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Prolog
Nie wird er den Tag vergessen an dem er sie zum ersten Mal sah. Da kniete sie vor einem Grab, die Augen geschlossen und in Gedanken versunken. Ihr Haar fiel halb in ihr Gesicht, doch wurde vom sanften Wind der sich um sie legte nach hinten geweht. Eine kurze Zeit beobachtete er sie und konnte den Blick nicht von ihr lösen. In ihm tobte ein Meer von Gefühlen. War das wirklich wahr? Ist dieses Mädchen da vorne wirklich da oder nur ein Produkt seiner Fantasie? Zweifellos musste er es austesten.
Seine Hände zitterten wie noch nie. Es war ein Gefühl, welches er schon seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt hatte. Langsam trat er einen Fuß vor dem anderen und versuchte dabei keinen Ton von sich zu geben. Das Mädchen war so tief in ihren Gedanken versunken, dass es ihn nicht zu bemerken schien. Noch einmal lies er seinen Blick über ihren Körper schweifen. Die Kleidung war miserabel gewählt, das Haar war viel zu schlicht geschnitten, dennoch bestand für ihn kein Zweifel, sie war atemberaubend und sah genauso aus, wie er sein Traummädchen in Erinnerung hielt. Er atmete einmal tief ein, ehe er sie ansprach. Niemals wird er das erstaunte Gesicht vergessen, mit dem sie ihn ansah. Ein Hauch von Unschuld umspielte die feinen Züge ihrer vollkommenen Schönheit, er konnte in ihren Augen sehen, wie groß ihre Unschuld war. Sie war jung, viel zu jung um das zu verstehen, was er kannte und trotz seines ihm bewusst gewähltem, Angst einflössendem Aussehen sah er weder Furcht noch Angst in ihren wunderschönen Augen. Viel mehr, Faszination. Sehr gut dachte er noch.
Und dann, fing sie an zu sprechen. Ihre Stimme, so sanft und zart wie keine andere, lies sein Herz höher schlagen. In ihr lag ein sanftes melodisches Klingen, wie es sicher jeder Engel in seiner Stimme trug. Es war so furchtbar schwer sich halbwegs zu beherrschen und sie nicht gleich in den Arm zu nehmen und sie zu küssen, ihre weiche und etwas blasse Haut berühren. Er wollte sie in die Arme nehmen und sie niemals wieder loslassen, doch er wusste, dass er es auf keinen Fall übertreiben durfte. Er durfte es einfach nicht vermasseln. Keinesfalls.
Er fragte sie ob sie nicht Lust hätte mit ihm ein Stück zu gehen. Zweifelsfrei hätte er sie am liebsten zu sich nach Hause eingeladen, doch er durfte nichts überstürzen. Unbedingt musste er mehr über sie herausfinden, und sie dazu bringen, dass sie sich möglichst bald wieder sehen würden. Er würde es nun, mit dem Wissen, dass sie existierte, nicht lange ohne ihre Nähe aushalten. Sie willigte ein und als ihre Hand seine umfasste, um sich aufhelfen zu lassen, spürte er das Feuer in sich aufflammen. Ein Feuer, das so wunderschön in ihm loderte, dass er es niemals löschen wollte. Als sie zusammen ein Stück gingen, malte er sich die Zukunft mit ihr aus. Eine Zukunft, die alles bisher da gewesene in den Schatten stellen würde. Er würde sie auf den Rechten Weg führen, er würde sie beschützen und seine ganze Macht einsetzten um sie für sich zu gewinnen. Nur für sich, und dann, dann würde alles wieder so werden, wie es seien sollte und nichts und niemand würde ihn aufhalten. Er brauchte nur etwas Geduld, dann würde er sie schon dazu bringen, das gleiche zu fühlen wie er auch, egal um welchen Preis.


Kapitel 1 – Der Anfang vom Ende

Ein schriller Ton weckte mich aus meinem Tiefschlaf. Langsam schlug ich die Augen auf, während ich versuchte mit meiner Hand diesen blöden Wecker zu finden um das nerv tötende Gepiepe auszustellen.
Es war Freitag, der zweitschlimmste Tag in der Woche, denn aus einem mir unerklärlichen Grund schien dieser Tag immer besonders lange zu dauern. Vor allem die Schule zog sich wie altes Kaugummi obwohl man doch sehnsüchtig auf das Wochenende wartete. Es gab nur einen Tag der meiner Meinung nach viel schlimmer war. Der Montag. Jedesmal war es schrecklich für mich so früh aufzustehen, denn ich war wirklich ein Morgenmuffel. Das Aufstehen viel mir immer so schwer, dass ich zwanzig Minuten früher geweckt werden musste um danach aufstehen zu können. Ich stand schweren Herzens auf und suchte im Dunkeln das Band meiner Jalousien. Nach einer kurzen Zeit des Suchens fand ich es und zog daran. Das grelle Morgenlicht schien mir in die Augen. Ich seufzte ehe ich wieder hinüber zu meinem Bett ging und mich drauf fallen lies. Ein eisiger Windhauch durchzog mein Zimmer, schnell nahm ich meine Decke und wickelte mich ein. Danach schloss ich die Augen und träumte noch ein wenig um wach zu werden. Heute hatte ich in den ersten beiden Stunden Sport, danach zwei Stunden Latein, eine Stunde Englisch und nochmal zwei Stunden und zwar Deutsch. Allein bei dem Gedanken stellten sich meine ganzen Nackenhaare auf. Sport war kein Problem, eigentlich freute ich mich richtig darauf, doch wenn ich an Latein dachte hatte ich schon keine Lust mehr. Latein, mein einziges Hass Fach in dem ich schlecht war. Noch nie hatte ich irgendwelche Probleme in der Schule, doch seit dem ich Latein statt Französisch gewählt hatte, war genau dies der Fall.
Nach einiger Zeit schaute ich auf die Uhr, eigentlich hatte ich zwei Minuten um noch liegenzubleiben, aber dennoch stand ich auf. Eine kurze Zeit lang drehte sich das ganze Zimmer, als ich mich aufgerichtet hatte, wie es mir fast immer passierte. Meine Mutter meinte immer, das sei bei Mädchen in meinem Alter normal, allerdings hatten meine Freundinnen sowas nie. Ich glaubte meiner Mutter das eh nicht, sie schien sich nie wirklich für meine Probleme zu interessieren. Einmal hatte sie mich sogar mit 39,6 Grad Fieber in die Schule geschickt, weil sie mir nicht glauben wollte, dass es mir schlecht ging.
Ich torkelte hinüber zu meinem Kleiderschrank, der den Großteil meines kleinen Zimmers in Anspruch nahm und öffnete ihn. Dabei hörte ich, wie meine Mutter aufstand. Das Schlafzimmer meiner Eltern befand sich direkt neben meinem, was die Folge hatte, dass ich nicht nur jedes Gespräch zwischen den beiden mitbekam, sondern auch das unglaublich laute Schnarchen meines Vaters.
Manchmal fand ich es blöd von meiner Mutter dass sie nur eben aufstand um mir mein Essen zu machen, nur um sich danach, sobald ich wieder aus dem Haus war, wieder hinzulegen. Sie hatte es gut, sie musste nur jeden Dienstag und Donnerstag arbeiten gehen, und selbst dann nur für einen halben Tag. Meinung Vater hatte es da schon schlechter. Der musste jeden Tag, außer am Wochenende, um 5 Uhr aufstehen, da er immer eine Stunde zu Arbeit fahren musste. Dadurch kam er auch selten rechtzeitig zum Abendbrot.
In meinem Kleiderschrank befanden sich Klamotten, die sicherlich schon 4 Jahre alt waren. Sie sahen noch gut aus und waren auch alle in top Qualität. Deshalb wurden sie auch nicht weggeschmissen. Mein Vater meinte immer, man muss nicht immer nur neue Sachen haben, das ist nur Geld Verschwendung.
Ich zog ein schwarzes T-Shirt raus, dazu eine einfache graue Jeans. Erst als ich mir mein Shirt überzog merkte ich, wie lange ich es nicht mehr anhatte, es war recht eng. Eigentlich hasste ich sowas. Ich trug immer weite gemütliche Sachen die weder die Figur betonten noch einen Ausschnitt hatten. Ich hatte zwar eine recht akzeptable Figur, doch ich fühlte mich in solchen Sachen einfach nicht wohl.
Ich gähnte ausgiebig und war einfach zu faul um mir ein neues Shirt aus dem Schrank zu holen, darum behielt ich es an und schlurfte ins Badezimmer. Im Spiegel erblickte ich das gewohnte Monster. Ein verschlafener Teenie mit einer astreinen Hippi-frisur, wie jeden Morgen. Meine Haare waren ein riesiges Problem. Ich hatte Naturlocken, die nach einiger Zeit immer in alle Richtungen abstanden. Nachdem ich mein Gesicht gewaschen und die Zähne geputzt hatte ergriff ich die Haarbürste um meine Mähne zu bändigen.
Ich machte mir einen einfachen Zopf, meine normale Frisur.
Danach ging ich wieder in mein Zimmer und packte meine Tasche.
Als auch das erledigt war ging ich hinunter um mein Essen für die Schule einzupacken. Ich konnte morgens nicht frühstücken, was sicher daher kam, das ich nicht gerne alleine aß.
Kaum trat ich aus der Haustür, wehte mir wieder ein eisiger Windhauch entgegen. Gut das ich meine Jacke mithabe. Dachte ich.

An der Bushaltestelle traf ich Isabelle, die alle immer nur Isa nannten. Sie war mit mir in einer Klasse und gehörte zu der Clique zu der ich gehörte. Ihre blonden Haare saßen nahezu immer perfekt und auch ihre Kleidung war immer neu und gerade in der Mode. Zusammen fuhren wir zu unserer Schule.
Dort angekommen wurden wir gleich von den anderen begrüßt. Jenny, Chantal und Marina. Jenny war meine beste Freundin, schon von weitem kam sie auf mich zu.
„Naa Homie wie geht’s?“ fragte sie. Wir nannten uns gegenseitig Homie, warum, wusste ich auch nicht mehr so genau.
„So wie immer ich bin noch müde“ antwortete ich mit halb geschlossenen Augen und ging hinüber zu den andern.
„Heute wieder ganz in schwarz Sarah?“ fragte Chantal und grinste.
„Aber klar doch.“ Lächelte ich.
„ob das deinen Eltern so passt.“
„Ist mir eigentlich egal, ist ja nun nicht der Weltuntergang.“
„ohje ich glaube wir sollten aufpassen“ schaltete sich Marina ein. „Sarah wird eine Rebellin.“
Daraufhin musste ich grinsen. Als sich das Gesprächstema auf DSDS verlief, klinkte ich mich aus um mich mit meinen eignen Gedanken zu beschäftigen. Verstohlen sah ich mich um. Mit uns warteten noch 2 weitere Klassen vor der Sporthalle. Die 9d, unsere Parallel Klasse und eine Klasse aus der Gesamtschule, die wohl älter als wir waren. Ich musterte die Gruppe der Gesamtschule und suchte nach einer ganz bestimmten Person. Mist er ist noch nicht da, ob er wohl noch kommt?
„Wow Sarah, was ist das denn, so ein enges Shirt?“ rief Judith, ein Mädchen das auch in meine Klasse ging. Ich nickte und verdrehte kurz darauf die Augen. Mich nervten diese Sprüche einfach nur auch wenn ich wusste, dass sie keinesfalls böse gemeint waren.
„Habt ihr in Latein den Text übersetzt?“ fragte Chantal in die Runde.
Ich schüttelte den Kopf, genauso wie alle anderen außer Isa, da sie ja Französisch gewählt hatte.
„Nee ich kann den Scheiss nicht.“ Sagte Jenny. „Ich bin dafür einfach…“
Ich hörte ihr nicht mehr zu, denn aus dem Augenwinkel sah ich ihn.
Langsam, mit großen, eleganten Schritten kam die schwarze Gestalt immer näher. Er hatte schulterlange, schwarze Haare, ein blasses Gesicht und trug einen langen Mantel. Ich fand ihn wunderhübsch, doch kannte seinen Namen nicht. Leider. Er ging an uns vorbei, allerdings schaute er mich kurz an, automatisch schlug mein Herz etwas höher. Ich erwischte mich dabei, wie ich ihm hinterher starrte, konnte meinem Blick aber dennoch nicht von ihm abwenden.
Ich hörte wie Marc, einer aus meiner Klasse „da ist schon wieder dieser dumme Gothic Freak“ sagte.
Gothic Freak, ob sie mich wohl auch so nennen würden wenn ich so rum lief? Während er so an uns vorbei ging, oder eher vorbei schritt klimperten ein paar seiner Ketten die er an seiner Hose trug. Sein Mantel war perfekt an seinem Körper angepasst, er war total dünn. Er ging zu den anderen Gesamtschülern, stellte sich dazu, wechselte 3-4 Worte mit einem Mädchen, sagte aber nichts weiter, stand nur dabei. Wenn ich doch bloß wüsste wie er heißt, wen ich doch bloß mal so mutig wäre ihn anzusprechen.
„Wie der aussieht ey, das ist voll schlimm. So ein Trauerklos!“ meckerte Chantal mit ihrem leichten Unterton. Meckern war wirklich ihre Stärke. „Ja der sollte mal mehr Farbe tragen und nicht so dumm laufen.“ stimmte Marina zu und Jenny rief:
„Schaut euch mal die Figur an, wie so ein Baum“ alle lachten, nur ich nicht, denn erst jetzt verstand ich das sie von ihm redeten. Jenny konnte gut blöde Sprüche ablassen, die auch immer total lustig waren, doch über den konnte ich beim besten Willen nicht lachen. Ich empfand das überhaupt nicht so. Ich fand das toll dass er so rum lief, wenigstens muss er sich nicht an die Mode von heute anpassen und kann immer so rumlaufen wie er will. Manchmal verstand ich mich selber nicht. Wenn ich solche Menschen, seien es Gothics, Gruftys, Punks oder sonst was, sah, musste ich ihnen einfach nachschauen. Die meisten fand ich wirklich toll. Natürlich hab ich das nie gesagt. Manchmal wäre ich auch gerne so wie sie. Ich würde auch mal auffallen, nicht in der Menschenmenge untergehen, nicht wie alle anderen sein, etwas Besonderes wäre ich dann, wenn auch nicht unbedingt positiv. Ich fragte mich oft ob der Junge mich überhaupt wahrnahm. Sah er mich überhaupt richtig? Ich wollte immer mal so rum laufen, traute mich aber nie. Es war ja offensichtlich, dass die anderen solche echt blöd fanden. Allein schon meine Eltern. Sie hassten solche Menschen aus tiefsten Herzen. Sie erzählten immer wieder von irgendwelchen Rituellen Morden von Leuten, auch Teenis, die nur schwarz trugen. Manchmal machte mir das wirklich Angst.
„Erde an Sarah, Erde an Sarah, kann man dich erreichen?“ Jennys Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „was? was ist los?“ fragte ich etwas verwirrt.
„Komm schon, Gorilla kommt.“
Mit Gorilla meinte Jenny Herrn Schröer, unseren Sportlehrer. Wir nannten ihn so weil er unheimlich stark behaart war, und irgendwie ein wenig wie ein Affe aussah.
Ich nahm meine Taschen und machte mich, so wie der Rest der Klasse, auf den Weg zu den Umkleidekabinen. Auch die anderen Klassen machten sich auf den Weg. Auf dem Weg stieß mein Ellbogen an die Seite von dem Jungen ganz in schwarz. War das jetzt Zufall oder hat er es drauf angelegt? Er zeigte jedoch keine Regung, daher schloss ich eher, dass es einfach nur Zufall war. Dafür hasste ich insgeheim mein Leben, es war so normal wie jedes andere, nie geschah etwas besonderes, das war so typisch. Hätte ich nicht meine Freundinnen, wäre ich sicherlich schon längst vor Langeweile gestorben. Dass sich das alles nur in ein paar Stunden komplett ändern würde, konnte ich ja nicht ahnen. Genauso wenig wie die Konsequenzen die ich daraus ziehen würde.
Nach Sport war ich, im Gegensatz zu meinen Freundinnen kein bisschen geschafft. Das bisschen an Tischtennis spielen war für mich kein Problem. Eher glich es einer Aufwärmübung. Kein Wunder, schließlich spielte ich nun bereit seit zehn Jahren Handball.
„Gehen wir GS?“ fragte Isa als wir zusammen aus der Sporthalle kamen.
„Klar.“ Antwortete ich und sah wie alle anderen nickten. GS war unsere sogenannte Gammelstätte. Den Namen hatte ich erfunden, weil wir an diesem Ort in den Pausen immer zusammen abhingen ohne von einem Lehrer rausgeschmissen zu werden.
„Habt ihr eigentlich alle Hausaufgaben?“ fragte Jenny in die Runde als wir alle zusammen an unsere GS angekommen waren. Es war eigentlich nichts weiter als eine Wand, jedoch waren wir in der Ebene, wo es der Sekundarstufe 2 unsere Schule gestattet war, sich in den Pausen aufzuhalten, ohne dass die Lehrer einen wegschickten. Zwar waren wir gerade mal in der Sekundarstufe eins, doch anscheinend sahen wir alt genug aus um in die Sekundarstufe zwei zu gehören.
„Nee ich hab Latein nicht.“ Antworte Marina.
„Ich auch nicht.“ Schaltete ich mich ein. „Ich kam ab den 3. Satz nicht weiter.“
„Wer kann das schon?“ fragte Chantal.
„Dieser Maik, der Streber weiß doch eh immer alles.“ Rief Jenny und verdrehte die Augen.
„Ich wette Jenny.“ Sagte ich. „Das ist gar kein Mensch, bestimmt irgend so ein Genmanipulierter Klon der nun über unendliche Intelligenz verfügt.“ Alle fingen an zu lachen.
„Klar und wenn es Nacht ist, dann bricht er in jede Bibliothek ein um Bücher zu lesen.“ Erzählte Jenny und stand auf. Dann ging sie in die Hocke, verzog das Gesicht zu einer Fratze und rief:
„Bücher, Bücher ich brauch Bücher hahaha.“
Wir alle prusteten los.

In Latein schien die Zeit still zu stehen. Ich starrte die Uhr an und wartete das der Zeiger sich schneller bewegte, doch das schien das genaue Gegenteil hervorzurufen. Irgendwann begann ich mit meinen Stiften eine Pyramide zu bauen. Zuhören half mir eh nicht, da konnte ich die Zeit auch anders Totschlagen. Ich lies meinen Blick durch die Klasse gleiten und starrte plötzlich in Lukas Augen. Lukas war ein Klassenkamerad, mit dem ich mich schon immer gut verstand. Er war der Klassenclown und irgendwie schien ihm immer etwas einzufallen um einen guten Geck zu bringen. Er sah mich verstohlen an, dann wechselte er einen Blick mit Marc und fing an zu lachen. Sofort wurde mir ganz mulmig zu Mute. Ich war mir sicher sie lachten über mich. Schnell wand ich den Blick ab und schaute mich an. War irgendetwas mit meiner Kleidung? Ich konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Noch einmal sah ich mich verstohlen zu Lukas um und wieder fing er an zu lachen. Selbst als ich wieder nach vorne an die Tafel sah und vortäuschte dem Unterricht zu folgen, sah ich aus dem Augenwinkel, dass er mich noch immer ansah und lachte. Feige wie ich war, öffnete ich meinen Zopf und lies meine Harre wie einen Vorhang an meiner Seite fallen um die Sicht zu versperren. Danach fing ich an irgendetwas in mein Heft zu kritzeln. Jenny sah einige Male zu mir, doch dann versuchte auch sie dem Unterricht zu folgen.
Wenigsten verging der Rest der Schulzeit ein wenig schneller. Nach dem Gong, der das Ende der letzten Stunde ankündigte, stürmten Isa und ich so schnell es ging zum Bus. Wir hatten nur wenig Zeit um uns groß von den anderen zu verabschieden.
„Endlich Wochenende.“ Stellte ich glücklich fest, als sich Isa im Bus neben mir niederlies.
„Ja, das wurde auch Zeit. Wir fahren nach Bremen.“ Verkündete sie stolz.
„Echt?“
„Ja, voll cool. Meine Eltern kennen…“ und dann fing sie an zu erzählen. Ich tat so als wenn ich aufmerksam zuhören würde und sagte immer an den richtigen Stellen, an denen sie gerade eine Pause machte um Luft zu holen „aha“ und „ja?“. In Wirklichkeit nahm ich jedoch nur die Hälfte von ihren Erzählungen wahr. Eigentlich war ich mit den Gedanken ganz wo anders, was sie aber nicht zu bemerken schien.

Kaum war ich Zuhause angekommen, da musste ich auch schon wieder los. Wie jeden Freitag ging ich zum Friedhof um dort das Grab meiner verstorbenen Oma zu besuchen. Sie starb vor etwa einem Jahr und hinterließ in mir eine riesige Wunde in meinem Herz. Damals geriet ich in ein fürchterliches tief, denn sie war wirklich die einzige Person der ich mich jemals anvertraut habe. Bei meinen Eltern war mir das nie möglich gewesen. Den Grund kannte ich selbst nicht.
Sie starb an einem Freitag. Ich habe sie damals gefunden wie sie auf dem Boden lag, an ihrem Kopf die blutende Wunde und in ihren Hand ein zersplittertes Glas, welches wohl beim Aufprall zersprungen sein musste.
Ich holte mein Fahrrad aus dem Schuppen, der neben unserem Haus stand und fuhr los. Ich raste wie der Wind, denn ich musste mich noch fertig machen, da wir heute Abend noch Essen gehen würden. Somit trat ich voll in die Pedale. Als ich an dem Blumenladen vorbeikam blieb ich urplötzlich stehen. Draußen vor der Tür standen Rosen mit einer so dunkelroten Farbe, das mich an das Blut auf dem Fußboden erinnerte. Aus irgendeinem Grund musste ich eine haben. Somit kaufte ich eine und fuhr weiter.
Während ich meinen Weg fortsetzte dachte ich an die Zeit als meine Oma noch lebte und den Unterschied zu jetzt. Damals lebten wir noch neben meiner Oma. Es war zwar nur eine Wohnung, doch genug Platz hatten wir allemal. Ich hatte meine Eltern nicht verstanden als sie nach dem Tod meiner Oma unbedingt ausziehen wollten. „Zu viele Erinnerungen liegen hier.“ Hatte mein Vater einmal gesagt.
Ich fand die Wohnung besser, doch ich hatte nichts in meiner Familie zu melden. Ich war ja die Kleinste. Ich war einfach nur das Mädchen, das gute Schulnoten mit nach Hause bringen sollte und das immer brav und anständig war. So war mein Standpunkt. Es war bestimmt kein schlechter, doch so manchmal reichte mir das einfach nicht. Es war mir einfach zu gewöhnlich, warum musste auch ausgerechnet ich in dieses blöde brave Mädchen Klischee hineinpassen? Warum konnte ich nicht sowas wie eine Schlägerbraut sein, vor der alle anderen Respekt haben, aus Angst verprügelt zu werden. Wahrscheinlich war einer der vielen Gründe meine Angst. Und mit Angst meine ich nicht die Angst die man vor Monstern hat, oder in der Dunkelheit, nein ich hatte Angst davor, dass meine Eltern böse auf mich waren und dass ich sie enttäuschen würde. Ich wollte es ihnen immer einfach machen, so wie es meine Oma mir einmal gesagt hatte.
„Und mach deinen Eltern nicht so viel Ärger.“ Hatte sie einmal gesagt. Ich hielt mich daran. Und trotz allem, trotz der Schule die mir so leicht fiel, trotz der vielen Freunde die ich besaß, trotz der Familie die ich hatte, war ich unglücklich. Denn ich wusste mir fehlt etwas, auch wenn ich nicht wusste, was es genau war.

Am Grab angekommen lies ich mich auf meine Knie sinken und stieß einen Seufzer aus. „Du hast mich zu früh verlassen.“ Flüsterte ich so leise, dass ich mir sicher war niemand würde es hören. Vielleicht hättest du ja eine Ahnung warum ich so unglücklich bin. Ich legte die Rose mitten auf die feuchte Erde die gut gepflegt war. Ich schloss die Augen und sprach in Gedanken eine bitte an meine Oma in der Hoffnung sie könnte mich hören und mir helfen, als mir urplötzlich und wie aus dem Nichts eine düstere und dunkle Stimme aus meinen Gedanken riss.
„Was haben wir denn hier, was macht ein so schönes Mädchen wie du an einem Ort wie diesen?“ ich riss die Augen auf und sah nach Rechts, von wo ich die Stimme vermutete. Ich traute meinen Augen nicht, denn ich sah 2 große schwarze Stiefel, die mit silbernen Ketten verziert waren. Mein Blick wanderte nach oben, ich sah eine schwarze Hose die an einigen Stellen Löcher aufwies, einen schwarzen Ledermantel der fast bis zum Boden reichte, 2 giftgrüne Augen die mich ins Visier gefasst hatten, ein schmales blasses Gesicht, mit langen schwarzen Haaren, die einen dunkelroten Stich besaßen. Außerdem fiel mir ein schwarzer Zylinder auf, der auf dem Kopf des Unbekannten saß. Er strahlte eine gewisse Gefahr aus, doch sah nicht sehr alt aus, 15,16 vielleicht sogar 17, doch keineswegs älter. Erst jetzt merkte ich, dass der Unbekannte mit mir sprach.
„Ich?“ fragte ich hilflos. „Ich besuche nur das Grab meiner Großmutter.“ Mein Herz fing an wild zu pochen, ich erhob mich um einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen und um nicht von unten aus den Jungen, der mir nun gegenüber stand zu betrachten.
Er sah einmal kurz zur Seite auf das Grab meiner Oma, danach wanderte sein Blick wieder zu mir. Ein leichtes Lächeln umspielten seine Lippen, dann sagte er:
„Ja, das letzte Bett hat immer einen Deckel. Wie auch immer, hast du Lust ein bisschen rum zu gehen?“ er sah mich forschend an. Blöd wie ich war sagte ich das erste was mir ein viel:
„Wieso denn das?“ am liebsten hätte ich mich selbst dafür geohrfeigt.
„Wieso nicht? Dann können wir ein bisschen reden…sofern du das willst.“ Noch immer starrte ich in seine Augen. Da war so ein leuchten, eine finstere Aura die ihn umgab. Ich war so fasziniert, dass ich ohne groß nachzudenken
„klar“ antwortete. Der Junge grinste breit und entblößte seine perfekten Zähne.
„Sehr gut. Mein Name ist übrigens Steve, aber meine Freunde nennen mich Cruel.“ Sagte er und reichte mir seine Hand. Er trug drei große und silberne Ringe.
Mein Magen zog sich zusammen. Cruel, das heißt brutal, warum heißt er wohl so?
„Ich heiße Sarah.“ Sagte ich und nahm seine Hand, sie war so eiskalt, das ich innerlich zusammenzuckte. Ich glaubte zu spüren wie er sich anspannte als meine Haut die seine berührte. Steves Händedruck war fest, so fest das sich seine Ringe in meine Haut hineinbohrten, doch ich lies es mir nicht anmerken. Steve drehte sich um und ging einen Schritt vor, ich folgte ihm und vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen. Ich achtete darauf eine gewisse Distanz zwischen uns zu halten.
„Bist du öfters hier?“ fragte Steve und sah mich an. Ich allerdings wich seinem Blick aus. Ich konnte seinem Blick eh nicht standhalten.
„Ja, jeden Freitag.“ Antwortete ich.
„Jeden?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Darf ich fragen wieso?“
„vor einem Jahr starb meine Großmutter. Es war ein Freitag. Das war damals ziemlich hart für mich.“ Erklärte ich und starrte geradeaus. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass mich Steve aufmerksam musterte.
„Wie alt bist du eigentlich?“ fragte ich um die Stille zu übergehen.
„16 und du?“
„14.“
„Krass.“
„was denn?“
„Du siehst nicht aus wie 14.“
„Ich wird ja auch bald schon 15.“ Steve blieb stehen und sah mich wieder an. Ich tat es ihm gleich. Noch einmal wagte ich einen Blick in seine giftgrünen Augen und wieder zogen sie mich in den Bann. Die Zeit hätte so einfach verstreichen können und ich würde einfach nur in seine wunderschönen und einzigartigen Augen sehen.
„Wie kommst es das du so eine Augenfarbe hast?“ fragte ich schließlich. Langsam lockerte sich meine Anspannung auf.
Steve grinste wieder breit, wodurch er noch besser aussah.
„Kontaktlinsen.“
„Du hast eine Sehschwäche?“
„Nein, das sind nur Farblinsen.“
„Cool.“
Steve lachte in sich hinein. „Wohnst du hier in der Nähe?“ bei dieser Frage sah er mich forschend an.
„Etwa 7 Minuten mit dem Fahrrad.“ Antworte ich. „und du?“
„Ein bisschen weiter, aber nicht viel.“
„Wie kommt es das ich dich noch nie gesehen hab?“ Ich hätte mir am liebsten auf die Zunge gebissen, doch ich wollte einfach so viel wie möglich über Steve erfahren.
„Ich bin erst vor einen halben Jahr hierhin gezogen.“ Gab Steve zur Antwort.
„Oh, ich wohne hier schon immer.“ Gab ich zu verstehen, was Cruel wohl sehr interessant fand.
„Und wie gefällt es dir?“ fragte er und sah mich noch immer an.
„Eigentlich ganz gut.“ Bei meiner Antwort hob Cruel die Augenbrauen.
„Eigentlich? Und uneigentlich?“ hakte er nach. Normalerweise hätte ich jetzt die Schultern gehoben und nichts weiter darauf gesagt, da ich eigentlich fast nie über meine tieferen Gedanken sprach, doch in diesem Augenblick, verspürte ich auf einmal so eine Macht, die mich dazu bringen wollte Steve alles zu erzählen. Ohne groß nachzudenken antwortete ich:
„Es ist ganz schön hier, nur ich finde einfach zu langweilig. Hier passiert nie etwas und man kann nichts Aufregendes erleben, ich schätze weil hier einfach das Niemandsland ist.“ Kurze Zeit schwieg Steve und in mir erwachte eine Art Unbefangenheit. Hatte ich etwa zu viel geplaudert? Dann ging alles ganz schnell. Ehe ich mich versah trat Steve einen Schritt auf mich zu, sodass sein Gesicht ganz nah an meinem war. Ich wollte zurückweichen, doch meine Beine gehorchten mir nicht, genauso wie mein ganzer Körper. Mein Herz fing an zu rasen.
„Langweilig?“ hauchte er. „Nun, das kann sich ganz schnell ändern wenn du es drauf anlegst.“ Seine grünen Augen sahen mich so intensiv an das ich beinahe vergaß zu atmen.
„Was?“ piepste ich. Ohne auch nur ein Mal zu blinzeln flüsterte Steve:
„Ich kenne genug Dinge um das Leben interessant zu machen.“ Er fing an zu grinsen und entblößte erneut seine perfekten Zähne.
„Dinge, die deinen Verstand und deine Vorstellungen weit überschreiten.“
Was sollte das? Versuchte er mir etwa Angst einzuflößen? Meine Schrecksekunde war längst vorbei, ich hatte mich soweit gefasst, dass meine Stimme wieder halbwegs normal war. Ich wollte keinesfalls zeigen wie viel Furcht ich verspürt hatte und versuchte meinen Fehler von gerade wieder gutzumachen. Ich trat einen Schritt zurück um Steve besser sehen zu können. Dann fing ich an zu grinsen und zuckte mit den Schultern.
„Wenn du meinst.“ Sagte ich. „Möglich, dass dein Leben nicht langweilig ist. Wie auch immer, falls du glaubst, du müsstest mir Angst einjagen, das kannst du schnell wieder vergessen, ich bin kein dummes Mädchen, das bei einer blöden Spinne oder einen Horrorfilm gleich unter die Bettdecke kriecht.“ Steve lachte in sich hinein.
„Gewiss nicht, das habe ich auch nicht erwartet, wenn dem so wäre hätte ich dich gar nicht erst angesprochen.“
„Nein? Dann sag mir, warum hast du es getan? Was willst du von mir?“ fragte ich. Ich sah wie Steves Augen aufblitzen.
„Ich habe dich angesprochen weil ich herausfinden wollte ob ich mich in dir getäuscht habe oder nicht.“ Ich schwieg, was redet er da für einen Schwachsinn? Steve fuhr fort.
„Als ich einen Blick auf dich warf sah ich in deinen Augen dieses Verlangen nach etwas, was du selbst nicht kennst.“ Wieder lachte er in sich hinein. „Und so wie es aussieht habe ich Recht. Es stimmt doch oder nicht? Gibt es nicht manche Tage, an denen du spürst das dir etwas fehlt, doch du kannst nicht erklären was es ist? Hast du nicht manchmal das Verlangen etwas total Verrücktes zu tun, oder einfach anders zu sein als die ganze Welt?“
Ich dachte über seine Worte nach. Er hatte Recht, mit jedem einzelnem Wort traf er mich. Steve deutete mein Schwiegen wohl als Bestätigung, denn er sprach zu mir:
„Ich wusste es. Nun, ich kann dir dabei helfen.“
„Mir dabei helfen? Wieso solltest du das tun?“
„Du scheinst mir ein cleveres Mädchen zu sein. Nicht so dumm und arrogant wie all die anderen. Du würdest perfekt zu uns passen.“ Mir fiel sein plural auf.
„Uns?“ hakte ich nach.
„Ja uns, ich bin nicht der Einzige hier und wenn du es drauf anlegst und es auch ernst meinst, dann bist du auch bald schon eine von uns.“
Die Betonung die in seinem letzten Wort lag, löste in mir ein eigenartiges Gefühl aus. Ich würde zu denen gehören, die ich immer schon angehimmelt hatte. Doch dann dachte ich daran was alles passieren könnte, ich dachte daran, was meine Eltern mir schon oft über solche Menschen wie Steve erzählt hatten. Alle seien gefährlich und in irgendwelche kriminellen Banden verstrickt hatte mir mein Vater einmal erzählt. Ich musste hier weg und zwar ganz schnell.
„Interessant was du da sagst, doch das ändert nichts daran, dass ich jetzt gehen muss.“ Ich drehte mich um, doch bevor ich gehen konnte packte Steve mich am Arm und hielt mich fest.
„Warte, sehen wir uns morgen wieder?“ fragte er. In mir tobten meine Gefühle in einer Schlacht zwischen Gut und Böse. Eine Seite wollte nur noch weg hier. Dieser Teil von mir hatte Angst vor Steve und vor seinen Worten. Doch die andere Seite in mir, wollte ihn wiedersehen. Dieser Teil sah die große Chance, mein so langweiliges Leben hinter mir zu lassen und etwas neues Aufregendes zu beginnen und jenes Verlangen in mir zu stillen.
„Von mir aus.“ Antwortete ich und versuchte so gleichgültig wie mir nur möglich zu klingen. Er sollte nicht unbedingt wissen wie beeindruckt ich von ihm war.
„Ausgezeichnet. Morgen, elf Uhr?“
Ich überschlug schnell in meinen Gedanken ob ich morgen irgendetwas vor hätte, dann antwortete ich:
„Klar.“ Steve grinste wieder so schön und lies mich los.
„Dann bis morgen.“ Er nickte mir zu.
„Ja, bis morgen.“ Verabschiedete ich mich und drehte mich um, um zu meinem Fahrrad zu gehen. Als ich schon fast da, warf ich einen letzten Blick über meine Schultern um Steve noch ein letztes Mal zu betrachten, doch er war schon längst verschwunden. Immer noch ein bisschen benommen von dem, was gerade passiert war stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr los. So ganz konnte ich noch nicht begreifen was gerade passiert war.

Kapitel 2 – Vielleicht ist alles nur Verarsche?!

Als ich Zuhause angekommen war, öffnete mir meine Mutter die Tür und sah mich etwas verärgert an.
„Warum bist du so spät, jetzt beeil dich und mach dich fertig. Es macht einen schlechten Eindruck wenn man zu spät zum Essen kommt.“ Ich nahm es mit einem Nicken hin und ging nach oben in mein Zimmer. Natürlich macht es einen sehr, sehr schlechten Eindruck wenn man zu spät kommt. Und der Eindruck ist schließlich das wichtigste auf der Welt. Ich schüttelte den Kopf. So waren meine Eltern nun mal. Einen guten Eindruck machen war wichtiger als alles andere. Dabei hatte ich doch eigentlich noch vor Jenny anzurufen. Ich zog mich um.
Ich entschied mich für meine gute Jeans, dazu ein rotes T-Shirt, was zusammen gut miteinander harmonierte. Als ich mich im Spiegel betrachtete, dachte ich daran, wie Steve das wohl gefallen würde. Sicher kein bisschen, schließlich waren das ja Farben die ich gerade trug. Ich überlegte wie ich wohl aussehen würde, wenn ich mal so schwarze Sachen tragen würde. Passte das zu mir?
Während ich mich vor meinem Spiegel so hin und her drehte um meinen Körper zu betrachten, kamen mir die wildesten Outfits in den Sinn. Zerrissene Jeans, schwarze Röcke, Shirts mit Skeletten und Totenköpfen, überall Silberketten und natürlich gigantische schwarze Stiefel, am besten mit langen und spitzen Nieten.
„Wann fahren wir?“ rief ich so laut wie möglich damit meine Mutter oder mein Vater mich hören konnten.
„So um fünf.“ Rief meine Mum zurück. Ich schaute auf die Uhr, ich hatte noch eine Viertelstunde Zeit. Nicht genügend um Jenny alles zu erzählen. Ich sah es gewissermaßen als meine Pflicht an ihr alles zu berichten, schließlich waren wir beste Freundinnen, da gab es kein wenn und aber. Wir erzählten uns immer alles. Vor allem wenn es um Jungs ging. Dennoch hatte ich schon ein schlechtes Gefühl, denn ich war mir nicht sicher wie sie auf Steve reagieren würde.
Nachdem wir Essen waren, in einem meiner Lieblings Restaurants, lief ich schnell zum Telefon um Jenny anzurufen. Es war zwar schon halb neun, aber schließlich war es auch Freitag, somit war ich mir sicher, sie würde es mir nicht übel nehmen, dass ich jetzt noch anrief. Vor allem da ich ja die Neuigkeiten schlechthin zu erzählen hatte.
Ich brauchte nicht lange zu warten, ehe Jenny abnahm.
„Hallo?“ fragte sie in ihrer zuckersüßen Telefonstimme.
„Hey Homie.“
„Ah, Sarah, was gibt’s?“
„Du wist es nicht glauben, morgen treff ich mich mit Steve, einen Jungen den ich vor etwa 4 Stunden kennengelernt habe.“
„Echt? Ist ja super, erzähl, woher kennt ihr euch, wie kam’s zu dem treffen und wie sieht er aus?“
Typisch Jenny, natürlich musste sie 3 Fragen auf einmal stellen und jedes noch so kleine Detail wissen.
„Also, ich kenne ihn seit heute, er hat mich angesprochen…“
„Einfach so?“ unterbrach sie mich.
„Ja einfach so.“ ich entschied mich, ihr doch nicht ganz die Wahrheit zu erzählen, schlimm genug, dass Steve ein Gothic war, aber das er mich auf dem Friedhof angesprochen hat, das wäre eindeutig zu viel für Jenny.
„Er fragte wie es mir geht und so, naja dabei kamen wir halt ins Gespräch.“ In ein sehr, sehr komisches Gespräch wenn ich ehrlich bin. „Dann musste ich los, weil ich mit meiner Familie doch zum Essen gefahren bin…“
„Wo war das denn?“
„was jetzt?“
„Na WO hat er dich angesprochen?“
„Ach so, das war am Wald.“
„Am Wald? Was hattest du denn da verloren?“
„Ich wollte einfach mal so daher gehen.“
„aha.“ Ich erkannte an Jennys Ton ihre Zweifel, dennoch fragte sie nicht weiter, sondern kam zu der Frage, vor der ich mich am meisten gefürchtet hatte.
„Und jetzt schieß los, wie sieht er aus? Blonde Haare? Blaue Augen? Schöner Körper?“
Einen Augenblick lang schwieg ich, denn ich wusste nicht wie ich Steve beschreiben sollte. Außerdem war es mir noch immer unangenehm es Jenny zu erzählen. Aber was soll’s, da musste ich nun einmal durch.
„Bist du noch dran?“ fragte Jenny.
„Ja klar.“
„Also was ist jetzt?“ drängte sie mich ungeduldig. Ich holte einmal tief Luft, dann fing ich an zu erzählen.
„Er ist einen halben Kopf größer als ich, hat lange schwarzrote Haare, ist blass, muskulös und trug eine schwarze zerrissene Jeans, ein schwarzes Shirt, darüber einen langen schwarzen Ledermantel und 2 gigantische Stiefel.“ Ich wartete eine kurze Zeit lang sagte sie nichts, ehe sie zu kichern an fing.
„Aha, nein, jetzt sei mal ernst, wie sieht er aus.“
„Das war mein voller Ernst Jenny, wirklich ohne scheiss.“
„Wie bitte?“
„Du hast schon richtig gehört, so in etwa sieht er aus.“
„Oh mein Gott, dass heißt ja er ist…er ist…“
„Ein Gothic. Jap. So sieht’s aus.“
„Ich glaub’s nicht, du und ein Gothic, woah das hätte ich nie erwartet. Aber sag mal, sieht er gruselig aus?“
„Ja.“
„So richtig?“
„Jaha.“
„hattest du Angst?“
„ähm nee eigentlich nicht direkt. Ich mein ich hatte schon ein komisches Gefühl, aber es war jetzt nicht so das ich Schiss vor ihm hatte, sonst würde ich mich ja wohl kaum mit ihm wieder treffen oder?“
„Ja du hast Recht. Aber bitte sei vorsichtig.“
Ich kicherte. „Vorsichtig? Glaubst du er wird mich dem dunklen Gott opfern?“
„Ja, das wäre eine der Möglichkeiten. Aber…“ sie schwieg, was mich sehr misstrauisch machte, denn eigentlich führte Jenny ihre Sätze immer zu Ende.
„Aber…?“
„Hast du dich nie gefragt warum ausgerechnet er, dich anspricht? Ich mein warum sollte so einer jemanden normales wie dich ansprechen?“ Weil er möchte das ich auch so werde. Dachte ich, ehe mir ein weiterer Gedanke kam. Aber warum gerade ich? ER sagte er hätte so etwas in meinen Augen gesehen, aber wie konnte er das? Hatte er mich etwa beobachtet? Warum? Was bin ich schon? Ein normales Mädchen wie jedes andere auch. Warum sollte ausgerechnet ICH diejenige sein, die zu ihm und seinen Freunden passen würde.
„Hmm, wenn du mich so danach fragst, nein, so direkt habe ich nicht daran gedacht.“
„Hör mal, ich will dir um Himmelswillen nicht deinen Typen wieder ausreden oder so, ich will nur nicht, dass er dich verletzt. Ich meine, hast du schon mal daran Gedacht…also…ähm…Vielleicht ist alles nur Verarsche?“ Jenny worte trafen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war natürlich wieder zu blöde um selber drauf zu kommen.
„Hmm, du hast Recht.“ Ich seufzte. „Ich denke es ist besser wenn ich morgen zuhause bleibe, was?“
„Ach was, das wollte ich doch gar nicht damit sagen. Ich will nur, dass du vorsichtig bist und ihn nicht gleich mit offenen Armen empfängst, verstehst du? Er soll erst mal zeigen, wie wichtig du ihm bist, wenn er das nicht tut, dann ist doch klar, dass er dich nur reinlegen will, wenn nicht, dann hast du vielleicht endlich mal Glück mit Jungs.“ Unwillkürlich musste ich grinsen. Das war Jenny, sie war immer so direkt und konnte mir so wunderbar helfen. Ich war ihr echt dankbar.
„Man, hast recht, vielen Dank Jenny.“
„Hey, kein Problem dafür sind Freunde doch da. Und jetzt mach dir bloß keinen Kopf darüber, es wird schon gut gehen, ich drück dir die Daumen.“
„Danke, mach’s gut.“ Ich wollte gerade auflegen, da rief Jenny schnell:
„Und wehe du rufst morgen nicht an um mir einen ausführlichen Bericht zu liefern!“
Ich fing an zu lachen ehe ich auflegte. Am liebsten jedoch hätte ich Jenny morgen mitgenommen, doch das war nicht möglich. Das musste ich ganz alleine durchstehen, zum einen, weil ich mir selbst das schuldig war, denn wie Jenny schon sagte, mein Glück mit Jungs war nun wirklich mehr als miserabel, und zum andern, weil ich zu Steve gesagt hatte, ich wäre keines von diesen Mädchen die schnell angst bekämen, wenn ich also mit Jenny dort auftauchen würde, wäre das ein klaren Zeichen dass ich Angst vor Steve hatte.

Die Nacht lag ich in meinem Bett und drehte mich von einer Seite zur anderen. Ich war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Konnte es wirklich sein, dass ein einziger Junge mich so dermaßen aus der Fassung bringen konnte? Natürlich Steve war schon anders, aber das heißt doch nicht gleich, dass ich so aufgeregt bin, nur weil wir uns morgen sehen?
Natürlich hatte ich in der ganzen Aufregung vergessen mir meinen Wecker zu stellen und musste somit feststellen, dass es bereits viertel vor elf war. „Verdammt.“ Fluchte ich, ehe ich aus dem Bett sprang und beinahe umkippte, weil mir ganz plötzlich übel wurde. Ich lief schnell ins Badezimmer und machte mich fertig. Danach zog ich in Windeseile meine Klamotten an. Meine Familie war nicht zuhause, wie jeden Samstagmorgen, da sie ja immer in Münster auf dem Mark einkauften. Ich hatte schon vor langer Zeit die Lust daran verloren, weil ich immer mehr zum Langschläfer mutierte.
Noch während ich die Tür hinter mir zuzog überlegte ich ganz genau wie ich mich gleich verhalten würde. Jenny hatte ganz recht, er sollte erst mal beweisen das ihm wirklich was an mir lag, sagen kann das ja jeder. Ich ging in einem Tempo, dass ich schon frühzeitig Seitenstiche bekam, weil ich natürlich unregelmäßig ein und ausgeatmet hatte.
Schon von weitem sah ich Steve, dessen Mantel im Wind zu schweben schien. Er lehnte an einem Teil der Mauer, die den Friedhof umgab und hielt eine Zigarette in der linken Hand. Rauchen ist tödlich. Dachte ich mir noch, als ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. Steve schmiss den Zigarettenstummel weg, trat einen Schritt auf mich zu und ergriff meine rechte Hand. „Schön dich zu sehen.“ Sagte er leise und gab mir einen Handkuss und ganz plötzlich waren alle meine Vorsätze wie in nichts ausgelöst und ich konnte kaum klar denken.
„Hall-o Steve“ begrüßte ich ihn, noch immer etwas verwirrt und den Blick auf unsere Hände gerichtet, die sich noch immer festhielten.
„Nenn mich doch bitte Cruel.“ Bat er mich.
„Oh okay.“ Was sagte er noch? Mein menschlicher Name ist Steve, aber meine Freunde nennen mich Cruel…gehör ich etwa zu seinen Freunden?
„Wie wäre es, wenn ich dich heute mal den anderen vorstelle?“ Cruel riss mich aus meinen Gedanken.
„Na klar.“ Antwortet ich schlicht und vergas natürlich Jennys Rat.
„Nun gut, folge mir.“ Sprach Cruel und ging voraus, ich folgte ihm. Ich musste einige große Schritte machen um ihn einzuholen, sodass wir nebeneinander hergehen konnten. Ich vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen und starrte auf den Weg, dabei traute ich mich nicht recht, zu Cruel hinüber zusehen, glaubte aber aus den Augenwinkel zu bemerken, wie er einige Male zu mir rüber sah.
„Und? Hast du gut geschlafen?“ fragte er sanft.
„Es ging und du?“
„Nein, ich habe kaum geschlafen.“
„Warum?“
„Ich musste an dich denken.“ Ich riss die Augen auf und starrte ihn an.
„haha sehr lustig.“ Antwortete ich patzig.
„Das war kein Scherz.“ Meinte Cruel und er klang etwas verärgert.
„hm.“ Wortgewand wie ich war, fiel mir natürlich nicht mehr ein. Aber ich dachte über seine Worte nach. Es klang wirklich nicht wie ein Scherz.
„Wie lange hast du denn heute Zeit?“ fragte Cruel, um wohl ein Gespräch aufzubauen.
„so bis 6.“
„Nur?“ Cruel schien erstaunt. „Es ist Wochenende.“
„ja ich weiß, aber mein Vater mag es nicht so, wenn ich lange wegbleibe.“ Antwortete ich.
Cruel stieß einen Seufzer aus. „Schade. Nun gut.“ Damit war unser Gespräch fürs erste beendet. Er schien nicht so recht zu wissen was er sagen sollte, genauso wie ich, zudem achtete ich mehr auf den Weg, denn mir war immer noch schleierhaft wie ich Cruel in einem so kleinen Dorf übersehen haben könnte, ganz zu schweigen von seinen Freunden. Ein bisschen angespannt war ich schon, wie würden sie aussehen? Und was würden sie von mir sagen?
Allmählich wurde mir immer mehr Bewusst, dass ich bis heute immer nur in einem Teil von meinem Dorf gewesen war. Wir gingen eine Straße entlang die ich so gar nicht kannte. Ich schätze den Weg etwa auf zehn Minuten, bis Cruel vor einem Mehrfamilien Haus stehenblieb. Es war das Haus Nummer 7, Cruel öffnete die Tür und hielt sie mir auf.
„Nach dir.“ Ich lächelte und spürte schon wie mir das Blut ins Gesicht schoss.
„danke“ murmelte ich und trat ein. Die Luft im Inneren des Hauses war stickig und irgendwie muffig. Cruel trat an meine Seite und führte mich eine Treppe hinauf. Es gab nur eine Tür, vor dieser standen bereits 3 Paar Schuhe die unmöglich von ein und derselben Person hätten seien können. Alle waren schwarz. Cruel klopfte 3-mal gegen die Tür, doch anscheinend regte sich nichts.
„Aufgeregt?“ fragte er und warf mir einen Blick zu.
„Ein bisschen“ gab ich zu.
„Keine Angst ich bin ja da.“
Ja sehr Hilfreich. Dachte ich noch, ehe plötzlich die Tür aufgemacht wurde und eine düstere Gestalt vor uns stand. Es war ein Junge, oder wohl eher ein Mann, der etwa so groß war wie ich. Er hatte einen leichten Bart am Kinn und trug ein schwarzes Kopftuch, welches man oft bei alten Rockbands sah. Dazu trug er eine schwarze Hose und ein schwarzes Muskelshirt, wodurch man seinen super durchtrainierten Körper sah. Der man hatte einen Bizeps, von dem viele Jungs wohl träumen. Er sah uns unfreundlich an.
„da bist du ja, du bist ganz schön spät.“ Sagte er zu Cruel, dieser überging seine Bemerkung und stellte mich vor:
„Das ist Sarah, ich kenne sie seit gestern.“ Die düstere Gestalt musterte mich einmal und nickte mir dann zu.
„Sarah, das ist Fearless.“ Wieso heißt er wohl Furchtlos?
„hi“ grüßte ich ihn, doch erhielt keine Antwort. Ist ja ein sehr freundlicher Mensch. Ich sah, das Cruel seine Schuhe auszog, es waren wie ich es erwartet hatte riesige Stiefel. Ich tat es ihm gleich und zog auch meine Schuhe aus.
Wir traten ein, Fearless schloss hinter uns die Tür. Ich blieb an Cruels Seite, denn ich wollte nicht vor gehen, aber es auch nicht riskieren, neben Fearless zu sein. Wir gingen durch eine Art Flur, der mit schwarzen Fliesen ausgelegt war. Eine düstere Atmosphäre herrschte hier, das war mir schon beim eintreten bewusst, doch erst jetzt bemerkte ich diesen eigenartigen Geruch. Er war angenehm, doch irgendwie auch komisch, ich wusste ihn nicht einzuordnen.
Wir betraten einen Raum, der wohl ein Wohnzimmer sein sollte. Ein riesiger Fernseher stand direkt neben einer Stereoanlage von der etliche Kabel hinunter hingen. Links daneben standen 3 schwarze, mit leder bezogene, Sofas. Auf einem saßen zwei Personen. Zwei Jungs die ich so auf 15 Jahre schätze sahen mich erstaunt an.
Der eine hatte schwarze kurze Haare die ziemlich wirr von seinem Kopf abstanden, er senkte den Blick sofort als er mich einmal kurz ansah. Der andere Junge kam mir bekannt vor, ich glaubte ihn manchmal im Bus zu sehen. Er hatte braune Haare, die ihm bis zu den Ohren glatt hinunter hingen. Er war dünn, und hatte ein schönes jugendliches Gesicht. Er sah mich aus seinen braunen Augen neugierig an.
Cruel zog mich vor sich und sprach:
„Darf ich vorstellen, das ist Sarah.“ Danach sprach er zu mir. „Das ist Discret“ er wies mit seiner Hand auf den schwarzhaarigen Jungen der auf den Boden starrte. Verschwiegen. „und dort sitzt Sore.“ Schmerzhaft, hat denn jeder hier so einen Namen?
„Ich glaube dich kenn ich.“ Stellte ich fest und sah Sore an. Dieser lächelte etwas und nickte. „Ja im Bus, oder?“ fragte er mit einer sehr jugendlichen Stimme. Sie war ganz anders, als die von Cruel, die so finster und tief war.
„genau, auf welche Schule gehst du?“ fragte ich.
„auf die Gesamtschule u…“ Sore blickte an mir vorbei und verstummte plötzlich. Cruel packte meinen Arm meiner Meinung nach etwas zu feste und zog mich hinüber zu einem der freien Sofas.
„Komm, wir setzen uns besser, dann kann man sich besser unterhalten.“ Sagte er. Das schwarze Leder war weich, genauso wie bei mir zuhause. Cruel setzte sich direkt neben mich und wollte wohl gerade den Arm um meine Schultern legen als ich mich an Jennys Worte erinnerte. Du solltest ihn nicht mir offenen Armen empfangen.
Also rückte ich etwas zur Seite von Cruel weg, lächelte ihn aber dennoch unschuldig an. Er schien wohl etwas überrascht und wusste wohl nicht genau was er machen sollte, genau in diesem Moment hörte ich es drei Mal klopfen. Cruel stand auf und ging wohl die Tür aufmachen. Ich linste hinüber zu Sore und Discret, die beide zu Fearless starrten. Ich folgte ihren Blicken und erschrak ein wenig, als ich ihn mir gegenübersitzend mit einem riesigen Klappmesser spielend sah. Oh oh, wo bin ich da nur rein geraten? Fragte ich mich noch, als plötzlich 3 Gestalten den Raum betraten. Eine davon war Cruel, die anderen kannte ich nicht. Es waren ein Junge und ein Mädchen. Sie waren beide in etwa so groß wie ich. Der Junge hatte blaue, hochgelegte, das Mädchen schwarze lange Haare. Der Junge riss die Augen auf und starrte mich an, währen das Mädchen an seiner Seite nur einen missmutigen Blick auf mich warf.
„Darf ich vorstellen: Sinister.“ Cruel wies zuerst auf den Jungen mit den blauen Haaren. „Und Sorrow.“ Dann auf das Mädchen. Ich nickte beiden zu und sagte:
„Ich bin Sarah.“ Sie gaben mir weder eine Antwort, noch zeigten sie irgendeine Regung. Scheinen ja alle sehr höflich zu sein. Dachte ich, während sich Cruel wieder neben mich setzte, diesmal jedoch etwas weiter weg von mir. Sinister und Sorrow setzten sich uns gegenüber, wobei mich Sinister noch immer mit einem so durchdringenden Blick anstarrte. Niemand sagte etwas, und ich wusste auch nicht genau, ob ich ein Gespräch anfangen sollte. Ich linste hinüber zu Fearless, der wieder begann mit seinem Messer zu spielen und mich dabei hämisch angrinste. Ich schaute sofort weg, aber wusste ganz genau, dass er in sich hineinlachte. Wo bin ich da nur hineingeraten?
Ich sah zu Sorrow hinüber um sie genauer zu betrachten. Sie trug einen Rock der aus langen schwarzen Stofffetzen zusammengenäht schien. Dazu trug sie ein schwarzes Korsett, das mit dunkelroten Bändern zugeschnürt war. Um die Arme trug sie stark zerrissene Netzstulpen und um ihren Hals sah ich eine silberne Kette mir einem Anhänger der einer Art Zauber Rune glich, doch ich war mir nicht sicher was es darstellen sollte. Ich sah, wie sie sich hinüber zu Sinister lehnte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Dieser lachte kurz und flüsterte was zurück, ehe er in die Runde fragte:
„Was ist los? Gibt’s heute nichts zu trinken?“ ein Hoch von Hohn schwang in seinem Ton mit, was auch Cruel zu bemerken schien, der er erwiderte kühl:
„Hol doch was wenn du so durstig bist.“ Ich schaute zu Cruel, aber sein Blick war ausdruckslos.
Tatsächlich stand Sinister auf und ging aus dem Raum, doch ehe er ihn ganz verlassen konnte rief Cruel:
„Und da du doch ein Gentlemen bist, kannst du gleich für alle was mitbringen.“ Ein Grinsen huschte Cruel über die Lippen und Sinister drehte sich um und sah mich an.
„Willst du denn auch ein Bier?“ fragte er mich und urplötzlich lagen alle Blicke auf mir. Mir stieg ein unangenehmes Gefühl in den Körper, denn bisher hatte ich immer abgelehnt wenn es um alkoholische Getränke ging, weil ich ganz genau wusste, dass meine Eltern mir strickt Alkohol verboten hatten. Allerdings wusste ich auch, dass wenn ich jetzt nein sagen würde, alle denken würden, ich wäre nur so ein braves Mädchen, dass immer ja und Amen zu allem sagt und bei ihnen nichts verloren hatte.
Mit einem schlechten Gewissen nickte ich Sinister zu, dieser verschwand und kam schon kurze Zeit später mit einem ganzen Kasten Bier an. Diesen stellte er in die Mitte des Raums, sodass jeder ihn gut erreichen konnte. Cruel beugte sich vor und ergriff gleich zwei Flaschen, die er doch tatsächlich mit seinen Zähnen öffnete. Den Deckel legte er ganz einfach auf den Tisch und ich fragte mich ernsthaft, wer dies nachher weckräumen würde. Sicher nicht dieser Muskelprotz namens Fearless. Als mir Cruel die Flasche hinhielt, schlug mein Herz sofort höher, dennoch nahm ich sie an und nickte ihm dankend zu. Erst jetzt bemerkte ich, dass alle anderen sich bereits eins genommen hatten und wohl auf etwas warteten. Cruel hielt sein Bier in die Höhe und sprach:
„Auf unseren Gast.“ Dabei sah er mich an. Alle prosteten mir zu und ich spürte wie mir die röte ins Gesicht schoss.
Kaum benetzte der erste Tropfen meine Lippen, schmeckte ich eine unangenehme Bitterkeit, die aber zugleich auf ihre eigene Art verführerisch war. Eigentlich schmeckte das Zeug echt widerlich, doch irgendwie wollte ich doch mehr haben. Nachdem ich zwei große Schlucke getan hatte, setzte ich ab und suchte komischer weise Cruels Blick. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, als er mir zuzwinkerte, wodurch mein Herz sofort einen Aussetzer machte.
Plötzlich ergriff Sinister das Wort.
„So, nun erzähl mal etwas von dir.“ Ich starrte ihn an und sammelte zuerst meine Gedanken ehe ich eine Antwort gab.
„Tja was soll ich groß erzählen? Meinen Namen kennt ihr bereits, ich lebe seit 14 Jahren und kann leider von mir behaupten ich habe noch nicht viel erlebt.“ Ich selbst spürte wie angespannt ich war, dementsprechend war auch meine Tonlage, was die andern aber anscheint nicht zu stören schien. Sinister grinste mich weiter an.
„Hast du einen Spitznamen?“ ich beantwortete seine Frage mit einem Kopfschütteln.
„Sehr gut, dann hast du jetzt einen. Ich finde Deathy passt zu dir.“
Ich hob die Augenbrauen und urplötzlich lagen schon wieder alle Blicke auf mir, nur Cruel sah zu Sinister hinüber und was ich in seinen Augen sah, erschrak mich. Cruels Augen loderten wie Feuer, es schien, als wenn er Sinister mit bloßem Blick töten wollte und ich hätte meine Seele darauf verwettet, dass er dies auch geschafft hätte. Mir blieb keine Zeit lange darüber nachzudenken aus welchem Grund Cruel so erbost war, denn schon nach einem Moment verschwanden jene Anzeichen von Zorn auf Cruels Gesicht. Stattdessen sah er mich unverwandt an und lächelte.
„Tja, damit bist du wohl die erste, die bereits nach noch nicht mal einer Stunde einen Namen bei uns hat.“
Ein wenig fühlte ich mich geehrt. Da saß ich zwischen all den „Gothics“ und war schon in sofern ein Teil von ihnen, dass ich einen Spitznamen bei ihnen hatte. War ich denn echt so besonders wie Cruel sagte? Ich bemerkte wie ich ganz unbewusst einen Schluck Bier trank. Meine Blicke huschten immer wieder in die Gesichter der anderen, doch kein einziges Mal traute ich mich in Cruels Augen zu sehen. Ich dachte über seine Augenfarbe nach. Dieses stechende grün, dass so unnatürlich und anders war, ging mir nicht mehr aus den Kopf. Es war fast so, als wenn sie mir den einstieg in eine neue Welt gewähren würden.
„Wie sieht’s denn heute mit einer kleinen Spritztour aus?“ fragte Sinister ganz plötzlich. Ich konnte mir darunter nicht viel vorstellen.
„Ich bin dabei“ murmelte Fearless ohne aufzusehen.
„was ist mit dir Kleine?“
Ich schaute neben mich und sah in Cruel’s Augen die mich erwartungsvoll anschauten. „Ähm, klar, wohin geht’s denn?“
Cruels Lachen war unergründlich. „Das wirst du dann schon sehen. Sorrow? Du hast doch bestimmt noch eine warme Jacke für sie oder nicht?“
Sie nickte nur. Eine Jacke? Wofür denn das?
„Sehr schön, dann treffen wir uns in einer Stunde wie immer am Ring.“ Mit diesen Worten standen sowohl Cruel, als auch alle anderen auf. Ich tat es ihnen schnell gleich und folgte Cruel. Alle außer Fearless verließen die Wohnung woraus ich schloss, dass diese Wohnung doch tatsächlich ihm gehörte.
„was machen wir jetzt?“ fragte ich Cruel so leise, dass kein anderer mich hören konnte.
„Wir zwei gehen jetzt zu mir.“
Es wurde eine Szene wie aus einem Film, ohne sich zu verabschieden gingen wir auseinander. Sorrow und Sinister in eine Richtung, Sore, Discret Cruel und ich in die andere. Doch schon bei der nächsten Kreuzung schien unsere Gruppe wieder kleiner zu werden, denn Sore verabschiedete sich mit:
„tschüss, bis zum nächsten mal.“ Etwas verdutzt davon, dass Sore anscheinend nicht bei der nächsten Aktion dabei sein würde sagte ich:
„Tschüss.“ Und hielt ihm die Hand in. Erst nach einem leichten Zögern schüttelte er meine Hand, dann bog er mit Discret zusammen in die andere Richtung ab.
„ups.“ Murmelte ich.
„was ist denn?“ fragte Cruel mit einem leichten Unterton den ich nicht einzuordnen wusste.
„Ich wusste nicht das Discret auch mit Sore geht, sonst hätte ich ihm tschüss gesagt.“
„das brauchst du nicht, er redet nicht viel, wie sein Name schon sagt und er legt auch keinen Wert auf Begrüßungen und Verabschiedungen.“
„trotzdem ich finde, dass gehört sich so.“
Cruel lachte in sich hinein.
„Du lässt dich nicht leicht von deiner Meinung abbringen, was?“
„nicht wirklich, zumindest nicht wenn es um Höflichkeit geht.“ Ich grinste.
„du siehst wunderschön aus wenn du so lächelst.“ Wechselte Cruel ganz plötzlich das Thema, sodass ich aus der Bahn geworfen wurde. Als ich realisierte, dass er mir gerade ein Kompliment gemacht hatte, wurde mein Kopf knallrot und ich murmelte ein kaum verständliches „danke sehr.“
Wir machten uns auf den Weg. Mein Herz fing an zu rasen, ich wusste ja nicht was mir nun bevorstehen würde, also beschloss ich zu fragen.
„Was machen wir denn jetzt eigentlich?“
„Wir fahren mit den Motorädern weg.“ Antwortete Cruel Schlichtwegs.
„Wie jetzt? So richtig? Du bist doch erst 16.“
Cruel lachte und irgendwie klang es wunderbar.
„Das sind so gut wie alle, Fearless ausgenommen. Aber was soll‘s? Bevor uns jemand erwischt sind wir schon weg.“
„Aber kannst du denn schon richtig fahren? Und was ist wenn etwas passiert.“
„Hör ich da etwa Angst?“ stachelte Cruel mich an. Angst? Was hatte das mit Angst zu tun? Nichts! Oder? Mir war klar ich musste mein Gesicht waren, ich hatte doch am Tag zuvor klargemacht, dass ich nicht gleich unter die Bettdecke krieche, also musste ich da jetzt auch durch.
„Von wegen, ich wollte das nur mal so wissen.“ Ich linste zu ihm rüber und sah wie Cruel nur so vor sich hin grinste. Sicher machte er sich über mich lustig. Dem werd ich‘s zeigen.
Ich schätze den Weg auf etwa 10 Minuten, wir hatten kein Wort mehr gesprochen. Plötzlich zog Cruel eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche und nahm sich eine raus.
„Auch eine?“ fragte er und hielt mir die Schachtel verführerisch hin. Einen Augenblick lang wollte ich schon ja sagen ehe ich mich zusammen nahm und sagte
„nein danke, ich hab aufgehört mit sowas.“ Das war die Wahrheit, schon drei Mal hatte ich in meinem Leben in den Zigaretten die Zuflucht gesucht und drei Mal hatte ich es geschafft davon loszukommen, Jedes weitere mal wurde schwieriger und ich wollte es nicht drauf anlegen noch einmal darauf ankommen lassen.
„aufgehört?“ fragte Cruel nach und zog die Augenbrauen hoch. Anscheinend hatte er das nicht erwartet.
„Ja, drei Mal schon.“
„Wieso?“ hakte er nach, doch ich schwieg. Das waren gründe die ihn nichts angingen. Ich hatte das noch nie jemanden gesagt, warum sollte ich das jetzt bei ihm ändern?
Willst du es mir nicht sagen?“ fragte er.
Ich schüttelte den Kopf, ganz in meinen Gedanken von früher versunken.
Den Rest des Weges achtete ich auf nichts mehr, ich war so mit mir selber beschäftigt und fing an mit den Tränen zu kämpfen.
„Wir sind da.“ Sprach Cruel und öffnete plötzlich eine Haustür.
Ich schaute auf und stand vor einem riesigen Haus mit einem wunderschönen Vorgarten.
„los komm rein.“ Rief Cruel der schon längst im Haus verschwunden war. Ich zog meine Schuhe aus und trat ein, vorher aber wischte ich mir noch schnell durch die Augen. Ich schaute mich im Flur um, die Decke war viel höher als bei mir Zuhause, zudem hing ein Kronleuchter von der Decke. Die Wände waren in einem wunderschönen Rot gestrichen, was bei den meisten wohl eher kitschig ausgesehen hätte, aber hier war es einfach nur traumhaft. Ich lehnte mich an eine Kommode die schwarz und altertümlich aussah an und wartete darauf das Cruel mit dem was er machte fertig wurde und wieder zu mir zurückkam. Es war nicht meine Art durch fremde Häuser zu gehen.
„Komm doch in mein Zimmer.“ Ich schrak zusammen als Cruel plötzlich neben mir stand. Er nahm ganz plötzlich meine Hand und zog mich hinter sich her.
Cruels Zimmer war einfach unbeschreiblich. Ein riesiges schwarzes Bett mit rotem Samtbezug stand auf einer Art Erhöhung an der hintersten Wand. Daneben war ein Fenster mit schwarzen Vorhängen die nur wenig Licht durchließen. Rechts neben mir, direkt an der Tür stand ein Schreibtisch, auf dem ich so etwas wie Notenblätter sah. Cruels Fernseher war wohl in der Wand eingebaut, drum herum war ein Regal mit etlichen Büchern und DvDs, zusammen mit dem dunklen Ledersofa bildete es die perfekte Sitzecke zum Fernsehen.
Ich trat einige Schritte ins Zimmer und steuerte auf das Regal zu wo ich einige Rahmen mit Fotos sah. Doch ehe ich sie erreichte kam Cruel mir zuvor und stellte sich so, dass er zwischen mir und den Fotos stand.
„Welche Schuhgröße hast du eigentlich?“
„ähm, 39 wieso?“
„Ich schau mal ob ich passende Schuhe hab, meine Mutter hat auch 39.“ Dann ging Cruel an mir vorbei und ich sah verdutz zu dem Regal. Standen da nicht gerade eben noch 7 Fotos und nicht 6? Ich zuckte mit den Schultern und ging auf das Bett zu. Ich musste unbedingt überprüfen ob das Bett so weich war wie es aussah.
Ich ließ meine Hand darüberfahren und spürte die Sanftheit, die wohl auch Engelsflügel haben müssen.
„schön weich, was?“ Ich schrak zurück und wäre beinahe von der Stufe gefallen die das Bett von dem normalen Boden trennte. Blitzschnell hatte er reagiert und mich am Arm festgehalten.
„Vorsicht, nicht das dir etwas passiert.“ Na super, das war ja mal wieder ein Glanzauftritt von dir Sarah. Dachte ich und lächelte verlegen.
Cruel zeigte mir die Schuhe die er in seiner freien Hand hielt. Meinen Arm hielt er noch immer fest und mir viel auf, dass er mit seinem Daumen über meine Haut strich, was mir ein wunderbar warmes Gefühl in mir aufsteigen ließ.
„Hier das sind die Schuhe, schau mal ob sie dir passen.“ Ich sah mir die Schuhe an, sie waren natürlich schwarz und ähnelten sehr stark Springergstiefeln. Sie gefielen mir sehr. Cruel kniete sich vor mir hin und hob meinen Fuß an. Ich musste mich an seiner Schulter festhalten um nicht umzufallen. Und wieder war mir die Aktion unglaublich peinlich, ich betete förmlich zu Gott dass ich um Himmelswillen keine Schweißfüße hatte.
Cruel zog mir erst den linken, dann den rechten Schuh an und tatsächlich passten sie mir.
Er pfiff durch die Zähne „Wow du siehst echt scharf aus.“ Super, der 10. Moment an diesem Tag an dem ich so rot wie eine Tomate wurde.

Kapitel 3 – Adrenalin

Ich folgte Cruel nach draußen. Ich trug nun die tollen Schuhe seiner Mutter und hielt meine eigenen in der Hand. Zudem hatte ich bereits einen Nierengürtel und ein Paar Handschuhe von Cruels Mutter an. Er ging auf die Garage zu, zog einen Schlüssel heraus und wie von Geisterhand öffnete sich das Tor.
„wie hast du das denn jetzt gemacht?“ fragte ich erstaunt.
„Mit meinen magischen Fähigkeiten und meinen geheimen Mächten, von denen du noch nichts weißt.“ Antwortet er lachend.
„Wow, und sind deine Mächte von heller oder dunkler Natur?“
„natürlich sind es dunkle Mächte.“
Wir gingen in die Garage hinein, es fiel nicht viel Licht auf die Fahrzeuge, aber eines war klar, das waren verdammt teure Teile. Anscheinend hatte jeder aus Cruels Familie ein Motorrad. Er steuerte auf ein schwarzes zu, das mit giftgrünen Blitzen verziert war und auch von vornerein am besten aussah.
„Ist das deins?“
„Ja natürlich, komm du kannst deine Sachen hier rein schmeißen.“
Mein Herzschlag erhöhte sich, nicht nur weil ich Cruel so nahe kam, das ich seinem heißen Atem spüren konnte, sondern auch weil ich vor Aufregung beinahe am platzen war.
Als ich alles verstaut hatte, legte sich plötzlich etwas Warmes um mich.
„Hier, das ist meine Jacke, damit du nicht auf der Hinfahrt frierst.“ Wie süß er doch ist.
„Und was ist mit dir?“
„ich werd‘s schon aushalten.“
„Nein, so geht das nicht, das lass ich nicht zu.“
„Du brauchst wirklich nicht…“
„keine wiederrede Bob.“ fiel ich ihm ins Wort während ich mich aus der warmen und zugleich wunderbar duftenden Jacke schälte und sie ihm wieder in die Hand drückte.
„Bob?“ fragend zog Cruel die Augenbraue hoch und zeigte mir ein unwiderstehliches Lächeln. Ich hätte dahin schmelzen können. So etwas sollte man verbieten…
„Ja, du bist jetzt Bob, Ende, Punkt und aus.“
„Ganz wie du befiehlst meine Liebste.“ Hauchte er und brachte mich beinahe dazu umzufallen. Als ich mich wieder gefasst hatte, trug Cruel bereits seine Jacke und seinen Helm und dieser Anblick verschlug mir die Sprache. Seine Schultern wirkten noch breiter als vorher, seine Brust und sein Oberkörper kamen noch mehr zur Geltung und ich hatte größte Mühe dabei meine Spucke in meinem Mund zu behalten.
Cruel stieg auf sein Motorrad und wendete es, sodass er in Fahrtrichtung zum Ausgang der Garage stand.
„Steig auf Liebste und zieh den Kopf ein.“ Dabei startete er den Motor.
Ich merkte so gerade wie langsam das Garagentor wieder zuging, ehe ich mir blitzschnell den Helm aufsetzte und mich hinter Cruel setzte. Ich hörte noch ein „Festhalten“ ehe das Motorrad unter einem grölenden Geräusch einen Satz nach vorne machte und ich mich nur so gerade an Cruel festkrallen konnte um nicht hinunter geschleudert zu werden. Nur aus Reflex zog ich den Kopf ein um nicht vom Tor erwischt zu werden, doch anstatt das Tempo zu verringern als wir auf der Straße fuhren, gab Cruel noch mehr Gas und schon bereute ich meinen falschen Stolz, denn der Wind war so eisigkalt, dass ich sofort eine Gänsehaut bekam. Doch nicht nur das, durch die wahnsinnige Geschwindigkeit mit der wir durch Heeren brausten setzte mein Herzschlag für einen kurzen Moment aus, nur um dann die verloren Zeit mit einen rasend schnellen Rhythmus wieder gut zu machen. Adrenalin jagte durch meinen Körper, ich verlor jegliches Zeit und Raumgefühl. Ich hatte keine Ahnung wo wir inzwischen waren, ich sah nur Autos und Häuser an mir vorbeiziehen, meine Hände krallten sich in Cruels Rücken und ich versuche mich so fest es ging an ihn zu pressen, um ja nicht hinunterzufallen. Ich war mir sicher das wäre mein Tod. Das dumpfe Geräusch des Motors nahm ich nur halb wahr, ich war fiel zu sehr damit beschäftigt Luft zu holen um nicht Ohnmächtig zu werden. Die scharfe Rechtskurve nahm ich nur wahr, weil das Motorrad stark zu kippen drohte, Cruel hatte keines Wegs das Tempo verringert. Ich sprach die wildesten Flüche aus, die Cruel wahrscheinlich nicht mal hören konnte, ehe wir plötzlich mit quietschenden Reifen zum stehen kamen.
Mit größter Anstrengung riss ich meine Hände von Cruel, die noch immer mit gekrümmten Fingern sich in Cruels Seite bohrten, danach stieg ich ab, nahm den Helm vom Kopf und sackte zu Boden. Erst jetzt sah ich, das Fearless, Sorrow und Sinister auch da waren.
„Was ist los meine Liebste? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Cruel kam besorgt zu mir und kniete sich neben mich. Ich atmete schwer um mich von dem Trip zu erholen, gleichzeitig suchte ich nach den richtigen Worten.
„Das war…“ stotterte ich. „Das war das geilste was ich je gemacht hab.“
Erleichtert fing Cruel an zu lachen. Sinister klopfte mir auf die Schultern.
„Es ist schon was mit Cruel zu fahren, Respekt das du keine Jacke anhast, deine Finger sind sicher schon ganz blau.“ Ich starrte meine Hand an. Meine Finger waren noch immer gekrümmt und es tat weh sie gerade zu machen, aber das war es Wert.
Vor mir fiel eine Jacke auf den Boden.
„Das ist Größe S, die passt dir sicher.“ Sagte Sorrow, oder eher, flüsterte sie.
„S?“ fragte ich „Ich weiß nicht genau, eigentlich trage ich M oder L“ gab ich schüchtern zu. Irgendwie war mir das peinlich.
„Deine Sachen sind ja auch viel zu weit.“ Zwinkerte sie mir zu.
Wiederwillens zog ich die Jacke an, sie war eng, aber passte doch tatsächlich. Als ich in diesem Augenblick in Cruels Augen sah, veränderte sich etwas an ihm, er machte einen Schritt vor und starrte mich aus seinen Augen an. Ich hielt den Atem an, Cruels Gesicht kam immer näher, unsere Lippen berührten sich beinahe, ehe ich meinen Kopf abwand und zurück zum Motorrad ging. Das wäre beinahe mein erster Kuss gewesen. Hallte es in meinem Kopf, doch war es richtig? Hätte ich nicht einfach die Augen schließen sollen und mich einfach gehen lassen?
Cruel stieg auf, und gab mir nur eine kurze Anweisung dass ich aufsteigen solle.
Die anderen taten es uns gleich. Sorrow stieg bei Sinister auf, während Fearless auf sein eigenes stieg.
Ich wollte gerade meinen Helm aufsetzten, ehe Cruel nach hinten griff, ihn mir aus der Hand nahm und etwas in der Innenseite tat. Danach gab er ihn mir wieder und ich setzte ihn auf.
Cruel startete den Motor, diesmal hatte ich genug Zeit meine Hände um Cruel zu schlingen um mich gut festzuhalten, ehe das Bike wieder einen unglaublich schnellen Satz nach vorne machte. Ich duckte mich ein wenig, um mich hinter Cruels Rücken zu verstecken, damit ich nicht den Fahrtwind so stark abbekam.
Wir fuhren schon wieder in einem rasenden Tempo, doch nach einiger Zeit fing ich an, mich etwas daran zu gewöhnen.
„Woran denkst du?“ fragte mich eine Stimme in meinem Helm. Ich musste erst überlegen, ehe ich darauf kam das vielleicht eine Art headset in meinem Helm war, sodass ich mit Cruel reden konnte.
„An nichts.“ Antwortete ich.
„Das stimmt nicht.“
„Wieso sollte es nicht stimmen?“
„Wenn du so still bist dann denkst du an irgendetwas, war es wegen gerade?“
„Ach was.“
„Sag es.“ Sein Ton wurde zunehmend drängender, ich antwortete nicht.
„Sag es! Los!“
„Was geht es dich an was ich denke?“ erwiderte ich barsch.
„Ich kann es nicht ertragen wenn ich nicht weiß ob du etwas Schlechtes von mir denkst, sag es mir…bitte!“ Es war sein flehendes bitte was mich ein wenig zusammenzucken ließ, ich konnte nicht anders als ihm eine Antwort zu geben.
„Ich…ich hab nicht an etwas schlechtes von dir gedacht.“ Ich ärgerte mich über mein dämliches Deutsch, aber Cruel schien es egal zu sein.
„Wann musst du Zuhause sein?“
„Um sieben.“
„Was? Wieso so früh?“ wieder schwang ärger in seiner Stimme mit. Allmählich ging mir das auf die Nerven.
„Hör mal ich kann nun mal auch nichts dazu, dass meine Eltern so streng sind, aber wenn du dich damit nicht abfinden kannst dann darfst du dich halt nicht mit mir treffen.“ Kaum hatte ich die letzten Worte ausgesprochen, bereute ich sie schon wieder. Ich wollte mich doch mit ihm treffen, was wäre wenn er plötzlich sich alles anders überlegte und wirklich sich nicht mehr mit mir traf?
„Tut mir leid, es war nicht so gemeint, nur ich möchte einfach so lange wie möglich bei dir sein, verstehst du das?“
Ich erwiderte nichts. Nein, ich verstand Garnichts. Was hatte ich schon an mir, dass gerade Cruel bei mir sein wollte? Und dann auch noch so lange wie möglich? Ich war wirklich etwas fassungslos.
Ich verscheuchte die Gedanken und neigte meinen Kopf etwas zur Seite, sodass ich nicht mehr so ganz von Cruels Körper geschützt war. Im Laufe des Gesprächs hatte ich doch tatsächlich vergessen dass ich auf einem Motorrad über die Straßen brauste ohne zu wissen wo hin es eigentlich ging. Oder wie schnell wir überhaupt fuhren. Ich sah ein wenig zur Seite, der Wind preschte mit mir aller Gewalt entgegen sodass ich mich aus Reflex noch fester an Cruel festkrallte, als ich dies bemerkte entschuldigte ich mich gleich, denn ich war mir sicher das es ihm weh tat. Doch Cruel lachte nur. Es war ein wunderbarer Klang in meinen Ohren, eine tiefes Beben, welches einen so melodischen Klang hatte, das es mich sofort zum Lächeln brachte.
„Keine Sorge, meine Kleine, du tust mir nicht weh. Außerdem ist es sehr schön wenn du dich an mich drückst und dich an mir festhältst.“
Gerade als ich antworten wollte, brauste ein anderes Motorrad an uns vorbei, ich war mir sicher es waren Sinister und Sorrow, denn der Fahrer streckte doch tatsächlich die Hand hoch und zeigte uns den Mittelfinger.
„so läuft der Hase also“ murmelte Cruel und plötzlich machte das Motorrad auf dem wir saßen einen gewaltigen Satz nach vorne. Mein ganzer Körper bekam einen Schub, mein Herz raste bei dem Tempo, ich krallte mich in Cruels Seiten und spannte alle Muskeln in meinem Körper an. Leisteten die sich gerade wirklich ein Wettrennen?
Binnen weniger Sekunden überholten wir Sinister und Sorrow, doch Cruel verringerte das Tempo nicht, ich meinte sogar dass er noch mehr beschleunigte.
„Wie schnell fahren wir?“ keuchte ich, denn mein Atem ging nur in Stößen vor Aufregung die sich in mir breit machte.
„160 km/h.“
„WAAASSS?“ ich schrie ausversehen und merkte wie Cruel vor Schreck zusammenzuckte.
Dann nahm er doch tatsächlich eine Hand vom Lenker (heißt das so bei Motorrädern?) und strich über meine Hände die ihn umklammerten.
„Keine Sorge meine Kleine, ich pass schon auf uns auf.“
„Tu die Hand wieder ans Steuer!“ rief ich erschrocken. Seine Antwort war wieder dieses unwiderstehliche Lachen.
„Hör ich da etwa Angst?“
„Ich….nein das ist nur Sorge um dich und um mich.“ Mein Puls raste immer noch wie verrückt, ich überlegte, nicht mal mein Vater fuhr 160 auf normalen Straßen und der neigte schon mal hin und wieder zur Geschwindigkeitsüberschreitung.
„Sei doch ehrlich du hast Angst.“
Ich schwieg, was er wohl als Bestätigung ansah.
„Hör mal wenn du willst fahr ich natürlich langsamer, aber erstens müssten wir dann mit der Schande leben das Sinister schneller ist als wir und zweitens wäre der Kick bei weitem geringer. So wie du dich festhältst hast du gerade den größten Adrenalin kick deines Lebens, also hör auf ihn dir mit Ängsten zu verderben sondern genieß den Temporausch.“
Ich überlegte. Eigentlich hatte er recht, als Cruel das Tempo verringerte um eine Kurve zu fahren nahm ich meinen Mut zusammen und versuchte nicht an das Tempo und dessen Gefahren zu denken, sondern sah nach rechts die vorbeirauschenden Landschaft und spürte sofort wieder dieses Kribbeln im ganzen Körper. Wann hatte ich schon mal die Chance so etwas zu sehen oder zu erleben? Genau jetzt, dank Cruel, ich lockerte meinen Griff ein wenig.
„Schneller?“ fragte er daraufhin.
„Ja.“ Meine Stimme zitterte doch ich war mir sicher. Ich wollte noch schneller sein, noch schneller die Bäume vorbeiziehen sehen und noch stärker den Wind spüren.
„Sag stopp wenn es zu schnell wird.“ Sagte Cruel und erhöhte langsam das Tempo, ich schloss ganz kurz die Augen und fühlte mich als wenn ich schweben würde, das Kribbeln in mir wurde stärker, genauso wie das Verlangen nach mehr.
„Schneller.“ Spornte ich ihn an, hörte sein wunderbares Lachen und spürte wie wir noch schneller wurden.
„160.“ Meine Hände versteiften sich, doch ich wollte mehr.
„170“ Ich schloss erneut die Augen und eine Welle unglaublicher Gefühle stürmte durch meinem Körper, mein Atem ging wieder nur in Stößen und mein Herz rast als wenn es gleich aus meiner Brust sprang, doch ich wollte mehr.
„175“ Ich schlug die Augen auf, ich sah nur vorbeirauschendes Grün, alle Farben vermischten sich ich glaubte ein Auto zu sehen, an dem wir vorbeirasten, doch auch das genügte mir nicht.
„180“ Mein ganzer Körper zitterte unter den wilden Gefühlschaos in mir, ich fühlte mich wunderbar, ich fühlte mich unbesiegbar….ich fühlte mich….frei!
Das war es! Das war es, wonach ich seit Ewigkeiten suchte! Ich fühlte mich endlich vollkommen, das war es was ich immer wollte. Ich wollte Action, ich wollte Spannung und verdammt genau das war es. Endlich wurde mein ödes Leben aufgefrischt, endlich verspürte ich, dass ich genau das Richtige tat, doch mein Rausch endete viel zu früh, als Cruel stark bremsen musste um eine Kurve zu fahren, langsam wurde die Welt wieder real, ich sah einen Parkplatz auf den wir zusteuerten.
Ich nahm so wie Cruel meinen Helm ab.
„Sei vorsichtig wenn du absteigst.“ Ich verstand Cruel Worte erst als ich genau dies tat, denn meine Knie wurden weich und ich brach zusammen und wäre zweifellos zusammengesackt wenn Cruel nicht dagewesen wäre und mich festgehalten hätte.
„Danke“ sagte ich und hielt mich an seinen Schultern fest.
„Das war so unglaublich ich hab mich zum ersten Mal im Leben so frei gefühlt, wie ich es immer sein wollte.“ Ich sah in seine Augen und merkte erst jetzt, dass er die Arme um mich gelegt hatte und wir ganz nah aneinander standen. Er legte eine Hand unter mein Kinn und strich mit dem Daumen über meine Wange.
„Ich kann dir noch viel öfter das Gefühl von Freiheit geben wenn du das willst.“ Seine Augen funkelten, mein Herz raste, doch ich merkte wie ich langsam wieder Stabilität in meine Knie bekam und wandte mich von Cruel ab.
„Wo sind die anderen?“ fragte ich als mir auffiel das wir Mutterseelen allein hier standen.
„Ich würde sagen wir haben sie abgehängt.“ Cruel lächelte und ich konnte nicht anders als auf seine Lippen zu starren, wie gern hätte ich mich doch jetzt einfach gereckt und ihm einen Kuss gegeben. Meinen ersten Kuss. Mach es ihm nicht zu einfach.
Ich zog meine Jacke aus denn allmählich wurde es verdammt warm, genauso legte ich die Handschuhe und den Nierengürtel ab. Cruel nahm mir alles ab und reichte mir eine Decke. Ich sah ihn fragend an, doch er lächelte nur.
„Bist du eigentlich immer so viel am lächeln?“ fragte ich.
„Erst seitdem ich dich kennen gelernt habe.“ War seine Antwort, worauf ich meine Miene verzog. Cruel sah mich forschend an.
„Glaubst du mir nicht?“
„nein“ gab ich zu. Warum sollte ich ihn zum Lächeln bringen? Ich war nicht so, wie viele Mädchen in meinem Alter, eitel um zu denken jeder Junge der nett zu mir war, wollte gleich was von mir.
„Ich mein es aber ernst.“ Ich konnte in seinen Augen keine Anzeichen für eine Lüge sehen, dennoch mir wurde es langsam unangenehm.
„Was wollen wir denn hier jetzt eigentlich?“ fragte ich um, feige wie ich doch war, das Thema zu wechseln.
„Komm ich zeig es dir.“ Ich folgte ihn mit der Decke in den Händen. Wir steuerten auf einen Abhang zu, der mit einer grünen Wiese besehen war.
„Gib mir die Decke, ich trag die schon.“ Sagte er und streckte die Hände danach aus, doch ich hielt sie weg.
„Nein ich nehm sie.“ Das war so eine Angewohnheit, wenn mir jemand etwas in die Hand drückte dann trug ich es auch. Ich hasse Mädchen die immer versuchten möglichst wenig tragen zu müssen.
„Du lässt mir ja gar keine Chance den Gentleman zu markieren.“ Er grinste.
„Das brauchst du auch nicht, ich weiß auch so dass du einer bist.“ Ich grinste zurück und in seinem Gesicht spiegelte sich Freude wieder.
„Schön dass du etwas Gutes über mich denkst.“
Wir gingen einem Weg nach, der irgendwann im Nichts endete. Ich merkte wie wunderschön dieser Ort war, obwohl es schon langsam Herbst war kam es einem wie im Hochsommer vor, die Blumen erstrahlten und auch insgesamt war dies wohl eine der wenigen Flecke die vom Menschen noch unberührt zu seien schienen. Ich merkte erst gar nicht das Cruel mir die Decke weggenommen hatte, doch er breitete sie schließlich auf dem Boden aus, wies mit der Hand drauf und sprach:
„Bitte sehr Mylady.“ Ich kicherte bei seinem Ausdruck und ließ mich nieder. Als Cruel sich neben mich setzte wurde mir etwas warm und mein Herz pochte wieder etwas zu schnell. Ich lehnte mich zurück und schaute in den Himmel.
„Es ist wunderschön hier.“ Sagte ich.
„Und mit dir hier, ist der Ort perfekt.“ Wieder verzog ich meine Miene und sah ihn an. Er hatte sich auf die Seite gelegt und lehnte sich zu mir rüber. Ich sah ihn skeptisch an.
„Warum glaubst du mir eigentlich nie wenn ich dir ein Kompliment mache?“ fragte er mit etwas Trauer in seiner Stimme. Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich bin halt von Natur aus skeptisch.“ Gab ich zur Antwort die ihm allerdings wohl nicht reichte.
„Das glaub ich aber nicht, niemand ist etwas von Natur aus, das entwickelt sich alles durch Ereignisse die man im Leben erlebt.“
Ich blickte zu ihm. Kam es mir nur so vor oder war schon wieder etwas näher heran gerutscht?
„Na gut ich geb‘s ja zu, ich hab schon oft Jungs solche Sachen sagen gehört und was hat es meinen Freundinnen gebracht? Ein gebrochenes Herz weil alles erstunken und erlogen war nur um sie rumzukriegen und ihnen etwas vorzugaukeln.“
Cruel starrte mich an.
„Willst du mir damit sagen dass ich dich belüge?“ er klang etwas erzürnt.
„Was? Nein so hab ich das nicht gemeint.“
„Sondern?“
„Ich….naja….mir hat man halt noch nie so etwas gesagt und nein ich hatte auch noch nie einen Freund und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand so schnell so etwas über mich denkt.“ Ich stützte mich auf meine Arme sodass ich ihm etwas näher kam und sah ihm in die Augen. „Ich will dir damit nicht zu nahe treten nur ich bin halt einfach neu auf diesem Gebiet.“ Cruels Züge erweichten sich. Er hob seine linke Hand und strich über meine Wangen.
„Du solltest nicht so viele Selbstzweifel hegen meine Kleine. Für mich bist du wunderschön und so einzigartig wie keine andere. Wenn andere das nicht sehen ist es ihr Pech nicht deins.“ Seine Hand glitt zu meinem Hals und mit seinen Fingern griff er in meinen Nacken. Er neigte den Kopf ein wenig und schloss die Augen als seine Stirn meine berührte. Ganz sanft brühte seine Nase meinen Wangenknochen, ich schloss die Augen und konnte schon Cruels Atem spüren und auch beinahe seine Lippen als urplötzlich ein lautes Motorgeräusch mich aufschrecken ließ. Der Zauber der bis gerade zwischen uns geherrscht hatte, war verflogen. Ich schaute den Hügel hinauf und sah wie Sinister den Abhang hinunter stürmte, dabei hatte er sich seine Decke wie ein Cape von einem Superheld umgeschlungen und rief lauf „WUSSCHHH!!“ Bei dem Anblick musste ich lachen und da sollte mir noch einer sagen Gothics waren Trauerklöße.

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2010

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