Cover

Stefan hat mich abends zu einem netten Italiener ausgeführt und bei nach der Nachspeise ein kleines Päckchen gegeben. Auf der Karte stand „Liebe bindet, aber sie fesselt nicht!“
In dem Päckchen war eine wunderschöne Uhr. Auf der Rückseite ist ‚In Liebe von S an D, 28.08.1992’ eingraviert.
Er gibt mir so viel, aber was gebe ich ihm?

Am nächsten Tag sitzen wir mit Maria und Manfred im Bad. Außer uns ist keiner unserer Freunde da.
Wir reden über die Sorgen, die über unseren Köpfen schweben. Stefan ist gerade zur Kantine gegangen, um was zu trinken zu besorgen.
„Ich versteh nicht ganz, wieso du dir wegen des Geldes Sorgen machst?“ meint Maria „SO schlimm ist es doch gar nicht.“
„Ich hab kein Einkommen und muss die Schule fertigmachen und ich habe ganz sicher nicht die Absicht, Stefan auf der Tasche zu liegen!“
„Und was ist mit dem Geld von deinem Vater?“
„Das hatten wir doch schon? Hast du nicht gemeint, dass reicht nicht?“
„Ich hab noch mal nachgerechnet! War Blödsinn, was ich da von mir gegeben habe. Wenn du pro Monat nicht mehr als 500 ausgibst, reicht das mehr als zwei Jahre lang! Und 500 pro Monat nur zum auf den Kopf hauen hätte ich schon gerne!“
Eigentlich hat sie ja Recht!
„Stimmt eigentlich – hätt‘ ich auch drauf kommen können. Ich bin wohl nicht ganz auf der Höhe!“
„Ja, du warst wirklich schon besser drauf!“ Maria hat einen ziemlich eigenartigen Blick drauf, der mir fast so was wie Angst macht.
„Weißt du eigentlich, dass ich mir irre Sorgen um dich mache?“
„Es ist mir zwar schon besser gegangen, aber solange ich dich und Stefan habe kann mir eigentlich nichts passieren.“
„Das ist lieb von dir, aber das du so vollkommen weg bist von deiner Familie… - Ich könnte mir das nicht vorstellen! Und du hängst eigentlich vollkommen in der Luft. Was wäre denn, dass ist nur ein Gedankenspiel, wenn Stefan nicht mehr da wäre? Könnte doch sein, dass er nach Deutschland zurück muss.“
„Ganz einfach – dann gehe ich mit! Ich lass ihn nicht alleine! Und er mich auch nicht!“
„Und deine Ausbildung? Die Schule? Studium?“
„Irgendwie wird das schon gehen. Es muss gehen! In 9 Monaten hab ich außerdem meine Matura, dann ist das Gröbste überstanden. Und was soll das überhaupt? Stefan verlässt mich nicht – nie. Eher friert die Hölle ein! Und wenn wir nichts mehr hätten, außer uns beiden, es wäre genug!“ sage ich hitziger, als ich eigentlich wollte.
„Stimmt – ich werde dich nie verlassen! Aber worum geht es denn hier eigentlich?“ Stefan ist zurück. Ich hab ihn nicht bemerkt.
„Maria hat ein paar unschöne Gedankenspiele gemacht!“
„He – jetzt krieg das nicht in die falsche Kehle! Ich mach mir halt einfach Sorgen um euch, um dich!“
Stefan runzelt die Stirn und ich bekomme den Gedanken nicht mehr aus dem Kopf ‚Was, wenn Stefan nicht mehr da sein sollte?’ die Antwort ist sonnenklar, ich könnte ohne ihn nicht leben, genauso wenig, wie ohne Luft oder ohne Wasser.
Ich bin sauer – als ob nicht genug Probleme da wären, muss ich mich jetzt auch noch mit welchen auseinandersetzen, die es gar nicht gibt. Der Gedanke, dass Stefan nicht mehr da sein könnte ist mir noch nie gekommen, wieso bekomme ich ihn jetzt nicht mehr aus dem Kopf? Der Tag ist versaut. Stefan und ich fahren heim. Nicht nur, dass meine Laune am Tiefpunkt ist, dass Wetter ist auch schlechter geworden.
Daheim richten wir uns gerade für das Training her, als das Telefon läutet. Stefan geht ran. Er sagt gerade noch seinen Namen und dann nichts mehr. Er wird nur blass, hört eine Weile zu, sagt dann ziemlich zornig „Müssen wir wohl, oder?“ und legt auf.
„Ich bin nicht sicher ob ich hören will, was das war!“
„Wir haben eine Verabredung für heute Abend!“ presst er zwischen den Zähnen hervor.
„Aha – und mit wem?“
„Mit Hasso. Er ist in Wien. Er hat im Verein einfach nach mir gefragt und diese dämliche Sekretärin hat ihm meinen Namen und meine Telefonnummer gegeben. Er will am Abend mit uns reden.“
„Oh Scheiße. Hat er dir gedroht?“
„Das kannst du annehmen!“
Stefan ist blass und zittert am ganzen Körper. „Dieses Arschloch!“ schreit er auf einmal und schleudert die Blumenvase vom Telefontisch quer durchs Vorzimmer, wo sie dann an der Wand in tausend Stücke zerbricht.
„Scheiße, scheiße, scheiße!!!“ ruft er noch und rutscht an der Vorzimmerwand hinunter bis er am Boden hockt, den Kopf zwischen die Knie nimmt und die Hände auf den Hinterkopf legt.
Ich hocke mich neben ihn und leg den Arm um seine Schultern.
„Was sollen wir bloß tun?“ flüstert er.
„Als erstes anhören, was er will. Obwohl – viel Fantasie braucht es dazu ja nicht gerade.“
„Und dann?“
„Wir könnten einfach abstreiten, dass wir schwul sind! Bis jetzt hat er ja keine Beweise.“
„Braucht er die denn? Was glaubst wäre bei mir daheim los, wenn auch nur der Verdacht aufkäme, dass ich keine Freundin, sondern einen Freund habe?“
„Hast du das daheim erzählt, dass du eine Freundin hast?“
„Scheiße – JA!“
Es stört mich, es stört mich ganz gewaltig, aber was habe ich denn erwartet? Dass er daheim antanzt und verkündet: ‚Hört mal her, ich hab jetzt einen ganz süßen Freund!’?
Ich sag lange nichts, sondern steh dann irgendwann auf und geh in die Küche um mir was zu trinken zu holen. Alles ist so unwirklich, als wäre nicht ich es, der hier steht und sich ein Glas Wasser aus dem Hahn zapft, sondern ein anderer und ich sehe ihm nur zu.
Dann nimmt mich Stefan von hinten in den Arm.
„Egal was kommt, wir stehen das durch!“
„Was soll ich noch alles von dir verlangen?“ frag ich ihn und dreh mich um.
„Was sollst du denn noch aufgeben oder für mich machen? Du bist schon wegen mir nach Wien gezogen, hast deine Familie und alle Freunde hinter dir gelassen und jetzt auch noch diese Scheiße, in die du nie gekommen wärst, wenn es mich nicht gäbe! Ich wünsche mir fast, wir hätten uns nie getroffen; dann wäre dir das alles erspart geblieben!“
Stefan sieht mich sprachlos an.
„Das meinst du doch nicht ernst?“ flüstert er dann leise „David – ich liebe dich! Ich würde alles für dich aufgeben. Es gibt nichts auf der Welt, was ich nicht für dich tun würde. SCHATZ! DU bist mein ein und alles! Du hast wegen mir schon deine Familie aufgegeben, mehr oder weniger deine Freunde, sogar dein geschütztes, behagliches Leben! Kann ich weniger für dich tun? Wir finden einen Weg, wie wir hier rauskommen! Zusammen schaffen wir alles!“
Er hat recht! Solange wir zusammen halten kann uns nichts passieren!
„Wo will sich diese Assel denn mit uns treffen?!“
„In einem Cafe in der Innenstadt. Um 20 Uhr.“
„Gut, dann gehen wir also hin. Wir hören uns an, was er zu sagen hat, entscheiden aber dort nichts, sondern handeln uns Bedenkzeit aus und reden dann nachher darüber. Okay?“
Inzwischen war es knapp vor vier. Das Training würde in ein paar Minuten beginnen.
„Willst du noch zum Training?“
„Müssen wir wohl, wenn wir nicht wollen, dass uns Andreas zu Hundefutter verarbeitet…“
Wir sind um mehr als 20 Minuten zu spät. Andreas grummelt zwar vor sich hin, sagt aber seltsamer Weise nichts, braucht er auch nicht, denn er zieht uns die Hammelbeine lang. Es ist fast so schlimm, wie das letzte Training und mir wird immer klarer, wie viel Rückstand ich aufzuholen habe. Aber irgendwo fehlt mir der Kick, den ich beim Training vor unserem Urlaub gespürt habe! Ist die Luft vielleicht draußen? Ich warte mal ab, vielleicht hat das auch nur mit meiner Stimmung zu tun. Eigenartiger Weise machen mir die nachfolgenden Fights mehr Spaß. Spaß ist nicht ganz das richtige Wort, aber ich kann dort alles raus lassen – fast ohne Rücksicht. So lege ich zuerst Ernst und dann Hermann HERMANN! einfach so auf die Schulter. So angriffslustig und aggressiv war ich noch nie! Kommentarlos stehe ich von der Matte auf und wische mir mit meinem Handtuch das Gesicht ab. Stefan schaut schief und meint „Manchmal machst du mir Angst!“. Ich mir auch!.
„Wenn du so kämpfst, kannst du alle und jeden schlagen – sogar mich!“
Andreas ist ganz aus dem Häuschen und will unbedingt, dass ich noch gegen Ben antrete! Eigentlich bin ich viel zu fertig um noch einen Kampf zu bestreiten, aber gegen Ben auf die Matte zu gehen, hat einen besonderen Reiz!
Ben muss sich das erste Mal, seit wir gegeneinander kämpfen wirklich und ernsthaft anstrengen um mich zu besiegen. Er kriegt mich nicht auf die Schulter, ich klebe am Boden fest, bin einfach zu schnell und gehe ihn ohne jeden Respekt, mit jeder Technik die mir einfällt, an. Er kriegt auch keine technische Überlegenheit. Er bekommt nur einen 7 zu 6 Punktesieg.
„Wie hast du das gemacht?“ fragt Stefan erstaunt.
„Ich habe an Hasso gedacht!“
Zuerst schaut er verdutzt, aber dann muss er lächeln.
„Das Gefühl solltest du dir für das nächste Turnier aufheben!“
„Falls wir noch zu Turnieren fahren.“ Knurre ich.
Ben klopft mir auf die Schulter „He – das war wirklich gut! Alle Achtung!
Andreas will jetzt auch noch unbedingt mit mir reden, aber ich muss ihn auf das nächste Training vertrösten, denn als wir aus der Halle raus gehen, ist es kurz nach sieben.
Zum nach Hause fahren ist es zu spät, für das Cafe eigentlich noch zu früh, aber was soll‘s, wir fahren trotzdem hin. Mit Parkplatzsuche und Marsch Richtung Albertina wird es aber doch dreiviertel Acht.
Wir stehen vor dem Cafe und schauen uns noch einmal kurz an, nicken uns zu und holen tief Luft, bevor wir reingehen.
Hasso ist schon da, er sieht diesmal ganz anders aus. Er hat einen Anzug an und trägt auch seine Ringe nicht. Und er ist nicht alleine, Frank sitzt bei ihm.
„Ah – überpünktlich wie ich sehe, freut mich. Setzt euch doch!“
„Wir hatten gerade nichts Besseres zu tun!“ sagt Stefan nur trocken.
Hasso übergeht die bissige Bemerkung und bestellt für alle Bier. Eigentlich will ich einen klaren Kopf bewahren, aber ein Bier bringt niemanden um!
„Eines vorweg“ sagt Stefan, bevor Hasso loslegen kann „wir lassen uns nicht erpressen! Wenn sie glauben, sie müssen uns und unsere Familien unglücklich machen, dann können wir es so oder so nicht verhindern.“ Eigentlich war es so nicht zwischen uns abgesprochen. Ich schlag ihm leicht mit meinem Knie gegen seines, aber er macht eine Bewegung die wohl bedeuten soll „Ich mach das schon!“. Von der Seite sehe ich, dass er ganz leicht schwitzt.
Hasso hebt abwehrend beide Hände „Na na, wer redet denn von Erpressung? Ich hatte doch nie vor euch irgendwie unter Druck zu setzen. Wenn sich das so angehört haben sollte, dann tut es mir leid!“
„Und wieso haben sie dann nichts Besseres zu tun, als den Verein ausfindig zu machen, bei dem wir trainieren und dort nach der Telefonnummer zu fragen?“ Ich kenne Stefan und ich weiß, dass er kurz vor einer Explosion steht!
„Wie sollte ich denn sonst an euch rankommen? Klaus is ja ums Verrecken nicht bereit gewesen mir eure Telefonnummer zu geben. Hört euch nur meinen Vorschlag an und denkt einfach darüber nach. Mehr verlange ich nicht!“
Stefan und ich sagen nichts, wir warten einfach nur ab!
„Gut – also – ich drehe in Wien und in der Umgebung einen Film, eigentlich würde ich ja gerne gleich zwei oder drei machen – senkt die Kosten, aber mir fehlen die Darsteller!“ er sieht uns an, als ob er auf etwas warten würde. Wir sagen aber nichts, und er redet weiter.
„Ich gebe zu, ich würde viel tun um euch vor die Kamera zu bekommen, aber zwingen will ich euch nicht. Ich will, dass man meinen Darstellern ANSIEHT, dass es Spaß macht und nicht, dass sie aussehen, als hätte man sie vor die Kamera geprügelt. Daher mein Vorschlag: Ich biete euch 800 Euro, PRO Nase für drei Filme, wenn ihr mitmacht, natürlich erst, nachdem ich weiß, wie ihr im Film rüberkommt, oder noch mal 800 für jeden Darsteller, den ihr vermitteln könnt. Ihr kennt doch sicher den einen oder andern – oder nicht?“
„Wieso haben sie mir am Telefon gedroht?“ will Stefan wissen, ohne auf das Angebot einzugehen.
„Hätte ich euch sonst hier her bekommen? Ich hatte nie vor die Drohung wahr zu machen. Ich hab mein Ziel erreicht – ich wollte mit euch reden und da seid ihr auch.“
„Und wenn sie der Meinung sind, sie wollen doch mehr von uns? Was ist dann? Und wenn wir einen Film, oder auch nur Testaufnahmen machen sollten, dann haben sie ja was Handfestes gegen uns. Wer hindert sie dann noch mehr Druck auszuüben?“ Ich rede mich langsam in die Wut hinein und werde laut. Dieses Arschloch hat meinem Freund eine Heidenangst eingejagt. SO leicht kann er doch nicht davonkommen.
„Das hat schon was für sich – geb’ ich ja zu. Ist aber kein Grund laut zu werden!“
„Wir sind vor Ihnen gewarnt worden!“
„Von Klaus – ich weiß. Das mit ihm ist – hmm – sehr unglücklich verlaufen. Hätte nicht passieren dürfen!“
Stefan beugt sich vor. „Was ist denn passiert?“
„Na ja – wir hatten eine Abmache, dass man sein Gesicht auf Werbematerial nicht sieht und er auf keinen Fall auf’s Cover kommt. Aber ich war im Krankenhaus, als der Vertrieb und die Video-Produktion angelaufen sind. Tja - und der Heini, der die Grafiken macht, wusste nichts von dem Gespräch. Jedenfalls wurde der Film geschnitten und produziert, ohne dass ich ihn vorher gesehen habe. Wie auch immer, Klaus WAR am Cover und man konnte sein Gesicht erkennen. Das nimmt er mir heute noch krumm.“
Wir sehen uns an, sagen aber nichts. Stefan hat ein seltsames Funkeln in den Augen, das ich schon öfter bei ihm gesehen habe, allerdings in ganz anderen Situationen.
„Okay – wir haben uns angehört, was sie zu sagen hatten. Wie lange haben wir Zeit uns das durch den Kopf gehen zu lassen?“
„Ich bin drei Tage hier. Übermorgen wäre schön, wenn ihr was hören lasst!“
„Machen wir – übermorgen um die gleiche Zeit hier?“
„Gut, aber wir versprechen gar nichts! Ist das klar?“
„Klar wie Kloßbrühe!“
Wir verabschieden uns und gehen Richtung Wagen.
Stefan sieht mich an und hat schon wieder dieses eigenartige Funkeln in den Augen.
„Was?“
„Hm – ich stell mir das irgendwie gar nicht schlecht vor“
„Was meinst du?“
„Ein Film von uns beiden? Müsste doch was Nettes sein!“
„Denkst du ernsthaft darüber nach, sein Angebot anzunehmen?“
„Ich weiß nicht. Man kann ihm nicht trauen, aber irgendwie – der Gedanke turnt mich an, dass eine Kamera dabei ist.“
„Und ein Dutzend Leute, die dabei zusehen…“
„Schon, aber das stört mich ja nicht wirklich – und dich auch nicht SO besonders!“ feixt er.
„Und wenn ich, oder du, es mit anderen machen müssen? Ich würde ausrasten, wenn du vor meinen Augen mit einem anderen Typen rummachst und ich bin nicht dabei!“
„Würd’ ich auch nicht wollen! Nur mit dir will ich rummachen!“
Als wir im Wagen sitzen, das Verdeck unten und die Musik aufgedreht ist, fühle ich mich das erste Mal seit Langem wieder halbwegs glücklich, aber das ist ja immer so, wenn ich mit meinem Schatz zusammen bin. Da kann es mir nicht schlecht gehen.
„Du, ich hätte mal wieder Lust fort zugehen!“ fang ich an.
„Ja – ich auch, aber wohin? Das „Not“ hat heute zu und sonst gibt es ja nicht viel! Außerdem müssen wir noch über Hasso reden.“
„Darüber rede ich erst mit dir, wenn ich dir den Druck abgelassen hab – sonst siehst du das ganze anscheinend nicht wirklich objektiv!“
„JAJAJAJA Druck ablassen mit meinem Davidschatz! Uh Uh Uh“
„Wie sagte schon Tante Jolesch? Alles was bei einem Mann schöner ist als ein Aff’, ist ein Luxus!’ Mein kleines Afferl!“
So blödeln wir rum, bis wir heimkommen und ganz schnell und affig ins Bett springen.
Am Abend fallen uns keine echten Alternative ein, also gehen wir ins Alexander. Dort ist aber niemand den wir kennen, also machen wir einen Ausflug in die Heteroszene – ins P1.
Was soll man sagen? Jede Menge nette Typen – viele Mädels und nix für uns dabei. Also tanzen wir uns einen ab und lassen uns von den Girls anbraten.
Ich hab mir mein Shirt wieder ausgezogen und in die Hose gesteckt, weil ich wie verrückt schwitze.
Gegen zwei schreit mir Stefan zu „Zieh das Shirt wieder an! BITTE!“
„Warum?“ brüll ich zurück.
„Weil ich sonst die Beherrschung verliere und die Tussen keine Ruhe geben!“
„Damit kann ich leben!“
„Womit?“
„Das du die Beherrschung verlierst!“
Stefan schaut mich erst groß an, dann grinst er und plötzlich zieht er mich an sich und küsst mich!
Mitten im P1, mitten unter tausend Heteros. Ich fass es nicht!
„Du wolltest es ja so! Jetzt geben wenigstens die Mädels ruhe!“ sagt er.
Ich falle ihm um den Hals und zu ‚Everlasting Love’ tanzen wir dann eng umschlungen – inmitten von all den Heten – und keinen kümmert‘s! Na ja – fast keinen. Ein Typ schaut sehr finster zu uns und kommt dann auch rüber. Bomberjacke, geschnürte hohe Stiefel und enge Jeans. Der Eindruck, den er vermittelt verheißt nichts Gutes. Hinter ihm stöckelt ein Blondinchen mit sehr engem Minirock und sehr hohen Absätzen her. Stefan sieht ihn nicht, da er mit dem Rücken zu ihm auf der Tanzfläche steht. Der Typ ist nicht wesentlich größer als wir, vielleicht 5 cm, macht aber einen ziemlich bulligen Eindruck. Nicht, das ich Angst hätte, aber ich will die Schwierigkeiten einfach nicht, die sich da anbahnen. „Tobi, nicht! Das bringt doch nichts!“ ruft die Blondine. Ich tippe Stefan auf die Schulter und nicke Richtung Dampfwalze, die auf uns zurollt. „Troubles“ sag ich nur.
Stefan dreht sich um und ich merke, wie er schnell, aber unauffällig seine Position ändert um einen besseren Stand zu haben. Es ist fast so, als würde er sich auf der Matte auf einen Kampf vorbereiten.
„He – ihr Tunten. Wollt ihr euch mal mit einem richtigen Mann anlegen? Arschficker haben hier nichts verloren“ schreit er aus 10 Meter Entfernung. Aus dem Augenwinkel sehe ich ein paar Typen in unsere Richtung losstarten.
Ich stelle mich neben Stefan und warte ab was passiert. Plötzlich ist die Tanzfläche wie leergefegt und nur wir zwei stehen in der Mitte. Der Typ ignoriert mich vollständig und geht sofort mit einem Schrei auf Stefan los – und liegt zwei Sekunden später am Boden. Stefan hat ihn eisern im Griff und drückt ihn mit dem Gesicht auf die Tanzfläche. Er ist nicht gerade sanft; ich sehe, wie sich die Bänder an der Schulter des Angreifers dehnen und bei jeder Bewegung die er macht um freizukommen, verzieht er vor Schmerz das Gesicht. Sollte Stefan noch ein wenig anziehen, kugelt er ihm zumindest das Gelenk aus. „Scheiß Schwuchtel – ich bring dich um, schreit er.“ In seiner Situation ist das wohl eher eine hypothetische Drohung, aber es jagt mir trotzdem einen Schauer über den Rücken. Die anderen Typen, die ihm anscheinend helfen wollten, stehen unschlüssig am Rand der Tanzfläche, und schauen zu mir rüber und ich schüttle nur leicht den Kopf. Sie bleiben wo sie sind und das Blondinchen jammert vor sich hin.
„Noch eine Bewegung und ich kugle dir die Schulter aus. Bei der nächsten Dummheit breche ich dir eine Rippe und dann noch eine… Verstanden?“ knurrt Stefan den Typen an. Der heult auf macht eine heftige Bewegung um freizukommen und dann hört man ein grausiges Geräusch, ein Knacken oder Schmatzen und der Typ schreit auf, wird dann aber sofort ruhig und jammert nur vor sich hin.
In diesem Moment kommen drei Typen auf uns zu. Ein kleiner, schleimiger Kerl und zwei richtig große Bullen.
Der Kleine stellt sich als Chef heraus und die beiden anderen sind sichtlich die Rausschmeißer.
„Du kannst jetzt loslassen.“ sagt er nur ruhig zu Stefan. Mir fällt auf, dass die Musik aus ist und ich keine Ahnung habe, wie lange schon.
Stefan lässt aus und springt gut zwei Meter zurück. Sein Opfer rappelt sich mühsam auf, wobei sein rechter Arm gut 10 cm länger zu sein scheint als der linke und stürzt dann auf Stefan los. „Scheiß Schwuler, man hätte euch alle umbringen sollen!“ schreit er. Ich werde blass, weil ich derartige Ablehnung noch nie so offen bemerkt habe. Bevor er aber noch zwei Schritte machen kann, stellt sich einer der Rausschmeißer dazwischen und er prallt einfach von ihm ab. Er schreit noch einmal auf, diesmal aber vor Schmerz und greift sich an die rechte Schulter.
„Es wäre besser, ihr würdet jetzt gehen!“ sagt er in einem seltsam neutralen Tonfall. „Eure Rechnung geht aufs Haus, aber es wäre mir lieb, wenn ihr nicht mehr kommen würdet. Und sagt das auch euren ‚Freunden’ – ihr bringt nur Ärger!“ Das ‚Freunde’ betont er dabei mehr als notwendig.
„Er hat uns angegriffen!“ Stefan ist ziemlich außer Atem.
„Weiß ich – sonst hätte ich schon die Polizei geholt. Jetzt macht dass ihr verschwindet. Eugen, zeig ihnen den Weg hinten raus!“ die letzten Worte gelten seinem zweiten Begleiter, während der andere noch unseren Angreifer am linken Arm festhält.
„Und du – du hast jetzt endgültig Lokalverbot. Wir holen dir ein Taxi, damit du ins Krankenhaus kommst, aber ich will dich nie mehr sehen! Und kein Kommentar – ich habe dich oft genug gewarnt Tobias.“
Er dreht sich wieder zu uns. „Ihr seid ja immer noch da! Ab!“
Eugen geht schon voraus, als der Chef noch mal ansetzt „Einen Rat noch an euch beide: Ich habe nichts gegen Leute wie euch, aber andere schon, also lasst in Zukunft das Knutschen in der Öffentlichkeit bleiben – erspart euch eine Menge Ärger.“
Wir folgen unserem Gorilla durch einen Hinterausgang, über Treppen und Gänge, während der zweite knapp hinter uns geht. Als wir wieder auf der Straße stehen, müssen wir uns erst orientieren, wo wie denn eigentlich sind. Wir reden nicht mehr über diesen Vorfall und auf der Heimfahrt sind wir eher schweigsam. Stefan kuschelt sich auf der Rückbank des Taxis an meine Schulter und schläft fast sofort ein. Ich sehe den seltsamen Blick, den der Fahrer durch den Rückspiegel wirft, aber es kümmert mich nicht mehr.
Am nächsten Morgen ruft Manfred an, er will ins Freibad, aber ich hab keine Lust wieder auf Familienangehörige zu treffen. „Warum nicht Donauinsel?“ fragt Stefan von hinten.
Warum eigentlich nicht? Also holen wir Manfred, Norbert und Markus ab und fahren fast ganz ans Ende, bis zum letzten Parkplatz.
„FKK!? Nicht mit mir!“ ruft Markus ganz aufgeregt.
„Zier dich nicht! Wir haben dich alle schon nackt gesehen. WO ist also das Problem?“ faucht ihn Manfred an, der in einer ziemlich eigenartigen Stimmung ist.
Gemeinsam überreden wir ihn doch noch und so liegen wir fünf knapp eine Stunde später nackt in der Sonne. Stefan und ich liegen am Bauch nebeneinander und schauen uns in die Augen.
„Wir hätten noch was zu klären!“ ich muss das Thema ‚Hasso’ wieder hochwürgen, sonst zerreißt es mich.
„Hasso?“ fragt Stefan
„Ja – was machen wir?“
„Erste Frage, kann man ihm trauen?“
„Nicht weiter, als ich einen 1000 Kilo Stein werfen kann. Wir wissen jetzt wenigstens, warum Klaus so sauer auf ihn ist. Falls das die Wahrheit war. Und ich hab ein mulmiges Gefühl dabei.“
„Ich auch. Aber andererseits – geil wär’s schon!“ Er grinst schon wieder sein dreckiges Grinsen und ich bin froh am Bauch zu liegen.
„Kann es sein, dass du ein kleiner Exhibitionist bist?“
„Hm – es turnt mich nicht sonderlich an, wenn ich es vor anderen treibe, aber es ist voll steil, wenn ich dich dabei sehe. Und allein der Gedanke, dass ich uns zuschauen kann, treibt mir schon wieder die Tinte in den Füller!“
Schau mich nicht so an! Den gleichen Blick hattest du in Ibiza am Strand, bevor du…“
„Bevor ich was?“
„Mir einen runtergeholt hast.“ flüstere ich
„Angst, dass ich es wieder tue?“
„Angst ? Nö, aber hier laufen ja Kinder um und sind auch Familien da.“
Er schaut sich kurz um „Schade!“
Eine Weile sagen wir nichts und mir kommt ein Gedanke.
„Brauchen wir dazu denn Hasso?“
„Wie meinst du das?“
„Wir besorgen uns eine Videokamera!“
Stefan sieht mich lange an und grinst dann „Ja – und ich hab auch schon eine Idee, wer da drehen wird!“
„Was meinst du denn?“
„Na, irgendwer muss uns doch aufnehmen!“
„Und an wen denkst du?“
Er grinst noch unverschämter „An Klaus zum Beispiel!“
„Hm – der hält doch keine fünf Minuten durch, bevor er mitmacht!“
„Stimmt, dann Matthias vielleicht?“
„Wer?“
„Na, dein kleiner Turmspringer!“
„Erstens, ist er nicht MEIN Turmspringer, sondern wenn überhaupt, dann unserer und zweitens haben wir uns seit damals nicht bei ihm gemeldet!“
„Is ja gut Kleiner! Geh nicht gleich in Saft! Haben wir sonst noch wen?“
Ich denke zwar nach, aber mir fällt niemand ein.
„Sorry, wenn ich mich einmische, aber ich hätte eine Idee!“ sagt auf einmal eine Stimme von links.
Ich drehe mich um und da liegt Manfred neben mir.
„Ist das höflich, unsere Gespräche zu belauschen?“ ich ärger mich ein wenig, dass er das so unverschämt zugehört hat. Ich schau schnell wo Markus und Norbert sind, aber die haben sich verdrückt.
„Ist sonst nicht meine Art, sorry aber ihr wart nicht gerade leise!“
„Ist dir überhaupt klar, wovon wir reden?“
„Denke schon – ihr wollt ein Sexfilmchen drehen!“
Am liebsten würde ich ihm jetzt seinen unverschämten Grinser aus dem Gesicht prügeln!
„Wieso eigentlich nicht?“ meint Stefan hinter mir.
Auch das noch! Kann er sich nicht denken, warum nicht? Weil Manfred mein Ex-Freund ist, weil er immer noch in mich verknallt ist, weil ich nicht will, dass er SOLCHE Aufnahmen von uns hat und weil ich nicht will, dass er so nah an Stefan rankommt! Mir fallen genug gute Gründe ein, aber ich sage gar nichts darüber, ich murmel nur was von ‚mal sehen’ und ‚darüber nachdenken’ vor mich hin. Damit ist das Thema erst mal erledigt.
„War nur ein Vorschlag, wenn ihr ihn annehmt gut, wenn nicht, auch gut!“ Manfred scheint das aber nicht so zu sehen, wie er es sagt.
Inzwischen ist es Mittag und wir haben eigentlich ganz schönen Hunger. Also wandern wir zum Restaurant am Hügel oben. „Oase“ heißt es. Es ist nicht ganz so ruhig dort und das Essen auch nicht ganz so prickelnd, aber es reicht. Ich nehme mir ein Schnitzel mit Pommes, was mir einen bösen Blick von Stefan einträgt „Zuviel Salz, zu viel Fett und zu wenig Eiweiß für die Gesamtmenge!“ ist sein Kommentar.
„Ja Trainer! Aber ich bin doch kein Kaninchen, dass ich nur Salat esse!“
Nach dem Essen legen wir uns in den Schatten und dösen vor uns hin. Ich sehe mich ein wenig um und bemerke einen Jungen, der vielleicht 10 Meter von uns entfernt auf einem Handtuch liegt und zu uns rüber starrt. Sein Gesicht ist eigentlich ganz nett, aber er ist furchtbar dünn, fast nur Haut und Knochen. Als er meinen Blick sieht, wendet er sich ab und tut so, als würde er angestrengt in einem Buch lesen. Hin und wieder schaut er wieder rüber, und wird rot im Gesicht, als er merkt, dass ich ihn beobachte.
Auf einmal springt er auf, schnappt sich sein Handtuch und bindet es umständlich um die Hüften. Vorher kann ich noch sehen, dass er ziemlich erregt ist. Sein Schwanz steht auf 7 Uhr und der sieht nun wirklich sehr appetitlich aus. Dann zieht er Richtung Wasser ab.
„Na, auf der Jagd?“ Stefan hat sich auf die Seite gedreht und sieht mich an.
Ich weiß nicht einmal warum ich rot werde, aber ich fühle mich, als hätte er mich beim Naschen erwischt.
„Eigentlich nur mal gucken, was so umläuft.“
Am Nachmittag schwimmen wir auf die andere Seite des Entlastungsgerinnes. Dort stehen alte Baumaschinen herum, sichtlich beim Bau der Donauinsel übrig geblieben, und rosten langsam vor sich hin.
Es ist eine unwirkliche Landschaft. Da sind die hohen Kiesberge und Aufschüttungen, die noch keine Spur von Leben zeigen und dazwischen die alten Maschinen, die aussehen als wären sie Denkmäler einer untergegangenen Epoche oder Skelette von ausgestorbenen Tieren. Man kommt sich in der grellen Sonne, die harte Schatten wirft, fast vor wie auf einem anderen Kontinent, oder auf einem anderen Stern. Wir gehen an etwas vorbei, das wie ein alter Bagger aussieht, hin zu einem Förderband, das anscheinend schwenkbar war und auf vielen kleinen Rädern sogar mobil gewesen sein mag.
Gerade wollen wir um dieses seltsame Konstrukt herumgehen, als mich Stefan zurückhält.
„Schau!“ sagt er und zeigt auf eine Nische, die im Gehäuse des Förderbandes eingelassen und einigermaßen schlecht einsehbar ist, außer man steht, so wie wir, fast direkt davor.
Dort steht der Junge der vorhin ein ‚Buch gelesen’ hat, ein Mann kniet vor ihm und macht recht eindeutige Bewegungen mit dem Kopf und den Händen.
Die treiben es hier mitten in der Stadt – unter freiem Himmel. Unfassbar!
„Die haben sichtlich Spaß!“ sagt Stefan leise und sieht mich an.
„Na, willst du dich auch hier verblasen lassen?“
„Wäre doch nett!“
„Du bist ein Sexmonster!“
„Aber ein liebes – oder?“
„Darüber muss ich noch nachdenken.“ Sage ich und zwinker ihm zu
Wir haben uns hinter eine Ecke zurückgezogen und beobachten was weiter passiert.
Der Mann ist aufgestanden und lehnt sich jetzt an das Metall und der Junge ist in die Knie gegangen.
Der Mann scheint so um die Dreißig zu sein, mit einem hübschen Gesicht, aber um die Mitte schon etwas in die Breite gegangen. Seine breite Brust ist ziemlich behaart.
Stefan beginnt mir mit den Fingerspitzen den Rücken entlang zu fahren.
„He – du weißt genau, wie ich darauf reagiere.“
„Vielleicht leg ich es ja darauf an?“
„In der Badehose sieht man ja sofort, wenn ich einen Ständer bekomme!“
„Die beiden dort drüben machen sich deswegen sicher keine Gedanken.“
„Aber wenn jemand vorbei kommt?“
„Wer kommt denn hier schon vorbei?“
Stefan drückt sich an mich und ich kann spüren, dass er das Problem ‚Ständer’ schon hat und zwar recht massiv.
Inzwischen steht der Junge auf und bindet sich wieder sein Handtuch um. Der Mann legt sich seines über die Schultern und schlendert gemütlich in die Gegenrichtung davon, als wäre nichts passiert.
Wir drücken uns in unser Eck, um nicht gesehen zu werden, aber der Junge kommt genau auf unser Versteck zu.
Stefan drückt mich gegen das alte, warme Metall und ich spüre im Rücken den abblätternden Lack, als der Junge nicht einmal drei Meter bei uns vorbei geht. Er sieht uns und bekommt nun einen vollkommen roten Kopf. Aus der Nähe sehe ich, dass er vielleicht 16 ist, wenn überhaupt. Damit erlischt mein Interesse schlagartig.
„Komm gehen wir!“
„SO?“ meint Stefan und ein Blick auf seine Badehose zeigt mir, was er meint.
Der Junge hat es auf einmal sehr eilig weiterzukommen und nach einer Minute ist er aus unserem Blickfeld verschwunden.
„Zu jung!“ sagt Stefan
„Richtig – viel zu jung!“
Wir gehen dann doch weiter und kommen an eine Art Senke, die mit jungen Bäumen und Büschen bestanden ist. Dazwischen steht hohes Gras in das kleine Wege getreten sind.
Manchmal zweigen andere Wege ab und manchmal ist ein kleiner Fleck nieder getreten, so dass sich eine Art Lichtung gebildet hat.
Wir folgen dem Weg und gehen manchmal links und manchmal rechts, aber wir begegnen keinem Menschen. Nach einiger Zeit zieht mich Stefan zu so einer Lichtung. Es ist heiß und wir schwitzen wie verrückt, aber das macht in gewisser Beziehung die Sache einfacher. Als ich mich mitten im Gefecht einmal umsehe, steht der Junge von vorhin nicht weit weg und reibt an seinem Ständer, der schon fast unanständige Ausmaße angenommen hat. Ich habe selten so etwas Großes gesehen, auch nicht bei Klaus, der deswegen von uns den Spitznamen ‚Elefantenmann’ bekommen hat.
Und daneben steht Manfred! Ich sehe ihn in dem Moment, als Stefan versucht mir seinen Schwanz in den Hintereingang rein zuschieben.
„Wir haben Besuch!“ zische ich ihn an.
„Was?“
Er schaut sich um und sieht anscheinend nur den Jungen; Manfred ist für ihn durch das Gras und einige Büsche verdeckt.
„Immer noch zu jung, aber wenn es ihm Spaß macht…“ meint er und setzt seine Bemühungen nach kurzer Pause fort.
Ich dreh mich weg von ihm „Nicht der. Manfred ist auch da!“
„Wo?“
„Rechts hinter den Büschen.“
Stefan beugt sich vor und sieht Manfred gerade noch, als dieser bemerkt, dass er unsere volle Aufmerksamkeit hat und sich hinter die Büschen verziehen will.
„Hee – verstecken gilt nicht!!“ ruft Stefan und ich will im Erdboden versinken.
Der Junge glaubt, dass er gemeint ist, bekommt einen gewaltigen Schrecken und sucht das Weite ohne sich sein Handtuch umzubinden. Wenn er so weitermacht, wird er keine Zwanzig werden, bevor er an einem Herzinfarkt sterben wird. Wir sehen noch den bunten Stoff flattern und weg ist er.
So blöd die Situation wegen Manfred auch sein mag, wir müssen doch lachen.
Manfred schaut hinter seinem Busch hervor und hat einen fragenden Blick aufgesetzt.
Stefan und ich bleiben wo wir sind, legen uns aber auf den Bauch.
Er schlendert zu uns rüber und hockt sich dann hin.
„Hi!“ blöder kann er ein Gespräch gar nicht anfangen.
Anscheinend denkt Stefan auch so „Haben wir uns heute nicht schon mal gesehen?“
„Ja, aber was soll ich sonst sagen? Ist halt eine komische Situation?“
Manfred setzt sich mit gekreuzten Beinen hin, wobei das Handtuch raufrutscht und man kann deutlich sehen, dass die Situation für ihn nicht nur seltsam ist.
„Habt ihr euch meinen Vorschlag überlegt?“
Bevor Stefan was sagen kann, fange ich an zu reden.
„Manni, ich weiß du meinst es lieb, aber ich halte das nicht für eine so gute Idee!“ Er scheint fast gekränkt zu sein. „Und wieso nicht?“
„Nicht böse sein, aber ich glaube, dass es für unsere Freundschaft nicht gut wäre. Wir haben fast ein Jahr gebraucht um wieder normal mit einander reden zu können. Ich will das nicht aufs Spiel setzen.“
„Was hat denn das damit zu tun?“
Stefan hat den Kopf auf die Arme gestützt und hört sich unser Hin und Her ein Weilchen an.
„Darf ich ehrlich sein?“ fragt er dazwischen, als wieder einmal eine Pause eingetreten ist.
„Klaro!“
„Na gut. Ich glaube es ist einfach falsch! Ich weiß du stehst noch immer auf Davy. Sag jetzt bitte nichts und hör mir einfach zu! Falls wir so eine Session mit dir machen würden, hab ich halt Angst, dass das alte Wunden wieder aufbrechen lässt.“
„Und da ist noch was.“ Werfe ich dazwischen.
„Da bin ich jetzt aber gespannt!“
„Ganz ehrlich – ich will nicht, dass du mit Stefan was machst, oder auch nur dabei bist, wenn ich mit Stefan…“
„Aha“ Manfred schaut verdutzt drein „und wieso bitte nicht? Bin ich so hässlich, oder was?“
„Das interessiert mich jetzt aber auch!“ wirft Stefan ein.
„Spinn nicht rum – du bist nicht hässlich. Aber wir waren mal zusammen und es würd mir – na ja – komisch vorkommen! Schon der Gedanke fühlt sich falsch an. Ich werd schon eifersüchtig, wenn ein Fremder meinen Stefan nur schief anguckt, bei dir wär es noch viel schlimmer!“
„Da kommen ja ganz neue Seiten von dir zu Tage!“ Stefan scheint ziemlich baff zu sein.
„Irgendwie versteh ich dich ja.“ Sagt Manfred nachdenklich „Nach dem du mich geschasst hast, hab ich Wutanfälle gehabt, wenn ich dich und Stefan gesehen habe. Ich war sogar auf Markus und Norbert eifersüchtig, wenn sie mit dir geredet haben. Ich bin in der Nacht wach gelegen und konnte nicht schlafen, weil ich daran gedacht habe, dass sie dich im Verein angreifen, dich berühren können und ich nicht!“
Er legt sich auf den Rücken, bevor er weiter redet, und es ist als würde er zu sich selbst reden.
„Ich glaube fast du hast Recht.“ Und viel, viel leiser setzt er dazu: „Ich wollt dir halt wieder nahe sein, und ….“
„Und was ?“
Er setzt sich auf und schaut mich an. „Verdammt noch mal. David, ich liebe dich noch immer – ich werde dich immer lieben.“
Damit springt er auf und läuft davon.
„Manfred – jetzt wart doch und lauf nicht davon!“ rufe ich ihm nach und will auch aufspringen, aber Stefan legt mir die Hand auf den Unterarm. „Lass ihn – es gibt nichts, was gerade du ihm jetzt noch sagen kannst und was die Geschichte besser machen würde.“
Ich bin kurz unschlüssig. Aber Stefan hat Recht, da ist nichts, was ich für Manfred tun kann. Der Gedanke stimmt mich traurig. Auch wenn ich ihn nicht mehr liebe und wir auch nicht mehr zusammen sind, mag ich ihn doch. Ja, ich mag ihn sehr, als Freund und als Mensch; und es tut mir weh, dass er leidet.
„Gehen wir zurück?“ fragt mich Stefan.
„Ja. Irgendwie ist mir jetzt die Lust vergangen – tut mir leid, mein Schatz.“
„Ist doch kein Problem. Wir haben doch noch unser ganzes Leben dafür!“
Soll ich noch mal betonen, wie sehr ich ihn liebe?

Markus und Norbert sind noch da, Manfred war anscheinend kurz da und hat sich sein Zeug gekrallt bevor er ziemlich eilig verschwunden ist. Auf die Fragen, was denn los war, reagieren wir nur mit einem Schulterzucken.

Es ist kurz vor fünf. Stefan und ich haben um Acht ja wieder Termin mit Hasso und so machen wir auf Aufbruch und bringen zuerst die beiden nach Hause, bevor wir heimfahren, damit wir endlich duschen können.
Nachdem wir das Bad wieder einmal unter Wasser gesetzt haben ‚zu zweit duschen spart Wasser’ wie Stefan ja gern von sich gibt, sind wir kurz nach sieben soweit, dass wir Richtung Innenstadt aufbrechen können.
Vor dem Cafe holen wir, wie schon vor zwei Tagen, tief Luft und gehen hinein.
Hasso ist nicht da. Wir suchen uns einen freien Tisch und bestellen uns eine Cola.
Nach zwanzig Minuten kommt Frank ins Lokal
„Hallo ihr zwei. Der Chef lässt sich entschuldigen, er ist verhindert, aber ich soll euch das hier geben!“
Er gibt Stefan einen Umschlag, der seltsam dick ist.
„Ich muss wieder. Tschüss!“ sagt er und ist wieder draußen.
In dem Umschlag sind ein kurzer Brief von ihm und zwei ziemlich umfangreiche Dokumente.

Der Brief ist recht kurz gefasst.

„Hallo !
Leider kann ich unseren Termin nicht einhalten, ich muss dringend etwas erledigen.
Solltet ihr, wider alle Erwartungen, doch mitmachen hab ich euch vorsorglich zwei Verträge zukommen lassen, die ich bereits unterschrieben habe. Ihr müsst nur noch eure Daten eintragen und unterschreiben. Wenn ihr wollt!
Ich kann nur noch mal betonen, dass ich keinerlei Druck auf euch ausüben werde, weder jetzt noch später. Ich würde es sehr begrüßen euch in meinem Team willkommen zu heißen, aber es soll und muss freiwillig sein.

Ich bin ab Montag wieder in Hamburg erreichbar. Ruft an und gebt Bescheid. Falls ihr mich nicht erreicht, hinterlasst eine Nachricht.

Mit besten Grüßen

Hasso Brink“

Unter dem PS sind noch Adresse und Telefonnummer angegeben.
„Puh!“ Stefan lehnt sich zurück.
„Was meinst du?“
„Schau mal auf Seite drei!“
Dort ist das Honorar eingetragen: 200 Euro für Probeaufnahmen, 1500 für die drei Filme mit Option auf zwei weitere Filme zum selben Honorar. Oder 400 Euro pro Film und eine Gewinnbeteiligung.
„Ist das nicht sehr viel?“ Ich habe keine Ahnung welche Preise üblich sind, aber es kommt mir einfach viel vor.
„Mir scheint es auch viel zu sein! Entweder ist das normal, oder er will uns wirklich haben.“
„Langsam fühl ich mich geschmeichelt!“
„Jedenfalls wissen wir jetzt immer noch nicht, was wir tun sollen!“
„Das ist schon eine Menge Moos“
„Du willst das doch nicht etwa wegen dem Geld machen?“ der Gedanke scheint Stefan nicht zu behagen.
„Es wäre ein zusätzlicher Anreiz – das geb ich zu.“
„Wir brauchen das Geld nicht – wir sind versorgt!“
„Mit dem Geld deiner Eltern – ja“
„Das hat dich doch noch nie gestört?“
„Das ich nie was darüber gesagt habe, heißt nicht, dass ich glücklich deswegen bin.“
Stefan sieht mich ganz ruhig an, bevor er meint
„Weißt du, dass du dich ganz schön verändert hast?“
„Inwiefern? Ich bin doch immer noch der Selbe.“
„Schon, aber du bist ernster geworden, reifer. Richtig erwachsen!“
„Mir bleibt ja wohl nichts anderes über.“
Nach einer kurzen Pause setze ich noch nach: „Ist das jetzt gut oder schlecht?“
„Was mich anlangt ändert das gar nichts! Du gehörst zu mir. Ich bin verrückt nach dir. Wie du lachst oder weinst, wie du herumblödelst oder traurig bist. Ich mag jedes Haar, jedes Stück an dir.“
„Schatz, du bist ja richtig romantisch!“
„Weißt du doch!“
„Ja, weiß ich!“
Wir wissen immer noch nicht, wie wir uns entscheiden, da aber Hasso nicht da war, haben wir noch das Wochenende Zeit, um uns klar zu werden, was wir wollen.
Diesen Abend bleiben wir zu Hause. Das meine Ferien auch langsam zu Ende gehen hebt meine Stimmung nicht unbedingt, aber es ist ja das letzte Jahr und nach der Matura werden wir schon sehen, wie es weitergeht.

Montag,

Nach langen Diskussionen haben wir Hasso doch für Probeaufnahmen zugesagt. Ohne Vertrag! Das ist uns fürs Erste nun doch zu heftig. Er war nicht am Telefon, hat aber eine Stunde nach unserer Nachricht zurückgerufen. Er war ganz aus dem Häuschen. Er wäre dieses Wochenende mit seinem Team in München und da könnten wir ihn treffen. Unsere Bedingung: Klaus darf es nicht von ihm erfahren, wir wollen es ihm selbst sagen!
Ich bin mir nicht sicher, ob wir auch wissen, was wir da tun, aber es reizt uns beide zu sehr, zumindest mal ‚reinzuriechen’. Hoffentlich ist es kein Fehler.


Dienstag
Klaus hat angerufen. Er hat sich irre über unseren Brief gefreut und kommt im Oktober. Er bleibt vom 9.10 bis 15.10. Wir haben zwar beide nicht wirklich frei, aber Stefan kann sich leicht von der Uni abseilen und ich kann ja ‚krank’ werden. Jetzt kann ich mir meine Entschuldigungen selbst schreiben.

3.9 1992 - Schulbeginn


Fast alles beim Alten. Nur Karin fehlt – sie ist schwanger. Die Nachricht schlägt wie eine Bombe bei uns ein. Peter sollte sich ja eigentlich Sorgen machen, aber er strahlt vor Freude. Ich bin mir aber nicht wirklich sicher, dass das Kind von ihm ist, werde aber sicher nichts in die Richtung andeuten.

Freitag nachmittag

Wir sind auf dem Weg nach München. Hasso hat uns ein Hotel besorgt und alles andere auch arrangiert. Wir müssen nur morgen um 10 im Hotel sein, wo wir dann abgeholt werden sollen.
Gegen neun am Abend kommen wir in München an und checken mal gemütlich ein. Es ist zwar nicht gerade das Ritz, aber die Zimmer sind sauber und die Betten bequem – auch wenn sie quietschen.
Wir haben bei Turnieren schon schlimmer gewohnt.
Wir reden noch lange über das alles und legen uns eine Art Schlachtplan zurecht wie es laufen soll. Mir ist es inzwischen ziemlich egal, ob die Welt weiß, dass ich schwul bin oder nicht, aber bei Stefan sieht die Sache ganz anders aus. Aber schließlich meint er „Schau, wer soll einen solchen Film schon sehen? Nur wer schwul ist, schaut sich so was an und wird sich dann hüten, davon was weiter zu erzählen.“
Trotzdem wir uns dauernd gegenseitig Mut machen und gut zureden, sind wir am nächsten Morgen doch schon ziemlich nervös. Wir sitzen noch beim Frühstück, als Frank auftaucht.
„Hi Jungs – los geht’s! Alles bereit?“
Wir sind bereit, soweit man überhaupt bereit sein kann. Wir sind frisch geduscht, haben frische Sachen an und Ersatzklamotten dabei und es spricht nichts dagegen aufzubrechen, aber mein Lampenfieber wird immer ärger.
Stefan fährt Frank quer durch München und dann verlassen wir die Stadt. Nach knapp vierzig Minuten bleiben wir vor einem hübschen Einfamilienhaus stehen, dass sich in irgendeinem Nest im Nirgendwo befindet. Wir drücken uns noch mal kurz die Hand, schauen uns an und nicken uns zu, bevor wir aussteigen. Was sonst könnten wir auch machen?
Im Wohnzimmer haben sie schon alles aufgebaut. Die Fenster sind verdunkelt und im Kamin brennt sogar ein Feuer. Durch die Scheinwerfer ist es aber taghell und die Hitze die es draußen sowieso schon hat, wird dadurch noch schlimmer.
Im Raum stehen nur zwei Leute, Frank und einer an der Kamera.
„Immer nur herein Jungs!“ Er sieht sich uns genau an „habt ihr noch was anderes da?“
„Was anderes?“ ich weiß nicht was er meint.
„Na, andere Klamotten mein ich! Euer Ringerzeug zum Beispiel.“
„Das ist in Wien, haben ja nicht gewusst, dass wir das brauchen.“
„Schade, macht aber nix! Wird auch so gehen. Als erstes will ich von euch einen Einzeldreh und dann einen gemeinsam.“
„Ist Hasso nicht da?“
„Nö. Er will sich die Aufnahmen ansehen, ohne dabei gewesen zu sein. Ist objektiver meint er. So – wer von euch fängt an?“
Wir können uns nicht entscheiden und inzwischen ist mein Lampenfieber ziemlich extrem. Frank holt Stefan als ersten und schickt mich raus in den Garten. Dort sitzen drei Jungs in Badehosen und unterhalten sich in einer Sprache, die ich nur soweit deuten kann, dass sie irgendwo aus dem Osten stammt.
Nach ein paar Minuten redet mich einer auf Deutsch an. Nun ja, sagen wir, ich kann deuten, was er meint, aber wirklich verstehen kann ich ihn nicht. Immerhin komme ich dahinter, dass sie auch Probeaufnahmen machen wollen. Zwei von ihnen gefallen mir überhaupt nicht, jung, pickelig und ganz dürr, aber der, der mich angeredet ist eigentlich ganz nett. Er ist blond und hat auch eine nette Figur – außerdem hat er ein unverschämtes Lächeln, das mich stark an Stefan erinnert.
Nach über einer halben Stunde kommt Stefan mit einem Handtuch um die Hüften zu uns. Er schwitzt so, dass er als Ganzer glänzt und das bringt seine Muskeln noch besser zur Geltung.
„Wie war’s?“
„Puhh – extrem heiß! Hab fast keinen hochbekommen, aber dann hab ich an dich gedacht und es war kein Problem mehr!“ grinst er.
„David – kommst du?“ Frank schaut aus der Terrassentür.
Ich hole noch einmal tief Luft „Auf in den Kampf!“
Auf Anweisung von Frank muss ich dann auf dem Teppich vor dem Kamin liegen, irgendwelche Posen einnehmen, während er Fotos schießt und mich dann langsam ausziehen. Die Scheinwerfer sind noch um Klassen heißer, als zuvor und es fällt mir wirklich schwer einen Ständer zu bekommen. Aber ich probiere es mit dem Trick von Stefan und denke an ihn – und schwupps, ist es trotz Hitze kein großes Problem mehr. Nachdem ich fertig bin, gehe ich wieder in den Garten und setze mich zu Stefan. Er versucht gerade, so wie ich vorhin, sich mit Händen und Füßen mit den dreien zu unterhalten. Frank ruft den nächsten rein. „Frank – warte, kann man sich hier irgendwo duschen?“
„Jau – den Gang entlang, die zweite Tür rechts ist das Bad!“
Ich stehe auf und geh Richtung Bad – in der Terrassentür dreh ich mich um zu Stefan „Und – du nicht duschen?“ Er grinst und steht auf. Frank runzelt die Stirn „Ihr habt noch einen Dreh heute – denkt daran! Ihr seid in ca. 2 Stunden wieder dran.“
„Null Problemo“ sagt Stefan.
„Wie war’s bei dir?“ will Stefan wissen, als wir gemeinsam unter der Dusche stehen.
„Sehr ungewohnt. Macht mich schon nervös, wenn man sich einen runterhobelt und da stehen Typen herum, die vollkommen ungerührt dabei zusehen. Aber irgendwann war’s mir egal.“
„Bei mir war’s genauso. Aber ich freu mich schon richtig auf die nächsten Aufnahmen.“ Das spezielle Stefanaugenglitzern ist wieder da. Ich schaue an ihm runter „Ich sehe es!“
„Mit David wieder rummachen will!“
„Red nicht – küss mich Dummkopf!“
Wir gehen gerade wieder in den Garten, als der Blondschopf aus dem Wohnzimmer kommt. Er ist genauso verschwitzt wie wir zuvor und geht sofort in Richtung Bad. Er sieht richtig gut aus mit dem Handtuch um die Hüften.
„Nett!“ sag ich
„Sehr nett!“ gibt Stefan zurück und schaut auf den Hintern des Jungen, der sich klein und knackig abzeichnet.
„He – mach mich nicht eifersüchtig!“ sag ich und zwinkere ihm zu, als Zeichen, dass ich es nicht so ernst meine.
„Ich will doch nur dich Uh Uh“ Stefan macht auf Affe und jagt mich den Gang entlang, als wir in den Garten kommen lachen wir noch immer. Dort sind wir alleine. Die beiden anderen sind weg und der Blonde steht ja unter der Dusche.
Wir legen uns auf zwei der Liegestühle und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Nach einer halben Stunde kommt der Junge aus der Dusche und legt sich auf die nächste freie Liege.
„War viel Spaß!“ sagt er nach einer Weile und ich habe den Eindruck, dass er lange hat nachdenken müssen um die deutschen Worte halbwegs sinnvoll aneinander zu reihen.
Hm – es macht ihm also Spaß alleine vor der Kamera zu wichsen? Hat es mir Spaß gemacht? Es war nicht viel anders, als zu Hause zu wichsen. Allerdings war ich schon länger nicht mehr in der Verlegenheit, dass zu tun. Stefan sieht das anscheinend nicht viel anders.
Inzwischen ist es nach eins und ich habe ziemlichen Hunger – um genau zu sein, mir knurrt der Magen.
Stefan schiebt seine Sonnenbrille auf die Nasenspitze und schüttelt leise den Kopf „tztztz immer soo laut!“ sagt er lächelnd.
Der Blonde legt mir die Hand auf den Bauch und lacht mich an „Ich auch Hunger!“
Er nimmt die Hand nicht weg, er lässt sie nicht nur liegen, sondern beginnt mir leicht die den Bauch zu massieren!
„Mindestens so unersättlich wie wir!“ kommentiert Stefan die Situation.
„Und was mach ich jetzt?“ frag ich ein wenig hilflos.
„Lass ihn doch – mal gucken wie weit er geht!“
Ich bleib also am Rücken liegen und warte ab was passiert. Er fährt mir wirklich mit der Hand unter das Handtuch und schlägt es fast sofort zurück und fängt an mir einen zu Blasen.
„Jetzt wissen wir es!“ Stefan dreht sich zur Seite um sich die Sache genauer anzusehen.
Inzwischen hab ich wieder einen vollen Ständer. Er hört mit Blasen auf und macht gerade Anstalten sich drauf zu setzen, als von der Türe ein Räuspern kommt.
„Seid ihr völlig von der Rolle?“ Frank steht im Türrahmen. „Wenn euch jemand sieht, gibt es Riesenstunk!“ Er zeigt auf die Häuser, die links von uns stehen und von denen man einen recht guten Einblick in den Garten hat. Es steht zwar noch eine große, alte Tanne im Sichtfeld, aber ob das reicht?
Der Junge setzt sich wieder auf seine Liege und ich zieh mir das Handtuch über.
„Eigentlich wollte ich nur sagen, dass es in ein paar Minuten was zu essen gibt. Reißt euch zusammen und noch was – wenn ihr die Action vor der Kamera liefern wollt, von mir aus gerne, aber solange ihr noch drehen sollt, ist Pause für alles was die Aufnahmen stören könnte.“
Er sagt noch was zum dem Jungen in dessen Sprache, dreht sich um und geht.
Wir reden jetzt wieder ein wenig mit ihm und bekommen immerhin so viel heraus, dass er Andrej heißt und aus der ehemaligen UdSSR kommt. Wie er nach Deutschland gekommen ist versucht er uns zwar zu erklären, aber wir verstehen es nicht. Irgendwas mit seinen Eltern.
Das Essen ist wider Erwarten gut und reichlich, aber wir stopfen nicht allzu viel in uns rein, denn erstens ist ein voller Magen für gewisse Tätigkeiten nicht allzu gut und zweitens müssen wir wegen der Turniere wegen unseres Gewichts aufpassen. Sollten wir in die nächst höhere Gewichtsklasse kommen, bekommt Andreas einen Herzinfarkt.
Nach dem Essen gibt es noch eine halbe Stunde Pause und wir sitzen mit Frank, Andrej und Philip dem Techniker und Kameramann zusammen und trinken noch Fruchtsaft.
„Frank, wo sind die eigentlich die anderen zwei?“ fragt Stefan, da die zwei auch beim Essen gefehlt haben und jetzt immer noch nicht da sind.
„Die wollten nicht mehr und sind abgehauen!“
Er macht einen Schluck und stellt die Tasse ab. „Was ein Problem schafft. Geplant war ein Dreier mit den beiden und Andrej und dann ihr zwei noch als letzter Shot. Würdet ihr einen Dreier mit ihm machen? Sonst wüsste ich nicht, was ich mit ihm heute noch tun soll.“
Stefan und ich tauschen einen Blick und wissen sofort, was der andere denkt.
„Aber sicher doch!“ gibt Stefan für uns zur Antwort.
Frank nickt und fragt Andrej auf Russisch sichtlich das Gleiche. Der verschluckt sich fast und sagt dann unter heftigem Nicken nur „Da!“
„Gut, in zehn Minuten fangen wir an! Zeiht euch eure Klamotten an.“ Dann wiederholt er sichtlich das Gleiche nochmal auf Russisch und so wird es wohl auch den ganzen Tag weiter gehen, einmal deutsch, einmal russisch.
Wir drehen nicht mehr im Wohnzimmer, sondern im Schlafzimmer. Das liegt auf einer anderen Seite des Hauses im ersten Stock und ist wesentlich kühler als das Wohnzimmer. Philip hat zwar die Scheinwerfer hingeschafft, aber bis jetzt nur einen aufgedreht, so dass es durchaus erträglich bleibt.
Stefan und ich müssen so tun, als hätten wir uns von einer Party davongestohlen und Andrej, als würde er uns beim Sex überraschen und dann mitmachen. Es ist mühsam, nervig und ungewohnt, dauernd im Sex zu unterbrechen um Stellungen zu wechseln, oder sich so hinzulegen, zu stellen oder eine Position zu finden, in der Licht und Kamerawinkel passen. Und es ist auch ziemlich anstrengend. Aber wir gewöhnen uns ziemlich schnell daran und es fängt an mir Spaß zu machen. Andrej ist fast völlig haarlos und auch sein Hintern ist vollkommen glatt. Ich liege am Bett und er setzt sich auf meinen Ständer. Eigentlich tut es fast schon weh, denn die ganze Zeit ficken Stefan und ich ihn abwechselnd in allen möglichen (und fast unmöglichen) Positionen.
„Stefan, steck deinen dazu!“ sagt Frank plötzlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktioniert, aber ich spüre wie Stefan Andrej’s Kopf nach vorne auf meine Schulter drückt und dann seinen Schwanz langsam zu meinem hineinpresst. Andrej stöhnt auf. Zuerst glaube ich, dass er Schmerzen hat, aber dann wird mir klar, dass es ihm unglaublich gut gefällt.
Ich werfe einen Blick auf Phillip, der gerade von einer Seite des Bettes auf die andere geht und sehe in seinen Shorts eine ziemlich gut sichtbare Erektion stehen.
Andrej fängt jetzt auch noch an mit sein Becken hin- und her, vor und zurück zu bewegen und ich bin knapp vorm Kommen.
„Stop“ sag ich und zieh meinen Schwanz raus. „Pause, sonst ist es vorbei!“
„Guter Junge!“ sagt Frank „das wollen wir doch alle sehen!“
Andrej hat sich mit dem Rücken auf das Bett gelegt und Stefan kniet neben ihm. Er zieht mich zu sich und flüstert mir ins Ohr „Mann, das ist geil! Das möchte ich mal mit dir machen!“
„Das schaff ich nie!“
„Oh doch!“
„Ruhe Jungs! So, jetzt machen wir ein Ende, David, Stefan, bleibt so neben Andrej und wichst ihm ins Gesicht.“
Es dauert keine drei Minuten, dann kommen Stefan und ich gleichzeitig. Aus dem Augenwinkel sehe ich das gleichzeitig Andrej in hohen Bogen abspritzt und wie es auf seinem Gesicht aufklatscht.
Dann liegen wir drei nur da und warten, bis wir uns wieder beruhigt haben. Ich war der Meinung, dass die Kamera schon lange aus ist, aber zu meiner Überraschung ruft Frank erst jetzt „Und aus!“.
„Nicht schlecht, meine Herren, wirklich nicht schlecht! Aber für eine Szene, die im Film 15 Minuten dauern soll, sind fast zwei Stunden ein wenig lang.“
Zwei Stunden? Tatsächlich – es ist kurz vor halb fünf. Frank schickt uns zurück ins Hotel und verabredet sich wieder für morgen 18 Uhr in der Lobby. Es gibt keinen Dreh mehr, aber Hasso will dann mit uns dann über die Aufnahmen von heute reden.
„Könnt ihr vielleicht Andrej mitnehmen? Er wohnt im gleichen Hotel, muss aber erst noch einchecken und ich müsste extra noch mal dorthin fahren.“ fragt er scheinheilig.
Natürlich nehmen wir ihn mit – er checkt zwar ein, aber am nächsten Morgen ist sein Bett immer noch unbenutzt.
Unser Bettzeug ist allerdings – na ja, überfällig für die Hotelwäscherei.
Am nächsten Tag um 18 kommt Hasso und winkt uns in die Hotelbar. Bei Cafe und Saft setzen wir uns zusammen.
„Könnt ihr in vier Wochen für drei Tage drehen?“ er begrüßt uns nicht einmal, er fällt gleich mit der Tür ins Haus, außerdem ist in 4 Wochen Klaus in Wien, dass würde uns gerade noch fehlen. Das hebt die Stimmung nicht gerade.
„Erstmal guten Morgen. Und - haben die Aufnahmen gefallen?“
„Ja ja, guten Morgen. Gefallen? Gefallen ist kein Ausdruck! Die Einzelshots waren, na ja guter Durchschnitt, aber der Dreier!! Meine Herren – der war Klasse!“
Ich muss grinsen, aber wie viele Leute haben die Aufnahmen denn gesehen?
„Wer hat den Film denn schon alles gesehen?“ fragt Stefan
„Keine Angst! Ich, Frank und mein Freund. Sonst niemand und es wird ihn auch niemand sehen. Versprochen!“
Stefan entspannt sich ein wenig.
„Nur so viel, normalerweise spulen wir so was auf 10, vielleicht 15 Minuten zusammen, aber diesmal haben wir uns das fast in Originallänge angesehen! Das passiert nur selten! Also, macht ihr mit? Ja oder nein?“
Stefan und ich haben die Entscheidung schon in der Nacht getroffen.
„Ja, aber vorerst nur ein Film! Und wir wollen ihn sehen, bevor er rausgeht.“
Hasso’s Gesicht versteinert. „Nun mal langsam Jungs. Ich zahle die Produktion, also entscheide ich – und nur ich, was wann und wie in den Verkauf geht! Der Film kostet mich einen Haufen Geld, vergesst das nicht. Ihr seid vielleicht gut und ich hätte euch sehr gerne für ein paar Filme, aber das gibt euch noch lange keine Sonderrechte!“
Wir nicken uns zu und stehen auf. „Nun gut, also dann hat es uns sehr gefreut!“
Wir drehen uns um und machen gerade den ersten Schritt in Richtung Lobby. „Gut Jungs, was wollt ihr?“ ruft uns Hasso resigniert nach.
Wir drehen uns langsam um „Nur ein gewisses Mitspracherecht, was in den Szenen drinnen ist“ Ich möchte mit Stefan nie über was verhandeln müssen.
„Und wie soll das aussehen?“
„Erstens – keine Szenen, wo wir nicht miteinander eingesetzt sind. Singelszenen mit uns sind OK. Zweitens, ficken ja, aber nur aktiv, wenn passiv, dann wieder nur Ich David oder umgekehrt! Und als letztes: kein Bild von uns auf dem Cover!“
Hasso überlegt und reibt sich am Kinn „Gut, ich glaube, dass lässt sich einrichten. Aber eines noch – ich lasse mir nur ungern Vorschriften machen. Merkt euch das für die Zukunft!“
„Und der Termin in vier Wochen – das geht bei uns leider nicht, da sind wir schon verbucht!“
Hasso seufzt und zieht einen dicken Buchkalender aus einer Tasche.
„Wenn ich mir das recht überlege … „ er blättert hin und her und schaut sich ein paar Einträge mehrmals an. „…gut – 28.-31- Oktober. Naja – das kann ich einrichten! Das hat sogar Vorteile. Aber das muss jetzt fix sein!“
Wir nicken. Hasso sagt noch zu, neue Vertragskopien zu schicken.
Wir verabschieden uns und gehen Richtung Zimmer. Mit Andrej machen sie lange nicht so einen Aufstand, sie legen ihm einfach einen Vertrag hin und er unterschreibt.
Ich weiß nicht, aber die letzten Stunden haben mich irgendwie aufgegeilt. Ich könnte dauernd und ununterbrochen. Stefan geht es eindeutig genau so, denn kaum im Zimmer, fummelt er schon wieder an meinem Hemd und es glitzert auch wieder so typisch in seinen Augen!
Gegen eins machen wir uns auf den Rückweg. Andrej hat sich noch kurz zuvor von uns verabschiedet und ist in Richtung Bahnhof aufgebrochen. Man hat ihm angesehen, dass ihm der Abschied nicht leicht fällt.
Am Abend waren wir wieder zu Hause.

Montag nachmittag faulenzen wir und gehen Dienstag wieder zum Training.

Beim Training ist es fast so wie beim letzten Mal. Ich hab zwar nicht die Wut auf Hasso, wie letzte Woche, aber ich denke an all die anderen Sorgen und versuche das irgendwie umzulegen – und es funktioniert. Ernst ist kein echter Gegner mehr für mich und Hermann hat auch noch kein Rezept gefunden, wie er mit mir zurechtkommen soll. Ben ist schlicht und ergreifend zu schwer und zu stark.
Und dann ist da auch noch Stefan. Mit ihm kann ich einfach nicht richtig kämpfen, daher verliere ich auch alle Fights gegen ihn ziemlich klar. Andreas ist vielleicht manchmal ein grober Klotz, aber er ist nicht blöd. Anscheinend weiß er nichts von Stefan und mir, aber hat mich schon zweimal gefragt, warum ich gegen ihn „wie ein Weib kämpfe“, wo ich es doch eindeutig besser kann.
Heute war auch Jochen da und hat den Kämpfen zugesehen.
„Dir ist sichtlich der Knopf aufgegangen!“ sagt er nachher, bevor wir uns duschen gehen.
„Wieso?“
„Du hast auf einmal den richtigen Biss! Stefan und du – ihr solltet mal in meinem Büro vorbeischauen. Anfang nächster Woche wäre nicht schlecht. Dienstag?“
„Ich red mal mit ihm.“
„Mach das!“

Ab Mittwoch wieder Schule. Alles ist irgendwie anders als früher. Die Lehrer machen weniger Stress und wir haben wesentlich mehr Freiheiten, aber es wird nicht gerade weniger gefordert – unsere Klassenzeugnisse gibt’s schon im April – und danach ist nur mehr Maturavorbereitung.
Karin ist wieder da. Man sieht ihr noch nichts an, aber sie erzählt schon dauernd davon, wie es sein wird als Mutter durch die Gegend zu Laufen. Wir werden Peter eng einbandagieren müssen, sonst platzt er noch vor Stolz. Ich bin mir ja immer noch nicht sicher, ob er der Vater ist, aber was soll’s – ist ja nicht mein Bier! Manfred macht mir Sorgen. Er schaut nicht gut aus, aber er weicht mir aus und ich schaff es nicht mit ihm zu reden. Markus und Norbert wissen auch nichts.

16. September

Hasso hat die Verträge geschickt. Wir lesen sie uns bestimmt hundert Mal durch und unterschreiben dann. Unsere Wünsche sind sogar enthalten. Wir sollen sie zu den Dreharbeiten mitnehmen.

Klaus hat auch noch mal angerufen und bestätigt, dass es beim 9. Oktober bleibt. Wir freuen uns schon darauf! Hoffentlich ist das Wetter schön.

8. Oktober

Morgen kommt Klaus. Wir richten schon alles her, damit wir in der Wohnung auch genug Platz haben.
Ich war in der Schule vorsorglich schon mal nicht so gut drauf und hab was von Kopfschmerzen und Magenbeschwerden erzählt. Hasso hat uns das Drehbuch geschickt, aber wir kommen nicht dazu es zu lesen; obwohl wir eigentlich sehr neugierig sind.

9. Oktober

Heute kommt Klaus!!! Um zwei landet sein Flieger. Um eins düsen wir von Daheim weg und sind vierzig Minuten später am Flughafen.
Es dauert fast eine Stunde, bis Klaus von der Landung durch die Passkontrollen und den Zoll durch ist, aber dann fällt er uns in die Arme.
Auf der Fahrt heim reden wir ununterbrochen über alles was die letzten Wochen so passiert ist; darüber, dass wir einen Film mit Hasso drehen, sagen wir aber vorerst mal nichts.
Als wir in der Wohnung sind, sieht sich Klaus aufmerksam um.
„Und wo schlafe ich?“ fragt er ziemlich ernst.
Stefan sieht mich ratlos an.
„Da, natürlich!“ sag ich und deute ins Schlafzimmer.
„Dachte ich mir’s doch!“ grinst er und nimmt uns links und rechts in den Arm. „Ich hab euch vermisst, ihr zwei!“
Nach zwei Stunden sind wir soweit, dass wir uns über die Abendgestaltung unterhalten können.
Manfred macht heute Party – ohne Grund, einfach so und hat wieder die alte Clique eingeladen.
Da keiner weiß, dass wir Klaus kennen, überlegen wir uns eine Geschichte, damit wir mit ihm hingehen können. Er ist ein Freund von Stefan – Punkt.
Um Acht kommen wir bei Manfred an und stelle Klaus vor. Er bekommt große Augen, als er Klaus sieht. „Vorsicht, dir fallen gleich die Glubscher raus!“ flüster ich ihm zu.
„Der ist ja uuursüss!“ Manfred beginnt anscheinend gleich zu sabbern.
„Ja, und er wohnt die kommende Woche bei uns!“ Ich hoffe, dass damit die Fronten klar sind und anscheinend hat Manfred auch begriffen.
„Wohnt bei euch? Soll das heißen…?“
„Bevor du dir den Kopf zerbrichst – ja – bei uns im Bett! Und es ist ziemlich geil.“
Manfred scheint einen Weg aus der Situation zu suchen „Kann ich mir den mal ausborgen?“
„Sorry, aber ich steh nicht als Durchreichposten zur Verfügung!“ Klaus hat den letzten Satz mitbekommen und ist sichtlich gar nicht amüsiert. Er zieht mich zur Seite. „Ist der Typ auch schwul?“
„Jau – und mein Ex-Freund!“
„Ex-Freund? Gerade mal 18 und in einer ein-jährigen Beziehung und hat `nen Exfreund! Du bist mir unheimlich! Wann hast du denn eigentlich angefangen?“
„Mit 14, ist aber eine lange Geschichte.“
„Warst du damals schon so schnuckelig?“ Klaus grinst ziemlich unverschämt. Manfred steht etwas Abseits und starrt ziemlich sauer rüber zu uns. Zum Glück kommt Stefan zu uns und das löst die Spannung etwas – zumindest bei mir.
Langsam kommen auch die anderen. Irgendwann rauscht auch Ben ein – schon ziemlich angeheitert – mit einem Typen im Schlepptau. Ich bin mir sicher, dass ich das Gesicht schon mal gesehen habe, hab aber keine Ahnung wo und wann. Er ist braunhaarig und ziemlich groß – um einiges größer als ich, nun gut ich bin nicht gerade ein Riese, aber wenn ich ihm in die Augen schauen will, bekomme ich Genickstarre.
Ben stellt ihn als ‚Kumpel’ vor. Stefan sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an. Ich hab keinen Tau, was das zu bedeuten hat. Manfred hat sich wieder beruhigt – zumindest sieht es so aus und die Party wird, entgegen aller Befürchtungen, doch noch ganz witzig.
Nach Mitternacht nimmt mich Ben zur Seite, Stefan schwafelt gerade mit Klaus über Sport und flüstert zu mir „Wie gefällt er dir?“
„Wer?“
„Na, Peter!“
„Zu groß! Viiiel zu groß! Ich bleib bei meinem Schatz, dem kann ich wenigstens in die Augen schauen!“ Ben hört mir anscheinend gar nicht richtig zu, sondern sieht mich nur mit großen Augen erwartungsvoll an – was will er bloß? Dann fallen ein paar Relais und ich kapier endlich was los ist.
„Sag nicht – du und Peter!?“
Ben nickt heftig mit dem Kopf. „Ja – ich und Peter!!“
Ich muss mich setzen. „Seit wann denn? Und vor allem wieso? Ich dachte du bist bi und willst heiraten, Kinder kriegen, ein Haus bauen, einen Baum Pflanzen und was halt Teilzeitheteros so alles tun!“
„Teilzeitheteros! Ausdrücke hast du! Hab ich mal alles gesagt – stimmt, aber da kannte ich ja Peter noch nicht! Ich bin schwerst verknallt!“
„Ah da seid ihr, hab mich schon gewundert!“ Stefan setzt sich zu mir „Na, bequatscht ihr alte Zeiten?“ Das ist ein Stich und ich spüre auch den zugehörigen Schmerz. Er hat es also nicht wirklich vergessen.
„Nein, Schatz – Ben hat mir gerade erzählt, dass er schwer verliebt ist.“
„Wer ist denn die Glückliche?“
Ich muss grinsen – „Ist ca. 1,95, braunhaarig und steht da hinten bei Klaus und Jochen!“
Stefan schaut sich verwirrt um. „Was?“
Dann beginnt er zu lachen, er lacht aus vollem Hals und kriegt sich überhaupt nicht mehr ein.
„Ben…“
„Ben und …“ er brüllt wieder vor Lachen los.
Ben steht da wie ein begossener Pudel, scheint aber gar nicht sauer zu sein – sehr verwunderlich.
Nach ein paar Minuten beruhigt sich Stefan wieder. „Sorry Mann, aber das ist wirklich zu köstlich. Jetzt mal im Ernst – ich freu mich für dich, auch wenn ich einigermaßen perplex bin.“
„DAS hat man gehört!“ Ben ist nicht annähernd so amüsiert wie Stefan. Ich unterdrücke schon eine Weile den Drang mit Stefan mitzulachen, so ansteckend ist es.
„Außerdem“ plaudert Stefan weiter „sind ja jetzt hoffentlich andere vor dir sicher!“ Hab ich schon erwähnt, dass er den Ausrutscher mit Ben nicht wirklich überwunden hat?
„Spaß beiseite – wie soll denn das jetzt mit euch weitergehen? Immerhin hast du einen Ruf zu verlieren!“
Ben sieht Stefan sehr eigenartig an, ich kann überhaupt nicht erkennen, was er denkt.
„Das wirst du gleich wissen!“ damit rauscht Ben ab, geht zu Peter und nimmt ihn beiseite.
„Da bin ich aber mal gespannt, was das wird!“ Stefan ist ziemlich nachdenklich.
Klaus stellt sich zu uns an das Terrassengeländer. „Nette Freunde habt ihr, muss ich schon sagen!“
„Wieso?“
„Deine Klassenkollegen, eure Freunde aus dem Verein – alle – die sind einfach nett. Die behandeln mich als würde ich schon ewig dazugehören.“
„Na, wer kann deinem Charme schon widerstehen!“ Stefan grinst ihn an und zwinkert ihm zu.
„Nur Manfred, dein Exfreund. Der nervt ein wenig!“
„Was treibt er denn schon wieder?“
„Er rückt mir nicht von der Pelle. Woher wir uns kennen, was ich in Wien mache und so weiter. Er möchte alles über dich wissen. Sogar ob wir schon mal gefickt haben! Kann es sein, dass er noch in dich verknallt ist?“
„Kann nicht nur sein, es IST leider so!“
Stefan hat meine Hand genommen und drückt sie. Klaus sieht mich an und ich kann in seinen Augen lesen, dass er in dieser Situation etwas aus seiner Geschichte wieder erkennt. „Schade dass – vor allem für ihn.“
In diesem Moment ruft Ben alle im Wohnzimmer zusammen.
„He Freunde kommt mal her. Ich muss euch was Wichtiges sagen!“
Stefan und ich werfen uns einen Blick zu „Das bedeutet nichts Gutes!“ Stefan’s Blick verdüstert sich.
Wir versammeln uns also alle im Wohnzimmer, verteilen uns auf Sesseln, Sitzgarnituren und am Boden und warten ab. Ben hat beim Kamin Aufstellung bezogen und es sieht fast so aus, als würden wir einen Vortrag hören. Peter steht etwas abseits an die Wand gelehnt. Sein Gesicht verrät nicht, was er denkt. Vielleicht wartet er auch einfach nur ab.
Ben schaut sich um und holt tief Luft.
„Was ich euch zu sagen habe fällt mir wirklich nicht leicht, aber es ist nun mal so, dass ich so nicht mehr weitermachen kann.“ Er macht eine Pause und schaut sich um. Die meisten machen ratlose Gesichter. Stefan flüstert entgeistert „er wird doch nicht…!“ aber sieht sichtlich keine Möglichkeit aufzuhalten, was jetzt kommt.
Ben redet weiter.
„In den letzten Wochen und Monaten sind einige Dinge passiert, die mir klargemacht haben, was eigentlich Sache ist. Ihr kennt mich alle, als lebenslustig, etwas durchgeknallt, Ringercrack und na ja, einen, der keinem Weiberrock widerstehen kann.“ Gutmütiges Lachen bei einigen. „Ja, alles was Rock trägt und nicht bei drei auf den Bäumen ist!“ ruft Norbert dazwischen. „Nur um das klar zu machen!“
Ich beginne zu zittern; es vollkommen klar was er vorhat.
„Nun ja. GANZ so ist das aber nicht. In letzter Zeit sind einige Dinge passiert, die mein Leben gründlich umgekrempelt haben. Ich bin Menschen begegnet, die mir einen anderen Weg gezeigt haben, hab Dinge erlebt, die ich mir in meinen geheimsten Träumen vielleicht eingestanden habe, aber nie im echten Leben.“ Bilde ich mir das ein, oder hat er mich dabei angesehen?
„Was ist denn nun? Wirst du Priester?“ Peter (der Freund von Karin) lacht.
„Priester? Nee – nicht wirklich! Na gut um es klar zu machen:
Ich habe beschlossen reinen Tisch zu machen. Mit mir und mit meiner Umwelt. Ein ähnliches Gespräch hatte ich gestern schon mit meiner Mutter. Leute – ich bin nicht wirklich Hetero, ich bin auch nicht einmal Bi, wie ich es mir und anderen einreden wollte.“ JETZT hat er mich angesehen „Ich bin homosexuell, schwul, wenn ihr es halt so nennen wollt. Und das ist mein Freund.“ Er winkt Peter zu sich und die beiden geben sich die Hand „Wir wollen demnächst in eine Wohnung zusammen ziehen. UND! Ich bin bereit alle Probleme und Schwierigkeiten auf mich zu nehmen, die sich daraus ergeben werden. Immer noch besser als mit einer Lüge zu leben.“
Schweigen, nur Stefan stößt ein fast unhörbares „Scheiße“ hervor.
Jochen, der nur einen Meter neben mir steht, sagt leise „Ist das jetzt neuerdings ansteckend?“
Karin steht auf „Und? Wo ist es jetzt das Problem?“ Sie sieht das ganze sichtlich ganz locker, ganz im Gegensatz zu einigen der Jungs, die unbehaglich auf ihren Sitzgelegenheiten herum rutschen.
„Also ich hab keines damit!“ Manfred ist aufgestanden und geht auf die beiden zu.
„Doppelte Scheiße!“ jetzt wird Stefan lauter und auch mir schießt der Schweiß auf die Stirn. Wenn Manfred jetzt anfängt sich als Schwuler zu deklarieren, dann können sich ja alle denken, was mit mir ist und zu Stefan ist es dann nur ein winziger Schritt.
„Ich auch nicht!“ Markus geht auch auf die beiden zu „Ich ebenfalls nicht!“ Norbert ist fast gleichzeitig mit Markus bei Manfred. Die beiden flüstern ihm was ins Ohr. Er schüttelt störrisch den Kopf, aber Markus sagt jetzt so laut, dass es fast jeder hören kann „Denk nicht einmal daran!!“
Als mit Abstand Ältester hat Jochen eine gewisse Autorität bei uns und als er aufsteht, wird es wieder ganz still. „Also Ben – puh – starkes Stück – muss ich schon sagen. Einerseits bewunder ich ja deine Courage, dich hier hin zu stellen und dich zu outen, andererseits wäre es mir lieber gewesen, ich hätte als dein Cheftrainer vorher davon gewusst. Aber was soll’s. Über vergossene Milch soll man nicht weinen. Wir werden aber sowieso noch mal darüber reden müssen. Um keinen Irrtum aufkommen zu lassen, es ist mir völlig egal was du mit wem im Bett treibst. Ich muss allerdings darauf achten, inwieweit es den Verein betrifft.“ Er macht eine kurze Pause „Diese Ansprache habe ich in den letzten Jahren schon des Öfteren gehalten und werde sie wahrscheinlich auch in Zukunft halten müssen. Dass es nicht leicht sein wird, offen deine Homosexualität auszuleben, hast du ja sichtlich schon verstanden, ich will deshalb auch nichts mehr dazu sagen, außer einem: Wie es mit dem Verein weitergeht, weiß ich noch nicht, das werden wir unter uns und mit deinem Vereinskameraden klären müssen, privat ändert es nichts an unserem Verhältnis. Ich gratuliere aber zu diesem mutigen Schritt.“ Er gibt Ben die Hand.
Hermann ist aufgestanden und in die Küche gegangen, Ben und Peter unterhalten sich inzwischen mit Karin, ihrem Freund und Ernst. Manfred stürmt auf die Terrasse.
Markus kommt mit ziemlich ernstem Gesicht auf uns zu. Er schaut Klaus unsicher an.
„Du kannst ruhig reden, er weiß Bescheid!“ sag ich um ihn zu beruhigen, aber er scheint ungewöhnlich nervös zu sein.
„Schwierigkeiten! Manfred ist knapp davor was Dummes zu machen. Wir haben ihn jetzt gerade noch davon abhalten können.“
Ich werde blass „Was meinst du?“
„Er wollte sich Ben anschließen – und dich auch gleich mitnehmen.“
„Ich muss mit ihm reden!“ Damit gehe ich auch auf die Terrasse. Manfred steht am Geländer und raucht eine Zigarette. Ich sehe, dass die Glut leicht zittert. Tief Luft holend stell ich mich neben ihn.
Er nimmt einen raschen, nervösen Zug von seinem Klimmstengel.
„Warum?“ fragt er
„Warum was?“
„Sogar der Superoberhetero, der ichbumsjedefraumacho ist schwul. Ich pack es nicht. Du hast es aber vorher schon gewusst, brauchst es gar nicht abzustreiten. Ich hab dein Gesicht beobachtet, du hast nur Angst gehabt, dass er was über euch sagt und warst überhaupt nicht überrascht. Sogar der hat einen Freund! Ihr habt euch und jetzt seid ihr sogar zu dritt! Und was ist mit mir? Ich darf mir von irgendwelchen Fremden auf der Donauinsel einen Blasen lassen und alle heiligen Zeiten lässt sich mal einer Ficken. Ich will das aber gar nicht – ich will einen FREUND! Verdammt – ich will dich!!!“
„Manfred, das hatten wir doch alles schon! Ich mag dich als Mensch, ich mag dich sogar sehr und ich bin sehr froh dich als Freund zu haben, aber ich liebe nun mal Stefan und daran wird sich in tausend Jahren nichts ändern. Wenn du dich nicht löst, kannst du doch nie einen Freund finden, den du uneingeschränkt lieben kannst.“
Er schaut mich entgeistert an „Hast du mit Norbert oder Markus geredet?“
„Nein, wieso?“
„Die halten mir regelmäßig denselben Vortrag und es nützt genauso wenig. Ich habe es mir doch nicht ausgesucht! Ich weiß das doch selbst, aber ich kann nicht anders, ich bin verrückt nach dir. Ich müsste dich eigentlich hassen, dafür wie weh du mir tust, aber nicht einmal das kann ich.“
Ich sage lange nichts.
„War das der Grund, dass du mich vorher mit rein ziehen wolltest?“
„Ja!“ er schnippt den Zigarettenstummel in die Dunkelheit. Mir fällt die Szene ein, die wir vor nicht ganz einem Jahr in Götzis hatten, als wir auf der Veranda des Jugendwohnheims standen. Damals ist die Glut im Gras verschwunden, jetzt schaue ich ihr nach, wie sie die sieben Stockwerke hinunter trudelt bis sie aus meinem Blickfeld verschwindet. Soviel hat sich seit damals geändert und doch ist so vieles gleich geblieben.
„Wirst du es tun?“
Er seufzt schwer „Nein, ich kann es nicht. Aber irgendwas muss ich tun, sonst werde ich verrückt!“
Nach langem Schweigen sagt er es dann, womit ich schon lange gerechnet habe.
„Vielleicht ist es besser, wenn wir uns eine Zeit außerhalb der Schule nicht sehen. Dort können wir uns ja aus dem Weg gehen, soweit möglich.“
Er hat wahrscheinlich Recht. Sogar ganz sicher.
„Hier steckt ihr!“ Ben ist richtig gut aufgelegt.
„Kleiner, das solltet ihr auch mal probieren, befreit ungemein!“
„Kleiner – pffff. Und ich entscheide selbst, wann ich was wem sagen will.“
„Übrigens – Peter weiß Bescheid, wegen uns zwei, ich mein, dass da mal was war – brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen.“
Ich werde blass, Manfred dreht sich blitzschnell um und zischt nur „WAS???“
Ben wird stocksteif „Sch… Manfred! Ich hab geglaubt … Stefan … Oh Shit!“
„Du kleiner Bastard!“ schreit Manfred und stürmt davon.
„Das tut mir echt leid! Ich war wirklich der Meinung, dass Stefan da bei dir steht! Scheeeiße! Was hab ich da nur angerichtet?“
„Heute jedenfalls schon genug!“
„Ich wollte dich nicht bei ihm outen! Echt nicht!“
„Outen? Bei Manfred? Idiot!!! Wir waren mal zusammen. Er ist mein Ex-Freund“
Ben ist sprachlos.
Just in diesem Moment kommen Stefan und Klaus auf uns zu.
„Ein Irrenhaus hier – ein totales Irrenhaus. Da drinnen diskutieren sie jetzt mit Peter wie man schwul wird – von wegen Erziehung, Verführung, Vererbung und was weiß ich noch und dann stürmt auch noch Manfred durchs Zimmer und ruft ‚Dieser verlogene kleine Bastard’, rennt in sein Zimmer und knallt die Tür hinter sich zu.!“ Nachdem er den Kopf kurz schief gelegt hat, sieht er mich an und fragt “Meint er dich damit?“
„Ja, ist wohl so!“
Stefan zieht jetzt beide Augenbrauen hoch „Und wieso bitte?“
„Frag am besten Ben!“
Ben erzählt ihm, ziemlich zerknirscht, die Geschichte.
„Toll – gaaanz toll!“ sagt Stefan und wirft die Hände dabei hoch. Er dreht sich zum Geländer und lehnt sich schwer atmend dagegen.
Jetzt kommen auch noch Norbert, Markus und Hermann dazu.
„Wenn ich es mir recht überlege, dann gibt’s hier ja schon mehr Wissende als nicht Wissende!“
„Davy – komm nicht auf dumme Gedanken!“ Stefan hat anscheinend eine Panikattacke.
„Was war denn jetzt wieder los?“ Norbert blickt sichtlich überhaupt nicht mehr durch.
Ich kann Ben gerade noch einen warnenden Blick zuwerfen, als er Luft holen und seine Geschichte abspulen will.
„Sagen wir es so, heute ist der Tag der Augenöffner und Missverständnisse!“
„Aha“ jetzt kennt er sich noch weniger aus, der Einzige, der jetzt außer Ben, Stefan und mir noch einigermaßen den Durchblick hat ist Hermann. Der sieht mich seltsam an, sagt aber nichts.
„Ich glaube, die Party ist vorbei. Wir sollten langsam gehen!“ Stefan sieht wirklich nicht so aus, als würde er sich noch groß amüsieren.
„Wir werden auch abdüsen, denk ich mal!“ Peter hat sich neben Ben gestellt und sich an seiner Schulter angelehnt.
„Sollen wir euch irgendwo hinbringen?“ Stefan fragt Ben, ob er ihn mitnehmen darf!! Echt seltsam heute!
„Danke, ganz lieb, aber Peter ist mit seinem Wagen da.“
Wir brechen aber trotzdem gemeinsam auf. ‚The Queens are leaving the building!’ bemerkt Peter trocken, als wir aus dem Haustor gehen. Seltsamer Humor!

Eine halbe Stunde Später sind wir zu Hause. Klaus geht als erster in die Dusche.
„Heute war’s knapp!“ Stefan kaut an seiner Unterlippe. „Zu knapp. Und es ist noch nicht raus, ob Manfred nicht doch noch eine Dummheit macht.
„Wäre es wirklich so schlimm gewesen? Sie haben Ben ja auch nicht gerade in der Luft zerrissen“
„Stimmt schon – aber in meinen Augen wissen es so schon zu viele, Ben, Markus, Norbert, Manfred, Jochen,…“
„Hermann!“
„und Hermann, dazu Maria, Chris und was weiß ich noch wer alles.“
„Ich will mich nicht länger verstecken und ich glaube ich kann es auch nicht mehr lange!“
„Kleiner, bedeutet dir das wirklich so viel?“
„Was? Das ich dich küssen und umarmen kann, wann und wo immer ich will, dass ich keine Geschichten mehr im Verein erfinde müsste, dass ich aufhören könnte alle möglichen Leute anzulügen? JA! Das würde mir sehr viel bedeuten!“
Stefan nimmt mich in den Arm „Darüber reden wir noch, aber heute will ich nur mehr ins Bett!“
„Schlafen?“ ich deute mit dem Kopf in Richtung Bad, wo die Dusche rauscht.
„Auch!“

Am nächsten Morgen, gut, am nächsten späten Vormittag ruft Hermann an und fragt, ob wir mitfahren zum Baden. Wieder einmal Stadthallenbad. Ben und Peter kämen auch. Warum eigentlich nicht?
Wir haben es uns kaum am Beckenrand bequem gemacht, als Klaus und Stefan auch schon einschlafen. Wir müssen uns etwas überlegen, wie wir auch mal wirklich ausschlafen können – wenn das die ganze Woche so weitergeht, werde ich erstens überall wund sein und vor lauter Schlafmangel Halluzinationen haben.
Ben und Peter drehen gerade ein paar Runden im großen Becken, also sind nur mehr Hermann und ich ansprechbar. „Seid froh, dass ihr gestern rechtzeitig gegangen seid!“
„Was war denn?“
„Manfred ist irgendwann wieder aufgetaucht und hat sich vollkommen niedergesoffen. Eine Flasche Vodka hat er mindestens allein vernichtet.“
„Und?“ mir ist so richtig flau im Magen.
„Er hat alle rausgeschmissen! Nur mich nicht. Er wollte unbedingt, dass ich noch bleibe.“
„Jesus! Er hat doch nicht etwa versucht dich…“ Ich breche ab, da ich mir nicht mehr sicher bin, ob Hermann von Manfred weiß oder von mir und Manfred. Ich hasse dieses Versteckspiel immer mehr!
„Nein, hat er nicht. Aber er hat mir unter vielen Tränen die Geschichte von euch beiden erzählt!“
„Und warum gerade dir, nicht falsch verstehen, aber das kapier ich nicht.“
„Ich auch nicht so ganz, aber anscheinend hat er mitbekommen, dass wir uns oft unterhalten und auch gut verstehen.“
„Und was hat er dir erzählt?“
„In Kurzfassung?“
„Ich bitte darum“
„Nun, dass ihr euch fürchterlich geliebt habt, dass es wunderschön war, bis du für drei Wochen nach Frankreich gefahren bist. Danach warst du ganz anders und wie du ihn dann wegen Stefan abserviert hast.“
„Er ist in eine schwule Disco gegangen obwohl er mir erzählt hat, dass er heimfährt! Nicht ich!“
„Er gibt ja auch zu, dass das ein Fehler war, aber er meint auch, dass du ihn sowieso verlassen hättest und dass das nur ein willkommener Anlass war.“ Hat er Recht? Wenn ich darüber so nachdenke, ja, hat er! Ich habe Manfred wirklich wegen Stefan abserviert. Aber was hätte ich denn tun sollen?
Ich habe damals die richtige Entscheidung getroffen. Ganz sicher!!
„Jedenfalls ist er tot unglücklich. Und jetzt meint er auch noch rausgekriegt zu haben, dass du damals was mit Ben hattest, während ihr noch zusammen wart!“
„He - das stimmt doch gar nicht! Ich habe Manfred nie betrogen, Na ja – stimmt nicht – mit Stefan eigentlich schon!“
„Ich hab ihm auch erzählt, dass das war, als du schon mit Stefan zusammen warst!“
„Und – hat es ihn gefreut?“
„Sei nicht so bissig! Nein, hat es nicht! Er ist nur unendlich traurig.“
„Ich weiß das – aber ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann.“
„Ihm kann derzeit niemand helfen – er suhlt sich richtig gehend im Selbstmitleid.“
Ben kommt zurück und trocknet sich ab. Ich habe die letzten Monate oft überlegt, wieso ich so scharf auf diesen Kerl war. Wie er jetzt so vor mir steht, nur in Badehosen und sich die Haare abrubbelt, weiß ich es auf einmal wieder – er sieht unglaublich geil aus. Ganz verstehe ich es aber trotzdem nicht – ich habe ihn die letzten Jahre ungezählte Male im Ringertrikot gesehen und mindestens genauso oft unter der Dusche – wieso kommt dieses Scheißgefühl gerade jetzt wieder hoch? Ich kenn mich ja sichtlich nicht einmal bei mir selbst wirklich aus, wie soll ich da verstehen, was in anderen vorgeht? Der einzige Mensch, bei dem ich immer weiß was er denkt, ist Stefan!
„War ja gestern ganz schön heftig, was du da abgezogen hast!“ Stefan ist sichtlich wieder wach.
„Findest du? Du hättest hören sollen, was meine Schwester heute von sich gegeben hat!“
„Du ziehst das ja wirklich voll durch!“
„Ja, so bin ich nun mal normalerweise, ganz oder gar nicht. Nur eines ist komisch…“
„Was denn?“
„Seid meine Studienkollegen Bescheid wissen, wollen alle Mädels mit mir ausgehen!“
„Das wollten sie früher auch schon.“
„Nö – früher wollten sie nur mit mir in die Kiste hüpfen!“
„Was dir extrem unangenehm war…“
„Streit ich ja gar nicht ab, aber seit ich mit Davy…“
Achtung Mienenfeld! Dieses Schild steht auf einmal vor meinem geistigen Auge!
„Red ruhig weiter…“ murmelt Stefan.
Ich bekomme schon wieder dieses seltsame flaue Gefühl im Magen, wenn Stefan diesen Unterton in der Stimme hat.
„Na ja, seid wir diesen Ausrutscher hatten, denk ich dauernd darüber nach und seit damals hab ich kein Mädel mehr angefasst.“
„Ja, mein Kleiner kann in dieser Beziehung SEHR überzeugend sein – ich weiß das! Er ist ganz toll im Bett!“ Stefan sieht mich mit einem ziemlich eigenartigen Blick an, während er das sagt, so als würde er auf etwas Bestimmtes hinaus wollen.
Ich bete um ein Wunder, dass sich die Erde unter mir auftut, die Jungfrau Maria erscheint oder ein Komet in der Nähe einschlägt – irgendwas, nur das die beiden von diesem Thema wegkommen; sollte das nur noch ein paar Minuten so weitergehen, kommt raus, dass ich mich von Ben hab ficken lassen und das wir nicht nur eine, nein gleich ZWEI Nummern geschoben haben!
Das Wunder geschieht und zwar kommt es in der Gestalt von Peter daher, der gerade aus dem Becken gestiegen ist und sich sein Handtuch schnappt.
„Ahh – das war toll!“ Er ist mir immer noch VIIIEL zu groß, allerdings hat er eine ziemlich nette Figur, so wie ein Sportschwimmer. „Wieso bist du denn so früh raus?“ fragt er Ben.
„Ich bin kein Ausdauersportler – ich muss meine Kraft in einem Moment freisetzen können!“
„Hmmm heute Morgen warst du aber SEHR ausdauernd!“ grinst Peter und zwinkert Ben zu.
Der wird knallrot.
Im Stillen danke ich allen Göttern aller Religionen, dass ich noch mal aus dem Schlamassel raus gekommen bin.
„Kann man denn hier nie in Ruhe schlafen?“ murmelt Klaus leise. Er liegt am Bauch und hat die Hände unter dem Kopf verschränkt. Auf der linken Seite sehe ich einen kleinen blauen Fleck und am Halsansatz einen etwas größeren. Auf der rechten Seite ist noch einer. Knutschflecken! Keine Ahnung ob ich das war oder Stefan. Jedenfalls ist Peter meinen Blicken gefolgt und hat sie auch gesehen. Er lächelt nur und sagt aber nichts.
„Damit wäre bewiesen, das Ringer mehr Ausdauer haben als Karatekämpfer!“ verkündet Stefan.
„Ich werd dir gleich Ausdauer zeigen!“ murmelt Klaus schlaftrunken.
„Gut – gehen wir schwimmen!“
„Später – jetzt nich!“
„Komm schon!“ Stefan zieht Klaus an einer Hand hoch und da weiß ich auch, warum er jetzt nicht schwimmen gehen wollte. Der Grund passt nicht mehr in die Badehose von Klaus und schaut oben ein gutes Stück raus.
Stefan scheint das peinlich zu sein – „ups – sorry. Ich wusste ja nicht, dass du in DER Stimmung bist.“
„Junge, wenn ich zwischen euch, neben euch, auf oder unter euch liege, bin ich fast immer in DER Stimmung! Außer ich schlafe und nicht einmal dann ist es sicher.“ Ben und Peter lachen „Wir gehen mal was trinken! Macht uns aber in der Zwischenzeit keine Schande!“
„Gehen wir zwei schwimmen?“ fragt mich Stefan „Kläuschen kann ja jetzt nicht weg.“
„Geht nur ihr zwei, vielleicht kann ich dann eine Mütze Schlaf bekommen!“ murmelt der und ist anscheinend schon wieder auf dem Weg ins Land der Träume.
Nach einer dreiviertel Stunde und drei Dutzend Längen habe ich genug, steige aus dem Wasser und setze mich neben einer der Startblöcke. Stefan hat kurz vor mir angeschlagen und hält sich jetzt an dem Startblock fest, neben dem ich sitze. Er wischt sich das Wasser aus den Augen und sieht mich durchdringend an. „Sag mal ehrlich – was war mit dir und Ben wirklich? Nur ein bisschen Blasen und Wichsen war doch wohl nicht alles.“
Wieso fängt er jetzt gerade an? Mitten im Bad! Aber er hat ja prinzipiell Recht, ich muss ihm die Wahrheit erzählen. Also springe ich wieder ins Wasser und stell mich neben ihn.
„Hast ja recht – es war mehr.“ Sag ich ziemlich leise.
Er schweigt ein oder zwei Minuten. Ich kann ihn nicht ansehen, sondern studiere aufmerksam die Fliesen vor mir, als ob dort was Interessantes zu sehen wäre.
„Hat er dich…?“
„Ja!“ ich kann mich selbst kaum hören, so leise bin ich.
Wieder Schwiegen.
„Und du ihn?“
„Ja… und da ist noch was.“
„Was denn noch?“
„Wir haben es zweimal gemacht in dieser Nacht.“
Stefan taucht kurz unter, ist aber gleich wieder da.
„Und warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?“
„Vielleicht weil ich damals wahnsinnige Angst hatte, dich zu verlieren und ich es nicht noch schlimmer machen wollte, als es schon war?“
„Gut, das kann man gelten lassen. Aber warum dann nicht später? Es hätte so viele Gelegenheiten gegeben!“
„Ich hab halt gehofft, dass das Thema gegessen ist. Es ist vorher nichts passiert und nachher auch nicht mehr – außerdem gibt es jetzt nichts mehr, dass du nicht weißt.“
„Schau mich an!“
Ich drehe meinen Kopf zu Stefan und seh ihm in die Augen.
„Du kleiner, süßer Idiot du! Wie oft muss ich dir noch sagen, dass wir uns alles, wirklich alles sagen können. Vertraust du mir denn nicht? Vertraust du uns denn nicht?“
„Doch – natürlich vertrau ich dir! Mehr als allen anderen Menschen zusammen!“
Stefan lächelt sein süßestes Lächeln.
„Hab dich lieb!“
„Ich hab dich auch gaaanz viel lieb! Will dich küssen!“
„Geht hier doch nicht – LEIDER!“
„Ich weiß, aber dann geh ich besser mal kalt duschen. SEHR kalt.“
„Gut mein Schatz, ich schmeiß mich zu den anderen! Und noch was…“
„Ja, was denn?“
„Ich würde es gerne mal mit einem Dreier mit Ben versuchen oder einem Vierer mit Ben & Klaus!“
Jetzt bin ich sprachlos.
„Schau nicht so, ich fänd es ziemlich steil, kann ich mir zumindest vorstellen! Außerdem hab ich ein bisschen das Gefühl, ein Recht darauf zu haben, wenn du schon mit Ben…“
Ich beiße mir auf die Unterlippe.
„Und Peter?“
„Fünf also! Naja, ob da alle mitmachen? Phantasieren darf man ja noch! Geh du mal duschen, ich schau mal, ob ich mich ein wenig aufs Ohr hauen kann – und denk daran: Nie mehr, ohne dass ich dabei bin!“
„Nie mehr! Ich schwör’s!“
In der Dusche ist fast niemand, zumindest in dem Teil, in den ich gehe. Auf der anderen Seite hört man Wasser rauschen.
Ich stell mich in eines der gemauerten Abteile und lass das Wasser über mich rauschen.
Stefan will es also mit Ben treiben und mit Klaus und mit Peter und mit mir – und am liebsten mit allen zusammen und das gleichzeitig. Was heißt das? Dass er mich nicht mehr geil findet kann ich beim Besten Willen nicht behaupten, ich brauche ihn nur anzugreifen und er hat sofort einen Ständer. Aber was ist es dann? Ich komm nicht dahinter, aber es muss der gleiche Grund sein, aus dem er beim Filmdreh mitmachen will. Möchte er Sex mit anderen, traut sich aber nicht ohne mich oder hat er Angst mich zu verletzen? Die Gedanken drehen sich im Kreis, ohne zu einer Antwort zu führen.
„Darf ich dir den Rücken einseifen?“ Ich dreh mich erschrocken um und vor mir steht ein ca. 50-jähriger, dicker Mann mit lauter Haaren auf Brust und Rücken. Aus dem Haarbüschel zwischen seinen Beinen sticht eine Miniaturerektion hervor. „Verpiss dich, bevor ich echt sauer werde!“ sag ich wohl lauter als gewollt, jedenfalls wird er total rot und verzieht sich sofort. Und auch das Wasserrauschen im anderen Duschbereich hört fast sofort auf.
„Dachte ich mir doch, dass ich die Stimme kenne. Was war denn los?“
Ben schaut ums Eck und grinst mich an.
„So ein alter Drecksack hat mich ziemlich blöd angemacht – soll er sich doch was in seinem Alter suchen.“
„Auch du wirst einmal älter werden, wer weiß was dann ist?“
„So werd ich nie! Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich würd mich selbst nur mehr zum Kotzen finden.“
Ben kommt ums Eck und lehnt sich an die Trennwand zur nächsten Dusche. Er hat das, was ich einen „Halbangenehmen“ nenne, nicht schlaff, aber auch nicht ganz steif. Hinter Ben huscht ein Junge aus dem Duschbereich und stellt sich unter den Haartrockner außerhalb meines Blickfeldes, obwohl ich ihn nur von hinten sehe, kann ich mir denken, dass er so in unserem Alter sein wird, dunkel und ziemlich schlank, aber nicht mager.
Ben bemerkt meine Blicke. „Bevor du was sagst, Peter und ich haben das so ausgemacht. Jeder kann haben, was er kriegen kann. Er hat schon ziemlich viel Erfahrung, obwohl er auch erst zweiundzwanzig ist, ich aber kaum. Und bevor ich irgendwann glaube, ich hab was verpasst, kann ich auch rummachen, wenn mir danach ist.“
„Wow“ bringe ich nur raus.
Ben grinst nur. „Wie regeln Stefan und du das eigentlich?“
Ich steh da nackt unter der Dusche und Ben ebenso nackt vor mir, nur das Handtuch über die Schulter geworfen und wir reden darüber, wie das Sexualleben in unseren Partnerschaften geregelt ist. Unpackbar! Das Leben spielt schon sehr seltsam.
„Wir machen alles gemeinsam!“
„Alles?“
„Ja – wirklich alles!“
Ben denkt sichtlich nach – „Hm – dann ist Klaus…?“
„Ein sehr lieber, netter und guter Freund!“
„Nur ein Freund?“
„Was soll ich sagen? Immerhin schlafen wir die Woche im selben Bett!“
„Stell ich mir ziemlich – unruhig vor!“
„Ist es auch!“ Stefan steht hinter Ben. „Wollte auch mal duschen gehen. Und was seh ich? – Du baggerst schon wieder meinen Kleinen an!“
„He – nur ruhig, ich hab ihn nicht angebaggert – und wie lange stehst du überhaupt schon da?“
„Beruhig dich, ich steh schon lang genug hier um zu wissen, worüber ihr geredet habt.“
Die Situation wird immer eigenartiger. Stefan stellt sich unter die Dusche, die meiner genau gegenüber liegt und dreht das Wasser auf. Beim Vorbeigehen klopf er aber Ben noch auf den Hintern.
„He – Vorsicht, den brauch ich noch!“
„Ist aber nett - hab ich schon immer gesagt!“
Ben schaut Stefan an, dann mich, dann wieder Stefan.
Zuletzt sieht er mich wieder an „Kann es sein, dass mich dein Freund angräbt?“
Ich zucke mit den Schultern – „Frag ihn doch selbst!“
Stefan steht mir gegenüber unter der Dusche und grinst übers ganze Gesicht.
„Ich glaube, die Frage erübrigt sich!“ Ben schaut auf die Körpermitte von Stefan, der seinem Blick folgt und nur „ups – keinerlei Selbstbeherrschung“ meint. Dann dreht uns den Rücken zu.
„Und, Kleiner, was meinst du dazu?“ Ben sieht mir in die Augen.
„Erstens, SO klein bin ich gar nicht und ER auch nicht, wie du sehr wohl weißt und zweitens, tja, ich würde mich nicht mit Händen und Füßen wehren!“
Ben steht unschlüssig da und weiß sichtlich nicht mehr, was er sagen soll.
Stefan hat sich sichtlich wieder beruhigt und kommt zu mir rüber. „Jetzt sollten wir aber wieder nach oben gehen – die anderen werden schon eine Vermisstenanzeige aufgeben.“
„Ihr seid mir richtig – ihr haut ab und was mach ich denn jetzt?“ Ben steht mit einem vollen Rohr da.
Stefan bleibt stehen und schaut kurz. „Meine Herren! Alle Achtung! Vorschlag: Wir reden mit Klaus – und dann laden wir dich diese Woche mal ganz offiziell zum Essen ein. Okay?“
Ben nickt, stellt sich unter die Dusche, die ich gerade freigemacht habe und dreht voll das kalte Wasser auf.
Unter dem Haartrockner steht noch immer der Junge, der vorhin aus der Dusche gekommen ist. Er sieht südländisch aus und ist doch wesentlich jünger als ich dachte.
Auf dem Weg nach oben fragt Stefan noch kurz „Und Ben … damit hat er dich…?“
„Ja – hat er!“
Stefan pfeift anerkennend „Wir sollten heimfahren!“
„Wieso“
„Na rate mal!“ Seine Augen funkeln wieder sooo typisch.

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Tag der Veröffentlichung: 02.11.2010

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