Cover

Verschleppt




Ich bin Paula, eine Bolonka, geboren am 02. Februar 2011. Mein Papa ist ein Franzuska, ganz weiß, und meine Mama konnte sich wohl nicht für eine Farbe entscheiden. Sie ist eine Zwetna. Ich weiß nicht, bin ich jetzt ein Rassehund? Auf jeden Fall bin ich ein klasse Hund! Zumindest sagen das die Zweibeiner, bei denen ich jetzt zu Hause bin.
Bis zum 20. April 2011 lebte ich mit meinen leiblichen Eltern, einer Tante und zwei Geschwistern, einem Pony, Kaninchen sowie diversen Zweibeinern einschließlich Chef zusammen in einem kleinen Haus mit großem Garten.



Dann kamen diese Leute.
Sie haben sich lange mit meinem Chef unterhalten und mit mir und meinem Bruder geschmust und auf einmal haben sie mich in eine Kiste gepackt, in ihr Auto gebracht und dann in die Fremde verschleppt. Ich hätte es mir denken können. Wenige Tage zuvor hatte nämlich meine Schwester das gleiche Schicksal ereilt.
Seit dem lebe ich also bei diesen zweibeinigen Verschleppern. Und inzwischen fühle ich mich bei ihnen sauwohl. Das nennt man wohl Stockholmsyndrom, habe ich im Fernsehen gehört. Ich fühle mich auch nicht mehr fremd und habe viele Freunde gefunden.
Aber am Anfang fand ich das gar nicht lustig. Allein diese Autofahrt war ein Graus. Es dauerte eine Ewigkeit bis Herr und Frau Zweibein meinten, wir seien jetzt zu Hause angekommen und mich aus dem Auto heraus ließen. Inzwischen hatte ich mich vor lauter Aufregung schon zweimal übergeben. Alles war fremd, ich kannte mich überhaupt nicht mehr aus. Wo war ich nur?

Zum Glück sind die Zweibeiner, die mich da verschleppt haben, ganz nett, ein bisschen sonderlich aber nett. Nachdem sie mir beim aussteigen behilflich waren haben sie mich zu einer Wiese getragen damit ich Pippi machen konnte. Dann musste ich wieder in eine Box, aber diesmal sind diese Zweibeiner mit mir da rein gegangen. Es ruckelte und machte ganz komische Geräusche. Das war schon ziemlich unheimlich. Aber für sie schien es völlig normal zu sein, also machte ich auch mal einen auf gaaaanz coooool. Ein letzter Ruck und die Boxentür öffnete sich wie von Zauberhand.
Ich folgte den Zweibeinern hinaus und sie geleiteten mich durch eine weitere Tür in einen großen Raum. Ich schlenderte hierhin und dorthin und fand Wände, Decken, Möbel, Fußboden und dann eine Bar.
Ein Napf mit frischem Wasser und eine Schüssel mit leckerem Futter, wie zu Hause. Durst und Hunger hatte ich ja schon. Aber durfte ich es wagen? Wer weiß, wem das gehörte. Ich schaute mich um, außer den Zweibeinern war sonst niemand zu sehen. Frau Zweibein schaute ganz lieb und aufmunternd zu mir herunter und dann ließen sie mich mit der Versuchung im Napf allein. Also mal ganz schnell ausnutzten, satt futtern und Wasser schlabbern. Köstlich. Dann untersuchte ich die Räumlichkeit weiter und fand auch ganz schnell meine Zweibeiner wieder und wir kuschelten und spielten bis ich hundemüde war. Ich suchte mir eine stille Ecke und rollte mich zum Bubumachen zusammen. Zumindest war es so von mir gedacht. Aber müde, wie ich war, bin ich einfach da liegen geblieben, wo ich gerade war.



Das war ein ganz schön aufregender Tag für so einen kleinen Hund, wie ich es bin.

Und er war noch nicht zu Ende, dieser spannende Tag.

Nach einem ausgiebigen Nickerchen bin ich wieder auf Entdeckungstour durch die Räume gegangen und habe ein Klo gesucht. Dummerweise konnte ich nichts entsprechendes finden, deshalb musste der Teppich herhalten. Herr und Frau Zweibein haben mich natürlich direkt dabei erwischt. Zum Glück waren sie überhaupt nicht böse mit mir. Im Gegenteil. Sie haben mir ein hübsches Halsband geschenkt und auch gleich angelegt. Nur blöd, dass eine Leine daran festgemacht ist. Anderseits, so eine Leine hat zwei Enden. Und das zweite Ende hat Herr Zweibein an Frau Zweibein festgemacht. Auf diese Weise konnte ich sicher sein, dass sie mir nicht wegläuft, wenn wir spazieren gehen.
Mit Frau Zweibein an der Leine ging es wieder in diese Rumpelkiste, die Zweibeiner nennen sie Fahrstuhl. Also rein in das Ding, kurz gerumpelt und dann zur Tür hinaus.

Bei der Ankunft hatte ich mich vor lauter Aufregung gar nicht richtig umschauen können. Das konnte ich jetzt nachholen. Wie bei meinen Eltern am Haus gibt es auch hier viel Wiese, nur ohne Pony und Kaninchen. Auch Bäume, Blumen und Hecken habe ich entdeckt. Eigentlich bin ich ja eher zurückhaltend, fast schüchtern, aber noch mehr bin ich neugierig. Und meine Nase sagte mir, hier in der Gegend ist viel los. Bei den vielen unterschiedlichen Gerüchen, die ich erschnuppern konnte war mir sofort klar, langweilig wird es hier nicht so schnell werden. Aber eigentlich war ich ja nicht hier auf der Wiese um mich umzuschauen. Also tat ich was zu tun war und wir, Frau Zweibein und ich, gingen wieder zurück in meine neue Wohnung. Das Nickerchen war wohl nicht ausgiebig genug gewesen und so machte ich da weiter, wo mich das Aufwachen unterbrochen hatte.

Draußen war es dunkel, als Herr und Frau Zweibein mit mir nochmal einen kleinen Spaziergang machten. Im Dunkeln war wieder alles sehr fremd und unheimlich. Ein großer heller Vierbeiner kam um eine Ecke. Neugierig, wie es meine Natur ist, wollte ich natürlich sofort wissen, wer das ist. Ein Hund, ganz eindeutig. Und wie ich ein Mädchen, aber schon uralt. Sie mochte keine kleinen neugierigen Hunde und knurrte mich ganz wüst an. Oh Hund, was habe ich mich erschrocken. Zum Glück hatte ich Herrn und Frau Zweibein an der Leine bei mir und ich bin Frau Zweibein in die Arme gesprungen. Eine wahre Meisterleistung, denn die Arme von Frau Zweibein sind ganz schön weit oben, so von meiner Warte aus gesehen. Frau Zweibein hat mich gestreichelt und mir ganz leise liebe Dinge ins Ohr geflüstert um mich zu trösten. Und auch Herr Zweibein war ganz lieb und hat mir die Ohren gekrault. Sie haben mir gesagt, ich bräuchte keine Angst zu haben. Und auch die Zweibeinerin, die wohl zu der alten Hundedame gehörte, meinte, ich bräuchte mich nicht zu fürchten. Goldi ist eine ganz brave Hundedame, sie mag nur nicht beim Pippimachen gestört werden. Das kann ich verstehen, auf dem Klo will auch ich meine Ruhe haben.
Nachdem ich dann auch für mich ein ruhiges Örtchen gefunden hatte sind wir wieder zurück in meine neue Wohnung.

Ich muss eingeschlafen sein, denn ich habe keine Ahnung, wie ich wieder in die Kiste gekommen bin. Da war ich nämlich als sich meine Blase schon wieder meldete. Ich hätte nicht soviel Wasser schlabbern sollen am Abend. Jetzt musste ich dringend raus hier. Aber die Tür war zu. Was nun? Ich wollte ja auch keinen in seiner Nachtruhe stören. Aber es musste sein. Und so fiepte ich mal ganz vorsichtig. Frau Zweibein hatte wohl doch nicht geschlafen, so schnell wie sie reagierte. Sie machte die Tür auf, half mir aus der Kiste und wir fuhren mit der Rumpelkiste dahin, wo die Wiesen sind. Es war immer noch duster und etwas kalt an den Füßen. Also, schnell gemacht und hurtig wieder zurück in meine warme Bubukiste.

Neue Heimat




Die nächsten Tage plätscherten so vor sich hin. Essen, schlafen, aufs Klo gehen, spielen, schmusen, essen, schlafen, ….
Recht unspektakulär. Aber mir reichte es. Ich muss nicht jeden Tag soviel Aufregendes erleben. Und ich hatte schon genug damit zu tun mein neues Zuhause, drinnen wie draußen, auszukundschaften.


Inzwischen nenne ich Herrn und Frau Zweibein auch Papa und Mama. Die anderen Hunde, die ich so treffe, erzählen mir, sie machen das bei ihren Zweibeinern auch so. Wir werden von denen adoptiert oder wie sich das nennt und sie sind dann unsere Ersatzeltern. Meine machen ihren Job recht gut und sie sind auch sehr gelehrig.

Eigentlich sollte ich mich vielleicht geehrt fühlen, hatte ich doch eine ganz eigene Bubukiste, nur für mich allein, während Mama und Papa sich ihre Bubukiste teilen müssen. Aber auch wenn es an Komfort in meiner Kiste nicht mangelt, ich bin nicht gern allein.
Wenn sie beschäftigt waren und nicht auf mich acht gaben übte ich immer fleißig in die große Kiste zu springen. Eines Tages hat es dann auch geklappt. Ich habe Anlauf genommen und mich ganz fest mit meinen Hinterbeinen abgedrückt. Und ich bin geflogen, ganz hoch und weit. Die Landung war kuschlig weich und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Papa hatte mich aber schnell entdeckt und er hat mit mir geschimpft. Er meinte, Hunde gehören nicht ins Bett und ich solle weiter brav in meiner Kiste schlafen. Mama war da schon sehr viel toleranter. Und mittlerweile habe ich auch Papa soweit, dass er mich in der großen Zweibeinerbubukiste schlafen lässt. Es ist super bequem und ich habe meine Zweibeiner auch besser unter Kontrolle.




Dafür, dass ich in der großen Kiste mit Mama und Papa zusammen schlafen darf, helfe ich Papa auch bei seiner Morgentoilette, indem ich ihm die Ohren und das Gesicht wasche. Normalerweise werfen sich Zweibeiner Wasser ins Gesicht. Anschließend kuscheln sie mit einem weichen Tuch. Das Tuchkuscheln ist schön, der Rest sehr umständlich, finde ich. Aber die Zweibeiner scheinen alle viel zu kurze Zungen zu haben und sind einfach zu ungelenk um sich normal waschen zu können. Deshalb veranstalten sie immer diese Wasserspiele am Waschbecken, wie sie es nennen, oder in einer Regenanlage. Papa legt sich besonders gern in eine selbst gemachte Pfütze die er als Badewanne bezeichnet.
Wenn ich draußen Pfützenhüpfen gespielt habe, wickelt mich die Mama auch immer in so ein weiches Tuch und kuschelt mit mir, bis ich wieder trocken bin. Da habe ich einen enormen Vorteil vor Papa und Mama. Die müssen sich nämlich selbst und allein trocken kuscheln wenn sie aus der Regenanlage oder der Pfütze steigen.

Spaß machen auch die Spaziergänge mit meinen Zweibeinern. Da gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
Mit der Zeit wurden die Runden, die wir drehten immer länger. Es kam mir so vor, als gäbe es rund um mein Zuhause unendlich viele Wiesen, Sträucher und Bäume. Jedes mal wenn ich dachte, jetzt kenne ich mich aber gut aus und habe schon alles erschnüffelt, entdeckte ich doch wieder neue Ecken. Auch Zweibeiner in verschiedenen Längen sowie andere Hunde lernte ich immer mehr kennen. Die meisten davon sind sehr nett. Und die kurzen Zweibeiner streicheln mich meistens, wenn ihre Mamis sie nah genug an mich heran lassen. Etwas lästig ist es aber schon, wenn die Langbeiner dauernd an mir rumfummeln. Einige haben ja Hundebonbons in der Tasche, da lasse ich mir das Gegrabbel auch gern einmal gefallen, schließlich gibt es dafür auch Leckerchen.

Mein Lieblingszweibeiner, außer Mama und Papa, ist Onkel Heinz. Der sieht so lustig aus und lacht immer, wenn er mich sieht. Außerdem lässt er sich prima abschlecken und füttert mich mit Leckerchen. Aber auch die anderen Zweibeiner im Haus sind voll in Ordnung, soweit ich sie bisher kennen gelernt habe. Es gibt auch einen Nikolaus und einen Osterhasen, die leckere Geschenke bringen.

Wuff, wer hätte das gedacht
Sankt Nikolaus kam in der Nacht
und hat auch mir was mitgebracht.

Jetzt knabber ich die Leckerlein
und sage DANK dem Helferlein
das ihn ließ ins Haus hinein.

Wuffwuff

Neue Freunde




Es dauerte nicht lange da hatte ich schon ganz viele Freunde.



Sulu, Mambo, Nicki und Terry waren die ersten, mit denen ich mich angefreundet habe.
Die sind zwar alle schon viel älter als ich, aber genauso klein. Dann, eines Tages, habe ich Laika getroffen. Sie ist auch nicht mehr die Jüngste und bestimmt doppelt so groß wie ich, aber sie ist zweifelsohne ein nettes Mädchen. Sie hat ihre Mama sehr gut erzogen und kann sie deshalb ohne Probleme von der Leine lassen. Laika hat mir erzählt, dass man mit den meisten Zweibeinern ohne Leine spazieren gehen kann. Denn normalerweise bleiben sie immer brav in der Nähe, wissen sie doch ohne uns Hunde gar nicht, wo sie hin sollten. Da habe ich meine Mama dann probeweise auch mal frei laufen lassen. Und tatsächlich, sie ist immer in Sichtweite geblieben. Wenn ich mich mal verstecken wollte, kam sie immer direkt hinterher gelaufen. Zu Anfang konnte sie wohl gar nicht ohne mich sein. Auch wenn wir uns eher selten sehen, Laika, sie ist ein Golden Retriever, und ich sind richtig gute Kumpels geworden.

Es dauerte nicht lange, da tauchte ein kleiner schwarzer Fusselhund auf.
Aron, inzwischen ein gut aussehender, stattlicher Bursche geworden, ist ein Belgischer Schäferhund.



Bei unserer ersten Begegnung hätte ich mir fast einen Kringel in den Bauch gelacht. Ein flusiges Wollknäuel auf Beinen, dass eher an einen Angsthasen als an einen Hund erinnerte. Aber er ist ein ganz lieber Kerl und passt auf mich und unseren gemeinsamen Freund Gino auf, wenn wir zusammen über die Felder und durch den Wald laufen. Es erstaunt mich ein wenig, zumal er sich von seinen Leuten deutlich mehr gefallen lässt als es mir in den Sinn käme. Das liegt vielleicht daran, dass er etwas jünger ist.

Dann gibt es da noch Bonita und Lotti. Eine Boxerin und eine Mopsin. Wir treffen uns hin und wieder spät Abends im Dunkeln auf der Wiese neben der großen Sandkiste und spielen da zusammen.

Jepp ist ein Heimkind. Der Ärmste hatte schon 5 verschiedene Familien, bevor er zu der Mama kam, die er jetzt hat. Und dabei ist er gerade mal drei Monate älter als ich. Sie ist voll in Ordnung, sagt Jepp. Er hat sie sehr lieb und hofft, dass er nie wieder von ihr weg muss. Ich drück ihm die Pfoten. Aber meine Mama meint, er braucht sich keine Sorgen machen. Jepps Mama hat ihn nämlich auch total lieb.
Last, but not least, muss ich von Gino berichten. Wir sind sowas wie verlobt.

Nicht, dass wir je heiraten werden. Aber er ist mein fester und bester Freund.
Wie Jepp ist er ein Senfhund, dabei ist er viel kleiner und sieht überhaupt ganz anders aus. Die Zweibeiner sagen, da hätten alle möglichen Hunde ihren Senf dazu gegeben und deshalb ist er ein Senfhund im Gegensatz zu mir und all den anderen, die wir ja Rassehunde sind. Aber auch wenn Senf keine eigene Rasse ist, Gino und Jepp sind klasse Hunde, mit denen man super viel Spaß haben kann. Und was will Hund mehr? Ich persönlich bin der Meinung, die sind viel mehr wert, als einige dieser auf ihre Reinrassigkeit ach so stolzen und eingebildeten Fuzzis.



Zweibeiner brauchen ihren Auslauf an der frischen Luft. Aber ohne uns Hunde sind sie ziemlich hilflos in der freien Natur. Deshalb ist es so wichtig, dass wir sie mitnehmen. Wenn wir allein mit ihnen unterwegs sind muss man ständig nach ihnen schauen, vor allem wenn man sie von der Leine lässt. Da Ginos und meine Mama sich ganz gut verstehen haben Gino und ich auch beschlossen, unsere Mittagsrunden gemeinsam zu drehen wenn es möglich ist. Das klappt nicht immer, aber meistens. Unsere Mamas sind dann mit sich beschäftigt und wir können wühlen und rasen und Unsinn machen ohne ständig nach unseren Zweibeiner sehen zu müssen.
Wenn Arons Zweibeiner Zeit haben, geht er auch mit. Und einmal die Woche sind wir dann zu viert unterwegs. Aron, Jepp, Gino und ich. Manchmal versuchen die Jungs mich abzuhängen, nur weil ich das einzige Mädchen in der Truppe bin. Aber meistens schaffen sie das nicht. Gino kann man prima über den Haufen rennen und Aron lässt sich ganz leicht seinen Ball abluchsen. Jepp ist zwar sehr verspielt für sein Alter - er hat ja auch einiges nachzuholen wegen seiner schweren Babymonate – ist aber ansonsten ein Gentledog wie aus dem Lehrbuch. Der weiß wie ein großer Hund mit kleinen Hündinnen umzugehen hat.

Natürlich gibt es noch viel mehr Hunde hier und die meisten sind wirklich nett. Aber sie alle aufzuzählen erspare ich mir jetzt. Ich kenne auch nicht alle ihre Namen. Manche trifft man recht regelmäßig auf dem Weg zur Toilette, anderen begegnet man einmal und nie wieder

Ausflug




Ich war schon eine Weile in meinem neuen Zuhause als Mama und Papa meine Bubukiste, in der sie mich entführt hatten, ins Auto brachten und mich da hinein stopften. Ohje. Sie wollen mich doch nicht etwa zurück bringen? Hatte ich etwa etwas Schlimmes angestellt, dass sie mich nicht mehr haben wollten? Mir war richtig mulmig zumute. Und dann fuhren wir los. Es war warm und die Fahrt kam mir ewig vor.

Die ganze Fahrt über habe ich darüber nachgedacht, wie ich meinen richtigen Eltern erklären soll, dass ich wieder zurück bin. Aber als ich aus der Kiste gelassen wurden waren wir ganz woanders. Rundherum waren Wiesen und es gab viele große Ponys. Wenn sie so groß sind heißen sie Pferde wurde mir erklärt.



Neben den Pferden liefen auch reichlich fremde Menschen und einige Hunde herum. Sehr spannend. Schüchtern wie ich ja bekanntlich bin habe ich mich erst einmal vorsichtig umgesehen und aufgepasst, das Mama und Papa mir nicht abhanden kommen. Sie kannten aber wohl etliche der Leute und es sah nicht so aus, als wollte sie verschwinden. Dann tauchte Mortimer auf. Er ist etwa so jung wie ich, ein Senfhund, und sehr nett.

Eins von den Pferden gehört wohl seinen Leuten, deshalb ist er ständig da und kennt sich prima aus.

Und so bin ich mit Mortimer auf Entdeckungstour gegangen.



Unsere Mamas und Papas und einige andere Leute bauten in der Zwischenzeit lustige Flatterhäuser auf der Wiese.



Was haben wir gelacht, Mortimer und ich.

Es gab ein Menge zu entdecken. Modderlöcher, saftige Wiese, lustige Leute, schräge Vögel, zickige Ziegen, Pferde, Hunde,...
Und wir hatten wirklich eine Menge Spaß. So stell ich mir das Schlaraffenland vor. Überall fand sich jemand, der einen krabbelte oder mit Leckerchen versorgte und auf den Wiesen verteilt lagen überall köstliche Apfelküchlein, die die Pferde dort verteilten.

Soviel Spaß haben macht aber auch müde.

Es wurde dunkel und dunkler, aber wir blieben alle draußen. Am Himmel gingen immer mehr kleine Lämpchen an. Ich glaube, es gibt da, wo wir waren, viel mehr Lämpchen am Himmel als bei mir zu Hause. Mama und Papa hatten auch ein Flatterhaus gebaut. Es war sehr spärlich eingerichtet. Auf dem Boden lagen mit Luft gefüllte Decken, und statt der normalen Kuschelfederdecken, wie wir sie zu Hause in der großen Zweibeinerbubukiste haben, gab es nur Tüten in die man hinein krabbelt. Aber Mama, Papa und ich waren zu müde als das uns das hätte stören können.

Die Sonne schien schon hell und warm, als wir aus dem Flatterhaus hinaus krabbelten. In der Luft hing der komische Geruch dieser braunen Brühe, die meine Adoptiveltern so gerne trinken. Mich interessierte aber mehr der bezaubernde Duft, den die Apfelküchlein auf den Wiesen verströmten und so machte ich mich zum Frühstück auf.



Es dauerte nicht lange, da tauchte Mortimer wieder auf und wir gingen spielen, während die Zweibeiner ihre Häuser abbauten. Dann wurde es hektisch. Alle redeten durcheinander und jeder drückte jeden um dann in ein Auto einzusteigen. Ich musste sehen, wie meine Bubukiste ins Auto gestellt wurde und mir schwahnte Fürchterliches. Sie lockten mich mit feinen Häppchen, schnappten zu und steckten mich in die Kiste im Auto.
Der Ausflug war zu Ende.
Die Rückfahrt war viel kürzer als die Hinfahrt. Ich hatte nur mal kurz meine Augen zufallen lassen als ich auch schon wieder aus der Kiste heraus geholt wurde. Meine Wiesen, meine Wege, meine Freunde und die super gemütliche Zweibeinerbubukiste - wir waren wieder zu Hause.

Folter




Mit dem nackten Po auf dem Tisch sitzen darf Hund ja eigentlich nicht. Aber heute durfte ich und ich fand es nicht besonders toll. Der Tisch war kalt und außer mir war auch nichts anderes darauf. Mama und Papa und zwei weitere Zweibeinerinnen standen um den Tisch herum.
Die eine, sie heißt Frau Doktor, fummelte an mir herum. Als hätte sie noch nie einen Hund aus der Nähe gesehen untersuchte sie mich von allen Seiten, mit den Augen und mit ihren, zum Glück warmen, Fingern. Plötzlich zauberte sie aus dem Nichts ein Foltergerät in ihre Hand mit dem sie mich fies pickte. Ich ließ mir aber nichts anmerken, tat als hätte ich es nicht gemerkt. Das war ein genialer Schachzug. Denn so machte es ihr wohl keinen Spaß mich zu foltern und statt weiterer Pickser gab es Leckerchen und Streicheleinheiten. Und dann durfte ich wieder runter vom Tisch und nach Hause.

Menschen haben aber noch andere Quälerein für Hunde auf Lager.


Ich für meinen Teil war sehr zufrieden mit mir. Meine Frisur saß perfekt, ich roch lecker und es ging mir gut.



Aber Menschen denken da ganz anders musste ich leider feststellen. Und so brachte mich Mama in einen Frisörsalon. Trotz allem was die Zweibeinerin mit mir anstellte, ich mag sie. Sie ist zwar eine Quassel-tante und hat schreckliche Folterinstrumente in ihrem Salon. Aber sie ist auch sehr kuschlig.
Die Folter begann mit Haare abschneiden. Die Wuschel, die mir immer die Sicht versperrten, wegzumachen fand ich ja noch eine gute Idee. Aber sie hörte erst auf mit der Schnibbelei, nachdem sie rundherum mein schönes Haarkleid auf Minikleid gekürzt hatte. Und es kam noch schlimmer.
Sie hat eine Regen- und Pfützenanlage für Hunde. Da wurde ich hineingestellt und nass gemacht um mich dann kam mit Shampoo einzuschmieren.



Hört sich harmlos an, aber dieses Shampoo hat es in sich. Es übertüncht den leckeren Geruch und macht, das Hund komisch riecht. Zweibeiner mögen das, ich nicht!
Nass machen, shampoonieren, entshampoonieren. Und nun? Jetzt weiß ich, wie sich ein begossener Pudel fühlen muss.
Die schmusige Zweibeinerin holte ein großes Kuscheltuch und wickelte mich hinein. Das kannte ja ich schon von zu Hause und es gefiel mir, trocken gekuschelt zu werden. Aber in dem Tuch war nicht genug Platz für all das Wasser, das ich im Fell hatte. Sie setzte mich wieder auf den Tisch, auf dem ich schon zum Haare schneiden gesessen hatte. Aber statt des Schnibbelgerätes holte sie eine Warmeluftpuste hervor. Und während sie mich mit der warmen Luft trocken pustete gab es Leckerchen und Gekuschel von Mama.

So ein Frisörbesuch hat also auch seine guten Seiten. Trotzdem könnte ich ohne Probleme darauf verzichten. Kuscheln und Kekse bekomme ich schließlich auch anderswo.




Impressum

Texte: Lucia Petz
Bildmaterialien: Lucia Petz
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dass mir mein Hund das Liebste sei, sagst du oh Mensch sei Sünde. Mein Hund ist mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde (Franz von Assisi)

Nächste Seite
Seite 1 /