Kinderbetreuung für die Sommerferien in Marienburg gesucht!
Montags bis Freitags von 10:00 – 18:00 Uhr
Samstags von 10:00 – 15:00 Uhr
Längere Betreuung nach Vereinbarung
Bei Interesse melden sie sich bitte
Unter folgender Nummer.
Gespannt las ich die Anzeige durch und umkreiste dann diese mit einem Neongelben Textmarker. Die Arbeitszeiten waren für meinen Geschmack etwas lang aber ich würde das schon hinbekommen und während die kleinen Kinder der anscheinend schwerbeschäftigten Eltern schliefen, konnte ich mich in aller Ruhe auf das neue Schuljahr vorbereiten und das ein oder andere Buch lesen.
Suchend überflog ich die Zeitung doch ich konnte nichts weiteres finden, was für mich interessant wäre. Irgendwo in Ehrenfeld suchte eine alte Freundliche Dame einen Freundlichen Begleiter für ihren freundlichen Hund, bei so viel Freundlichkeit musste irgendwas nicht stimmen und bei dem Gedanken an einen Hund verzog ich angewidert das Gesicht und widmete mich wider der Anzeige, die ich markiert hatte.
Da sich der Wohnsitz in Marienburg befand, waren dies optimale Bedingungen, sich für diesen Job zu bewerben, da ich selber aus Rodenkirchen kam und der Weg nicht so lang war. Jetzt musste ich nur noch wissen wo in Marienburg.
Bis auf die Arbeitszeiten und die Telefonnummer, hatte der Adressat nichts weiteres angegeben. Überhaupt schien diese Anzeige nicht wie all die anderen. Sie war groß und die Buchstaben waren Fett gedruckt, während der gesamte Text eingerahmt war und größer als alle anderen Anzeigen auf der Mitte der Seite Prangte und jemanden geradezu anschrie gelesen zu werden, als wollte der Aufgeber der Anzeige ganz sicher gehen. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie Teuer es gewesen war, diese Annonce in der Zeitung drucken zu lassen.
Ein weiteres mal las ich mir die wenigen Zeilen durch, während ich einen großen schluck Kaffee aus meiner Tasse nahm.
Montags
bis Freitags von 10:00 – 18:00 Uhr
Samstags von 10:00 – 15:00 Uhr
Die Zeiten machten mir wirklich zu schaffen. Ich hatte eigentlich gehofft, den Nachmittag frei zu haben um mich dann mit meinen Freunden zu treffen doch das würde wohl nicht gehen.
Welchen Beruf die Eltern wohl haben mochten, dass sie ihre Kinder die ganzen Ferien über, nicht selbst betreuten konnten aber wenigstens hatte ich den Samstagnachmittag und den gesamten Sonntag für mich.
Ich versank in Gedanken. Der Wunsch nach einem Ferienjob war nicht aus reiner Laune gekommen. Ich hatte vor kurzem ein ernstes Gespräch mit meinem Vater geführt und mit ihm über das Thema Uni gesprochen und wir beide waren uns einig geworden, dass ich einen Teil des Geldes für die Uni selber bezahlen musste, da mein Vater, wie er selbst immer sagte, kein Goldesel war, musste ich langsam anfangen zu sparen doch das Taschengeld alleine reicht nicht aus, daher hatte ich vor ein paar Monaten mit meiner besten Freundin Mona beschlossen, mich um einen Ferienjob zu kümmern.
Lange hatten wir beide gesucht und nichts gefunden. Doch am heutigen Sonntagmorgen als ich die Zeitung aufgeschlagen hatte, war mir die Anzeige sofort ins Auge gesprungen, das war genau das, was wir die letzten paar Wochen, so vergeblich gesucht hatten.
Mit einer Schere bewaffnet, schnitt ich die Anzeige aus der Zeitung, verstaute den rechteckigen Fetzen in meiner Hosentasche und legte die Zeitung zusammengefaltet wieder auf den Tisch, an dem ich saß, als Plötzlich die Küchentüre aufflog und mein Vater Michael in den Raum schlürfte.
»n’ Morgen süße«, murmelte er vor sich hin und ließ sich
kraftlos auf den einen Stuhl fallen.
»Was ist denn mit dir los? So kenne ich dich ja gar nicht«, fragte ich und musterte meinen Vater belustigt.
»Lange Nacht«, murrte er und legte den Kopf auf die Tischplatte. Seine Haare standen wirr von seinem Kopf ab und ein paar Bartstoppel ließen ihn verwegen aussehen.
»Möchtest du vielleicht einen Kaffee«, fragte ich und konnte mir ein breites grinsen nicht verkneifen, da wurde er hellhörig und hob seinen Kopf leicht an, um mir mit verschlafenen Augen ins Gesicht zu gucken
»Das würdest du für mich tun? Danke, du weißt gar nicht, wie lieb ich dich hab«, nuschelte er und drehte wieder den Kopf auf die Seite.
Lachend stand ich auf und machte meinem Vater einen Starken Kaffee.
Als ich ihn vor ihm hinstellte, lächelte er mich dankbar an und griff nach dem heißen Getränk um daran zu nippen. Sofort schien er lebendiger. Was so ein paar tropfen Koffein so alles bewirken konnten.
»Du bist meine absolute Lieblings Tochter, weißt du das?« Ich errötete leicht.
»Ja, weil ich deine einzige Tochter bin«, sagte ich, während ich nach dem Telefon auf der Anrichte griff und die Küche verließ.
In meinem Zimmer holte ich die Anzeige mit der Telefonnummer hervor und begann
Zu wählen. Nach dem zweiten tuten nahm jemand an der anderen Leitung ab und es erklang eine Freundliche junge Frauenstimme. Jünger, als gedacht.
»Schönen guten Tag, sie sind mit dem Service Büro von Wagner Hotels in Köln verbunden. Mein Name ist Sabine Klein, was kann ich für sie tun?«, fragte die Stimme freundlich. Wie konnte es möglich sein, einen Text, die ganze Zeit runter zu rasseln und dabei trotzdem freundlich zu klingen? Ich runzelte die Stirn, als mir die Worte der Frau bewusst wurden „Wagner Hotels?“ hatte ich mich verwählt?
»Äh...entschuldigen sie vielmals, ich glaube ich habe mich mit der Nummer geirrt« Stammelte ich und legte auf.
Abermals sah ich mir die Nummer genau an und wählte dann erneut.
Direkt nach dem ersten Freizeichen, wurde der Hörer abgenommen.
»Schönen guten Tag, sie sind mit dem Service Büro von Wagner Hotels in Köln verbunden. Mein Name ist Sabine Klein, was kann ich für sie tun?«, erklang abermals die Freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung. Handelte es sich um einen Scherz?
Hatte irgendein Idiot diese Anzeige aufgegeben, um Mädchen wie mich zu verarschen oder stimmte etwas mit ihrem Telefon nicht?
»Hallo, ist da jemand?«, fragte die Frau auf der anderen Leitung, sodass ich aus meinen Gedanken gerissen wurde.
»Ähm Hallo, mein Name ist Alice Schäfer, ich hab gerade schon einmal angerufen, ich glaube unser Telefon ist kaputt«, erklärte ich nervös. Ich hasste formelle Telefonate.
»Wen wollen sie den eigentlich anrufen?« Fragte die Frau ruhig und immer noch freundlich.
»Ich wollte mich eigentlich für einen Ferienjob als Babysitter bewerben aber ich lande irgendwie immer bei Hotel Wagner. Es tut mir wirklich leid, wenn ich sie störe«,
erklärte ich doch die Reaktion die erfolgte, war eine ganz andere, als Ich gedacht hatte.
»Ah, dann sind sie hier genau richtig. Sie wollen bestimmt auf den kleinen Sohn von frau Wagner aufpassen oder? Dann schicken sie bitte ihre Bewerbung mit Lebenslauf und Lichtbild an folgende E-Mail Adresse«, trällerte Sabine freundlich drauf los und ich notierte die E-Mail unterhalb der Anzeige.
»Sollten ihre Anlagen den Erwartungen von Frau Wagner entsprechen, werden sie über E-Mail benachrichtigt, ob sie zu einem Bewerbungsgespräch vorgeladen werden«,
rasselte die Klein runter und ich hatte mühe bei der Geschwindigkeit ihrer Worte überhaupt zu verstehen. Ich nickte eifrig und hätte mich im selben Moment am liebsten dafür getreten. Sabine Klein sah nicht, wenn ich am anderen Ende der Leitung nickte also antwortete ich mit einem Knappen »ja« Dann wurde die Leitung unterbrochen.
Lebenslauf? Bewerbungsgespräch? Wagner Hotels? Was hatte ich nicht mitbekommen?
An meiner Zimmertüre klopfte es und diese schwang keinen Augenblick später weit auf.
Im Türrahmen stand mein Vater.
»Kannst du mir erklären, warum ein Loch im Sportteil ist?«, fragte er mich und faltete die Zeitung auseinander um mir die fehlende Stelle mitten im Artikel zu zeigen.
»Vielleicht hat Luna den Sportteil gefressen«, sagte ich und lächelte ihn freundlich an.
Missbilligend schüttelte er den Kopf doch als er sich umdrehte konnte ich ein leichtes grinsen auf seinen Zügen erkennen. Ohne weitere Zeit zu verschwänden, machte ich mich daran diese Bewerbung zu schreiben. Mir war etwas komisch zumute, bei dem Gedanken eines Bewerbungsgespräches aber was konnte ich schon daran ändern.
Ich stellte mir meinen Laptop auf die Knie und öffnete die alten Mustervorlagen, die wir letztes Jahr in der Schule geschrieben hatten, änderte das Datum und korrigierte ein Paar Daten und schickte dann alles in einem Anhang unter dem Betreff „Bewerbung“ zu der mir angegebenen E-Mail Adresse.
Als ich den Laptop von meinen Knien nahm, bemerkte ich ein kleines weißes Fellknäuel neben mir, das mit großen hellbraunen Augen zu mir herauf sah und voller Erwartung die Ohren spitzte. Ich lächelte das kleine Kätzchen an.
»Na komm Luna«, sagte ich und klopfte mit beiden Händen auf meinen Schoß.
Luna verstand die Geste und sprang auf mich, drehte sich ein paarmal im kreis und ließ sich dann mit einem lieblichen mauzen auf meine Beine sinken, dann schloss sie Augen und schnurrte gemächlich in ihr Fell.
Sanft strich ich ihr über den Rücken, sodass ihr schnurren anschwoll und nun wie ein gleichmäßiges summen klang, dessen Vibration ich auf meinen Oberschenkeln spürte.
Als ich gedankenverloren das Fell meiner Katze strich, dachte ich über den Namen nach, den Frau Klein am anderen Ende gesagt hatte. „Wagner Hotels“, irgendwie kam mir dieser Name bekannt vor aber woher?
Ich stand eine ganze weile auf der Leitung, ehe mir die Erleuchtung kam.
Die Familie Wagner war stolzer Besitzer einer weltweiten Hotelkette, die derzeit in aller munde war. Auch ich wusste nur davon, weil mein Vater mir davon erzählt hatte, auch wenn ich nicht wusste, zu welchem Zweck.
Anscheinend hatte die schwerbeschäftigte Karriere Mutter keine Zeit und wollte nun sicher gehen, dass ihre Sohn über die Ferien gut versorgt war aber besorgten sich dann solche Leute nicht normalerweise eine Nanny?
Nun ja, mir sollte es recht sein und wenn alles gut läuft, habe ich bald einen Job bei einer reichen Familie. Na wenn das keine guten Aussichten waren.
Bildmaterialien: file:///BuchCover/frau-auf-schaukel-large.jpg
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2012
Alle Rechte vorbehalten