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1. Kapitel - Wo bin ich?

Es war dunkel und kalt. Ich lag mitten im Wald, die Baumkronen waren dicht aneinander gewachsen, es kam kaum Licht durch. Nur ein kleiner Silberschimmer kam zwischen den Blättern durch und erhellte nur einen kleinen Teil, der vor mir lag. Also ging ich zum Licht oder besser gesagt in Richtung Mond, vielleicht ist in dieser Richtung irgendwer, der mir sagen kann, wo ich bin.

Mit jedem Schritt nach vorn wirkte dieser Wald immer unheimlicher, ich hoffte nicht hier draußen übernachten zu müssen. Die Nacht war sehr kalt und ich hatte nicht besonders viel an, denn es war ja auch Sommer und sehr heiß. Aus diesem Grund hatte ich nur meine Stiefel mit vielen Schnallen, eine schwarze sehr kurze Hose und ein sehr kurzes Neckholdertop an und ich habe noch meine schwarzen Stulpen mit Schnallen an, sowie zwei Zöpfe, damit mir die Haare bei dem warmen Wetter nicht im Nacken liegen und kleben.

Ich hätte nie gedacht, dass es Nachts so kalt werden kann, ich mein, wir haben Sommer. Hier sieht es auch nicht besonders nach meiner Heimat aus. Aber wie sollte ich in so kurzer Zeit, so weit weg gekommen sein. Jemand hat mir in meiner Heimatstadt mal wieder ein Bein gestellt und ich bin natürlich auf den Kopf gefallen und bin bewusstlos geworden. Dann haben mich die Irren also in einem Wald verfrachtet, damit ich schön weit weg bin und nie wieder komme.

Ich weiß nicht warum die alle so gegen mich sind, ich habe denen nie etwas getan. Den ganzen Ärger nur, weil ich nicht so herum laufe wie die Anderen, warum sollte ich auch, ich bin nun mal nicht wie die. Ich bin ich und ich bin stolz drauf, ich bin nun mal ein Goth, was soll's, deswegen bin ich doch trotzdem immer noch ein Mensch. Leider sehen die Anderen das alles anders.

Naja, egal, wenn ich jemanden hier finde, der mir helfen kann, dann zeige ich die Leute an, denn ich kenne ihre Gesichter und nach all der Zeit sogar ihr vollständigen Namen und Adressen, denn jetzt sind die echt zu weit gegangen. Da vorn ist eine Lichtung, ich hoffe ich sehe da vorn ein wenig mehr, als nur Gestrüpp und Baum. Aber irgendwie fühle ich mich hier gerade wohler in diesem unheimlichen Wald, als zu Hause, wo mich alle hassen, nur weil ich anders bin.

Wenn ich hier wirklich sehr weit weg bin von zu Haus, dann kann ich vielleicht hier bleiben und ein neues Leben anfangen, wenn die Leute hier in der Umgebung toleranter sind. Wie ich sehe, ist das da vorn keine Lichtung sondern das Ende des Waldes, wie schön, endlich ein andere Landschaft und hoffentlich auch Menschen, die mir helfen können und wollen. Ich hoffe, dass die Menschen hier netter sind, ich weiß nicht, wie lange das meine Psyche aushält, die ganzen Sticheleien sind schon hart. Jetzt habe ich den letzten Baum erreicht und bin schockiert über das, was ich da sehe.

Da stand ein Dorf, aber nicht so wie ich Dörfer kenne. Denn da stand ein Dorf, dessen Häuser aus Holz gebaut wurden und mitten drin sehe ich einen Brunnen auf einen großen Platz, das wird der Marktplatz sein. Das kann doch nicht sein, es gibt doch in dieser Zeit keine Hinterwäldler mehr, die noch so wohnen oder doch?

Aber das kann mir jetzt egal sein, ich brauche Hilfe und da kann ich nicht auch noch anfangen mich darüber zu beschweren, dass es nicht die Hilfe ist, die ich wollte. Ich hoffte innigst, dass da vorn, in diesem Dorf anständige Menschen wohnen, die ein Herz haben und sich nicht daran stören, was ich trage und wie ich aussehe. Allerdings habe ich dennoch Bedenken, wenn die mich doch nicht mögen und so wie es aussieht, sind die wirklich noch Hinterwäldler, dann habe ich jetzt Angst, dass die plötzlich mit Mistgabeln auf mich los gehen könnten.

„Oh mein Gott, was sollen denn jetzt diese Ängste, Mensch Mädel, du hast Kopfschmerzen und wahrscheinlich sogar eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung gibt es bestimmt noch gratis dazu. Also reiß dich zusammen und geh jetzt dahin, damit dir geholfen wird.“

Na toll, jetzt führe ich auch schon Selbstgespräche, in denen ich mir selbst in den Hintern trete. Na dann mal los, dann gehe ich mal in das Dorf, wenn ich Glück habe, ist noch jemand wach und hilft mir.

Ich ging durch das Dorf und entdeckte weiter hinten ein Licht im Fenster. An diesem Haus angekommen, stand ich vor der Tür und rang innerlich mit mir, zu klopfen und nach Hilfe zu fragen. Aber wenn nicht jetzt, wann denn dann? Nach mehreren Sekunden des Überlegens, klopfte ich an.

Es dauerte nicht lange, dann öffnete mir jemand die Tür. Als die Tür aufging, stand eine ältere Frau vor mir, sie war wohl in jüngeren Jahre eine sehr hübsche Frau, denn ihr Gesichtszüge sind selbst nach all den Jahren immer noch weich. Ihre Kleidung sieht sehr veraltet aus, das heißt, sie trug ein hellblaues Kleid, die Farben waren schon verblasst. Das Kleid gleicht einem eines Bauern aus dem Mittelalter. Ein einfaches Kleid für den Alltag, nichts besonderes, aber es hat dennoch was her gemacht. Sie lächelte mich an und fragte, was ich zu so später Stunde noch möchte.

Ich erklärte ihr kurz den Sachverhalt, dass ich mich im kalten dunklen Wald wiederfand, nachdem man mir ein Bein gestellt und ich auf den Kopf gefallen bin. Sie sah besorgt aus und bat mich in ihr Haus.

Die Einrichtung war spärlich, es gab im Wohnbereich kein Sofa, sondern nur einen Tisch mit sechs Stühlen dran, daneben war eine Offene Küche, aber da stand kein Herd, da war nur eine Feuerstelle. Es war sehr eigenartig, ich fühlte mich, wie in der Zeit zurück gereist, in eine Zeit, in der es noch keinen Strom gab, denn es leuchteten nur ein paar Kerzen, die die Räume ein wenig im sanften warmen Licht erhellten. An einer Wand war ein Kamin, er brannte noch und auf dem Tisch mit den sechs Stühlen stand noch ein Tonbecher. Es hatte den Anschein, als sei sie eine arme Frau, die nicht viel hatte.

Sie deutete mit einer Hand auf einen der sechs Stühle, also setzte ich mich auf diesen. Im nächstem Moment stand sie hinter mir und berührte meinen Hinterkopf ein paar mal. Dann sagte sie mir, dass ich nur eine kleine Verletzung am Kopf hätte und dass diese schnell verheilt sein wird. Sie holte ein kleines Döschen und öffnete sie, darin war etwas das nach einer Creme aussah, aber nicht weiß war, sonder eher gelblich. Die Creme fühlte sich warm auf meinem Kopf an, dann sagte sie zu mir, dass ich ihr jetzt alles in Ruhe erzählen kann und ihr meinen Aufzug erklären kann. Das Lächeln, das sie seit dem Öffnen der Tür aufgesetzt hatte, strahlte immer noch auf ihrem Gesicht.

Ich erklärte ihr, warum ich in schwarz herum lief, von meiner Lebenseinstellung, von der Tatsache, dass mich alle nicht mögen in meiner Umgebung, wegen meiner Einstellung und meinem Kleidungsstil. Dann verschwand plötzlich das Lächeln und sie nahm einen ernsten Gesichtsausdruck an. Mit leiser bestimmter Stimme sagte sie mir dann, dass ich froh sein kann, an ihrer Tür geklopft zu haben, denn jeder andere hätte mich jetzt in diesem Moment gesteinigt und als Hexe bezeichnet.

Moment mal, Hexe, gesteinigt, vielleicht erzählt sie mir gleich auch noch, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit sogar auf dem Scheiterhaufen gelandet wäre. Und genau einen Moment später sagte sie mir das auch. Bin ich doch im Mittelalter gelandet? Aber das geht doch nicht, ich bin in keiner Zeitmaschine gestiegen, geschweige denn, dass ich eine solche Fähigkeit besitze, die Zeit zurück zu drehen. Was mache ich denn jetzt?

Diese Frau scheint mir sehr vertrauensvoll, was nicht nur an ihrem warmen Lächeln lag. Ich versuchte in einfachen Worten ihr zu beschreiben, was ich gerade denke und erklärt ihr somit, wo ich herkam und aus welcher Zeit. Sie sah mich verwundert an und sagte mir, dass ich mir wohl zu sehr den Kopf gestoßen habe. Na klar, warum sollte sie mir eine so verrückte Geschichte auch glauben?

Aber ich hatte eine Idee, mein Handy scheint immer noch in meiner Hosentasche zu sein, auch wenn die Hose noch so kurz ist, die Tasche ist für mein Handy groß genug und ein Knopf verhindert, dass es raus fällt. Ich hole es raus und zeige ihr, welchen Fortschritt ich gemeint habe, als ich ihr von meiner Zeit erzählte. Natürlich war kein Netz, also konnte ich ihr leider nicht demonstrieren, dass ich damit wirklich mit jemanden aus weiter Entfernung telefonieren konnte.

Aber dann sagte sie mir, dass die Zeitrechnung eine Andere sei und dass sie sich nach dem Mond richten. Ein Neumond bedeutet ein neuer Monat und der vierzehnte Neumond bedeutet ein neues Jahr, also hat ein Jahr dreizehn Mondphasen bzw. Monate. Und wir befanden uns gerade in der zehnten Mondphase dieses Jahres.

Langsam glaube ich wirklich, ich habe mir zu sehr den Kopf angeschlagen. Aber immerhin hält sie mich nicht mehr für verrückt. Sie betrachtet mein Handy argwöhnisch, ich steckte es wieder weg, um sie nicht noch weiter zu irritieren. Dann stand sie auf und ging hinter mich, um noch mal nach meiner Wunde zu schauen. Danach meinte sie zu mir, dass ich hier unten im Gästezimmer schlafen könne, dass gleich nebenan war. Ich habe diese Tür gar nicht beachtet, aber an der Wand mir gegenüber ist eine Tür, da rechts von mir der Küchenbereich ist und an der Wand ein Fenster ist und links von mir ist der Kamin, also kann nur vor mir das Gästezimmer sein, denn hinter mir ist ja schon die Haustür.

Sie sagte auch, dass ihr Zimmer oben ist und ich jeder Zeit klopfen kann oder rufen kann, wenn ich etwas brauche. Oben sagte sie, aber wo ist denn die Treppe, als ich mich umschaute bemerkte ich, dass im Küchenbereich eine Treppe ist. Ein Badezimmer habe ich keines gesehen, also gibt es wohl auch keins. Na toll, ich im Mittelalter mit einer völlig anderen Zeitrechnung und kein Bad, wie schlimm kann es eigentlich noch kommen?

Sie sagte, dass ich mich jeden Morgen in einer Wanne waschen kann, aber das Wasser sei kalt. Also kam es schlimmer, mit kaltem Wasser waschen, aber das hat vielleicht sogar etwas Gutes, dann werde ich wenigstens schneller wach. Also ging ich in das Gästezimmer und zog mir die Stiefel aus, legte die Armstulpen bei Seite, zog mir dann die Hose und das Top aus und legte mich in das Bett, es war weich und es roch nach Stroh, sehr angenehm. Ich schlief nach den heutigen Ereignissen sehr schnell ein und träumte nichts Besonderes diese Nacht.

Am frühen Morgen wurde ich durch ein Hahnkrähen wach, etwas störte mich als ich aufstand und mich dann im Küchenbereich wusch. Ich war bei bester Laune, dabei war ich ein Morgenmuffel, dennoch war ich von einem Moment auf den Nächsten wach und hatte gute Laune. Die Frau kam aus ihrem Schlafzimmer runter und brachte mir Kleidung mit. Sie sagte, dass das Kleid ihrer verstorbenen Tochter gehörte, die im Alter von 19 starb. Ich nahm das Kleid nur widerwillig entgegen, ich wollte sie nicht an schreckliche Ereignisse erinnern, nur weil ich dieses Kleid trug. Aber sie beharrte darauf und ich nahm es entgegen und zog es auch gleich an. Es passte sogar, wie angegossen, es war von der Farbe, wie das der Frau, nur leuchtender beziehungsweise noch nicht so ausgewaschen. Das Kleid war hochgeschlossen und dennoch bequem, es war sehr einfach gehalten. Auch wenn ich Kleider nicht mochte, das hatte etwas, es gefiel mir sogar.

Jetzt hatte ich nur noch ein einziges Problem, meine Stiefel konnte ich unmöglich anziehen, aber die nette Frau kam mir zuvor und reichte mir ein paar schwarze Schuhe, sie sahen zwar schon getragen aus, aber auch noch relativ neu. Ich zog sie an und siehe da, auch sie passten und waren bequem.

Da sagt die Frau plötzlich mit einer Träne im Auge:

„Es ist fast so, als wäre meine Tochter wieder hier im Haus. Wie unhöflich von mir, bitte verzeih mir, dass ich mich dir noch nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Amalia und wie ist deiner?“

Ach du Schande, stimmt ja, wir hatten gestern zwar miteinander gesprochen, aber vorgestellt haben wir uns nicht, dann will ich das mal nach holen.

„Mein Name ist ...“

Sag ich ihr jetzt meinen richtigen Namen, einen den ich nicht leiden kann oder nenne ich ihr meinen Spitznamen, der mir lieber ist und fange hier eine neue Existenz an. Ich entschied mich für Letzteres:

„Bela. Ich heiße Bela.“

Und lächelte sie an. Ich fühlte mich bei ihr wohl, als ob ich nach Hause gekommen wäre.

2.Kapitel - Was soll ich jetzt nur tun?

Dann zeigte sie mir den Hühnerstall, in der auch eine Milchkuh stand. Wir sammelten gemeinsam die ganzen Eier ein, fütterten die Hühner und die Kuh, melkten diese und gingen dann in die Küche, sie meinte, dass wir erst mal frühstücken und dann auf den Marktplatz gehen um die Eier zu verkaufen. Sie lebte also von der Eierproduktion ihrer Hühner. Da ich mir das nicht richtig vorstellen konnte fragte ich sie, ob sie denn davon leben könne. Da sagte sie:

„Was heißt davon leben? Mit dem Geld kann ich mir andere Dinge kaufen, die ich brauche um Brot zu backen und Abendessen zu kochen. Und wenn mal etwas übrig bleibt, dann lege ich es bei Seite und spare für schlechte Zeiten.“

Ich beneidete sie, sie hatte ihr Leben voll im Griff, sie brauchte keinen Schnickschnack und dergleichen, sie lebte mit dem, was sie brauchte und mehr nicht. Wenn doch mal alle Menschen so wären.

Ich half ihr beim Tragen der Eier zum Marktplatz. Die Stände um den Großen Brunnen in der Mitte standen wohl immer da, sie ging auf einen Stand zu und legte die Eier ausbreitend auf den Tisch. So langsam erwachte das Dorf und der Marktplatz wurde immer voller. Ein älterer Herr kam auf uns zu und lächelte sehr freundlich.

Er begrüßte uns herzlich.

„Einen wunderschönen guten Morgen die Damen. Ich wusste gar nicht, dass du Besuch hast Amalia? Ich bin übrigens der Bürgermeister dieses kleinen hübschen Dörfchens. Mein Name ist Lathol“, sagte er dann zu mir gewandt.

Er war ein wenig rundlich im Gesicht, er scheint genug Geld zu besitzen, um nicht hungern zu müssen. Amalia erklärte ihm, dass ich gefallen bin und ziellos umher irrte letzte Nacht und dass ich mich an nichts außer meinem Namen erinnern konnte. Damit hat sie mir wohl geholfen, aber was hätte sie ihm auch sonst sagen sollen, dass ich aus der Zukunft komme? Mit Sicherheit nicht, also war ich eben, das Mädchen ohne Gedächtnis.

Er lächelte mich besorgt an.

„Ach du Schreck, armes Kindchen, wenn dir wieder etwas einfallen sollte, kannst sehr gern zu mir kommen und mich um Hilfe bitten, vielleicht kann ich dir ja helfen. Da ich, als Bürgermeister, eine Menge Menschen kenne, ist da bestimmt einer darunter, der jemanden kennt, den du vielleicht vor deinem Unfall gekannt hast.“

Das ist doch echt nicht wahr, zu Hause haben mich alle gehasst und hier werde ich von wildfremden Menschen geholfen, ohne dass die mich überhaupt kennen oder je in ihrem Leben gesehen haben. Vielleicht ist mein Leben deshalb so mies gelaufen, damit es jetzt besser werden kann, das wäre zu schön, um wahr zu sein. Ich bedankte mich bei Lathol und lächelte ihn freundlich an.

Dann sagte er wieder zu Amalia gewandt:

„Ich hätte dann gern die übliche Menge an Eier.“

Sie packte die Eier in seinen halb gefüllten Korb, in dem schon Blumenkohl, Kartoffeln und Gurken Platz gefunden haben und gab ihr das Geld und drehte sich um zum Gehen. Plötzlich rief sie ihm hinterher:

„Moment, sie bekommen doch noch Wechselgeld!“

Der Bürgermeister drehte sich noch einmal um und lächelte breit.

„Du hast Besuch, also musst du zwei verpflegen, es ist schon in Ordnung, nimm es ruhig und kauft euch beiden etwas Schönes.“

Er war wirklich sehr nett, sie rief ihm noch ein Danke hinterher. Sie sah mich an und sagte:

„Davon werden wir nachher uns eine Gans kaufen und dann gibt es Gänsebraten zum Abendessen.“

Selbst in meiner Heimat war so etwas sehr teuer und es gab Gänsebraten meist nur an Weihnachten, ob es hier auch Weihnachten gab? Das werde ich noch früh genug herausfinden und ich freute mich schon drauf, wobei ich sagen muss ein Schwein wäre mir lieber.

Der Tag verging wie im Flug, während des Tages redeten wir viel und sie entschied sich dann doch dafür ein Schwein zu kaufen. Ich lernte viele nette Menschen kennen, viele davon sagten mir ihre Hilfe zu. Sie waren alle sehr nett und hilfsbereit. Viele kamen vorbei, die viel reisten und somit auch viele Menschen kennen gelernt haben und diese Leute stellten Spekulationen an, wo ich her kommen könnte, nannten mit Orte, die ich vielleicht kennen könnte. Aber da ich nicht von hier kam, kam mir auch keiner dieser Orte bekannt vor. Ich konnte den Leuten nicht viel von mir erzählen, da ich ja angeblich mein Gedächtnis verloren habe. Die Geschichte kam mir ganz gelegen, denn ich hätte sowieso nicht gewusst, was ich sonst hätte sagen sollen.

Es war so gegen Nachmittag, die Sonne stand hoch am Himmel, als es plötzlich unruhig wurde, einige Leuten fingen an in ihre Häuser zu laufen, sich zu verstecken und ich verstand die Aufregung nicht, da zerrte mich Amalia auch schon am Arm und wollte mit mir weg laufen, aber da ich nichts verstand, blieb ich einfach stehen. Da schrie sie mich an:

„Beeile dich! Die Dunkelelfen kommen in das Dorf!“

Moment mal, Dunkelelfen? Bin ich jetzt in eins dieser Games geraten? Aber der Gedanke gefiel mir, ich wollte sie sehen und blieb stehen, dass musste ich mir ansehen. Also blieb auch Amalia stehen und als ich ihr sagte, dass ich um die Existenz der Dunkelelfen nicht wusste und sie unbedingt sehen muss, da es in meiner Welt keine gab, sagte sie zu mir:

„Gut, wir bleiben hier, damit du sie sehen kannst, aber hör auf mich, wenn ich sage, dass wir gehen sollten. Dunkelelfen sind gefährlich, wenn man sie reizt!“

Ich nickte nur stumm, warum denn gefährlich, bei Wölfen sagte man das Gleiche und jagte sie, bis es fast keine mehr gab und jetzt stehen sie unter Tierschutz. Aber was soll's, vielleicht sind sie ja Barbaren und würden uns ohne Grund angreifen oder sogar töten, weil sie es amüsant finden oder weil sie jemand komisch ansah. Jetzt hatte ich einen Kloß im Hals, denn was würden sie tun, wenn ich sie anstarrte? Vielleicht werden sie aber auch nur missverstanden, denn die Wölfe tötete man ja auch ohne schwerwiegende Gründe. Alle liefen durcheinander an uns vorbei und dann sah ich sie, sie ritten auf Pferden, mir klappte der Unterkiefer nach unten.

Welch Schönheit, sie waren zu dritt und hatten eine grau bläuliche Haut. Als sie dann näher kamen erkannte man ihre goldenen Augen, die sich überall umsahen und sie hatten spitze Ohren. Der Eine hatte weißes silbern glänzendes langes Haar, der andere mittellanges Graues und der Dritte, der voran ritt, hatte schwarzes langes Haar, das einen leichten blauen Schimmer hatten. Der mit dem weißen Haaren trug einen Bogen und auf den Rücken die Pfeile, der mit den grauen Haaren trug einen Flegel mit einer sehr lange Kette, wie es scheint, um eine größere Reichweite zu haben. Der mit den schwarzen Haaren hatte ein Schwert, sie hatten alle braune Felle als Kleidung an, also an den Schienbeinen hatten sie sich Fell umgebunden und an den Unterarmen und um den Unterleib, die Oberkörper waren frei.

Der Schwarzhaarige, weckte meine Neugier, ich weiß nicht warum, aber er schien mich mit seiner Ausstrahlung, seinem Auftreten und mit seiner Anmut in den Bann zu ziehen. Dann hörte ich neben mir:

„Hast du jetzt genug gesehen?“

Doch ich konnte Amalia nicht antworten, ich war sprachlos und am Boden fest gewachsen, der Anblick war einfach zu schön. Sie bemerkte es wohl auch und fing an an mir zu ziehen und zerren, bis ich aus der Starre fiel und sie Ahnungslos ansah.

„Wir müssen hier weg, sonst werden wir getötet!“, schrie sie mich an, widerwillig setzte ich mich mit ihr in Bewegung. Plötzlich hörten wir Gebrüll, nicht die Dunkelelfen haben angegriffen, sondern Soldaten, die ihnen hierher gefolgt waren. Sie nahmen sie fest, sperrten sie in Käfigen, wie räudige Hunde und schlugen dann hier ihr Lager auf.

Ich bemerkte, wie Amalia traurig seufzte und fragte sie dann nach dem Grund des Seufzers.

„Das sind keine Tiere, man muss sie nicht einsperren, aber die Soldaten sehen das anders, wenn man ihnen nichts tut, dann sind Dunkelelfen auch friedlich. Ich mag es nicht sehen, wenn sie wie Vieh behandelt werden.“

Und ich dachte, sie mochte die Dunkelelfen nicht, weil sie gefährlich waren. Anscheinend war es nur Fassade, sie verbarg also ein Geheimnis, jedenfalls hatte ich das im Gefühl, ich kann sie ja später dazu befragen. Denn auch ich mochte es nicht die schönen Geschöpfe in Käfigen zu sehen, sie waren wild, also gehörten sie in die Freiheit.

Wir gingen erst mal zurück zu ihrem Haus und setzten uns hin, um die Geschehnisse zu verdauen, lange saßen wir ohne ein Wort da. Plötzlich durchbrach ein Schrei die Stille, wir schreckten auf, es schien einer der Dunkelelfen geschrien zu haben. Amalia sprang auf und ging nach draußen, der Schrei hat sie anscheinend erschüttert. Ich folgte ihr nach draußen und erschauerte, als ich sah, warum der Dunkelelf schrie. Ein Soldat hat ihn aus dem Käfig geholt und schlug ihn nieder. Es war der Schwarzhaarige, trotz der Demütigung schien er seinen Stolz nicht verloren zu haben.

Der Soldat wollte gerade mit den Worten:

„Stirb, du Stück Dreck!“, mit seinem Schwert aus holen. Als vor mir ein Schrei auf tönte, es war Amalia, sie hat „Nicht!“ geschrien. Der Soldat blickte auf und in unsere Richtung.

„Wer war das?“, schrie er, ich bemerkte noch, wie Amalia zusammen zuckte, da ich hinter ihr stand. Es war ruhig, es war nur noch das Keuchen des Dunkelelfen zu hören, der vor Schmerzen am Boden lag. Ich konnte nicht zu lassen, dass er dieser netten alten Dame etwas antat, irgendjemand aus der Masse würde sie verraten, das war immer so, auch in meiner Heimat. Nur um gut dazustehen würde einer aus der Masse sie verraten, also musste ich handeln, damit ihr nichts geschieht.

Also ging ich an ihr vorbei, ging auf den Soldaten zu, sah ihm verärgert in die Augen und dann an ihm vorbei zu dem Dunkelelfen hin, stellte mich schützend vor ihm hin und schrie den Soldaten an:

„Was um Himmels Willen hat er dir getan?“

Der Soldat spukte auf den Boden.

„Das geht dich einen Dreck an. Das sind Tiere, die geschlachtet werden müssen, bevor sie uns abschlachten. Also geh aus dem Weg, sonst ereilt dich dasselbe Schicksal.“

Welch Ignoranz, eine, die ich am besten kannte, diese Dunkelelfen waren wie ich, anders und nur deswegen so gehasst. Ich drehte mich zu dem Dunkelelfen um, kniete mich neben ihn. Ich wollte ihn nicht sterben lassen.

„Hast du jemals auch nur einen Menschen abgeschlachtet?“, fragte ich ihn. Er sah mich fragend an, er wusste nicht was er jetzt sagen sollte, denn eine solche Reaktion hat er mit Sicherheit nicht gerechnet.

„Hast du? Warum seit ihr hergekommen?“, fragte ich ihn wieder, um zu erfahren, welcher Grund sie in diese Gegend verschlagen hatte, dass sie sich denen näher, die sie abschlachten wollten.

„Weil wir Hilfe brauchen. Wir haben niemanden abgeschlachtet, wir haben uns immer nur gewehrt, wenn ihr Menschen uns mal wieder ohne Grund angreifen wolltet.“

In seinen Augen spiegelte sich Verachtung wieder, er hat noch nicht begriffen, dass ich ihm helfen wollte, aber egal, ich musste jetzt aufpassen, was ich tue, sonst sterbe ich wohl möglich hier und jetzt. Aber das war mir eigentlich auch egal, denn ich wollte nicht einfach nur herum stehen und dabei zu sehen, wie Soldaten drei Dunkelelfen töteten, nur weil ihnen danach war.

Ich stand wieder auf, drehte mich zum Soldaten um und sagte ihm:

„Lass sie in Ruhe, sie haben euch nichts getan und werden es auch nicht. Sie kamen her, weil sie Hilfe brauchen und ihr wollt sie einfach so töten? Es gibt genügend Verbrecher da draußen, die den Tod verdient haben und ihr wollt Unschuldige töten? Wie erbärmlich, habt ihr nichts Besseres zu tun?“

Ich war wütend, ließ alles raus und hatte dabei mein Leben verspielt, ich werde aber versuchen Amalia da raus zu halten, denn ich will nicht, dass ihr etwas passiert, sie ist so ein guter Mensch.

Der Soldat schien einige Zeit über meine Worte nach zu denken, dann sagte er schließlich:

„Nun gut, lasst sie aus den Käfigen frei und du, Kleines, solltest mit ihnen gehen, wenn du nicht sterben willst. Denn du hast hier bei den Menschen nichts mehr verloren, du hast Zeit bis heute Abend deine Sachen zu packen und dann geh, sonst werden wir dich und deine Freunde töten.“

Er hatte ein hämisches Grinsen im Gesicht, mir wurde schlecht, erst habe ich nette Menschen gefunden, die mich mögen und jetzt muss ich sie verlassen, nur weil ich jemanden helfen wollte. Es gibt Leute, die bekommen Medaillen, wenn sie Leben retten und mich verjagt man. Das ist alles so ungerecht, aber wenigstens habe ich ein gutes Gefühl dabei gehabt, mich würde kein schlechtes Gewissen plagen, weil ich nur zu gesehen habe, wie ein Soldat aus purer Freude beinahe jemanden getötet hätte.

Es ist wirklich erbärmlich, wenn man so darüber nachdenkt, es waren so viele Menschen da, so viele, die hätten helfen können. Aber niemand hatte den Mut dazu, ich fragte mich, ob die Menschen überhaupt wissen, dass sie in der Überzahl gegenüber den Soldaten waren, dass sie den Dunkelelfen ohne zögern hätten helfen können. Aber, wer weiß, vielleicht wären dann noch mehr Soldaten gekommen und hätten dann das Dorf den Erdboden gleich gemacht. Also war es nur allzu verständlich, dass sie Angst um ihr Dorf hatten. Doch eine Frage gab es noch zu klären: Was soll ich jetzt nur tun?

3.Kapitel - Die Reise beginnt

 

Ich kniete mich wieder zu dem Dunkelelfen hinunter und strich ihm eine Strähne aus seinem Gesicht. „Wobei braucht ihr Hilfe?“

Sein Blick wurde weicher, auch wenn er immer noch einen verächtlichen Blick hatte, dennoch wurde er weicher. Die beiden Anderen halfen ihm auf, die Drei waren einen ganzen Kopf größer als ich, aber dennoch wunderschön. Dann fragte der Schwarzhaarige mich nach meinem Namen.

„Ich bin Bela, darf ich jetzt auch eure Namen erfahren?“

Die drei sahen sich an, die Beiden links und rechts von dem Schwarzhaarigen sahen so aus, als hätten sie kein Interesse daran Höflichkeiten auszutauschen, sie mochten mich ganz offensichtlich nicht. Doch der Schwarzhaarige schien anderer Meinung zu sein. Er zeigte auf den Grauhaarigen.

„Das ist Odim und das ist mein kleiner Bruder Sirez.“, sagte er auf den Weißhaarigen zeigend, stimmt, die Beiden waren sich ein wenig ähnlich. Es war keine große Ähnlichkeit, die man bei Zwillingen fand, es waren eher so leichte Ähnlichkeiten, die einem nur dann auffielen, wenn man sie kannte.

„Und ich bin Moran. Zunächst möchte ich dir danken, im Namen von uns allen, denn wir verdanken dir unser Leben. Noch nie hat sich jemand gegen die Soldaten erhoben, schon gar keine Frau. Wir werden dich gern ein Stück des Weges begleiten, aber mitnehmen können wir dich nicht.“

Hey, wer sagt's denn, er kann ja sogar Lächeln, seine Augen sagen zwar, dass er mir immer noch misstraut und in jedem Moment den Todesstoß von mir erwartet, aber er ist freundlich und gibt mir die Chance mich zu beweisen, dass ich es ehrlich meine.

„Ich kann es nun mal nicht sehen, wenn jemand einen Unschuldigen versucht zu töten. Ich halte nichts von den Gedanken 'Du bist anders als wir, also gehörst du nicht dazu'. Ihr seid nun mal, wer ihr seid. So hat Mutter Natur euch geschaffen und genau so sollte man euch akzeptieren.“, sagt ich zu ihnen.

„Das sind große Worte für eine Frau, ich hoffe, du fällst damit nicht zu Boden, denn das kann schnell mal geschehen. Und nun geh und packe deine Sachen, aber nimm nur das Wichtigste mit, verabschiede dich von deiner Familie und komm zu uns, wir warten dort auf dich.“

Er zeigte in die Richtung, aus der ich letzte Nacht kam. Ob das ein Zufall ist?

Ich nickte nur stumm und ging zu Amalia rüber, sie hatte Tränen im Gesicht und fragte mich:

„Warum hast du das getan? Warum hast du mich beschützt?“

„Ich konnte nicht anders, ich will nicht, dass dir etwas passiert. Du bist so ein herzensguter Mensch, ich hätte es mir nicht verziehen, wenn die Soldaten dich auch noch getötet hätten. Ich bin nun mal ein Mensch, der so etwas nicht einfach so hinnehmen kann, ich musste dazwischen gehen. So ist es besser, glaub mir, sie scheinen sehr nett zu sein, also wird es mir an nichts fehlen, es wird mir gut gehen, vielleicht komme ich irgendwann mal wieder und dann kann ich dir davon berichten, was ich erlebt habe.“, sagte ich ihr mit Tränen im Gesicht, ja, auch ich weinte, denn ich hatte sie furchtbar gern, auch wenn ich sie im Grunde nicht mal wirklich kannte.

Wir gingen gemeinsam ins Haus, ich ging ins Gästezimmer und zog mir meiner eignen Sachen an, auch wenn ich Nachts frieren würde, ich möchte die Sachen, die sie mir gegeben hat, nicht mitnehmen, sie gehörten ihrer Tochter, ich will sie nicht ruinieren. Ich hatte jetzt nur ein Problem mit meinen Stiefeln, die Sohle war zu hoch für weite Wanderungen. Auch wenn ich sehr gut darin laufen konnte und sie sehr bequem waren, so waren sie doch für Wanderungen nicht geeignet. Da hatte ich eine Idee, ich fragte Amalia nach zwei größeren Tüchern, die ich mir um die Füße wickeln konnte. Amalia hat anscheinend verstanden, was ich vorhatte und brachte mir zwei gleichgroße schwarze Tücher aus schwerem Stoff.

„Damit kannst du deine Füße umwickeln, damit du besser laufen kannst.“

Ich bedankte mich und nahm die Tücher an mich.

Als ich fertig damit war, sie mir um die Füße zu wickeln, bemerkte ich, dass sie groß genug waren, um auch noch die Waden umwickeln zu können. Dann sah ich an mir herab, mir gefiel diese Art Schuhwerk. Ich verabschiedete mich von Amalia und drückte sie ganz fest, ich werde sie wohl eine ganze Weile nicht wieder sehen, sie fragte mich, ob ich wirklich so gehen will.

„Es interessiert mich jetzt wenig, was andere von mir denken, denn ich darf sowieso nicht wieder kommen, es ist zwar schade, aber damit muss ich jetzt leben. Ich werde jetzt auch aufbrechen, die Dunkelelfen warten draußen auf mich. Sie wollen mich ein Stück begleiten.“

„Pass gut auf dich auf und lebe wohl.“

Ich lächelte sie noch ein letztes Mal an, dann ging ich aus dem Haus, sah mich um und ging auf die drei Dunkelelfen zu, die draußen auf mich warteten.

Alle sahen mich verwirrt an, denn so kannten sie mich nicht, aber das war mir jetzt egal. Auch wenn es in den Nächten kälter wurde und meine Kleidung nicht viel Wärme spendeten, daran musste ich mich eben gewöhnen.

„Willst du dir nicht noch einen Mantel drüber ziehen?“, fragte mich Moran verwirrt, als er sah, dass ich leicht bekleidet wieder aus dem Haus kam.

„Nein, ich habe keinen, das hier ist alles, was ich besitze.“

„Nun gut, wir sollten aufbrechen, bevor es sich die Soldaten anders überlegen.“, warf Sirez ein und deutete in die Richtung in die wir gehen werden.

„Einen Moment noch!“, schrie jemand weit hinter uns, die Stimme kam mir bekannt vor, als ich mich umdrehte, sah ich Bürgermeister Lathol auf uns zukommen und er hatte die Zügel eines Pferdes in der Hand und führte das Pferd zu mir, es war pechschwarz, selbst der Sattel und der Rest des Geschirrs war schwarz.

„Hier, nimm sie mit, ich habe keine Verwendung für dieses Pferd und du wirst es brauchen, ihr Name ist Storm. Ich hatte sie mal von einem sehr guten Freund geschenkt bekommen, aber da ich so selten ausreite, sollst du sie bekommen. Ich glaube, ihr werdet euch mögen. Ich wünsche euch viel Glück auf eurer Reise.“

Er lächelte uns alle vier freundlich an und entfernte sich wieder von uns. Ich stand vor dem Pferd, wie angewurzelt, damit hatte ich nun echt nicht gerechnet. Sie starrte mich eine Weile an, dann beschnupperte sie mich und gab mir einen kleinen Stoß. Dann nahm ich ihre Zügel und stieg auf, hoffentlich falle ich nicht runter, in meiner Heimat hat man nicht wirklich die Zeit zu reiten, geschweige denn das Geld, den Platz für das Pferd und seine Pflege.

Sogar Bürgermeister Lathol schien nichts gegen die Dunkelelfen zu haben, dass war für mich ein Zeichen, dass ich den Dreien blind vertrauen konnte. Was mir aber Sorgen bereitete, war das Ziel der Riese, denn ich hatte keins, ich wusste nicht mal, wie lange sie mich begleiten wollten. Zu dem kannte ich hier in dieser Welt niemanden, also gab es niemanden, zu dem ich gehen konnte.

Die Drei konnten einfach nach Hause reiten, nur ich nicht, ich hatte kein zu Hause, keinen Zufluchtsort, nichts eben. Und da sie mich nur ein Stück begleiten wollen, müsste ich auch noch ganz allein zurecht kommen, wie soll ich das bloß machen? Ich habe doch keinerlei Erfahrungen in der freien Natur, ich weiß nichts darüber, ich würde bei meinem Glück noch nicht einmal einen Fliegenpilz erkennen, wenn er direkt vor mir stehen würde. Ich würde sogar denken, dass er lecker aussieht und würde ihn mir wahrscheinlich auch gleich in den Mund stecken und essen. Entweder ich lasse mir etwas einfallen oder ich bin aufgeschmissen und werde bald in der Wildnis sterben.

Die drei Dunkelelfen setzten sich auf ihre Pferde und ritten langsam los, nur ich stand noch hilflos da. So etwas Blödes, das kann auch nur mir passieren, denn ich bin einer von den Menschen, die sich kein Pferd leisten können oder besser gesagt, nicht reiten können und keine Ahnung davon haben. Also konnte ich ihnen auch nicht hinterher reiten, so wie ich es eigentlich wollte, aber Storm machte nichts von dem, was ich wollte. Ich sagte ihr, dass sie ihnen hinterher laufen soll, doch sie blieb einfach stehen. Anschreien wollte ich sie auch nicht, dann hätte sie mich womöglich auch noch abgeworfen und wäre davon gerannt.

Das war sehr ärgerlich und peinlich, erst hatte ich eine große Klappe, musste unbedingt die Dunkelelfen vor dem sicheren Tod bewahren und kann dabei nicht mal so was Einfaches, wie reiten. Aber warum muss es auch so kompliziert sein, einem Pferd zu sagen, dass es machen soll, was man will. Ich gab es auf, denn mir blieb nur noch eines übrig, ich musste sie um Hilfe bitten, auch wenn es mir schwer fiel, da ich ihnen kein Klotz am Bein sein wollte, doch genau das war ich jetzt.

„Ähm, Jungs? Könntet ihr mir vielleicht bei der Bedienung dieses Pferdes helfen? Sie macht nicht, was ich will.“

Und in diesem Moment setzte ich meinen Dackelblick auf, in der Hoffnung, dass sie nicht einfach weiter ritten und mich hier einfach stehen ließen. Aber Odims Blick zu urteilen, würde er mich schon allein wegen dieses Blickes einfach stehen lassen, so dass ich versauern konnte. Auch Sirez schien nicht begeistert zu sein und hätte mich am liebsten sogar mit einem Pfeil durchbohrt. Moran verdrehte seine Augen und ritt widerwillig zu mir zurück, dann nahm er Storms Zügel.

„Halt dich fest, sonst fällst du noch runter.“

Er zog mich hinter sich her, ich weiß, wie blöd das aussehen musste, das ist mir auch peinlich, aber was sollte ich denn machen?

Also ritten wir los und da ich nur gezogen wurde, konnten sie auch nicht besonders schnell reiten, denn ich bremste sie aus. Da ich nicht reiten konnte, hatte ich auch keine Ahnung, wie ich mich fest halten sollte ohne Storm dabei weh zu tun. Die Dunkelelfen schwiegen die ganze Zeit über, es war eine bedrückende Stille, ich hätte sie gern durchbrochen, aber was hätte ich sagen sollen? Hätte ich von mir erzählen sollen, dann hätten sie sehr schnell genug von mir gehabt. Hätte ich sie fragen sollen, ob sie mir was von sich erzählen, dann hätte Moran womöglich Storms Zügel losgelassen und mich meinem Schicksal überlassen, weil sie genervt von mir waren.

Also war ich in der Zwickmühle, ich musste mich ziehen lassen und deswegen kamen wir nicht voran. Ich hörte noch lange das Gelächter der Soldaten, wie sie sich über uns lustig machten. Mir war bewusst, dass ich keine gute Figur auf dem Pferd abgab, aber so war es nun mal, ich konnte nichts dafür, dass ich nicht reiten konnte. Aber das konnte ich ihnen nicht sagen, denn dann würde das Gelächter noch lauter und ich wollte die Dunkelelfen nicht noch weiter blamieren, als ich es so schon getan hatte.

In meinen Gedanken zurückgezogen, dachte ich an Amalia, was wohl geschehen wäre, wenn wir die Soldaten einfach hätten machen lassen, was sie eigentlich wollten. Oder wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre, ob jemand Amalia verraten hätte? Oder hätten alle zusammen gehalten? Ich wusste nicht, was ich mir selbst auf die Was-wäre-wenn-Fragen antworten sollte. Aber ich fürchte ich hätte ein schlechtes Gewissen, dass mich Tag für Tag und Nacht für Nacht geplagt hätte, hätte ich nur dagestanden und nichts getan.

Ich wusste selbst, wie es war, ausgestoßen zu sein, ich wusste, wie es war, wenn man fertig gemacht wird, weil man anders ist als 'normal'. Aber was war denn normal? Warum war ich nicht normal, nur, weil ich schwarze Kleidung trug? War ich nicht normal, weil ich andere Dinge wichtiger fand, als die Dinge, die die 'Normalen' als wichtig empfanden? War ich nicht normal, weil ich lieber allein sein wollte? Oder bin ich nur eines der Opfer, die zufällig ausgesucht wurden, weil gerade kein anderer da war?

Die Antwort, auf all diese Fragen kannte ich nicht, aber ich wusste, dass ich so bin, wie ich bin und dass ich mich für kein Geld der Welt hätte ändern wollen. Ich bin anders, ja und? So bin ich eben, das sind eben die Dinge, die mich ausmachen. Wäre ich so wie die 'Normalen', dann wäre ich nicht ich selbst und das wäre sehr schade, denn ich mochte mich so, wie ich bin.

Aber was ist schon 'normal', das kann niemand so genau sagen, denn wer definiert das? Ich empfinde mich als normal, ich wüsste auch nicht wirklich, was ich ändern sollte, denn ich mochte mich so, wie ich bin. Wer mich nicht mag, der muss eben damit leben, dass ich nicht so bin, wie man mich haben will, ich bin nun mal ein frei denkendes und frei handelndes Wesen.

Jetzt dachte ich wieder an das Gelächter der Soldaten und daran, wie unangenehm es sich anfühlte. Wie sich wohl die Dunkelelfen fühlen? Es war ihnen bestimmt mehr als peinlich, mich hinter sich her zu ziehen, wie ein kleines Kind.

4.Kapitel - Der Wald

Er zog mich eine ganze Weile hinter sich her, die anderen Beiden beachteten uns gar nicht, warum auch, ich hätte mir den Anblick auch erspart.

„Es tut mir Leid, ich wollte euch nicht blamieren.“, nuschelte ich vor mich hin.

„Wie bitte?“, kam es von Moran, ich ignorierte seine Frage, ich wollte nicht, dass er mich im Moment sieht, ich wollte, dass er sich nicht umdreht und einfach weiter reitet und Storm hinter sich herzieht, denn ich zog ein Gesicht, wie sieben Tage Regenwetter. Ich wollte sie wirklich nicht blamieren, aber wer hätte ahnen können, dass Reiten doch schwerer war, als gedacht.

„Reitet schon mal vor, wir kommen später nach.“, teilte Moran den beiden Anderen mit und blieb einfach stehen. Habe ich mich jetzt auch noch verhört, hat er Odim und Sirez gerade wirklich gebeten schon mal vor zu reiten?

Na das kann ja heiter werden, jetzt bekomme ich mit Sicherheit eine Standpauke, in der er mir sagt, dass er darauf verzichten kann, mich hinter sich her zu schleppen, dass ich denen ein Klotz am Bein bin und dass er keine Lust hat mich noch länger zu begleiten, um nicht noch einmal blamiert zu werden, dabei sind wir vor einer Stunde erst los geritten. Soll meine Reise mit ihnen hier schon zu ende sein?

Die beiden Pferde von Odim und Sirez liefen im Galopp davon und waren nach wenigen Minuten schon nicht mehr zu sehen. Mir war klar, dass die Beiden froh waren, endlich richtig los reiten zu dürfen, denn das Schneckentempo hielt selbst ich nicht aus. Moran stieg ab und kam zu meiner linken Seite und sah mich an.

„Steig ab, wir müssen reden.“

Also stieg ich ab, was nicht besonders graziös aussah, da ich noch nie auf einem Pferd gesessen habe und somit auch des Absteigens nicht mächtig war. Er sah mir tief in die Augen, noch wenige Sekunden länger und ich hätte mich in ihnen verloren.

„Ich kann ganz gut darauf verzichten dich hinter mir her zu schleppen, so bist du uns nur ein Klotz am Bein, den wir nicht gebrauchen können.“

Na toll, ich hätte Hellseher von Beruf werden sollen, das heißt dann wohl, Abschied nehmen. Ich darf alleine weiter ziehen, das musste ja soweit kommen.

„Also bringe ich dir das Reiten jetzt auf die Schnelle bei, zeige dir ein paar Tricks, wie du dich verteidigen kannst, sollte dich mal jemand angreifen und ich nicht zur Stelle sein und dann reiten wir den beiden hinterher. Bist du damit einverstanden?“

Aber jetzt habe ich mich verhört oder? Macht er das nur, weil ich ihm das Leben gerettet habe? Da hätte ein einfaches Danke gereicht, aber schaden kann es nicht, vielleicht lerne ich ihn so kennen und er bekommt dann eine andere Meinung von mir. Wenn ich Glück habe, mag er mich sogar, aber so ein Glück habe ich nicht, denn Glück hatte ich eher selten, um nicht zu sagen gar nicht. Auch wenn er genervt von mit war, er war dennoch nett und geduldig. Er gefiel mir, ich sollte nur darauf achten, dass ich mich nicht in ihn verliebe, denn ich hatte bei einem Mann, wie ihm, keine Chance. Schade, aber so war das nun mal.

Ich nickte ihm zu, dann setzte er sich auf sein Pferd und deutete dann auf Storm, also stieg ich wieder auf, was wieder nicht besonders elegant aussah, aber das war mir jetzt egal, denn hier sah uns niemand. Er drehte sich mit seinem Pferd um, ritt um mich drum herum, bis er neben mir stand, dann zeigte er mir, wie ich die Zügel halten soll und was zu tun ist, wenn ich los reiten oder stehen bleiben möchte, wenn ich nach links oder rechts möchte.

Wir ritten so ein paar Runden sinnlos in der Gegend herum, bis ich es einigermaßen hinbekam und Storm mir gehorchte. Anschließend zeigte er mir, wie man am besten aufstieg und wieder abstieg, dann bekam ich auch das ganz gut hin, denn so schwer und kompliziert, wie ich dachte, was es dann doch nicht. Ich jubelte regelrecht, als ich dann mehr konnte als nur langsam hin und her zu reiten, denn ich galoppierte mit Storm einigen größere Runden, um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Dann stieg er von seinem Pferd und wir standen uns beide gegenüber, er stand vor mir und ich saß immer noch auf meinem Pferd. Was er jetzt wohl vorhat. Dann kam er blitzschnell auf mich zu, sein Gesichtsausdruck sagte mir, dass ich in Deckung gehen sollte, aber Moran war nicht böse, das wusste ich, also wich ich ihm nicht aus und blieb ruhig stehen. Plötzlich packte er mich, drückte mich zu Boden, zog sein Schwert aus der Scheide und hielt es mir an die Kehle.

Jetzt weiß ich, was Amalia meinte, als sie sagte, Dunkelelfen seien gefährlich. Denn eine falsche Bewegung von mir und er würde mir gnadenlos die Kehle durchschneiden. Aber ich besaß etwas, von dem er nichts ahnen konnte, ein Grund, für den ich total psychisch labil gehalten wurde, wenn ich das mal einer Freundin erzählt habe, die hinterher nicht mehr eine Freundin war, sondern sich zu den Menschen gesellte, die mich immer nieder machten. Also erzählte ich es niemanden mehr und behielt es nur noch für mich, denn so hatte ich wenigstens über die Jahre nur noch eine Freundin, die aber so gut wie nichts von mir wusste, genauso wie ich nichts von ihr wusste.

Ich kann Anderen meinen Willen aufzwingen, in dem ich denjenigen tief in die Augen schaue und nur noch an eine Sache denke, die derjenige tun soll. Ich habe das sehr selten bei Menschen angewandt, es klappte auch nicht immer bei Menschen, aber bei Katzen und Hunden funktionierte es meistens.

Da bleibt jetzt nur noch das Problem, dass Moran weder ein Mensch noch ein Tier ist, ich weiß nicht, ob es bei Dunkelelfen überhaupt geht, aber Versuch macht Klug. Ich schaute ihm ganz tief in seine Augen, sie waren wunderschön, ich musste aufpassen, dass ich mich nicht in ihnen verlor, denn dann konnte ich meine Fähigkeit nicht mehr anwenden. In meinem Gedanken existierte nur noch dieser eine Satz:

Lass das Schwert fallen!

In meinen Gedanken schleuderte ich ihm diese vier Worte immer wieder um die Ohren. Wir verharrten wenige Minuten in dieser Position und dann fiel das Schwert zu Boden.

Es hat geklappt! Ich glaub es nicht, es hat tatsächlich geklappt. Er sah verwirrt aus, sah entgeistert seine eigene Hand an und suchte nach Antworten, er sah so hilflos aus, also sagte ich ihm ganz ehrlich, was gerade geschehen ist, denn ich fand, dass er es wissen sollte, damit er wusste, mit wem er durch die Gegend reiste.

„Du kannst Gedanken lesen und kontrollieren?“, fragte er mich entsetzt. Er hatte es auch noch falsch verstanden, also erklärte ich es ihm noch einmal.

„Nein, ich kann anderen meinen Willen aufzwingen, was auch nicht immer klappt, meist nur bei Tieren. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du das Schwert wirklich fallen lässt. Da ich diese Fähigkeit sehr selten verwende, weiß ich nie, ob es geht, aber ich habe mich anscheinend genug konzentriert. Ich hatte nicht wirklich Angst vor dir, aber wie hätte ich mich sonst wehren sollen. Das ist nun mal meine Fähigkeit und ich wollte, dass du davon weißt, vielleicht kann ich euch damit ja mal helfen.“

Anstatt mich noch einmal anzugreifen, zeigte er mir ein paar Tricks, wie ich mich verteidigen konnte, bevor es dazu kommt, dass ich meine Fähigkeit einsetzen muss, da es nun mal nicht immer funktionierte. Er zeigte mir auch, wie ich mich befreien konnte, wenn mich mal jemand von hinten packen sollte. Bei ein paar Tricks berührte er meine Haut, seine Hände waren sehr weich, mich durchzog jedes Mal, bei auch nur der kleinsten Berührung ein Gewitter durch den Körper.

Ich spürte das Kribbeln in meinem ganzen Körper bis in die Zehn- und Fingerspitzen, dass es einem Gewitter gleicht, es fehlte nur noch der Donner, dann wäre das Gewitter perfekt. Ich sah ihm immer wieder in die Augen, achtete auf jeden seiner Bewegungen, nahm auf, was er mir zu lehren versuchte. Er hatte etwas anziehendes an sich, aber ich wusste nicht was. Hatte ich mich etwa verliebt? Oh, nein, bitte nicht, denn ich stand auf verlorenem Posten, er würde es niemals erwidern.

Nachdem ich alles verstand und die Tricks dann auch anwenden konnte, musste ich ihm noch etwas versprechen, meine Fähigkeit betreffend und ich versprach ihm, dass ich ihm niemals wieder meinen Willen aufdrücke, egal was er im Begriff ist zu tun. Ich hoffte nur, dass er mir das Versprechen auch glaubt, denn in der Wildnis, ist es sehr wichtig dem anderen zu vertrauen, denn dort muss man sich auf jeden Einzelnen verlassen können. Ich gab ihm das Versprechen gern, denn ich mochte es im Grunde nicht, andere zu manipulieren, denn genau das war es auch, wenn man jemanden einen fremden Willen aufdrängte. Er riss mich aus den Gedanken, indem er mir auf die Schulter klopfte.

„Das hast du gut gemacht, dann können wir jetzt los reiten und die anderen einholen. Sag mal ist dir kalt, du zitterst am ganzen Körper.“

Na toll, das Gewitter durchzuckte nicht nur mein Inneres, sondern auch noch meinen ganzen Körper, aber wie erkläre ich ihm das jetzt. Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich den Verdacht hatte, mich in ihn verliebt zu haben. Er ging zu seinem Pferd, holte etwas aus einer der Taschen, die am Sattel hingen und brachte es mir. Es war ein schwarzes Fell, er legte es mir um die Schultern, ich war gerührt, er macht sich also Sorgen um mich, wenn auch nur kleine. Irgendwie hatte ich das Gefühl ihm alles anvertrauen zu können, er war so herzensgut, ich konnte nicht glauben, dass man ihn töten wollte. Er war ein wunderbares Geschöpf.

„Was schaust du mich so an, ist alles in Ordnung, warum weinst du?“

Ich weine? Jetzt spüre ich, wie eine Träne mir die Wange herunter läuft, ist es denn zu fassen, es gibt tatsächlich jemand, der sich Sorgen um mich macht, nicht nur Amalia, sondern auch Moran. Er wischte mir die Träne von meiner Wange. Man könnte mich in diesem Moment als glücklich bezeichnen und traurig zugleich, denn ich musste Amalia zurück lassen.

Plötzlich spürte ich einen Druck um meine Schultern, als ich auf sah bemerkte ich, dass ich eine graublaue Schulter vor meiner Nase hatte, Moran umarmte mich. Er war so warm, seine Haut so weich, dann umgriff ich seinen Oberkörper und drücke ihn ganz fest an mich. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen, ich genoss seine Nähe, auch wenn ich ihn nicht kannte und er mich nicht, aber das waren Dinge, die man nachholen konnte.

Wann wurde ich das letzte Mal richtig umarmt? Also von meiner Familie nie, Freunde hatte ich nie wirklich welche, also war das meine erste richtige Umarmung. Amalia umarmte mich zwar auch sehr herzlich, aber dennoch war das hier, was völlig Anderes. Seine Nähe tat mir gut, diesen Moment wollte ich auskosten. Ich spürte an meinen Händen, wie seine langen Haare kitzelten, ich nahm die Spitzen zwischen meine Finger und spielte ein wenig damit. Dann streichelte er mir sanft über den Kopf.

„Das wird alles wieder, du hast deine Mutter nicht für immer verloren, du wirst sie wieder sehen, das verspreche ich dir.“

Meinte er Amalia, als er von meiner Mutter sprach? Es ist zwar schön, dass er mir versprach, dass ich sie wiedersehen würde, aber warum tat er das? Irgendwie fühlte ich mich geschmeichelt, dass er sie als meine Mutter sah, denn irgendwie hatte ich bei ihr das Gefühl, dass ich sie gern als meine Mutter hätte.

„Meine Mutter? Aber sie ist nicht meine Mutter. Sie hat mich gestern Nacht bei sich aufgenommen, da ich ziellos umher irrte. Um ehrlich zu sein, kenne ich diese Gegend gar nicht, ich stamme von sehr weit weg. Ich weiß nicht mal, wie ich hier her kam, aber es gefiel mir sehr in diesem Dorf, ich fühlte mich hier wohl. Ich bedaure es gehen zu müssen, denn in meiner Heimat hassen mich alle, ich weiß nicht mal wirklich warum. Aber hier sind die Menschen anders, sie sind gastfreundlich, hilfsbereit und haben immer ein warmes Lächeln für einen auf den Lippen, ich habe mich hier wohl gefühlt, auch wenn ich nur einen Tag hier war und wieder gehen musste.“

Warum erzähle ich ihm das, es interessiert ihn doch bestimmt gar nicht, aber er hat mich immer noch nicht losgelassen, vielleicht interessiert es ihn ja doch. Er drückte mich sogar noch ein wenig fester an sich, als wollte er mir Halt geben, mir damit zeigen, dass er für mich da war.

„Wir sollten langsam los reiten, sonst holen wir sie heute nicht mehr ein und es wird bald dunkel.“

Wir lösten die Umarmung und stiegen auf. Wir ritten eine ganze Weile schweigend nebeneinander her. Es dauerte nicht lange, dann erreichten wir den Wald, der mir so unheimlich vorkam, als ich zum ersten Mal hier war. Ich erschauerte beim Eintreten in den Wald, wir ritten noch eine ganze Weile und von den anderen beiden sahen wir noch nichts. Bei einer kleinen Lichtung blieb er stehen, drehte sich um und sagte mir, dass wir heute Nacht hier bleiben würden.

Wenn das mal gut geht, denn immer hin waren wir allein. Aber bei meinem Glück, ist er morgen Früh weg, wenn ich aufwache. Irgendetwas in mir sagte mir zwar, dass ich mich irrte, aber dennoch war ich davon überzeugt.

5.Kapitel - Dunkelelfen sind gefährlich!

Wir saßen noch lange schweigend am Lagerfeuer, bis wir uns zum Schlafen hinlegten, morgen wird ein langer Tag, denn wir müssen Odim und Sirez noch einholen, um dann gemeinsam weiter zu reiten. Ich hatte zwar den Verdacht, dass ich am nächsten Tag alleine aufwachen würde, aber dann war da dieses Vertrauen, das ich mir nicht erklären konnte. Auch diese Nacht ging Traumlos an mir vorbei, aber dennoch war etwas anders, ich spürte etwas warmes und weiches auf meiner Wange, konnte es aber nicht zuordnen, also musste ich wohl oder übel meine Augen aufmachen, um herauszufinden, was es war.

Dann sah ich zwei goldene Augen und ein bezauberndes Lächeln.

„Guten Morgen, ich hoffe du hast gut geschlafen? Ich würde dich ja noch länger schlafen lassen, aber wir sollten aufbrechen. Wir werden Odim und meinen Bruder nicht mehr einholen, aber wir sollten auch nicht zu lange an einem Ort verharren, falls uns die Soldaten doch nur eine Galgenfrist gegeben haben. Ich habe dort drüben einen kleinen Bach gefunden, da kannst du dich ein wenig frisch machen. Ich werde dann zusammenpacken, damit wir los können, wenn du fertig bist.“

Jetzt ist ein Moment gekommen, wo ich ihm liebend gern den Todesstoß versetzen würde, gerade jetzt, wo er so etwas nicht mehr erwarten würde. Ich meine, er hat ja recht, wenn er sagt, wir sollten schnell von hier weg, aber ist das ein Grund mich hier am frühen Morgen gleich so voll zu texten?

Mürrisch stand ich auf, ging in die Richtung, die er mir gezeigt hat, zeigte ihm die kalte Schulter und machte mich am Bach ein wenig frisch. Ich hatte aber auch eine schlechte Laune, man sollte mich eben nicht wecken, ich war schon immer ein Morgenmuffel, der seine Ruhe brauchte, wenn er denn mal geweckt wurde. Als ich auf sah, bemerkte ich ein Rascheln in einem Strauch, ich dachte mir noch so, vielleicht ein Kaninchen oder ein Rehkitz, aber es war keines von Beiden, wäre auch zu schön gewesen.

Ein Soldat kam aus dem Strauch gesprungen und packte mich, er hielt mir den Mund zu, also konnte ich nicht mal schreien und Moran warnen. So ein Mist, was will der Vollidiot? Ich hatte so schon schlechte Laune, aber dank ihm, war sie nicht nur schlecht, sondern im Keller. Er drückte mich zu Boden und fing an mich zu betatschen.

„Na, Süße, so sieht man sich wieder, jetzt gehörst du mir, du hättest nicht alleine weiter ziehen sollen. Ich wusste schon, warum ich dich gehen ließ und nicht auf der Stelle hinrichtete. Du bist viel zu süß zum sterben.“

Und grinste mich auch noch hämisch an. Wie ich diesen Typen hasse, dachte ich mir noch so.

Moment mal, alleine? Aber ich war doch gar nicht allein, also hatte er Moran noch nicht gesehen, das könnte mein Glück sein, aber dank meiner noch schlechteren Laune, hatte ich genug Energie mich zu wehren. Es war gut, dass Moran mir ein bisschen zeigte, denn ich konnte ein wenig anwenden. Naja, mehr schlecht als recht, aber immerhin standen wir wieder, dann verpasste ich ihm einen schönen Tritt in die Weichteile und er sackte zu Boden. Ich riss mich von ihm los und rannte sofort zu Moran, vielleicht war der Soldat auch nicht allein hier, vielleicht musste ich Moran helfen. Also rannte ich so schnell ich konnte, denn Gott sei Dank, war der Bach nicht weit weg von unserem Schlafplatz. Ich hoffte, dass ihm nichts passiert ist, ja, ich betete sogar.

Als ich an der Feuerstelle ankam, schreckte er auf, sah mich verwirrt an und fragte mich, warum ich so gerannt bin.

„Ein Soldat … gefolgt … mich angegriffen … konnte fliehen.“, sagte ich zu ihm, ich war so außer Atem, dass ich keine Sätze formulieren konnte. Sätze waren in dem Moment auch nicht nötig, denn die ersten beiden Worte hätten ausgereicht. Von dem Betatschen erzählte ich ihm nichts, denn ich weiß, was das hätte auslösen können. Ich wollte nicht, dass er schlimmeres mit ihm anstellte, als er so schon vorhatte. Denn sein Blick wurde finster, noch dunkler als die Nacht. Ich will echt nicht sein Feind sein, wenn Blicke töten könnten, dann wäre alles um mich herum im nu verwelkt und abgestorben.

Er rannte an mir vorbei und ich rannte hinterher, damit ich im Notfall eingreifen konnte, sollte Moran Hilfe brauchen. Doch der Soldat hatte sich wieder aufgerappelt, er stand da und bäumte sich auf, als er Moran sah.

„Oh, dann ist die süße Kleine doch nicht allein. Dann werde ich dich mal über den Jordan schicken und dann gehört die Kleine ganz und gar mir.“

Und er grinste schon wieder hämisch, am liebsten hätte ich es im aus dem Gesicht geschlagen. Aber ich glaube, der Soldat hätte es nicht sagen sollen, ich weiß nicht warum, aber ich spürte Morans Zorn, so als ob die Erde unter meinen Füßen bebte. Ich konnte förmlich spüren, wie die Wut in ihm aufloderte, man konnte seine Wut förmlich fassen. Er ging langsamen Schrittes auf den Soldaten zu.

Mist, er hatte sein Schwert nicht dabei, es zu holen wäre sinnlos, das würde zu lange dauern. Aber ich wusste, dass Moran auch sehr gut ohne Waffe kämpfen konnte. Im nächsten Moment griff der Soldat zu seinem Schwert und stürzte sich auf meinen Begleiter. Moran wich aus und verpasste ihm einen Hieb in die Seite, so dass er wankte und einige Momente brauchte, um sich wieder aufzurappeln. Dann verpasste er ihm noch ein paar Hiebe, bis er am Boden lag und sich krümmte.

Moran könnte jetzt aufhören, aber er tat es nicht, er wollte ihn weiter bearbeiten. Doch das konnte ich nicht zulassen, denn das ging eindeutig gegen meine Natur. Nur konnte ich nichts machen, ich konnte seine eigenen Tricks nicht bei ihm anwenden, denn er würde mich einfach zu Boden werfen und wenn ich Pech hatte, griff er hinter her auch mich an. Das Risiko konnte ich nicht eingehen, ich musste einen anderen Weg finden ihn aufzuhalten.

Was soll ich nur tun, auf eine Art hat er ja Recht, denn der Soldat würde Hilfe holen, wenn er überlebt und gegen eine ganze Armee könnten wir nichts machen. Aber ich will nicht, dass er einen Menschen tötet, doch er ist so voller Zorn, wie soll er da zur Vernunft kommen. Ich will das Versprechen nicht brechen, aber was kann ich anderes tun?

Wenn ich ihm meinen Willen nicht aufzwingen darf, wie soll ich ihn aufhalten. Jetzt weiß ich was, ich starrte den Soldaten an, ich hoffte, dass es funktioniert. Der Soldat bemerkte mein Starren und sah mich an. Noch besser, direkter Augenkontakt war das Beste, denn so konnte er mir nicht mehr entkommen, ich hoffte von Herzen, dass es funktionierte.

Steh auf und lauf so schnell du kannst, du hast niemanden gesehen!

Ich hoffe es klappt auch, sonst sind wir erledigt, es muss einfach klappen. Ich will niemanden sterben sehen, auch diesen Soldaten nicht, egal wie schlecht er war. Ich muss mich nur genug konzentrieren.

Verschwinde von hier, denn hier ist nichts passiert!

Ich muss mich stärker konzentrieren, wenn ich was erreichen will. Er weicht meinen Blick nicht aus, er schien gebannt zu sein, um so besser. Wenn ich jetzt nicht versage, dann verschwindet der Soldat gleich ohne uns zu verraten, dann haben wir Ruhe für den Rest unserer Reise.

Mach, dass du die Beine in die Hand nimmst, renne um dein Leben, so als würde eine wilde Bestie dich bis ans Ende dieser Welt jagen. Eine wilde Bestie, hörst du? Keinem Menschen bist du hier begegnet, geschweige denn einem Dunkelelfen. LAUF UM DEIN LEBEN!

Plötzlich stand er auf, man erkannte die pure Angst in seinen Augen und er lief weg, als würde ihn etwas im Nacken sitzen und ihn überallhin folgen. Ich glaube ich habe meine Sache gut gemacht, aber jetzt muss ich nur noch Moran beruhigen, aber wie stelle ich das am besten an? Er steht immer noch wie versteinert da, begreift nicht, was gerade geschehen war. Hat er mich überhaupt bei seinem ganzen Zorn bemerkt? Er schien auch noch nicht mitbekommen zu haben, dass der Soldat schon wieder weg ist und das Weite gesucht hat.

Ich glaube, er weiß gar nicht, dass ich hier stehe, ich sollte mich besser schnell bemerkbar machen, sonst hält er mich wahrscheinlich noch für einen weiteren Soldaten oder etwas anderes und greift mich dann auch noch an. Ich setzte einen Schritt nach vorn und der Zweig unter meinem Fuß knackte.

Plötzlich drehte Moran sich, wie von einer Tarantel gestochen um und griff mich blitzschnell an. Ich wusste ja, dass er ein guter Kämpfer ist, aber dass er so schnell sein kann, hätte ich nicht geahnt. Ich konnte ihn nicht mehr richtig erkennen, denn er war zu schnell für meine Augen, er war nur noch ein Schatten, der blitzschnell näher kam.

So ein Mist, erkennt er mich nicht? Ist er immer noch blind vor Wut? Was mache ich denn jetzt? Augen zu und durch, ich vertraue ihm jetzt einfach, wie gestern, denn er ist nicht böse und wird mir auch nichts tun. Also schloss ich meine Augen und wartete ab, es dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, bis ich eiskalte Finger um meinem Hals hatte, die er zu drückte und schnürte mir somit die Luft zum Atmen ab. Aber ohne diese konnte ich nicht lange durchhalten, ich hoffte, dass er es noch früh genug merkt, denn sonst sterbe ich hier womöglich.

Die Bedeutung von Dunkelelfen sind gefährlich, wird mir immer bewusster, erst jetzt weiß ich, was Amalia damit sagen wollte. Aber was kann ich jetzt noch machen? Er wird mich töten, wenn er mich nicht schnellstens erkennt. Aber ich kann ihn auch nicht angreifen, denn er ist zu stark und außerdem verlassen mich die Kräfte allmählich. Langsam ging mir die Luft aus und da mir das Atmen schwer fiel, konnte ich nicht mal richtig Luft holen, um nicht zu sagen, gar keine Luft holen, denn viel kam in meinen Lungen nicht an.

„Moran.“

Wollte ich ihn auf mich aufmerksam machen, damit er erkennt, dass ich kein Feind bin. Aber es war nur noch ein Flüstern, mehr bekam ich nicht mehr aus meinem Mund, denn dazu fehlt mir die Luft. Er erkannte mich noch immer nicht und sah mich weiterhin mit diesem eiskalten Blick an, als würde er mich schon allein damit töten können. Es dauerte nicht lange, dann ging mir die Luft aus und von einer Sekunde auf die Nächste verschwamm alles und dann wurde alles schwarz um mich herum.

6.Kapitel - Der Tod

Warum lief mein Leben so schlecht? Erst hassen mich alle, dann finde ich Menschen, die mich mögen und die mir helfen wollen, dann treffe ich auch Dunkelelfen, drunter einen sehr netten sogar und dann hat mich genau dieser in seinem Zorn getötet. Ich spüre nichts mehr, keine Empfindungen, wie Gefühle oder körperlicher Natur, ich bin schwerelos und vogelfrei. Hier in diesem Nichts fühle ich mich wohl, denn es ist zwar dunkel, so dass man nichts erkennen konnte, aber es war auch nicht kalt. Es fühlte sich angenehm an, hier zu sein, wo einem nichts mehr passieren konnte.

Irgendwie scheint mein Bewusstsein noch weiter zu bestehen, was würde ich jetzt drum geben Moran zu sehen, aber vielleicht ist es besser so, denn er würde mich nicht sehen können, sondern nur meine tot Hülle, die jetzt vor seinen Füßen liegt. Es würde mich aber dennoch interessieren, ob er mich endlich erkannt hat, auch wenn es zu spät ist. Aber irgendetwas ist hier im Nichts, ich kann es nicht beschreiben, es ist warm. Ich dachte immer, dass das dunkle Nichts kalt ist und man dann ins warme Licht geht, denn so wurde es immer beschrieben. Aber mir ist hier nicht kalt, es gibt hier auch kein Licht, in dessen Richtung ich hätte gehen können. Aber warum nicht, bin ich vielleicht doch nicht tot, habe ich vielleicht doch noch eine Chance zu leben? Die Wärme um mich herum fühlte sich seltsam an.

Langsam bekomme ich das Gefühl, dass es nicht nur warm ist, sondern, dass die Wärme von einem Objekt oder von irgendjemanden kommt. Amalia? Sie wollte ich doch wieder sehen, wollte sie wieder in meine Arme schließen, ihr sagen, wie lieb ich sie doch hab. Sie ist eben ein Engel, den man lieb haben muss, wie eine liebevolle Mutter, die ich nie hatte und jetzt ist alles zu spät. Hätte ich den Dunkelelfen vielleicht doch nicht helfen sollen? Zumindest wäre ich jetzt noch am Leben und bei ihr, aber dann hätte ich Moran nicht getroffen, hätte ihn nicht kennen lernen dürfen, weil er tot wäre.

Tja, es sollte wohl nicht sein, entweder er tot oder ich und da ich tot bin, habe ich wenigstens sein Leben gerettet. Dann bin ich jetzt niemandem mehr ein Klotz am Bein, auch wenn ich gern mit Moran noch mehr Zeit verbracht hätte, ihn näher kennen gelernt und vielleicht sogar näher gekommen wäre. Ja, das ist eine schöne Vorstellung, Moran und ich, ein Paar.

Ein Paar? Moment mal, ich spüre bei jeder seiner Berührungen ein Gewitter durch meinen ganzen Körper ziehen? Habe ich ich mich etwa doch verliebt? In Moran? Dabei wollte ich genau das vermeiden. Warum bemerke ich es erst jetzt, jetzt wo es zu spät ist, jetzt wo ich ihm das nicht mehr sagen kann, jetzt wo es keinen Sinn mehr macht ihn zu lieben, jetzt wo er in ungreifbarer Ferne gerückt ist, jetzt wo ich tot bin. Ich bin so ein Idiot, das kann doch nicht wahr sein. Warum bin ich so dämlich? Aber was hätte es für einen Unterschied gemacht, wenn ich es früher bemerkt hätte, er hätte meine Gefühle nie erwidern können.

Nanu, was ist mir denn jetzt auf dir Wange getropft und läuft diese hinunter? Als ich mit meinem Finger die Flüssigkeit von meiner Wange wischte und sie kostete, schmeckte sie salzig. Moment mal, das war eine Träne, aber ich weine doch gar nicht. Wo kommt diese Träne denn auf einmal her? Hätte ich jetzt einen Spiegel vor mir, hätte ich es besser beurteilen können. Aber ich fühlte mich nicht so, als ob ich weinen würde. Meine Gefühle sind eher neutral, ich fühle nichts, nur Verwunderung darüber, was gerade mit mir passiert. Da, schon wieder eine Träne, die mir auf die Wange fiel, wo kommen sie her? Ich schaue nach oben, denn da scheinen sie herunter gefallen zu sein und dann entdeckte ich es.

Da ist ein kleines Leuchten, aber warum da oben, ist das helle Licht nicht eigentlich immer vor einem und vor allem, wie komme ich denn jetzt da hoch? Da hier nichts und niemand war, konnte ich nicht hoch klettern. Und wieder eine Träne, diesmal fiel sie mir auf meine Lippen. Irgendjemand weint da oben, aber warum? Wie komme ich da hoch, um es herauszufinden? Ein seltsamer Ort ist das hier. Plötzlich spüre ich etwas in meinen Haaren, es fühlt sich wie ein Streicheln an, aber hier ist doch absolut nichts, außer mir oder irre ich mich etwa? Und doch scheint mir da etwas über die Haare zu streicheln.

Doch da, die nächste Träne, wieder dieses Streicheln an meinem Kopf. Verwirrung machte sich in mir breit. Ich schloss die Augen, um mich auf das Streicheln zu konzentrieren und einige Momente später bemerkte ich etwas. Die Hände, die mich streichelten, sie kamen mir bekannt vor, aber woher nur? Ich konnte es nicht zuordnen, aber dennoch dachte ich, diese Hände zu kennen. Ich ließ das Streicheln auf mich wirken und dann fiel es mir ein.

Moran! Es war Moran, aber wieso streichelt er meinen Kopf, er ist doch gar nicht hier. Hier im Nichts bin ich alleine, ich bin doch schon tot oder etwa nicht?

Ich öffnete wieder meine Augen und hatte ganz plötzlich Halsschmerzen, es war zu hell, so dass ich meine Augen zukneifen musste, die Dunkelheit war verschwunden und dann wieder eine Träne auf meinen Lippen. Langsam öffnete ich den Mund und leckte die Träne von meiner Oberlippe. Ich spürte, wie mich jemand festhielt, ich lag am Boden und wurde von jemanden im Arm gehalten, aber von wem? Es war nicht gerade bequem, aber es war angenehm, so von jemanden gehalten zu werden. Meine Sicht wurde langsam klarer und ich konnte etwas erkennen.

Viele Bäumen standen um mich herum, ich war also im Wald, dann sah ich noch graublaue spitze Ohren, die durch die schwarzen Haare hervorlugten, goldene verweinte Augen, ein erschrockenes Gesicht und dann ein bezauberndes Lächeln.

„Dem Himmel sei Dank. Du lebst! Ich habe dich doch nicht getötet. Wie geht es dir, hast du Schmerzen? Sag doch was, rede mit mir?“

Schon wieder von diesem Mann zu getextet, ein zweites Mal an diesem Tag, nur diesmal hatte ich keine schlechte Laune deswegen, ich war sogar bei bester Laune.

„Langsam, Langsam. Mir geht es gut, nur ein wenig Halsschmerzen, aber sonst ist alles bestens, mach die keine Gedanken. Es ist alles gut.“

Ich versuchte zu Lächeln und da Moran breiter Lächelte, habe ich das Lächeln also tatsächlich hin bekommen.

„Es tut mir so Leid, ich wollte dir nicht weh tun, aber da stand dieser Kerl, der davon redete, als ob du ihm gehören würdest. Gar nicht auszudenken, was er getan hätte, wenn du ihm nicht entkommen wärst, um bei mir Hilfe zu suchen. Da bin ich einfach durchgedreht. Es tut mir wirklich wahnsinnig Leid, wie kann ich das je wieder gut machen?“

Da wüsste ich etwas, aber das sage ich ihm nicht, da ich nicht weiß, wie er darauf reagieren würde, wenn ich ihm jetzt sagen würde, dass mir ein Kuss reichen würde. Aber allein die Vorstellung von seinem verdutzten Gesichtsausdruck, brachte mich zum Schmunzeln.

„Das musst du nicht, ich hätte mich nicht so dumm anstellen dürfen, ich hätte warten sollen, bis du dich wieder beruhigt hast, vielleicht hätte ich dir auch gar nicht hinterher gehen dürfen. Es war nicht deine Schuld, ich kannte die Gefahr und bin trotzdem in deiner Nähe geblieben.“

Meine Stimme klang noch ein wenig heiser und kratzig, aber das machte nichts, da er mir gerade so nah war, musste ich nicht lauter sprechen und konnte sie somit noch ein wenig schonen. Wobei ich sowieso nicht hätte laut sprechen können, dafür tat mir der Hals zu sehr weh.

Welch schöner Anblick, er hält mich in seinen Armen und weint um mich. Das hätte ich nie erwartet, von Amalia schon, aber von ihm, er ist eben doch ein ganz lieber Kerl, wenn man ihm nicht gerade ans Leder will, denn dann wird er gefährlich, sogar grausam und tödlich.

„Ich hätte dich trotzdem nicht angreifen dürfen, aber warum hast du dich nicht gewehrt?“

Er klang voller Sorge, was soll ich ihm jetzt sagen, dass ich es ihm im Grunde nicht zugetraut hätte, dass er mir wirklich etwas tut, dass ich darauf gehofft habe, wie ein kleines Kind, dass er wieder zu sich kommt? Ich weiß es nicht, in meinem Kopf sind so viele Gedanken, ich könnte ihm auch sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe, aber was bringt das jetzt? Ich glaube nicht, dass er das jetzt verstehen wird, ich will es ihm auch noch nicht sagen, denn ich kenne ihn ja im Grunde überhaupt nicht. Auch wenn ich ein paar neue Seite an ihm gesehen habe, bedeutet das noch nichts.

„Ich wollte nicht ausweichen, ich weiß auch nicht so genau warum. Ich habe darauf gehofft, dass du mich erkennst und zu dir kommst, bevor etwas passiert, aber es hat wohl zulange gedauert, bis du wieder zu dir kamst. Aber egal, wir müssen weiter. Mir geht es gut, ich werde jetzt aufstehen und dann reiten wir weiter.“

Sein Gesichtsausdruck verriet mir zwar, dass er es lieber gesehen hätte, wenn ich mich noch eine Weile ausruhte, aber wir mussten, dass wusste er genau so gut wie ich. Er half mir also beim Aufstehen, aber allein stehen bleiben konnte ich noch nicht, da ich noch zu schwach war. Damit ich nicht wieder umkippe, drückte er mich an sich und hielt mich eine kleine Weile so, bis mein Kreislauf sich daran gewöhnt hatte, dass es vorwärts geht. Er stützte mich und brachte mich dann zu meinem Pferd. Der Sattel war so hoch, ich hatte keine Kraft mich da hoch zu schwingen, nach einigen Versuchen, gab ich es auf, denn es hatte keinen Zweck, ich hatte nicht die Kraft dazu aufzusteigen.

Plötzlich hob er mich hoch und ging zu seinem Pferd, setzte mich drauf und ging zurück, um die Zügel meines Pferdes zu nehmen und es zu mir zu führen, dann machte er Storms Zügel am Sattel seines Pferdes fest, damit er sie hinter uns her ziehen kann. Dann nahm er das schwarze Fell, dass er mir gestern gab und wickelte mich ein, damit ich nicht fror, dann setzte er sich auf und schlang einen Arm um mich, hielt mich somit fest.

„Ist das so in Ordnung für dich? Ich möchte nicht, dass du vom Pferd fällst, also werde ich dich in meinem Arm halten, wenn du damit einverstanden bist.“

Ich nickte ihm zu und wir ritten los.

Es war ein komisches Gefühl, so von ihm gehalten zu werden, da man es von einem Dunkelelfen nicht erwarten würde. Aber es war ein tolles Gefühl, er war so sanft zu mir und dass nachdem ich so viel Verachtung in seinen Augen sah, als wir uns das erste Mal gegenüber standen. Ich konnte es kaum glauben, dass dieser verachtenden Augen sogar geweint haben und das um mich. Ob er auch Gefühle für mich hat? Ich kann es mir zwar nicht vorstellen, aber ich würde schon gern mal wissen wollen, was er so über mich denkt.

Aber vielleicht mache ich mir auch nur zu viele Hoffnungen, denn es kann gut möglich sein, dass er schon eine Frau hat und somit würde er meine Gefühle nie erwidern. Der Gedanke schmerzte irgendwie in meiner Brust. Er und eine andere Frau? Ich konnte es mir nicht vorstellen, aber was würde ich tun, wenn es wirklich so wäre? Ich wollte nicht wirklich über diese Frage nachdenken, denn es konnte auch sein, dass ich mir zu viele Gedanken machte.

Also schmiegte ich mich an ihn und genoss es einfach nur bei ihm zu sein, seinen warmen Körper zu spüren, den leichten Druck, mit dem er mich an sich drückte. Ich fühlte mich sehr wohl in seinen Armen, aber leider hält dieser Moment nicht ewig, denn irgendwann werden wir absteigen und dann bin ich wieder allein.

7.Kapitel - Die Reise geht weiter

Wir ritten einige Zeit durch den Wald, ich sah ein paar Füchse, Kaninchen, Rehe, wir ritten sogar an Wölfen vorbei. Wunderschöne Tiere. Mit Moran ist der Wald nur noch halb so unheimlich, was vielleicht auch daran liegen kann, dass es helllichter Tag war und nicht Nacht. In seinem Arm fühlte ich mich sehr wohl, die Schmerzen im Hals spürte ich kaum noch. Nach einer Weile schlief ich sogar in seinem Arm ein, ganz nah bei ihm angeschmiegt, träumte ich davon, ihn zum ersten Mal zu Küssen, ihm von meinen Gefühlen zu erzählen, ihn einfach nur für mich zu haben. Ich weiß nicht, wie lange ich schlief, aber es war schon wieder dunkel, wir sind also den ganzen Tag durchgeritten, doch weiter vorn ist ein Licht, nein, ein Lagerfeuer.

Ich wurde langsam wach, als wir dem Lagerfeuer näher kamen und als wir dann ankamen sah ich auch Odim und Sirez, wie sie um das Feuer saßen und ein Wildschwein über dem Feuer grillten. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich seit gestern morgen das Letzte gegessen habe, wäre ich allein, dann hätte ich das ganze Schwein essen können, so groß war der Hunger.

Als Odim uns sah, sagte er:

„Hat sie es doch nicht mit der Bedienung des Pferdes hin bekommen? Naja, was will man von einem Menschen auch verlangen?“

„Lass sie zufrieden, wir wurden angegriffen, wir sollten nicht zu lange auf einer Stelle verharren, nicht dass noch mehr Soldaten uns gefolgt sind.“, sagte Moran mich verteidigend, aber erzählte nichts von meiner Fähigkeit und nichts davon, dass er mich beinahe getötet hätte. Dann sollte auch ich nichts davon erwähnen, es ist dann wohl besser so.

Als wir stehen blieben, stieg er als Erster ab und hielt mir die Arme auf, also habe ich mich in seine Arme fallen lassen, ich war sowieso noch zu schwach, um vom Pferd zu springen. Moran drückte mich noch einmal ganz kurz, aber so, dass es aussah, als ob ich nur in seine Arme gefallen bin und zu viel Schwung hatte. Hat er vielleicht auch Gefühle für mich?

Vielleicht wollte er mir aber auch nur ein wenig Halt geben und ich habe das jetzt falsch interpretiert. Dann saßen wie vier am Lagerfeuer und aßen das Wildschwein, ich habe ja schon oft Schwein gegessen, aber immer war es gewürzt, aber das hier ist gänzlich ungewürzt, aber es schmeckte hervorragend, ein so gutes Schwein aß ich noch nirgends. Das Schwein war nicht besonders groß, aber wir wurden dennoch satt.

Die drei Dunkelelfen erzählten sich noch ein wenig über die Geschehnisse, während ich allmählich in dem schwarzen Fell eingewickelt weg nickte. Ich war eben immer noch nicht vollständig erholt, der Fasttod nagte immer noch an meinen Kräften, aber auch diesmal träumte ich, nur diesmal ging der Traum ein wenig weiter, wir küssten uns nicht nur, sondern wir waren eng umschlungen und ich konnte fast seine Erregung spüren.

Doch dann spürte ich ein Piksen an meiner linken Wange, es pikste immer wieder an der selben Stelle, es wurde immer penetranter. Dann öffnete ich meine Augen und sah in die goldenen Augen von Sirez, der mich weckte, starrte ihn finster an, bis er mich verwundert ansah, mit den Schultern zuckte und sich von mir entfernte. Anschließend hörte ich ihn Moran fragen, ob er die gleiche Erfahrung gestern Morgen gemacht hat. Doch er kicherte nur und sagte:

„Nein, mir zeigte sie nur die kalte Schulter, ich denke, sie braucht einige Zeit, um richtig wach zu werden. Sie ist eben ein wenig grummelig, aber irgendwie süß.“

Habe ich mich jetzt verhört? Hat er wirklich süß gesagt? Ich stand auf, ging auf die beiden zu, starrte jetzt auch Moran böse an, ging dann an ihm vorbei und stieß ihn absichtlich mit meiner Schulter an, mit den Worten:

„Ich bin nicht süß!“

Und dann hörte ich auch noch Sirez lachen und er meinte, wir wären, wie ein altes Ehepaar. Warum müssen mich immer alle so früh am Morgen ärgern, es ist zum Verzweifeln.

Plötzlich fragte mich Odim, wo ich hin wolle.

„Ich will wach werden, also gehe ich eine kleine Runde, aber auch um bessere Laune zu kriegen, bin eben kein Morgenmensch.“

„Du solltest nicht alleine gehen, hier kann es gefährlich werden.“

Und schon hatte ich einen Begleiter, aber wollte ich einen? Nein, eigentlich nicht, aber ich störte mich nicht an Odim, er scheint ein sehr ruhiger Zeitgenosse zu sein, ein angenehm ruhiger Zeitgenosse. Er war auch älter als die beiden Brüder, könnte sogar ihr Vater sein, denn er wirkte um einiges reifer.

„Was ist gestern genau passiert?“

Na toll, jetzt werde ich ja doch wieder zu getextet, da hätte ich auch bei den anderen bleiben können. Die Luft hier war sehr rein, es roch nicht nur nach Wald, sondern auch noch nach den Tieren, die hier lebten, es war aber kein unangenehmer Geruch. Es vergingen einige Minuten und Odim fragte nicht noch einmal nach, er wartete einfach auf meine Antwort.

„Ein Soldat ist uns gefolgt und griff mich an, ich konnte mich losreißen und Moran um Hilfe rufen, das war es auch schon.“

Und mehr war es ja wirklich nicht, jedenfalls den Soldat betreffend, alles weiter erzähle ich ihm lieber nicht, das sollte Moran tun und solange er schweigt, schweige ich auch.

„Das kann ich mir nicht vorstellen, dafür warst du zu sehr erschöpft. Was ist wirklich passiert?“

Oh, man, er hat zwar recht, aber mehr ist nun mal nicht passiert und wenn er so weiter macht, komme ich heute nicht mehr zu einer besseren Laune.

„Aber das sagte ich bereits, ich wurde angegriffen, habe Moran um Hilfe gerufen und ...“

Mist, jetzt verplappre ich mich auch noch fast, das gibt es doch nicht, aber wenn ich Glück habe, dann hat Odim es nicht bemerkt. Aber wie immer, hatte ich so ein Glück nicht.

„Und was?“

Na toll, wie erkläre ich ihm das, ich meine, ich kann ihm das doch nicht einfach erzählen, was würde Moran sagen, aber er will darüber anscheinend nicht reden, also sollte ich das auch nicht tun.

„Was ist passiert? Moran ist normalerweise ernster, er scheint leicht verändert und ich will wissen warum.“

Er lässt nicht locker, aber was soll ich ihm sagen.

„Wenn Moran selbst kein Wort darüber verliert, dann werde auch ich nichts dazu sagen. Bitte verzeih, aber ich will ihn nicht verärgern.“

Ob er es hin nimmt? Ich hoffe es doch, denn sonst weiß ich nicht mehr was ich sagen soll. Aber ich kann Odim verstehen, er macht sich Sorgen um seinen Begleiter, nur kann ich ihm das wirklich nicht erzählen, das würde Moran nicht wollen und er wird seine Gründe haben, warum er kein Wort darüber verliert.

„Dann werde ich ihn wohl selbst fragen müssen. Moment mal, bleib stehen, rühr dich nicht!“

Was war los, hat er etwas gehört, wenn ja, dann was? Plötzlich kam aus dem Gebüsch ein Wolf und sah uns an. Odim wollte gerade seinen Flegel benutzen, als ich ein paar Schritte vor ging und er mich somit treffen würde, wenn er ihn wirklich einsetzen wollte.

„Was machst du da? Komm zurück! Das ist zu gefährlich!“

Ich ging weiter auf den Wolf zu, er beobachtete jeden meiner Schritte, dann kniete ich mich vor ihm hin und streckte meine Hand aus.

Der Wolf schnupperte eine ganze Weile daran und kam dann näher zu mir und schnupperte an meinem Gesicht. Während dessen streichelte ich ihm über den Rücken und er hielt still und schien es zu genießen. Der Wolf schmiegte sich dann ganz fest an mich und ich nahm ihn in den Arm und kuschelte mit ihm, dann leckte er mir auch noch über das Gesicht.

„Willst du mit mir gehen?“, fragte ich den Wolf, er sah mich an und schien zu lächeln, als würde er damit ja sagen wollen, dann brauchte er jetzt nur noch einen Namen, aber welchen?

Ich sah dem Wolf ganz tief in die Augen und dachte darüber nach, welcher Name am besten zu ihm passen würde. Lunaris klingt gut, er scheint auch zu passen, jedenfalls empfand ich so.

„Wie wäre es mit Lunaris, wärst du mit diesem Namen einverstanden?“

Und wieder schien er zu lächeln, also ja, dann streichelte ich Lunaris über den Kopf und wendete mich wieder dem total verdutzten Odim zu.

„Wir haben einen neuen Begleiter, bist du damit einverstanden, darf ich Lunaris mitnehmen?“

Odim war immer noch verwirrt, aber er nickte.

„Wenn er niemanden etwas tut, dann bin ich damit einverstanden.“

Ich lächelte ihn an und bedankte mich für sein Einverständnis, auch Lunaris scheint darüber erfreut zu sein, denn er wedelte mit dem Schwanz, lief auf Odim zu und leckte ihm die Hand. Er lächelte und streichelte Lunaris über den Kopf. Da ich jetzt bessere Laune hatte, konnten wir wieder zu den anderen Beiden zurück gehen.

Die beiden haben sich schon zur Weiterreise fertig gemacht und warteten nur noch auf uns und als sie uns sahen, waren sie genauso verwirrt, wie Odim vor noch wenigen Minuten.

„Wo habt ihr denn den aufgegabelt?“, wollte Sirez wissen.

„Habt ihr etwas dagegen, wenn Lunaris uns begleitet?“

Ich hoffte innig, dass sie nichts dagegen hatten, dann sonst müsste ich ihn zurücklassen und genau das wollte ich nicht. Moran sah mich sehr ernst an, so als wolle er mich prüfen, ob ich das auch wirklich will.

„Hast du bei ihm etwa ... ?“

Er sprach nicht weiter, da die anderen Beiden nichts von meiner Fähigkeit wussten, konnte er die Frage nicht vollständig aussprechen, das musste er auch nicht, ich verstand, was er sagen wollte.

„Nein, ich hatte schon immer einen guten Draht zu Tieren.“

Und wie zum Beweis, ging Lunaris auf Moran zu und leckte ihm mit dem Schwanz wackelnd die Hand, dann hockte er sich hin und streichelt den Wolf mit den Worten.

„Wenn du artig bist, dann können wir dich mitnehmen.“

Kaum hatte Moran den Satz beendet, da hatte er auch schon die Zunge des Wolfes im Gesicht, dann brach schallendes Gelächter aus, der Anblick war aber auch zu süß.

Apropos süß, da war ja noch was.

„Er scheint dich jetzt schon zu mögen, irgendwie süß oder Jungs?“

Moran sah mich verwirrt an, er hat also nicht verstanden, worauf ich hinaus wollte, aber dafür Sirez, er dachte kurz nach, warum ihm der Satz bekannt vorkam und lachte dann sehr laut, auch Odim stimmte mit ein und setzte noch einen drauf.

„Wartet mal, ich hole dann mal noch das rosa Schleifchen raus und dann ist das Bild perfekt, dann hat Lunaris eine Freundin gefunden.“

Wir lachten noch eine ganze Weile, nur Moran nicht, der war beleidigt, das hatte er von Odim nicht erwartet, gut, ich auch nicht, aber der war gut.

Wir ritten den halben Tag durch und erreichten dann das Ende des Waldes. Vor uns erstreckte sich eine riesige Wiese, das Gras leuchtete in der Sonne in einem satten Grün, an einigen Stellen standen Büsche und an ein paar davon schienen Beeren zu wachsen. Ein schöner Anblick bot sich uns da, wir ritten aber weiter und erreichten gegen Abend den nächsten Wald, wir suchten uns eine kleine Lichtung und machten dort rast, um dort die Nacht zu verbringen. Wir lagen alle um das Lagerfeuer und Lunaris hat sich bei mir an gekuschelt, damit ich nicht frieren musste. Ich war am Einschlafen, als mich auch schon jemand weckte, es war Sirez.

„Ich muss mit dir reden, steh auf und komm mit.“

Na toll, eigentlich wollte ich ja schlafen, aber dann musste ich aufstehen, ich ging Sirez hinterher, wir entfernten uns nicht weit weg von den anderen, aber weit genug um ungestört reden zu können.

„Irgendetwas stört mich an meinem Bruder. Ich weiß nicht was es ist, aber er hat sich verändert, bis vor kurzem wäre ein solcher Witz nicht möglich gewesen. Dann hätte er uns bis ans Ende der Welt gejagt, er wäre nicht nur beleidigt, sondern sehr zornig gewesen. Was hast du mit ihm gemacht?“

Und schon wieder ein Gespräch, dass ich nicht führen möchte.

„Hast du Moran schon gefragt?“, war meine Gegenfrage, denn wenn Moran etwas zu dem Thema gesagt hätte, dann hätte er wahrscheinlich mit seinem Bruder geredet.

„Nein, sonst würde ich dich nicht fragen. Mein Bruder ist nicht der Typ, der sich schnell mit jemanden anfreundet, er meidet Fremde sogar und vor allem Menschen, aber bei dir ist alles anders, sag mir warum.“

Tja, wenn ich das wüsste, wäre ich auch schlauer. Moran hat also auch ihm nichts erzählt, dann will er vermutlich, dass das zwischen ihm und mir bleibt.

„Verzeih mir bitte, aber wenn Moran nichts zu dem Thema sagt, dann schweige auch ich. Ich will ihn nicht verärgern, also nimm es mir nicht übel und um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht, was los ist, aber mehr kann ich dazu nicht sagen. Tut mir wirklich Leid“

Er schaute mich missbilligend an, ich kann ihn verstehen, ich hätte nicht anders reagiert, wenn man mir meinen Bruder so verändert hätte.

Apropos Bruder, ich würde gern mal wissen, was meiner so macht. Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen, seit genau sieben Jahren schon nicht mehr, er ist jetzt 18 geworden, ob er immer noch so frech ist? Mir fiel auf, dass mir eine Träne die Wange hinunter lief.

„Was ist los? Warum weinst du?“

Will er das wirklich wissen? Es war mir egal, ob er wirklich Interesse hatte oder nicht, ich drehte mich um, ging zu meinem Schlafplatz zurück und legte mich wieder zu Lunaris, kuschelte mich an und weinte noch ein wenig vor mich hin, aber so leise, dass niemand es bemerkte, das hoffte ich zumindest.

Ich war völlig geschafft von der Arbeit nach Hause gegangen, es war ein stressiger Tag, aber jetzt war er vorbei, jetzt konnte ich mich entspannt in die Badewanne legen und relaxen. Aber daraus wurde nichts, wie sich herausstellte. Ich stand vor meinen Wohnblock, denn ich lebte in einem Plattenbau. Warum auch nicht, denn die Wohnung war groß genug und preiswert, wenn nur die Nachbarn nicht wären. Ich öffnete den Briefkasten und sah kurz durch, ein Brief meiner Mutter war dabei. Ich freute mich, dass sie sich gemeldet hat, freudestrahlend ging ich in meine Wohnung und öffnete den Brief.

Ich stand in meiner Wohnung und wusste nicht, was ich machen sollte, ich hielt den Brief meiner Mutter in der Hand. Ich dachte, dass sie sich freut, etwas von mir zu hören, da ich einen Unfall hatte und lange Zeit im Koma lag. Die Ärzte sagte mir, dass ich sogar für 60 Minuten Tod war. Aber jetzt hielt ich einen Brief in der Hand, in dem stand, dass ich für sie als Tochter gestorben sei und dass ich es nicht wagen sollte, je zurück zu kommen, es waren sogar Bilder meiner Beerdigung dabei. Was sollte das? Was habe ich verbrochen?

Ich sackte zusammen, konnte nicht mehr denken, für mich ging die Welt unter. Da saß ich nun, stundenlang ohne ein Wort, ohne eine Träne, ich konnte nichts tun, nichts denken, war wie gelähmt. Ich hätte erwartet, dass sie mich anruft, mich zusammenschreit, weil ich mich solange nicht gemeldet habe, aber das? Das war zu viel für meine Nerven. In dem Brief stand, dass sie keine Ausrede hören wollte, dass ich einfach hätte sagen können, wenn ich nichts mehr mit der Familie zu tun haben wollte. Aber es war keine Ausrede, es war ein Unfall, warum sollte ich auch nichts mit meiner eigenen Familie zu tun haben wollen? Ich mein, die haben mir ja nichts getan, wir sind eine Familie, ich verstand die Welt nicht mehr. Dann verschwamm meine Sicht und anschließend wurde alles schwarz.

8.Kapitel - Meine Vergangenheit

Nach längerer Ruhe fing etwas an an mich zu rütteln und ich hörte, wie jemand meinen Namen schrie, immer und immer wieder. Die Stimme kam mir zwar bekannt vor, aber ich konnte sie dennoch nicht zuordnen. Ich wusste nicht, was man von mir wollte oder wer etwas von mir wollte. Ich jedenfalls wollte nur meine Ruhe haben, aber die wurde mir nicht gegönnt. Das Rütteln wurde ein wenig stärker, die Schreie lauter, aber ich wollte nicht reagieren. Wer hätte je damit gerechnet, dass die eigene Mutter dafür sorgt, dass man begraben wird. Sollte ich mich so in sie getäuscht haben, würde ich je erfahren, warum sie diesen Schritt gegangen ist? Das Rütteln wurde wieder stärker und das Schreien lauter, jetzt wurde es mir zu laut, das Rütteln zu stark, es nervte mich zunehmend, also machte ich meine Augen auf, um zu sehen, wer mich da nicht in Ruhe lassen konnte.

Ich sah zwei entsetzte goldene Augen.

„Moran? Was zur Hölle ist denn los?“, waren meine ersten genervten Worte, dann sah er mich verwundert an.

„Das wollte ich dich fragen, du hast im Schlaf geweint und hast immer wieder warum gefragt. Was ist denn passiert, dass es dich auch Nachts nicht mehr loslässt? Was hat man dir angetan? Los, sag es mir!“

Er sah sehr besorgt aus, auch Lunaris hörte ich neben mir besorgt winseln.

„Ich hatte nur einen schlechten Traum, mehr nicht.“

Und um Lunaris zu besänftigen, streichelte ich ihn über den Kopf. Ich wollte nicht darüber sprechen, es ist sieben Jahre her, ich will das endlich vergessen, denn ich glaube nicht, dass das Moran verstehen würde, also schwieg ich lieber.

„Nimm mir das nicht übel, aber das glaube ich dir nicht, schlechter Traum hin oder her, so wie du geweint hast, glaube ich nicht, dass es nur ein schlechter Traum war. Also sag schon, was beschäftigt dich so?“

Ich musste wieder an die Bilder denken, die bei dem Brief dabei waren, ein Grabstein mit meinem Namen drauf, ja sogar ein Bild haben die von mir auf den Stein drucken lassen und um den Grabstein lagen viele Blumen, eine prunkvolle Beerdigung, die hatte so mancher nicht, der mehr Geld auf dem Konto hatte, als meine Familie.

Mir lief wieder eine Träne über die Wange, ich hielt das nicht mehr aus. Ich wollte aufstehen, doch Moran hielt mich fest, er wollte mich nicht gehen lassen.

„Was ist mit dir los? Sag es mir doch einfach, ich will es wissen, denn nur so kann ich dir helfen.“, schrie er mich an.

Mir helfen?

Das konnte er nicht, das konnte niemand, diesen Weg musste ich allein gehen, das konnte mir niemand abnehmen. Mein Unbehagen wurde größer und ich entriss mich aus Morans Griff.

„Lasst mich doch in Ruhe, ich will nicht darüber reden.“

Ich stand einfach auf und ging ein Stück, ich brauchte jetzt Ruhe, um mich wieder zu beruhigen und ließ drei völlig verwirrte Dunkelelfen zurück. Warum kann er mich nicht in Ruhe lassen? Ist es denn zu schwer zu verstehen? Die ganze Situation ging mir sehr auf die Nerven und wollte dem allen entliehen, aber konnte ich überhaupt davor fliehen? Lunaris lief mir hinterher, er war der Einzige, den ich jetzt bei mir haben wollte, der Einzige, der mir jetzt keine unangenehmen Fragen stellen würde und konnte.

Nach einer Weile setzt ich mich auf eine Baumwurzel, die aus der Erde ragte. Lunaris setzte sich vor mich hin und sah mich traurig an.

„Mach die keine Sorgen um mich, es ist zwar viel passiert, aber es ist viele Jahre her, es ist also bald wieder alles gut. Ich werde die Sache einfach vergessen und dann denke ich nicht mehr daran, dann muss ich auch nicht mehr weinen, versprochen.“, sagte ich zu dem besorgten Wolf vor mir.

Er sah mich immer noch an und als er die Träne auf meiner Wange bemerkte, setzte er seine Vorderpfoten auf meinen Schoß und leckte mir die Träne weg und legte dann seinen Kopf auf meinen Schoß, auf seine Vorderpfoten und sah mich traurig an. Ich streichelte über seinen Kopf, er machte sich zu viele Sorgen, auch wenn mich die Sache aus der Bahn wirft, ich muss es verdrängen, sonst macht es mich seelisch kaputt und dann werde ich nie wieder lachen können und das wollte ich nicht.

Ich wollte nicht, dass sich die anderen zu viele Sorgen machten. Aber sie würden sich noch mehr Sorgen um mich machen, wenn sie wüssten, was alles geschehen war, als wenn sie weiterhin im Dunkeln tappten. Es war besser so, so empfand ich zumindest in diesem dunklen Moment der Einsamkeit.

Ich saß eine ganze Weile mit Lunaris so da, ich sagte nichts, er regte sich nicht und ließ seinen Kopf weiterhin auf meinen Schoß liegen. Er war so ein treuer Freund, ich war froh ihn bei mir zu haben, er gab mir den nötigen Halt, ohne den ich zusammen brechen würde. Er ist so schön warm, am liebsten wäre ich wieder eingeschlafen, aber dann würde ich wieder diese Bilder vor Augen haben, die mich dann wieder runter ziehen. Ich wollte endlich frei sein von diesen ganzen Bildern, von dem Leid und dem Schmerz, aber es wurde nicht besser, auch nach sieben Jahren nicht. Sollte ich es doch jemanden erzählen?

Nur, wem konnte ich diese Geschichte anvertrauen? Konnte ich Moran vertrauen, nach all dem, was passiert ist, denn er sah schon sehr besorgt aus. Aber heißt besorgt sein auch gleichzeitig vertrauenswürdig?

Ich denke nicht, aber es noch länger in mich hinein fressen ist auch keine besonders verlockende Lösung. Aber was bis jetzt immer gut funktionierte, wird auch in Zukunft funktionieren, dennoch hätte ich gern jemanden, den ich vertrauen kann, aber die Dunkelelfen kannte ich noch nicht gut genug und Lunaris? Ja, was war eigentlich mit ihm, er macht sich genauso viele Sorgen, wie Moran. Aber er ist jemand, der keine Geheimnisse ausplaudert, schon aus dem Grund, dass er nicht sprechen kann. Er scheint mir auch eine treue Seele zu sein, also warum versuche ich es nicht einfach?

„Weißt du, es ist nicht immer leicht für mich gewesen. Ich hatte schon immer Ärger mit meiner Familie, ich konnte denen nie etwas recht machen, geschweige denn ihnen vertrauen. Also bin ich meinen eigenen Weg gegangen, in der Hoffnung, sie würden es eines Tages verstehen und stolz auf mich sein. Aber dann hatte ich einen Unfall, ich konnte mich lange nicht bei meiner Familie melden, weil ich zu schwer verletzt war. Als ich wieder fit war, schrieb ich meiner Mutter sofort einen Brief, damit sie endlich erfuhr, was geschehen war, wo ich war und wie es mir ging. Ich dachte sie würde sich freuen, sofort bei mir auftauchen und mir sagen, wie froh sie ist, dass es mir wieder gut ging. Aber anstatt sich zu freuen, sagte sie mir, dass sie mich begraben hat. Verstehst du, was ich sagen will? Sie hat einen leeren Sarg begraben lassen und auf dem Grabstein steht mein Name, meiner ganzen Familie hat sie gesagt, dass ich gestorben bin. Sie hat mir sogar verboten, je wieder zu ihnen zu gehen. Das schmerzt so sehr und ich verstehe nicht warum. Gern hätte ich den Grund dafür erfahren, aber er bleibt im Dunkeln. Ich habe es nie erfahren und jetzt ist es sieben Jahre her und schmerzt noch immer genauso wie damals.“

Dann erstickten meine Worte, mir liefen die Tränen in Massen über dem Gesicht, so unaufhaltsam, wie der Strom eines Flusses, der alles und jeden mit sich reißt. Mir kam es so vor, als ob auch Lunaris mit mir weinte. Ich beugte mich zu ihm runter, legte meinen Kopf sanft auf seinen und streichelte ihn. Er hörte mir einfach zu, schien sogar mich zu verstehen, teilte meinen Schmerz. Er war nicht wie ein Wolf, eher wie ein Mensch, mein bester Freund, einer, der mich nie verraten würde. Lunaris winselte leise, als wolle er mir damit sein Beileid ausdrücken, ich war so froh ihn als meinen Freund bezeichnen zu dürfen. Er war so klug, verständnisvoll und immer für mich da.

Plötzlich knackte ein Zweig vor mir, als ich aufschaute, stand da Sirez und sah mich mit besorgtem Blick an. Er setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm, drückte mich fest an sich, aber er sagte nichts, er war einfach nur da. Ich hätte nicht gedacht, dass auch Sirez so etwas wie Zuneigung einem Menschen gegenüber zeigen konnte, vielleicht lag es daran, dass wir schon eine kleine Weile zusammen unterwegs waren, vielleicht lag es aber auch an Moran.

Denn auch Sirez blieb mit Sicherheit nicht verborgen, dass ich Moran mochte und er mich. Dann durchbrach er die Stille, als er sagte:

„Hast du gestern bei unserem Gespräch auch daran gedacht, als du weintest?“, war seine Frage, auf die ich eine Antwort hatte.

„Nein, ich dachte an meinen kleinen Bruder, den ich dadurch seit sieben Jahren nicht mehr gesehen habe, er müsste jetzt achtzehn Jahre alt sein. Ich frage mich immer wieder, was er wohl macht?“

Er drückte mich noch fester an sich, gab mir Halt und Sicherheit.

„Moran hatte mich fast getötet.“, durchbrach ich diesmal die Stille.

„Was?“

„Das wolltest du doch gestern wissen. Als mich der Soldat angriff und ich Moran zu Hilfe holte, da ist er blind vor Wut geworden und als der Soldat ein paar Sachen sagte, die er hätte nicht sagen sollen, dann lief er weg, Moran aber drehte sich um und drückte meine Kehle zu. Er hat erst zu spät erkannt, dass die Gefahr vorüber war und ich nicht sein Feind war. Als ich wieder zu mir kam, weinte er um mich, ich weiß nicht warum, aber er weinte, darum war ich vorgestern auch so erschöpft. Bitte sag Moran nicht, dass du es weißt, ich glaube, er will darüber nicht reden oder dass auch nur irgendjemand anderes es weiß.“

Er war eine ganze Weile Ruhig, dann sagt er:

„Versprochen, ich sag ihm nichts, aber nur, wenn ich ihm von deiner Misere erzählen darf, denn er macht sich große Sorgen, er weiß schon nicht mehr, was er machen soll, um dich aufzuheitern. Ich weiß nicht warum, aber er scheint dich zu mögen und will endlich wissen, was mit dir los ist.“

Auch wenn er von seinem Bruder sprach, hörte ich aus seinen Worten, dass auch er sich Sorgen machte. Aber an Aufheitern war für mich nicht zu denken, zumindest in diesem Moment noch nicht.

„Wenn es dich glücklich macht, dann sag es ihm, aber aufheitern, kann mich im Moment keiner, bitte versteht das, ich muss da alleine durch.“

Dann saßen wir da noch eine ganze Weile, bis er wieder zurück zu den beiden ging, nur Lunaris blieb bei mir und tröstete mich noch ein wenig.

Wenn er mich so traurig ansah, musste ich unweigerlich lächeln, er schaffte es doch irgendwie mich aufzuheitern. Er hatte so eine liebevolle Art an sich, bei der man lächeln musste, auch wenn er nichts komisches machte und einfach nur vor mir saß, musst ich ihn anlächeln. Er schien zurück zu lächeln und winselte jetzt auch nicht mehr, dann hüpfte er vergnügt vor mir herum, als wolle er mir sagen, dass wieder alles gut wird und dass wir zu den anderen zurück gehen sollten.

Ich saß nicht mehr lange auf der Wurzel, dann ging ich mit Lunaris zu den anderen zurück, ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, denn jetzt würden sie bescheid wissen. Vielleicht sollte ich lächeln, damit sie sich nicht allzu große Sorgen um mich machen. Aber nach lächeln war mich nicht wirklich zu mute, auch wenn mich Lunaris ein wenig aufgeheitert hat.

So waren die Bilder immer noch in meinem Kopf, sowie die Worte, die auf das Stück Papier standen, die mich so aus der Bahn warfen. Aber alles heulen brachte nichts, ich war jetzt hier und nicht dort, also sollte ich versuchen hier neu anzufangen und das Leben genießen.

9.Kapitel - Ich bin OK

Als ich von meinem Spaziergang zurück kam sagten sie nichts, wir steigen alle auf und ritten einfach weiter. Lunaris trottete neben Storm und mir her, er sah ein paar mal zu mir rauf, um zu sehen, wie es mir geht. Auch Sirez sah ein paar mal zu mir rüber, um zu sehen, ob ich gerade weine oder nur stumm vor mich hin ritt, auch Odim sah ein paar mal nach mir.

Nur Moran nicht, er ritt beleidigt voran, als ob er von all dem nichts wüsste oder als ob ich ihn beleidigt hätte. Er nahm Abstand und ich wusste nicht warum, denn sonst ist er auch immer in meiner Nähe geritten oder zumindest auf einer Höhe mit mir, aber heute reitet er stur voraus. Ich verstand nicht, warum er mich auf einmal ignorierte, hatte ich etwas falsches gesagt oder getan?

Wenn ja, ich wüsste in diesem Moment nicht was es war. Wenn ich mal die Gelegenheit hatte ihm ins Gesicht zu sehen, dann hatte er einen ernsten Gesichtsausdruck, nicht nur ernst, sondern sogar verärgert. Aber was habe ich gemacht, dass er verärgert ist, ich glaube, ich sollte mal mit ihm reden, wenn wir das nächste mal rasten.

Ich sah Sirez verwirrt an, denn ich verstand gerade gar nichts und ich hoffte er könnte mir eine Antwort geben. Er kam näher und sagte mir, dass Moran beleidigt sei, dass ich mit seinem Bruder statt mit ihm darüber geredet habe. Sirez sagte mir auch, dass er mir sehr viel Vertrauen entgegenbringen muss, wenn er erwartet, dass ich erst mit ihm über alles reden würde.

„Bist du dir sicher, dass nichts weiter zwischen euch geschehen ist? Ich meine, er wirkt so anders.“

Moran wirkte anders?

Ich konnte es leider nicht beurteilen, da ich ihn erst seit wenigen Tagen kannte. Aber anders war er schon, denn als er mir das erste mal in die Augen sah, fand ich Verachtung in ihnen und nachdem er mir versprach, dass ich meine Mutter wider sehen würde, war sein Blick sanft und hatte nicht mal mehr die Spur von Verachtung.

Auch Sirez schien verwirrt zu sein, ich sagte ihm, dass nichts weiter vorgefallen war, verschwieg ihm also das Versprechen von Moran. Er erzählte mir dann, dass er sein Versprechen gehalten hat und Moran nichts davon erzählt hat, dass er weiß, was bei dem Überfall noch passiert ist. Ich nahm mir in diesem Moment vor, bei der nächsten Pause mit Moran zu reden, es war zwar süß, wenn er den Beleidigten spielte, aber hier draußen könnte das unter Umständen auch zu einem Problem werden, wenn einer den anderen ignorierte. Dann fragte ich Sirez, ob er den Grund für das Beleidigt sein kennt, denn es musste ja einen Grund geben, warum er der Meinung ist, dass ich zuerst mit ihm reden sollte.

„Ich weiß nicht, vielleicht hast du seinen Beschützerinstinkt geweckt, aber selbst das ist mir neu, nicht einmal bei einer wunderschönen Frau, einer Dunkelelfe hätte er je so einen Beschützerinstinkt bekommen. Das erlebe ich zum ersten Mal bei ihm, ich bin ratlos.“

Ja, das war ich auch, völlig ratlos, denn ich konnte mir sein Verhalten auch nicht erklären oder doch? Hatte er vielleicht Gefühle für mich und wollte deshalb als Erster wissen, wenn was ist, um mir so nah sein zu können? Die Idee klang absurd, aber dennoch plausibel, hatte ich vielleicht doch eine Chance bei ihn? Wir ritten noch den halben Tag so weiter durch den Wald und ich grübelte weiter darüber nach, dann blieb Moran stehen, drehte sich zu uns um und sagte:

„Hier machen wir Rast, fangen uns etwas und dann essen wir.“

Er klang sehr kühl, gleichgültig, diese Seite kannte ich bei ihm nicht mir gegenüber, diese Seite an ihm tat mir sogar weh, ich weiß nicht warum, aber er verletzte mich mit seiner gleichgültigen, kühlen Art. Ist aber auch nur allzu verständlich, denn ich hatte Gefühle für ihn und hatte mir in den letzten Stunden schon Chancen ausgemalt, lag ich etwa falsch?

Sirez ging zu Odim rüber und sagte dann, dass die zwei nach etwas Essbarem suchen werden und wir sollten schon mal eine Feuerstelle fertig machen. Beide bestanden darauf, dass Moran bei mir bleibt, denn welcher Soldat hätte sich die Gelegenheit entgehen lassen, eine einsame Frau in der Wildnis zu besuchen. Das war die Gelegenheit, um mit Moran reden zu können. Lunaris folgte Sirez und Odim, als wüsste er, dass ich mit Moran allein sein wollte, um zu reden.

Da stand ich nun und Moran sammelte schon mal ein wenig Holz auf und legte es auf einen Haufen, damit wir es dort anzünden können. Als er das Holz auf den Haufen legte, packte ich ihn am Arm, jetzt wollte ich Antworten, Holz lag genug da, zur Not wird noch welches gesammelt, wenn es soweit ist. Er warf mich über seine Schulter, so dass ich am Boden lag, dann er sah mich verwirrt an. Der Sturz tat mir nicht weh, aber grob war er schon, ich hätte eben damit rechnen müssen. Aber das war mir in dem Moment egal, ich wollte Antworten.

„Was ist los mit dir? Warum ignorierst du mich?“, fragte ich ihn.

Er sah mir direkt in die Augen, sein Blick war sehr erbost.

„Warum redest du lieber mit meinem Bruder als mit mir?“

Ah ja, das klang jetzt schwer nach Eifersucht, ist er eifersüchtig auf Sirez? Ich musste unweigerlich Lächeln, das war einfach zu süß.

„Schön, dass ich dich wenigstens erheitere.“, kam von ihm beleidigt zurück.

„Tut mir Leid, mir ist da gerade nur etwas sehr amüsantes aufgefallen. Aber wie kommst du darauf, dass ich mit Sirez geredet habe, ich habe eigentlich nur mit Lunaris geredet, Sirez war nur zufällig da und hat es gehört, darum wusste er davon. Gesagt habe ich es ihm nicht, weil ich eigentlich gar nicht darüber reden wollte. Aber mal ehrlich, wie kommst du auf die Idee, dass ich zuerst mit dir reden muss, wenn es Probleme gibt?“, fragte ich ihn und war auf seine Antwort gespannt.

Er schaute mich verwirrt an, er hat wohl gedacht, dass ich mit Sirez geredet habe, nur weil er mir hinterher gegangen ist, aber dem war nicht so, ich wusste ja noch nicht mal, dass er mir hinterher gegangen war.

„Was ist dir aufgefallen?“

Mist, das hätte ich nicht sagen sollen, dann hätte er jetzt nicht nachgefragt. Soll ich ihm wirklich sagen, dass mir aufgefallen ist, dass sein Verhalten an Eifersucht grenzt, wenn er beleidigt ist, nur weil Sirez mehr über mich wusste als er?

„Nichts wichtiges.“

Dann schaute er mich wieder beleidigt an, irgendwie, war der Blick schon süß, aber diesmal verkniff ich mir ein Lächeln. Erst in dem Moment merkte ich, dass er meiner Frage ausgewichen ist, also sagte ich zu ihm:

„Du hast meine Frage nicht beantwortet.“

Plötzlich hob er mich hoch, so dass wir uns gegenüber standen, dann kam er einen Schritt auf mich zu. Es trennten und nur noch wenige Zentimeter voneinander, ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht. Sein beleidigter Blick verschwand, er hatte jetzt einen warmen Blick und die Zentimeter wurden immer weniger zwischen uns. Dann streichelte er meine rechte Wange.

„Wo hast du die Narben eigentlich her?“

Er strich sanft über die Narbe in meinem Gesicht, die ich seit dem Unfall habe, mein ganzer Körper war davon überseht.

„Du bist nicht der Erste, dessen Leben ich gerettet habe. Ein kleines Mädchen drohte zu sterben, also habe ich sie gerettet und wurde dabei aber schwer verletzt. Du weichst immer noch meiner Frage aus.“

Er nickte kurz und kam mir noch näher.

„Versprich mir, dass du das nächste Mal, wenn etwas ist, zuerst zu mir kommst und es mir sagst. Ich bitte dich darum.“

Ich lächelte ihn an und nickte, jetzt verstand ich, warum er es als Erster wissen wollte, wenn etwas geschehen ist oder mich etwas bedrückte. Ich hatte also doch recht mit dem Gedanken, dass er Gefühle für mich hat, auch wenn er es nicht direkt sagte. Im nächsten Moment berührten sich unsere Lippen. Das Gewitter brach in meinen Körper wieder aus und ich zitterte wieder, aber diesmal fragte er mich nicht, ob mir kalt sei, er legte einfach seine Arme um mich. Zuerst küssten wir und ganz zart, dann wurden wir leidenschaftlicher. Nach wenigen Minuten ließen wir voneinander ab.

„Das bleibt vorerst unter uns, denn ich habe keine Lust auf dämliche Kommentare.“

„OK.“, stimmte ich ihm zu und küsste ihn ein weiteres Mal, dann lächelten wir uns an. Damit es mit dem Essen schneller ging, sammelten wir noch mehr Holz und häuften es dort, wo die Feuerstelle nachher sein wird. Wir konnte uns beide ein Grinsen nicht verkneifen, das aber wieder verschwinden sollte, wenn die anderen wieder kommen.

Also war er doch eifersüchtig, aber jetzt kenne ich auch den Grund dafür, ich weiß eben nur noch nicht, wie ernst er es meint. Denn auf irgendwelche Spielchen auf meine Kosten hatte ich keine besondere Lust. Aber das wird die Zeit zeigen, ich will nichts überstürzen, denn sonst endet das vielleicht noch in einem Desaster. Es dauerte nicht lange, bis die drei Jäger wieder kamen und sie hatten diesmal nicht nur ein Wildschwein, sondern sogar zwei. Da eine Feuerstelle nicht reichte, mussten wir noch eine zweite anlegen, damit wir die Wildschweine gleichzeitig grillen konnten. Auch diese Wildschweine waren sehr lecker und Lunaris schien es auch geschmeckt zu haben, denn er ließ nichts an den Knochen dran. Nachdem wir gegessen hatten, stand Moran auf und wollte, dass wir ihm zuhörten.

„Wir sind noch etwa eine Woche unterwegs, bis wir zu Hause sind, Hilfe haben wir zwar nicht gefunden, aber dafür würde ich dich gern mitnehmen und dich unseren Vater vorstellen. Ich weiß, ich hatte gesagt, dass wir dich nur ein Stück begleiten, aber jetzt möchte ich, dass du uns nach Hause begleitest, da du sonst kein Ziel hast und kein Zuhause, wirst du auch nicht nein sagen oder? Lunaris darf selbstverständlich auch mit, denn ihr scheint unzertrennlich zu sein.“

Ja, ich und Lunaris waren unzertrennlich geworden. Sirez und Odim waren baff und ich nicht weniger, aber ich freute mich darauf.

„Danke, ich gehe sehr gern mit euch.“

Dann breitete sich auch auf Morans Gesicht ein Lächeln aus, fast schon verräterisch, aber sie würden es ohnehin bald erfahren. Was mir aber Sorgen bereitete war, dass er mich seinen Vater vorstellen möchte, das hat man im Mittelalter doch nur dann gemacht, wenn er sie heiraten wollte. Oder liege ich da jetzt falsch, vielleicht, will er ihn mir aber auch nur so vorstellen, denn ich kann diese Welt nicht wirklich mit dem Mittelalter vergleichen, denn das eine hatte mit dem anderen nichts zu tun.

Moment, er will mich vielleicht doch heiraten? Das kann doch nicht sein, das geht doch nicht, ich komme doch aus einer anderen Welt und wenn ich dort irgendwann mal wieder zurück muss, dann ist er hier wieder allein.

Aber ich sollte mir noch keine Gedanken dazu machen, vielleicht bin ich jetzt für immer hier, dann waren alles Sorgen umsonst, denn es gibt keinerlei Beweise dafür, dass ich jemals wieder zurückkehren kann. Aber es könnte genauso plötzlich passieren, so wie ich hier her kam, das würde doch einiges ändern.

Meine Gedanken bewegten sich im Kreis, ich wusste nicht, was noch alles auf mich zukommt. Aber heiraten, war etwas, an das ich so schnell nicht denken wollte, aber wie sag ich ihm das?

Auch wenn der Traum einer jeden Frau die Hochzeit war, auch wenn ich Gefühle für Moran hatte, die er erwiderte, aber war es nicht trotzdem zu früh daran zu denken?

Lass dich überraschen, noch hast du eine Woche Zeit, dich an den Gedanken zu gewöhnen oder Moran beizubringen, dass er sich ein bisschen zu viel erhofft.

Vielleicht will er ja noch gar nicht heiraten und stellt mich seinem Vater als gute Freundin vor. Also nicht überreagieren und es auf mich zukommen lassen. Aber als nur gute Freundin für Moran dastehen wollte ich auch nicht wirklich. Denn dafür hatte ich zu intensive Gefühle für ihn. Aber was mich noch beschäftigt ist, ob auch Sirez und Odim damit einverstanden waren, dass ich mitkommen.

Mal abgesehen davon, dass Sirez vielleicht bald mein Schwager ist, ich glaube nicht, dass ihm dieser Gedanke gefallen würde. Aber da ich mir noch nicht sicher war, ob Moran wirklich vorhatte zu heiraten, denn das wäre wirklich zu früh, sollte ich mir keine Gedanken darüber machen.

Letztendlich waren auch Sirez und Odim damit einverstanden, dass ich mit kam, was mich fröhlich stimmte, denn ich hatte langsam das Gefühl dazu zugehören. Auch wenn ich ein Mensch und keine Dunkelelfe war.

Ich glaube, das spielte schon keine Rolle mehr. Aber jetzt machte ich mir Gedanken darüber, wie sein Vater wohl so sei, was mich erwarten würde, wenn ich erst einmal dort bin und wie andere Dunkelelfen auf mich reagieren würden. Aber das würde alles die Zeit zeigen.

10.Kapitel - Ein Traum?

Wir ließen das Essen noch ein wenig setzen und dann ritten wir weiter in Richtung Heimat der Dunkelelfen. Ob ihre Heimat auch meine werden kann? Es wäre schon schön, wenn auch ich endlich ein Zuhause hätte, in dem ich willkommen war, aber ich werde es sehen, wenn es soweit ist.

Der Nachmittag blieb ereignislos, wir ritten den ganzen Nachmittag durch diesen Wald und schlugen am Abend unser Lager auf, machten Lagerfeuer und legten uns später schlafen. Lunaris legte sich wieder zu mir und spendete mir Wärme, er war ein wunderbares Plüschtier, sein Fell war so schön weich. Ich schlief schon eine ganze Weile, bis ich diese Nacht wieder wach gemacht wurde, nur diesmal war es nicht Sirez, sondern Moran kniete vor mir, als ich die Augen öffnete und ihn verwirrt ansah.

„Was ist los? Ist etwas passiert?“

Dann legte er mir einen Finger auf meinen Mund.

„Schhhhht, es ist alles in Ordnung, bitte folge mir, ich muss mit dir reden.“

Ich löste mich langsam und vorsichtig von Lunaris, damit er nicht wach wurde und ging dann mit Moran ein ganzes Stück weiter weg, um die Anderen nicht beim Schlafen zu stören, wenn wir redeten. Wir sahen den abnehmenden Mond am Himmel, die Bäume in diesem Wald waren nicht so dicht aneinander gewachsen, so dass wir den Mond ohne Probleme sehen konnten. Der sternenklare Himmel war wunderschön, man erkannte jeden einzelnen Stern in dieser Nacht. Aber etwas schien anders zu sein, denn ich erkannte kein Sternbild, hier waren also auch andere Sternbilder, als in meiner Heimat. Dann nahm Moran meine Hand und hielt sie eine ganze Weile einfach nur fest, dann zog er mich an sich und sah mir tief in die Augen.

„Du gehörst ab jetzt zu mir.“

Ich lächelte ihn an und dann küssten wir uns leidenschaftlicher, als beim ersten Mal, jetzt kamen auch unsere Zungen ins Spiel.

Er riss mir den Boden unter den Füßen weg und ich konnte mich einfach fallen lassen, denn ich wusste, er würde mich halten, egal was passiert. Wir standen eine ganze Weile da und küssten uns, dabei fühlte ich mich so wohl, wie schon lange nicht mehr. Er drückte mich dann noch näher an sich und ich spürte, dass er sich erregte, was mich schon ein wenig freute.

Wird es heute Nacht hier und jetzt passieren oder würde ich wieder aufwachen und merken, dass das nur ein Traum war, den ich vielleicht irgendwann noch einmal träumen würde? Seine Hände wanderten nicht, also würde ich doch gleich aufwachen, das war schade. Ich wollte, dass dieser Moment niemals endet, ich fühlte mich so wohl in seinen Armen, auch wenn es nur ein Traum war. Nach einigen Minuten trennten sich unsere Lippen.

„Dort hinten ist ein kleiner See, kommst du mit?“

Ich wusste zwar nicht, was er vor hatte, aber egal was es war, ich hätte nicht nein gesagt, ich vertraute ihm blind. Als ich nickte, gingen wir händchenhaltend ein kleines Stück durch das Gebüsch und dann sahen wir den See. Er war nicht besonders groß, aber für uns beide war er perfekt. Dieser See strahlte eine romantische Stimmung aus, denn einige Glühwürmchen flogen über des Wasser und Grillen zirpten ihr kleines Liedchen.

Wir gingen zum Ufer und ich zog mir die Armstulpen aus, dann machte ich die beiden schwarzen Tücher von den Füßen ab und erinnerte mich an Amalia, an ihr warmes Lächeln und an das Versprechen, dass mir Moran gegeben hat. Ich werde sie wieder sehen, hatte er gesagt, es war kein Abschied für immer. Ich musste in diesem Moment lächeln, denn ich wusste, dass Moran sein versprechen halten würde.

Als ich auf sah, stand er vor mir mit den Rücken zu mir gewandt, er hatte alles abgelegt. Aber wirklich alles, dann sprang er ins Wasser. Ich war immer noch nicht aufgewacht, ich wollte auch nicht aufwachen, der Traum gefiel mir immer mehr. Aber es war schon schade, dass alles was ich jetzt und hier mit ihm erleben werde, nicht echt ist und vielleicht werde ich ihm auch nie so nah sein, wie hier in diesem Traum.

Tja, was mache ich jetzt? Ziehe ich mich auch komplett aus und springe hinterher oder springe ich so wie ich jetzt bin ins Wasser? Ich wusste es nicht, mit Klamotten war mir zwar lieber gewesen, aber da es nur ein Traum war, war es aber auch eigentlich egal, da konnte ich auch nackt hinterher springen. Ich überlegte noch ein Weilchen hin und her, denn ich wollte nichts Falsches machen, selbst im Traum versuche ich immer das Richtige zu tun.

„Wo bleibst du denn, genierst du dich vor mir? Wenn du im Wasser bist, sehe ich dann eh nichts mehr, dafür ist es zu dunkel. Also runter damit und komm rein.“, riss er mich aus meinen Gedanken, dann grinste er mich schelmisch an.

Na dann, wenn das so ist, weg mit den Klamotten und rein ins Vergnügen. Also zog ich alles aus und ging langsam ins Wasser, denn es war sehr kalt. Als ich dann bis zu den Schultern im Wasser stand und am ganzen Körper zitterte, denn die Temperaturen war ich nicht gewohnt, schwamm er auf mich zu, stellte sich vor mich und küsste mich.

Er schlang seine Arme um mich und drückte mich an sich, um mich auf seiner Haut zu spüren. Dann wurde mir wärmer, trotz des kalten Wassers, spendete er mir viel Wärme. Selbst nass war seine Haut sehr weich und zart, ich ließ meine Hände über seinen gesamten Rücken gleiten. Dann spürte ich, wie eine seiner Hände über meinen Po streichelte.

Wäre mein Mund und meine Zunge nicht damit beschäftigt, ihn zu küssen, dann hätte das Gewitter in meinem Körper, dass die Berührung ausgelöst hatte, mich zum aufstöhnen gebracht. Also biss ich ihm leicht auf seine Unterlippe. Dann grinste er mich an und küsste mich mich weiter.

Währenddessen schob er mich einige Meter nach hinten, so dass mir das Wasser nur noch bis zum Bauchnabel reichte. Wir unterbrachen unseren Kuss und er sah mich an, es war mir nicht mal unangenehm und ihm schien zu gefallen, was er sah, denn er lächelte lasziv. Nicht mal die ganzen Narben schienen ihn zu stören.

Er streichelte mit seiner linken Hand meine Brust und küsste meinen Hals, seine rechte Hand strich über meinen Bauch und ging nach und nach tiefer, bis sie unter der Wasseroberfläche verschwunden war.

Ich griff ihm in die Haare und musste aufstöhnen, als seine rechte Hand ihr Ziel erreicht hatte und mich dort leicht massierte. Mit meiner rechten Hand strich ich ihm über den Rücken und arbeitete mich nach vorn und ging auch immer tiefer unter die Wasseroberfläche, bis ich mein Ziel erreichte, dann stöhne auch er leise auf, denn ich begann ihn dort zu massieren.

Wir standen eine ganze Weile so da und streichelten jeweils des anderen intimste Stelle. Seine Erregung fühlte sich sehr dick und lang an, am liebsten hätte ich ihn sofort überfallen, da es ein Traum war, musste ich mich nicht zurückhalten und konnte meinen Gefühlen freien Lauf lassen. Es tat mal gut, sich einfach fallen zu lassen und das zu tun, wonach man gerade Lust hatte und die Lust übernahm und verdrängte langsam aber sicher meinen Verstand.

Er schob mich weiter nach hinten, bis wir gänzlich aus dem Wasser waren und nun auf dem weichem Moos standen. Er hob mich hoch und legte mich ins saftige Moos, dann drückte er meine Beine auseinander und legte sich auf mich. Wir küssten uns weiter und der Kuss wurde von Sekunde zu Sekunde verlangender.

Wir Beide wussten, dass der andere immer mehr wollte, was die eigene Lust steigerte. Er stütze sich mit einer Hand ab, mit der anderen wanderte er wieder an mir herunter, auch ich ließ meine Hand an ihm nach unten wandern, als ich dort ankam stöhnte er wieder leicht auf.

Unser Kuss wurde immer intensiver, dann nahm ich meine Hand von seiner Erregung und er nahm seine Hand wieder zwischen meine Beine vor und stützte sich jetzt mit beiden Händen ab. Unsere Lippen lösten sich von einander, sein Körper bebte vor Erregung.

„Bist du bereit?“, fragte er mich, als sich unsere Blicke fanden.

Ich sah seinen Augen an, dass er es kaum noch abwarten konnte, sein Verlangen nach mir wurde immer größer, auch mein Verlangen wurde immer unerträglicher, also nickte ich mit einem überglücklichen Lächeln und ließ ihn gewähren. Seine Erregung füllte mich aus und kaum dass er in mir war, stöhnte ich laut auf. Als er mich hörte hielt er mir den Mund mit seinem Zeigefinger zu und flüsterte mir ins Ohr:

„Versuch so leise, wie möglich zu sein, nicht, dass wir die anderen wecken. Ich möchte nicht, dass sie nachsehen, wo es herkam und uns dann hier erwischen, denn ich will hier mit dir allein sein.“

Ich nickte und küsste ihn wieder, der Kuss würde unser Stöhnen dämpfen. Er fing an sich langsam rhythmisch zu bewegen, darauf fingen wir beide leise an zu stöhnen. Mit der Zeit bewegte er sich immer schneller in mir und raubte mir allmählich den Verstand. Dies hier war ein Traum, aus dem ich nie wieder erwachen wollte, zu sehr gefiel er mir, aber leider kam nach jeden Traum ein Erwachen, aber was soll's, ich genoss es und hoffte, dass dieser Traum vielleicht doch irgendwann Wirklichkeit wird.

Er schien sich kaum beherrschen zu können, wie ich, denn er biss sich genauso fest auf die Unterlippe wie ich, so dass unsere Lippen anfingen zu bluten. Wir waren jetzt beide kurz vor dem Höhepunkt und er bewegte sich noch schneller in mir, er neigte seinen Kopf zu mir runter und drückte seine blutigen Lippen auf meine, damit ich nicht laut aufstöhnen musste.

Und einen Moment später hatten wir beide gemeinsam unseren Höhepunkt, unsere Lippen trennten sich und wir leckten uns erst einmal das Blut von den Lippen. Dann entzog er sich mir und ließ sich neben mich auf das Moos fallen und nahm mich in den Arm, er drückte mich so fest an sich, wie er es noch nie getan hatte. Dies war der schönste Traum, den ich je in meinem Leben hatte.

„Ich liebe dich und ich gebe dich nie wieder her.“, sagte er erschöpft und riss mich aus meinen Gedanken. Es ist sehr schön diese Worte von ihm zu hören, ein Lächeln lag auf meinen Lippen, ich hätte nie gedacht, dass er so etwas zu mir sagen würde.

„Du musst mich nicht wieder hergeben, denn ich werde bei dir bleiben. Ich liebe dich, Moran, für immer.“

Wir lagen noch eine ganze Weile Arm in Arm da, bis sich unsere Atmung wieder normalisiert hatte, dann zogen wir uns unsere Sachen wieder an und legten uns wieder in das weiche Moos, wo ich dann in seinen Armen wieder allmählich einschlief. Er war eben sehr gemütlich, ich fühlte mich in seinen Armen wohl und wollte so schnell nicht wieder aufwachen.

Diesen Traum werde ich nie vergessen können und das wollte ich auch nicht, dafür war er zu schön. Auch wenn ich Moran nah gekommen war und wir uns geküsst haben, so glaube ich nicht, dass wir so schnell miteinander geschlafen hätten. Außerdem wollte er die Sache noch geheim halten, also sollte niemand von dem Kuss erfahren, was auch nur heißen kann, dass er mit mir mit großer Wahrscheinlichkeit nur spielen will.

Ich hoffte nur, dass mir meine Fantasie keinen Streich gespielt hat, denn das wäre schade. Es wäre so schön, wenn der Traum eines Tages wahr werden würde. Ich machte mir noch eine ganze Weile Gedanken darüber, aber warum?

Warum konnte ich es nicht einfach auf sich beruhen lassen, mich über diesen Traum freuen und mir einfach keine Gedanken mehr darüber machen? Es war ein schöner Traum, endlich hatte ich mal keinen Alptraum und nun freute ich mich auf die nächsten Nächte, in der Hoffnung, dass ich wieder einen solchen Traum mit Moran haben werde.

Ja, das ist schon ein verlockender Gedanke, muss ich zugeben. Da machte das Einschlafen Spaß, wenn man wusste, was man träumen würde, leider weiß man nie vorher, was man träumt, wenn man eingeschlafen ist. Ich muss schon zugeben, ich bin doch arg komisch manchmal. Aber daran wollte ich nichts ändern, ich machte mir eben gern Gedanken um solche Sachen, so bin ich eben.

11.Kapitel - Amalia und Odim

Ich erwachte mit einem sehr breiten Grinsen im Gesicht, was Sirez und Odim irritierte, denn die Beiden kannte mich Morgens nur mit schlechter Laune, aber nach so einen Traum, war schlechte Laune für mich unmöglich. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte es nicht abstellen, ich wollte das Grinsen auch nicht abstellen, denn ich fühlte mich zu gut.

Auch Moran schien bei bester Laune zu sein, auch er grinste, nur nicht so breit, wie ich, er schien also auch gut geschlafen zu haben. Was er wohl geträumt hat? Ich glaube, mein Grinsen kann man nicht überbieten, denn weiter als von Ohr zu Ohr geht kein Grinsen, also konnte meines nicht übertroffen werden.

„Was mich mal interessieren würde, ist, was ihr zwei letzte Nacht getrieben habt. Habt ihr euch geprügelt, dass ihr aufgeplatzte Lippen habt?“

Moment mal, aufgeplatzte Lippen? War das doch kein Traum, sondern Wirklichkeit, denn woher sollte Moran eine blutige Lippe habe?

„Sie hat mich geweckt, indem sie wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend lief und mich dann umgerannt hat, sie schien schlafgewandelt zu haben.“

Ich sah ihn verwirrt an, hat er das jetzt wirklich gesagt, meinte er das ernst, ist das wirklich so gewesen? Das würde einiges erklären, aber seit wann rennt man wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend, wenn man davon träumt, mit jemanden zu schlafen? Das war mir neu.

Aber ich schlafwandele doch gar nicht, das haben ich noch nie gemacht, ich mein, die anderen beiden wissen das nicht, aber selbst wenn ich schlafwandeln würde, würde ich nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn herum laufen und gegen Leute laufen. Aber das würde die blutige Lippe erklären, also doch nur ein Traum, schade aber auch. Das wäre ja auch zu schön, um wahr zu sein.

Ich ging an den See zog mir die Sachen aus und schwamm eine Runde und machte mich frisch. Dann wusch ich noch kurz meine Haare, naja, was heißt waschen, ich machte sie nass und rubbelte ein wenig daran, damit sich der Dreck löste und spülte sie dann aus, anschließend zog ich mich wieder an und ging zurück zu den Anderen. Dann sah mich Odim verwirrt an, aber wieso, ich hatte keinen blassen Schimmer.

„Woher wusstest du, dass da hinten ein See ist?“

Oh, ja, woher wusste ich das eigentlich? Ich habe doch eigentlich nur geträumt, dass da hinten ein See war, aber er war wirklich da, habe ich dann letztendlich doch nicht geträumt? Ich bin verwirrt, jetzt verstehe ich nichts mehr. Soll ich doch nicht geträumt haben? Aber das kann doch nicht sein, auch wenn sich alles so echt anfühlte, es muss ein Traum gewesen sein.

„Weiß nicht, war geraten.“

Odim schaute mich ungläubig an, fragte nicht weiter nach und beließ es dabei. Mir stellte sich aber trotzdem ein paar Fragen. War es jetzt nun ein Traum oder nicht? Wie finde ich das nur heraus? Ich könnte Moran einfach fragen, aber wenn es kein Traum war und ich frage ihn danach, könnte es sein, dass er dann wieder beleidigt ist und das wollte ich irgendwie nicht. Es war mir aber auch peinlich, dass ich den Traum von der Wirklichkeit nicht unterscheiden konnte, denn es fühlte sich ja auch alles so real an. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken machen, die Zeit wird es zeigen, ob es ein Traum war oder nicht. Auch wenn ich es in diesem Moment schon gern gewusst hätte, aber da konnte man nichts machen, also beließ ich es dabei.

„Schlafwandelst du eigentlich öfter?“

Die Frage kam von Sirez, er meinte, dass er nicht mit blutiger Lippe aufwachen will, nur weil ich nicht ruhig schlafen kann und deswegen, wie eine aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend renne. Ich sah ihn verwirrt an, bis ich verstand was er meinte.

„Wer weiß?“

Jetzt war er ganz und gar verwirrt, er verstand gar nichts mehr. Genau das war auch meine Absicht, denn ich wollte das Thema erst mal ruhen lassen, denn es bringt nichts sich den Kopf darüber zu zerbrechen, das gibt nur Kopfschmerzen und die konnte ich nicht gebrauchen. Manche Dinge lösen sich von selbst.

Moran kam auf mich zu, legte einen Arm um meine Schulter, zog mich an sich ran und grinste seinem Bruder breit an.

„Wisst ihr, wir beide haben letzte Nacht entschieden, dass wir ein Paar sind.“

Den beiden vielen die Augen raus, als sie das hörten, dann kam Sirez auf mich zu.

„Da scheinst du ihm aber heftig den Kopf gestoßen zu haben, als du ihn schlafwandelnd über den Haufen gerannt hast.“

Moment mal, was sollte der Spruch jetzt? Ich sah die Brüder verwirrt an, aber mehr sah ich Moran an und hoffte, er würde mir ein Zeichen geben, das mir zu verstehen gab, ob ich träumte oder nicht, auch wenn ich mir keine Gedanken mehr darüber machen wollte.

Er aber ließ mich wieder nachdenken, als wenn es ihm Spaß macht. Und seine Andeutungen wiesen darauf hin, dass doch etwas gewesen sein könnte. Ich glaub, ich bekomme jetzt Kopfschmerzen, das waren dann doch zu vielen Gedanken auf einmal.

Also doch kein Traum oder wie? Was denn nun, ich dreh langsam durch. Moran ließ mich wieder los und fing an alles in die Taschen zu packen, damit wir gleich weiter reiten konnten. Ich war so baff, ich stand wie versteinert da und beobachtete, wie er alles zusammen packte. Dann hatte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter und ich zuckte zusammen, wäre ich ein schreckhafter Mensch gewesen, dann wäre ich womöglich noch in die Luft gesprungen. Mein Herz raste, wie wild.

„Hey, bleib ruhig, er hat dich also genauso geschockt, wie mich? Er würde sich niemals in einen Menschen verlieben, ich meine, er ist ja nicht Odim.“

Natürlich würde sich ein Dunkelelf nie in einen Menschen verlieben, aber Moran hatte mich geküsst, als wir Feuerholz sammelten, nur wusste davon niemand, weil Moran es noch nicht wollte.

Aber niemals in einen Menschen verlieben, also doch ein Traum, wusste ich es doch. Aber Moment mal, was sagte er gerade,Odim hatte sich in einen Menschen verliebt? Wie meinte er das?

„Odim?“, fragte ich Sirez.

Jetzt verstand ich gar nichts mehr.

„Der Grund, warum wir in dein Dorf kamen, war, dass er die Frau wieder sehen wollte, mit der er eine Tochter hatte, die aber von den Soldaten getötet wurde, weil sie halb Mensch und halb Dunkelelfe war. Sie war ein wirklich hübsches Mädchen und sie hatte einen tollen Charakter.“, lächelte er mich an.

Mir spukte jetzt Amalia im Kopf herum, sie hatte eine verstorbenen Tochter und sie war allein, sie konnte es auch nicht mit ansehen, dass sie gequält und in Käfigen gesteckt wurden. Ist sie Odims Geliebte? Es wäre möglich, denn alles deutet irgendwie darauf hin und es machte auch irgendwie Sinn.

„Amalia.“

Ich merkte nicht, wie ich ihren Namen laut aussprach, aber sie könnte es wirklich sein. Ich war mir sogar schon fast sicher, dass sie es war.

„Woher kennst du Amalia? Und woher weißt du, dass sie es ist?“

Dann lag ich also richtig, da war mein Gedanke doch nicht so verkehrt. Also erklärte ich ihm:

„Sie hat mich aufgenommen, als ich ziellos umherirrte und erzählte mir von ihrer verstorbenen Tochter, erzählte mir aber nicht wie sie starb. Ich dachte nur gerade, dass es passen könnte, immerhin war sie es, die dazwischen rief, als der Soldat Moran den Gnadenstoß versetzen wollte.“

Er bekam große Augen und starrte mich ungläubig an.

„Und ich dachte, sie würde uns alle hassen, wie die anderen Menschen auch. Als man ihre Tochter wegen uns hinrichtete, hätte ich schwören können, dass sie anfing die Dunkelelfen zu hassen.“

Als ob sie jemanden hassen würde, den sie eigentlich von ganzen Herzen liebt.

„Nein, ich denke, sie liebt ihn immer noch. Wenn sie jemanden zu hassen angefangen hat, dann die Soldaten, denn sie sind dafür verantwortlich, nicht ihr. Odim und Amalia haben dem Mädchen das Leben geschenkt und die Soldaten hatten es ihr wieder genommen und das weiß sie auch. Er sollte sich mal mit ihr unterhalten und ihr sagen, dass er sie auch immer noch liebt. Ich hoffe nur, dass die Soldaten sie in Ruhe gelassen haben, ich vermisse sie sehr, sie war, wie eine Mutter zu mir.“

Dann grinste Sirez mich breit an und sagte mir dann, dass er sich sehr gut vorstellen kann, dass sie in mir eine Tochter sieht, die sie verloren hatte. Ahnungslos sah ich ihm in die Augen und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also lächelte ich ihn nur an. Ich entfernte mich von Sirez und ging auf den wortkargen Odim zu, als er mich bemerkte sah er mich verwirrt an.

„Kann ich mal mit dir reden, es ist mir sehr wichtig.“

Er nickte und ging mit mir ein Stück abseits, damit wir in Ruhe reden konnten.

„Vermisst du Amalia?“

Das hatte ihn wohl geschockt, denn er blieb einfach stehen und sah mich entsetzt an.

„Woher?“

Ich sah lächelnd zu ihm auf.

„Ich vermisse sie eben auch. Jeder andere hätte keinen Gedanken an mir verschwendet, als ich aus dem Dorf geschickt wurde, aber sie hat zum Abschied geweint, sie weinte um mich, wie eine Mutter ihr Kind beweinen würde, wenn das Kind auf eine große Reise gehen würde. Als sie euch in Schutz nehmen wollte, fiel mir auf, dass es ihr nicht darum ging, dass sie nicht sehen konnte, wie man jemanden wie Vieh behandelt hatte, sondern dass sie nicht mit ansehen konnte, wie man einen ihre Freunde quält. Sirez erzählte mir nur, dass du mit einem Menschen eine Tochter hattest und da ich Amalia kennen lernen durfte, zählte ich eins und eins zusammen. Ich muss zugeben, es war nicht schwer für mich zu erraten, dass die Unbekannte Amalia ist.

Sie liebt dich noch immer, du kannst nichts dafür, dass eure Tochter sterben musste. Die Schuld an ihrem Tod haben andere. Du hast Leben geschenkt und es nicht genommen, in dem du bist, wie du bist. Es waren grausame Menschen, die nicht mit ansehen konnten, dass es zwischen zwei Volker Frieden geben kann. Ich weiß nicht warum, aber ich denke, dass es Menschen gibt, die für den Krieg leben und es nicht mit ansehen können, wenn sich Frieden auf der Welt ausbreitet.“

Ich sah wie eine Träne über seine Wange herunter lief, ich hatte also recht, er machte sich wirklich Vorwürfe, er könne Schuld am Tod seiner Tochter haben.

„Ich habe gesehen, wie sie dich ansieht, sie sieht in dir eine Tochter und je mehr ich dich kennen lerne, habe ich das Gefühl, dass auch in mir Vatergefühle für Dich aufkommen.“

Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet, ich stand stocksteif da und konnte nichts dazu erwidern, geschweige denn mich rühren.

„Ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist, denn ich glaube nicht, dass du schlafgewandelt bist. Was ist letzte Nacht zwischen dir und Moran gewesen und dann steht noch die Frage aus, was du mit deinem Aufzug ausdrücken möchtest, denn du bist wirklich komisch gekleidet.“

Oh je, die Stunde der Wahrheit, aber wie soll ich ihm erklären, was letzte Nacht war, wenn ich nicht mal sagen kann, ob ich geträumt oder nicht geträumt habe?

„Mein Aufzug hat etwas damit zu tun, wo ich herkomme. Glaub mir oder lass es sein, ich komme aus einer anderen Welt, einem Paralleluniversum oder einer Paralleldimension, nenne es, wie du willst. Amalia hat mir erst nicht geglaubt, aber ich konnte beweisen, dass ich von sehr weit her kam.“

Ich tastete an meiner Hose und merkte, dass mein Handy noch immer in der verschlossenen Hosentasche war, ich holte es raus und zeigte es Odim, nur war jetzt der Akku leer, also konnte ich ihm nicht zeigen, dass es funktionierte. Er nahm es in die Hand und begutachtete es, er sagte, dass es schwer ist, das zu glauben, aber da Amalia mir glaubte, wollte er es auch, denn er wusste, dass sie nicht leichtgläubig war und Lügen sehr gut erkennen konnte. Er gab es mir wieder und ich steckte es wieder weg.

„Weiß Moran davon?“, fragte er mich anschließend.

„Nein, ich habe es ihm noch nicht gesagt, ich weiß auch nicht wie und es fällt mir sehr schwer. Ich habe Angst wieder zurück zu müssen, zurück in meine Welt. Dort hassen mich alle in meiner näheren Umgebung, weil ich anders bin und nicht wie sie bin. Ich habe eben meine eigene Lebenseinstellung, meine eigene Art zu denken und mache mein eigenes Ding. Die meisten anderen tun nur das, was die Masse von ihnen verlangt, die wissen gar nicht wie es ist, selbstständig zu denken und zu handeln, nicht zu tun was anderen erwarten, sondern einen eigenen Kopf haben.“

Plötzlich nahm er mich in den Arm und strich mir übers Haar, das noch feucht war.

„Ich lasse nicht zu, dass du zurück musst. Wir sollte wieder zu den anderen gehen, sonst wird Moran noch eifersüchtig.“

Ja, das wäre sehr schön, wenn ich bleiben könnte. Wir gingen wieder zurück und ritten weiter.

12.Kapitel - Zweifel

Die folgende Woche reisten wir weiter in die Heimat der Dunkelelfen. Odim wurde mir gegenüber offener und wir redeten häufig über Amalia, wie herzensgut sie ist und dass es sehr schade ist, dass ihre Tochter nicht mehr lebt. Und mir wurde immer mehr bewusst, dass ich irgendwann wieder zurück muss, was sich auf meine Stimmung auswirkte. Also kam ich nicht mehr drum herum und musste Moran erzählen, wo ich herkam.

Also erzählte ich ihm, was ich zuvor schon Amalia und Odim erzählte und wartete auf seine Reaktion ab. Er sah mich irritiert an, schüttelte den Kopf und sagte mir damit, dass er mir nicht glaubt. Dann holte ich wieder mein Handy aus der Hosentasche und hielt es ihm vor die Nase.

„Was soll das sein?“

Ich versuchte ihm in einfachen Worten zu erklären, was es mit dem Handy auf sich hatte. Aber seinem Gesichtsausdruck zu Folge, war er wieder beleidigt.

Er war sogar sauer, weil er dachte, dass ich ihn angelogen habe, nur um nicht über meine Heimat reden zu müssen.

„Das hätte ich nicht von dir erwartet, dass du mich so belügst. Was soll diese Geschichte? Bist du wirklich der Meinung, dass du dir eine solche ausdenken musst, sag doch einfach, wenn du mir nicht vertraust.“, war das Letzte, was er zu mir sagte. Seit zwei Tagen haben wir nun nicht mehr miteinander gesprochen, selbst Sirez glaubt mir und Odim versuchte Moran davon zu überzeugen.

Aber alles half nichts, sie kannten jetzt meine ganze Geschichte und Moran glaubt mir nicht mal. Das ist echt hart und es tut weh, eben weil ich ihn liebe und er mir einfach nicht glaubt, dabei wollte er doch, dass ich ihm alles erzähle. Und morgen ist der Tag, an dem wir ankommen werden und an dem er mir eigentlich seinen Vater vorstellen wollte, aber was wird jetzt daraus? Wird mein Traum von letzter Woche je wahr werden?

Lunaris stand mir in den letzten beiden Tagen bei und tröstete mich, wann immer er konnte, er schien mich nicht nur zu verstehen, wenn ich etwas sagte, sonder er schien auch Empfindungen nach zu fühlen, als sei er ein menschliches Wesen.

Warum glaubt er mir nicht? Vertraut er mir so wenig? Diese Fragen fraßen mich auf, ich konnte nicht mehr klar denken, mir rannen oft Tränen über die Wangen, aber immer war jemand da, der mich in den Arm nahm, ob es Sirez oder Odim war, auch Lunaris war immer da, der mich tröstete. Storm wurde langsam unruhig, sie spürte mein innerliches Beben, meinen emotionalen Vulkan, der auszubrechen drohte.

Es wurde mir alles zu viel, ich zog die Zügel an und zeigte ihr, dass ich von hier weg will und Storm rannte los, Lunaris folgte mir und wir liefen weit weg, die Tränen liefen einfach so eine nach der anderen und verschleierten meine Sicht.

Aber das war mir egal, ich musste weg, ich konnte nicht länger bleiben und da wir immer noch durch den Wald ritten, war es leicht für mich sie abzuhängen. Ich rannte mit Lunaris und Storm davon, ich wollte diesen Schmerz nicht mehr fühlen. Ich war mir sicher, dass er mich nicht suchen würde, ich war sogar davon überzeugt, dass er seinem Bruder und Odim verbieten würde, nach mir zu suchen.

Also ritt ich immer weiter, bis in die Nacht hinein, erst als Storm langsam nicht mehr weiter konnte, stieg ich ab und ließ sie sich erholen. Ich suchte mir ein wenig Holz und machte mir ein Feuer an, Lunaris setzte sich neben mich und schmiegte sich an mich, um mir tröstend bei zu stehen.

Warum zerbricht jetzt alles, warum habe ich ihm davon erzählt? Ich hätte es verschweigen sollen, auch vor Amalia, aber sie glaubte mir ohne weiteres, auch Odim glaubte mir, ja, sogar Sirez glaubte mir. Einzig und allein Moran glaubte mir nicht und das war das, was mich am meisten verletzte. Warum lief in meinem Leben alles so schief, selbst hier läuft alles schief, dabei wollte ich hier von vorn anfangen, ein neues Leben beginnen. Wo soll ich denn jetzt hin, zu Amalia finde ich mich nicht zurück und selbst wenn ich den Weg kennen würde, dürft ich nicht mehr ins Dorf.

Ich bin verloren, einsam und verlassen, ich weiß nicht, wo ich hin soll, was ich tun soll oder wer mir helfen könnte, kann man mir überhaupt helfen? Ich legte mich hin und schlief weinend ein.

 Träumte davon, dass er mich sucht, davon, dass er mich ruft und ich sehe ihn weinen, so wie er weinte, als er merkte, dass er mich fast getötet hatte. Er sah aufgebracht aus, durchkämmte den Wald, drehte jeden Stein um und fand mich schließlich. Storm und Lunaris standen um mich herum und Moran sah entsetzt aus, als er mich da liegen sah.

Ich lag am Boden und war von oben bis unten mit Blut beschmiert, meine Pulsadern waren aufgerissen. Moran kniete neben mir und schüttelte meinen leblosen Leib und rief immer wieder.

„Bela, bleib bei mir! Ich liebe dich doch, du kannst mich doch nicht verlassen! Bitte blieb bei mir, du darfst nicht gehen, das hast du mir doch versprochen!“

Ich wachte verschwitzt auf, es war also nur ein Traum, aber mein Traum hatte recht, ich brach gerade ein Versprechen, ich verließ ihn, obwohl ich ihn nie verlassen wollte. Dann war diese eine Nacht doch kein Traum, verdammt, was mache ich hier überhaupt?

Es war immer noch Dunkel, ich weckte Storm, sie sah wieder fit aus, die Ruhe hat ihr gut getan, dann weckte ich auch Lunaris.

„Wollen wir wieder zurück, um ein Versprechen zu halten, dass ich aus Liebe gegeben habe?“

Storm und Lunaris wirkten so, als hätten sie die halbe Nacht darauf gewartet, dass ich zur Vernunft kam und zurück wollte.

Also stieg ich auf und wir ritten zurück zu den anderen, ich hoffte, dass sie mir hinterher geritten sind und wir sie auf dem Weg zurück sehen würden. Wir ritten etwa eine Stunde im dunklen Wald umher, als ich ein Feuer in der Nähe bemerkte. Ich stieg ab und ging näher ran, es waren sogar die drei Dunkelelfen. Sirez und Odim schliefen schon, nur Moran saß am Feuer und stocherte darin herum, ihm liefen Tränen über die Wangen.

Dieser Anblick rührte mich zu Tränen, ich lies Lunaris zu ihm laufen, damit er Moran zu mir führte, ich musste mit ihm reden, mich bei ihm entschuldigen, denn ich hätte nicht einfach so davon reiten dürfen.

Moran sah Lunaris und folgte ihm, als der Wolf wieder im Gebüsch verschwand. Es dauerte nicht lange, dann stand ich vor Moran, er sah mich, kam auf mich zu gerannt und fiel mir um den Hals, er drückte mich ganz fest an sich.

„Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, ich habe schon gedacht, dir sei etwas zugestoßen. Bitte verzeih mir, dass ich dir nicht geglaubt habe, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass es noch eine andere Wirklichkeit gibt, als diese hier. Ich bin so froh, dass du wieder da bist, bitte lass mich nie wieder alleine, ich will nicht mehr ohne dich leben, ich will mein ganzes Leben nur mit dir verbringen.“

Er drückte mich immer fester an sich und ich spürte seine Tränen in meinem Nacken. Mir fiel ein Stein vom Herzen, ich drückte ihn auch ganz fest an mich und ließ meinen Tränen freien Lauf. Auch ich wollte nicht mehr ohne ihn weiter leben, ich konnte mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen und das nach schon zwei Wochen. Dann sahen wir uns in die verweinten Augen und küssten uns sehr lange und innig, ein Kuss, der mehr als nur unsere Liebe besiegelte.

Jetzt war ich mir sicher, mit ihm alles durchzustehen, an seiner Seite zu sein und das auch nach sehr vielen Jahren, ich wollte später Kinder mit ihm haben. Nach einiger Zeit entfernten wir uns noch weiter, ließen uns ins Moos fallen und fingen an uns gegenseitig überall zu streicheln. Nach all den Zärtlichkeiten lag er dann über mir, wir waren beide nackt, dann drang er in mich ein und wir schliefen miteinander. Es war sogar noch schöner als beim ersten mal. Danach blieben wir noch einige Zeit im Moos liegen und umarmten uns, ich wollte dieses Gefühl nie wieder missen, es ist so schön in seinen Armen.

„Tut mir Leid, dass ihr meinetwegen verspätet nach Hause kommt.“, waren meine Worte, ganz leise sprach ich sie und spielte dabei mit seinen Haaren. Er küsste mir auf die Stirn.

„Ist schon gut, ich trage immerhin auch Schuld daran, dass du es nicht mehr bei mir ausgehalten hast.“

Nach wenigen Minuten standen wir auf, zogen uns wieder an und gingen zu den anderen, legten uns hin. Er lag hinter mir und legte seine Arme um mich, diese Nacht war es nicht Lunaris, der mich wärmte. Lunaris blieb bei Storm und kuschelte sich an ihr, Storm schien es zu gefallen und schmiegte sich an den Wolf neben ihr und schlief auch ein.

13.Kapitel - Morans Vater

Als ich wach wurde, lag ich immer noch in Morans Armen, also blieb ich noch eine Weile liegen und kuschelt mich an ihn. Dann bemerkte ich, dass sich Sirez regte, er wurde wach und setzte sich auf.

„Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“

Fragte ich ihn, doch er zuckte zusammen und sah mich erschreckt an, damit hat er wohl nicht gerechnet, nach wenigen Sekunden lächelte er dann.

„Ja, das habe ich und wie ich sehen, habt ihr auch gut geschlafen.“

„Oh ja, das haben wir.“

Jetzt habe ich mich erschreckt, Moran war also auch schon wach und drückte mich an sich und wir drei lächelten so vor uns hin. Auch Odim wurde allmählich wach und bemerkte, dass ich wieder da war, dann machte er ein erleichtertes Gesicht und lächelte auch.

„Dann können wir ja jetzt nach Hause gehen.“, sagte Odim dann beim Aufstehen und fing an alles zu packen und in den Taschen am Sattel zu packen. Jetzt konnte es weiter gehen, denn es war nicht mehr weit.

Wir ritten durch das letzte Stückchen Wald und danach kamen Ackerfelder, dahinter war eine Stadt und in der Mitte stand ein prachtvolles Schloss. Wer da wohl drin wohnt?

Die Häuser in der Stadt sind aus Stein gebaut, nicht wie in Amalias Dorf, da waren die Häuser aus Holz. Moran ritt die ganze Zeit neben mir, auf der anderen Seite ritt Sirez und vor uns ritt Odim voran. Die Bewohner scheinen die drei zu kennen und zu verehren, denn sie verbeugten sich, sahen mich aber verwirrt an, so als ob sie mit ihren Blicken sagen wollten, was will denn ein Mensch hier bei uns.

„Willkommen zu Hause, Bela.“, sagte Odim zu mir, als er sich kurz zu mir umdrehte. Zu Hause hat er gesagt, es wäre zu schön, hier zu Hause zu sein. Wir ritten durch die Stadt durch, ich war verwirrt, wo wollten sie denn hin, Odim sagte ja schon etwas von zu Hause.

Vielleicht lebten sie hinter dem Schloss, denn dann müssten wir noch an dem Schloss vorbei und waren erst dann richtig zu Hause. Dann standen wir vor den Toren des Schlosses, sie waren riesig und massiv, die würden einiges aushalten. Dann öffneten sie sich und gewährten uns Einlass, wir ritten in den Stall und übergaben einem Stallburschen die Pferde und Lunaris blieb an meiner Seite, der uns die ganze Zeit hinter her lief. Pure Verwirrung stand mir im Gesicht geschrieben.

Wir gingen ein paar Gänge lang und kamen dann in einem großen Raum an, dort waren nicht viele Dunkelelfen drin, aber am anderen Ende des Raumes schien eine Art Thron zu stehen und ein vornehm gekleideter Mann saß auf ihm. Der Mann schien so groß zu sein, wie Moran und hatte auch Ähnlichkeit mit den Brüdern, seine Haare waren lang und schwarz, wie die von Moran und seine goldenen Augen schienen die, eines ehrlichen und aufrichtigen Mannes zu sein.

Als er uns sah, kam er schnell auf uns zu.

„Wolltet ihr nicht nach Amalia Ausschau halten und jetzt schleppt ihr mir auch noch einen Menschen an.“

Irgendwie fühlte ich mich gerade zutiefst beleidigt, es stimmt zwar, ich bin ein Mensch, aber so wie er es gesagt hat, kam es mir wie ein Verbrechen vor. Moran trat neben mich und sagte:

„Darf ich dir vorstellen, Bela? Das ist mein Vater, König Sarunos, König der Dunkelelfen. Vater, das ist Bela, meine zukünftige Frau.“

Der König sah mich entsetzt an, dann wieder zu Moran, wieder zu mir und dann zu Sirez.

„Warum hast du ihm das nicht ausgeredet?“, sagte er dann zu Sirez, als hätte er die Schuld daran, dass ich mit Moran zusammen war.

„Das hätte keinen Sinn gehabt, du kennst deinen Sohn am besten,Vater. Er hätte sich nichts sagen lassen, auch von mir nicht.“

Sirez grinst breit als er seinem Vater versuchte zu erklären wie dickköpfig sein ältester Sohn sein konnte.

„Schlimmer kann es nun wirklich nicht mehr kommen, was hast du dir dabei gedacht, mein Sohn?“

Der König versuchte seinem Sohn auszureden, dass er sich mit einem Menschen vermählen will und ich stand da, wie bestellt und nicht abgeholt, irgendwie fühlte ich mich hier leicht unwohl, sollte das wirklich mein neues zu Hause werden?

„Ich habe nicht gedacht, Vater. Ich liebe diese Frau und ich werde sie heiraten, ob du es willst oder nicht.“

Morans Stimme war bestimmend, er wollte keine Wiederworte, wollte, dass sein Vater mich akzeptiert.

„Wie du sicher weißt, mein Sohn, ich habe nichts gegen die Menschen, aber das, was sich einige ihrer Soldaten geleistet haben, hat unser Volk gegen die Menschen aufgebracht. Es wird wahrscheinlich Probleme geben, ich hoffe, das weißt du, mein Sohn. Ich möchte nichts lieber sehen, als dich glücklich, aber wie willst du unserem Volk erklären, dass dieser Mensch anders ist, als die Menschen, die uns so viel Leid zugefügt haben? Ach ja, Bela, ich hoffe du weißt, dass ich mich nicht mit nur einem Enkelkind zufrieden gebe. Ich wünsche mir so sehr ganz viele Enkel.“

Der König fing an in die Luft zu sehen und sich vorzustellen, wie es wäre viele kleine Enkel zu haben. Ich holte den König aus seinen Phantasien zurück, als ich sagte:

„Eure Majestät, darf ich erst mal ein Kind bekommen, dann werde ich sehen, ob ich noch eines bekommen möchte oder es aber bei dem einen belassen möchte. Und außerdem kann Sirez auch seinen Teil dazu beitragen, wenn er denn eine Frau in Aussicht hätte.“

Dem König schien zu gefallen, was ich sagte.

„Stimmt, ich habe ja noch einen Sohn, kennst du nicht eine Frau, die etwas für ihn wäre, eine, die auch gebärfreudig ist, dann könnte ich meine beiden Söhne gleichzeitig vermählen und ein Fest veranstalten, dass es so noch nie gegeben hat. Ach und noch etwas, du darfst mich ruhig Vater nennen, jetzt, da ich schon fast dein Schwiegervater bin.“

Um Himmels Willen, was habe ich mir denn da aufgehalst, aber in Ordnung ist er schon irgendwie, ich werde über den Vorschlag nach denken, ihn Vater zu nennen, je nach dem, wie er sich benimmt.

Sirez schien beleidigt zu sein, dass ich seinen Vater darauf gebracht hatte, dass auch er in dem Alter ist, eine Frau zu heiraten und Kinder zu bekommen. Moran zog mich zur Seite und im Gehen wandte er sich seinem Vater noch einmal zu und sagte:

„Wir nehmen dann mal ein Bad, die Reise war anstrengend.“

Wir verließen den Thronsaal und gingen wieder ein paar Gänge hin und her, ich glaube in der nächsten Zeit werde ich mich häufiger verlaufen. Moran schien zu sehen, dass ich von einem Gang in den Nächsten immer verwirrter drein schaute.

„Mach dir keine Sorgen, das mit den anderen Dunkelelfen bringe ich schon in Ordnung und du wirst dich hier schon noch zurecht finden, denn so schwer ist es gar nicht.“

Ah ja, das sagt der, der in diesem Schloss aufgewachsen ist, natürlich fällt es ihm leicht, selbst nach Jahren der Abwesenheit sich hier zurecht zu finden. Dann standen wir vor einer massiven Holztür, sie war ähnlich wie die, die den Thronsaal verschloss. Sie war aus einem dunklen und wahrscheinlich auch harten Holz gemacht, sie hatte keine Verzierungen, sie war eben nur eine Tür.

Hinter dieser Tür war das Bad, naja, was heißt Bad, es schien eine Schwimmhalle zu sein, so groß war das Bad. In diesem Raum war es auch sehr warm.

„Bring mir und meiner zukünftigen Frau frische Kleidung.“, sagte Moran einer Dienerin.

Sie war ungefähr einundzwanzig Jahre alt, sie hatte ihre schwarzen lange Haare zu einem Zopf gebunden, sie trug die Art von Kleid, wie es auch Amalia trug, nur sie trug es nicht in blau sondern in Brauntönen. Sie war hübsch und Moran wusste mit Sicherheit nicht mal ihren Namen. Das empfand ich als sehr schade, vielleicht frage ich sie, wenn wir mal alleine sind.

Wir zogen uns aus und stiegen in die übergroße Wanne, das Wasser war angenehm warm und wirkte milchig, es roch aber nach Rosen. Solch ein Badewasser gab es nicht mal in meiner Heimat. Ich legte mich ins Wasser und schloss meine Augen, um das angenehme Wasser zu genießen. Wir wuschen uns gegenseitig, bis wir uns dann gegenseitig streichelten und im Bad miteinander schliefen, wir passten aber auf, dass wir nicht zu laut wurden, denn die Diener waren nebenan und es war uns unangenehm, wenn sie uns hörten.

Als wir mit dem Bad fertig waren, stiegen wir aus der Wanne. Eine Dienerin überreichte Moran frische Kleidung, also eine Rüschenhemd, eine Dunkle Stoffhose, sowie eine passende Jacke dazu. Er küsste mich noch einmal und ging dann aus dem Bad.

14.Kapitel - Ein Aufstand?

Danach bekam auch ich frische Kleidung, es war ein schönes Kleid, aber ich wollte kein Kleid tragen, das sagte ich dann auch der Dienerin, sie machte einen traurigen Eindruck, also fragte ich sie nach dem Grund ihrer Traurigkeit und bat sie ehrlich zu sein.

„Bitte verzeiht, dass ich Euch nichts nach Eurem Geschmack bringen konnte, werdet Ihr mich jetzt töten lassen?“

Es floss eine Träne über ihre Wange.

„Zum Einen darfst du mich ruhig Bela nennen, ich mag die förmliche Anrede nicht und zum Anderen, habe ich nichts mit den Soldaten zu tun, ich finde sie erbärmlich. Ich bin nicht hier, um euch das Leben schwer zu machen, ich bin wegen Moran hier, weil ich ihn liebe. Du musst vor mir keine Angst haben, ich werde dir nichts tun und auch den anderen nicht, du kannst nichts dafür, dass ich seit je her lieber Hosen trug.“

Das Mädchen wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, sie schien verwirrt zu sein und sagte:

„Und ich dachte immer, alle Menschen sind böse.“

Sie war noch sehr naiv.

„Wir sind nicht böse, nicht alle von uns. Die meisten Menschen haben Angst vor Dingen, die sie nicht kennen und verstehen, anstatt sich Mut zu fassen, damit sie das Unbekannte kennen lernen, tun sie alles, um gefürchtet zu werden, nur um sich sicher zu sein, nicht angegriffen zu werden. Das ist die traurige Wahrheit, aber nichts desto trotz gibt es viele Menschen, die nicht so denken und offen durchs Leben gehen und viele unbekannte Dinge lieben lernen. Sag mal, wie heißt du eigentlich?“

Sie schien gerührt von dem zu sein, was ich sagte, denn jetzt lächelte sie sogar, sie war wirklich ein verdammt hübsches Mädchen.

„Bela, du bist ein guter Mensch, das weiß ich jetzt, ich hoffe, dass die anderen das auch erkennen werden. Mein Name ist übrigens Maki“

„Das ist ein sehr schöner Name, er passt zu einem hübschen Mädchen wie dir.“

Sie wurde rot im Gesicht, damit hatte sie nicht gerechnet. Ich nahm ihr dann doch das Kleid ab und probierte es erst mal.

Es war ein enganliegendes, langes und schlichtes Kleid, es hatte lange, enge Ärmel und ein Korsett gab dem ganzen den letzten Schliff, das Kleid strahlte in einem leichten Türkis. Ich konnte mich nicht beschweren, es saß perfekt, war bequem und sah sogar gut aus, also bedankte ich mich bei ihr und fragte sie nach zwei Tüchern in der gleichen Farbe und am besten auch noch aus dem gleichen Stoff. Sie nickte und brachte mir die zwei Tücher, dann wickelte ich sie um meine Füße und da die Tücher groß genug waren, konnte ich sie bis zum Knie hoch wickeln.

Auch Maki schien es zu gefallen, sie machte mir ein Kompliment. Dann zeigte sie mir mein neues Zimmer, es war sehr groß und geräumig, ich fragte sie, ob sie nicht mehrere Kissen übrig hat, mit denen ich für Lunaris ein Bett machen könnte, denn er sollte bei mir bleiben. Sie nickte nur und holte die Kissen, breitete sie vor dem Bett aus, es waren große Kissen, die dann auch nicht gleich weg rutschen, wenn sich Lunaris im Schlaf bewegen sollte.

Ich war mit Maki zufrieden und lobte sie und sie schien sich sehr darüber zu freuen.

Es dauerte nicht lange, da kam Lunaris auch schon, bestaunte sein neues Bett und machte es sich gleich darauf gemütlich. Maki setzte sich daneben und streichelte ihn noch eine ganze Weile, bis er eingeschlafen war. Dann stand sie auf und wünschte mir eine gute Nacht und zeigte auf das Kleid auf dem Bett, sie sagte, das sei ein Nachthemd, ich nickte ihr bedankend zu und sie verließ mein Zimmer, ich zog mich um und legte mich ins Bett.

Ich war kurz vor dem Einschlafen, als die Tür aufging und Moran in meinem Zimmer stand. Lunaris horchte auf, sah Moran und verließ das Zimmer, als ob er wissen würde, was Moran vor hatte. Dann schloss Moran die Tür und kam zu mir ins Bett, er hatte wieder sein Fell um die Hüften, es schien wohl bequemer zu sein, als solch vornehme Kleidung, wie sie sein Vater trug.

Er schlüpfte mit unter meine Decke und fing an meinen ganzen Körper zu streicheln, dann schob er das Nachthemd bei Seite und küsste meine Brust, dann meinen Bauch, meinen Bauchnabel, bis er mit seinem Mund zwischen meinen Beinen war. Anschließend fing er an meine Mitte zu lecken, es war ein schönes Gefühl. Nach einer ganzen Weile kam er dann wieder zu mir hoch und küsste mich, seine Zunge schmeckte nach mir, dann drang er in mich ein und fing an sich rhythmisch in mir zu bewegen.

Diesmal müssten wir nicht versuchen leise zu sein, denn es war niemand hier im Raum. Nach dem wir gekommen waren, sackte er neben mir zusammen, schlang seine Arme um mich und deckte uns zu, damit wir schlafen konnten.

Die ersten Sonnenstrahlen weckten uns, es war schön in seinen Armen einzuschlafen und wieder aufzuwachen. Er küsste mich und stand auf, legte sein Fell an und verschwand aus der Tür mit einem Lächeln. Auch ich stand auf, nahm das Kleid, dass mir Maki gegeben hat und zog es an. Dann kämmte ich mir die Haare und stand in meinem Zimmer und wusste nicht, wo ich hin gehen sollte. Es dauerte nicht lange, dann kam auch schon Maki mit Lunaris in mein Zimmer.

„Ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich bringe dich jetzt erst mal in den Speisesaal, es gibt erst mal Frühstück.“

Auch wenn sie lächelte, irgendetwas bedrückte sie, also fragte ich danach.

„Wie soll ich sagen? Das Volk wird allmählich unruhig, weil du hier bist, den anderen Bediensteten konnte ich sagen, wie nett und freundlich du bist, aber die meisten glauben mir nicht. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, denn du bist anders als Morans andere Verlobte.“

Was? Hab ich mich jetzt verhört oder hat sie jetzt tatsächlich gesagt, dass er noch eine andere Verlobte hat?

„Sei ihm bitte nicht böse, es ist eine arrangierte Heirat, zu der es glücklicherweise nicht mehr kommen wird. Der König hat mal jemanden seinen ersten Sohn versprochen, aber die Frau ist oberflächlich, arrogant, eingebildet und sehr unfreundlich. Wenn einmal auch nur eine Kleinigkeit nicht so ist, wie sie es möchte, dann bestraft sie uns sofort.“

Ich verstehe, Moran konnte nichts dafür, aber dass diese Frau sich einbildet, dass das hier alles selbstverständlich für sie ist, das war zu viel des Guten.

„Maki, ich möchte, dass du nur noch mir dienst, hast du verstanden, ich werde mit dem König sprechen, du musst für sie keinen Finger mehr krumm machen.“

Sie sah mich sehr glücklich an, dann strich ich ihr über die Wange und lächelte sie an, was sie zum Erröten brachte.

Ihr Gesichtsausdruck ist so etwas von süß. Dann fragte ich sie, ob sie mir zeigen könnte, wo das Frühstück statt finden würde, dann führte sie mich hin und öffnete mir die Tür. Sie saßen alle schon da und warteten auf mich.

Der König deutete auf einen Stuhl, der noch leer war, direkt neben sich, also setzte ich mich. Und ich dachte immer, einem Adligen wird das Frühstück ans Bett gebracht, aber anscheinend war der König ein familienfreundlicher Mann, denn die ganze Familie saß am Tisch. Links neben mir der König, rechts neben mir Moran, mir gegenüber saß Sirez und neben ihm saß Odim und auf dem sechsten Stuhl saß eine Frau, sie war wunderschön, schien aber sehr arrogant zu sein, sie ließ sich von einem Diener das Brötchen schmieren.

Als sie mitbekam, dass Maki anwesend war, scheuchte sie den Diener fort und schrie nach Maki, doch diese rührte sich nicht, das stimmte mich fröhlich. Dann fing ich an mir mein Brötchen zu schmieren und biss beherzt hinein. Maki stand immer noch an Ort und Stelle und ignorierte das Rufen dieser Frau, als ich dann meinen ersten Bissen auf gekaut und hinter geschluckt hatte sagte ich:

„Gib dir keine Mühe, sie gehorcht nur noch mir.“

Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Maki zufrieden lächelten, doch die anderen sahen mich alle verwirrt an, doch dann sprach der König:

„Wenn es dein Wunsch ist, Maki für dich zu beanspruchen, dann soll es so sein. Dann wirst du dir, Synthesia, deinen Diener in Zukunft von zu Hause mitbringen müssen.“

Moran sah mich immer noch verwirrt an.

„Was hast du? Maki und ich verstehen uns hervorragend, also warum sollte ich sie dann nicht für mich allein beanspruchen?“

Er wollte gar nicht, dass ich ihm erkläre warum, denn er lächelte und strich mir über die Wange, was Synthesia zum Platzen brachte.

„Wer ist dieses Flittchen von Mensch überhaupt, dass sie es wagt, mit meinem Verlobten zu flirten und mir meine Dienerin weg zu nehmen?“

Dann erhob sich der König und sprach:

„Deinem Vater habe ich zwar meinen Sohn versprochen, aber nur unter der Bedingung, sollte es mein Sohn selbst nicht schaffen für sich eine Frau zu finden und da er jetzt eine Frau gefunden hat, die er heiraten möchte, bist du nicht mehr länger mit meinem Sohn verlobt, dein Vater weiß schon bescheid, er wird dich im Laufe des Tages abholen. Maki hat dir nie gehört, sie war immer eine Dienerin dieses Schlosses und wenn du es noch einmal wagst, meine zukünftige Schwiegertochter zu beleidigen, dann lasse ich dich wegen Hochverrats hinrichten. Ich hoffe ich habe mich klar genug ausgedrückt.“

Dann setzte er sich wieder und fing an sein Brötchen zu schmieren, was für ein Anblick.

Er ist zwar im Grunde, wie jeder andere, aber wer hat schon jemals einen König seine Brötchen selber schmieren gesehen, also ich sehe das zum ersten Mal. Plötzlich stand Synthesia auf und ging zur Tür.

„Ich habe keinen Hunger mehr, ich werde auf mein Zimmer gehen und auf meinen Vater warten.“

Sie tat mir schon irgendwie Leid, denn sie wurde einfach so vor dem Kopf gestoßen, aber da ich sah, wie sie im Umgang mit anderen war, hatte sie es auch verdient, mir tut nur jetzt ihr Vater Leid, der seine Tochter jetzt wieder hat, es sei denn er ist genau so wie sie, dann könnte es doch noch einen Aufstand geben, den er anzettelt, weil seine geliebte Tochter nun doch nicht mehr des Prinzen Verlobte ist. Denn er wird es mit Sicherheit nicht gutheißen können, dass es ein Mensch in das Herz des Prinzen geschafft hat. Mal sehen, wie das mit des Beiden noch weitergeht.

Nach dem Frühstück, bat mich Moran mit ihm spazieren zu gehen, ich sagte zu und bat ihn noch ein paar Minuten zu warten, denn ich wollte Lunaris noch füttern. Als ich in meinem Zimmer ankam, war der Wolf nicht da, also ging ich noch einmal in den Speiseraum, komischer weise fand ich den auf Anhieb.

Doch dort fand ich nur ein paar Diener die gerade den Tisch abräumten, also fragte ich diese ganz freundlich, ob sie einen Wolf gesehen haben. Sie sagten mir, dass er in der Küche ist, die gleich nebenan war, ich bedankte mich und ging dann in die Küche. Und dort sah ich ihn, mit einem Napf voller Futter, was er gerade am verputzen war.

Ich grinste und streichelte ihm über den Kopf, während er genüsslich weiter fraß. Als Maki mich sah, kam sie sofort auf mich zu und bedankte sich dafür, dass ich sie in Schutz vor dieser Synthesia genommen habe. Die anderen Diener sahen mich argwöhnisch an, so als wenn sie dem Frieden nicht trauten. Ich ignorierte das erst einmal, dann das würde sich schon noch geben, wenn sie mich besser kennen lernen.

Also ging ich zu Moran und ging mit ihm in den großen Garten, um mit ihm zu spazieren. Im Garten kam uns ein älterer Herr entgegen und sprach Moran an.

„Bitte verzeiht, mein Prinz, dass euch meine Tochter so viele Unannehmlichkeiten brachte. Ich werde sie jetzt abholen und hoffen, dass sie sich bessert.“

Das war also ihr Vater, dann gibt es wohl doch keinen Aufstand ihretwegen, also lächelte ich ihn freundlich an, denn der Arme konnte nichts dafür, dass seine Tochter so arrogant und eingebildet ist. Er lächelte zurück und schien sehr erleichtert zu sein.

„Geh und hol sie, bevor sie sich noch etwas einfallen lässt und uns noch mehr Ärger macht.“

Der Mann verbeugte sich noch einmal tief und ging dann schnellen Schrittes ins Schloss.

15.Kapitel - Der Spaziergang

Wir gingen durch den Rosengarten und begegneten einigen Dienern, die den Garten pflegten, ich grüßte jeden von ihnen und lobte sie für die gute Arbeit. Die Diener sahen mich verwirrt an, sie sind es anscheinend nicht gewohnt, dass man sie lobt und von einem Menschen habe sie das mit Sicherheit am wenigsten erwartet. Dann legte Moran einen Arm um meine Hüften und ich einen Arm um seine, so gingen wir dann weiter und genossen die Zeit miteinander, das schöne Wetter und den gepflegten Rosengarten.

Die Vögel zwitscherten, die Sonne schien und die Schmetterling waren unterwegs und flogen von einer Blüte zur nächsten, dann setzte sich auch einer auf meine Hand und blieb dort ein paar Momente sitzen, bis er weiter flog. Als wir dann durch den ganzen Garten gegangen waren, fragte er mich, ob ich Lust hätte auch noch durch die Stadt zu spazieren, ich sagte zu und wir gingen los. Es war eine hübsche Stadt und die Dunkelelfen waren sehr freundlich.

Auf dem Marktplatz, bekam ich an einem Obststand einen feuerroten Apfel geschenkt, als ich gerade rein beißen wollte, bemerkte ich in der Nähe ein kleines Mädchen, dass mich hungrig ansah. Ich ging auf das Mädchen zu, sie schien ungefähr sechs Jahre alt zu sein und war ein hübsches Mädchen, auch wenn sie dreckig war. Sie lebte wohl auf der Straße und hatte mit Sicherheit auch keine Eltern mehr.

Als ich dann vor ihr stand, hatte sie einen ängstlichen Gesichtsausdruck, ich hockte mich dann vor ihr hin, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Lächelnd hielt ich ihr den Apfel hin, sie machte große Augen, dann lächelte sie und bedankte sich für den Apfel, dann biss sie auch gleich rein und verschwand in einer Gasse.

Ich hätte sehr gern ihren Namen gewusst, aber vielleicht sehe ich sie mal wieder und dann kann ich sie nach ihrem Namen fragen. Da auf dem Marktplatz sehr viele Dunkelelfen unterwegs zum Einkaufen waren, habe ich Moran nach einer Weile in der Masse verloren, ich ging alleine weiter in der Hoffnung ihn zu finden. Ich irrte eine ganze Weile ziellos durch die Stadt, dann war ich an einem ruhigeren Ort, weit weg von dem Marktplatz.

Plötzlich hörte ich Geschrei, dem Schrei nach zu urteilen, war es ein kleines Mädchen und mir kam das Bild des kleinen Mädchens mit dem Apfel wieder hoch. Ich ging in die Richtung, aus der der Schrei kam und suchte nach der Ursache. Als ich ankam sah ich das kleine Mädchen, mit den Resten des Apfels in der Hand und vor ihr stand ein Mann, er schien sehr wütend zu sein.

„Du kleine Diebin, jetzt wirst du dafür bezahlen gestohlen zu haben.“

Er wollte gerade das Mädchen schlagen, als ich dazwischen ging und für sie den Schlag ab bekam.

Der Schlag traf meinen Bauch und ich ging zu Boden, hätte er mit dem Schlag das Mädchen getroffen, dann wäre sie sicher mehrere Meter weit geflogen. Ich rappelte mich wieder auf und sagte ihm, dass das Mädchen den Apfel von mir hat und dass ich es nicht gutheißen kann, dass er ein Kind schlagen wollte.

Als ich dann wieder stand nahm ich die Hand des Mädchens und hielt sie fest, um ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine war und ich ihr helfen würde.

Der Mann wurde wütender und schrie herum, was mir einfalle, mich da einzumischen, in Dinge, die mich nichts angehen. Da ich ein Mensch war, schien er noch wütender zu werden, er schien Menschen zu hassen, warum auch immer. Er kam ein paar Schritte auf uns zu und ich drückte das Mädchen hinter mir weiter zurück, damit auch ich zurückweichen konnte, sie aber immer noch hinter mir war, damit ich sie beschützen konnte. Er was so rasend vor Wut, dass er mich an Moran erinnerte, daher wusste ich am besten, was zu tun ist, ich sagte zum Mädchen, dass sie laufen solle.

Ich lief dann mit ihr in Richtung Marktplatz, denn wenn ich Moran da schon verloren habe, dann konnte ich ihn dort vielleicht auch abhängen. Also liefen wir so schnell es ging dorthin, aber er schien schneller zu sein und holte uns eher früher als später ein. Ich schaute noch einmal nach hinten, um zu sehen, wie viel Vorsprung wir noch hatten, als ich dann gegen jemanden gelaufen bin, es war Moran. Es gab keine Zeit ihm alles zu erklären, also bat ich ihn, die Kleine und mich zu beschützen, wobei ich ihn nicht hätte bitten müssen, er hätte es auch so getan, als er den Verrückten immer näher kommen sah.

Der Mann erkannt Moran, verbeugte sich und schmiss sich wortwörtlich in den Dreck und erzählte ihm aus seiner Sicht, was geschehen war.

„Meine Verlobte schenkte ihr den Apfel, ich stand neben ihr, als sie dem Mädchen den Apfel gab. Du hast kein Recht sie als Diebin zu beschimpfen, denn den Apfel hat sie nicht gestohlen.“

Dem Mann schien die Antwort des Prinzen nicht zu gefallen und griff ihn an, doch er hatte keine Chance gegen Moran, er war einfach stärker.

Als der Mann am Boden lag, kam Moran auf uns zu und fragte mich, was ich jetzt mit dem Mädchen machen wolle.

„Sag mal, wie heißt du eigentlich, Kleines und wo sind deine Eltern?“, fragte ich sie.

„Ich heiße Rina und meine Eltern sind schon lange tot.“

Ihr liefen ein paar Tränen die Wangen hinunter, ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich und sah Moran erwartungsvoll an, ich wollte sie mitnehmen, ich wollte sie nicht auf der Straße weiter leben lassen, ich wollte ihr ein zu Hause geben. Moran verstand meinen Blick, er lächelte und sagte:

„Es ist in Ordnung, wir haben im Schloss genügend Platz.“

Rina sah ihn verwirrt an und verstand nicht, was er damit sagen wollte.

„Möchtest du mit mir kommen, dann musst du nie wieder an Hunger leiden und bekommst schöne neue Kleider.“

Sie überlegte ein bisschen und nickte dann zufrieden mit einer Träne auf der Wange. Ich lächelte sie an, nahm sie an die Hand und wir gingen zu dritt zurück ins Schloss, dort begrüßte uns Maki mit einem sanften Lächeln.

„Wen habt ihr denn da mitgebracht?“, wollte sie wissen.

„Das ist Rina, ich habe sie auf der Straße aufgelesen, könntest du dich um sie kümmern? Sie braucht ein Bad und neue Kleidung. Du kannst ruhig mit ihr mitgehen, das ist Maki, sie ist sehr nett, sie wird dir hier alles zeigen und dann bekommst du auch ein Zimmer für dich alleine.“, sagte ich dann zu Rina gewandt. Nur zögerlich ging sie zu Maki und die beiden gingen dann den Gang entlang, um ins Bad zu gelangen.

Moran küsste mich und sagte:

„Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, wir sehen uns dann heute Abend zum Essen.“

Wir lächelten uns an und dann ging er in die andere Richtung und da ich jetzt nichts zu tun hatte, ging auch ich ins Bad, um zu sehen, ob Rina sich auch von Maki helfen lässt. Als ich im Bad ankam, sah ich, dass dem nicht so ist, Rina ließ sich nicht helfen, sie stand immer noch in ihren dreckigen Sachen da.

„Du musst keine Angst vor Maki haben, wie wäre es, wenn wir drei zusammen baden würden, vielleicht hast du dann weniger Angst vor ihr.“, sagt ich zu Rina.

Sie sah mich an und willigte ein, Maki zögerte noch.

„Was ist, traust du dich nicht?“, fragte ich Maki.

„Noch nie hat hier jemand einen Diener gefragt, ob er mit baden möchte.“

Ich bin eben anders, als die meisten, ich fragte sie dann, ob sie denn Lust hätte mit uns zu baden. Sie nickte zögerlich, aber sie schien es kaum abwarten zu können, hier zu baden, wo im Grunde nur die Königsfamilie badete. Ich half Rina beim ausziehen der Kleidung und dann saßen wir drei in der übergroßen Badewanne, man könnte auch Pool dazu sagen, denn von der Größe würde es passen. Rina tat das Bad sehr gut, sie freundete sich auch mit Maki an und die beiden planschten miteinander.

Ich wusch dann Rinas Haare und half ihr anschließend beim Abtrocknen. Für Rina lagen schon Sachen bereit, das Kleid ähnelte sogar dem, das ich trug, es sah süß an ihr aus. Maki trocknete ihr die Haare und machte ihr einen Zopf. Dann gingen wir drei in das Zimmer, dass für Rina vorbereitet wurde, es war genauso groß, wie das meine und hier stand sogar eine große Truhe, in der sie ihr Spielzeug aufbewahren konnte und auf dem Bett lagen ein paar Kuscheltiere für sie.

Sie freute sich sehr und sprang auf dem Bett herum, sie schien sich hier sehr wohl zu fühlen. Ich hoffte nur, dass der König damit auch einverstanden war, wobei er ja sehr kinderfreundlich ist, wird er mit Sicherheit keine Probleme mit Rina haben, dafür war sie zu süß. Und zur Not werde ich sie eben adoptieren und dann hat er schon mal die erste Enkelin.

16.Kapitel - Das Abendessen

Zu dritt spielten wir Fange im Garten, es war ein herrlicher Tag, dann gingen wir in den Speisesaal, denn die Zeit für das Abendessen war gekommen und Rina freute sich, die anderen auch alle kennen zu lernen. Als wir am Speisesaal ankamen, gingen wir rein und der König saß schon mit Moran am Tisch. Diesmal saß Moran an dem Platz, wo ich heute morgen beim Frühstück saß, er grinste mich an, so als wüsste er etwas und könne es kaum abwarten, es mir zu sagen.

Rina wurde ein wenig ängstlicher, als sie den König sah. Sarunos sprang auf, als er merkte, dass wir da waren und kam auf mich und das Mädchen zu.

„Du bist also die kleine Rina, ich hoffe es gefällt dir hier bei uns, fühle dich ganz wie zu Hause. Und du darfst ruhig Großvater zu mir sagen, wenn du magst.“

Er hatte ein warmes Lächeln aufgesetzt, es war das Lächeln eines Großvaters, der seine Enkel vom ganzen Herzen liebt. Das Lächeln war so ansteckend, dass auch Rina lächeln musste, dann setzten wir uns an den Tisch und warteten auf Sirez und Odim.

Als ich mich setzte sagte Moran zu mir:

„Weißt du schon das Neueste? Wir sind jetzt stolze Eltern von Rina und um die Sache noch rund zu machen, müssen wir nur noch heiraten und dann ist es erst mal perfekt.“

„Warum erst mal?“, fragte ich ihn.

„Naja, wenn wir dann erst mal unsere eigenen Kinder haben, dann ist alles perfekt. Denn dann hat Rina kleine Geschwister und wir sind glückliche Eltern von mindestens drei Kindern.“

Er strahlte über das gesamte Gesicht und steckte mich und Sarunos an und als wir da so vor uns hin strahlten, kamen dann auch Sirez und Odim herein und wunderten sich darüber.

„Was ist denn mit euch los und wer zum Henker ist die denn?“, fragte Sirez.

„Hast du etwas gegen meine Tochter?“, kam die Gegenfrage von Moran.

Das könnte jetzt interessant werden, denn Sirez sah geschockt aus und verstand sie Situation nicht, es sah so aus, als würde er darüber nachdenken noch zu träumen, also stand ich auf und tat ihm den Gefallen und kniff ihn.

„Au! Verdammt, was sollte das?“, fragte er und sah mich irritiert an.

„Ich wollte dir nur zeigen, dass du nicht träumst, sondern hell wach bist.“

Grinsend ging ich wieder an meinen Platz, auch Odim konnte sich das Grinsen nicht verkneifen und setzte sich amüsiert auf seinen Platz mir gegenüber und sagte:

„Das hast du gut gemacht, mein Kind.“

Dieses Lob machte mich stolz, ich war sonst immer allein und jetzt hatte ich eine neue Familie, in dieser Runde fehlte nur noch Amalia und es machte mich traurig, dass sie nicht hier war, vielleicht dürfte ich sie hier her holen, wobei es ihr im Dorf nicht schlecht geht, dort sind viele nette Menschen, die sich sehr gut mit ihr verstehen.

Leider braucht man zwei Wochen um dort hin zu kommen und wieder zwei Wochen um sie hier her zu holen, das heißt, wenn man sofort wieder aufbricht, aber da sich Pferde und Reiter wieder erholen müssen, verlängert sich die Zeit zunehmend. Odim bemerkte meinen Trübsal und sagte:

„Es geht ihr gut, du musst dich um sie nicht sorgen, das würde sie nur traurig machen. Irgendwann in nächster Zukunft werde ich sie hier her holen, das verspreche ich dir.“

Das stimmte mich wieder fröhlich und ich lächelte.

„Von wem hat er da gerade gesprochen, Bela?“, fragte Rina mich.

„Von einem sehr netten Menschen, du wirst sie hoffentlich bald kennen lernen, du wirst sie mögen.“

„Können wir sie nicht besuchen gehen? Dann können wir sie auch gleich mitnehmen.“

Rina war sehr einfallsreich, der Gedanke gefiel mir, aber was würde Amalia dazu sagen?

„Vielleicht machen wir es so, aber erst einmal müssen wir uns von unserer letzten Reise erholen und dann werden wir weitersehen.“, sagte Odim zu Rina.

Es freute mich, dass sich die beiden so auf Anhieb verstanden, dann würde sie sich mit Amalia auch auf Anhieb verstehen. Dann wurde das Essen serviert, es sah sehr lecker aus, denn es war Schweinebraten mit Kartoffeln und Erbsen, ich hätte den Koch dafür knutschen können.

„Da du das Wildschwein so toll fandest, habe ich dem Koch gesagt, dass er Schweinebraten machen soll, ich hoffe es schmeckt dir.“, sagte Moran zu mir. Ich drehte mich zu ihm um und er bekam einen dicken fetten Knutscher auf die Wange.

Ich sah ihm an, dass er nicht wirklich wusste, wofür der war, aber das war mir egal, ich habe den geknutscht, der veranlasst hat, dass es Schweinebraten gibt. Rina schien das Essen auch sehr zu gefallen, denn sie fing sofort an mit essen und dem Schmatzen nach zu urteilen, schmeckte es ihr sogar.

Nach dem alle mit essen fertig waren, erzählten wir noch ein wenig über heute, unsere Reise hierher und vielen anderen Dingen. Danach brachte ich Rina ins Bett und ging dann mit Moran zu mir ins Zimmer, ich zog mir das Nachthemd an und Moran zog sich seinen Schlafanzug an und legte sich zu mir ins Bett. Lunaris legte sich auf seinen Schlafplatz vor dem Bett und machte es sich gemütlich.

Wir kuschelten uns aneinander und schliefen gemeinsam ein. Mitten in der Nacht ging die Tür auf, jemand kam in das Zimmer und ich wurde wach. Da stand Rina mit einem Plüschhasen in der Hand, dann kam sie zu mir an die Seite des Bettes und fragte mich, ob sie diese Nacht bei mir schlafen könne. Jetzt war auch Moran wach und machte Platz, damit sie sich zwischen uns legen konnte. Sie kroch ins Bett, legte sich zwischen uns, kuschelte sich an uns und schlief ein, dann schliefen auch Moran und ich mit einem Lächeln im Gesicht wieder ein.

Es fühlte sich schön an mit Mann und Kind zusammen einzuschlafen, es machte mich glücklich und gab mir das Gefühl Mutter zu sein. Rina war ab dem Moment für mich wie eine Tochter, als ich ihr den Apfel schenkte und sie mich anlächelte.

Ich hoffte, dass Moran das gleiche fühlte, aber wenn er nicht so fühlen würde, dann hätte er nicht alles in die Wege geleitet, um sie zu adoptieren. Jetzt hatte ich meine eigene kleine Familie und Sarunos hatte damit seine erste Enkelin. Dann legte ich einen Arm um sie und bemerkte, dass da schon ein Arm war, Moran hatte auch einen um sie gelegt, also dachte auch er wie ich, dann schlief ich zufrieden ein.

17.Kapitel - Endlich eine Familie

Als ich wach wurde, bemerkte ich, dass irgendetwas Plüschiges in meinem Gesicht lag, das war wohl der Plüschhase. Ich wollte ihn von meinem Gesicht nehmen, als ich merkte, dass ich meinen linken Arm nicht bewegen konnte. Also sah ich nach, was da falsch läuft an diesem Morgen und da sah ich, wie Rina quer im Bett lag, ihren Kopf auf meinen Bauch und ihr Füße lagen an Morans Gesicht gelehnt.

Ich musst lachen, als ich das sah und weckte damit Rina, die erst nicht verstand, warum ich lachte. Sie sah mich fragend an.

„Bleib so liegen, ich möchte sehen, wie Moran reagiert, wenn er wach wird und deine Füße in seinem Gesicht sieht.“

Sie schien leicht verwirrt zu sein, dann sah sie zu Moran runter und fing auch an mit lachen.

„Das wird ein Spaß.“, sagte sie zu mir.

Rina griff sich ihren Hasen und nahm ihn in den Arm und kuschelte mit ihm. Dabei strich ich ihr mit meiner rechten Hand über ihre schwarzen Haare. Lunaris sprang auf das Bett und Rina erschreckte sich, sie sah so aus, als ob sie noch nie einen Wolf gesehen hätte.

„Das ist Lunaris, ich habe ihn auf der Reise hierher getroffen und seid dem sind wir die besten Freunde.“

Dann legte sich der Wolf neben Rina, um ihr zu zeigen, dass er ihr nichts tut. Rina sammelte all ihren Mut zusammen und streichelte Lunaris.

Nach einer Weile stand der Wolf auf und ging zum Kopfende des Bettes zu Moran rüber und leckte ihm das Gesicht. Als er seine Augen öffnete, sah er verwirrt die beiden kleinen Füße an, die er direkt vor der Nase hatte. Er schien diese Situation nicht zu verstehen und schaute noch verwirrter, als Rina anfing zu kichern.

„Sein Atem kitzelt an meinen Füßen.“

Und zog sie weg. Erst dann schien er verstanden zu haben, was sich hier im Bett abspielte und lächelte uns an.

„Guten Morgen ihr zwei. Ja, dir auch einen guten Morgen, Lunaris“, sagte er Lunaris streichelnd, als dieser sein Gesicht ableckte, weil er befürchtete, dass Moran ihn vergessen hatte. Lunaris leckte noch eine ganze Weile weiter Morans Gesicht und Moran schien aber langsam genug davon zu haben, denn er fing an sich zu wehren.

„Es reicht jetzt, mein Gesicht ist langsam allmählich sauber. Bitte, jetzt hör auf, deine Zunge kitzelt. Jetzt hilf mir doch mal einer!“

Rina und ich lachten ausgiebig, das war ein Anblick für die Götter.

„Lunaris. Schluss jetzt, du bringst ihn sonst noch um und ich brauch ihn noch.“, sagte ich zu dem Wolf und er schien zu hören, denn er lies von Moran ab und kam zu mir und legte sich neben Rina und mich. Moran atmete erst einmal tief durch und wischte sich den Sabber aus dem Gesicht und sah mich dann schelmisch an. Er kam auf mich zu und wollte mich küssen, als ich auswich und Lunaris seinen Kopf hob und Moran dann seine nasse Nase erwischte.

Rina und ich fingen prompt wieder an zu lachen und hielten sich den Bauch, der nach so viel lachen ein wenig weh tat. Moran zog mich zu sich, um mir einen feuchten Kuss auf zu drücken, leider war er stärker als ich, denn ich konnte nichts dagegen tun und hatte dann eine nach Wolf riechende Schnute auf meinen Lippen. Aber ich ließ ihn gewähren, denn so schlimm war es ja nicht.

Rina schaute traurig auf den Plüschhasen. Moran schaute mich an und ich ihn, wir schienen die gleiche Idee zu haben. Ich setzt mich dann auf, so dass Rina zwischen uns saß, dann gaben wir ihr gemeinsam einen Schmatzer. Von mir auf ihre rechte Wange, von Moran auf die linke Wange und Lunaris leckte ihr über das gesamte Gesicht.

Sie sah verwundert aus, das hatte sie wohl nicht erwartet, dann wischte sie sich den Sabber aus dem Gesicht, wie zuvor Moran und lächelte dann überglücklich. Ich zog sie dann zu mir und drückte sie dann ganz fest an mich und Moran umarmte dann uns beide. Lunaris saß daneben und schaute uns traurig an, als ob wir ihn ausschließen wollten.

„Wir haben dich doch auch lieb.“, sagte Rina zu ihm und kuschelte dann mit dem Wolf.

Er schien zu lächeln und schmiegte sich an das Mädchen, er schien sie auch zu mögen. Leider gibt es hier keinen Fotoapparat, denn am heutigen Morgen allein, wären viele tolle Bilder entstanden. Dann ließ Rina von Lunaris ab und schaute Moran und mich sehr ernst an.

„Ich hab euch lieb, Mama und Papa.“

Sie lächelt jetzt sehr glücklich. In diesem Moment lief mir eine Träne über die Wange, damit habe ich nun echt nicht gerechnet, später vielleicht ja, aber nicht nach so kurzer Zeit. Wir lächelten zurück und ich sagte dann zu ihr:

„Wir haben dich doch auch lieb.“

„Und Lunaris ist jetzt mein Bruder.“, sagte Rina dann, als sie wieder mit dem Wolf kuschelte.

„Das erkläre mal deinem Großvater, dass einer seiner Enkel ein Wolf ist.“, antwortet ihr Moran.

Dann lachten wir alle ausgelassen, bei der Vorstellung, wie Sarunos reagieren würde, wenn wir ihm sagen, dass Lunaris nun auch sein Enkel ist. Aber bevor es soweit ist, wollten wir erst einmal ein Bad nehmen.

Es dauerte nicht lange, dann kam auch Maki zu uns ins Zimmer und verstand im ersten Moment nicht, warum wir so beherzt lachten.

„Bela, erzählst du mir, warum ihr alle so lacht?“

Ich wollte ihr gerade antworten, als Moran ein böses Gesicht machte und sie fragte, wer ihr erlaubt hatte, so vertraut mit mir zu sprechen. Maki stand erschrocken da, also versuchte ich Moran zu beruhigen und erklärte ihm, dass ich es war und dass ich es auch so belassen möchte, da wir uns super verstehen und sie für mich schon wie eine Freundin ist.

Moran beruhigte sich dann auch und entschuldigte sich dann bei ihr.

„Maki, kannst du uns ein Bad vorbereiten, dann erkläre ich dir dort die Einzelheiten. Ich glaube, Lunaris könnte auch ein Bad gebrauchen, vielleicht habt ihr ja eine kleine Wanne, wo wir dann Lunaris hinein stopfen können?“, fragte ich sie.

Sie überlegte einen Moment, nickte und verschwand mit unseren Sachen, die wir anschließend anziehen würden. Ich nahm Rina an die Hand und packte Lunaris am Nacken und zog in mit ins Bad. Moran lachte, als wir das Zimmer verließen und er uns hinterher sah.

Als wir im Bad ankamen, sträubte sich Lunaris ein wenig mehr, weil er nicht baden wollte, aber ich hielt ihn fest am Nacken und ließ ihn nicht los, bis er sauber war. Dann sah ich auch schon eine kleine Wanne aus Holz stehen, die mit Wasser gefüllt war und Maki stand daneben und sah mich fragend an.

„Darf ich wieder mit euch baden, es hat beim letzten Mal so viel Spaß gemacht.“

Ich lächelte sie an und nickte, dann zog sie sich aus und kam auf mich zu und nahm mir Lunaris ab und hielt ihn im Nacken fest, so wie ich vor einigen Momenten noch. Dann zogen auch Rina und ich unsere Nachthemden aus. Ich ging auf Maki zu und wir beiden hoben Lunaris gemeinsam in die Wanne. Rina kam dazu und hielt seinen Kopf in ihren Händen und sagte:

„Wenn du wirklich mein Bruder sein willst, dann musst du sauber sein, also lass dich waschen und dann können wir nachher spielen.“

Er schien auf sie zu hören und wehrte sich nicht mehr, dann wuschen Maki und ich ihm sein Fell und Rina wusch ihm den Kopf. Als wir dann fertig waren, hüpfte er aus der Wanne und schüttelte sich erst einmal trocken und spritzte uns nass, dann setzt er sich hin und schien darauf zu warten, dass auch wir mit baden fertig wurden.

Also gingen wir dann in die große Wanne und planschten noch ein wenig miteinander, als wir mit waschen fertig waren. Nach dem wir uns angezogen hatten, gingen wir gemeinsam zum Frühstück und Maki machte derweil im Badezimmer ein wenig sauber. Als wir im Speisesaal ankamen, waren schon alle da und warteten nur noch auf uns. Lunaris trottete gleich weiter zur Küche, denn er würde dort sein Frühstück bekommen.

Wir setzten uns und aßen dann gemeinsam Frühstück, dann unterbrach Moran das Frühstück, als er zu Rina sagte:

„Wolltest du ihm nicht noch etwas sagen?“

Gelassen zeigte er auf seinen Vater.

„Ach ja stimmt, weißt du was, Großvater? Ab heute ist Lunaris mein großer Bruder, also hast du einen Enkel mehr.“, grinste sie Sarunos breit an.

Dieser verschluckte sich an seinem Brötchen und wusste nicht was er sagen sollte, aber dafür kam Odim zu Wort.

„Wiederhol das bitte noch mal.“, sagte er entsetzt.

„Ich habe gesagt, dass Lunaris ab heute mein großer Bruder ist. Hast du etwa ein Problem damit, Großvater?“

Sie legte plötzlich einen traurigen Blick auf und wartete gespannt auf die Antwort Odims. Sie schien genau zu wissen, wie sie die beiden ansehen musste, um eine gewünschte Antwort zu bekommen.

Sarunos war immer noch geschockt und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Dann meldete sich Sirez zu Wort:

„Soll das jetzt heißen, dass Lunaris mein Neffe sein soll? Werde ich vielleicht auch mal gefragt, ob ich das überhaupt will.“

„Du hast nichts zu wollen, Rina ist meine Tochter und wenn sie Lunaris als großen Bruder haben möchte, dann wirst du dich damit abfinden müssen, dass dein Neffe ein Wolf ist.“, sagte Moran breit grinsend.

„Gut, dann finde ich mich auch damit ab, aber dann bekommt Lunaris hier im Speisesaal auch einen Platz, damit er als Familienmitglied nicht in der Küche essen muss, sondern hier bei uns.“, Sarunos Lächeln war sehr warm und gutherzig, dass es Rina freute, dass alle damit einverstanden waren, auch wenn sich Sirez noch ein wenig dagegen sträubte.

Ich saß hier am Frühstückstisch mit einer Familie, zu der ich jetzt auch gehörte, eine Familie, die zusammenhält, die nichts auf denn anderen kommen lässt. Hier war ich so glücklich, ich hoffte sehr, nie wieder zurück in meine Welt zu müssen und ich hoffte auch darauf, dass auch Amalia sehr bald mit an diesem Tisch sitzt. Denn im Grunde ist sie die Einzige, die hier noch fehlt.

In diesem Moment merke ich wieder, wie sehr ich sie vermisse und vielleicht, bin ich später mal an Rinas Stelle und sage Amalia, wie sehr ich sie lieb habe und sie im gleichen Atemzug Mutter nenne. Aber irgendwie fehlt hier noch jemand, jemanden, den ich noch nicht kenne, eine Person, die ich sehr gern kennen lernen möchte. Es war Morans und Sirez' Mutter, die fehlte, ich werde Moran im Laufe des Tages nach ihr fragen, vielleicht ist sie gerade auf einer Reise und konnte mir somit noch nicht vorgestellt werden.

18.Kapitel - Morans Mutter

Nach dem Frühstück ging Rina mit Maki und Lunaris in den Garten spielen und ich ging mit Moran ein wenig durch den Rosengarten, denn ich wollte ihn ja noch etwas fragen. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, aber so schwer ist es doch nicht zu fragen, wo die Mutter ist, die man noch nicht gesehen hat. Aber irgendwie fiel es mir doch schwer nach ihr zu fragen. Nur, wie lange wollte ich damit noch warten.

„Sag mal, Moran, wo ist eigentlich deine Mutter?“, fragte ich dann doch etwas zögerlich. Er blieb abrupt stehen und schaute mich erschrocken an und nach wenigen Momenten schaute er ganz traurig zu Boden.

Ist sie etwa tot? Habe ich jetzt aus Versehen eine Wunde wieder aufgerissen? Was mache ich denn jetzt?

„Sie wurde von Menschen gefangen gehalten, wir wissen nicht, wo genau sie ist, wir wissen noch nicht mal, ob sie überhaupt noch am Leben ist.“

Ach du Schande, das meinte Sarunos also, als er meinte, dass die Menschen dem Volk ein Leid angetan hätten. Aber warum sollten die Menschen die Königin der Dunkelelfen entführen?

„Woher wisst ihr denn, dass sie von Menschen gefangen genommen wurde?“

Er sah mich wütend an und hatte Tränen in den Augen, die ihm jetzt über die Wangen liefen.

„Weil die Soldaten ins Schloss eingedrungen sind und meine Mutter aus dem Thronsaal entführt haben. Und weil sie sie als Schutzschild benutzten, konnten wir noch nicht einmal etwas tun.“

Das war grausam, jetzt verstehe ich auch, warum die Dunkelelfen uns Menschen so hassen. Ich nahm Moran in die Arme und versuchte ihn zu beruhigen, er drückte mich ganz fest an sich, so als wolle er mich nie wieder loslassen. Es war sehr bedrückend, dass ich da nicht helfen konnte, es gab einfach nichts, was ich hätte tun können. Ich fühlte mich schuldig, weil ich nichts von all dem wusste und einfach so in den Tag hinein gelebt hatte, während die anderen Dunkelelfen so litten.

„Was kann ich tun, um zu helfen, sie zu finden und zu befreien?“, fragte ich ihn, vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit etwas zu tun.

„Du kannst nichts tun, das können nicht mal unsere Krieger. Das Einzige, was du tun kannst, ist für Rina eine gute Mutter zu sein und alles was ich tun kann, ist dich zu beschützen, damit sie dich nicht verliert. Wir haben uns im Grunde schon damit abgefunden, dass sie nicht mehr lebt, auch wenn es weh tut, aber nach sieben Jahren, wird man sie schon getötet haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sie sieben Jahre am Leben lässt, wenn die Soldaten ganz genau wissen, dass ihr Aufenthaltsort nicht bekannt ist und wir sie nicht finden können. Glaub mir, wir haben die ganze Welt auf den Kopf gestellt, um sie zu finden und die Suche ist bis heute erfolglos.“

Wir standen noch eine ganze Weile eng umschlungen im Rosengarten, dann gingen wir wieder zurück, er sagte mir, dass er den Rest des Tages allein sein wollte. Ich ging in mein Zimmer und dachte viel darüber nach, was ich dennoch tun kann. Ich wollte nicht nutzlos herum sitzen, denn ich habe die Hoffnung, dass sie noch lebt und noch nicht tot ist. Dann kam mir eine Idee, über die ich später mit Maki reden werde, ich hoffe, dass sie mir dabei auch hilft, sonst muss ich hier doch nutzlos herum sitzen und kann nichts tun, aber wenn das klappt, dann wissen alle mit Sicherheit, ob sie noch lebt oder doch schon getötet wurde.

Ich musste dann aber auch mit Rina reden, damit sie versteht, dass sie mich in den nächsten Tagen und Wochen, vielleicht sogar Monate nicht sehen wird. Jetzt war die Zeit gekommen, wo ich den Dunkelelfen helfen konnte und dem ganzen Volk beweisen konnte, dass ich nicht wie die Soldaten bin, die sinnlos morden und grausam in den Tag hinein leben.

Es dauerte nicht lange, dann kam Maki zu mir. Ich erzählte ihr von meiner Idee und fragte sie, ob sie mich begleiten würde, denn alleine hätte ich in dieser Welt keine Chance. Sie versuchte mir diese Idee auszureden, aber ich ließ mir nicht rein reden, ich wollte etwas für die Dunkelelfen tun und nicht herum sitzen und nichts tun.

Also stimmte sie meinem Vorhaben zu und wollte mich begleiten, dann bat ich sie, Rina zu suchen und zu mir zu schicken, genau wie auch Lunaris, denn ihn brauchte ich auch bei meinem Vorhaben. In der Zeit, wo Maki Rina und Lunaris suchte, überlegte ich mir, wie ich es Rina am besten sage, dann kamen auch schon die Drei zu mir.

Rina sah mich fragend an.

„ Mama, ist etwas passiert?“

Ich lächelte sie an und erzählte ihr mit einfachen Worten, was ich vorhatte, dann sah sie mich traurig an. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie ganz fest an mich und sagte ihr, wie lieb ich sie hab und dass ich auf jeden Fall wieder komme, es würde nur einige Zeit dauern. Auch Lunaris bat ich mit mir zu kommen, er schien nicht lange darüber nach zu denken und bellte mir seine Zustimmung zu.

Dann war ja alles klar, ich bat Maki noch einiges vorzubereiten und dann würde es heute Nacht losgehen. Ich bat alle nichts zu sagen, damit so schnell nicht auffällt, dass wir nicht da waren. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Rina und Lunaris, wir spielten bis zum Abend und wurden dann zum Abendessen gerufen, Maki sagte mir dann, dass alles vorbereitet sei und wir um Mitternacht los reiten konnten.

Moran kam nicht zum Abendessen, er war wohl immer noch zu traurig, als dass er sich unter Leute mischte. Nach dem Abendessen bat ich Maki, mich zu ihm zu bringen, damit ich ihn auch noch einmal sah bevor ich dann für eine lange Zeit nicht mehr hier in diesem Schloss bin.

Ich stand vor seiner Tür und wusste nicht, was ich machen sollte, also ging ich erst einmal rein. Er saß auf seinem Bett und starrte Löcher in den Fußboden. Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn und legte einen Arm um ihn, sagte ihm, dass alles wieder gut wird. Moran sah mich mit verweinten Augen an und lächelte mir mutlos entgegen.

Ihm ging es nicht wirklich besser, aber das änderte sich hoffentlich bald. Dann küssten wir uns, eine ganze Weile lang saßen wir nur auf dem Bett und küssten uns, bis er dann begann mich auszuziehen. Wir schliefen miteinander und lagen hinterher noch ein wenig eng umschlungen im Bett, bis ich ihm sagte, dass ich wieder in mein Zimmer gehen werde, falls Rina wieder in mein Bett krabbeln möchte.

Also ging ich dann zurück in mein Zimmer und wartete dort mit Lunaris auf Maki, währenddessen zog ich mir wieder meine alte Kleidung an, das heißt, meine kurze Hose und das kurze Neckholdertop, auch meine Stulpen legte ich wieder an, sowie auch die schwarzen Tücher, dann machte ich mir meine zwei Zöpfe und packte mein Kleid ein, ich wusste nicht warum, aber ich wollte es mitnehmen. Als ich fertig war, kam dann auch Maki um Mitternacht in mein Zimmer, stand mit Gepäck da und war bereit aufzubrechen.

Wir gingen dann aus dem Schloss und gingen zum Stall, dort machte ich Storm für die neue Reise fertig und auch Maki machte für sich ein Pferd fertig zum Aufbruch. Dann, als wir auf die Pferde aufstiegen, ritten wir in Richtung Schlosstor, dort wartete der Stallbursche auf uns und machte das Tor auf und ließ uns raus. Maki weihte also jemanden ein, damit wir es einfacher haben fort zu gehen. Hinter uns schloss sich das Tor wieder und vor uns lag eine schlafende Stadt, wir ritten hindurch und weiter durch die Felder, bis wir den Wald erreichten.

Dort machten wir das erste Mal Rast, denn da ich nicht wusste, wo wir lang reiten müssen, bat ich Maki vor zu reiten und Lunaris trottete neben mir her. Jetzt gab es kein Zurück mehr, jetzt würde eine neue Reise beginnen, in der wir die Königin suchten oder zumindest die Wahrheit suchten, ob sie überhaupt noch am Leben war.

Ich bat Maki erst einmal zu dem Dorf zu reiten, in dem Amalia wohnte, vielleicht, wusste sie dort jemand etwas, das uns bei unserer Suche helfen könnte oder uns wenigstens eine Richtung weisen konnte.

19.Kapitel - Die Suche nach der Königin beginnt

Seit einer Woche waren wir unterwegs und kamen ganz gut zurecht allein in der Wildnis, denn Lunaris jagte unser Essen durch den halben Wald, bis es nicht mehr konnte und er es uns bringen konnte. Er schien Freude am Jagen zu haben, denn er jagte seine Beute immer so lange bis sie vor Erschöpfung langsamer wurde.

Es gab aber auch Momente, in denen er keine Jagdlust zu haben schien, denn dann war die Beute schnell erlegt und wir musste nicht allzu lange auf unser Essen warten. Lunaris war ein verdammt schnelles, ausdauerndes und kräftiges Kerlchen, er war ein sehr guter Jäger, aber auch ein sehr guter Freund, der menschlicher wirkte, als es seine Gestalt zu ließ.

Maki und ich freundeten uns noch mehr an und wurden zu engen Freunden, auch wenn sie es nicht zugeben will und sich noch als meine Dienerin sieht. Ich fand es süß, wenn sie rot im Gesicht wurde, als ich sie darauf ansprach, dass man meinen könnte, wir seien Freunde, dann sagte sie immer:

„Aber ich bin doch deine Dienerin, wie sollen wir denn da Freunde sein, das geht doch nicht, auch wenn ich es gern wollte.“

jedoch wird sie noch früh genug erkennen, dass es möglich ist und dass sie für mich mittlerweile eine Freundin war und keine Dienerin mehr.

Diese Woche ging ereignislos an uns vorbei, aber in dieser Woche schenkte ich Maki reinen Wein ein und erzählte ihr von meiner Heimat, auch sie schien mir erst nicht zu glauben, mit der Zeit aber schien sie nach langen Überlegen, mir doch glauben zu schenken. Denn als ich ihr vieles einfach so erklären konnte, warum das Eine oder Andere so war, wie es war.

Ich erzählte ihr auch von Dingen, die es in meiner Welt gibt, aber nicht hier und ich erzählte ihr von der Musik, wie vielfältiger sie in meiner Welt war, als hier, aber dennoch war die Musik hier nicht minder schön. Hier war sie sogar noch um Einiges gefühlvoller.

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über meine Heimat, sie schien sich sehr dafür zu interessieren. Auch Lunaris lauschte aufmerksam. Es wurde langsam dunkel und wir schlugen unser Lager auf, machten ein Lagerfeuer und ließen Lunaris unser Abendessen jagen. Er brauchte auch nicht lange, dann hatte er ein Wildschwein an geschleppt, dass wir dann auf dem Lagerfeuer grillten.

Das Wildschwein schmeckte, wie all die anderen super und wir gingen satt schlafen, es gab nur einen Unterschied zur Reise, die mich zum Schloss führte. Ich kuschelte nicht nur mit Lunaris auch Maki kuschelte sich an uns, da der Wolf in der Mitte lag, er gab nun mal die meiste Wärme ab. Ich bat sie darum, sich mit zu uns zu legen, denn so war es am wärmsten, auch die Pferde kuschelten miteinander.

Am nächsten Morgen machte mich Maki wach und da ich nun mal ein Morgenmuffel bin, erntete sie mal wieder meine schlechte Laune, aber sie wusste, wie sie damit umgehen musste, denn sie ließ mich einfach ein paar Stunden in Ruhe, denn dann war meine Laune besser.

Wir erzählten viel miteinander, über alles, was uns gerade einfiel, mit ihr zu reisen war sehr angenehm, an den See gingen wir gemeinsam baden und zogen Lunaris natürlich ins Wasser, damit auch er gebadet war. Aber wir hatten weniger Problem ihn ins Wasser zu bekommen, wie noch letzte Woche, als wir ihn in der Wanne badeten.

Wir kamen auch schnell voran, es würde mich nicht wundern, wenn wir sogar schon nach eineinhalb Wochen bei dem Dorf ankommen würden. Auch Maki war davon überzeugt, dass wir vielleicht doch nicht solange bräuchten, was unsere Reise ein wenig verkürzen würde. Maki ließ sich von meiner Hoffnung anstecken, dass Morans Mutter noch leben könnte.

„Wie heißt die Königin eigentlich?“, fragte ich Maki, denn von Moran hatte ich ihren Namen nicht erfahren und mit den Anderen habe ich noch nicht darüber gesprochen.

„Ihr Name ist Gayana, dieser Name ist von der Erde abgeleitet, die wir Gaya nennen. Der Name passt sehr gut zu ihr, denn sie ist immer freundlich und strahlt ein inneres Licht aus. Sie liebt die Natur mehr als alle anderen von uns, darum ging sie fast jeden Tag im Wald spazieren, wo sie sich mit fielen Tieren angefreundet hat. Sie hat, wie du, einen guten Draht zu Tieren, man erzählte sich auch, dass selbst die wildesten Bestien bei ihr zahm wurden und ihr freundlich gesonnen waren.

Aber leider habe ich das noch nicht erleben dürfen, denn ich war fünfzehn, als sie entführt wurde. Sie ist so warmherzig, wie eine Mutter nur sein kann, wie Mutter Natur, es kam mir manchmal so vor, dass sie nicht von Dunkelelfen abstammt, sondern von Mutter Natur selbst und von ihr das Aussehen eines Dunkelelfen bekommen hat.

Es ist wirklich sehr traurig, dass man sie mitgenommen hat, denn sie hat eine große Leere zurück gelassen. Wir vermissen sie alle, nicht nur die Königsfamilie, denn sie war nicht nur für ihre Familie da, sondern auch für viele andere. Es fühlt sich manchmal so an, als ob man uns die schönste Blume genommen und nur noch Unkraut übrig gelassen hat.“, schwärmte sie und senkte ihren traurigen Blick zu Boden.

Ich hoffte, dass die Königin das alles über die vielen Jahre Gefangenschaft nicht verloren hat und nur noch eine leere Hülle ist, die jegliche Hoffnung verloren hat. Denn sieben Jahre sind eine lange Zeit und in Gefangenschaft ist schon so Mancher gebrochen und eine völlig andere Person geworden. Wir redeten noch eine ganze Weile über Gayana, ihre Güte und Freundschaft mit den Tieren.

In diesem Moment wollte ich sie mehr denn je kennen lernen. Also ritten wir ein wenig schneller, allerdings machten das unsere Pferde nicht lange mit. Wir mussten rasten und ihnen eine längere Pause gönnen, also haben wir die Zeit, die wir gut gemacht haben, mit der Pause wieder verloren. Das bestärkte uns darin, ein angenehmes Tempo bei zu behalten, denn so war es auch entspannter und keine Hast. Wir waren ohnehin schneller unterwegs, daher konnten wir ohne Bedenken mit dem Tempo weiter reisen.

Es war jedoch ein Versuch wert gewesen, nun saßen wir auf dem Waldboden und erzählten weiter über dies und jenes, aber meist erzählte Maki über Gayana.

Es war für mich unbegreiflich, dass man sie nach sieben Jahren immer noch nicht finden konnte. Oder ist sie doch schon tot, denn dann würde es erklären, warum man nicht mal einen Anhaltspunkt über ihren Aufenthalt hat. Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, vielleicht ist sie aber bei jemanden untergetaucht und lebt dort zufrieden, zumindest wie es die Situation erlaubt.

Diese Annahme ließ meine Hoffnung wieder auflodern, dass sie noch lebt und es ihr sogar gut geht.

Wir ritten weiter durch den Wald und Lunaris trottete neben uns her, bis wir auf einmal ein lautes ohrenbetäubendes Grölen hörten. Wir zuckten zusammen und sahen uns gegenseitig an. Ich konnte mir nicht vorstellen, was da gegrölt haben sollte, es schien aber etwas Großes zu sein, etwas ganz Großes.

„Ein Drache.“, sagte Maki dann zu mir und ich dachte in diesem Moment, sie wolle mich auf den Arm nehmen.

Aber mal ehrlich, es gab hier Dunkelelfen, also sollte es mich eigentlich auch nicht wundern, wenn hier auch Drachen ihr Unwesen treiben, aber da ich noch keinen sah und auch noch niemand davon berichten hörte, dachte ich, dass es hier keine gibt.

Da habe ich wohl falsch gedacht, denn auf der Lichtung vor uns landete ein riesiges Exemplar.

20.Kapitel - Der Drache

Ich traute meinen Augen nicht, er war nicht nur riesig, sondern auch monströs und er schien sehr wütend zu sein. Als ich mit den Dreien hier her gekommen bin, ist uns keiner über den Weg gelaufen, warum ausgerechnet jetzt?

„Wir sollten so schnell, wie möglich verschwinden, sonst sind wir Drachenfutter.“, sagte Maki zu mir, aber ich konnte mich nicht aus der Starre befreien, ich stand geschockt da, auch Storm schien sich nicht rühren zu können, denn sie blieb ruhig, zu ruhig.

„Aber wir wollen doch gar nichts von dir, wir wollen nur durch den Wald, mehr nicht und dann enden wir auch noch als Happen für Zwischendurch.“, sagte ich mehr zu mir, als zu dem Drachen.

Doch irgendwie schien der Drachen mich zu verstehen, dann er drehte seinen Kopf schief, so als wolle er darüber nachdenken, was ich sagte.

Jetzt wird mir die ganze Sache hier unheimlich, erst versteht ein Wolf mich und begleitet mich als Freund und jetzt tut auch noch ein Drache so, als könne er verstehen, was ich sage und würde darüber nachdenken. Ich fasse es nicht, jetzt werde ich also verrückt.

Dunkler Rauch kam aus den Nasenlöchern des Drachen, seine Schuppen waren nicht grün, wie man es erwartet hätte, sondern seine waren Blutrot und seine Augen waren giftgrün, mir elliptischen Pupillen, die nur noch als schwarze Schlitze zu erkennen waren. Er rührte sich nicht, er blieb auf der Stelle stehen, auf der er gelandet war, als würde er auf etwas warten, aber auf was? Vielleicht auf unsere Aufforderung uns zu fressen? Da konnte er aber lange warten.

„Bela, nimm jetzt endlich deine Beine in die Hand, solange er noch ruhig ist, denn wenn er erst einmal in Bewegung ist, dann ist es für eine Flucht zu spät!“, sagte sie eindringlich zu mir.

Ich spürte ihre Angst in ihren Worten und doch konnte ich mich noch immer nicht bewegen und beobachtete den nachdenkenden Drachen. Auf was wartet er, wenn er Hunger hätte, sich bedroht fühlte oder irgendetwas in der Art, dann hätte er doch schon angegriffen und würde nicht dieses Spielchen spielen.

Oder sind diese Drachen hier sogar intelligent? Vielleicht schätzt er auch nur ab, wen er als erstes verspeisen und wen er sich zum Schluss aufheben sollte.

Diese Situation ist mir unangenehm, wenn er uns fressen will, dann sollte er das auch gleich tun und nicht warten, um uns auf die Folter zu spannen.

„Verdammt nochmal! Auf was wartest du?“, schrie mich Maki an.

Auch wenn sie recht damit hatte, dass wir so schnell wie möglich verschwinden sollten, blieb ich dennoch stehen und beobachtete den Drachen. Es war mir selbst ein Rätsel, warum ich noch hier stand. Storm war immer noch zu ruhig, was mich ein wenig irritierte, auch Lunaris schien ganz ruhig zu sein, sogar Makis Pferd war so ruhig.

Sollten die Tiere nicht eigentlich flüchten, wenn ein Drache vor ihnen steht? Aber wieso flüchtet hier niemand? Maki ist die Einzige, die hier weg will, aber warum?

Der Drache war immer noch ruhig, seine Nase rauchte immer noch und sein Kopf lag immer noch schräg in einer nachdenklichen Pose. Irgendetwas läuft hier nicht ganz rund, nur was? Das wusste ich nicht. Drachen waren überall blutrünstige Fabelwesen, bis auf wenigen Ausnahmen und Makis Angst zu urteilen, ist das auch hier der Fall. Nur irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass dieser hier etwas anderes vor hat.

Ich stieg vom Pferd und ging auf den Drachen zu, ich wollte wissen was hier falsch läuft, herausfinden, was der Drache vor hat.

„Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen? Lass den Unsinn! Bela, verdammt, was hast du vor?“, schrie Maki lauter als zuvor. Auch diesmal antwortete ich ihr nicht und ging weiter auf den Drachen zu, der seinen Kopf jetzt wieder gerade legte und mich neugierig ansah.

Als ich dann vor ihm stand hörte seine Nase auf zu rauchen und seine Pupillen waren keine Schlitze mehr, sonder Ellipsen. Er sah jetzt sogar freundlich aus, als wolle er uns nichts tun, aber dafür gab es keine Garantie. Dann senkte er seinen Kopf soweit runter, dass er mit meinem auf eine Höhe war, so als wollte er, dass er mich besser hören kann.

„Lässt du uns weiterreisen oder wirst du es verhindern?“, fragte ich ihn. Er legte seinen Kopf wieder schief, aber diesmal nicht nachdenkend, sonder so als ob er nichts verstanden hat, so wie es Hundewelpen gern machen. Wie kam ich jetzt auf Hundewelpen, das muss mir mal einer erklären.

Es war irgendwie süß, auch wenn er ungefähr zehn Meter groß war, kam er mir gerade wie ein übergroßer Hundewelpe vor, der versucht, einfach nur süß zu sein, um mitgenommen zu werden.

Das war mir schleierhaft, wie ein Drache so gucken konnte, denn er sah nicht mal ansatzweise wie ein Hund aus, schon gar nicht, wie ein Welpe. Dann drehte ich mich zu Maki um und fragte sie scherzhaft:

„Können wir den mitnehmen?“

Sie sah mich entsetzt an, dann krachte es hinter mir. Er wedelte jetzt auch noch, wie ein Welpe, mit dem Schwanz und stieß dabei zig Bäume um, weil der Schwanz Platz brauchte, der aber hier im Wald nicht da war. Wären Drachen so harmlos wie Hundewelpen, dann hätte ich jetzt vielleicht sogar gelacht und ihn in die Arme genommen oder eher der Drache mich.

Aber erstens war er zu groß, zweitens ich war zu klein und drittens, war er gefährlich, man sollte einen Drachen niemals unterschätzen. Wenn er gekonnt hätte, wie er wollte, dann hätte er vielleicht sogar, wie ein Welpe gewinselt. Ich stand ratlos da, wusste nicht, ob ich ihn ernst nehmen soll oder lieber weg rennen soll.

Wusste nicht, ob er uns zum Narren hält oder es ernst gemeint war und ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Diese Situation war mir einfach zu viel, also ging ich zurück zu meinem Pferd und stieg auf, was soll ich jetzt machen, nehme ich ihn mit und er frisst uns irgendwann oder lasse ich ihn hier und er heult uns nach. Ich hatte ihm beides zu getraut.

Und wieder merkte, dass ich immer verrückter wurde, warum sollte ein Drache einen auf Hundewelpe machen, nur um mitgenommen zu werden, damit man ihn lieb hatte vielleicht?

Jetzt regte sich auch Lunaris, als er merkte, dass ich los reiten wollte. Er stellte sich vor mich und Maki, hinderte uns daran weiter zu reiten und legte seinen Kopf schief, sah uns an, als wollte er damit sagen, dass wir ihn mitnehmen sollten. Maki sah so aus, als würde sie denken zu träumen, denn sie sagte:

„Kneif mich mal, das übersteigt hier gerade meinen Verstand.“

Natürlich kniff ich sie nicht, ich sagte ihr, dass ich es auch nicht verstehe, aber ich drehte mich noch einmal zu dem Drachen um und sagte zu ihm:

„Wenn du mit uns reisen möchtest, dann kannst du das gerne tun, aber halte dich bitte im Hintergrund, dann wenn wir auf jemanden treffen, dann soll er nicht gleich vor Schreck tot umfallen, denn wir werden eine Menge Hilfe brauchen.“

Plötzlich bebte die Erde unter unseren riesigen Pranken, denn er sprang auf einmal auf einer Stelle herum, so als ob er sich freuen würde. Das hier war wirklich absurd, das würde mir keiner glauben, auch dann nicht, wenn dieser Drache hinter mir stehen würde und das alles noch mal macht.

Sollte ich jemals in meine Welt zurück müssen, dann lasse ich mich in die geschlossene Anstalt einweisen, das hier war zu verrückt.

„Du bist echt nicht mehr zu retten, das wird unser Untergang.“, sagte Maki zu mir, was ich ihr nicht verdenken konnte. Auch Lunaris schien sich zu freuen, denn auch er sprang auf der Stelle herum, wie es der Drache ebenfalls tat.

Es war verrückt, einen übergroßen Welpen mit zu schleppen, aber vielleicht war er ja auch noch ein junger Drache und seine Eltern wären dann doppelt, wenn nicht sogar drei mal so groß. Jetzt hatte ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, wenn seine Eltern ihn nun suchten und würden ihr Junges bei uns finden, dann waren wir kein Happen Zwischendurch, sonder etwas für den hohlen Zahn. Irgendwie bereute ich meine Entscheidung jetzt zutiefst.

„Sind alle Drachen so groß, wie dieser hier?“, fragte ich Maki und hoffte, dass sie mir jetzt nicht sagt, dass das hier noch ein junger Drache ist.

„Seinem Verhalten nach zu urteilen, ist das hier noch ein junger Drache, aber er scheint schon ausgewachsen zu sein.“, sagte sie mir und beinahe blieb mein Herz stehen, aber dem Himmel sei Dank, dass sie sagte, er sei schon ausgewachsen. Daher glaube ich nicht, dass es Eltern gibt, die ihn suchen würden, denn meist waren Drachen Einzelgänger und somit auf sich allein gestellt.

Also kann ich jetzt nur noch hoffen, dass er uns nicht frisst, wenn ihm danach ist.

„Wie willst du ihn nennen, denn immerhin hast du Lunaris auch einen Namen gegeben.“, sagte Maki zu mir, die nicht ganz einverstanden zu sein scheint.

„Hm, wollen wir doch mal sehen, was mir einfällt. Wie wäre es mit Draco? Es ist zwar nicht sehr einfallsreich einen Drachen, Drachen zu nennen, aber ich finde den Namen schön. Was meinst du dazu Maki?“, fragte ich sie dann.

Sie sah mich an skeptisch, dann den Drachen und nach einigen Überlegungen sagte sie:

„Das passt zu ihm, dann heißt er also Draco.“

Auch der Drache schien sich über seinen neuen Namen zu freuen, denn er warf wieder ein paar Bäume um. Um keine Zeit mehr zu verlieren, ritten wir weiter.

Ich hoffte, dass der Drache wirklich außer Sichtweite blieb, denn sonst, würde uns im Dorf keiner helfen wollen, denn alle Bewohner würden dann um ihr Leben laufen. Und das wollte ich nicht, denn so würden wir Gayana nie finden.

Aber wenn die Soldaten immer noch im Dorf waren und die Bewohner schikanierten, dann wäre der Drache ein gutes Druckmittel, um sie zu vertreiben. Ich hoffte, dass es nicht soweit kommt, denn dann würden wir auch die Dorfbewohner verschrecken und wir hätten ebenfalls keine Hilfe.

Draco stieß beim durchqueren des Waldes keine weiteren Bäume um, so als hätte er uns den tollpatschigen Hundewelpen nur vorgespielt, als er sich freute, dass er mitkommen darf. Er schlängelte sich elegant und mit Leichtigkeit zwischen den Bäumen und das bei seiner Größe.

Und Lunaris trottete neben dem Drachen her, als wäre es sein bester Freund. Ich lächelte, als ich die beiden sah, wie sie nebeneinander gingen und sich ab und an ansahen. Maki schien sich nicht mit dem Gedanken anfreunden zu wollen, einen Drachen im Nacken zu haben. Ich versuchte sie zu beruhigen und ihr zu erklären, dass uns Draco von Nutzen sein könnte, wenn wir Schwierigkeiten hätten.

Aber sie ignorierte meine Versuche, sie zu beruhigen einfach und sagte mir dann, dass er uns auch einfach fressen könnte, wenn er wollte und dass wir keine Garantie dafür haben, dass er auf unserer Seite ist. Sie hatte in allen Punkten recht, aber ich vertraute dem Drachen dennoch, ich wusste nicht warum, aber ich war mir einfach sicher, auch wenn es Maki nicht verstand. „Ich konnte mich immer auf mein Gefühl verlassen, also warum sollte es jetzt anders sein?“, fragte ich Maki, um sie davon zu überzeugen, dass er nicht gefährlich ist.

„Lunaris scheint auch meiner Meinung zu sein.“, fügte ich noch hinzu.

Sie sah mich ernst an und sagte:

„Weil er ein Drache ist und mir ist nichts darüber bekannt, dass jemals ein Drache einen Menschen oder Dunkelelfen als Freund hatte. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass dieser anders sein soll.“

Auch damit hatte sie vollkommen recht, aber ich hatte meine Argumente dagegen:

„Es gibt für alles ein erstes Mal und außerdem, wer sagt denn, dass automatisch alle Drachen böse sind, nur weil es bis jetzt noch keiner geschafft hat, sich einen Drachen zum Freund zu machen? Wie du ja nun weißt, sind auch nicht alle Menschen gleich, also gibt es anscheinend auch friedliche Drachen.“

Darauf hatte sie keine Antwort und damit hatte ich gerechnet. Sie zu verstehen war nicht schwer, sie kannte die Natur besser als ich, sie kannte alles hier besser als ich, daher wusste sie natürlich, dass so etwas unmöglich war. Nur mich kannte sie noch nicht gut genug, denn bei mir ist nichts unmöglich. Wir redeten nicht weiter darüber und schwiegen eine ganze Weile während wir weiter ritten. Der Himmel verdunkelte sich ein wenig, es war Abend geworden, wie schlugen unser Lager auf.

Lunaris machte sich auf zur Jagt und nahm Draco mit. Ich sammelte mit Maki Feuerholz und zündeten es an und warteten dann auf unser Abendessen. Als es kam wurde uns bewusst, dass wir uns das Feuer hätten sparen können, denn Draco kam mit zwei schon gegrillten Wildschweinen an, eins für sich und eins für uns.

Aber das Feuer diente uns nicht vorrangig zur Erwärmung des Essens, sondern als Wärmequelle, somit war das Lagerfeuer nicht umsonst. Das Schwein schmeckte hervorragend, das hatte Draco wirklich gut gemacht, es war auf den Punkt genau geröstet. Auch Maki musste sich eingestehen, dass er uns freundlich gesinnt war und lobte ihn sogar mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.

21.Kapitel - dem Ziel so nah ?

Ich freute mich, dass sich Maki an Draco gewöhnte und ihn sogar gern hatte. Bei Draco hatte man oft das Gefühlt, dass er noch ein Kleinkind war, es kam nicht oft vor, dass er sich wie ein reifer erwachsener Drache benahm.

Wir konnten zwar nicht beurteilen, wie sich Drachen in der Regel verhielten, aber er benahm sich die meiste Zeit über wie ein kleiner Welpe, genauso tollpatschig und zuckersüß. Er brachte uns oft zum Lachen, wir kamen manchmal aus dem Lachen nicht mehr raus und Langeweile kam mit ihm nie auf, denn er schaffte es immer wieder einen Baum oder mehrere umzuwerfen, was unsere Reise nicht unangenehmer machte.

Wir legten uns dann hin, um zu schlafen, Maki kuschelte sich wieder an mich und Lunaris blieb bei Draco und kuschelte sich an ihn. Es war ein herrlicher Anblick, denn wie oft sah man einen Drachen mit einem Wolf kuscheln, also ich sah es zum ersten Mal. In dieser Nacht träumte ich davon, wie ich auf Draco saß und wir durch die Lüfte flogen, über Berge und Täler, über Dörfer und Schlösser, es fühlte sich herrlich an, doch dann verlor ich den Halt und rutschte von seinem Rücken und fiel in die Tiefe.

Draco flog im Sturzflug hinter her, um mich wieder auf zu fangen, was ihm nicht gelang, dann der Boden kam immer näher, ich schloss kurz vor dem Aufschlag die Augen. Anstatt auf zu schlagen rüttelte irgendetwas an mir und ich öffnete meine Augen, es war Maki.

„Du musst aufstehen, wir sollten weiter ziehen, du Schlafmütze. Du kannst nach unserer Reise immer noch lange schlafen, aber nicht jetzt.“, lächelte sie mich an, also stand ich auf. Wir packten unsere Sachen wieder ein und ritten weiter. Es dauerte nicht lange, als wir das Ende des Waldes erreichten und blieben stehen.

„Ab jetzt sollten wir allein weiter reiten, Draco. Hier kannst du nicht mitkommen, denn da vorn ist das Dorf schon. Wenn wir deine Hilfe brauchen sollten, werden wir dich rufen. Bitte sei uns nicht böse, aber die Dorfbewohner würden sich nur erschrecken und davon laufen und das wollen wir nicht, denn wir müssen die Menschen noch ein paar Dinge fragen. Wenn wir aber im Dorf fertig sind, dann holen wir dich ab, versprochen.“, lächelte ich ihn an.

Er schien zu verstehen und ging ein wenig weiter in den Wald, damit man ihn nicht sah und legte sich hin, um auf uns zu warten, dass wir wieder zurückkehren.

Wir ritten also weiter und Lunaris trottete jetzt wieder neben mir her, mehrere hundert Meter blieben wir vor dem Dorf stehen, da wir nicht wussten, ob die Soldaten noch da waren, zogen wir uns unsere Mäntel an und zogen uns die Kapuze weit ins Gesicht, bei Maki musste ich helfen, denn bei ihr musste die ganze Haut verdeckt sein, sonst würde das böse enden, wenn sie jemand als Dunkelelf erkennt.

Danach ritten wir ins Dorf und sahen uns um und auf dem Marktplatz sah ich sie. Da stand Amalia an ihrem Stand und verkaufte ihre Eier, also ritt ich mit Maki langsam auf den Marktplatz zu, wir bemerkten, wie uns die Leute ängstlich anstarrten, aber das kümmerte uns in diesem Moment nicht, denn wir hatten Wichtigeres zu tun.

Dann standen wir vor dem Stand, ich konnte ihr jetzt nicht sagen, dass ich es bin, ich musste Maki für mich sprechen lassen, denn sonst würde mich vielleicht einer der anderen erkennen und sollten die Soldaten wirklich noch hier sein, dann müssten wir fliehen und hätten immer noch keine Informationen über Gayana und die brauchten wir sehr dringend. Sonst würden wir sie nie finden, geschweige denn erfahren, ob sie überhaupt noch lebt. Maki sagte zu Amalia:

„Führe uns in dein Haus, wir müssen uns dringend unterhalten.“

Amalia sah uns verwirrt an, dann kam der Bürgermeister zu ihr und sagte uns, dass wir uns in seinem Haus unterhalten könnten. Da auch Amalia einwilligte, hatten auch wir nichts dagegen, denn besser war es, wenn der Bürgermeister mit dabei sein würde, denn wie er schon einmal zu mir sagte, kannte er eine Menge Leute und wusste somit an wen wir uns wenden konnten, der uns weiter helfen konnte. Sofern sie uns tatsächlich halfen.

Also ritten wir zu seinem Haus, der Stall war hinter dem Haus, so dass uns keiner beim Absteigen sah, denn sofort fiel dem Bürgermeister die graublaue Haut an den Füßen von Maki auf, er sah sie entsetzt an, sagte aber nichts.

Wir gingen rein und gingen in den Wohnbereich, wo Maki sich erst einmal den Mantel auszog und sich dort hinsetzte, wo man ihr zeigte, dass sie sich setzen darf. Ich blieb neben ihr stehen und Lunaris setzte sich neben meinen Füßen und beobachtete die Situation erst mal.

„Was wollt ihr von uns, die Prinzen sind nicht mehr hier, sie reisten vor etwa vier Wochen wieder ab.“, sprach der Bürgermeister ruhig.

„Ich weiß, sie trafen vor zwei Wochen ein, ich bin eine Dienerin des Schlosses und wir brauchen eure Hilfe, um jemanden zu finden.“, sie stand auf, stellte sich neben mich und sprach weiter: „Am besten ist es, wenn du jetzt weiter redest.“, sagte sie zu mir und nahm mir die Kapuze aus dem Gesicht.

Amalia und Lathol erschraken, als sie mich erkannten und Amalia ging auf mich zu und drückte mich ganz fest an sich.

„Ich habe dich so sehr vermisst, also ist es dir gut ergangen bei den Dunkelelfen, es ist so schön dich wieder zu sehen.“, sagte sie zu mir mit Tränen in den Augen.

„Ich habe dich auch sehr vermisst, haben die Soldaten dich in Ruhe gelassen?“, fragte ich sie.

„Ja, das haben sie, aber sie haben einen Soldaten losgeschickt um euch zu verfolgen. Ich hatte solche Angst um dich, aber er kam nach ein paar Tagen wieder und erzählte, dass eine wilde Bestie hinter ihm her gewesen war, er sah auch übel zugerichtet aus.“

Ich lächelte, hat es also doch richtig funktioniert, dann sagte ich zu ihr:

„Ich weiß, Moran hat ihn so zugerichtet, nachdem er mich angriff, die Geschichte mit der Bestie, kam mir ganz gelegen, denn sonst würden weitere Soldaten nach uns suchen, wenn sie gehört hätten, dass er keine Chance gegen Moran hatte. Aber zurück zum Thema. Wir brauchen eure Hilfe, wir suchen jemanden und brauchen alle Informationen, die wir kriegen können. Aber davon mal abgesehen, es fällt mir jetzt erst auf. Woher wusstet ihr, dass es die beiden Prinzen waren, die hier waren?“, fragte ich den Bürgermeister.

Amalia machte ein betrübtes Gesicht und starrte auf den Boden, so als würde sie sich an etwas erinnern, das lange zurück liegt. Er lächelte mich an und sagte:

„Weil der Vater Amalias verstorbener Tochter ein Dunkelelf ist und ich denke, dass die drei Amalia besuchen wollten, nach all den Jahren, aber leider kamen die Soldaten dazwischen. Wir sind so froh, dass ihnen nichts passiert ist, wir sind dir zu großem Dank verpflichtet, denn ohne dich wären die Prinzen jetzt tot. Und dann ist da ja noch ...“

Zu mehr kam er nicht, denn Amalia sah ihn ernst an und schüttelte mit dem Kopf, auch wenn ich wissen wollte, was da noch war, konnte ich darauf nicht eingehen, ich brauchte andere Informationen und hoffte, dass die beiden irgendetwas wussten, denn sonst wusste ich nicht, wen ich noch fragen sollte oder an wen ich mich überhaupt wenden konnte.

„Wen sucht ihr denn, vielleicht können wir helfen.“, fragte mich Amalia und wischte sich die Träne aus dem Gesicht, die es geschafft hatte, bis zu ihrem Kinn vorzudringen.

„Wir suchen die Mutter der Prinzen, Königin Gayana, sie wurde vor sieben Jahren entführt und ist seither nicht wieder aufgetaucht. Beziehungsweise es ist nicht mal bekannt, wo sie gefangen gehalten wurde oder gefangen gehalten wird. Es gibt nicht mal ein Lebenszeichen von ihr. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass sie schon tot sein soll, ich will die Hoffnung nicht aufgeben, darum suchen wir sie.“

Der Bürgermeister sah mich entsetzt an, so als wüsste er etwas, dann sah er Amalia fragend an und sie sah dann mich an und sagte:

„Wir wissen wo sie ist, wir haben sie in Sicherheit gebracht, vor zwei Jahren kam sie ins Dorf, sie konnte fliehen, aber die Soldaten waren hinter ihr her, also haben wir sie versteckt, damit sie keiner findet, aber da wir keinerlei Kontakt zu Odim hatten, konnten wir sie nicht so einfach nach Hause bringen.

Einerseits weiß niemand davon und andererseits hätte sich niemand auf den Weg zu den Dunkelelfen gewagt, das wäre zu gefährlich gewesen und da haben wir sie erst einmal gesund gepflegt, heute ist sie zwar wieder ganz gesund, aber immer noch sehr schwach. Sie vermisst ihre Familie sehr, aber wenn sie wüsste, dass ihr hier seid, um sie nach Hause zu holen, dann würde sie eine Menge Kraft schöpfen und dann wäre der weite Weg auch kein Problem mehr.“

Maki und ich staunten nicht schlecht, als wir das hörten, wir waren so geschockt, dass wir gar nicht reagieren konnten, wir standen stumm da und starren den Bürgermeister und Amalia einfach nur an.

Ohne, dass wir es wussten, waren wir unserem Ziel so nah, wir mussten nur noch zugreifen, dann waren wir am Ziel.

„Das ist jetzt nicht euer Ernst? Ihr wollt mir doch jetzt nicht allen Ernstes erzählen, dass sie seit zwei Jahren hier im Dorf ist?“, wollte Maki wissen, sie war sehr wütend, denn dann waren die Brüder und Odim ihr so nah gewesen ohne es zu wissen, das fand auch ich nicht in Ordnung.

„Sie ist nicht hier im Dorf, das wäre zu gefährlich, sie ist in einem sicheren Versteck, nicht weit von hier. Aber mal ehrlich, wie hätten wir sie zu euch bringen sollen, ohne, dass wir dabei in Gefahr geraten? Die Dunkelelfen hätten uns sofort getötet und dann wäre der Mensch wütend auf euch und es wäre wieder zu dieser verzwickten Lage gekommen“, verteidigte sich der Bürgermeister.

Er hatte recht mit dem, was er sagte und Maki sah man an, dass sie das verstand, aber dennoch anderer Meinung war. Das konnte ihr keiner verdenken, denn immerhin, war Gayana ihre Königin und nicht irgendeine Dunkelelfe.

“Können wir zu ihr?“, war meine Frage an die Beiden, in der Hoffnung, sie würden uns zu ihr führen. Doch leider waren der Bürgermeister und Amalia anderer Meinung, denn er sagte: „Nein, wir können euch noch nicht zu ihr führen, denn die Soldaten sind noch in der Nähe, ich würde vorschlagen, ihr zwei bleibt erst mal hier und erholt euch. Morgen können wir dann alles vorbereiten und gegen Mittag zu ihr reiten, ich werde euch mit Amalia begleiten, denn wir beide sind die Einzigen, die wissen, wo sie ist.

Ihr solltet das Haus nicht verlassen, damit euch keiner sieht, ich lasse mir etwas einfallen, was ich den anderen sagen kann. Amalia, du bleibst bei ihnen und leistest ihnen Gesellschaft, ich werde mich auch um deinen Stand kümmern, unterhaltet euch erst einmal.“

Er lächelte und verließ das Haus, wir setzten uns erst mal hin und Unterhielten uns.

„Sie haben dich also doch mitgenommen, obwohl sie dich nur ein Stück begleiten wollten.“, sagte Amalia lächelnd.

„Ja, das haben sie. Die Reise mit ihnen hat Spaß gemacht, sie sind alle sehr freundlich zu mir, auch im Schloss. Ich wünschte, du würdest mit mir kommen, wenn wir wieder dorthin zurück reisen.“

Amalia sah mich erwartungsvoll an, sie schien darüber nach zu denken und zu merken, dass sie zwischen zwei Stühlen sitzt. Sie liebt dieses Dorf, aber auch Odim, ihr schien die Entscheidung schwer zu fallen. Maki durchbrach ihre Gedanken:

„Noch sind wir hier, noch hast du Zeit es dir zu überlegen und wir sind dir nicht böse darüber, wenn du bleiben möchtest.“

Sie lächelte Amalia freundlich an, sie schien sie zu mögen.

Amalia lächelte zurück, dann fragte sie mich:

„Wie geht es Odim eigentlich?“

Diese Frage verwunderte mich nicht und ich wusste auch schon, was ich ihr sagen würde.

„Ihm geht es soweit ganz gut, er vermisst dich aber sehr und wollte dich zu uns holen, aber jetzt haben sie bestimmt andere Dinge im Kopf, denn sie wissen nicht, dass wir hier sind, wir sind vor eineinhalb Wochen um Mitternacht einfach los geritten, ohne dass jemand bescheid wusste. Aber ich konnte nun mal nicht einfach herum sitzen und nichts tun, ich muss etwas unternehmen und Gayana finden, ich hätte nur nie im Leben erwartet, dass wir sie so schnell finden würden.“

22. Kapitel - Wer suchet, der findet

Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile über dies und jenes, später kam auch der Bürgermeister dazu und nahm an der Unterhaltung teil. Maki schien sich hier wohl zu fühlen, es freute mich sehr, dass ich ihr ein anderes Bild der Menschen zeigen konnte und sie merkte, dass nicht alle Menschen böse sind. Im laufe des Gesprächs wurde mir immer mehr bewusst, dass Maki sich immer noch mir gegenüber als Dienerin sieht, was sie für mich aber schon lange nicht mehr war. Aber das würde sich schon noch geben, sie wird mit Sicherheit bald merken, dass sie eine Freundin für mich ist. Das hoffte ich zumindest.

Zum Abend ließ der Bürgermeister das Abendessen vorbereiten und gab dem Personal die Anweisung, dass sie sich nur in der Küche aufzuhalten hatten und des weiteren sollte sich das Personal frei nehmen, um den Abwasch müssten sie sich keine Gedanken machen. Das Abendessen wurde aufgetischt und dann verließ das Personal das Haus des Bürgermeisters und wir konnten ungestört zu Abend essen und machten auch gemeinsam den Abwasch. Wir hatten an diesem Abend eine Menge Spaß, auch Lunaris aß mit uns im Esszimmer, er schien sich über unsere Gesellschaft zu freuen und wirkte, als lauschte er aufmerksam unsere Gespräche und kommentierte einige Aussagen mit einem Bellen oder Winseln.

Amalia fand es immer sehr süß, wenn er sich an dem Gespräch beteiligte, ihm schien das zu gefallen, denn nach dem Essen ging er auf sie zu und schmiegte sich an sie, wie eine kleine Katze. In dem Moment kam mir der Gedanke, dass er sich das von Draco ab geguckt haben könnte, was zwar süß ist, aber was würde er noch von ihm lernen, denn Draco war sehr kindisch.

Unsere Weiterreise könnte noch sehr unterhaltsam werden, dann kam mir der Gedanke, ob es am nächsten Tag gefährlich werden könnte, denn der Bürgermeister sagte nur, dass sie in Sicherheit ist, aber auf dem Weg dorthin kann es trotzdem zu Komplikationen kommen, also fragte ich einfach danach und Lathol antwortete:

„Es wird problematisch, denn dort leben viele Wölfe. Allein oder zu zweit ist das sicherlich einfacher, aber diesmal sind wir dann zu viert und mit einem Wolf an unserer Seite wird die Angelegenheit nicht unbedingt sicherer, aber das kriegen wir schon hin.“, lächelte er uns an, da kam mir eine Idee.

„Wie wäre es, wenn uns ein Drache beschützen würde? Dann würden die Wölfe uns in Ruhe lassen und nicht angreifen und auf dem Weg zurück kommen wir dann auch besser durch. Ich würde Gayana eigentlich auch gleich mitnehmen wollen, wenn das möglich ist.“, machte ich ihm den Vorschlag.

„Ich würde sie erst einmal darauf vorbereiten wollen, ihr könnt sie auch übermorgen mitnehmen, wenn sie eingewilligt hat. Die Idee mit dem Drachen gefällt mir, aber leider gehorcht kein Drache einem Menschen und selbst wenn wir einen Drachen auftreiben können, dann wird er uns fressen bevor wir uns auch nur erschrecken können und dann war es das für uns alle, wir sollten uns eine andere Möglichkeit überlegen, wie wir unbeschadet dort hin kommen.“, war seine Antwort darauf.

Maki sah mich an und wir grinsten uns an, denn wir wussten, dass es einen handzahmen Drachen gab, aber das würden wir uns aufheben bis am nächsten Tag. Es wurde langsam Zeit ins Bett zu gehen und da das Haus des Bürgermeisters groß genug war und ausreichend Zimmer vorhanden waren, bekam jeder sein eigenes Zimmer und Lunaris blieb bei mir und kuschelte sich an mich. Ich wollte in dieser Nacht nicht alleine sein, es war mir ganz recht, dass Lunaris sofort ins Bett gesprungen kam. Er schien es zu spüren, dass ich nicht alleine sein wollte.

Ich träumte von meiner Hochzeit mit Moran, es war aber nicht schön, denn es ging in diesem Traum alles schief, was auch nur schief gehen konnte. Denn Draco war da und zerstörte mit seinem Schwanz alles um ihn herum, denn er wedelte damit, wie ein Welpe und er sprang herum und machte die Hochzeitstorte platt, zerriss mir nebenbei noch das Kleid und beschädigte auch noch das Schloss, bis es kurz vor dem Zusammenfall war. Ich wachte erschrocken auf, es war schon hell und Lunaris erwachte auch und begrüßte mich mit seiner nassen Zunge in meinem Gesicht.

Ich stand auf, zog mich an und ging in die Küche. Amalia war schon wach und bereitete das Frühstück vor, sie schien gute Laune zu haben, denn sie summte bei den Vorbereitungen. Also half ich ihr dabei, als sie mich in die Küche kommen sah, strahlte sie über ihrem ganzen Gesicht und sagte dann zu mir:

„Schönen guten Morgen, ich hoffe du hast gut geschlafen. Ich freue mich schon darauf mit euch zu reisen und Gayana abzuholen und dann mit euch zu gehen.“

Jetzt strahlte auch ich, ich umarmte sie und sagte ihr, dass ich mich freue, dass sie mit kommt und antwortete auf ihre Frage nach dem gut geschlafen folgendermaßen:

„Naja, was heißt gut geschlafen, ich habe gesehen, wie jemand meine Hochzeit ruiniert, so toll war es nicht.“

Amalia sah mich irritiert an, was wohl daran lag, dass sie noch nichts wusste, dass ich mich mit Moran verlobt hatte, also holte ich es nach und erzählte ihr davon.

Sie schien sich sehr zu freuen und sagte:

„Das ist schön, dann freue ich mich auch schon darauf, eure Tochter kennen zu lernen. Es ist für mich eine große Ehre auch den König kennen zu lernen.“

Doch dann machte sie ein entsetztes Gesicht.

„Ach du Schande, beinahe hätte ich die Brötchen im Ofen vergessen. Hoffentlich sind die noch nicht schwarz.“

Sie sah in den Ofen und atmete erleichtert aus, dann holte sie die Brötchen raus und legte sie in ein Körbchen und stellte sie auf den Esstisch im Esszimmer und stellte noch Butter, Marmelade und Wurst dazu, dann legte sie Teller und Bestecke auf den Tisch. Es dauerte nicht lange, dann kamen auch Maki und der Bürgermeister in das Esszimmer und setzten sich an den Tisch.

Das Frühstück verlief ähnlich wie das Abendessen, wir unterhielten uns angeregt über die erholsame Nacht, die letzten Wochen und allem, was uns sonst noch so einfiel. Dann sagte der Bürgermeister:

„Ich habe mir noch Gedanken gemacht, wie wir am Besten an den Wölfen vorbeikommen. Lunaris könnte uns sicherlich ein Hilfe sein, aber wenn wir mit Gayana zurück wollen, dann könnten wir Probleme bekommen. Es gibt aber noch die Möglichkeit einen anderen Weg zu nehmen, aber der dauert sehr viel länger. Wir werden zwei Tage brauchen, wenn wir den Direkten Weg nehmen, sonst wären es Zwei bis drei Wochen, ich denke, dass das zu lange dauern wird, denn selbst ich möchte nicht, dass wir wochenlang unterwegs sind, denn ich kann in meinem Amt als Bürgermeister nicht wochenlang weg bleiben.

Wir könnten frisches Fleisch mit nehmen, aber bis wir da sind, wird es schon ungenießbar sein, aber wir können nicht genug mitnehmen um uns auch den Rückweg zu sichern, aber da müssten die Wölfe dann satt sein, also wäre dies eine Möglichkeit, wir wir am Besten zu dem Versteck kommen.“

Seine Idee war gut, aber meine war besser, nur sagte ich das noch nicht, ich redete dem Bürgermeister das mit dem Fleisch aus, denn selbst wenn es klappt, dass das Fleisch bis dahin noch genießbar ist, dass ist aber dennoch die Frage im Raum, was passiert, wenn die Wölfe alles andere als satt sind, denn so viel Fleisch könnten wir vermutlich nicht tragen, um alle satt zu bekommen und dann würden sie uns angreifen.

Entweder kommen wir nie an oder wir enden spätestens auf dem Rückweg als Wolfsfutter. Ich sagte ihm dann, dass ich mich darum kümmern werde, wie wir durch die vielen Wölfe kommen ohne gefressen zu werden.

Nach wenigen Stunden fingen wir an die Reise vorzubereiten, Amalia machte ein paar Taschen fertig mit Proviant und andere Taschen mit Decken. Maki und ich gingen derweil in den Stall und machten unsere Pferde und noch drei andere Pferde bereit zum Ausreiten. Gegen Mittag waren wir dann fertig und der Bürgermeister ging auf den Marktplatz um dem Bürgern des Dorfes mitzuteilen, dass er für wenige Tage verreist und ernannte einen Stellvertreter, einem Mann, den er dieses Dorf anvertraute und dem er immer vertrauen konnte. Anschließend kam er wieder zurück und half Maki dabei, sich ihren Mantel anzuziehen, damit er tief im Gesicht hängt und man ihre blaugraue Haut nicht sah, dann half er ihr auch beim Aufsteigen. Wir setzten uns auch auf die Pferde und ritten los.

Als wir weit genug vom Dorf entfernt waren, zogen Maki und ich uns die Mäntel wieder aus, steckten sie in die Taschen und dann bat ich Maki nach Draco zu Pfeifen, was sie dann auch tat. Dann sagte ich zu Lathol und Amalia:

„Mein Vorschlag mit dem Drachen habe ich nicht umsonst gemacht, denn wir kennen einen, der handzahm ist, der uns auch helfen wird. Also bitte nicht erschrecken, wenn er gleich vor euch steht, denn er ist ein bisschen, wie soll ich sagen, anders, als man sich einen Drachen vorstellt.“

Dann kam er auch schon angeflogen, landete vor uns und betrachtete den Bürgermeister und die Frau neben ihn, in dem er seinen Kopf schräg legte. Maki und ich kannte diese Geste nur zu gut und lächelten.

Amalia und der Bürgermeister schienen nicht begeistert zu sein, denn ihr Blicke sagten, dass sie Angst hatten und nicht wussten, was sie machen sollten. Ich stellte ihm die beiden vor und er hüpfte wieder freudig auf der Stelle herum und wedelte mit dem Schwanz, aber diesmal waren keine Bäume im Weg, die umfallen konnten.

Auch wenn es den Beiden nicht geheuer war, ritten wir weiter und der Drache lief hinter uns her. Den Rest des Tages sagten wir nichts, denn der Bürgermeister und Amalia waren zu sehr damit beschäftigt den Drachen im Auge zu behalten, weil sie befürchteten von ihm gefressen zu werden. Am Abend erreichten wir einen Wald und suchten uns dort eine Lichtung, in der Draco und wir Platz hatten zu rasten und zu schlafen.

Wir sammelten genug Holz für ein Lagerfeuern und häuften es in der Mitte der Lichtung und ich bat Draco dann, das Feuer zu entzünden. Gezielt spuckte er Feuer auf das Holz, so dass er uns nicht traf und auch nichts anderes zu brennen begann. Dann holten wir den Proviant aus den Taschen und aßen ein wenig zu Abend, dann legten wir uns hin und schliefen.

Diese Nacht ging traumlos an mir vorbei und ich erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen, als sie meine Nase kitzelten und mit mir erwachten auch die anderen. Wir packten unsere Sache und ritten weiter in Richtung Gayana. Ich freute mich schon sehr darauf, Gayana zu sehen, endlich Morans Mutter kennen zu lernen, denn wir waren nicht mehr weit entfernt.

Es dauerte nicht lange, dann hatten wir den Wald hinter uns gelassen und erreichten das Tal der Wölfe. So trostlos, wie es hier aussieht, würde niemand nach der Königin der Dunkelelfen suchen, geschweige denn finden, bei den ganzen Wölfen war es eher wahrscheinlich gefressen zu werden.

Aber die Wölfe wichen vor uns zurück, als sie Draco sahen, der die ganze Zeit über unseren Köpfen hin und her flog und so konnten wir ungehindert durch das Tal reiten. Das Tal der Wölfe war sehr groß, denn wir ritten einen halben Tag durch, als wir das andere Ende des Tals erreichten. Danach kam wieder ein kleines Wäldchen und dann sagte der Bürgermeister zu uns:

„Wir sind gleich da, wenn wir die nächste Lichtung erreichen, dann muss ich nur noch den Eingang zu ihrem Versteck finden.“

Die Freude war groß, endlich am Ziel zu sein, ich hätte nie damit gerechnet, sie so schnell zu finden, Maki schien der gleiche Gedanke durch den Kopf zu gehen, denn sie hatte das gleiche überglückliche Lächeln auf den Lippen.

Die Lichtung erreichten wir schnell, aber der Eingang war nicht schnell gefunden, der Bürgermeister suchte eine ganze Weile nach dem Eingang, bis wir ihn fragten, wonach wir Ausschau halten müssen, um ihm die Suche zu erleichtern. Er überlegte kurz und sah sich dabei um, aber dann sagte er auch schon:

„Ah, da ist er ja.“

Und griff nach dem Laub bedeckten Boden und öffnete eine Tür, die Treppe beherbergte, die weit ins Innere der Erde zu führen schien. Ich konnte es kaum noch abwarten da runter zu steigen und sie zu sehen. Der Bürgermeister ging voran und Amalia folgte ihm, dann gingen Maki und ich ihnen nach, Lunaris bildete das Schlusslicht. Die Wände des Verstecks waren gemauert, so wie die Häuser bei den Dunkelelfen. Fackeln an den Wänden erhellten den Gang, der sehr lang zu sein schien.

Am Ende des Ganges war eine Tür, wir gingen hindurch und folgen der dahinter liegenden Treppe weiter nach unten und am Ende dieses Ganges war wieder eine Tür, aber der Gang wurde bis dort hin breiter und wir versammelten uns vor dieser Tür. Dann drehte sich der Bürgermeister um und sagte zu uns:

„Hinter dieser Tür ist Gayana, ich werde erst einmal allein rein gehen und sie darauf vorbereiten, dass ihr gekommen seid, um sie nach Hause zu holen.“

Wir nickten alle und er ging rein, nachdem er an der Tür anklopfte.

23. Kapitel - Gayana

Er war eine ganze Weile bei ihr bis er wieder raus kam und zu uns sagte: „Sie möchte euch beide sehen und freut sich, dass ihr gekommen seid.“

Er lächelte über das ganze Gesicht, auch wir lächelten, denn wir waren endlich am Ziel und gingen hinein. Drinnen war es gemütlich, der Raum war groß, hatte aber eine gemütliche Atmosphäre. In einer Ecke an einem Tisch saß sie, sie stand auf und ging auf uns zu, denn die Ecke des Raumes war nicht beleuchtet, sie ging ins Licht. Ihr Kleidung war nicht mehr die neueste, dass konnte man sehen, aber sie selbst, war wunderschön, ihre goldenen Augen schienen zu leuchten, ihr Lächeln war sehr warmherzig, sie strahlte nicht nur Wärme aus, sondern auch Stolz und Anmut. Sie war also nach all den Jahren nichts gebrochen und verbittert.

Sie stand vor uns, ihr langes glattes weißes Haare reichte bis über ihren Hintern, ihr Körper war wohl geformt, sie schien perfekt. Ich wollte sie nicht anstarren, aber ich war so begeistert von dem, was ich sah, da konnte ich nicht anders. Maki stand vor mir, daher ging sie zu erst auf sie zu und schloss sie in ihre Arme und verlor ein paar Tränen.

„Ich habe so lange darauf gewartet endlich gefunden zu werden, so lange darauf gewartet, dass ihr kommt und mich nach Hause bringt, habe die Hoffnung nie aufgegeben und jetzt seid ihr hier, endlich seid ihr da. Ich vermisse euch alle sehr und ganz besonders meine Familie, wie geht es meinen Söhnen und meinem Mann?“

Ihre Stimme war ruhig, trotz der ganzen Aufregung bewahrte sie ihre Haltung. Ich konnte nicht antworten, ich war zu sehr berührt von ihren Worten, von dem was ich sah. Maki dagegen fand schnell zu ihren Worten:

„Ihnen geht es gut, sie vermissen Euch Eure Hoheit und Ihr ältester Sohn ist bereits verlobt, so dass der König die Verlobung mit Synthesia lösen konnte und hat ein junges Mädchen adoptiert. Ihr seid also Großmutter geworden.“, sagte Maki und lächelte die Königin an.

Gayana war sehr glücklich über diese Antwort und fragte nach der Verlobten, wie sie denn so sei. Da zeigte Maki auf mich und sagte:

„Hier steht sie, hätte sie nicht felsenfest darauf vertraut, dass ihr doch noch lebt, dann hätten wir nicht nach Euch gesucht. Wir glaubten alle schon, dass Ihr tot seid, bitte verzeiht, aber nach so langer Zeit, hatten wir alle Hoffnungen verloren, Euch lebend wieder zu sehen.“

Maki weinte bei ihren Worten und Gayana sah mich an und schien zu erkennen, dass ich kein Dunkelelf war, sagte aber nichts und umarmte Maki wieder, um sie zu beruhigen. Dann sagte sie zu mir gewandt:

„Du bist also meine zukünftige Schwiegertochter, ich hätte nie erwartet einen Menschen an der Seite meines Sohnes zu sehen, denn er war immer gegen die Menschen, wie hast du es geschafft ihn vom Gegenteil zu überzeugen?“

Ihre Stimme war immer noch ruhig und ich wusste nicht wirklich, was ich darauf antworten sollte, denn ich wusste nicht, wie sie die Worte meinte. Sie konnte genauso gut auch gegen die Menschen sein, auch wenn der Bürgermeister und Amalia ihr halfen. Also sagte ich:

„Naja, ich weiß es selbst nicht so genau. Ich weiß nur, dass ein Soldat ihn getötet hätte, wenn ich mich nicht vor ihm gestellt hätte. Aber durch diese Tat wurde ich aus diesem Dorf verbannt und musste fort. Moran sagte mir, dass sie mich noch ein Stück begleiten würden, aber dann später entschied er sich dafür mich mit zu nehmen und dann kam eins zum anderen und jetzt habe ich auch noch eine total süße Tochter.“

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn die Kleine war wirklich total süß. Dann kam Gayana auf mich zu und nahm mich in den Arm, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.

„Es freut mich, dass er dir sein Herz öffnet, denn Sarunos und ich haben immer vergeblich versucht, ihn davon zu überzeugen, dass es auch gute Menschen gibt. Ich bin dir dafür unendlich dankbar.“

Sie drückte mich fester an sich und ich konnte nicht anders und drückte sie auch gegen mich. Gayana war mütterlich zu mir, auch wenn wir uns wild fremd waren, dennoch hatte ich das Gefühl eher einer Mutter gegenüber zu stehen, als einer Königin, auch wenn sie an der Etikette festhielt und ihre Haltung bewahrte. Wir lösten die Umarmung wieder und sie sah mir in die Augen:

„Wie heißt du eigentlich, mein Kind?“

Ich dachte ich höre schlecht, sie sagte mein Kind zu mir, das rührte mich zu Tränen, ich wusste nicht mal warum, aber sie liefen einfach über meine Wangen, konnte auch nicht sprechen, die Herzlichkeit war zu viel für mich. Maki sprang für mich ein und sagte ihr meinen Namen. Dann wischte Gayana mit ihrer Hand einige Tränen von meinen Wangen.

„Das muss dich nicht zu Tränen rühren, du gehörst ab jetzt zur Familie und nenne mich doch bitte Mutter, es würde mich freuen.“

Ihr Lächeln verriet mir, dass sie es ernst meinte. Wie sehr hatte ich mir immer eine Mutter wie sie gewünscht, auch wenn ich eine hatte, aber ihr war ich immer egal und irgendwann hat sie mich sogar begraben und jetzt gibt es zwei Frauen, die mütterlicher zu mir nicht sein können. Ich zweifelte daran, dass das alles echt war, es musste ein Traum sein, denn anders konnte ich mir das alles nicht erklären.

Ich nickte nur stumm, denn sprechen konnte ich immer noch nicht, war immer noch von den Worten gerührt, Gayana und Maki merkten es auch, dann kam Maki zu mir und nahm mich in den Arm, sie drückte mich fest an sich, um mir Halt zu geben. Gayana wischte mir eine weitere Träne von meiner Wange und sagte dann, dass wir aufbrechen sollten, denn wir hätten noch genug Zeit zu reden und über alles zu berichten, was passierte. Es machte mich glücklich, dass Gayana nach der Entführung die Menschen in ihrer Herzlichkeit nicht aufgegeben hat, jeder andere würde den Menschen hassen und verabscheuen. Sie hat aber den Glauben an das Gute im Menschen nicht verloren.

Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und beruhigte mich wieder, dann gingen wir zu den andern. Gayana begrüßte Amalia und auch Lunaris, der sich sehr darüber freute, denn auch er schien auf die Königin gespannt zu sein. Als wir dann aus dem Versteck kamen, blieb sie abrupt stehen und starrte den Drachen an, der jedoch sprang freudig auf und ab, wedelte mit dem Schwanz und stieß dabei ein paar Bäume um, mal wieder.

„Du sollst doch nicht so herum springen und Bäume umwerfen, du bist echt schlimmer wie ein kleines Kind.“, sagte ich genervt zu Draco.

Gayana sah mich an und fragte:

„Der Drache gehört zu euch?“

Ich sah sie an und sagte ihr:

„Naja, eigentlich gehört er nur zu mir, ich weiß nicht warum, aber ich fand ihn süß und da er auf mich hört, habe ich ihn mitgenommen und ihm einen Namen gegeben, genau wie bei Lunaris.“

Gayana lächelte mich an, als würde sie den Grund dafür verstehen, sagte aber nichts dazu. Wir gingen zu den Pferden und setzten uns auf und ritten los, durch das kleine Wäldchen und dann durch das Tal der Wölfe. Wie schon auf dem Hinweg, kamen wir ganz gut durch, da uns die Wölfe wegen Draco in Ruhe ließen. Wir ließen das Tal hinter uns und erreichten den Wald, da es schon dunkel wurde, suchten wir uns einen Schlafplatz und machten ein Lagerfeuer.

Wir setzten uns um das Feuer und aßen etwas zu Abend. Gayana schien sich sehr über unsere Gesellschaft zu freuen, denn sie strahlte förmlich vor Freude, endlich nicht mehr allein sein zu müssen. Ich wusste von allen hier noch am besten, wie sie sich fühlt, denn auch ich war Jahre lang allein und hatte niemanden und auch ich wurde für tot gehalten, ob es auch jemanden gibt, der mich sucht, weil er nicht an meinen Tod glaubt, das wäre zu schön gewesen, aber ich bin jetzt nicht mehr dort sondern hier und sollte es genießen.

Maki schien bemerkt zu haben, dass ich in Gedanken versunken war und fragte mich, ob alles in Ordnung sei.

„Es ist alles in Ordnung Maki, ich freue mich darüber, dass wir sie so schnell finden konnten, ich hätte nie damit gerechnet. Es kommt mir manchmal alles so unwirklich vor, als ob ich träume und bald aufwachen müsste, denn bis vor wenigen Wochen noch war ich allein und einsam und jetzt habe ich nicht nur Freude und einen Verlobten, sondern auch noch eine große Familie.“

Sie lächelte mich an und legte ihren Kopf auf meine Schulter.

„Vielen Dank, ich bin stolz darauf, deine Freundin sein zu dürfen und hoffe, dass unsere Freundschaft nie vergeht.“

Ich legte einen Arm um sie und freute mich darüber, dass sie verstanden hat, dass sie nicht mehr meine Dienerin ist, sondern eine Freundin. Wir legten uns alle hin, Maki kuschelte sich an mich und wir schliefen ein.

Ich träumte wieder davon, auf Dracos Rücken zu sitzen und mit ihm über die Wälder zu fliegen, aber diesmal fiel ich nicht runter, denn jemand hielt mich fest, der hinter mir saß und als ich mich nach hinten drehte, saß Moran hinter mir und lächelte mich an. Es war ein schönes Gefühl, so vogelfrei da oben und dann auch noch mit Moran, dann drehte Draco seinen Kopf zu uns und sah uns an, dann wurden unsere Gesichter kreidebleich, Draco schien unsere Mimik nicht zu verstehen, aber dann war es auch schon zu spät, da stand ein Baum und Draco flog mit uns dagegen. Ich wachte erschreckt auf und weckte Maki mit meinen hastigen Bewegung ebenfalls auf.

Maki sah mich an und fragte, ob alles in Ordnung sei, da erzählte ich ihr von meinem Traum und davon, dass ich Moran sehr vermisse und irgendwie Angst vor seiner Reaktion habe, wenn wir wieder zurück sein werden. Sie sagte dann zu mir:

„Mach dir keinen Kopf, er wird dir zwar den Kopf abreißen, aber das wird schnell vergessen sein, wenn er seine Mutter sieht, glaub mir, er wird dir dankbar sein und jetzt mach dir nicht so viele Gedanken und schlafe noch ein wenig. Gegen Mittag werden wir morgen wieder im Dorf sein und dann steht uns noch eine lange Reise nach Hause bevor und während der Zeit kannst du dir noch genügend Gedanken darüber machen, was du ihm sagst, wenn wir wieder da sind.“

Sie lächelte und legte sich wieder hin, sie hatte zwar recht, aber meine Bedenken waren nicht weg, ganz im Gegenteil, ihre Worte machten es noch schlimmer. Ich hoffte wirklich, dass alle Sorgen vergessen waren, wenn er seine Mutter sehen würde, dann legte ich mich wieder hin und schlief noch ein wenig, bis mich die Sonnenstrahlen wieder weckten.

Als ich aufstand, merkte ich, dass ich die letzte war, die aufstand, also beeilte ich mich damit, meine Sachen zu packen und stieg als letzte auf mein Pferd auf, aber alle warteten geduldig auf mich, dann ritten wir los. Wir verließen den Wald und bevor das Dorf in Sicht war, blieben wir noch einmal stehen, Maki und ich holten unsere Mäntel heraus und einen dritten, den wir für Gayana mitgenommen haben und reichten ihn ihr. Ihr Blick sagte uns, dass sie nicht verstand wozu, also erklärte der Bürgermeister ihr:

„Es ist besser, wenn die Dorfbewohner nichts von all dem wissen, einige von ihnen sind nicht besonders gut auf Dunkelelfen zu sprechen und da Bela aus dem Dorf verbannt wurde, muss auch sie sich verstecken.“

Gayana sah traurig aus, aber zog den Mantel an und achtete darauf, dass man ihre blaugraue Haut nicht sah, genau wie Maki und ritten weiter. Nach kurzer Zeit war das Dorf in Sichtweite und gegen Mittag erreichten wir das Dorf und ritten zum Haus des Bürgermeisters und stiegen erst hinter seinem Haus im Stall ab, Maki kümmerte sich um die Pferde und wir nahmen derweil die Taschen mit ins Haus.

Amalia bereitete für Gayana ein Bad vor damit sie sich erst einmal richtig waschen konnte, denn sie hatte seit sieben Jahren kein richtiges Bad mehr genommen, dementsprechend freute sie sich darauf. Wir ließen sie dann allein im Bad, damit sie ungestört baden konnte.

Amalia nahm ihre getragenen Sachen an sich und schmiss sie weg, denn sie waren kaputt, rochen unangenehm, aber bald merkten sie, dass der Bürgermeister keine Kleidung für Frauen in seinem Haus besaß, als mir die Idee kam, ihr mein Kleid an zu bieten und da die Königin die gleichen Körpermaße zu haben schien, sollte es auch passen. Amalia bewunderte das Kleid, dann sagte ich ihr:

„Wenn du erst mal mit uns kommst, dann bekommst du sicher auch so ein Kleid, sie sind dort alle sehr freundlich.“

Sie sah mich an, lächelte und nickte, sie schien sich sehr darauf zu freuen Odim endlich wieder zu sehen, nach all den Jahren.

Ich sagte dann noch zu ihr:

„Es freut mich sehr, dass du mit uns kommst, denn in vielen Situationen habe ich immer daran gedacht, wie es wohl wäre, wenn du bei uns bist und je öfter ich daran dachte, desto mehr hast du mir gefehlt. Ich bin es nicht gewohnt, dass man so freundlich zu mir ist, im Gegenteil, es scheint mir, dass mich alle hassen in meiner Heimat, was auch der Grund ist, dass ich nicht mehr dorthin zurück möchte.

Du hast mir Kraft gegeben weiter zu machen, mich nicht auf zu geben und bist mir in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen, du bist für mich etwas geworden, was ich so nie richtig hatte. Eine Mutter und ich hab dich sehr lieb … Mama.“

Mir liefen die Tränen massenweise über die Wangen, ich konnte sie nicht mehr halten, auch Amalia weinte und umarmte mich, drückte mich ganz fest an sich.

„Das freut mich, mein Kind. Ich habe dich sehr auch lieb.“, sagte sie dann weinend zu mir.

Es dauerte eine kleine Weile bis wir uns wieder beruhigten, dann brachte sie freudestrahlend Gayana das Kleid und half ihr beim Anziehen. Ich ging währenddessen in die Küche, um Maki beim Essen machen zu helfen und strahlte so vor mich hin. Sie sah mich an und fragte:

„Was ist denn los? Was freut dich so sehr?“

Ich sah sie an und sagte:

„Naja, ich habe Amalia gerade offenbart, dass sie eine Mutter für mich ist, eine, die ich nie hatte und sie sagte, dass sie mich lieb hat und gab mir zu verstehen, dass ich wie eine Tochter für sie bin. Es freut mich, dass sie sich entschieden hat mit uns zu kommen und ich habe eine Idee. Wie wäre es, wenn die beiden sich unter den Mänteln verstecken, bevor wir ankommen, dann sind die beiden eine Überraschung und ich glaube, die gelingt uns dann auch.“

Maki dachte einige Momente nach und dann lächelte sie verschwörerisch, so als hätte sie noch andere Ideen, schüttelte aber dann den Kopf und sagte: „So machen wir es, nur was ist dann eigentlich mit Draco, ich meine, willst du ihn in der Wildnis lassen, denn er hat sich jetzt so an uns gewöhnt, er wird uns folgen wollen, aber im Schloss ist nicht wirklich Platz für einen Drachen. Es sei denn, er bleibt auf dem Schlosshof, da ist genug Platz für ihn. Ich glaube wir sollten da mal mit dem König sprechen.“

Und dann kam mir eine Idee:

„Wir könnten aber auch jemanden ins Schloss schicken, der die ganze Königsfamilie holt und dann sehen sie den Drachen und dann haben wir das Problem, dass Moran und Sirez ihn angreifen und jetzt merke ich, wie dumm das jetzt war. Er wird dann wohl erst mal im Wald warten müssen, bis wir ihn rufen, dann können wir ihn immer noch den anderen vorstellen, aber vorher sollten wir die Anderen darauf vorbereiten, dann ist er eben die Überraschung Nummer drei. Und bei uns sagt man sowie so immer, alle guten Dinge sind drei.“, sagte ich zu Maki und sie war immer noch begeistert von der Idee.

Dann war das Essen fertig und wir deckten den Tisch, dann kamen auch schon Amalia und hinter ihr Gayana. Sie sah in dem Kleid atemberaubend aus, Sarunos konnte sich glücklich schätzen, sie als seine Frau zu haben, er hatte sehr viel Glück mit ihr. Dann kam auch der Bürgermeister und sagte uns, dass alles geregelt sei, dass inzwischen nichts passiert ist und dass die Soldaten sich nicht noch mal haben blicken lassen. Das hätte ich denen auch nicht geraten, denn sie haben schon genug angerichtet. Also setzten wir uns und aßen zu Abend. Wir unterhielten uns angeregt über alles, was uns gerade einfiel.

24. Kapitel - Die Heimreise

Wir beendeten die angeregte Unterhaltung, als Maki zu gähnen begann, wir räumten noch alles weg und wuschen das dreckige Geschirr ab, dann gingen wir schlafen. Lunaris kratzte ein wenig an meiner Tür, ich hatte ihn wohl vergessen, also stand ich noch einmal auf und ging zur Tür, damit er reinkommen konnte und hinter ihm schloss ich die Tür wieder und ging auch ins Bett. Aber viel Platz hatte ich nicht in dem Bett, denn Lunaris machte sich breit, ich kuschelte mich an und schlief ein.

Ich träumte wieder von dem Brief meiner Mutter, von den Bildern, die dabei waren, auf denen mein eigenes Grab zu sehen war, von der Bewegungslosigkeit, der Ohnmacht, die dieser Brief mit sich brachte. Ich wachte schweißgebadet auf mit Tränen im Gesicht, Lunaris schien es bemerkt zu haben, denn er kuschelte sich an mich. Ich legte einen Arm um ihn und drückte ihn ein wenig an mich. Ich wollte wieder einschlafen, aber die Bilder verfolgten mich, so hatte ich keine ruhige Minute mehr, an Schlaf war nicht mehr zu denken.

Also quälte ich mich für den Rest der Nacht mit den Bildern in meinem Kopf herum, aber Lunaris war ja da und gab mir ein wenig Halt. Er war schon etwas Besonderes, das wusste ich vom ersten Moment an, er schien eine menschliche Seele zu haben, zeigte seine menschliche Seite nicht oft und meist nur mir, aber sie war da.

Die ersten Sonnenstrahlen schlichen sich durch das Fenster zu mir ans Bett und kitzelte mir die Nase. Auch Lunaris wurde langsam wach, auch wenn ich bezweifelte, dass er viel geschlafen hat, dafür war er viel zu aufmerksam, so als hätte er wache gehalten und immer ein offenes Ohr zum Lauschen. Jetzt aber stand ich auf und auch er war sofort wach und trottete neben mir her auf dem Weg zum kühlen nass, um mich frisch zu machen. Meine Sachen nahm ich mit, damit ich sie gleich anziehen konnte.

An diesen Morgen war irgendetwas anders, damit meinte ich nicht meine Laune, denn auch wenn ich schlecht geschlafen hatte, wenn überhaupt geschlafen, ging es mir doch recht gut. Es war ein flaues Gefühl im Unterleib, mir war auch ein wenig übel, aber nicht so, dass ich mich hätte übergeben müssen, es war fast nicht da, aber dennoch merkte ich es. Ich dachte nicht weiter darüber nach und ging nach der morgendlichen Katzenwäsche in die Küche, um Frühstück vorzubereiten. Maki war schon wach und stand fleißig in der Küche, für mich war nicht viel zu machen, also deckte ich den Tisch und setzte mich schon einmal.

„Ist etwas nicht in Ordnung, du siehst nicht gut aus, hast du schlecht geschlafen?“, fragte mich Maki, als sie mich sah. Ich versuchte zu Lächeln, es gelang mir auch, aber nicht so, wie ich es wollte.

„Es ist alles in Ordnung, hatte nur einen Alptraum, der mich nicht mehr einschlafen lassen wollte, aber es geht schon. Wenn wir nachher wieder nach Hause gehen, dann wird mich die kühle Luft schon wieder hin biegen, denn die bewirkt manchmal Wunder.“, lächelte ich sie an.

Sie nickte und setzte sich zu mir, nachdem sie Lunaris zwei Schüsseln hin stellte, eine mit Wasser und die andere mit kleinen Fleischstücken. Der machte sich fröhlich darüber her.

Wenige Minuten später kamen Amalia und Gayana in das Esszimmer, ich sah die Beiden und sagte:

„Schönen guten Morgen, Mama.“, sagte ich zu Amalia. Aber da beide nebeneinander standen sagten beide, wie aus einem Mund:

„Schönen guten Morgen, mein Kind.“

Beide strahlten über das ganze Gesicht, als sie merkten, dass sie beide gleichzeitig geantwortet hatten, was auch mich zum lächeln brachte, dann setzten die Beiden sich und wir warteten nur noch auf Lathol. Der dann auch wenige Minuten nach den beiden Frauen kam, auch er setzte sich zu uns an den Tisch und dann aßen wir Frühstück. Es machte sehr viel Spaß in dieser Runde zu essen und sich zu unterhalten, denn es fiel immer jemanden irgendetwas ein, dass Bestandteil eines Gespräches wurde.

Nach dem Frühstück räumten wir den Tisch ab, machten sauber und bereiteten uns auf die Reise vor. Amalia ging in ihr Haus um ein paar Sachen zu packen, Maki kümmerte sich um die Pferde, Gayana und ich packten unsere Sachen ein und packten noch ein wenig Proviant ein und der Bürgermeister legte vier Mäntel zurecht, denn er wolle, dass niemand so schnell merkte, dass Amalia mit ihnen geht, das würde nur für Aufruhr sorgen und genau das wollte er nicht.

Als Amalia wieder zurück kam und wir anderen auch fertig waren, packten wir die Taschen an den Satteln der Pferde, dann gingen wir noch einmal rein und zogen uns die Mäntel über. Maki und Gayana waren die ersten Beiden die aufstiegen, denn wir mussten ihnen helfen, ihre Haut vollkommen zu bedecken, dann steigen auch Amalia und ich auf, zogen die Kapuze weit ins Gesicht, verabschiedeten uns und ritten los. Wir ritten durch das noch verschlafene Dorf, das in der Morgenröte zu leuchten schien.

Es war ein wirklich hübsches Dörfchen, alle Menschen hier lebten bescheiden, waren mit dem zufrieden, was sie hatten. Ich mochte die Leute hier, aber auch die Dunkelelfen, denn man konnte sie mit den Menschen vergleichen, sie waren genauso herzensgut, bescheiden und so voller Leben.

Es war schwer für mich, dieses Dorf noch einmal zu verlassen, aber es musste sein. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie es für Amalia sein musste, ihre Heimat zu verlassen, ohne sich von Freunden verabschieden zu können. Aber es war besser so, wie der Bürgermeister schon anmerkte, es würde nur einen Aufruhr geben und das wollten wir alle nicht. Die wenigen Leute, die schon auf den Beinen waren, sahen uns skeptisch an, denn wir kamen zu Zweit und ritten zu Viert von dannen, das hätte mich als Bewohner auch gestört, hätte aber auch nichts gesagt.

Wir ließen die letzten Häuser des Dorfes hinter uns zurück, wir sahen nicht zurück, sondern ritten weiter. Wir ritten so lange weiter, bis das Dorf nicht mehr zu sehen war, denn so konnte man uns auch nicht mehr sehen, dann zogen wir die Mäntel aus, denn so sahen wir auch mehr von dem, was vor uns lag und da war der Wald, den wir heute noch erreichen würden. Je näher wir dem Wald kamen, desto mehr rot setzte sich von dem Wald ab, immer mehr erkannten wir unseren Freund Draco, der nur darauf wartete, dass wir ihn endlich begrüßen konnten.

Das leichte Beben des Bodens, ließ darauf schließen, dass er sich freute uns zu sehen, denn er hüpfte ein wenig auf und ab. Es gab noch kein Anzeichen, dass Bäume umfielen, also hatte er dazu gelernt und hielt seinen Schwanz still oder aber, es gab hinter ihm keine Bäume mehr zum umwerfen, diese Möglichkeit gab es auch, die für uns auch zutreffender schien.

Wir erreichten den Wald und sahen einen Drachen der vollkommen aus dem Häuschen war, aber seinen Schwanz ruhig hielt und hinter ihm sahen wir Bäume, die immer noch standen und nicht umgeworfen waren. Ich lächelte zufrieden, denn das hätten wir nicht erwartet.

Wir begrüßten ihn herzlich, auch wenn Gayana und Amalia immer noch Probleme zu haben schienen, denn sie versuchten Abstand zu halten und ließen ihn nicht aus den Augen. Was Maki und mich zum Schmunzeln brachte, denn auch Draco beobachtete sie, er schien darüber zu grübeln, warum da der größere Abstand zwischen ihnen bestand, aber er schien es gelassen zu sehen, denn er wirkte nicht beleidigt oder geknickt, eher amüsiert.

Als es dunkel wurde suchten wir uns einen geeigneten Platz, um ein Lagerfeuer zu machen und auf dem wir übernachten konnten, der dann auch schnell gefunden war. Draco und Lunaris begaben sich auf die Jagd und wir machten ein Lagerfeuer, setzten uns drum herum und warteten auf unser Abendessen, dass dann auch bald kam. Unsere Jäger brachten zwei große Wildschweine mit, frisch geröstet überreichte uns Draco die Beute, behielt eines, dass er selbst essen würde und das Schwein schmeckte köstlich, wie all die anderen.

Wir erzählten noch ein wenig über die erlebten Dinge, Amalia und Gayana freundeten sich mehr mit Draco an und schienen keine Angst mehr vor ihm zu haben. Dann legten wir uns hin und schliefen ein. Auch in dieser Nacht verfolgten mich die Bilder der vergangenen Nacht, zwar nicht mehr so schlimm, aber ich wachte dennoch auf. Ich sah mich um, um zu sehen, ob ich jemanden wach gemacht hatte, aber alle schienen weiter zu schlafen. Bis sich dann doch jemand regte, es war Amalia, sie sah mich an und merkte, dass ich einen Alptraum gehabt haben muss, denn ich schreckte zusammen, als ich merkte, dass sich da etwas bewegte.

„Was hast du denn, mein Kind? Hast du schlecht geträumt?“, fragte sie mich besorgt, da sie eine der wenigen war, die wusste, wie schwer ich es in meiner Heimat hatte, aber sie wusste nichts von dem Brief und der Tatsache, dass mich meine Mutter begraben hatte. Also erzählte ich ihr davon, sie war sehr bestürzt darüber und verstand einfach nicht, wie eine Frau so etwas tun konnte.

„Sein eigenes Kind für tot zu erklären ist für mich unvorstellbar. Ich habe meine Tochter verloren, es war sehr schwer für mich darüber hinweg zu kommen, freiwillig hätte ich ihr das nie im Leben angetan. Aber das ist jetzt egal, du bist jetzt hier und hast eine Mutter, die dich über alles liebt, ja sogar zwei Mütter, wenn das nicht ein guter Ersatz ist.“

Sie lächelte so, wie sie mich immer anlächelte, wie eine Mutter ihre Tochter anlächeln würde, sehr herzlich, warm, liebenswürdig und überglücklich.

Dann sagte ich zu ihr:

„Es ist schon schön, aber es verletzt mich dennoch und dann ist da noch die Angst, dass ich eines Tages wieder zurück muss, dass ich wieder in meiner Welt leben muss, zwischen den ganzen Menschen, die mich hassen. Warum sonst ärgern sie mich für das, was ich nun mal bin, jemand mit einer anderen Lebenseinstellung, einer eigenen Einstellung und die, der Masse.

Sie hassen mich nicht, weil ich anders bin. Ich bin nun mal ein Individuum und gleiche niemanden. Eben weil ich einzigartig bin, zeige ich das eben auch offen und versuche mich nicht zu verkleiden und zu verstellen, nur damit sie mich als ein Teil der Gesellschaft sehen. Dann bin ich eben ein Außenseiter, aber ist dass ein Grund einen Menschen zu schikanieren. Ich will hier nicht weg, es ist so schön hier, hier fühle ich mich zu Hause.“

Ich fing an zu weinen, denn es ist so, wie ich sagte, ich wollte bleiben und nicht wieder gehen müssen. Sie nahm mich in den Arm und legte sich mit mir hin, wir schliefen ein und sie behielt mich die ganze restliche Nacht im Arm. Ich fühlte mich so wohl, es war warm, ein tolles Gefühl eben in den Armer einer Mutter einzuschlafen, etwas, das mir immer verwehrt wurde. Ich dachte nicht weiter darüber nach und schlief einfach wieder ein und träumte nichts.

Als Amalia wach wurde, weckte sie mich, wir fingen an zu packen, denn auch Gayana und Maki wachten auf und machten sich fertig zur Weiterreise. Aber bevor wir weiter ritten, holten wir ein wenig Proviant heraus und frühstückten eine Kleinigkeit, dann ritten wir los. Auch diesen Morgen hatte ich dieses komische Gefühl und diese leichte Übelkeit, es war nicht mehr geworden, eher ein bisschen weniger, aber dennoch fühlbar. Ich sagte nichts, denn wenn es fast unmerklich war, dann war es sicher nichts, dann hatte mein Magen nur angefangen zu merken, dass meine Ernährung nicht mehr die selbe war, er würde sich daran gewöhnen, denn das Gefühl lies ja bereits nach. Also würde es nicht lange dauern und ich merk nichts mehr davon, dann hätte sich mein Magen daran gewöhnt und es würde ihm dann nichts mehr aus machen.

Auf den weiteren Weg beobachte ich Gayana des öfteren heimlich, denn sie war so schön und anmutig, dass ich ab und an den Blick nicht von ihr lassen konnte. Sie war klug, warmherzig und ehrlich, so eine Person findet man selten. Moran und Sirez konnten sich glücklich schätzen eine solche Mutter zu haben, ich beneidete sie irgendwie, aber das musste ich nicht, denn ich durfte sie ja Mutter nennen und dann war da noch Amalia, auch sie war klug, warmherzig, ehrlich und sie war für mich wie eine Mutter.

Amalia brauchte die Anmut der Königin nicht, sie war dennoch genauso hübsch, auch wenn man den Menschen das Alter eher ansah, als den Dunkelelfen, denn die schienen nicht ganz so schnell zu altern. Maki ritt voran und merkte nichts von all meinen Gedanken, die sie mir ansehen würde, denn sie kannte mich mittlerweile gut genug.

Wir ritten so den ganzen Tag durch und belächelten ab und an Draco kindliches verhalten, das schon etwas mehr auf Lunaris ab zu färben schien, denn er nahm Dracos Verhaltensweise allmählich an. Es wirkte sehr süß, wenn beide mit einander spielten, aber dennoch bewahrte sich Lunaris seine Reife, wenn Draco zu übertreiben begann. Wenn der Wolf den Drachen zurecht wies, dass er sich benehmen sollte, war ein tolles Bild, dass ich gern photographiert hätte, aber das ging hier leider nicht, also musste ich das Bild in meinem Kopf abspeichern und es später mal zu Papier bringen. Ich freute mich schon darauf.

Zum Abend machten wir es uns gemütlich um ein Lagerfeuer und aßen gemeinsam. Diesmal aber musst Draco nur für sich und Lunaris ein Wildschwein besorgen, denn wir aßen von dem Proviant, den wir mit hatten.

So vergingen die Tage, einer nach dem anderen. Wir verließen den einen Wald, um wenig später durch den nächsten zu reiten und ließen damit die große weite Wiese hinter uns, auf der wir uns eine kurze Zeit nieder ließen. In dieser Zeit wurde meiner Übelkeit jeden morgen ein wenig stärker, es war immer noch nicht störend, aber es war da. Dann erreichten wir das Ende dieses Waldes und erblickten die schöne Stadt der Dunkelelfen und ihr Schloss, dass in der Mitte stand. Aber wir ritten noch nicht weiter, denn ich musste Draco noch etwas erklären.

„Ab hier müssen wir dich wieder zurück lassen, aber keine Sorge, wir werden mit dem König sprechen und dann rufen wir dich. Dann musst du zum Schloss fliegen und auf dem Schlosshof landen, da werden wir dann sein, also hab keine Angst.“, sagte ich zum ihm, obwohl ich mir den Teil mit der Angst sparen konnte, eher würden die anderen Angst haben, aber dennoch ritten wir nicht weiter, denn Maki sah mich lächelnd an und auch ich begann zu lächeln.

Gayana und Amalia sahen sich an und verstanden nichts, dann erklärte ich:

„Wir haben uns überlegt, euch beide in Mäntel zu verhüllen, denn einerseits weiß niemand, dass wir euch suchen gegangen sind und zum anderen sind wir Nachts gegangen, also wusste auch niemand, wo wir waren. Als Entschädigung haben wir uns gedacht, seid ihr die Überraschung, denn dann sind auch all die Sorgen verschwunden, die sie sich mit Sicherheit gemacht haben. Es tut mir auch sehr Leid darum, aber ich konnte nicht einfach weitermachen ohne die Gewissheit zu haben, dass du wirklich tot bist, ich musste einfach los ziehen und dich suchen, oder zumindest nach Informationen suchen, die mir sagten, dass du wirklich nicht mehr unter den Lebenden weilst.“

Die beiden Frauen sahen sich an, dann zu uns und dann wieder einander, bis Gayana zu sprechen begann:

„Im Grunde habt ihr beide selbst Schuld, wenn jetzt alle wütend auf euch sind, denn ihr hättet etwas sagen können, aber da ich meine Söhne kenne und auch meinen Mann, weiß ich, dass sie euch niemals hätten gehen lassen. Aus diesem Grund verstehe ich, warum ihr mitten in der Nacht los geritten seid. Ich habe sie so sehr vermisst und kann die wenigen Momente auch noch darauf warten meine Kinder und meinen Mann in den Arm zu nehmen.“

Sie lächelte, dann sagt Amalia:

„Ich muss zugeben, dass mir eure Idee gefällt, es macht sicher Spaß ihre verdutzen Gesichter zu sehen, wenn sie uns erkennen, denn sie würden niemals damit rechnen, dass ihr zwei mit uns wieder kommt. Also los, wir ziehen die Mäntel an und dann kann es losgehen“

Maki und ich freuten uns sehr darüber, dass beide ihr Einverständnis gaben, also holten wir die Mäntel raus und halfen den Beiden beim anziehen. Dann setzten wir uns wieder auf und ritten los. Es dauerte nicht lange, dann ließen wir die ersten Häuser der Stadt hinter uns. Es war gegen Mittag und die Sonne stand hoch am Himmel. Einige Dunkelelfen erkannten Maki und mich, sahen uns irritiert an, dann jedoch lächelten sie, als ob sie uns schon vermisst hätten, denn wir waren ungefähr vier Wochen weg.

25. Kapitel - Die Überraschung

Wir ritten durch die Stadt und begegneten einigen Dunkelelfen, die uns erkannten und sich verbeugten sie schienen sich zu freuen, dass wir wieder da sind. Sie machten aber auch ein betrübtes Gesicht, so als ob etwas nicht in Ordnung wäre. Wir fragten aber nicht nach, denn wir wollten keine Zeit mehr verlieren und endlich am Schloss ankommen, um rein zu gehen, damit die Beiden endlich ihre Mäntel ausziehen konnten. Allen, die wir begegneten, sahen argwöhnisch auf die beiden in Mäntel verhüllten Gestalten an. Ich lächelte bei dem Gedanken an ihre Gesichter, wenn sie erfuhren, dass das ihre lang vermisste Königin ist, die hier ungesehen durch die Straßen ritt.

Dann standen wir vor den riesigen Toren des Schlosses. Wir hielten noch einmal inne und atmeten noch einmal tief durch, dann stieg Maki vom Pferd und klopfte an das Tor. Es dauerte nicht lange, dann wurde es geöffnet, es wurde von dem Dunkelelfen geöffnet, der uns auch bei unserer Abreise geholfen hatte und strahlte über das ganzen Gesicht, als er uns erkannte. Wir nickten ihm zu und ritten über den Schlosshof hinüber zu dem Stall, steigen von den Pferden. Dann fragte Maki den Stallburschen nach der momentanen Situation im Schloss und ganz besonders nach der Laune der Königsfamilie, denn es konnte ja auch sein, dass sie gar nicht hier sind, weil sie uns suchen. Er sagte:

„Naja, als sie merkten, dass ihr nicht da seid, haben sie euch gesucht, sie sind aber mittlerweile wieder alle da und machen sich immer noch schreckliche Sorgen. Nur Rina nicht, sie war immer ruhig und versuchte die anderen zu beruhigen, sie schaffte es auch meist, die Kleine ist echt goldig. Nur bei Moran nicht, der scheint sich nicht nur Sorgen zu machen, er scheint auch ganz schön wütend zu sein und mal eine Frage, habt ihr gefunden, was ihr gesucht habt?“

Wir lächelten und das beantwortete schon seine Frage, auch er strahlte und ging voran ins Schloss. Moran war also wütend, ich fragte mich, ob sich das wohl legte, wenn er mich vor sich stehen sieht oder ist er dann nicht mehr zu halten, so wie damals bei dem Soldaten, der es wagte mich anzugreifen, denn dann sollte ich mir auch Sorgen machen.

Als wir vor dem Thronsaal standen, warteten wir, denn der Stallbursche ging hinein, um uns anzukündigen. Es dauerte nicht lange, dann kam er wieder heraus und sagte:

„Der König lässt jetzt seine Söhne rufen, auch Odim und die kleine Rina will er dabei haben, dann schickt er einen Diener raus, dann könnt ihr eintreten. Ich drücke euch die Daumen, dass sie euch nicht die Köpfe abreißen.“

Dann ging er wieder und widmete sich seinen Aufgaben.

Es dauerte nicht lange, dann kam ein Diener nach draußen, besser gesagt eine Dienerin, sie war kleiner als Maki, aber ungefähr genau so alt, wie sie und hübsch war sie. Sie sagte uns, dass wir eintreten dürften, dass der König uns erwartet. Wir gingen ihr hinterher in den Thronsaal, dort angekommen sahen wir Sarunos, der ein besorgtes aber auch verärgertes Gesicht machte, ich ahnte böses.

Ich glaube, hier komme ich nicht mehr lebend heraus, dachte ich so bei mir, dann sprang er auf und lief auf mich zu, kurz vor mir blieb er stehen, sah mich von oben bis unten an.

„Alles noch dran und da wo es hingehört, wie es aussieht, würde ich einfach mal sagen, ja.“, sagte er und nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Ich war verwirrt, ich dachte schon, er schreit mich jetzt zusammen, dann sah ich neben dem Thron Moran, Sirez und Odim stehen.

Odim und Sirez machten ein erleichtertes Gesicht, von ihnen würde ich also keinen Ärgern bekommen, aber von Moran, denn er schien sehr sauer zu sein, wenn Blicke töten könnten, dann müsste ich jetzt tot umfallen. Ich konnte ihn verstehen, aber hoffte auch darauf, dass er mich verstand, denn ich musste es tun, ich konnte nicht anders, ich wollte die Entführung von damals nicht einfach so im Raum stehen lassen.

Ich musste mit Sicherheit sagen können, ob sie noch lebt oder nicht und sie lebte, sie war wieder hier und das würden die Anderen auch gleich sehen. Dann flüsterte der König Maki zu, so dass nur sie und ich es verstehen konnten:

„Sirez hat sich große Sorgen um dich gemacht, es machte den Anschein, als hätte er sich verliebt, auch wenn er es noch abstreitet, seine Gesichtsrötung verrät aber alles. Also würde ich vorschlagen, du wendest dich ihm ein wenig zu, denn deiner Reaktion zu urteilen, teilst du seine Gefühle.“

Er grinste und auch ich musste grinsen, Maki dagegen wurde rot im Gesicht, sagte aber nichts, also hatte auch sie Gefühle für ihn, das freute mich sehr, aber dann wandte er sich zu mir mit einem ernsten Gesichtsausdruck und flüsterte mir zu:

„Moran dagegen ist sehr wütend, er hat schon gedacht, dass du ihn für einen Menschen verlassen hast, ich konnte ihm das nicht ausreden, auch Rina redete vergebens auf ihn ein und mal etwas ganz Anders, wen habt ihr uns da mitgebracht?“

Ich machte mir wegen Moran große Sorgen, denn ich wollte ihn nicht verlieren, das lag mir fern.

Ich deutete den Brüdern und Odim zu uns zu kommen. Sie kamen auch, Maki und ich wurden von Odim und Sirez umarmt, aber Sirez drückte Maki sichtlich fester an sich, als mich. Also verriet er sich selbst und gab unbeabsichtigt seine Gefühle Maki gegenüber preis.

Moran kam auch, aber behielt Abstand, er sagte auch nichts, starrte mich nur böse an. Es zerriss mir das Herz, aber was sollte ich machen oder sagen, Moran würde mir jetzt nicht zuhören, es würde also keinen Sinn machen etwas zu sagen, er würde mir jetzt nicht glauben, egal was ich jetzt sagen würde. Also mussten wir einfach unseren Grund des Verschwindens preis geben, denn nur so sieht Moran, dass es kein anderer Mann ist, den ich ihm vorzog, geschweige denn, dass ich ihn verlassen habe.

Ich ging zuerst zu Amalia stellte mich neben sie, mein Blick war betrübt, aber das musste ich jetzt runter schlucken, denn ich konnte zu ihm nur was Falsches sagen.

„Wir waren auf dem Weg, um jemanden zu suchen, sind dann ihr begegnet und baten sie mit uns zu kommen.“, dann lächelte ich und sprach weiter, „Sie willigte ein, was mich sehr freute, denn ich finde sie gehört hierher, genauso wie Maki und ich ist auch sie ein Teil der zum Ganzen gehört.“

Amalia zog sich dann die Kapuze aus dem Gesicht und gab ein mit Tränen bedecktes Gesicht preis.

Odim erkannte sie sofort und ging auf sie zu und nahm sie fest in den Arm und sagte zu ihr:

„Es ist schön die wieder zu sehen, ich habe dich sehr vermisst.“

Er lächelte und konnte aber eine Träne nicht zurück halten, dann sie lief ihm einfach so über seinem Gesicht. Es freute mich sehr, ihn so lächeln zu sehen, denn so glücklich habe ich beide noch nicht gesehen. Auch Sarunos und Sirez lächelten die Beiden an, sie wussten wie schwer es die Beiden in den letzten Jahren hatten, seit ihre Tochter zum Tode verurteilt wurde.

Nur Morans Blick blieb hart, er sah nicht mal zu seinem Freund herüber, sein Blick blieb auf mich haften. Ich dachte eigentlich, dass sein Blick jetzt weicher werden würde, denn immerhin kannte er jetzt den Grund unseres Verschwindens, aber anscheinend glaubte er uns noch nicht, also steckte ich alle Hoffnungen in seine Mutter, denn sie allein konnte das Eis jetzt noch brechen, dass zwischen Moran und mir war.

Dann ging ich zu Gayana und sagte:

„Unser eigentliches Ziel der Reise steht hier und im Grunde habe ich nur wegen Moran danach gesucht, weil er so traurig war, ich wollte ihn nicht so sehen und deswegen brauchte ich Gewissheit. Ich weiß, dass du sauer auf mich bist, aber ich habe dir ein Versprechen gegeben und es verletzt mich, dass du es vergessen hast, denn sonst würden dir niemals solche Gedanken in den Kopf schießen. Ich habe dich nicht betrogen, geschweige denn verlassen.“

Dann unterbrach mich die Königin in dem sie eine Hand hob, griff die Kapuze und zog sie nach hinter und gab ihr Gesicht preis.

Die Reaktion war anders als Maki und ich es uns dachten, denn alle standen zur Salzsäule erstarrt da, wurden bleich im Gesicht, als hätten sie einen Geist gesehen. Erst jetzt fiel es mir auf, sie alle dachten, dass sie bereits getötet wurde, niemand hätte damit gerechnet.

Sie begann zu sprechen:

„Ihr seht keinen Geist, ich bin es wirklich. Ich war fünf lange Jahre in Gefangenschaft und weiß bis heute nicht warum, aber vor zwei Jahren konnte ich fliehen, der Bürgermeister eines kleinen Dorfes nahm mich auf und versteckte mich sehr gut, dann lernte ich Amalia kennen und merkte, dass nicht alle Menschen gleich sind. Ich wusste von Anfang an, dass es auch gute Menschen gibt, aber bis vor zwei Jahren bin ich noch keinem begegnet.

Nur für sie war es zu gefährlich mich zu euch zu bringen, daher musste ich bleiben und tat es gern. Mir wurde nach all den Jahren klar, dass ihr mich für tot halten müsst, denn nach so langer Zeit hätte auch ich keinen Zweifel daran habt. Es war schwer für mich das zu akzeptieren, aber es blieb mir nichts anderes übrig. Doch nach sieben Jahren standen plötzlich Maki und Bela vor mir, die mir Hoffnung gaben.

Bela kannte mich nicht, kennt auch euch nicht lange und dennoch gab sie sich der Hoffnung hin, dass ich noch lebe und machte sich auf die Suche. Hätte sie euch gesagt, was sie vorhat, ihr hättet sie nicht gehen lassen, daher seid ihr nicht böse. Und Moran, du hast eine Frau gefunden, die mit dir bis in den Tod gehen würde, niemals würde sie dich verlassen, genauso wenig, wie du sie alleine lassen würdest. Sei ihr nicht böse, sie hat es nur gut gemeint und gäbe es sie nicht, dann hätte es nie einen Weg für mich nach Hause gegeben. Ich bin froh wieder hier sein zu dürfen, bei euch und dafür bin ich Bela unendlich dankbar.“

Ihre Stimme brach ab, sie weinte vor Freude, wie wir alle bei ihren rührenden Worte. Sarunos war der erste, der sich wieder fasste und auf sie zu ging und sie an sich drückte.

„Ein Wunder, du lebst! Endlich habe ich dich wieder, endlich bin ich nicht mehr allein.“

Dann küsste er sie und lächelte. Gayana ging dann auf ihr Söhne zu und nahm sie in den Arm.

„Viel zu lange habe ich darauf warten müssen, endlich meine Kinder wieder zu sehen.“

Die Brüder drückten sie sehr herzlich an sich, ich konnte meine Tränen nicht zurück halten, denn es waren nicht nur ihre Worte, sondern auch Morans Freudentränen und der Stich im Herzen, der mir wieder zeigt, dass mir das hier alles in meiner Kindheit verwehrt geblieben war. Ich war traurig darüber meine Familie verloren zu haben, einfach so und glücklich darüber, eine Familie wieder komplett zu wissen.

Dann kam auch Rina zu mir gerannt und drückte mich sehr an sich und sagte:

„Du hast sie also gefunden, dann hattest du von Anfang an recht, dass die Königin doch noch lebt. Das ist sehr schön, dass jetzt alle hier sind, Mama. Das haben wir alles nur dir und Maki zu verdanken.“

Sie war sehr glücklich darüber, dass ich wieder da bin, wenn Moran nur halb so froh darüber wäre, wäre ich schon zufrieden, aber er ist wütend und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wusste nicht, wie ich ihm gegenübertreten sollte, geschweige denn, was ich ihm sagen soll, denn es war nicht meine Absicht ihn denken zu lassen, ich hätte ihn verlassen. Ich wollte ihn endlich wieder lachen sehen und konnte es nicht hinnehmen, dass alle dachten, Gayana sei nicht mehr am Leben, denn wie sich raus stellte, war sie das aber noch.

Sie lebte noch und war wieder hier, ich hoffte so sehr, dass sie ihn milde stimmte, dass er nicht mehr so wütend war, denn ich wollte nicht mehr ohne ihn sein. Dann kam mein Gefühl der Übelkeit wieder, es war nur ganz leicht, aber es war da. Dann wurde mir ein wenig schwindlig und die Übelkeit nahm doch allmählich zu. Moran bemerkte, dass es mir nicht gut ging und kam auf mich zu, doch ich sah ihn schon nicht mehr, denn ich brach unter all den Schmerz zusammen, genau so wie damals, als ich den Brief das erste mal in der Hand hatte und nichts mehr verstand.

Ich spürte noch, wie mein Kopf auf den Boden aufschlug und dann wurde alles schwarz um mich herum. Ich hörte eine Stimme nach mir schreien, es hörte sich an, als sei es Morans Stimme, doch ich sah ihn nicht, ich sah gar nichts mehr, es war alles dunkel und kalt.

Seine Stimmt verstummte, ich hörte nichts mehr, der Schmerz in meinem Kopf wurde größer, dann machte ich meine Augen auf und erschreckte.

26. Kapitel - Wieder zurück

Es war dunkel und kalt. Ich lag auf einer Straße, die von Laternen erhellt wurde, ich erkannte diese Straße, denn in dieser war ich zu Hause. Ich glaubte zu träumen, hatte Kopfschmerzen und wollte wieder zurück, ich wollte zu ihnen, zu Moran, aber das wird mir wohl bis in alle Ewigkeiten verwehrt bleiben.

Tränen liefen mir über die Wangen, ich wollte nicht glauben, dass ich wieder zurück war, dass sich meine Ängste bewahrheitet hatten und ich wieder dort war, dort, wo ich nicht mehr sein wollte.

Ich stand auf, ging zu meinem Eingang, in meiner Hosentasche befand sich mein Schlüssel und in der anderen mein Handy, ich holte beides heraus und sah, dass der Akku leer war. Ich schloss auf, ging hinein und stellte mich vor den Fahrstuhl, betätigte einen Knopf und wartet, dass er kommt.

Dann hörte ich hinter mir ein Kichern, ich erkannte das Kichern, es gehörte zu einem der Männer, die mir wahrscheinlich ein Bein gestellt haben. Ich sollte ihm danken, denn immerhin, wollte ich wieder dort zurück, weil ich mich dort wohler fühlte. Doch er sagte spöttisch zu mir:

„Hast ja lange gebraucht, um wieder nach Hause zu kommen, hattest du Angst? Oh, armes kleines Ding. Dann geh eben wieder, wir brauchen dich hier nicht.“

Den letzten Satz hörte ich oft von ihnen, aber ich war jetzt nicht in Stimmung für so etwas, er nervte mich und ich wollte, dass er still ist, doch er wurde nicht still.

„Sag mal, bist du taub, denkst du wirklich, dass wir dich in Ruhe lassen, nur weil du uns ignorierst? So ist es aber nicht, wir können gern netter zu dir werden und dir noch mehr antun, wenn du das willst, dann bleib hier und ignoriere uns weiter, wenn nicht, dann pack deine Sache und kehre zurück in deine Gruft, wo du hingehörst!“

Jetzt platzte mir der Kragen, das war zu viel.

Ich drehte mich zu ihm, sah dieses Lächeln auf seinen Lippen, das hämische Grinsen wollte ich einfach nicht mehr sehen, ich wollte nicht noch mehr leiden müssen, denn davon hatte ich genug, endgültig genug.

Mach das du weg kommst oder ich schicke Dich in die Gruft, du elender Bastard.

Das war alles, was ich dachte und er sah mich an, als habe er es gehört und konnte nicht glauben, dass er es gehört hatte, da ich ja meinen Mund nicht bewegte. Ungläubig sah er mich an und wich einen Schritt zurück, er wollte gehen, aber ich wollte ihn noch nicht gehen lassen, denn dafür, hatte er zu viel gesagt, zu viel getan und mich zu sehr verletzt.

Bleib stehen und stell dich mir, du kannst mir nicht entkommen, egal wohin und wie weit du rennst, ich finde dich und mache dich fertig, so wie ich jeden von euch fertig mache.

Ich sah ihm direkt in die Augen und sah, dass ich ihn gebannt hatte, also konnte er sich nicht mehr bewegen, selbst wenn er wollte nicht. Ich lächelte und ließ ihn in der Starre stehen, als sich der Fahrstuhl öffnete, stieg ich ein drückte den Knopf für meine Etage und schloss in dem Moment meine Augen, als sich die Fahrstuhltür schloss, ich wollte ihn nicht mehr sehen, auch wenn es spannend geworden wäre. Ich hatte dafür keine besondere Lust.

Als ich in meiner Etage ankam war alles ruhig, niemand war im Flur. Ich ging zu meiner Wohnungstür, schloss auf und ging rein. Die Wohnung roch komisch, so als hätte man wochenlang nicht gelüftet und den Worten des Deppen zu Folge, war ich wirklich länger verschwunden.

Die Kopfschmerzen wurden allmählich weniger und ich ging erst mal ins Schlafzimmer und machte dort das Fenster auf, selbiges tat ich in der Küche und im Wohnzimmer, denn größer war meine Wohnung nicht. Das Bad war so klein, dass es kein Fenster hatte, daher ließ ich die Tür immer offen und da dort Raumspray stand, benutze ich dieses erst einmal, dann öffnete ich den Wasserhahn und ließ mir Badewasser ein, denn ich brauchte dringen ein erholsames Bad.

Als genug Wasser in der Wanne war, drehte ich den Hahn zu und zog mir die Sachen aus, ich bemerkte, dass ich meine Stiefel wieder an hatte, obwohl ich sie eigentlich zurück ließ. Wenigstens etwas, das heil geblieben ist. Ich schmiss die Sachen direkt in die Waschmaschine und legte mir ein Handtuch zurecht und stieg in die Wanne.

Erst lag ich einfach nur in der Wanne und tat nichts, ließ meine Gedanken kreisen, dann wusch ich mich ordentlich und blieb wieder einfach nur liegen. Warum bin ich wieder hier? Ich will zurück, ich will zu Moran und den anderen. Mir liefen Tränen über die Wangen, es war schwer für mich zu akzeptieren, wieder in meiner Welt sein zu müssen.

Dann klingelte das Telefon, ich hatte keine besondere Lust ran zu gehen, also ließ ich es klingeln, der Anrufbeantworter wird das schon machen, der dann auch ran ging: „Du hast also meine Nummer gewählt, muss dir aber leider mitteilen, dass ich nicht zu Hause bin oder beschäftigt. Aber sei nicht traurig, hinterlasse einfach eine Nachricht und ich rufe zurück. … Piep.“

Dann kam erst mal nichts, doch dann hörte ich eine mir bekannte Stimme, es war die einzige Freundin, die ich hatte, die aber so gut wie nichts von mir wusste, denn die meisten, die zu viel wussten, ließen mich allein, daher schwieg ich eben über die meisten Dinge, sie hörte sich besorgt an, aber auch ein wenig wütend.

„Boar, schon wieder dieser dämliche Anrufbeantworter, wo bist du Liebes, seit zwei Monaten versuche ich dich zu erreichen, dein Handy ist aus und hier bist du auch nicht, ich mache mir Sorgen. Aber was erzähle ich hier eigentlich, du bist ja eh nicht da. Ich vermisse dich, Bela und ich will dich wieder haben, auch wenn du ein Buch mit sieben Siegeln bist, mir nicht vertraust, mir nichts erzählst. Bitte komm zurück. … “ Sie schluchzte, dann war Ruhe, sie hatte aber nicht aufgelegt, es war, als ob sie darauf wartete, dass jemand abnahm.

Ich konnte meine Tränen nicht zurück halten, auch sie fehlte mir, also stieg ich aus der Wanne und rannte zum Telefon, denn immer noch hatte sie nicht aufgelegt. Ich riss den Hörer hoch und sagte:

„Ich bin wieder da, komm vorbei, wir müssen reden.“

Dann legte ich auf, ging ins Bad, zog den Stöpsel, trocknete mich hab, band mir das Handtuch um die Haare und zog mir frische Kleidung an.

Ich holte mir einen schwarzen BH und Tanga aus dem Schubfach im Schlafzimmer, dann nahm ich mir eine langärmlige schwarze Bluse, sie ähnelte die aus dem Mittelalter, in denen man etwas in den Ärmeln verstecken konnte, weil sie weiter waren, aber an den Enden enger, dann nahm ich mir eine lange schwarze Stoffhose, darüber zog ich mir eine Korsage. Ich zog mich an und betrachtete mich im Spiegel, der an einer Tür des Kleiderschrankes hing, an, es sah gut aus, also ließ ich es an, ging ins Bad und föhnte mir die Haare.

Ich wusste, dass sie ungefähr eine Stunde brauchen würde, bis sie bei mir war, aber nach einer halben Stunde klingelte es schon. Es wunderte mich aber nicht, ich ging zur Sprechanlage und fragte:

„Wer ist da?“

Erst kam nichts, dann aber:

„Blöde Kuh! Mach endlich die Tür auf, dann kannst du dir was von mir anhören, zieh dich warm an!“

Ich lächelte, denn sie war es, ich drückte den Summer und wartete an der Tür, bis es klopfte und ließ sie rein. Sie war völlig außer Atem, sie war also den ganzen Weg gerannt. Sie tat mir Leid, an ihrer Stelle, wäre ich auch so schnell wie möglich gerannt.

Aber kaum, dass sie meine Wohnung betrat, fiel ich ihr um den Hals und begann zu weinen, es wollte nicht aufhören, aber anstatt mir eine Standpauke zu halten, stand sie nur da und drückte mich an sich, ließ mich weinen und sagte kein Wort. Ich beruhigte mich ein wenig und ließ von ihr ab, machte die Tür zu und wir gingen ins Wohnzimmer, auch sie bemerkte den Geruch.

„Sag mal, hast du hier Leichen versteckt, ist ja widerlich der Gestank“, sagte sie, sie steckte eben in einer ehrlichen Haut.

„Ich war die Zeit über nicht hier, also konnte ich auch nicht lüften, aber ich habe bereits die Fenster aufgerissen und ein wenig Raumspray benutzt, aber es hilft nicht viel, aber nicht mehr lange und der Geruch ist wieder raus, hoffe ich.“, sagte ich dann zu ihr und sie lächelte.

„Aber jetzt sag mal, wo warst du, warum hast du dich nicht gemeldet und was hast du die ganze Zeit gemacht?“

Sie hatte so viele Fragen und ich wollte mich ihnen stellen, ich wollte ihr alles erzählen, auch sie war ein Goth, sie trug aber mehr rot als schwarz, sie trug einen kurzen dunkelroten Tüllrock, darunter kaputte Feinstrumpfhosen, kniehohe dunkelrote Stiefel zum Schnüren aus Leder mit Absatz, die Stiefel zierten schwarze Samtrosen, ein schwarzes Netzshirt mit langen Ärmeln und darüber eine Korsage aus Satin, sie war dunkelrot mit schwarzen Nähten und schwarzer Spitze am oberen und unteren Rand.

Sie war blond und ihr Augenfarbe war nicht zu definieren, im Großen und Ganzen waren sie blau, manchmal wirkten sie aber auch grau oder grün und wenn das Licht ganz besonders in ihre Augen fiel, dann sogar gelb.

Ihr Name war Tatze, ihren richtigen Namen kannte ich nicht und sie kannte meinen nicht, wir redeten nicht oft über Vergangenes, denn ich schloss meine Vergangenheit weg, sie kannte meine nicht, aber von ihr wusste ich, dass sie arge Probleme im Elternhaus hatte und ist mit neunzehn abgehauen. Wir kennen uns noch nicht sehr lange, aber sind dennoch sehr vertraut miteinander, auch wenn wir so gut wie nichts über den Anderen wussten.

Nun saßen wir auf dem Sofa und ich erzählte ihr alles, was ich erlebt habe, wirklich alles, ich wollte endlich mehr von ihr wissen, mehr von mir preis geben. Ich erwartete immer wieder Wiederworte, die nicht kamen, ich erwartete einen Gesichtsausdruck, der mir verriet, dass sie mir nicht glaubte, aber auch der blieb aus.

Sie glaubte mir, vertraute mir einfach, sie war wirklich ein Segen, sie hat bestimmt der Himmel geschickt. Ich fasste immer mehr Mut ihr gegenüber, vertraute immer mehr und erzählte ihr dann auch von dem Brief, zeigte ihn ihr, denn er lag immer noch da, wo ich ihn hinlegte, in einem Schubfach neben dem Fernseher. Ich erzählte ihr auch von den Anderen, die mich schikanierten.

Sie hatte Tränen in den Augen, wusste was ich durchmachte, denn in ähnlicher Form machte sie auch eine Menge mit. Sie zerriss den Brief und die Bilder, ich sah sie zwar ungläubig an, aber ließ es zu. Dann sagte sie zu mir:

„Vergiss den Mist, der geht dich nichts mehr an, wir brauchen die nicht, wir haben uns. Ich möchte, dass du mir etwas versprichst.“

Sie sah mich ernst an, also nickte ich, egal was es war, in diesem Moment hätte ich ihr alles versprochen.

„Ich will mit! Wenn du je wieder dort hin gehst, nimm mich mit, mich hält hier genauso wenig wie dich, denn du musst Rina unbedingt ihre Tante Tatze vorstellen.“

Sie lächelte mich an, ich umarmte sie und sagte zu ihr:

„Natürlich nehme ich dich mit, wie könnte ich auch ohne dich dort hin gehen. Du bist hier, die einzige, die sich je Sorgen um mich machte, selbst nach zwei Monaten hast du die Hoffnung nicht aufgegeben und hast immer noch hier angerufen und gewartet, auch wenn du wusstest, dass ich nicht hier war. Warum sollte ich dich wieder alleine lassen. Erst jetzt merke ich, wie wichtig du mir bist, ich hätte dich nie auf Abstand halten sollen, denn du bist wie eine kleine Schwester und als diese sehe ich dich jetzt, auch wenn ich es schon länger hätte tun sollen.“

Sie wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, dabei hatte sie selbst genug im Gesicht. Als wir dann müde wurden, legten wir uns ins Bett, sie fragte nicht, ob sie bleiben darf, sie blieb einfach, ich wollte, dass sie bleibt.

Die ersten Sonnenstrahlen weckten uns, als ich aufwachte, war ich enttäuscht, doch nicht geträumt zu haben und wieder hier zu sein, aber dann guckten mich zwei blaue Augen mit einem Hauch grün an und alle Enttäuschung war weg, denn sie war immer noch da. Wir lächelten uns an und wünschten uns einen guten Morgen, aber so toll war er nicht, denn die Übelkeit kam wieder und diesmal übermannte sie mich, ich rannte ins Bad und übergab mich.

Sie kam hinterher und grinste breit, ich hätte sie am liebsten geohrfeigt, tat es aber nicht, dann sagte sie:

„Na, wird der Moran Papa, was?“

Mir fiel die Kinnlade runter und merkte erst jetzt, dass ich es mir auch selbst hätte denken können. War aber viel zu naiv und hab es auf den Magen geschoben. Aber genau der war es nicht, warum sollte er auch erst nach mehreren Wochen anfangen zu rebellieren? Ich hatte nichts im Kühlschrank, daher sprangen wir schnell unter die Dusche und gingen dann einkaufen.

Mir war immer noch schlecht, aber es wurde allmählich besser. Wir gingen Hand in Hand, damit wir uns nicht verlieren. Wir gingen erst einmal in eine Drogerie, dort kaufte ich einen Schwangerschaftstest, dann gingen wir Lebensmittel einkaufen, ich hatte meist nie was zu Hause, denn ich aß eher weniger oder eben gar nicht. Aber das sollte ein Ende haben, denn ich wollte richtig essen und darauf achten, was auch besser war, wenn der Test positiv ausfallen würde, war jedes unregelmäßige Essen, schädlich.

Als wir wieder in meiner Wohnung waren, packten wir alles in Ruhe aus, den Test legte ich bei Seite, denn ich wusste, dass es besser war, ihn nach dem Aufstehen zu machen. Tatze drängte mich auch nicht ihn zu machen, sie wartete einfach. Dann half sie mir beim Saubermachen, denn meine Wohnung war voller Staub. Es war gegen Mittag, ich fing an zu kochen und ich wusste auch ganz genau, was ich kochen wollte, denn es gab etwas, dass wie beide mochten, sie dagegen machte mit dem Staubwedel weiter und ließ mich einfach machen.

Ich legte das Hackfleisch in die Pfanne, würzte es und es fing an zu Braten, dann nahm ich den Lauch schnitt ihn längs durch und schnitt ihn dann in kleine Streifen und achtete nebenbei auf das Hackfleisch, damit es nicht zu dunkel wurde und gab dann den Lauch in einen großen Topf und gab dann das Hackfleisch dazu, als es fertig gebraten war. Anschließend goss ich Wasser darauf und gab Gewürze dazu, dann holte ich aus den Kühlschrank den Schmelzkäse und gab ihn in kleinen Stücken ins Wasser, damit er schmelzen konnte und sich mit dem Wasser verbinden. Es dauert eine Weile, bis der Käse geschmolzen und sich mit dem Wasser verband, dann gab ich auch noch ein wenig Sahne dazu und kostete das erste Mal, es war schon ganz gut, es fehlten nur noch ein paar Gewürze, dann war es perfekt. Ich ließ den Topf auf den Herd ein wenig vor sich hin köcheln, auf geringer Stufe natürlich, sonst war alle Mühe umsonst.

Dann wollte ich noch einen Nachtisch machen und da fiel mir auch gleich das richtige ein, denn es gab noch etwas, dass wir beide mochten, Schokoladenpudding. Also nahm ich einen weiteren Topf und brachte die Milch zum Kochen, dann gab ich das Puddingpulver und Zucker dazu und nahm den Topf vom Herd, als der Pudding dann dicker wurde, goss ich ihn in zwei große Schüsseln und stellte diese in den Kühlschrank. Nach dem der Pudding im Kühlschrank verschwand, konnte ich die Suppe vom Herd nehmen, denn jetzt war auch sie fertig.

Ich rief Tatze zum Essen und deckte mit ihr den Tisch, dann machte ich die Suppe auf unsere Teller und stellte einen vor ihre Nase, sofort, als sie erkannte, was da auf dem Teller war, begannen ihr Augen zu funkeln, dann setzte auch ich mich und wir aßen in aller Ruhe Mittag, danach holte ich dann die Schüsseln Pudding heraus und wieder sah ich das Funkeln in ihren Augen.

Kaum stand die Schüssel mit dem Süßen vor ihr, da hatte sie auch schon eine Ladung Pudding im Mund und versuchte zu grinsen, was ihr nicht gelang, da zu viel in ihrem Mund war.

Als wir mit Essen und Abwasch fertig waren, erzählten wir noch viel mit einander über die letzten zwei Monate. Wir waren so vertieft in unser Gespräch, dass wir das Abendessen ausfallen ließen, denn als wir auf die Uhr sahen, war es schon zu spät, wir wären sonst während des Essens eingeschlafen. Sie blieb auch diese Nacht bei mir und leistete mir Gesellschaft, in dieser Nacht träumte ich von Moran und unserem ersten Mal, er war so zärtlich, so sanft, dann wachte ich auf und merkte, wie sehr er mir fehlt, auch wenn ich erst zwei Tage wieder hier bin. Ich fragte mich, was sie jetzt wohl so machen, ob sie mich auch vermissen oder ob sie mich sogar suchen.

27. Kapitel - Herzlichen Glückwunsch

Den Rest der Nacht lag ich wach im Bett, denn es war alles so ungewiss, ich wollte so gern wieder zurück, aber es gab keine Möglichkeit, ich wusste jedenfalls nicht wie. Es wurde langsam hell und ich stand auf, achtete aber darauf, Tatze nicht zu wecken und ging ins Bad. Dort packte ich den Schwangerschaftstest aus und machte ihn so, wie es in der Beschreibung stand, dann wartete ich fünf Minuten auf das Ergebnis, meine Übelkeit hielt sich an diesem Morgen in Grenzen, ich musste mich nicht übergeben. Die fünf Minuten waren die längsten in meinem Leben, ich putzte mir zwischendurch die Zähne und dann war die Wartezeit vorüber und ich schaute auf das Ergebnis.

Ich fing an zu lächeln und dabei lief mir eine Träne hinunter, ich schmiss den gebrauchten Test in den Müll und ging erst einmal duschen und ließ das warme Nass über meinen Körper laufen, es war so angenehm entspannend, dann wusch ich mir noch die Haare, stieg aus der Badewanne, die einen Duschvorhang besaß, aus und trocknete mich ab, zog mir frische Sachen an und ging in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.

Dann war es auch schon acht Uhr und ich griff zum Telefon und rief meine Gynäkologin an, erzählte ihr von dem Test und dass ich Gewissheit haben möchte, ob der Test die Wahrheit gesagt hat oder nicht, denn wie man weiß, stimmt einer unter hundert nicht. Wir machten einen Termin um zehn Uhr und dann legte ich mich von ihr verabschiedend wieder auf. In der Zwischenzeit ist auch Tatze wach geworden und ging ins Bad, als sie dort fertig war und wieder heraus kam, erzählte ich ihr von meinem Termin, dann aßen wir gemütlich Frühstück.

Nach dem Frühstück war es dann Zeit los zu gehen, ich schnappte mir meinen Schlüssel, zog mir meine Stiefel an und schnappte mir dann auch noch die Hand von Tatze und ging los. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, ich war nervös und aufgeregt, als ich davor stand und ging dann rein. Ich meldete mich bei der netten Frau an der Rezeption an und setzte mich mit meiner Freundin in den Warteraum. Es dauerte nicht lange dann kam auch schon die Ärztin und rief mich auf. Ich ging mit ihr rein und erzählte noch einmal genauer von meiner Übelkeit, dem flauen Gefühl im Unterleib. Dann untersuchte die mich und ging mit mir zum Ultraschallgerät.

Sie sah sich meinen Unterleib ganz genau an und dann erhellte sich ihr Gesicht und sie sagte:

„Herzlichen Glückwunsch, sie werden Mutter, ich würde ihnen ja gerne mehr zeigen, aber sie sind erst etwa sechste. Woche, da sieht man noch nichts, bis auf einen kleinen schwarzen Punkt. Ich würde sagen, sie lassen sich einen Termin in sechs Wochen geben und dann schauen wir noch einmal nach und dann stelle ich ihnen auch einen Mutterpass aus, den sie dann immer bei sich tragen müssen, falls mal etwas passiert, was wir nicht hoffen wollen. Ich drucke ihnen noch das Ultraschallbild aus, haben sie sonst noch Beschwerden, denn wenn sie schon mal hier sind, kann ich mir das auch noch ansehen.“

Ihr Lächeln war sehr warm, sie freute sich wirklich für mich, gab mir das kleine Schwarz-Weiß-Bild und ich sagte:

„Nein, es ist sonst alles in Ordnung, mir geht es sehr gut, muss ich zugeben.“

„Das freut mich, wir sehen uns dann in sechs Wochen noch einmal, vielleicht haben sie bis dahin Fragen der Schwangerschaft betreffend, die ich ihnen dann beantworten kann.“, sagte sie zu mir und verabschiedete sich dann auch von mir, dann ließ ich mir besagten Termin geben und ging noch einmal ins Wartezimmer, um die wartende Tatze zu holen.

Auf dem Weg nach Hause löcherte sie mich mit Fragen, was denn nun sei, ob Junge oder Mädchen, eins, zwei oder mehr. Sie vergaß in der Aufregung, dass man so früh noch gar nichts sagen konnte, außer ob man schwanger ist oder nicht. Dann holte ich das kleine Bild aus meiner Tasche und zeigte es ihr und fragte:

„Also, dass ich schwanger bin ist klar, aber jetzt sieh mal drauf und sag mir, ob Junge oder Mädchen, ob eins, zwei oder mehr.“

Dann sah sie mich irritiert an und sagte:

„Da sieht man ja gar nichts, da ist ja nur ein kleiner Punkt.“

„Was hast du anderes erwartet, es dauert eben eine Weile eh man etwas erkennt, ich bin erst etwa sechste Woche, da sieht man nun mal noch nichts.“, sagte ich zu ihr und lächelte sie an. Sie fasste sich an den Kopf und sagte:

„Stimmt ja und so lange warst du nicht weg, dass man schon mehr sehen könnte. Aber jetzt mal ehrlich, du warst acht Wochen weg und bist bereits in der sechsten Woche schwanger, du scheinst ja nichts anbrennen zu lassen. Autsch, was sollte das?“

Ich gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf, denn so war ich nun mal nicht, aber bei Moran, war es was anderes, er war eben einmalig.

So folgte ein Monat auf den nächsten und brachte die Geburt immer näher und dann war es soweit. Ich lag im Kreißsaal und Tatze war an meiner Seite und hielt meine Hand, die ich manches Mal zu fest zu drückte. Dann aber war es soweit, die Wehen erreichten ihren Höhepunkt und schon schaute das erste Köpfchen, kurz danach folge der Rest des kleinen Körpers, ein kleiner Junge war geboren.

Doch die Ärzte sahen das Kind irritiert an, ich hörte es schreien, aber die Ärzte wussten im ersten Moment nicht, was sie machen sollen, sie durchtrennten die Nabelschnur. Dann aber merkte ich, dass es noch nicht vorbei war, denn es wollte noch ein kleines Leben das Licht der Welt erblicken.

Wieder kam zuerst das Köpfchen und dann der kleine zerbrechliche Körper eines kleinen Mädchens. Auch diesmal sah der Arzt irritiert aus, konnten aber nichts krankhaftes feststellen, doch dann wurde es mir zu bunt, ich wollte endlich meine Zwillinge sehen.

Zwei Schwestern brachten die beiden kleinen Würmchen und in diesen Moment verstand ich auch die Irritation des Arztes, denn die Haut der beiden war anders, sie war blaugrau und ihre Augen waren soweit ich sehen konnte, denn mein Junge hatte die Augen auf, goldfarben und dann fielen mir die kleinen spitzen Öhrchen auf. Die Haut war nicht ganz so wie die ihres Vaters, denn es steckte auch ein Teil von mir drin. Dann sagte ich zu dem Arzt:

„Es ist in Ordnung, ich habe nichts anderes erwartet, so wie sie sind, sind sie perfekt, meine Kinder eben, sie kommen ganz nach ihrem Vater.“

Ich lächelte, war geschafft von der Geburt, aber dennoch überglücklich.

Tatze stand auf und nahm das Mädchen auf den Arm und sah mich an und sagte:

„Wie süß, die zwei sind goldig.“

Dann bekam ich meinen kleinen Jungen auf den Arm. Ja, sie waren wirklich goldig, in meinem Arm schrie er nicht mehr, er wurde ruhig und lächelte mich an. Mir lief eine Träne über die Wange, wäre Tatze nicht bei mir, dann wäre ich spätestens jetzt nicht mehr allein. Mittlerweile wohnten meine Freundin und ich zusammen, und habe eine größere Wohnung. Dann sah mich Tatze an und sagte:

„Sag mal, hast du dir eigentlich Namen überlegt, du hast nie einen erwähnt, den du den beiden geben wolltest.“

Sie hatte vollkommen recht, ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht, ich hab mich auf die Kinderzimmer konzentriert, auf alles was ich noch brauchte, aber ich habe nicht an Namen gedacht, also musste ich nach denken und mir jetzt Gedanken dazu machen. Aber mir fiel nichts ein.

Der Arzt sagte mir, dass ich einen Tag Zeit bekomme und mir in Ruhe Gedanken machen kann. Also hatte ich ein wenig Zeit den beiden Kleinen einen Namen zu geben. Aber mir wollte keiner einfallen, für das Mädchen hätte ich einen, denn ihr hätte ich den Namen der verstorbenen Tochter Amalias gegeben, aber leider nannte sie mir nie den Namen des Mädchens.

Ich wurde auf ein Zimmer gebracht und konnte mich dann mit Tatze unterhalten, jeder hatte einen Säugling auf den Arm. Mein Sohn hatte weißes Haar und schien im Großen und ganzen die Gesichtszüge seines Vaters zu haben, dann nahm ich meine Tochter in den Arm und schaute sie mir genau an, sie sah mir ähnlich, wenn ich mich an Bilder zurück erinnere, die mich im Kindesalter zeigten. Sie aber hatte schwarzes Haar, wie ihr Vater und leuchtend goldene Augen, dann fiel mir ein kleiner Grünschimmer auf, der das Gold durchzog, dann fragte ich Tatze, ob sie mal bei dem Jungen gucken kann, ob auch bei ihm dieser Schimmer vorhanden war. Sie bejahte meine Frage und sagte: „Ganz, wie die Mama, nur dass du einen braunen Schimmer in deinen grünen Augen hast.“

Ich war so glücklich in diesem Moment und auf einmal fielen mir zwei Worte in den Sinn, jetzt hatte ich zwei Namen für die Kleinen, ich wusste nicht warum, aber irgendwie, brannten sich die Namen rein, sie gingen mir nicht mehr aus dem Kopf, auch am nächsten Morgen nicht, dann kam der Arzt und fragte ob ich mich schon entschieden hätte, dann sagte ich:

„Der Junge wird Sammy heißen und das Mädchen bekommt den Namen Lilly. Ich glaube, sie passen perfekt zu den Beiden.“

Der Arzt nickte und stellte die Geburtsurkunden aus und brachte sie mir.

Endlich war mein Leben perfekt, jetzt musste ich nur noch einen Weg finden wieder zu Moran zurück zu kehren. Aber das konnte sich noch sehr schwierig gestalten …

Impressum

Texte: deadly Banshee
Tag der Veröffentlichung: 02.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Geschichte widme ich all denen, die es in ihrem Leben schwer hatten und die trotz der ganzen Strapazen zu ihrem Glück gefunden haben.

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