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1. Kapitel – Ein Tor?

Es war dunkel und kalt, denn es wurde wieder Winter. Meinen Zwillinge waren fünf Jahre alt und hatten viele Probleme im Kindergarten, denn die Kinder mochten die beiden nicht. Zum Einen wegen der Hautfarbe und zum Anderen wegen der Augenfarbe. Aber auch ein paar Erzieherinnen mieden meine Kleinen und schlossen sie aus der Gruppe aus.

Ich war oft dort und habe das Gespräch gesucht, habe versucht mit denen zu reden, dass sie nun mal so sind, dass weder ich, meine Kinder selbst, noch die besten Ärzte etwas daran ändern könnten. Selbst wenn es Möglichkeiten gäbe, wäre ich die Letzte, die gewollt hätte, dass man sie zu etwas gemacht hätte, das sie nicht sind.

Aber man konnte nichts gegen die Meinungen der Menschen tun, sie waren festgefahren, aber das war mir egal. Ich war stolz auf meine Kleinen, dass sie das waren, was sie sind. Denn auch wenn sie Kinder waren und sich so benahmen, gab es aber auch Momente, in denen sie nicht wie Kinder wirkten, sondern erwachsener. Es war manchmal schon erschreckend, wenn man erwartete, dass sie weinen würden, weil man ihnen einen Wunsch nicht erfüllen kann und dann lächeln sie einen an und sagen, dass es in Ordnung sei. Ein Grund mehr auf sie stolz zu sein.

Auch auf Tatze war ich stolz, denn immer hin war sie diejenige, die mich nicht für verrückt hielt, als ich ihr alles erzählte und als die Kinder geboren wurden, war sie immer da und war eine hervorragende Tante für die Zwei. Also entschied ich mich, die Beiden zu Hause zu lassen. Aber die Schule würde mir Sorgen bereiten. Auch wenn ich das Problem mit dem Kindergarten so lösen konnte, die Sache mit der Schule konnte ich so nicht lösen. Viel Zeit blieb mir nicht eine Lösung zu finden, denn schon ein dreiviertel Jahr später sollten sie eingeschult werden und ich konnte sie nicht einfach zu Hause lassen, sie brauchten ihre Bildung.

Sie fragten oft nach ihrem Vater, ich habe lange überlegt, was ich ihnen sagen soll, aber da sie manchmal reifer waren, wie manch Erwachsener, hatte ich es ihnen einfach erzählt. Sie wirkten so, als hätte ich ihnen eine spannende Geschichte erzählt und nicht von ihrem Vater geredet. Dennoch glaubten sie mir, auch wenn sie manchmal nicht den Eindruck machten, aber dann sagte Sammy immer:

„Aber Mama, hast du uns mal richtig angesehen, natürlich glauben wir dir, denn wo kommen sonst die komische Haut- und Augenfarbe her und dann sind da ja noch die spitzen Ohren, die hat ja auch keiner. Also hast du uns die Wahrheit gesagt, auch wenn dich dafür viele für verrückt halten.“

Und Lilly erwiderte darauf immer:

„Sag mal, spinnst du? Mama ist nicht verrückt.“

„Habe ja auch gar nicht gesagt. Nur, dass die Anderen sie für verrückt halten, weil die keine Ahnung haben. Da hast du mir wieder nicht zugehört.“, sagte Sammy und streckte seiner Schwester die Zunge raus.

Das war so süß, dass ich laut lachen musste, dann sahen mich beide verdutzt an und lachte mit. Meist war dann Tatze die Ahnungslose, hatte keine Ahnung warum wir lachten. Wenn sie fragte, was wir zu lachen hätten, dann sahen die Beiden sie an und lachten noch lauter. Goldig die Zwei, dachte ich immer in diesem Moment. So schien auch Tatze zu denken, denn ihr Blick verriet ihre Gedanken. Dann fragte mich Lilly:

„Sag mal, Mama, wann besuchen wir Papa mal, wir haben ihn ja noch nie gesehen und wissen gar nicht, wie er überhaupt aussieht.“

„Naja, euer Vater sieht im Großen und Ganzen so aus wie Sammy, nur dass er schwarze lange Haare hat. Seine Hautfarbe ist noch ein wenig intensiver und ihm fehlt der Grünschimmer in den Augen, denn den habt nur ihr.“

Ich wurde traurig, denn ich vermisste Moran sehr, aber nicht nur ihn, auch all die Anderen, aber ihn am meisten. Ich wünschte mir so sehr wieder dort hin gehen zu können. Aber leider war es mir bis heute nicht gelungen, einen Weg zu finden. Ich merkte, wie mir eine Träne die Wange hinunter lief und wie sich zwei kleine warme Körper an meinen drückten. Sie mochten es gar nicht, wenn ich weinte, dann drückten sie mich immer ganz fest und solange, bis ich wieder zufrieden lächelte.

Ich war sehr froh, die Beiden zu haben. Sie waren das Beste, was mir passieren konnte und weil sie die Besten waren und die Natur über alles liebten, wollten wir am Wochenende in den Zoo fahren. Darauf freuten sie sich schon sehr lange. Der Zoo war leider nicht in der Nähe, wir mussten zwei Stunden mit dem Auto in die nächste Stadt fahren, um in den Zoo zu gehen. Aber die Strecke nahm man gern in Kauf, wenn man daran dachte, was die Beiden für Gesichter machten, wenn sie all die Tiere sehen würden.

Es war Freitag Nachmittag und wie jeden Freitagnachmittag machten wir zu viert einen Spaziergang im Park. Wir zogen uns dick an, damit wir nicht froren, das wäre alles andere als schön. Die Kinder rannten meist ein Stückchen vor, um dann auf uns zu warten. Ein sanfter Wind zog von einem Ende der Stadt zum Anderen und fuhr dabei durch Lillys lange schwarze Haare und gaben ihr eine überirdische Ausstrahlung, als sei sie nicht von diesem Stern.

Sammy hatte kurze Haare, er sagt immer, dass er seine Ohren nicht verstecken möchte und deshalb genauso, wie alle anderen Jungs auch kurze Haare haben möchte, also ließ ich sie ihm immer wieder kurz schneiden. Aber jetzt sah man seine Ohren nicht, denn sie steckten unter der Mütze und hielten sie warm, auch Lillys Ohren wurden von einer rosafarbenen Mütze warm gehalten.

Sie mochte rosa sehr gern und das zeigte sich in ihrem Zimmer, denn da war alles in rosa gehalten, sogar ihre Möbel. Sammy mochte dagegen eher dunkle Farben, er sagte, er liebt schwarz. Verstand es aber auch, als ich ihm sagte, dass ich ihn nicht in schwarzen Sachen herum laufen lassen konnte. Also entschied er sich meist für dunkelgrün oder dunkelbraun. Farben, die man in einem Wald bei Nacht findet, aber in seinem Zimmer sah es nicht nach Wald aus, er hatte zwar einen Dunkelbraunen Teppich, aber die Möbel waren weiß, lediglich der Bettbezug war dunkelgrün und das Bettlaken war dunkelblau. Die Wände zierte eine Waldtapete an denen auch noch Tierposter hingen, aber keine kleinen niedlichen Kätzchen oder Hundewelpen, sondern wilde Tiere, wie Wölfe, Tiger und Krokodile. Aber auch Drachen hingen an den Wänden. Auch Lilly hatte eine Vorliebe für Drachen, die dementsprechend in Form von Postern an den Wänden zu finden waren, aber auch in Form von rosafarbenen Plüschtieren in ihrem Bett verteilt.

Beide waren ordentlich, räumten regelmäßig und selbstständig auf, wie schon gesagt:

„Goldig die Zwei.“, sagte Tatze, als die Zwilling an der nächsten Kreuzung standen und auf uns ungeduldig warteten.

Ich stimmte ihr mit einem Lächeln zu, dann nahm ich Sammy an die Hand und Tatze nahm Lilly an die Hand, dann gingen wir gemeinsam über die Straße. Nachdem wir die Straße überquert hatten, waren wir auch schon im Park, es waren keine anderen Eltern mit ihren Kindern da. Es war nie jemand da. Sie wussten alle, dass wir immer zu dieser Zeit kamen und waren längst zu Hause oder auf einem anderen Spielplatz, um nicht mit meinen Zwillingen in Kontakt zu kommen. Es tat weh zu sehen, wie die Beiden immer nur allein miteinander spielten, sie haben nie die Chance bekommen Freunde zu finden, weil die anderen Eltern zu oberflächlich und zu arrogant waren, um zu erkennen, dass die Zwillinge weder gefährlich, noch ansteckend krank waren.

Ich ärgerte mich längst nicht mehr darüber, ich kannte es ja von mir, ich war auch immer allein und jetzt habe ich zwei wundervolle Kinder und eine unersetzbare kleine Schwester. Ich war nicht mehr allein und meine Kinder werden es auch nicht mehr sein, wenn wir erst dort sind, wo ich meine große Liebe fand. Die darauf wartete, dass ich wieder käme.

Ich hoffte innig, dass es nicht allzu lange dauern würde, denn meine Sehnsucht wurde immer schlimmer, ich vermisste ihn von Tag zu Tag mehr, träumte jede Nacht von ihm und darunter waren auch Alpträume. In denen ich ihn für immer verlor. Wir waren uns so nah und dann waren wir uns so fern, wir wollten heiraten und dann hatte ich zwei Kinder von ihm, wir wollten immer füreinander da sein und waren dennoch allein.

Alles, was ich tun konnte, war Mutter sein, denn die Zwillinge brauchten mich, ich würde einen Weg finden, aber das konnte ich nur nebenbei, denn als Mutter hatte man nicht die Zeit, sich ausgiebig um andere Dinge zu kümmern. Also war ich Mutter und machte mir meine Gedanken erst dann, wenn die Kinder im Bett waren. Ich unterhielt mich oft mit Tatze, wir kamen aber zu keinem Ergebnis, es war einfach nichts zu machen, ich hatte es schon fast aufgegeben nach einen Weg zurück zu suchen.

Der Abend brach herein und ich sagte den Beiden, dass wir wieder Heim gehen würden. Sie zögerten nicht und kamen sofort zu Tatze und mir, dann gingen wir zurück nach Hause. Dort angekommen zogen sie sich ihre Jacken und Schuhe aus und gingen in ihre Zimmer, um ihre Schlafanzüge zu holen, dann gingen sie ins Bad und warteten darauf, dass ich ihnen das Badewasser machte.

Als die Wanne voll war, stiegen beide ein und planschten im warmen Nass. Ich ging derweil mit Tatze in die Küche und bereitete mit ihr das Abendessen vor. Wir deckten den Tisch, schnitten das Brot in Scheiben, holten die Margarine, Wurst, Käse und Marmelade aus dem Kühlschrank und verteilten es auf dem gedeckten Tisch.

Ich ging noch einmal ins Bad, um den Beiden die Haare zu waschen, was sie teils schon alleine konnten. Ich musste nur noch bei Kleinigkeiten helfen, wie ausspülen. Dann stiegen sie aus der Wanne, trockneten sich ab, zogen sich die Schlafanzüge an und gingen in die Küche. Ich zog den Stöpsel in der Badewanne und ließ das Wasser ablaufen. Da meine Zwillinge ihre Sachen schon in den Wäschekorb gelegt hatten, musste ich nur noch die Waschmaschine füllen und anstellen. Dann ging auch ich in die Küche und setzte mich an den Tisch und wir aßen gemeinsam zu Abend.

Nach dem Essen halfen die Zwillinge mir beim Abräumen und gingen dann in ihre Zimmer, Tatze und ich gingen hinter her. Sie ging heute zu Sammy und ich zu Lilly, damit wir ihnen noch eine gute Nacht wünschen und noch etwas vorlesen konnten. Die beiden liebten Geschichten über Drachen. Es dauerte meist nicht sehr lange, dann waren sie eingeschlafen. Also gab ich ihr noch einen Kuss auf die Stirn und legte das Buch wieder weg und ging anschließend in die Küche um dort abzuwaschen, gleich darauf kam Tatze und half beim Abtrocknen.

Dann setzten wir uns in das Wohnzimmer und tranken noch eine heiße Schokolade und unterhielten uns über den folgenden Tag, wie er im Groben ablaufen sollte. Wir wollten schon am Morgen losfahren, das Frühstück gab es noch zu Hause und Mittag würden wir dann im Zoo essen. Auch wenn ich sehr darauf achtete, dass die Zwillinge sich gesund ernährten, konnte ich auch Ausnahmen machen und an diesem Tag machte ich eine. Sie durften essen, wozu sie Lust hatten, denn es gab nichts Besseres, als Pommes im Zoo zu essen. Darauf freute selbst ich mich, denn es war so lange her, als ich das letzte Mal in einem Zoo war. Wir redeten nicht mehr lange, denn es war alles vorbereitet und geklärt, dass wir nach kurzer Zeit ins Bett gehen und uns für den folgenden Tag ausruhen konnten.

Die Nacht war nicht besonders lang, da ich mal wieder nicht gut schlafen konnte. Ich dachte immer wieder an Moran und daran, wie er wohl reagieren würde, wenn er erfuhr, dass er Vater war und den beiden gegenüberstand. Ich stand also zeitig auf und ging unter die Dusche, danach trocknete ich mich ab und zog mich an, dann weckte ich Tatze, damit sie unter die Dusche springen konnte. Während sie duschte ging ich schon mal zu Sammy rein und weckte ihn vorsichtig, auch wenn er ein Sonnenschein war, wecken mochte er überhaupt nicht, dann hatte er schlechte Laune und brauchte Ruhe.

Lilly mochte es zwar auch nicht geweckt zu werden und machte dann auch ein grimmiges Gesicht, aber das ging schnell wieder vorbei. Anders als bei Sammy, denn er brauchte länger, um wieder fröhlich zu sein, daher weckten wir ihn meist als erstes, damit er genügend Zeit hat, wach zu werden und bessere Laune zu bekommen. Aber ich war ja nicht anders, mich durfte man auch nicht wecken, daher war ich stets die Erste, die aufstand. Er sah mich böse an und sagte:

„Jetzt schon aufstehen, aber es ist doch Wochenende, da darf ich doch sonst immer ausschlafen.“

Ich lächelte ihn an und sagte:

„Tut mir Leid, aber heute musst du mal früher aufstehen, wir machen gleich Frühstück und dann fahren wir in den Zoo. Also werde schon mal wach und steh langsam auf.“

Er guckte mich immer noch grimmig an, als ich sein Zimmer verließ und zu Lilly ging. Sie war schon wach und lächelte mich an:

„Darf ich jetzt aufstehen, Mama. Ich kann es kaum abwarten, bis wir losfahren.“

„Tante Tatze ist noch im Bad, aber sobald sie da raus ist, kannst du rein und dann bereiten wir gemeinsam das Frühstück vor, damit Sammy genügend Zeit hat wach zu werden.“, sagte ich ihr und bekam ein Lächeln von ihr.

Dann sagte sie:

„Stimmt ja, der Morgenmuffel braucht Morgens länger als wir, dann machen wir die Brötchen besonders lecker, damit er ganz schnell wach wird.“, sagte Lilly dann zu mir und ich antwortete:

„Ja, das machen wir, aber erst mal solltest du aufstehen. Komm in die Küche, wenn du fertig bist.“

Sie nickte und ich ging in die Küche, in der Tatze schon wartete.

Ich machte den Backofen an und schob die Brötchen rein. Tatze deckte währenddessen den Tisch. Als wir fertig waren, kam auch Lilly in die Küche und freute sich, dass alles fertig war und setzte sich schon mal an den Tisch. Es fehlte nur noch Sammy, der in dem Augenblick kam, als die Brötchen fertig gebacken waren und seine Stimmung hatte sich mittlerweile verbessert. Er lächelte und sagte:

„Mm, hier riecht es aber gut, wie in einer Bäckerei.“

Und schon strahlte unser Sonnenschein wieder, er setzte sich zu uns, ich holte die Brötchen aus dem Backofen und stellte sie auf den Tisch. Da sie noch heiß waren, riet ich zur Vorsicht. Es brachte nur nicht viel, denn die ersten kleinen Fingerchen taten schon weh und wurden geschüttelt.

Nach dem Frühstück räumten wir in aller Ruhe ab, ich wollte nicht, dass Stress aufkommt, denn das würde die ganze Freude vermiesen. Wir machten noch den Abwasch und räumten alles wieder weg. Dann gingen wir in den Flur und zogen uns warme Schuhe und Jacken an, auch die Mützen durften nicht fehlen. Dann gingen wir runter zum Auto und stiegen ein, ich ließ Tatze fahren, denn bei unserer letzten Unternehmung bin ich gefahren, also durfte sie dieses mal fahren.

Wir waren etwa schon eine Stunde unterwegs, als plötzlich ein Wolf auf der Straße auftauchte. Tatze fuhr zwar nicht zu schnell, aber es reichte aus, um ins schlingern zu kommen und gegen einen Baum zu fahren. Gott sei Dank, hatte Tatze rechtzeitig auf die Bremse getreten, so dass nur die Motorhaube etwas abbekommen hat. Ich sah sofort nach hinten zu den Kindern, sie sahen zwar erschrocken aus, aber sie schienen in Ordnung zu sein. Auch Tatze hatte es unbeschadet überstanden, ihr hing nur noch der Schock in den Knochen.

„Tante Tatze, was war denn los, warum hast du dich so erschrocken?“, fragte Sammy, der hinter Tatze saß. Sie sagte nur verstört:

„Da war ein Wolf, wo hätte kein Wolf sein dürfen, ich hoffe es ist niemanden was passiert.“

Ich konnte sie beruhigen, dass nichts passiert sei und dass ich mal nach dem Wolf sehen werde, sofern er noch da war, denn sie schien ihn nicht erwischt zu haben. Sammy und Lilly sagten nichts, aber Tatze hatte etwas dagegen, denn sie sagte:

„Mach das nicht, wir sollten den Pannendienst anrufen und dann uns ein Taxi rufen. Der Wolf wird schon weg sein und falls nicht, dann kann das gefährlich werden.“

Sie hatte zwar recht, aber sie hatte meine Fähigkeit außer acht gelassen, die super funktionierte, seit ich wieder hier war. Ich setzte sie nur selten ein, denn ich wollte den Menschen nicht manipulieren, ich habe es nur dann getan, wenn jemand zu schaden hätte kommen können und das kam eher selten vor.

Also stieg ich aus und ging in die Richtung, in der der Wolf verschwunden war, denn links und rechts neben der Straße erstreckten sich Wälder, sie waren dicht genug, dass man sich in ihnen verstecken konnte. Ich wollte nicht weit in den Wald hinein gehen, denn ich hatte keine Lust mich zu verlaufen, denn ich hatte den Orientierungssinn eines Toastbrotes.

Aber ich musste nicht weit herein gehen, denn der Wolf stand wenige Meter vor mir, weit genug im Wald, um nicht gesehen zu werden, aber nicht weit genug drin, um sich zu verlaufen. Der Wolf kam mir bekannt vor, so als hätte ich ihn schon mal irgendwo gesehen, er kam mir nicht nur bekannt vor, sondern auch vertraut, als wäre er ein Freund, den man lange nicht gesehen hatte. Also versuchte ich mein Glück und fragte leise:

„Lunaris?“

Ich wusste, dass er es unmöglich sein konnte, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er es war. Der Wolf reagierte auf den Namen mit einem Schwanzwedeln und drehte sich um und ging tiefer in den Wald. Es waren etwa zehn Minuten, die wir weiter in den Wald gingen und dann blieb er stehen und sah mich erwartungsvoll an. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, doch dann entdeckte ich es, er wollte mir etwas zeigen, etwas Großartiges. Dort war ein Spiegel, der einfach so in der Luft hing. Es war unglaublich, so etwas hatte ich noch nie gesehen, in Filmen vielleicht ja, aber noch nie in Wirklichkeit, denn es dürfte nicht existieren. Ich hatte eine wage Vermutung, was es war, dann wandte ich mich an den Wolf.

„Du bist Lunaris, hab ich recht? Wir haben uns lange nicht gesehen, viel zu lange nicht. Sag, bist du durch diesen Spiegel hier her gekommen?“, fragte ich ihn, der Wolf schien zu nicken und wie zum Beweis, ging er durch den Spiegel und kam wenige Sekunden später wieder zurück. Ich habe lange danach gesucht und jetzt hatte ich die Möglichkeit zurück zu kehren. Ich fühlte ein paar Tränen, die meine Wangen hinunter liefen, ich war in diesem Moment so glücklich.

2. Kapitel - Wieder zu Hause

Ich konnte mein Glück kaum fassen, ich rannte zurück zum Auto, so schnell ich konnte und erreichte das Ende des Waldes in kürzester Zeit. Ich rannte zum Auto und stieg ein, dann sah mich Tatze besorgt an und sagte:

„Ich habe es dir doch gesagt, es ist gefährlich und jetzt steht er draußen und wir müssen ihn erschießen lassen, wenn er nicht bald weg geht, ich rufe dann jetzt die Pannenhilfe an.“

Sie nahm ihr Handy in die Hand und wollte gerade wählen, dann riss ich es ihr aus der Hand und schaute sie mit einem Lächeln an.

Sie schien nichts zu verstehen, denn sie machte einen verwirrten Gesichtsausdruck.

„Wir sollten aussteigen, ich muss euch was zeigen.“, sagte ich und erntete dafür von Tatze:

„Bist du wahnsinnig, da draußen steht ein Wolf und er sieht uns die ganze Zeit an, bist du übergeschnappt, willst du deine Kinder diese Gefahr aussetzten?“

Wäre das ein gewöhnlicher Wolf gewesen, dann hätte sie recht gehabt, aber in diesem Falle nicht. Ich wandte mich nach hinten zu den Zwillingen und sagte:

„Steigt aus, der Wolf wird euch nichts tun, versprochen. Ihr müsst keine Angst haben, wie wäre es, wenn ihr ihn streichelt.“

Ich lächelte die beiden an, so dass die Zwillinge freudestrahlend ausstiegen und zu dem Wolf gingen.

Tatze sah mich immer noch fassungslos an, ich aber lächelte nur und stieg aus, wischte mir die Tränen weg und ging auch auf den Wolf zu, dann hockte ich mich neben ihn und sprach zu den Kindern:

„Das ist Lunaris, ich habe euch beiden schon von ihm erzählt, dort hinten ist eine Art Spiegel, durch den er hier her gekommen ist. Tatze wird sich noch beruhigen und kommt bestimmt auch gleich. So Lunaris, wenn ich dir vorstellen darf, dass sind Morans und meine Kinder, der Junge heißt Sammy und das Mädchen heißt Lilly.“, sagte ich zu Lunaris gewandt, „und da im Auto ist meine kleine Schwester Tatze, sie ist gerade ein wenig überfordert mit dem Ganzen, aber das legt sich noch, ich werde sie mal holen und aufklären.“, sagte ich und ging auf das Auto zu, in dem noch immer Tatze saß.

„Hey, du musst dir keine Gedanken machen, weißt du wer dieser Wolf ist?“, fragte ich sie und sie schüttelte den Kopf.

„Das ist Lunaris, ich konnte es selbst im ersten Moment nicht glauben, aber da hinten im Wald ist eine Art Spiegel, ich glaube wir können da durch in die Welt der Dunkelelfen, dann bin ich wieder zu Hause oder besser gesagt, dann sind wir endlich zu Hause. Was sagst du, kommst du mit?“

Sie überlegte eine kleine Weile, sah mich dann an und nickte leicht, dann lächelte sie und sprang förmlich aus dem Auto aus, rannte an mir vorbei und lief direkt in den Wald.

Ich war mir sicher, sie würde den Spiegel finden und dort auf uns warten. Wie eine Katze war auch ihre Neugier zu groß, als dass sie hätte warten können, bis wir alle dort hin gegangen wären. Ich ging dann wieder zu meinen Kindern und Lunaris, die schon auf mich warteten.

„Ist Tante Tatze geflüchtet?“, fragte Lilly besorgt, aber ich erklärte ihr, dass bei ihr nur wieder die Katze durchkam, die ihre Neugier nicht zügeln kann. Lunaris stupste mich an und gab mir das Zeichen, dass wir aufbrechen sollten, denn niemand wusste, wie lange der Spiegel dort bleiben würde.

Ich nahm die beiden an die Hand und Lunaris trottete vor uns in Richtung Spiegel. Es dauerte wieder etwa zehn Minuten bis wir ankamen, der Spiegel war noch da und davor war eine kleine neugierige Katze, die es nicht abwarten konnte hindurch zu gehen, also sagte ich zu ihr:

„Geh doch schon mal vor, ich sehe es dir doch an, dass es dir unter den Fingernägeln brennt. Aber bitte warte auf der anderen Seite bis wir vollzählig sind, nicht dass du uns davon rennst, denn du kennst dich dort am wenigsten aus.“, lächelte ich sie an, ich hörte noch ein „Danke!“ und dann war sie auch schon verschwunden.

Die Oberfläche des Spiegels war wie Wasser, denn es entstanden Wellen, als Tatze durch ging, dann schickte ich die Zwillinge gleichzeitig durch, dann Lunaris, jetzt blieb nur noch ich übrig. Ich schloss kurz vor dem Passieren meine Augen und trat ein, ich spürte nichts, nur dass es auf einmal wärmer war und meine dicke Jacke würde ich bei den Temperaturen nicht brauchen. Ich öffnete die Augen und sah einen Wald, wir standen mitten im Wald, dann sah ich zurück und sah, wie der Spiegel kleiner wurde, bis er verschwand. Es gab also keinen Weg mehr zurück, ich lächelte und fragte Lunaris:

„Wo müssen wir lang?“

Er bellte einmal auf und lief vor, er hatte ein angenehmes Tempo, auch für die Kinder angenehm. Aber ich wusste nicht, wie lange wir unterwegs sein würden, es konnte Wochen dauern, um von einem Ort zum Nächsten zu gelangen, das wusste ich noch von der Reise zu den Dunkelelfen. Aber so lange brauchten wir nicht, denn nach zwei Stunden Wandern, was auch die Zwillinge gut überstanden, kamen wir an das Ende des Waldes an und sahen die Stadt und mitten drin das prachtvoll Schloss. Neben mir hörte ich mehrere „Boar“, „Wow“, „Der Wahnsinn“, „Schön“ und einige Andere. Es stimmte mich glücklich, dass es ihnen gefällt, denn immer hin wird dieses Schloss ihr zu Hause, aber sie wussten nichts von dem Schloss, denn ich hatte ihnen nicht gesagt, dass ihr Vater ein Prinz war, auch Tatze wusste es nicht, das sollte eine Überraschung sein.

Dann sagte auch schon Lilly:

„Das ist ja ein schönes Schloss. Sag mal, Mama. Werden wir in der Nähe des Schlosses wohnen oder eher am Rand der Stadt?“ Ich lächelte sie an und sagte:

„Das werdet ihr dann sehen. Wir sollten weiter gehen, denn ich bin schon gespannt, wie alle reagieren werden, denn wir haben uns sechs Jahre nicht gesehen.“

„Na dann wird es Zeit, los jetzt, ich platzte vor Neugier.“, kam es von Tatze, also gingen wir durch die Stadt und ich sagte ihnen, dass wir erst mal einen Rundgang machen, um die Spannung zu erhöhen.

Es wurde langsam dunkel, also trafen wir auch niemanden auf den Straßen an und nach etwa einer Stunde standen wir vor den Schlosstoren und ich fragte in die Runde:

„Wollen wir uns das Schloss ansehen?“

Die ersten die sich meldeten, waren die Zwillingen, denn wie aus einem Mund kam ein:

„Au ja!“

Also klopfte ich an, dann sagte Tatze zu mir:

„Du kannst doch nicht einfach anklopfen, wenn das der Königsfamilie nicht gefällt, dann sind wir alle Gefangene.“

Sie hatte zwar recht, aber sie wusste ja nicht, dass die Königsfamilie auch meine war, ich wollte gerade antworten, da öffnete sich das Tor und vor uns stand der Stallbursche, der mir bekannt war, denn er schien sich nicht verändert zu haben.

Er erkannte mich erst nicht und fragte, was wir zu so später Stunde noch wollen, brach aber in seinen Worten ab, als er mich doch noch erkannte. Er erstarrte zur Salzsäule und starrte mich wenige Momente einfach nur an. Ich nahm es gelassen und lächelte nur, dann kam er zu sich und erwiderte mein Lächeln.

„Schön dich wieder zu sehen, nach so langer Zeit, kommt erst mal rein, dann kann ich euch bei dem König ankündigen.“

Er war immer noch so nett wie damals. Wir gingen rein und über den Schlosshof, meine Begleiter waren noch begeisterter, als vor dem Schloss.

Ich sprach kurz mit dem Stallburschen, dessen Name Kusiran war, wie sich raus stellte. Er erzählte mir, dass er hörte, dass mein Körper einfach verschwand, nach dem ich zusammen brach, er fragte auch nach meiner Begleitung und ich sagte ihm wer sie sind. Er machte große Augen und staunte nicht schlecht, dann aber sagte ich ihm:

„Das bleibt aber vorerst unter uns, ich möchte Moran persönlich sagen, wer sie sind.“

Das sagte ich ihm in einer Lautstärke, die niemand außer ihm und mir hören konnten, er nickte.

Wir wollten gerade ins Schloss gehen, als plötzlich die Erde unter unseren Füßen bebte, wir drehten uns um und glaubten nicht, was wir da sahen. Ein blutroter Drache stand vor uns und schaute uns an. Ich erkannte diesen Riesen, ich schätzte seine Höhe damals auf etwa zehn Meter, aber in den sechs Jahren ist er noch mal zehn Meter in die Höhe geschossen, von wegen ausgewachsen, da hatte sich Maki wohl geirrt. Dann sagte ich zu Draco:

„Ich hoffe du bist in all der Zeit erwachsener geworden.“

Kaum gesagt, fing er an auf der Stelle herum zu springen, also nichts mit erwachsen geworden.

Die Erde bebte so sehr, dass meine Kinder die ersten waren, die auf ihre Hintern landeten, Tatze war clever, sie sprang Kusiran in die Arme, also musste sie sich nicht um ihr Gleichgewicht kümmern, dafür hatte der arme Stallbursche doppelt zu tun. Ich bin zwar nicht auf den Hintern gelandet, hatte aber große Probleme mein Gleichgewicht zu halten, egal was ich sagte oder tat, er wurde nicht ruhig. Es dauerte nicht lange, dann wurde mir die ganze Sache zu bunt und ich zeigte mit meiner rechten Hand nach unten auf den bebenden Boden und schrie ihn an:

„Draco, mach Platz!“

RUMMS!

Und schon saß er auf seinen Hintern und sah mich erwartungsvoll an, aber ich stand verwirrt da, ich verstand nichts mehr. Wenn Lunaris auf ein Hundekommando gehört hätte, wäre das noch verständlich, aber ein Drache, das war zu viel für meine Nerven. Aber das sollte vorerst egal sein, denn Hauptsache war erst einmal, dass er ruhig war und nicht die ganze Stadt zum Beben brachte. Er würde sonst nur Schaden anrichten und das wollte niemand der Anwesenden. Dann sagte ich zu dem Drachen:

„Braver Draco, wir sehen uns nachher noch einmal, also bleib schön ruhig und mach nichts kaputt, hörst du?“

Er nickte und wedelte nur noch ganz leicht mit dem Schwanz.

Dann ging ich zu meinen Kindern und half ihnen aufzustehen, um Tatze brauchte ich mich ja nicht zu kümmern, denn das tat Kusiran bereits. Wir gingen in das Schloss, gingen ein paar Gänge entlang, an die ich mich noch gut erinnern konnte, dann standen wir vor der großen Tür zum Thronsaal, jetzt machte sich Nervosität breit, denn ich stand kurz davor Moran wieder zu sehen. Kusiran stellte sich vor der Tür und sagte zu uns:

„Ich gehe jetzt rein und kündige Besuch an, bitte wartet einen Moment.“

Dann ging er rein, es dauert eine ganze Weile, länger als beim letzten Mal. Nach längeren Warten kam er wieder raus und sagte zu uns:

„Der König ist ein wenig gereizt, aber das sind alle schon seit ein paar Jahren, also macht euch nichts draus, gleich kommt eine Dienerin raus, dann könnt ihr rein, denn ich habe den König gebeten, dass er auch seine Söhne dazu holen soll.“

Nach wenigen Minuten kam dann eine Dienerin heraus und gab Kusiran das erwartete Zeichen. Die Dienerin war die Gleiche, die uns damals herein gebeten hat, als ich mit Maki zurück kam. Kusiran ging vor und verbeugte sich tief vor dem König, ich aber bemerkte davon nicht sonderlich viel, denn meine Augen suchten den Raum nach jemand bestimmten ab und ich fand ihn.

Er stand links neben dem Thron und sah uns eher genervt an, er erkannte mich nicht sofort, aber das war mir in diesen Moment egal, denn ich setzte mich in Bewegung, erst ging ich und dann lief ich auf Moran zu, die ersten Tränen liefen meine Wangen hinunter, dann stand ich vor ihm, fiel ihm um den Hals und ließ meine Tränen freien Lauf. Von Tatze hörte ich nur noch ein:

„Was ist denn jetzt?“, dann wurde alles still.

Moran roch noch immer wie damals, seine Haare waren ein wenig länger, wie es schien, er war noch immer so muskulös, seine Haut immer noch so weich. Er erwiderte die Umarmung nicht, was daran lag, dass er mich nicht erkannte, er hatte mich an den Schultern gepackt und versuchte mich von sich weg zu drücken, aber ich hielt stand. Dann aber spürte ich seinen warmen Atem an meinem linken Ohr, als er flüsterte:

„Bela?“

Zur Antwort wollte ich ihn noch fester an mich drücken, aber das ging nicht, denn dann hätte ich ihn erwürgt, also nickte ich in seiner Halsbeuge, im nächsten Moment spürte ich, wir er seine starken Arme um mich schlang und sagte:

„Endlich!“, dann versagte ihm die Stimme und ich hörte ihn nur noch schluchzen.

Dem König dämmerte es, denn er wusste, dass Moran keine andere Frau, als mich, so umarmen und an sich drücken würde. Er kam auf Moran und mich zu, dann lösten wir uns von einander und ich sagte mit gebrochener Stimme:

„Wieder … da.“

Ich sah den König voller Freude strahlend an und er sagte zu mir:

„Es ist schön, dich wieder bei uns zu haben, dann können wir ja wieder mit den Vorbereitungen für eure Hochzeit beginnen.“

Jetzt stand ich verdutzt da, ich hatte ja ganz vergessen, dass Moran und ich heiraten wollten, aber das machte nichts, denn ich wollte ihn noch immer, also stand der Hochzeit nichts im Wege. Dann schaute Moran mir in die Augen und sagte:

„Wenn du mich denn immer noch willst, ich kann mir vorstellen, dass du immer noch sauer auf mich bist, denn immer hin war ich damals ohne Grund wütend auf dich und habe dich verdächtig, mich betrogen und verlassen zu haben. Es tut mir immer noch sehr Leid“

Ich unterbrach ihn, in dem ich ihn einfach küsste, dann sagte ich:

„Wenn das deine einzige Sorge ist, dann steht der Hochzeit nichts im Weg.“

Dann lächelte ich ihn an und er strahlte mich an, nahm mich noch einmal in den Arm und drückte mich ganz fest an sich.

In dem Thronsaal war noch niemand weiter, als Moran und Sarunos, bis sich plötzlich eine Tür hinter dem Thron öffnete, es war Sirez, der ein wenig genervt herein kam und sagte:

„Wer wagt es jetzt noch zu stören?“

Er sah sich im Saal um und entdeckte mich, dann fiel seine Kinnlade ein wenig nach unten und er kam auf uns zu.

„Das gibt es doch nicht, bist du das wirklich? Bist du wieder hier?“

Jetzt strahlte auch er über das ganze Gesicht und nahm mich in den Arm.

„Willkommen zu Hause, du hast lange auf dich warten lassen und uns damals einen großen schrecken eingejagt, als dein Körper plötzlich in Morans Armen verschwand. Wir hatten große Angst um dich, wir dachten schon, dich für immer verloren zu haben.“, sagte er dann, wir lösten uns voneinander und ich ging zurück zu Tatze und meinen Kindern, die immer noch ganz verdutzt da standen und nicht wussten, was sie sagen oder machen sollten.

Ich stellte mich neben Tatze und sagte:

„Das ist Tatze, meine kleine Schwester. So, Schwesterherz, wenn ich dir vorstellen darf. Das ist König Sarunos, mein zukünftiger Schwiegervater, der Weißhaarige ist Prinz Sirez, mein zukünftiger Schwager und der Dritte und Letzte im Moment, denn es kommen noch mehr, ist Prinz Moran, mein zukünftiger Ehemann und Vater meiner Kinder.“

Sie sah mich an, dann die drei Männer, dann wieder zu mir.

„Wie jetzt, du bist mit einem Prinzen verlobt, warum hast du nie was gesagt?“, fragte sie mich, aber meine Antwort war simpel:

„Ich wollte nicht angeben.“

Dann meldete sich der König zu Wort:

„Was heißt Kinder, es gibt doch nur Rina oder? Was sehen meine alten Augen denn da? Die zwei Kleinen habe ich ja ganz übersehen. Bela, sind das die Kinder von denen du gerade geredet hast?“

Die drei Männer starrte die Zwillinge an, dann ging ich hinter Sammy und griff ihn unter die Arme und hielt ihn hoch vor Sarunos Gesicht und sagte:

„Ja, das sind sie und er ist deinem Sohn, wie aus dem Gesicht geschnitten, da gibt es keine Zweifel.“

Ich ließ Sammy wieder runter, er versteckte sich sofort hinter mir, dann sagte ich zu Moran:

„Ich war schwanger als ich wieder zurück in meine Welt verschwand, die ersten Anzeichen gab es hier schon, aber ich habe sie übersehen, sonst hätte ich dir schon viel früher davon erzählt. Dein Sohn heißt Sammy und deine Tochter heißt Lilly.“, dann dreht ich mich zu den Zwillingen und sagte zu ihnen:

„Wollt ihr euren Papa nicht begrüßen, darauf habt ihr doch schon so lange warten müssen.“

Die Zwei trauten sich noch nicht so recht, daher kam nur ein leises „Hallo“ von den beiden, aber Sarunos schoss den Vogel ab:

„Das gibt es doch nicht, noch zwei Enkel, dann könnt ihr ja direkt loslegen und noch welche machen, nicht wahr? Ihr beide wollt doch bestimmt noch Geschwister haben oder?“

Dann brach alles in schallendes Gelächter aus, nur Sarunos schien nicht zu verstehen, dann sagte Lilly:

„Ich glaube Mama hat mit uns Zweien schon genug.“

Sarunos sah sie verdutzt an und schien zu überlegen, was er darauf noch erwidern kann, aber er sagte nichts. Der Rest von uns lachte noch immer.

3. Kapitel - Familie wieder vereint

Nach dem wir uns wieder beruhigte hatten, gähnte Sammy herzlichst, er war müde, was nur all zu verständlich war, denn es ist an diesem Tag eine Menge passiert. Dann sagte Moran:

„Wie wäre es, wenn ich euch noch eure große Schwester vorstelle, dann könnt ihr heute bei ihr schlafen und morgen bekommt jeder von euch ein eigenes Zimmer. Wie findet ihr das?“

Lilly meldete sich zu Wort, da sich Sammy schon die Augen rieb, er war wirklich sehr müde:

„Na klar, Mama hat uns schon viel von ihr erzählt, wir freuen uns schon drauf.“, lächelte sie ihren Vater an.

Auch ich lächelte so vor mich hin, dann sagte ich der Dienerin, sie solle Tatze zu meinem alten Zimmer bringen, denn ich würde die Nacht bei Moran bleiben. Tatze sagte noch „Gute Nacht.“ zu uns allen und ging mit der Dienerin aus dem Thronsaal. Danach nahm ich Sammy an der Hand, damit er sich nicht verläuft, denn wenn er müde war, achtete er nicht mehr darauf, wo er lang ging. Lilly sah Moran erwartungsvoll an, bis er merkte, was seine Tochter wollte, aber anstatt ihre Hand zu nehmen, wie es Lilly eigentlich vorhatte, nahm er sie auf den Arm und trug sie zu Rinas Zimmer.

Wir standen vor ihrer Tür, als Moran Lilly wieder herunter ließ und die Tür öffnete, sie schien noch wach zu sein, denn es brannten noch ein paar Kerzen. Dann hörten wir, wie Moran zu ihr sagte:

„Bist du immer noch wach? Du kannst wohl nicht schlafen?“

Ich hörte ein Schluchzen, dann sagte Rina mit verweinter Stimme:

„Nein, ich vermisse Mama schrecklich doll. Ich will sie endlich wieder haben.“

Mehr wollte ich nicht mehr hören und ging rein, sagte aber meinen Zwillingen, dass sie noch einen Moment warten sollen.

Ich stand vor ihrem Bett, als Rina auf sah und mich ansah, als hätte sie einen Geist gesehen. Lächelnd hielt ich ihr meine Hände hin und sagte:

„Ich bin wieder da, Kleines. Du musst nicht mehr weinen.“

Im nächsten Moment rannte sie auf mich zu und sprang mir in die Arme. Sie war sehr groß geworden, denn sie war jetzt zwölf Jahre alt und wurde langsam zur Frau. Ich drückte sie ganz fest an mich und strich ihr über das lange, geflochtene, schwarze Haar und sagte zu ihr:

„Sag mal, magst du Geschwister haben?“

Rina sah mich verwirrt an und sagte dann mit einem Lächeln auf den Lippen: „Was fragst du da, natürlich will ich noch Geschwister haben.“

Ich ließ von ihr ab und ging zur Tür, bat meine Zwillinge herein und sagt dann zu Rina, als die beiden vor mir standen:

„Darf ich euch eure große Schwester vorstellen, das ist Rina. Rina, das sind Sammy und Lilly, ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn sie heute bei dir schlafen.“

Rina machte große Augen, kam dann auf uns zu und umarmte die beiden Kleinen und sagte dann:

„Natürlich habe ich nichts dagegen, wir werden uns super verstehen. Los kommt ihr zwei, wir gehen schon mal ins Bett, kennen lernen können wir uns morgen auch noch, denn jetzt sollten wir erst mal schlafen.“

Es war schön zu sehen, dass sich die Drei gut verstanden, dann gingen Moran und ich zu seinem Schlafzimmer. Es war dunkel in seinem Schlafzimmer, dann hörte ich hinter mir, wie Moran die Tür schloss und sich hinter mich stellte. Dann legte er seine Hände auf meine Schultern und ließ sein Gesicht in meiner Halsbeuge sinken und küsste meinen Hals, wenig später knabberte er an meinem Ohr.

Anschließend ließ er seine Hände über meinen ganzen Körper wandern, ich genoss seine Berührungen, denn lange musste ich darauf warten, ihn wieder zu haben, zu lange schon habe ich mich nach ihm gesehnt. Ich drehte mich zu ihm um und küsste ihn, erst ganz zart, dann verlangender. Wir begannen wenig später uns gegenseitig auszuziehen, bis wir nackt voreinander standen, ich liebte seinen Anblick, dann zog er mich zum Bett und dort wurden wir eins, wir verschmolzen regelrecht, als wir miteinander schliefen.

Nach dem Liebesspiel schliefen wir in unseren Armen liegend ein. In meinem Traum ließ ich die erste Nacht mit Moran noch einmal Review passieren, ich träumte mich an den kleinen See im Wald zurück und sah noch einmal die Bilder, als wir zum ersten Mal miteinander schliefen. Ich erinnerte mich wieder an das Versprechen, das wir uns in dieser Nacht gaben.

Die ersten Sonnenstrahlen des nächsten Morgens weckten uns ganz sanft, als ich meine Augen öffnete, sah ich in zwei wunderschöne goldene Augen, ich lächelte ihn an und sagte:

„Guten Morgen.“

Daraufhin küsste er mich und kam immer näher, doch dann wurde die Tür aufgerissen und ein völlig geschockter Odim, der gerade etwas sagen wollte, doch hielt in seiner Bewegung inne, als er Moran mit einer Frau im Bett sah, er wurde leicht rot, drehte sich um und sagte:

„Verzeihung, ich wusste nicht, dass du nach all den Jahren, wo Bela nicht mehr hier ist, wieder Damenbesuch hast.“

Er wollte gerade zum gehen ansetzen, als Moran zu ihm sagte:

„Ja, ich habe wieder Damenbesuch und ich hoffe du wirst sie zu mir an den Altar bringen, wenn wir heiraten.“

Moran lächelte, denn das war auch ganz in meinem Sinn. Es wäre mir eine Ehre, wenn Odim mich zum Altar führen würde, um mich dann Moran zu übergeben. Aber Odim drehte sich wieder um und sah Moran wütend an und sagte:

„Wie kannst du es wagen, mir so etwas zu sagen? Die einzige Frau, die ich je an deiner Seite akzeptieren werde ist und bleibt meine Tochter! Vielleicht kannst du Bela einfach so vergessen, doch …“

Weiter kam Odim nicht, als er erkannte, wer da neben Moran im Bett saß, ich lächelte ihn an und sagte:

„Morgen Paps, es hat auch niemand von dir verlangt, dass du irgendeine Frau begleiten sollt, sondern nur mich.“

Sein Blick verriet seine Gedanken, er dachte, dass er träumen würde, aber im nächsten Moment fasste er sich wieder und fing an zu strahlen und sagte dann zu mir:

„Willkommen zurück. Aber sagt mal, wer sind die beiden Kinder, die hier vergnügt mit Rina spielen?“

Ich wollte gerade antworten, als Moran mir die Antwort abnahm

„Das sind deine Enkel Sammy und Lilly. Sieh mich nicht so geschockt an, mein alter Freund, bis gestern Abend wusste ich von den beiden auch noch nichts, aber ja, sie sind unsere Kinder.“, verkündete er stolz.

Odims geschocktes Gesicht, wechselte dem eines stolzen Vaters, dem man gerade die Nachricht überbrachte, dass seine Tochter gerade Zwillinge bekommen hat. Er nickte und verschwand aus dem Schlafzimmer, dann rief Moran nach einer Dienerin und sagte ihr, dass wir baden wollten, dann verschwand sie sich verbeugend wieder. Ich zog mir meine Kleidung wieder an und ging mit Moran ins Badezimmer, dort angekommen zogen wir uns gegenseitig aus, stiegen in die übergroße Wanne und wuschen den Körper des jeweils Anderen bis wir an einem Punkt ankamen, wo wir uns nicht mehr wuschen, sondern streichelten und küssten bis wir wieder mit einander verschmolzen.

Hinterher stiegen wir aus der übergroßen Wanne und trockneten uns ab, dann hielt er mir ein Kleid hin, es sah so aus, als wäre es das, das ich damals schon einmal getragen hatte dieses türkisfarbene Kleid mit dem Korsett, ich mochte es sehr. Ich strahlte ihn an und nahm es entgegen, er half mir dann bei dem Korsett und zog sich selbst auch an. Er trug ein weißes Rüschenhemd, darüber eine schwarze Weste aus Samt, auch die Hose schien aus Samt zu sein, auch sie war schwarz, lang und recht eng anliegend. Seine Haare band er zu einem Zopf zusammen, er sah verdammt gut aus, auch wenn er mir mit dem Fell besser gefällt, als ich ihn damals zum ersten Mal sah.

Dann gingen wir in den Speisesaal, der Tisch in der Mitte war größer als ich ihn in Erinnerung hatte, es war wohl ein anderer, größerer Tisch. An ihm saßen alle, Maki saß neben Sirez und dann saßen da noch zwei Kinder, sie schienen etwa so alt zu sein, wie Lilly und Sammy, ob es Makis und Sirez' Kinder sind, aber das würde ich schon noch früh genug erfahren. Odim saß neben Amalia und der König neben Gayana, sie ist immer noch so schön, wie damals und Amalia hatte immer noch ihre Herzlichkeit, sie schienen alle glücklich zu sein. Tatze saß auch an dem Tisch und wurde von Gayana, Amalia, Odim und Maki beobachtet, sie war fremd und sie wussten nicht, zu wem sie gehörte.

Der König bemerkte dies und sprach in die Runde:

„Keine Sorge, sie ist nicht gefährlich, das ist Tatze, Belas kleine Schwester und wenn wir schon bei dem Thema sind, Bela ist wieder da und wenn ihr mich nicht glaubt, dann seht selbst, da steht sie.“, sagte er auf mich zeigend. Maki sah mich und sprang sofort auf, lief auf mich zu und fiel mir um den Hals.

„Endlich bist du wieder da, ich hab dich sehr vermisst.“, sagte sie zu mir, während sie mir kaum Luft zum Atmen ließ, dann sagte ich lächelnd zu ihr:

„Anscheinend hast du dich mit Sirez über mich hinweg getröstet, ihr habt wunderschöne Kinder, muss ich zugeben.“

Maki ließ mich los und sah mich errötet an, ich hatte also recht, das freute mich.

„Willst du sie mir nicht vorstellen, denn immerhin bin ich ihre Tante.“, fragte ich sie.

Dann stand Sirez auf, kam auf uns zu und legte einen Arm um Maki:

„Bring meine Frau nicht so in Verlegenheit, sie ist schüchtern. Unsere Kinder heißen Krokas, er ist der ältere und unsere kleine Tochter heißt Zasuri, sie ist drei und Krokas ist vier Jahre alt und jetzt seit ihr beiden dran uns eure Kinder vorzustellen.“

Im nächsten Moment sprang Gayana auf und kam zu uns.

„Was heißt hier eure Kinder? Soll das etwa heißen, dass du schwanger warst, als du verschwunden bist?“, fragte sie mich, ich bejahte ihr Frage und umarmte sie herzlich, dann ging ich an den Tisch und begrüßte Amalia, denn sie hatte ich auch noch nicht gesehen, dann setzte ich mich neben Tatze, denn neben ihr waren noch zwei Plätze frei, also hatte auch noch Moran neben mir Platz.

Als alle am Tisch saßen, unterhielten wir uns angeregt über die letzten Jahren, sogar Tatze fand ab und an das Wort, denn jetzt gehörte auch sie zu dieser, ja mittlerweile großen Familie. Es war ein tolles Gefühl wieder hier zu sein, die Kinder verstanden sich untereinander gut und wir Erwachsenen ja sowieso, auch Tatze schien sich hier wohl zu fühlen, denn auch wenn sie von den Anderen gemustert wurde, war das aber nicht auf eine abschätzende Art, sondern eher eine neugierige Art. Sie nahmen sie herzlich in ihrer Mitte auf, genauso wie mich damals.

Selbst als jeder genug gegessen hatte, blieben wir sitzen, auch als die Diener anfingen ab zu räumen, ging uns die Ideen zur Unterhaltung nicht aus. Wir saßen noch einige Stunden da und unterhielten uns einfach nur, denn in sechs Jahren war genug passiert, dass man das nicht in einer Stunden bereden konnte.

Es tat gut mal so ausgelassen reden zu können, denn hier war niemand, der einen einen verächtlichen Blick zuwarf oder verletzende Kommentare abgaben, wenn einem mal nicht gefällt, was man sagt. Hier traf man auf offenen Ohren, Verständnis und vor allem auf Zusammenhalt, hier war niemand außen vor.

4. Kapitel - Drachenbabys

Wir saßen noch lange in der Runde, bis wir von einem Krieger gestört wurden, der eine schlechte Nachricht zu uns brachte. Er war völlig außer Atem und brachte kein richtiges Wort zustande, er stammelte nur vor sich hin, dann schritt der König ein, denn alle wollten wissen, was los ist und was diesen Krieger so einschüchterte, denn er wirkte verängstigt.

„Setze dich zu uns und verschnaufe ein paar Minuten, dann erkläre uns in aller Ruhe, was geschehen ist.“, sagte der König ruhig zu ihm. Er verbeugte sich und setzte sich auf einen freien Stuhl und versuchte tief durch zu atmen.

Es dauerte aber nur wenige Sekunden bis der Krieger seine Worte wieder fand und sagte:

„Eine Horde Drachen greift uns an. Wir konnten sie bis jetzt daran hindern die Stadt anzugreifen, aber wir können sie nicht mehr lange in Schach halten, sie sind zu stark. Ihr müsst Euch in Sicherheit bringen, so schnell wie möglich.“

Dann stand er auf und lief wieder raus, um weiter helfen zu können, alle saßen geschockt da, dann fragte ich in die Runde:

„Haben die Drachen schon einmal angegriffen?“

Dar König sah mich an und sagte:

„Nein, es ist das erste Mal. Aber ich verstehe es nicht, hier in der Gegend kommt selten mal ein Drache vorbei, sie scheinen Einzelgänger zu sein, aber eine ganze Horde ist so unwahrscheinlich, dass es an ein Wunder grenzt.“

„Eher ein böses Omen“, sagte ich und stand auf, ich wusste nicht warum, aber in diesen Moment wusste ich instinktiv, was zu tun ist.

Ich lief aus dem Speisesaal und rannte dem Schlosshof entgegen, ich hörte wie mir jemand folgte, als ich mich kurz umdrehte, waren es Moran, Sirez und Odim. Moran schrie mir hinterher:

„Wo willst du hin, du kannst nichts machen, überlass das uns, geh zurück und beschütze die Kinder.“

Aber ich hörte nicht und schrie nur zurück:

„Die sind in den besten Händen, ich weiß, was zu tun ist.“

Ich rannte weiter, erreichte den Schlosshof, rief Draco, der nicht lange auf sich warten lies, dann rannte ich in den Stall und suchte nach einem bestimmten Pferd.

Storm schien schon auf mich zu warten, ich sattelte sie und stieg auf, kaum hatte ich den Stall verlassen, da kamen schon die Drei und versuchten mich aufzuhalten, aber ich hörte nicht zu und lief einfach mit Storm los und sagte Draco, dass er vor der Stadt auf mich warten soll.

Ich ritt so schnell Storm konnte in Richtung Stadtgrenze, dort waren schon Krieger postiert und machten sich bereit, gegen Drachen zu kämpfen. Ich rief Draco, der sich zu verstecken schien, es war so, als ob niemand von dem Drachen wusste, denn als er angeflogen kam, wollten die Krieger ihn angreifen.

„Lasst ihn, er ist unser Freund und wird uns helfen. Draco, meinst du, du hast eine Chance gegen deines Gleichen?“, fragte ich den mir allzu bekannten Drachen, der einen ernsten Eindruck machte und zu überlegen schien, er war fest entschlossen und nickte mir zu.

Die Krieger sahen mich und Draco verdutzt an, dann sagte einer zu mir:

„Der ist verdammt groß, die, die uns angreifen sind nur knapp halb so groß, dann ist er auch noch rot und nicht grün. Wo hast du den denn her?“

„Erst einmal drängen wir die Drachen zurück, dann erzähle ich euch die Geschichte. Vor sechs Jahren war er nur halb so groß, ich weiß auch nicht, wo er den Wachstumsschub her hat. Aber mal was anderes, wie weit sind die anderen noch entfernt?“, fragte ich den neben mir stehenden Krieger. Er sah mich an und zeigte auf den Wald.

„Sie sind nicht mehr weit, wenn sie weiter zurückweichen müssen, dann müssten sie bald zu sehen sein.“, sagte er. Ich nickte ihm zu und ritt los, Draco flog dicht über mir auch in Richtung Wald.

Kaum betrat ich den Wald, da hörte man sie schon grölen, man sah Bäume umfallen und einige Krieger durch die Luft fliegen, aber nicht weil sie es wollten, sondern weil sie hoch in die Luft geschleudert wurden.

„Draco, zeig ihnen wer der Größte hier ist, vielleicht reicht das schon aus und sie fliehen.“, rief ich dem Drachen über mir zu.

Er sah auf mich herab und nickte, dann stieß er einen Schrei aus, der nicht nur ohrenbetäubend war, der Schrei ging durch Mark und Bein, es fühlte sich an, als ob im nächsten Moment der Kopf zerspringt. Ich hielt mir die Ohren zu und versuchte Storm ruhig zu halten, denn sie stellte sich immer wieder auf, aber sie vertraute mir wohl so sehr, dass sie nicht auf der Stelle fort lief.

Während des Schreis flogen einige Drachen davon, andere erst, als sie sich aus der Starre lösten, nur wenigen blieben und griffen weiter an und ein bis zwei flogen direkt auf Draco zu und griffen ihn an. Doch Draco war, wie der Krieger schon sagte, mehr als doppelt so groß, aus diesem Grund hatte die angreifenden Drachen keine Chance und wurden nach allen Regeln der Kunst in den Boden gestampft, es dauerte nicht lange dann ergriffen auch die letzten Drachen die Flucht und übrig blieben nur verletzte Krieger und ein bis zwei gefallene Drachen und einige mehr gefallene Krieger.

Einer der Verletzten sah Draco an und wollte sein Schwert ziehen, aber ich stellte mich ihm in den Weg, denn wenn er gegen diese kleineren Drachen schon keine Chance hatte, dann gegen Draco erst recht nicht.

„Warum beschützt du die Bestie? Er wird uns alle töten!“, schrie er mich an. Ich blieb ruhig und sagte:

„Er wird niemanden töten. Er ist hier, weil ich ihn darum bat, er ist mein Freund, er wird niemanden etwas tun. Nicht wahr, Großer?“

Ich lächelte den Drachen an und er nickte mir freudig zu, dann erhob er sich, schaute sich über den Baumkronen um und flog wieder in Richtung Schloss. Ich sah ihm nach und wurde eher unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als plötzlich Moran auf seinem Pferd neben mir stand und mich an den Schultern packte, ein wenig durch rüttelte und sagte:

„Was hast du dir dabei gedacht, du hättest dabei drauf gehen können!“

Ich sah ihn finster an und sah, dass auch Odim und Sirez bei uns standen.

„Du weißt von allen anderen noch am Besten, dass ich nicht in Gefahr war, du weißt, wie Ich mich zu wehren weiß.“, sagt ich zu ihm und betonte das Ich ein wenig mehr als normal.

Sirez und Odim sahen uns verwirrt an, dann fragte mich Odim:

„Wie meinst du das?“

Ich sah ihn an und sagte nichts, ich ritt zurück und bemerkte, dass Draco doch nicht zum Schloss zurück geflogen war, denn er saß am Rand des Waldes, er sah traurig aus und ich wusste auch wieso. Denn es würde mir nicht anders gehen, wenn ich gegen meines Gleichen kämpfen müsste, die eigentlich meine Freunden hätten sein sollen. Ich deutete ihm, dass ich los reiten würde und dass er mir folgen sollte, er nickte und ich ritt los.

Ich ritt eine ganze Weile so vor mich hin, ich war ungefähr zwei Stunden geritten, als ich stehen blieb und Draco vor mir landete, ich stieg ab und stellte mich vor ihm.

„Wenn du wieder zurück willst, dann geh. Ich weiß, wie schwer es für dich ist gegen andere Drachen zu kämpfen, die nicht nur deine Freunde sondern auch deine Familie sein könnten. Wenn du zu ihnen willst, dann solltest du gehen, du musst nicht meinetwegen bleiben. Wenn du dich bei den Anderen wohler fühlst, dann geh zu ihnen. Niemand wird es dir verübeln.“, sagte ich und lächelte ihn an.

Er drehte sich von mir weg und sah gen Himmel, dann legte er sich mir zu Füßen und deutete mit einer Kopfbewegung, dass ich aufsteigen sollte. Also tat ich, wie er wollte, als ich auf seinem Schultern saß, vor seinen Flügeln, damit ich mich an seinem Hals festhalten konnte, auch wenn er zu dick war, um ihn umfassen zu können, so hatte ich doch mehr halt, als wenn ich weiter hinten sitzen würde.

Draco hob ab und flog mit mir über Berge und Täler, mir fiel auf, dass ich schon einmal geträumt hatte, auf seinen Rücken zu sitzen und mit ihm über die Landschaft zu fliegen, ich hoffte, dass ich nicht runter fiel, denn genau das passierte in meinem Traum. Dann kamen wir an einem Ort an, an dem ich mehrere Drachen sah, sie waren ebenfalls so groß wie Draco und ebenso waren sie blutrot. Es gab also mehr als eine Drachenart, das war interessant zu wissen. Er landete inmitten der ganzen Drachen und ließ mich absteigen.

Wollte er mich den Anderen zum Fraß vorwerfen oder war das seine Horde? Dann ging er auf einen anderen Drachen zu, der genau so aussah wie er, nur ein wenig kleiner und dennoch hatte dieser Drache etwas weibliches an sich. Unter diesem Drachen versteckte sich ein noch ganz kleiner Drache, er schien erst geschlüpft zu sein.

Jetzt dämmerte es mir, das war seine Drachen-Dame und sein Baby, ich stand zur Salzsäule erstarrt da und wusste nicht, was ich machen sollte. Dann nahm er das Kleine am Nacken und brachte es mir, auch wenn der Kleine noch ein Baby war, so war er doch ganz schön groß. Ich steckte meine Arme aus und Draco legte das Drachenbaby hinein, der Kleine passte gerade so in meine Arme und schwer war der Wonneproppen auch noch, er schien ein Junge zu sein.

Er sah mich aus seinen kleinen leuchtend, fast schon neongrünen Augen an und schien ängstlich zu sein. Ich setzte ihn sachte vor mir auf dem Boden ab und streichelte ihn. Es dauerte nicht lange, dann schmiegte er sich an mich, dann kam Draco noch einmal auf mich zu und brachte mir noch ein Drachenbaby und setzte es neben dem Ersten ab, diese Baby schien ein Mädchen zu sein.

Dann sah er mich an und schien zu lächeln, denn er sah auf einen Menschen herab, der zwei Drachenbabys streichelte. Ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte, denn die Mutter der beiden sah mich auch lächelnd an, zumindest hatte ich das Gefühl, dass sie mich anlächelte.

Dann kam Draco noch einmal auf mich zu und streckte mir seinen Kopf entgegen, so dass ich ihn streicheln konnte. Er wirkte jetzt so erwachsen, so reif, als sei das Kind ihn ihm nie vorhanden gewesen, er wirkte wie ein stolzer Vater. Dann legte er sich wieder vor mich und bat mich erneut aufzusteigen, also tat ich es, dann stand er auf und nahm in der einen Pranke das eine Baby und in die Andere das andere Baby. Mir war immer noch nicht klar, was er damit bezwecken wollte.

Hätten die Drachen reden können, dann wäre einiges einfacher zu verstehen, aber das konnten sie nun mal nicht, also musste ich warten, bis er mir auf seine Weise verständlich machte, was er wollte. Dann flogen wir zu viert zurück zu Storm, die immer noch allein im Wald stand und das wenige Gras fraß, das um sie herum wuchs. Wir landeten vor ihr, dann sah sie auf und schien verwirrt zu sein, aber da war sie nicht die Einzige, auch ich war verwirrt. Aber Draco würde mir noch zu verstehen geben, was er von mir möchte.

Erst setzte er die kleinen Drachen ab und dann ließ er mich absteigen. Als die Kleinen zu ihrem Papa gehen wollten, deutete er den beiden, dass sie bei mir bleiben sollten. Sie sahen traurig zu ihm auf und gingen dann auf mich zu und schmiegten sich, wie kleine Kätzchen, an meine Beine.

Dann lächelte Draco, nickte mir zu und flog in Richtung Schloss, also wollte er bleiben, aber ich war mir nicht sicher, er konnte sich aber auch nur verabschieden wollen, das würde sich noch zeigen. Als ich allein war, setzte ich erst ein Baby auf Storm und dann das Andere und dahinter stieg ich auf und ritt wieder zurück zum Schloss. Diesmal dauerte es aber länger, da ich nicht so schnell reiten konnte, weil mir sonst die Drachenbabys runter gefallen wären. An einer Lichtung machten wir Rast und als ich die Kleinen vom Pferd holen wollte, flogen sie mir schon entgegen. Ich stand verwirrt daneben und sagte wenige Minuten danach:

„Ihr könnt also schon fliegen, wie süß. Dann könnt ihr ja denn Rest des Weges fliegen, denn dann geht es schneller und Namen braucht ihr auch noch, aber die werden mir schon einfallen.“

Die Beiden sahen mich an und schienen zu lächeln, nickten mir zu und flogen ein wenig um mich herum.

Nach etwa einer halben Stunde Rast, ritt ich weiter und die Drachen mir hinterher. Dann kam ich an der Stadtgrenze an und blieb kurz stehen, ich sah die Krieger, die Wache standen, falls noch einmal so ein Angriff stattfinden sollte. Einer der Krieger erkannte mich und kam auf mich zu, sah mich verwirrt an und sagte:

„Wo hast du die denn her, das sind ja noch Babys.“

„Ja, das sind sie, dass sind die Kleinen von meinem Freund, ich nehme sie mit ins Schloss und werde dort entscheiden, was mit ihnen geschieht, aber ich denke, ich werde die beiden großziehen, wenn Draco es erlaubt.“, sagte ich zu ihm.

Er sah mich an, als wolle er nicht glauben, dass es auch friedliche Drachen gibt, dann aber erschreckte er, als einer der beiden Babys zu ihm flog und ihm die Wange ableckte, als ich das sah, fing ich an zu lachen und sagte dann zu ihm:

„Sie scheint dich zu mögen.“

Es dauerte nicht lange, dann fing auch er an zu lachen, nach dem wir uns wieder beruhigten, ritt ich weite in Richtung Schloss, dann aber rief mir der Krieger hinterher:

„Pass auf, der Prinz scheint ein wenig wütend zu sein, ich weiß ja nicht, was du angestellt hast.“

Ich sah ihn unschuldig an und sagte:

„Nichts, ich war immer brav.“

Dann brach alles in schallendes Gelächter aus, jeder der diesen Dialog mitbekam, fing an zu lachen. Ich lächelte und ritt weiter.

Als ich im Schloss ankam und Storm in den Stall brachte, kam auch schon Kusiran auf mich zu.

„Was ist denn passiert, mir kam es zu Ohren, dass Drachen angegriffen haben sollen, ist das wahr?“, als ich nickte sprach er weiter:

„Das gibt es doch nicht, dabei sind sie nicht dafür bekannt jemanden einfach so anzugreifen, nur dann wenn sie sich bedroht fühlen oder Hunger haben, aber niemals in einer so großen Horde. Ich würde gern wissen, was sie so aufgescheucht hatte.“

Da stimmte ich ihm zu, denn Dracos Horde war auch friedlich und gut versteckt, dass man sie nicht finden konnte. Dann fielen Kusiran die Drachenbabys auf und er fragte mich, wo ich die her hatte, da sagte ich ihm was passiert sei und er macht ein nachdenkliches Gesicht.

„Vielleicht sind sie ein Geschenk für deine Kinder, jeder einen besten Freund, so wie du Draco als Freund hast. Aber es ist trotzdem ungewöhnlich, allein schon, dass ihr befreundet seit ist nicht normal, aber das hier schlägt dem Fass den Boden aus.“, sagte er zu mir, während er nachdachte.

Ich stimmte ihm zu und sagte ihm, dass ich selbst nicht weiß, was Draco damit bezwecken wollte, aber ich nahm es einfach als gegeben hin. Es würde sich schon noch aufklären.

5. Kapitel - Abschied

Ich bat Kusiran auf die beiden Drachen vorerst aufzupassen bis ich entschieden habe, was mit ihnen passiert, denn ich musste es mit dem König absprechen, denn immerhin war es sein Schloss, also suchte ich ihn auf. Als ich das Schloss betrat, kam mir die Dienerin entgegen und sagte zu mir:

„Da seid Ihr ja, Prinz Moran sucht Euch schon, Ihr solltet so schnell es geht in den Thronsaal kommen.“

Ich nickte ihr zu, sie verbeugte sich vor mir und ging. Vor dem Thronsaal blieb ich einen Moment stehen und atmete noch einmal tief durch, dann ging ich rein und sah, dass mich Moran böse ansah und Sarunos machte ein besorgtes Gesicht. Okay, dann immer her mit der Standpauke, dachte ich mir noch, als Sarunos anfing zu reden:

„Wir haben uns Sorgen gemacht, mein Kind. Warum hast du nicht gesagt, was du vorhast, wir hätten dir bei deinem Vorhaben helfen können, denn auch Moran hätte mit Draco in den Kampf ziehen können. …“

Ich unterbrach ihn, auch wenn es unhöflich war, aber ich hatte etwas zu sagen:

„Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob Draco auf ihn gehört hätte. Dann wäre da noch Dracos Gemütszustand, der mir Sorgen bereitet, er scheint nicht glücklich darüber zu sein, dass er gegen Drachen kämpfen musste und dann ist da noch …“, ich sprach nicht weiter, ich wollte niemanden sagen, wo Dracos Familie friedlich lebt, sie würden sie nur suchen und dann wäre sie nicht mehr sicher, auch wenn sie ihnen nichts tun würden, aber sie waren nicht so versteckt, damit sie gefunden werden wollten, also musste ich darüber schweigen. Aber auch die beiden Babys machten mir Sorgen, ich wusste nicht, was ich mit ihnen machen sollte.

Moran riss mich aus meinen Gedanken, als er sagte:

„Was wäre da noch?“

Er war richtig sauer, das hörte man an seiner Stimme, aber was sollte ich ihm jetzt sagen, dass ich im Stall zwei Drachenbabys vorerst versteckt hielt, also lenkte ich ein wenig vom Thema ab.

„Ist Draco eigentlich schon wieder hier gewesen?“

Morans Blick verriet mir, dass er nicht auf ein Themawechsel eingehen wollte, aber Sarunos schüttelte den Kopf und sagte mir damit, dass er nicht wieder her kam. Also hatte ich ihn zum letzten Mal gesehen, das stimmte mich traurig, mir lief eine Träne die Wange hinunter, er war also gegangen.

Moran ging nicht drauf ein, er war zu wütend, um zu bemerken, dass es nicht nur ein Themawechsel war, sondern dass es mich wirklich interessierte, ob Draco hier war oder nicht. Sarunos stand auf, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.

„Warum weinst du, er wird schon wieder kommen, er kam bis jetzt immer wieder hier her.“, sagte er, um mich zu beruhigen.

„Nein, diesmal nicht, ich habe mit ihm gesprochen. Es war, als sagte er mir Lebewohl und flog davon, er flog zwar in Richtung Schloss, aber dass er nicht hier war, bestätigt, dass er gegangen ist, diesmal für immer. Er wird mir fehlen.“, weiter sprach ich nicht, denn meine Stimme brach in diesem Moment ab.

Es war ein schwerer Verlust, ich wollte ihn nicht so hinnehmen, aber ich musste es, ich habe ihn vor die Wahl gestellt und er hatte sich entschieden, hatte sich für die Freiheit entschieden und die gönnte ich ihm, auch wenn es mir schwer fiel, ihn gehen zu lassen. Ich löste mich von Sarunos und verließ den Thronsaal ohne auf Moran zu achten, denn er würde mich jetzt nicht verstehen, dafür war er gerade zu wütend. Ich ging wieder raus auf den Schlosshof, ging zu Kusiran in den Stall, wollte sehen, wie die kleinen Drachenbabys sich mit dem Stallburschen verstehen. Als Kursiran mich sah, kam er gleich mit einem besorgten Gesicht auf mich zu und fragte, was denn schief gelaufen sei.

„Hast du nach dem Angriff Draco gesehen?“, fragte ich ihn, in der Hoffnung, dass er doch noch einmal kurz hier war. Er schüttelte den Kopf, in diesem Moment lief mir eine weitere Träne die Wange hinunter, er drückte mich an sich und bat mich ihm alles zu erzählen. Ich wartete einen Moment, bis ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte und erzählte ihm von dem Gespräch mit Draco, dass ich mir sicher war, dass er nicht wieder kommt.

„Mach dir keine Sorgen, er ist groß und alt genug, dass er auf sich selbst aufpassen kann und außerdem kannst du dann ja jetzt für die Kleinen da sein. Auch wenn es für mich unverständlich ist, dass er seine eigenen Kinder zu einem Abschiedsgeschenk gemacht hat, aber er hat sich so entschieden. Also sollten wir uns für ihn freuen, dass er seine Freiheit wieder richtig genießen kann. Um die Drachenbabys solltest du dir auch keine Gedanken machen, denn er hat sie dir nicht anvertraut, damit du jetzt zusammenbrichst, sondern, damit du sie genauso groß und stark kriegst wie ihn, auch wenn er trotz allem noch ein Kind im Geiste war.“

Es waren einfache Worte, gaben keine Hoffnung darauf, Draco je wieder zu sehen, aber dennoch munterten sie mich auf. Dann gingen wir in den Stall und sahen ein wenig die beiden Kleinen beim Spielen zu, sie waren wirklich süß und ich wusste, dass sich Kusiran gut um sie kümmern würde, solange ich es für besser hielt, sie zu verstecken.

Ich blieb den Rest des Tag bei Kusiran und ließ mich von ihm immer wieder aufmuntern. Seine Art war einfach unbekümmert, er schien ein fröhlicher Dunkelelf zu sein. Seine Augen leuchteten in warmen Goldtönen, seine weißen Haare hatte er geflochten und am Ende zusammengebunden, er war ein wenig kleiner als Moran, war aber im Grunde genauso gut gebaut. Er trug nur eine dunkelbraune Stoffhose, sein Oberkörper war frei, man sah kleine Schweißtropfen auf seinem Rücken.

Die Arbeit im Stall konnte schweißtreibend sein, aber er schien es gern zu tun, denn er pfiff zwischendurch ein Liedchen, dieses wurde mit der Zeit zu einem Ohrwurm. Die Melodie war wunderschön, barg aber eine große Sehnsucht hinter den Tönen. Ich kannte diese Sehnsucht, aber meine war gestillt worden, es war die Sehnsucht nach Liebe. Aber auch seine wird in der nächsten Zeit gestillt werden, denn Tatze war ja hier und schien auch etwas für ihn zu empfinden, ebenso wie er für sie, das merkte ich in dem Moment, als Draco hier herum hüpfte und Tatze ihm prompt in die Arme sprang.

Dann kamen wieder die Bilder des herum springenden Drachen, der doppelt so groß war, als damals, als ich ihn zum ersten Mal sah. Ich konnte meine Tränen nicht mehr halten und ließ sie einfach ihren freien Lauf. Dracos Nachkömmlinge sahen meine Tränen und leckte sie mir von den Wangen, dann schmiegten sie sich an mich, wie kleine Kätzchen, ich musste lächeln und streichelte die Beiden. Sie waren sehr süß und obendrein auch noch aufmerksam, wie meine Kinder, die mich genauso trösteten, wenn es mir nicht gut ging. Nach einer Weile lösten sie sich von mir und spielten vergnügt weiter. Es war schön zu sehen, wie gut sie sich verstanden und wie vergnügt sie miteinander spielten.

Dann kam Kusiran auf mich zu und legte mir einen Arm um die Schulten, zog mich an sich und tröstete mich noch ein wenig, als er merkte, dass mir wieder die Tränen kamen.

„Es wird alles gut. Der Abschied ist zwar schwer, aber das legt sich auch wieder. Und wer weiß, vielleicht kommt er uns ja mal besuchen.“, sagte er zu mir.

Das wäre schön, dachte ich, als ich ein Räuspern hörte und erschrocken dorthin sah, wo es herkam. Da stand ein immer noch wütender Moran, der jetzt sogar noch wütender drein blickte. Kusiran ließ mich nicht los, sondern behielt mich im Arm, sah aber zu Moran rüber.

„Was treibt ihr hier? Und was willst du von meiner Verlobten? Nimm die Finger von ihr oder es wird dir noch Leid tun.“, sagte Moran in einem scharfen Ton zu Kusiran.

Doch der hielt Morans Blicken stand und sagte immer noch ruhig:

„Es ist nichts Verwerflichen dran, die Verlobte des Prinzen zu trösten, wenn es der eigene Verlobte nicht schafft und sie einfach so allein lässt. Wisst Ihr eigentlich, wie schwer sie es jetzt gerade hat oder seid Ihr schon blind vor Wut darüber, dass sie nicht die Art von Frau ist, die kuscht und nur das tut, was Ihr wollt. Ihr solltet akzeptieren, dass sie ihren eigenen Kopf hat und eben nicht nach Eurer Pfeife tanzt und Ihr solltet jetzt Derjenige sein, der bei ihr ist, um sie zu trösten. Aber anscheinen interessiert Euch nur ihr Gehorsam.“

Kusiran drückte mich provokativ fester an sich und lächelte Moran gewinnend an. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Sollte ich Kusiran jetzt die Leviten lesen und ihm mitteilen, dass er so nicht mit Moran umspringen kann, wo ich mir aber sicher war, dass er es auch selbst machen würde oder sollte ich ihm recht geben und Moran somit noch wütender machen?

Ja, ich stand in einer Sackgasse, konnte nicht vor und auch nicht zurück. Ich wollte nicht, dass sich die Beiden meinetwegen auch noch die Köpfe einschlugen, aber verhindern konnte ich es auch nicht. Diese Situation überforderte mich gewaltig, ich hofft auch unterbewusst, dass jemand kommt, damit sich die Spannung, die zwischen den beiden herrschte, löste. Aber alle Hoffnungen waren umsonst. Warum musste Moran auch so eifersüchtig sein?

Moran kam langsamen Schrittes immer näher, er hatte sein Schwert dabei, das verhieß nichts Gutes, dann aber hörte man ein Kreischen im hinteren Teil des Stalles.

Die Drachenbabys!

Ich musste nachsehen, ob irgendetwas nicht stimmte und riss mich von Kusiran los und ging nach hinten zu den beiden kleinen Drachen. Als ich dort war, sah ich, dass einer der Beiden verletzt war, es war nur ein kleiner Kratzer, nicht mal tief, aber dem Kleinen tat es weh, der andere saß vor ihm und leckte den Kratzer sauber, also war nichts Schlimmes passiert. Ich streichelte die beiden noch einmal, bevor ich dann wieder zu den beiden Streithähnen zurück ging.

Ich sah, wie die beiden nicht mehr im Stall standen sondern auf dem Schlosshof, Moran hatte seine Waffe gezogen und Kusiran stand mit einer Mistgabel ihm gegenüber und gingen auf einander los. Einige Diener standen drum herum und wussten nicht, was sie machen sollten. Irgendetwas musste ich tun, nur was?

Es dauerte nicht lange, dann fiel mir ein, was ich machen konnte. Als ich hinter Kusiran stand, zog ich ihm an den Zopf, so dass er auf seinen Hintern neben mir saß, Moran dagegen bannte ich mit meine Blick. Auch wenn ich ihm versprochen hatte, meine Fähigkeit bei ihm nie wieder anzuwenden, so musste ich doch etwas tun, sonst bringen sich die Beiden noch gegenseitig um.

Der Stallbursche wusste nicht, wie ihm geschah, er sah nur zwischen mir und Moran hin und her. Ich wusste, dass Moran hinterher noch wütender sein würde, aber ich konnte nichts anderes machen. Hätte ich Kusiran gebannt und Moran an den Haaren gezogen, dann wäre er trotzdem auf ihn losgegangen, egal, was ich gesagt hätte, er hätte mir nicht zugehört, also war das die einzige Lösung.

Beruhige dich, Moran. Zwischen Kusiran und mir war nichts, ich habe geweint und er hat mich getröstet, mehr ist nicht passiert. Ich vermisse Draco eben jetzt schon, denn er hat uns für immer verlassen, da du es noch nicht mitbekommen zu haben scheinst. Er hat uns verlassen und das ist gerade mehr als schwer für mich.

Meine Gedanken brachen ab, als mir die Tränen wieder über die Wangen liefen, demzufolge war Moran auch nicht mehr gebannt. Kusiran stand neben mir auf und wollte wieder seine Arme um mich legen, auch wenn ich das sehr zu schätzen wusste, so wusste ich auch, dass es nur Öl ins Feuer gießen würde. Also lehnte ich ab und ging auf Moran zu, doch der ließ mich stehen und ging einfach rein. Er war zu recht sauer auf mich, denn ich hatte ein Versprechen gebrochen, aber ich sah nun mal keinen anderen Ausweg. Ich hoffe er kann es mir verzeihen, wenn er sich wieder beruhigt hat.

Als Kusiran sah, dass Moran einfach verschwand, kam er zu mir und legte die Arme um mich, drückte mich an sich und hielt mich einfach nur, er gab mir Wärme und Halt, damit ich nicht auf der Stelle zusammenbrach, denn er wusste, dass mir Morans Verhalten den Rest gegeben hatte. Aber von seiner Umarmung bekam ich nicht viel mit, denn mir wurde schwarz vor Augen und dann träumte ich von Moran, dass er für mich unerreichbar geworden war, dass ich ihn nicht mehr erreichen konnte, dass er mich verlässt und allein lässt. Auch Draco sah ich nur noch aus der Ferne bis er letzten Endes verschwand und schon war alles um mich herum schwarz, niemand war da, ich war mal wieder allein, wie so oft.

Doch dann leuchtete ein kleines Licht und ich sah darin Kusirans Gesicht, er lächelte mich an und streckte mir eine Hand entgegen. Ich wollte nicht mehr allein sein, ich hasste es allein zu sein. Also ergriff ich die Hand und ließ mich zu ihm ziehen. Ich öffnete meine Augen und sah um mich herum eine menge Heu, ich war im Stall, dann sah ich ihn, Kusiran saß neben mir und hielt meine Hand und streichelte mit der anderen freien Hand meine Wange.

Er lächelte mich an und sagte:

„Geht es wieder? Ich kann dich auch in dein Zimmer bringen, dann kannst du dich dort erholen.“

„Nein, es ist schon in Ordnung hier, das Heu duftet so gut, die frische Luft tut gut und außerdem bin ich hier den Wonneproppen näher und kann sofort reagieren, wenn etwas ist.“, sagte ich zu ihm und versuchte zu Lächeln, was mir auch einigermaßen gelang.

„Du musst dir um die Beiden keine Gedanken machen, ich passe schon auf die Zwei auf, du brauchst jetzt Ruhe, damit du dich richtig erholen kannst.“, versuchte er mich zu überreden.

Aber ich lehnte ab, denn mein Zimmer gab es so nicht mehr, das hatte jetzt Tatze, denn ich war ja bei Moran untergekommen, was ich dem Stallburschen auch versuchte zu erklären. Er nickte nur und hob mich hoch, dann trug er mich in das Schloss und vor Morans Schlafzimmer blieb er stehen. Er öffnete die Tür, legte mich ins Bett und setzte sich an die Bettkante, dort blieb er bis ich eingeschlafen war.

Diesmal träumte ich nichts und wenn es doch ein Traum war, dann war ich allein und alles um mich herum war dunkel. Es war mir unbegreiflich, wie alles so schief laufen konnte, dass Draco lieber bei seinen Artgenossen leben wollte, ist ja an und für sich nichts Schlimmes, aber dass Moran meine Tränen ignoriert und sich lieber seiner Eifersucht hingibt, konnte ich nicht verstehen.

Ich verstehe ihn ja soweit, dass er sauer auf mich ist, denn immerhin bin ich einfach halsbrecherisch mit Draco in den Kampf gezogen, er hatte recht, wenn er sagte, es hätte sonst was passieren können, aber hätten die Krieger versagt und die Horde wäre in die Stadt gekommen, dann wäre ich im Schloss auch nicht sicher gewesen und meine Kinder schon gar nicht.

Also habe ich das Richtige getan, denn ich empfand es als richtig und ohne Draco wären wir aufgeschmissen gewesen. Und dann habe ich auch noch das Versprechen gebrochen, dass ich ihm gegeben hatte. Ich hoffte er beruhigt sich wieder, das hoffte ich vom ganzen Herzen, denn ich liebe ihn und will ihn nicht verlieren.

Es waren Sonnenstrahlen, die mich weckten, indem sie an meiner Nase kitzelten. Ich öffnete langsam meine Augen und sah zwei goldene Augen, sie blickten mich besorgt an, dann wurde der Blick fröhlicher und ich spürte zwei zarte, weiche Lippen auf meine. Ich erwiderte den Kuss, denn er fühlte sich gut an und ließ ein Licht in der endlosen Dunkelheit auflodern.

Mir wurde sehr warm, dann spürte ich eine Hand, die mir sanft über den Körper strich. Ich ließ es geschehen, denn ich fühlte mich wohl dabei. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, seine Berührungen wurden immer intimer, dann fingen wir an uns auszuziehen und dann verschmolzen wir miteinander, so als gäbe es keinen Morgen. Erschöpft und überglücklich ließen wir von einander ab, lagen lange in den Armen des Anderen und genossen die Nähe.

Ich wollte die Stille brechen, aber ich wollte die angenehme Atmosphäre nicht kaputt machen, also schwieg ich noch ein bisschen und zog den wunderbaren Geruch des neben mir liegenden Körpers ein. Er schien es zu merken, denn er drückte mich fest an sich und dann durchbrach er die Stille:

„Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen. Ich hatte große Angst dich an einen anderen Mann zu verlieren und habe nur noch rot gesehen. Kusiran kam zu mir und erzählte, dass du zusammen gebrochen warst, also bin ich so schnell es ging zu dir gegangen, aber du bist einfach nicht aufgewacht. Ich habe mir große Sorgen gemacht, denn du hast fünf Tage durchgeschlafen und diese fünf Tag hab ich hier am Bett gesessen und gewartet, dass du deine Augen öffnest und endlich bist du wach. Ich liebe dich, Bela. Bitte verzeih mein kindisches Verhalten.“

Auf seiner Wange lief eine Träne hinunter, ich küsste sie weg und sah ihm dann in die Augen und lächelte ihn an. Auch er lächelte mich an und küsste mich. Wenn Moran recht hatte, dann hatte ich fünf Tage nichts gegessen und so fühlte sich mein Magen auch an. Er war leer, so richtig leer. Mein Magen knurrte nicht, denn darüber war er längst hinaus.

Plötzlich richtete Moran sich auf, sah mich an und sagte:

„Ruh dich noch ein wenig aus. Ich gehe in die Küche und hole dir eine Kleinigkeit zu Essen, du musst am Verhungern sein.“

Ich lächelte ihn an, dann stand er auf, zog seine Kleidung wieder an und verschwand aus dem Zimmer. Auch ich stand auf, naja, Aufstehen würde ich das nicht nennen, aber ich versuchte mich wieder anzuziehen, was mir nach längeren Hängen und Würgen und zig Flüchen dann auch gelang.

Kaum war ich fertig und lag wieder im Bett, stand auch schon Moran im Zimmer und hatte mir ein paar belegte Brötchen mitgebracht. Er setzte sich zu mir ans Bett hielt mir den Teller hin. Ich mag es zwar gar nicht, wenn ich alleine esse und mich alle Welt dabei beobachtet, aber ich hatte wohl keine andere Wahl. Kaum hatte ich die Brötchen verschlungen und kaute auf dem letzten Stück Brötchen herum, fragte Moran mich:

„Sag mal, das fällt mir jetzt erst auf, wenn ich so darüber nachdenke. Was hat da im Stall eigentlich so gekreischt? Und warum bist du sofort aufgesprungen und hast nach gesehen, versteckt ihr Zwei irgendetwas vor mir?“

Sein Blick wurde härter und in seiner Stimmer klang Wut und dann verschluckte ich mich auch noch.

Nach dem ich nicht mehr husten musste und endlich wieder tief Luft holen konnte, sagte ich:

„Eigentlich verstecke nur ich etwas, ich bat ihn nur darum, darauf auf zu passen, bis ich mich entschieden habe, was damit passiert.“

„Warum hast du da nicht mich gefragt?“, fragte er verärgert. Doch ich hatte die passende Antwort:

„Du warst so sauer auf mich, wie hätte ich dich fragen sollen, du hättest mir nicht mal zugehört, wenn ich auch nur einen Laut von mir gegeben hätte oder hast du mitbekommen, was ich mit deinem Vater besprochen habe?“

Er sah mich verwirrt an und schien darüber nach zu denken, dann wurde sein Blick traurig und er schüttelte den Kopf, also hatte ich recht, er wusste nicht, was ich mit Sarunos besprach. Ich lächelte ihn an, denn ich wollte nicht streiten, er lächelte zurück und küsste mich.

6. Kapitel - Warum behalten wir sie nicht einfach?

Er sah mir in die Augen und sagte dann: „Wusstest du eigentlich, dass Tatze was für den Stallburschen übrig hat?“

„Ich weiß sogar, dass auch der Stallbursche was für sie übrig hat, das ist mir aufgefallen, als wir hier ankamen und Draco mal wieder das Kind raus hängen lies. Die Erde bebte fürchterlich unter unseren Füßen. Unsere Kleinen sind auf ihre Hintern gefallen nur Tatze nicht, denn sie ist Kusiran in die Arme gesprungen und da beide so aussahen, als würde sie die Nähe des jeweiligen anderen genießen, wusste ich, dass da was laufen wird in naher Zukunft. Warum fragst du?“, erwiderte ich.

„Weil Tatze nur noch im Stall ist, um Kusiran von der Arbeit abzuhalten. Ach und noch etwas, ich habe mich mit ihm vertragen. Als du schliefst, haben wir noch mal miteinander geredet. Was heißt geredet, eigentlich wollte ich ihm die Leviten lesen, dass er sich von dir fern halten soll. Aber er fiel mir ins Wort und stellte die Sache klar, dass ihr euch nur gut versteht und dass er eigentlich nur das gemacht hat, was ich hätte tun sollen. Es tut mir wirklich Leid, dass mich nicht für dich da war.“

Ich war froh darüber, dass sich die Streithähne nicht mehr stritten, aber wenn Tatze wirklich nur noch im Stall ist, dann hat sie sicher auch die Drachen entdeckt. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bett und rannte nach draußen, rannte über den Schlosshof und in den Stall. Kusiran und meine kleine Schwester lagen kuschelnd im Heu, Sie sahen mich erschrocken an, doch ich ging einfach an ihnen vorbei und sagte noch schnell:

„Lasst euch nicht stören, ich bin schon weg.“

Dann stand ich im hinteren Teil des Stalles und dachte ich spinne, denn der Platz war leer. Die Drachen waren nicht da, aber wo waren sie, sind sie davon geflogen, wie es auch Draco tat? Ich hoffte, dass sie noch hier irgendwo waren, dann stand plötzlich Kusiran neben mir und flüsterte mir zu:

„Keine Sorge, sie sind nicht verschwunden, es geht ihnen gut. Ich habe sie in mein Zimmer gebracht, denn hier im Stall ist in letzter Zeit mehr los als sonst, daher musste ich sie wo anders verstecken.“

Ich wusste genau, was er meinte, als er sagte, dass mehr los sei als sonst. Ich lächelte nur, dann fügte er noch hinzu:

„Tatze weiß nichts, ich habe es ihr nicht gesagt.“

„Was nicht gesagt? Ihr Zwei habt ein Geheimnis vor mir?“, sagte sie und stand hinter uns.

Kusiran drehte sich zu ihr und dachte nach, was er sagen sollte, doch ich fing zuerst an mit reden:

„Nicht nur vor dir, niemand weiß von diesem Geheimnis, nicht mal Moran habe ich etwas gesagt und das wird auch so bleiben.“

Kusiran ging auf sie zu, doch sie wich zurück, als wolle sie damit andeuten, dass sie denkt, ich hätte was mit ihren Stallburschen. Also sagte ich zu ihr:

„Jetzt fang du nicht auch noch mit der Eifersucht an, da hat mir Moran schon gereicht. Und außerdem war es eigentlich mein Geheimnis, aber ich musste ihn einweihen, damit er mir helfen konnte.“

Sie sah mich abschätzend an und sagte:

„Du hättest auch mich fragen können.“

Diesen Satz kannte ich irgendwo her, also bekam auch sie die passende Antwort:

„Da du dich hier nicht auskennst, bist du mit unter die Ersten gewesen, die aus der Auswahl raus gefallen ist und er war nun mal der Erste, der mich gesehen hat und mein Geheimnis sah. Also musste ich ihn zwangsläufig darum bitten“

Sie sah mich enttäuscht an, doch dann hörte ich eine Stimme hinter ihr:

„Wusste ich es doch, hier bist du hin gelaufen. Kaum haben wir uns wieder vertragen, rennst du zu ihm, was soll das? Gibt es da vielleicht doch etwas, das ich wissen sollte?“

Moran war mir also gefolgt, jetzt musste ich mich also auch noch mit ihm auseinander setzen.

Aber Tatze fand die ersten Worte nach seinem Auftauchen:

„Ach so ist das also, bin ich jetzt das Trostpflaster oder was?“

Mir platzte der Kragen, warum denken immer gleich alle an Betrug, ich konnte es echt nicht fassen.

„Ich fasse es nicht, jetzt geht der ganze Mist wieder von vorn los. Klärt das unter euch, wenn ihr mich sucht, ich geh spielen.“, sagte ich genervt und aus den Augenwinkel heraus sah ich, wie auch Kusiran genervt war und die Augen verdrehte. Ich ging an Tatze und Moran wortlos vorbei, ich sah sie nicht mal an.

Ich ging ins Schloss und suchte meine Kinder auf, die in Rinas Zimmer munter spielten. Als sie mich sahen, kamen meine drei Kinder auf mich zu gestürmt und rissen mich zu Boden und dann hörte ich Sätze wie:

„Mama, schön, dass du wieder wach bist.“

„Es geht dir wieder gut, dann muss ich mir keine Sorgen mehr machen.“

„Mama, ich hab dich vermisst.“

Es war schön zu sehen, dass sie sich freuten mich zu sehen, ihr Lachen zu hören, war das größte Glück für mich, es baute mich wieder auf in diesen schweren Stunden des Konflikts. Ohne sie wäre ich in Depressionen gefallen, aber sie waren da und bauten mich wieder auf.

Nur Krokas und Zasuri blieben an Ort und Stelle, sagten nichts und sahen nur zu, wie sich die Drei freuten. Was sollten sie auch anderes tun, denn immerhin kannten sie ihre Tante nicht. Aber das konnte man immer noch nachholen. Also gesellte ich mich zu ihnen und wir spielten ausgelassen miteinander.

In diesen Momenten fühlte ich mich wieder wie ein kleines Kind ohne Sorgen und Nöte. Es machte sehr viel Spaß mit ihnen zu spielen, auch meine Zwillinge hatten eine menge Spaß, denn endlich konnten sie mit anderen Kindern spielen ohne ausgelacht, gemieden oder sogar beleidigt zu werden.

Es dauerte nicht lange, dann kam Kusiran ins Zimmer gestürmt, sah mich böse an und sagte:

„Weißt du eigentlich, was du mir angetan hast? Ich meine, Moran alleine kann schon zur Furie werden, aber jetzt will mir auch noch Tatze an die Gurgel“, dann fiel er auf die Knie uns sprach weiter:

„Bitte versteckt mich, ich will noch nicht sterben.“

Die Kinder sahen sich untereinander an, dann lachten sie ihn aus. Es war schon amüsant zu sehen, wie ein erwachsener Mann bei Kindern Hilfe suchte.

Ein Versteck war schnell gefunden und unter dem Bett war für ihn zwar nicht sonderlich fiel Platz, aber er war nicht zu sehen und konnte so schnell nicht gefunden werden. Wir spielten ausgelassen weiter bis die Tür wieder aufgerissen wurden, diesmal standen zwei Gestalten im Zimmer. Sie waren außer Atem und sahen mich fragend an.

„Was treibt ihr denn während meiner Abwesenheit. Sag mal Moran, muss ich mir jetzt auch noch Sorgen machen oder wie darf ich eure Atemlosigkeit verstehen?“

Tatze war die erste, die genug Luft zum Sprechen fand:

„Was soll ich denn mit einem verzogenen Prinzen, sag mir lieber wo Kusiran ist.“

Ich glaubte mich verhört zu haben, sie hat ihn tatsächlich einen verzogenen Prinzen genannt und da die Kinder das auch hörten, brachen sie mit mir in schallendes Gelächter aus. Moran schaute nur finster drein, aber wo sie recht hatte, da hatte sie recht. Denn er konnte schon manchmal sehr verzogen sein.

„Tut mir Leid, aber ich liefere niemanden zum Lynchen aus. Warum wollt ihr ihn überhaupt an die Gurgel? Er hat doch nichts getan oder?“, fragte ich die Beiden, die allmählich wieder normal atmeten.

Doch Moran sah mich immer noch finster an und sagte:

„Er will uns das Geheimnis nicht verraten, dass ihr zwei habt, also wird er gelyncht.“

„Aber dann erfahrt ihr nie, was er verheimlicht. Das nennt man dann wohl ins eigenen Fleisch geschnitten.“, sagte ich triumphierend. Beide sahen mich geschockt an und fingen erst jetzt an nach zu denken und merkten, dass ich recht hatte.

Die Kinder lachten wieder, als sie die verlorenen Blicke sahen, die sich Moran und Tatze zu warfen, dann sagte Lilly zu ihren Vater:

„Und ich dachte wir sind hier die Kinder, aber irgendwie bist du kindischer als wir hier alle zusammen.“

Moran sah sie mit hochgezogener Augenbraue an, dann gesellte sich auch Sammy zu Lilly und setzte noch einen drauf:

„Ja ja, das sind die Erwachsenen, machen einen auf hart und wollen uns Kinder beibringen, dass man immer höflich und nett zu anderen ist und dann wollen sie sich gegenseitig nach dem Leben trachten. Versteh einer die Erwachsenen, ich jedenfalls nicht.“

Er zog dabei die Schultern hoch, der Anblick war niedlich und selbst Tatze begann zu lachen, nur Moran nicht, der wirkte geknickt.

Ausnahmslos alle hatten Respekt vor dem Prinzen, aber an diesem Tag schien es anders zu sein, es war ungewohnt für ihn, dass jemand ihm einfach so seine Meinung sagte ohne Angst auf die Konsequenzen. Dann stand er da, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte zu seinem Sohn:

„Komm du erst einmal in mein Alter, dann wirst du von selbst erkennen, dass es nicht immer leicht ist, den Harten zu spielen. Aber es gibt Situationen, die das erfordern, denn sonst würdest du den Kampf verlieren.“

„Gegen einen Stallburschen?“, fragte Lilly skeptisch. Moran sah sie verwirrt an, er wusste nicht was er darauf erwidern sollte, ich musste zugeben, ich wusste es auch nicht.

Aber ich versuchte dennoch die Situation zu retten:

„Warum lasst ihr den armen Jungen nicht in Ruhe, er hat euch doch nichts getan. Er hält nur ein Versprechen, dass er mir gab und ich sagte ja nicht, dass ich das Geheimnis nie preis geben werde, eben nur jetzt noch nicht bis ich entschieden habe, was ich machen werde. Und Tatze, du liebst ihn doch oder? Also warum vergisst du die Sache nicht einfach? Oder willst du ihn wegen eines Geheimnisses abservieren?

Und Moran, mal ganz im Ernst, wir hatten das doch geklärt, warum müssen wir wieder darüber diskutieren? Es wird der Tag kommen an dem ich euch sage, was ich zur Zeit noch zu verbergen versuche, aber bis dahin solltet ihr geduldig sein. Es ist nicht mal was Schlimmes, eher sogar was Schönes, aber die Zeit ist noch nicht dafür gekommen, bitte versteht das.“

Morans Blick wurde weicher, er kam auf mich zu und küsste mir die Stirn und sagte:

„Du hast recht, bitte verzeih.“

Nur Tatze schien nicht davon überzeugt zu sein, sie war eben stur, so kannte und mochte ich sie.

„Aber wo ist er denn jetzt? Er hätte mir ja wenigstens sagen können, dass es da etwas gibt, dass er mir noch nicht sagen kann. Aber nein, er rennt dir hinterher, was soll ich denn da denken?“

„Ganz einfach, dass deine große Schwester ihrem Verlobten treu ist, also gibt es auch keinen Grund eifersüchtig zu sein. Ich habe mit seiner schon genug zu tun.“, zeigte ich auf Moran, der aber nur lächelte. Dann kam Kusiran vor dem Bett vor gekrabbelt und ging auf Tatze zu, legte einen Arm um sie und sagte:

„Mach dir keine Sorgen, ich lauf dir schon nicht weg.“

Aber sie sah ihn skeptisch an und fragte:

„Ah ja und was war das gerade eben?“

„Hey, ihr wolltet mir an die Gurgel, hätte ich etwa stehen bleiben sollen? Dann wärst du jetzt aber wieder alleine.“, verteidigte er sich. Tatze sah ein, dass er recht hatte und verließ mit ihm lächelnd das Zimmer, auch Moran ging dann wieder. Dann spürte ich die Blicke der Kinder auf mich und Lilly fragte: „Was verheimlichst du denn Schönes?“

Ich wollte ausweichen und mit ihnen weiter spielen, aber sie ließen nicht von der Frage ab, sogar Krokas und Zasuri ließen nicht locker. Also war ich gezwungen, das Geheimnis zu lüftet, sagte aber zu ihnen:

„Sagt aber niemanden etwas davon, denn wie gesagt, ich weiß noch nicht, was ich machen soll.“

Sie nickten mir alle eifrig zu und warteten gespannt auf meine weiteren Worte.

Ich ließ mir von Zasuri und Krokas Kusirans Zimmer zeigen. Ehe ich hinein ging klopfte ich an, da niemand reagierte, nahm ich an, dass sie wieder im Stall waren, also ging ich vorsichtig rein. Es war wirklich niemand da, dann deutete ich den Kindern mir leise zu folgen, denn auf dem Bett schliefen die beiden Wonneproppen ganz eng aneinander gekuschelt. Hinter mir hörte ich Aussagen wie: „Wie süß.“, „Boar.“, „Wow.“ und „Warum behalten wir sie nicht einfach?“

Die Frage kam von Sammy und von ihm ich hätte nichts anderes erwartet, dann versuchte ich ihnen zu erklären, dass sie ihre Eltern brauchten. Aber ich stieß auf taube Ohren, dann sagte Rina:

„Aber wenn ich Lunaris als besten Freund haben darf, warum dürfen dann die Zwillinge nicht auch diese Beiden als Freunde haben?“

Sie hatte zwar recht, aber dann sagte ich zu ihr:

„Erkläre das mal euren Vater, dass jetzt auch zwei Drachenbabys zu unserer Familie gehören.“

Dann meldete sich die Wortkarge Zasuri zu Wort:

„Großvater hätte bestimmt nichts dagegen und da es sein Schloss ist, können unsere Väter nicht mal etwas machen.“, sie lächelte triumphierend.

Auch sie hatte irgendwo recht, aber bis jetzt wusste niemand von den Drachen, dann wurde ich von Krokas aus meinen Gedanken gerissen:

„Haben die Beiden schon Namen?“

„Weiß nicht, da Draco nicht sprechen kann, konnte er mir auch nicht sagen, ob er den Beiden schon welche gab.“, sagte ich ihnen, dann sah mich Rina entsetzt an.

„Wie jetzt, das sind Dracos Kinder? Aber der ist doch selbst noch ein Kind, ich meine, so wie er sich verhält, habe ich nie daran gedacht, dass auch er mal Vater wird.“

Ja, diesem Trugschluss unterlag ich auch einmal.

„Dürfen wir ihnen Namen geben?“, Kam es von den Zwillingen wie aus einem Mund. Ich fand die Idee gut und sagte zu ihnen:

„Dann macht mal Vorschläge und bedenkt, dass eines ein Mädchen und das andere Baby ein Junge ist.“

Die Beiden überlegten eine kurze Weile, dann sagte Lilly: „Darf ich sie Lexa nennen?“, dann sagte Sammy:

„Und ich möchte ihn Simon nennen.“, dann kam von Beiden wie aus einem Mund:

„Bitte.“

Welche Mutter könnte da nein sagen, also ich konnte es nicht.

„Na gut, wir nehmen sie in der Familie auf, aber nur unter der Bedingung, dass alle damit einverstanden sind. Und dazu gehören euer Vater, eure Großväter, eure Großmütter, sowie eure Tanten und euer Onkel und da es bald Abendessen gibt, könnte ihr es gleich nachher noch sagen.“

Ich hörte nur ein

„Au ja.“

Und schon waren sie wieder verschwunden, die beiden Drachenbabys bekamen von all dem nichts mit, denn sie schliefen immer noch ganz friedlich.

Sie waren wirklich sehr süß, es kam mir ganz gelegen, dass die Kinder sie behalten wollten, denn auch ich wollte sie nicht mehr hergeben, denn Draco hatte sie mir anvertraut. Ich lächelte und ließ die Beiden in Ruhe weiter schlafen.

7. Kapitel - Familienzuwachs

Es dauerte aber nicht lange, da hörte man in den Gängen schon lautes Gekreische. Ich wusste sofort, wer da kreischt, aber die Anderen wussten es nicht, also ging ich schnurstracks zu Kusirans Zimmer, um mich zu vergewissern, dass den beiden Drachen nichts passiert ist. Als ich bei dem Zimmer ankam, stand schon Moran vor der Tür, er wollte die Tür gerade öffnen, als ich ihm zurief, dass er es lassen sollte. Er schaute mich verwirrt an und schien auf einmal wieder wütend zu sein.

„Jetzt sag schon, was ihr mir verheimlicht, die Sache wird mir allmählich zu bunt.“

Das Gekreische wurde nicht weniger, also entschloss ich mich dazu, ihn zu zeigen, was ich hinter dieser Tür verbarg. Ich deutete ihm leise zu sein und nicht auszurasten, dann öffnete ich die Tür uns sah zwei Drachen, die auf dem Bett standen und das halbe Zimmer in Brand gesteckt hatten. Ich stand da und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich tat nur eins, ich rannte hinein und umarmte die beiden Drachen, damit sie wieder ruhig wurden, dann deutete ich ihnen mir zu folgen, was sie auch taten. Als ich dann vor Moran stand, sagte ich zu ihm:

„Erklärung gibt es später, bitte sorge dafür, dass das Feuer gelöscht wird, aber sage niemanden etwas von den Drachen. Ich gehe in unser Schlafzimmer, dort warte ich auf dich, dann erkläre ich dir alles, okay?“

Er sah mich immer noch irritiert an, nickte aber und rannte davon, um Hilfe zu holen, ich rannte derweil in das Schlafzimmer. Dort angekommen, setzten sich die Beiden direkt auf das Bett und sahen mich ängstlich an. Anscheinend haben sie Feuerspucken geübt, was nichts Verwerfliches war, aber in einem Raum machte das keinen Sinn.

„Macht euch keinen Kopf, aber das nächste Mal übt ihr draußen, wenn nichts im Weg ist, das abbrennen könnte und nur unter Aufsicht, habt ihr verstanden?“

Beide nickte eifrig und schmiegten sich an mich, wie zwei kleine Kätzchen.

Nach wenigen Minuten kam dann auch Moran zu uns, er sah mich mit den beiden kleinen Drachenbabys kuscheln und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.

„Das sind Dracos Kinder, er hat sie mir anvertraut, bevor er verschwand. Ich wusste erst nicht, was ich mit den Zweien machen sollte, aber mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass Draco sie mir nicht umsonst anvertraut hat und entschied mich sie hier zu behalten und sie groß zu ziehen. Die Kinder sind begeistert von der Idee und haben den beiden Kleinen sogar Namen gegeben. Lexa und Simon. Was sagst du dazu?“, fragte ich ihn.

„Würde das etwas an deiner Entscheidung ändern?“, fragte er mich skeptisch. Ich lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. Nein, es würde nichts ändern, aber ich wollte schon gern wissen, wie er dazu steht.

„Es ist in Ordnung, solange es dich und die Kinder glücklich macht“, lächelte er mich an, dann sagte ich zu ihm:

„Naja, unsere Kinder sehen die Beiden schon als Geschwister und wollen jetzt alle nach der Erlaubnis fragen, sie in der Familie aufzunehmen. Ich sagte ihnen bereits, dass sie erst alle fragen sollten. Aber hergeben, möchte ich die beiden Wonneproppen nicht wieder.“

Er kam zum Bett und hob Lexa hoch, dann setzte er sich neben mich uns setzte Lexa auf seinen Schoß ab, sie sah ihn irritiert an, aber blieb liegen und kuschelte sich an ihn. Wären die Beiden Katzen gewesen, dann würden sie in diesem Moment schnurren.

Moran legte einen Arm um mich und zog mich zu sich, küsste mir auf die Stirn und sagte:

„Solange sie nicht auch unser Schlafzimmer in Schutt und Asche legen, können sie hier bleiben.“

Es freute mich sehr, dass Moran sein Einverständnis gab.

Es wurde langsam Zeit für das Abendessen, also ließen wir die Beiden allein und hofften darauf, kein Feuer vorzufinden, wenn wir wiederkommen. Als wir im Speisesaal ankamen, waren schon alle da und warteten nur noch auf uns. Wir setzten uns und ich konnte die Vorfreude der Kinder schon in ihren Augen sehen und dachte mir noch so, das könnte lustig werden. Es verging eine Zeit, bis wir alle aufgegessen hatten, dann erzählten wir noch ein wenig, dann meldete sich Rina zu Wort.

„Es gibt da etwas, um was ich euch alle bitten möchte. Es gibt da zwei Kinder, die wie ich keine Eltern mehr haben, sie sind sehr nett und liebenswürdig. Ich wollte euch fragen, ob ihr etwas dagegen hättet, wenn wir sie in unserer Familie aufnehmen. Mama hat mir schon ihr Einverständnis gegeben, also brauche ich nur noch eure. Bitte sagt nicht nein.“, sah sie flehend in die Runde.

Ich grinste so vor mich hin, auch Moran grinste und sagte:

„Ich habe auch nichts dagegen und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sirez etwas dagegen hätte.“

Dieser wollte gerade etwas sagen, doch Maki meldete sich zu Wort:

„Natürlich, hat er nichts dagegen und ich auch nicht, also ich würde dann mal sagen, die Zwei sind aufgenommen. Wann lernen wir sie kennen?“

„Ich würde sagen morgen, dürfen wir den Beiden was zu essen bringen?“, fragte Krokas in die Runde.

„Meinetwegen, aber macht keine Dummheiten.“, sagte Sirez, der sich geschlagen geben musste, aber anscheinend nichts dagegen hatte und sich sogar darüber freute, dass sich die Kinder so gut verstehen. Und schon verschwanden die Kinder lachend in der Küche, dann fragte mich Sirez:

„Sag mal, was grinst du eigentlich die ganze Zeit?“

Ich grinste ihn breit an und antwortete:

„Sollte ich heulen? Ich habe die Beiden eben schon kennen gelernt und finde sie goldig, nicht wahr Moran?“, fragte ich meinen Verlobten.

„Ja, sie sind ganz niedlich.“, sagte er in die Runde.

Nur Tatze schien sich die ganze Zeit raus zu halten, sie schien auch nicht besonders gut drauf zu sein, also stand ich auf und bat sie mit mir mit zu kommen. Wir gingen in ihr Zimmer, das einst einmal meines war, ich setzte mich auf ihr Bett und bat sie, sich neben mich zu setzen. Als sie saß, fragte ich sie:

„Was ist denn los, du bist so abwesend oder ist etwas mit Kusiran?“

Sie sah mich an, dann schaute sie zu Boden, so dass ich ihr Gesicht nicht direkt sehen konnte. Sie antwortete nicht, also fragte ich noch einmal nach:

„Tatze? Was ist los? Kann ich dir helfen?“

Sie schaute immer noch zu Boden, aber diesmal sah ich, wie ihr eine Träne von der Nasenspitze tropfte. Sie schüttelte leicht den Kopf und sagte:

„Lass mich einfach in Ruhe.“

Dann legte sie sich auf das Bett und kuschelte sich ein.

Ich wollte ihre Nerven nicht überstrapazieren, also ging ich erst mal. Um eine Antwort zu bekommen, ging ich zu Kusiran in den Stall und hoffte er könnte mir antworten. Er war auch da, denn als ich dort ankam, war er gerade mit dem Ausmisten beschäftigt. Ich ging auf ihn zu und tippte in an der Schulter an, denn er stand mit dem Rücken zu mir. Er sah mich verwirrt an und fragte:

„Ist etwas passiert?“

„Naja, bis auf, dass dein Zimmer abgebrannt ist, ist alles soweit in Ordnung“, sagte ich zu ihm, während er mich entsetzt anstarrte, ich ließ ihn aber nicht zu Wort kommen, denn wegen seines Zimmers war ich nicht hier.

„Sag mal, hast du eine Ahnung, was mit Tatze los ist? Sie ist während des ganzen Abendessens deprimiert gewesen und jetzt liegt sie im Bett und weint mit großer Wahrscheinlichkeit. Und da sie mir keine Antwort geben will, hoffe ich, dass du eine Ahnung hast, was los ist.“

Jetzt sah er mich traurig an, sagte erst nichts, doch ich ließ nicht locker.

„Sie ist sauer auf mich oder besser gesagt auf uns. Auch wenn du Moran besänftigen konntest, ich konnte es nicht bei ihr. Sie hat mich vor die Wahl gestellt, entweder ich bleibe bei dem Geheimnis mit dir oder ich entscheide mich für sie. Ich habe ihr gesagt, dass sie mir eine solche Frage nicht stellen soll, denn ich kann nicht einfach Geheimnisse ausplaudern. Ich habe ihr auch versucht klar zu machen, dass ich all ihre Geheimnisse auch für mich behalten würde, egal wer mich da vor eine Wahl stellt. Aber genau das hat sie falsch verstanden und ist beleidigt weg gegangen.“

„Na toll, dabei hätte sie bei dem Abendessen nur richtig zuhören müssen, dann hätte sie schon das halbe Geheimnis. Ich habe den Kindern gesagt, was ich versteckt halte und sie wollten die Beiden unbedingt behalten, dann haben sie ihnen Namen gegeben. Also morgen fliegt das Geheimnis auf. Aber nicht alle sind so geduldig.“, sagte ich zu Kusiran. Er sah mich lächelnd an und sagte:

„Aber genau das liebe ich so an ihr, ich sollte mal zu ihr gehen, vielleicht ändert sie ja ihre Meinung und danach werde ich mal nachsehen, was in meinem Zimmer noch zu gebrauchen ist.“

Dann legte er die Mistgabel weg und verschwand im Schloss.

Ich blieb noch eine Weile im Stall, ging zu Storm und leistete ihr noch ein wenig Gesellschaft. Dann stand Moran hinter mir und sagte:

„Immer, wenn ich dich suche, bist du hier im Stall bei diesem Stallburschen. Langsam mache ich mir ernsthafte Sorgen um dich.“

Ich sah ihn verwirrt an, ich wusste zwar, was er wollte, aber verstand es nicht, denn ich bin ja mit Tatze weggegangen und hier stehe ich bei Storm, Kusiran ist doch gar nicht hier, also sind seine Sorgen unbegründet. Ich ging auf ihn zu, küsste ihn, ging an ihm vorbei und ging ins Schloss, denn ich wollte langsam schlafen gehen, es war ein langer Tag voller Ereignisse.

Moran ging mir hinterher und folgte mir ins Schlafzimmer, wo noch die Kinder mit den Drachen spielten.

„So, Kinder, es wird Zeit ins Bett zu gehen. Lexa und Simon werden bei Rina übernachten.“, sagte ich zu den Kindern. Sie sagten Moran und mir gute Nacht und verschwanden, dann war ich mit Moran allein. Er kam auf mich zu und nahm mich in den Arm, er drückte mich fest an sich und gab mir Halt.

„Tatze hat sich mit Kusiran gestritten und da ich von ihr keine Antwort bekam, ging ich zu ihm, er erzählte mir dann alles. Er ist dann zu ihr gegangen, ich hoffe, die Beiden vertragen sich wieder, denn sie passen eigentlich ganz gut zusammen. Lass uns jetzt ins Bett gehen, ich bin müde.“, sagt ich zu ihm und schaute ihm dabei in die Augen.

Er küsste mich und ließ mich los. Dann zogen wir uns um und gingen ins Bett, dort kuschelte ich mich an ihn an und schlief ein.

Ich träumte davon, dass Lexa und Simon genauso groß werden wie ihr Vater und genauso stark wie er. Ich sah auch, dass Draco wieder da war und sich freute, dass seine Kinder so erwachsen waren. Ich sah auch noch zwei Dunkelelfen, eine junge Frau und einen jungen Mann. Sie hatte schwarze lange Haare und er weißes kurzes Haar. Sie drehten sich zu mir und ich erkannte in ihren goldenen Augen einen leichten Grünschimmer. Waren das etwa meine Kinder, nur erwachsen, schoss mir durch den Kopf. Sie war eine sehr schöne junge Frau und er ein verdammt attraktiver junger Mann geworden. Die Zwei stiegen auf die beiden Drachen auf und flogen davon, Draco flog ihnen hinter her.

Auch ich wollte ihnen hinterher, aber ich konnte nicht fliegen. Doch dann veränderte sich die Umgebung und ich stand plötzlich auf einen Friedhof, was mich sehr verwirrte. Dann sah ich die Drachen auf mich zu fliegen, sie landeten nur wenige Meter vor mir, dann stiegen die Zwillinge ab und gingen zu einem Grab. Ihre Gesichter sagten mir, dass ihnen der Tod dieser Person sehr nahe geht, denn beide hatten Tränen in den Augen. Ich folgte ihnen, denn ich wollte wissen, wer da gestorben sei.

Als ich dann hinter den Beiden stand und einen Blick auf den Grabstein werfen konnte, erstarrte ich zu einer Salzsäule. Auf dem Grabstein stand mein Name. Werde ich etwa sterben? Das kann nicht sein. Aber, durch was bin ich gestorben? Lilly brach zusammen und weinte fürchterlich, Sammy kniete sich zu ihr und versuchte sie zu trösten. Doch er schaffte es nicht, denn auch er brach in Tränen aus.

„Warum? Ich will endlich wissen warum! Warum haben die Menschen sie auf dem Gewissen, was haben die davon? Was ist nur geschehen? Ich will, dass die Schweine leiden, ich will Rache! Und die werde ich mir holen und wenn es das Letzte ist, was ich tue!“, schrie sie ihren Bruder an.

Doch er widersprach ihr nicht, er nickte ihr sogar zu. Aber was haben die Zwei denn vor, wenn sie wirklich Rache nehmen wollen, dann bricht nur ein unnötiger Krieg aus. Das ist Wahnsinn, das kann ich nicht zulassen.

„Hört auf so einen Mist zu reden, lasst den Unfug!“, schrie ich meine Kinder an, auch wenn ich mir mal geschworen hatte, dies nie zu tun. Beide sahen sich erschrocken um, suchten nach etwas, aber fanden nichts. Dann sahen sie sich gegenseitig an, Sammy fand zuerst das Wort:

„War das unsere Mutter? Ist ihre Seele etwa noch hier?“

Lilly nickte nur leicht, sie stand auf und sah sich um, als suche sie etwas.

Ich stand jetzt neben ihr, ich strich ihr über die Wange und sagte zu ihr: „Bitte, nimm keine Rache, du setzt nur unnötig das Leben Unschuldiger aufs Spiel. Du machst dich nur unglücklich. Das holt mich nicht wieder ins Leben zurück. Es würde mich nur traurig machen.“

Sie sah auf einmal in meine Richtung und fing an zu weinen, so als hätte sie jedes einzelne Wort verstanden, als ich ihre Wange berührte. Meine Hand war immer noch auf ihrer Wange, dann hob sie ihre Hand, schloss ihre Augen und berührte ihre Wange an der Stelle, wo ich meine Hand hatte, als wolle sie meine Hand berühren.

Sammy sah sie verwirrt an, dann schien er zu verstehen und sagte:

„Sie hört uns also. Mama? Auch wenn ich dir das nicht noch mal gesagt habe, aber wir haben dich sehr lieb, du fehlst uns. Auch Vater weiß nicht, was er noch machen soll. Er steht kurz davor bei den Menschen mit einer Armee ein zu reiten.“

Dann ging ich zu meinem Sohn, legte ihm die Hand auf die Wange, ich sah, dass er sie spürte und sagte zu ihm:

„Halt ihn auf, er darf den Menschen nichts tun, rette das Leben Unschuldiger. Ich bin mir Sicher meine Mörder werden ihre gerechte Strafe bekommen, aber lasst die Unschuldigen nicht darunter leiden. Ich habe euch auch sehr lieb, ihr seid mein Ein und Alles“

Eine Träne lief über seiner Wange, er lächelte mich an und nickte mir zu.

„Ich werde es versuchen.“

„Was willst du versuchen?“

Wir drehten uns um und ich sah einen Moran, der nicht wirklich älter aussah, aber dafür sehr mitgenommen. Er schien auch einige Schlachten geschlagen zu haben, denn in seinem Gesicht waren Narben zu sehen, die er noch nicht hatte. Lilly sagte zu ihm:

„Wir wollen nicht, dass du einen Krieg anfängst, zu viele Unschuldige werden dabei sterben. Wir wollen nicht für den Tod von Söhnen, Väter, Töchter oder Mütter verantwortlich sein. Wir wollen nicht, dass andere Familien trauen müssen, so wie wir gerade.“

„Ach, vorhin wolltet ihr noch den Segen eurer Mutter für diesen Krieg. Was hat euch so schnell umgestimmt?“, fragte er ungläubig. Er war auch hier noch ein Hitzkopf, er hatte sich nicht verändert. Dann sagte Sammy:

„Mutter ist hier. Sie hat uns den Segen nicht gegeben, sie sagte, dass wir dich aufhalten sollen, damit niemand zu Schaden kommt, der nichts damit zu tun hat. Bitte Vater, werde vernünftig.“

„Was heißt, eure Mutter ist hier? Sie ist tot, sie ist schon lange nicht mehr hier.“, sagte er sehr traurig.

Er, der große Krieger, schafft es nicht mal vor seinen eigenen Kindern zu weinen. Also ging ich zu ihm, stellte mich vor ihn, er sah zu Boden, er hatte Tränen in den Augen, die er nicht loslassen konnte.

Ich zeichnete den Lauf der Träne in seinem Gesicht, dicht gefolgt von der Träne, denn sie folgte meinem Finger. Dann sah er plötzlich auf. Er schien mir in die Augen zu sehen, tat es aber nicht, er sah durch mich durch.

„Ich liebe dich, Moran. Ich will nicht, dass du Unschuldige tötest, nur weil der Schmerz über meinen Tod so qualvoll ist, das bringt mich nicht zurück. Lerne mit dem Schmerz umzugehen, er wird vergehen, es dauert eben seine Zeit. Aber bitte, zettele keinen Krieg an, Moran. Denn wenn du dort fällst, wer sorgt dann für unsere Kinder?“

Eine weiter Träne lief seine Wange hinunter, auch wenn ich sein Gesicht nicht mehr berührte.

Plötzlich fiel er auf die Knie und weinte fürchterlich. Lilly und Sammy knieten sich neben ihn, nahmen ihn in den Arm und trösteten ihn. Dann sah er noch einmal auf und sagte:

„Danke, Bela. Ich liebe dich für immer und ewig. Ich hoffe, du kannst jetzt in Frieden ruhen.“

Alle Drei sahen in meine Richtung, ich lächelte sie an. Und so, wie es aussah, sahen sie mich sogar, denn sie lächelten zurück. Ich schloss kurz meine Augen, um mir ihr Lächeln einzuprägen, denn es war ein schönes Gefühl, sie lächeln zu sehen.

Doch als ich die Augen wieder öffnete, sah ich in zwei goldene Augen und ein Lächeln.

„Moran, du musst mir was versprechen.“, sagte ich zu ihm, er sah mich irritiert an und sagte:

„Ich verspreche dir alles, was du willst.“

„Sollte ich je sterben, egal wer meinen Tod zu verantworten hat, versprich mir, dass du dich dann um die Kinder kümmerst und keinen Krieg anzettelst, zum Wohle unserer Kinder und andere Kinder, die sonst zu Waisen werden würden. Bitte versprich es mir, es ist mir sehr wichtig.“, sagte ich zu ihm und sah ihn dabei ernst an.

„Was hast du denn geträumt, dass du auf so eine Idee kommst? Aber ja, ich verspreche es dir, ich werde immer für sie da sein und nur die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.“, sagte er und lächelte mich an und ich lächelte zufrieden zurück.

„Und? Was hast du geträumt, dass du ein solches Versprechen haben wolltest? Bela? Hey, ich habe dir eine Frage gestellt. Jetzt renn doch nicht weg. Wo willst du hin?“, fragte er mich, als ich aufstand und zur Tür ging.

„Ich will baden, bevor ich zum Frühstück gehe.“, lächelte ich ihn an und verschwand aus dem Raum. Ich hoffte sehr, dass er sein Versprechen halten würde, denn ich wusste nicht, ob das, was ich sah, wirklich passierte. Oder ob das alles nur ein Traum war, aber egal, er hat es mir versprochen. Ich ging in das Badezimmer und badete mich dort, dann ging ich in den Speisesaal und sah, wie die Kinder kicherten, so als hätten sie einen Streich gespielt.

Alle anderen saßen auch schon da, auch Tatze und ihrer Mine nach zu urteilen, ging es ihr nicht wirklich besser, also hat es nichts gebracht, dass Kusiran mit ihr redete. Dann werde ich es eben nach dem Frühstück klar stellen müssen. Dann spürte ich etwas am Bein und da Sirez mir gegenüber saß, sagte ich zu ihm:

„Hey, seit wann trittst du mich?“

Er sah mich ungläubig an und sagte:

„Hab ich doch gar nicht, warum sollte ich das tun?“

Mir fiel auch kein Grund ein, warum er das hätte tun sollen, also sah ich unter den Tisch und sah vier neongrüne Augen leuchten. Ich verstand das Kichern der Kinder und sagte nichts, ich zog nur meine Schultern hoch.

Nach einer Weile fing Krokas laut an zu kichern, da fragte ihn Maki:

„Was ist denn los, mein Sohn? Was ist so lustig?“

Er drehte sich zu seiner Mutter um und sah ertappt aus, sagte aber:

„Nichts, Mama, es ist nichts.“, und grinste sie breit an. Auch ich grinste mir einen und da Moran auch zu verstehen begann, grinste auch er. Dann sagte Sarunos zu seiner Enkelin:

„Sag mal Rina, hast du gestern nicht noch von zwei Kindern gesprochen? Wolltest du sie uns heute nicht vorstellen? Ich dachte du würdest es schon zum Frühstück tun.“

Dann stand sie auf und sagte:

„Na gut, wenn ich euch vorstellen darf, das sind Lexa und Simon.“

In diesem Moment krochen die beiden kleinen Drachen von dem Tisch vor und flogen in Kreisen über den Tisch.

Alle Münder standen offen und die, die bescheid wussten brachen in schallendes Gelächter aus, denn die Gesichtsausdrücke der Geschockten waren zu amüsant.

8. Kapitel - Das Brautkleid

Sie flogen noch eine ganze Weile über dem Tisch vergnügt, es sah manchmal so aus, als machten sie sogar kleine Kunststückchen. Dann fand Odim seine Stimme wieder und fragte:

„Wo habt ihr die denn aufgegabelt?“

„Draco vertraute sie mir an, bevor er verschwand, also entschied ich mich, sie zu behalten und mich um sie zu kümmern.“, lächelte ich ihn an.

Er erwiderte meinen Blick und nickte lächelnd, also hatte er nichts dagegen, auch Amalia lächelte mich an und sagte mir somit, dass auch sie nichts dagegen hatte. Auch Maki war von den beiden Wonneproppen begeistert und redete mit Sirez ein ernstes Wörtchen, als er versuchte mir klar zu machen, dass das auch Nachteile haben konnte. Aber er gab sich geschlagen und stimmte letzten Endes mit einem Lächeln zu.

Da Gayana sowieso einen guten Draht zu diesen Kreaturen hatte, erwartete ich von ihr keinen Widerstand, auch Sarunos schien davon begeistert zu sein. Tatze sah die beiden beeindruckt an, sie schien sogar zu träumen, also stieß ich sie an und fragte, was sie hatte. Aber sie gab mir nur ein Kopfschütteln, mal wieder. Ich entschuldigte mich bei allen und stand auf, packte Tatze am Arm und schliff sie hinter mir her. Ich ging mit ihr raus auf den Schlosshof und dann zu den Ställen, wo Kusiran schon fleißig arbeitete.

Als er uns bemerkte, sah er mir verwirrt entgegen, dann sagte ich zu den Beiden:

„Jetzt wird geredet! Ich will keine Ausflüchte, keine Ausreden, nichts dergleichen. Das Geheimnis ist gelüftet, jeder weiß jetzt von den Drachen, also hört endlich mit dem Blödsinn auf! Ihr habt euch doch gern oder nicht, warum wollt ihr es wegen eines kleinen Geheimnisses zerstören?

Ich meine, ihr seit doch keine kleinen Kinder mehr, die auf Durchzug stellen müssen. Jeder hat seine Geheimnisse, die er nicht sofort offen legen kann, nicht einmal ich weiß alles über Moran, aber deshalb mache ich ihm keine Szene, geschweige denn, dass ich mich mit ihm darüber streite. Ich habe mit ihm gesprochen und er hat es verstanden, als ich sagte, ich kann es ihm noch nicht sagen. Aber ihr Zwei scheint das einfach nicht gebacken zu kriegen. Wegen euch Beiden kriege ich noch graue Haare, wollt ihr mir das wirklich antun?“

So, Standpauke erteilt und meinem Ärger Luft gemacht, mal sehen, was sie draus machen. Dann sah mich Tatze an und sagte mit einem Grinsen im Gesicht:

„Warum kriegst du graue Haare, ist da nicht schon längst eins?“ Ich schaute sie bitterböse an, denn ich wusste, dass da keins war. Dann ging Kusiran dazwischen, als er meinen bitterbösen Blick sah und drückte Tatze ganz fest an sich.

„Streitet euch nicht, ich vertrage mich auch wieder mit meiner Miezetatze. Bitte versteh das doch, hätte Bela dir gesagt, dass du das niemanden erzählen würdest, hättest du es auch mir nicht gesagt. Ich habe es nur gut gemeint.“

Sie sah ihm in die Augen und sagte:

„Wahrscheinlich schon, es tut mir Leid, aber du musst mich auch verstehen, ich kam mir so außen vor gelassen vor, so als ob du mir nicht vertraust, das war eben blöd für mich.“

Er drückte sie noch fester an sich und küsste sie auf die Stirn, dann als sie sich richtig küssen wollten, ging ich zufrieden mit einem Lächeln zurück in den Speisesaal, wo niemand mehr war, außer die Küchenmädchen, die den Tisch abräumten. Nur Lunaris war noch hier, als er mich sah, kam er auf mich zu, er schien traurig zu sein und ich wusste auch warum. Ich beugte mich zu ihm runter und sagte:

„Mach dir keine Sorgen, Draco ist groß genug und kann auf sich selbst aufpassen. Ihm geht es gut, wie wäre es, wenn du ein wenig mit den Kindern und den Drachenbabys spielst?“

Er sah mich erwartungsvoll an und schleckte mir über das Gesicht und verschwand aus der offenen Küchentür.

Dann kam Gayana rein, bevor ich den Raum verlassen konnte, sie sah mich an, als hätte sie mich gesucht, also ging ich zu ihr und fragte, was sie denn möchte.

„Ich möchte dir etwas zeigen, bitte folge mir.“

Wir gingen durch etliche Gänge, gingen Treppen hoch und standen dann vor einer Tür, diese hatte sogar filigrane Verzierungen. Es waren Rosenbüsche, die die Tür zierten. Sie öffnete die Tür und ich sah einen sehr großen Raum, dessen Wände mit Tüchern behangen waren, dann stand in der Mitte ein schönes großes Bett, dieses Zimmer war gemütlich und es schien das Schlafzimmer der Beiden zu sein. Dann zeigte sie mit dem Finger auf das Bett, denn dort lag ein Kleid, ein weißes Kleid. Es war ein Brautkleid, aber eines, dass ich so noch nicht sah, es war wunderschön, es trieb mir fast Tränen in die Augen.

„Probiere es mal an, damit man noch etwas ändern kann, bevor dein großer Tag gekommen ist.“, riss sie mich aus meinen Gedanken, ich sah sie schon fast erschrocken an. War das etwa ihr Kleid, als sie den König heiratete? Sie zog mich am Arm, schloss die Tür hinter uns. Dann standen wir vor dem Bett, sie zog mich langsam aus, denn ich war noch zu fasziniert von dem, was ich da sah.

„Du solltest schon ein wenig kooperativer sein, denn ohne deine Hilfe geht es vielleicht sogar noch kaputt.“, bat sie mich.

Ich sah sie nickend an und zog es an und es passte wie angegossen. Es schien, als müsse nichts dran geändert werden, als hätte man es nur für mich geschneidert. Dann setze sie mir den Schleier auf und schien kurz davor zu sein, zu weinen. In der einen Ecke des Zimmers stand ein großer Spiegel, ich ging darauf zu und sah hinein.

Es schockte mich, dass es mir so gut stand, denn eigentlich dachte ich immer, mir würden Brautkleider nicht stehen, aber dieses war irgendwie anders. So als wäre es wirklich nur für mich, dabei gehörte es mir gar nicht. Ich wurde wieder von der Königin aus den Gedanken gerissen, als sie sagte:

„Ja, es ist schon erschreckend zu sehen, wie gut du darin aussiehst. Aber als ich es das erste mal anprobierte, sah ich genau so geschockt aus, denn ich bekam es von meiner Mutter und sie von ihrer. Es wurde von Generation zu Generation weiter gegeben und jetzt bist du an der Reihe es zu tragen. Meine Mutter erzählte mir, dass es verflucht sei, genauso, wie sie diese Geschichte von ihrer Mutter hörte. Sie sagte, dass das Kleid nur dann Glück bringen wird, wenn es wie angegossen passt. Meine Mutter erzählte mir auch, dass es nur dann passt, wenn die Braut vor hat aus Liebe zu heiraten. Man könnte es auch als einen Test ansehen, um heraus zu finden, ob der Mann, den man heiraten will, auch der Richtige ist, der, den man von ganzem Herzen liebt.“

Also habe ich demnach den Richtigen gefunden. Mir lief eine Träne die Wange hinunter, denn ich war mir noch nie so sicher, wie bei Moran. Dann ging ich auf Gayana zu und fiel ihr um den Hals, sie drückte mich ganz fest an sich. Als wir uns wieder voneinander löste fragte ich sie:

„Sag mal, gibt es hier auch die Tradition von vier Glücksbringern?“

Sie sah mich verwirrt an.

„Welche Glücksbringer?“

Sie schien nichts davon zu wissen, auch wenn dieses Brautkleid Glücksbringer genug ist, so wollte ich doch auch diese Tradition einhalten, die in meiner Welt brauch ist.

„Dort, wo ich herkomme, hat man einen Brauch, bei dem die Braut bei der Hochzeit vier Glücksbringer bei sich trägt. Die vier Glücksbringer sind: Etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues und etwas Geliehenes.“, sagte ich zu ihr, dann sah sie mich fragend an.

„Und was bedeuten diese Dinge? Also warum genau diese Dinge?“

Die Antwort fiel mir nicht schwer:

„Ganz einfach. Alt, wie die Welt. Neu, wie jeder Tag. Blau, wie die Treue. Geliehen, wie das Leben. Es sind Dinge, wie soll ich sagen, die einen Blick in die Zukunft werfen lassen. Denn durch die Glücksbringer hat man eine lange glückliche Ehe, also man wird gemeinsam alt. Jeden neuen Tag ist man beisammen und glücklich. Man ist dem Anderen treu und ist dankbar, für die Zeit, die man mit dem Liebsten verbringen darf. Daher auch die vier Glücksbringer. In dem Falle wäre das Kleid, etwas Altes. Es bedeutet mir sehr viel, es tragen zu dürfen.“

Und wieder liefen mir die Tränen über die Wangen, auch Gayana weinte. Ich war in diesem Moment so glücklich, wie noch nie in meinem Leben. Wir setzten uns dann auf das Bett und tauschen Erfahrungen in Sachen Hochzeit aus, sie fragte mich, ob es auch in meiner Welt Unglück bringt, die Braut vor der Hochzeit zusehen. Ich bejahte diese Frage natürlich, denn auch in meiner Welt war es so.

Ich erzählte ihr auch, dass aber nur noch wenige an den Traditionen festhielten und jeder sein eigenes Ding machte. Dann erzählte ich ihr auch davon, dass die Ehe in meiner Welt nicht mehr für so wichtig gehalten wird, dass viele nur heiraten um von den Vorteilen zu profitieren oder aber die, die gar nicht heirateten, um nicht von den Nachteilen betroffen zu werden.

Da sie auch wissen wollte, welche Vor- und Nachteile es denn gibt, erzählte ich ihr auch diese. Denn hier schien einiges doch einfacher zu sein. Wir saßen ein paar Stunden dort und bemerkten nicht, dass ich das Kleid noch trug, denn als wir es merkten, wollten wir gerade das Zimmer verlassen, also noch rechtzeitig. Ich zog mich mit ihrer Hilfe um und dann gingen wir wieder aus dem Zimmer, wo sich unsere Weg trennten, denn sie ging in eine andere Richtung.

Überglücklich lief ich durch die Gänge und achtete nicht mehr genau, wo ich hin lief. Dann rempelte ich plötzlich jemanden an, konnte zu allem Überfluss mein Gleichgewicht nicht mehr halten und drohte zu Boden zu fallen. Doch ich fiel nicht, denn die Person hinderte mich daran, packte mich, zog mich zu sich und sagte zu mir:

„Ich weiß, dass ich umwerfend bin, Kleines. Da musst du dich nicht gleich auf den Boden setzen, nicht, dass du noch Schaden nimmst. Denn das würde ich nicht überleben, wenn das Moran herausbekommen würde.“

Ich schaute auf und sah in zwei goldene Augen, dieses Gesicht konnte ich nicht zuordnen, ich kannte ihn nicht, aber wer war er? Er hielt mich noch eine ganze Weile fest, ich war zu geschockt, als dass ich reagieren konnte. Er lächelte mich die ganze Zeit an, ich fragte mich, was er von mir wollte, denn er hätte es auch dabei belassen können und weiter gehen können, aber er hielt mich weiterhin fest. Ich verstand die Welt nicht mehr.

„Bitte verzeih meine Unhöflichkeit, du weißt ja gar nicht, wer ich bin. Wenn ich mich vorstellen darf. Mein Name ist Ganyos, ich bin Gayanas großer Bruder.“

Ich sah ihn ungläubig an, niemand hatte etwas über ihn gesagt, nicht mal erwähnt. Kann es sein, dass das nichts Gutes bedeutet?

„Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, dass du meine kleine Schwester zurück gebracht hast. Wir haben alle lange darauf warten müssen und leider warst du bei meiner Ankunft nicht mehr hier, dass ich dir hätte danken können. Aber zum Glück bist du mir hier über den Weg gelaufen.“

Er drückte mich noch fester an sich, ich wusste nicht warum, aber dieser Mann war mir nicht geheuer.

Ich drückte mich von ihm weg, doch er ließ nicht los und grinste mich immer noch an. Ob ich ihn bannen sollte, dann würde er mich auf jeden Fall loslassen, aber soweit wollte ich nicht gehen, ich mochte es nicht andere zu manipulieren. Also ließ ich es und versuchte weiter mich weg zu drücken. Aber es half alles nichts. Er sah Gayana ähnlich, aber er hatte nicht ihr Lächeln, denn dieses war kalt und hatte nichts Warmherziges an sich, wie das Lächeln Gayanas. Ich stand kurz davor ihn kräftig zwischen die Beine zu treten, als hinter mir eine mir nur allzu bekannte Stimme erklang.

„Onkel Ganyos, lass sie los oder ich mache dich einen Kopf kürzer, du kannst froh sein, dass Moran gerade nicht hier ist, denn dann wärst du längst tot.“, sagte Sirez in einem sehr ernsten und fast schon wütenden Ton, den ich von ihm noch nicht kannte. Er konnte also auch böse werden, wenn es darauf ankam. Aber der Griff lockerte sich einfach nicht, er hielt mich immer noch fest. Also tat ich, was ich eigentlich vor hatte. Ich holte mit meinem Bein aus und rammte ihm mein Knie in seine Kronjuwelen, denn Kinder machen, wollte er in seinem Alter mit Sicherheit nicht mehr.

Er sah mich irritiert und schmerzverzerrt an, ging dann verkrampft und sich seine Weichteile haltend zu Boden. Ich ging ein paar Schritten von ihm weg. Sirez stand jetzt hinter mir und legte mir eine Hand auf meine Schulter.

„Halte dich von ihm fern, vertrau ihm nicht und vor allen, lass ihn nicht zu nah kommen. Aber mal was anderes, was machst du hier, die Anderen sind doch alle unten?“

Ich lächelte ihn an und drehte mich zu ihm um.

„Naja, deine Mutter bat mich mit ihr zu kommen und wir gingen hier her, sie hat mir etwas gezeigt, ich war gerade auf dem Weg zurück.“

Er nickte und zog mich mit sich, wir gingen wieder runter und ließen Ganyos einfach liegen.

„Sie hat dir das Kleid gezeigt, richtig?“, fragte er mich.

Ich sah ihn verwundert an, denn er konnte es ja eigentlich nicht wissen.

„Sie fragte mich vor ein paar Tagen, ob ich etwas dagegen hätte, wenn sie dir das Kleid gibt, aber was sollte ich schon dagegen haben. Ich hab dich gern, daher bin ich damit einverstanden, dass du es trägst, aber sag mal, passt es eigentlich?“

Ich lächelte ihn an, denn ich kannte den Grund für seine Frage und nickte überglücklich.

Er lächelte mich an, aber dann verdunkelte sich seine Miene wieder und sagte mit ernster Stimme:

„Sag Moran nicht, dass du Ganyos getroffen hast, er würde nur unnötigen Ärger machen, denn es ist ja nichts passiert. Um ehrlich zu sein, ist Ganyos eigentlich ein Ausgestoßener, denn er hat mal versucht meinen Vater zu töten. Er hat erst versucht einen Keil zwischen die Beiden zu treiben, dann verbreitete er eine menge Gerüchte und hat somit meine Eltern beinahe auseinander gebracht, beinahe wären wir nicht geboren worden. Die Gerüchte gingen soweit, dass das Ansehen meines Vater sehr schlecht wurde, so dass es sich einige Bürger zur Aufgabe machten, ihn zu töten, um einen besseren König auf den Thron zu setzen. Natürlich hatte Ganyos vor, sich selbst auf den Thron zu setzen.

Aber glücklicher Weise schaffte er es nicht, denn meine Mutter probierte das Kleid an, dass sie von ihrer Mutter bekam, um zu sehen, ob sie sich wirklich von ihm trennen sollte, aber da es passte, kämpfte sie für ihre Liebe und Ganyos verlor den Kampf. Erzähl niemanden, dass ich dir die Geschichte erzählt habe, aber ich finde du solltest es wissen. Wenn er dir noch mal zu nah kommt, solltest du nach Hilfe schreien und dich sofort wehren. Nimm den hier an dich, damit du dich auch richtig wehren kannst, wenn es hart auf hart kommt.“

Er hielt mir einen kleinen Dolch hin, er war schön verziert, die Scheide des Dolchs und der Griff waren Blutrot und jeweils ein neongrünes Auge zierte den mit Schuppen bedeckten Griff, sowie Scheide und an ihr war ein schwarzes Lederband zum Befestigen an einen Gürtel oder dergleichen. Mir fielen sofort Bilder von den Drachen ein, die blutrot waren und neongrüne Augen hatten.

Dann sah ich ihm in die Augen und sagte:

„Danke.“

Ich nahm ihn an mich und band ihn mir um den Oberschenkel, denn dort würde niemand in bemerken, weil er unter dem langen Kleid nicht zu sehen war und dort stört er mich auch nicht. Erst als er sah, dass ich ihn anbrachte, lächelte er mich an und sagt zu mir:

„Pass auf dich auf.“

Ich nickte ihm zu und fragte ihn, wie alt dieser Dolch sei.

„Er ist erst in den letzten Wochen angefertigt worden, weil ich bereits ahnte, dass er Mist bauen wird“

Ich lächelte ihn an und ging dann zu meinen Kindern, um zu sehen, ob sie etwas anstellten. Ich hatte also von ihm etwas Neues bekommen, dann bräuchte ich nur noch etwas Geliehenes und etwas Blaues.

Ich fand sie draußen im Garten, die Sonne schien, keine Wolke war am Himmel zu sehen. Sie stellten nichts an, sondern spielten mit Lexa, Simon, Krokas, Zasuri und Lunaris. Als sie mich bemerkten, lächelten mich alle an und kamen auf mich zu und tänzelten um mich herum. Ich konnte nicht anders und tanzte einfach mit.

9. Kapitel - Lexa, Simon, Lunaris und die Kinder

In einem Kreis tanzender Kinder drehte ich mich um mich selbst. Es war ein herrlicher Tag, die Sonne wärmte uns und wenn sie zu warm wurde, kam ein frischer Wind und kühlte die Wärme ein wenig ab. Die Blumen blühten und gaben ihren Duft in der Luft ab, so dass sich um ihnen Bienen und Schmetterlinge sammelten und selbst in der Sonne zu tanzen schienen. Die Vögel sangen eins ihrer schönsten Lieder und flogen hoch über uns, spielten dort in der Luft miteinander. Es waren auch kleine Eichhörnchen zu sehen, die mal hier hin und mal da hin huschten, um kleine Nüsse zu sammeln, die von einem Nussbaum fielen.

Das Lachen der Kinder, das Zwitschern der Vögel, das Summen der Bienen und das Rauschen des Winden waren so im Einklang, dass man meinen könnte, dass ein großer Komponist mit seinem Orchester dieses Sommerlied komponierte. Dieses schöne Lied war eines, dass man nicht einfangen konnte, denn es war unmöglich es zu singen. Kein Wesen auf der Welt hätte diese Stimmung und die Schönheit des Tages einfangen können, um sie vor vielen Leuten vorzuspielen oder vorzusingen. Dieses Gefühl an diesem Tag war einmalig, die Fröhlichkeit der Kinder war ansteckend, wenn man sie beobachtete, musste man unweigerlich lächeln und war auch fröhlich.

Wir tanzten eine ganze Weile so vor uns hin, anschließend spielten wir Fange, was ein wenig unfair verlief, denn Lunaris war für uns zu schnell und die Drachen konnten nach oben hin ausweichen, da sie fliegen konnten. Die Kinder ärgerten sich aber nicht darüber, sondern lachten immer fröhlich miteinander. Der Garten war sehr groß und überall standen kleine Büsche und Sträucher, so dass wir sehr gut Verstecken spielen konnten.

So gegen Mittag kam dann Maki zu uns, weil sie sehen wollte, was die Kinder anstellten und wie ich, wurde auch sie überrascht, dass nichts angestellt wurde. Die Kinder überredeten sie mit uns mit zu spielen, sie willigte lächelnd ein und spielte mit uns. Wieder tanzten wir, diesmal waren Maki und ich in der Mitte, wir drehte uns, die Kinder tanzten sich in die andere Richtung drehend um uns herum. Die Drachen flogen über unsere Köpfe und tanzten dort in der Luft mit einander.

Wir hatten sehr viel Spaß miteinander, das Lachen der Kinder brach nicht ab, auch die Sonne strahlte uns weiterhin fröhlich an, die Vögel sagen weiterhin ihre schönsten Lider. Die Bienen summten weiter um all die Blumen herum. Die Schmetterlingen flogen um uns herum und tanzten mit uns an diesem herrlichen Sommertag.

Doch dann flogen die Vögel davon, auch die Schmetterlinge und die Bienen suchten das Weite, die Sonne versteckte sich hinter den Wolken, die langsam aufzogen und wenigen Tropfen zu uns nach unten schickten. Maki und ich wollten gerade den Kinder sagen, dass wir reingehen sollte, als wir hinter uns ein hämisches Lachen hörten.

„Sie mal einer an, wen haben wir denn da? Ein Haufen Dunkelelfen, die hier im Garten spielen. Was sollten wir noch mal mit ihnen tun?“

Ich erkannte die Stimme, es war der Soldat, der mir folgte, als ich vor sechs Jahren aus dem Dorf verbannt wurde. Ich drehte mich um und sah, dass er diesmal nicht alleine war, sie waren zu dritt. Alle drei hatten ein eiskaltes Lächeln auf den Lippen und dann erkannte mich der Soldat auch noch.

„Ach, hier bist du also? Du wirst mir den Tritt von damals noch bezahlen. Und dann will ich wissen, was du mit mir damals gemacht hast. Du hast mich verhext, ich rannte um meine Leben, lief vor einer wilden Bestie weg, die nie existiert hatte. Ich wollte dich damals und ich will dich auch heute noch, also werde ich mir nehmen, was ich will.“

Die Kindern drängten sich aneinander, um sich so gegenseitig beschützen zu können, Maki und ich standen vor ihnen, Lunaris vor mir und knurrte die Soldaten an. Der Soldat war widerlich, ich hasste ihn und in diesem Moment bereute ich, dass ich ihn damals davon kommen ließ. Moran hätte ihn töten sollen, aber ich konnte es nicht mit ansehen. Und jetzt droht er mir auch noch vor meinen Kindern, das ging gar nicht.

Der Regen wurde immer stärker, es goss mittlerweile, wie aus Eimern und die Soldaten kamen langsam auf uns zu. Ich sah den anführenden Soldaten an, der, der mich damals zu Boden drückte und mich betatschte. Doch er erwiderte meinen Blick nicht und ohne Blickkontakt, konnte ich ihn weder bannen, noch meinen Willen aufzwingen. Wir waren also tatsächlich in Gefahr und ich konnte noch nicht mal etwas dagegen tun. Ich fühlte mich mies, so wehrlos zu sein, ich suchte immer wieder den Blick der Soldaten, aber jeder wich meinen Blicken aus, so als hätten sie die Schwachstelle meiner Fähigkeit entdeckt.

„Wir lassen uns nicht mehr verhexen, wir wissen, dass du es nur kannst, wenn du uns in die Augen schaust.“, sagte er mich auslachend.

Ich ging auf ihn zu, wollte, dass er wieder verschwindet und wehren konnte ich mich dank Sirez auch. Aber ich kam nicht dazu, der Soldat packte mich und hielt mich fest, dann gingen die anderen Beiden auf Maki zu, stießen sie weg, so dass sie auf den Boden fiel. Einer der Beiden hielt auch sie fest, damit sie nichts machen konnte.

Lunaris war leider auch schnell mit einem Tritt auf die Nase außer Gefecht gesetzt. Der Soldat ging auf die Kinder zu, Rina stand schützend vor ihnen, doch dann drängte sich Sammy vor sie, blieb stehen und schaute dem Soldaten tief in die Augen. Den Blick kannte ich, er war hochkonzentriert und versuchte das, woran ich scheiterte. Die Soldaten wussten nicht, dass er mein Sohn ist, also konnten sie auch nicht ahnen, dass er die gleichen Fähigkeiten wie ich besaß, nicht einmal ich ahnte es.

Ich hatte ihnen nie erzählt, dass ich eine solche Fähigkeit besitze, entweder er wusste, dass er diese Fähigkeit hatte oder aber er hatte nur den Soldaten zugehört und wusste nichts von all dem, sondern tat nur das, was ich versuchte und reimte sich den Rest zusammen, denn der Soldat, sagte eigentlich genug dazu.

„Och, wie niedlich, willst du etwa deine Freunde beschützen? Als ob du, kleiner Zwerg, eine Chance gegen mich hättest.“

Er lachte den kleinen Sammy aus, doch dann hörte er abrupt auf zu lachen und starrten den Kleinen nur noch an.

Hatte es etwa funktioniert, hatte ich ihm meine Fähigkeit vererbt? Hatte er in diesem Moment gelernt sie einzusetzen oder hatte er diese Fähigkeit schon früher an sich entdeckt? Mein Sohn war mir ein Rätsel. Aber wenn er diese Fähigkeit einsetzten konnte, dann Lilly vielleicht auch, aber wie kann ich ihr zu verstehen geben, dass sie es auch versuchen soll? Ich schaute zu ihr, dann sah sie mich verängstigt an, wusste nicht was geschah.

Auch wenn es mir widerstrebte, aber ich bannte meine eigene Tochter, denn nur so konnte ihr etwas sagen ohne, dass es die Soldaten mitbekommen, denn einer war gebannt, wenn auch noch ein Zweiter gebannt wurde, konnten wir uns befreien und sie besiegen. Es dauerte nur einen Moment, dann stand sie starr da und rührte sich keinen Millimeter mehr. Jetzt musste ich ihr nur noch sagen, was sie tun kann, damit sie sich schnell in Sicherheit bringen konnte und ihren Vater zu Hilfe holen konnte.

Hab keine Angst. Du besitzt tief in dir eine Fähigkeit, die ich dir vererbt habe. Sie befähigt dich dazu, anderen deinen Willen aufzuzwingen. Du musst den Soldaten, der mich fest hält, tief in die Augen sehen, so wie es dein Bruder mit dem anderen Soldaten macht, dann kann er sich nicht mehr bewegen und ich kann mich befreien. Um den dritten Soldaten kümmere ich mich dann, so dass die anderen Hilfe holen können. Sei tapfer, ich weiß, dass du es schaffen kannst, du musst nur an dich glauben. Sieh ihm tief in die Augen und banne ihn, sonst kann ich euch nicht helfen. Versuche es und du wirst sehen, dass es klappt. Bitte Lilly, du kannst es. Ich erkläre euch alles hinterher, aber jetzt musst du tun, was ich sage, hast du verstanden?

Ich hörte auf, sie zu bannen, dann sah sie mich verwundert an, dann aber nickte sie leicht, trat wie ihr Bruder vor Rina und schaute in meine Richtung, an mir vorbei und suchte den Blick des Soldaten.

Der wusste nicht, warum er von einem Kind so angestarrt wurde, wusste nicht, dass sie meine Tochter ist und wenig später ließ sein fester Griff nach, er ließ mich los. Ich ging ein paar Schritte von ihm weg und sah ihn an. Er war gebannt, sie hatte es also geschafft.

Maki wehrte sich mit aller Macht, aber konnte nichts machen, sie war zu schwach, dann stand ich vor den Beiden und sah den Soldaten an, aber er wich meinen Blicken aus. Aber er konnte nicht lange widerstehen, dann trafen sich unsere Blicke und ich bannte ihn, Maki konnte sich von ihm befreien.

„Nimm die Kinder und Lunaris mit ins Schloss, den Rest erledige ich. Nimm auch Sammy und Lilly mit, sie werden Ruhe brauchen.“

Sie nickte mir zu und lief zu den Kindern, hob Lunaris hoch und ging in Richtung Schloss. Sammy und Lilly gingen mit ihr, was ich daran merkte, dass die zwei Soldaten sich wieder rühren konnten. Ich ließ auch den Dritten frei, damit ich ihnen die Leviten lesen konnte. Ich stand dann vor drei Soldaten, die noch verwirrt drein blickten, sich aber wieder fingen und mein Blick wurde finster.

„Ihr habt meine Kinder in Gefahr gebracht, habt ihnen Angst eingejagt, dafür werdet ihr jetzt büßen. Niemand wagt es, sich an meine Kinder zu vergreifen. Jede Chance auf Gnade, habt ihr somit verwirkt.“

Die drei Soldaten sahen mich an und lachten mich erst mal aus, dann sagte der Anführer zu mir, als er sich wieder gefangen hatte:

„Was willst du machen? Wir kennen dein Geheimnis und dazu kennen wir deine Schwachstelle. Also kannst du uns demzufolge auch nichts antun. Ich glaube deine Rechnung geht nicht auf, Kleines.“

„Wer sagt denn, dass ich meine Fähigkeit weiter an euch verschwenden will. Ich habe nie gesagt, wie ich euch büßen lassen will. Simon, Lexa! Macht eurem Vater alle Ehre und macht den Dreien Feuer unterm Hintern!“

Die Soldaten sahen mich irritiert an und dann sahen sie geschockt zu den Drachen, was aber nicht lange anhielt.

„Sie sind noch Babys, die können uns gar nichts anhaben. Denn erst wenn sie etwa fünf Meter groß sind, bekommen sie die Fähigkeit des Feuerspuckens. Also bist du jetzt ganz verloren.“

Wieder lachten sie mich aus, aber wenn er recht hatte, dann waren die beiden Wonneproppen Naturtalente, denn sie beherrschten das Feuerspucken bereits, nur das wussten sie nicht. Also lächelte ich triumphieren, als Simon und Lexa an mir vorbei flogen und dann aus ihren Nasen ihren heißen Atem den Soldaten entgegen schleuderten.

Als die erste Ladung Feuer verflogen war, sah ich, wir verwundert und verängstigt die Soldaten vor mir standen und versuchten davon zu laufen. Aber es half nichts, die Drachen waren schneller, denn sie flogen und sie erwischten die Soldaten volle Breitseite, als sie erneut Feuer spuckten. Sie wälzten sich auf dem Boden, um das Feuer zu löschen, aber die Drachen hörten nicht auf, sie im Feuer zu baden und ich ließ die Beiden machen, denn ich wollte sie leiden sehen, damit sie nie wieder auch nur irgendjemanden etwas böses antun.

Ich ging den Soldaten hinterher, um zu sehen, wie sie litten. Es war für mich immer unverständlich, was andere daran toll fanden, wenn sie dabei zu sahen, wie andere gequält und gefoltert wurden. Doch in diesem Moment kostete ich jede Sekunde aus, es berauschte mich fast schon sie leiden zu sehen.

Dann spürte ich, wie mich jemand zurück zerrte. Drei Dunkelelfen standen dann vor mir und riefen die Drachen zurück. Es waren Moran, sein Bruder und Odim. Die drei Soldaten fingen sich wieder, bekamen das Feuer auf ihnen aus und stellten sich den Dreien entgegen. Simon und Lexa kamen zu mir und schmiegten sich an mich, wie kleine Kätzchen und sahen mich dabei an, als wollten sie mir damit sagen, dass es ihnen keinen Spaß bereitet hatte.

Erst in diesem Moment wurde mir bewusste, dass ich die Kontrolle über mich verloren hatte, ich hätte beinahe zugelassen, wie Drachenbabys jemanden töten. Ich kniete mich zu ihnen runter und nahm sie in den Arm.

„Es tut mir Leid, ich wollte nicht, dass ihr sie tötet, aber ich war so blind vor Zorn und wollte meine Kinder beschützen. Könnt ihr mir noch mal verzeihen?“

Lexa und Simon sahen mich verständnisvoll an und leckten mir über das Gesicht. Ich lächelte sie an und sie flogen davon. Ich sah ihnen noch ein wenig hinterher, um sicher zu gehen, dass sie nicht weg flogen, sondern zum Schloss flogen.

Ich hatte sie schon ins Herz geschlossen und wollte sie nicht verlieren, aber sie wollten bleiben und flogen zum Schloss. Ich lächelte ihnen nach, aber mein Lächeln war nicht von langer Dauer, denn ich hörte einen Schrei und als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass er von Odim kam.

„Oh mein Gott! Paps, ist alles in Ordnung.“

Ich lief zu ihm und kniete mich neben ihn, denn er war zu Boden gesunken.

„Es ist alles in Ordnung, ich glaube nur, langsam zu alt für das Kämpfen zu sein.“

Er lächelte mich an und ich bat ihn, sich in Sicherheit zu bringen und dass ich den Brüdern helfen werde, wenn sie die benötigen.

Er sah mich verwundert an und ich merkte auch warum.

„Hat Maki nichts gesagt? Oder die Kinder?“, er schüttelte den Kopf,

„Oh und ich dachte, dass sie was gesagt hätten, aber egal. Du bringst dich jetzt in Sicherheit und ich werde das mit den Beiden schon regeln. Mach dir um mich keine Sorgen, ich weiß mich zu verteidigen.“, lächelte ich ihn an.

Aber anstatt aufzustehen und zu gehen, blieb er vor mir auf den Knien und sah mich verwirrte an, schien zu überlegen und dann sagte er zu mir:

„Jetzt fällt es mir wieder auf. Als uns die Drachen angriffen und sich Moran Sorgen um dich machte, sagtest du, dass du dich ganz gut selbst beschützen könntest. Was meintest du damit?“

„Das klären wir hinterher, bring dich jetzt in Sicherheit, wie du siehst, geht es mir gut. Wenn Sirez oder Moran Hilfe braucht, dann bin ich da. Wir werden alle heil wieder zurück kommen, geh jetzt!“

Er stand nur widerwillig auf und ging in Richtung Schloss. Ich sah auch ihm lächelnd nach, denn ich konnte mir denken, was er sich für Sorgen um mich machte, aber die musste er sich nicht machen.

Ich stand auf und beobachtete den Kampf, es wirkte so, als würden die Soldaten sehr stark sein, stärker als beim letzten Mal, als Moran ihn noch fertig machte. Niemand von ihnen beachtete mich und ich kam mir in diesem Moment wieder nutzlos vor, ich wollte etwas tun, wusste aber nicht was. Da die Soldaten meine Schwachstellen kannten, wich jeder von ihnen meinem Blick aus, also konnte ich ihnen mit meiner Fähigkeit nicht helfen. Aber ich hatte immer noch den Dolch, den ich einsetzen konnte, wenn einer der Soldaten mir zu nahe kommen würde.

Doch mit der Zeit bekamen die Soldaten die Oberhand und Sirez ging verletzt zu Boden. Ich rannte auf ihn zu und holte ihn aus dem Tumult. Er wollte weiter kämpfen, konnte es aber nicht, er war mittlerweile zu schwach dafür. Dann sahen mich zwei goldene Augen eindringlich an.

„Achte auf meinen Bruder. Maki erzählte mir mit wenigen Worten, was vorgefallen ist. Du allein kannst ihn noch beschützen.“, dann verlor er das Bewusstsein.

Nun lag Sirez auf dem Boden und ich legte ihm meine Hand auf seine Brust, sein Herz schlug noch, er würde es also überleben.

Das Klirren der Schwerter, wenn sie auf einander trafen war sehr laut, Moran war ein sehr guter Kämpfer aber auch seine Kraft ließ nach und die Soldaten nutzen jede Schwachstelle aus, um Moran zurück zu drängen. Es war mir ein Rätsel, warum keiner der Krieger uns zu Hilfe kam oder waren die Soldaten nicht nur zu dritt. Wenn sie mit einer ganzen Armee gekommen waren, dann wundert es mich nicht, aber dann sind viele Unschuldige in Gefahr, viele würden sterben, die diesen Krieg nie wollten.

Wieder stand ich da und konnte nichts machen, wieder einmal war ich hilflos und musste mit ansehen, wie meine Welt um mich herum zerbrach. Aber ich wollte nicht mit ansehen, wie alles kaputt ging, ich wollte es beschützen, nur ich wusste nicht wie. Die Armee der Dunkelelfen war den Soldaten nicht gewachsen, wenn diese in der Überzahl waren und jeder von ihnen so stark war, wie diese Drei hier.

Nur noch ein Wunder könnte uns das Leben retten. Ich dachte an Draco, wie er ein paar Drachen zurecht wies, sie nicht tötete, sonder nur fürchterlich anbrüllte und sie flohen in alle Richtungen. Einen solchen Kriegen bräuchten wir hier, denn allein sein Anblick konnte furchteinflößend sein, die Soldaten würden fliehen, aber Draco war nicht mehr hier und die Kleinen waren noch nicht groß und stark genug, um uns zu helfen.

Moran ging zu Boden, seine Kraft war am Ende, denn mit so einem Gegner hatte er nicht gerechnet. Ich eilte zu ihm, kniete mich schützend vor ihn, dachte dann wieder an das Bild des grölenden Drachens und wie alle anderen Drachen davon flogen. Aber er war nicht mehr hier. Der Anführer hob sein Schwert, wenn er zustoßen würde, würde er uns beide gleichzeitig töten, ich schloss meine Augen und spürte, wie sich eine Träne auf meiner Wange den Weg nach unten bahnte.

Ich erwartete den Stoß des Schwertes, doch er kam nicht, stattdessen hörte ich ein ohrenbetäubendes Grölen, eines, dass ich schon einmal hörte. Ich riss meine Augen auf und sah, wie die Soldaten zur Salzsäule erstarrt stehen blieben, ihre Waffen fallen ließen und sich nicht mehr rührten.

10. Kapitel - Draco wieder da?

Im nächsten Moment flog etwas Gewaltiges über unsere Köpfe hinweg. Der Himmel über mir wurde kurzzeitig Blutrot, denn ein riesiger Drache flog über unsere Köpfe hinweg und landete hinter den Soldaten und ich erkannte diesen Drachen, er war unverwechselbar. Allein schon wegen seiner Größe, denn er war der größte Drachen, den man hier je gesehen hatte. Als seine Pranken mit voller Wucht den Boden berührten, bebte die Erde heftiger, als beim letzten Mal, als er nur wild und freudig herum hüpfte.

Moran setzte sich auf, um sehen zu können, was da los war. Er fing an zu lächeln, als er Draco erkannte und sagte:

„Ist unser Freund doch wieder hier. Es ist schön, ihn wieder zu sehen.“

Ich spürte etwas auf meiner rechten Schulter und als ich nach sah, sah ich, dass Moran sich an mich stützte, um nicht um zu fallen. Dann half ich ihm aufzustehen und beobachteten, was Draco vorhatte.

Der Drache sah sehr wütend aus, er stellte sich auf seine hinteren Pranken und war somit noch größer als zwanzig Meter. Es war schon beeindruckend, wie groß er sich machen konnte und wie furchteinflößend er sein konnte. Er spie Feuer und erschuf hinter ihnen ein Meer aus Flammen, damit sie Moran und mich nicht angreifen konnten, dann erhob er sich und die Soldaten ergriffen die Flucht. Draco flog weiter in Richtung Stadt, denn mittlerweile waren die Schreie der Krieger und der Unschuldigen zu hören, wie sie gegen die Soldaten kämpften.

Wenn man aber genauer hinhörte, bemerkte man auch, dass ab und an Drachen grölten. Wenig später wurde es ruhig und dann hörte man Dracos ohrenbetäubenden Schrei, anschließend war es kurz ruhig, bis dann die Soldaten schreiend weg rannten. Ich hoffte, dass sie es taten, denn Draco war kein Drache der tötet, denn dass hatte er mir schon ein zweites Mal bewiesen, wenn nicht sogar öfter. Ich ging mit Moran zurück zum Schloss, damit man sich um seine Verletzungen kümmern konnte und dann musste ich auch noch Hilfe holen, denn auch Sirez braucht Hilfe, der noch im Garten bewusstlos da lag.

Als wir im Schloss ankamen, herrschte ein reges Durcheinander, aber die Kinder waren nicht zu sehen. Ich brachte Moran in unser Schlafzimmer und legte ihn ins Bett, dann ging ich zu Rina ins Zimmer. Die Kinder waren alle da, saßen auf dem Bett und hielten einander ängstlich im Arm. Ich ging auf sie zu und drückte jeden Einzelnen von ihnen, denn ich war froh, dass keinem von ihnen etwas passiert war.

Dann ging ich raus in den Stall, dort fand ich dann die beiden Drachenbabys, auch sie nahm ich in den Arm und drückte sie fest an mich.

„Ihr zwei solltet zu den Kindern gehen, sie werden euch vielleicht brauchen.“, sagte ich zu ihnen und lächelte sie an. Sie kamen mit mir aus dem Stall, sie flogen dann in Richtung der Kinder. Kusiran war nicht zu sehen, also ging auch ich ins Schloss und suchte den Thronsaal auf und da war dann auch Kusiran und in seinen Armen eine total verängstigte Tatze.

Ich ging auf Kusiran zu und sagte zu ihm:

„Kannst du Sirez holen, er liegt bewusstlos im Garten.“

Er nickte, ging und ließ Tatze zurück. Dann suchte ich ein paar Dienerinnen und sagte ihnen was zu tun sei, also verließen sie den Thronsaal und verarzteten Moran. Ich sagte ihnen auch, dass sie sich anschließend um Sirez kümmern sollten. Odim war auch im Thronsaal und schien schon von Amalia verarztet worden zu sein. Maki stand neben Sarunos, der auf dem Thron saß und neben sich saß Gayana. Ich ging auf sie zu und fragte:

„Maki, ist mit dir alles in Ordnung? Kusiran holen Sirez und verarzten ihn dann, also kannst du gleich zu ihm.“

Sie nickte und lächelte mich kurz an, dann ging sie aus dem Thronsaal.

Niemand wusste, was geschehen war, niemand hatte eine Ahnung, was die Soldaten hier suchten. Wir waren alle ratlos, uns blieb nichts anderes zu tun, als abzuwarten, was die Krieger in Erfahrung brachten oder wie die Schlacht ausgeht. Wir warteten sehr lange, nach etwa zwei Stunden kam Moran in den Thronsaal, er hatte ein paar Verbände um. Ich ging auf ihn zu und fragte ihn, ob alles in Ordnung sei.

„Es geht schon, wie geht es den Kindern? Sind sie in Ordnung?“

Ich lächelte ihn an.

„Ja, es ist alles in Ordnung, sie sind nur verängstigt. Simon und Lexa sind bei ihnen, ich und Tatze sehen in regelmäßigen Abständen nach ihnen.“

Sein Lächeln verriet mir, dass er sich dennoch Sorgen machte, aber erleichtert ist, dass nichts passiert ist. Er nahm mich in den Arm, drückte mich aber nicht fest an sich, denn er hatte noch Schmerzen, also erwiderte ich die Umarmung auch nur leicht.

„Ich bin so froh, dass Draco kam, denn ich hätte nicht mehr gewusst, was ich noch hätte tun können, um dich und die Kinder zu beschützen, denn sie haben die Schwachstelle meiner Fähigkeit entdeckt. Den einzigen Vorteil, den ich hatte, war, dass sie nicht wussten, dass ich meine Fähigkeit an unsere Kinder weiter vererbt habe. Dank der Beiden ist nichts Schlimmes passiert. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn den Kindern etwas passiert wäre.“

Nun drückte er mich doch fester an sich und tröstete mich, auch wenn er mir nicht ins Gesicht sah, wusste er, dass ich meine Tränen nicht mehr halten konnte.

„Es ist ja nichts Schlimmes passiert. Den Kindern geht es gut, also mach dir keine Gedanken darum. Mit Dracos Hilfe werden die Soldaten keine Chance mehr haben, also werden sie aufgeben müssen. Ich hoffe nur, dass alles gut geht und … “

Er sprach nicht weiter, ich wusste, was er sagen wollte, aber ich konnte ihm nicht sagen, dass alles in Ordnung ist. Denn niemand wusste, wie es in der Stadt jetzt aussieht, ob viele Dunkelelfen den Tod fanden.

Es vergingen wieder zwei bis drei Stunden, in denen wir keine Nachricht erhielten und mussten somit weiter warten. Dann aber kamen Maki und Sirez in den Thronsaal. Sirez sah arg mitgenommen aus, er hat ganz schön was abbekommen. Aber Maki war da und stützte ihn, dann kamen sie zu uns.

„Ich danke dir, auf dich ist verlass. Ich weiß zwar nicht wie, aber du hast meinen Bruder beschützt.“, lächelte mich Sirez an.

„Das war ich nicht, ich konnte nichts tun. Wir wären jetzt beide tot, wenn nicht Draco gekommen wäre und die Soldaten geflohen wären.“

Sirez sah mich verwundert an und fragte:

„Draco ist wieder da?“

Ich nickte, konnte aber nicht sagen, ob er bleiben oder wieder gehen wird, denn es schien, als habe er seine ganze Horde mitgebracht. Moran hielt mich immer noch fest, denn er wusste, dass wenn er mich in diesem Moment losgelassen hätte, dann wäre ich zusammengebrochen.

Es war mittlerweile Abend und wir hatten immer noch keine Nachricht, draußen vor den Schlosstoren, tobte immer noch der Kampf zwischen Soldaten und Dunkelelfen, die von den Drachen unterstützt wurden. Diese Ungewissheit war erdrückend, wie gern hätte ich geholfen, aber das konnte ich nicht, diesmal konnte ich wieder nichts machen. Aber was mich wunderte war, dass Kusiran immer noch nicht wieder hier war. Ich fragte Sirez und Maki, ob sie etwas wüssten, aber beide waren ahnungslos. Ich machte mir Sorgen, denn es konnte eine Menge passiert sein.

Tatze kam auf mich zu und fragte mich, wo Kusiran sei, aber ich konnte ihr keine Antwort geben, dann sagte sie mir, dass sie mal nach den Kinder schauen würde.

Ich nickte ihr zu und sie ging aus dem Saal. Es verging eine Zeit und Tatze kam nicht wieder, entweder sie blieb bei den Kindern oder aber es war etwas passiert, dass würde dann auch erklären, warum Kusiran noch nicht wieder da war. Ich hatte Angst um die Zwei und Moran bemerkte meine Sorgen.

„Mach dir keinen Kopf, vielleicht sind die Beiden bei den Kindern, damit sie nicht alleine sind. Wir werden später nach den Beiden suchen.“

Ich nickte und er lächelte mich an und küsste mir auf die Stirn.

Nach einer ganzen Weile kam ein Krieger in den Thronsaal gestürmt und war außer Atem, er beruhigte sich so schnell er konnte und verkündete freudestrahlend:

„Die Soldaten haben das Weite gesucht, dank der Drachen konnten wir sie zurück aus der Stadt drängen. Es gibt eine Menge Verletzte aber soweit ich sehen konnte, wurde keiner getötet. Aber mit Sicherheit kann ich es nicht sagen. Wir werden uns in der Stadt umsehen, helfen wo wir können und Euch dann Bericht erstatten, wenn wir Gewissheit haben.“, sagte er zum König, verbeugte sich tief und lief wieder aus dem Thronsaal.

Wir waren alle erleichtert, dass es so glimpflich ausgegangen ist. Ich küsste Moran und ging aus dem Thronsaal. Ich erreichte den Schlosshof sehr schnell, denn ich hoffte dort jemanden zu treffen. Als ich nach draußen ging, sah ich den Riesen schon dort stehen, ich lächelte ihn an und ging auf ihn zu.

„Vielen Dank, ohne dich wären wir untergegangen. Sag deinen Freunden, dass wir ihnen sehr dankbar sind und drück dein Weib ganz lieb von mir.“

Er blieb regungslos vor mir stehen, als hätte er mir gar nicht zugehört.

Ich sah ihn verwirrt an, denn ich wusste nicht, was er wollte, dass er mir nicht einmal zuhört. Wenig später landete neben ihn ein weiterer Drache, auch dieser kam mir bekannt vor. Denn es schien sein Weib zu sein, sie war nur halb so groß wie er, aber dennoch von beachtlicher Größe, auch sie war einer der größeren Exemplare, denn die meisten anderen Drachen waren alle kleiner als sie. Ich verstand aber immer noch nicht, was er damit bezwecken wollte.

Draco kam dann ein paar Schritte auf mich zu und legte sich mir vor die Füße, da ich diese Geste kannte, stieg ich auf, aber er stand nicht gleich wieder auf, er blieb liegen. Dann sah ich Moran aus dem Schloss kommen, er kam auf uns zu und stieg ebenfalls auf. Dann stand Draco auf und flog mit uns davon und ich erinnerte mich an den Traum, in dem ich mit Moran auf Dracos Rücken über Berge und Wälder flog, aber da flog er irgendwo dagegen. Ich hoffte er würde das diesmal nicht tun.

Wir flogen zu der Stelle, zu der er mit mir auch das letzte Mal flog, es war das Versteck seiner Horde. Er landete dort und setzte uns ab.

Die Drachen die dort waren beobachteten uns, einige andere leckten sich gegenseitig die Wunden. Sie schienen aber nicht schwer verletzt zu sein, denn niemand kreischte oder winselte vor Schmerz. Die Drachen, die uns beobachteten, taten dies nicht, weil sie uns nicht vertrauten, sondern, weil sie wissen wollten, was wir in diesem Moment tun werden. Denn in ihren Augen lag Neugier, dann kam Draco wieder auf uns zu und setzte sich vor uns und sah uns tief in die Augen.

Sein Blick war warm, freundlich und es schien sogar, als zeigte sein Blick seine Gefühle, denn ich hatte das Gefühl, er wollte uns damit sagen, dass er uns vermisst hatte. Ich lächelte ihn an und sagte:

„Wir freuen uns auch dich zu sehen. Du hast eine ganz schön große Lücke hinterlassen, als du gegangen bist. Wir haben dich alle sehr vermisst und stehen nun tief in deiner Schuld, denn ohne euch, wären wir nicht mehr am Leben.“

Ich sah ihm in die Augen und bemerkte, dass ihm eine Träne über seine Wange lief. Ich hatte noch nie einen Drachen weinen sehen, wahrscheinlich hatte es niemand, aber er stand vor Moran und mir und weinte. Dann streckte er seinen Kopf zu mir nach vorn, so dass ich ihn streicheln konnte. Ich schmiegte mich an seiner großen Nase und er schloss seine Augen und genoss meine Nähe. Dann sagte Moran zu mir:

„Sag mal, muss ich mir jetzt doch Gedanken machen, ich mein, einem Menschen bin ich sicherlich überlegen, aber mit einem Drachen kann ich nicht mithalten. Gegen ihn, bin ich ein Nichts.“

Ich sah ihn schockiert an, aber er lächelte sehr breit, das mir verriet, dass er nur einen kleinen Scherz machte. Dann sagte er zu Draco:

„Wenn du wieder zu uns kommen möchtest, kannst du es gern tun, niemand wird dich davon jagen. Nur deine Horde können wir nicht unterbringen, es sei denn ihr lasst euch in dem Wald nieder, der sich um die ganze Stadt legt. Da habt ihr genügend Platz und seid immer in unserer Nähe und wenn noch einmal so ein Angriff stattfinden sollte, dann seid ihr rechtzeitig zur Stelle. Na, was sagst du dazu?“

Draco sah ihn verwundert an, dann sah er zu mir. Ich lächelte ihn an, denn mir gefiel diese Idee, dann schaute er zu seiner Horde, die mit angehört hatte, was Moran sagte. Dann über legte er kurz und legte sich vor uns hin. Wir stiegen auf und flogen los, aber diesmal nicht allein, denn seine Horde folgte uns zurück zum Schloss. Also hatte sich Draco entschieden, er vermisste uns, konnte aber seine Horde nicht alleine lassen, also nahm er sie mit. Ich freute mich sehr darauf die Nachricht verbreiten zu können.

Dann machte ich mir aber noch Gedanken um Tatze und Kusiran, denn sie sind verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Aber vielleicht hatte Moran recht und sie sind bei den Kindern, damit sie nicht so alleine waren. Ich hoffte, dass sie bei den Kleinen waren, denn sonst wüsste ich nicht, wo sie sonst sein sollten, denn im Stall waren sie nicht.

Es dauerte nicht lange, als wir der Stadt näher kamen, die Horde ließ sich im Wald um die Stadt nieder und Draco brachte uns zum Schlosshof und setzte uns dort ab. Nachdem ich ihn noch einmal herzlich umarmte flog er zu seiner Horde und sein Weib, die immer noch auf dem Schlosshof wartete, flog ihm hinterher.

Ich ging sofort in den Stall, um dort noch einmal nachzusehen, ob Kusiran und Tatze in der Zwischenzeit doch wieder aufgetaucht waren. Aber die Pferde waren allein im Stall, auch im hinteren Teil war er nicht. Auch von Tatze war nichts zu sehen, ich machte mir immer mehr Sorgen um die Zwei, ich hoffte sehr, dass den Beiden nichts passiert ist und sie mich gleich anlächeln werden, wenn ich nach den Kindern sehe.

11. Kapitel - Wo stecken die Zwei nur ?

Moran ging schon mal zum Thronsaal, um die gute Nachricht über Draco zu übermitteln. Ich ging aber zuerst zu den Kindern. Die Gänge zogen sich in die Länge, dabei war es nicht weit, aber diesmal fühlte sich der Weg drei mal so lang an. Dann stand ich vor der Tür, atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür.

Die Kinder saßen auf dem Bett aneinander gekauert, die Drachen lagen bewusstlos in einer Ecke des Zimmers, die Augen meiner Kinder waren verbunden und drumherum standen zwei Soldaten, die die Kinder mir den Schwertern bedrohten.

„Was zur Hölle geht hier vor?“, fragte ich die Soldaten, erwartete aber keine Antwort.

„Ganz einfach, das hier ist Eure verwundbarste Stelle, also haben wir sie gefangen genommen und wenn Ihr nicht tut, was wir Euch sagen, dann tut es uns für die Kinder Leid“, sagte einer der Soldaten und sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass es ihm nicht Leid tun würde, es würde ihn sogar amüsieren.

Ich sah ihm ganz tief in die Augen, da hatte er wohl nicht aufgepasst, denn im nächsten Moment konnte er sich schon nicht mehr rühren.

Das hast du jetzt davon, denn niemand bedroht meine Kinder, auch DU nicht! Entweder, ihr Zwei geht ohne ein Wort und ohne jemanden zu bedrohen oder zu verletzten oder aber, ihr werdet den morgigen Tag nicht mehr erleben. Wenn ihr aber der Meinung seid, ihr müsst jetzt weiter machen, dann sind genug Krieger hier, um euch nieder zu strecken. Ihr habt die Wahl, nutzt sie und entscheidet weise.

Der andere Soldat schien nicht zu verstehen, was ich da mit seinem Kollegen tat, aber das war mir nur recht, denn so funkte er mir nicht dazwischen. Ich ließ den Soldaten los und beobachtete ihn, er überlegte eine ganze Weile, aber dann lächelte, was nichts gutes hieß.

„Glaubst du wirklich, dass du mich einschüchtern kannst? Welcher Idiot würde uns angreifen, wenn wir Kinder als Schutzschild benutzen?“

Da hatte er zwar recht, aber er schien mich zu unterschätzen, also bannte ich ihn erneut und zeigte ihm, dass weder ich noch die anderen in Ruhe mit ansehen werden, wie sie Kinder dazu benutzten, um wieder gehen zu können, nicht mit mir.

Greif deinen Freund an, dränge ihn soweit zurück, bis ihr den Wald erreicht und dort kämpft ihr weiter, bis ihr unterbrochen werdet.

Befahl ich ihm im Geiste und er setzte sich in Bewegung, ging auf den anderen Soldaten zu, holte aus und griff ihn an. Sein Freund wusste nicht, wie ihm geschah, wich aus und immer weiter zurück, dann waren sie aus der Tür und ich hörte, wie sie sich immer weiter entfernten. Ich hoffte darauf, dass die Anderen verdutzt stehen blieben und nichts taten, denn ich wollte, dass sie den Drachen über den Weg liefen, damit sie vor Angst das Weite suchten und nicht wieder zurück kämen.

Dann ging ich zu den Kindern, nahm meinen Beiden die Augenbinden ab.

„Sagt mal, wisst ihr wo Tante Tatze und Kusiran sind?“, fragte ich die Kleinen.

Aber alle fünf sahen mich Kopf schüttelnd an, dann nahm ich jeden von ihnen in den Arm und sagte ihnen, dass sie in den Thronsaal gehen sollten und Moran sagen, dass er zu mir kommen soll. Anschließend verschwanden die Kinder aus Rinas Zimmer und ich ging zu den Drachenbabys, um zu sehen, wie schwer die Verletzungen sind.

Ich kniete mich neben den Beiden und streichelte sie eine ganze Weile, denn sie reagierten erst gar nicht darauf und lagen einfach nur so da. Es dauerte nicht lange, dann kam Moran zu mir und kniete sich neben mich.

„Was war denn hier los? Die Kinder sind ganz außer sich.“, fragte er mich.

„Zwei Soldaten haben sich hier drin verschanzt, sie dachten, wenn sie die Kinder gefangen nehmen, würden sie hier ungeschoren raus kommen, aber ich habe ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Beiden sind jetzt auf dem Weg in den Wald.“

Er nahm mich in den Arm und küsste mich auf die Stirn, dann hob er Simon hoch und legte ihn auf das Bett, dann holte er Lexa, um sie auch auf das Bett zu legen. Wir saßen noch lange bei den Drachen, bis sie zu sich kamen und sich an uns schmiegten, wie kleine Kätzchen. Ich ließ dann Moran mit den Drachen allein und machte mich auf dem Weg in den Thronsaal. Auch dieser Weg zog sich ein wenig in die Länge, aber es war nicht ganz so schlimm, wie der Weg zu Rinas Zimmer.

Auch vor dem Thronsaal atmete ich noch einmal tief durch und ging rein, sie waren alle noch hier versammelt, aber Tatze und Kusiran waren nicht da, sie blieben verschwunden. Ich ging zu Odim und Amalia und fragte sie nach den Beiden.

„Wir können dir leider nicht weiter helfen, keiner der Beiden waren in der Zwischenzeit hier gewesen. Hast du schon im Stall nachgesehen?“

Ich nickte die Beiden an und sah zu Boden, sie konnten doch nicht von Erdboden verschluckt sein, sie mussten doch irgendwo sein, aber wo?

Es war mir ein Rätsel, ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie von Soldaten gefangen genommen waren, denn Kusiran konnte kämpfen und das noch nicht mal schlecht, auch wenn seine Waffe eine Mistgabel war, aber er wusste sich zu wehren. Auch Tatze war niemand, der sich einfach so überwältigen ließ, sie wusste sich ebenfalls zu wehren. Dann ging ich in Tatzes Zimmer, in der Hoffnung, die Beiden dort vorzufinden.

Als ich dort ankam, war das Zimmer leer, es gab keine Spur von den Beiden, nicht mal die Kleinste. Ich ging zurück zu Moran und setzte mich neben ihn auf das Bett und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

„Du hast sie nicht gefunden, richtig?“

Wie recht er doch hatte, aber es war nicht schwer zu erkennen, denn meine Mine ließ nur darauf schließen. Ich machte mir sehr große Sorgen um die Zwei, denn sie konnten nicht einfach so verschwinden.

Moran legte einen Arm um mich, um mich ein wenig zu trösten.

„Ich habe schon überall gesucht und weiß nicht, wo ich noch suchen soll. Sie sind, wie vom Erdboden verschluckt, einfach nicht zu finden. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“

Er drückte mich fester an sich und gab mir Halt. Dann stand er auf und nahm Simon hoch und deutete mir, dass ich Lexa hoch nehmen sollte. Ich verstand zwar nicht warum, aber ich tat was er wollte. Dann ging er voraus aus dem Zimmer und ging den Gang entlang. Ich ging ihm hinterher und merkte, wo er hin wollte, er wollte die Drachen in unser Schlafzimmer bringen, damit sie dort Ruhe hatten, wenn die Kinder wieder in Rinas Zimmer spielten oder dort schlafen wollten, um nicht allein zu sein.

Wir legten die Zwei in das Bett und setzten uns dazu, streichelten die Drachen, damit auch sie sich nicht allein fühlten. In Gedanken ging ich noch einmal alles durch, wo ich gesucht hatte und wo ich noch suchen sollte, aber mir viel nichts mehr ein, ich hatte doch überall gesucht oder hatte ich doch etwas übersehen?

Aber wenn ich etwas übersehen hatte, dann wusste ich nicht, was es war, geschweige denn, wo es war. Meine Gedanken verliefen im Kreis, ich kam zu keinem Ergebnis und wurde dann aus den Gedanken gerissen, als die Tür aufging und eine Dienerin in der Tür stand.

„Das Abendessen ist serviert, Eure Majestät.“, sagte sie und verschwand wieder aus der Tür. Ich hatte keinen besonderen Hunger, aber Moran meinte, ich sollte dennoch was essen, denn sonst bestünde die Gefahr, dass ich zusammenbreche und das wollte er nicht. Also gingen wir zum Speisesaal und setzten uns an den Tisch, doch der Platz neben mir blieb leer, während des ganzen Abends war er leer und es gab noch immer keine Spur von Tatze und Kusiran.

Ich hätte wohl die Soldaten fragen sollen, aber da war ich zu wütend, ich hatte nicht daran gedacht. Aber jetzt konnte ich sie nicht mehr fragen, denn sie waren weg und würden nie wieder kommen. Ich vermisste meine kleine Schwester sehr, konnte aber nichts dagegen machen, denn sie blieb mit Kusiran verschwunden und niemand wusste etwas.

Ich kam mir so hilflos vor, ich konnte nichts tun und wollte aber nicht tatenlos herum sitzen und war aber dennoch dazu gezwungen.

„Sag mal, mein Kind, was hat es eigentlich mit der Fähigkeit auf sich, du wolltest es später erklären, also warum nicht jetzt?“, fragte mich Odim, der mich mit seiner Frage aus meinen Gedanken riss.

„Ich wollte eigentlich niemanden davon erzählen, bisher wusste auch nur Moran davon. Wenn ich jemanden in die Augen sehe, dann kann ich ihm meinen Willen aufzwingen, dass heißt, ich kann ihm sagen, was ich will und er macht es dann. Aber ich spreche nicht, sondern spreche nur in Gedanken zu ihm. Moran weiß, wie es funktioniert, denn ich hatte es bei ihm zwei mal angewendet.

Ich weiß nicht wie, aber die Soldaten wussten davon und kannten auch meine Schwachstelle, also wichen sie meinen Blicken aus. Sammy schien verstanden zu haben, was der Soldat bezwecken wollte, denn er sagte, dass meine Fähigkeit so nicht funktioniert. Also zählte Sammy eins und eins zusammen und bannte kurz darauf einen Soldaten. Kurz darauf bannte ich Lilly, um mit ihr sprechen zu können und sagte ihr, dass auch sie eine solche Fähigkeit besitzt, die sie einsetzen kann. Also waren zwei Soldaten gebannt. Um den Dritten konnte ich mich dann kümmern. Aber keine Sorge, ich wende meine Fähigkeit nicht an, nur im Notfall, denn ich mag es nicht, andere zu manipulieren.“

Alle starrten mich an, nur Moran nicht, denn er lächelte, als hätte er sich diese Reaktion denken können. Sie sagten nichts, es war alles erdrückend ruhig, ich wusste nicht, was ich tun oder sagen sollte. Ich weiß nicht, wie lange wir dort saßen und nichts sagten, aber es bedrückte mich jede weitere Sekunde mehr und ich wurde allmählich ungeduldig, wollte dass die unangenehme Stille aufhörte. Ich rechnete schon damit, dass sie mich deswegen verachten wollten, dass sie mich aus dem Schloss jagen oder Schlimmeres. In meinem Kopf spielte sich der blanke Horror ab und mit jeder schweigsamen weiteren Sekunde wurde das Szenario in meinem Kopf schlimmer.

„Interessant.“, sagte Sirez und sah mich erwartungsvoll an, als spielte er gerade mit einem Gedanken. Ich sah ihn verwirrt an und wartete auf erklärende Worte von ihm, aber die kamen nicht. Es wurde wieder still und das bedrückende Gefühl kehrte zurück, dann durchbrach Maki die Stille.

„Das hättest du uns auch früher sagen können, keiner hätte dir dafür den Kopf abgerissen. Aber ich kann es verstehen, wenn man niemanden beunruhigen will. Ich habe dich dennoch sehr gern, also mir macht es nichts aus.“, lächelte sie mich an.

Ich erwiderte ihr Lächeln, denn ich wusste um die Ehrlichkeit ihrer Worte. Auch die Anderen wussten, wie ehrlich es Maki meinte und fingen an zu lächeln. Das Eis war gebrochen, die unangenehme Stille und das bedrückende Gefühl verschwand nach und nach.

Niemand schickte mich fort und niemand war böse auf mich. Ich war sehr erleichtert, als alle von meinem Geheimnis wussten und mir zu verstehen gaben, dass es weder stört, noch dass sie mich deswegen meiden oder verachten würden. Ich war sehr froh darüber und lächelte so vor mich hin, hatte aber Tatze und Kusiran noch im Hinterkopf.

„Sag mal, Bela. Was bedrückt dich?“, fragte mich Sarunos.

Ich schaute ihn an und sagte:

„Tatze und Kusiran sind verschwunden, ich kann sie nirgends finden. Sie sind, wie von Erdboden verschluckt, einfach unauffindbar.“

Sarunos schien zu überlegen, wann er sie das letzte Mal gesehen hatte und Gayana, neben ihn, schreckte nach wenigen Sekunden auf und sah geschockt aus.

„Hat er etwa … ?“

Wir sahen sie alle an, niemand wusste, was sie meinte, nur Sirez schien zu verstehen, denn auch er wirkte auf einmal geschockt und sah mich dann an, dann verstand auch ich.

„Ganyos!“, sagte ich und Gayana sah mich irritiert an, denn sie wusste nicht, dass ich bereits Bekanntschaft mit ihm gemacht hatte. Sirez sprang auf, kam zu mir, packte mich am Arm und zog mich mit sich hinaus in die Gänge. Wir gingen die Treppe hoch und liefen dort ein paar Gänge lang, bis wir vor einer Tür standen, auch sie war ohne jede Dekoration, wie all die anderen Türen, nur die Schlafzimmertür des Königspaares schien eine Ausnahme zu sein. Sirez sah mir in die Augen und sagte:

„Du bannst ihn und fragst ihn, wo sie sind. Wenn er Dummheiten macht, bin ich da und helfe dir. Er neigte schon immer zu Intrigen, auch die Entführung meiner Mutter hatte er geplant, nur kamen ihm die Soldaten zuvor.“

„Oder sie waren Teil des Plans und wenn das stimmt, dann war der Angriff vorhin von ihm geplant. Vielleicht hat er auch den Angriff der Drachen zu verantworten. Wenn das wirklich wahr ist, dann kennt er meine Schwachstelle oder aber er ist immun, denn beim letzten Mal sah er mir direkt in die Augen, als wollte er mich herausfordern.“

Sirez starrte mich geschockt an, dann aber schloss er kurz die Augen, um nach zu denken, dann aber sagte er:

„Wir müssen es dennoch versuchen, wir haben keine andere Wahl.“

Ich nickte, er stieß mich ein Stück bei Seite, damit ich nicht zu sehen war, wenn die Tür auf geht und klopfte an.

Es dauerte einen Augenblick, dann öffnete sich die Tür und Ganyos trat heraus.

„Wie komme ich denn zu der Ehre, seit wann besuchst du mich, Sirez?“

Er hatte schon wieder dieses dämliche Lächeln auf den Lippen, als hätte er etwas geplant.

12. Kapitel - Ganyos, du Verräter!

Ganyos lächelte Sirez eine ganze Weile an, bis Sirez dann sagte: „Ich muss mit dir reden, es sind Freunde von mir verschwunden und ich habe den Verdacht, dass du dahinter steckst. Also, hast du etwas damit zu tun oder nicht?“

Ganyos tat beleidigt und schaute Sirez skeptisch an.

„Wie kommst du denn auf so eine Idee? Warum sollte Ich dafür sorgen, dass Deine Freunde verschwinden? Das ergibt doch gar keinen Sinn. Es würde mich aber nicht wundern, wenn sie genug von dir gehabt haben und einfach von selbst gegangen wären.“

Sirez sah sehr wütend aus, aber nicht nur er empfand diese Antwort als unverschämt. Ganyos grinste immer noch triumphierend, aber das sollte ihm bald vergehen.

„Warum sollte meine kleine Schwester einfach so abhauen, sie kennt sich hier nicht aus, sie wäre allein verloren, also sag, was du weißt und wir sind wieder weg.“, sagte ich zu ihm und sah, wie sein triumphales Lächeln verschwand.

„Deine kleine Schwester? Du hast eine Schwester? Davon wusste ich ja gar nichts, also hätte ich auch nie im Leben wissen können, dass sie weg ist. Es stellt sich mir aber dennoch die Frage, warum ihr damit zu mir kommt? Das sieht so aus, als wolltet ihr mich für etwas verantwortlich machen, aber daraus wird nichts. Ich weiß nicht wovon ihr redet, also geht wieder.“

Er wollte gerade seine Tür wieder schließen, aber ich ließ es nicht zu.

„Wir wissen bereits genug, um beurteilen zu können, dass du es warst, der für ihr Verschwinden verantwortlich ist. Also sag endlich, wo sie ist!“, ich war kurz davor ihn an zu schreien, denn ich wollte unbedingt wissen, wo sie sind, aber ohne Ganyos finden wir sie nicht.

„Ach, was meint ihr denn zu wissen?“, fragte er mich, mit einem Gesichtsausdruck, der mir verriet, dass er wusste, dass ich eigentlich gar nichts wusste. Er war eben ein guter Menschenkenner, wie man bei uns immer so schön sagt.

Doch dann meldete sich Sirez zu Wort:

„Es gibt da eine ganze Menge, also sag endlich was du weißt.“

„Welchen Nutzen hätte ich davon, euch zu sagen, was ich weiß. Ihr könnt mir nichts bieten, was mich dazu bringen würde und jetzt verschwindet. Ich habe keine Lust auf euer Spielchen, denn ihr könnt mir gar nichts!“

Mir platzte der Kragen, nach dieser Aussage wusste er mehr, als er eigentlich zugeben wollte, also musste ich die Antwort aus ihm heraus holen.

Noch bevor er die Tür wieder schließen konnte, sah ich ihm in die Augen und wollte ihn bannen, doch irgendwie funktionierte es nicht, denn er lächelte mich an und machte einfach die Tür zu. Ich hatte also recht, er war dagegen immun, also konnte ich nichts machen, um sie zu finden. Ich war geschockt, das war zu viel für mich.

Ich wusste zwar, dass es nicht immer funktionierte, aber seit ich das erste Mal hier war, funktionierte es immer, warum jetzt nicht? War ich zu schwach? Oder war er wirklich immun dagegen? Ich verstand das alles nicht.

Ich konnte mich nicht rühren, ich stand geschockt da und sah lange Zeit auf die verschlossene Tür, als würde sie sich von allein wieder öffnen, wenn ich sie nur lange genug anstarrte, aber den Gefallen tat sie mir nicht. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und hörte Sirez' Stimme in meinem Ohr.

„Komm, beruhige dich erst mal wieder. Wir gehen jetzt zu den Anderen zurück und dann bereden wir, was wir jetzt machen können.“

Ich sah ihn an und spürte eine Träne meine Wange hinunter laufen.

Sirez wischte sie mir weg und nahm mich in den Arm. Er gab mir Halt, den ich so dringend brauchte. Wieder einmal war ich dem Gesuchten so nah. Doch diesmal war ich noch weit davon entfernt sie zu finden. Ich erwiderte seine Umarmung und krallt mich in seiner Kleidung, ich wollte ihn nicht loslassen, noch nicht, denn es schockte mich zu sehr, dass jemand meine kleine Schwester entführte und so tat, als wäre nichts gewesen.

Wir standen eine ganze Weile vor Ganyos Tür und hielten einander fest, aber Sirez hielt wohl eher mich fest als umgekehrt. Als ich mich ein wenig beruhigte gingen wir zu den Anderen und berichteten von den Ereignissen. Gayana wirkte sehr bedrückt, nachdem sie hörte, dass ihr eigener Bruder etwas mit dem Verschwinden von Tatze und Kusiran zu tun hatte. Es war mir unbegreiflich, wie man so etwas tun konnte und anscheinend machte er sich einen Spaß daraus uns so hinters Licht zu führen.

Sarunos schien zu überlegen, er machte einen sehr nachdenkliches Gesicht, als würde er sich den Kopf darüber zermartern, was wir als Nächstes tun konnten. Gab es denn etwas, das wir tun konnten, würden wir etwas finden, um heraus zu finden, wo sie sind? Was mich aber am meisten schockierte war, dass meine Fähigkeit bei ihm nicht funktionierte und er mich einfach ausgelacht hat, auch wenn er nur grinste, es war dennoch ein Auslachen.

Sirez übergab mich in Morans Arme, damit ich nicht zusammenbrach, das konnte niemand gebrauchen. Es vergingen viele Minuten des Schweigens, dann setzte sich Moran in Bewegung und führte mich aus dem Thronsaal und hinter uns hörte ich kleine Tapsen, als ob Lunaris uns folgte. Wir blieben vor unserem Schlafzimmer stehen, er öffnete die Tür und begleitete mich zum Bett. Ohne ein Wort legte ich mich hin und starrte Moran schweigend an.

„Mach dir keine Gedanken, wir werden einen Weg finden, um Ganyos Zunge zu lösen. Aber jetzt solltest du dich erst einmal ausruhen, es war ein anstrengender Tag für uns alle. Versuch ein wenig zu schlafen, okay?“, sagte er mit leisen und sanften Worten zu mir.

Er lächelte mich sorglos an und gab mir ein Gefühl der Ruhe. Er wusste genau, was er sagen musste, um mich zu beruhigen und um mir ein Lächeln auf den Lippen zu zaubern.

„Aber bitte gib mir bescheid, wenn ihr mehr wisst. Ich will wissen, wenn er den Mund aufgemacht hat.“

Er nickte mir kurz zu und erhob sich vom Bett und ging aus dem Zimmer und schloss hinter sich die Tür.

Lunaris, der uns gefolgt war, stand nun vor dem Bett und sah mich durch den dunklen Raum an, dann ging er durch die Dunkelheit zu mir ans Bett und sprang herauf, legte sich zu mir, kuschelte sich an mich heran und gab mit somit ein wenig Wärme. Ich lag lange wach und strich durch das weiche Fell des Wolfes, mir gingen viele Dinge durch den Kopf. Ich fragte mich immer wieder, ob ich sie vielleicht hätte in der anderen Welt lassen sollen oder ob sogar ich hätte dort bleiben sollen. Meine Gedanken drehten sich im Kreis und ich kam immer auf das selbe Ergebnis. Wenn sie geblieben wäre, dann hätte ich sie vermisst und einen Weg gesucht, sie hier her zu holen. Wäre auch ich geblieben, dann wäre meine Sehnsucht nach Moran immer größer geworden, bis ich es nicht mehr ausgehalten hätte und ich wäre dann trotzdem hier gelandet, weil ich nicht aufgehört hätte, nach einem Tor zu suchen, bis ich eines gefunden hätte.

Also waren all meine Gedanken unnötig, aber ich machte mir diese Gedanken. Ob es ihr gut geht? Aber warum sollte es ihr nicht gut gehen, denn immerhin ist Kusiran bei ihr und er ist nicht gerade ein schwacher Dunkelelf, er wird sie beschützen können, wenn es darauf ankommt. Dann brauche ich mir um sie eigentlich keine Sorgen machen, aber was wenn sie getrennt wurden und sie ganz alleine ist? Dann ist sie aufgeschmissen, auch wenn sie sich selbst zu wehren weiß, aber in einer fremden Welt so ganz allein, stelle ich mir das schwierig vor.

Ich hätte es auch nicht einfach gehabt, wenn nicht die Drei gewesen wären, die mich begleiteten, dann hätte ich auch alt ausgesehen. Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken über dies und jenes, dass es gar nicht so schlimm ist, wie ich glaube, aber ohne Gewissheit ist es schwierig sich keine Gedanken und Sorgen zu machen. Ich machte mir noch so hin und her meine Gedanken um das Eine und das Andere, bis mich die Müdigkeit übermannte und mich direkt in das Land der Träume schickte, um Kraft zu tanken.

In diesem Traum stand ich vor einer riesigen Mauer, die unüberwindbar schien und auf der anderen Seite hörte ich ein Schluchzen, als wenn dort jemand stünde, der weint. Ich wusste nicht warum, aber ich rief über diese Mauer, warum dieser Jemand Tränen vergießt. Die Antwort kam prompt:

„Weil ich Hilfe brauche, ich bin hier ganz allein und habe alle verloren, die mir wichtig waren. Ich bin verloren gegangen und weiß nicht mehr wohin, es ist aussichtslos.“

Dann hörte ich, wie sie lauter schluchzte und weinte. Ja sie, denn anhand der Stimme konnte ich erkennen, dass es sich um eine Sie handelte. Ihre Stimme kam mir sogar bekannt vor, ich wusste aber nicht woher.

„Warum hast du denn alles verloren? Was ist denn geschehen?“, fragte ich sie und wartete auf ihre Antwort, auf die ich wenige Minuten warten musste.

„Ich weiß es nicht, ich brauch Hilfe, es ist so dunkel hier. Bitte Hilf mir.“, sagte sie voller Verzweiflung, sie schrie schon fast.

„Aber wie kann ich dir helfen, sag mir, was ich tun soll.“

Mir schoss der Gedanke in den Kopf, dass es unmöglich ist ihr zu helfen, denn da war diese unüberwindbare Mauer zwischen ihr und mir, ich konnte sie nicht mal sehen. Ich hörte eine ganze Weile nichts von ihr, dann aber schrie sie fürchterlich.

„WAS IST LOS!!!“, rief ich ihr zu, aber ich bekam keine Antwort von ihr, ich hörte nur noch ihr Wimmern.

Ich lehnte mich an die Wand und spürte die kalte Mauer unter meinen Fingern, ich sah mir jeden Stein vor mir an, als suchte ich nach einer Schwachstelle, einer Tür, einem Fenster, irgendwas. Aber da war keine Schwachstelle, keine Tür, kein Fenster, nichts.

Voller Verzweiflung und Tatendrang schlug ich gegen diese Wand mit aller Kraft, jedoch alles, was ich damit erreichte, war eine blutende Hand. Dann stand ich verzweifelt da und wusste nicht, was ich machen sollte, ich brauchte nun Hilfe und würde, wie sie, verzweifelt darum bitten.

Aber ich wollte nicht aufgeben und so schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf die Mauer und dann auf das, was hinter ihr verborgen lag. Zuerst sah ich nichts, doch dann sah ich Umrisse einer auf dem Boden kauernden Frau, mit langen Haaren. Diese Gestalt kam mir bekannt vor und ich wusste immer noch nicht woher. Es wollte mir nicht einfallen, woher ich diese Stimme und diese Gestalt kannte, sie schien mir sehr vertraut zu sein, aber wer war sie?

Ihr wimmern brach nicht ab, sie war immer noch da und immer noch genauso verzweifelt und ich war auf der anderen Seite und wollte ihr helfen, nur wusste ich nicht wie. Ich konzentrierte mich stärker auf sie und bekam mit steigender Konzentration eine besseres Bild von dieser Frau und dann der Schock, denn ich erkannte sie nun. Es war meine kleine Schwester Tatze, die dort auf dem Boden kauerte.

„Tatze, ich bin es, deine große Schwester Bela, ich bin hier, du bist nicht mehr allein, ich werde dir helfen, ganz egal wie, ich finde und rette dich.“, rief ich ihr zu.

Dann wurde es still, das Wimmern verschwand, dann sagte sie mit leiser, brechender Stimme:

„Bela? Schön, dass du da bist, ich dachte schon alles verloren zu haben, aber jetzt bist du ja da, jetzt habe ich keine Angst mehr. Ich warte auf dich, du wirst mich finden, das weiß ich, denn ...“ Ihre Stimme brach ab, sie verstummte, gab keinerlei Laut von sich.

„Tatze? Was ist los bei dir? TATZE!!!“

Im nächsten Moment sah ich eine weitere Gestalt neben Tatze, bald darauf erkannte ich ihn, es war Ganyos! Er stand lachend neben ihr und sah mich triumphierend an.

„Du willst ihr helfen, dann versuch erst einmal sie zu finden, aber das wirst du nicht, denn ich bin der Einzige, der weiß, wo sie ist und aus mir wirst du kein einziges Wort erfahren.“, dann lachte er laut und schräg. Ich fing an zu schreien, denn ich wollte das nicht einfach so hinnehmen, ich konnte es nicht einfach hinnehmen. Doch alles schreien brachte nichts, denn er verschwand immer mehr und nahm Tatze mit sich.

Ich riss die Augen auf und sah zwei besorgte goldene Augen und spürte im nächsten Moment zwei Händen an meinen Schultern, die mich hart anpackten, aber mir nicht weh taten. Ich begriff erst im nächsten Moment, dass es Moran war, der mich ansah und an den Schulter packte um mich aus diesem Alptraum zu wecken. Aber war es denn ein Alptraum? Es fühlte sich so unsagbar echt an, so als hätte ich sie wirklich gesehen und gehört, so als wäre ich bei ihr gewesen.

„Es ist alles in Ordnung, es ist vorbei, du bist jetzt wach, es war nur ein schlechter Traum.“, sagte Moran zu mir, um mich zu beruhigen, aber er schaffte es nicht, denn dafür, war es noch zu frisch und es war zu real.

„Aber ein verdammt schlechter Traum, aber wenn wahr ist, was ich gesehen habe, dann hält Ganyos sie gefangen und sie ist sehr verzweifelt und glaubt uns alle verloren zu haben.“, sagte ich zu Moran und merkte, wie mir eine Träne die Wange herunter lief.

„Mach dir keine Gedanken, wir werden sie finden, wir wissen nur noch nicht, wo wir anfangen sollen zu suchen.“

In seinen Augen sah ich wenig Zuversicht, denn es spiegelte sich eher Verzweiflung in ihnen.

„Was ist los?“, fragte ich ihn, denn ich kannte ihn so nicht, ich habe ihn traurig gesehen, ja, aber noch nie verzweifelt. Er wich meinem Blick aus, so als wollte er mir nicht sagen, was los sei, aber ich musste es wissen. Also drehte ich sein Gesicht zu mir und sah ihm tief in die Augen.

„Ganyos ist verschwunden, er ist nirgends zu finden. Wir haben schon überall nach ihm gesucht, aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.“

„WAS!!! Das ist jetzt nicht wahr oder? Sag mir, dass das nicht wahr ist, Moran, bitte!“, ich flehte ihn an, doch er schüttelte nur mit dem Kopf und zog mich zu sich in die Arme und drückte mich ganz fest.

„Wir finden sie, er kann noch nicht weit sein. Wir werden sie finden, das verspreche ich dir.“

Ich krallte mich tief in ihn hinein, ich konnte nicht fassen, dass er nun auch verschwunden war. Auch wenn er einen Tag zuvor noch abstritt etwas mit dem Verschwinden von Tatze und Kusiran zu tun zu haben, so machte er sich in dem Moment verdächtiger, als er es ohnehin schon war.

Es dauerte eine ganze Weile, dann erinnerte ich mich an den Traum und fragte Moran, ob es in der Nähe eine solche Mauer gibt. Auch wenn ich befürchtete, dass diese Mauer nur symbolisch in meinem Traum war, so konnte es auch sein, dass es diese Mauer wirklich gibt und sie mir somit einen Anhaltspunkt auf ihren Aufenthaltsort gab. Doch Moran zog mir den Zahn schnell, denn er sagte:

„Es gibt hier keine solche Mauer. Es könnte auch die Schlossmauer sein, aber so, wie du sie beschrieben hast, wüsste ich nicht, wo ich solch eine finden würde. Ich kenne die umliegenden Wälder, Felder und Dörfer sehr gut, aber nirgends ist eine solche Mauer.“

Es war schockierend, dass der einzige Anhaltspunkt doch nur symbolisch war und so in der Form nicht existierte. Ich stand auf und ging in das Badezimmer und badete dort länger als sonst. Ich brauchte diese Ruhe um mich selbst zu beruhigen, ich fühlte mich so hilflos, wollte helfen und konnte es nicht, denn es gab nichts, was ich tun konnte. Ich machte mir um vieles Gedanken, aber ich kam zu keiner Lösung. Doch dann viel es mir ein, die Antwort war im Grunde sehr einfach, denn in meinem Traum habe ich die Mauer durchbrochen ohne Gewalt, ich konnte hindurch sehen.

Mir kam die Idee, dass sich meine Fähigkeit weiterentwickelt hatte und ich nicht mehr an den Blickkontakt gebunden wäre, aber wie kann ich das testen? Ich war mir auch nicht ganz sicher, ob es wirklich so war, also machte ich mir nicht mehr allzu viele Gedanken darüber. Ich trocknete mich ab und zog mir meine alte Kleidung an. Ich trug meine schwarze Bluse mit den weiten Ärmeln, darüber trug ich Korsett aus schwarzem Samt. Meine Hose saß locker um die Hüfte, sie war nicht enganliegend, darüber zog ich Stiefel aus schwarzem Samt, sie hatten einen hohen Pfennigabsatz. Den roten Dolch von Sirez machte ich an meinem Gürtel fest, damit ich leichter heran kam, wenn ich ihn brauchte.

In dieser Kleidung ging ich zum Frühstück und heimst dafür ein paar verwirrte Blicke ein. Ich verstand die Anderen, denn so kannten sie mich nicht und als ich in diese Welt wiederkehrte achtete niemand auf meine Kleidung. Ich setzte mich und aß ein wenig, denn großen Hunger hatte ich nicht. Ich wartete bis alle mit dem Essen fertig waren, dann fing ich an zu erzählen und berichtete von meinem Traum, wie ich ihn erlebt hatte und was ich sah und hörte.

Gayana sah sehr betroffen aus, als machte sie sich Vorwürfe darüber, dass er ihr Bruder war und sie somit selbst auch Schuld daran habe.

„Mach dir keine Gedanken, du kannst nichts dafür, dass er uns alle verraten hat. Ich frage mich nur, was er genau will.“

Sie sah mich an, sie schien erleichtert zu sein, dass ich so dachte und sagte dann in die Runde:

„Ich könnte mir vorstellen, dass er es immer noch auf die Krone abgesehen hat. Er wollte Sarunos schon immer loswerden, er hat sogar unseren Vater versucht davon zu überzeugen, dass er der einzig wahre König sei. Vater hat sich aber nie darauf eingelassen und als ich dann Sarunos kennen und lieben lernte, war Vater davon überzeugt, dass er der Richtige für den Thron ist und nicht Ganyos. Darüber war er sehr zornig, ich habe es gut mit ihm gemeint, aber er will unbedingt den Thron und nichts Anderes.“

Dann sprach Sarunos mehr zu sich selbst, aber jeder konnte es hören:

„Ganyos, du Verräter! Wo steckst du nur, aber egal wo du dich verkriechst, wir finden dich!“

13. Kapitel - Ein Engel

Der König sendete Späher aus, alle die er zur Verfügung hatte, in jede nur erdenkliche Himmelsrichtung, in jeden Wald, in jedes Dorf, er ließ sogar bei den Menschen nach ihm suchen. Aber alles zeigte nur das eine Ergebnis. Er war unauffindbar, genauso wie meine kleine Schwester und Kusiran. Es war zum Verzweifeln, die Späher bekamen nicht mal die kleinste Information über den Aufenthaltsort oder auch nur eine Richtungsangabe. Sie fanden absolut nichts heraus.

Auch Lunaris verschwand von Zeit zu Zeit, ich hatte das Gefühlt, dass er selbst sucht und nicht tatenlos abwarten möchte. Ich verstand ihn sehr gut, denn auch ich wollte etwas tun, nur konnte ich nichts machen, es gab nichts, das ich tun konnte. Ja, sogar Draco machte sich Gedanken um Tatze, man sah des öfteren Drachen, die in Scharen in alle Richtungen flogen. Ich hoffte, dass irgendjemand auch nur einen Anhaltspunkt in Erfahrung brachte, damit man irgendwo zu suchen anfangen konnte.

Diese Ohnmacht machte mich schwer zu schaffen, würden mich die Kinder nicht ab und an aufmuntern und wäre Moran nicht, dann hätte ich spätestens nach drei Wochen ohne ein Zeichen von Tatze schwere Depressionen.

Als sie über drei Wochen weg war, fehlte sie mir schrecklich, ich aß nur noch wenig und redete kaum noch. Ich war mehr als bereit etwas zu tun, doch ich konnte nichts machen. Jeden Tag wartete ich darauf, dass einer der Späher wieder kommt und mir sagt, dass er sie gefunden hat, aber diese Nachricht blieb aus.

Es kamen täglich mehrere schlechte Nachrichten, daher achtete ich schon nicht mehr darauf, ob ein Späher wieder kam oder noch nicht, es interessierte mich nicht mehr, ob man sie immer noch nicht fand. Ich wollte endlich hören, dass man wusste, wo sie war oder in welche Richtung Ganyos mit ihnen verschwunden ist.

Es war eine Nacht, wie so viele, seit sie verschwand, an dem ich schlaflos im Bett lag und dem Atmen von Moran lauschte. Ich lag in seinen Armen, er ließ mich die gesamten Nacht nicht los, wenn er mal wach wurde, gab er mir einen Kuss auf die Stirn und sprach mir ein wenig Mut zu, dann schlief er meist weiter. Diese Nächte dauerten immer so schrecklich lang und in den letzten Nächten hatte ich gar nicht mehr geschlafen.

Eigentlich wollte ich nicht mal ins Bett gehen, da ich wusste, ich würde nicht schlafen können, aber Moran bestand darauf, dass ich zu ihm ins Bett gehe. Er meinte, dass ich wenigstens ruhen sollte, auch wenn ich nicht schlafe und dass er vermeiden möchte, dass ich ihm umkippe. Seine Sorgen verstand ich sehr gut, aber es war auch nicht einfach für mich.

In den Nächten hatte ich ein Menge Zeit zum Nachdenken, auch tagsüber dachte ich viel nach, nur kam dabei nichts raus, mir wollte einfach nichts einfallen. Ich drehte mich ständig nur im Kreis, doch dann kratzte es an der Tür. Vorsichtig stand ich auf, um Moran nicht zu wecken, ich ließ Lunaris herein und ging wieder ins Bett. Der Wolf folgte mir und kuschelte sich an mich, auch er brachte eine schlechte Nachricht mit, wie so oft. Ich legte einen Arm um Lunaris, spürte das weiche Fell und die Wärme seinen Körpers und schlief langsam ein, das erste Mal seit mehreren Tagen.

 

Ich stand auf einer grünen saftigen Wiese, der Himmel war hell und klar, die Luft war angenehm warm und eine leichte Sommerbrise wehte durch meine Haare. Niemand war zu sehen, ich war also allein hier. Das Gras unter meinen nackten Füßen fühlte sich angenehm an, daher legte ich mich ins Gras und sah in den Himmel und verlor mich darin. Lange Zeit lag ich da und dann wurde es dunkel, ich lag unter einen sternenklaren Himmel. Die Sterne leuchteten sehr schön, es schien mir wie tausende kleine Lämpchen, die dort oben brannten.

Doch dann schien es, als würde einer dieser Sterne herunter kommen, er schien immer näher zu kommen. Es irritierte mich und ich versuchte genauer hin zuschauen, aber ich erkannte nichts, der Stern war noch zu weit entfernt, als dass ich etwas erkennen konnte.

Der Stern wurde immer größer und kam immer näher, ich stand auf und sah weiterhin nach oben in den Sternenhimmel. Kein Stern bewegte sich, nur dieser eine kam näher. Als er sehr nah zu sein schien, bemerkte ich, dass der Stern nur ein Licht ist, in dem sich etwas befindet. Also in der Mitte des Lichtes konnte ich etwas dunkles erkennen. Da der Stern oder das Licht noch weit weg war, erkannt ich nur einen schwarzen Punkt in der Mitte.

Ich konzentrierte mich mehr auf den Punkt im Licht, um irgendetwas zu erkennen, aber dafür war das Licht noch zu weit weg. Also wartete ich darauf, dass es nah genug war, um mehr erkennen zu können. Ich musste auch nicht lange warten, dann war es nicht nur ein Punkt in der Mitte, sondern das Licht war mittlerweile als ein Oval zu erkennen.

Das Licht hielt in seiner Bewegung nicht inne, es ging weiter seinen Weg auf mich zu. Mit abnehmenden Abstand zu mir erkannte ich immer mehr von dem, was in der Mitte noch verborgen war. Nach näherem Betrachten, merkte ich, dass es sich um eine Person in der Mitte handeln musste, denn ich erkannte langsam menschliche Umrisse. Leider konnte ich noch nicht ausmachen, ob es sich um einen Mann, eine Frau oder sogar um ein Kind handelte, aber das wird bei der Geschwindigkeit nicht mehr lange auf sich warten lassen. Es dauerte nur wenige Minuten, dann erkannte ich, dass es eine Frau war, sie schien sogar ein Mensch und kein Dunkelelf zu sein.

Sie hatte rot gelockte Haare, die ihr bis unter die Schultern reichten, ihr Augen waren grün und ein seliges Lächeln zierte ihr Gesicht. Ich fragte mich, wer oder was sie war, dann fiel mir auf, dass da noch etwas im Licht war. Es war hinter ihr und erst als sie fast vor mir stand erkannte ich, dass es schneeweiße Schwingen waren, die ihren Rücken zierten. Sie breitete sie noch ein letztes Mal aus bevor sie dann vor mir stand und mir ihre Hand reichte.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn es kommt nicht alle Tage vor, dass man einen Engel trifft, geschweige denn, dass er dann auch noch dazu bereit ist, einem die Hand zu reichen. Aber ich dachte nicht lange darüber nach und ergriff sie. Ihr Finger waren feingliedrig, ihre Haut zart und weich, ihr Griff war sanft, aber fest genug, um die Hand nicht wieder aus der Eigenen zu verlieren.

Sie lächelte immer noch, dann hielt sie mir noch ihre andere Hand hin, die ich ebenfalls ergriff. Wir drehten uns im Kreis und ihr Lächeln brach nicht ab, ihre Anwesenheit erfüllte mich mit Wärme, ja sogar Glück. Ihre grünen Augen waren so, als würde man in einen Wald hineinsehen und die Vielfalt des Waldes entdecken. Die rot gelockten Haare, waren wie die Morgenröte, die dem Wald Licht spendete und somit einen Blick auf den Wald erlaubte.

In diesem Moment hätte ich mich von ihr davontragen lassen, ich ließ mich fallen und ergab mich ganz diesem Engel. Plötzlich ließ sie los und ließ mich in das weiche Gras fallen, danach ließ auch sie sich in das Gras fallen. Es sah so aus, als würde sie in ein weiches Federbett fallen, sie schien fast schwerelos zu sein. Dann sahen wir gemeinsam in den Sternenhimmel und lagen einfach nur beieinander ohne Wort und ohne einander anzusehen.

Es war ein herrliches Gefühl neben ihr zu liegen und Gedankenverloren in den Himmel zu schauen. Zwischen all den Sternen sah ich eine Sternschnuppe, ich lächelte und schloss meine Augen. Das war der Moment, wo ich mir etwas wünschen durfte, aber was soll ich mir wünschen?

Ich war gerade wunschlos glücklich. Ich ging tief in mich hinein und hörte auf mein Herz, dass mir zu verstehen gab, diesen Wunsch nicht verstreichen zu lassen, denn ich suchte jemanden und dies wäre eine Chance zu finden, was ich suchte. Also wünschte ich mir einen Hinweis auf den Verbleib meiner kleinen Schwester.

Als ich dann meine Augen öffnete, saß der Engel neben mir und lächelte mich an, dann stand sie auf und reichte mir ihre Hand, ich ergriff sie und sie zog mich hoch. Sie stand nun vor mir und sagte mir mit einer sehr sanften und weichen Stimme:

„Dieser Wunsch wird in Erfüllung gehen, aber suche nicht danach, er kommt von allein zu dir und du wirst es wissen, wenn es soweit ist.“

Sie gab mir einen Kuss auf meine Stirn, dann breitete sie ihre schneeweißen Schwingen aus und erhob sich, dann flog sie davon. Wieder wurde sie zu dem kleinen Licht mit dem dunklen Punkt in der Mitte und es dauerte nicht lange, dann war sie wieder einer der Sterne am Himmel, die so schön leuchteten in dieser Nacht.

Ich lächelte so vor mich hin und legte mich wieder in das weiche Gras und genoss den letzten Rest der sternenklaren Nacht und freute mich auf den Tag, der kommen würde, denn ich hatte wieder Hoffnung und die Zuversicht, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Tatze wieder da sein würde.

Die Dunkelheit ging langsam dahin und machte platz für die Morgenröte. Das strahlende rot glich den Haaren des Engels und erst in der Morgenröte entdeckte ich den Wald, der an die Wiese angrenzte, auf der ich lag. Ich erinnerte mich wieder an die Schönheit des Engels, dessen Anblick mich an genau das hier erinnerte. Ich stand auf und ging auf den Wald zu, der in der Morgenröte zu strahlen schien.

Auf dem Weg dorthin entdeckte ich daneben einen breiten Fluss, dessen Wasser klar war und frei von jedem Schmutz, man sah den Boden und die darin schwimmenden Fische und dann entdeckte ich einen Schwan, der gerade seine Flügel ausbreitete und mich an die schneeweißen Schwingen des Engels erinnerte. Wenn der Engel doch keiner war, dann war ein Teil von ihr in dem Wald, in der Morgenröte und in dem Schwan, denn alles schien ein Licht auszustrahlen, dass Wärme und Glück versprach.

Ich entschied mich dann dagegen in den Wald zu gehen, denn ich blieb dort, wo ich gerade war, am Flussufer und beobachtete den Schwan auf der einen Seite und schaute ab und an zu dem Wald auf der anderen Seite und freute mich darüber, dass die Morgenröte alles in ein so warmes Licht tauchte. Ich setzte mich an das Ufer und ließ meine Füße im kühlen Nass hängen und atmete die erfrischende Sommerbrise ein, dann legte ich mich wieder in das Gras und schloss meine Augen.

 

Als ich erwachte, lag ich immer noch im Bett und hielt Lunaris immer noch im Arm und wurde von Moran gehalten. Ich lächelte und stand vorsichtig auf, denn ich wollte niemanden wecken. Ich stellte mich an das Fenster und sah, dass die Morgenröte die Herrschaft über den Himmel behielt und ich lächelte sie an. Es war ein beeindruckendes Bild, die Stadt der Dunkelelfen in diesem Licht zu sehen. Ich war zwar schon eine ganze Weile hier und das nicht zum ersten Mal, aber dieses Bild ist mir noch nicht aufgefallen.

Ja, die Natur hat eine ganze Menge zu bieten, die Sommerbrise, die mich durch das Fenster erreichte, nachdem ich es öffnete, war erfrischend und gab verheißende Versprechen, dass es ein schöner Tag werden würde. Ich fühlte mich an diesem Morgen so anders, ob es daran lag, dass ich seit Tagen das erste Mal wieder geschlafen hatte oder lag es an der Begegnung mit dem Engel, der mir versprach, dass mein Wunsch in Erfüllung geht.

Es dauerte nicht lange, dann hörte ich es im Bett rascheln. Als ich mich umdrehte, stand ein verschlafener Moran vor mir, der mich anlächelte. Er kam näher und blieb mit einem kleinen Abstand vor mir stehen, es wunderte mich zwar, aber minderte nicht im geringsten mein Lächeln, dass ich seit dem Erwachen auf den Lippen habe.

„Mit der Morgenröte und dem Wald im Rücken siehst du aus wie ein Engel, deine Augen sind in den letzten Wochen ein wenig grüner geworden und deiner Haare leuchten in dem Licht der Morgenröte selbst leicht rot. Der leichte Wind, der deine gewellten Haaren hin und her bewegt tut sein übriges. Schneeweiße Flügel würden das Bild abrunden, sind aber nicht notwendig, um zu sehen, dass du ein Engel bist.“, sagte Moran, ich hatte ihn noch nie so schwärmen hören.

„Schleimer, wehe ich rutsche auf der Schleimspur aus.“, entgegnete ich ihm, dann war ich eben ein frecher Engel, die muss es schließlich auch geben.

Er lächelte noch breiter.

„Schön, dass es dir endlich besser geht“, dann strich er mir durch die Haare und küsste mich, ich legte meine Arme um seinen Nacken, während er mich mit seinen starken Armen umschlang.

Dies war ein schöner Morgen, ich hoffe es wird auch ein schöner Tag, denn den konnte ich nach all den Wochen der Warterei und Verzweiflung mal gebrauchen.

Einen Tag zum Ausspannen, zum Krafttanken, um dann in die Vollen gehen zu können, denn aufgeben wollte ich Tatze nicht und um sie zu finden, werde ich noch eine Menge Kraft und Ausdauer brauchen. Ich war voller Zuversicht, dass wir sie finden werden, auch wenn es noch mal über drei Wochen dauert.

Wir ließen voneinander ab und gingen ins Bad und dort gingen die Zärtlichkeiten weiter. Ich zeichnete mit meinen Fingern seine Muskelpartien an seinen Armen, seiner Brust und seinem Bauch nach. Seinen Hals schmückte ich mit sanften Küssen, die ihn leicht aufstöhnen ließen, wenig später fand ich zu seinem Mund zurück und wir verschmolzen miteinander als gäbe es keinen Morgen. Ich wollte seine Haut auf meiner Spüren, ab und an griff ich in seine langen schwarzen Haare, wenn ich aufstöhnte.

Hinterher fühlte ich mich wie neugeboren, wir lagen noch lange eng umschlungen in dieser übergroßen Wanne und ließen die Zeit verstreichen, in diesem Moment schien es nichts wichtigeres als uns zwei zu geben.

Wenig später stiegen wir frisch gebadet aus der Wanne und trockneten uns ab, zogen uns an und gingen gemeinsam in den Speisesaal. Wir kamen zwar zu spät, aber das war uns egal, es gab auch niemanden, der sich darüber beschwerte, sie sahen alle immer noch bedrückt aus, also gab es noch immer keine besseren Nachrichten.

Ich setzte mich und aß ein wenig mehr, als sonst in den drei Wochen, was die Anderen ein wenig wunderte. Sirez fragte dann als Erster:

„Du scheinst ja ganz gut gelaunt zu sein, weißt du mehr als wir oder sieht das nur so aus.“

Plötzlich sahen mich alle gespannt an, also antwortete ich einfach:

„Nein, ich hatte einfach nur einen wunderschönen guten Morgen und freue mich auf den Tag. Mal sehen was dieser noch bringt, aber ich bin guter Dinge, dass er super wird.“

„Was hast du mit ihr angestellt? Hast du ihr eine Kopfnuss verpasst oder hat sie sich den Kopf gestoßen?“, fragte Sirez Moran verstört, dabei hat Moran nichts mit meinem Gemütszustand zu tun, aber ich kann denen schlecht erzählen, dass ich einen Engel getroffen habe, sonst sind sie noch davon überzeugt, dass ich mir den Kopf gestoßen habe.

„Hast du was dagegen, dass sie wieder fröhlich ist? Also mir ist sie so lieber, ich habe ihr Lächeln schon vermisst und bin froh, dass es ihr wieder besser geht.“

Sirez sah Moran an und nickte ihm mit einem Lächeln zu.

Ich steckte die Anderen sogar mit meiner guten Laune an, das erste mal seit drei Wochen sitzen mal nicht alle deprimiert am Tisch und schieben sich total desinteressiert ihr Brötchen in den Mund. Ich war mehr als überzeugt davon, dass es ein schöner Tag werden würde und Ablenkung tut mal ganz gut, denn der Stress und das unerfüllte Hoffen laugen einen ganz schön aus.

14. Kapitel - Ein herrlicher Tag

Nach dem Frühstück nahm ich mir die Kinder und ging in den Garten, selbst der Tag war schön sonnig und sehr warm. Ich spielte mit den Kindern Verstecke im Garten. Die Kinder freuten sich darüber, dass ich wieder mit ihnen spielte, sie mussten auch lange darauf warten. Es dauerte nicht lange, dann kam uns Lunaris hinterher und spielte dann mit uns Fange, es war erstaunlich, wie gut ein Wolf Fange spielen konnte. Auch die Drachenbabys gesellten sich im Laufe des Vormittags zu uns und spielten mit uns. Diesmal spielten sie sogar fair und wichen den Kindern nicht über ihren Köpfen aus.

Gegen Mittag ließ ich die Kinder alleine spielen und ging in den Garten und suchte den riesigen Rosengarten auf. Dort war niemand, ich war also allein. Ich genoss die Wärme der Sonne, den Duft der Rosen und das Summen der Bienen, die von einer Blüte zur nächsten jagten. Ich setzte mich auf einer Bank, die zwischen den ganzen Rosenbeeten stand und schloss für einen Moment die Augen. Ich ließ mich von dem Duft der Rosen treiben und entspannte mich auf der Bank.

Im nächsten Moment bemerkte ich etwas, dass an mir vorbeihuschte, ich öffnete meine Augen und sah mich nach allen Richtungen um, aber ich entdeckte niemanden, vielleicht flog ein Vogel dicht an mir vorbei. Nur kann es wirklich ein Vogel gewesen sein oder eher etwas Größeres, aber es war nicht groß genug um ein Drachenbaby zu sein, also stand ich auf und ging eine Runde im Rosengarten umher.

Bei meinem Rundgang hoffte ich, etwas zu finden, dass an mir vorbeihuschte, aber ich sah weit und breit nichts. Die Rosen dufteten so herrlich süßlich und blühten in vielen verschiedenen Farben, Einige waren größer Andere kleiner und dann gab es noch eine, die mehr als zwei Farben besaß. Ich schaute sie mir genauer an, die Blütenblätter waren pink und gingen dann ins rot über und an den Rändern wurde die Farbe zu einem sanften Rosa. Ihr Duft war auch anders, er war zwar süßlich, aber da war noch etwas, ich konnte es nur nicht identifizieren, es kam mir bekannt vor, aber ich hatte keinen Namen dafür.

„Das ist die Rose der Gayana, man hat sie vor vielen Jahren nur für meine Mutter gezüchtet.“

Ich zuckte zusammen, da ich nicht damit rechnete, dass hier noch jemand ist, da ich niemanden sah. Ich drehte mich um und sah in Morans goldene Augen. Er lächelte mich an und legte seine Arme um mich.

„Ich wollte dich nicht erschrecken, du warst so fasziniert von dieser Rose, dass du mich nicht bemerkt hast, dabei war ich nicht sonderlich leise. Die Geschichte um diese Rose kenne ich leider nicht, sonst hätte ich sie dir erzählt. Mir ist nur bekannt, dass sie einst für meine Mutter gezüchtet wurde, aber warum und wer es war, das weiß ich nicht. Diese Rose duftet sogar nach ihr, nur ein wenig süßer.“

Jetzt, wo er es gesagt hat, fiel es mir auch auf, den Duft, den ich nicht zuordnen konnte, war eindeutig ihrer, aber wie hat man das denn gemacht? Was aber wahrscheinlicher ist, dass man aus diesen Rosen ein Parfum herstellte, das Gayana benutzte.

„Diese Rose ist die Einzige ihrer Art, sie blüht nur hier in diesem Garten an nur dieser Stelle. Mein Vater hat versucht sie zu züchten, damit sie auch von anderen bewundert werden konnte, aber leider wuchs diese Rose nirgends. Egal was man versuchte, um noch eine Zweite zu züchten, es schlug fehl. Und diese hier wagt man nicht umzupflanzen, denn dann geht sie vielleicht auch ein und dann geht diese wunderschöne Rose verloren.

Vater hat mal gesagt, dass wahrscheinlich nur einer dazu im Stande ist, noch eine Zweite zu züchten und das ist derjenige, der diese gezüchtet hat. Nur leider existieren keine Aufzeichnungen darüber, wer sie züchtete, das weiß nur meine Mutter, aber sie gibt den Namen nicht preis. Also bewundern wir diese einzigartige Rose hier in unserem Rosengarten. Eine Geheimnisvolle Rose, wie sie es kein zweites Mal gibt auf der Welt.“

Er hatte recht, es ist wirklich schade, dass sie nur hier wächst und es keine Chance gibt, weitere von ihnen zu züchten. Aber es hat auch etwas Gutes, denn mit ihrer Einzigartigkeit ist sie genauso wie Gayana, deren Namen sie trägt, eine Wunderschöne Blume, die verwelkt, wenn man sie entfernt. Gayana war wunderschön, als ich sie das erste Mal sah, aber es war nichts im Vergleich zu ihrer Schönheit, als sie wieder hier war, dort wo sie hingehört.

„Sag mal, wovon hast du eigentlich geträumt letzte Nacht? Es muss etwas sehr schönes gewesen sein, wenn du dafür alle Sorgen vergessen kannst.“

Ich lächelte ihn an, niemanden hatte ich davon erzählt und das wollte ich auch so beibehalten.

„Das wird mein Geheimnis bleiben, so wie deine Mutter das Geheimnis ihrer Rose für sich behält. Bitte sei mir nicht böse.“

Er sah etwas enttäuscht aus, was ich verstehen konnte, denn er wollte keine Geheimnisse zwischen uns und jetzt habe ich ihm gesagt, dass es dieses Geheimnis zwischen uns geben wird.

„Ich bin dir nicht böse, ich habe nur gehofft, du würdest mir alles erzählen, egal was es ist. Dieses eine kleine Geheimnis lasse ich dir, in der Hoffnung, dass es das Einzige bleiben wird.“, jetzt lächelte er wieder und küsste mich sanft auf meine Lippen, ich nickte ihm zu und versprach ihm somit, dass es keine weiteren Geheimnisse geben wird.

Er strich mir noch kurz über die Wange und dann drehte er sich zum Gehen um, ich hielt ihn an den Haaren fest, ich weiß nicht warum ich seine Haare griff, denn der Arm hätte es auch getan, aber ich hatte eben seine Haare erwischt. Er drehte sich geschockt um und hielt sich seinen Zopf, wer erwartet auch, dass man an den Haaren gezogen wird.

„Ich liebe dich und will dich nie verlieren.“, dann lief mir eine Träne über die Wange, ich weiß nicht woher die Angst kam, aber sie war mit einem Mal da, in dem Moment, als er sich von mir weg drehte. Sein geschocktes Gesicht wechselte einem Lächeln, er kam wieder einen Schritt näher und drückte mich fest an sich.

„Hab keine Angst, ich werde dich niemals verlassen. Egal was geschehen wird, ich werde immer bei dir sein.“

Meine Hände krallten sich in ihn hinein, ich wollte ihn nicht mehr loslassen, also standen wir viele Minuten so da und taten nichts anderes, als uns gegenseitig Halt zu geben. Auch wenn ich wusste, ich würde Tatze bald finden, so war dennoch ungewiss, wie gefährlich die Suche sein wird. Ich genoss jede Sekunde seiner Nähe und die Wärme, die er mir gab. Dann schoss mir ein Gedanken durch den Kopf.

Hier im Rosengarten war eine Menge Platz vor der Rose Gayana, genug Platz um hier eine Hochzeit feiern zu können. Ich weiß nicht warum mir gerade in diesem Moment der Gedanke kam, aber ich empfand diesen Platz als perfekt und wollte später mit Gayana darüber reden, ob es möglich wäre. Kein Grund fiel mir ein, warum es nicht gehen würde, also legte sich meine Angst vor Verlust wieder und ein Lächeln kehrte wieder auf meine Lippen zurück. Ich sah ihm noch einmal in die Augen und sagte:

„Versprich es mir. Auf immer und ewig will ich bei dir sein.“

Er sah mir lächelnd in die Augen und antwortete mir:

„Ich verspreche dir, dass wir auf immer und ewig zusammen sein werden und nicht mal der Tod wird uns voneinander trennen können.“

Der nächste Kuss besiegelte unsere Liebe und das Versprechen, dass wir uns an diesem Tag gaben und wird für alle Zeit allgegenwärtig sein.

Und dann kam es, wie es kommen musste. Irgendjemand störte uns in diesen romantischen Momenten. Es war Lunaris, der anfing zu heulen, aber warum? Wenn er sein Heulen unterbrach, dann schaute er zu uns und setzte dann sein Heulen fort. Es war kein besonders lautes Heulen, Die Kinder sollten es nicht gehört haben, aber sein Verhalten war merkwürdig.

Moran empfand allem Anschein nach genauso, denn er ging mit einem fragenden Blick auf den Wolf zu und kniete sich vor ihm hin.

„Was ist denn los, Lunaris? Warum heulst du? Ist etwas passiert?“

Lunaris sah ihm in die Augen und im nächsten Moment hatte Moran eine Wolfszunge im Gesicht, die ihm einmal quer darüber leckte. Ich konnte nicht anders und musste laut lachen.

Lunaris kam dann auf mich zu uns setzte sich neben mich, ich streichelte ihm über den Kopf und er schmiegte sich an mich. Dieser Wolf war wirklich ein Rätsel, niemand verstand was in diesen kleinen Kopf vor sich ging. Mal war er wie ein Mensch, dann wieder wie ein Wolf und ab und zu war er wie ein kleines Kind, dass Aufmerksamkeit braucht. Moran wischte sich das Gesicht ab und kam auf uns zu, packte den Wolf am Nacken und sagte zu ihm:

„Dafür geht es jetzt in die Badewanne.“

Und im nächsten Moment war ich wieder allein im Rosengarten und sah den Schmetterlingen beim Tanzen in der Luft zu, setzte mich wieder auf eine Bank mit Blick auf die wunderschöne Rose. Die Bienen summten weiterhin zum schönen Lied der zwitschernden Vögel und dem leise rauschenden Wind, der mir durch die Haare wehte, das Zirpen der Grillen unterstrich die schöne Atmosphäre.

Ich genoss sehr lange die Ruhe im Garten und ließ den Sommertag auf mich wirken, es ist lange her, dass ich mal in Ruhe das schöne Wetter genießen konnte. Wenn heute ein besonderer Tag ist, dann möchte ich ihn auskosten solange es geht, denn man sagt nicht umsonst 'Die Ruhe vor dem Sturm ' und wenn das stimmt, dann ist hier demnächst die Hölle los. Hoffentlich lässt sich das vermeiden, denn wer heißt die Hölle schon willkommen.

Die Sonne war gerade untergegangen als ich aufstand und wieder zurück ins Schloss ging, die Kinder waren nicht mehr im Garten, sie sind also schon rein gegangen. Ob das Abendessen schon soweit fertig war, wenn ja, dann komme ich gerade richtig. Ich ging also geradewegs in den Speisesaal und ich hatte recht, sie saßen schon alle da und es wurde gerade aufgetischt. Ich setzte mich an meinen Platz und lächelte immer noch vor mich hin.

„Langsam wirst du mir unheimlich, deine gute Laune ist ja nichts Schlechtes, aber wenn man die Situation bedenkt und wie es dir in den letzten Wochen ging, dann ist das schon ein wenig unheimlich.“

Sirez sah mich ernst an, er schien sich Sorgen zu machen, er hat auf eine Art sogar recht, aber mir war im Moment nicht nach Heulen zu mute, ganz im Gegenteil, ich plante schon halbwegs meine Hochzeit und das obwohl Tatze nicht hier war und ich mir Sorgen machen sollte. Ich lächelte ihn einfach an und sagte nichts dazu, denn ich wusste ja selbst nicht, warum es mir besser ging. Ich hatte ja eine gute Nachricht bekommen, nur wussten die anderen nichts davon.

„Du bist echt seltsam zur Zeit. Hoffe du wirst nicht verrückt, denn ob Moran eine Verrückte heiraten will, das bezweifle ich.“

In diesem Moment erntete Sirez einen bitterbösen Blick von Moran.

„Egal was kommt, wir werden heiraten und wenn sie verrückt wird, dann ist es auch in Ordnung, dann werde ich eben auch verrückt und dann gleicht sich alles aus.“

Sirez gab ganz kleinlaut nur: „Wenn du meinst.“, von sich und aß weiter. Es war schön zu hören, dass es für Moran keinen Unterschied macht, ob ich verrückt bin oder nicht, aber ich werde nicht verrückt, wieso kommen immer gleich alle darauf? Verstehe das wer will, ich jedenfalls nicht. Ich aß also lächelnd weiter und achtete nicht mehr darauf, was die anderen dazu zu sagen hatten.

Nach dem Abendessen ging ich zu Gayana, denn ich wollte ihr noch von meiner Idee erzählen und nach ihrer Meinung dazu fragen. Wir gingen wieder in das königliche Schlafzimmer, damit wir in Ruhe darüber sprechen konnten. Ich erzählte ihr von meinem Tag bis hin zum Rosengarten und die damit verbundenen Idee, dort heiraten zu wollen. Sie schien mir sehr neugierig zuzuhören und war erstaunt welchen klaren Vorstellungen ich schon hatte.

Anschließend erzählte ich ihr von meinem Traum, der Grund für meine gute Laune war und dass ich darauf vertrauen in der nächsten Zeit einen Hinweis zu bekommen.

„Es freut mich, dass es dir wieder besser geht und hoffe der Engel in deinem Traum hat nicht gelogen. Die Idee im Rosengarten heiraten zu wollen, finde ich sehr schön, denn auch ich habe dort Sarunos mein Eheversprechen gegeben. Es freut mich sehr, dass auch du auf diese Idee gekommen bist und ich werde dich voll und ganz dabei unterstützen. Ich kann dir viele Vorschläge machen und dann können wir uns auf das Beste darauf einigen und dann wird es so geschehen.“

Sie strahlte über das ganze Gesicht und mir fiel in nächsten Moment ihr in meine Nase und ich fragte mich, ob aus dieser einen Rose ein Parfum hergestellt werden kann oder ob die Rose wirklich ihren Duft hat, aber nur ein wenig süßer. Gayana bemerkte mein nachdenkendes Gesicht und fragte mich, worüber ich mir gerade Gedanken machte.

„Die Rose, sie riecht nach dir oder du riechst nach ihr. Ich überlege gerade was zutrifft und wie das sein kann.“

Sie lächelte mich an und gab mir eine Antwort:

„Sie duftet nach mir, frag mich nicht, wie jemand auf die Idee kam, eine Rose zu züchten, die meinen Duft hat, das weiß ich nicht und wie das geht, weiß ich leider auch nicht.“

Also hatte Moran doch recht, aber warum oder hatte sie etwa einen ...?

„Ich weiß warum man eine Rose mit dem Duft eines anderen züchtet, wenn man es weiß, dann ist die Antwort darauf auch sehr einfach.“

Sie sah mich verwirrt an, sie schien sich darüber über Jahre hinweg Gedanken gemacht zu haben und kam zu keinem Ergebnis und ich denke ein paar Sekunden richtig darüber nach und habe die Antwort.

„Nun sag schon warum.“

„Aus Liebe. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn man jemanden von ganzen Herzen liebt und weiß, dass diese Liebe keine Zukunft hat, warum auch immer. Dann könnte ich mir vorstellen, dass man dann auf zu den verrücktesten Ideen kommt, um sich dem anderen näher zu fühlen mit dem, was man tut. In seinem Fall war es eine Rose mit deinem Duft, eine Rose mit deinem Namen, die nur entstand, weil du von ganzen Herzen geliebt wurdest. Moran sagte mir, dass du die Einzige bist, die weiß, wer sie gezüchtet hat. Meinst du, dass dieser jemand solche Gefühle für dich hat?“

Mir war bewusst, dass sie mir nicht sagt, wer es war, ich wollte auch nicht nachfragen, aber die Frage, ob derjenige sie geliebt hat, musste ich ihr stellen, ich konnte sie mir nicht verkneifen. Sie schien sehr nachdenklich, es sah so aus, als ob sie sich alles noch einmal durch den Kopf gehen ließ, von jedem Wort bis hin zu allen was er, ich gehe mal davon aus, dass es ein er ist, für sie getan hat.

Aber war sie wirklich so naiv nicht zu merken, dass man in sie verliebt war. Das war unvorstellbar, sie machte auf mich immer den Eindruck, als sei sie, ja wie soll ich sagen, eben nicht naiv.

„Das könnte sogar sein, so habe ich nie darüber nachgedacht, aber jetzt wo du es sagst. Du hattest recht, wenn man es erst einmal weiß, dann muss man nicht lange darüber nachdenken.“

Dann wurde ihr Blick sehr traurig, als erinnerte sie sich an etwas.

„Nachdem er die Rose im Garten gepflanzt hatte kam er zu mir und sagte mir, dass diese Rose nur mir gehören wird und niemanden sonst. Wenige Tage später versuchten die Menschen das erste mal mich zu entführen, aber als er mich beschütze, wurde er getötet. Erst jetzt weiß ich warum er mich beschützt hat, obwohl er von Anfang an wusste, dass er keine Chance gegen die Soldaten hatte.“

Die Soldaten haben also nicht nur einmal versucht sie zu entführen, aber warum? Warum sollten sie das tun? Na gut, sie haben es vor dreizehn Jahren getan, aber ich dachte immer, es war ihr erster Versuch gewesen.

„Wie oft wurdet ihr damals von den Soldaten angegriffen, ich dachte immer, es war nur einmal.“

Sie überlegte nicht lange, dann kam ihr kurze und knappe Antwort:

„Sehr oft und soweit ich weiß, haben die Angriffe aufgehört, als sie mich entführt hatten und kurz darauf soll Ganyos verschwunden sein.“

Moment mal, er ist verschwunden, wie ich mitbekommen habe, soll er erst kurz nach meinem Verschwinden wieder aufgetaucht sein, also kurz nachdem Gayana wieder da war. Hatte er etwas damit zu tun oder war er sogar der Drahtzieher des Ganzen?

Aber wenn das wahr ist und sie immer noch weiß, wo sie damals festgehalten wurde, dann ist Tatzes und Kusirans Aufenthaltsort ziemlich sicher auch dort oder zumindest dort in der Nähe. Mein Hinweis, das ist er!

„Wo haben sie dich damals festgehalten, weiß du das noch? Oder kannst du dich daran erinnern, wie die Umgebung aussah als du geflohen bist?“

Sie schien nicht zu verstehen worauf ich hinaus will.

„Warum willst du das wissen, es spielt doch keine Rolle mehr, es ist jetzt so lange her, dort wird nichts mehr sein.“

Sie hatte recht, aber sie kannte meine Gedankengänge noch nicht und wenn die wirklich richtig waren, dann war da sehr wohl noch etwas.

„Waren dort sehr hohe und dicke Mauern? Bitte sag es mir.“

Sie überlegte kurz und nickte, also hatte ich recht, es war also kein Traum, als ich Tatze hinter einer Mauer weinen hörte und Ganyos war verschwunden. Also war jetzt Gayana die Einzige, die einen Hinweis für uns hatte.

15. Kapitel - Auf der Suche

Es war also kein Traum, als ich Tatze sah, aber dann sah ich auch Ganyos bei ihr und da er verschwunden war, konnte es sehr gut sein, dass er wirklich bei ihr ist. Aber wo ist dann Kusiran? Ist er auch dort oder ist er schon tot. Bei dem letzten Gedanken lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, es schüttelte mich. Gayana sah mich besorgt an.

„Worüber denkst du nach? Was ist los und warum interessierst du dich für den Ort an dem ich festgehalten wurde? Bela, jetzt sag doch was.“

Ich war in diesem Moment unfähig etwas zu sagen oder auch nur zu denken, ich saß einfach nur da und sagte nichts, ich regte mich keinen Millimeter und schaute stumm ins Nichts, an allem vorbei.

Ich bemerkte nicht, dass Gayana aufstand und eine kurze Weile weg war, ich bemerkte nicht, dass, als sie wieder kam, sie noch jemanden mitbrachte. Ich nahm auch nicht wahr, dass mich der Fremde an den Schultern packte, mich schüttelte und mich anschrie. In mir schwebte nur noch die Tatsache, dass Kusiran bereits getötet wurde und Tatze dort wirklich allein war. Sie brauchte mich jetzt, ich musste jetzt etwas tun, wir mussten sie jetzt suchen, sonst ist vielleicht alles zu spät. Ich hoffte, dass Kusiran nur in einem anderen Zimmer festgehalten wurde und ich keine Verbindung zu ihm hatte, weil ich mich nur auf Tatze konzentrierte.

Das Schütteln wurde stärker und tat fast schon weh und ich hörte Sätze wie:

„Komm endlich zu dir.“, „Was ist los mit dir?“ und „Verdammt noch mal, sieh mich endlich an.“

Bei dem letzten Satz kam ich wieder zu mir, ich nahm meine Umgebung wieder war. In diesem Schlafzimmer waren nicht nur Gayana und ich, sondern auch Sarunos, Sirez, Odim und Moran, sie sahen alle besorgt aus. Aber in Morans Augen spiegelte sich nicht nur Sorge um mich wieder, sondern auch wieder diese Verzweiflung. Ich sah ihm tief in die Augen und bannte ihn, ich wusste nicht warum, aber ich tat es einfach. Als ich Zugang zu ihm hatte rief ich die Bilder des Traums noch einmal ab und zeigte sie ihm. Zusätzlich ließ ich mir meine Unterhaltung mit Gayana durch den Kopf gehen und zeigte sie ihm, ließ aber den Teil mit der Hochzeit und der Rose aus.

Ich entließ ihn mit all diesen Informationen aus meinem Bann, es waren zu viele Dinge, die mir durch den Kopf gingen, ich hätte sie nicht wirklich wieder geben können. Moran stand auf und ging zum Fenster, er wusste ganz genau wie es mir ging, als ich aus diesem Traum aufwachte. Er schien bestürzt und machte sich Gedanken über das, was ich ihm gezeigt hatte. Die anderen standen nur da und verstanden nichts. Moran drehte sich um, ging zu seiner Mutter, packte sie an den Schultern und sagte zu ihr:

„Wo wurdest du festgehalten, als man dich entführte? Ganyos ist wieder verschwunden. Es ist genauso wie damals, als sie dich entführten. Es deutet mehr als alles darauf hin, dass er dahinter steckt. Bitte Mutter, sag uns, wo du damals warst.“

„Es war eine Burg weiter südlich von dem Dorf, aber ich weiß nicht mehr, wie lange ich unterwegs war, als ich entkam. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren und wollte nur noch weg, es kann sein, dass sie sehr weit weg ist, es ist aber auch möglich, dass sie doch näher ist, ich weiß es wirklich nicht mehr.“

Moran nahm seine Mutter in den Arm und flüsterte ihr zu:

„Ist schon gut, wir finden diese Burg, kümmere du dich bitte um Bela, wir brechen morgen früh auf, heute hat es keinen Sinn mehr, dafür ist es schon zu dunkel. Du solltest dich jetzt ausruhen und mach dir bitte keine Gedanken darüber, sollte dir doch noch etwas einfallen, dann sag es Bela, denn so wie es aussieht hat sich ihr Fähigkeit weiter entwickelt.“

Sie nickte und lächelte sogar wieder ein wenig.

Dann kam Moran zu mir und hob mich hoch, er trug mich in unser Schlafzimmer und legte mich ins Bett.

„Ruh dich aus, du brauchst Schlaf. Morgen gehen wir auf die Suche und ich werde jeden mitnehmen, den man hier entbehren kann. Du bleibst hier bei den Kindern und wenn meiner Mutter noch etwas wichtiges einfallen sollte, dann wird sie dir als erstes davon erzählen. Ich weiß, dass du mir dann davon berichten wirst, denn immerhin hast du mit Tatze Kontakt aufnehmen können und das obwohl sie sehr weit weg zu sein scheint, also wirst du keine Probleme haben, mir davon zu berichten.“

Wovon redet er denn, seit wann kann ich denn Kontakt zu jemanden herstellen, der nicht direkt vor mir steht und in dessen Augen ich nicht sehen kann?

Wenn ich aber darüber nachdenke, hatte er doch recht, mir war es nur nicht bewusst. Dann gab es die Mauer vielleicht sogar gar nicht und ich nahm nur eine Mauer wahr, die mich daran hinderte auch ohne direkten Blickkontakt eine Verbindung aufzubauen. Ich sah ihn geschockt an, hatte sich meine Fähigkeit wirklich weiterentwickelt? Er lächelte mich wissend an und küsste mich, dann sagte er zu mir, dass ich schon mal die Augen schließen und schlafen solle, er würde später ins Bett kommen, da er noch ein wenig für den nächsten Tag vorbereiten wollte.

Als er das Zimmer verließ schloss ich meine Augen und versuchte wieder Kontakt zu Tatze aufzunehmen, aber es passierte nichts. Ich sah nichts, nicht einmal eine Mauer, es war absolut nichts zu machen, es funktionierte nicht. Aber warum, war es doch nur ein Traum, lag ich falsch mit meinen Schlussfolgerungen?

Ich verstand die Welt nicht mehr, dennoch versuchte ich es weiter und immer wieder scheiterte ich. Das kann doch nicht wahr sein, warum funktioniert es nicht? Mir schossen Tränen in die Augen und liefen mir anschließend die Wangen hinunter in das weiche Kissen unter meinem Kopf.

Was habe ich falsch gemacht, kann ich es nur unter bestimmten Umständen, wenn ja, welche? Selbst Moran ist davon überzeugt, dass ich es kann, aber warum kann ich es jetzt nicht? Ich war am Verzweifeln, es musste eine Erklärung dafür geben, nur welche?

Es dauerte nicht lange, dann kam Moran von seinen Vorbereitungen zurück und legte sich zu mir ins Bett. Auch wenn es dunkel war, bemerkte er meine Tränen, wischte sie weg und zog mich ganz nah an sich heran, nahm mich in den Arm und flüsterte mir zu:

„Mach dir keine Gedanken, vielleicht blockiert er deine Fähigkeit. Sirez hat mir davon erzählt, dass er immun dagegen ist, als ihr ihn wegen Kusiran und Tatze gefragt habt.“

Das klang einleuchtend, ich hatte dennoch Zweifel.

„Und was, wenn sich meine Fähigkeit nicht weiterentwickelt hat? Was ist, wenn er Kontakt zu mir hergestellt hat, um mich zu testen. Vielleicht habe nicht ich den Kontakt hergestellt, sondern er, dann kann ich dir nicht helfen, wenn ihr erst einmal fort seid und mir oder deiner Mutter etwas einfällt, das euch helfen könnte.“

Er küsste mir auf dir Stirn und drückte mich fest an sich.

„Das ist alles richtig, aber wer hat mir seine Erinnerungen an einen Traum in den Kopf gesetzt und wer war es, der mir einen Teil einer vergangenen Unterhaltung in den Kopf setzte, das war nicht er, sondern du. Ich kann mich noch daran erinnern, als du mir gesagt hast, dass du einem anderen nur durch Blickkontakt deinen Willen aufzwingen kannst, aber von Bildern oder Erinnerungen hattest du nicht gesprochen. Irre ich mich oder konntest du damals wirklich nur jemanden sagen, was er tun soll.?“

Er hatte recht, ich konnte den Leuten wirklich nur meinen Willen aufzwingen und das wie selbstverständlich. Als ich versuchte den Kontakt herzustellen, habe ich es wirklich nur versucht und nicht getan. Nur wenn ich meine Fähigkeit wie selbstverständlich einsetze, kann sie funktionieren. Das ist also des Rätsels Lösung. Wenn man es erst einmal weiß, dann muss man nicht lange darüber nachdenken und man hat die Antwort.

Ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, ich konnte mich wirklich immer auf Moran verlassen, egal welche Krise ich hatte, er holte mich da raus und nun lag es an mir ihnen zu helfen, ich musste nur damit anfangen meine Fähigkeit wie selbstverständlich zu benutzen. Das wird nicht einfach, aber ich muss es versuchen und vielleicht kann ich diese Weiterentwicklung an meine Kinder weitergeben, falls sie mal in Schwierigkeiten sein sollten.

„Siehst du, die Antwort lag ganz bei dir und mit ein wenig Übung, sollte es dann auch kein Problem mehr sein. Du solltest jetzt schlafen, das wird dir gut tun.“

Dann spürte ich seine Lippen auf meiner Stirn und wir schliefen allmählich ein. In dieser Nacht träumte ich nicht, ich hatte einfach nur einen ruhigen Schlaf und erwachte ausgeruht am nächsten Morgen allein. Moran lag nicht mehr neben mir, im ersten Moment bekam ich einen Schreck, doch dann erinnerte ich mich daran, dass er sich ja auf die Suche machen wollte, um Tatze und Kusiran zu finden, ich hoffte, dass sie Glück hatten und nicht allzu lange weg sein würden.

Ich wusste aber, dass sie mindestens drei Wochen weg sein würden, denn das ist die Zeit die man braucht um zum Dorf zu gelangen und wieder zurück. Aber da sie eine Burg suchen, die weiter weg ist, schätze ich mal, sind sie erst in sechs bis acht Wochen wieder da. Das ist eine verdammt lange Zeit und wenn er dann auch noch anfängt mir zu fehlen, dann kommen einen die Wochen wie Jahre vor. Aber was sollte ich in der Zeit tun, außer ab und an versuchen Kontakt aufzunehmen und nach den Stand der Dinge zu fragen, aber selbst das konnte ich erst in eineinhalb bis zwei Wochen, wenn sie im Dorf ankamen, denn vorher treffen sie niemanden.

Meine Geduld hielt sich in Grenzen, es konnte für mich nicht schnell genug gehen, aber ich musste warten, es blieb mir nichts anderes übrig. Es würde durch meine Ungeduld nicht schneller gehen, dadurch dauert es gefühlt nur länger. Die Gedanken kreisten mal hier hin und mal da hin und dann kam mir der Gedanke, dass Draco ihnen helfen könnte, aber ehe ich alles über den Damm breche, sollte ich lieber erst einmal mit Gayana sprechen, sie wird wissen, ob es eine gute Idee ist oder nicht.

Ich ging also in den Speisesaal und setzte mich an den halb leeren Tisch, denn Moran, Sirez und Odim waren nicht da und Maki und Amalia sahen aus, als würden sie sich jetzt schon Sorgen machen.

Ein Lächeln zierte an diesem Morgen nicht mein Gesicht, denn mir ging es ja nicht anders. Die Kinder waren als erste mit dem Frühstück fertig und gingen spielen, also konnte ich jetzt ansprechen, was mir auf dem Herzen lag.

„Haben sie Draco mitgenommen? Der könnte ihnen helfen, dadurch dass er fliegen kann und das Feld besser im Blick hat.“

Sie schienen alle ein wenig zu überlegen.

„Nein, er bleibt hier, wie du schon einmal sagtest, bist du die Einzige auf den er hört. Das gäbe nur ein Durcheinander, also ist er hier geblieben. Was auch ganz gut so ist, denn wenn wir jetzt angegriffen werden, könnten wir uns ohne die Drachen nicht gut verteidigen, da Moran die halbe Armee mitgenommen hat. Das wäre eine Katastrophe.“, sagte Sarunos ganz ruhig zu mir.

Er hatte recht, das wäre fatal für uns alle. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich etwas tun musste um zu helfen, nur leider konnte ich nur dasitzen und abwarten bis sie wieder kommen oder eben in zwei Wochen Kontakt aufnehmen um zu erfragen, ob sie schon was in Erfahrung bringen konnten.

Geduld war nicht meine beste Eigenschaft, ich hasste es in Situationen zu warten, wie dieser, aber da mussten wir jetzt alle durch, ich war ja nicht allein. Dann erhob sich Gayana und ging aus dem Saal und nach ihr Sarunos, nun saß ich hier allein mit Amalia und Maki, die ein bedrücktes Gesicht machten.

„Ob sie wohl heil hier wieder ankommen?“, fragte Maki eher sich selbst als uns, aber Amalia antwortete ihr:

„Natürlich, wenn wir ganz fest darauf hoffen, dass sie unbeschadet wieder kommen, dann wird es auch so sein.“

Ihr Lächeln konnte Eisberge in Sekunden schmelzen, es war so weich und warm, dass man unweigerlich lächeln musste und ihren Gedanken teilte, auch wenn sie selbst Zweifelte, aber davon merkte ihr Gegenüber nichts. Ich erhob mich und ließ die Beiden allein unter sich und ging in Richtung Schlafzimmer, denn das beste Mittel um die Zeit zu überbrücken ist Schlafen, denn dabei merkt man den zähen Fluss der Zeit nicht, es fühlst sich an wie Minuten, dabei sind Stunden, vielleicht sogar Tage vergangen.

Aber mein Gefühlt sagte mir, dass die Idee zwar gut ist, es aber nicht klappen würde, da ich im Moment nicht müde bin, geschweige denn jetzt schlafen könnte. Also musste ich doch die Sekunden zählen bis die Wochen vergehen, ich glaube, ich kapituliere jetzt schon. Ich ging durch die Gänge und hoffte, dass das Warten schneller vorbei gehen würde, als vermutet, dabei ging es gar nicht, denn sechs Wochen waren unmöglich zu unterbieten, es würde eher länger dauern. Ein schwere Zeit brach heran und ich musste stark sein, um sie zu überstehen, denn in den nächsten Wochen konnte alles passieren. Sie konnten mit tollen Neuigkeiten zurückkommen oder aber im schlimmsten Fall, nie wieder kommen.

Ich ging wieder in den Garten und genoss die Morgenröte, die langsam zu verschwinden schien. Die Morgenröte erinnerte mich an den Engel und ich musste unweigerlich lächeln und dann sagt ich so vor mich hin:

„Ich danke dir, du hast Wort gehalten. Wenn es etwas gibt, was ich für dich tun kann, dann sag es mir bitte, jetzt bin ich dran dir zu helfen.“

Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob sie mich wirklich hörte, oder ob sie überhaupt wirklich existierte, aber ich hoffte darauf eine Nachricht von ihr zu hören, in der sie mir sagt, wie ich helfen kann, denn wer sagt denn, dass sie keine Hilfe brauch und wenn nicht jetzt, dann vielleicht irgendwann mal.

Die Bank vor der einzigartigen Rosen stand nun vor mir und ich setzte mich und bemerkte, dass die Rose in der Morgenröte noch schöner war, als bei normalen Tageslicht. Ich glaube in diesem Moment wurde der Rosengarten in der früh bei Morgenröte zu meinem Lieblingsplatz, denn die Schönheit war nicht in Worte zu fassen. Im nächsten Moment erschrak ich, denn plötzlich saß Gayana neben mir und hatte das gleiche selige Lächeln auf den Lippen, wie ich noch vor wenigen Sekunden. Also sah ich wieder nach vorn und genoss mit ihr gemeinsam die Schönheit des Morgens.

„Es tut mir Leid, ich hätte eigentlich früher drauf kommen müssen, dass er dahinter steckt, dann wäre sie vielleicht schon wieder hier. Ich hatte ja geahnt, dass er dahinter stecken würde, aber ich wollte es nicht wahr haben, ich dachte er hätte sich geändert.“

Ihr Blick war sehr traurig und dennoch in die Ferne gerichtet, kann sie mir etwa nicht in die Augen sehen?

„Ist schon gut, jeder andere hätte auch drauf kommen können, der die Geschichte kennt, aber wir haben eben alle das Offensichtliche übersehen. Man kann es nicht mehr ändern, also sollten wir nicht mehr zurück schauen und uns Vorwürfe machen, sondern nach vorn und das Beste hoffen.“

Sie erwiderte mein Blick und ich schenkte ihr ein Lächeln, denn sie konnte nichts dafür, allein ihr Bruder trägt die Schuld.

Ihr lief eine Träne die Wange hinunter und schien sehr erleichtert über meine Worte zu sein. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und zog sie zu mir, dann lehnten wir unsere Köpfe aneinander und schauten gemeinsam in das zarte rot am Himmel.

16. Kapitel - Hoffnung

So vergingen vier Wochen, ich saß oft mit Gayana, die ich jetzt nur noch Mutter nannte, wie Amalia, auf der Bank im Rosengarten und blickte in der Früh in die Morgenröte und genoss mit ihr gemeinsam den Sonnenuntergang am Abend. Ab und an gesellten sich Amalia und Maki zu uns und wir sahen dann eher nach hinten, um den Kindern beim Spielen zu beobachten, was uns in dieser schweren Zeit aufheiterte. Sarunos hatte leider zu viel zu tun, denn die halbe Armee war unterwegs, so musste die andere Hälfte neu koordiniert und die Wachen optimiert werden, da eine Menge Wachleute fehlten.

Der König war aber auch der Meinung, dass er weiter suchen müsste, für den Fall, dass Ganyos doch nicht in diese Richtung floh, sondern in eine andere. Das bedeutete dann, dass noch mehr Wachleute fehlten, jeder tat sein Bestes, selbst die Bürger der Stadt halfen beim Suchen oder beim Bewachen des Schlosses, auch wenn Sarunos es für besser hielt, dass sie in der Stadt blieben, da sie dort auch benötigt wurden, sollte ein Angriff stattfinden.

Die Sonne war untergegangen und wir gingen zurück ins Schloss und dort trennten sich unsere Weg, sie ging nach oben und ich ging in mein Schlafzimmer, wo ich sehr oft mit Lunaris kuschelte, wenn ich vor Einsamkeit und Sorge weinen musste. In dieser Nacht war es nicht so schlimm, also legte ich mich hin und schloss meine Augen, doch an Schlaf war nicht zu denken, ich suchte etwas. Es dauerte eine ganze Weile, dann bekam ich ein Bild, es war wieder die Mauer, seit über vier Wochen habe ich diese Mauer nicht mehr gesehen. Doch diesmal hörte ich kein Schluchzen, es war ruhig dahinter, ich wusste noch nicht mal, ob ich Verbindung zu Ganyos Versteckt hatte oder zu jemanden anderen.

Ich konzentrierte mich stärker auf das Unbekannte dahinter und bekam ein unklares Bild von einem am Boden liegenden Körper, der zu schlafen schien, denn seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Ich ahnte schon, wer er war, aber ich wollte ein genaues Bild sehen, damit jede Verwechslung ausgeschlossen war.

Meine Konzentration wuchs und ich sah klarer die spitzen blaugrauen Ohren, die schwarzen langen Haare, die wild auf dem Boden unter seinem Kopf lagen, das Gesicht meines Verlobten, das friedlich zur Seite geneigt war. Sollte ich ihn wirklich wecken oder doch schlafen lassen, aber da ich keine Umgebung sah, sondern nur seinen Körper, musste ich ihn wecken, um zu fragen, wo er ist und ob er schon mehr weiß.

„Hey, werd wach Schlafmütze.“

Seine Lider zuckten, er hatte mich also gehört, dann öffneten sich seine Augen und er sah sich nach allen Richtungen um, ob er mich sah, wenn er in meine Richtung guckte? Die Antwort kam schnell, denn er sah in meine Richtung und sah nichts, wie es den Anschein hatte.

„Hab keine Angst, ich bin es, Bela.“

Im nächsten Moment breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus.

„Schön deine Stimme nach vier Wochen wieder zu hören, ich hatte schon fast vergessen wie sie kling.“

Auch ich freute mich, ihn wieder zu hören, aber ich sah ihn auch, nur er mich nicht, leider.

„Wo seit ihr jetzt, habt ihr im Dorf irgendetwas herausgefunden?“

Sein Blick wurde trauriger und sagte:

„Ja, wir fanden die Burg verlassen vor uns und diese Burg ist die Einzige weit und breit. Wir sind also wieder am Anfang, nur sind wir uns noch nicht darüber einig, ob wir weiter suchen sollen oder wieder zurück kommen sollen.“

Das waren verdammt schlechte Nachrichten.

„Dein Vater lässt auch in andere Richtungen suchen, aber ruht euch erst einmal alle aus und bleibt wo ihr seid, ich werde morgen mit mit deinem Vater sprechen und versuche zu Tatze noch einmal Kontakt herzustellen, sie kann mit Sicherheit sagen, ob sie weit weg verschleppt wurde oder nicht.“

Er nickte, das konnte ich sehen, dann aber schien ihm etwas einzufallen und er sagte zu mir:

„Geht es euch gut? Wurdet ihr angegriffen, denn ihr seit jetzt ein leichtes Ziel. Ich vermisse dich, Bela. Hoffentlich sehen wir uns bald.“

Ihm lief eine Träne die Wange herunter, seine Stimme klang stark ohne jedes Beben, er wollte mich damit sicher nur beruhigen.

„Gib dir keine Mühe, Moran. Ich kann dich sehen, ich sehe deine Träne die Wange herunter laufen. Uns geht es soweit gut, denn die Drachen sind ja da und können uns helfen, sollten wir angegriffen werden. Aber das wird nicht nötig sein, es ist ruhig hier, es ist nichts passiert. Auch ich vermisse dich, Lunaris hat ganz schön zu tun, um mich zu trösten.“

Jetzt lächelte er wieder und stand auf, sah sich wieder nach allen Seiten um. Er schien seine Umgebung so zu sehen, wie sie ist, aber ich sehe nur ihn, nicht die Umgebung, es ist alles schwarz um ihn herum.

„Siehst du auch die Anderen? Die Umgebung, denn ich hatte in den letzten Tagen das Gefühl beobachtet zu werden, vielleicht kannst du mal in die Umgebung spähen.“

„Tut mir leid, das kann ich nicht, ich sehe nichts weiter, außer dir. Ein Vogel könnte unbemerkt über alle Köpfe hinweg fliegen und sehen, ob man euch verfolgt oder nicht.“

Er machte ein enttäuschtes Gesicht, doch dann schien Hoffnung in ihm aufzukeimen.

„Sag mal ist es möglich, dass du an Hand der Verbindung zu mir fühlen kannst, wo ich bin? So als hättest du ein Band in der Hand und könntest es verfolgen?“

Ich hatte das Gefühl einen Lehrmeister vor mir zu haben und nicht meinen Verlobten, aber was er sagte, war einleuchtend. Nach einem Band suchend, steigerte ich meine Konzentration, aber ich bekam kein Band. Dann löste ich die Verbindung und suchte erneut nach der Mauer, als ich wieder vor ihr stand, sah ich mich um, aber nichts als Dunkelheit umgab mich mit dieser Mauer. Was musste ich tun, um eine Verbindung verfolgen zu können?

Dann verließ ich den Ort mit der Mauer wieder, öffnete meine Augen, um aufzustehen und zum Fenster zu gehen. Es war dunkel und Lunaris war heute nicht hier. Ich rief die Mauer wieder und versuchte Lunaris zu finden und dann sah ich ihn, ich konzentrierte mich auf den Wolf und setzte ganz bewusste einen Fuß vor dem Anderen, aber es endete sehr schnell.

RUMMS!

Da war eine Wand und durch Wände gehen konnte ich noch nicht, meine Konzentration war weg, ich hatte Kopfschmerzen und das Experiment war fehlgeschlagen. Doch dann versuchte ich es mal mit offenen Augen, es war sehr schwierig da ein Bild zu bekommen, aber ich brauchte ja jetzt nicht das Bild, sondern das Verbindungsband und dann da, tatsächlich, ich hatte ein Band gefunden, ich ging an ihm entlang und stand vor dem Zimmer der Zwillinge. Ich ging rein und das Band endete bei Lunaris, der mit im Bett lag und schlief.

Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich ließ sie weiter schlafen und ging dann zu Maki. Ich weckte sie und erzählte ihr von meinem Vorhaben, sie wollte mich aufhalten, weil es zu gefährlich war, aber sie hatte schon einmal vergeblich versucht, mich von etwas abzuhalten, also wünschte sie mir viel Glück.

Ich ging zurück in mein Schlafzimmer, zog mir meine Kleidung an, die ich mit in diese Welt brachte und ging dann leisen Schrittes aus dem Schloss. Mit eiligen Schritten ging ich durch die schlafenden Straßen der Stadt und erreichte eine Stunde nach meinem Aufbrechen den Wald, suchte Draco und erzählte ihm, was ich vorhatte. Seine neongrünen Augen leuchteten im Schein des Vollmondes und ließen ihn unheimlich wirken.

Er kam auf mich zu und ließ mich aufsteigen, als ich dann auf seinem Rücken saß, schloss ich meine Augen und suchte das Band, dass mich zu Moran führen würde. Draco konnte sehen, wohin er flog und konnte somit ausweichen, wenn etwas im Weg war, also behielt ich meine Augen geschlossen und zeigte Draco lediglich die Richtung.

Als ich das Band fand, flog Draco los, er flog so schnell er konnte und wenn er die Geschwindigkeit beibehielt, dann dauerte es nur wenige Stunden und ich wäre bei Moran, wenn die Morgenröte sich die Herrschaft über den Himmel eroberte. Wenn Draco Wasser fand, dann landete er um zu trinken und flog dann sofort wieder weiter. Doch als wir landeten, bemerkte ich, dass Draco und ich nicht allein waren, denn seine ganze Horde schien uns zu folgen, aber es waren bei weiten nicht so viele, die uns folgten, als es tatsächlich in seiner Horde sind. Also habe auch ich eine Armee, mit der ich kämpfen kann, sollte es zu einer großen Auseinandersetzung kommen.

Als der Mond verschwand, sich die Sonne am Horizont zeigte, färbte sich der Himmel blutrot und zeigte sich von seiner schönste Seite. Es war ein herrliches Gefühl auf seinen Rücken zu sitzen und zu fliegen, auch wenn ich meine Augen geschlossen hielt, es war dennoch unglaublich, dann sah ich das Ende des Bandes. Die Drachen blieben in der Luft, lediglich Draco landete mitten in der Lichtung, man sah, dass schon ein paar Leute auf den Beinen waren und sahen geschockt aus, als dächten sie, sie würden noch schlafen und einen Alptraum haben.

Als Draco dann Boden unter den Füßen hatte, sprang ich von seinem Rücken und suchte weiter das Ende des Banden, auf dem Weg in ein Zelt, wo es endete, stellte sich mir Sirez in den Weg, der mich ungläubig ansah.

„Was machst du denn hier und wie hast du uns gefunden?“

Ich lächelte ihn an und sagte:

„Ich habe nicht euch, sondern Moran gefunden. Sieh mich nicht so ungläubig an, ich erkläre es euch später, ich muss jetzt erst einmal mit ihm reden.“

Dann ging ich an ihm vorbei und ging geradewegs in das Zelt.

In diesem stand Moran über einen Tisch gebeugt und erkundete die Landkarte, als würde er etwas darauf finden, dass ihnen weiterhilft. Er bemerkte, dass jemand im Zelt war und sagte sehr forsch:

„Ich sagte doch, dass ich nicht gestört werden will, also was zur Hölle willst du jetzt von mir.“

Sein Blick war sehr wütend und eiskalt, seine Nerven lagen blank, das war ihm anzusehen. Doch als er mich sah, wurden seinen schönen goldenen Augen größer.

„Ich bin hier um zu helfen, ich habe einen Weg gefunden und bin jetzt in der Lage eine Verbindung zurück zu verfolgen, daher habe ich dich hier gefunden. Ich bin aber nicht allein hier, Draco hat mich auf seinen Rücken getragen und die Hälfte seiner Horde ist mitgekommen. Und wir werden sie vielleicht auch brauchen, denn Ganyos scheint mit den Soldaten gemeinsame Sache zu machen, wie du ja weißt.“

Man sah ihm an, dass er mir nicht zuhörte, er kam auf mich zu und drückte mich ganz fest an sich.

„Wie habe ich dich in den letzten vier Wochen vermisst, endlich seh ich dich wieder, aber es ist hier für dich zu gefährlich, also was machst du hier?“

Wie schon gesagt, man sah ihm an, dass er mir nicht zuhörte.

„Ich kann sie finden, wenn ich erst einmal eine Verbindung habe, dann weiß ich in welche Richtung ich gehen muss. Das wurde mir letzte Nacht schmerzlich bewusst, ich habe jetzt noch Kopfschmerzen.“

Ein ungläubiger Blick sagte mir, dass er nichts von dem verstand, was ich sagte.

„Wieso hast du Kopfschmerzen? Ist alles in Ordnung mit dir?“

„Ja, es ist alles in Ordnung, ich bin nur gegen eine Wand gelaufen, das ist alles.“

„Welche Erklärung bringst du mir jetzt, die plausibel genug ist, um sie dir zu glauben, denn was in aller Welt hat dich dazu bewegt gegen eine Wand zu laufen?“

Meine Antwort war knapp, aber alles andere als plausibel:

„Lunaris, aber egal. Ich kann sie finden und ich bin vielleicht die Einzige, die das kann. Es bleibt nur noch zu hoffen, dass Ganyos mir gegenüber wirklich nur immun ist und nicht über die gleiche Fähigkeit verfügt, sonst haben wir große, ja sogar sehr große Probleme. Können wir sofort aufbrechen?“

Moran sah mich erwartungsvoll an und nickte, dann ging er aus dem Zelt und man hörte nur noch seine kräftige Stimme sagen:

„Reißt die Zelte ab, wir ziehen weiter, denn jetzt haben wir eine Spur, der wir folgen können. Beeilt euch.“, dann kam er wieder zurück ins Zelt, kam geradewegs auf mich zu, drückte mich wieder an sich und küsste mich.

Das habe ich lange vermisst, aber jetzt sind wir wieder vereint und würden gemeinsam gegen Ganyos kämpfen, ich war mir sicher, dass wir gegen ihn kämpfen mussten, daran führte kein Weg vorbei. Nachdem wir uns wieder voneinander lösten, half ich ihm, alles zusammen zu packen, denn die Karte würden wir nicht mehr brauchen. Es dauerte nicht sehr lange, bis alles gepackt und verstaut war, es war schon erstaunlich zu sehen, wie ein Lager, das von etwa eintausend Mann aufgebaut wurde, so schnell wieder in sämtliche Taschen verschwand und da sagt mir noch mal einer, wir Frauen würden den halben Haushalt in unseren Taschen mit uns rumschleppen.

Sie waren alle bereit los zureiten, nur ich hatte das Problem, dass Storm nicht hier war, also hatte ich kein Pferd, auf das ich reiten wollte, denn nur ihr vertraute ich und sie mir. Doch dann geschah ein Wunder, Storm stand da, bei den anderen Pferden, zwischen den Kriegern, ich dachte ich träume.

„Wieso habt ihr nochmal Storm mitgenommen?“

Da Sirez neben mir stand antwortete er mir, da ich die Frage an niemanden besonderes gestellt hatte.

„Frag das Moran, er wollte sie unbedingt dabei haben, er hat sie immer neben sich her laufen lassen. Du hast ihn wirklich verändert, ich will zwar nicht sagen zum Schlechten, aber mal ehrlich, normal ist das nicht mehr.“

Mit dieser Antwort rechnete ich nicht, aber mich würden seinen Beweggründe auch sehr interessieren.

Nur kannte ich sie bereits, denn wenn wir gemeinsam unterwegs waren, ritten wir stets nebeneinander, also ließ er Storm neben sich herlaufe, mein Pferd, damit sie ihm das Gefühlt gab, ich sei in der Nähe. Aber das jetzt Sirez zu erklären, war mir zu umständlich, also ließ ich ihn weiter im Dunkeln. Ich stieg auf und wenig später stand auch Moran neben mir, Sirez hatte hinter uns Platz genommen, neben Odim und sah uns immer noch fragend an.

Ich schloss meine Augen, auch wenn ich so nicht reiten konnte, aber da ich Storm vertraute, würde sie mich nicht gegen irgendetwas laufen lassen und dann war da noch Moran neben mir, der auch auf mich achten würde. Mit geschlossenen Augen fiel es mir leichter, das Verbindungsband zu finden, also suchte ich nach der Mauer, als ich sie fand, suchte ich nach dem Band und fand es, ich nahm die Verbindung zu Tatze nicht auf, denn ich war mir sicher, wäre sie tot, gäbe es kein Band.

Das Band zeigte weiter nach Süden, also waren sie schon auf der richtigen Spur, es konnte also los gehen, ich sagte ihnen, dass wir weiter nach Süden mussten. Was mich wunderte war, dass sich plötzlich alle in Bewegung setzten ohne dass Moran ihnen den Befehl dazu gab, hörten sie auch auf mich?

Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, aber es machte momentan den Anschein, als sei es so.

„Sag mal, weißt du wie weit es sein wird? Oder siehst du das Ende noch nicht?“

Ich sah ihn kurz an, dann nach vorn und schloss für einen Augenblick meine Augen, als ich sie wieder öffnete sah ich ihn an und schüttelte leicht mit dem Kopf, das Ende war noch nicht in Sicht. Aber auch ich hoffte, dass die Suche bald ein Ende haben würde, denn es konnte ja nicht ewig dauern, irgendwo mussten sie ja sein.

Wir ritten sehr lange nach Süden, des öfteren schloss ich meine Augen, um zu sehen, ob die Richtung noch stimmte, in die wir gingen. Der Tag schien zu Ende zu gehen, denn der Himmel wurde langsam dunkler und die Sonne floh hinter die Berge in der weiten Ferne am Horizont, wir suchten uns einen geeigneten Fleck für das Lager und bauten es auf. Ich teilte mir ein Zelt mit Moran und ich versuchte mir die Karte anzusehen, er bestimmte ziemlich genau, wo wir waren und ich versuchte das Band auf die Karte zu legen und im Maßstab anzupassen, aber es gelang mir nicht, denn ich konnte nicht einschätzen, wie lang das Band wirklich war. Ich wusste auch nicht, ob ich selbst ab einer bestimmten Entfernung keine Verbindung mehr hatte, aber da wir immer näher kamen, sollte das kein Problem darstellen.

17. Kapitel - Depression

Es war schon sehr spät und wir aßen nur eine Kleinigkeit, dann legten sich alle hin und einige hielten Nachtwache. Also legte auch ich mich hin, nur Moran lief noch in unserem Zelt auf und ab, ich stand auf und hielt ihn am Arm fest.

„Wenn du morgen nicht vor Müdigkeit zusammenbrechen willst, dann leg dich hin und versuche zu schlafen.“

Ich sah ihn ernst an, er dagegen schien immer noch verzweifelt zu sein. In seinen Augen spiegelte sich mein Bild wieder, als ich ihm meine Hände in den Nacken legte, spürte ich, dass er am ganzen Körper zitterte, darum wollte er sich also nicht hinlegen, er dachte, er könnte es durch hin und her laufen unterdrücken oder unter Kontrolle bringen. Wieder sah ich ihm tief in die Augen und jetzt bemerkte ich erst, wie verzweifelt er wirklich war, was war nur in den letzten Wochen geschehen?

„Was ist los, du zitterst ja schlimmer als ein Zitteraal, der sich zu verteidigen versucht.“

Im nächsten Moment ging er ein paar Schritte vor mir zurück, schlug sich die Hände vor das Gesicht und fiel auf die Knie, dann sagte er mit brechender Stimme:

„Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.“

Ich hatte Moran so noch nie erlebt, das war nicht nur herzzerreißend, sondern der Anblick zerschmetterte das Herz, als würde man es mit voller Wucht gegen eine Betonwand schmettern.

Was ist bloß passiert, dass er so verzweifelte ist und wie konnte ich ihm da nur helfen? Neben ihn kniend legte ich ihm meine Arme um seine Schultern, damit er Halt bekommt, den er mir immer gab, sowie meine Wärme, damit er merkt, dass er nicht allein ist. Er lehnte sich an mich und schien entweder eingeschlafen zu sein oder er hat vor Verzweiflung das Bewusstsein verloren. Sein Körper war ganz schön schwer, dennoch schaffte ich es ihn ins Bett zu legen und mich daneben zu legen, ich nahm ihn in den Arm und versuchte selbst ein wenig zu schlafen.

Was sollte ich machen, wenn er morgen immer noch in dieser Verfassung ist, ich konnte ja schlecht seine Stelle übernehmen und den anderen Befehle geben, aber ich musste, wenn es ihm nicht besser geht. Bevor ich einschlief, nahm ich mir vor, mit Sirez zu sprechen, denn er war sein Vertreter und nicht ich. In dieser Nacht träumte ich nicht, denn Moran weckte mich immer wieder, da er sehr schlecht schlief, einen Alptraum nach den Anderen zu haben scheint.

Ich weckte ihn und fragte ihn, was er sah, aber er antwortete nicht, also fragte ich ihn immer wieder und sagte ihm, dass ich ihm nur so helfen kann, wenn ich wusste, was los war. Er rückte näher an mich heran, schlang seine Arme um mich und legte seinen Kopf auf mein Herz, um es schlagen zu hören, dann sagte er voller Entsetzen:

„Ich sehe Nacht für Nacht deinen Tod und ich kann nichts machen, ich sehe immer nur in Ganyos Augen und höre sein dämliches Lachen. Ich hocke völlig gelähmt da und halte deinen leblosen Körper fest.“

Dass er weinte, war nicht zu überhören, ich drückte ihn so fest an mich, wie ich nur konnte und mir fiel mein Traum wieder ein, als ich unsere Kinder erwachsen gesehen habe, als sie vor meinem Grab standen. War er mein Mörder?

„Lass deinen Kopf auf meinem Herzen, dann kannst du es die ganze Zeit über schlagen hören und wenn du wieder schlecht träumst, dann konzentriere dich auf mein Herz und du wirst es hören.“

Ich spürte wie er leicht nickte und so schliefen wir dann den Rest der Nacht durch, er schien auch keinen Alptraum mehr gehabt zu haben, denn er war ganz ruhig. Am nächsten Morgen hatte sich sein Zustand nicht sonderlich verändert, was würden nur die anderen denken, denn gestern Abend war noch alles in Ordnung, erst in der Nacht wurde er so. Ich stand auf und ließ Moran noch ein wenig liegen, ich zog mir meine Kleidung an und holte mir erst einmal Sirez und Odim dazu.

„Wir haben Schwierigkeiten und das nicht mal sonderlich kleine.“

Odim und Sirez schauten mich verwundert an und Sirez fragte:

„Was ist denn passiert?“

„Moran hat Alpträume, er träumt ständig von meinem Tod und sieht anschließend gelähmt in das Gesicht eures Onkels, er hat sogar geweint, ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, wie wir jetzt weiter machen sollen.“

Odim und Sirez schauten nachdenkend auf den Boden, dann sagte Sirez:

„Er hat vielleicht doch eine ähnliche Fähigkeit wie du, das erklärt nicht nur den Angriff der Soldaten, die Entführung meiner Mutter und Tatze, es erklärt sogar, dass er gegen dich immun war.“

„Wenn das wahr ist, dann haben wir große Probleme, denn dann weiß er, dass wir kommen und kann sich vorbereiten.“

Odim hatte recht, wir mussten etwas unternehmen und das so schnell wie möglich.

„Ich nehme Draco und die Drachen mit, ich werde mit ihm vor fliegen, ihr müsst immer weiter nach Süden, dann kommt ihr genau drauf zu, vielleicht weiß er, dass wir kommen, aber vielleicht haben wir Glück und er rechnet nicht mit den Drachen, geschweige denn mit mir.“

Odim sah mich böse an.

„Willst du Moran jetzt alleine lassen, er braucht dich jetzt mehr als jemals zuvor, du kannst nicht einfach kopflos vorpreschen, das könnte nach hinten losgehen.“

Odim hatte zwar recht, aber was sollte ich anderes machen, wenn ich vor fliege, dann habe ich vielleicht eine Chance darauf, dass Ganyos abgelenkt wird und Moran dann nicht mehr unter den Bildern leiden muss, die ihn Ganyos zu schicken scheint. Die beiden sahen, dass ich mir Gedanken machte und davon überzeugt war, dass es das Richtige ist. Ich spürte dann Sirez Hände auf meinen Schultern und sah tief in seine Augen.

„Du kannst jetzt nicht einfach weg, wir brauchen jemanden, der uns dort hin führt und im Moment bist du diejenige, die uns führen muss. Die Stelle des Hauptmanns ist nicht einfach so zu vergeben, man wird von den Kriegern gewählt und sie haben dich gewählt, nicht mich, sie werden nur auf dich hören. Unsere Armee unterscheidet sich eben von den anderen, du musst hier bleiben, sonst bewegen sie sich kein Stück weiter.“

Das auch noch, das konnte ich echt nicht gebrauchen, ich hatte weder die Ausbildung, noch Erfahrung in solch einer Stellung, ich konnte nicht einmal kämpfen und das, was mir Moran beigebracht hatte, reicht nur, mich gegen jemanden zu verteidigen und zu wehren, aber kämpfen und das mit einer Armee, das konnte ich nicht. Sirez sah meine Gedanken, denn meine Gesichtsausdruck ließ auf nichts anderes schließen.

„Du machst das schon, du musst ihnen nur sagen, wo sie hin sollen, wenn es um Nachtwache und auf- und abbauen der Zelte geht, muss du nichts mehr sagen, das machen sie selbstständig. Und wenn es soweit ist, dann musst du ihnen nur den Befehl des Angriffs geben, es ist nicht so schwer, wenn man es einmal gemacht hat, ich hatte diese Armee auch schon einmal angeführt und darum weiß ich, dass du das packen wirst.“

Seine Augen strahlten Zuversicht aus, ich wünschte mir, dass ich diese auch in Morans Augen wieder sehe, aber das konnte ich mir in der nächsten Zeit abschminken.

„Und wenn ich ihnen den Befehl gebe, dass sie auf dich oder Paps hören, was dann? Dann bin ich aus dem Schneider und kann mit Draco fliegen und Ganyos schon mal einen Besuch abstatten.“

„Das werden sie nicht akzeptieren.“, mischte sich Odim ein, er kannte die Armee eben auch sehr gut.

Ich ließ den Kopf hängen und ging zurück zu Moran, der immer noch schlief. Als ich ihn weckte, schauten mich zwei völlig verzweifelte Augen an, es ging ihm also immer noch nicht besser. Nachdem er aufstand, drückte ich ihn fest an mich und er erwiderte es, es tat mir sehr weh, ihn so zu sehen und ich wollte Ganyos dafür zur Rechenschaft ziehen.

„Ich liebe dich, Moran. Du wirst mich so schnell nicht verlieren, hörst du? Wir finden ihn und dann bekommt er seine gerechte Strafe, das verspreche ich dir.“

Ich sah ihn in seine gebrochenen Augen und er nickte mir leicht zu, dann küsste ich ihn.

„Wir müssen jetzt weiter, pack schon mal alles zusammen.“

Dann ging ich aus dem Zelt und verkündete den anderen, dass wir weiter gehen werden und den Verräter finden und dass er seine gerechte Strafe bekommen wird. Plötzlich jubelten sie mir zu und machten sich kurzer Hand darauf, das Lager abzureißen und alles einzupacken.

Wir stiegen alle auf und ich nahm Morans Zügel mit zu meinen und zog ihn hinter mir her, denn er schien nicht mehr in der Lage zu sein, selbst die Zügel zu halten. Ich erinnerte mich in diesem Moment daran, dass er mich damals hinter sich herzog und mir dann beigebracht hatte, wie man am besten auf- und abstieg, was man beachten sollte und kleine Tipps und Tricks, daher lächelte ich so vor mich hin.

Dann schloss ich kurz meine Augen und nahm Kontakt zu Moran auf und zeigt ihm meine Erinnerungen und sah dann anschließend in ein lächelndes Gesicht. Es hat also funktioniert, ich konnte es also wirklich, wenn ich es wie selbstverständlich benutzte.

Wir ritten diesen Tag durch, machten nur wenig und wenn dann nur kurz Rast, um keine unnötige Zeit zu verlieren. Am Abend stellten wir wieder unser Lager auf und saßen bei Feuer zusammen, Moran saß neben mir und schaute immer nur in die Flammen. Eine Strähne viel ihm ins Gesicht und ich strich sie ihm wieder zurück und als ich seine Wange berührte zuckte er zusammen und sah mich geschockt an.

„Hey, es ist alles gut, ich habe dir nur eine Strähne aus dem Gesicht gestrichen.“

Ich lächelte ihn an, aber er sah nur wieder zurück zu den Flammen und sagte nichts, er lächelte nicht einmal.

Sirez und Odim konnten es nicht fassen, denn so hatten sie ihn noch nie gesehen, er war bleich und nicht mal das warme Licht des Feuers konnte etwas daran ändern, seine Augen waren Leer, so als hätte er etwas verloren. Sie hatten ihn noch nie so gesehen, sie hätten sich auch nie vorstellen können, dass jemand wie Moran einmal so werden kann.

Diesen Gedanken sah ich den beiden an, denn er war ihnen ins Gesicht geschrieben. Auch einige von den Wachen schienen diesen Gedanken zu haben, denn sie sahen immer wieder zu Moran. Jetzt war ich diejenige, die nicht mehr wusste, was sie machen sollte. Ich war ratlos, denn er schien nichts an sich heran zu lassen und er sah so aus, als wäre ich schon tot, als würde er glauben, dass das, was er sah, wirklich passiert wäre. Wer kann es ihm verdenken, aber er schottet sich gerade vollkommen ab, er schien mich nicht einmal mehr zu erkennen. Sein Anblick zerschmetterte mir das Herz, ich konnte mir das nicht länger mit ansehen, ich stand auf und ging in mein Zelt zurück, legte mich hin und versuchte zu schlafen.

Schlaflos, war ein Wort, dass perfekt zu mir und meiner momentanen Situation passte, ich stand wieder auf und ging aus dem Zelt, wenn ich nicht schlafen konnte, dann brauchte ich eben frische Luft und ich sah Moran immer noch ins Feuer starren, dann kam Odim auf mich zu.

„Was ist passiert, ich erkenne ihn nicht wieder und ich glaube, es ist mehr als nur sein Traum. Paps sag mir, was in den letzten Wochen passiert ist, bitte.“

Odim schaute mich traurig an.

„Den Traum hat er sein ungefähr einer Woche jede Nacht, er sagte immer, wenn du nicht da bist, dann kann nichts passieren, aber jetzt bist du hier und er sieht den Traum mit Sicherheit jede Sekunde vor seinen Augen und hat Angst, dass es wirklich dazu kommt.“

Klingt einleuchtend, aber was kann ich denn jetzt tun, vielleicht war es wirklich ein Fehler herzukommen, doch ich konnte nicht wirklich ruhig sitzen und darauf hoffen, dass sie sie finden werden, immerhin sehe ich das Band und kann sie dadurch leichter finden. Aber sterben kann ich auch im Schloss oder im Garten oder sonst wo, niemand konnte sagen, wann und wo man stirbt.

Vielleicht geht es ihm besser, wenn ich ihm klar mache, dass das Schloss unter Umständen mein Sarg werden konnte, aber würde er mir jetzt überhaupt zuhören? In seiner momentanen Verfassung bezweifelte ich es.

Odim nahm mich väterlich in den Arm und drückte mich an sich.

„Es ist gut, dass du hier bist, denn sonst würde wir vielleicht sogar Jahre noch ohne einen Anhaltspunkt suchen. Du erleichterst uns die Suche sehr. Ich hoffe nur, dass Moran bald zu sich kommt, denn seine Kraft als Kämpfer werden wir brauchen und so kann ich nicht kämpfen.“

Da Odim mehr als einen Kopf größer war als ich, lag mein Kopf auf seinem Herzen, es schlug regelmäßig und war beruhigend. Ob sich Moran genauso gefühlt hat, als er auf meinem Herzen lag. Ich sollte ihn nicht allein lassen, also löste ich mich mit einem Lächeln von Odim und ging zu Moran, setzte mich wieder neben ihn und tippte ihn auf die Schulter, wieder erschreckte er sich und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.

„Komm, es ist Zeit schlafen zu gehen.“

Er drehte sich wieder zum Feuer und blieb sitzen, als hätte er mich nicht mal gehört, also legte ich ihm meine Hand auf die Schulter und wieder holte den Satz noch einmal.

Er sah mich wieder an, nahm meine Hand von seiner Schulter und drehte sich wieder zurück zu dem Feuer. Ich verstand die Welt nicht mehr, ich hätte heulen können, er war noch nie so abweisend.

Am liebsten hätte ich seine kalte Hand jetzt an meinem Hals, denn es tat bei weitem nicht so weh, wie seine kalte Schulter. Sirez stand hinter mir und sah, dass ich kurz davor stand zu weinen, denn es tat verdammt weh, so von ihm behandelt zu werden. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht und ich wollte wissen was es ist. Sirez nahm mich in den Arm, so wie Odim vor ihm.

„Wir kriegen das wieder hin, er braucht Zeit, seine Träume haben ihn ganz schön mitgenommen und ich hoffe sehr, dass es wirklich an den Träumen liegt.“

Er drückte mich fester an sich, auch er war am verzweifeln, das spürte ich, aber ich ließ in diesem Moment meinen Tränen freien Lauf, ich konnte sie nicht mehr halten, der Schmerz war zu groß und ich fragte mich, wann es Moran wieder besser gehen würde.

Nach dem ich mich beruhigt hatte, ging ich aus dem Lager und entfernte mich ein wenig, nur so konnte ich ungestört nachdenken und ich hoffte, es käme etwas dabei heraus. Aber daraus wurde nichts. Meine Gedanken drehten sich im Kreis, sie fanden keine Lösung, noch war überhaupt das Problem klar.

Ich setzte mich an einen Baum und schloss die Augen und sah wieder diese Mauer, dann überwand ich sie und ich sah ihn, er saß da und schaute immer nur in eine Richtung, seine Haare waren zerzaust, sein Blick verzweifelt.

„Hab ich dich endlich gefunden. Du musst dich nicht umsehen, denn du wirst mich nicht sehen können, aber ich sehe dich, das reicht mir als Beweis, dass du doch noch am Leben bist. Was ist passiert, wie hat er euch entführen können? Kusiran, antworte mir, nur so kann ich euch helfen.“

„Was willst du noch von mir, reicht es nicht, dass du mich als Versuchskaninchen benutzt? Jetzt sprichst du auch noch mit Belas Stimme zu mir, was soll das?“

Verdammt, Ganyos hatte also wirklich die gleiche Fähigkeit, wie ich.

„Sag mir genau, was Ganyos drauf hat, ich muss es wissen, nur so kann ihn besiegen und euch zwei retten. Bitte Kusiran, Moran geht es verdammt schlecht, er ist irgendwie anders, etwas stimmt mit ihm nicht und ich weiß nicht was. Er ignorierte mich und will sich nicht mal von mir anfassen lassen. Ich brauch jede Information über ihn, wirklich alles. Bitte Kusiran, hilf mir.“

Ich ging nicht darauf ein, dass er dachte ich sei Ganyos, denn dafür hatte ich keine Zeit. Jetzt sah ich einen Hoffnungsschimmer in seinen Augen.

„Du bist es wirklich? Bela, es ist gefährlich Kontakt mit mir oder Tatze aufzunehmen, wenn er weiß, dass wir in Kontakt stehen, dann sind wir tot. Eins sage ich dir, er kann den Körper von anderen kontrollieren, wenn Moran so komisch ist, dann musst du alles versuchen Ganyos aus seinem Kopf zu bekommen. Er will Moran tot sehen, aber jeder andere ist zu willensstark, um ihn kontrollieren zu können, Moran ist also verzweifelt genug, um von ihm übernommen zu werden. Bitte Bela, pass auf dich auf und nimm nicht mehr Kontakt zu uns auf. Ich warte auf euch, bitte beeilt euch.“

Ich bedankte mich bei ihm und kappte die Verbindung. Das war es also, Ganyos ist mächtiger, als wir es erwartet hätten, aber ich musste jetzt etwas tun. Nur wenn ich jetzt zu Moran gehe und ihm sage, er soll sich gegen ihn wehren, dann weiß Ganyos, dass ich über ihn bescheid weiß und das wäre fatal. Er soll nicht wissen, wie mächtig ich geworden bin. Also musst ich etwas anderes Versuchen.

Ich ging wieder zurück und setzte mich wieder neben Moran, er hat vielleicht meine Hand von seiner Schulter genommen, aber es gibt etwas, das würde er niemals hinnehmen und das war mein Trumpf. Dann blieb ich nur ihm stehen. Er beachtete mich nicht, wie erwartet. Sirez und Odim schauten mich erwartungsvoll an und rechneten nie mit dem, was ich jetzt sagte.

„Ich werde mich von dir trennen, da du mich nicht mehr zu lieben scheinst, wird es das Beste sein, für uns beide.“

Ich drehte mich um und ging, diese Worte heraus zu würgen tat verdammt weh, aber ich musste etwas tun, es ging nicht anders. Irgendwann ging ich nicht mehr, sonder ich lief einfach in den Wald hinein und rannte so weit ich konnte fort. Ich wollte, dass der Schmerz aufhört, aber er wurde immer schlimmer, mit jedem Meter, den ich weiter lief, zersprang mein Herz ein wenig mehr. Ich hatte Moran zu tiefst verletzt, dass wusste ich, aber ich hatte keine andere Wahl und wenn Moran das gehört hat und nicht nur Ganyos und da war ich mir sicher, dann würde er aus seiner Depression kommen und Ganyos hatte keine Macht mehr über ihn. Das war die Theorie, jetzt konnte ich nur noch auf die Praxis hoffen, dass alles glatt ging.

Doch dann holte mich jemand ein, packte mich an den Schulter und drückte mich gegen einen Baum, es tat fast schon weh, aber noch lange nicht so sehr wie mein Herz.

„Bist du wahnsinnig, jetzt wo er dich am meisten braucht, läufst du einfach davon. Was zur Hölle soll das? Bist du von allen guten Geistern verlassen, glaubst du wirklich, dass er dich nicht mehr liebt, nur weil er gerade an seinen Alpträumen zu knabbern hat?“

Sirez war sehr wütend, so hatte ich ihn noch nicht erlebt, aber wer konnte es ihm verdenken, denn hier ging es um seinen Bruder.

„Es tut mir leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Moran ist verzweifelt genug, dass Ganyos Macht über ihn hat. Ich habe Kontakt zu Kusiran herstellen können und habe mit ihm gesprochen. Er sagt, dann, wenn jemand verzweifelt genug ist, dann kann er in seinen Geist eindringen und ihn benutzen. Der Mann, der da am Feuer sitzt, ist nicht Moran sondern Ganyos.

Ich habe es nur getan, um Moran wieder zurück zu holen, denn eine Trennung würde Moran nicht hinnehmen und er würde sich schon gar nicht einreden lassen, dass er mich nicht liebt. Ich habe ihn nicht verlassen, aber wenn ich zu Moran gesprochen hätte, dass er sich gegen euren Onkel wehren soll, dann wüsste er sofort, dass sich meine Fähigkeit weiterentwickelt hat und das soll er nicht wissen.“

Sirez sah mich geschockt an und dachte darüber nach, dann sah er mir ernst in die Augen.

„Hoffen wir, dass dein Plan funktioniert, ich gehe jetzt zurück und sagen ihm, dass ich dich nicht finden konnte. Ich hoffe wirklich, dass es funktioniert. Wir sehen uns gleich wieder, wenn es funktioniert, ansonsten schicke ich Draco zu dir und ihr fliegt vor, so wie es dein eigentlicher Plan war und wir folgen euch dann. Bis später.“

Dann verschwand er im Dickicht des Waldes und ich setzt mich wieder an einen Baum und wartete auf ein Zeichen.

18. Kapitel - Gefunden

Sehr lange saß ich da in der Kälte und wünschte mir, dass Moran bei mir wäre, aber ich musste warten, es half alles nichts, ich musste warten, auch wenn es mir schwer fiel, von Moran weg zu bleiben. Irgendwann schlief ich ein, ich träumte nichts und war auch noch unterkühlt, ich fror immer noch, obwohl die Sonne schon hoch am Himmel stand und mein Körper zitterte wie Espenlaub. Da immer noch niemand hier war, war ich mir sicher, dass Moran entweder daran arbeitet wieder zu sich zu kommen oder aber Sirez hat es verpasst Draco zu schicken.

Ich nahm an, Ersteres würde zu treffen, denn Sirez war eigentlich kein Schussel, der so etwas vergessen würde. Das heißt dann also, dass mein Plan aufging, auch wenn er mir eine Menge Schmerz bereitete und mein Herz tat immer noch weh, ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich so etwas zu ihm sagen konnte. Tränen erklommen den Weg zum Ausgang und kullerten mir dann wie Wasserfälle die Wangen hinab, ich sehnte mich so nach Moran und konnte nicht zu ihm gehen, ich musste warten und fühlte mich so verdammt allein, dabei standen alle hinter mir.

Mir wurde wieder einmal mehr bewusst, wie wichtig mir Moran war und dass es niemanden geben würde, der mir Moran ersetzten könnte. Ich zog meine Beine an und verschränkt meine Arme vor ihnen und drückte sie näher an mich heran, mir war sehr kalt, auch wenn das Wetter an und für sich warm war, aber ohne Moran konnte mich keine Sonne der Welt wärmen, egal wie nah sie mir stand.

Einige Stunden saß ich da, mein Magen knurrte bereits, doch dann hörte ich ein Rascheln in einem Gebüsch vor mir, es kam aus der Richtung des Lagers, ich erkannte nur leider nicht viel, da mir meine Tränen die Sicht erschwerten und ich alles nur noch verschwommen wahr nahm. Voller Hoffnung, dass es kein wildes Tier sei, schaute ich in die Richtung, aus der das Rascheln kam. Dann kam etwas zum Vorschein, es war groß und ich erkannte einen Dunkelelfen, nur leider erkannte ich nicht wer er war, denn meine Tränen verschlechterten mir immer noch die Sicht. Anschließend hatte ich schwarze Haare im Gesicht und mir schlich sich ein Geruch in die Nase, den ich kannte.

Eine meiner Hände krallte sich in seinen Nacken und die Andere hielt seine Schulter fest und drückte den Mann an mich. Ich roch weiter an ihm und war so glücklich darüber, Moran nicht nur spüren sondern auch riechen zu können, dann hörte ich seine gebrochene Stimme, spürte seine Tränen in meinem Nacken und mir fiel mehr als nur ein Stein vom Herzen.

„Es tut mir leid, ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen, aber ab gestern Nachmittag war ich nicht mehr ich selbst, es war so, als würde jemand von mir Besitz ergreifen. Ich habe dich durch meine Augen sehen können, ich hörte jedes Wort aus deinem Mund, aber ich war nicht mehr Herr über meinen Körper. Als du dann sagtest, dass du dich trennen willst und mir vorgeworfen hattest, ich würde dich nicht mehr lieben, da musste ich etwas tun, nur ich konnte nicht. Ich kämpfte um meinem Körper und bin erst jetzt wieder ich selbst. Es tut mir so leid, bitte verlass mich nie wieder. Bitte.“, dann brach seine Stimme ab.

Der Kloß in meinem Hals wurde immer größer, mein Plan hatte zwar funktioniert, aber ich fühlte mich dennoch mies, denn ich musste zu einem Mittel greifen, zu dem ich nie hätte greifen dürfen.

„Es sollte mir leid tun, denn ich habe dich verletzt, auch wenn ich dir nur helfen wollte, dennoch habe ich es getan. Ganyos war derjenige, der von dir Besitz ergriffen hat, ich konnte mit Kusiran reden, daher sah ich keinen anderen Ausweg. Es tut mir so leid, in dem Moment, wo ich es aussprach, ist mein Herz am Boden zerschmettert, ich musste diese Worte förmlich heraus würgen und ich habe zum Himmel und zur Hölle gebetet, dass es funktioniert. Ich liebe dich Moran und ich hatte dir Versprochen und das mehr als einmal, für immer bei dir zu bleiben und dann sag ich solche Sachen, das hätte ich nicht tun dürfen.“

Moran nahm ein wenig Abstand von mir, um mir in die verheulten Augen zu sehen, er lächelte und schon wurde mir wieder warm und mein Zittern hörte allmählich auf.

„Du hast das Richtige getan, denn nur so konnte ich meinen Onkel aus mir vertreiben, ich bin dir sehr dankbar dafür.“, dann spürte ich seine Lippen auf meinen, es fühlte sich so an, als hätte ich diese Lippen seit vielen Jahren nicht mehr berührt. Der Kuss wurde immer inniger und bald darauf brannte unsere Leidenschaft aus tiefster Feuersbrunst und wir vergaßen alles um uns herum.

Wir wollten einander, wie noch nie in unserem Leben, nichts und niemand wird uns je von unserer Liebe abhalten können, nicht einmal Ganyos hatte die Macht dazu. Nachdem die Hitze in unseren Körpern nachließ, zogen wir uns wieder an und hatten ein seliges Lächeln auf den Lippen, wir gingen zurück zum Lager und bereiteten alles vor, denn wir wollten weiter Richtung Süden und zum ersten Mal spürte ich, dass wir dem Ziel so nah waren, wie noch nie. Auf dem Weg zurück sah ich ihm immer wieder in die Augen, sein Strahlen war wieder da und die Verzweiflung war der Hoffnung gewichen, dass alles gut wird und wir Tatze und Kusiran finden werden.

Als uns die Krieger zusammen sahen, brach eine Welle von Jubelrufen aus, die ein Erdbeben hätten auslösen können. Sie freuten sich alle für uns, als wären sie unsere engsten Freunde, dabei kannte ich sie alle nicht mal, geschweige denn, dass ich auch nur einen Namen von ihnen wusste, aber es fühlte sich gut an, neben Moran zu stehen und zu sehen, wie glücklich wir die anderen damit machten.

Ich weiß, es klingt komisch, aber ich fühlte so. Das Lager war schon abgebrochen, wir mussten nur noch auf die Pferde aufsteigen und konnten sofort los reiten, doch dann hörten alle ein Knurren und sahen sich um, wo es herkommen könnte und ich war die Einzige, die sich nicht wunderte, denn ich wusste wo es herkam.

Moran war der Erste, dem auffiel, dass das Knurren aus meiner Richtung kam, er lächelte mich an.

„Sag mal, kann es sein, dass du Hunger hast?“

Ich sah ihn an und grinste sehr breit, denn er hatte es erraten und da ich seit gestern nichts mehr gegessen hatte und ich das Frühstück verpasst hatte, war mein Hunger um so größer.

 

Alle grinsten sich einen, als sie merkten, dass mein Magen es war, der da knurrte und schon hatte ich etwas Essbares in der Hand und wir konnten los. Diesmal musste ich Moran nicht hinter mir herziehen, diesmal war er es, hinter dem wir fast nicht hinterher kamen, doch dann kam mir ein Gedanken und ich blieb stehen, ich war geschockt, ich hatte ihm meine Erinnerungen sehen lassen, aber was, wenn Ganyos, da schon eine Verbindung hatte, dann wusste er sehr wohl, dass ich mich weiterentwickelt hatte. So ein Mist, irgendetwas musste ja schief laufen.

„Was ist los, Bela? Stimmt was nicht?“

Ich sah Moran an, der mich erwartungsvoll ansah.

„Ab wann genau, hast du gespürt dass du nicht du selbst bist, vor oder nachdem ich dir ein paar Erinnerungen gezeigt habe?“

Sein Blick verriet mir, dass er verstand, worauf ich hinaus wollte. Er lächelte.

„Mach dir eine Gedanken, es war lange danach und selbst wenn er es bemerkt hat, das hält uns nicht auf, deine Schwester zu finden und zu retten.“

Seine Zuversicht will ich haben, denn die hatte ich nicht, Ganyos würde sicher noch öfter versuchen uns zu manipulieren.

Soll er doch, ich lächelte so vor mich hin und teilte Morans Meinung, jetzt waren wir unschlagbar. Doch plötzlich kam der Späher zu uns geritten, den wir vorgeschickt hatten, damit er uns warnen konnte, wenn etwas sein sollte.

„Nicht weit von hier ist die Burg und es sieht so aus, als wenn wir erwartet werden. Soldaten stehen vor den Toren und sind angriffsbereit, wir sollten vorsichtig sein.“

„Ich nehme Draco und heize denen ein wenig ein, dann habt ihr es leichter sie zu besiegen und dann versuche ich in die Burg zu kommen und ich werde mir ein paar Männer mitnehmen, Draco und seine Horde wird uns dann von der Luft aus helfen, wir sollten hier unser Lager aufstellen und erst einmal abwarten, ich würde sogar lieber in der Nacht angreifen. Die Drachen sehen Nachts ganz gut, also bilden sie die Vorhut und machen dann mit ihrem Feuer Licht, dann sehen wir mehr von unserem Gegner und sind der Dunkelheit nicht schutzlos ausgeliefert.“

Plötzlich hatte ich eine Hand auf meiner Schulter, es war Sirez, er grinste mich an.

„Und jetzt sage mir noch einmal, dass du nicht das Zeug zu einem Hauptmann hast.“

Jetzt sah ich ihn fragend an und bemerkte, dass alle sich in Bewegung setzten und ein Lager aufschlugen, selbst Moran lächelte mich an und nickte mir zu, als würde er damit sagen wollen „Gut gemacht.“, dann war mein Vorschlag doch recht gut, also stieg ich von Storm ab und ging zu Draco, der mit seiner Horde hinter uns blieb. Ich erklärte ihm, wie wir vorgehen wollten und er nickte mir zu. Als ich zurück kam, waren die Zelte aufgebaut und Moran sagte zu mir, dass wir uns hinlegen werden, damit wir ausgeruht sind, wenn es losgehen würde. Also lag ich in Morans Armen und schlief ein.

 

Ich stand wieder auf der Wiese, auf der ich den Engel zum ersten Mal sah. Auch der schneeweiße Schwan war da und putze sein schönes Gefieder am Ufer des breiten klaren Flusses, doch diesmal gesellte sich ein Zweiter hinzu und schmiegten sich an einander, dann schwammen sie auf dem Fluss hin und her, bis sie sich gegenüber standen und sich in die Augen zu sehen schienen. Dann berührten sie sich am Rumpf und ihre Köpfe neigten sie nach vorn und berührten sich an der Stirn. Von meinem Standpunkt aus, sah es so aus, als bildeten die mit ihren Hälsen ein Herz. Sie strahlten wieder dieses Licht aus und mir wurde warm ums Herz.

Dann sah ich hinüber zu dem Wald, der ebenfalls in all seiner Pracht strahlte, die frische Sommerbrise spielte mit meinen Haaren und legte sie mir ins Gesicht, so dass ich nichts mehr sah. Als ich meine Haare aus meiner Sicht nahm, stand sie wieder vor mir und wieder einmal war ich von ihrer Schönheit überwältigt. Sie reichte mir wieder eine Hand und ohne zu zögern ergriff ich sie und ließ mich führen. Sie ging durch den Wald und am anderen Ende des Waldes sah ich eine Burg, ob es die Burg von Ganyos war?

Sie sah mich an und lächelte wieder und zog mich weiter mit sich. Bei jedem Schritt, den sie tat, wippten ihre Haare auf und ab. Wir standen vor der Burg und sie kam mir gewaltig vor und ich sah über ihr einen Himmel, der in einem sanften rot getaucht war, die Abendröte herrschte nun über dem Himmel und ließ die Burg bedrohlicher aussehen, als sie es eigentlich wirklich war.

Der Engel drehte sich zu mir und sprach mit ihrer engelsgleichen Stimme zu mir:

Du wirst hier finden, was du suchst und du sagtest einmal, dass nun mir ein Wunsch frei stünde. Es gibt da etwas, um das ich dich bitten möchte. Ich bin ein Schutzengel und vielen meiner Schützlinge half ich, in dem ich ihnen im Traum einen Wunsch gewährte und ihn erfüllte, aber niemand war mir dankbarer als du. Es gibt nichts, dass ich mir wünsche, ich möchte nur, dass du lebst und dass du das Kind in deinem Leib beschützt. Und das worum ich dich bitten möchte ist, dass ich dich verlassen darf, damit ich meine schützenden Hände auf deinem Kind legen kann. Das ist alles worum ich dich bitte.“

Ein Kind? War ich wieder schwanger?

Wie meinst du das?“

Sie lächelte wieder eines ihrer schönsten Lächeln und sagte zu mir:

Es ist, wie die Zwillinge, ein Kind der Liebe und wurde erst vor wenigen Stunden gezeugt und solange du es in deinem Leib nährst, werde ich bei dir bleiben, aber sobald es geboren wird, werde ich sein Schutzengel sein.“

Ich erwiderte ihr Lächeln, sie musste mich nicht darum bitten, denn einen besseren Schutz hätte ich meinem Kind nicht geben können. Ich nickte ihr zu und willigte somit ein.

Sie machte ein überglückliches Gesicht und tanzte wieder mit mir, dabei zogen wir durch den Wald und waren wieder an dem Fluss, dann ließen wir uns wieder in das saftige Gras fallen und lachten aus vollem Herzen. Nach einer ganzen Weile, stand sie auf und verschwand wieder am sternenklaren Himmel und leuchtete aus voller Kraft, so dass ich den Stern immer wieder fand, das war also der Stern meines Kindes.

Ein strahlendes Geschöpf. Ich setzte mich auf und beobachtete die Schwäne noch eine ganze Weile, sie schmiegten sich immer wieder aneinander, bildeten immer wieder dieses Herz und schwammen des öfteren um die Wette, man sah ihnen ihre Freude und ihre Liebe zueinander an.

 

Ich erwachte und hatte ein Lächeln auf den Lippen, dann weckte ich Moran mit einem Kuss, ich war mehr als glücklich mit ihm. Er erwachte und sah mich in mein strahlendes Gesicht.

„Du scheinst sehr gut geschlafen zu haben, dar ich erfahren, wovon du geträumt hast oder ist das auch ein Geheimnis?“

Mein Grinsen wurde breiter und flüsterte ihm ins Ohr:

„Später werde ich dir davon erzählen, wenn wir wieder zurück sind, jetzt sollten wir erst einmal aufstehen und uns für den anstehenden Angriff bereit machen.“

Er nickte mir zu und stieg aus dem Bett, als wir uns ausreichend vorbereitet hatten, klärte ich mit den Männern ab, wer mir in die Burg folgen würde.

Ich wählte spontan zehn Männer aus, denn wenn ich spontan wählte, hatte ich eine gute Wahl getroffen. Meinen Plan legte ich ihnen dar, sagte ihnen wann und wo wir uns treffen, damit wir in die Burg eindringen konnten. Die zehn Krieger gaben mir zu verstehen, dass sie es so machen würden, wie ich es sage, dann erzählte ich Odim, Sirez und Moran, was sie zu tun hatten und auch sie willigten ein, es genauso zu tun.

Die ganze Zeit über hatte Moran ein Grinsen im Gesicht, ich dagegen war eher ernst und sehr konzentriert auf das, was noch kommen wird, auf das, was vor uns lag. Irgendwann ging es mir gegen den Strich, dass er da stand und so vor sich hin grinste.

„Was? Findest du das hier wirklich lustig?“

Dann kam er einen Schritt auf mich zu und sah mir tief in die Augen.

„Du weißt schon, dass, wenn das hier so weiter geht, wir irgendwann einmal zu Rivalen werden, denn du bist nicht nur ein guter Hauptmann, der akzeptiert wird, sondern auch noch ein guter Taktiker. Irgendwann, werden mir die Männern ihren Dienst verweigern, weil sie nur noch mit dir zusammen arbeiten wollen. Und lustig ist die Tatsache, dass Sirez mir erzählte, wie sehr du dich gesträubt hast, diese Stelle anzunehmen und jetzt habe ich den Anschein, dass du nie etwas anderes gemacht hast.“

Sein Lächeln war verschwunden und ich sah in die Augen eines Rivalen, der aber keiner war, denn ich wollte die Stellung nicht.

„Keine Sorge, wir werden schon nicht zu Rivalen, denn wenn wir wieder zurück sind, werde ich mich zur Ruhe setzen und du hast dann die Männer ganz allein für dich.“

Jetzt war ich diejenige, die ein Grinsen auf den Lippen hatte, erst nach einer Weile nickte mir Moran lächelnd zu und ich gab den Befehl, dass wir allmählich loslegen konnten. Sie stellten sich alle auf und ich sah sie mir alle an.

„Es geht gleich los, wir werden in die Schlacht ziehen, die ich vor habe zu gewinnen und ich hoffe ihr helft mir dabei, denn ohne euch ist es mir nicht möglich. Viele von euch werden ihr Leben lassen, darum bitte ich euch, passt auf euch auf. Ich will so wenig Verluste wir nur irgend möglich. Wenn wir Ganyos überwältigt haben, dann komme ich mit ihm heraus und dann sollte die Schlacht zu Ende sein. Gebt euer Bestes und zeigt denen, dass sich niemand mit uns anlegen sollten, habt ihr verstanden!“

Die letzten Worte schrie ich heraus, mein Kopf steckte schon im Kampf, einen den ich gewinnen wollte, nein, sogar musste, denn es stand nicht nur das Leben meiner Schwester und ihres Geliebten auf dem Spiel, sondern auch das von meinem Kind.

Vor mir stand eine jubelnde Armee und jeder von ihnen hatte ein Lächeln auf den Lippen, sie waren alle zuversichtlich, dann kam der Späher, der die Situation unseres Gegners im Auge behielt.

Sie scheinen am Einschlafen zu sein, wenn wir jetzt angreifen, dann werden sie mehr als überrascht sein.“

Seine Worte waren wie ein Startschuss, keiner sagte etwas, sie gingen einfach los und ich machte mich auf dem Weg zu Draco und sagte ihm: „Es geht los.“, und stieg auf seinen Rücken.

19. Kapitel - Verbündete ?

Ich flog mit Draco voran und ich sah die Soldaten, wie sie da standen und eigentlich hätten sie erschreckend aussehen sollen, doch sie wirkten müde, als stünden sie seit Tagen dort und warteten auf einen Angriff, der bis jetzt noch nicht kam. Wenige, die noch ihre Augen offen hatten, sahen die Drachenhorde und schlugen Alarm, doch der kam zu spät. Wir waren schon nah genug, um die Feuersbrunst der Drachen los zu lassen, also spie ein Drache nach dem Anderen sein Feuer und die Soldaten wussten im nächsten Moment nicht, was los war.

Einige ergriffen sofort die Fluch, das waren wahrscheinlich die, die den Angriff auf das Schloss verübt hatten und überlebten. Die anderen standen da und sahen ihren Tod ins Augen und schienen zu kapitulieren, denn mit dieser Übermacht haben sie nicht gerechnet. Aber sie blieben standhaft, sie rannten nicht weg und kämpften für ihre Sache, das war zwar bewundernswert, aber es war die falsche Sache, für die sie kämpften.

Mit Draco überflog ich die Burg und betrachtete sie von allen Seiten und fand keinerlei Tür oder Tor außer dem Haupttor, dann müssen wir uns eben den Weg frei brennen und mit Draco war das kein Problem. Er konnte uns sogar drinnen helfen, denn hinter dem Tor lag ein großer Hof, auf dem er genug Platz hatte um sich frei zu bewegen und uns zu helfen.

Die Feuer brannten und ging eines aus, dann war sofort ein Drache da, der es wieder entzündete. Draco ließ mich bei den Kriegern runter und ich erstattete Bericht, dann gingen wir alle los und stürmten voran. Ich nahm mir die zehn Männer und ließ uns einen Weg frei brennen, damit wir zum Tor vordringen konnten. Doch das Tor stellte auch noch mal eine Herausforderung dar, denn es war massiv und auf der anderen Seite war es mit Sicherheit verriegelt. Wir standen nicht lange ratlos da, denn der Drache begriff unser Problem und stürzte sich auf das Tor, das sofort in seine Einzelteile zerfiel, als Draco sich dagegen warf. Ich lächelte ihm zu und deutete den zehn Kämpfern mir zu folgen.

Als wir durch das Tor gingen, warteten die nächsten Soldaten auf uns, wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir ohne Zwischenfälle direkt bis Ganyos hätten vordringen können. Ich schloss kurz meine Augen und baute verschiedene Verbindungen zu den Soldaten hinter uns auf und wies sie an, sich um die zu kümmern, die vor uns waren und siehe da, es klappte, also war es mir auch möglich, mit mehreren gleichzeitig zu kommunizieren.

Aber egal, wir mussten jetzt weiter, wir hatten keine Zeit zu verlieren. Als wir jedoch weiter gingen, hörten wir, wie die beeinflussten Soldaten fertig waren und uns folgten, ich hatte leider nicht daran gedacht, dass sie wieder zu sich kommen, wenn die anderen besiegt waren. Es war aber auch nicht das Problem, denn es waren nur zehn Soldaten und um die hätten sich drei oder vier Dunkelelfen kümmern können, doch was dann geschah, glaubte ich noch nicht so recht.

Die zehn Soldaten fielen vor mir auf die Knie und baten mich, sie zu befehligen und mitzunehmen. Ich guckte dumm aus der Wäsche, wer konnte mir das auch verdenken. Ich sah sie an und fragte warum, dann sah einer von ihnen zu mir auf und sagte zu mir:

Wir hassen Ganyos und doch müssen wir tun was er sagt, denn er sagt, das ist Teil der Prophezeiung.“

Moment mal, jetzt kommt der mir mit einer Prophezeiung, will der uns ablenken oder gab es wirklich eine und selbst wenn, was hat das mit dem zu tun, was ich hier tue?

Wovon sprichst du?“

Er sah mich verwirrt an, anscheinend kannten hier alle diese Prophezeiung, aber selbst meine Krieger zogen die Schultern hoch, also kannten sie sie auch nicht.

Es ist eine Prophezeiung, die besagt, dass irgendwann einmal jemand in den Krieg zieht, jedoch besteht die Armee nicht nur aus Kriegern seines Volkes, es sind zwei. Ganyos sagte, er sei derjenige.“

Daher weht der Wind, aber hinter jemanden stehen sieht anders aus.

Aber ihr steht nicht hinter ihm, sonst würdet ihr nicht überlaufen wollen, also was wollt ihr wirklich?“

Ich redete mit meinem Gegner und verlor dabei wertvolle Zeit, ich sollte mich echt mal in den Hintern treten.

Ihr seid der Krieger mit der Armee, denn das eine Volk sind die Dunkelelfen und das andere Volk die Drachen und nun wollen wir uns euch anschließen, um aus den zwei Völkern drei zu machen. Hier sind noch viele Soldaten die euch dienen würden.“

Bin ich wirklich diese besagte Person, der Krieger? Aber ich kann nicht mal kämpfen.

Ihr irrt euch, ich bin nicht hier um einen Krieg zu führen, sondern um mir etwas zurück zu holen, dass Ganyos mir gestohlen hat. Ich bin kein Krieger und ich werde auch nie einer sein. Wenn ihr uns unbedingt helfen wollt, dann geht und genießt eure Freiheit.“

Wenn sie wirklich ehrlich waren, dann würde sich hier einiges erleichtern, aber ich sah das falsch.

Wir werden nicht gehen, wir wollen dir helfen, euch helfen. Bitte, wenn wir mit anderen Kriegern reden, dann schließen sie sich euch an.“

Ich wusste nicht warum, aber ich glaubte ihm und sollte er wirklich gelogen haben, dann ist das jetzt unser Untergang. Meine Augen waren geschlossen und Moran war mit kämpfen beschäftigt und dennoch sprach ich zu ihm.

Waffenruhe, vertrau mir, ich habe einen Plan, ich komme gleich raus und dann hoffe ich, dass ich nicht falsch liege.“

Anschließend öffnete ich meine Augen.

Wir gehen alle gemeinsam vor das Tor und dann werden wir sehen, ob du die Wahrheit gesagt hast, denn ich lasse dich zu den Soldaten sprechen.“

Er setzte ein Lächeln auf und nickte mir zu, erst als ich an ihnen vorbeigegangen war, standen sie auf und folgen uns. Die zehn Krieger an meiner Seite machte nicht den Eindruck, als seien sie nicht damit einverstanden, dass heißt dann also, auch sie vertrauten mir.

Als wir draußen vor dem Tor ankamen, ging ich erst einmal auf Moran zu, der einen Soldaten an der Kehle gepackt hatte, um ihn auf Abstand zu halten. Ich legte meine Hand auf seinen Arm und deutete ihm damit, ihn los zulassen, der Soldat, der sich mir anschließen wollte, beruhigte den Soldaten, dessen Hals noch schmerzen musste, dann sprach er zu seinesgleichen:

Wir wollen das hier doch gar nicht, wir hassen Ganyos für seine Überheblichkeit und für das, was er unseren Familien angetan hat. Wir haben nichts mehr zu verlieren, also, warum nicht die Seiten wechseln und Ganyos stürzen. Wer schließt sich dieser Frau an und kämpft mit ihrer Armee gegen ihn?“

Dieser Soldat stellte sich hinter mich und fiel wieder auf die Knie, ich dachte, ich würde träumen, er meinte es also ehrlich und selbst die Drachen standen um uns herum und horchten aufmerksam seinen Worten zu, also verstanden sie jedes Wort.

Draco war der erste, der mit seiner Geste den Eindruck machte, dass er sich verbeugte, Moran war der nächste. Ich war geschockt, Moran fiel vor mir auf die Knie, warum macht er das? Doch dann senkte sich einer nach dem Anderen auf die Knie, ich war jetzt die Einzige die noch stand.

Ihr seid doch alle nicht mehr ganz dicht.“, und ging an ihnen vorbei, ich wendete mich wieder meinem Ziel zu und ließ sie alle auf dem Boden knien, ich war ganz schön überfordert mit der ganzen Situation, als ließ ich sie hinter mir und wendete mich wieder der Rettung meiner kleinen Schwester zu. Ich verfolgte ihr Band und fand sie im Keller, alle Soldaten, die mir über den Weg liefen, fielen auf die Knie, die Worte des Soldaten reichten also bis hier her.

Tatze saß an der Mauer und weinte bitterlich, ich wusste, dass sie hier einiges durchmachen musste, ich ließ die Tür zu ihrem Gefängnis öffnen und sie sah mich ängstlich an, doch dann begriff sie, was los war und erkannt ihr große Schwester. Sie rannte auf mich zu und drückte mich so fest an sich, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Sie weinte immer noch, aber jetzt waren es Freudentränen, dann sah sie die Soldaten auf den Knien und sah mich fragend an.

Frag mich nicht, die sind nicht mehr ganz dicht, was meinst du, was vor der Burg los ist, wir suchen jetzt Kusiran und dann siehst du, was ich meine.“

Sie verstand natürlich nichts, aber egal, wir gingen weiter, denn jetzt verfolgte ich das Band von Kusiran und fand ihn schließlich etliche Gänge weiter und ein paar Etagen tiefer und auch hier fielen die Soldaten auf die Knie.

Langsam aber sicher nervte es, nur ich sagte nichts, denn ich hatte Tatze endlich gefunden, nur etwas war seltsam, es war zu einfach. Ich fürchtete, dass die Soldaten dann angriffen, wenn wir dachten, wir seien in Sicherheit. Auch Kusiran fand es sehr komisch, dass ich plötzlich fast schon wie eine Königin behandelt wurde, fehlte nur noch, dass sie mich mit „Euer Hoheit“ oder „Eure Majestät“ ansprachen.

Mir lief ein Schauer über den Rücken, das war mir zu unheimlich, ich wollte so schnell es ging hier raus und das Paar sah es ähnlich, denn Kusiran sagte:

Lass uns gehen, bevor Ganyos etwas bemerkt.“

Er hatte Recht, wir sollten gehen, aber ich war mir sicher, dass Ganyos bescheid wusste und er würde angreifen, wenn wir dachten, es kommt nichts mehr. Die Soldaten kamen hinter uns her, behielten aber Abstand, wie gesagt, es nervte mich, ich wurde nur ungern verfolgt, wer will das auch schon, ich jedenfalls nicht.

Wir kamen nach unzähligen Gängen und Türen endlich auf den großen Hof an und gingen weiter Richtung Tor und dort angekommen, entglitt mir der Gesichtsausdruck, sowie der von Tatze und Kusiran.

Alle, aber wirklich alle, waren immer noch auf den Knien und die Soldaten, die nicht wenige waren und uns aus der Burg folgen taten es den anderen gleich. Kusiran sah sich um, sah Moran, Sirez und Odim, die eben falls auf den Knien waren und gesellte sich zu ihnen uns sank eine Etage tiefer.

Ich sagte doch, die sind nicht ganz dicht. Und Gnade dir Gott, wenn du auch auf den Boden rutschst.“

Sie sah mich entsetzt an.

Was denkst du von mir? Das würde ich niemals tun. Warum sollte ich mich auch vor dir in den Dreck werfen, das hab ich nicht nötig, da finde ich Dinge, die mir tausend mal besser gefallen würden.“

Ich lächelte sie an, denn das war die erste Antwort, die mir gefiel.

Dann sag denen, die sollen das lassen oder ich gehen alleine nach Hause.“

Tatze stand baff da und sah sich um, dann sah sie wieder zu mir und dann zu der knienden Masse.

Das kannst du schön allein machen.“

Und was jetzt?“

Sie sah sich wieder um und dann sah sie wieder zur Burg.

Wir sollten ihn finden, bevor er noch mehr krumme Dinger dreht, wie hast du uns eigentlich so schnell gefunden, denn als wir Kusiran suchten, sah es fast so aus, als wüsstest du, wo du lang musst.“

Ich zog die Schultern hoch und sah sie ahnungslos an und ging in die Burg hinein, sie folgte mir und sonst niemand, die warten doch nicht wirklich, dass ich ihnen jetzt auch noch Befehle gebe? Tatze blieb wieder stehen und sah nach hinten zu den ganzen Männern und sah mich an.

Du wirst von so vielen Männern verehrt, was hast du mit denen gemacht? Und um ehrlich zu sein, wir bräuchten ihre Hilfe und ohne dein Wort, bleiben sie noch die nächsten Jahre dort wo sie sind. Gib dir einen Ruck, du darfst sie alle herumkommandieren, wann hat man schon mal die Gelegenheit? Aber bitte kommandiere nicht Kusiran, der gehört mir.“

Ein gefährliches Leuchten sah ich in ihren Augen, aber ich wollte ihn auch gar nicht, denn ich hatte Moran, aber selbst der klebte am Boden fest.

Ich glaube du hast recht, aber ich will nicht, ich bin nun mal nicht ihr Hauptmann, auch wenn mich Sirez vom Gegenteil überzeugen wollte, ja sogar Moran sieht mich als Rivalen, was die Stellung betrifft. Och menno, na gut, ich geb mich geschlagen.“

Schnellen Schrittes ging ich zurück und sah sie immer noch warten.

Ihr habt gewonnen, so, seid ihr jetzt glücklich? Draco! Du hilfst mir mit ein paar Drachen aus der Luft. Moran! Du suchst dir die besten Männer zusammen und durchsuchst die Burg, ich rechne damit, dass das hier nur eine Falle ist, es lief alles zu gut und zu einfach. Und du da! Wie ist dein Name?“

Mit du da, meinte ich den Soldaten, der sich als erster mir vor die Füße geworfen hat. Er sah nicht auf und bewegte sich keinen Millimeter, doch er sprach laut und deutlich zu mir:

Mein Name ist Koza, Euer Hoheit.“

Oh man, ich hätte ihn schlagen können, tat es aber nicht.

Koza! Sagst du oder ein anderer auch nur noch einmal 'Euer Hoheit' oder 'Eure Majestät', dann raste ich aus, verstanden? So nun wieder zu dir, Koza, such dir die besten Soldaten zusammen, denn ihr kommt mit mir, denn wir werden Ganyos suchen. An alle! Wenn ihr zweifelt oder Bedenken habt, dann betretet unter keinen Umständen die Burg, denn Ganyos wird es wissen und euch kontrollieren, ich möchte nicht gegen die eigenen Leute kämpfen müssen, dass heißt, jeder der zweifelt und nicht willensstark ist, der geht nach Richtung Norden und sucht das Schloss der Dunkelelfen auf, ich sorge dafür, dass euch dort niemand angreift.“

Man sah sofort, dass die jüngeren unter ihnen sofort nach Norden aufbrachen, darunter waren Soldaten und Dunkelelfen, die Drachen blieben und bildeten Wachposten, ich habe so was zwar noch nie gesehen, aber es gefiel mir. Eine Hand voll Drachen flogen los und umkreisten die Burg, darunter war auch Draco. Ungefähr hunderte Dunkelelfen liefen in die Burg und gaben mir das Zeichen, dass sie sich umsehen werden, unter ihnen waren auch Moran, Sirez, Odim und Kusiran. Diese teilten sich in vier Gruppen auf und sahen sich um. Von den Soldaten sammelten sich etwa zwanzig vor mir und der Rest blieb vor der Burg und sammelten sich auf den großen Platz davor.

Ihr solltet euch aufteilen um die ganzen Burg herum, damit keiner raus oder rein kann. Und wir gehen jetzt rein.“

Dann liefen wir los, als wir drinnen standen nahm ich Tatze an die Hand und sagte zu ihr: „Führe mich, ich will auf der Suche nach Ganyos nicht gegen eine Wand laufen müssen.“

Sie nickte mir zu und ich schloss meine Augen und da der Boden sehr eben war, konnte ich schnell mit ihnen laufen. Ich suchte immer wieder nach seinem Band, aber ich fand keins, nur warum? Er war also wirklich immun. Aber ich gab nicht auf, ich versuchte es immer weiter und scheiterte jedes Mal immer wieder aufs Neue.

Ist noch jemand in der Burg, jemand, der ständig bei ihm ist?“

Die Soldaten überlegten nicht lange und Koza antwortete sehr schnell:

Unser Hauptmann mit fünf Soldaten sind seine Leibgarde.“

Haben wir eine Chance gegen sie?“

Koza dachte länger darüber nach, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass sie schwer einzuschätzen und somit schwer zu schlagen waren.

Wir werden sie nicht leicht besiegen können, aber es ist nicht unmöglich, ich bin aber nur nicht sicher, ob wir überhaupt gegen sie kämpfen müssen, denn ich weiß nicht, ob sie sich uns anschließen würden.“

Die letzten Worte hätte er sich sparen können, denn das war mir klar, denn man wählte jemanden nicht umsonst zur Leibgarde, wenn dieser nicht stark und loyal war. Ich schloss meine Augen wieder und suchte nach einer kleinen Ansammlung an Menschen, denn es waren hunderte Krieger in der Burg, die größere Gruppen bildeten und die Leibgarde bestand nur aus fünf, daher sollte ich sie finden können.

Doch was ich fand, ließ mich schlucken und ich blieb abrupt stehen.

Was ist los? Geht es dir nicht gut?“

Die Frage war gut, mir ging es wirklich auf einmal nicht gut, denn ich fand keine kleine Gruppe, sondern eine große Gruppe von etwa hundert Mann. Schnell stellte ich eine Verbindung zu Moran, Sirez, Odim und Kusiran her und sagte ihnen, wo sie hingehen sollten und was dort auf uns wartete. Ich stellte auch Verbindung zu ein paar Männern vor der Burg her und lotste sie zu uns. Als ich meine Augen wieder aufmachte, sah mich Tatze besorgt an.

Du machst dir zu recht Sorgen, seine Leibgarde besteht nicht aus fünf Soldaten, es sind ungefähr hundert. Kleinere Ansammlungen konnte ich nicht finden.“

Alle sahen mich geschockt an und dann fragte mich Koza:

Und was machen wir jetzt? Selbst hundert Soldaten kriegen wir klein, aber eine Leibgarde, ist schwerer zu besiegen. Dennoch sollten unsere Männer ausreichen, ich gehe und hole die Anderen.“

Das ist nicht nötig, das habe ich schon getan. Wir warten hier auf sie, dann gehen wir weiter, die anderen vier Gruppen wissen auch bescheid, sie werden auf uns warten, bevor sie angreifen.“

Jetzt war es Koza, der mich komisch ansah und ich wusste auch warum, denn es war ihm ein Rätsel, wie ich solche Dinge wissen konnte und dann auch noch mit jemanden reden konnte, der nicht da war ohne dass ein anderer es mit bekam.

Stell die Frage nicht, wir haben keine Zeit, also halte ich mich kurz. Ich besitze die Fähigkeit, anderen meinen Willen aufzuzwingen, wie das funktioniert, erkläre ich dir in Ruhe, wenn wir hier fertig sind.“

Er nickte stumm und nahm es erst einmal einfach nur hin. Es dauerte nur wenige Minuten, dann kam eine weitere Gruppe, aber diese Gruppe bestand aus sechzig Soldaten, somit hatte ich jetzt achtzig Soldaten und ein paar hundert Dunkelelfen unter meinen Befehl, das sollte ausreichend sein, um die Leibgarde zu zerschlagen und Ganyos seiner gerechten Strafe zukommen zu lassen.

Wir gingen weiter und trafen dann auf die Dunkelelfen, gemeinsam gingen wir weiter, dann standen wir vor einer Tür, der Raum musste riesig sein, denn hundert Soldaten brauchten Platz. Ich stieß die Tür auf und sah die Soldaten, die bereit zum kämpfen waren und mitten drin stand ein Thron, auf dem Ganyos arrogant Platz genommen hatte. Dieser Thronsaal war allerdings riesig, wenn man ihn mit Menschen füllen würde, hätten hier mehr als achthundert Platz und das war nur eine Schätzung.

Ich war sehr wütend, aber ich musste jetzt ruhig bleiben, doch das gelang mir nicht, denn auch ohne Befehl, griffen meine Krieger an und ich war froh darüber, dass sie nicht darauf warteten. Ganyos hatte sich geirrt, denn er war nicht der aus der Prophezeiung, denn das war ich, denn hinter mir standen zwei Völker, die für mich kämpften und hinter ihm, stand nur eine Leibgarde aus Menschen.

Die Drachen zählte ich nicht dazu, denn für mich waren sie wie Tiere, sie lebte wie welche und verhielten sich auch dementsprechend, daher waren die Menschen und die Dunkelelfen die zwei Völker. Ganyos bemerkte, dass ich sie anführte, er merkte auch sehr schnell, dass seine Soldaten hinter mir standen und in meinem Namen kämpften.

Man merkte Ganyos förmlich an, dass er kurz davor stand vor Wut zu platzen, er sah sich um und versuchte zu kontrollieren, wen er erwischen konnte, doch seinem Gesichtsausdruck zu folge, klappte es nicht. Ich wusste schon warum ich die Willensstarken gewählt hatte und die anderen nach Hause schickte.

Dann jedoch sah er zu mir und ich fühlte mich plötzlich anders, ich sah ihm in die Augen und ich tat plötzlich einen Schritt vor den andern, obwohl ich nicht gehen wollte. Ich erinnerte mich an Morans Worte, als er sagte, er konnte sehen, aber nichts tun. Er hatte mich also unter Kontrolle, das musste ich verhindern, aber ich kam nicht dagegen an. Dann stand ich vor ihm und er lächelte dämlich, ich wusste, dass das nichts Gutes bedeutete.

Aber ich gab noch nicht auf, anstatt mich zu wehren, begann ich ihn zu bannen, denn immerhin war der Blickkontakt da und er stand genau vor mir, das sollte mir nicht schwer fallen. Also konzentrierte ich mich auf ihn und sein Grinsen verschwand, ich konnte mich immer noch nicht bewegen, aber er schien zu merken, dass etwas nicht stimmte. Dann spürte ich einen Ruck, der durch meinen Körper ging.

Ich spürte die Freiheit, mich wieder bewegen zu können. Hinter mir tobte der Kampf und ich hörte die Kämpfer schreien, krächzen und ich hörte, wie die Waffen aufeinander trafen, aber auch leblose Körper zu Boden fallen und ihre Waffen auf dem Boden scheppern, wenn sie der Kämpfer nicht mehr halten konnte.

Ich war wutentbrannt, denn warum mussten so viele für sein Ziel sterben? Es machte mich rasend vor Wut und dennoch blieb ich ruhig, dann griff ich mit meiner rechten Hand an meinen Schenkel und umfasste den blutroten Griff des Dolches, den mir Sirez einst schenkte, als ich von Ganyos das erste mal bedroht war. Ich zog ihn langsam aus der blutroten Scheide.

Jetzt wirst du für alles bezahlen, für all das Leid, für all den Schmerz, den Tod und die Trauer die du gebracht hast. Alles hat jetzt ein Ende.“

Ich holte aus und rammte den Dolch in sein Herz, seine Augen weiteten sich und er fiel leblos zu Boden.

20. Kapitel - Schutzengel

Ich drehte mich um und ging aus dem Saal, ich hörte, dass die Kämpfe zu Ende waren und spürte die Blicke der Kämpfer auf mir ruhen. Doch ich ging weiter, ich wollte raus, ich musste an die frische Luft, ich wollte weg von hier. Tatze kam mir hinterher und redete am laufendem Band, aber ich hörte keines ihrer Worte. Ich könnte spekulieren, was sie sagen könnte, aber das wollte ich nicht, ich ging einfach weiter und beachtete sie nicht.

Mein Körper fühlte sich taub an, dabei spürte ich jede Berührung unter meinem Füßen mit den Boden, ich spürte die Kleidung auf meiner Haut, die Wärme der Fackeln an den Wänden, ja sogar einen leichten Luftzug in meinem Gesicht, ich konnte mich auch frei bewegen.

Mir war unklar, wo das Gefühl herkam, aber es fühlte sich unangenehm an und ich hoffte, dass es bald verschwinden würde. Tatze redete immer eindringlicher auf mich ein, aber ich verstand dennoch keines ihrer Worte. Ich erreichte den Hof und ging geradewegs zum Tor, ging hindurch und ging dann weiter Richtung Norden. Ich spürte die kühle Nachtluft auf meiner Haut, hörte die Blätter der Bäume im Wind rascheln. Als ich den Wald erreichte, roch ich die Pflanzen und die Erde und fühlte mich wieder ein wenig wohler, ich blieb stehen und lehnte mich an einen Baum. Erst jetzt bemerkte ich, dass Tatze nicht mehr neben mir war, es war still und ich schloss die Augen und genoss die Ruhe, mein Körper entspannte sich und ich rutschte an dem Baum herunter und saß auf seinen Wurzeln. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie angespannt ich war, jetzt jedoch saß ich entspannt auf den Wurzeln und hielt meine Augen immer noch geschlossen.

Dann spürte ich etwas feuchtes auf meiner Wange und ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Die Tränen stürmten über mein Gesicht, der Kloß machte es mir fast unmöglich zu schlucken, doch ich ließ es zu und weinte einfach nur.

Meine Tränen galten all denen, die heute ihr Leben lassen mussten und denen, die vor langer Zeit seinetwegen sterben mussten. Sie galten aber auch denen, die zurückgelassen wurden, weil ihr Liebster, Vater oder Sohn verstorben war. Nicht zuletzt weinte ich, weil ich etwas Schreckliches getan hatte, ich weinte um all die, die ihr Leben ließen und selbst habe ich eines genommen. Ich habe es tatsächlich getan, ich habe getötet. Meine Hände sind die eines Mörders, es klebt sein Blut daran und ich würde es nie wieder abbekommen.

Jetzt war zwar alles vorbei, aber mir ging es hundeelend, auch wenn niemand um ihn trauern würde, dennoch war es für mich unfassbar, dass ich es getan hatte. Ich sah auf meine Hände und sah das Blut an ihnen, auch wenn dort keines war, ich sah es dennoch an ihnen herunter tropfen. Sie fingen an zu zittern und mein ganzer Leib stimmte mit ein und das Zittern wurde immer schlimmer.

Kein klarer Gedanke schafft es in meinem Kopf, denn es gab nur noch einen Gedanken, der mich quälte und der war:

'Ich bin ein Mörder!'

Was hatte ich nur getan? Scheusal hin oder her, was habe ich getan? Ich vergrub meinen Kopf in meinem Schoß und legte meine Arme schützend darüber und ich ließ all meine Tränen laufen und sie schienen kein Ende zu haben. Mir war nicht bewusst, wie lange ich dort saß, vielleicht gerade mal ein paar Minuten oder aber für Stunden, es war mir auch egal.

 

Dann tippte mich jemand an und sprach zu mir, mit einer besorgten Stimme:

Du musst nicht traurig sein, du bist kein Mörder, du hast nur einen Mörder aufgehalten und dafür gesorgt, dass er nicht weiter morden kann. Du musst jetzt aufstehen und nach vorn schauen, denn wenn du jetzt noch tiefer in die Verzweiflung fällst, dann gefährdest du dein Kind in dir. Du willst es doch, genauso, wie du Moran heiraten willst, denke an die Hochzeit und nicht an das, was gerade geschehen ist. Du hast nichts Böses getan, jeder wird dir dafür dankbar sein.“

Ich sah auf und sah in zwei waldgrüne Augen in einem besorgten Gesicht, dass von feurig rot, gelocktem Haar umrandet wurde. Sie hockte vor mir und legte ihre weißen Schwingen schützend um mich und gab mir Wärme, mein Zittern hörte auf und ich konnte jetzt sogar ein Lächeln auf ihren Lippen sehen. Sie war so wunderschön, wenn ich wirklich wollte, dass sie mein Kind in Zukunft beschützt, dann musste ich tun, was sie sagt. Aber dennoch herrschte völliges Chaos in meinem Kopf und der Gedanken, ein Mörder zu sein, verschwand auch nicht.

Sie ahnte von meinen Gedanken und legte auch noch ihre Arme um mich und gab mir zusätzlich Halt, dann flüsterte sie mir ins Ohr:

Du bist kein Mörder, du hast getan, was getan werden musste. Du hast Leben geschenkt und bist gerade dabei eines wieder zu nehmen, beschütze das ungeborene Wesen, es hat ein Recht darauf, geboren zu werden und ich glaube, du bist die Letzte, die dem Kind dieses Recht verwehrt. Ich kenne dich, du bist ein herzensguter Mensch und du wirst es bleiben. Komm, ich zeige dir etwas.“

Sie stand auf und hielt mir eine Hand entgegen, ich ergriff sie nicht sofort, denn mir war nicht klar, ob ich sehen wollte, was sie mir zeigen wollte. Ihr Lächeln zeigte mir, dass sie mich verstand und mir nicht schaden wollte, also ergriff ich ihre Hand und ließ mich von ihr führen. Sie breitete ihre Flügel aus und zog mich hinauf in den Himmel, fliegen fühlte sich fantastisch an, man fühlte sich so frei, als ob niemand einen zu Fall bringen würde. Wir flogen eine ganze Weile und sie machte während des Flug kleine Kunststückchen, indem sie einen Looping flog, dann war es eine Schraube und vieles mehr.

Ja, hier oben hatte man das Gefühl, alles machen zu können und jedes Ziel erreichen zu können, denn so gut wie alles, war von hier oben aus erreichen. Dann machten wir Halt, ich erkannte die Umgebung sofort, es war das Schloss der Dunkelelfen, aber nicht so wie ich es kannte, sondern anders. Da stand Ganyos, den ich getötet hatte, nur er sah sehr lebendig aus, er sprach mit Soldaten und gab ihnen Befehle und im nächsten Moment sah ich Gayana, wie sie angegriffen wurde, doch da war ein Dunkelelf, der sich dem Angreifer in den Weg stellte und starb.

Die Geschichte kannte ich bereits von Gayana selbst, sie hatte sie mir erzählt. Im nächstem Moment griffen wieder Soldaten an, es schien aber ein anderer Tag zu sein, denn an diesem Tag starben wieder ein paar Dunkelelfen, als sie Gayana versuchten zu helfen. Anschließend zeigte sie mir noch einige andere Angriffe, die ebenfalls mit toten Dunkelelfen endeten. Der letzte Angriff endete ohne Tote, aber dafür hatten sie Gayana entführt, wir folgten ihnen und der Engel zeigte mir, wie es Gayana während der Zeit erging.

Sie zeigte mir noch andere Grausamkeiten von Ganyos aus der Vergangenheit, er war wirklich ein Scheusal, um den niemand trauern würde, wobei ich mir nicht sicher war, denn Gayana war immerhin seine Schwester und ich glaubte nicht, dass Gayana nicht um ihrer Bruder trauern würde, wenn auch nur ein wenig. Wir flogen zu den Baum zurück, an den ich vor dem Flug noch saß.

Siehst du, du hast das Richtige getan, denn sonst hätte er mit den Grausamkeiten weitergemacht und ich möchte nicht wissen, wie viele er noch getötet hätte, vielleicht käme irgendwann einmal der Punkt, wo ich dich nicht mehr hätte schützen können. Irgendwann wäre der Tag gekommen, an dem ich dich verloren hätte und wenn ein Schutzengel nichts mehr tun kann, dann …“

Sie redete nicht weiter.

Ich konnte mir vorstellen, dass sie sehr unter meinem Tod gelitten hätte, dass sie hinterher vielleicht nicht mehr im Stande war, jemand andern als Schutzengel zu dienen. Es tat mir im Herzen weh, sie so zu sehen, aber es änderte nichts an daran, dass ich getötet hatte und sein Blut nun an meinen Händen klebte. Auch wenn er ein grausames Scheusal war und ich meinen Kindern leben geschenkt hatte, dennoch war ich sein Mörder und es tat sehr weh, damit nun leben zu müssen.

Sie sah mir tief in die Augen, ich hätte nie gedacht, mal einen Schutzengel weinen zu sehen, aber ihre Tränen liefen über ihre Wangen.

Ein Schutzengel, der seinen Schützling nicht mehr schützen kann, stirbt. Dein Tod wäre auch mein Tod. Ich habe mich zwar entschieden, deinem Kind ein Schutzengel zu sein, doch mit deinem Tod, wäre auch das Kind gestorben und einen Schutzengel ohne Schützling gibt es nicht.“

Sie nahm mein Gesicht in ihre warmen zittrigen Hände.

Ich habe Angst um dich, ich will nicht, dass dir oder dem Kind etwas zu stößt. Mein Tod ist mir egal, das Wichtigste für mich ist, dass ihr Zwei lebt, dafür würde ich mein Leben geben, denn dafür bin ich da. Du bist kein Mörder, denn ein Mörder, wie er hat keinen Schutzengel und du hast mich noch, ich bin immer noch DEIN Schutzengel.“

Ihr Blick war sehr ernst, auch wenn sie recht hatte und mich einiges von einem Mörder unterscheidet, dennoch habe ich getötet, die Tatsache kann man nicht einfach ignorieren. Sie ging wieder einen Schritt zurück, wischte ihre Tränen weg und hielt mir wieder eine Hand hin, ich ergriff sie ohne zu überlegen, denn ich war mir sicher, dass ich ihr vertrauen konnte. Wieder flogen wir weit oben, doch diesmal ohne Kunststückchen, sie war nicht mehr in Stimmung für so etwas. Ich fühlte ihre Verzweiflung, sie wusste nicht mehr, was sie machen sollte und hatte nur noch einen letzten Plan, um mich davon zu überzeugen, dass ich kein schlechter Mensch war.

Es war kalt und Dunkel, als wir landeten, es kam mir so bekannt vor. Dann sah ich mich selbst in knapper Kleidung und hielt mich am Kopf. Mein vergangenes Ich kam in das Dorf, in dem Amalia wohnte und schauten sich dort nach allen Seiten um, es brannte nur noch in einem der Häuser Licht, in Amalias Haus. Diese Bela klopfte und wurde herein gelassen, dann war es Tag, die Sonne stand hoch am Himmel und der Bürgermeister stand vor dem Stand und kaufte Eier. Ich sah, wie angeregt er sich mit uns unterhielt.

Er hätte dir niemals seine Hilfe angeboten, wenn du nicht die wärst, die du bist und sie hätte dich niemals als ihre Tochter gesehen, wenn du nicht dein Herz am rechten Fleck getragen hättest.“

Dann kamen die Dunkelelfen und es war sehr komisch zu sehen, wie dümmlich ich dreinschaute, als ich Moran zum ersten Mal sah. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, denn daran dachte ich schon lange nicht mehr, es war schön, daran erinnert zu werden. Dann rannte Amalia mit mir ins Haus und ich musste mit ansehen, wie die Soldaten ihnen hinterher kamen und sie quälten, danach einsperrten, um sich dann Moran allein vorzuknöpfen.

Dann hörte ich es wieder, dieses eine kleine Wort, das alles veränderte.

NEIN!“, schrie Amalia, aber niemand bemerkte, wer es war.

Mein vergangenes Ich trat hervor und ging auf den Soldaten zu und dann an ihm vorbei. Ich lächelte, denn ich wusste, dass ich in diesem Moment ihn zum erstem Mal ansprach und mich gegen den Soldaten lehnte. Sie flog mit mir weiter, aber wir flogen nicht weit, denn dann sah ich, wie Moran mich hinterher zog und dann hielt. Ich durfte beobachten, wie er mir die Tricks beibrachte und mich dann in den Armen hielt.

Er mochte dich von Anfang an, er war nur vorsichtig, um nicht enttäuscht zu werden, aber in diesem Moment hat er alle Vorsicht fallen gelassen und nahm dich in den Arm. Er war sich sogar sicher, dass von dir keine Gefahr ausging und ich glaube, dass war sogar der Moment, als er sich in dich verliebte.“

Und wieder flogen wir weiter, wir waren jetzt im Wald und ich durfte sehen, wir er um mich weinte, als er mich fast tötete.

Glaubst du, er hätte geweint, wenn du dieser schlechte Mensch wärst, für den du dich jetzt hältst?“

Sie sah mir immer wieder in die Augen, um so viel wie möglich mitzubekommen. Dann sah ich das Strahlen in Morans Augen, als er merkte, dass ich noch lebte, mir lief sogar eine Träne über die Wange, es war schön, dass noch einmal erlebt oder noch einmal gesehen zu haben.

Wir ließen die Stelle zurück und flogen dann weiter in den Wald hinein, es war bereits wieder dunkel und ich sah, dass mich Moran weckte und mich dann zu dem kleinen See führte. Ich sah, wie sich die Zwei liebten und nicht nur eine Träne lief mir die Wange hinunter, ich habe lange gedacht, dass es nur ein Traum war und war verwirrt, wusste nicht wie sehr ich ihn da bereits schon geliebt hatte.

Siehst du, Moran vertraute keinem Menschen vor dir, aber als er dich traf, warfst du seine ganze Welt durcheinander und er entschied sich für dich. Du hast ihm gezeigt, dass es auch gute Menschen gibt.“

Ich sah sie an, hatte immer noch Tränen im Gesicht.

Danke. Ich will jetzt zurück.“

Sie nickte lächelnd und brachte mich zurück an den Baum, an den ich zusammenbrach.

Wir standen vor dem Baum und ich sah ihr immer noch in die Augen, ich konnte nicht anders und drückte sie an mich, sie war nicht nur mein Schutzengel, nein, sie war auch eine Freundin für mich.

Sag mir deinen Namen, selbst Schutzengel müssen einen Namen haben.“

Sie lächelte mich an und sagte:

Mein Name ist Shiza. Ich hoffe, du hast verstanden, was ich mit allem sagen wollte, was ich dir gezeigt habe.“

Ich nickte ihr zu, setzte mich wieder an den Baum und schloss wieder meine Augen. Ich spürte noch einen Kuss von ihr auf meine Stirn und dann hauchte sie mir noch ein 'Danke' ins Ohr.

 

Als ich wach wurde, sah ich mal wieder in zwei verzweifelte goldene Augen, ich lächelte ihn an, damit er sah, dass es mir gut ging. Man sah ihm an, dass ihm mehr als ein Stein vom Herzen fiel. Ich fragte ihn, ob wir allein wären, er bejahte meine Frage.

Wenn du immer noch wissen willst, wovon ich geträumt habe, dann würde ich dir jetzt davon erzählen.“

Er beugte sich zu mir hinunter und küsste mich, dann sah er mir in die Augen.

Du sollst deine Geheimnisse haben, du musst nichts erzählen, wenn du nicht möchtest.“

Es freute mich sehr, dass er der Meinung war und sein Gesicht verriet mir, dass er es auch so meinte und sich nicht darüber ärgerte, dass ich ihm nicht alles erzählte.

Mein Schutzengel hat zu mir in meinen Träumen gesprochen und sie brachte mir eine gute Nachricht.“

Er wartete gespannt auf die Nachricht, aber ich ließ ihn ein wenig zappeln, mir ging es wieder gut und das wollte ich in vollen Zügen auskosten. Moran wurde allmählich ungeduldig und sah mich immer noch wartend an, dann nahm ich seine Hand und legte sie mir auf den Unterleib und lächelte ihn an. Er aber schien nicht zu verstehen, denn er sah mich verwirrt an.

Was willst du mir damit sagen?“

Ich konnte es nicht fassen, er war ein sehr guter Kämpfer und war ein guter Taktiker, hatte eine gute Auffassungsgabe und war sehr aufmerksam, aber eins und eins konnte er nicht zusammenzählen. So ein Trottel.

Du bist ein Idiot. Sie sagte mir, dass wir das letzte Mal ein Kind gezeugt haben, dass heißt, ich bin Schwanger.“

Seine Augen wurden größer und ehe er etwas sagen konnte, sagte ich schon.

Ich will nach Hause.“

Er war immer noch geschockt, aber mittlerweile lächelte er und nickte mir zu. Ich ließ ihn die Nachricht erst einmal verdauen und wir gingen zu dem Lager zurück, es war dort voller als vorher, was daran lag, dass auch die Soldaten hier waren. Dann sah ich Tatze, die plötzlich, wie von einer Tarantel gestochen, auf mich zu rannte und mich dann beinahe zu Boden riss.

Moran hielt mich fest und sah Tatze bitterböse an, ich wusste warum, nur Tatze, die wusste es nicht und verstand nichts. Sie zog mich am Ärmel von ihm weg, damit wir ungestört reden konnten.

Sag mal, was ist denn mit dem los? Müsste er nicht eigentlich gut gelaunt sein?“

Er ist gut gelaunt, nur dass er jetzt erst mal verdauen muss, was ich ihm gerade sagte.“

Sie sah mich neugierig an, ich vergaß, dass sie schlimmer sein konnte, als die neugierigste Katze der Welt.

Du lässt dich jetzt nicht mit einem 'Kann ich dir das später erzählen?' abspeisen?“

Sie schüttelte hinterlistig lächelnd mit dem Kopf, hätte ich doch bloß nichts gesagt.

21. Kapitel - Heimweg

Ich zog es dennoch vor, ihr nichts zu sagen, auch wenn ich es den ganzen Weg über bereute. Sie ritt die ganze Zeit neben mir und fragte immer wieder nach und da wir noch etwa vier Wochen unterwegs waren, konnte das sehr nervenaufreibend sein. Nicht einmal Kusiran konnte sie davon überzeugen, dass ich selbst erst einmal Ruhe brauchte und wir uns immer noch darüber unterhalten konnten. Aber Tatze wäre nicht Tatze, wenn sie ihn nicht einfach ignorieren hätte können, er tat mir schon ein wenig leid.

Moran dagegen gewann immer mehr an Lächeln, es wurde immer breiter und er schien es nicht abstellen zu können, was Tatze noch mehr leiden ließ, da sie nichts erfuhr. Ich war mir sicher, dass auch Moran nichts sagen würde, daher machte auch ich keine Ausnahme und behielt es für mich.

Wir waren nun zwei Wochen unterwegs und würden bald auf das Dorf treffen und in diesen zwei Wochen ging mir Tatze so auf die Nerven, dass ich seit mindestens einer Woche nur noch schlechte Laune hatte und mich sogar mit ihr gestritten hatte. Auch wenn es sicher ist, da Shiza mir sagte ich sei schwanger und ich glaube ihr das, gab es noch keinerlei Anzeichen dafür, also warum sollte ich es heraus posaunen?

Ich wüsste nicht warum. Moran hat es verdaut und hat seit dem nur noch ein Lächeln auf den Lippen, er kriegt es gar nicht mehr weg. Nur ich habe schlechte Laune und Morans Versuche mich aufzuheitern scheitern jedes Mal, wenn Tatze auftaucht und mir zu verstehen gibt, dass ich gemein bin. War ich das wirklich, denn ich habe nicht mal etwas spannendes gesagt, lediglich, dass Moran etwas zu verdauen hat, mehr nicht.

Dieses Mal sagte Moran zu mir:

Sie beruhigt sich auch wieder, gib ihr Zeit, sie muss sich eben daran gewöhnen, dass sie nicht alles wissen kann oder darf.“

Nicht darf?

Wie meinst du das?“

Er schaute mich an und wurde ernst.

Das hat dir noch niemand gesagt oder?“, ich schüttelte den Kopf,

Ich bin der Thronfolger, dass heißt, wenn wir heiraten, wirst du Königin sein, daher wird es Dinge geben, die du ihr nicht erzählen kannst, beziehungsweise darfst. Ich bin nun mal der Erstgeborene, hättest du dir das nicht denken können?“

Ich stand baff neben ihm. Er hatte recht, er war der Erstgeborene, aber darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht, denn wo ich herkomme, gibt es eine Thronfolge nur noch sehr selten, da es so gut wie keine Königreiche mehr gibt. Aber es war einleuchtend, was er mir sagte.

Ich und Königin? Das arme Königreich, ich hoffe, ich führe es nicht in den Untergang. Will ich denn Königin werden? Nein, eigentlich nicht, aber ich kann nicht zwischen Moran und Krone wählen, denn mit ihm bekomme ich beides. Ach, du Schande. Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen.

Mach dir keine Gedanken, Mutter ist ja da und kann dir alles beibringen, was du wissen musst und wie du dich verhalten solltest.“

Dann ist Sammy dein Thronfolger oder?“

Er lächelte und nickte mir zu, er schien zu merken, dass ich mir da nie wirklich Gedanken darüber gemacht habe. Lächelnd nahm er mich in den Arm und drückte mich an sich, ich war immer noch geschockt, dann setzte er mich auf Storm und wir ritten weiter. In meinen Gedanken versunken fiel ich weiter zurück und war nun nicht mehr neben Moran. Als ich auf Tatzes Höhe war, sprach sie mich an:

Was ist denn mit dir los? Ist dir etwa etwas im Halse stecken geblieben?“

Ihr Stimme war anklagend, aber wenn sie wüsste, dass sie die kleine Schwester einer zukünftigen Königin wäre, dann wäre sie nicht mehr sauer, hoffte ich zumindest.

Ich habe gerade etwas zu verdauen, was mir Moran gesagt hat und ich bin froh, dass er es mir gesagt hat, denn ich wäre da nie drauf gekommen und hätte wahrscheinlich dumm aus der Wäsche geguckt, wenn es soweit wäre. Ich mein, man kann es sich ja denken, aber du musst nicht denken, dass ich auf den Gedanken gekommen bin.“

Sie sah mich komisch an, dann blitzte die Neugier in ihr auf, dass konnte man an ihren Augen sehen.

Nun sag schon oder ich werde wieder sauer, weil du mir das andere auch schon nicht sagen willst.“

Ich holte einmal tief Luft und öffnete den Mund, ich wollte ihr gerade sagen, was es war, als ich noch einmal tief Luft holen musste. Sie sah mich schon ungeduldig an, als würde sie mir gleich ins Gesicht springen und es aus mir heraus holen.

Moran hat mir gesagt, dass er der Thronfolger ist, das heißt, wenn ich ihn heirate, dann bin ich Königin.“

Sie sah mich geschockt an und schluckte.

Ach du Schande, das arme Königreich, ich hoffe du führst es dann nicht in den Untergang.“

Moment mal, der Satz kam mir bekannt vor, woher nur? Wir dachten eben ziemlich gleich, hatten meist den gleichen Geschmack, aber da, wo es ankam, gingen unsere Meinungen auseinander, so dass wir uns nicht selbst die Beine stellten. Dann legte sie mir ihre Hand auf die Schulter und grinste mich an.

Sag bescheid, wenn alles den Bach runter geht, damit ich weiß, wann ich meine Sachen packen muss, bevor sie uns umbringen deinetwegen.“

Ich sah sie grimmig an, denn das war gemein, denn ich regierte ja so gesehen nicht, das machte Moran, ich war eben nur an seiner Seite und war reine Dekoration. So stellte ich mir zumindest den Alltag einer Königin vor. Sie lächelte mich an und setzte dann ihren neugierigsten Blick auf.

Erzählst du mir nun auch die andere Sache?“

Andere Sache? Was denn für eine andere Sache? Moment mal, sie meint bestimmt meine Schwangerschaft, aber davon weiß niemand, noch nicht einmal ich habe erste Anzeichen darauf.

Ich wollte eigentlich noch niemanden etwas sagen und daher weiß nur Moran davon, da ich selbst noch keine Beweise dafür habe.“

Sie schaute mich wieder böse an.

Jetzt sag schon, Beweise hin oder her, die kommen noch früh genug, also was ist jetzt?“

Dazu müsste ich weiter ausholen. Ich hatte in den letzten Wochen öfter Besuch von meinem Schutzengel, ihr Name ist Shiza, sie sagte mir, dass ich schwanger bin, aber wie gesagt, ich kann es nicht an die große Glocke hängen, da ich noch keine Beweise dafür habe, die krieg ich erst in etwa vier Wochen, wenn ich die Schwangerschaft meiner Zwillinge betrachte, dann kam die Übelkeit auch erst in der sechsten Woche.“

Wieder sah sie mich mit ihrem geschockten Blick an.

Du weißt, wann es genau passiert ist?“

Ich grinste sie breit an.

Ja, es war unter einem Baum. Ganyos hatte von ihm Besitz ergriffen und ich musste etwas dagegen unternehmen ohne, dass er merkt, dass ich wusste, dass er in Moran steckt. Also ging ich zu Moran und sagte ihm, dass es aus ist und bin weg gegangen. Ich will nicht wissen, wie lange ich da unter dem Baum gesessen habe, war echt unbequem. Aber das Warten hat sich gelohnt, mein Plan funktionierte, denn Moran würde sich niemals von mir trennen und hat dann bemerkt, dass Ganyos in seinem Kopf war und hat ihn aus Liebe zu mir verdrängen können. Also kam er zu mir, um mich aufzuhalten und erst dann erzählte ich ihm davon und dann führte eins zum andern.“

Heiratet ihr eigentlich vor der Geburt oder danach?“

Das war eine gute Frage, über die ich mir noch keine Gedanken gemacht habe.

Ich glaube, erst hinterher, da es noch einige Vorbereitungen zu treffen gibt und wir erst in zwei bis drei Wochen wieder da sind und da ich bald einen Bauch bekommen würde, würde mir das Brautkleid nicht mehr passen und das wäre zu schade.“

Wieder sah ich den geschockten Gesichtsausdruck an ihr.

Du hast schon eins? Ich dachte, dass wir zwei gemeinsam nach einem Ausschau halten.“

Das tat mir sehr leid für sie, denn das wollten wir wirklich, denn ich wollte ihre ehrliche Meinung haben, aber dann kam Gayana dazwischen und ich wollte dieses sehr gern tragen, da es passte und wunderschön war.

Meine Schwiegermutter gibt mir ihres, ich hatte es auch schon an, es ist wirklich wunderschön und da es auch noch eine Legende um diese Kleid gibt, bin ich sehr stolz es tragen zu dürfen. Ich werde Gayana fragen, dann kannst du es dir mal ansehen. Es wäre schön, wenn es auch dir gefällt.“

Legende?“

Ihr Neugier war diesmal nicht zu zügeln.

Es wurde von Generation zu Generation weiter gereicht, also vor mir hatte es Gayana bei ihrer Hochzeit an. Die Legende sagt, wenn es passt, dann ist es eine Hochzeit der Liebe und beide sind füreinander bestimmt und ich sage dir, es passt, als hätte man es ganz allein für mich geschneidert. Nur brauche ich noch ein paar Sachen wegen den vier Glücksbringern, auch wenn das Kleid für sich schon Glücksbringer genug ist.“

Ihr Lächeln war sehr warm und sie schien mit Freude darüber nachzudenken.

Welche hast du denn schon?“

Ich wusste, dass sie mir auch etwas geben wollte, aber viel blieb nicht übrig und da sie eher auf rot stand als auf blau, konnte sie mir nichts Blaues geben, sondern nur etwas leihen.

Etwas Altes ist das Brautkleid von Gayana, etwas Neues ist der Dolch, den bekam ich von Sirez, als ich Ganyos das erste Mal gegenüber stand. Ihn werde ich unter dem Kleid tragen, dort wird ihn niemand sehen und nur ich weiß, dass er da ist und fühle mich sicher, denn hier habe ich erfahren, dass man nirgends sicher ist, auch nicht bei seiner eigenen Hochzeit. Dann fehlen nur noch etwas Geliehenes und etwas Blaues. Und den Ort habe ich auch schon, er wird dir gefallen.“

Sie überlegte lange Zeit, also ritten wir einige Stunden stumm nebeneinander, als sie dann etwas sagen wollte, verstummte sie ohne ein Wort. Ich wusste nicht warum, aber als ich mich umdrehte, sah ich Moran neben mir reiten. Mein Lächeln sprach Bände, auch Tatze lächelte vor sich hin.

Ihr vertragt euch also wieder. Schön, dann ist ja alles in Ordnung.“

Ich wollte unbedingt wissen, was Tatze zu sagen hatte, also musste ich Moran fort schicken.

Moran? Nimm es mir bitte nicht übel, aber es gibt da etwas, was ich mit ihr allein regeln muss.“

Er lächelte und verstand sofort, er küsste mich und ritt wieder voran, damit wir in Ruhe reden konnten.

Ich werde dir etwas leihen, ich habe nichts Blaues, das weißt du sicher. Nur was ich dir leihe, das weiß ich auch noch nicht, denn es muss zur Hochzeit passen und es sollte auch zu dem Kleid passen, wie sieht es denn aus?“

Das wirst du dann sehen, ich möchte, dass die Wenigsten vorher wissen, wie es aussieht, auch wenn es schon viele bei der Hochzeit von Gayana und Sarunos sahen.“

Sie nickte mir zu und wir ritten stumm weiter.

Nach einer ganzen Weile kam Kusiran und ritt neben Tatze, da ich wusste, dass sie sich eine Menge zu erzählen hatten und in den letzten sechs Wochen nicht dazu kamen, da Tatze die Zeit mit Schmollen verbrachte und sie in getrennte Zimmer gefangen gehalten worden waren, ritt ich voraus und gesellte mich wieder zu Moran.

Alles geklärt zwischen euch beiden?“

Er lächelte zauberhaft, wie gern hätte ich ihn jetzt vom Pferd gerissen, aber ich wollte nach Hause und die anderen auch.

Was machen wir eigentlich mit den Soldaten? Wir können sie nicht einfach mit zu uns ins Schloss nehmen oder meinst du, es würde gehen? Denn wenn ich so darüber nachdenke, dann wäre das der erste Schritt zu einem fröhlichen miteinander von Mensch und Dunkelelf. Was meinst du dazu, Moran?“

Er lächelte immer noch, sah aber gerade aus.

Ganz wie du willst. Gewöhn dich schon mal dran, dass du solche Entscheidungen auch ohne mich entscheiden musst und da ich dir vertraue, glaube ich nicht, dass das schief geht.“

Ich wollte eigentlich seine Meinung dazu hören, aber wenn er keine Einwände hat, dann ist er wohl einverstanden, dann gab ich ihm die Zügel von Storm, er sah mich leicht irritiert an.

Ich will ihnen sagen, wann wir eintreffen und ihnen mitteilen, dass wir Soldaten dabei haben, nicht dass sie sie angreifen, das wäre nicht schön.“

Er nickte mir zu und nahm die Zügel an, dann schloss ich meine Augen und suchte Gayana. Als ich sie fand, brach mir fast das Herz, denn sie saß auf der Bank, auf der wir oft gemeinsam saßen und sie weinte.

Weine nicht, uns geht es allen gut, wir sind auf dem Weg zurück.“

Sie erschreckte sich, zuckte zusammen und schaute sich nach allen Seiten um.

Du kannst mich nicht sehen, denn ich bin noch nicht im Schloss, aber ich sehe dich und sehe, dass du dir Sorgen machst, aber das ist unnötig. Deinen Söhnen geht es hervorragend und Odim auch. Wir haben Tatze und Kusiran finden können, leider muss ich dir aber auch mitteilen, dass Ganyos getötet wurde.“

Sie sah in den Himmel auf und verlor noch ein paar Tränen, dann lächelte sie.

Er war nicht mehr mein Bruder, seit ich erfahren habe, dass er so grausam war. Aber sag mir, wer ihn getötet hat.“

Diese Antwort fiel mir schwer.

Ich habe es getan und es war nicht leicht, da er andere kontrollieren konnte, der nicht willensstark genug war, um sich dagegen zu wehren. Moran war sehr verzweifelt und da hatte Ganyos eine Chance gesehen uns fertig zu machen, aber es gab eine Möglichkeit, wie sich Moran befreien konnte. Ich habe aber eine Bitte, es geht um die Soldaten. Sie haben sich uns angeschlossen und gemeinsam mit uns gegen Ganyos gekämpft. Ich würde sie gern mitbringen und sie in der Stadt unterbringen. Ich sehe es als den ersten Schritt in eine Zukunft, in der nicht der Hass zwischen Menschen und Dunkelelfen regiert, sonder Freundschaft. Meinst du es ist möglich.“

Ihr Lächeln strahlte immer mehr.

Den ersten Schritt hast du vor Jahren schon gemacht, als du meinen Sohn vor dem sicheren Tod bewahrt hast. Es war für dich keine Hürde, dass er kein Mensch ist, also stellen die Soldaten bei uns auch keine Hürde dar. Ich regle das, wann seid ihr hier?“

Es freute mich sehr, dass es eine gemeinsame Zukunft für Mensch und Dunkelelf gibt.

Wir sind seit zwei Wochen unterwegs und haben das Dorf noch nicht erreicht. Wir wären also in zwei bis drei Wochen da. Ach, es gibt da noch etwas, um das ich dich bitten möchte. Tatze hat das Kleid noch nicht gesehen und ich würde es ihr sehr gern zeigen wollen. Ich hoffe nur, dass es dann auch noch passt.“

Sie sah verwirrt in den Himmel, als sei ich dort oben, dabei saß ich auf meinem Pferd.

Wie meinst du das, ob es dann noch passt? Was ist denn passiert?“

Jetzt musste ich ihr auch sagen, was los war, dabei wollte ich es noch keinem sagen.

Naja, ich wollte es eigentlich noch nicht an die große Glocke hängen, da ich noch keine Beweise dafür habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du in neun Monaten einen Enkel mehr haben wirst.“

Sie riss ihre Augen weit auf, dann schenkte sie dem Himmel ein wunderschönes Lächeln.

Wir werden sehen, ich sage den anderen bescheid und bereite die Dunkelelfen darauf vor, dass hier bald Menschen unter uns leben werden. Ich freue mich schon auf eure Ankunft.“

Ich ließ sie im Rosengarten zurück und lächelte so vor mich hin. Moran gab mir die Zügel zurück und sah mich lächelnd an.

Es geht also alles gut, so wie es scheint.“

Ich nickte ihm zu und wir ritten weiter. Es dauerte nicht lange, dann sahen wir das Dorf und ritten darauf zu. Wir sahen von weiten, dass sie Angst hatten und in ihre Häuser liefen, also nahm ich mit Tatze und ritt mit ihr voran.

Sag mal, wo wollt ihr denn heiraten, ich hatte vorhin vergessen nachzufragen.“

Ich grinste sie breit an und sagte:

In einem Rosengarten vor einer einzigartigen Rose. Eine, die es kein zweites Mal gibt. Sie wurde Gayana gewidmet und nur für sie gezüchtet und alle Zuchtversuche, sie zu vervielfältigen sind gescheitert. Und jeder Versuch einen Sprössling von ihr zu pflanzen, hat ebenfalls fehlgeschlagen. Man sagte, dass sie nur an diesem Ort wächst und weißt du, was das Beste an ihr ist, sie duftet nach ihr, nur ein wenig süßlicher.“

Sie dachte nach und schaute mich dann an.

Der, der sie gezüchtet hat, muss sie ganz schön geliebt haben, wenn er nur für sie eine Rose züchtet.“

Auch sie kam ohne Probleme zu dem Schluss.

Sie ist dreifarbig, die Blütenblätter sind Pink und gehen dann ins Rot über und an den Rändern wird die Farbe zu einem sanften Rosa. Die musst du dir unbedingt mal ansehen.“

Sie strahlt förmlich und so wie ich sie kannte, konnte sie es nicht mehr abwarten, bis wir wieder da sind. Wir erreichten das Dorf und ich ritt mit Tatze zu dem Haus des Bürgermeisters. Ich konnte verstehen, warum sie Angst hatten, denn wenn man eine Armee auf sich zu reiten sieht, dann nimmt man Reißaus, das war ganz normal, also mussten wir sie nur beruhigen. Nach dem Anklopfen kam erst mal wenige Minuten nichts, doch dann wurde sie von dem Bürgermeister persönlich geöffnet. Er sah mich irritiert an und dann begann sich auf seinem Mund ein Lächeln zu bilden.

Bela, du bist es. Es ist schön dich wieder zu sehen. Aber sag mal, warum bist du mit einer Armee unterwegs?“

Es freut mich auch wieder hier zu sein. Wenn ich vorstellen darf, das ist meine kleine Schwester Tatze und das ist der Bürgermeister Lathol. Ich habe ein Anliegen, denn wir kommen eher zurück, als dass wir in den Krieg ziehen und es sind nicht nur Dunkelelfen sondern auch Soldaten. Wir würden gern ein wenig Verpflegung mitnehmen, denn wir sind noch etwa zwei Wochen unterwegs und unserer Lebensmittel gehen uns bald aus. Meinst du, du kannst da etwas organisieren?“

Er lächelte immer noch und war hilfsbereit, so wie ich ihn vor sechs Jahren kennen lernte.

Natürlich, ich werde gleich mal alle fragen gehen, macht euch darüber keine Gedanken. Schlagt vor dem Dorf euer Lager auf, ihr werdet heute hier bleiben und vielleicht bekomme ich die Leute dazu, ein Fest zu veranstalten.“

Tatze fing an zu jubeln und meinte dann, dass ich dann auch gleich meine Verlobung feiern könnte, da sie sich nicht daran erinnern kann, dass es eine Feier gegeben hat.

Lathol war bestürzt, als er das hörte.

Es gab noch keine Verlobungsfeier? Das geht doch nicht, dann holen wir das heute nach.“

Er ging aus dem Haus und rief mit aller Kraft, die seine Stimme hergab, durch das ganze Dorf.

Leute kommt raus aus euren Häusern, es droht uns keine Gefahr. Bela ist wieder hier und hat ihre Verlobung noch nicht gefeiert. Also kommt raus, wir müssen vieles vorbereiten. Die Armee wird uns nicht angreifen, denn es sind unsere Freunde.“

Kaum schrie er durch das Dorf, da kamen alle freudestrahlend heraus und begannen mit den Vorbereitungen, aber zu aller erst stürmten sie auf mich zu und gratulierten mir. Ich bat dann Tatze zu bleiben und mit zu helfen, damit ich zurück reiten und den anderen bescheid geben konnte. Sie nickte und ich ritt los. Moran sah mich verwirrt an und fragte:

Wo ist Tatze, haben sie sie etwa gefangen genommen, da sie ihren Mund nur schwer halten kann?“

Ich wusste, dass er nur einen Scherz machte, aber Kusiran wusste es nicht.

Dann müssen wir sie daraus holen, wer kommt mit mir?“

Bevor es noch Verletzte gab, schritt ich ein.

Niemand, sie bleibt wo sie ist. Wir schlagen hier unser Lager auf, der Bürgermeister veranstaltet heute ein Fest zu Ehren unserer Verlobung, da er der Meinung ist, dass man sie Feiern muss. Tatze ist nicht festgenommen, sondern hilft bei den Vorbereitungen, also mach dir keinen Kopf, Kusiran. Das heißt, wir können uns heute mal den Bauch voll schlagen und können morgen dann in Ruhe weiter nach Hause ziehen.“

Moran nickte mein Vorhaben ab und alle begannen das Lager aufzubauen, dann sagte er, dass jeder, sobald er fertig war, zum Dorf gehen sollte, um dort weiter zu helfen. Ich ritt mit Moran voraus, damit sich die Dorfbewohner an den Anblick gewöhnen können. Als wir ankamen, blieben alle vor Angst stehen und starrten den starken Krieger neben mir an, es brachte mich zum Schmunzeln. Lathol sah uns und kam dann auf uns zu.

Da ist ja das Paar, habt keine Angst vor ihnen, denn sie werden niemanden etwas tun, dafür Bürge ich mit meinem Amt als Bürgermeister.“

Plötzlich schienen alle beruhigt zu sein und machten weiter. Lathol lud uns in sein Haus ein und dort redeten wir über die vergangenen Wochen und was wann wo wie und warum geschah. Ich sah öfter aus dem Fenster und sah, dass immer mehr Dunkelelfen im Dorf waren und die Dorfbewohner sogar mit ihnen lachten. Dieses Bild wollte ich in Zukunft öfter sehen und dafür wollte ich kämpfen. Die beiden bemerkten meinen Blick nach draußen und sahen mein Lächeln.

Ja, es ist ein schöner Anblick, ich hoffe ihn öfter zu sehen zu bekommen.“, sagte der Bürgermeister und holte mich damit aus meinen Gedanken.

Das kannst du, denn ich nehme die Soldaten mit und ich würde mich freuen, wenn ihr alle zu unserer Hochzeit kommen würdet. Ich möchte, dass Menschen und Dunkelelfen friedlich miteinander leben und hoffe, dass es schon bald kein Traum mehr ist, sondern die Wirklichkeit, dass es nur noch Märchen gibt, in denen sich Mensch und Dunkelelf bekriegen.“

Mit dir an meiner Seite, sollte das kein Problem sein. Wir können nur hoffen, dass wir dafür keinen Krieg führen müssen und sich uns alle freiwillig anschließen, denn ich hasse es Blut zu vergießen.“

Er drückte mich an sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn, das war der erste Moment, in dem ich mich freute, Königin zu werden, denn nur auf diesem Weg konnten wir die Völker vereinen.

22. Kapitel - Die Verlobungsfeier

Es wurde langsam Abend und die Vorbereitungen waren abgeschlossen, wir gingen wieder nach draußen und hörten schon die Musiker spielen und viele tanzten bereits. Man hörte von allen Seiten angeregte Gespräche und Lachen, selbst die Kinder hatten keine Angst vor den Dunkelelfen. Wir setzten uns an den liebevoll gedeckte Tisch und aßen erst einmal was, denn mein Magen knurrte bereits und alle um mich herum, die es hörten lachten.

Dann setzte sich Lathol zu uns, nachdem er mit einigen Leuten ein ernstes Gespräch führte.

Ich habe den Großteil des Dorfes gefragt und es sieht so aus, als hätte niemand etwas dagegen, dass wir das Dorf umsiedeln, wenn es euch recht ist, dann würden wir gern mit euch gehen. Wir werden nicht gleich morgen mit euch kommen können, aber spätestens zu eurer Hochzeit werden wir da sein.“

Ich sah Moran an und er nickt dem Bürgermeister schon zu.

Ich werde dann dafür sorgen, dass du dein Amt als Bürgermeister behalten kannst. Um die Stadt herum ist viel Platz und wir werden euch beim Bau der Häuser helfen und euch Ackerland zur Verfügung stellen, damit auch ihr versorgt seid. Dann seid auch ihr ein Teil von unserem Königreich.“

Lächelnd ging Lathol in die Masse und erhob wieder seine Stimme und verkündete die gute Nachricht an alle, die noch nichts von seinen Plänen wussten und alle jubelten ihm zu. Moran drückte mich an sich und schien sehr glücklich zu sein. Doch ich war es auch, wie jeder von uns. Ich muss sagen, hätte Lathol den Vorschlag schon vor sechs Jahren gemacht, dann wären einige von ihnen dagegen gewesen. Aber das spielte nun keine Rolle mehr, denn es würde ab heute ein neues Zeitalter beginnen, wie man so schön sagt. Ein Zeitalter in dem man nicht nach Hautfarbe unterscheidet, sondern alle als ein Volk sieht, mein Traum, der anfängt sich zu erfüllen.

An diesem Abend wurden die schönsten Lieder gespielt, die sie kannten, sie tanzten ohne Pause bis sie keine Luft mehr bekamen und sich hinsetzen mussten, damit sie später weiter tanzen konnten. Wenn man sich das bunte Treiben so betrachtete, dann fiel einem auf, dass die beiden Völker sich gar nicht so unähnlich waren, sie tanzten in etwa gleich, mochten die gleiche Musik, redeten in der selben Sprache und lachten genauso oft, wenn das mal kein gutes Zeichen war.

Und irgendwann kam der Zeitpunkt, an dem man mich und Moran auf die Tanzfläche zog, sie wollten uns tanzen sehen, denn es war ja auch unsere Feier, nur konnte ich nicht tanzen, was nun? Moran sah mir in die Augen und nahm Haltung an, als wolle er beginnen, ich ergab mich meinem Schicksal und sah mich schon seine Füße massieren, da ich da sehr oft drauf getreten bin.

Lass dich von mir führen, es ist ganz einfach.“

Sein lächeln gab mir Zuversicht, dass er wusste, was er da tat.

Also ließ ich mich von ihm führen und siehe da, tanzen konnte er also auch und das gar nicht mal schlecht. Es dauerte nicht lange, dann hatte ich die Schritte drauf und konnte ohne Bedenken von den Füßen nach oben in seine Augen sehen. Wir tanzten eine ganze Weile und schauten uns dabei die ganze Zeit in die Augen, erst jetzt merkte ich, dass ich hier zum ersten Mal mit ihm tanzte und ich muss zugeben, dass ich ihm das gar nicht zugetraut hatte. Irgendwann wurden wir von einer Frau unterbrochen, sie zog mich mit sich und schleifte mich in ihr Haus. Dort angekommen schaute sie mich von oben bis unten an.

So tanzt du mir nicht weiter, es ist deine Verlobungsfeier und da tanzt eine Frau nicht in Hosen, also ausziehen und ich schaue mal nach, was ich dir anziehen könnte. Ach ja, die Haare machst du bitte auch auf.“, dann drehte sie sich um und verschwand in einem Zimmer.

Es dauerte nicht lange, dann kam sie samt Kleid wieder heraus und es schockte mich sofort. Das Kleid war rosa und ich hasste rosa über alles, denn es war einfach nicht meine Farbe und sie würde es auch nie werden.

Das hier müsste eigentlich passen und ich finde, dass dir rosa stehen würde.“

Das war ein vernichtendes Urteil. Sie legte es über einen Stuhl und kam auf mich zu und sah mich verwirrt an

Warum stehst du immer noch in deinen Klamotten hier, ich sagte doch ausziehen oder soll ich dir helfen?“

Ich schüttelte kurz mit dem Kopf und fing an mich auszuziehen, dann nahm ich das Kleid und sie half mir beim zumachen. Dann stellte sie mich vor einem Spiegel und ich musste zugeben, dass sie recht hatte, auch wenn ich rosa hasste, es stand mir aber irgendwie doch. Anschließend hielt sie mir die passenden Schuhe dazu vor die Nase und ich zog sie an, dann öffnete sie meine Haare und das Bild war perfekt.

Sieht doch schon besser und da es dir so gut steht, darfst du es gern behalten.“

Auch das noch, aber um sie nicht zu verärgern und da es mir sogar stand, bedankte ich mich bei ihr herzlich und ging mit ihr anschließen lächelnd wieder zu dem Fest.

Moran saß mittlerweile wieder am Tisch und redete mit Sirez und Odim. Alle wurden auf einmal still und sahen mich an, was mir leicht unangenehm war, denn ich mochte es nicht angestarrt zu werden. Odim war der Erste, der aufschaute und den Atem anhielt, aber dann lächelte, dann konnte man beobachten, wie Sirez und Moran ihn ansahen und sich dachten 'Was ist denn mit dem los?' und sahen daher etwas später in meine Richtung, Sirez zeigte eine ähnliche Reaktion.

Moran dagegen war geschockt und zeigte eine ganze Weile keine Reaktion und nicht mal das Anstupsen von Sirez brachte Moran dazu, wieder normal zu reagieren. Ich hatte schon die Befürchtung, dass es ihm nicht gefällt und stand kurz davor wieder zurück zu gehen, um mich wieder umzuziehen, doch dann stand er auf ohne seinen Blick abzuwenden. Ich bemerkte nicht mehr, dass die Musiker wieder spielten und alle nur darauf warteten, dass wir endlich wieder tanzten.

Als Moran vor mir stand trennten uns nur noch wenige Zentimeter und er küsste mich einfach und drückte mich an sich. Um uns herum hörte man nur noch das Jubeln der anderen und Moran löste sich von mir, um mich dann anzulächeln, dann nahm er meine Hand und ging vor mir auf die Knie.

Nun ja, ich verstand in diesem Moment absolut gar nichts, ich dachte erst, dass er mich aufziehen will.

Wir sind uns zwar schon einig, aber das hindert mich nicht hier dran. Wir kennen uns jetzt seit über sechs Jahren und waren in der Zeit sehr lange getrennt, doch jetzt bist du wieder hier und ich werde dich nicht wieder hergeben. Meine Liebe zu dir ist so unendlich groß, dass ich mein Leben mit dir verbringen möchte und dafür brauche ich jetzt eine Antwort von dir. Bela, hiermit frage ich dich, vor all den Leuten unseren zukünftigen Untergebenen und Bürger unseres Königreiches. Willst du meine Frau werden und damit Königin in unserem Königreich?“

Oh mein Gott, ein Schwall aus Tränen bedeckte mein Gesicht und viele andere weinten genauso Rotz und Wasser wie ich.

Jetzt musste ich antworten, nur ich konnte nicht, der Kloß in meinem Hals verbot es mir, denn er ließ kein Wort an sich vorbei und alle warteten auf meine Antwort. Ich versuchte mich in aller Ruhe erst einmal zu beruhigen, damit ich klare Worte raus bringen kann und kein Gestammel mit halben Worten oder Ähnlichem. Doch dann hörte ich Tatzes Stimme, wie sie über den gesamten Platz brüllte und somit alle Blicke auf sich zog.

Wehe, du kriegst jetzt kalte Füße und sagst nein, dann prügle ich dich den gesamten Weg zum Schloss und wieder zurück und brech dir sämtliche Knochen, die ich zu fassen kriege, jetzt sag schon ja und lass uns nicht warten!“

Sie sahen alle zu ihr, das beruhigte mich wieder ein wenig, denn Moran war jetzt der Einzige, der mich jetzt noch ansah, da der Rest noch zu sehr geschockt war, über das, war Tatze da brüllte. Ich schaute Moran in die Augen, denn im Grunde kannte er die Antwort bereits, denn wie er schon sagte, waren wir uns darüber schon lange einig.

Ja, natürlich.“

Er kam wieder hoch und wir besiegelten seinen Antrag mit einem leidenschaftlichen Kuss und wieder hörte wir nur Jubelgeschrei um uns herum, dann fingen wir an zu tanzen und mit uns der Rest, nur sah ich Tatze nicht tanzen, dabei hatte sie einen Rock an und war somit richtig angezogen für dieses Fest. Ich unterbrach unseren Tanz, sagte Moran, dass er kurz warten solle und ging dann zu Kusiran.

Ich sprach leise, damit nur er mich verstand:

Jetzt geh endlich zu ihr und fordere sie zum Tanzen auf oder ich bin diejenige, die jemanden zum Schloss und wieder zurück prügelt und sämtliche Knochen bricht und wenn du nicht dieser jemand sein willst, dann würde ich sagen, du beeilst dich und tanzt endlich mit ihr.“

Ich grinste breit und ging dann wieder zurück zu Moran, um weiter zu tanzen.

Was hast du zu ihm gesagt, er sieht ziemlich verstört aus.“

Nichts besonderes, nur dass er endlich mit Tatze tanzen soll, bevor ich ihm die Knochen breche.“

Er lachte nur kurz, dann fanden sich unsere Lippen und dabei tanzten wir weiter.

Wir tanzten ununterbrochen den ganzen Abend und die halbe Nacht durch, wir vergaßen alles um uns herum und sahen uns stetig in die Augen. Doch dann wurde es unruhig und wir sahen uns um, was da vor sich ging. Mein Blick blieb an einen Jungen hängen, der etwa vierzehn Jahre alt war und unsicher ein Schwert in den Händen hielt, es war ein Dunkelelf und in der Armee, die Moran mitnahm, gab es nur gestandene Männer.

Dann schrie er uns an.

Ihr habt meinen Vater getötet und dafür werdet ihr büßen!“

Vater? Moment mal, er sah jemanden ähnlich und ich brauchte nicht lange, um zu wissen wer es war. Vor uns stand also Ganyos Sohn, ich war erschrocken darüber, denn anscheinend erkannte Moran ihn nicht, dabei war er mit ihm verwandt und dass dieser Junge nun hier stand, war allein meine Schulde.

Ich hielt die Männer zurück und ging auf den Jungen zu, denn ich wollte die Sache mit ihm klären, denn ich war diejenige, die seinen Vater getötet hatte. Er rannte auf mich zu und holte mit dem Schwert aus. Es war mir egal, ob ich verletzt werde oder nicht, also hielt ich die Klinge mit meiner linken Hand fest, als er zu schlagen wollte und direkt vor mir stand. Ich spürte, dass die Klinge sehr scharf war und meine Haut in meiner Hand aufschnitt, aber das kümmerte mich nicht. Er war nicht stark genug, mir die Hand in zwei Teile zu schlagen, schließlich war er noch ein halbes Kind.

Ich riss ihm das Schwert aus der Hand und warf es weg, dann stieß ich ihn mit meiner unversehrten Hand zu Boden. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an, als ich ihm meine rechte Hand hinhielt, um ihm aufzuhelfen. Ich wusste, dass er nicht verstand, wieso ich das tat, aber irgendetwas musste ich doch tun.

Ich will dir nichts tun, dass dein Vater jetzt tot ist, ist ganz allein meine Schuld. Er hat grausame Dinge getan, als er noch lebte und es gab leider keinen anderen Ausweg ihn aufzuhalten. Ich verstehe deinen Zorn, denn ich habe dir deinen Vater genommen und es tut mir sehr Leid. Aber dein Vater ließ sich anders nun mal nicht aufhalten und er hätte noch schrecklichere Dinge getan, wenn ich ihn am Leben gelassen hätte. Du verstehst das sicher noch nicht und es tut mir im Herzen weh, dass ich das tun musste, aber es lässt sich nicht ändern. Ich möchte dir helfen und ich sehe es als meine Pflicht, dich mitzunehmen und dir ein Leben zu geben.“

Er sah mich immer noch verwirrt an und dann sah ich eine Träne über sein Gesicht laufen.

Was hat Vater schon getan, dass du ihm das Leben nehmen musstest? Du bist hier das Scheusal und nicht mein Vater!“, schrie er mich an.

Moran wollte gerade zu mir kommen, aber ich gab ihm ein Zeichen, es nicht zu tun.

Du hast recht, ich bin ein Scheusal und du musst nicht denken, dass es mir gut damit geht. Aber wenn dein Vater so toll war, warum hat er dich nie seiner Familie vorgestellt? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er je auch nur ein Wort über dich verloren hat. Sag mir, was er für ein Vater war, denn ich weiß es nicht.“

Der Junge schien zu überlegen und sein trauriges Gesicht sagte mir, dass er kein guter Vater gewesen war. Ich hielt ihm meine Hand wieder hin.

Komm, ich werde dich nicht alleine lassen, ich nehme dich mit. Du sollst ein Leben haben, so wie du es verdienst. Er hat dich all die Jahre geheimgehalten und ich kann mir vorstellen, dass du keine Freunde hast, niemanden mit dem du spielen durftest, lieg ich da richtig?“

Er nickte leicht und ergriff meine Hand und wieder lief ihm eine Träne über die Wange. Ich entzog ihm meine Hand und drückte ihm mit dieser an mich.

Du musst jetzt nicht mehr stark sein, du darfst ruhig weinen, lass deine Tränen freien Lauf und du wirst dich hinterher ein klein wenig besser fühlen.“

Im nächsten Moment legte er seine Arme um mich und drückte sich an mich und weinte einfach drauf los. Meine linke Hand blutete, daher konnte ich sie ihm nicht um seine Schultern legen, um ihm mehr Halt geben zu können. Also drückte ich ihn mir der anderen Hand fester an mich.

Seine Haare waren sehr weich und weiß, wie die seines Vaters, aber auch wie seine Tante. Aber etwas unterschied ihn von seinem Vater, denn Ganyos' Gesichtszüge waren eher kalt und die des Jungen waren sehr weich, wüsste ich nicht, dass Ganyos sein Vater war, dann hätte ich eher vermutet, dass Gayana seine Mutter wäre. Es liegt aber wahrscheinlich eher an seiner Mutter, die mir unbekannt war.

Sag mal, wo ist deine Mutter?“

Er schluchzte und sprach sehr leise, als hätte er Angst von seinem Vater gehört zu werden.

Vater hat sie getötet und ich habe es gesehen, sie wollte dass ich mit anderen Kindern spielte, aber Vater wollte aus mir einen König machen.“

Du musst keine Angst mehr haben. Denn du wirst nicht König werden, sei einfach du selbst. Magst du eigentlich ein Stück Kuchen essen, denn ich hätte jetzt Lust darauf, muss ich zugeben.“

Er sah mich verwirrt an und ich hatte das Gefühl, diesen Blick bei ihm noch öfter zu sehen.

Was ist Kuchen?“

Mir entglitt der Gesichtsausdruck, das war jetzt nicht sein Ernst, hat das Scheusal seinem Sohn noch nicht mal ein Stück Kuchen gegönnt? Naja, das konnte man ja nachholen.

Ich sage jetzt mal nichts dazu, ich schlucke den Kommentar einfach mal runter. Wie heißt du eigentlich?“

Jetzt hatte ich ihn verwirrt, er schüttelte kurz den Kopf, dann sagte er:

Gayo, mein Vater gab mir den Namen und Mutter fand ihn blöd, darum gab sie mir einen anderen Namen, wenn Vater nicht da war, dann rief sie mich immer Zaro.“

Schön, Zaro, also noch einmal, magst du mal ein Stück Kuchen probieren? Er wird dir schmecken, da bin ich mir sicher.“

Er nickte ganz zaghaft und ich nahm seine Hand und führte ihn zum Tisch und ließ ihn wählen. Seine Wahl fiel auf ein Stück Erdbeerkuchen mit Pudding und ich nahm auch ein Stück, denn der war sehr gut. Zaro setzte sich neben mir und hielt sich zurück und wartete ab, wie ich reagiere, wann ich anfange zu essen, als würde er so herausfinden, ob es schmeckt oder nicht.

Na los, probier schon, denn wenn du ihn zu lange stehen lässt, dann ist er weg und liegt dann in meinem Magen.“

Dann wandte er sich dem Stück zu und probierte eine kleine Ecke und steckte sie sich in den Mund.

Der ist ja sehr lecker.“

Das sagte ich doch, iss soviel du magst, du darfst probieren, was du möchtest.“

Seine Augen strahlten zum ersten Mal und ich genoss diesen Anblick.

Wenig später sagt Moran den Musikern, sie sollten weiter spielen und dass alles in Ordnung sei, dass ich wüsste, was ich tue und wie ich das wusste. Dann saß Moran neben mir und drückte mich an sich und sagte zu mir:

Lass mich mal nach deiner Hand sehen, sonst verblutest du mir hier noch.“

Ich hielt ihm meine verletzte Hand hin und er verband sie schnell, Zaro schaute dabei zu und sah sehr traurig aus und dann nahm er eine Haltung an, die zeigte, dass er Angst vor Schläge hatte.

Es tut mir Leid.“

Das zerbrach mir fast das Herz, ich hasste es, ein Kind so ängstlich zu sehen. Ich streckte meine verbundene Hand aus, griff ihn und zog ihn zu mir in die Arme und drückte ihn fest an mich.

Hab keine Angst, ich werde dich nicht schlagen. Niemand wird dich schlagen, das werde ich nicht zulassen. Du kannst dich wieder beruhigen und in Ruhe den Kuchen essen. Hab Spaß, du musst dich nicht fürchten.“

Er sah mich an und lächelte sogar wieder und widmete sich wieder dem leckeren Kuchen. Selbst Moran lächelte mich an, dann flüsterte er mir zu:

Ich kann nicht glauben, dass er Ganyos Sohn sein soll, er ist überhaupt nicht wie sein Vater.“

Es spielt keine Rolle mehr, wer sein Vater war, er fängt jetzt ein neues Leben an und wir helfen ihm dabei, damit er es auch genießen kann. Die Kinder werden sich freuen, wenn sie noch jemanden zum Spielen haben.“

Ich lehnte mich zurück und lehnte somit an Morans Schulter und beobachtete den jungen Mann neben mir. Plötzlich kam mir der Gedanke, dass Rina auch in seinem Alter war und dass sie gut zusammen passen würden. Ach man, jetzt gingen meine Muttergefühle wieder mit mir durch, was wohl an der Schwangerschaft liegt, auch wenn ich erst in den ersten Wochen war.

Ich hörte Moran wieder flüstern:

Was wohl Rina zu ihm sagen würde?“

Konnte er Gedanken lesen?

Moran, wir sind noch nicht einmal zurück und du redest schon von Hochzeit?“

Hochzeit? Ich habe mich doch nur gefragt, ob Rina ihn mögen würde, aber dein Kommentar sagt mir, dass du schon darüber nachgedacht hast.“

Erwischt, aber egal, wir lächelten uns nur an und dann standen wir auf und gingen wieder tanzen, denn er konnte gut tanzen und nur er konnte mir das Tanzen in wenigen Minuten beibringen, das hat noch keiner geschafft, selbst jemand mit einer Engelsgeduld nicht.

Es war so kurz nach Mitternacht, als wir uns von dem Fest entfernten und zu unserem Zelt im Lager gingen und da noch alle feierten, waren wir ganz allein dort. In unserem Zelt wandten wir uns einander zu, küssten uns und drückten uns immer fest an den Körper des anderen. Ich wunderte mich, dass Moran so schnell ein Kleid auf bekam und fragte mich, wo er die Übung her hatte, sagte aber nichts, da ich ebenfalls beschäftigt damit war, seine Kleidung von ihm zu lösen. Wir küssten uns immer inniger und verlangender, unsere Hände erforschten jeden Teil des Körpers des Anderen. Irgendwann legten wir uns ins Bett und die Hitze, die wir spürten, verschmolz uns zu einem Ganzen. Anschließend schliefen wir Arm in Arm erschöpft ein.

23. Kapitel - Zurück

Der Morgen kam viel zu früh und viel zu hell und zu allem Übel, lag ich auch noch allein im Bett und das schlimmere Übel war, dass meine Sachen noch bei dieser Dorfbewohnerin waren und hier nur das Kleid lag, dass ich eigentlich nicht wieder anziehen wollte, denn für die Reise war es zu schade. Nur, was sollte ich jetzt tun? Ich konnte mir ja schlecht die Decke umwerfen und so durch das Lager und durch das Dorf laufen, Moran würde mich köpfen. Doch dann stand plötzlich Zaro im Zelt und sagte fröhlich und für meinen Geschmack viel zu laut:

Guten Morgen, ich soll dir die Sachen hier bringen, damit du dich fertig machen kannst, wir wollen gleich los.“

Er legte sie auf das Bett, in dem ich noch lag und dann sah er mich traurig an, da ich noch nichts gesagt habe und mein Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich.

Was ist denn los, habe ich was falsch gemacht?“

Im nächsten Moment stand Moran hinter ihm und legte seine Hände auf seine Schultern.

Daran musst du dich gewöhnen, sie ist kein Morgenmensch, sie braucht eine Weile, dann ist wieder alles in Ordnung. Du hast nichts falsch gemacht, sie ist eben ein Morgenmuffel. Komm, du könntest mir beim Packen helfen, dann hat sie genug Zeit wach zu werden und um bessere Laune zu bekommen.“

Und schon waren sie wieder verschwunden, ich sparte mir jeden Kommentar, denn ich wollte nur noch meine Ruhe. Ich nahm meine Sachen und zog sie an, dann ging ich raus und stellte fest, dass ich die Einzige war, die noch geschlafen hatte, denn alle Zelte waren schon verstaut. Kaum war ich aus dem Zelt raus, da fiel es schon in sich zusammen und es wurde weg geräumt, ich atmete einmal tief durch und genoss die morgendliche frische Luft.

Irgendetwas war anders, irgendetwas fehlte und ich wunderte mich darüber, was es war und ich kam einfach nicht drauf. Ich ging an einigen Soldaten und Dunkelelfen vorbei und bahnte mir den Weg zum Dorf, als ich dort ankam, wurde ich von Lathol empfangen. Warum haben alle außer mir morgens immer eine so gute Laune, das verstehe ich nicht. Der Bürgermeister grinste sehr breit und packte mich einfach am Arm und setzte mich an einen Tisch, an dem ich letzte Nacht noch gesessen hatte.

Dort stand jetzt aber kein Kuchen, sondern ein gutes Frühstück. Zaro saß neben mir und schien Freude dabei zu haben alle Sachen mal probieren zu dürfen. Das brachte sogar einem Morgenmuffel, wie mir, ein Lächeln auf die Lippen, er schien sich sogar richtig voll zustopfen.

Hey Kleiner, lass dir Zeit, es nimmt dir zum Einen keiner etwas weg und zum Anderen hast du genug Zeit alles zu probieren.“

Es sah mich mit glänzenden Augen an und er versuchte zu lächeln, was ihm aber nicht gelang, denn sonst wäre ihm ein Stückchen Brot aus dem Mund gerutscht. Ich strich ihn über seinen Kopf und spürte seine weichen Haare unter meinen Fingen, ich lächelte und aß dann selbst Frühstück. Zaro und ich waren die Letzten, die noch aßen, die anderen warteten auf uns, daher beeilte ich mich ein wenig und Zaro aß nur solange, bis ich aufhörte. Er war wohl schon satt und wollte nur noch die anderen Sachen probieren.

Nachdem Frühstück gingen wir zu den Pferden und verabschiedeten uns von dem Dorf und da Zaro noch kein Pferd besaß, nahm ich ihn mit auf Storm und ritten los.

Den Heimweg hatten wir schneller hinter uns, als wir dachten, auch wenn wir zwei Wochen gebraucht hatten, so fühlte es sich doch kürzer an. Die Drachen waren wieder zurück in ihrer Horde und Draco wurden von seinen Kindern und seiner Drachendame empfangen. Zaro schaute ihnen traurig hinterher, als wir sie hinter uns ließen.

Ich drückte ihn an mich und sagte ihm, dass er sich keine Gedanken machen sollte, dass auch er herzlich empfangen wird. Moran ritt mit mir voran, wir erreichten die Stadt und wurden von den Bürgern mit Jubelgeschrei empfangen. Sie sahen die Soldaten zwar irritiert an und den Jungen, der mit mir auf Storm saß, aber dennoch schienen sie glücklich über unsere Rückkehr zu sein. Wir ließen uns Zeit und ritten nur langsam durch die Stadt und genossen jeden Moment der Jubelrufe und Glückwünsche. Es hatte sich also, wie ein Lauffeuer verbreitet, dass wir auf dem Weg zurück waren und es fühlte sich herrlich an, so willkommen geheißen zu werden.

Dieser Jubel gilt auch dir, Zaro. Das Schloss da vorn, wird dein neues Zuhause sein, ich hoffe es wird dir gefallen.“

Er sah mich mit großen Augen an.

Im Schloss? Ehrlich? Aber warum wohnt ihr denn bei dem König im Schloss?“

Ja, ehrlich im Schloss. Naja, dein Vater wohnte auch dort, denn der König in diesem Schloss ist dein Onkel, das sagte ich dir doch. Die Königin ist die Kleine Schwester deines Vaters. Er war eifersüchtig auf den König, da er die Krone bekam und nicht dein Vater, darum hat er dich auch zu einem König erziehen wollen.“

Er schaute voller Neugier zum Schloss und ließ es nicht mehr aus den Augen. Wir brauchten ein paar Stunden zum Schloss, obwohl es gar nicht so weit war, aber wie gesagt, wir genossen den Jubel.

Unsere Armee trennte sich von uns, denn ihre Familien empfingen sie schon nach und nach in der Stadt und jeder von ihnen nahm einen Soldaten auf, damit jeder ein Dach über den Kopf bekam und sich dann hier niederlassen konnte.

Also waren wir nicht mehr viele, die vor den Schlosstoren standen. Uns wurde geöffnet und wir ritten hinein und stiegen vor den Ställen ab. Zaro sah sich um, kam aus dem Staunen nicht wieder heraus und man erkannte auch Traurigkeit in seinen Augen. Ich wusste, warum er traurig war, denn sein Vater hat ihm das hier alles verwehrt, dabei gehört er zur königlichen Familie.

Aber kaum dass wir abgestiegen waren, öffnete sich schon die Tür zum Schloss und die Kinder kamen uns entgegen. Moran und ich nahmen unsere drei Kindern in den Arm, ich verlor sogar ein paar Tränen, denn ich hatte sie lange nicht gesehen und wenn ich daran dachte, dass es bald vier Kinder sein werden, wurde mir sehr warm ums Herz. Zaro war der Einzige, der alleine da stand und sich unwohl fühlte, weil ihn niemand so begrüßte. Ich ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm.

Wir gehen jetzt rein, dann lernst du deinen Onkel und deine Tante kennen. Sie werden dich mit offenen Armen aufnehmen, das verspreche ich dir. Niemand wird dich hier meiden und niemand wird dir hier etwas tun.“

Er drückte mich fest an sich und schien sogar zu weinen, also drückte ich ihn fester an mich, damit er seinen Tränen freien Lauf lassen konnte.

Als er sich beruhigt hatte, hörte ich die Zwillinge tuscheln, sie fragten sich, wer das sei und warum wir ihn mitbrachten. Rina aber kam auf uns zu und stellte sich neben mich.

Mama, sag, willst du uns nicht vorstellen?“, sie lächelte Zaro an und er wusste im ersten Moment nicht, was er machen sollte und lächelte dann nur verlegen zurück. Ja, die Zwei waren schon irgendwie süß.

Das ist Ganyos' Sohn Zaro, er wird ab jetzt bei uns bleiben. Und Zaro, darf ich dir meine Tochter vorstellen, ihr Name ist Rina.“

Rina lächelte immer noch und hielt ihm ihre Hand hin und sagte zu ihm:

Freut mich dich kennen zu lernen, wenn du magst, dann kann ich dir das Schloss zeigen, aber erst gehen wir in den Thronsaal, damit du den König und die Königin kennen lernen kannst. Na los, komm schon, sei nicht so schüchtern, ich beiße nicht, versprochen.“

Zaro war total perplex, damit hatte er nicht gerechnet, dann nahm er zaghaft ihre Hand und lächelte immer noch verlegen vor sich hin. Dann zog Rina ihn auch schon hinter sich her und beide waren kurze Zeit später im Schloss verschwunden.

Um ihn müssen wir uns nicht mehr kümmern, dass übernimmt Rina. Ich glaube die nächste Hochzeit die wir feiern, ist die deiner Schwester und die danach wohl die von Rina und Zaro.“

Moran stand plötzlich neben mir und ich erschreckte mich beinahe zu Tode.

Du siehst die Zwei schon heiraten? Dabei sind nicht einmal wir verheiratet und du denkst schon an die Hochzeit deiner Tochter und ganz nebenbei, die erst zwölf Jahre alt ist.“

Er lächelte mich nur an und gab mir einen Kuss, dann gingen auch wir rein und waren somit die Letzten, die das Schloss betraten.

Wir gingen Hand in Hand durch die Gänge und erreichten kurze Zeit später den Thronsaal, Moran wollte gerade die Türklinke greifen, als die Tür mit voller Wucht aufschwang und Gott sei Dank nach innen und nicht nach außen, denn sonst hätte Moran die Tür im Gesicht. Vor uns stand Gayana, die ihre Freudentränen nicht mehr zurück halten konnte und im nächsten Moment hing sie an Morans Hals. Ich ließ die Zwei stehen und ging hinein zu Amalia und sprang ihr um den Hals.

Ich bin wieder da, Mama.“

Auch sie konnte ihre Freudentränen nicht mehr zurückhalten und ich war weit davon entfernt nicht zu weinen. Als das große Heulen und Umarmen vorbei war, gingen wir gemeinsam in den Speisesaal, denn es war Abend und das Abendessen wartete auf uns.

Da Zaro nicht wusste, wo er sich hinsetzten sollte, setzte er sich neben mich und wartete gespannt auf das Essen und bekam große Augen, als es serviert wurde.

Zier dich nicht, mein Junge. Du darfst soviel essen, wie du willst, es ist genug da, also kannst auch noch einen Nachschlag bekommen.“, sagte Sarunos zu seinem Neffen mit einem herzlichen Lächeln, das mit Gayanas Lächeln mithalten konnte.

Zaro nickte leicht und nahm Messer und Gabel in die Hand und begann zu essen. Man erkannte sofort, dass es ihm schmeckte, denn er fing an, es in sich hinein zu schaufeln. Wie ich es schon ahnte, wurde er herzlich aufgenommen, egal wer sein Vater war, er war vollkommen anders, ein liebenswerter Junge eben.

Nachdem Essen verschwand Rina mit Zaro aus dem Speisesaal, sie wollte ihm sein neues Zimmer zeigen. Wir saßen aber noch lange da und redeten über die letzten Wochen, nein, über die letzten Monate. Die Kinder gingen im Laufe des Abends ins Bett und Tatze verschwand mit Kusiran und alle wussten, was die Beiden nachholen wollten.

Wir saßen da und redeten ununterbrochen weiter und ich entschloss mich dazu, allen zu sagen, dass ich Nachwuchs erwartete und sich somit die Hochzeit verschiebt. In den letzten Tagen spürte ich die Übelkeit, auch wenn sie nur ganz leicht war, aber dennoch war das Zeichen unübersehbar da. Sie freuten sich alle über die gute Nachricht und löcherten mich mit Fragen, die ich noch nicht beantworten konnte, da es noch viel zu früh war.

Nach einer ganzen Weile war ich dann viel zu müde, um mich noch weiter unterhalten zu können, also ging ich ins Bett und Moran folgte mir. In unserem Schlafzimmer zog er mich an sich und drückte mich fest an sich.

Als wir damals ins Dorf kamen, hatte ich die Hoffnung auf Kinder schon aufgegeben, da ich keine Frau fand, die sich auch nur im entferntesten für mich interessierte und jetzt ist das Vierte unterwegs. Du machst mich zum glücklichsten Mann den es gibt, wenn wir erst einmal verheiratet sind. Und bis dahin will ich alles mitbekommen und sehen wie dein Bauch größer wird.“

Moment mal, du sagst, du willst alles mitbekommen? Wirklich alles, denn das glaube ich ehrlich gesagt nicht.“

Er sah mich verwirrt an und schien nicht zu verstehen, was ich meinen könnte.

Natürlich will ich alles mitbekommen, was gibt es denn schon Schlimmes, dass ich nicht sehen will? Selbst die Geburt will ich sehen.“

Ich sah ihn erwartungsvoll an, denn ich wusste, dass schon manch anderer Mann umgefallen ist, als er die Geburt seines eigenen Kindes mitangesehen hätte. Das aber war nicht das, was ich eigentlich meinte.

Naja, die Geburt ist eine Sache und du kannst Tatze gern fragen, sie war bei den Zwillingen dabei, ihr wurde dann doch ein wenig anders, dabei hat sie es nicht direkt gesehen. Was ich eigentlich meinte, war meine Übelkeit und da kannst du alle Mütter fragen, nur die wenigsten haben sie nicht. Bei mir steigert sich das und ab dem zweiten Monat, wenn ich die Schwangerschaft der Zwillinge mir zum Vorbild nehme, dann fange ich an mich zu übergeben. Und das jeden Morgen und dann wäre da noch meine Laune, die nicht gerade die beste sein wird.

Tatze musste arg leiden, denn Schwangere sind in einem Moment total fröhlich im nächsten können sie alles kurz und klein hauen und darauf fangen sie dann einfach an zu heulen, danach haben sie mit großer Wahrscheinlichkeit Hunger. Du willst nicht wissen, was ich alles durcheinander gegessen, nein gefressen habe, die Dinge passten überhaupt nicht zusammen. Die Nächte schlafe ich sehr unruhig und habe dann morgens noch schlechtere Laune als so schon. Meinst du, du kommst damit klar?“

Er sah mich geschockt an, er hatte sich das also doch ein wenig leichter vorgestellt, aber das war es eben nicht, auch wenn sich einige Sachen schlimmer anhörten, als sie wirklich waren.

Mach dir keine Gedanken, das wird schon schief gehen und Tatze hat es ja auch überlebt, also wirst du es auch, wenn auch vielleicht ein wenig traumatisiert und wenn ich Pech habe, dann wird das unser letztes Kind sein.“

Jetzt sah er mich noch verwirrter an.

Du willst noch mehr Kinder?“

Ich nickte leicht mit dem Kopf, denn wenn er jetzt sagt, dass ihm die vier reichen, dann muss ich das akzeptieren. Aber er sagte nicht nein, sondern lächelte mich an.

An wie viele hast du denn da gedacht?“

Tja, das ist keine leichte Frage, denn darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht, ich weiß nur, dass ich noch mehr Kinder haben möchte.

Vielleicht jedes Jahr eins, was sagst du dazu?“

Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er das dann doch zu viel fand, denn er sah doch sehr geschockt aus.

Das war nur ein Scherz. Aber so drei bis vier hätte ich schon gerne noch, was meinst du?“

Er schloss kurz seine Augen und ich ahnte schon das Schlimmste, dann nahm er mich aber in den Arm und drückte mich an sich.

Wir werden sehen, wie viele noch kommen, aber sobald wir den Überblick verlieren, hören wir auf, in Ordnung?“

Ich lächelte ihm zufrieden entgegen und drückte ihn an mich, dann schloss ich meine Augen und genoss seine Nähe. Nach wenigen Momenten erinnerte ich mich daran, dass ich eigentlich gar keine Kinder haben wollte, mir war die Verantwortung immer zu groß gewesen und jetzt, will ich so viele wie möglich. Dieser Mann hat mich sehr verändert und ich bin Stolz darauf, mich bald seine Frau nennen zu dürfen.

Mitten in der Nacht wurde ich wach und bemerkte wieder dieses Gefühl, dass etwas fehlte und wieder wusste ich nicht, was es ist. Es wollte mir einfach nicht einfallen und je länger ich darüber nachdachte, desto weniger wusste ich, wo ich anfangen sollte zu suchen, um zu finden, was ich verlor. Nur eines wusste ich ganz genau, es war mir sehr wichtig und ich hatte es irgendwo vergessen, aber wo und was, das entzog sich meines Wissens.

24. Kapitel - Erinnerungen

Die halbe Nacht machte ich mir Gedanken darüber und kam zu keinem Ergebnis. Ich ließ es irgendwann sein und schlief einfach weiter. Am nächsten Morgen wurde ich von Moran geweckt, der mich anlächelte. Das war der erste Morgen, an dem ich mal keine schlechte Laune hatte, wer konnte auch schon alles andere, als gut gelaunt sein, wenn er in ein solches Gesicht blicken durfte. Dann stand er auf und verschwand aus den Zimmer. Auch ich stand jetzt auf und zog mich an. Als ich nach dem Dolche greifen wollte, griff ich ins Leere und stutzte ein Runde vor mich hin.

Habe ich ihn woanders hingelegt?“, nuschelte ich zu mir selbst und suchte das ganze Schlafzimmer ab. In Gedanken suchte ich ebenfalls nach ihm und versuchte mich zu erinnern, wann ich ihn zum letzten Mal sah.

Och nee, das ist doch jetzt nicht wahr!“

Mir fiel auf, dass er noch in Ganyos' Brust stecken musste, der immer noch in der Burg weit weg lag. Ich setzte mich auf das Bett und überlegte mir, was ich tun konnte, um ihn wieder zu bekommen. Die einfachste Lösung war, dass ich mich auf die Reise dort hin machte, aber das würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen und Moran würde mich mit Sicherheit nicht gehen lassen, schon gar nicht nach den Ereignissen.

Also musste ich mir was anderes einfallen lassen, nur was? Wenig später hörte ich, wie die Tür auf ging und Rina herein kam, als ich auf sah, sah sie sehr besorgt aus.

Mama, was ist los mit dir? Du verpasst doch sonst nicht das Frühstück.“

Mit einem Lächeln ging ich auf sie zu und nahm sie in den Arm.

Mach dir keine Sorgen, mir geht es gut. Ich habe nur die Zeit vergessen, da ich über etwas nachdenken musste.“

Sie sah zu mir auf und lächelte mich an. Mir wurde erst in diesem Moment richtig bewusst, wie groß sie schon ist und dass sie um einiges hübscher geworden ist.

Wir gingen zum Speisesaal und setzten uns an den Tisch. Das ganze Frühstück über war ich ruhig und dachte darüber nach, wie ich den Dolch wieder zurück bekommen könnte. Jedoch kam ich zu keiner Lösung, die zufriedenstellend war. Würde ich allein losziehen, bekäme ich hinterher riesigen Ärger, denn eine Schwangere sollte nicht so weit reisen. Aber jemanden anderes konnte ich nicht schicken, denn im Grunde wusste niemand von diesem Dolch, nur Sirez, der ihn mir gab. Konnte ich ihn darum bitten? Konnte ich vielleicht unter einen Vorwand mit ihm gemeinsam reisen und ihn wieder holen? Aber welcher Vorwand würde die anderen dazu bringen, mich mit Sirez allein reisen zu lassen, ohne dass jemand uns begleitet? Würde er mir den Gefallen überhaupt tun?

Fragen über Fragen bombardierten meinen Kopf und machten die Sache nicht unbedingt angenehmer. Ich wollte den Dolch wieder haben, aber wie ich ihn bekomme, wusste ich noch nicht. Allerdings werde ich Sirez nach dem Frühstück einfach mal fragen, wenn ich Pech haben würde, dann müsste ich mir was anderes überlegen.

Bela? Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so still und in dich gekehrt.“

Ich schaute zu meiner Linken und sah in Morans besorgte Augen.

Es ist nichts, ich hänge nur ein wenig meinen Gedanken nach und befürchte, dass du bald genug von mir hast.“

Was zur Hölle erzählte ich ihm da? Nun sah er mich geschockt an.

Was redest du da? Wie kommst du da drauf, dass ich bald genug von dir haben sollte?“

Nun sahen uns alle an und ich fing mir verwirrte und besorgte Blicke ein, nur Tatze schien zu verstehen, was ich damit sagen wollte und grinste so vor sich hin.

Du scheinst noch keine Frau schwanger erlebt zu haben und Bela kann unausstehlich werden. Glaub mir, ich war während ihrer ersten Schwangerschaft immer bei ihr. Einfach war das nicht.“, sagte sie zu ihm. Im nächsten Moment fing Sarunos an zu lachen und Moran sah seinen Vater verdutzt an.

Sie hat recht, die Launen einer schwangeren Frau zu ertragen ist nicht leicht. Aber wenn das Kind erst einmal in den eigenen Armen liegt, ist alles vergessen und war alle Strapazen wert.“

Man sah Moran an, dass es in seinem Kopf ratterte und er sich versuchte auszumalen, wie es in den nächsten Monaten mit mir sein würde. Dann lächelte er wieder.

Egal, so schlimm wird es schon nicht werden.“

Nach dem Essen ging ich aus dem Saal und ging in den Garten. Diesmal waren die Kinder nicht hier, um zu spielen und ich war hier allein. Eine ganze Weile spazierte ich in dem Garten hin und her, bis mir Sirez über den Weg lief. Er lächelte mir zu und wollte an mir vorbei gehen. Doch bevor er an mir vorbei war, griff ich nach seinem Arm. Das war die Gelegenheit ihn zu fragen, was ich jetzt machen sollte.

Fragend sah er mich an und wartete darauf, dass ich ihm sagte, was ich wollte.

Ich habe den Dolch verloren. Er steckt immer noch in seiner Brust und ich bin mir nicht sicher, wie ich ihn mir wieder holen soll. Ich hätte ihn gern wieder bei mir, aber leider habe ich ihn dort vergessen.“

Ein wissendes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, dann öffnete er seine Jacke und holte einen kleinen länglichen blutroten Gegenstand hervor. Nun war ich sprachlos, wie kam er zu dem Dolch? Das war doch unmöglich, oder etwa nicht?

Nachdem er tot umfiel, bist du einfach gegangen ohne auf irgendjemanden zu achten. Tatze und Moran sind dir gefolgt und wir haben Ganyos' Leichnam dann im Wald begraben. Ich nahm den Dolch wieder an mich, säuberte ihn und wartete darauf, dass du nach ihm fragst. Was mich aber mal interessieren würde ist, warum du niemanden von ihm erzählt hast.“

Mit einem fröhlichen „Danke!“ fiel ich ihm kurz um den Hals und nahm den Drachendolch wieder an mich.

Nun ja, du hattest gesagt, dass niemand von meinem Zusammentreffen mit Ganyos wissen musste, also habe ich nicht darüber gesprochen und somit auch niemanden von diesem Dolch erzählt.“

Verlier ihn nicht wieder, das nächste mal werde ich ihn vielleicht an mich nehmen können und dann wäre er für immer verloren.“

Mit einem Lächeln versprach ich ihm, von nun an besser auf ihn aufzupassen. Dann ging er weiter seines Weges und ich ging wieder in den Rosengarten, um mich wieder auf die Bank zu setzen. Eine ganze Weile saß ich allein dort und bewunderte ein weiteres mal die Schönheit der Gayana-Rose, bis auf einmal jemand neben mir saß. Ich zuckte leicht zusammen, da ich nicht damit rechnete, Gesellschaft zu bekommen.

Du wolltest ihr doch das Kleid zeigen, wenn wir es nicht jetzt tun, dann wird wohl sehr bald dein Bauch im Weg sein.“

Ich nickte ihr zu und wir standen auf, um meine Schwester zu suchen. Wie nicht anders zu erwarten war, beobachtete sie ihren Stallburschen bei der Arbeit. Wir gingen zu ihr und baten sie, mit uns zu kommen. Sie wusste was wir vorhatten und man konnte ihr Freude in ihren Augen erkennen.

Im königlichen Schlafzimmer angekommen, half mir Gayana wieder, das Brautkleid anzuziehen und Tatze kam aus dem Staunen nicht wieder raus.

Ich hätte nie gedacht, dich mal in so einem Fummel zu sehen und jetzt steht eine angehende Königin vor mir.“

Es würde sicherlich eine ganze Weile dauern, bis ich mich daran gewöhnen würde, dass ich bald Königin sein werde. Schon ein komisches Gefühl, wenn man vom Außenseiter zum Herrscher wird. Hoffentlich steigt es mir nicht zu Kopf.

Ich zog es wieder aus und Gayana legte es vorsichtig und sorgsam wieder weg. Wir gingen wieder aus dem königlichen Schlafzimmer und machten uns auf den Weg zum Rosengarten, denn jetzt würde sie sehen, wo die Hochzeit stattfinden sollte.

Auch hier kam sie aus dem Staunen nicht wieder raus und verliebte sich Hals über Kopf in diese einzigartige Rose, die in voller Blüte stand. Als dann auch noch des Abendrot die Herrschaft über den Himmel bekam, schwärmte sie in einer Tour und hörte nicht wieder auf. Ich wusste, dass es ihr hier gefallen würde. Da sie nun Kusiran Bericht erstatten wollte, lief sie von dannen und ließ mich allein.

 

Ich saß vor einem riesigen Weihnachtsbaum mit ein paar Geschenken um mich herum und ich wusste, dass sie für mich bestimmt waren. Es waren Puppen darin und schöne Kleider, die ich mir wünschte. Ich spürte die Vorfreude und die Spannung, was sich denn Schönes in dem nächsten Paket versteckte.

Ich sah kleine leuchtende Augen im Spiegel, als ich mich selbst betrachtete, um herauszufinden, wie mir das neue rosa Kleidchen stand, drehte mich voller Freude vor ihm. Den neuen Teddy im Arm haltend rannte ich zu meiner Mutter und meinem Vater und ihnen stolz, was mir der Weihnachtsmann brachte.

Jahre später wurde dann mein kleiner Bruder geboren und ich freute mich riesig auf ihn. Seine kleinen Kulleraugen schloss ich sofort in mein kleines Herz. Ich passte häufig auf ihn auf, wenn meine Eltern wieder gemeinsam ausgingen. Er war ein toller kleiner Bruder, ich hatte ihn unendlich doll lieb und dann saß ich wieder im Flur meiner Wohnung und hielt diese grausamen Bilder in meiner Hand. Mit zitternden Händen hielt ich sie fest, als könnte ich durch das Starren alles wieder so werden lassen, wie es mal war. Später versuchte ich durch SMS, Telefonate, Briefe, Mails und etliches mehr die Situation zu retten. Doch nichts half. Ich wurde jedes Mal abgewürgt, bekam hasserfüllt Worte entgegen geschmettert. Nur die Narben waren stumme Zeugen dessen, was wirklich geschah, aber es kam nie zu einem Zusammentreffen, zu keinem klärenden Gespräch.

Verzweiflung machte sich breit, nie wieder haben ich meinen kleinen Bruder je wieder gesehen, geschweige denn meinen Vater. Rief ich einen der beiden an, hielten sie es für einen verdammt schlechten Scherz und würgten mich ebenfalls ab. Es war alles aussichtslos. Mein Leben schien komplett den Bach runter gegangen zu sein.

Nach Monate des verzweifelten Kampfes, gab ich endlich auf und fing an, mein Leben wieder in Ordnung zu bringen. Ich hatte in der zeit zu viel Gewicht verloren, alles Klamotten hingen an mir, wie ein nasser Sack. Trotz des fehlen des Appetits, würgte ich mir das Essen hinter. Suchte mir Arbeit und versuchte einigermaßen normal zu leben.

Doch die Sticheleien von den Anderen hörten nie auf, wurden stetig schlimmer und brachten mich immer wieder an den Rand der Verzweiflung. Ich zog mich immer mehr zurück, verlor mich immer wieder in meinen Gedanken, hörte Musik und schrieb traurige Texte, zeichnete Bilder von Tod, Tränen und Verzweiflung.

Dann sah ich Tatze an meiner Seite, wie ich sie auf Abstand hielt, damit sie mir nicht auch noch weh tun konnte. Von Schmerz hatte ich genug und wollte jeder weitere Verletzung vermeiden, die mich zu Boden krachen lassen würde. Sie dachte zwar ähnlich wie ich, aber das hinderte niemanden daran, ein Herz zu verletzen und es in unendliche Teile zu zerfetzen. Vertrauen hatte ich keines mehr in den Menschen und wollte auch nie wieder jemand andere als mir vertrauen.

Immer wieder saß ich allein in meinem Wohnzimmer und ließ die Tränen laufen, bis ich nicht mehr im Stande war zu weinen, weil anscheinend alle Tränen aufgebraucht waren. In vielen schlaflosen Nächte dachte ich daran, es einfach zu beenden, denn was solle ich in einer Welt in der ich alles verloren hatte, in der ich nicht mehr erwünscht war. Doch nie hatte ich den Mut dazu, immer wieder ließ ich den Gedanken einfach sein oder ließ die Klinge ungebraucht fallen und schmiss sie einfach weg.

Ein paar Jahre vergingen und der Schmerz ließ allmählich nach, doch die Narben blieben und die Sticheleien hörten nie auf, wurden mal schlimmer, mal erträglicher.

 

Wieder einmal zuckte ich zusammen, doch diesmal nicht nur leicht. Plötzlich schlagen sich zwei starke Arme um mich und drückten mich an einen warmen Leib. Moran hielt mich eine ganze Weile einfach nur an sich gedrückt und ließ mich leise weinen. Erst als ich mich beruhigt, fragte er mich nach den Grund für meine Tränen.

Seit langer zeit habe ich mich wieder an meine Vergangenheit erinnert, daran, wie glücklich ich war und wie schnell es vorbei war. Mir fehlt mein kleiner Bruder, den ich vermutlich nie wieder sehen werde, es ist schade drum, er war damals mein Ein und Alles.“

Denk nicht weiter darüber nach, es ist zwar traurig und es tut mir sehr Leid, aber jetzt solltest du nach vorn schauen. Behalte ihn immer in deinem Herzen und in deinen Erinnerungen, dann wirst ihn nie vergessen, auch wenn er noch so weit weg ist. Hier ist jetzt dein Zuhause, hier bei mir.“

Nach einem sanften Kuss gingen wir gemeinsam zurück ins Schloss, um uns im Speisesaal einzufinden, denn es war Zeit für das Abendessen.

Hier wurde ich wieder mit Fragen gelöchert, ob ich denn schon die Veränderung spürte. Ich konnte nur lächeln, denn sie waren so herrlich ungeduldig, dass sie schon fast naiv wirkten. Wieder konnte ich ihnen nur sagen, dass sie noch eine Weile warten mussten, um tatsächlich eine Veränderung ausmachen zu können. Denn im Moment war die Übelkeit noch das Einzige Zeichen, das auf eine Schwangerschaft schließen ließ. Wir unterhielten uns noch lange über Gayanas und Amalias Schwangerschaft und auch Maki meldete sich hierzu öfter zu Wort.

Es war aber kein ernstes Gespräch eher ein lustiges, viele Dingen wurde übertrieben, um Moran ein wenig zu schocken. Doch er nahm es gelassen und beteuerte immer wieder, dass es so schlimm schon nicht werden konnte.

25. Kapitel - Fieber

So vergingen die Tage und Wochen, es war eine wirklich schöne Zeit. Das Einzige, was mich nach und nach immer mehr störte, war die Übelkeit, die zunahm und meine Launen, die wechselhafter wurden. Und dann kam eine Zeit, die sich vermutlich keine Mutter gewünscht hätte, hin und wieder wurde mir sehr warm und ich wurde fiebrig. Es hat meistens nicht lange angehalten, aber dennoch wuchs dabei jedes mal die Angst, dass es meinem Kind nicht gut tat.

Mittlerweile war ich im sechsten Monat und mein Bauch war nicht ganz so groß, wie bei den Zwillingen, aber dafür war auch nur ein Kind in meinem Leib und nicht zwei. Die Fieberanfälle waren immer noch nur sehr kurz und nicht oft. Ich hoffte von Herzen, dass es meinem Kind nicht schadete. Niemand wusste davon, ich wollte eben keine Panik stiften, aber was, wenn es schwerwiegende Folgen haben könnte? Dann würde ich mir mein Leben lang Vorwürfe machen, ob ich nicht hätte etwas ändern können, wenn ich nur etwas gesagt hätte. Aber andererseits, wenn es wirklich nichts war, dann war alle Panik umsonst.

Ich versuchte mir nicht so viele Gedanken darüber zu machen, eben weil diese Fieberanfälle nicht häufig waren, sondern eher seltener, auch wenn sie mittlerweile etwas länger anhielten. Dennoch hielt ich sie für nicht wichtig. Man hört ja häufiger, dass die eine Schwangerschaft so sein kann und die Nächste komplett anders. Meine zweite Schwangerschaft lief dann eben so ab. Lunaris riss mich aus meinen Gedanken und sah mich mitfühlend an. Er schien zu wissen, dass etwas nicht richtig war.

Mach dir keine Gedanken, mir geht es gut. Die Kinder warten schon auf die, sie wollen spielen.“

Wir gingen gemeinsam in den Garten und erst jetzt bemerkte ich, wie groß die Drachen geworden sind. Mittlerweile überragen sie die Zwillinge um eine Kopflänge. Die wuchsen schnell und lernten dementsprechend. Es waren kluge Geschöpfe und wunderschön, wie Draco selbst. Die Kinder sahen uns und kamen sofort auf uns zu.

Macht langsam, ich kann nicht mehr so viel toben, dafür ist Lunaris da.“

Ja, Mama.“

Ich setzte mich auf eine Bank und beobachtete die Kinder beim Toben. Immer wieder fiel jemand hin, es war aber nie so schlimm, wie es schien. Sie standen einfach auf, lachten munter weiter und ließen sich das Spielen nicht vermiesen, auch nicht durch kleine Schrammen. Es freute mich immer wieder erneut, sie so ausgelassen zu sehen. So sorgenlos, voller Freude, als würde es nichts geben, dass ihr Gemüt hätte trügen können.

Plötzlich wurde mir leicht schwummrig und etwas heiß. Der nächste Fieberanfall und genau jetzt, wo ich ihr so gar nicht gebrauchen konnte. Diesmal schien er leider etwas stärker zu sein, als sonst, denn diesmal fiel es mir schwer Luft zu holen. Die Kinder scharrten sich um mich und sahen mich fragend an.

Mama, geht es dir nicht gut?“

Mach die keine Sorgen, ich werde mich ein wenig hinlegen, dann geht es wieder,“

Ich lächelte sie an, denn beunruhigen wollte ich keinen von ihnen, also stand ich auf und machte mich auf dem Weg ins Schloss. Dort angekommen stützte ich mich an der Wand ab und atmete schwer. So schlimm war es noch nie, ob ich es doch jemanden sagen sollte? Vielleicht ist es besser, etwas zu sagen, bevor es noch schlimmer wird oder ich gar zusammenbreche. Auf dem Weg zu meinem Schlafzimmer musste ich hin und wieder stehen bleiben, damit ich ein wenig verschnaufen konnte. Jetzt stieg die Angst in mir hoch, dass etwas mit meinem Kind nicht stimmen würde, dass es mir deswegen so schlecht geht.

Schnellen Schrittes ging ich zum Schlafzimmer und ging hinein. Mit letzter Kraft schaffte ich es auf das Bett und schlief sofort ein.

 

Wieder lag ich auf dieser Wiese und doch schien etwas anders zu sein, nur was? Shiza war auch nirgends zu sehen. Der Glanz schien auch nicht mehr da zu sein. Auch wenn es noch immer so schön, so war es dennoch trist und leer ohne sie. Nur wo war sie hin? Mein Kind wuchs immer noch in meinem Leib heran, also sollte sie immer noch bei mir sein oder bereitete sie sich schon darauf vor, mich zu verlassen?

Es schien so unwirklich zu sein, als würde ich mir mein Dasein nicht mehr ohne meinen Schutzengel vorstellen können. Dennoch wollte sie mich verlassen, um für mein Kind da zu sein und viel Zeit blieb mir nicht mehr mit ihr. Vielleicht sollte ich sie hier suchen und sie fragen, was mit mir los ist. Was passiert war, dass ich hin und wieder Fieber bekam und in letzter Zeit sogar schlimmer als sonst.

Ich stand auf und ging den Fluss ab, aber kein Schwan schwamm darin, kein Vogel zwitscherte sein Lied in den Bäumen des Waldes. Ich irrte ein wenig umher, nur um festzustellen, dass niemand hier war. Wirklich absolut niemand, nicht einmal eine kleine Ameise war zu sehen. War ich jetzt von allen Göttern verlassen? Oh je, was rede ich denn hier, bin ich im Fieberwahn. Wie komme ich denn jetzt auch noch auf Götter? Hier war sonst immer nur mein Engel und ein paar Tiere, die es sich hier haben gut gehen lassen.

Dennoch beunruhigte mich hier etwas, diese Einsamkeit, die dieser Ort jetzt ausstrahlte, machte mich ganz verrückt. So verlassen habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt, dabei war es doch perfekt. Niemand war hier allein oder einsam. Wir sind zu einer großen Familie zusammengewachsen. Soll das jetzt wieder zerbrechen?

Du machst dir zu viele Gedanken, wie immer.“

Sie riss mich aus meinen Gedanken und ich starrte sie erschrocken und entsetzt an.

Was ist hier geschehen?“

Shiza sah zu Boden, ihr Blick verhieß nichts gutes.

Du bist krank und ich fürchte, ich kann dir nicht helfen. Das Fieber kommt und geht, aber es scheint keinen Auslöser zu geben. Ich weiß nicht was ich machen soll.“

Ihre Traurigkeit steckte mich ein wenig an, doch ich wusste, dass ich mir um mich selbst keine Gedanken machen musste. Es gab nur eines, um was ich mich sorgte.

Hilf nicht mir, sondern meiner Tochter, sie wird dich brauchen. Sie soll das Licht der Welt erblicken, ganz gleich, was mit mir geschieht. Ich weiß, dass sie bei dir in gute Hände kommt. Meine eigene Kraft muss ausreichen, um das zu überstehen und wenn nicht, dann weiß ich, dass Shiza lebt und dass sie groß und stark werden wird und dafür danke ich dir heute schon.“

Ich lächelte sie an, um ihr ihre Sorgen zu nehmen, denn meine würde sie mir nehmen, das wusste ich. Sie erwiderte mein Lächeln und legte mir ihre Hand auf den Bauch.

So soll es sein, von nun an werde ich über deine Tochter Shiza wachen und sie mit all meiner Macht schützen.“

Ich nickte ihr zu und im nächsten Moment bekam dieser Ort seinen alten Glanz zurück, auch die Schwäne waren wieder da. Am Himmel sah man eine Schar Vögel zurückkehren. Es wurde wieder warm und ich wusste, dass es irgendwie weitergehen musste. Bis zu ihrer Geburt war noch ein wenig Zeit und bis dahin genoss ich die Zeit, die ich hier verbringen durfte, aber auch die Zeit, die ich im wachen Zustand verbrachte, auch wenn es mich zu viel Kraft kostete, so hatte ich wenigstens meine Liebsten um mich herum.

 

Als ich meine Augen wieder öffnete, waren einige besorgte Blicke auf mich gerichtet, darunter Moran und Gayana. Sie sagten nichts und beobachteten mich erst einmal, wahrscheinlich warteten sie darauf, dass ich ihnen etwas sagen würde, was diese Situation erklären würde. Doch ich hatte keine Erklärung, die hatte nicht mal Shiza. Also war ich genauso ratlos, wie die anderen auch. Nur leiser kam meine Stimme zum Vorschein, mehr Kraft besaß ich wohl nicht mehr.

Das Fieber war noch nie so schlimm, aber macht euch keine Sorgen, das wird schon, sie wird auf die Welt kommen, das verspreche ich.“

Mein Lächeln war ebenso schwach, wie meine Stimme und doch scheint es überzeugend genug gewesen zu sein, denn es wurde erwidert.

Ich habe keinen Zweifel daran, dass unsere Tochter auf die Welt kommt, ich mache mir eher sorgen um dich, dass du ihre Geburt nicht überlebst. Dein Fieber ist sehr hoch und du warst jetzt ein paar Tage nicht ansprechbar. Wir haben Angst um dich.“

Eine Träne rann über sein Gesicht, doch ich wollte nicht, dass er oder ein anderer um mich weint. Mir war klar, dass ich es nicht überleben werde, dazu reichte meine Kraft nicht. Alles, was ich tun konnte, war meine restlich verbleibende Kraft dafür zu nutzen, bis zur Geburt durchzuhalten, damit sie leben konnte.

Macht euch keine Sorgen um mich, das tu ich auch nicht.“

Die Diskussion war somit für mich beendet, nur nicht für sie, aber das hinderte mich nicht, wieder einzuschlafen und meine Kraft zu sparen.

 

Ich saß auf dem saftigen Gras und beobachtete die Schwäne bei ihrem Tanz auf dem Wasser. Auch die Vögel saßen nicht still auf ihren Zweigen, sie tanzten im Himmel umher und sangen ihr schönstes Lied. Die Zeit hier genoss ich sehr, jede Sekunde schenkte mir ein wenig Kraft, die ich noch brauchen werde.

Du hast dich bereits damit abgefunden zu sterben, kann es sein?“

Ich nickte nur, ich musste sie dabei nicht ansehen, mir war nur allzu gut bewusst, dass auch sie sich großen Sorgen machte und mich nicht sterben sehen wollte.

Es scheint, als würde es sich nicht verhindern lassen. Also nehme ich es, wie es ist und gebe meinem Kind die Chance ein besseres Leben zu führen als ich.“

Es wird ihr dann aber an einer Mutter fehlen, die sie verdient hat. Sie wird dich ebenfalls brauchen. Willst du sie wirklich allein lassen?“

Ich kann fühlen, wie der Tod an mir zieht, wie meine Kraft schwindet. Die Geburt wird anstrengend und meine Kraft wird nicht reichen, danach weiterzuleben. Keine Mutter der Welt will ihr Kind allein in der Welt zurücklassen. Es zu müssen bricht mir das Herz, aber es scheint nicht anders zu gehen. Ich werde mich verabschieden müssen, so weh es auch tut.“

Ihre Tränen rannen ungehindert ihr Gesicht hinunter und dennoch zeigte sie mir, wie gut sie meine Entscheidung verstand.

Es wird nicht leicht und ich werde euch alle vermissen.“

 

Es kostete mich jedes Mal viel Kraft wach zu werden, etwas zu essen oder zu trinken, geschweige denn zu reden. Aber hin und wieder musste ich Worte finden, die beruhigen mussten, wenn es zu viele Tränen gab. Jeder wusste, dass ich gehen würde und dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es soweit war.

Moran hat es nicht akzeptieren wollen und doch war er dazu gezwungen, ich wusste es eben besser. Von Tag zu Tag wurde ich immer schwächer.

26. Kapitel - Geburt

Es vergingen mehrere Wochen und die Geburt rückte immer näher. Immer wieder hatte ich Angst, die Zeit wäre zu knapp und dann wachte ich doch immer wieder auf und ersehnte den Tag ihrer Geburt. In mir wuchs der Wunsch, sie wenigstens einmal sehen zu dürfen, sie wenigstens einmal im Arm halten zu dürfen.

Impressum

Texte: deadly Banshee
Tag der Veröffentlichung: 07.04.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese geschichte widme ich denen, die ihr Glück fanden und dennoch Steine in den Weg gelegt bekommen haben.

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