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In einer stürmischen Winternacht begann alles. Ein Lächeln huschte mir über das Gesicht, während ich so neben dem Kamin sass. Vor genau 64 Jahren ist es passiert. Der Tag, denn ich niemals vergessen werde. Der Tag der mein Leben geändert hatte. Ich nahm einen kräftigen Schluck von meinem Muntermacher-Tee. Ich werde euch nun eine Geschichte erzählen, die sich genau hier vor 64 Jahren zugetragen hatte. Damals war es Dezember und die Strassen waren verschneeit. Man konnte nur zu Fuss in die Stadt gelangen, mit einem Auto hatte man keine Chancen. Damals herrschte ein kalter Wirbelsturmtag und alles schien verschneeit;


17. Dezember

Es war kalt. Eiskalt. Ich zog meine Jacke noch ein wenig enger und kuschelte mich in den dicken Wollschal, denn mir meine Mutter vor langer Zeit einmal gestrickt hatte. So einen Winter hatte ich noch nie erlebt. Ich bin Jemaija Otores. Ich lebe mit meinem kranken Vater in einer einsamen Waldhütte oben in den Bergen. Jeden Tag muss ich früh aufstehen und runter in die Stadt um die Einkäufe zu erledigen. Meine Mutter lebt nicht mehr. Schon länger nicht mehr. Eine Krankheit hat sie ereilt. Ich blickte über die Schneeige Landschaft. Der Wind blies fester. Dunkle, kalte Wolken tauchten am Himmel auf. So ein Wetter hatte ich selten erlebt. "Jemaija! Jemaija!" krächzte mein Vater aus der Küche. "Ich komme Vater." rief ich zurück und rannte geschwind durch den Schnee. Ich hatte Mühe die alte Holz-Türe aufzukriegen. Die Kälte hatte den Türgriff vereist. Ich schloss eilig die Türe wieder hinter mir. Mein Vater saß in einem alten Stuhl vor dem Kamin. Ich musste lächeln. Das Feuer war ausgegangen und ihm wurde deshalb kalt. Ich lief zu der alten Küche, die nur aus einem Herd und einem Teekocher bestand. Öffnete die Erste Schublade unter dem Herd und suchte mir 6 Große Holzscheite heraus. Der Wind klapperte an die alten Fensterscheiben und an der Scheibe bildeten sich schon Eiskristalle. Ich lief zu dem leeren Kamin und legte die Holzscheite ordentlich auf. "Mist!" Wir hatten keine Zündhölzer mehr. Ich kratze mir nervös an meinem Hinterkopf. Mein Vater sah mich geduldig an und wandte dann seinen Blick wieder zu dem immer noch leeren Kamin. Ich seufzte. "Vater, ich werde kurz etwas in der Stadt besorgen, warte bitte hier und öffne niemandem die Türe, hast du verstanden?" Ich sah ihn mahnend an. Er nickte und schloss kurz darauf seine Augen. Ich schnappte mir die Einkaufstasche, die neben dem Kamin lag und öffnete die Türe. Am liebsten wäre ich wieder zurück in das gemütliche Haus gekrochen. Doch ohne Feuer, würde es bald so kalt wie hier Draußen sein. Ich schloss die Türe wieder hinter mir und machte mich auf den Weg durch den dichten Schnee. Eiskalter Wind blies mir entgegen und ich drückte die Kapuze meiner leider nicht allzu dicken Jacke ins Gesicht. Meine Augen tränten schon durch den eiskalten Windhauch, der mir entgegenblies. Kurz darauf sah ich den Wald vor mir liegen. Erleichtert lief ich schneller. Im Wald war ich vor dem ganzen Schnee geschützt. Ich erreichte den Waldanfang sehr bald und zog dann meine Kapuze wieder von dem Kopf. "Wow" entfuhr es mir. Kichernd hob ich die Hand vor meinen Mund. Vor mir war eine kalte Eislandschaft, alles in weiß! Ich lief vergnügt weiter. Das war wirklich etwas, was ich liebte. Ich lief eine Weile durch diese schöne Waldlandschaft, als es plötzlich anfing zu stürmen. Ich blickte verwundert in den Himmel. Ein Eis-Hagel schlug auf mein Gesicht. Ich musste niesen. Plötzlich schlug das ganze Wetter um. Alles wurde Neblig und die Tannen schienen dunkler zu werden. Der Schnee fiel noch schneller vom Himmel. Ich hob schützend die Arme vor mein Gesicht. Die kalten Eiskristalle, rissen mir mein Gesicht und Hände auf. Ich sah nichts mehr. Nur noch einen eiskalten Nebel, der mich einhüllte. Ich hätte einfach in den anderen Schubladen nach einem Feuerzeug suchen sollen oder den Sturm abwarten. Dachte ich und viel Erschöpft in den Schnee. Es brachte nichts gegen den Sturm anzukämpfen. Der Wind wurde immer stärker und die Kälte raubte mir meine Aller Letzte Kraft. Ich weiß bis heute nicht, ob es ein Wunder oder doch nur ein Zufall war. Ich hob noch einmal meinen Kopf, der schon fast unter einer dichten Schneedecke begraben war, als ich es sah. Durch den dichten Sturm erkannte ich nur einen Umriss einer Person. Eine Person ganz in schwarz Gehüllt, lief langsam den Schneemassen entgegen auf mich zu. Ich nahm all meinen Mut zusammen und hob meine Arme um die Person auf mich aufmerksam zu machen. Doch die Person lief weiter, an mir vorbei. Einen kurzen Moment lang, drehte sie sich zu mir um. Ich sah in ein blaues, totes, vereistes Gesicht, das schmerzverzerrt war. Die Person drehte sich wieder um und lief still und starr weiter. Geschockt schlug ich meine Hände vor mein Gesicht. Mir wurde auf einmal eiskalt und ich war starr vor Angst. Wer war das gewesen? Die Person lief langsam an mir vorbei ihren Weg weiter, denn gleichen Weg wie ich gekommen war. Ich erschrak. Vater! Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und grub mich aus dem Schnee. Ich stand auf und schüttelte all die Schneemassen von mir. Dann rannte ich, ich rannte als ob der Tod hinter mir her wäre. Ich rannte und rannte, schnitt mir an den Tannenzweigen und dem Eisregen das Gesicht auf und meine Kleider hingen wie leblose Fetzen an mir. Ich sah die alte Hütte vor mir. Die Person mit dem schwarzen Mantel, lief starr und kalt zu der Hütte. Sie blieb vor einem der Fenster stehen und blickte hinein. Ein eiskalter Schauer kroch über meinen Rücken. Wer war das? Fragte ich mich erneut. Da viel mir etwas ein. Vor langer Zeit, hatte meine Mutter mir noch jeden Abend Geschichten vorgelesen. Meistens wenn es gestürmt hatte. In einer von diesen Geschichten, meiner Lieblings, handelte es sich um "Die Fratzenfrau". Man erzählte sich im Dorf oft, dass sobald ein Mensch dem Tode nahe war, die Fratzenfrau erschien und sich die Seelen der Toten holen würde. "Vater!" Rief ich noch einmal, doch meine Stimme wurde durch das toben des Sturmes unterdrückt. Die Gestalt blickte zu mir hoch. Das Gesicht grausam starr und kalt zu einem Lächeln verzogen. Ich atmete noch einmal kräftig ein und rannte dann weiter. Ich rannte zu unserer Hütte, lies mich nicht durch die Fratzenfrau ablenken sondern rüttelte an der alten Türe. Mit einem knarren ging sie auf. Ich schloss sie schnell hinter mir. Ich lief schnell in das Kaminzimmer. Mein Vater lag auf dem Boden, die Holzscheite auf ihm. Er hatte versucht selber Feuer zu machen. Ich rannte zu ihm und half ihm wieder hoch auf seinen Sessel. Er konnte nicht mehr richtig laufen. Erleichtert sah ich, dass er seine Augen aufschlug und mich ansah. Ich warf einen kurzen Blick zu den Fenstern. Das Fratzenweib war verschwunden. Und bis heute, war es kein einziges Mal wieder aufgetaucht.

Ich Lächelte und trank meinen Tee zu Ende. Nach all diesen Jahren, hatte ich diese Geschichte beinahe vergessen. Mein Vater wurde ein paar Tage später in ein Krankenhaus eingeliefert und starb 2 Jahre später an Krebs. Ich blieb hier oben in der alten Hütte. Es gefiel mir. Ich stellte die Tasse bei Seite und stand langsam auf. Der eiskalte Wind klopfte an mein Fenster. Ein erneutes Lächeln huschte mir über das Gesicht. Heute, war es wieder so weit. Ich lief zu der Türe und öffnete sie mit meinen alten klapprigen Händen. Vor meinem Hausfenster stand Sie. Die Fratzenfrau. Ihr kaltes Gesicht, hatte sich zu einem Lächeln verzogen. Langsam folgte ich ihr, in den Wald hinein. Ich Warf noch einen letzten Blick auf meine geliebte Heimat. Nun war es so weit...


ENDE!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
(Für meinen aller Liebsten Zwilling) Die Rechte dieser Kurzgeschichte liegen bei dem Autor. Alle handelnden Personen, Orte, Begebenheiten sind frei erfunden und von dem Auto selbst ausgedacht.

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