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Ich im Spiegel der Anderen / Zerfressen

Ich im Spiegel der Anderen 17.10.2012

 

Sein Bild

Ich saß auf meinem Bett und zitterte, das schon seit einer geschlagenen Stunde. Seit er aus meinem Zimmer gerannt und vor Wut noch schnell mal einen Gegenstand gegen die Wand geworfen hatte, welcher jetzt garantiert Schlagseite hatte. „Du willst es nicht verstehen Jo! Weißt du eigentlich was du mir antust? Du reißt mir mein Herz raus!“ rief seine Stimme durch meine Gedanken, was mich dazu veranlasste noch mehr zu Zittern als ohne hin schon. „Du, du….. bist nicht mehr der den ich kenne!“ hallte es in meinem Kopf.

Meinen Wiederspruch wollte er nicht hören und als ich plötzlich in Tränen ausbrach, nahm er mich nicht wie sonst in seine Arme, sondern blieb vor mir stehen und starrte auf mich runter. Ich saß wie ein Häufchen Elend auf dem Boden, während meine Tränen den Puder von meinen Wangen lösten, den ich nur für ihn aufgelegt hatte. Ich fühlte mich wie zerfleischt, sowie Soby aus Loveless (unser lieblings Manga). Ich hatte nämlich das Gefühl als würde der Name meines Freundes aus mir raus bluten, zwar nicht aus meinem Hals wie in Loveless, aber aus meinem Herzen. „ Hör auf zu weinen! Es gibt keinen Grund! Der Einzige der hier weinen sollte bin ich! Aber ich tue es nicht!“ Darauf hatte Nico nicht antworten können, dazu saß seine Scham zu tief. „ Es ist ja nicht nur das! Du hast dich in letzter Zeit so verändert! Zum Schlechten wenn du es genau wissen willst!“ Danach hatten sie geschwiegen. Eine ganze Weile. „ Wenn du es suchst…. Da!“ Nico deutete verzweifelt auf die abschließbare Schublade seines Nachtisches. „ Was soll`s …. Wenn ich es dir weg nehme wirst du dir neues besorgen! Oder mich anbetteln! Ich hasse das! Das ist erniedrigend und schmerzhaft! Aber du kannst es nicht verstehen! Du wirst es nie verstehen! Du kannst dich nicht durch meine Augen sehen!“ mit diesen Worten war er raus gerauscht, sich noch einmal umgedreht und einen länglichen Gegenstand in sein Zimmer geschleudert.

Nico hatte nicht gesehen um welches Objekt es sich handelte. Ich raffte mich auf, steckte die Hand nach der Schublade aus, entnahm ihr mein Lebensgift. Dann strauchelte ich in die Ecke des Zimmers wo der Gegenstand gelandet war. Als ich sie endlich erreicht hatte stürzte ich auf den Boden. Bei dem Objekt handelt e es sich um ein kleines, schwarzes Schmuckkästchen. Ich öffnete es und darin befand sich der Ring. Der Valentinsring den ich ihm geschenkt hatte. Ein Dolch stieß sich in mein Herz. Ich begann wieder zu heulen. Nach einer geraumen Zeit schaute ich hoch und direkt in mein Gesicht. Panisch fing ich an zu schreien doch das Bild welches ich im Spiegel sah wollte nicht verschwinden. In der glatten Oberfläche zeigte sich ein Mensch mit meinem Gesicht, doch seine Haut war viel blasser als meine und tiefe Ringe waren um meine Augen gezogen. Noch dazu war mein Gesicht extrem knochig so wie der Rest meines Körpers. Ein schwerer Umhang bedeckte meinen Körper. Nur ein Ärmel war hoch gekrempelt und zeigte einen dürren, blassen Arm übersäht von vielen blauen Flecken. Sie alle sahen aus wie frühere Einstiche. Ich schrie erneut. Ich habe mit dem Konsum doch erst letzte Woche angefangen! So viele Stichwunden kann ich doch nicht haben! Und seit wann besitze ich schwarze Mäntel? Was ist mit meinen Augen passiert? Einen Augenblick später verflüchtigte sich mein Spiegelbild und eine gesunde Person mit verheulten Augen saß vor mir.

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Tag der Veröffentlichung: 01.04.2013

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