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Des Grafen Ende



Oh all ihr ehrenwerten Leut,
ich erzähl euch hier und heut
von einer gar grausigen Tat
durch des Bösen Hand und Saat.

Auf dem Schloss da ist´s geschehen,
glaubt es mir unbesehen,
als in einer gar dunklen Stund
sich das Schicksal tat hier kund.

Mitternacht, so wurd´s mir gesagt,
hat man diese Tat gewagt,
den Herrn Grafen umzubringen
und in den Tod zu zwingen.

Er nahm zu der schon späten Zeit,
ganz zum Bettengang bereit,
noch einen letzten Schlummertrank
dem vergilbten Tag zum Dank.


Doch hätt´ er´s lieber nicht getan.
Es kam der Tod zu ihm hinan.
Gar furchtbar hat es ihn gewürgt
bis er sein Leben verwirkt.

Er mit Krämpfen danieder sank,
als wäre er lange krank.
Eine Truhe wurd´s Totenbett,
die da stand ja ganz adrett.

Auf der sein Leben war nun aus,
oh war das ein schrecklich Graus.
Ein weißlich Schaum ihm stand vorm Mund,
quellte aus dem kleinen Rund.

So fand man nun den Herrn Grafen,
vorbei war´s mit dem Schlafen.
Das Schloss in heller Aufruhr war,
Schrecken in der Dienerschar.


Frau Gräfin es auch gleich erfuhr,
nahm sich eine seid´ne Schnur,
wollt aus ihrem Leben scheiden,
nicht Einsamkeit erleiden.

Man konnte sie noch abhalten
durch dreier Mann Gewalten.
War selbst gerade genesen,
wollt mit dem Herrn verwesen

Schwer war ihr sogleich das Leben,
wollt sich dem Selbst ergeben,
hatte tatsächlich allen Grund,
man erfuhr´s zur Mittagsstund´.

Sie selbst vergiftete des Grafen Trank
mit Eisenhut aus dem Hexenschrank,
spielte danach das trauernde Weib
mit ihrer Seele und ganzem Leib.


Ergab sich teuflisch Treiben,
wollt´ nackt am Teufel reiben.
Ein Weib hat´s dem Richter erzählt,
als sie mit Wasser gequält.

Um die Gräfin war´s geschehen,
es ließ sich deutlich sehen.
Man nahm sie fest und sperrte ein,
wo kein Teufel kam hinein,

sprach sie des Mordes rasch schuldig.
Der Henker schien nicht duldig,
hängte die böse Hexe auf.
Das Schicksal nahm seinen Lauf.

So schied sie doch aus dem Leben,
nichts wurd auf ihr gegeben.
Als Buhlin und Giftmischerin
fuhr sie rasch zum Teufel hin.


So es hat sich zugetragen,
wie ich es konnt´ vortragen.
Und wer noch Zweifel daran hat,
den bring ich an beider Grab.


Der alte Grund



Kennt ihr noch den alten Grund,
in dem sich tat eine Mordtat kund?
Wie lieblich war einst der Ort,
nun treibt einem hier das Grauen fort.

Was waren es für Zeiten,
als es gab am Orte kein Leiden.
Der Platz schien ein friedvoll´ Fleck
und auch die Liebe hatte ihr Eck.

Bis dann die Mordtat geschah,
man einen Werwolf hier laufen sah,
der die Tat hatte vollbracht
und mit höhnischem Grinsen gelacht.

Seine Spur verlor sich schnell,
denn der Werwolf war im Kopf recht hell,
ließ sich nicht einfach fangen,
sollten Jäger hierher gelangen.


Liebe konnt´ man vergessen,
auf den Tod war niemand versessen.
Wer wollt denn dort hingehen,
einen Werwolf als Letztes sehen?

Vergessen wurd jener Ort,
seit geschah des Werwolfs blut´ger Mord,
getilgt von Landeskarten,
wie man es konnte wohl erwarten.

Der Werwolf ist Legende.
Er fand schon vor Zeiten sein Ende.
Sicher kann man dort nicht sein,
denn neue Ruhe trügt oft zum Schein.

Das Schloss auf dem Berg



Im alten Schlosse auf dem Berg
da hauste eins ein alter Zwerg,
war garstig gar zu jedermann,
der um Almosen kam hinan.

Er zeterte, warf seinen Stock,
es klebte Blut an seinem Rock.
Schauderhaft war es zu sehen,
sein schlechter Ruf weit am Wehen.

Eines Tages, so sah man dort
kein Lichtchen mehr an diesem Ort.
Düster standen alte Mauern.
Was mochte nur drinnen lauern?

So begab man sich ängstlich hin,
nichts Gutes stand allen im Sinn.
So merkwürdig war dieser Zwerg,
der da herrschte auf diesem Berg


Sich ein Bild des Entsetzens bot,
nichts war im alten Schloss im Lot.
Das Innere war verkommen,
furchtbar schien er sich benommen

Voll Ekel kehrte man zurück,
vom Zwerg jedoch fand man kein Stück.
Ganz spurlos war er entschwunden,
das Schloss jedoch arg zerschunden.

Ihn fand man fürwahr nie wieder.
Das Schloss riss man recht bald nieder.
Ruinen stehen heut´ an dem Ort,
bieten Fledermäusen den Hort.

Hexentanz



Ringel im Reih`n
Tanz mit uns fein
Wirst so bald
Eine Hexe sein

Dunkle Felsen ragen hoch empor,
türmen sich auf zu dem Höllentor,
haben ausgespien Teufelswesen,
in den Händen halten sie Besen.

Aber sie fliegen heut´ nicht damit,
sondern tanzen in der Hexen Tritt
um ein lodernd Feuer stets herum.
Manche Rücken sind schon mächtig krumm.

Die Leiber schlängeln im Teufelsschritt,
auch Watelinde tanzt freudvoll mit.
Alles wiegt im Winde hin und her,
aber Hexen fällt das gar nicht schwer.


Hell brennt die Flamme im dunklen Wald,
den alten Hexen wird so nicht kalt.
Gluten wärmen ihrer Höllenherz,
keine leidet an der Kühle Schmerz.

Sie sind fürwahr im schönsten Wiegen,
als das Tanzen kommt zum Erliegen.
Ganz schnell ward die Fremde gesehen,
menschlicher Duft schien weit zu wehen.

Da kommt eine junge Frau daher,
will ihr menschliches Leben nicht mehr,
will ihr Herz ganz dem Teufel schenken,
sich durch des Satans Kräfte lenken.

„Bist du ab nun zu allem bereit?“
fragt Watelinde die Frau gescheit.
„Ich möcht´ ab heut´ eine Hexe sein,
das Leben ist die grausamste Pein.


Ich komm mit meinem Leben nicht klar,
nur die Kindheit war noch wunderbar.
Seit Jahren schon ist es nicht sehr fein,
ich weiß einfach nicht mehr aus und ein.“

„Und nun bist du zu uns gekommen,
hast Abschied von daheim genommen,
willst eine Hexe des Runds werden,
musst dich auch wie eine gebärden.

Beweise Neigung zur Hexenkunst,
spring durch des Feuers rotglühend Dunst.
So zeigst du uns den nöt´gen Beweis,
Hexe zu sein in unserem Kreis.

In der Flamme, sie spürt es genau,
wird eine Hexe aus der Menschenfrau.
Der Satan gibt ihr das düstere Wesen,
von dem Menschsein ist sie genesen.


Der Satan erweist ihr seine Gunst,
benetzt sie wohl mit düsteren Dunst,
hält über ihr seine dunkle Wacht,
gibt ihr fürwahr die teuflische Macht.

„Du hast bewiesen die Hexenkunst,
nahmst auf in dir Feuers Satansdunst.
Treue ist uns allen erwiesen,
tanz mit uns in den Felsenriesen.

So ist sie aufgenommen im Bund,
tanzt mit den Hexen im großen Rund,
lässt ihre Neigung nun wahrlich zeigen,
wiegt sich im schönsten Hexenreigen.

Den Hexenbesen gibt man ihr schnell,
das Feuer bescheint den Körper hell.
Dahinter das dunkle Höllentor
ragt in den Felsen düster empor


Ringel im Reih`n
Tanz mit uns fein
Wirst so bald
Eine Hexe sein


Die alte Hafenkneipe



Im dunklen Hafen die Kneipe stand,
die auch als Spelunke wohl bekannt.
Gestalten trieben sich dort herum,
einige schienen auch reichlich dumm.

Zerschlugen mit Kraft öfter einmal
zu des Wirtes Lasten schlimme Qual
die alte Spelunke fast zu Brei
mit gar manchem rohen Kampfgeschrei.

Dirnen entblößten ihre Brüste
Vor den Männern der rauen Küste,
die johlend Bier und Whisky tranken
und in manch Träumerei versanken.

Auch der Wirt trieb es zuweilen toll,
wenn sein Genuss ging über dem Soll.
Dann gab es auch mal einen Kleinen
und ein fröhlich Lachen statt Weinen.


Die Kneipe war immer gut besucht,
galt sie zuweilen auch als verrucht.
Doch hatte sie das Flair und den Stil,
was so manchem Gästen gut gefiel.

Die Zeit ist nun dahin gegangen,
nichts kann man nun dort mehr verlangen.
Die Spelunke lang´ Geschichte ist,
wird nun von so vielen stark vermisst.

Heidelinde und Siegfried



Heidelinde
ritt geschwinde
mit dem Winde
fort
von diesem Ort.

Denn der Siegfried,
der sie oft mied,
sang ein falsch Lied,
nahm
sich fremde Scham.

Ging in ein Haus
und kam heraus
mit bestem Schmaus,
fand
eine lieb´ Hand.


Das mocht´ sie nicht,
hielt ihr Gericht
über den Wicht,
lief
fort mit ´nem Schnief.

Heidelinde
bald voll Sünde
ohn´Geschinde
war
des Glücks nun klar.

Fand Erfüllung
in der Stellung
der Erhellung,
schön
Männern zu seh´n.


Ihr neues Haus,
fürwahr ein Schmaus,
so schaut es aus
und
treibt es recht bunt.

Und auch Siegfried,
der sie so mied,
von dem sie schied,
schaut
vorbei vertraut.

So sind beide
nun ohn Eide
in Geschmeide
lieb
mit manchem Hieb.


Fräulein Ulla auf Trulla



Hier auf dem Burglein Trulla
da saß einst Fräulein Ulla.
Ein edles Fräulein, fürwahr,
das war weithin jedem klar.

Doch war strenge Sitte ihr
nicht das erlauchte Brevier.
So wahrte Fräulein Ulla
es nur zum Schein auf Trulla.

Denn sie war recht besessen,
konnt Liebe nicht vergessen,
ergab sich schnell jedem Mann,
der mal zur Burg kam hinan.

War das ein Spiel der Lüste,
es wackelten gar Brüste,
ertönten lustvoll Schreie
als großer Liebe Weihe.


Und auch der erlauchte Mann
war voll Freude immer dann,
wenn er beglückt die Ulla
hier auf dem Burglein Trulla.

Bis eines Tag´s zu ihr kam
ihr Ehemann hoch voll Scham
und seiner lieben Ulla
dort auf dem Burglein Trulla

band ´nen keuschen Gürtel um,
was für ihn so gar nicht dumm.
Fortan war es sittsam hier,
Ulla nur noch sein Revier.

Doch die Ulla mocht das nicht,
der Gürtel war voll Gewicht
und ließ kein Männlein kommen,
hatte er es vernommen.


Baldig sann sie nach und nach,
wie zu beseit´gen die Schmach,
die ihr all die Lüste nahm,
rot bedeckte voller Scham.

Den Schlüssel gab´s nur beim Mann,
der so selten kam hinan,
ganz müde oft gleich einschlief,
wenn in ihr die Lust noch rief.

Da fand sie ´nen Schlüsselschmied,
zu dem man Kontakte mied.
Der schaute sich´s Schlösslein an,
ging an die Arbeit heran.

Lange hatte er zu tun,
gab sich keine Zeit zum Ruh´n.
Dann war´s kleine Stück geschafft
durch der Hände fleiß´ger Kraft.


Und siehe da, das Fräulein
trägt den Gürtel nun zum Schein,
wenn ihr Mann mal wieder da.
Voll Müdigkeit, glaubt es ja.

Doch ist er nicht im Hause,
da geht sie los die Sause.
Viel Spaß es gibt für Ulla
hier auf dem Burglein Trulla.

Die Geigerwand



(nach einer Sage aus dem Berchtesgadener Land)

Kennst du den Geiger auf der Geigerwand?
Im ganzen Land ist er hier wohl bekannt!
Von Fels zu Fels springt der harte Mann,
durch die Berge man ihn hören kann

Er ist eine zauberhafte Gestalt,
hat über die Felsen seine Gewalt,
spielt eine traurige Melodei,
eilt geschwind durch die Steinwelt dabei.

Ganz wundersam tönt so seine Weise,
unterbricht so manche Mondscheinreise,
weit ins Berchtesgad´ner Land hinein.
Gar in Salzburg klingt es noch recht fein.

Doch kennt niemand den merkwürd´gen Mann,
der sein Lied so wunderbar spielen kann.
Denn ist die Melodie verklungen,
sein Leben ist zuend´ gesungen.


Spurlos eilt er in die Bergwelt hinein,
in der dunklen Gänge scheinbares Sein.
Und die Geigerwand steht nun einsam
mit ihrem stark zerklüfteten Kamm.

Vom Schimmel



(nach einer Sage aus dem Ratzeburger Land)

Ein Schimmel war in alter Zeit
oft auch zum Arbeiten bereit,
trug Steine und so manche Last
von Ort zu Ort gar ohne Hast.

So war es auch in diesem Dorf,
trug wund sich bis zu manchem Schorf
Tag für Tag gar schwere Karren,
ließ sich dabei niemals narren.

Gar stolz zog er seiner Wege,
genoss Futters beste Pflege.
Gab´s zurück in Liebe und Kraft,
hat so oft den Weg geschafft.

So wuchs voran ein Gotteshaus,
Menschen gingen dort ein und aus.
Der Schimmel jedoch wurd´ schwächer,
sah nur noch des Stalls Gemächer.


Bis schließlich kam der Tag heran,
er seinen letzten Weg trat an
und tot in seinem Stalle lag,
ein großer Verlust ohne Frag!

Da grub man dem Schimmel ein Grab
gleich neben der Kirche als Gab,
um ihn zu halten in Ehren,
Gottes Reich nicht zu verwehren.

Ein großer Baum dort heute steht,
ihr ihn in voller Pracht nun seht.
Gepflanzt von einem großen Mann,
der dereinst war in Acht und Bann

Ob er den Schimmel auch gekannt,
das bleibt für immer ungenannt.
Doch beide sind unvergessen,
so auch ihr es könnt ermessen!

Nymphenwelt



(nach dem Gemälde „Badende Nymphe“
von Karl Spitzweg)

In Schönheit geborn´n, stehe ich hier.
Mein Bad erfrischend, glaube es mir.
Ich trockne mein Haar, es ist recht lang.
Es hält mich sehr warm, macht mich nicht bang.

Oft düstern ist´s hier, doch einsam schön.
Das grüne Kleid schützt, wenn Winde weh´n.
Die Welt der Nymphen, wirst es glauben,
kann so manchem Mann Verstand rauben.

Frisch ist das Wasser, von Zauber beseelt
Die Welt liegt so rein, nichts wirkt gequält.
Geheim ist der Ort, menschverborgen.
Eine Zauberwelt, frei von Sorgen!

So bin ich gebor´n, kann man sagen,
ein Zauberwesen, keine Fragen!
Ich möcht´ nicht tauschen, dies ist die Welt.
Die Welt der Nymphen, sie mir gefällt!

Impressum

Texte: René Deter
Bildmaterialien: René Deter
Tag der Veröffentlichung: 11.12.2011

Alle Rechte vorbehalten

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