Der kanadische Singer/Songwriter Bruce Guthro trifft mit seinen Songs mitten in mein Herz hinein.
Bruce ist ein Geschichtenerzähler. In seinen Songs beschreibt er das Leben, Situationen, die viele von uns selbst so oder ähnlich kennen. Es sind lustige Geschichten und traurige Geschichten. Und er erzählt sie so, als hätte er sie selbst erlebt. Seine Geschichten handeln von Liebe, Vertrauen, Glaube und Hoffnung aber auch von Entäuschung und Trauer. Er erzählt von den schönen Seiten des Lebens und von den Dunklen. Und er schafft es dabei nicht schmalzig zu werden.
Aber wie auch immer, er vermittelt das Gefühl: Die Welt, so schrecklich sie um uns herum sein kann, ist lebenswert. Das Leben ist schön und wertvoll. Also genieße es, so gut du kannst, auf deine Art – und bleib dir selbst treu.
Es fällt mir schwer zu sagen, welches Lied ich am meisten mag. aber der Song "walk this road" gehört auf jeden Fall in die engere Auswahl, denn er hat mich auf einem langen dunklen Weg begleitet, mir Mut gemacht und Kraft geschenkt.
"Ich werde meine (Schicksals-)Schläge auf dem Weg ertragen
Aber ich werde leben um den nächsten Tag zu kämpfen"
Zum Text hinzu kommt die Art, wie Bruce Guthro den Song auf der Bühne präsentiert. Die Musik strotzt derart von Energie und Lebensfreude. "Walk this road" ist die Sonne, die in mein Herz und meine Seele strahlt.
Gehe diese Straße
Übersetzung von Lucia Petz aus dem booklet zur CD "Of your son"
Jemand fragte mich einmal: "Sprichts du über Gott in dem Song, oder über eine Frau?" Ich antwortete: "Er (der Song) ist nicht über das, was ich sagen will, sondern alles, worüber ich (etwas) höhren möchte und nebenbei, wer sagt, dass Gott keine Frau ist?"
Die Sonne steigt auf und ein neuer Tag beginnt
Da ist niemand, der versucht mein Herz zu brechen
Das Dach ist dicht und die Kinder sind satt
keine fremde Frau schläft in meinem Bett.
Ich gehe diese Straße, ich reite diesen Wind
Ich öffne meine Seele und lass die Sonne hineinscheinen
Ich sehe das Licht das meine Seele segnet
keine Blitze, kein Donnerhall
Volldampf voraus, kein Umkehren
Nichts zu verlieren, da ist nichts was ich bräuchte
Ich gehe diese Straße, ich reite diesen Wind
Ich öffne meine Seele und lass die Sonne hineinscheinen
Wenn die Straße dunkel ist und ich nicht sehen kann wohin ich gehe
Wenn die Last schwer ist und ich nicht sicher bin was ich (da eigentlich) schleppe
Wenn mein Körper müde ist und ich fühle, ich habe den Kampf verloren
Und du wirst mich rufen
Ich gehe diese Straße, ich reite diesen Wind
Ich öffne meine Seele und lass die Sonne hineinscheinen
Und ich weiß, eines Tages wird es mich zu deiner Tür führen
Und ich werde eine Liebe finden, wie ich (sie) nie zuvor fand
Ich werde meine (Schicksals-)Schläge auf dem Weg ertragen
Aber ich werde leben um den nächsten Tag zu kämpfen
Ich gehe diese Straße, ich reite diesen Wind
Ich öffne meine Seele und lass die Sonne hineinscheinen
Da ich seine Solo-CD´s liebe und ihn schon als Sänger bei Runrig sehr schätze wollte ich ihn jetzt auch mal Solo life erleben. Also, nix wie hin nach Dänemark, wo Bruce seine erste Solo-Tour auf europäischem Boden gab. Noch vor einem Jahr hätte ich selbst jeden für verrückt erklärt, der bloß wegen eines Konzertes mal eben 800 km (einfache Strecke) reist.
Aber nachdem ich diesen Solo-Auftritt von Bruce erlebt habe, kann ich nur jedem dringend empfehlen:
Hört ihn euch an! Ihr werdet es nicht bereuen.
Ich schwebe noch Wochen später restlos glücklich auf Wolke sieben und mir ist klar, dies war der Beginn einer ernsthaften aber wunderschönen Konzert-Reise-Fiebererkrankung.
Aber fangen wir lieber vorne an.
Pünktlich wie immer, mit 15 Minuten Verspätung, verläßt unser Zug den Bahnhof Richtung Düsseldorf, wo wir bei kalten Wind nochmal am Bahnsteig bibbern, bis der Nachtzug diesmal wirklich pünktlich, nach Kopenhagen einfährt. Die Betten sind bereits vorbereitet und einer gemütlichen Nachtruhe steht nur noch unsere Aufregung im Weg.
Etliche Stunden und zahlreiche wirre Träume später erreichen wir Kopenhagen Hauptbahnhof und wir stellen fest: hier ist Winter. Das Hotel ist zum Glück schnell gefunden, leider ist es erst halb elf, und das Zimmer ist erst ab vierzehn Uhr bezugsfertig. Aber wenigstens können wir unsere Gepäck im Hotel abstellen. Und so tappern wir vier lange Stunden durch eiskaltes Schneegestöber um ein bißchen von der Stadt zu sehen. Endlich können wir unser Zimmer beziehen, und jetzt erstmal auftauen. Das geht am Besten gut eingemummelt unter der Bettdecke.
Endlich ist es soweit. Schönmachen und ab zum Bahnhof, mit der S-Bahn nach Ballerup ins Baltoppen.
Das Baltoppen ist richtig gemütlich mit netter Bar, Sitzecken und Tischen. Hier warten wir, mit einem leckeren Guiness, auf das was noch kommt, und auf Kurt, Glenrosa und Dreamfield. Die Zeit verrinnt und der Raum füllt sich immer mehr. Frauen, überall Frauen! Nur vereinzelt ein paar Männer, die meisten sehen irgendwie mitgenommen aus.
Wir haben die Hoffnung schon aufgegeben, noch jemanden vom Forum zu treffen. Wurden etwa alle Flüge aus Deutschland gecancelt? Aber nachdem wir uns aufgerafft haben, in den Saal zu gehen, wird mein Mann, da am Forumshirt eindeutig zu erkennen, von einer netten jungen Frau angesprochen. Sie stellt sich als Gaby vor, auch vom Forum. Gaby, wer ist Gaby? Erst später erfahren wir, Gaby ist Dreamfield. Und dann taucht auch Glenrosa noch auf, gerade noch pünktlich.
In Dänemark ist er durch einige Auftritte bei Festivals und durch die Konzerte mit Runrig schon reichlich bekannt. Deshalb verkündet er beim Betreten der Bühne erstmal: "I am Bruce Guthro" und auf seine Band deutend "we are not Runrig" um dann, breitgrinsend – voller Freude und sicherlich auch Stolz – zu erklären: "tonight it´s all about me!" Und schon hat er die Zuhörer auf seiner Seite.
Erwartet jetzt bloß keine Setlist von mir. Sowas kann ich mir im Detail nicht merken. Aber es waren ziemlich alle Songs der neuen CD und etliche Titel der älteren sowie nicht auf CD veröffentlichter Lieder, die er zum Besten gab. Manche Titel nur kurz anmoderiert, zu anderen kleine Geschichten erzählt, hat er sein Talent als Entertainer unter Beweis gestellt.
Aber man muß dabei gewesen sein, es gibt keine - oder zumindest kenne ich sie nicht – adäquaten Worte das Erlebte angemessen zu beschreiben.
Bruce erzählt mit seinen Liedern Geschichten, Er erzeugt schon fast ehrfurchtsvolle Stille und lautes Lachen, macht Gänsehaut und bringt die Mädels, das Durchschnittsalter dürfte irgendwo über 30 liegen, zum Quietschen wie Teenies, um dann einen Ausdruck in seine Augen zu legen, als wäre er selbst ganz verstört - „oje, was hab ich den jetzt angerichtet?“ - über diese Reaktion.
www.bruceguthro.com/de/news-presse.htm#August_2004
"Guthros Humor spricht Mann und Frau an und trieft vor Ironie. Bei dieser Art von Komik fällt uns auf, dass wir, während wir uns gerade königlich amüsieren, eigentlich auch die ganze Zeit über uns selbst lachen"
Born tale-teller seems like personal friend, By Stephen Pedersen, The Daily News
Nachdem er uns fast eine Stunde durch ein Wechselbad der Gefühle gejagt hatte, entließ er uns in eine kurze, aber für das Publikum dringend notwendige Erholungspause. Dabei hat er natürlich nicht vergessen, alle, die es bisher noch nicht getan hatten, zu ermahnen, seine CD zu kaufen. Und sollte sie jemanden hinterher doch nicht gefallen, kann man die CD ja weiterverschenken, zum Beispiel an jemanden den man nicht mag. Ich mag diese Art von Humor. Und ich glaube ganz bestimmt, niemand wird die an diesem Abend erstandene CD wieder weggeben.
Erwähnenswert sind die kleinen "Pannen". Für Leute wie mich, die ihn zum erstenmal life erleben durften, war nicht auszumachen, war das jetzt geplant oder ist es zufällig passiert. Erst rutschte die Gitarre in wunderschöner Regelmäßigkeit weg, weil der Halteriemen sich seiner Aufgabe entweder nicht bewußt war oder mutwillig die Mitarbeit verweigerte, und schließlich riß auch noch eine Saite.
Als wäre es das Normalste auf der Welt, mit unerschütterlicher Ruhe – die Band, die übrigens auch ganz hervorragend war, durfte sich derweil ausruhen – spannt Bruce eine neue Saite ein, singt dazu a capella und geht anschließend, als wäre überhaupt nichts gewesen, weiter im Programm.
Standing Ovations für einen supergut aufgelegten Bruce und seine dänische Begleitband.
Nie war eine Reise so wertvoll wie diese.
Und was bin ich froh, das mein Mann soviel Verständnis für meine Liebe zu diesem genialen Musiker zeigt. Aber da er ihn auch einmal aus der Nähe erleben durfte, fällt es ihm wohl nicht schwer, denn auch er ist hingerissen von Bruce, wenn auch auf eine etwas andere Weise als ich.
Texte: alle Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
mit Sonne im Herzen und Bruce Musik im Ohr