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In einer Welt, die von Vampiren beherrscht wird und in denen Menschen gezüchtet werden, um die Bedürfnisse der Vampire zu decken, ist es schwer, ein geordnetes menschliches Leben zu führen. Wenngleich es Annehmlichkeiten gab, so waren doch die Menschen nur eine Nutzrasse, ein Spielzeug der Vampire. Ein wichtiges Spielzeug zwar, aber eben nur ein Spielzeug.
Freilich waren die gezüchteten Menschen auf eine Art und Weise intelligent, aber den Vampiren konnten sie auf keinem Gebiet das Wasser reichen. Jene waren nicht nur die Mächtigen, sondern sie waren auch die viel Stärkeren. Das ließen sie die Menschen auch immer dann wissen, wenn es nötig war. Und in den Augen der Vampire war es oft nötig.

Ein besonderer Schlag unter den Menschen waren die sogenannten Bluthuren, junge Frauen und Männer, die zu nichts anderem als einer Art Nahrungsquelle dienten. Letztendlich waren sie große Getränkebehältnisse mit einem besonders gutem Blut.
Oh sie waren stolz darauf, den Vampiren in dieser besonderen Weise dienen zu dürfen. Denn jeder Vampir schätzte einen guten Tropfen Blutes.
Dazu wurden sie besonders gut versorgt und behütet, denn verderbliche Ware wollten auch die Vampire nicht zu sich nehmen.
Natürlich war es ein Vorteil, wenn man jung und ansprechend war. Das hatten die Vampire besonders gerne. Deshalb wurden die Bluthuren nie besonders alt. Waren sie verbraucht, so mussten sie neuen Menschen weichen, die ihre Stelle einnahmen. Da waren die Vampire gnadenlos.
Nur selten lebte ein Mensch nach seinem Bluthurendasein weiter fort. Wozu sollte er dann auch noch dienen? Sein Job war einzig und allein die Versorgung der Vampire mit Blut. Dazu wurde er von ihnen gezüchtet. Dazu wurde er von ihnen verwendet. Zu nichts anderem wurde er gebraucht.

Selena war eine von ihnen. Die Menschen sahen sie als besonders schön und wohlgeformt an, den Vampiren hingegen wirkte sie wie die meisten Menschenfrauen sehr gewöhnlich. Doch immerhin hob sie sich weit von der Durchschnittsware ab, die sonst als Bluthure fungierte.
Selena genoss diesen Umstand, da er ihr einige Privilegien einbrachte, den die meisten Bluthuren nicht genießen durften.
Zwar wohnte sie wie alle anderen Bluthuren in einer der menschlichen Wohngemeinschaften, doch hatte sie dort mehr Luxus. Diesem Umstand verdankte sie besonders einem Vampir, der sie mit Sachen ausgestattet hat, die sonst nur den Vampiren zugänglich waren.
Sie hatte ihm dafür ihren makellosen Körper angeboten, doch er hatte abgelehnt.
Freilich wusste Selena, dass ein bindender sexueller Kontakt zwischen Vampirmann und Menschenfrau verboten war, aber die Hoffnung auf einen solchen Kontakt trug sie stets in ihrem Herzen.
Das hieß nicht, dass sie sich nicht schon unverhüllt gesehen hatten, denn das verbot das Gesetz nicht. Aber es war, wie man vor langer Zeit zu sagen pflegte: rein platonisch. Selena hatte diesen Ausdruck einmal aufgefangen, doch den wahren Sinn, der dahinter steckte, verstand sie nicht. Und sie wollte ihn auch nicht verstehen.
Bevor sie sich so sahen , musste sie sich immer mit einem besonderen ätherischen Öl einreiben, der angeblich. Den Menschengeruch überdeckte und ihr einen vampirischen Touch gab, wie er immer zu meinen pflegte.
Meist erregte sie ihn dann mit ihrem Körper und lasziven Bewegungen und er zog sich dann ebenfalls aus, um ihr wenigstens einen Teil ihrer Bemühungen zurück zu geben, ohne jedoch dabei das Gesetz zu verletzen.
Doch mehr war es nie.
Was dann folgte, war ein zärtlicher Biss und das Laufen des Blutes aus ihrem Körper in seinem Mund. Doch dieses Trinken, dieses Saugen erregte sie, mehr als es der Körper des gut gebauten Vampires tat.
Es versetzte sie in einen Rausch, der sie unten feucht werden ließ. Irgendwie hatte der Vampirbiss eine erotische Wirkung, die sie dann weidlich auskostete.
Die blutgierigen Augen des trinkenden Vampirs vergaß sie. Und er zeigte sie ihr auch nicht, denn es hätte die zarte Bande zwischen ihnen empfindlich zerstört. Und das wollte er nicht. Solange sie seine Bluthure war, wollte er sie würdig behandeln
Er trank nur so viel, wie er brauchte. Dann ließ er sie sanft auf einen Sessel gleiten und sich von seinem Gelage erholen. So toll ihr Blut auch schmeckte und sie brauchbar sie als Bluthure auch war, wenn er zuviel von ihr trank, würde sie schneller den Tod finden als wie es nötig wäre.

Wenn Selena dann wieder zu sich kam, war der Vampir meistens schon wieder entschwunden. Manchmal legte er sogar einen kleines Notizzettel mit Dankesworten hin. Das war weit mehr, als wie andere Vampire es taten.
Sie hatte auch schon einen erlebt, der kam, holte sie aus der Wohnung, zerrte sie auf brutale Art in die Vampirstadt und schlürfte so kräftig am Blut, dass das Schmatzen weithin zu hören gewesen wäre.
Danach ließ er sie achtlos liegen wie ein Stück Dreck, eine weggeworfene Getränkedose. Und man musste sie zurück bringen und hoffen, dass sie den nächsten Tag noch erlebte.
Ständig die Bluthuren auszutauschen wollte die meisten Vampire nämlich auch nicht, denn jeder neue Mensch bedeutete einen neuen Geschmack. Und da waren die Vampire nicht anders als wie früher die Menschen. Veränderungen brauchten so ihre Zeit.
Selena war dann immer froh, wenn sie wieder in ihrer Wohnung aufwachte und ihr es trotz des enormen Blutverlustes so einigermaßen gut ging.

So verlebte sie glücklichere und weniger glücklichere Zeiten. Ihr Blut war gefragt und besonders jener eine Vampir zelebrierte das Trinken an ihrem Körper.
Er war es dann auch, der ihr schlechte Nachricht brachte.
„Du warst meine liebste Bluthure, Selena. Das weißt du!“
Sie wusste es, denn alle Gaben, die er ihr gebracht hatte und das ätherische Öl waren deutliche Zeichen. Doch Selena ahnte, was jetzt kam. Sie hatte damit gerechnet, doch nun kam es doch sehr plötzlich.
„Ja,“ antwortete sie dem Vampir.
„Doch nun“, fuhr er fort, „ist es an der Zeit Abschied zu sagen. Du weißt, was das heißt.“
Ja, sie wusste es. Als Bluthure wusste sie es.
„Ich werde heute das letzte Mal von dir trinken. Dann aber werde ich dich töten müssen.“
Selena nickte. Irgendwann kam die Zeit des Abschiedes. Irgendwann hörte ihr noch junges Leben auf. Das war Gesetz. Und sie war diejenige aus ihrem Jahrgang, die am längsten hatte leben dürfen. Alle ihre Kameradinnen und Kameraden waren schon lange den letzten menschlichen Weg gegangen, waren von Vampiren getötet worden.
„Ich hoffe, mein Blut schmeckt dir noch und mein Tod wird sanft werden.“
„Sicher, Selena. Das bin ich dir schuldig. Du wirst einen schönen Tod erleiden. Dafür werde ich sorgen.“ In seiner Stimme schwang fast ein wenig Mitleid mit. Und auch die Augen versprühten eine gewisse Traurigkeit und sahen so ganz vampiruntypisch aus.
„Und nun bereite dich vor.“
„Das mache ich.“
Selena zog sich in ein anderes Zimmer zurück. Dort zog sie sich aus und rieb den Körper mit dem ätherischen Öl ein. Zum letzten Mal führte sie diese so heilige Prozedur durch und zum letzten Mal roch sie danach nicht mehr wie ein Mensch.
Selena betrachtete sich. Ihr Körper war immer noch tadellos, zeigte keine Alterungserscheinungen. Nur die Einbiss-Stellen der Vampirzähne waren schwach zu erkennen. Doch man übersah jene leicht, wenn man nicht genau hinschaute. Die Stellen waren jedes Mal gut abgeheilt.
So war es nun. Ein letztes Mal würde sie seine Bluthure sein. Ein letztes Mal würde er ihr wunderbares Blut trinken.
Und dann... Dann würde sie aufhören zu existieren, wie so viele andere Bluthuren auch.
Es war ein grausames Schicksal, doch in dieser Welt war es so bestimmt. Selena wusste es.
Sie hatte sich davor gefürchtet, diesen Tag zu erleben. Und nun kam er heran und war unabänderlich. Nichts konnte sie dagegen tun.
Fliehen war unmöglich und bedeutete nur einen bestialisch grausamen Tod. Da war die Sanftheit dieses Vampires vorzuziehen. Sie vertraute ihm, auch in der Stunde ihres Todes.
Selena kehrte in den Wohnraum zurück. Dort stand der Vampir schon bereit. Auch er hatte sich entkleidet und zeigte seinen wohlgeformten Körper mit allen seinen Vorzügen, die sie nie mehr würde wirklich genießen können.
„Bist du bereit, Selena?“ fragte er sie. Sie nickte als Antwort. „Dann komm näher und fühle deine Bestimmung.“
Selena tat, was ihr geheißen. Und der Vampir fing an, sich an ihrem Körper zu berauschen. Er fuhr auf ihm auf und nieder, betrachtete jede Stelle und erregte sich und auch Selena dabei immer mehr. Es war wie ein Vorspiel zu einem heißen Liebesakt, doch es würde zu keiner Verbindung zwischen ihnen kommen.
Selena wusste, dass erregtes Blut den Vampiren noch besser mundete als unerregtes. Sie nutzten ihre verführerischen Kräfte, um sich das kostbare Gut schmackhafter zu machen. Doch manche waren einfach nicht dazu in der Lage, sondern tranken gierig. Sie wussten nicht, was ihnen dadurch entging.
Als die Erregung dem Höhepunkt zustrebte, biss er zu und trank von Selena. Sie erlebte dabei ein Gefühl höchster Wonne und konnte sich nichts Schöneres als dieses Gefühl vorstellen, von einem Vampir gebissen worden zu sein, der ihr Blut brauchte und sie dabei in ungeahnte Höhen der Lust trieb.
Er trank diesmal viel, sehr viel. Und Selena konnte vor Erregung gar nicht mehr an sich halten. Doch der Vampir ignorierte die Offerten, die sie ihm nur allzu deutlich machte. Obwohl die Kraft seiner Lenden sicher eine Verbindung gewollt hätten, hielt er sich an die Gesetze.
Selena fiel in ein ekstatisches Delirium. Der Vampir hatte nicht zu viel versprochen. Er bereitete ihr einen genussvollen Abschied aus der Welt.
Dann merkte sie nur noch, wie er beide Hände an ihren Kopf führte und mit einem harten Ruck ihren Kopf verdrehte...

„Oh Selena“, dachte er, „wie gerne hätte ich dich als meine Gefährtin gehabt. Wie gut hättest du mir gestanden, die du so anders als die anderen Bluthuren warst.“
Seine Blicke wurden glasig und sogar leise Tränen quollen aus seinen Augen. Dann ließ er ihren toten Körper hernieder sinken.
Ihre Augen zeigten eine glückliche Zufriedenheit.
Er hatte Wort gehalten und ihr ein sanftes und glückliches Ende beschert. Wenn es nur anders hätte sein können...

© 2011/01 bei Datore / bearbeitet 2012/02
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Texte: René Deter
Bildmaterialien: www.bajstock.com
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2011

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meiner lieber BX-Freundin alphawoelfin.red gewidmet

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