. Selbst Alec hatte mir kein Sterbenswörtchen zugeflüstert. Wie konnte er nur? Ich meinte, wir sagten uns fast alles. Außer von seinen Bettgeschichten, denn die wollte ich gar nicht hören.

Meine Narbe fing leicht an zu brennen. Kurze Zeit später konnte ich spürte, wie sich jemand neben mich setzte, aber meine Augen blieben geschlossen.
Mein Nebenmann blieb ruhig. Kurz genoss ich den Moment, bis meine Neugier an dem Unbekannten überwog.
Ich schlug die Augen auf.
Bei seinem Anblick blieb mein Herz kurz stehen, um danach sofort um das zehnfache schneller zu schlagen.
Der Unbekannte war niemand anderes als Jayden höchst persönlich.
Er lächelte mich an. Wow, er wollte mich umbringen, da mein Herz einen Kollaps kriegt bei diesem heißen Lächeln.
Seine Augen strahlten das schönste und tiefste Eisblau aus, das ich je gesehen hatte. Seine dunklen Haare lockten meine Hände verführerisch an. Ich wollte durch sie hindurch wuscheln, aber ich konnte sie geradeso noch davon abhalten. Was hätte er denn dann von mir gedacht?
Die Narbe wollte ihre natürliche Temperatur nicht zurück haben. Sie blieb weiterhin erwärmt. Komischerweise empfand ich das nicht als unangenehm, eher in Gegenteil.
Meine Augen wanderten runter zu seinen Lippen, die einen klitzekleinen Spalt geöffnet waren. Sie luden mich förmlich dazu ein, sie mit meinen zu versigeln.
An was dachte ich eigentlich? Das musste schleunigst aufhören.
Sein T-Shirt lag eng an, sodass seine Muskeln deutlich hervor traten. Unglaublich sexy. Bevor ich sie anfassen konnte schaute ich wieder nach oben.
Nun grinste er tierisch sexy.
Er hatte es natürlich bemerkt, wie ich ihn anschmachtete.
Schnell riss ich meine Augen von dieser Versuchung weg und schaute mir das Meer an.
Er lehnte sich vor mich und verdeckte somit meinen Ausblick aufs Meer.
Seine Augen hielten meine gefangen.
„Mach Platz. Ich will keinen Schatten“, sagte ich patzig.
Er grinste schief. Sein einer Mundwinkel war weiter oben als der andere. Oh das sah so süß aus.
Jayden nahm mein Kinn sanft in seine starke Hand. Mein Herzschlag wurde noch schneller.

Seine Lippen trafen meine.

 

 

Jaydens Sicht

Ich sah Amy alleine am Strand sitzen.
Sie war leicht bekleidetet, unter dem Kleid, konnte man ihren schwarzen Bikini sehen. Ihre Augen waren geschlossen.
Mein Herz schlug bis zum Hals. Sie zog mich magisch an.
Ich nutzte ihre geschlossenen Augen aus und setzte mich neben sie.
Amy bemerkte es, doch sie öffnete ihre Augen nicht.
Glücklich betrachtete ich sie. Sie sollte endlich ihre Augen öffnen, weil ich sie sehen wollte.
Genau in dem Moment, in dem ich das dachte klappten ihre Augenlieder auf.
Ich schaute in Rehbraune Augen. In dem Braun waren kleine lilafarbige Sprenkel. Sie verliehen ihr etwas Geheimnisvolles.
Als sie mich erkannte stockte ihr Atem. Ich hörte wie ihr Herz beschleunigte.
Lange betrachtete sie mich ausgiebig.
Ihr schien zu gefallen, was sie sah, denn sie schaute nicht nur, sondern starrte viel mehr.
In mir stieg ein Glücksgefühl hoch, das ich bisher nicht gekannt hatte.
Ich grinste. Ihre Lippen waren voll und so schön geschwungen, dass ich einfach nicht wiederstehen konnte. Wenn ich ehrlich war, wollte ich auch nicht wiederstehen.
Intensiv blickte ich ihr in die Augen, nahm ihr Kinn in meine Hand, zog sie sanft zu mir und küsste sie.

Ein mir unbekanntes Feuer entflammte auf meinen Lippen. Wow.
Sie erwiderte den Kuss.
Ha, ich hatte gewusst, dass sie etwas für mich empfand.
Ihre Lippen schmeckten göttlich.
Viel zu früh lösten wir uns voneinander. Meine Lippen prickelten weiterhin.
Beide waren wir geschockt von uns selbst.
Hastig sprang sie auf, nahm ihre Schuhe in die Hand und rannte los. Ich hatte sie zu früh überrumpelt.

 

 

 Amys Sicht

Ich erwiderte den Kuss. Meine Lippen standen in Flammen, genau wie meine Narbe.
So wie er hatte mich noch keiner geküsst, so wie er hatte mir noch keiner Gefühle entlockt, so wie er war keiner.

Als wir uns voneinander lösten, war ich so geschockt von mir, das ich aufsprang, meine Sachen nahm und losrannte.
Erst nachdem ich bei den Häusern ankam, blieb ich stehen. Was sollte ich jetzt machen? Nach Hause wollte ich nicht. Noch nicht. Mein Handy piepste. Eine Nachricht von Di:

Hast du Lust heute bei mir zu pennen? Ruf mich an wenn du das liest. HDGDL Di :*

Auch wenn heute so viel passiert war, brauchte ich einfach Ablenkung. Ich wählte ihre Nummer, gab ihr Bescheid und ging Nachhause um meine Sachen zu packen.

Di hatte alles für einen schönen Mädelsabend vorbereitet. „Kelly und Mira kommen auch gleich.“
„Oh ja, das wird cool.“ Sie kamen und wir schauten einmal ‚Beastly‘, der Film in dem Vanessa Hudgens mitspielt, und ‚Mit dir an meiner Seite‘.
Wir mussten alle weinen als Ronys Vater starb.

Am nächsten Tag liefen wir vier zur Schule. Als ich die Jungs aus der WhiteRose-Gang sah, war mir ganz mulmig zumute.
Sie waren wie ich, aber genau das machte mir Angst. Wir waren anders als alle anderen hier. Sie verhielten sich alle aber total normal.

Jayden konnte ich einmal kurz von hinten erblicken, zugegeben sein Rücken war sehr heiß.
In den Pausen konnte ich ihn nirgendswo entdecken, was mich erleichtert aufatmen ließ. Ich hatte keine Ahnung wie ich mit dem gestrigen Kuss umgehen sollte. Für mich war er wunderbar, aber was würde passieren wenn Alec oder Marc etwas davon erfahren würden?! Und wieso küsste mich Jayden? Hatte er etwa die gleichen Gefühle für mich, wie ich für ihn? Ich bezweifelte das. Er konnte jede haben und das Gestern war bestimmt Routine für ihn. Jedes neue Mädchen klarmachen.
Dass er jede haben konnte, machte mich traurig. Es tat weh. Wie ein Messer das in mein Herz gerammt wurde.

Nach der Schule trafen meine Tanzgruppe und ich mich in einer kleinen Halle, die alle zusammen finanzierten. In einer Ecke waren mehrere Laptops, Computer, eine Anlage, einige Stapel mit CDs und noch dies und jenes gestellt. Die längste Wand war komplett verspiegelt und wurde durch mehre Lichter erhellt. Auf der gegenüberliegenden Seite waren kleine Fenster eingebaut und um sie herum hatte jemand seine Graffiti-Künste zum Besten gegeben.
Die kleine Halle gefiel mir unglaublich.
Ein Teil von uns setzte sich in die Sitzsessel und der Rest machte es sich auf dem Boden gemütlich. Kelly schlug vor, mir ein paar Videos zu zeigen, wo die Gruppe schon überall getanzt hatte. Nach den Clips zeigte mir jeder, welchen Stil er am liebsten tanzte, damit ich einen Überblick hatte, was wir wie am besten einsetzen konnten.

Zuhause sprang ich dieses mal mit Bikini in den Pool.
Die Abkühlung tat meinem erhitzten Körper mehr als gut.
Nachdem ich mich gesonnt hatte überkam mich wieder dieses Gefühl.
Es hielt länger an, als das letzte Mal.
„Alec! Es ist wieder da!“ Er kam sofort zu mir und fragte mich, ob es einigermaßen ging. Wenn man es genau nahm, war dieses Gefühl nicht wirklich schlimm, aber auch nicht direkt angenehm. Nachdem es aufgehört hatte, fühlte sich meine Kehle rau an und ich wurde total müde.
Ich schlich in mein Zimmer und haute mich in mein Bett. Mein Handy piepste. Eine neue Nachricht. Ich öffnete sie.

Unbekannt 21:57
Liebste Amy Ich sehe dich, ich höre dich, ich spüre dich, ich schmecke dich. Ich bekomme dich meine Kleine. Alles ist gut. Bis bald in ewiger Liebe dein M.

Meine Hände fingen an zu zittern. Ich schmiss mein Handy so weit es ging weg, stand vom Bett auf, lief zu meiner Stereoanlage und stellte leise Musik ein. Zurück im Himmelbett, kuschelte ich mich in die Decke und schlief ein.

Wieder träumte ich von Jayden.
Wir beide standen zusammen am Strand und beobachteten die Wellen. Da kam Dracula und biss mich in meinen Hals.
Immer und immer wieder.
Bis ich kein Blut mehr in mir hatte und meine Seele im Meer verschwand. Währenddessen hatte Jayden meine Hand fest in seiner gehalten und gelacht.

Schweißgebadet und schreiend wachte ich auf.
„Oh mein Gott, nur ein Alptraum, nur ein Alptraum“, redete ich mir ein. Zur Sicherheit stellte ich mich vor meinen großen Wandspiegel und schaute meinen Hals an. Nichts.
„Puhh“, ertönte es erleichtert aus meinem Mund.

Der Tag lief so ab: in die Schule rein, aus der Schule raus, tanzen mit meiner Gruppe, nachhause, umziehen und zum Strand. Beim Strand war sehr viel los, ich schwamm weit hinaus aufs Meer und genoss die strahlende Sonne, die mich bräunte. Abends telefonierte ich ausgiebig mit Jess, ließ aber das Thema Gestaltenwandler weg.

In der Nacht träumte ich wieder den gleichen Traum.

Wieder wurde ich schweißgebadet wach.
Ich presste meine Hände gegen die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Dieses Mal überprüfte ich nicht meinen Hals nach Bissspuren.

Chloe, unsere Putzhilfe, kam mir und Alec entgegen, als wir auf dem Weg zum Auto waren. Sie begrüßte uns herzlich und ging rein zu Marc.
Sie kam ab heute jeden Freitag zu uns und machte Klarschiff, während ich in der Schule hockte.
Bei Alec im Auto kam mir der Gedanke, dass ich ihm anvertrauen könnte, dass mich Jayden geküsst hätte, doch
ich entschied mich dagegen. Es hätte nichts gebracht, außer dass er ihm den Kopf abreißen würde, wenn er ihn das nächste mal sehen würde.

Die Schule war zum Sterben langweilig.
Heute war mein achter Tag in Miami. Freitag der 13. Juli.
Seit Mittwoch hatte ich Jayden nicht mehr zu Gesicht bekommen.
In den Pausen schielte ich zu seiner Gang, doch er tauchte nicht auf. Insgeheim war ich traurig, aber anmerken ließ ich es mir nicht.
Das mit dem Kuss war ein Ausrutscher, von uns beiden, und es hatte für ihn bestimmt keine Bedeutung.

Nachdem meine Stunden in den Klassenräumen abgesessen waren, verwöhnte ich mich mit einem Buch im Garten.
Um acht machte ich mich fertig für den Discoabend den ich Di und den anderen versprochen hatte.
Genau um zehn war ich bereit und traf sieben Minuten danach vor dem Club ein.
Eigentlich war ich noch zu jung, aber als ich ein bisschen mit dem Türsteher geflirtet hatte war der so neben der Spur, dass er mich gewähren ließ. Er klapste mir leicht auf den Po und öffnete die Tür.
Im Club roch es nach Alkohol und naja, nach was es halt sonst noch so roch.
Mira entdeckte mich und kam zu mir.
„Wie hast du mich entdeckt? Hier sind unendlich viele Leute im Club“, sagte ich, als wir uns umarmten.
„Schön dass du gekommen bist. Die anderen stehen da“, sie zeigte hinter sich. Ich sah sie und winkte ihnen zu.
Alle winkten mir zurück. Glücklich lächelte ich.
Es war unglaublich, dass ich in diesen wenigen Tagen solche netten Freunde gefunden hatte.
Wir beide gingen zu ihnen hin.
Ich rief über die Musik hinweg: „Wer hat Lust denen hier mal zu zeigen wie richtig Tanzen aussieht?“
Alle machten mit. Schnell kletterte ich zum DJ aufs Podest hoch und wünschte mir ein Lied. Er grinste mich an und legte es auf.
Wir scheuchten ein paar Leute zu Seite und tanzten einen von unseren neuen Choreographien.
Die Leute starrten uns an. Wir endeten und alle applaudierten wild.
Wir verbeugten uns und jeder suchte sich einen Tanzpartner aus. Ich und Mira tanzten zusammen.
Wir hatten viel Spaß und lachten um die Wette.
Meine Füße taten weh, als ich aus dem Club raus ging.

In einer abgelegen Gasse passierte es.
Dieses Gefühl kam wieder und es hörte nicht auf.
Das Feuer brannte und brannte, die Kälte überschwemmte mich wieder. Es wechselte sich immer ab. Hitze, Kälte, Hitze, Kälte, Hitze und wieder Kälte.
Mir wurde schlecht und schwindelig. Alles drehte sich um mich herum.
Meine Beine fühlten sich taub und zerbrechlich an. Dann kippte ich um.
Bevor ich auf den Boden aufschlug wurde ich aufgefangen.
Ich blickte in eisblaue Augen.
Dann sah ich nichts mehr, alles tauchte unter ins Schwarze.

Kapitel 5

Jaydens Sicht

Ich ging gerade über die Straße, als ich Amy in der Gasse sah.
Langsam schlich ich mich zu der Ecke hin. Sie sah super sexy aus, aber das kümmerte mich in dem Moment nicht, denn sie schwankte hin und her.
War sie betrunken? Plötzlich knickte sie ein.
Mit meiner Vampirgeschwindigkeit rannte ich zu ihr.
Bevor sie hinknallte, fing ich sie auf. Sie blickte kurz in meine Augen, dann wurde sie ohnmächtig.
Ihr Körper fühlte sich heiß und dann wieder kalt an. Scheiße, sie verwandelt sich! Was sollte ich tun!?
Okay Jayden denk nach! Meine einzige Idee war, dass ich sie mit zu mir nehmen würde.
Ein Glück, dass Jake nur selten Zuhause schlief, der hätte sich schlapp gelacht, wenn ich sie so mitbringen würde.
Ich hob sie auf meine Arme. Mein Herz begann schneller zu pochen. Amy war leicht wie eine Feder.
Schnell sprintete ich los. Und wenn ich sprinten meinte, dann ist das richtiges Sprinten. Nicht so larmarschig wie bei den menschlichen Olympiasportlern.
Die ganze Zeit in der ich lief betrachtete ich meinen kleinen Engel.
Wie oft hatte ich mir in den letzten Tagen gewünscht sie wieder zu sehen?
Unendlich mal. Was dachte ich da bloß? Ähm natürlich hatte ich mir das NIE gewünscht. Auf diese Weise hätte ich aber verzichten können.
Sie sollte froh sein und herumhüpfen, und nicht ohnmächtig in meinen Armen liegen.
Naja, das mit sie in meinen Armen lag, gefiel mir ausgesprochen gut aber der Rest wohl eher nicht.
Urplötzlich verlangsamte ihre Atmung und ihr Körper erschlaffte. Ah klar, darauf war ich vorbereitet.
Sie verreckte in meinen Armen und ich hatte mal wieder keinen Plan.

Vor meinem Haus, platzierte ich sie auf einen meiner Arme, um die Tür aufzuschließen.
„Super, genau jetzt muss der Schlüssel festklemmen!“, stöhnte ich genervt.
Ich riss an dem Schlüssel und dieser brach entzwei.
Ein knurren entfuhr meiner Kehle. Ich hatte genug, legte Amy wieder auf meine beiden Arme und rammte meinen Rücken gegen die Tür.
Diese fiel krachend auf den Marmorboden. Ich trat über sie hinüber und trottete zu meinem Zimmer. Auf meinem großen Edlholzdoppelbett legte ich sie sanft ab. Ein leises Wimmern kam aus ihrem Mund, als sie das weiche Laken berührte. 
Hatte sie Schmerzen? Oder hat sie wirklich zu viel getrunken und träumte gerade davon, wie sie von Typen…, NATÜRLICH HAT SIE SCHMERZEN DU VOLLTROTTEL!
Aber wie konnte ich ihr helfen? Meine Gedanken durchsuchtenmein Gehirn über die Verwandlung der Gestaltenwandler. Zu erst began der Körper verschiedene Vasen durchzumachen, dann benötigte er Vampirblut für die Verwandlung und danach verwandelt sich… AH!
Vampirblut.
Das war es was sie unbedingt brauchte.
Zum ersten mal in meinem Leben war ich glücklich darüber, dass ich ein Vampir war. Ich biss mir ins Handgelenk.
Nach kurzer Zeit kam aus zwei klenen Stellen die dunkle Flüssigkeit heraus. Leise kroch ich zu ihr aufs Bett, legte meine Hand unter ihren Nacken, hob ihren Kopf leicht an und legte mein Handgelenk auf ihre weichen Lippen.
Erst passierte nichts, aber dann spürte ich ein leichtes Saugen an meiner Haut.
Gott! Dieses Gefühl war… wow! Ich spürte wie sich ihr inneres Wohlbefinden änderte.
Sie verwandelte sich. Aber es war nicht so, dass ihre Fingernägel zu Krallen wurden und ihr Fell am ganzen Körper wuchs, nein, sie wurde einfach zu einem Schneeleoparden. Nu lag vor mir auf meinem Bett nicht irgendein Schneeleopard, sondern ein sehr junger und richtig süßer. Zusammengekauert schlief das kleine Tier vor mir. Mit einer mir unekanten Sanftheit strich ich dem weiß schwarzen Tier über die Stirn und stupste die Stupsnase leicht an. Das Tier gab ein zufriedenes Glucksen von sich und stupste zurück. Das Fell fühlte sich unter meinen Fingern samtig und weich an.
Kurz danach, verwandelte sie sich zurück. Amy öffnete ihre Augen langsam und schloss sie sogleich wieder. Ihr Atem ging wieder gleichmäßig.
Ich wartete ab, bis ich mir sicher wahr, dass sie schlief und hob sie dann lagsam hoch. Ich stand auf, um mir die Decke zu nehmen. Mt ihr an meiner Brust legte ich mich hin, breitete die Decke über uns aus und betrachtete meinen kleinen schlummernden Engel.
Meine Hand griff nach ihrer und führte sie zu meinen Lippen. Wieder prickelten meine Lippen, als ich mit ihnen ihre Haut berührte.
Mit ihr in meinen Armen schlief ich ein.

 

Amys Sicht

Ich wachte auf, ließ aber meine Augen geschlossen.
Jemand hatte seine Arme um mich geschlungen und atmete leicht an meinem Kopf. Es fühlte sich gut an. Leise seufzte ich auf. Lange hatte ich mich nicht mehr so geborgen gefühlt, wie in diesem Moment. Meine Narbe begann zu kribbeln.
Stopp, was war wenn derjenige mich vergewaltigt hatte?
Blitzartig war ich hellwach und schaute mich hektisch um. Ich befand mich in einen großen Raum mit einem schwarzen Fernseher, einer Couch, einem großem Schrank und dies und jenes. Es war halb hell, halb dunkel gestrichen. Es sah nicht zu abstrakt aus, aber auch nicht langweilig.
Ich drehte mich um und schrie erschrocken auf.
Neben mir lag… (Trommelwirbel)
Jayden.
Mein Herz machte einen Purzelbaum nach dem anderen.  Sieden heiß fiel mir ein, dass ich gestern bei meiner Verwandlung umgekippt war und er mich aufgefangen hatte.
Hatte er was gesehen? Hatte ich mich richtig verwandelt?
Durch mein Geschreie wurde er wach. Verschlafen blickte er sich um, als er nichts Verdächtiges sah, schloss er seine Augen und schlief wieder ein. Seine Haare waren vom schlafen zerstrubbelt und standen in alle Himmelsrihtungen ab. Sein Gesichtszüge waren entspannt. Das war neu für mich, da er oft einen grimmigen oder abwesenden Ausdruck im Gesicht hatte. Seine vollen Wimmpern reckten sich mir entgegen und seine geschwungenen Lippen luden einen ein sie mit den eigenen zu versiegeln. Seine kantigen Wangenknochen hoben seine Männlichkeit hervor und ließen ihn älter wirken. ich fuhr mit meiner Musterung fort und entdeckte unter seinem rechten Auge ein kleine Narbe. Sie war mir bis dahin nie aufgefallen. Meine Finger kribbelten und wollten sie berühren. Es kostete mich einige Nerven, um sie zurück zu halten.
Aber… Moment! Er sollte nicht wieder einschlafen.
Ich beugte mich über sein Gesicht, hob mit meinen Fingern seine Augenlieder hoch und grinste ihn fies an. Dieses eisblau ließ mich dahin schmelzen.
Nachdem ich meine Hände weggenommen hatte, rieb er sich seine Augen und öffnete diese. Er fuhr sich mit einer Hand durch sein verstrubeltes Haar und seine eisblauen Augen schauten mich liebevoll an. Sie sprühten kleine Funken.
„Morgen“, sagte er schlicht.
Das war doch nicht sein Ernst?! Erst lernte ich ihn und seinen beschissenen Bruder kennen, dann küsst er mich, kommt nicht mehr in die Schule, rettet mich und sagte einfach: MORGEN? Hallo, wem fiel da bitteschön nichts auf?
„MORGEN?!“, schrie ich und blickte ihn sauer an. Und nein, ich hatte nicht meine Tage.
„Was soll ich denn sonst sagen?“, fragte er mich unschuldig.
Jaja, auf die Masche fiel ich ganz gewiss nicht rein. „Was mache ich hier?“
Er guckte erst verwirrt verstand dann aber, was ich wollte. „Äh…, du bist Gestern zusammengeklappt und ich habe dich hierher gebracht, dir Blut gegeben und dann hast du dich verwandelt.“
„Das mit dem Zusammenklappen weiß ich auch.“ Da erst realisierte ich was er gesagt hatte.
„Okay Amy, bleib ruhig“, befahl mir mein Kopf. „Hast du gerade ‚Blut geben‘ gesagt?“
Er nickte. „Woher weißt du das ich welches brauche und woher hattest du das Blut?“
„Ich kenne deine Brüder und ich bin ein Vampir.“
JAYDEN WAR WAS?! Warum hatte er mir geholfen, wenn wir doch von Natur aus Feinde waren? Weshalb fühlte ich mich trotzdem so stark zu ihm hingezogen? Wieso kribbelte und brannte meine Narbe immer, wenn er in meiner Nähe war und warum würde ich ihn ständig am liebsten küssen? Natürlich hatte ich niemanden, der mir auf das alles eine Antwort geben könnte. Ach wie ich es liebte nicht zu wissen, wo ich dran war!
„Äh ja, also du bist ein Vampir?! Ich, du.. ähm. Man! Wo ist das Bad?“ Er schaute mich an und sagte: „Aus der Tür raus.“
Wow das war mir eine sehr große Hilfe. Er redete weiter. „Dann links die erste Tür.“
Konnte ich mir das merken? Hoffentlich! Wäre ja peinlich, wenn er mich verirrt in der Besenkammer finden würde und ich in einer Leiter mit meinen Haaren festhängen würde.
Ich stürzte zur Tür, drückte um sie zu öffnen, was mir aber nicht gelang, da ich zeihen musste. Also knallte ich voll mit dem Kopf gegen die Tür. Peinlich.

Einmal wollte ich in unserem alten Haus in mein Zimmer.
Es war stocke finster und ich hatte die nächste Tür auf gut Glück aufgemacht. Leider war es der Fitnessraum und dort stand an der rechten Seite so ein Ding, wo man die Arme und gleichzeitig die Beine trainierte. Dieses Ding war irre groß und hatte so viele kleine Teile, die einen echt zur Last fallen können.
Jedenfalls wusste ich nicht, dass ich im Fitnessraum war. Ich fiel geradewegs in dieses Gerät rein.
Alec hatte das Rumpeln gehört und half mir raus.
Dabei hatte ich mir meinen kleinen Finger gebrochen.

Beim nächsten Versuch schaffte ich es ohne Probleme aus der Tür zu kommen. Was hatte er gesagt? Man immer wenn ich kurz an etwas anderes dachte, vergaß ich was davor war. Boah ey, das war so zum kotzen! Mir fiel es wieder ein.
Links die erste. Ich stieß die Tür auf. Mein Atem stockte.
Vor mir erblickte ich ein wunderschönes Badezimmer. Es war hell und freundlich gehalten. Zu meiner linken Seite befand sich ein Waschbecken mit einem schönen Wasserhahn, über dem Becken hing ein großer runder Spiegel. Der Spiegel wurde durch drei moderne Lampen bescheint. Auf der rechten Seite stand ein brauner offener Schrank, wo Handtücher und verschiedene Duschsachen eingeräumt lagen. Neben dem Schrank war die Toilette. Mein Blick wanderte in die Mitte des Bades, dort war eine Badewanne -nein eher ein kleiner Pool, wo mindestens zwei Personen Platz hatten- in den Boden eingelassen. Der Pool war in einem dunklen braun gehalten genau wie die Schränke. Gegenüber an der Wand ließ ein großes Fenster Licht ins Innere. Meine Augen schweiften in die eine Ecke. Dort war eine Regenwalddusche, die die Farbe der Beleuchtung ändern konnte.
Ich bekam so richtig Lust mich unter sie zu stellen und meinen Körper zu verwöhnen.
Der Boden auf dem meine Füße waren, bestand aus Marmor.
Alles in allem war es ein Luxus Bad.
Wie konnte er sich das leisten? Er war selbst noch Schüler. Aber hm…, war ein Vampir. Da hätte er genug Zeit gehabt, um in eine Bank einzubrechen. Wie alt war er eigentlich? Bestimmt ein Urvampir.
Bäh und den hatte ich geküsst.
Er war ein Vampir, ein Vampir, ein verdammter VAMPIR! Scheiße man, was sollte ich denn machen?!
„Er wird dich gleich aufspießen, braten wie ein Schwein und dann auf seinen Hamburger legen, eine riesige Spritze in deinen Hals stecken, dir dein Blut abnehmen und dann als Ketchup benutzen“, sagte meine Alleswisserin im Kopf.
Ja, genauso würde ich draufgehen, ohne das ich wusste ob Alec mal einen Jungen geküsst hatte.
Marc hatte mir das mal erzählt.
Er hatte gesagt, dass sie in einer Bar waren und Alec hat sich so volllaufen gelassen, sodass er keine Kontrolle mehr über sich hatte und dann mit einer Transe geknutscht hatte. Ich musste wissen, ob das stimmte, oder ob Marc mich verarschen wollte.
Als ich meine Hände waschen wollte merkte ich, dass es keinen Hebel gab, um das Wasser an zu stellen.
Könnte sein, dass es ein automatischer Wasserhahn war.
Um das zu überprüfen fuchtelte ich mit meinen Händen unter dem Hahn hin und her. Das Wasser blieb aus.
Hä? Ich suchte selbst neben dem Spiegel nach einem Schalter, doch nichts dergleichen fand ich.
Meine Hand hob die Seife hoch, da kam das Wasser aus dem Hahn raus. Wow, darauf kam auch jeder. Sarkasmus, mein Herzblatt.
Ich benetzte meine Hände mit Wasser, dann nahm ich die Seife, die in der Zwischenzeit nicht an ihrem ‚normalen Platz' lag. Das einseifen fiel nicht in die Kategorie: EINFACH, da die Seife sehr glitschig war.
Gerade in dem Moment wo ich sie wieder auf ihren Platz legen wollte rutschte sie mir endgültig aus den Fingern und schlitterte durch den ganzen Raum.
Ich ihr hinterher. Das Wasser lief weiter.
Fast wäre ich auf der Seifenspur ausgerutscht, aber nur fast.
In Zeitlupe beugte ich mich zu ihr runter um sie mir zu schnappen, da passierte es.
Mir glitt der Boden unter den Füßen weg und so kam es wie es kommen musste.
Unsanft machte ich einen Bauchklatscher. Autsch!
Ich griff nach der Seife, doch diese hatte keine Lust auf mich und entglitt mir wieder.
Schnell robbte ich ihr nach.
So ging es die ganze Zeit weiter.
"Ey du dummes Ding!“

Als es an der Tür klopfte erschrak ich mich fast zu Tode.
„Alles klar?“
Jayden.
„Ja,“ gab ich leicht genervt von mir während ich aufstand. 
Was machte ich bloß mit dem Wasserhahn? Mein Blick wanderte zu einem der Schränke.
Ohne erneut hinzuklatschen erreichte ich ihn, nahm mir ein Haargel aus dem Regal, lief zum Waschbecken und legte es anstelle der Seife auf deren Platz. Der Hahn hörte sogleich auf Wasser zu speien.
Ich schlitterte zur Tür und machte auf.
Gechillt stand Jayden an der gegenüberliegenden Wand und musterte mich.
Er hatte nur eine Boxershort an. Mehr nicht. Das bedeutete, ich hatte freien Ausblick auf sein  Sixpack und seinen generell sehr attrackitiven Körper.
„Willst du duschen?“
„Ja. Aber ohne dich“, entfuhr es mir, bevor ich darüber nachdenken konnte. Tja, manchmal war mein Mundwerk eben eigenständig.
„Och schade, ich hab mich schon so gefreut“, konterte er schelmisch. Arschloch!
Der wollte mit mir unter die Dusche? Ne danke. Ich war in einem viel höheren Level als er. Sein Niveau lag neben dem inneren Erdkern. Natürlich wusste ich, dass das nicht stimmte, aber es puschte mein Ego.
„Tja. Dazu kann ich nur „Pech gehabt“ sagen.“
Er lachte. „Ich geh in die Küche und mach mal Essen“, dabei schaute er meinen seifenüberzogenes Kleid von gestern Abend an, „du kannst dir Klamotten aus meinem Schrank nehmen. Und den Rest findest du im Bad.“
Er verschwand in die gegengesetzte Richtung, in die ich müsste. Perplex schaute ich ihm nach.
Was hatte er nochmal gesagt? Ich. Sollte. In. Sein. Zimmer. Um. Mir. Sachen. Von. Ihm. Anziehen?! Was bildete der sich ein? Ich in seinen Sachen? Never! Er war eingebildet, wer würde mir in dem Punkt wiedersprechen? Der melde sich bitte bei mir und dann werde ich denjenigen umstimmen, zu -1000%! Es gab -1000%, keine Wiederrede, denn ich war echt das Mathegenie.

Der Beweis: Vor ca. drei Jahren, hatte mein Lehrer mich gefragt: „Was ist 1 Prozent von 100000?“
Halt nur so aus Spaß, weil wir das mit Zinsen voll ewig nicht mehr gemacht hatten.
Ich dann so: „-1000.“
Da dachte ich auch noch, dass das richtig war. Gut oder? Mister Blac hatte mich entsetzt angeschaut.
Maria wurde auch gefragt, und die war erstrecht kein Ass in Mathematik. „Was hast du grad gesagt?“, fragte sie nach, da sie mal wieder nicht aufgepasst hatte.  
Und nein, nicht zu mir, sondern zu Mister Blac. Fiel da irgendwas auf? Nö oder?

Schon wieder war ich abgeschweift!
Grrrr….
Stapfend ging ich in die Richtung wo ich sein Zimmer vermutete.
Ich machte eine Tür auf, bei der ich dachte, dass es die richtige ist. Na, wer hätte es gedacht? Es war die falsche.
Dieses Zimmer war zwar auch ein Schlafzimmer, aber nicht das von eben.
Es wunderte mich, dass es auch hier ein großes Doppelbett gab.
Hatte Jayden Probleme mit seinem Rücken, sodass er immer eine andere Matratze brauchte?
Ich trat ein und da fielen mir erst die ganzen verstreuten Klamotten auf dem Boden auf.
BHs, Tangas, Boxershorts, T-Shirts, Hotpants, Tops, teure Dessous. Auch ein Korsett, welches mit Strapsen verbunden war, konnte man entdecken. Daneben standen und lagen einzelne Flaschen.
Natürlich mit Wasser, was denn sonst?
Wodka, verschiedene Biere, brauner und weißer Rum, normaler Rum, Weinbrand, Aquavit und was sonst noch zu hochprozentigem gehörte, die ich aber nicht zuordnen konnte.
Veranstaltet der hier ganze Sauforgien mit irgendwelchen Schlampen, oder was? Ekelhaft!
Das hätte ich NIEMALS von ihm erwartet.
Wütend und enttäuscht ließ ich Saustall hinter mir.
Ich flüchtete regelrecht aus dieser Sauerei in den Flur und fand dann die Tür die zu seinem ‚Schlafzimmer‘ führte.
Durch mein Reinstürmen rannte ich gegen einen Schreibtisch und krachte auf ihn drauf. Ein geordneter Stapel von Blättern fiel um.
Ah ja, hier herrscht Ordnung und da drüben nicht? Bisschen dumm und bescheuert war er schon.
Ich rappelte mich auf und ging zu einen seiner Schränke. Den erstbesten machte ich auf, im Inneren war nochmals eine Tür, die beschriftet mit ‚Elena‘ war.
Warum stand dort ein Mädchenname? Hatte er etwa eine Freundin?
Mein Herz machte einen traurigen Hüpfer.
WAS?! Äh…, ich war nicht im Geringsten traurig, wegen so was! Ich mochte ihn ja nicht einmal. Genau das hatte ich beschlossen, als ich aus seinem ‚anderen‘ Schlafzimmer heraus kam. Auf keinen Fall würde ich sein nächstes Abenteuer werden, denn SO armselig war ich nicht.
Mir kam etwas Neues in den Sinn, was irgendwie logischer klang. Könnte es nicht sein, dass er seinen Anziehsachen Namen gab? Genau, das musste es sein.
Dann mal schauen was Elena heißt. Vielleicht seine Socken. Ich musste grinsen.
Elegant riss ich die Tür auf und wurde von einem Klamottenberg herzlich empfangen und überhäuft. Zum dritten Mal an diesem Tag fiel ich auf irgendwas. Es war wieder der Boden.
Ha, aber dieser bestand nicht aus Marmor!
Muhahahaha!
Mein Aufprall wurde gelindert durch die Stoffe um mich herum und unter mir. Ich kämpfte mich frei aus den ganzen Sachen und rieb meinen Arsch.
Man der tat trotzdem weh! Nachdem der Schmerz aufgehört hatte, guckte ich mir die Wäsche an die verteilt rumlag an. Es waren Frauensachen.
Hmm, nun konnte ich ausschließen, dass Jayden seinen Klamotten Namen gab. Das hieß dann wohl, dass er eine Freundin hatte.
AH! Nein. Das waren die Anziehsachen, der ganzen Tussen die hier waren und ihre Sachen vergessen hatten.
Jetzt wollte ich diese Sachen auch nicht mehr anziehen, aber was blieb mir anderes übrig? Genau nichts. Naja, ich hätte noch Sachen von Jayden anziehen können, aber das würde ca. aufs Selbe rauskommen.
Ich betrachtete die Klamotten genauer. Es stellte sich heraus, dass sie nicht wirklich in die Geschmacksrichtung von Schlampen gingen, eher in einen der zu netten Mädels passten. Ungefähr mein Geschmack. Ich grinste, dieses Grinsen wurde durch die Erkenntnis, was das bedeutete, ganz schnell weggewischt.
Mochte er mich, weil ich und seine Freundin denselben Geschmack hatten. Also nicht nur bei ihm sondern auch in Sache Mode? Oder war das seine Ex die er nicht vergessen wollte und ich war ihr Ersatz? War ich nur Ersatz für sie? Nein, ich war ein Mädchen, das sich in ein Tier verwandelt, mehr nicht. Ich war seine Feindin. Ich war das, was er nicht mögen konnte. Er würde mich niemals lieben. Deswegen würde ich es auch nicht tun. Ich würde mich jetzt rausschleichen und abhauen aus seinem Leben. Aber natürlich tat ich das nicht.
Weshalb? War doch glasklar!
Seiner Regenwalddusche sollte meine Anblickt nicht erspart/vergönnt bleiben.
Meine Hand nahm sich ein dunkelgrünes Tank Top und eine schwarze Hotpants mit Nieten. Das Schwarz würde meine gebräunte Haut und meine fast schwarzen Haare gut hervorheben. Kurz überlegte ich mir, ob ich mir auch Unterwäsche nehmen sollte, aber mich grauste es ein bisschen davor von einer fremden Person mir Unterwäsche zu nehmen, dann überwand ich mich. Der Geruch des Waschmittels schlug mir entgegen, sodass es mich überzeugte. Ich nahm mir einen schwarzen Spitzen-BH und den dazugehörigen Tanga. Die Sachen legte ich kurz auf den unordentlichen Schreibtisch, dann stopfte ich den Rest der Klamotten wieder in den Schrank.
Bis auf die Unterwäsche zog ich mich aus und lief eilig ins Bad mit den ‚neuen‘ Anziehsachen.
Dort entkleidete ich mich vollständig und stellte mich unter dir Regenwalddusche.
Es gab nur ein Problem. Wie ging dieses Göttliche Teil bloß an? Vielleicht so wie bei dem Wasser am Waschbecken?
Probehalber hob ich das Duschgel an. Aber es veränderte sich rein gar nichts.
Wütend stampfte ich auf, klatschte in die Hände, und sagte: „an“, aber das führte auch nicht zum gewünschtem Ergebnis. Es führte zu überhaupt nichts. Ich drehte mich ein Stück nach links und könnte mir in dem Moment den Kopf gegen die Wand hauen.
Dort war nämlich so ein Ding, was jede normale Dusche besaß, um das Wasser an zu machen. Nur waren an dem noch einzelne Tasten.
Ich drehte das Wasser auf. Es umgab mich wie ein Regen im Sommer. Ein himmlisches Gefühl. Aus Interesse drückte ich die Nummer 1. Es leuchtete hellblau und ich hatte das Gefühl, als ob an mir herab der blaue Ozean floss. Dann drückte ich die Nummer 2. neben der ihr befanden sich zwei Pfeile, die nach links und rechts zeigten. Zwischen den Pfeilen war ein kleines Display. Ich drückte drauf und es ertönte Musik. Eigentlich ganz schöne, aber ich wollte unbedingt wissen, was es sonst noch für Musik gab. Deswegen drückte ich den Pfeil nach rechts und sogleich veränderten sich die Nummern auf dem Display und die Musik. Rap. Schnell drückte ich weiter, da dieser ‚Sänger‘ nicht gut war.
Nach dem Duschen zog ich mir die Sachen an und ging aus dem Bad. Ich hörte Jaydens Stimme aus seinem ‚normalen‘ Schlafzimmer.
Die Tür war einen kleinen Spalt geöffnet, sodass ich reinblicken konnte.
Mein Blick glich dem eines bösen Kater.
Auf dem Bett saß Jayden und er redete auf irgendeine Person ein, mit einem Handy.
MIT.
MEINEM.
HANDY!

 

 

 Jaydens Sicht

Während Amy sich bis auf die Unterwäsche auszog beobachtete ich sie. Sie sah mega heiß in der Spitzenunterwäsche aus. Sie und Elena hatten ungefähr den gleichen Geschmack an Klamotten, soweit ich das als Mann einstufen konnte.
Sie drehte sich um und ich verschwand in die Küche. 
Amy wäre bestimmt nicht erfreut gewesen, wenn sie wüsste, dass man sie beim Ausziehen beobachtet hatte. Irgendetwas Hartes oder unfreundliches hätte sie mir an den Kopf geworfen und wäre bevor ich ihr was sagen konnte abgedampft.
Bestimmt wäre sie durch halb Miami gewandert und hätte rumerzählt, das ich z.B. Drogen verkaufte oder irgendeinen anderen Mist, damit sie mir eins auswischen konnte, denn DAS Zimmer hatte sie beunruhigt, besser gesagt: wütend gemacht.

Ich vernahm ihre leisen Schritte auf dem Boden und stellte sie mir augenblicklich nackt vor.
Nein das tat ich NATÜRLICH nicht! Ich hatte eindeutig besseres zu tun.
Nämlich ein leckeres Frühstück zu machen. Da blieb mir auf keinen Fall Zeit über solche Sachen nachzudenken. Ja genau! Und wer jetzt was anderes dachte… hm der wusste nicht wie kompliziert es war einen Tisch zu decken!!!
Zuletzt stellte ich mir noch alles was man für ein Spiegelei braucht zurecht.
Gerade als ich an Amys Haare dachte (die echt weich waren), klingelte ein Handy.
Es ertönte: ‚Sexy and I know it‘ von LMFAO.
Ne ausnahmsweise mal nicht mein Klingelton. Dann konnte es nur von ihrem Handy kommen.
Sollte ich oder nicht?!
Dumme Frage, klar ging man dran, ich würde doch nicht unhöflich sein und dem am anderen Telefon unnötig Amy anrufen lassen.
Das Lied kam aus meinem Schlafzimmer. Es war in ihrer schwarzen Handtasche. Ich drückte auf ‚Anruf annehmen‘, ohne davor zu schauen wer es war.
Vielleicht war es ihr Freund. Ha, mit dem Loser machte ich dann ganz schnell Schluss. Der wird sich in die nächste Ecke verkriechen und nach seiner Mom wimmern.
„Ja?“
„Wer bist DU!?“ Uh klang nach Eifersucht.
Ich grinste dreckig vor mich hin. „Wer ich bin? Das fragst du mich?! Ha, das sollte ich eher dich fragen. Ich bin ihr Freund und Amy steht grad unter der Dusche und ich würde auch gerne zu ihr. Also halt dich bitte kurz.“
Ich hörte wie der mir unbekannte Typ nach Luft schnappte.
„DU BIST WAS?! SIE IST WO?! DU WILLST WAS?!“
Ist der schwerhörig, alter der konnte sich bald im Himmel der verlorenen Alleingänger sehen und sich in Selbstmitleid baden und fragen warum er bloß alleine war. Aber …, irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor.
Ach scheiß drauf. Dem werde ich es nochmal ausführlich erklären.
„Ich bin ihr Freund. Ihr fester Freund. Das heißt wir sind zusammen und machen dies und jenes. Was man halt so macht, ne? Du weißt schon was ich meine. Bist ein Mann, da müsstest du schon wissen was ich meine. Oder?! Und ich soll dir noch von Amy ausrichten, dass sie das mit dir satt hat, weil hm sie steht nicht auf prüde Boys“, der Typ schnappte wieder nach Luft (hat der Atemprobleme oder warum kann der nicht richtig atmen?), aber ich redete weiter, „und zu der Frage wo sie ist, tja sie steht nackt unter der Dusche und WARTET dort auf mich. Sonst noch Fragen? Ich hab es gerade eigentlich ziemlich eilig.“
Man konnte fast hören wie es in seinem Hirn ratterte.
„Wird’s bald?“, fragte ich dann noch netterweise. Ich hatte keinen Bock mehr auf so einen dummen Typen und wollte schon auf ‚beenden‘ drücken, aber da fing der Typ an zu reden.
Ach du scheiße ausgerechnet er.
„Cunningham was machst du MIT DEM HANDY MEINER KLEINEN SCHWESTER?! DU ****, lass DEINE FINGER von AMY!!! So jetzt nochmal: wo ist sie? Und komm mir nicht wieder mit der scheiß Dusche. Was hast du mit ihr gemacht? Du wirst SIE mir jetzt AUF DER STELLE GEBEN! Hast du mich verstanden?!“
Mein Ohr wäre fast abgefallen, als Alec so laut schrie.
Ja Alec. Amys Bruder.
Uhhh, da hatte ich wohl ein kleines Problem. Naja, bekam ich schon hin.
„Ey ja man, reg dich ab. Aber sie ist wirklich unter der Dusche.“
Er knurrte. „So eine letzte Chance hast du, Cunningham. Was hast du mir meiner kleinen Schwester gemacht?!“
„Jetzt halt mal die Bälle flach. Sie hat sich Gestern auf der Straße fast vollständig verwandelt. Ich hab sie zu mir gebracht und ihr mein Blut gegeben. Dann hat sie sich verwandelt, nach ein paar Sekunden wieder zurück und ist in einen tiefen Schlaf gewandert. ICH habe mich richtig verhalten. Im Gegensatz zu dir und deiner Familie. Ihr hättet auf sie aufpassen müssen! Nicht ich! Ich bin für niemanden zuständig. Nicht mal für Jake oder meine Schwester. Die kümmern sich um sich selbst, aber ihr, ihr könnt nicht eure KLEINE, ich betone KLEINE Schwester durch die Gegend ziehen und sie sich so eben mal verwandeln lassen! Habt ihr im Entferntesten daran gedacht, dass sie auch mit anderen Leuten zu dem Zeitpunkt unterwegs sein könnte?“
Er brüllte mich an: „Klar haben wir das bedacht! Was denkst du scheiß Vampir von uns?! He?! Halt du deine ‚Bälle‘ flach! Es ist so gut wie unmöglich, dass sie sich vor dem 18. Geburtstag verwandelt. Bei ihr ist irgendetwas anders. Wir hatten uns schon gedacht, dass es ein bisschen früher bei ihr ist. Vielleicht zwei bis drei Monate vor ihrem 18. Geburtstag. Und selbst das kann nicht sein. Sie ist 16 und wird erst im nächsten Mon…, heute in einem Monat wird sie erst 17. Wir haben aber schon geahnt, dass es bei ihr früher wird, aber NICHT das es jetzt passiert. Die Anzeichen kommen schon früher, aber bei ihr war das nur EINE Woche! Wie sollten wir denn wissen, dass es jetzt schon passiert?!“
„Wie jetzt? Das versteh ich nicht…, das heißt das… was?“
Ich war ratlos. Wie konnte es dann sein, dass sie sich verwandelt hat?
„Ja Cunni“, dumme Gewohnheit von ihm mich so zu nennen, „wir fragen uns dasselbe und wir haben keine Ahnung wie es bei ihr sein kann. Wir haben in den Legenden, im Freundeskreis und in den Familien der Gestaltenwandler nachgeforscht. Und es stellte sich heraus, dass es physikalisch gar nicht ist. Aber nun ist es passiert. Gib uns nicht die Schuld daran“
Ich hatte nicht bemerkt wie die Zeit vergang, denn auf einmal stand Amy in meinem Zimmer und schaute mich bitterböse an.
Ganz nebenbei, sie sah hinreißend in den Klamotten von Elena aus und Amys süßlicher Duft schwebte im Raum.
Ihre lila schimmernden Augen erstachen mich.

Kapitel 6

Amys Sicht

Ich schaute Jayden mit meinem Killerblick an.
Nein, ich versuchte ihn damit an die halb schwarz halb weiße Wand zu nageln. Der durfte sich auf was gefasst machen!
Wie konnte dieses aufgeblasene Medizinballfurzigeshinterngesichtsteufelsschwein sich einfach an M.E.I.N.E.M. HANDY vergreifen?
Hatte der Heini kein Geld um sich selbst eins zu kaufen, oder was? Jaja, ich weiß dumme Frage bei so einem reichem Pups, der bestimmt mehr Kohle hat als ein Rihanna, aber hallo, ging’s noch!?
Extra langsam ging ich zu Jayden hin. Er war vollkommen fixiert auf meine Augen.
„Na Kleiner, gefallen sie dir? Ja… diese lila Sprenkel sind echt hübsch, da bin ich ganz deiner Meinung“, bis dahin sprach ich einigermaßen freundlich, „SO DU MISTKERL GIB MIR SOFORT MEIN HANDY HER!“
Ich schrie ihn so laut es ging an und zu meiner Verwunderung hielt er sich die Ohren zu.
Wenn jemand gesagt hätte: „Och Amy, lass doch den armen kleinen Jungen nicht so leiden“, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Ich meine, was denkt der von sich, dass er der Herrscher der Welt war und an MEIN Handy zu gehen darf. Mir kam ein Geistesblitz.

Er hatte von meinem Handy seinen Agenten oder Dealer angerufen und ihm den Ort gesagt wo sie sich treffen würden um Drogen zu verkaufen. Es könnte deswegen auch sein, dass er meinen Brüdern welche untergejubelt hatte, die mir wiederum dann auch welche gegeben hatten, sodass ich unter diesen Zuckungen leidete (diesem Verwandlungsmist) und dadurch diesen ganzen Bullshit glaubte. Das könnte es gewesen sein und es gab keine Vampire oder Gestaltenwandler.

Ende gut, alles gut. Wenn sie nicht von ihren Drogen gestorben ist, dann ist sie damit beschäftigt Jayden eine reinzuhauen.

Neee, Scherz beiseite.
Ich steckte gerade in einer äußerst gefährlichen Situation, ehm eher Jayden, aber das spielte keine Rolle.
Hmm, irgendwie saß Jayden ein kleinwenig komisch auf dem Bett. Naja, was heißt ein kleinwenig?
Er saß wie eingefroren fest, bewegte ich kein Stückchen, er hatte seine Hände von seinen Ohren gelöst, hielt mein Handy eine Handbreit weg von seinem Ohr und das Eisblaue in seinem Auge funkelte mich regelrecht an. Sein Blick war starr auf mich geheftet.
Durch meinen ‚Gedankenblitz‘ gestoppt, lief ich jetzt weiter auf ihn zu.
Immer näher und näher kam ich der Bestie. Schritt um Schritt näherte ich mich ihr.
Keine zwei Meter von ihm entfernt setzte ich meinen linken Fuß zum Sprung ab und sprang.
Ich flog auf ihn drauf. Leider krachte er nicht um oder so, sondern blieb weiterhin in der Starre sitzen.
„Geht’s dir noch gut?“
So wie es aussah ging es ihm sogar prächtig.
Überhaupt nichts war hier komisch an der Situation. Ich meinte ich saß ständig auf den Schößen von Typen die keine Regung zeigten. Damit war nicht das erotische gemeint, sondern einfach die Regung.
Zur Sicherheit winkte ich mit meiner Hand vor seinen Augen hin und her. Ergebnis = Null.
Ich zwickte im in seinen geilen Arsch. Er regte sich immer noch nicht.
Man das gab’s doch nicht.
Mit meinen Fingern stupste ich links und rechts in seine Wangen. Dabei bedachte ich nicht, dass ich auf seinem Schoß saß.
Plötzlich kehrte wieder Leben in ihn. Er stellte sich ohne Vorwarnung hin und ich flog auf den Boden.
„Autsch. Scheiße man“, fluchte ich von untern.
Mein Hintern tat unglaublich weh. Ich drehte mich auf die Seite, sodass der Schmerz nicht zunehmen konnte (ich wollte keinen Kilo Schmerz haben (ja und ich wusste auch das es das nicht gab, aber es fühlt sich manchmal halt so an, als ob es ein Kilo Schmerz war)), und drehte meinen Kopf gen Decke. Wenn man mich sehen würde, würden die meisten denken, dass ich mir versuche den Hals auszurenken, aber durch meine super Gelenkigkeit konnte ich meinen Kopf weiter drehen, als manch andere Personen.
Nun lag ich ein bisschen verdreht auf dem blankgeputzten Fußboden und betrachtete meinen Po. Die Nieten stachen vorne ein bisschen in meine Oberschenkel, doch das war längst nicht so schmerzvoll wie mein armer süßer Hintern.
Ich streichelte über meinen armen schön gerundeten Po.
Jayden hatte anscheinend seine Stimme wiedergefunden und lachte sich halb tot.
Oh ne, der war ja schon tot, also lachte er sich eineinhalb tot. (Klingt scheiße, war aber die Wahrheit.)
Ihn ignorierend und massierte ich mir mein Hinterteil weiter, leider wurde es nicht besser.
„Auaaa“, sagte ich voller Wehleiden.
„Cunni?! Was ist da los?!“, fragte jemand leise.
Ich schaute hoch und sah, wie Jayden mein Handy ansah. Oh nein!
„Junge, du hast nicht aufgelegt?! Spinnst du das kostet mich mega viel! Geht’s noch?“, regte ich mich lauthals immer noch auf dem Boden liegend auf. Mir war klar, dass das mich keinen Dollar kostete, aber mir fiel nichts Besseres ein.
„AMY? Bist du’s!?“, schon wieder die Stimme aus MEINEM Handy.
Die kannte ich irgendwoher. Wartet mal. Wer konnte das bloß sein?
ALEC!
Ich sprang leichtfüßig vom Boden auf und riss Jayden, dem ich nochmals meinen liebevollen *SARKASMUS MEIN SCHATZ ICH LIEBE DICH* Killerblick schenkte, MEIN Handy aus der Hand.
„Alec“, schluchzte ich.
Eine schauspielerische Leistung fand ich, wenn man dem Jungen gegenüber einen ‚lieben‘ Tritt unter die Gürtellinie gab. Und wenn der dann nur einmal zusammen sackt, sich wieder aufrichtet und dann einen sanft aufs Bett schmeißt, einem der Hintern dann unendlich weh tut (okay ja, ein großer Grund zu weinen!!) und dann auch noch herzzerreißend zu schluchzen, dann ist das Schauspielkunst und pures Talent.
„Was hat dieser Dreckskerl gemacht? Geht es dir gut? Ich bring ihn um“, drohte mein Brüderchen.
„Er hat mir weh getan“, dabei grinste ich Jayden vom Bett aus an, während er über mich gebeugt war.
Der blickte mich mit seinen wunderschönen Eisblauen Augen böse an.
Ja, ich war gemein, denn natürlich würde er dafür büßen müssen, wenn er mich verletzt.
Bei dem Thema waren meine Brüder eiskalte Killer. Also naja… ehm, nicht gleich töten, aber wenigstens einen oder zwei Rippenbrüche standen bestimmt jetzt schon auf ihrer ToDo- Liste.
„Kannst du kommen?“, fragte ich ihn immer noch weinerlich.
„Klar. Ich bin… hmm so in einer Viertelstunde da. Kannst du es so lange noch mit ihm aushalten? Ich kann nicht schneller ich muss mich noch anziehen und Marc ist vorhin mit meinem Auto los. Schaffst du das? Du weißt ja, die beste Methode immer schön in das beste Stück eines Mannes treten und ach keine Ahnung ob das bei dem klappt. Verteidige dich. Ja?“
Ich grinste vor mich hin.
„Geht klar Boss. Bis gleich.“
„Ok gut… bis gleich Kleine. Hab dich lieb und halte durch!“
Er legte auf. Mein Handy steckte ich in meine Hosentasche. Sicher war sicher. Es konnte ja sein das bald jemand kommen würde und sauer auf mich sein wird, obwohl ich nie jemandem einen Grund geben würde auf mich böse zu sein.
Jayden beugte sich immer näher zu mir. Hektisch suchte ich mit meinen Augen nach einer Fluchtmöglichkeit.
Ich benutzte den schnellsten, und nicht sehr effektiven Ausweg.
Rückwärts rutschte ich auf dem Bett zur Wand. Die Bettdecke unter mir verlangsamte meine Flucht und türmte sich langsam durch mein zurückrutschen hinter mir auf.
An der Wand angekommen zog ich meine Beine an meinen Körper ran und umschlang meine Knie mit meinen Armen. Zusammengekauert wartete ich darauf das Jayden mir irgendwas antun würde, doch er, er… fing an zu lachen.
Ernsthaft?! Was gab es jetzt schon wieder zu lachen. Ich war ein ganz armes und unschuldiges Mädchen, dass ängstlich vor einem Schwerverbrecher Angst hatte und sich versteckte, Da gab es nichts zu lachen! Der sollte sich lieber aus dem Staub machen, denn Alec würde ihn kalt machen.
Sein Lachen lud einem quasi dazu ein mitzulachen, trotzdem beherrschte ich mich, obwohl es mir schwer viel bei seiner sanften und manchmal doch rauen Stimme nicht miteinzustimmen.
In seinen Gesichtszügen war keine Wut, Hass oder sonst irgendwas zu erkennen, nur Gelassenheit.
Uh, war das der Anfang seiner Vampirspielchen? Erst lachen, das Opfer dadurch in Sicherheit wiegen und dann zuschlagen? HILFE!
Meine Befürchtung bewies sich als richtig, denn Jayden hörte urplötzlich auf zu lachen und seine Augen blickten tief in meine.
Es sah so aus, als ob er in meinen zu versinken würde. Sein Eisblau stieß mich in den Bann. Keiner konnte den Blick von dem jeweilig anderen abwenden. Er stand halb zu mir gedreht und ich saß immer noch zusammengekauert an der Wand und schaute ihn an. Keiner regte sich. Unsere Blicken waren ineinander verhakt. Das Eisblau zog mich magisch an, es umhüllte mich und ich konnte die angenehme Kälte fast auf meiner Haut spüren. Ich bekam eine Gänsehaut. Das Eisblaue wurde um mich herum einen Grad wärmer. Ich blinzelte und nun kam es mir zwar nicht mehr so vor, als würde alles um mich herum aus diesem wunderschönen Eisblau bestehen, ich sah nur noch seine Augen mit dieser Farbe, die mich trotzdem weiterhin gefangen hielten. Es schien als würden seine kalten Eisblauen Augen auftauten. Sie wurden wärmer und noch sanfter, genau wie seine Körperhaltung. Jaydens Atem veränderte sich. Er passte sich dem meinem an. Sein eindringlicher Blick ließ mein Herz mindestens doppelt so schnell weiter schlagen. Meine Narbe wurde um einiges wärmer. Das geschmolzene Eis ließ mich nicht los. Es war als hätten die Eisbrocken sich aufgelöst und anstelle diesen sich kleine Kristalle gebildet, die leichtfüßig über den seichten aber zugleich rauen Ozean tanzten.

Ich schnappte nach Luft.
Der Bann war gebrochen und ich schaute verlegen weg.
Dabei hatte ich mir vorgenommen ihn nicht mehr zu mögen. Ja und das wollte ich in die Tat umsetzen.
Das versprach ich, obwohl mal einer meiner Schwüre war: Ich verspreche NICHTS und das HALTE ich auch! Naja damals war ich halt noch ein klitzekleines bisschen unschlau. (Autorin: Ich weiß, dass es das Wort ‚unschlau‘ nicht gibt, aber ich find es irgendwie… keine Ahnung ich mag es halt, also hab ich es mal ‚erfunden‘.)

Er hatte es auch geschafft sich von meinen Augen zu trennen (haha wie das klang) und blickte mich böse an.
Jayden kam mir immer näher. Er kam hoch zu mir aufs Bett und kroch weiter zu mir hin.
Wenige Zentimeter vor mir machte er Halt.
Ich schluckte.
Mein Blick wanderte von seinem T-Shirt wieder zu seinen Augen und wollte wieder hineintauchen, mein Verstand hielt mich jedoch davon ab.
Wann hatte er sich das Shirt angezogen?
„Hast du Hunger liebste Amy?“
Ich dachte der wollt mich beißen, schlagen oder sonst was. Er war doch wütend, oder? Egal, was sollte es? Essen war angesagt. Und wie jeder wusste liebte ich Essen.
„Ja liebster Jayden“, das liebster betonte ich in der schrecklichsten Zickensprache die ich beherrschte.
Er setzte sich aufrecht hin, dann stand er ohne zu wackeln auf, was auf einer Matratze echt schwer war und schaute mich die ganze Zeit dabei an. Dann streckte er mir seine Hände entgegen.
Aha er wollte mir helfen. Nein danke! Ich ignorierte die nette Geste und krabbelte zur rechten Seite des Bettes, stellte mich auf den Boden und wartete darauf das Jayden auch soweit war und vorging. Ich schaute zu ihm rüber. Mittlerweile stand er an der Tür, die er geöffnet hielt.
Als ich an der geöffneten Tür angekommen war, lief ich hindurch. Er folgte mir. Da ich keinen Plan hatte wohin ich musste blieb ich stehen.
Jayden konnte nicht ahnen, dass ich plötzlich stehen bleiben würde und lief in mich rein.
Ich lachte und er…, er hielt mir den Mund zu.
Ich dachte panisch nach. Oh, oh. Ein klein wenig Angst beschlich mich. Was hatte er vor? Shit! Das war wohl ETWAS zu viel.
Er sagte: „Du kleines Biest! Mal schauen was ich jetzt mit dir anstelle.“
Hinter mir beugte er sich runter. Auf einmal verschwand der Boden unter meinen Füßen und ich fand mich wieder an einer muskulösen Brust. Ich fing an zu kreischen, leider lag seine Hand weiterhin auf meinem Mund und so kam nur ein leiser Klagelaut aus meinem Mund.
Jayden trug mich wie eine Braut in die andere Richtung des Ganges.
Da ich Lust hatte zu reden, biss ich ihm in die Hand.
„Amy“, knurrte er. Haha er knurrte. Wie süß. Oiiii.
„Oh das tut mir aber leid.“ Leicht drehte ich mich zu seinem Oberkörper hin um ihn besser betrachten zu können.
Meine Auen suchten seine und … Überraschung sie fanden sie schließlich in seinem Gesicht. Hach dieses wundervolle Eisblau. Schmachtend betrachtete ich ihn.
Aufhören Amy! Er verführt ekelhafte Schlampen, räumte dann nicht mal das Zimmer auf und hat eine Freundin.
Als ich an die Freundin dachte wurde ich wütend, aber warum. Okay, ich hatte schon längst zugegeben das ich ihn verliebt war, aber das mache ich doch gerade rückgängig oder?
Wie kamen die Augen bloß dahin, also in sein Gesicht? Hmm das war komisch. Ich meinte, was haben Augen im Gesicht eines Menschen/Vampiren zu suchen? Das ging ja mal gar nicht. Augen sind so was von eingebildet. Sich ins Gesicht einer Person zu schmuggeln. Vielleicht konnte man Augen auch anzeigen? Ich beschloss mir in den nächsten Tagen anzurufen, denn ihre Mom war Anwältin.
Immer noch nicht hatte ich es geschafft mich von seinem Anblick abzuwenden. Weil ich sauer auf mich war musste ich jemanden/etwas schlagen.
Das Problem dabei war nur, das ich an nichts rankam, da mich Mister Wollen-Wie-Amy-Wortwörtlich-Auf-Den-Arm-Nehmen um die Welt trug. Jaja, ich weiß vielleicht nicht um die ganze Welt, eher um die halbe. Ich wollte hier nicht übertreiben.
Deswegen blieb mir nur eine Möglichkeit übrig. Gewiss würde ich mich dafür auf keinen Fall entschuldigen. Somit wurde Jayden mein Opfer. Innerlich rieb ich mir die Hände und äußerlich schlug ich wild um mich.
„Was ‘n los Amy? Hast du Angst vor mir?“, dabei grinste er schelmisch.
Der sollte sich sein Grinsen sonst wohin stecken! Kopfschüttelnd gab ich ihm meine Antwort auf seine doofe Frage.
Warum ich nichts sagte? Tja… warum bloß? Der Vollspaßt hielt mir weiterhin den Mund zu, wobei er bestimmt schon einen rötlichen Striemen von meinen Zähnen in der Handinnenseite trug.
„Wirklich? Bis du dir da ganz sicher?“, bohrte er nach. Zur Bestätigung meiner Aussage nickte ich. Denn ich hatte nur Angst vor seiner Rache, nicht vor ihm selbst.
„Okay, wenn das so ist...“, er grinste noch mehr und setzte mich ab.
Oh, ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass wir angekommen waren. Ich schaute mich um. Mein Hinterteil saß auf einem Barhocker der an einem Tresen stand. Vor dem Tresen war eine moderne Küche aufgebaut. Die Linke Seite davon glich einer ganz normalen Hausküche, doch der rechte Teil sah aus wie Bars in den Discos, wo die Cocktails gemixt wurden. Diese Küche/Bar mit dem Tresen war in der linken Ecke die in die Richtung des Gartens zeigte, genau wie das Badezimmerfenster. Woher ich das wusste? Weil rechts neben der ‚Bar‘ eine Glaswand war. Naja, eher eine Glastür zum auf schieben. Boah draußen war ein sehr großer Pool. Der war sogar größer als bei unserer neuen Villa.
Waaaah am liebsten wäre ich rausgerannt und würde mich in ihn rein schmeißen. Das ließ ich aber bleiben, denn ansonsten würde das Essen auf mich sauer werden, weil es nicht gegessen wird. Warum hatte Jayden eigentlich Essen? Immer dachte ich, dass Vampire nichts aßen. Egal, Hauptsache er hatte was zum Essen da. ICH LÜÜÜÜBE ESSEN!! Verfressen war ich nicht, nein überhaupt nicht. Ich würde niemanden, hört ihr NIEMANDEN den Kopf abreißen, wenn jemand mir MEIN ESSEN wegnehmen würde.
Als ich eine 180° Wendung mit dem Hocker machte und nun in die für mich rechte Ecke schaute (geradeaus) war dort ein Tisch mit mehreren Stühlen. Links befand sich an der Wand eine Tür. In der Linken Ecke dieser Seite stand eine riesige Eckcouch die einem sofort einlud sich draufzuschmeißen. Sie war mit vielen weichaussehenden Kissen und Decken bestückt. Die Couch stand so, dass die eine Seite zur Schiebetür, die nach Draußen führte, zeigte und die andere an die Wand, an der ein riesiger Flachbildfernseher hing. Ach und natürlich sollte der große Sessel der neben einem niedrigen Tisch vor dem Fernseher nicht übergangen werden. Der Boden war dunkelbraun, der Tresen hatte eine schöne Cremefarbe genau wie die Hocker um ihn herum. Der Esstisch und der kleine Tisch vor dem Fernseher hatten auch diese Farbe. Die Wand wo der Fernseher war, war dunkelblau gestrichen auch die mit der Tür. (Autorin: Man ich kann nicht beschreiben ;(! Stellt es euch einfach schön gemütlich und luxuriös vor. Bin jetzt beleidigt, weil ich nicht beschreiben kann. Dafür wird Amy gleich leiden. Was soll ich mit ihr anstellen *hehe*?!)
Hatte ich erwähnt dass der Tisch gedeckt war? Nein. Okay, dann eben jetzt. Während ich mich umgeschaut hatte, hantierte Jayden am Herd herum.
„Willst du ein Spiegelei?“, fragte er mich. „Ja, aber von beiden Seiten gebraten!“
„Geht klar. Setzt dich schon mal an den Tisch.“ Das tat ich dann auch.
Mhmm, lecker sah das vor mir aus. So wie bei uns, wenn Ava das Essen herrichtet oder kochte. In einem Körbchen waren verschiedene Sorten von Brötchen drinnen. Auf dem Tisch standen verschiedene Marmeladen, Honig, Nutella, Milch (yeah Milch, ich liebte Milch), Cornflakes (bäh), Mangos, Kiwis, Bananen, Äpfel, Weintrauben, ein Teller mit mehreren Käsesorten und ein Teller mit Wurst fehlten auch nicht und das war noch nicht alles, aber ich hatte jetzt echt keine Lust das alles aufzuzählen ich wollte es viel lieber essen.
Es fehlten die Teller.
Toll. Wie sollte ich jetzt essen?
Ich schüttete in mein Glas Milch und trank einen Schluck. Yummy yummy.
Ich stellte das Glas wieder hin und hörte hinter mir Jayden. Dann war es schon zu spät.
Er hatte meine Hände mit einem Tau, ne Scherz, mit einem Band zusammengebunden. Ich konnte sie nicht mehr bewegen.
Ungläubig blickte ich ihn an. Er grinste fies zurück und ich wurde sauer. Man ey ich wollte endlich essen!
„Du Arsch! Ich will essen! Du kannst mich nicht vor einem Tisch mit lauter ESSEN setzten und dann MICH davon abhalten. Ich habe HUNGER verdammt noch mal! ICH. WILL. MEIN. ESSEN!!! JETZT! SOFORT! Bind mich LOS! Aber dalli!“
Das alles schrie ich in sein Gesicht. Und dieses scheiß Dauergegrinse sollte er mal an ein dummes Mädchen verkaufen, denn ich konnte es echt nicht mehr mit meinen armen Augen sehen. Die bekommen was weiß ich für eine Krankheit und dann werde ich blind nur wegen ihm. Wie man merkte war ich echt nicht zumutbar wenn es um mein geliebtes Essen ging.
Mir war egal was er jetzt von mir dachte, aber ich hatte HUNGER. Er fing immer mehr an zu grinsen.
Meine zusammengebundenen Hände riss ich aus seinen, die er um meine gelegt hatte und wollte ihm in den Bauch boxen.

Jayden kippte um. Er starb durch meine Aggressionen wegen Hunger.
Die Beerdigung fand niemals statt den er zerfiel zu Staub. Ich schaffte es mich zu befreien und aß mich satt. Dann kam Alec und alles ging seiner Gewohnheit nach. Niemand konnte sich an Jayden erinnern und das war’s dann von meiner Geschichte. (Autorin: Okay, neee man keine Angst ich würde so was dem Jayden niemals antun.)

Er war so doof!
Blablabla, ich wusste ihr dachtet gerade: ‚Nein, er ist sexy, toll, wunderbar, das beste männliche Wesen auf der Welt, der geilste Vampir im Universum, der Eisbrechendesupergalaktischemegaheißewunderschöneeisblaueaugenadonisgott, und so weiter.‘
Aber für mich war er nur das letzte was mich, hmm ja was denn eigentlich? Egal. Jedenfalls fand ich es schlimm was er in dem einem Zimmer da machte.
Da fiel mir auch gleich wieder ein, dass er mich am Strand geküsst hatte.
Es war unglaublich schön gewesen.
HALT AMY! Das hatte er sicherlich mit 100000000000000 Mädchen schon gemacht, aber hey, du hast es geschafft und bist nicht mit ihm im Bett gelandet. Warte, STOPP! Wo war ich heute Morgen nochmals aufgewacht? In seinem Bett. Zum Glück war es nicht das Doppelbett in dem Saustallzimmer.
Eine kribbelnde Gänsehaut überzog meinen Körper und das war nicht die angenehme, wenn Jayden mich berührte und ich ihm am liebsten die Klamotten vom Leib reißen würde, ihn küssen und …(oh oh, streicht das!), sondern das war die ekelerregende Gänsehaut. Brrr.
Uh ich war schon wieder vom Thema abgeschweift. Er war blöd, weil er mich davon abgehalten hatte ihn zu schlagen. Meine Hände hatte er sofort wieder federleicht mit seinen umschlossen.
Mit seinen Händen versuchte ich dann in seinen Bauch zu boxen, aber er behielt die Kontrolle über meine armen Hände. Jayden löste eine Hand von meinen Gefesselten, sodass nur noch eine sie in Bann hielten, mit der anderen band er meine Füße an die beiden Stuhlbeine fest.
Fragt mich nicht wie er das hinbekommen hatte, denn ich hatte selber keinen Plan. Bestimmt hatte das was mit seinem Vampirsein zu tun. War mir aber auch schnuppe. Hmm, fiel es auf, dass mir grad alles egal war?
„Ich will jetzt ESSEN, Jayden“, seinen Namen betonte ich gefährlich leise.
Tief blickte ich in seine wunderschö…, hmpf nein waren sie nicht, … in seine eisblauen Augen.
Erst nachdem ich fertig gesprochen hatte, schaute er von meinen Händen auf, direkt in meine Augen.
Mein ganzer Körper fing wie verrückt an zu kribbeln, kleine Schauer durchzuckten mich und meine Sicht verschwamm leicht. Sein intensiver Blick brachte mich total durcheinander. Ich konnte an niemand anderes mehr denken. In meinem Kopf herrschte eine gähnende Leere. Langsam brannten sich seine Augen in meine Netzhaut ein und ich konnte nichts anders tun als sie weiterhin zu betrachten. Nichts, wirklich nichts anders war mehr da. Nur er und ich. Kein Gedankengang, keine Gefühle, nur Matheaufgaben schwirrten durch meinen leeren Kopf (oha, das wäre schrecklich, nein es war zu -1000% NICHTS mehr da). Alles futsch. Und all das wegen einem Blick von ihm in meine braun-lilagesprenkelten Augen die sich zum Teil in seinen spiegelten. In dem Moment war er für mich das wichtigste auf der Welt (wie könnte es denn anderes sein, da er die einzige Sache/Person auf der Welt war, jedenfalls das einzige an das ich denken konnte). Wir schauten uns gefühlte 200 Minuten an (man darf ja wohl ein bisschen übertreiben, außerdem konnte ich die Zeit eh schon immer schlecht einschätzen), bis er sich zur Seite drehte.
Durch den unterbrochenen Blickkontakt kamen meine Gedanken zu mir zurück: Hunger. Essen. Ich er war so unglaublich sexy und süß… äh ich hasse ihn. Oh mein Gott! WAS WAR DAS GERADE MIT JAYDEN?! Wie konnte das sein? Wow. Das war unglaublich krass! Erst mal musste ich mich wieder richtig sammeln.
Ich fasste zusammen was mir gerade passiert war, um das selber zu kapieren.
Zuerst hatte ich in seine eisblauen Augen geblickt, dann überkamen mich kurze Schauer, dann hat meine Haut angefangen zu kribbeln und kurz darauf, quasi während meine Augen sich mit seinen verhakt hatten, verschwanden alle Gedanken, außer der an ihn. Als er wegschaute kamen meine Gedanken zurück, meine Haut hörte plötzlich auf zu kribbeln und die Schauer verschwanden genauso schnell wie sie gekommen waren. Das… wow!
In der Zeit in der ich darüber nach gegrübelt hatte, zog Jayden sich mit einer Hand einen Stuhl zu sich. Er setzte sich nicht auf ihn drauf (Warum sollte er das denn tun? Wäre doch Unsinn. Wer setzte sich bitteschön auf einen Stuhl drauf? Niemand.).
Okay man, ich gab es zu. Ihr hattet mich erwischt. Wusstet ihr, dass ich jetzt ziemlich traurig war?
Er setzte sich auf den Stuhl.
„Ah, Amy bleibst du kurz hier sitzen?“, fragte er mich nachdem er wieder auferstanden (ich meinte aufstand. Er war irgendwie schon auferstanden da er nun ein Vampir war).
„Weißt du Jayden, eigentlich hatte ich vor mit dem Stuhl an meinem Hintern Richtung Schiebetür zu wandern um mich dann in den Pool zu retten. Jetzt wo du es sagst… da fällt mir ein das ich mir vorhin noch Raketentreibstoff in meinen BH getan habe und den jetzt eigentlich herausnehmen könnte, den unter dem Stuhl anzünden könnte und dann das Haus hier“, ich wedelte mit meinen beiden Händen in der Luft rum, „dabei auch gleich zu Schrott werden lassen. Dann hätte ich endlich meine Freiheit erlangen. Hmm, was werde ich denn bloß machen? Lass mich überlegen… ach ich hab tatsächlich vergessen das ich Hunger habe. Okay damit wäre dann geklärt das ich hier aufs Essen warte“, sagte ich zum einen Teil sarkastisch zu ihm.
Er grinste.
Oh nein!! Nicht schon wieder! Ist heute Welt doofer Grinsetag? Da wollte ich nicht mitmachen!
Och Amyleinchen, sei kein Spielverderber.
Lass mich!
Ich finde das blöd!
Das ist nicht blöd, außerdem macht es Spaß, wenn alle Leute heute grinsen.
Ich finde es trotzdem doof.
Man, Amy es ist wirklich witzig.
Mir egal und jetzt sei still Jayden kommt mit meinem Spiegelei!

Oh man, meine Selbstgespräche wurden immer wenn es um Essen ging vollkommen niveaulos. Peinlich, peinlich.
Jayden stellte den Teller mit meinem Spiegelei vor mir ab.
Uiiii lecker!
Von beiden Seiten hat er es gebraten. Das wundert mich gerade echt, dass er das macht was ich wollte. Wenn er das bei jeder Sache machen würde, dann würde er sich bald zu Grund und Boden schuften müssen.
Ich grinste vor mich hin. Kacke, warum musste ich grinsen? Ich wollte nicht zu diesen bescheuerten Leuten dazu gehören, die diesen Quatsch mit machten.
Da fiel mir ein: „Äh Jayden, dir ist schon klar, dass es nicht gerade lustig ist mit zusammen gebundenen Händen zu essen?“
Er betrachtete meine Hände und nickte nachdenklich. „Ah, stimmt ja. Wie konnte ich das vergessen? Sorry. Probiere es aus. Vielleicht ist es nicht wirklich schwer so zu essen.“
Super. Was sollte ich den bitteschön machen? Eins stand fest. Ich hatte Hunger und zwar gewaltig.
Bullshit! Meine Hände griffen nach dem Glas mit Milch. Obwohl es sehr schwierig war, mit den zum Teil zusammengebundenen Handflächen ein Glas zu nehmen, schaffte ich es sogar anzuheben und zu meinem Mund zu führen, doch dann passierte es.
Kurz vor meinem Mund rutschte es aus meinen Händen. Der Rest der übrig gebliebenen Milch übergoss mein ganzes Dekolleté.
Die meisten würden sofort los kreischen, ich war aber anders.
Das durfte nicht wahr sein! ICH MÖCHTE ENDLICH ESSEN! Beleidigt guckte ich Jayden an.
„Ich hab dir gesagt dass das nicht funktioniert. Bind meine Hände los und lass mich in Ruhe essen.“
Er schaute auf mein Dekolleté.
Jungs waren alle gleich. Immer nur auf das eine aus.
„Weißt du Amy, ich hätte da eine andere Lösung.“
„Aha. Und die wäre?“, fragte ich misstrauisch.
„Ich könnte dich füttern.“ Wie bitte? Das war konnte auf keinen Fall sein Erst sein, oder? „Nein!“
„Und wieso nicht?“
Den wahren Grund verriet ich ihm nicht. Würdet ihr einem Jungen gestehen, das ihr richtige Angst davor hattet, weil euch früher jemand damit so voll gestopft hat, sodass ihr keine Luft mehr bekommen habt und fast erstickt wärt?
„Erstens, weil du dann sicher irgendeinen Mist anstellst, zweitens, weil ich das nicht will und drittens will ich selbst bestimmen wie viel ich von was esse.“
„Komm schon Amy. Ansonsten darfst du nichts essen“, bettelte er.
Ich soll mich entscheiden zwischen kein Essen oder der Gefahr wieder zu ersticken? Kein Essen, ersticken, kein essen, ersticken, kein essen oder ersticken? So schwer es mir auch fiel ich verzichtete lieber aufs Essen.
„Nein, Jayden. Ich verzichte.“ Er blickte mir nachdenklich in die Augen. Was er wohl von mir dachte.
Bis eben hatte ich noch Terror gemacht wegen meinem Hunger und dann verweigerte ich es.
Stürmisch klingelte es an der Haustür.
Wir beide schreckten hoch.
Er von seinem Stuhl und ich aus meinen Gedanken.
Er strubbelte sich hektisch durch seine Haare, was tierisch sexy aussah, band mich schnell vom Stuhl ab und zu guter Letzt befreite er meine Hände.
Ich konnte ihn nur noch als Schemen erkennen, so schnell lief er zur Haustür. Hätte ich nicht gewusst, dass er ein Vampir war hätte ich das für eine Einbildung gehalten. Da fiel mir auf, dass ich gerade alleine war und vor mir ein gefüllter Tisch mit Essen.
Was würde ich tun? Richtig, ich würde brav rumsitzen und warten bis Jayden und mein Brud… AH DAS WAR ALEC!
„Hallo Alec!“, rief ich ihm zu und stürzte mich auf mein Spiegelei.
Jayden hatte sein Spiegelei noch in der abkühlenden Pfanne liegen. Ich holte mir dieses und aß es auf.

 

 

Alecs Sicht

Eilig lief ich zu Jayden. Was hatte der mit meiner kleinen Schwester angestellt.
Mir kamen verschiedene Möglichkeiten. Er hatte sie gebissen um noch stärker zu werden, sie vergewaltigt (hmm okay nein, das würde ich höchstens Jake zutrauen), sie eingesperrt in den Keller und dort lag sie nun gefesselt. Ich wusste, er hatte ihr Gestern geholfen, aber Amy hatte gesagt, dass er ihr wehgetan hätte und dabei hatte sie geweint.
Es hatte mir fast das Herz zerrissen meine kleine Schwester weinen zu hören und zu wissen dass ich im dem Moment nicht bei ihr sein konnte um sie zu trösten.
Ich bekam richtig Lust diesem Schwein die Fresse zu polieren. Ihn in Stücke zu hacken, den Kopf abzureißen, oder halt irgendwas zu tun was ihm wehtun zu können. Er sollte 100mal mehr Schmerzen erleiden als Amy.
Der Gedanke an sie ließ meine Beine  schneller werden. Vor seinem Garten mit dem wunderschönen Pool verlangsamte ich meine Schritte.
Ich klingelte Sturm.
Hallo, es ging hier um meine kleine Schwester!
Ich hörte Jayden hinter der Tür. Woher ich wusste das es Jayden und nicht Amy war? Jayden trampelt viel mehr rum im Gegensatz zu den leisen sanften tänzelnden Schritten von Amy und außerdem können wir Gestaltenwandler Vampire riechen.
Er öffnete die dunkle Tür. „Wo ist AMY, Cunni?!“, fragte ich ihn ohne ihn zu begrüßen.
„Guten Morgen Alec. Es ist auch schön dich zu sehen. Wie war dein Morgen? Das Wetter ist heute sagenhaft schön, findest du nicht auch?“
Meine Hand zitterte und wollte diesem Kotzbrocken endlich eine reinhauen, doch ich schaffte es mich noch zu beherrschen.
„Steck dir dein Gelaber sonst wo hin! Ich will endlich zu Amy du hirnloser Affe!“
„Na, na, na das ist mein Haus. Ich könnte dich, wenn ich will, hochkant rausschmeißen. Naja, wie du willst. Amy ist im Wohnzim…“, ich ließ ihn nicht ausreden und hechtete los.
Kurz blieb ich mit meiner Jacke, die ich in meiner einen Hand hielt, an einem Schuhregal hängen.
Ich zog einmal kräftig dran und sie löste sich von der Kante.
Ich hörte Amy rufen: „Hallo Alec.“
Die Tür war offen gelassen worden. Im Raum drinnen sah ich… Amy die friedlich am Tisch saß und aß. Neben ihr auf dem Boden lagen ein paar Seile. Was hatten die dort zu suchen?
Kopfschüttelnd betrachtete ich Amy die leise vor sich hin aß. Amy und das Essen waren schon immer die besten Freunde der Welt. Man konnte sie mit fast jedem Essen zu irgendetwas bringen. Sie liebt essen. Die Leute fragten sich, wie sie es schaffte diese große Menge an Essen zu essen und dabei nicht dick zu werden oder zu kotzen zu müssen.
Ihr dunkel grünes Top hatte oben einen dunklen Fleck. Es roch nach Milch. Genau das war unser kleiner Tollpatsch. Der Gedanke an ihre vielen kleinen Missgeschicke lies mich noch mehr schmunzeln.
„Hallo Amy“, sie erschrak sich heftig. Der Schock war anscheinend so groß, dass sie gleich den Täter umbringen wollte, denn sie warf ihre Gabel, auf der ein Brötchen aufgespießt war, in meine Richtung.
Warum steckten immer auf ihren Gabeln Brötchen?
Mädchen.
„Ahhhh Hilfe!“ Ihre Augen waren weit aufgerissen und starrten mich an.
Sie fasste sich ans Herz, wie eine alte Dame, die ein Mamut fliegen gesehen hatte. Es war bei ihr aber nicht deswegen, weil hier eh kein Mamut war,  sondern weil ihr Brötchen im Boden feststeckte mit der Gabel.
„Alec! Spinnst du? Schau dir mein armes Brötchen an“, motzt sie mich an.
„Das ist nicht meine Schuld. Was kann ich denn dafür das du so schreckhaft bist und dann sofort die Sachen in die Gegend schmeißt, die du in der Hand hast?“
„Weil… weil, Alec! Ich wollte das noch essen“, murrte sie betrübt. Als ich ihr ins Gesicht blickte und dort den traurigen Ausdruck sah, tat es mir leid. Obwohl es keines Wegs meine Schuld war. Allein daran sah man, dass ich eigentlich ein wirklich netter Kerl war.
Längst hatte sich Jayden zu uns gesellt und beobachtete das Specktakel.
„Komm Amy, wir packen deine Sachen und dann gehen wir. Was hat Jayden vorhin getan?“
„Mein Po tut wegen dem weh…“, weiter hörte ich ihr nicht zu, denn ich hatte eine unbändige Wut auf Jayden.
Hatte der ihr auf den Arsch gehauen? Mir war es gleich was er getan hatte, für mich zählte es nur das er ihr Schmerzen zugefügt hatte.
Gefährlich langsam drehte ich mich zu ihm um. Jayden stand dort angelehnt an der Wand. Seine Ganze Körpersprache deutete Gelassenheit aus. Mit einem Lächeln im Gesicht und seinen Händen in seine Hosentaschen guckte er mich erwartungsvoll an. Ich hielt es nicht mehr aus und schlug ihm mit meiner ganzen Wut in den Bauch.
Er regte sich keinen Millimeter. Scheiß Vampir! Dann eben auf die andere Art.
Ich verwandelte mich in meinen geliebten noch nicht ganz ausgewachsenen Gepard.
Ein leiser erstickter Schrei kam aus Amys Mund.
Kurz guckte ich sie an. Ihre Augen waren wieder stark aufgerissen und ihr Mund stand offen.
„Wow…“, das lila in ihren Augen blitzte freudig auf, „oh mein Gott! Bin ich auch ein Gepard? Ich liebe diese Punkte. Jayden? Du… du hast gesagt ich hätte mich verwandelt. Bin ich auch ein cooler Gepard?“
Mein Blick wanderte zu Jayden. „Sag ich dir nicht Schätzchen“, seine Augen waren weiterhin auf mich gerichtet. Hmm, er hat anscheinend Angst dass ich ihn angriff. Sollte er auch haben!
„Och man, komm schon. Bitte“, flehte sie ihn an.
„Nein. Dein Bruder hat zu dir gesagt dass du deine Sachen packen sollst. Ich glaub dass du das auch machen solltest. Es liegt alles in meinem Zimmer.“
Ihr genervtes Schnaufen war nicht zu überhören, zu meiner Verwunderung aber ging sie wirklich los.
Jayden schaute mich immer noch an.
„Hey Alec, ich hab ihr nicht wehgetan. Sie ist sauer auf mich, wegen Elena und einem Zimmer. Ich will ihr das erklären. Gebe mir eine Chance. Ich… man das ist peinlich es gerade vor dir zu zugeben das… naja ich mag Amy wirklich sehr. Dieses eine Gefühl, ich kann es nicht in Worte fassen, fühle ich das erste Mal in meinem Ganzem Dasein. Man, verstehe mich bitte. Gib mir eine Chance. Lass mich dir und auch ihr Beweisen das ich sie verdient habe. Ja, du bist sauer. Wäre ich an deiner Stelle auch. Aber bitte überlass das mir.“
Ich fühlte mich ein bisschen überrumpelt. Was sollte denn das für ein Geständnis sein? Er mochte sie? Okay. Nein nicht okay! Sie war meine Schwester! Aber ich hatte in meinen 19 Jahren nie was von einem Vampir gehört, der eine Gestaltenwandlerin mag. Marc hätte bestimmt nein gesagt, aber um ehrlich zu sein fand ich Jayden nie schlimm, viel eher seinen Bruder. Ich dachte weiter nach.
Als ich mich zurück verwandelt hatte schlug ich mit Jayden ein und sagte: „Eine Chance. Keine zweite. Hast du mich verstanden?“
Er nickte lächelnd. „Danke Mann!“
Amy räusperte sich. „Äh, will mir jemand vielleicht erklären was hier abgeht?!“
Jayden und ich schauten uns an. „Nein“, antworteten wir beide gleichzeitig.
Sie trat in mein Blickfeld, betrachtete mich und kniff ihre Augen zusammen. „Na wenn das so ist, dann können wir ja gehen.“
Jayden lief vor uns zur Haustür.
Er bückte sich und hob ein Bild auf das neben dem Schuhregal falschherum lag.
Als er es rumdrehte fing er an zu lachen. „Amy? Bist du das?!“
Er zeigte uns das Bild.
Oh shit! Sie schnappte nach Luft.
Es war das Bild das ich, Marc und Jessica von ihr gemacht hatten, als sie schlafend vor uns lag. Der Tag war wunderschön gewesen.
Ich war 16 und sie 14. Wir beide waren mit Jessica und Marc an einem See gewesen hatten mit dem Wasserball gespielt, sind um die Wette geschwommen und haben gepicknickt. Abends sind wir zurück in unsere Villa und haben uns drei Pizzas bestellt und Filme gekuckt.
Als die beiden Mädels müde wurden gingen sie hoch schlafen.
Nach einer halben Stunde kam Jessica zu uns und erzählte uns von ihrem Plan.
Mit den Sachen die wir benötigten gerüstet liefen wir auf Zehenspitzen zu Amys Zimmer. Jessica öffnete die Tür einen Spalt. Amy schlummerte auf ihrem Bett vor sich hin.
Jessica drehte sich zu uns um und nahm mir das T-Shirt ab.
„Ihr wartet hier bis ich euch hole.“
„Okay“, sagte Marc.
Als sie uns rein lies konnten wir uns kaum mehr halten vor Lachen.
Amy lag fast in der gleichen Pose wie vorhin in einem Winnie Pooh-T-shirt.
Wir schlichen uns zu ihr hin. Ich öffnete leicht ihre Hand die sie neben ihren Kopf aufs Kopfkissen gelegt hatte. In die Hand steckte ich eine Puppe Prinzessin Lillifee. Diese Beiden Sachen hatten wir ihr mal aus Deutschland zu ihrem vierten Geburtstag mittgebracht. Dass das T-Shirt ihr noch passte wunderte mich sehr.
„Wie hast du es geschafft sie darein zu stecken Jess?“
„Ich hab es an der linken Seite etwas aufgerissen. Man sieht es so aber nicht, weil sie drauf liegt.“
Marc schloss Amys Hand um die Puppe. Man konnte Prinzessin Lillifee noch ganz genau erkennen. In dem Moment bewegte sich Amy.
Wir hatten alle eine Heidenangst, dass sie aufwachen würde. Doch sie legte nur die Hand mit der Puppe näher an sich ran.
Marc zückte die Kamera und schoss ein Foto. „Jungs geht kurz nochmal raus ich zieh sie wieder um“, befahl uns Jess. Wie gesagt so getan. Als sie rauskam konnten wir es nicht mehr aushalten. Wir fingen schallend an zu lachen. Schnell gingen wir ins Wohnzimmer, damit Amy nicht aufwachte.
Marc ließ 15 Fotos davon entwickeln. drei gab er Jess und die anderen Teilten wir uns auf.
Dieses Foto trug ich meistens mit mir in meiner Jackentasche herum. Es war wahrscheinlich vorhin aus der Jacke gefallen, als ich hängen geblieben war.
Upps.
"Alec? Was ist das?“ Wie kam sie darauf dass das von mir war? Okay dumme Frage. Sie war schließlich damals 14 Jahre alt gewesen.
„Äh.“
„Ach egal. Gib das her Jayden!“
Dieser schüttelte seinen Kopf und grinste sie schelmisch an.
„Nein. Nur wenn wir morgen ein Date haben.“

Minikapitel 7

Amys Sicht

Wir hetzten von Geschäft zu Geschäft. Jeder infrage kommende Laden wurde von uns umgekrempelt und durchkämmt.

Mira schrie freudig auf. Das schreckliche Top ließ ich fallen und rannte zu ihr.
Kelly und Di standen um sie herum, sodass ich mich zwischen ihnen hindurch quetschen musste, um etwas sehen zu können.
Nachdem ich mir Platz verschaffen hatte, sah ich es.
Mir klappte der Mund nicht gerade Lady-like auf. Geschockt stand ich dort und konnte mich nichtmehr bewegen. Kein Ton kam aus meiner Kehle.
Nach ein paar Sekunden hatte ich mich wieder unter Kontrolle.
„Mira. Das ist unglaublich“, ich machte eine Kunstpause, „hässlich!“
Wir beide gaben uns High-Five.
Dieses hässliche Neon pinke Minikleid, war genau das richtige, um Jayden zu vertreiben. Es bezweckte aber auch noch einen anderen, für mich durchaus wichtigen Grund. Ich wollte unbedingt herausbekommen, was dieses eine Zimmer mit ihm zu tun hatte, denn ich konnte immer noch nicht glauben, dass er auf solche Mädchen stand.
„Probiere es an“, forderte Kelly mich auf.
Mit spitzen Fingern packte ich das Minikleid, besser gesagt den Stofffetzen an und begab mich in die Umkleidekabine.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir
Bildmaterialien: Google (wurden aber von mir bearbeitet)
Tag der Veröffentlichung: 30.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meinen ganzen lieben Lesern (die mich immer total lieb unterstützen), meinen Freunden und vor allem Jenny, Klara und Lea! Ich hab euch mega dolle lieb!

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