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Friendships Tragedy



Ich starrte auf die Fotos. Hatte ich es wirklich nicht gemerkt, wie ich mich von meinen Freunden entfernt hatte? Und nun waren sie alle so anders geworden. So komisch. Es war, als hätte es meine Freunde nie gegeben. „Jeder Mensch verändert sich“, sagen alle. War ich denn die Einzige, die so geblieben war? Sie verstanden mich nicht mehr. Wahrscheinlich war ich ihnen zu kindisch… Aber früher hatten wir dieselben Sachen gemacht. Wie können Menschen sich denn um 180° drehen? Doch seit ich weggezogen war, geriet alles ausser Kontrolle. Ich befand mich auf einem Schiff und dieses ging unter. Während ich versucht hatte, ein Loch zu stopfen, wurde ein anderes grösser. Verzweifelt versuchte ich die Stränge unserer Freundschaft festzuhalten. Es war ein Kampf, den ich einfach nicht gewinnen konnte. Ein Rennen, in dem die Zeit gegen dich spielt. Kurz: ein Alptraum.
Ich wurde müde von dem Gehetzt von einer Stadt zur anderen. Am Ende ging ich einfach nicht mehr in meine alte Stadt. Die Telefonate zwischen uns wurden immer kürzer. Irgendeinmal kamen gar keine mehr. Statt sie anzurufen und zu fragen, was los war, schwieg ich. Ich war ermüdet von dem Ganzen. Es war als hätte man mir alle Kraft ausgesaugt.
Als wir uns das letzte Mal sahen, waren es andere Menschen im selben Körper. Ich fühlte mich unwohl von ihnen umarmt zu werden.
Schliesslich war das Schiff doch untergegangen. Und ich hatte nicht genug getan um die Freundschaft aufrecht zu erhalten. Jetzt starrte ich dieses Foto an und merkte, dass es zu spät war. Ich war allein. Allein in einem riesigen, schwarzen Meer voller Tränen.


Friendships Darkness



Alles war zerbrochen. Nichts existierte mehr, wie ich es kannte. Ich musste mich in dieser Parallelwelt zu Recht finden. Wo die Sonne nie wirklich schien. Ich hatte immer eine Sonnenfinsternis um mich. Ein schwarzes Loch in meinem Herzen, das alles aufzufressen schien. Ich fühlte mich schwächlich. Nichts machte mehr so viel Spass, wie früher.
Nun hatte ich mich auch verändert. Doch diese Veränderung war die Hölle. Ein bittersüsser Schmerz, den ich immer wieder spürte. Weil mich alles an meinen Verlust erinnerte. Ich weinte mich in den Schlaf und wünschte, ich könnte wieder zurück in die Zeit, in der alles noch in Ordnung war.
Ich war allein. Auch wenn sich tausende von Menschen um mich scharten. Ich war allein. Alle die mir nahe standen, schob ich so weit weg, wie nur möglich. Es ging soweit, dass ich mir ein Schutzschild aufgebaut hatte. Mit meiner ganz eigenen Dunkelheit. Ich schloss mich weg in meinem Schmerz und niemand bemerkte es. Irgendeinmal hatte ich keine Tränen mehr zu vergiessen. Ich konnte nicht mehr trauern. Ich konnte nicht mehr wütend sein. Und doch gab man mir meine Freude nicht zurück. Ich fühlte nichts mehr. Wie ein lebendiger Toter lief ich durch das Leben dieser lachenden Menschen. Aber ich war doch weit fern von ihnen. Ein Schatten in einem Turm.
Niemand versuchte, mir nahe zu kommen. Ich jagte ihnen wohl Angst ein. Denn mein Herz war dunkel und Menschen hatten schon immer Angst vor der Dunkelheit gehabt.
In Märchen ist es immer das Licht, dass über das Dunkel triumphiert. Und doch, meine Dunkelheit besiegte das Licht haushoch.
Ich liess mich in ihren schmerzenden Armen nieder. Es würde Nacht in meinem Herzen.


Friendships Sunrise



Die Sonne war untergegangen. Die Erinnerungen schmerzten noch immer. Aber weil ich so lange nichts anderes als Schmerz gefühlt hatte, dachte ich mit der Zeit, es war normal. Wahrscheinlich kommt daher der Spruch: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ In Wahrheit wurde alles nur noch schlimmer. Das weiss ich jetzt.
Ich dachte, niemand würde sich für mich interessieren. Ich dachte, ich wäre allein. Und es wäre gut so. Wer wollte schon so jemanden wie mich? Ich würde für immer und ewig in Dunkelheit bleiben. Dessen war ich mir sicher.
Doch auf einmal bekam meine dunkle Schützhülle Risse. Ganz kleine, die aber immer grösser wurden. Jemand klopfte von draussen an meine kleine Welt und bat um Einlass. Sie hatte goldenes Haar und das Lächeln war eines Engels ebenbürtig. Das Licht schien ihr so nah. Und doch hielt ich sie auf Distanz. Sie passte nicht in diese Welt. Ich würde sie ruinieren. Ich würde des Vogels zarte Flügel zerbrechen.
Doch ihre Welt schien so schön. Alles war so hell. Irgendeinmal wurde mir klar: Dort war es, wo ich sein wollte. Ich wollte die Dunkelheit nicht mehr! Sie schmerzte! Ich wollte wieder ins Licht! Wieder die Wärme auf meiner Haut spüren! Wieder leben! Vielleicht konnte ich mein altes Leben nicht wiederhaben! Aber ich könnte ein neues leben! Ich könnte glücklich sein!
Der Schild zersprang und ich wurde vom Sonnenaufgang geblendet. Die Wärme auf meiner Haut fühlte sich gut an. Zum ersten Mal seit langem spürte ich keinen Schmerz mehr. Es war ein schönes Gefühl.
Natürlich gab es immer noch einen dunkeln Teil in meinem Herzen. Es gibt ihn noch immer. Doch ich war nicht mehr alleine. Wir waren zu zweit. Nein, wir sind zu dritt.

Die Sonne geht unter und macht Platz für die Nacht.
Doch egal, wie dunkel und düster die Nacht auch war.
Die Sonne geht immer wieder auf.

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Tag der Veröffentlichung: 20.05.2010

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