Anmerkung:
Dieses Buch ist eine sehr grobe Rohverion des Buches
Eine Idee macht noch keinen Roman – Wie entwickle ich eine Geschichte?
http://www.amazon.de/dp/B009FD7A1A
das es bei Amazon als DRM-freie kindle-Version für 0,99 ¤ zu kaufen gibt. Davon gibt übrigens auch eine Leseprobe hier bei Bookrix.
Der Unterschied ist ganz einfach, das Kaufbuch ist deutlich länger und ausführlicher. :-)
VORWORT:
Ein Buch zu schreiben ist an sich nicht allzu schwer – sollte man denken.
Jetzt mal völlig abgesehen von Dingen wie Schreibstil, der ja immer etwas sehr eigenes und beim Leser wiederum eine Frage des Geschmacks ist, gehen viele Autoren die Sache von der falschen Seite aus an, wie ich - und diverse Menschen vor mir - irgendwann mal festgestellt habe.
Einführungen und erste Kapitel werden gerne mal auf den Markt geworfen, bevor der Rest des Buches überhaupt existiert, und oft liegt die größte Angst des Autoren darin, ob's denn gut geschrieben ist und beim potentiellen Leser ankommt.
Wirklich sagen kann man das aber erst, wenn man die ersten Kapitel (also mindestens drei) gelesen hat. Erst danach wird der persönliche Schreibstil deutlich und vielleicht auch, ob er stringent ist oder ob man bei der Einleitung mal einen guten / einen schlechten Tag hatte.
Letztendlich kann man nicht sagen, warum Bücher erfolgreich werden, am Schreibstil liegt es zumindest stellenweise definitiv nicht.
Ich habe z.B. irgendwann mal in die ja gar nicht so unerfolgreichen ′Feuchtgebiete′ reingelesen. Nach zehn Seiten war ich froh, dass ich mir das Buch nicht gekauft habe und nach 20 habe ich es weggelegt. Und das Ding verkauft sich wie warme Semmeln.
Man kann also auch ohne die Fähigkeit, mit Synonymen um sich zu werfen, ohne Kenntnis davon, wie man einen Satz ordentlich baut, und ohne die leistete Ahnung von Rechtschreibung und Grammatik ein ziemlich erfolgreiches Buch schreiben.
Für′s letztere gibt′s Lektoren und die ersten beiden Punkte fallen nicht selten unter unter die Kategorien ′Zeitgeist′, ′persönlicher Geschmack′ und ′unwahrscheinliches Glück′.
Woran es jedoch nicht selten hapert, wenn die Sache nicht sogar häufig daran scheitert, ist die Vorbereitung bzw. die Kenntnis, dass beim Schreiben auch so etwas wie ein technischer Aspekt existiert. Wenn der stimmt, dann kann der Stil noch miserabel und die Geschichte noch so unoriginell sein, die Wahrscheinlichkeit, dass es zumindest bei vielen Leuten gut ankommt, steigt gewaltig. Rein aus dem Grund, weil es so etwas wie einen "Durchschnittsgeschmack" gibt.
Bei der Vielzahl an wirklich guten Ideen, die z.B. hier bei BX herumgeistern, wäre es sehr schade, wenn diese es nicht schaffen würden, ein Eigenleben in Form eines fertigen Romanes zu führen, das beim potentiellen Leser gut ankommt.
Bevor jetzt der Eindruck entsteht, ich wäre der Held der Nation und wisse alles besser: Ich bilde bei der oben genannten Unkenntnis keine Ausnahme.
Fast alle Sachen, die ich im Folgenden ansprechen werde, sind auch mir irgendwann erst bewusst geworden und ich habe sie am Anfang auch fast alle falsch gemacht. Ich mache das Ganze nur schon seit mehr als zwanzig Jahre und habe in der Zeit das eine oder andere Buch zu dem Thema gelesen und mir dann auch selbst eine Menge Gedanken gemacht. Am Anfang, als ich angefangen habe zu schreiben, war von diesem Wissen nichts vorhanden. Entsprechend sind die Sachen auch geworden.
Ob ich sie heute richtig mache, weiß ich immer noch nicht. Das müssen mir im Prinzip andere sagen. Aber mir ist irgendwann mal bewusst geworden, was ich rein technisch falsch gemacht habe.
Ich habe hier in den verschiedenen Foren sehr häufig sehr ähnliche Fragen und Probleme gesehen und dachte mir, vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen, zumindest diesen Aspekt des Schreibens etwas erfolgreicher (und sei es nur für sich selbst) zu gestalten, wenn ich die Gedanken, die mir durch den Kopf gegangen sind, Erfahrungen die ich gemacht habe und das Wissen, das ich mir angelesen habe, mal kurz und knapp aufschreibe.
Ich werde mich im Folgenden ab und zu mal auf verschiedene Bücher und manchmal auch Filme beziehen, um zu verdeutlichen, was ich meine, unter anderem auf meine (Bücher, nicht Filme. Soweit sind wir leider noch nicht). Das passiert nicht, weil ich der Meinung bin, meine Bücher sind die aller tollsten, sondern weil ich bei denen schlicht und ergreifend weiß, was da passiert und wie sie entstanden sind. Diese seltenen Referenzen also bitte nicht als Werbung verstehen.
Sehr viele Menschen sind der Meinung, dass Grammatik, Rechtschreibung und der gleichen das A und O bei Schreiben sind.
Das ist Blödsinn.
Das ist so mit das unwichtigste am ganzen Roman. Beim letztendlichen Lesen - soll heißen, wenn das Buch an die Öffentlichkeit gelangt - sollte alles natürlich so weit wie möglich 'richtig' sein, aber dafür gibt′s Lektoren oder Bekannte mit viel Zeit. Das kommt ganz zum Schluss. Optimalerweise macht man das natürlich selber, aber es kommt um Schluss. Und wirklich erst, nachdem das Ding geschrieben worden ist. Als aller erstes muss etwas da sein, das es zu berichtigen gilt. Und da kommt es nicht auf die Rechtschreibung oder auf die Grammatik an, sondern darum, dass die Geschichte stimmt.
Regel Nummer 1:
Es muss was Besonderes sein!
Bücher, Romane und Geschichten im allgemeinen sind harte Arbeit, schlicht und ergreifend, weil sie meistens recht lang sind und ausführlich darüber berichten, was der jeweiligen Hauptperson an weltbewegenden Dingen widerfährt.
Das mit der Länge ist natürlich sehr variabel aber nicht die Sache mit dem 'weltbewegend'.
Wer sich jetzt fragt: ′Wieso weltbewegend? Ich will doch nur eine Geschichte schreiben.′, dem seien folgende Gegenfragen gestellt:
Wenn es sich bei der vorliegenden oder geplanten Geschichte nicht um das weltbewegendste Ereignis des Protagonisten handelt, warum wird diese Geschichte dann erzählt? Warum wird dann nicht die Geschichte des weltbewegendsten Ereignisses erzählt?
Es ist erstaunlich, wie viele Autoren auf diese Frage keine Antwort wissen.
Ganz ehrlich: Wenn ich als Leser ein Buch in die Hand nehme, will ich keine Alltagsgeschichten lesen, die mich an mein eigenes Leben erinnern. Nicht einmal bei Tagebucheinträgen. Das 'Normale' kriege ich jeden Tag zur Genüge vorgehalten. Ich will was lesen, was außergewöhnlich ist. Deshalb gehe ich ja auch ins Kino. Also: Wenn′s für die Hauptperson nicht weltbewegend ist, warum dann aufschreiben?
Beispiel: Die ′Bourne′-Reihe (Und: Ja, da existieren Buchvorlagen).
Vorher und nachher sind völlig uninteressant. Wichtig und interessant am Leben des Charakters Jason Bourne ist für den Leser genau die Zeitspanne, die dargestellt wird.
Weil: Da geht es zu Sache, da finden Ereignisse statt, die sein Leben auf den Kopf stellen und da kriegt man was geboten, was außergewöhnlich ist. Dass er es danach vielleicht endlich schafft, ein ruhiges Leben in Timbuktu oder Bad Oldeslohe zu führen, ist eher uninteressant.
James Bond dabei zu beobachten, wie er im Büro sitzt und Papierkram erledigt (was er mit Sicherheit auch macht), würde auch niemandem einfallen.
Selbiges gilt für Harry Potter. Was der Kerl in seinen Sommerferien anstellt, interessiert keinen Menschen. Diese Alltagsgeschichten werden bewusst nicht erzählt, weil sie nicht außergewöhnlich sind. Erst dann, wenn es kracht, wird das Ganze prosaisch festgehalten.
Jetzt braucht es eine gewisse Zeit, um ein Buch fertig zu stellen. Das liegt in der Natur der Sache. Selbst Genies wie Terry Pratchett, die im Schnitt 3-4 Romane in 2 Jahren raus hauen, kommen da irgendwann an ihre Grenzen. So ein Roman dauert normalerweise ungefähr ein Jahr. Das ist eine Zeitspanne, die einen schon gerne mal schnell ein wenig mutlos werden lässt. Schließlich haben wir nur ca. 80 von den Dingern.
Jetzt ist aber lustigerweise das eigentliche Schreiben des Romans meistens das, was am wenigsten Aufwand und Zeit erfordert, sofern man das Ganze richtig vorbereitet hat. Zumindest relativ gesehen.
Und da liegt ganz häufig der Hund begraben.
Viele angehende Autoren sind der Meinung, eine Geschichte im Kopf zu haben, reiche völlig aus, um ein Buch daraus zu fabrizieren.
Das ist nur bedingt richtig.
Es hilft ungemein, eine Idee zu haben, keine Frage. Bevor man diese Idee jedoch zu einem Roman oder auch nur einer Kurzgeschichte entwickelt, muss man sich wirklich Gedanken darüber machen, was man denn da eigentlich zu Papier bringen will. Sonst wird das Vorhaben sehr schnell an seine Grenzen stoßen.
Schneller als man gucken kann, sitzt man nach 15 oder 23 Seiten da und weiß nicht genau, wie es weiter gehen soll. Das ist meistens der Punkt der oben angesprochenen Einleitung oder des 1. Kapitels. Entweder bricht man das Ganze dann letztendlich etwas frustriert ab oder schreibt einfach weiter, was aber sehr häufig dazu führt, dass der rote Faden, der am Anfang klar ersichtlich war, am Ende nur noch ein blassrosa Fussel ist.
Es gibt zugegebener weise Menschen, die das unglaubliche Talent haben, aus einer sehr vagen Idee einen Roman zu schreiben, der Hand und Fuß hat (Douglas Adams war so ein Mensch, aber der war auch nicht normal), aber normalerweise braucht so etwas mehrere Dinge, bevor man sich daran macht, auch nur mit der ersten Seite anzufangen.
Bevor man anfängt, die Geschichte wirklich ernsthaft aufzuschreiben, muss die Geschichte klar sein. Und zwar von A bis Z. Je ausführlicher, desto besser.
Das kriegt man sehr gut hin, indem man sie schlicht und ergreifend aufschreibt. Und zwar mehrmals.
1)
Als aller Erstes kommt eine Synopsis. 5 Sätze. Maximal 2 Absätze.
Das ist eher dazu da, um sich selbst klarzumachen, was das hier überhaupt werden soll. Hat aber auch den Vorteil, dass man eine kurze und knackige Antwort geben kann, wenn man gefragt wird, was das denn für ein Buch ist. Bei Verlagen ist sowas Gold wert.
2)
Diese Synopsis baut man dann aus, ungefähr auf eine Seite. Jetzt sollte klar werden: Was passiert da grob und wer ist involviert? Das Ergebnis wird dann das, was man gerne mal als Essay oder Exzerpt bezeichnet. Wie in der Schule gilt: So lang wie nötig, so kurz wie möglich. Oder auch: Fakten! Fakten! Fakten!
3)
Dann nimmt das Ding wiederum und baut es aus.
Jeder Satz, jeder Absatz, der eine Szene oder ein Kapitel beschreibt, wird detaillierter beschrieben. Da kommen noch keine Dialoge vor. Wenn überhaupt, macht man die sich als Anmerkungen. Das passiert in der Phase aber meist von selber und ist auch gut so.
Dabei raus kommt dann meistens sowas in der Länge von 10-20 DinA4 Seiten, je nach Länge des Buches, und das nennt man dann Exposé.
Wird auch gerne mal dazu verwendet, um bei Verlagen für das Buch zu werben. Die wollen das Ding schließlich nicht komplett lesen müssen, um zu wissen, worum es da geht.
4)
Idealerweise macht man das Ganze jetzt nochmal und raus kommt dann ungefähr der halbe Roman bzw. 30-50 DinA4 Seiten. In Fachkreisen wird sowas mal Exzerpt mal Treatment, mal sonstwie genannt.
Jede Szene ist jetzt detailliert beschrieben worden, das Dokument strotzt nur so von Anmerkungen, die Dialoge, Szenenbeschreibungen oder auch schon mal ganze Textpassagen beinhalten.
Ob man Schritt 4) unbedingt machen muss, sei dahin gestellt. Es hilft aber ungemein, die eigenen Gedanken zu ordnen.
Sinn dieser ganzen Übung ist nicht, die Fertigstellung des Buches hinaus zu zögern, sondern man macht das, um sicherzustellen, dass die Geschichte wirklich Hand und Fuß hat. Und zwar von vorne bis hinten.
Nichts ist schlimmer, als beim Schreiben von Kapitel 19 zu merken, dass man zwischen Kapitel 13 und 14 eigentlich noch was einbauen müsste, weil einem da gerade eine super Idee gekommen ist. Da sich dieses "Etwas" oftmals aber leider auf die komplette vorherige Handlung auswirkt, muss jetzt das halbe Buch noch einmal neu geschrieben werden. Da verzettelt man sich im Endeffekt fast immer und es macht echt keinen Spaß.
Genauso blöd ist es, wenn einem, nachdem das Buch fast schon fertig ist, auffällt, dass eine andere Handlungsentwicklung doch viel besser gewesen wäre. Je nachdem, wo diese Änderung denn eintritt, muss man auch einiges davor und alles danach anpassen.
Bei solchen Rückwärtsarbeiten verliert das Ganze zwangsläufig an Konsistenz, Stringenz und der rote Faden zeigt erste bis mittelschwere Auflösungserscheinungen.
Dazu gehört auch, sich Wissen anzueignen. Wenn z.B. Thematiken wie Kernfusion (die noch nicht praktikabel existiert) eine Rolle spielen sollen, sollte man sich soviel Information über das Thema aneignen wie möglich, so dass es zumindest ansatzweise so klingt, als ob man wisse, worüber man da schreibt. Ansonsten wird's vage oder, noch schlimmer, schlicht falsch.
Die Autorin Anne McCaffery ist ein schönes Beispiel für sowas. Die gute Frau hat seinerzeit Musik studiert, weiß also, wovon sie bei dem Thema redet, entsprechend kommt das Thema auch öfter in ihren Romanen vor.
In einem der Bücher war das Thema "Gezeiten und Meeresströmungen" extrem wichtig für die Handlung. Da sie aber leider keine Ahnung von dem Thema hatte, hat sie sich jemanden gesucht, der sich damit auskannte. Ihrer eigenen Aussage nach haben diese Recherchen mehr als ein halbes Jahr gedauert. Und das merkt man auch, wohlgemerkt im positiven Sinne. Im eigentlichen Buch nimmt das Thema extrem wenig Platz ein, aber da, wo es zur Sprache kommt, ist es extrem wichtig und es stimmt auf den Punkt.
Wenn man das alles gemacht hat und Geschichte ausgereift existiert, dann ist das eigentliche Schreiben des Buches ein absoluter Witz. Das schreibt sich fast von selber.
Und glaubt mir, ich weiß, wovon ich rede.
Ich habe drei Bücher in meinem Leben geschrieben, zumindest im Sinne von 'fertig gestellt'.
Das erste ist, den Inhalt betreffend, totaler Mist. Von der Dynamik her ist es große Klasse. Und zwar weil ich mich mit einem Freund über einen Zeitraum von mehr als 5 Jahren mit der Geschichte beschäftigt habe. Leider war ich damals 14 als ich mir die Handlung ausgedacht habe, was der Grund für den miserablen Inhalt war und ist.
Das zweite ist genau anders herum. Ich habe wild drauf losgeschrieben - und ich finde die Story immer noch großartig – aber es fehlt dem Ganzen hinten und vorne an einer ordentlichen Dynamik. Und das unter anderem, weil ich mich mitten beim Schreiben dazu entschlossen habe, das Ende über den Haufen zu werfen. Entsprechend passt das erste Drittel überhaupt nicht zum Rest des Buches.
Als ich dann seinerzeit ′Wahre Helden′ geschrieben habe, habe ich mehr als ein dreiviertel Jahr sehr intensiv mit irgendwelchen Vor-Fassungen verbracht und die oben angesprochenen 4 Punkte sehr exzessiv durchgeführt.
Um das eigentliche Buch schreiben, hab ich dann ziemlich genau acht Wochen gebraucht.
5)
Der Klappentext kommt zum Schluss.
Im Idealfall ist der Klappentext die 5-Satz Synopsis vom Anfang, aber das ist selten der Fall. Klappentexte kommen zum Schluss. Weil erst da, am Ende, weiß man, was in dem Buch wirklich passiert und kann das dann auch besser zusammenfassen.
Die Charaktere, in vielen Romanen das Wichtigste überhaupt, müssen vorhanden sein, bevor der erste Satz geschrieben wird.
Damit meine ich nicht nur, dass man weiß, wie sie heißen, wie viele es sein werden, und wie die ungefähr zueinander stehen. Das natürlich auch, aber dazu gehört noch viel mehr.
Jeder Charakter sollte, bevor man anfängt zu schreiben, wirklich existieren.
Das ist so ähnlich wie beim Rollenspiel. Wer mal Pen & Paper RPGs gespielt hat, weiß wovon ich rede. Manchmal vergehen Tage, wenn nicht sogar Wochen, bis der Charakter erstellt ist, mit all den Feinheiten, die dazu gehören. Und je ausgereifter diese Charaktere sind, desto mehr Spaß macht das Spielen dann. Immer dann, wenn der Charakter ein bisschen über′s Knie gebrochen erschaffen wurde, bleibt er oft irgendwie ′blass′ und das merkt man dann auch beim Spielen.
Für die Charaktere im Roman gilt dasselbe und dies heißt:
Bei jedem Charakter, der auch nur ein bisschen wichtig für die Handlung ist, sollte man, bevor man anfängt zu schreiben, wissen, um wen es sich da handelt. Dazu gehören:
- Name
- Alter
- Aussehen
- Hintergrund: Wie und wo aufgewachsen. Elternhaus: Vielleicht verprügelt worden oder doch glückliche Kindheit?
- Kultureller Hintergrund: Schule besucht? Lehre absolviert? Bund? Zivi? Uni? Warum? Warum nicht?
- Vorlieben
- Abneigungen
- Phobien
- Höhepunkte im Leben und Schicksalsschläge und wie wurde/wird damit umgegangen?
- Labertasche oder Mundfaul
- Und so weiter und so fort.
Das Ganze kann gerne mal 2-3 Seiten lang werden. Pro Charakter versteht sich.
Aber wenn die erstellt worden sind, dann passiert beim Schreiben etwas, das ganz interessant ist. Man weiß nämlich sofort, wie die Person regieren würde, wie sie redet, wie sie sich verhält, usw.
Das kann und soll man natürlich nicht alles im Roman verbraten. Maximal 10-20 Prozent von dem, was man sich überlegt hat, kann man guten Gewissen mit in die Geschichte einbringen, sofern das nicht eine Psychoanalyse werden soll. Aber: Je ausführlicher dieser Charakter existiert, desto leichter fällt einem der Umgang mit dieser Person und das Schreiben über sie.
Wenn man diese Arbeit nicht gemacht hat, wird aus den Charakteren oftmals etwas leicht schwammiges.
Ebenso fangen dann viele Charaktere irgendwann an, auf die selbe Art und Weise zu reden, so dass der Leser sie nicht mehr auseinander halten kann. Das ist ganz normal, weil man ja meistens so schreibt, wie man selber denkt oder spricht. Für einen selber ist das entsprechend alles völlig in Ordnung. Aber der Leser weiß das halt nicht.
Auch werden auf diese Weise Handlungen der einzelnen Charaktere oder die Art zu sprechen stellenweise widersprüchlich. Das merkt man bei Schreiben auch irgendwann selber und versaut einem den Spaß bei der Sache.
Was diese Arbeit vor allem so unglaublich nachhaltig macht, ist der Umstand, dass bei eventuellen Fortsetzungen das Ganze nicht noch einmal erledigt werden muss. Erstens hat sich das meistens sowieso schon ins Hirn eingegraben und wenn nicht, dann guckt man sich halt an, was man seinerzeit zu Max Mustermann geschrieben hat, fügt dann vielleicht noch ein zwei Anmerkungen ein, was die Zeit zwischen Roman 1 und Roman 2 betrifft und das Ganze geht sofort weiter.
Wenn man sich diese Arbeit nicht gemacht hat, muss man sie entweder im Nachhinein machen oder es führt dazu, dass der Charakter im zweiten Buch einfach nicht derselbe ist wie im ersten. Und das merken die Leser sofort.
Dieser Teil fällt eigentlich noch unter 3), ist aber etwas, das einerseits separat, andererseits auch gleichzeitig läuft.
Jedes Buch, jede Geschichte, jedes Theaterstück und jeder Film hat einen Spannungsbogen. Diese Bögen haben sich irgendwann einmal entwickelt und das aus guten Grund. Sie funktionieren. Wenn dieser Bogen nicht eingehalten wird, verliert der Leser schnell die Lust, das Buch weiterzulesen.
Oftmals ist es so, dass bei Geschichten, deren Spannungsbögen nicht stimmen, die Sache entweder unglaublich langatmig wird oder etwas hektische Formen annimmt.
Es gibt eine ganz einfach Regel, diesen Bogen betreffend und die ist unabhängig vom Genre. Soll heißen, egal ob Thriller, Komödie, Drama oder was sonst auch immer, es ist immer das selbe: Minima und Maxima oder Positiv und Negativ.
Selbst bevor man bei Kapitel 1 anfängt, oder sogar noch, bevor man die 5-Satz Zusammenfassung schreibt, weiß man ja nun meistens ungefähr, was das für eine Geschichte werden und wie sie enden soll. Wenn nicht, dann läuft da irgendwas völlig falsch.
Sprich: Handelt es sich um ein Drama, bei dem das Ende ′Alles ist schlecht′ lauten wird oder eine Romanze, die ′Alles wird gut′ als Aussage hat? Ist es eine Horrorgeschichte mit schlechtem, gutem oder offenem Ende?
Egal, was es ist, anfangen tut die Geschichte meisten genau im Gegenteil des Endes oder im neutralen Bereich.
Beispiel:
Ich weiß nicht, ob ihr die Bücher kennt, aber Janet Evanovichs Stephanie Plum-Reihe ist eigentlich immer das selbe. Es sind Krimikomödien mit einem Schuss Sex und am Ende geht alles gut aus.
Entsprechend fangen diese Bücher immer damit an, zu beschreiben, wie sehr die Hauptperson gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt und mal wieder Probleme hat, ihr Liebesleben betreffend. Oder, wenn das mal nicht der Fall ist, steht gerade irgendeine andere persönliche Katastrophe an. Es fängt also ganz klar in der negativen Gegend an.
Dann entwickelt sich die Geschichte zum ersten positiven Höhepunkt, was entweder ein neuer Auftrag und somit Geld heißt oder, alternativ, Sex, was gute Laune bedeutet.
Diesem ersten Handlungs-Positiv folgt dann die erste ernstzunehmende Krise, nämlich entweder, dass sich der Auftrag als zu schwierig erweist, der Sex zu etwas Ernsthaften zu führen droht oder ihre Familie tritt auf den Plan.
Diese Hoch- und Tiefpunkte wechseln sich jetzt regelmäßig ab. Jedem Positiv-Maximum folgt ein Negativ-Minimum. Die Ausschläge werden auch immer größer.
Heißt: Jedes Erfolgserlebnis übertrifft das letzte ein wenig und jede Katastrophe ist etwas schlimmer als die davor. Diese Peaks rücken auch noch immer mehr zusammen, je weiter die Handlung voranschreitet.
Soll heißen, das Tempo nimmt zu. Liegen am Anfang zwischen der bescheidenen Ausgangslage und dem ersten Erfolgserlebnis z.B. 30 Seiten, so sind das zum Schluss gerade mal 10. Wenn überhaupt (die Zahlen hab ich mir gerade ausgedacht).
Es kann auch funktionieren, wenn das Tempo halbwegs gleich bleibt, aber abnehmen darf es auf keinen Fall. Dann wird die Sache für den Leser langweilig.
Am Ende ist natürlich der jeweilige Ausschlag der höchste in der gesamten Handlung.
Jetzt gibt es Abweichungen von dieser Regel, und zwar nicht wenige. Es ist zum Beispiel nicht selten, dass Happy-Ending-Romane mit einer sehr positiven Situation anfangen und Geschichten, die schlecht enden, ebenso anfangen. Auch das neutrale Mittelfeld wird ganz gerne mal als Ausgangspunkt gewählt. Das ist aber eher eine Frage der persönlichen Vorgehensweise.
Vom Start aus geht es entweder nach oben oder unten und von da ab wird bei konsistenten Geschichten bis zum Ende immer der gerade beschriebene Wechsel von Positiv-Maxi zu Negativ-Minimum und umgekehrt erfolgen.
Wenn das nicht der Fall ist, wird das ganze eintönig oder sehr anstrengend.
Ein gutes Negativ-Beispiel, wie finde:
Der Anfang des 2. Twighlight-Romanes.(Und ja ich weiß, ich mache mich jetzt unbeliebt)
Ich bin nicht mehr sicher, wie lange Bella da in ihrer Depressionsphase rumhängt, aber gefühlt sind es 350 Seiten. Das dauert viel zu lange und hat bei mir dazu geführt, dass ich das Buch weggelegt und seitdem auch nicht mehr angefasst habe. Im Film (den ich aus anderen Gründen miserabel finde) ist das deutlich besser gelöst. Nach 5 Minuten, die die depressive Phase von Bella sehr gut darstellen, ist die Sache erledigt und das Leben geht weiter, wenn auch nicht sofort alles eitel Sonnenschein ist.
Genau das selbe gilt für die Dreiecksbeziehung zwischen Werwolf, Vampir und Mensch. Einmal: Okay.
Zweimal: Auch noch gut.
Sechs Mal: Völlig übertrieben und einfach langweilig, weil nichts neues dabei rüberkommt. Es bleibt auf dem selben negativ-Level, weil nach dem ersten Drittel fast schon keine Steigerung mehr möglich ist, ohne dass einer der dreien stirbt.
Gutes Beispiel, wenn auch kein Buch:
Stirb Langsam
Am Anfang wird man mit John bekannt gemacht, mit seiner Situation der fast gescheiterten Ehe, dass er keine Lust hat, auf diese Party zu gehen usw.
Das dauert 15 Minuten und dann fliegen dem Mann die Fetzen um die Ohren.
Jedes Mal, wenn es scheint, er hätte einen Plan, fliegen die Fetzen noch doller. Das nimmt immer katastrophalere Ausmaße an. Entsprechend sind die Erfolgserlebnisse immer grandioser, weil der
Mann immer mehr in Bedrängnis gerät, bis er letztendlich halbtot und ist eigentlich allen klar ist, dass er das nicht überleben kann.
Am Schluss hat er hat gewonnen und er und seine Frau liegen sich in den Armen.
Gutes Beispiele für Bücher:
- Little Women.
Ich empfehle da die nicht gekürzte Fassung inklusive zweitem Teil.
- Emma
- Practical Magic (Ja. das ist ein Buch. Allerdings sehr viel ernster als der Film)
- Fast alle Bücher von Terry Pratchett. Als Parade-Beispiele seien hier die Bücher der Wachen-Reihe genannt.
Ebenso gibt es eine Drei-Akt-Struktur
in 99 Prozent der Geschichten. Das läuft übrigens parallel zum eben angesprochenen.
Man kennt das vielleicht aus dem Theater. Viele Stücke bestehen aus drei Akten.
Akt 1: Einleitung.
Die Charaktere werden eingeführt, die Szenerie wird beschrieben und die Geschichte nimmt langsam Fahrt auf.
Die Einleitung nimmt irgendwo zwischen 10 und 30 Prozent der Länge des Buches ein. 30 sind allerdings schon ganz schön heftig, weil das kann ganz gerne mal die 100 Seiten Grenze knacken.
Gutes Beispiel (oder auch schlechtes) hierfür sind 2 Reihen: Herr der Ringe und Otherland.
Herr der Ringe hat insgesamt 1000 Seiten. Bis die Handlung mal Fahrt aufnimmt und alle wichtigen Leute eingeführt sind (Die Hobbits, Gandalf, Aragorn, und Bruchtal-Szenerie) und man so ungefähr weiß, was Sache ist, vergehen ungefähr 250 Seiten. Das wären ungefähr 25 Prozent. Ich kenne nicht wenige Menschen (und ich gehöre dazu), die sagen, dass sie sich durch die ersten 100-150 Seiten durchkämpfen mussten. Nicht wenige haben das Buch mittendrin weggelegt und nie wieder angefasst.
Grund: Das Ding zieht sich wie Kaugummi und kommt nicht zu Potte. Es werden auch Dinge angerissen, wie z.B. Tom Bombadil, die dann später völlig unwichtig werden. Heutzutage würde das so nicht mehr gedruckt werden.
Dann, nach Seite 250, kann man es quasi nicht mehr aus der Hand legen. Kratzt die 30 Prozent also schon an und ist hart an der Grenze.
Otherland ist eine Quadrologie mit insgesamt knapp 5000 Seiten und die Einleitung ist ernsthaft das erste Buch. Das Ding hat über tausend Seiten und wirklich erst am Ende sind alle Charaktere eingeführt und die eigentliche Handlung geht los. Das liegt daran, das nicht weniger als 17 Hauptcharaktere eingeführt und alle in die Handlung integriert werden müssen. Also auch knapp 25 Prozent, und zumindest für mich, deutlich besser gelöst.
Man mag von dem Buch halten, was man will, zumindest der erste Teil war für mich eine echte Offenbarung. Ich fand das Ding nicht ein Mal langweilig.
Ich persönlich liege da im Mittelfeld. ′Wahre Helden′ hat 340 Seiten, die Handlung geht los bei Seite 22 und die (zumindest am Anfang wichtigen) Charaktere sind bei Seite 60 alle da. Da geht′s dann aber schon rund, was die Handlung angeht. Das sind ungefähr 18 Prozent.
Aber egal, ob man 10 oder 30 Prozent der Seitenanzahl braucht: Diese Einführung ist wichtig. Sonst weiß der Leser nicht, mit wem er es eigentlich zu tun hat und kann auch keine Sympathie oder Antipathie entwickeln.
Nicht wenige Mal habe ich hier bei BX Sachen gelesen, die ich eigentlich sehr nett fand, die aber, was die Charaktere und allgemein die Einführung bzw. Heranführung an die Geschichte betraf, absolut blass geblieben sind.
Da wurden, wenn überhaupt, zwei Seiten dafür verwendet, um zu erklären, um wen es sich da eigentlich handelt und dann ging′s rund. Da kann sich keine Beziehung zum Charakter aufbauen.
Es ist natürlich nicht Sinn der Sache, die komplette Biographie der Charaktere innerhalb der ersten 50 Seiten auf den Markt zu schmeißen (siehe Kapitel Charaktere
). Das würde bedeuten, dass kein Platz mehr für die Handlung da ist und auch keine Überraschungen mehr auftauchen können. Aber bevor es handlungstechnisch wirklich anbei geht, sollte man als Leser halt wissen
- Mit wem habe ich es zu tun?
- Was soll das Ganze? (zumindest ungefähr)
Am Ende des ersten Aktes, der meistens ein Viertel bis ein Drittel des Buches einnimmt, ist also alles erklärt, die Geschichte ist in voller Fahrt und spätestens hier ist der erste deutliche Ausschlag zum Positiven oder Negativen da, je nachdem, wo die Geschichte mal enden wird. Also bei Happy End Geschichten ist nach dem ersten Drittel eine positive Grundstimmung zu verzeichnen, bei Dramen meistens eine negative.
Und Ja: Ausnahmen bestätigen die Regel. Siehe Herr der Ringe. Aber als Faustregel kann man da eigentlich nichts mit falsch machen.
Akt 2: Hauptteil
Das ist meistens der längste Teil des Buches, meistens so um und bei die Hälfte.
Die Handlung schreitet voran, mitsamt ihren Hoch- und Tiefpunkten und am Ende des 2. Aktes steht der Positiv/Negativ-Ausschlag durch die Bank weg im Gegensatz zum Ende der Geschichte. Dieser Punkt ist dann auch klassischerweise nach 2/3 - 3/4 des Buches erreicht.
Beispiel: Herr der Ringe
Wie eben gerade angedeutet, endet der erste Band nicht im Guten, sondern in der ersten ernsthaften Krise. Das liegt aber an der allgemein eher melancholischen Grundstimmung des Buches.
Das Buch hat, wenn man optimistisch ist, sowas ähnliches wie ein Happy End, entsprechend hört Band 2 (von 3) am absoluten bisherigen Tiefpunkt auf. Die Gruppe wird komplett getrennt, einige sind vielleicht sogar tot, und das Böse hat ganz eindeutig die Oberhand.
Am Ende ist das Böse besiegt und alle habe ihre Bestimmung gefunden. Das 'normale' Leben geht weiter.
Bei dem Drama ′Love Story′ (das ist ein Film, aber das ist egal. Das Prinzip ist das selbe) ist nach ungefähr einer Stunde (der Film hat 99 Minuten) alles Butter. Alles ist toll, die beiden haben sich gefunden usw. Es ist kaum noch auszuhalten, wie sehr da der Schmalz von der Leinwand tropft.
Das Ende ist so deprimierend, das spottet jeder Beschreibung.
Bei ordentlich entwickelten Trilogien ist dieses Muster sehr gut zu erkennen.
1) Die Bourne-Reihe: (Ja, das sind immer noch Bücher)
Der erste Teil fängt diffus an, man weiß nicht, was Sache ist (das ist auch in Ordnung, der Hauptdarsteller weiß es ja schließlich selbst nicht). Dann keimt sowas wie Hoffnung auf, die schnell und nachhaltig zunichte gemacht wird, das Ganze schlägt ins katastrophale um und endet nach langem hin und her im Guten.
Der zweite Teil fängt fast schon friedlich an (im Film 3 Minuten) und endet sehr trostlos.
Der dritte Teil beginnt definitiv nicht gut (Ausnahme von der Regel) und endet mit einem Ausblick auf ein versöhnliches Ende für den Hauptcharakter, was ein ′normales′ Leben und in diesem Falle ein Happy End bedeutet.
Star Wars Episode 4-6.
Ich weiß, das ist kein Roman, aber das ist egal. Es geht hier um die Strukturierung einer Geschichte.
- Anfang Episode 4:
Alles ist schlecht. Die Rebellen werden gejagt und es sieht nicht rosig aus.
Ende Episode 4: Alles ist toll. Dem Imperium wurde kräftig in den Hintern getreten.
- Ende Episode 5:
Alles ist viel schlechter als zu Beginn der Episode 4. Han Solo ist eingefroren und gefangen genommen worden, Luke hat seine Hand verloren, die Sache mit seinem Dad ist auch nicht so toll und als Jedi hat Luke eigentlich auf ganzer Linie versagt.
- Ende Epsiode 6: Sieg auf ganzer Linie. Sowohl, was die Imperium/Rebellen-Geschichte angeht, als auch die Beziehungskiste zwischen Luke, Lea und Han Solo und schlussendlich ist Darth Vader wieder zu den Guten zurückgekehrt.
Akt 3: Finale
Die Handlung endet letztendlich in dem Höhepunkt, sei er negativer oder positiver Natur.
Da geht′s dann richtig zu Sache. Es jagt ein Minimum das nächste Maximum, wobei die Ausschläge immer heftiger werden und meistens auch immer enger zusammenrücken. Beispiele dafür siehe oben.
Ganz am Ende kommt dann oftmals noch ein Epilog, der das sehr kurze Gegenstück zur Einleitung darstellt und die Geschichte ausklingen lässt. Im Gegensatz zur Einleitung ist dieser Teil sehr kurz und sollte nicht mehr als 5 Prozent oder 10-20 Seiten ausmachen.
Harry Potter ist ein sehr schönes Beispiel hierfür. Das letzte Kapitel des letzten Teils – 19 Jahre später
– löst die Geschichte auf, und das Ganze findet ein Ende. Vielleicht auch einen Neuanfang, aber das Thema ′Harry Potter und Hogwarts′ ist erledigt. Meiner Meinung nach hätten diesem Abschnitt 5 weitere Seiten gut getan, dann wären es 10 von 600 gewesen, aber die Struktur stimmt.
Alles, was an offenen Fragen noch da ist, sollte hier geklärt werden. Wenn man das nicht auf 10 Seiten schafft, hat man im bisherigen Buch irgend etwas falsch gemacht.
Bei diesen Strukturen handelt es sich natürlich um kein Gesetz, das in Stein gemeißelt ist.
Zum Beispiel müsste Episode 5 von ′Star Wars′ mit einer positiven Grundstimmung beginnen, was nicht der Fall ist. Funktionieren tut die Story trotzdem, weil zwischendurch der schon bereits angesprochene Wechsel von Positiv zu Negativ und anders herum stattfindet.
Allgemein gilt: Je besser diese Links-Rechts oder Hoch-Tief Struktur ausgearbeitet wird, desto besser und vor allem auch erfolgreicher werden die Bücher meistens. Die Leser erwarten das nämlich und sind meisten etwas verwirrt, wenn die Geschichte immer auf dem selben dramaturgischen Niveau herum dümpelt. Die kann noch so gut geschrieben sein.
Wer sich mit dem Thema mal ausgiebig und nachhaltig beschäftigen möchte, dem empfehle ich wärmstens das Buch ′Story
′ von Robert McKee. Das Buch behandelt die Struktur und das Wie, Warum, Woher und Wohin von ordentlich geschriebenen Drehbüchern, aber es ist eigentlich auch sehr schön auf Romane anzuwenden. Das eigentliche, worum es in dem Buch nämlich geht, ist die Frage ′Was macht eine gute Geschichte aus?′ Daher der Name.
Es ist zugegebener Maßen ein zuweilen recht technisches Buch und ich weiß auch nicht, ob es das auf Deutsch und als Taschenbuch gibt. Die englische Hardcover-Variante ist nicht gerade billig. Aber es ist sehr lesenswert.
Damit ist folgendes gemeint:
Wenn man an dem Punkt angekommen ist, die letzte Seite, den letzten Punkt eingetippt zu haben, dann sollte man den Rechner ausschalten und einen Saufen gehen. Oder auch zwei.
In jedem Falle sollte man das gerade geschriebene liegen lassen. Für mindestens einen Monat. Was man in der Zeit tut, ist eigentlich egal. Man kann an anderen Sachen arbeiten, Urlaub machen oder die während der Schreibphase vernachlässigten Sozialkontakte pflegen. Wichtig ist, dass man Abstand bekommt.
Nach besagtem Monat (können aber gerne 3-6 werden), guckt man sich das Ergebnis dann noch einmal an.
Es ist erstaunlich und manchmal wirklich erschreckend, was einem dann auffallend wird. Satzbauten, die keinen Sinn ergeben, Formulieren, die holperig sind, Dialoge, die nicht stimmig erscheinen oder dergleichen werden nach einer bestimmten Ruhephase viel schneller deutlich als während oder gleich nach der Schreibphase.
Ebenso hilft es ungemein, das Geschriebene auf verschiedenen Medien zu betrachten. Ausgedruckt fallen einem Sachen auf, die man auf dem Bildschirm niemals entdeckt hätte und umgekehrt. Selbst die Sachen in verschieden Programmen angezeigt zu bekommen, hilft schon, weil sich das Hirn immer wieder neu justieren muss. Aber je größer die Unterschiede sind, desto besser.
Während besagter Ruhephase kann man das Zwischenresultat auch sehr gut jemandem zum Fehlerlesen in die Hand drücken, um die Anmerkungen dann mit in die anschließende Korrektur einfließen zu lassen.
Man sollte sich jedoch nicht der Illusion hingeben, dass man selber alle Fehler finden wird, die man fabriziert hat. Viel zu vieles davon ist der eigenen Logik entsprungen und außerdem wird man irgendwann betriebsblind. Fremde Augen sehen da immer mehr als man selber.
Nach der nun folgenden ersten Feinkorrektur kann man zum ersten Mal sagen: Das Buch ist fertig.
Dieser ganze Prozess, angefangen vom Skizzieren der Geschichte, über die Charakterisierung der Hauptpersonen bis zum gerade angesprochenen "Fertig"-Erlebnis, kann, wie ganz am Anfang angedeutet, alles in allem gerne mal ein Jahr dauern.
Dieses Kapitel ist nun wirklich sehr technisch und behandelt das Layout des Buches und hat mit dem eigentlichen Schreibprzess oder der Geschichte an sich überhaupt nichts mehr zu tun. Nichtsdestotrotz ist, wie ich finde, ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Wenn die Verpackung zu Brechreizen führt, kann der Inhalt kann noch so toll sein.
Aufgrund der langsam aber sicher voranschreitenden Verschiebung vom gedruckten zum elektronischen Medium gibt es jetzt auch noch eine Sache, die ganz vielen Menschen, die auf bzw. für dieses Medium schreiben, nicht bewusst ist. Man muss das Geschriebene auch ordentlich lesen können. Das klingt profan, ist aber unglaublich wichtig.
Nun ist das Layout etwas, das bei klassischen Büchern meistens vorgegeben ist und zwar vom Verlag. Man selbst hat oft wenig Mitsprache. Entsprechend wird diesem Punkt so gut wie nie Aufmersamkeit geschenkt.
Bei E-Books ist das aber anders. Da ist man sogar voll und ganz dafür verantwortlich, vor allem, wenn man sich dazu entschließt, das gute Stück selbst und in Personalunion von Autor und Verleger auf den Markt zu bringen.
Entsprechend wichtig ist es, sicherzustellen, dass das endgültige Produkt auch den technischen Anforderungen des Lesegerätes entspricht.
Heißt: Beim Lesen auf einem E-Book-Reader oder auch nur vor dem PC sollte man keine Augenschmerzen bekommen, nur weil das Layout nicht stimmt. Das ist aber leider oft der Fall. Hier sind übrigens auch professionelle Verlage nicht besser als der durchschnittliche Hobbyautor, der von solchen Sachen keine Ahnung hat.
Bestes Negativbeispiel hierfür ist ′Snuff
′ von Terry Pratchett, das kürzlich erschienen ist. Ich weiß nicht genau, was die Jungs und Mädels da geraucht haben, als sie das Buch konvertiert haben, aber das Ergebnis ist – rein technisch – eine absolute Frechheit. Da stimmt nicht eine Seite, was die Einzüge, Absätze und dergleichen angeht. Man kann das Buch wirklich nicht lesen.
Es reicht nämlich eben nicht, ein Word-Dokument einfach mal eben so durch das Konvertierungsprogramm laufen zu lassen und fertig ist der Lack. Im Gegenteil. E-Books und gedruckte Bücher sind zwei völlig verschiedene Medien, die auch völlig unterschiedlich gehandhabt werden müssen, wenn man sicher stellen will, dass das Ergebnis ordentlich aussieht.
Das klassische Buch wird entweder anhand von PDF-Dateien gedruckt oder – im Idealfall – aus dem Textverarbeitungsprogramm heraus komplett neu gesetzt.
Fakt ist, dass im Endeffekt das Ergebnis starr und nicht veränderbar ist. Man kann zwar Anmerkungen machen und auf der Seite herum kritzeln, aber das wird das eigentliche Produkt nicht verändern. PDFs werden z.B. aus Postscript-Dateien erstellt, also ′nach dem Dokument′. Es ist also gar nicht Sinn der Sache, dass da noch was geändert wird. Das Ergebnis ist also eher ein Bild als denn ein Text.
Entsprechend kann man sich auf jeder Seite austoben, wie man lustig ist, was das Layout angeht. Der Leser wird das Ergebnis nicht verändern können. Auf jeder Seite ist alles genau da, wo der Autor oder Verlag es haben wollte. Je extravaganter das Layout wird, desto wichtiger ist dieser Punkt und desto besser ist dieses Format geeignet.
Diese Vorgehensweise funktioniert aber nur auf Geräten, die für die Anzeige von dieser Art von Dokumenten ausgelegt sind. Auf PCs und dergleichen klappt das ganz gut, auf Smartphones nur noch bedingt und bei E-Book-Readern noch viel schlechter.
Weil: Es handelt sich bei E-Books eben nicht um richtige Bücher.
Der größte Unterschied liegt in einem Effekt, der ′Dynamischer Zeilenumbruch′ genannt wird. Dieser Effekt schließt jedes Layout, das nicht 08/15 ist, nahezu komplett aus.
Bilder, exotische Schriftarten, der Einsatz von Tabulatoren und der gleichen funktionieren bei diesem Medium überhaupt nicht bzw. gehen voll nach hinten los. Sollte man sie dennoch einsetzen, wird das Ergebnis für den Leser extrem unübersichtlich und irgendwann nicht mehr lesbar.
Wenn man z.B. am PC ein PDF-Dokument liest und das Ganze wegen der fehlenden Brille vergrößert, betrifft das nicht nur die Schriftgröße, es betrifft das gesamte Dokument. Die Seite wird plötzlich virtuell zweieinhalb Meter groß, entsprechend muss man immer nach links und rechts scrollen, um alles angezeigt zu bekommen. Der Monitor ist nicht in der Lage, sich mal eben der veränderten Größe des Dokumentes anzupassen. Das Dokument kann auch nicht mal eben dem Monitor angepasst werden. Ist ja schließlich Postscript.
Bei einem E-Book Reader passiert das nicht. Da kommt der dynamische Zeilenumbruch ins Spiel.
Wenn man bei einem E-Book die Schriftgröße verändert, werden einfach weniger Zeichen in einer Zeile angezeigt. Die Breite des Dokumentes bleibt genau da, wo sie vorher war, nämlich so breit wie der Bildschirm des Readers. Das Buch bekommt schlicht mehr virtuelle Seiten, weil ja nicht mehr soviel auf dem Bildschirm passt. Entsprechend wird natürlich auch der Zeilenumbruch verändert. Wenn bei Schriftgröße 10 die Zeile nach zwölf Wörtern voll ist, ist sie das bei Schriftgröße 14 halt schon nach neun Wörtern. Man muss halt ′nur′ öfter umblättern.
Dieser automatische Umbruch funktioniert um so besser, desto weniger künstliche oder außergewöhnliche Textformatierungen im Text vorhanden sind. Wenn man z.B. mit der Tab-Taste arbeitet, dann wird der Reader diese vom Tab produzierte Lücke im Text auch brav mitnehmen und anzeigen. Dass aufgrund des geänderten Zeilenumbruches dieser Tabulator plötzlich völlig woanders hängt als vom Autor geplant, macht das Lesen dann nicht eben zu einer Freude.
Das ist ungefähr mit dem zu vergleichen, was in der Vergangenheit mit Filmen passiert ist. Bevor Seitenverhältnisse von 16:9 bei Fernsehern Einzug gehalten haben, wurden Filme, die im Kino ja gerne im Format 2,35:1 (also wirklich breit) laufen, für den Privatkunden (also DVD/VHS/wasauchimmer) gerne mal ins 4:3 Format umgewandelt, was bei klassischen Röhrenfernsehern ja nun Mal das Seitenverhältnis war und ist. Das hat dann dazu geführt, dass
- entweder der halbe Filme links und rechts nicht mehr zu sehen war, wenn das Bild normal dargestellt wurde (Quasi ein vergrößertes PDF. Leider kann man beim Fernseher so schlecht nach links und rechts scrollen.)
- wenn das ganze Bild zu sehen war, die schwarzen Balken oben und unten mehr als die Hälfte des Bildes einnahmen, so dass man fast nichts mehr erkennen konnte
- das Bild so zusammengepresst wurde, dass die Leute alle sehr merkwürdige Eierköpfe hatten.
Sah, gelinde gesprochen, scheiße aus.
Wie kommt man jetzt zu einem Dokument, dass sich für E-Books eignet?
1) Raus mit den Formatierungen.
Absätze werden nur da gemacht, wo sie notwendig sind. Soll heißen, mit der Enter-Taste. Mit Leerzeichen und der Tab-Taste wird gar nicht erst angefangen. Das zerschießt am Ende das gesamte Dokument.
Am Anfang eines neuen Absatzes werden ja gerne mal Einschübe fabriziert, so dass für den Leser besser sichtbar wird, dass der Dialog wechselt oder eine neue Sichtweise beschrieben wird. Diese Einzüge sind sehr hilfreich, keine Frage, ich bin ein großer Fan davon. Bei richtigen Büchern ist das auch immer der Fall.
Bitte NICHT mit der Tab-Taste erzeugen! Es gibt in jedem Programm eine Option, mit der man einstellen kann, dass nach der Betätigung der Enter-Taste die nächste Zeile ein wenig eingerückt wird.
Bei OpenOffice z.B.: Rechtsklick in den Text:
Absatz → Reiter ′Einzüge und Abstände′ → Erste Zeile (automatisch nicht anwählen) → 0,5 cm
Bei MS Word ist das sehr ähnlich.
Danach wird jeder neue Absatz um einen halben Zentimeter nach rechts eingerückt, nachdem man auf die Enter-Taste gedrückt hat.
Sollte es der Fall sein, dass man einen Absatz einbauen will, der wirklich den Namen verdient – also mit Leerzeile davor – dann nimmt man den Einzug in diesen seltenen Fällen einfach händisch raus.
2) Die Überschriften werden so dezent und automatisch gehalten wie möglich. Jedes gute Schreibprogramm hat verschiedene Überschriften-Option. Einfach mal ausprobieren und sich dann für eine davon entscheiden. Das erleichtert dann auch die Erstellung eine Inhaltsverzeichnisses enorm.
Bei Sachbüchern wird das Ganze ein wenig kniffeliger, weil dann solche Sachen wie Kapitel 2.1.2 bei rauskommen, aber auch und gerade da halte man sich bitte an die vorgegebenen Formatierungen.
Ziel des Ganzen ist nicht, dass es toll aussieht. Es soll praktisch sein. Hübsch ist eine Option, die entweder bei PDFs oder einem gedruckten Buch zum Tragen kommt.
3) Keine exotischen Schriftarten. Comic Sans und Lucida Handwriting mögen ja lustig aussehen, aber der durchschnittliche Leser wird bei seinem Reader eher Times New Roman oder etwas ähnliches einstellen. Entsprechendes gilt für die Schriftgröße. Irgendwo bei 11 (ist natürlich abhängig von der Schrift) kommt meistens ein gutes Lesegefühl rüber. Wenn man sich nicht sicher ist: Lieber einen Punkt zu groß als zu klein wählen.
Aber auch hier gilt: Man kann sowas auf dem Reader verändern. Bitte also nicht damit anfangen, den Text so hinzubasteln, dass jedes dritte Wort jeder Zeile hintereinander gelesen eine geheime Botschaft ergibt. Das ist toll, wenn′s klappt, aber auf E-Readern ist das nicht der Fall. Warum? Genau. Dynamischer Zeilenumbruch.
4) Automatische Silbentrennung ist eine feine Sache, aber bei E-Books völlig kontraproduktiv. Auch hier heißt der Grund dynamischer Zeilenumbruch. Wenn getrennte Wörter wie z.B. ′zwischen-durch′ plötzlich in der Mitte der Zeile auftauchen, sieht das irgendwie dämlich aus.
5) E-Book-Reader können nur sehr begrenzt Bilder darstellen. Und wenn, dann oft nur in schwarz-weiß. Entsprechend sollte man also auf die Dinger verzichten, wenn möglich. Das gilt auch für Graphiken, die – so toll sie z.B. bei den Überschriften auch aussehen mögen – immer voraussetzen, dass sie a) überhaupt angeziegt werdn können und b) genau dort angezeigt werden, wo der Autor sie hin haben wollte. Das kann aber sehr schnell zu Problemen führen. Also: Garphiken klein halten oder besser noch: Gar nicht verwenden.
Der Effekt bei der gerade beschriebenen Formatierung ist etwas, was mit klassischen Büchern nicht wirklich vergleichbar ist. So ist z.B. Blocksatz nur bedingt machbar, wenn sich aufgrund der Einstellungen die Zeilenlänge andauernd ändert. Je besser die Soft- und Hardware sind, desto besser klappt das allerdings.
Jetzt könnte man den Eindruck bekommen, dass das Ergebnis sehr nüchtern und schmucklos wird. Das ist vollkommen richtig. Das ist aber genauso wichtig, weil man das Produkt sonst nun mal nicht mehr ordentlich lesen kann. Und das ist ja nun Sinn der Sache.
Was man jetzt mit dem fabrizierten Dokument macht, ist sehr abhängig von der Plattform, auf der man das E-Book nun einstellen möchte.
BookRix ist, das ist nun mal leider so, technisch eher in 2.Liga zu verorten.
So ist es entweder möglich, das Dokument entweder als PDF hochzuladen – in dem Falle kann man die oben angesprochenen Punkte komplett ignorieren und sich layoutmäßig austoben wie man will. Man muss sich nur darüber klar sein, dass das Produkt auf elektronischen Medien nicht wirklich gut lesbar sein wird, je kleiner die werden. PCs und Tablet-PCs sind also okay, E-Book-Reader eher nicht und Smartphones schon gar nicht.
Auf der anderen Seite kann man ein epub draus machen.
Jetzt muss dabei man wirklich alles, was man geschrieben hat, manuell beim Erstellen des Buches nochmal neu einfügen und dabei wird nochmal alles, was an Layout überhaupt noch existiert, komplett gelöscht. Das ist sehr unschön.
Zum Beispiel werden alle Einzüge, egal wie die erzeugt worden sind, brachial gelöscht. Die Zeile fängt also immer links am Rand an. Ich persönlich kann das nicht leiden. Das kann man jetzt – so wie ich bei meinen Büchern – mit zwei Leerzeichen am Anfang der Zeile beheben, hat aber den extremen Nachteil, dass es a) zeitaufwendig ist und b) nicht gut aussieht. Aufgrund des schon mal erwähnten dynamischen Zeilenumbruches können zwei Leerzeichen nämlich 0,5 Zentimeter, aber auch gerne mal 2 Zentimeter bedeuten, je nachdem was da sonst noch in der Zeile passiert.
Ebenso muss man alles, was fett, kursiv, oder was auch immer anders ist als ′normal′, händisch konvertieren. Der Zeitaufwand ist also schon recht hoch.
Dann wiederum hat BX den Vorteil, dass man seine Sachen umsonst und im epub-Format veröffentlichen kann. Epub ist ja das Pendant zum Open-Source – Format von z.B. OpenOffice oder LibreOffice. Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass andere mit dem Format was anfangen können. Darüber hinaus geht′s auch recht fix, wenn man fertig ist und man muss nicht, wie bei Amazon, 24 Stunden warten, bis das Buch dann wirklich gelistet wird.
Amazon ist das komplette Gegenbeispiel. Technisch ist das Ganze – sofern denn richtig vorbereitet – sehr rund und lässt sich wunderschön sowohl auf dem PC, dem Smartphone und natürlich auch dem E-Book-Reader lesen. Für alles und jeden gibt′s da eine App, die sogar richtig gut funktioniert.
Das kostenlose Veröffentlichen ist nur sehr bedingt mögilch. Entweder gibt man alle Rechte an dem Werk ab, erklärt es also zu einem gemeinfreien Werk, was bedeutet, dass jeder damit machen kann, was er will, oder man behält die Rechte. Dann muss man es aber für mindestens 0,99 US-Cent verkaufen.
Farüber hinaus gibt′s bei Amazon im Moment nur das kindle-Format, was sich aber durch die Ausschaltung der DRM-Rechte relativ einfach umgehen lässt.
Einschub:
DRM bedeutet Digital Right Management und führt dazu, dass – wenn aktiviert – man das Buch nicht mal eben in ein anderes Format umwandeln kann. Das ist also eine Art Copyright bzw. Schreibschutz. Man muss sich also einen kindle-Reader anschaffen.
Sollte DRM ausgeschaltet sein, was jeder Autor selber festlegen kann, so kann man die Datei völlig legal umformatieren und für den eigenen E-Book-Reader lesbar machen. Das Programm der Wahl heißt in diesem Falle ′Calibre′ und ist sowohl kostenfrei erhältlich als auch recht einfach zu bedienen. Einfach mal googeln.
Einschub Ende.
Sollte man jetzt meinen, das Buch auf Amazon veröffentlichen zu wollen, so speichere man das nun schön verschlankte Dokument als HTML ab.
Diese Variante ist allgemein zu empfehlen, wenn man das Buch professionell veröffentlichen will. Sauberes HTML ist für elektronische Veröffentlichungen der beste Ausgangspunkt, wenn man zu einem guten Ergebnis kommen möchte. Dazu braucht man glücklicherweise keine HTML-Kenntnisse, die Umformatierungen sind meistens mit dem Textverarbeitungsprogramm recht einfach hinzukriegen, nämlich mittels ′Speichern unter′.
Bei MS Word gibt es die Varianten ′HTML′ und ′filtered HTML′. Bitte letztere nehmen. Ansonsten werden Unterordner erzeugt, die eher für Internetseiten wichtig sind. Darüber hinaus kann z.B. Amazon nichts damit anfangen. Bei OpenOffice und LibreOffice gibt′s nur die HTML-Option.
Diese HTML-Datei wird dann noch einmal umkonvertiert. Vorzugsweise mit Calibre. Gibt bestimmt auch andere Programme, die ich aber leider nicht kenne.
HTML-Dokument in Calibre einpflegen, die Metadaten anpassen (da gibt′s einen eigenen Button für, das ist nicht kompliziert) und das Ganze dann in das MOBI-Format umwandeln. MOBI ist die Rohfasssung der kindle-Version.
Diese MOBI-Datei lädt man dann bei Amazon hoch und raus kommt ein wirklich schön gestaltetes E-Book, das man auch fast sofort kaufen kann.
Das selbe gilt übrigens auch für das Cover. Da es sich bei einem Cover immer um ein Bild handelt, fallen natürlich die Punkte des Layouts weg. Man muss aber überlegen, dass auf dem durchschnittlichen E-Book-Reader keine farbigen Bilder angezeigt werden können. Entsprechend sollte das Cover auch in S/W bzw. in Graustufen gut aussehen.
Die beste Möglichkeit, das Ergebnis zu überprüfen, ist natürlich, das fertige Buch dort zu betrachten, wo es dann bevorzugt erscheinen soll.
Heißt: Autoren, die für den kindle schreiben, sollten sich einen kindle kaufen.
Autoren, die epub-Varianten bevozurgen, sollten einen epub-kompatiblen Reader kaufen.
Jede Hardware tickt ein wenig anders und entsprechend sollte man sich mal die Mühe machen, das Produkt, das man da fabriziert hat, selbst mal unter den real existierenden Bedingungen getestet zu haben.
Keine Frage, das funktioniert auch ohne eigenen Reader. Dann muss man nur sehr gewissenhaft zu Werke gehen.
Wie auch immer man es macht:
Das Layout des Endproduktes sollte immer an das Medium angepasst werden, auf dem es im Endeffekt gelesen oder angesehen wird. NTSC hat sich in Europa ja auch nicht durchgesetzt. Entsprechend wird ja keiner auf die Idee kommen, Filme hier in dem Format zu veröffentlichen, um sich dann zu wundern, warum das keiner kauft, bzw. niemand durchhält, den Film zu gucken.
Entsprechend wird kein Mensch ein Buch zuende lesen, geschweige denn ein neues vom selben Verlag/Autor lesen oder gar kaufen, wenn er bei jeder fünften Zeile raten muss, ob da jetzt ein neuer Dialog anfängt oder warum da plötzlich eine Leerzeile im Text auftaucht, obwohl von der Handlung überhaupt kein Grund dafür existiert.
Wenn man sich jetzt die Arbeit gemacht hat, die bisher aufgeführten Punkte auch nur einigermaßen zu beherzigen, dann kann bei dem eigentlichen Roman fast gar nichts mehr schief gehen, zumindest, was die Struktur und die Optik angeht.
Das heißt natürlich nicht automatisch, dass das Buch toll und ein Erfolg wird. Es kann trotzdem passieren, dass das Gesamtwerk langweilig wird oder einfach in der Masse untergeht. Weil: Spätestens hier kommt dann nämlich erstens die nicht zu unterschätzende Sache des Glückes zum Tragen und eben auch die Frage des Talentes.
Viele Menschen wissen nicht, wie sie Umstände, Gegebenheiten und Situation beschreiben sollen, ohne dass es sich langweilig und abgedroschen oder auf der anderen Seite völlig abstrus und nicht nachvollziehbar liest. Da hilft dann natürlich auch 9-maliges Korrekturlesen nichts mehr. Schließlich ist das Ganze ja mal der eigenen Logik entsprungen. Aber: Wie am Anfang schon erwähnt: Auch ′Feuchtgebiete′ ist ein Erfolg und ich kann mir bis heute nicht erklären, warum.
Da gibt es leider kein Universalrezept.
Es hat aber auch in vielen Fällen etwas mit Übung zu tun bzw. mit dem Fehlen selbiger.
Das einzige, was ich persönlich weiß, ist dass man, um als Schriftsteller gut zu werden, um gewisse Dinge nicht herum kommt.
1) Lesen
2) Schreiben.
Das hört sich plump an, ich weiß. Aber es wird kaum einen Schriftsteller geben, der den Namen verdient, der nicht gerne liest oder das zumindest in der Vergangenheit getan hat. Wie auch? Wie soll man denn die verschiedenen Möglichkeiten, die Sprache zu benutzen erlernen, wenn man diese verschiedenen Möglichkeiten nie gesehen hat?
Ich persönlich habe zum Beispiel meine ersten Sachen geschrieben, als ich 13 war. Die waren nicht nur nicht gut, die waren fürchterlich. Das liegt unter anderem daran, dass ich erst mit 15/16 angefangen habe, viel und regelmäßig zu lesen. Davor war ich ganz klar ein Hörspiel-Mensch. Als ich mit 21 das erste ′ordentliche′ Buch geschrieben habe, war das schon ′ne ganz andere Nummer. Das Buch war und ist trotzdem Mist, aber schon deutlich höherwertigerer Mist, als das, was ich mit 13 fabriziert habe.
Kein Mensch, sei es Schriftsteller, Sportler, Wissenschaftler oder auch nur Buchhalter ist sofort auf dem Maximum seines Könnens, wenn er in den Beruf einsteigt. Nur durch Fehler wird man lernen und Fehler kann man nur machen, wenn man sich ausprobiert.
Jetzt geistern diese Erfolgsgeschichten von Autoren im Netz und in der Zeitung herum, die besagen: ′Sein Erstlingswerk! Sofort auf der Bestsellerliste!′
Das ist Bockmist.
Es mag das erste Werk sein, das dieser Mensch veröffentlicht hat, aber niemals das erste, das er geschrieben hat. Unter gar keinen Umständen. Es gibt so Wunderkinder wie den Autoren von ′Eragon′, der die Geschichte mit 18 Jahren veröffentlicht hat und mit 16 angefangen hat, daran zu arbeiten. Aber selbst dieser gute Mann hat hundertprozentig schon andere Sachen vorher geschrieben, die das Licht der veröffentlichten Buchwelt nicht erblickt haben. Und das wahrscheinlich auch aus gutem Grund.
Übung macht den Meister. Das ist in jeder Disziplin so.
Isaac Asimov hat mal gesagt: Die erste Million Worte im Leben eines Schriftstellers sind Übung. Das stimmt. Vielleicht nicht, was die Masse angeht, das wären zehn Bücher, aber vom Prinzip her sehr wohl. Mit jedem Absatz, den man schreibt, wächst die Erfahrung und die Routine.
Das dauert allerdings seine Zeit. Man wird besser im Laufe der Zeit, keine Frage. Allerdings auch nur, wenn man sich ausprobiert, Kritik bekommt und diese auch annimmt und umsetzt und wirklich dran bleibt.
Bei dem Wort Kritik denken immer noch viel zu viele Menschen an ′Das ist totaler Scheiß!′.
Wenn das mehrere oder gar die Mehrheit aller Befragten sagen, wird da was dran sein, aber ordentliche Kritik ist noch viel mehr. Konstruktive Kritik sagt immer aus, was verbesserungswürdig ist, aber eben auch, was schon gute Ansätze hat. Diese Art von Kritik findet man ganz selten im Freundeskreis – es sei denn, es sind wirklich sehr ehrliche Freunde – oder gar innerhalb der Familie.
Raus mit dem Geschrieben an die Öffentlichkeit!
Bücherblogs, Plattformen wie BX, Autorenzirkel und dergleichen sind Gold wert, wenn sie aus Mitgliedern bestehen, die sich auch ein wenig Zeit nehmen, diese Kritiken ehrlich zu verfassen. Und wenn man schlechte Kritiken bekommt, ist die Frage, wie man damit umgeht. Wenn die schlechten Kritiken in der Überzahl sind, wird da wie gesagt was dran sein. Die Frage ist jetzt, ob man diese Kritiken ignoriert und weiter macht, so wie man das bisher getan hat, oder sich das bisher Produzierte mal näher anguckt und dann gegebenenfalls nochmal überarbeitet.
Letzten Endes ist es leider – oder zum Glück, je nachdem, von welcher Seite aus man das sieht – nun mal so, dass nicht alle das Talent zum Schreiben haben. Das muss man irgendwann mal akzeptieren.
Ich persönlich bin z.B. gerade auf dem Weg herauszufinden, wie die Sachen, die ich mich getraut habe zu veröffentlichen, beim potentiellen Leser ankommen. Da ich persönlich sehr hinter den beiden Bücher stehe, die ich auf den Markt geworfen habe, werde ich ganz klar entscheiden, ob ich damit weiter machen werde, mein Glück als kommerzieller Schriftsteller zu versuchen oder nicht. Ich habe mir dafür ungefähr ein Jahr Zeit gegeben und danach werde ich, wenn die Mehrheit ′das ist nicht gut′ sagt, ganz definitiv damit aufhören. Was nicht heißt, dass ich nicht weiter schreiben werde. Aber dann werde ich es halt nur noch privat und aus Lust an der Freude tun. Was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss.
Ganz zum Schluss noch mal ein Wort zum Thema Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion und Syntax.
Wie ganz am Anfang erwähnt, sind dies die eher unwichtigen Punkte am gesamten Schreibprozess. Und es ist gar keine Frage: Kaum eine Sprache hat es so in sich wie die deutsche, wenn es um Rechtschreibung, Interpunktion und Satzstellung geht.
Aber irgendwann sollte und muss das trotzdem gemacht werden. Möglichst bevor
es veröffentlicht wird. Und sei es auf Plattformen wie BookRix oder einem Autorenzirkel.
Kaum etwas macht weniger Spaß, als ein Buch zu lesen, das auf einer Seite 27 Rechtschreibfehler hat. Und das aus einem ganz einfach Grund. Es ist anstrengend und lenkt vom Lesen bzw. der Geschichte ab.
Kleine Relativierung: Ich sitze stellenweise selbst fassungslos vor dem von mir Geschriebenen, wenn ich mal wieder einen Fehler entdecke. Das ist diese schon angesprochene Betriebsblindheit, die sich irgendwann einstellt.
Auf der anderen Seite: Mir persönlich ist noch nicht ein – und ich meine nicht ein einziger
- Roman, den ich im Buchladen gekauft habe, untergekommen, der frei von Satzfehlern war. Entweder zu viele Punkte, oder zu wenig, entweder doppelte Leerzeichen oder schlicht und ergreifend Rechtschreibfehler, irgendwas findet sich immer. Entsprechend: Niemand ist perfekt.
Ich finde aber, als Autor sollte man irgendwo und irgendwann ein gewisses Maß an Anspruch an sich selber stellen. Zumindest, wenn man mit der Sache an die Öffentlichkeit will.
Also: Entweder wirklich oft selber Fehlerlesen (mit dem entsprechenden Abstand und auf verschiedenen Medien) oder besser: Gebt das Geschriebene jemandem, der ehrlich ist. Vorzugsweise jemandem, der nicht mit euch verwandt ist. Irgendjemand findet sich da eigentlich immer. Optimalerweise beides zusammen.
Im härtesten Falle kann man zum professionellen Korrigieren geben. Aber ganz offen: Bei einem Roman von 400 Seiten kostet sowas schon mal gerne 800 Euro. Ob es das wert ist, ist natürlich jedem selbst überlassen. Nochmal: Kein Mensch, zumindest keiner der nicht Ranicki heißt, erwartet ein hundertprozentig korrektes Buch. Es sollte aber möglichst nahe dran sein.
Wie auch immer man das macht: Bitte tun, bevor man es in welcher Form auch immer veröffentlicht.
Weil ab da kommt es auf den Inhalt an. Da kann der Spannungsbogen noch so ausgearbeitet und das Layout noch perfekt sein.
Texte: Dennis Blesinger
Bildmaterialien: bookrix
Lektorat: Dennis Blesinger
Tag der Veröffentlichung: 25.08.2012
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