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Es ist ein Tag wie jeder andere, die Vögel summen und die Bienen zwitschern. Die Sonne sieht versteckt hinter einigen Schäfchenwolken auf die Erde hinab und ist gespannt, was sie heute für ein Schauspiel geboten bekommt. Und schon hat sie etwas entdeckt: Im verschlafenen Lintorf, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, werden die Menschen wieder aktiv. Der Bäcker ist mit der ersten Ladung Brötchen fertig und legt sie zum Abkühlen unter den Kühlschrank (da ist die Temperatur am Besten), Frau Krause entleert ihren Nachttopf aus dem Fenster und Polizist Müller fährt fort damit, kleine Kinder mit Steinen zu bewerfen. Und auch sechs Freunde wachen auf, alle nebeneinander, keiner kann sich erinnern, was am letzten Abend geschehen ist (Was macht das Klopapier in der Spülmaschine??). Nachdem jedoch alles Klopapier aus der Spülmaschine entfernt und die letzten übrig gebliebenen Joints aufgeraucht sind, kann es ans Frühstück gehen.
Ali: Hat einer von euch die Erdbeermarmelade gesehen?
Jenni: Sie wurde gestohlen! Oh mein Gott! Ich wusste, ich habe heute Nacht was gehört! Oh Gott!
Jenni springt auf und versteckt sich unter dem Holztisch, wo sie sich zusammenkauert und vor und zurück wiegt.
Jenni: Das FBI, sie beobachten mich, ich bin mir ganz sicher! Alles ist gut, alles ist gut, ich bin ein Gänseblümchen, alles ist gut…
Jasi: Komm wieder her, Jenni, das FBI interessiert sich nicht für dich! Und die Marmelade ist auch hier, siehst du?
Jasi schwingt die Marmelade unter den Tisch, in der Hoffnung, zufällig Jenni zu treffen. Zufrieden sieht sie die anderen an, als Jenni mit einer Beule und einem resignierten Gesichtsausdruck wieder hervorkommt. Eine Weile herrscht Stille am Esstisch.
Ali: Was meint ihr, wie wollen wir unsere Zeit heute verschwenden?
Juli: Orangen sind orange, und nicht blau. Aber Bananen sind gelb…
Alex: Also ich bin dafür, wir vermöbeln ein paar Leute. Das hab ich seit mindestens zwei Tagen nicht mehr gemacht, und da kommt man aus der Übung.
Isa: Das ist doch sinnlos, wir werden sowieso alle irgendwann sterben. Was ist schon das Leben?
Ali: Also ich würde jetzt eigentlich lieber in die Stadt gehen, einkaufen. Okay?
Jasi: Au ja, lass uns in die Stadt gehen, das wird so toll! Und wir werden ganz viel Spaß haben und uns alle ganz toll verstehen, und wir werden ganz viele supertolle neue Sachen kaufen! Ja! Super!
Alex: Ähm… ja. Klar. Vielleicht sind da ein paar Leute zum vermöbeln. Jenni, hilfst du mir?
Jenni: Ich bin ein Gänseblümchen, Gänseblümchen prügeln sich nicht.
Juli: Kerzen kann man anzünden.
Isa: Ja, lass uns in die Stadt fahren. Ich brauche neue schwarze Kerzen.
Und so kommt es, dass die sechs Freunde sich auf den Weg in die Stadt machen. Auf dem Weg fällt Alina viermal hin und bricht sich beinahe den Arm, aber Alex schmeißt schnell einen vorbeigehenden Passanten zwischen sie und den Boden, sodass sie ausnahmsweise einmal nicht ins Krankenhaus muss. Jenni versteckt sich unterwegs vor allen Leuten in grünen Sachen. Als sie dabei hinter eine Mülltonne springt scheucht sie ein Rudel Tauben auf. Diese fliegen erschreckt auf Alina zu, welche ohnmächtig wird und deshalb von Jasi getragen werden muss. Nach zweihundert Zentimetern sackt diese erschöpft zusammen.
Jasi: Ich kann nicht mehr! Geht ohne mich weiter! Lasst mich hier zurück!
Ali: Okay. (Steht auf und geht weiter)
Alex: Wenn du nicht aufstehst und weiter mitkommst, bekommst du einen Tritt in den Hintern, also mach!!
Juli geht langsam um Jasi herum und blickt sie dabei forschend an. Dann geht sie neben ihr in die Knie und sagt mit langsamer, deutlicher Stimme:
Juli: Ich hasse Lachs.
Dann steht sie wieder auf und springt einmal in die Höhe.
Juli: Der Winter ist nahe! Kommt, tanzt mit mir!
Juli beginnt zu tanzen. Nach einer anfänglichen Schrecksekunde beginnt auch Jenni zu tanzen, wobei sie sorgsam darauf achtet, immer hinter ihrer Mülltonne zu bleiben. Jasi springt enthusiastisch auf und gibt eine Darstellung des Ententanzes zur Schau, die selbst Donald Duck vor Neid hätte erblassen lassen. Isa zieht einen Kreidekreis um sich herum und stellt ihre neuen schwarzen Kerzen darum herum auf. Mit einem Feuerzeug, das sie einem der herumstehenden Passanten geklaut hat, zündet sie sie an (Die Kerzen, nicht die Passanten) und beginnt mit ihrem Tanz um den Teufel zu beschwören. Alex steht daneben und denkt sich nur eines: Er würde zu gerne Schokoladeneis haben. Alina geht fröhlich weiter, wobei sie sich denkt: Die spinnen, die Lintorfer!


Kapitel II



Unsere Geschichte fährt dort fort, wo alles Übel ihren Ursprung hat, dort, wo alles Böse entstand: In Jasis Schlafzimmer. Unsere sechs altbekannten Freunde haben sich zusammen auf das ohnehin schon sehr kleine Bett gequetscht, wo sie nun munter wie eh und je Cola trinken, Mandarinen schälen und essen.
Ali: Und was sollen wir jetzt mit der Schale machen? Hier gibt es weit und breit keinen Mülleimer!
Jasi: Wie jetzt, die muss man wegschmeißen?
Betroffen sieht Jasi Ali an, ein Stück Schale zerkauend.
Jasi: Das ist doch gerade das Beste daran!
Alex: Wir könnten aus dem Fenster Leute beschießen!
Juli: Und was, wenn die Eichhörnchen kein Pink mögen?
Darüber denken die Freunde einige Minuten schweigend nach.
Isa: Dann ist das halt so. Wenn wir schon sterben, dann wenigstens mit Ehre.
Ali: Muss alles was du sagst, immer mit Tod und Leiden zusammenhängen? Das ist auf die Dauer wirklich, wirklich gruselig.
Isa (Sieht Ali mit einem dunklen Blick an): Unsere ganze Erde ist ein einziger Schmerz…
Ali: …Ja. Vergiss, dass ich gefragt habe.
Jenni: Was war das? (Zeigt panisch zum Fenster)
Alex: Was? Wo? (Nimmt einen herumliegenden Baseballschläger in die Hand)
Jenni: Na da vor dem Fenster! Ich habe etwas gesehen, ich bin mir ganz sicher!
Ali: Jenni, du dachtest auch gestern ein grün gekleideter CSI Agent sitzt in deinen Schrank, und da war nichts. Genauso wie Vorgestern, als du behauptet hast, da wäre ein Seeungeheuer in der Badewanne. Oder letzte Woche, als…
Alex: Ja, ich glaube wir haben es jetzt alle begriffen, danke Alina.
Juli: Blau ist eine wunderschöne Farbe.
Jasi: Und, weiß jetzt irgendjemand, was wir wegen der Schale unternehmen?
Die sechs Freunde setzen sich zur Krisenberatung um die Schale in einem Kreis. Jasi verteilt bunte Partyhütchen, dann kann es losgehen.
Alex: Ich bin immer noch dafür, wir schmeißen von hier oben aus arme, wehrlose Passanten ab.
Jasi: Vorschlag abgelehnt. Ich schlage vor, wir teilen die Schale auf und essen sie zu gleichen Teilen.
Isa: Wir könnten auch ein Höllenfeuer beschwören, das die Schale verbrennt und ihre Asche zu Dämonen der Unterwelt auferstehen lässt.
Juli: Wenn man sich einen Vorhang umwickelt, dann sieht das aus, als ob man ein Kleid anhätte. Aber vorsichtig: Bananen sind krumm!
Ali: Wir könnten sie unter eine Bank legen, Sand draufschaufeln und dann auffällig unauffällig wegschleichen.
Jenni: Nichts und niemand kann sie aufhalten! Diese Mandarinen beherrschen die Welt, sie sind überall!
Jenni bekommt einen panischen Anfall und versucht, unter das Bett zu kriechen, wobei sie zwei Cola Flaschen umstößt, von denen Jasi zuvor die Deckel abgeschraubt hatte. Dort bleibt sie zitternd sitzen.
Jenni: Alles ist gut, ich bin ein Kieselstein, alles ist gut…
Ali: Hat sie letztes Mal nicht gesagt, sie sei ein Gänseblümchen?
Alex: Ja, aber dann hat sie gelesen, dass Gänseblümchen einen hohen Cholesteringehalt haben.
Ali: Ach so…
Jasi: Ich weiß, was wir mit der Schale machen!
Jenni (von unterm Bett): Wir werden sie ganz bestimmt nicht essen!
Juli: Aber Hühner haben doch grüne Federn!
Isa: Werden wir den Teufel beschwören?
Jasi: Nein! Wir werden einfach nichts tun! Wir lassen sie einfach hier liegen!
Ali: Aber das geht doch nicht!
Alex: Nein! Nein! Nein! Nein!
Jenni: (undefinierbares Summen; starke Ähnlichkeit zu „Heidi“)
Jasi: Und jetzt essen wir Kuchen!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für die durchgeknallten Freunde, dessen Weihnachtsgeschenk das hier ist. Ich hab euch ganz doll lieb <3

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