Ich stand auf einem Dach, mit einem Bein auf der Dachkante, und blickte runter auf die Straße. Dabei beobachtete ich die Menschen, wie sie schnell von einer Straßenseite zu anderen gelangen. Das einzige was ich dachte war, dass sie niemals verstehen würden, was hinter ihrem Rücken vorging. Sie gehen fröhlich außer Haus und kommen am Abend zu ihren Liebsten zurück, doch eigentlich wissen sie gar nichts. Es hängt alles von uns ab, denn mit uns steht und fällt die Fassade der heilen Welt an die sie glauben.
Am besten ich stell mich erstmal vor. Mein Name ist Beth und bin Jägerin aus Leidenschaft. Es gibt seit Jahrhunderten Vampir, Werwölfe und andere Dämonen und wir, die Jäger, sorgen dafür, das nichts an die Öffentlichkeit dringt und das ist nie leicht. Es gibt immer etwas zu tun, um die magische Welt versteckt zu halten, denn die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass wir nie akzeptiert werden und so schnell werden wir nicht noch einmal versuchen uns preis zu geben.
Die Nacht wurde immer dunkler und die Straßen immer leerer. In meinen Ohren rauscht das Blut vor Aufregung, doch meine Ohren hörten trotz allem alles. Heute würde ich meine Rache bekommen und das machte mich ein bisschen nervös, aber ich würde es schaffen. Ich konzentrierte mich wieder auf meine Umgebung und deren Geräusche und hörte endlich
den erlösenden Schrei, um genauer zu sein ein Eulenschrei. Um mich zu beeilen sprang ich von Haus zu Haus, dem Eulenschrei entgegen, um dann neben einem Fabrikgelände zu stehen, das nicht mehr in Benutzung war, so scheint es. Um auf das Dach der Fabrik zu gelangen schaffte ich es nicht mit springen, sondern ich musste übers offenen Gelände rennen, um dort hin zu gelangen, denn dort wird mein Ziel sein.
Auf dem Dach der Fabrik konnte ich ganz deutlich Gestalten sehen, die auf dem Dach verharrten. Meine Augen gewöhnten sich an die Umgebung und das Licht und ich konnte erkennen wer sich auf dem Dach befand. Sebastián, sein Vater James, erkennbar am Rollstuhl, und etwa vier Diener der beiden. Jetzt wurde ich aufgeregt und wollte nichts verderben. Eine falsche Bewegung und ich könnte Monatelange Arbeit zunichte machen, die Recherche wäre umsonst gewesen und mein Training wäre nichts wert. Doch ich wartete auf DAS Zeichen, was meine Qualen erlöste und mich meinen Ziel näher zubringen.
Das Warten kam mir wie eine Ewigkeit vor und strapazierte meine Geduld. Doch dann sah ich es, ein Lichtschein, mein Zeichen. Ich atmete noch einmal ein und noch einmal aus und dann war ich bereit. Ohne ein Geräusch sprang ich vom Dach des Hauses auf dem ich war und rannte zur Fassade der Fabrik, dort erwarteten mich schon drei Männer, die auf mein
Kommando warteten. Wir sahen uns an und waren bereit für den Angriff, bereit für die Rache. Ohne große Mühe kletterten wir die Wand hinauf. Ich blieb ein wenig zurück und gab ihnen den Vortritt sich als erstes über die Kante des Daches zu hieven. Ich hörte Schwerter klirren und konnte so sicher sein, dass die Diener der Herrschaften abgelenkt waren. Ich sprang aufs Dach und sah das geplante Bild. Meine Männer kämpften gegen die Diener und ich hatte freie Bahn um zu James zu kommen.
Ich zog mein Schwert und ging auf Sebastián und James zu. James starrte mich mit offen Mund an und Sebastián lächelte wie immer, aber das wird sich ändern. Sebastián kam auf mich zu, ohne irgend eine Waffe zu ziehen, und ich war auf alles vorbereitet. Er schlug zuerst zu, nur mit den Fäusten, doch ich wich ihm aus und wollte selber zu schlagen mit dem Schwert, als er mir das Schwert aus der Hand schlug. Also wird es auf ein Kampf ohne Waffen hinauslaufen, nur mit den bloßen Händen. In den wenigen Sekunden die ich Zeit hatte zu reagieren nutze ich, um mir ins Gedächtnis zu rufen, wie ich am schnellsten jemanden bewusstlos schlagen konnte.
Nacken schlag, viel mir als erstes ein und das würde ich auch versuchen. Mit bloßen Händen standen wir uns gegenüber und ich wartete auf seinen ersten Schritt, denn ich würde bestimmt nicht meine Deckung als erste aufgeben. Er muss es wohl bemerken haben,
denn er machte den ersten Schritt in meine Richtung und der zweite folgte darauf bis er dicht genug dran war, damit ich den ersten Treffer landen konnte. Ich bewegte meine Hände und hoffte, dass seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist, dann ich hob mein Bein, was er abwerte und ich schlug mit der Faust in sein Gesicht. Das kam überraschend für ihn, aber leider zeigte es keine wirkliche Wirkung auf ihn. Dabei schaffte er es, mir mein Bein weg zu ziehen, somit landete ich auf den Rücken. Doch ich rollte mich sofort auf die Seite und schlug mit dem Fuß zu, dabei traf ich ihn auch. Nur wo?
Ich blickte zu ihm und er lag Bewusstlos am Boden. Wie hatte ich denn das geschafft? Ohne weiter überlegen, stand ich auf und sah, dass ich das weite suchte um meine Mission zu vollenden. Ich nahm mein Schwert von der Erde und ging, ohne das Geschehen um mich herum wahrzunehmen, auf James zu. Irgendwie konnte er mir Leid tun, als ich ihn sah. Allein gelassen in seinem Rollstuhl sitzend. Doch ich dachte daran, was er mir genommen hatte, wen er schon alles getötet hatte... Ich weiß, dass es das richtige ist und deswegen tat ich es. Ohne zu zögern umfasste ich das Schwert fester. Es interessierte mich nicht, was er versprach oder was danach mit mir passieren würde, ich wollte ihn einfach töten und das tat ich. Ich stand vor ihm, hob das Schwert und stach zu, mittens ins Herz hinein. Das Blut rauschte in meinen Ohren und
eine Welle der Erleichterung überkam mich, als er zu Staub zerfiel und ein Anflug von Stolz. Ich hatte mein Ziel erreicht, auf dass ich so lange hin gearbeitet habe, nichts könnte mich in dem Augenblick glücklicher machen.
Als das Gefühl so langsam sackte und es mit realer vor kam, schaute ich mich das erstmal um. Da nahm ich endlich wahr, dass es viel lauter war, als vorher, das kam daher, das so viele kämpften. Es waren viel mehr Diener auf dem Dach, als vorher und es kamen immer mehr. Ich sah in die Richtung von Sebastián, der lag noch immer bewusstlos an der Stelle wo ich ihn nieder geschlagen hatte. Ohne einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden, ging ich meinen Männern helfen.
Ich ging mittens ins Getümmel und tötete nebenbei ein paar Diener, die wie ihr Herr zu Staub zerfielen. Erst nach ein paar Tötungen viel mir auf, dass die Diener Dolche und Schwerte hatten, die grün schimmerten. Zuerst dachte ich, die Dolche wären verrostet, aber als mich ein Diener mit so einem Dolche erwischt, merkte ich, was es war. Ich spürte die Magie, die durch die Wunde in meinen Körper schnellte, aber nicht weit voran kam. Die Dolche waren vergiftet mit einer Substanz, die anscheinend die Wunden verschlimmert und den Körper schadet, wenn zu viel eindringt. Meine
Wunde am Arm brannte richtig vor Schmerz und ich hatte das Gefühl, dass es sich ausweitet. Obwohl es nur ein kleiner Kratzer war, kam es mir vor, als ob ich dran sterben würde, so tief ging das.
Doch mir darüber den Kopf zu zerbrechen konnte ich gar nicht, denn es kamen immer mehr Diener auf Dach und auf mich zu. Langsam ging mir die Puste aus. Deswegen entschied ich mich, das Vorhaben für beendet zu erklären, da es wieso keinen Sinn mehr hat.
„Rück-zug!“ Schrie ich ein paar mal und hoffte, das sie die drei retten konnten. Ich versuchte mich der bei an die Kante des Daches durch zu kämpfen, damit ich auch weg kam, doch meine Nachsicht wurde bestraft. Von hinten wurde mir direkt ein Schwert hinein gestochen. Es begann sofort an zu brennen. Mein Schwert viel mir aus der Hand und ich fing an zu schreien vor Schmerz. Ich schrie mir förmlich die Lunge aus dem Hals. Es fühlte sich an, als ob man innerlich verbrennt und nichts dagegen tun könnte. Ich nahm nur langsam wahr, dass Sebastián neben mir stand und aus meinem Wahn, deutete ich sein Gesichtszüge als Sorge, doch das ging nicht. Ich spürte sein Hand in meinem Nacken und dann verlor ich das Bewusstsein.
Ich erwachte in einem Wald voller Schnee und das erste was mir auffiel, dass ich nichts spürte. Träumte
ich? Ich schaute mich um, es war dunkel und die Bäume standen dich beieinander. Der Nebel ließ mich nur erahnen, wie tief ich im Wald stand. Ich hatte Angst, das erste mal in meinem Leben hatte ich so richtige Angst und das ließ mich wachsam werden!
Plötzlich erschien ein Gestalt im Nebel, die langsam auf mich zu kam, dich ich konnte mich nicht bewegen. Konnte ich es nicht oder wollte ich es nicht? Ich träumte, da hatte alles eine Bedeutung oder wahr alles wahr? Dann erkannte ich das Gesicht der Gestalt und ich wusste, es war ein Traum dem ich nicht entfliehen wollte. Es war mein Vater, der auf mich zu kam, aber das war unmöglich, er war vor Jahren gestorben und doch steht er jetzt vor mir.
„Du brauchst keine Angst zu haben vor mit. Ich will dir nur sagen, dass du ihm ruhig vertrauen kannst und dabei kannst du ihn noch retten, denn nur durch deine Liebe wird er wieder geheilt werden, denn gegenseitige Liebe kann alles überwinden. Ich weiß das, glaube mir.“ Ich verstand den ganzen Zusammenhang nicht und er hielt mir seine Hand entgegen, die ich auch ohne zu zögern nahm. Es erinnerte mich an früher und ich erwachte mit dem Gedanken.
Was war das?
Zuerst schaute ich mich um und sah, dass ich mich in einem Raum befand und in einem Bett lag. Ein
Schlafzimmer würde ich daraus schließen. Ich fühlte mich erschöpft, wollte aber wiesen, wo ich war. Ich schlug die Decke auf und stieg aus dem Bett. Am Fenster angekommen, sah ich, dass es regnet und es dunkel wurde. Somit hatte ich ganz schön lange geschlafen. Der Raum in dem ich mich war, befand sich im dritten Stock und gleich neben dem Fenster wurde draußen ein Baum gepflanzt. Er reichte schon weit über das dritte Stockwerk hinaus, aber es war eine Eiche, also war der Baum noch nicht alt. Ein spitzer Schrei ließ mich aufschauen und eine Eule erkennen. Ich sah nur die Umrisse, die sich im Baum befanden, dich ich erkannte sie wieder. Es war Mo, er ist mir bis hier her gefolgt und dafür war ich ihm dankbar. Das Mo hier war, gab mir das Gefühl von Sicherheit und das alles wieder gut wird. Ein stechender Schmerz holte mich in meine derzeitige Situation wieder. Mit einer Hand stützte ich mich am Fensterbrett ab und mit der anderen tastete ich nach dem Schmerz, der vom Rücken ausging. Als ich meine Hand ansah, war sie rot, voller Blut. Ich hatte also eine Wunde am Rücken, die noch nicht richtig verarztet wurde. Na toll! Mir wurde schwindelig und stützte mich zur Sicherheit mit beiden Hände am Fensterbrett ab. Ich versuchte abzuschätzen, ob ich es zum Bett schaffte bevor ich umkippte, denn ich spürte richtig, wie meine Beine nachgaben.
Auf einmal schlang sich ein Arm um meine Hüfte und
drückte mich an einen Körper, der mir Halt gab. Dabei schmerzte die Wunde noch mehr. Ich wurde von meinen Füßen gerissen, denn jemand trug mich. Als ich dem demjenigen in die Augen sah, erstarrte ich vor Wut. Ich wollte mich von ihm weg drücken, doch ich hatte keine Kraft um überhaupt etwas zu bewirken und somit musste ich aufgeben.
Es war Sebastián, der mich zum Bett trug und mich dort ganz sanft ablegte. Sebastián war ein Vampir, sah nicht mal schlecht aus und war jetzt der älteste Vampir auf der Welt, da ich seinen Vater, der vorher der älteste war, umgebracht hatte. Sebastián war über 600 Jahre alt und viel mächtiger als sein Vater. Das positivste an ihm war, dass er in mich verliebt war, das schlechteste dagegen, dass er meinen Vater auf dem Gewissen hat, einen sehr berühmten Jäger. Schon seit Jahren versuche ich meinen Vater zu rächen, doch Sebastián machte sich nur über mich lustig und half mir auch manchmal in schwierigen Situationen, wenn ich nicht mehr aus dieser herauskam. Gekriegt hatte ich ihn noch nie und so nah wie heute war ich ihm auch noch nie gewesen. Ich fühlte mich Hilflos und zugleich so schwach, dass ich in Ohnmacht fallen könnte. Doch ich versuchte wach zu bleiben, zu sehen, was er macht. Doch er saß nur auf der Bettkante und beobachtete mich.
„Was machst du nur für Sachen?“ Da war wieder der sakastische Ton, den ich von ihm kannte.
„Man kann dich nicht einmal eine Minute außer Augen lassen. Der dir das angetan hat, wurde natürlich schon längst getötet, das mindeste was ich tun konnte für dich.“ Er machte eine Pause und hob meinen Kopf nach oben, bis ich aufrecht saß. Mein Kopf lag an seiner Schulter und am liebsten wollte ich mich wehren, aber ich schaffte es nicht. Er berührte meinen Rücken um die Wunde herum. Die Wunde tat nach wie vor weh und ließ mich jetzt noch schwerer atmen.
„Ich werde deine Wunde jetzt richtig behandeln. Also bleib still sitzen.“ Naja, mehr konnte ich auch nicht machen. Doch ich versuchte trotzdem zu protestieren, denn ich wollte von ihm keine Hilfe. Er hatte das ganze zu verantworten.
„Ich...“ Es fiel mir schwerer zu sprechen, als ich gehofft habe. Doch bevor ich weiter sprechen konnte, unterbrach er mich.
„Schhhhh, sprich nicht weiter. Es strengt sich zu sehr an. Weißt du eigentlich, dass ich dir noch nie so nah war.“ Er machte meinen Rücken frei und ich hörte ein klappern. Ich konzentrierte mich aufs Atmen und erschreckte, als seine Hände eine kalte Salbe auf rieben. Sie war kalt, aber verschaffte Linderung, für die ich dankbar war. Der Schmerz ließen endlich nach. Er legte mich wieder aufs Kissen und blieb dann sitzen, immer noch zu mir gebeugt. Dabei schaute er mich in die Augen und hatte ein Lächeln auf den Lippen. Ich wurde immer müder und schlief dann vor
Erschöpfung ein.
Ich träumte wieder, doch diesmal von einem Schloss in einer verlassenen Gegend. Es sieht so wunderschön aus, mit dem kleinen Türmchen und dem prächtigen Karten drumherum. Als ob ich fliegen würde bewegte ich mich auf dieses Schloss zu und als ich fast da war, sah ich den Baum, den ich schon kannte und wachte auf.
Als ich erwachte, atmete ich ruhig ein und versuchte mich an alles zu erinnern. Ich dachte zuerst an meine Wunde und wollte sofort überprüfen, wie sie aussieht. Ganz langsam tastete ich nach ihr, aber ich fand nicht. Es war dort nie eine Wunde oder sie war vollkommen verheilt. Aber ist das denn möglich und so schnell? Ich sackte wieder in die Kissen und schaute mich um und bemerkte erst dann, dass Sebastián am Fenster stand und geistet abwesend hinaus schaute.
So als ob nichts wäre, wollte ich aus dem Bett steigen und endlich von hier verschwinden. Doch es kam anders als gedacht. Ich hatte mich überschätzt und stand nicht einmal ein paar Sekunden, als meine Beine nachgaben und ich beinah zu Boden fiel. Doch Sebastián fing mich auf bevor ich auch nur die Hälfte realisiert hatte... font>
Tag der Veröffentlichung: 18.01.2009
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