Das Geheimnis der Schatten
Wie gesagt, ist dies mein erstes Buch, ich habs grad ausgegraben und denke, dass ich es weiterschreiben werde, bin aber für Ratschläge und Kritik offen und ich entschuldige mich an dieser Stelle gleich einmal für alle Fehler.
Vorgeschichte
„Also bis Morgen, Jana!“, rief Susan ihrer Freundin zu, als sie aus dem Bus stieg.
„Bye, bis Morgen’’, brachte Jana, Susans beste Freundin, gerade noch hervor, bevor sich die Bustüren schlossen. Obwohl Jana zwei Jahre jünger war als Susan, könnte man meinen, dass die beiden Zwillinge wären. Beide waren 1,75 m groß und hatten Schulterlanges braunes Haar. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Jana sich für ihre 15 Jahre wie eine Verrückte benahm, dass war auch der Grund, weshalb sie die meisten Leute abschreckte, obwohl sie eigentlich meist hilfsbereit war.
Susan dagegen war mehr der Typ Mensch, der allen helfen wollte und dennoch kaum Freunde hatte, was nicht daran lag, dass sie unbeliebt war, eher war das Gegenteil der Fall.
Im Grunde war sie wegen ihrer Hilfsbereitschaft und ihrer großen Klappe sehr beliebt, aber Susan reichte eine gute Freundin.
Sie wartete noch bis der Bus abgefahren war bevor sie sich auf den Heimweg machte. Susan wohnte ziemlich außerhalb in einem Dorf, welches von vielen kleinen Wäldchen umgeben war. Das Haus in dem sie wohnte war nicht mal 20 m von dem
nächsten Wald entfernt. Es war groß und sehr altmodisch deshalb wurde es auch gerne mal Geisterhaus genannt.
„Hallo Schatz“, rief eine brünette, kleine und hübsche Frau Susan zu.
„Hi Mum!“, antwortete Susan gut gelaunt.
„Schön, dass ich dich noch erwische. Also das Essen steht in der Mikrowelle und Marie übernachtet heute bei einer Freundin.“
Susan nickte und wollte gerade ins Haus gehen als ihrer Mutter noch was einfiel.
„Ach und Schatz?’’
,, Ja?’’
„Mach bitte mit Toby Hausaufgaben er kapiert da irgendwas nicht und er muss halb neun ins Bett. Okay?’’
Susan lächelte.
„ Als ob es das erste Mal wäre…’’
Ihre Mutter nickte, stieg in ihren Kombi ein und fuhr weg. Seit ihr Mann vor dreizehn Jahren nach einem Vorfall verschwunden war, lebten Frau Lowen und ihre drei Kinder Susan, Tobias und Maria in Casper einem kleinen Dorf in Amerika. Um sich und ihre Kinder durchzubringen arbeitete Frau Lowen meistens bis nach Mitternacht im Büro, dann kümmerte sich Susan um ihre Geschwister.
Nachdem sie mit Toby Hausaufgaben gemacht und mit ihm gegessen hatte ließ sie ihn noch ein bisschen fernsehen und las noch ein Buch. Am Abend machte sie ihrem Bruder Abendessen und brachte ihn anschließend ins Bett.
Auch sie machte sich bettfertig und legte sich ins Bett um dort noch ein bisschen zu lesen. Und so ging mal wieder ein ereignisloser Tag zu Ende.
„Ob sich das jemals ändern wird?“, dachte Susan noch bevor sie einschlief.
Am nächsten Tag in der Klasse las sich Susan noch schnell die Vokabel durch, als sie plötzlich eine ihr bekannte Stimme hörte: ,,Hi Susan! Wie geht’s du siehst irgendwie müde aus.’’
Überrascht sah Susan von ihrem Englischbuch auf.
„Mhm? Oh, hallo Jani was gibt es denn?’’
Jana sah sie an und meinte dann: ,,Also Jenny hat schon wieder mit äh wie hieß er noch mal… ach genau mit Jo Schluss gemacht und schmeißt sich nun an Marc heran.’’
Susan interessierte es im Grunde nicht was ihre Freundin so machte aber sie fragte dennoch: ,,Mit Jo? Da lief was?’’
Jana war nun völlig in ihrem Element und sprudelte gleich los:
„Ja, seit einer Woche aber sie wollte sowieso Schluss machen, weil sie dachte, dass er nicht ehrlich ist und über sie lästert. Da hat sie Marc kennen gelernt und schon macht sie Schluss. Ach und wusstest du-.’’
„ Hi Leute!’’, rief ein Mädchen hinter ihnen. Beide wirbelten herum und sahen Jenny hereinkommen.
„Hallo Jenny“, grüßten Jana und Susan gleichzeitig.
„Wie geht’s Marc’’, fragte Jana sie.
,,Marc? Mit dem habe ich Schluss gemacht.’’
„Ahaa…’’, Susan wollte noch was sagen, doch da klingelte es schon und ihre Lehrerin betrat das Klassenzimmer. Als alle Schüler die Lehrerin begrüßt hatten schob Jana Susi einen Zettel zu: Stimmt was nicht du siehst fertig aus. Steffi nahm den Zettel und schrieb auf die Rückseite: Alles bestens ich hatte nur eine miese Nacht…
In der Pause kam Jana noch mal zu ihr und fragte: ,, Hast du das gesehen Jenny hat gerade mit einem Jungen geredet und der hat die so was von angemacht und sie hat es noch nicht einmal gecheckt. Hörst du mir überhaupt zu?“
„ Äh was? Ach so ja unglaublich…“
Jana musterte sie sorgenvoll.
„Und dir geht es wirklich gut?“
Susi nickte.
„Ich weiß nicht was heute Nacht los war ich habe die ganze Zeit Alpträume gehabt und wenn ich wach war habe ich Panikattacken erlebt…“
„Das ist doch nicht Gesund. Vielleicht solltest du zum Arzt gehen.“
Susi sah sie ungläubig an.
„Schon gut vergiss es.“, maulte Jana.
„Hab ich bereits“, grinste Susi.
“Ich bin zu Hause!“, rief Susan,als sie die Haustür hinter sich geschlossen hatte, um ihren Geschwistern hören zu lassen, dass sie wieder daheim war.
Als sie keine Antwort bekam seufzte sie leise und ging völlig
entnervt in die Küche, um dort etwas zum Mittag zu kochen.
Schon seit sie ein kleines Mädchen war, war es stets ihr Traum gewesen, Köchin zu werden und im lauf der Jahre hatte sie von ihrer Großmutter viele Rezepte gelernt, wann immer sie sie in den Ferien besuchte.
Heute gab es allerdings nur Pfannkuchen.
Als Susan ihre Geschwister zum Essen gerufen hatte und nach dem Essen den Tisch abgedeckte ging sie in ihr Zimmer, um dort ihre Hausaufgaben zu machen.
Als Susans Geschwister endlich im Bett lagen, beschloss sie noch ein Bad zu nehmen um den Abend richtig schön auszuspannen. Nachdem Susan das Badewasser eingelassen hatte und etwas Lavendelaroma hinzugefügt hatte, holte sie noch schnell das Telefon um es neben die Badewanne zu legen und stieg dann vorsichtig in das heiße Wasser.
Aus einem anderen Blickwinkel
Der Vollmond war heute Nacht besonders schön, er füllte seine Lungen mit der kühlen Nachtluft und genoss einen Augenblick lang den Anblick der schönen unberührten Natur, aber halt er musste sich konzentrieren. Er durfte auf keinem Fall zulassen das ihr etwas passiert. Früher oder später würde Laurent hier auftauchen und dann musste er bereit sein. Einen weiteren Fehler würde er sich nicht erlauben, nein dieses Mal nicht. Sein letztes Versagen war unverzeihlich und hatte ihn einen hohen Preis gekostet und dafür hasste er sie, die ,,Bruderschaft des Schattens’’.
Ein leises Seufzen kam ihn über die Lippen. Wenn das so weiter ging würde er sich noch zu Tode langweilen. Zumindest machte ihm die Kälte in der Nacht nichts aus und an den kalten Wintertagen würde es auch nicht zu warm werden, das war doch schon mal was. Als oben in ihrem Zimmer ein Licht anging sah er hoch und beobachtete wie sie ans Fenster ging und in seine Richtung blickte. Plötzlich wünschte er sich, sie könnte ihn sehen.
Dieses plötzliche Gefühl überraschte ihn, so etwas hatte er noch nie gefühlt. So plötzlich wie es gekommen war verschwand das Gefühl auch wieder. Er musterte ihre Silhouette genau. Dieses Mädchen trug ihr braunes Haar offen und ihren großen Körper hatte sie in einem orangenen Bademantel gehüllt und schien verträumt auf die Weide zu starren.
Als sie plötzlich das Fenster öffnete, wehte ein süßer Duft zu ihm. Eine Sekunde gab er sich dem Duft hin, doch dann riss er sich zusammen.
Er durfte jetzt nicht schwach werden. Plötzlich nahm er noch einen weiteren Geruch war und dann hörte er eine Stimme die leicht heiser sagte: „Susan, ich kann nicht schlafen.“
Die Silhouette drehte sich weg vom Fenster und er hörte wie sie etwas zu dem anderen sagte, dann waren die beiden Gerüche verschwunden.
,,So, so.. Susan also.“
Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen, endlich wusste er wie das Mädchen, welches er beschützen musste, hieß. Ein weiteres Mal sah er hoch zum Zimmer des geheimnisvollen Mädchens, ob er kurz das verlassene Zimmer betreten konnte?
Nein, auf keinem Fall durfte er sich dazu verleiten lassen. Aber was sollte schon groß passieren? Er würde nur schnell hoch springen, sich umschauen und dann sofort verschwinden bevor sie zurückkommen würde.
„Ach was soll’s.“ Vorsichtig pirschte er aus dem Gebüsch, hinter dem er sich versteckt hatte und schlich zur Hauswand. Er holte noch mal kurz Luft, sprang und eine Sekunde später saß er auf dem Fenstersims.
Neugierig sah er sich in ihrem Zimmer um. Ihr Geruch wahr kaum wahrzunehmen, dafür roch ihr Zimmer sehr ,,alt’’. Langsam ließ er seinem Blick schweifen und musste schmunzeln als er das Chaos sah, welches in dem Zimmer herrschte.
Gemächlich schlenderte er im Zimmer herum, sah sich gründlich um und versuchte so viel von ihrem Geruch wie möglich aufzusaugen.
Doch plötzlich nahm er den Geruch seines Schützlings war. Verdammt sie kam zurück. Blitzschnell war er beim Fenster und wollte gerade herunter springen, als ihn ein plötzlicher Impuls zurückhielt und er sich ein letztes Mal zur Tür umwandte. In genau der Sekunde betrat das Mädchen das Zimmer und erstarrte.
Ein ganz normaler Abend
Entsetzt starrte Susan auf die Stelle, an der sie gerade noch den Schatten gesehen hatte. Konnte das sein? Panisch stürzte sie ans Fenster und sah nach unten. Wie erwartet konnte sie unten nichts sehen, aber sie war sicher, dass sie sich den Jungen nicht eingebildet hatte. Das konnte doch nicht sein! Ihr Zimmer befand sich schließlich im 3.Stock und ein Sprung aus dieser Höhe hätte ein Mensch nie unbeschadet überstanden, und doch…
„Och bitte, Mama.“
„Nein Susan, du weißt das mir das nicht recht ist’’ Entnervt stöhnte Susan auf.
„Man, warum denn nicht?’’
„Weil ich das sage junge Dame.’’
Das gibt’s doch nicht hielt ihre Mutter sie denn für ein Baby oder warum erlaubte sie Susan nicht auf Jennys Faschingsparty zu gehen. Aber so leicht ließ sie nicht locker. „Ja das habe ich jetzt schon kapiert. Aber warum nicht, nenn mir ein Grund.’’
Einen Augenblick zögerte ihre Mutter dann meinte sie: ,, Ja du bist noch viel zu jung für eine Party und Jungs und… und Alkohol.’’
Aha, daher wehte der Wind. Susan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Also ich bin momentan an keinem Jungen interessiert, ich trinke nicht und noch dazu bin ich jetzt schon 17 also lass mich bitte, bitte zur Party gehen!’’
Ihre Mutter dachte kurz nach, dann seufzte sie und meinte schließlich: ,,Also gut da ich gegen einen Dickschädel nicht ankommen kann… also gut aber um Zehn bist du wieder da. Ok?’’
Glücklich fiel Susan ihrer Mutter um den Hals.
„Danke Mum, du wirst es auch ganz sicher nicht bereuen. Also ich muss mich jetzt fertig machen.“
Noch bevor ihre Mutter etwas
erwidern konnte war Susan schon aus dem Zimmer gestürmt und die Treppen zu ihrem Zimmer gerannt.
Blitzschnell hatte sie ihr rücken freies, dunkelblaues Kleid angezogen und sich dezent geschminkt. Zu sehr geschminkte Mädchen fand sie einfach nur schrecklich, richtig ,,nuttig’’.
Nachdem sie ihre schwarzen Sandalen angezogen hatte, holte sie ihre Maske aus der Schublade.
Sie stellte sich ein letztes Mal vor den Spiegel und zupfte ihr Kleid zu Recht mit einem letzten Nicken lief sie zur Eingangstür hinunter, rief noch mal ein Abschiedsgruß über die Schulter und verließ dann das Haus.
Draußen wartete bereits das Auto von Janas Mutter.
Mit einer kurzen Begrüßung setzte Susan sich auf die Rückbank.
„Hi Susan, was bist du?’’
„Na Jani, ich bin eine äh… maskierte unbekannte Schönheit?’’
Auf das schallende Gelächter meinte sie nur ,,Und was stellst du dar?’’ Jana schnaubte.
„Das sieht man doch ich bin eine Katze. Schau her hier ist mein Schwanz. Aber jetzt sag doch mal wo hast du dieses Kleid her?’’
Gedankenverloren sah Susan auf ihr knielanges Kleid herunter. Sie liebte dieses Kleid, obwohl sie Spagettiträger eigentlich hasste. Ihre Freundinnen aus Phoenix hatten ihr damals dieses Kleid geschenkt, als sie weggezogen war. Noch bevor sie antworten konnte hielt Janas Mutter vor Jennys Haus und die beiden Mädchen stiegen aus dem Auto. Als sie das Haus durch die offene Tür betraten, wurden sie von lauter Musik und stickiger Luft begrüßt. Überall im Raum standen Schüler in den verrücktesten Kostümen herum. Hier und da sah Susan sogar ein paar Oberschüler.
„Kannst du Jenny irgendwo sehen?’’, brüllte Susan, um die Musik zu übertönen, Jana zu. Als sie mit einem schütteln des Kopfes eine Antwort gab, seufzte Susan.
„Na gut, was soll’s.’’
Plötzlich packte Jana sie am Arm und zog sie auf die Tanz-
fläche, wo sie dann eine Weile miteinander tanzten. Nach einer Weile meinte sie zu Jana: ,,Ich gehe mal kurz etwas trinken.’’
„Ok, lass dir ruhig Zeit.’’
Mit einem kurzen Nicken an Jana gewand drehte Susan sich um und steuerte auf den Tisch mit Getränken zu. Nachdem sie etwas Bohle getrunken hatte, wollte Susan wieder zu ihrer Freundin gehen, als sie plötzlich jemanden bemerkte der sie unvermittelt taxierte. Der Fremde trug einen schwarzen Mantel, schwarze Lederhandschuhe und hielt sein Gesicht hinter einer weißen Maske verborgen, aber das auffälligste war seine Größe. Er überragte die anderen um eine Haupteslänge. Neugierig ging Susan auf ihn zu, doch der Unbekannte wandte sich ab und war in der Menge verschwunden. Verwirrt versuchte sie ihn noch einmal ausfindig zu machen, aber da sie in nirgends sehen konnte gab sie es auf und sah sich nach Jana um. Als sie Jana ebenfalls nirgends sehen konnte machte sie sich auf die Suche nach einer Toilette um sich zuminderst ein wenig frisch machen konnte. Endlich fand sie eine, die noch nicht besetzt war. Gerade wollte sie hinein gehen als zwei starke Hände sie an den Schultern packten, zurück gerissen und an die Wand pressten. Direkt vor ihr standen ein, als Pirat verkleideter Junge und hinter ihm seine zwei Kumpels
„Na hallo meine Kleine hast du dich etwa verirrt?’’
Der Junge der sie gepackt hatte beugte sich zu ihr herunter und Susan konnte den starken Geruch von Alkohol wahrnehmen. „Ich äh, nein. Ich wollte nur solchen Visagen wie ihr sie habt aus dem Weg gehen.’’
Nachdem sich die Jungs erst einmal verdattert angesehen hatten brachen sie in lautes Gelächter aus.
„Oho, das Mäuschen wird frech. Das gefällt mir. Na Kleine hast du Lust auf etwas Spaß?’’
„Wenn du mit Spaß meinst das ich dir das blöde Grinsen aus deinem Gesicht prügeln darf, dann gerne.’’
Ein lautes Klatschen erklang als die Hand des Oberschülers Susan eine Ohrfeige verpasste.
,,Ha. Jetzt bist du nicht mehr so frech, oder? Also jetzt kommt der spaßige Teil.’’
Susan schrie auf als er ihr das Kleid vom Leib reißen wollte und versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren. Der Kerl holte wieder zu einem Schlag aus, als er plötzlich von hinten gepackt und gegen den Boden geschleudert wurde. Susan, die noch völlig unter Schock stand brach zusammen. Sie hörte nur noch schemenhaft den wütenden Aufschrei der anderen beiden Oberschüler und kurz darauf ihr Stöhnen als sie zu Boden gingen.
,,Alles in Ordnung?’’
Als Susan die warme ruhige Stimme hörte zuckte sie zusammen, sprang ruckartig auf und sah den Unbekannten mit dem schwarzen Mantel und der weißen Maske vor sich stehen. „Äh, ich… danke das du mir geholfen hast. Mir geht’s schon wieder gut ich muss nur mal kurz- ’’
,,Nach draußen?’’
Als Susan nickte bot er ihr seinen Arm an.
„Wenn du möchtest, dann kann ich dich begleiten.’’
Als das Mädchen schwieg meinte er: ,,Du kannst natürlich auch alleine sein…’’
Er wollte sich gerade abwenden, da hielt sie ihn am Arm fest: "Nein bitte ich will nicht mehr alleine sein."
Der Fremde nickte und hieß sie sich unter seinen Arm unter zu haken. Susan ließ sich von ihm in den Garten führen.
„Geht’s wieder?’’
Besorgt sah er auf das Mädchen. Wenn er daran dachte, was soeben beinahe passiert wäre, dann brodelte purer Zorn in ihm auf.
"Danke noch mal, dass du mir geholfen hast. Ich weiß echt nicht was ich ohne dich-’’
„Jetzt hör schon auf dich zu bedanken. Alleine der Gedanke, dass diese Kerle dir beinahe etwas getan hätten.’’
„A-aber du kennst mich doch überhaupt nicht.’’
Er betrachtete sie eine Weile und seufzte, aus irgendeinen Grund hatte er das Verlangen ihr die Wahrheit zu sagen, ihr zu sagen, dass er sie jetzt schon seit Wochen beobachtete und er sie beschützen musste… dass er sie beschützen wollte. Verwundert sah sie ihn an.
„Was ist denn los?’’
,,Mhm? Ach nichts. Ist das nicht eine wundervolle Nacht. Ich meine trotz der Kälte.“ Als sie nach oben blickte, ließ er den Blick über ihren Körper gleiten und blieb schließlich an ihrem Hals hängen. Plötzlich wurde ihm heiß und er wurde von einem starken Verlangen befallen.“
„Ähm, stimmt etwas nicht?’’
Verlegen wandte er den Blick von ihr ab. Noch nie war er so glücklich eine Maske zu tragen. Verdammt was war nur mit ihm los er war eine Schande für alle Mondwandler. Er musste sich bald wieder stärken.
,,Hey? Hallo? Geht es dir gut?’’
Überrascht sah er auf.
„Ob es mir gut geht? Ja.. ich denke schon. Und dir?“ ,,Warum warst du denn so überrascht?“
Zu seiner Überraschung bemerkte er, dass er lächelte. Er hatte schon seit Jahren nicht mehr echt gelächelt und erst recht nicht aus Belustigung. Also dieses Mädchen war ihm ein Rätsel. Verträumt seufzte er und ließ sich rücklings ins feuchte Gras fallen.
„Also ich höre.“
Er sah zur Seite und sah sie neben sich liegen.
„Tja, also im Grunde ist es so, dass sich niemals jemand um mich kümmert, also außer meiner Familie und selbst die… Na ist ja auch egal.’’
Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass sie ihren Kopf auf ihrem Arm gestützt hatte.
„Nein es ist nicht egal. Gibt es den niemanden der dir irgendwie wichtig ist. Ich meine außer deiner Familie, meine ich. So einen richtigen Freund?’’
„Nein, nicht mehr… und nein ich möchte nicht darüber reden.’’ Sie ließ sich wieder ins Gras fallen.
,,Ok. Schon klar keine weiteren Fragen. Übrigens, du hattest Recht: es ist wirklich eine wundervolle Nacht, auch wenn ich mittlerweile meine Beine nicht mehr spüren kann.’’
Er schrak hoch. Verdammt wie konnte er nur vergessen, dass sie ein Mensch war. Wenn sie sich nun eine Grippe oder schlimmer einfing und das wegen ihm.
„Du solltest jetzt besser wieder ins Haus gehen.’’
,,Warum denn?“
Warum musste sie eigentlich alles hinterfragen?
„Weil du in einem rückenfreien Abendkleid in einem Garten bei Temperaturen herumsitzt die nicht wirklich für rückenfreie Abendkleider geschaffen sind ?“
Sie setzte sich auf und er tat es ihr gleich.
„Ok das könnte ich als Argument gelten lassen.“
Könnte? Na gut, jetzt verwirrte sie ihn vollkommen. ,,Machen wir einen Deal, ok?“
Argwöhnisch musterte er sie.
„Was für einen Deal?“
„Ich gehe ins Haus, wenn du verspricht den Rest des Abends mit mir zu verbringen.“
Langsam legte er den Kopf schief und sah sie an. Bei Specula uns Caligo das Mädchen war mehr als nur ein Mensch das musste er schon zugeben.
Gerade wollte er zur Antwort ansetzen als er ihn roch. Nein nicht jetzt. Blitzschnell war er auf den Beinen, packte Susan und zog sie hoch und schubste sie hinter sich.
„Susan schnell lauf ins Haus.’’
„Aber warum?“
Warum konnte sie nicht einfach tun was er sagte?
„Hör auf zu fragen und renn!“
Noch ehe sie ihm antworten konnte sah er ihn aus dem
Schatten der Bäume treten.
,,Einen wundervollen guten Abend, Hikaru. Lange nicht gesehen und was versteckst du denn da
hinter deinem Rücken? Etwa ein Geschenk für mich. Ich fühle
mich geehrt.’’
Wütend knurrte er den Neuankömmling an und fletschte seine Zähne.
„Na, na wer wird denn gleich so sauer sein? Du machst sogar deiner kleinen Freundin Angst. Na Kleine wie heißt du denn?’’
„Laurent, wenn du nicht gleich schweigst und dein Hinterteil von hier wegschafft, dann werde ich dir das Herz aus dem Leib reißen.“ Dieser Widerling fing doch tatsächlich zu lachen an.
„Ach komm schon Hikaru, du weißt doch, dass ich kein Herz mehr besitze seit-’’
„ Sag es nicht! Ich warne dich!’’
Langsam beugte sich Laurent nach vorne und sagte ihm ruhigen, fast schon gelangweilten Ton:
„Sag hat mir dein Bruder nicht das Herz herausgerissen? Aber wo ist denn dein Bruder? Wo ist er, Hikaru?“
Wilder Zorn wallte in ihm auf und in blinder Wut stürzte er sich auf Laurent. Er wusste nicht mehr was er tat, er sah nur noch Rot und erkannte nicht, dass er Susan im Stich gelassen hatte. Ein lauter, greller Schrei fuhr ihm durch die Knochen und er wirbelte herum, um gerade noch zu sehen, wie drei Schatten Susan um das Haus zerrten. Gerade wollte er ihr hinterher stürzen, als er von hinten gepackt und zurück gezerrt wurde. Verzweifelt schlug er um sich und erwischte Laurent an der Kehle, entriss ihm den Dolch, welchen er in der Hand hielt und rammte ihn Laurent in den Bauch. Mit einem hämischen Grinsen ließ er sich ins Gras fallen.
„Gut gemacht Hikaru, jetzt hast du endlich einen Kampf gewonnen und wieder hast du etwas wichtiges verloren.“ Panisch wirbelte er herum und stürzte um das Haus und den Schatten hinterher, um zu sehen wie sie Susan in einen schwarzen Bus zerrten und davon rasten.
Unwissenheit schützt nicht
Panisch sah sich Susan in dem Keller, in dem sie gefangen gehalten wurde, um und riss an den verfluchten Fesseln.
„Na, na wer will denn von hier weg?“
Wütend funkelte sie den großen, blonden Mann an, welcher auf sie aufpassen sollte.
„Warum nimmst du nicht deinen Kopf und knallst ihn gegen die Wand da? Vielleicht hilft es ja und man kann deine Visage nicht mehr erkennen.“
Als ihr Wärter in schallendes Gelächter ausbrach, lief es ihr eiskalt den Rücken herunter. Es klang kalt und humorlos. „Hey Witzfigur, würdest du bitte die Klappe halten.“ Belustigt sah er sie an und schüttelte den Kopf.
„Aber, aber wer wird sich denn da streiten?’’
Wie von der Tarantel gestochen, sprang der Wärter auf und salutierte vor dem großen Mann, welcher von Hikaru Laurent genannt worden war. Wütend taxierte Susan ihn. Ungerührt ihrer Blicke wandte sich Laurent an Susans Wächter und meinte: "Zacharias, könntest du mich und die junge Dame alleine lassen?"
"Natürlich, Sir."
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand Zacharias durch die Tür und schloss diese lautlos hinter sich.
"So, und nun zu dir. Willst du mir wenigstens deinen Namen verraten?"
"Nein."
"Nein?"
"Nein."
"So, so. Da haben wir mal wieder den Hauptgewinn gezogen…
Ach und nur mal so zur Info Susan, ich wollte nur höflich sein."
Mit gespielter Überraschung sah Sudan auf. "Wirklich? Du kannst höflich sein?"
"Aber ja."
„Tja, Ziel verfehlt und weißt du was? Deine Frisur sieht zum kotzen aus. Ich dachte Anfangs du seiest ein Mädchen.“
Ohne auf das freche Kommentar einzugehen, holte Laurent etwas kleines, schwarzes aus seiner Manteltasche und fragte, es in der Faust versteckt, an Susan gewandt: ,,Also wirst du mir bitte etwas über dich, den Mondwandler und seinen Aufenthaltsort verraten?“
Susan hörte auf, an ihren Fesseln zu zerren und legte den Kopf schief. Immer noch Laurent taxierend, sagte sie:
"Na gut. Ich erzähle dir alles was ich weiß."
Misstrauisch sah er sie an und fragte dann: "Wirklich? Auf einmal?"
„Klar, Mein Name ist Susan und ich weiß wirklich nicht was Mond- ... dings sind.“
„Hör mal zu, du Rotzgöre: Mich verlässt langsam die Geduld. Entweder du redest jetzt mit mir oder ich werde dich dazu zwingen.“ Um seine letzten Worte zu unterstreichen, wedelte Laurent das Päckchen unter ihrer Nase herum.
„Was ist das?“ Mit einem leichten Anflug von Panik betrachtete Susan das Päckchen.
„Etwas, das dir sehr große Schmerzen zufügen kann, wenn du jetzt nicht sagst was du weißt.“ Mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht richtete Laurent sich auf und rief nach zwei Personen, mit dem Namen Thomas und Raphael. Kurz darauf erschienen zwei große, junge Männer in der Tür. Wie alle Männer, die Susan seit ihrer Entführung – und das waren schon acht gewesen - gesehen hatte, trugen auch diese Männer einen bodenlangen, weißen Mantel und einen breitkrempigen, schwarzen Hut. Auch sie hatten langes, hellblondes Haar.
Einer der beiden hielt eine schwarze Kiste in den Händen.
Mit einem kurzen Nicken begrüßten sie Laurent und traten lautlos ein.
„Also, willst du mir nun etwas sagen?“
Mutig biss Susan die Zähne zusammen und funkelte ihn an. Egal, was sie ihm sagen würde, er glaubt ihr sowieso nicht. Betteln würde sie auf jeden Fall nicht, aber was zu Teufel wollten diese kranken Kerle nur von ihr? Es musste etwas mit Hikaru zu tun haben, aber was sind nur diese… Mondwandler? Laurents drohende Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
„Also, ich höre.“
Susan holte tief Luft nahm allen Mut zusammen und brüllte dann mit aller Kraft: „Du kannst mich mal, du Bastard!“
„Ah, ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest. Raphael, sie gehört ganz dir.“
Grinsend trat der Mann, welcher die Kiste trug, vor und stellte sich vor Susan hin. Langsam legte er die Kiste auf den Boden und mit einem letzten Blick auf Susan, öffnete er sie.
Verwirrt sah er auf.
„Äh... Sir? Ich glaube es fehlt etwas. Um genau zu- Oh, danke.“
Erleichtert nahm Raphael das kleine Päckchen, welches Laurent ihm reichte. Das Päckchen neben die Knie legend, suchte er in der Kiste nach etwas. „Ah, da haben wir’s ja.“ Zufrieden hob Raphael den Arm und zeigte allen die kleine, weiße Tüte. Ohne ein Word zu sagen, trat Thomas auf ihn zu, nahm ihm das Päckchen aus der Hand und packte es aus. Susan riss die Augen auf, als sie erkannte, um was sich der Inhalt handelte. Panik ergriff sie, als sie allen Mut zusammen nahm und an Laurent gewand fragte: „Wofür ist die gut?“ Geradezu glücklich sah er sie an.
„Na, denk doch mal nach. Wofür könnte sie denn gut sein?“
Missmutig beobachtete sie, wie die Männer das schwarze Kästchen öffneten und ihm ein kleines Gefäß entnahmen.
Blanke Angst flammte in ihr auf, als Susan mit ansehen
musste, wie die Kerle die Spritze aufzogen.
„Also, letzte Chance: Möchtest du mir vielleicht etwas erzählen?“
Nun wurde aus Susans Angst einfach nur Wut.
„Na klar, ich erzähl dir alles und danach gehen wir einen Trinken.“
Ungerührt zuckte Laurent die Schultern und nahm Thomas die Spritze ab. Langsam kam er auf Susan zu, welche ihn einfach nur anstarrte. Konzentriert untersuchte Laurent Susans rechten Arm und hatte bald eine passende Vene gefunden.
„Würdest du freundlicher Weise aufhören, so herum zu zappeln?“
Fragte Laurent höflich, als er ihr die Kanüle in ihre Haut stieß. Hilflos musste Susan mit ansehen, wie ihr die bläuliche Flüssigkeit injiziert wurde. Wie in Ekstase starrte Susan auf den kleinen Blutstropfen, der aus dem Einstich quoll. Plötzlich spürte sie, wie ihr Arm langsam wärmer wurde. Langsam bereitete sich die Wärme im ganzen Körper aus, doch plötzlich wurde aus der angenehmen Wärme unerträgliche Hitze. Ihr Atem ging immer schneller, ihr Körper begann zu brennen. Verzweifelt versuchte Susan nicht zu schreien. Der Schmerz stieg langsam ins Unerträgliche. So musste es sich anfühlen, bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Nun wurde der kleine Raum von Schreien erfüllt, Susans Schreien.
Nur noch am Rande nahm Susan Laurents lautes Lachen war, da wurde sie schon von einer weiteren Woge Schmerzes überflutet. Mehrmals schmiss sie sich auf dem Stuhl hin und her. Oh Gott. Lass es aufhören! Und dann verschwand der
Schmerz von jetzt auf gleich war alles ruhig. Ruhig und kalt. Erleichtert glitt Susan in eine dunkle Welt hinüber.
Als die Tür geöffnet wurde und eine Person eintrat, reagierte Susan nicht, sondern starrte weiterhin auf ihre Knie. Die
Person stand nun unmittelbar vor ihr. Ruhig starrte sie auf die
schwarzen Stiefel ihres Gegenübers, sagte aber nach wie vor kein Wort. Seit sie aus der Finsternis wieder erwacht war und sich gefesselt in diesem dunklen Zimmer (wahrscheinlich ein Kellerzimmer) wieder gefunden hatte, war dies ihr erster Besuch.
„Na?“, vernahm Susan Laurents säuselnde Stimme,
„Wie geht’s uns denn?“
Ohne aufzusehen meinte sie, so ruhig wie es ihr möglich war: „Ich weiß nicht wie es dem Ekelpaket da vor mir geht, aber mir geht’s bestens nur ein bisschen zittrig, warum wohl? Danke der Nachfrage.“
Ein humorloses Lachen erklang.
„Natürlich. Ich sorge mich eben um meine Gäste. Ach mir geht es gut, um nicht zu sagen bestens. Möchtest du nicht wissen weshalb ich solch eine gute Laune habe?“
Endlich sah Susan auf, blickte direkt in Laurents kalte blaue Augen. „Also, wenn du mich so fragst: Nö.“
„Och das ist aber schade. Weißt du es hat mit dir und Hikaru zu tun.“
Nun hatte Laurent Susans volle Aufmerksamkeit.
„Was soll das heißen?“
„Na kommst du nicht darauf. Na gut, dann werde ich dir halt auf die Sprünge helfen. Ich weiß jetzt warum Hikaru dich so um jeden Preis beschützen wollte, ich dachte ja du würdest ihm irgendetwas Besonderes bedeuten so wie dieser Rochus als er noch lebte und wo wir schon bei Hikaru sind, er ist vor wenigen Minuten eingetroffen und prompt, ganz seine Art in die erste Falle getappt.“ Grinsend wandte sich Laurent von der überraschten Susan ab und ging zu einem großen weißen Schrank, der am anderen Ende des Zimmers stand, schloss diesen auf und holte eine graue Waffe heraus, die einer Winschester sehr ähnelte, heraus. Mit geübten Handgriffen hatte er die Waffe geladen und entsichert. Mit federnden Schritten ging er, die Schusswaffe im Anschlag, durch den Raum und stellte sich in die Ecke links der Tür.
„Und was soll das werden, wenn es denn fertig ist?“
Immer noch verwirrt sah sie Laurent an, als hätte sie einen Verrückten vor sich. Anderseits, war er das nicht?
„Also, die Hellste bist du ja wohl nicht, oder? Überleg doch mal, wenn Hikaru hier ist um dich zu retten, wird er die Wachen überwältigen und hier runter kommen. Wenn er erst mal hereingestürmt ist habe ich leichtes Spiel. Deinem geschockten Gesicht nach zu folgen hast du das jetzt endlich kapiert, nicht wahr?“
Entsetzt sah Susan Laurent an. Verdammt sie sollte hier nur den Köder spielen. Warum aber ausgerechnet sie, war ihr ein Rätsel. Hatte es mit dem zu tun, was Laurent vorher angedeutet hatte?
Noch bevor sie sich noch mehr Gedanken darüber machen konnte, hörte die Schreie draußen auf dem bisher stillen Gang durch die geschlossene Tür dringen. Dann wurde etwas mit voller Wucht gegen die Tür geknallt. Erschrocken sah Susan zur Tür und konnte gerade noch sehen, wie die Türklinge heruntergedrückt wurde. Leise, fast lautlos schwang die Tür auf und Hikaru stand wütend in ihrem Rahmen. Sein Gesicht, seine Hände und sein schwarzes Gewand, welches er vorher getragen hatte, waren von einer schwarzen, klebrigen Substanz durchtränkt. Langsam trat er ein.
„Laurent, Laurent wo bist du? Komm raus wo immer du auch steckst.“
„Hikaru, hinter dir. Pass auf!“
Grade noch rechtzeitig konnte er Laurent die Waffe aus der Hand reißen.
„Also wirklich Susan, ich dachte wir seien jetzt Freunde und du verrätst mich so kaltblütig.“
Mit gespielter Trauer schüttelte Laurent den Kopf, jedoch ohne Hikaru aus den Augen zu lassen.
„Susan?“, rief Hikaru, ohne den Blickkontakt mit Laurent zu unterbrechen, über die Schulter.
„J-Ja Hikaru?“
„Geht es dir gut? Ich meine, hat er irgendwas mit die gemacht oder…“
Die Sorge in seiner Stimme überraschte Susan dann doch. „Äh... ja mir geht es gut. W-Was hätte er den tun sollen?“ Kaum hatte sie geendet, brach Laurent in schallendes Gelächter aus.
„Was ist daran so lustig, Laurent? Und hör mit dem Gegacker auf. Das macht mich noch ganz krank.“
Amüsiert sah er seinen Gegner an, welcher sich schützend vor Susan aufgebaut hatte, mit einem schiefen Blick an. „Ich finde es nur merkwürdig, warum sich dich so anlügt. Sieht so aus, als hätten wir beide bei diesem Mädchen kein Glück. Anderseits ist sie es die gefoltert wurde…“
Wütend zischte Hikaru:
„Was hast du mit ihr gemacht?!“
Als die Antwort jedoch nur ein weiteres Lachen war stürzte sich er auf ihn.
Leichtfüßig wich Laurent seiner Attacke aus und zückte seinerseits einen Dolch mit dem er Hikaru in die Hand stach. Ein leiser Schrei entwich Susan, als sie die dunkelrote, wässrige Flüssigkeit betrachtete, welche ihm langsam die Hand hinab lief und von seinen Fingern auf den Boden tropfte. Das konnte nicht sein, das war kein menschliches Blut. Verdammt was geht hier vor.
Ein wildes Fauchen entrang ihm kurz bevor er sich ein weiteres Mal auf Laurent stürzte.
Dieses Mal konnte Laurent nicht ausweichen und er wurde von Hikarus Faust mitten ins Gesicht getroffen wurde. Einen Moment taumelte Laurent und Hikaru nutzte dies aus indem er noch mal zuschlug. Mit einem überraschten Schrei sank Laurent zu Boden. Noch bevor er aufstehen konnte eilte Hikaru zu Susan, die wie gebannt auf die klebrige, schwarze Flüssigkeit, die langsam aus einem Kratzer in Laurents Gesicht sickerte. Mit ein paar schnellen Handgriffen hatte er Susan befreit, ihr auf die Beine geholfen und sie an der Hand aus dem Zimmer gezogen. Wie betäubt folgte sie ihm, doch als sie auf den Gang kamen sah Susan zwei entstellte Köper auf dem Boden liegen, Beide lagen in einer Lache aus schwarzer Flüssigkeit, die Susan an die erinnerte, welche aus Laurents Kratzer getropft war.
Plötzlich fiel Susans Blick auf Hikarus verletzte Hand. Mitten auf dem Gang blieb Susan stehen. Abrupt blieb auch Hikaru stehen.
„Was ist los? Haben die Schweine dir irgendwie wehgetan?“ Abwehrend hob sie die Hände.
„Öhm, nein? Mir geht’s bestens, aber möchtest du mir nicht sagen warum ich entführt und gefoltert geworden bin-“
„Du wurdest was?!“
„…oder warum diese Kerle schwarzes und du so wässriges Blut habt und warum deine Wunde so schnell wieder verheilt ist?“
Verlegen legte er den Kopf schief und sah sie eine Weile lang an.
„Hikaru, Susan wo seid ihr?“
Als Laurents Stimme plötzlich durch den Gang schallte, zuckte Hikaru zusammen.
„Ach den hätte ich ja beinahe vergessen. Also gut Susan ich erkläre es dir vielleicht später-“
„Oh nein, entweder du sagst mir jetzt die Wahrheit oder ich werde nicht einen Schritt weiter gehen.“
Erschöpft seufze er, dann meinte er, dass er mit ihr jetzt nicht streiten werde, packte sie und schmiss sie sich über die Schulter. Ohne auf ihren lauten Protest einzugehen lief er zum Ende des Gangs, die Treppe hoch und nach ein paar Sekunden lief er schon durch einen Wald.
„Würdest du bitte damit aufhören, so herum zu zappeln?“
„Dann lass mich runter.“
Ein Seufzen entfuhr Hikaru, fast hätte er Susan Leid tun können.
„Wie kommt’s eigentlich, dass dich die ganze Sache so kalt lässt? Ich meine, normalerweise schreien Menschen in solchen Situationen, fallen in Ohnmacht oder fallen in so ’ne Art Schockzustand. Warum du nicht?“
Susan hörte einen Moment auf damit, auf
Hikarus Rücken einzuprügeln und dachte einen Augenblick nach.
„Mhm, ich denke es könnte daran liegen, dass ich das ganze einfach noch nicht so umrissen habe oder es liegt daran… ähm, das mich einfach nichts mehr so schnell schocken kann. Ich weiß es nicht.“
„Wie meinst du das, dich kann nichts mehr schocken?“
Gerade wollte sie zur Antwort geben, das sie selbst nicht so recht wusste, was da gerade gesagt hatte, da bemerkte sie plötzlich einen Schatten zu ihrer Rechten.
Noch bevor sie Hikaru auch nur warnen konnte, hielt er bereits ruckartig an. Wie ein nasser Sack ließ er sie auf den Boden fallen. In der Sekunde als Susan fragen wollte, was den los sei, da bemerkte sie die vier Gestalten, die aus dem Gebüsch sprangen und langsam auf sie zukamen. Mit Entsetzten bemerkte sie das es sich bei den Gestalten um Zacharias, Raphael, Thomas und Laurent handelte.
„Susan? Ich möchte, dass du jetzt aufstehst und so weit weg wie möglich rennst. Hast du mich verstanden?“
Erst wollte Susan protestieren, aber dann kam ihr der Gedanke, dass er sie ja schließlich in diese Lage gebracht hatte und sie keinen Grund hatte bei ihm zu bleiben. Also nickte sie, stand auf und rannte so schnell davon wie sie konnte.
Einzelne Zweige und Äste schlugen ihr immer wieder ins Gesicht als sie wie wild durch den Wald rannte. Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, der Schweiß rann ihr in Strömen übers Gesicht und ihr Kleid war nur noch der Schatten eines schönen Abendkleides. Ihre Schuhe hatte sie in ihrem Gefängnis gelassen und nun bohrten sich Steine und Schiefer in ihre Fußsohlen, doch sie schenkte auch ihnen keine Aufmerksamkeit.
Während sie noch rannte stolperte sie und fiel einen kleinen Hang hinab. Als sie stöhnend unten aufschlug, war ihr als fiele sie in ein tiefes schwarzes Wasser. Verzweifelt wollte sie um sich schlagen, sie bekam keine Luft mehr, dann glitt sie in eine Welt, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie existierte. Plötzlich war sie wieder da.
In ihrem alten Zuhause am 30.Mai 1995,
am Tag als ihr Vater verschwand.
„Schatz? Komm raus wo bist du?“ Lachend lief James Lowen durchs Haus. „Susan, pieps einmal.“ Als er ein Kichern aus dem Nachtbarzimmer hörte blieb er kurz stehen und lächelte stumm in sich hinein. „Hmm, wo könnte sie nur sein. Oh nein, ist sie vielleicht verschwunden.“ Langsam schlich er in die Küche, auf den Vorhang zu und zog ihn blitzschnell zur Seite. Das kleine Mädchen, welches sich dahinter versteckt hatte schrie überrascht auf und fing dann das lachen an. „Da bist du ja.“ Nun lachte auch ihr Vater. Er hob seine Tochter hoch und drehte sich blitzschnell um die eigene Achse.
„Schatz, was machst du denn schon wieder mit unseren Kleinen.“
Überrascht drehte sich James zu der Frau, welche im Türrahmen stand um. „Ah, Fräulein Lowen, wie kann ich helfen?“
„Du könntest deine Tochter herunterlassen, den Müll raus bringen und Milch einkaufen gehen.“ Seufzend setzte James seine Tochter ab. Im nächsten Augenblick stand er vor seiner Frau und gab ihr einen Kuss. „James, hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dass du damit aufhörst?“ Tadelte sie ihn. Doch James grinste nur und stand plötzlich hinter seiner Tochter und kitzelte sie. „James!“
Seufzend ließ er von Susan ab und sah seine Frau mit seinen großen braunen Hundeaugen an. „Komm schon Jenna, du weißt das ich sehr verantwortungsvoll mit meinen Fähigkeiten umgehe.“
Zur Bestätigung seiner Worte nickte er heftig mit dem Kopf. „Verantwortungsvoll? Du Kindskopf weißt ja nicht einmal wie das geschrieben wird und-“
„V-E-R-A-T-..äh...W-O-D-ungsvoll?”
“…außerdem würde mich wirklich einmal brennend interessieren, wie das tote Reh in den Pool unserer Nachbarn, der schlafende Wolf ins Zimmer meiner Schwiegermutter, als sie zu Besuch war und der Hund der Jensens auf deren Dach gekommen ist, nur um ein paar Beispiele zu nennen.“ Einen Augenblick lang warf Jenna James einen Blick zu, den selbst einen wütenden Raubtier hätte Angst machen würde, als ein kleiner Junge laut lachend in die Küche getapst kam…
lötzlich waren die Eltern und der kleine Junge verschwunden, die Küche und das ganze Haus, nur Finsternis umgab die nun wieder erwachende Susan und das Lachen des kleinen Jungen…nein, das war kein Lachen.
Eher ein Fauchen, ein Brüllen. Susan schreckte hoch und versuchte sich nicht von den Kopfschmerzen ablenken zu lassen. Nach ein paar Sekunden wusste sie dann woher das Geräusch kam. Im Nachhinein hätte sie nicht sagen können, was sie dazu bewegt hatte, aufzuspringen und wieder zurück zu Hikaru zu rennen, aber in der Sekunde war ihr als müsse sie ihm helfen.
Noch bevor sie die Lichtung erreicht hatte hörte sie einen Schuss, der sie wie angewurzelt stehen ließ. Vorsichtig schlich sie sich an und lugte hinter einen Baum auf die Lichtung. Sie sah Hikaru umzingelt von Laurent, Raphael und einem weiteren, ihr unbekannten Mann stehen. Als sie nach dem vierten suchte, sah sie ihn gerade noch vor Hikarus Füßen liegen, keiner schien sich für ihn zu interessieren.
Laurent sprach mit sanfter Stimme auf Hikaru ein, welcher mit lauter, wütender Stimme antwortete, aber egal wie sehr sich Susan anstrengte, sie schaffte es nicht auch nur ein Word zu verstehen. Ein Lachen von Laurent ließ sie zusammenzucken, es war kalt und laut. Wütend knurrend wich Hikaru etwas zurück als Laurent seine Waffe hob.
Verdammt er wird ihn erschießen!
Verzweifelt sah sie sich um und fand einen Armlangen sehr dicken Stock, den sie aufhob und leise auf die Lichtung schlich. Langsam, ganz langsam näherte sie sich Laurent. Sie musste sich beeilen, fast schon erwartete sie das ihr Herz sie noch verraten könnte so schnell schlug es in ihrer Brust. Nur noch wenige Meter.
Sie hob den Ast hoch über ihren Kopf, ging noch einen Schritt und ließ ihn in der Sekunde, in der Lauren abdrückte, auf seinen Kopf niedersausen. Der dumpfe Schlag den der Ast tat wurde von dem lauten Schuss übertönt. Wie erstarrt sah Susan dabei zu, wie Laurent zu Boden ging und seine Kumpane wüten herumwirbelten.
„Oh, verdammt, Susan was tust du hier?“
„Eigentlich wollte ich dir nur helfen, aber wenn du mir mal kurz helfen könntest…“ erwiderte sie immer noch vor den Männern zurückweichend.
„Tja sieht so aus, als hätte uns deine Freundin das lange Suchen erspart.“
Wankend schob sich Laurent zwischen den Männern hindurch und wollte nach ihr greifen, doch einem Gefühl folgend tauchte Susan unter seinem Arm hindurch und rannte in Hikarus Richtung.
Eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet, dass sie es wirklich bis zu ihm schaffen konnte.
Dafür waren ihr ihre Feinde zu dicht auf den Fersen und Hikaru einfach zu weit weg, sie handelte aus einem einfachem Instinkt heraus und war nicht weniger überrascht als alle Anwesenden, als sie gut zwei Meter hinter Hikaru zum stehen kam.
Entsetzt wirbelte sie herum.
„Was zum Teufel hast du gemacht?!“
Doch der Angesprochene konnte nur den Kopf schütteln und ein „N-Nichts“ stottern.
Einen Moment lang warfen sich die beiden verdutze Blicke zu, wurden dann aber von Laurents kalten Lache unterbrochen.
„Sag mir jetzt bitte nicht, Hikaru, dass du keine Ahnung hattest WEN du da beschützt hast.“, fügte er noch grinsend hinzu. Seine Sticheleien ignorierend stellte er sich schützend vor sie.
„Nur mal so aus Interesse, wie wolltest du mir jetzt eigentlich helfen?“
Trotz der ernsten Situation errötete Susan und blickte beschämt zu Boden, als sie den zynischen Unterton ihres Beschützers hörte und sich eingestehen musste, dass sie alles nur schlimmer gemacht hatte. Na toll.
Der Unbekannte hob nun sein Gewehr (oder was auch immer das war) und wollte gerade schießen, als ausgerechnet Laurent den Lauf packte und nach unten drückte.
„Aber nicht doch, Evra, wo bleibt denn da der Spaß?“
Irritiert hob der Angesprochene seine Brauen, blieb ihm aber eine Antwort schuldig.
Elegant nahm er die Waffe nun an sich und zielte nun seinerseits auf die beiden.
„Noch einen letzten Satz? Eine letzte Verwünschung, bevor sich der große Hikaru zu seinem Bruder gesellt?
Oder willst du diese Welt schweigend verlassen, welch eine Wendung.“
Verängstigt sah sich Susan um und musste zu ihrem Entsetzten feststellen, dass sie beide ordentlich in der Patsche saßen.
Hinter ihnen war ein extrem steiler Hang, den Hikaru ohne Schwierigkeiten hätte erklimmen können, jedoch nicht ohne sie im Stich zu lassen.
Der einzigste Fluchtweg wurde von ihren drei Verfolgern versperrt.
Verdammt.
Laurent hingegen schien sich tierisch zu freuen, denn anstatt einfach wie Evra abzudrücken, verhöhnte er lieber „den großen Hikaru“ und fragte ihn sogar wo denn sein geliebter Rochus sei.
Susan hatte sich mit der Tatsache, dass dieser verrückte Traum (denn was sollte es sonst sein?) keinen Sinn mehr ergab und sie wohl oder übel mitspielen musste, abgefunden.
*Ok einen Fluchtweg gibt es vorerst nicht und Hikaru ist gegen drei schwer bewaffnete Gegner machtlos. Was tun?*
Noch während sie alle Optionen durchging, schien Laurent nun zum Ende zu kommen.
Fast schon bedauernd legte er nun richtig an.
Den Finger am Abzug und ohne sie anzusehen wandte er nun das Wort an sie.
„Nun, meine Kleine, möchtest du noch etwas zu deinem „Retter“ sagen bevor er diese Welt für immer verlässt?“
Bemüht sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen, reckte sie das Kinn vor und sprach mit lauter und (zu ihrer Überraschung) herausfordernden Stimme.
„Ich fürchte fast, mein lieber Laurent, du missverstehst da was. Ich kenne diesen Typen“, an dieser Stelle zeigte sie halbherzig auf Hikaru, „ gar nicht und um ehrlich zu sein hat er mich nun schon einmal zu oft ihn so einen Bal Macabre hineingezogen. Nichts desto trotz habe ich etwas dagegen, dass du hier herum läufst und wie so ein Geistesgestörter, der du ja zu sein scheinst, alle möglichen Leute abknallst. Wenn du ihn töten willst musst du mich zuerst töten.“
*WAS ZUR HÖLLE TU ICH DA?*
Im Nachhinein war es eine selten bescheuerte Idee gewesen sich nun selbst schützend vor Hikaru zu stellen, aber das hatte sie ja in letzter Zeit eh besonders gut drauf.
Wahrscheinlich war sie nicht weniger überrascht über ihre Tat als Hikaru selbst…
Also bei allen Dämonen der Hölle, eines musste man dieser Nervensäge lassen, sie hatte definitiv Mumm. Nur leider schien es ihr dafür ganz schön an Intelligenz zu fehlen.
Was zur Specula tat sie da?!
Wütend wollte er sie schon aus der Schusslinie schubsen, als Laurent doch tatsächlich die Waffe sinken ließ und seufzend den Kopf schüttelte.
„Du machst mir definitiv mehr Ärger, als du wert bist.“, knurrte er mehr als nur missgestimmt.
*Wo er Recht hat, hat er Recht.*
Durch Susans Aktion hatte er wenigstens etwas Zeit gewonnen.
Ärgerlicherweise hatte er keine Waffe mehr. Die paar Messer, die er dabei gehabt hatte, steckten jetzt in irgendwelchen Schattengängern.
Was also tun?
Noch während er alle Möglichkeiten (und viele waren das ja wohl nicht) durchging, kam Laurent mit bedrohlichem Grinsen immer näher, während seine Hündchen weiter hinten mit ihren Schusswaffen auf sie zielten.
Susan, die nach wie vor ihn deckte, begann etwas zu zittern.
Auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte, so kannte er doch ihre Angst wahrnehmen.
Sie war zwar einen Kopf kleiner als er, dennoch schienen sich die Schattengänger ihrer Schießkunst nicht sicher genug zu sein, um das Feuer auf ihn zu eröffnen ohne sie zu verletzten.
Aber warum erschossen sie das Mädchen nicht einfach?
Sie war weder eine Schattengängerin noch eine von seiner Rasse.
Das es sich bei ihr um keinen Magier handeln konnte, war auch klar, dazu fehlte ihr diese gewisse Ausstrahlung,
aber warum musste sie dann mit allen Mitteln beschützt werden?
Wo sie doch selbst nicht zu wissen schien wer (oder was) sie eigentlich war?
Fragen über Fragen und dazu noch eine Menge Probleme.
Laurent der sich mittlerweile auf gut zehn Meter genähert hatte, hatte jetzt auch noch einen altmodischen Revolver gezückt und zielte nun – na vielen Dank – genau auf seinen Kopf.
Dieser verdammte Bastard, er wollte nicht durch ausgerechnet seine Hand sterben. Nicht hier und erst Recht nicht bevor er seinen Bruder gerächt hatte.
Wütend knurrend machte sich Hikaru bereit zum Angriff und schob Susan beiseite, als wäre sie nichts weiter als ein lästiges Hindernis, als plötzlich ein greller Schrei ertönte.
Auf der anderen Seite der Lichtung brach Evra zusammen und als er tot ins Gras fiel, konnte Hikaru einen Pfeil aus seinem Rücken ragen sehen.
Hinter ihnen lösten sich zwei Schatten aus dem Wald.
Stöhnend erkannte Hikaru die Beiden und fragte sich, was er denn noch mal gegen einen Tod durch Laurent gehabt hatte.
Bei den Beiden handelte es sich um die zwei Halbschatten Dominik und-
„Jana?!“, auch wenn sie nur geflüstert hatte, so schien es ihre Freundin gehört zu haben, denn sie sah fast schon entschuldigend zu ihr herüber, lächelte kurz und wandte sich dann wieder Laurent zu.
Die beiden Geschwister trugen lange, schwarze Lederhosen, Springerstiefel und ein ebenfalls schwarzes, ärmelloses Shirt.
Jana hatte ihr langes Haar mit einem Tuch nach hinten gebunden. In ihren Händen hielt sie ein Schwert mit schmaler Klinge, während ihr Begleiter eine Art Armbrust bei sich trug. Mit einer flüssigen Bewegung fischte er einen Pfeil aus seinem Köcher, welcher an seinem Gürtel hing, und spannte ihn ein.
Auch Jana hatte sich mit erhobener Waffe wieder ihrem Gegner zugewandt.
„Gib auf Laurent, wir wissen beide, wie ein Kampf unter diesen Bedingungen enden würde.“
Susan war entsetzt mit welch kalter Stimme ihre Freundin sprach und selbst Laurent wippte nervös auf seinen Fersen.
„Nun darauf wetten würde ich nicht, aber dennoch werden wir und vorerst zurückziehen.“
Schweigend verließen die beiden übrigen Kämpfer die Lichtung, ohne sich noch einmal nach ihren toten Kameraden umzusehen.
Doch Susan bekam von alle dem gar nichts mehr mit, ihre Welt begann sich wieder zu drehen und wieder fiel sie in eine bodenlose Finsternis.
Remember, remember...
Och Toby, was machst du denn nun wieder?“
Grinsend sah James zu Susan, diese zwinkerte ihm zu.
„Also Jenna, ich gehe dann mal einkaufen. Und pass auf, dass du dich nicht überanstrengst.“
Noch bevor Jenna etwas erwidern konnte schnappte sich James seine Tochter und war schon durch die Tür hinaus.
„Du Papa?“
„Ja mein Schatz?“
„Warum darf ich meinen Freunden nicht sagen was du so alles kannst?“
James der seine Tochter auf seinen Schultern getragen hatte, seufzte setzte sie nun ab und sah ihr in die Augen.
„Weißt du, es gibt noch mehr… Menschen wie mich. Einen ganzen Stamm wo jeder besondere Fähigkeiten hat und wenn die normalen Menschen das wüssten würden sie wollen, dass wir alles für sie-„
„Papaa, ich bin nicht blöd. Also, warum darf ich niemanden sagen das du etwas besonderes bist?“
„Nun gut, erinnerst du dich an die Geschichte von Specula und Caligo die ich dir schon so oft erzählt habe? Ja? Die ist wahr, jedes Wort…denk ich. Wie bereits erwähnt gibt es einen ganzen Stamm von uns, den Mondwandlern.“
Einen Augenblick sah Susan ihren Vater sprachlos an. Dann fragte sie langsam und fast schon ängstlich: „Heißt das, dass du ein Diener Luzifers bist?“
„Nein, wir sind sozusagen die Guten.“
„Wir?“
„Ja, ich wollte dir das nicht sagen, aber es ist wohl besser wenn du es schon jetzt erfährst. Ich bin ein direkter Nachkomme Speculas und somit der Wächter des Dorfes und du als meine erstgeborene Tochter, du bist ebenfalls ein Mondwandler.“
„D..dann heißt das, dass du Blut trinkst wie ein Vampir und…was ist mit mir? Warum muss ich nichts trinken?“
„Das liegt daran, dass du noch zu jung bist. Kinder sind reine Wesen, ohne Misstrauen oder Wut. Ihr müsst keine Liebe in euch aufnehmen. Eigentlich musst du nicht von einem Menschen trinken, nur von einem Wesen, welches lieben kann. Deswegen habe ich deine Mutter…- Egal…“
Doch er hatte bereits zu viel gesagt.
„Heißt das, dass du Mamas BLUT trinkst?“
Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
„Ja.“
„Mhmm… Ist das.. tut es weh.“
„Nein nicht wenn es freiwillig gegeben wird.“
Ein paar Sekunden vergingen und Susan starrte angestrengt auf ihre Schuhe. Eins musste James seiner Tochter lassen: sie war schon sehr reif für ihr Alter, aber vielleicht war das bei Mondwandlern so.
„Was ist ein Wächter?“
Susans Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ein Wächter? Nun es ist Kompliziert. Erinnerst du dich noch an die „Bösen“, die Schattengänger, von denen ich dir auch erzählt habe? Gut. Auch sie gibt es wirklich und sie wollen uns, die Mondwandler töten. Der Wächter ist der direkte Nachkomme von Specula und hat somit die Pflicht unseren Stamm zu beschützen. Weißt du, als Wächter habe ich besondere Fähigkeiten und unterscheide mich noch in gewisser Hinsicht von den anderen Mondwandlern.“
„Was bedeutet Anders?“
„Das bedeutet, dass ich nicht so abhängig von Blut bin und ich ohne Probleme in die Sonne gehen kann und noch andere Kleinigkeiten, aber das wirst du eines Tages selber merken.“
Eine Weile liefen sie schweigend durch die Straßen. Die Leute, welche ihnen entgegen kamen musterten die Beiden neugierig.
Im Laden herrschte geschäftiges Treiben, Susan half ihrem Vater dabei, alle Sachen zusammen zu suchen. Über die Sachen von denen ihr Vater Susan erzählt hatte verlor sie kein Wort, doch James merkte, dass es durchaus noch etwas gab worüber sie würde reden wollen. Wie denn auch nicht?
„Das macht dann 7,88 Dollar,,bitte.“
Immer noch in Gedanken reichte er der Verkäuferin einen 10 Dollar und nahm das Rückgeld entgegen.
Sie verließen den Landen und verfielen wieder in das vorherige Schweigen.
„Papa?“
„Mhm? Ja mein Schatz?“
„Bin ich auch so eine Wächterin und muss ich auch ein ganzes Volk vor Schattengängern beschützen?“
„Nein noch nicht, aber eines Tages. Aber das wirst du schon merken.“
„Woran?“
„An dem Tag wirst du deine Erinnerung wieder erhalten und an meiner Seite kämpfen, hoffe ich.“
„Wie meinst du das?“
„ich… ich werde eine Weile weggehen und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das du eine normale Kindheit hast. Es wird sehr viel Schreckliches auf dich zukommen und deshalb werde ich deine Erinnerung löschen.“
Abrupt blieb Susan stehen. Ihr Vater lief noch zwei Schritte weiter, drehte sich dann zu ihr um und meinte mit weicher Stimme: „Es ist nur zu deinem Besten, du wirst dich nicht mehr an mich oder an das Gespräch erinnern, bis du bereit bist deine Aufgabe zu übernehmen.“
„Heißt das, dass du uns alleine lässt und ich dich einfach…vergessen werde?“
Einen kurzen Augenblick konnte Susan einen Ausdruck auf James Gesicht sehen, den sie bis heute noch nie zuvor bemerkt hatte: einen Ausdruck des Schmerzes, der Trauer und auch ein wenig Angst.
„Wann?“
„Bitte?“
„Wann willst du gehen und wann willst du mir das Gedächtnis nehmen?“
James sah auf seine Tochter herunter und merkte, dass ihr Gesicht keinerlei Emotionen zeigte. Sie war doch noch ein Kind und doch reifer als so mancher Krieger den James früher kennen gelernt hatte. Er schluckte.
„Heute Nacht wenn ich dir gute Nacht sagen komme. Es wird mein Abschiedskuss sein.“
Der restliche Tag verlief fast wie immer, nur, so schien es Susan, lag da eine Spannung, ein Gefühl in der Luft und obwohl sie es er jetzt bemerkt hatte, wusste sie, dass es schon viel länger vorhanden war. Und sie hatte es nicht bemerkt.
Doch als sie beim Abendessen saßen fing die Fassade das bröckeln an.
Die Mutter fütterte Toby und gab sich alle Mühe nicht in James’ Richtung zu sehen. James, der sonst immer gut gelaunt gescherzt hatte starrte ebenfalls wortlos auf seinen Teller und Susan stocherte appetitlos in ihrem Salat herum. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, das sie in nur knapp zwei Stunden ins Bett musste. Sie hatte das Gefühl, eine kalte Hand läge sich um ihr Herz. Wie schrecklich schnell die Zeit verging, hätte Susan einen Wunsch frei gehabt, so hätte sie sich gewünscht die Zeit anzuhalten, damit ihr Vater sie nie verlassen konnte. Aber sie hatte keinen Wunsch frei, sie würde die Zeit nicht anhalten können und ihr Vater würde in knapp zwei Stunden für sehr lange Zeit verschwinden. Vielleicht sogar für immer. Übelkeit breitete sich in ihr aus. Gerade noch konnte sie einen Würgereiz unterdrücken. Ohne weiter nach zudenken sprang sie auf und stürmte aus der Küche. Der Stuhl, den sie dabei umgestoßen hatte, kam zwei Sekunden später scheppernd auf dem Boden auf.
Sie wusste nicht mehr wie lange sie weinend auf ihrem Bett gelegen hatte, sie wusste nicht einmal mehr wann ihr Vater ins Zimmer gekommen war und sich an ihr Bett gesetzt hatte.
Und dann war da nur noch..Trauer...leise beugte er sich über sie... Tränen..Worte...Versprechen, die vielleicht nie gehalten werden...Müdigkeit..ihr Vater der ihr einen Kuss auf die Stirn gibt ..Schluchzer...Verzweiflung...
Plötzlich öffnete sie wieder die Augen und sah sich im Zimmer um, sie war alleine,natürlich war sie das, aber warum weinte sie?
Böses Erwachen
Als Susan ihre Augen aufschlug war ihr erster Gedanke *So viel zum Thema Traum*
und ihr zweiter
*Ich hab Hunger*.
Erst nach und nach kamen Susan ihre neu gewonnenen
Erinnerungen wieder.
Sie hatte einen Vater, ihr Vater war ein Monster, was sie dann ja automatisch zum Halbmonster machte…und wie es aussah, war sie eine Wächterin.
Jetzt musste sie nur noch herausfinden was das war.
Der Gedanke wieder Ohnmächtig zu werden wurde von Minute zu Minute verlockender, allerdings im Anbetracht der Tatsache, dass nach jedem Ohnmacht-Anfall etwas verwirrendes oder schreckliches passierte, ließ sie den Gedanken wieder verwerfen.
Nach diesen und vielen weiteren Gedankengängen, beschloss sie sich erstmal anderweitig zu beschäftigen.
Sie lag ganz offensichtlich in einem Bett, leider nicht in ihrem.
Die Decke über dem Bett war in einem dunklem grün gehalten.
Klare Schlussfolgerung: Sie war auch schon mal nicht in ihrem Zimmer.
Vorsichtig versuchte sie sich aufzusetzen, musste dann aber feststellen, dass sich die Welt zum schneller drehen entschieden hatte und legte sich erst mal wieder hin.
Nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren versuchte sie es ein weiteres mal und (*JA!*) sie schaffte es.
Langsam ließ sie ihren Blick durch das Zimmer schweifen.
An der Wand stand ein gigantischer Kleiderschrank, daneben befand sich eine Tür, die vielleicht ins Badezimmer führte.
Rechts vom Bett, es handelte sich hierbei um ein Monster von Himmelbett, stand ein altmodischer, mit Schnitzereinen verzierter Schreibtisch.
Ansonsten befanden sich noch zwei Bücherregale, eines hinter dem Bett und eines neben einer anderen Tür, die dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit nach draußen führen musste und ein Fenster mit Sitzbank davor. Alle Möbel waren aus demselben dunklen Holz gefertigt.
Vorsichtig schwang sie ihre Beine aus dem Bett und berührte mit ihren nackten Füßen denkalten Holzboden.
So weit, so gut.
Als sie bis vor an die Bettkante rutschte fiel ihr Blick auf den blauen Fetzen, den sie trug und ihre Schuhe, so schien es, hatte sie gleich ganz verloren.
Traurig seufzend zupfte sie an ihrem Ex-Lieblingskleid. Wer oder was auch immer dieser Laurent war, dafür würde er auf jeden Fall büßen und dieser Hikaru würde auch noch einiges zu hören kriegen.
Sie zuckte zusammen, als auch die letzten Erinnerungen, die an ihre Freundin Jana und ihren Begleiter, zu ihr durchsickerten. Konnte das wirklich passiert sein?
Vielleicht war sie ja zu dem Zeitpunkt schon ohnmächtig und hatte das alles nur geträumt. Langsam schüttelte Susan den Kopf.
*Nein, ich weiß zwar nicht warum, aber ich bin mir sicher, dass das nicht geträumt war*
Konnte es denn sein?
Erst mal nicht weiter darüber nachdenken, sie hatte nun wirklich andere Probleme.
Zum ersten musste sie herausfinden wo sie war, dann was passiert war, aber zuallererst, und das war verdammt wichtig, musste sie die Toilette finden.
Ungeschickt stolperte sie zu der Tür, hinter der sie das Badezimmer vermutete und fand dort glücklicherweise auch eines.
Nachdem sie dieses Problem gelöst hatte, konnte sie sich nun auch den anderen widmen.
Immer noch zittrig auf den Beinen tapste sie durch die andere Tür und fand sich auf einen langen Gang wieder, an dessen Ende sie eine Treppe sehen konnte. Vorsichtig schlich sie sich in das untere Stockwerk. Völlig verwirrt fand sie sich in einer gigantischen Eingangshalle wieder. Im Gegensatz zu dem Zimmer, in dem sie aufgewacht war, war diese Halle hell und freundlich.
An den Wänden hingen Bilder die Menschen in altertümlichen Kleidern, bleichen Gesichtern und schwarzen Haar darstellten.
Aus der Halle führten genau drei Türen, wovon eine eindeutig die Haustür war. Vielleicht sollte sie sich einfach davon stehlen? Doch sie verwarf den Gedanken gleich wieder.
Sie konnte jetzt nicht gehen, es gab einfach zu viele Fragen auf die sie die Antwort noch nicht kannte, wenn sie jetzt ging, würde sie sie vielleicht nicht mehr erfahren.
Blieben also noch die anderen beiden Türen. Leise schlich sie sich zu der linken Tür und lauschte, nichts.
Noch während sie unschlüssig davor stand, war ihr, als höre sie Stimmen hinter der anderen, noch verbleibenden Tür.
Sie fasste sich ein Herz und steuerte auf sie zu. Ohne weiter darüber nachzudenken drückte sie die Klinke herunter und drückte die Tür einen Spalt breit auf.
Hinter der Tür befand sich ein gigantisches Speisezimmer, in dessen Mitte an einem großen Tisch Hikaru, Jana und ihr Begleiter, der jetzt noch einen schwarzen Mantel trug.
Auf den ersten Blick erkannte sie, dass die drei zu sehr in ihren Streit vertieft waren, als dass sie sie bemerkt hätten.
Wütend knurrte Hikaru auf.
„Also ich frage dich jetzt noch einmal Dominik, was zum Teufel hab ihr auf der Lichtung gesucht?“
Susan stockte der Atem. Dominik? So hieß doch Janas fünf Jahre älterer Bruder?
„Du solltest lieber dankbar sein, dass wir dir unfähigen Jäger den Hintern gerettet haben.“
Susan war Dominik zuvor noch nie begegnet, jedoch fiel ihr die Ähnlichkeit sofort auf. Dieselben grauen Augen, dasselbe dunkelbraune Haar, nur seine Stimme war kalt und gefühllos.
„Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, was offensichtlich alle zu wissen scheinen: Wer oder was ist dieses Mädchen?“
„Hat dir das Specula etwa nicht gesagt? Du nimmst Befehle an ohne zu wissen, um was es eigentlich geht?“, mischte sich jetzt auch Jana ein.
„Ich hinterfrage keine Befehle, das steht mir nicht zu.“
Verächtlich lachte Janas Bruder auf.
„Ihr Mondwandler seid doch echt genauso wie diese verdammten Ratten von Schattengänger. Immer schön tun was einem gesagt wird. Du würdest doch auf Befehl deinen eigenen Bruder töten, wenn das noch möglich wäre.“
Im Gegensatz zu Laurents Worten schienen die von Dominik Hikaru nichts auszumachen.
„Ich will jetzt verdammt noch einmal wissen, wer dieses verdammt Mädchen ist, dass sich jetzt sogar schon Halbschatten für sie interessieren?“
Susan konnte von ihren Beobachtungsplatz sehen, wie die Beiden Geschwister vielsagende Blicke austauschten.
Sie richtete sich auf und öffnete die Tür ganz.
„Weil ich ein- nein, weil ich der Wächter bin, nicht wahr?“
Noch Fragen?
Sechs, überrascht aufgerissene Augen starrten sie an. Jana war die, welche zuerst das Wort wieder fand.
„Oh, du bist wach? Komm setz dich, wie ich dich kenne hast du sicherlich Hunger, ich hab dir `ne Suppe gekocht. Nein, keine Fragen, erst wird gegessen und das gilt auch für dich Hikaru.“ So schnell wie Susan sich auf dem Stuhl gegenüber von Hikaru wieder fand und Jana aus dem Zimmer rauschte konnte Susan gar nicht denken. Mehr als mit dem Kopf schütteln und fragend Hikaru anzusehen blieb ihr auch gar nicht.
In dieser kleinen Pause, konnte sie sich Hikaru zum ersten Mal in aller Ruhe ansehen. Er hatte langes zerzaustes, schwarzes Haar und dunkle rötlich Augen. Seine Haut war unnatürlich weiß und schien im Licht fast schon zu leuchten. Seine schmalen Augen standen recht nah zusammen, was ihm einen schlauen Ausdruck verlieh und trotz dem ernsten Gesicht und dem kriegerischen Auftreten, empfand ihn Susan als anziehend.
Als hätte er ihre Gedanken gehört, wandte er den Blick von Dominik, den er jetzt die ganze Zeit angefunkelte hatte (nicht das es den Anderen zu stören schien) und sah sich stattdessen Susan an.
Siedend heiß wurde ihr klar, dass sie völlig verschmutzt in einem zerfetzten Kleid vor ihm saß und wahrscheinlich richtig fertig aussah, dennoch schaffte sie es nicht sich von seinem fesselnden Blick zu lösen. Sie fragte sich ob er wohl auch dieses Kribbeln spürte, seine Miene jedenfalls sagte nichts über seine Gefühle.
Gerade als es anfing, unangenehm zu werden tanzte auch schon Jana in den Raum und stellte eine riesige Schüssel mit dampfender, grauer (!) Flüssigkeit vor sie hin.
„Äh, danke. Aber verzeih, wenn ich unhöflich klinge, aber was ist das?“
Dominik, der neben ihr saß lächelte zum ersten mal seit Susan ihn jetzt schon kannte und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
„Würden wir dir das sagen, würdest du es nicht essen, glaub mir.“ Hm, na toll…
Selbst Hikaru ließ ein Glucksen vernehmen.
„Ok, was ist da drin?“
Doch Jana schüttelte nur tadelnd den Kopf.
„Glaub nicht immer, was dir mein Bruder einredet. Und jetzt, wird gegessen. Na los.“
Zögernd nahm Susan den Löffel, der ihr gereicht wurde und tauchte ihn in die schleimige Brühe. Als sie ihn wieder raus zog gab es ein schmatzendes Geräusch von sich. Igitt!
Zögerlich schob sie sich den Löffel in den Mund und riss überrascht die Augen auf. Das schmeckte ja!
Irgendwie süß und gleichzeitig wie ne Fleischbrühe, oder so…
Wütend warf sie Dominik einen Seitenblick zu, der jedoch nur abwehrend die Hände hob.
„Hey, ich hab nur gesagt, dass du es nicht essen würdest, wenn du wüsstest was drin ist. Davon, dass es nicht schmeckt hab ich nie was erzählt, oder?“
Doch Susan beachtete ihn gar nicht, sondern machte sich über die Suppe her. Nach der zweiten Portion seufzte sie zufrieden auf und lehnte sich zurück, darauf schien Hikaru nur gewartet zu haben.
„Also was meintest du vorhin mit ’Ich bin der Wächter.’?“
Zögerlich musterte sie ihn. Gute Frage.
„Nun, ich habe meine Erinnerungen wieder, zumindest ein paar und selbst die sind recht verwischt.“, begann sie zögerlich und hatte prompt alle Aufmerksamkeit.
„Und ja, wie es scheint ist mein Vater der Wächter der…Mondwandler? Und nach dem, was ich gehört habe bin ich die direkte Nachfolgerin einer, Specula. Was mich dann automatisch auch zu einem Wächter macht und an das alles sollte ich mich erinnern wenn es ’zeit für mich wird’.“
„Warte, warte, warte.“, verwirrt starrte Hikaru sie an, „du
willst mir jetzt wirklich sagen, dass du die letzte Hoffnung meines Volkes bist. Du bist die Tochter von James?“
Fast schon entsetzt sah er zwischen Dominik und Jana hin und her.
„Und ihr wusstet das?! Das darf doch wohl nicht wahr sein.“
Stöhnend sank er in sich zusammen.
„Du, Jana?“
„Ja, Susi?“
„Warum bist du hier? Also ich meine-“
„Ich weiß schon. Ich wollte es dir schon viel früher sagen, aber man hatte es uns verboten. Soll ich dir die ganze Geschichte erzählen.“
Susan konnte nur noch erschöpft nicken.
„Also, wie du gemerkt hast gibt es in unserer wunderschönen Welt Wesen, die nicht so ganz menschlich sind. Wesen, die eigentlich gar nicht existieren dürften. Wesen, von denen du schon gelesen hast, wie Magier oder Alchemisten oder sogar Untote und Werwölfe. Aber es gibt auch andere Wesen, die Menschen haben vor Jahren einmal mit ihnen Kontakt gehabt und es entstand die Sage von Vampiren. Ja, jetzt schau nicht so ungläubig. Natürlich gibt es keine Vampire, wäre ja noch schöner. Allerdings gibt es diese Wesen zu denen du, dein Vater, Hikaru und teilweise sogar Dominik und ich gehören. Sie haben sich selbst den Namen Mondwandler und Schattengänger gegeben.
Also, Laurent gehört zu den Schattengängern, das sind dann die Bösen und Hikaru, also der da, gehört wie du und James zu den Mondwandlern.
Das Einzige was sie mit Vampiren gemeinsam haben ist, das sie Blut trinken und unnatürlich stark und schnell sind.
Also zu Beginn gab es so was wie den absoluten Super-Mondwandler und –Schattengänger, die haben sich bekämpft, da gibt es sogar `ne Sage darüber, aber die erzähl ich wann anders.
Was du wissen musst, der erste Mondwandler heißt Specula und der Schattengänger Caligo und deren direkte Nachkommen, also ihr erstgeborenes Kind ist der Wächter.
Die Aufgabe des Wächters, ist es das Volk zu beschützen und sein Blut weiterzugeben, außerdem muss es den anderen Wächter töten. Ist ein Wächter einmal gestorben, ohne dass es einen Nachfolger gibt, wird das Volk aussterben, aber das erkläre ich auch wann anders, ich denke dass reicht für den Anfang?“
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Das hatte jetzt nicht wirklich Susans Frage beantwortet, aber für den Anfang war das mehr als genug.
„Dann bin ich so etwas wie der ultimative Stammhalter?“
„Könnte man so sagen, ja.“
„Und ich bin also wirklich genau dieser Wächter?“
„Also einen anderen gibt es nicht.“
„Hm…und wer ist der Wächter, den ich töten soll?“
Nun herrschte betretenes Schweigen. Dominik und Jana sahen sich betreten an, da schaltete sich Hikaru, der sich wieder gefangen hatte, ein und fauchte sie an.
„Drei mal darfst du raten. Du hast ihn doch gestern kennengelernt.“
Verständnislos starrte sie ihn an.
„Überleg doch mal, du warst doch dabei. Wer von denen machte den Eindruck, der absolute, wie du es nennst, Stammhalter zu sein.“
Alle Farbe wich aus Susans Gesicht, als ihr die Bedeutung der Wörter klar wurde. Geschockt sah sie die anderen an und musste sehen, dass sie schon richtig lag.
Der Wächter der Schattengänger und der, den sie töten sollte war niemand anderes als Laurent selbst.
Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen, selbst Hikaru sah zur Seite. In diesem Augenblick tat Dominik etwas, was Susans Meinung über ihn völlig änderte, er klopfte ihr lachend auf den Rücken. „Jetzt schau nicht so geschockt. Natürlich werden wir dich vorher ausbilden und schau dir Jana an, sie hat es ja auch geschafft ein halbwegs guter Kämpfer zu werden. Allerdings beherrscht sie ihre große Klappe nicht halb so gut wie ihr Uriel.“
„Uriel?“ Susan war noch wie betäubt von dem, was sie eben erfahren hatte. Ihr gesamtes Leben war eine Lüge gewesen! Nein, korrigierte sie sich, nur der Teil an den sie sich erinnern konnte.
Dominik nickte.
„Das ist der Name ihrer Waffe, meine heißt übrigens Raphael. Aber das ist jetzt egal. Du siehst ziemlich fertig aus, vielleicht sollte sich Jana etwas um dich kümmern...?“
Jana nickte begeistert und ehe sie protestieren konnte wurde sie von ihrer Freundin aus dem Zimmer gezogen, zurück in das Zimmer, in dem sie aufgewacht war.
Immer noch grinsend drückte sie Susan ein Handtuch in die Hand und schob diese ins Badezimmer.
„Du gehst jetzt duschen und ich suche dir was nettes zu anziehen, ok?“
Und schon war sie wieder weg.
Seufzend schüttelte Susan den Kopf und stellte sich in die Dusche. Erst als der heiße Strahl auf sie traf, wurde ihr bewusst, wie verspannt sie die ganze Zeit gewesen sein musste. War ja auch verständlich.
Weitere Gedanken an Laurent und die Schattengänger verdrängte sie in die hinterste Ecke ihres Kopfes, erst einmal musst sie mit der Tatsache klar kommen, dass sie gar kein Mensch war. Erst jetzt fiel ihr wieder die Sache auf der Lichtung ein, als sie plötzlich hinter Hikaru stand. Konnte es sein, dass...
Ein lautes Klopfen an die Tür unterbrach ihren Gedankengang.
„Genug geduscht, schwing dein Hintern hier heraus, ich habe nun lange genug auf dich gewartet."
Nun musste Susan doch lächeln, ihre Freundin schien sich wenigstens nicht verändert zu haben. Also drehte sie das Wasser zu, wickelte sich ein Handtuch um und verließ das Badezimmer. Draußen drückte Jana ihr einen dunkelgrünen Jogginganzug in die Hand.
„Unterwäsche hab ich leider nur die hier, aber ich schwöre, die hatte ich noch nie an.“ Damit überreichte sie ihrer Freundin fast schon feierlich einen roten String. Susan warf ihrer Freundin einen vernichtenden Blick zu, doch die hatte ihr eine angenehme Nacht gewünscht und war schon aus dem Zimmer gerauscht. Na ja, da konnte man nichts machen. Also zog sich Susan an und legte sich ins Bett, kaum hatte sie sich die Decke über den Körper gezogen war sie auch schon eingeschlafen.
Ruhe vor dem Sturm
Am nächsten Morgen wachte Susan auf und fühlte sich wie erschlagen. Wie sehr wünschte sie sich, dass alles was in den letzten Stunden geschehen war nur ein Traum, ein ziemlich abstrakter und skurriler Traum, gewesen war. Doch ein Blick durch das Zimmer in dem sie lag reichte aus, um ihr klar zumachen, dass es sich um die bittere Realität handelte.
Seufzend stand sie auf und tapste ins Bad.
Ein Blick in den Spiegel klärte sie darüber auf, dass sie immer noch kränklich aussah. Ihr Haar war zerzaust und ihre Haut fast schon durchsichtig und zu allem Übel hatte sie unter den Augen dunkle Schatten.
Na ganz große Klasse. Als sie das Badezimmer wieder verlassen wollte fiel ihr Blick auf einen roten Kulturbeutel, der eine Haarbürste, eine Zahnbürste und einige weitere wichtigen Utensilien enthielt. Grinsend nahm sich Susan vor, Jana dafür heilig zu sprechen.
Nach weiteren zwanzig Minuten sah sie auch wieder halbwegs menschlich aus, auch wenn sich die dunklen Ringe nicht verbergen ließen.
Erschöpft verließ sie das Badezimmer und ließ sich erst einmal auf das Bett plumpsen. Jetzt wo sie hier in dieser trügerischen Ruhe saß, stürzten sie Gedanken, die sie bisher verdrängt hatte, auf sie ein. Wo war sie? Was sollte sie nur tun? Was genau erwarteten sie alle von ihr? Was hatten Jana und ihr Bruder mit der Sache zu tun? Und, was dachte wohl ihre Mutter über ihr Verschwinden?
Bei dem Gedanken an ihre Familie zog sich Susans Herz zusammen. Wie hatte sie auch nur eine Sekunde nicht an ihre Mutter und ihre Geschwister denken können?
Wann ihre Mutter wohl gemerkt hatte, dass etwas nicht stimmte, ob sie ahnte was passiert war?
Gedankenverloren malte Susan lauter kleine Kreise auf das cremefarbene Laken. Ob sie die Polizei gerufen hatte?
Im Grunde wusste sie noch nicht einmal, ob ihre Mutter sich überhaupt an James erinnern konnte. Ob er ihr damals auch das Gedächtnis gelöscht hatte?
Von den vielen Fragen bekam Susan nichts als Kopfschmerzen und die Sorge um ihre Mutter wurde immer größer. Sie musste ihr Bescheid sagen. Zwar konnte sie sich an keines erinnern, aber irgendwo in diesem riesigen Gebäude würde es sicher ein Telefon geben.
Also erhob sie sich seufzend, sie hatte selten so viel geseufzt wie in den letzten 48 Stunden, und tapste zur Tür. Als sie dann orientierungslos im Flur herumstand, kam ihr der Gedanke, Jana nach dem Telefon zu fragen, wahrscheinlich befanden sie sich noch unten im Speisezimmer. Doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Im Grunde wusste sie nichts über ihre vermeintliche Freundin und auch wenn der Gedanke weh tat, wer sagte ihr, dass Jana wirklich auf ihrer Seite stand?
Mit gesenkten Kopf lief sie wahllos nach links und öffnete hin und wieder eine Tür. Ein Arbeitszimmer: Noch ein Schlafzimmer, nur dieses Mal in blau gehalten. Und so weiter, doch nirgends lies sich ein Telefon blicken. Als sie dann plötzlich in einem gigantischen runden Rau befand, vergaß sie für einen Moment ihr Vorhaben. Noch nie hatte sie so viele Bücher gesehen. An den Wänden standen schwere, breite Regale, die bis an die Decke reichten, gefüllt mit mehr Literatur als ein Mensch jemals lesen könnte.
„Wow.“ Vor lauter Erstaunen konnte sie ihren Blick gar nicht mehr losreißen.
„Faszinierend was mein Vater so gesammelt hat, nicht wahr?“
Erschrocken fuhr Susan zusammen und wirbelte herum.
„Oh, hallo Dominik.“
„Brauchst gar nicht so ertappt dreinschauen, wobei hab ich dich jetzt erwischt?“
„Ich wollt nach einem Telefon suchen.“ Als Dominik fragend die Brauen hochzog, fügte sie schnell noch hinzu:
„Ich wollte meiner Mutter Bescheid geben, wo ich bin.“
Doch Dominik, welcher sich jetzt lässig in einer dieser großen Sessel, die vor dem Kamin standen, niedergelassen hatte, winkte ab.
„Erstens einmal, gibt es im ganzen Haus noch kein Telefon, versuch du mal in ein verlassenes Haus mitten in der Pampa ein Kabel legen, ohne dass der Feind etwas davon erfährt, geht nicht. Frag jetzt bitte nicht, wie dass mit dem Wasser geht, das hat unser Dad erledigt, ich hab keine Ahnung. Und was jetzt deine Familie angeht, du bist in einem Ferienlager in Schweden.“
Einen Moment hörte man nur das leise Ticken der Standuhr.
„Ich bin zwei Wochen vor den Osterferien in einem Feriencamp, ohne dass ich meiner Ma auf Wiedersehen sagen konnte? Und das sollte sie warum glauben? Ich war auf 'ner Faschingsparty, verdammt!“
Belustigt schüttelte ihr Gesprächspanter den Kopf und bedeutete ihr sich auf den Sessel, der ihm am nächsten war zu setzten. Kurz zögerte sie zwar, aber als sie sich endlich auf das Möbelstück plumpsen ließ, sprach er weiter.
„Ein Mädchen sollte nicht so viel fluchen, oder willst du noch wie meine Schwester enden? Aber jetzt im Ernst, eine der Fähigkeiten, die mir mein alter Herr vermacht hat, ermöglicht es mir die Gedanken und Erinnerungen anderer Menschen zu manipulieren oder vollkommen zu löschen. Während du dich hast entführen lassen, haben wir fein säuberlich aufgeräumt. Das heißt, weder deine Lehrer, noch dein Direx, noch deine Mutter oder deine Geschwister werden dich die nächsten drei Wochen, na gut jetzt nur noch zwei, vermissen. Das ist, nebenbei gesagt, auch der Grund warum wir so spät gekommen sind und dein Freund euch beide beinahe umgebracht hätte.“
Als sie ihn so über Hikaru reden hörte verkrampfte sich Susan auf einmal, woher kam nur dieser Beschützerinstinkt?
„Du solltest nicht so über ihn reden, er hat mir immerhin sehr geholfen. Lach nicht so blöd, kann sein, dass es am Schluss etwas eng wurde, aber das war ganz alleine meine Schuld. Und noch dazu, was fällt dir ein, in anderer Leute Gedanken herumzuwandern?“
Jetzt hatte sie sich auch noch wegen dieses Typen in Rage geredet, aber die Tatsache, dass Janas Bruder sie so blöd angrinste machte die Sache nicht besser.
Gerade wollte sie zu einer weiteren Schimpftirade ansetzen als ihre Freundin ins Zimmer stolperte.
„Ach hier seit ihr. Was denkst du dir einfach aus dem Zimmer zu verschwinden, der Mondwandler steht schon vor einer halben Herzattacke.“
„Wieso? Was ist denn jetzt wieder, ich hab mich gerade so schön mit deiner Freundin unterhalten.“
Janas nachdenklicher Blick traf ihre beste Freundin.
„Was auch immer er zu dir gesagt hat, es stimmt nicht und wenn, war ich betrunken. Aber was ich eigentlich sagen wollte ist, der Mondwandler hat Kontakt zu seiner Sippe aufgenommen und jetzt heißt es, wir sollen sie zu Specula bringen.“
„Achso, retten durften wir sie, ihre Spuren mussten wir auch verwischen und Laurent ganz nebenbei einen Arschtritt verpassen und jetzt müssen wir auch noch Eskorte spielen? Wohin sind die guten alten Zeiten wo wir noch neutral waren?“
„Wenn ich euch so auf den Sack gehe, warum habt ihr euch überhaupt die Finger schmutzig gemacht.“ Auch wenn sie wusste, dass das jetzt völlig fehl am Platz war, konnte Susan nur beleidigt schmollen.
Jana hingegen lachte nur laut auf.
„Du weißt doch, ich liebe dich mein Schatz.“
„Ach leck mich doch!“
Erneutes Lachen und jetzt antwortete Dominik, mit den Brauen spielend:
„Lieber reinigend oder doch erotisch?“
Jetzt musste sie doch lachen.
„Ok, ok ich geb auf, aber wohin genau müssen wir?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber ich denke-“
„...das wir los müssen. Und zwar jetzt.“
Ohne das es jemand gemerkt hatte, war Hikaru ins Zimmer gekommen und stand jetzt mit vor der Brust verschränkten Armen hinter Jana, die selbst zustimmend nickte.
„Ganz genau, Susi? Ich hab dir noch ein paar Sachen zu anziehen eingepackt. Domi, dir müssten noch die Sachen reichen, die du letztes mal im Tempel gelassen hast? Ok? Gut. Also Leute, dann mal los.“
„Du bist so schweigsam?“
Vorsichtig lugte Jana über ihre Schulter und musterte ihre Freundin, welche auf der Rückbank des Bentleys saß. Seit sie sich in Dominiks Stolz gesetzt hatten, saß Susan schweigend auf ihren Platz neben Hikaru und schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
Nur mühsam konnte sich Susan von ihren vielen Gedanken lösen.
„Hm? Ja, ja. Alles bestens, ich nur darüber nachgedacht, wie es jetzt weitergeht.“
Als Jana nur fragend die Stirn runzelte, fügte sie seufzend hinzu:“ Ich meine wohin wir fahren, was mich dort erwartet und vor allem wie es wohl meiner Mutter geht.“
Ohne es zu wollen hatte sie gegen Ende fast hysterisch geklungen. Was folgte war peinliches Schweigen. Beschwichtigend mischte sich jetzt auch Janas Bruder ein.
„Hey, komm mal wieder runter, ich weiß es wird dir gerade viel abverlangt, aber es nützt niemanden, wenn du jetzt durchdrehst. Und um deine Familie musst du dich am wenigsten sorgen, du weißt doch, dass wir uns um alles gekümmert haben. Jetzt fang nicht an zu schmollen.“
Die letzten Worte untermauerte er, indem er drohend mit dem Finger wedelte und ihr einen gespielt beleidigten Blick in den Rückspiegel zuwarf.
Immerhin musste Susan jetzt lächeln und wurde etwas von ihrem Trübsal abgelenkt.
Nach fast einer weiteren Stunde Fahrt fuhren sie erneut in einen Wald, dieser war jedoch um einiges größer als der vor Susans Haus, und wichen nach ein paar Minuten von der befestigten Straße ab und fuhren einen unebenen Weg weiter.
Susan überlegte schon, ob sie jemals ankommen würden, als plötzlich ein Ruck durch das Fahrzeug ging und sie plötzlich einen Druck auf den Ohren verspürte.
„Was war das denn?“, brachte sie nach wenigen Minuten endlich heraus.
Endlich sagte Hikaru auch etwas.
„Wir haben soeben den Schutzschild der Mondwandler durchbrochen.“
„Was für einen Schutzschild?“
„Er verhindert, dass Menschen ihr Dorf finden. Das bedeutet, dass ein Mensch einfach die Lust verliert weiter in diese Richtung zu laufen, abgesehen von der Tatsache, dass wohl niemals jemand in diesen Bereich des Waldes gehen würde…“
Mehr schien es dazu nicht zu sagen zu geben, denn Hikaru hatte seinen Blick wieder aus dem Fenster gerichtet.
Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, als plötzlich zwischen den unzähligen Bäumen ein kleines Häuschen erschien. Neben Susan verkrampfte sich Hikaru merklich und sie musste sich ziemlich auf die Zunge beißen, um ihn nicht mit noch mehr Fragen zu belästigen.
„So Mädels wir sind da.“, kam es von Dominik und tatsächlich fuhren sie gerade über eine Art Marktplatz. Der Boden war mit weißen Steinen gepflastert und in der Mitte befand sich ein großer Brunnen, in welchen ein goldener Engel und ein Dämon aus schwarzen Stein Rücken an Rücken standen.
„Wow.“ Susan stand wortwörtlich der Mund offen.
„Schick, nicht wahr? Das soll Specula und ihr Bruder Caligo darstellen, an den Figuren haben die Bewohner jeweils zwei Jahre gearbeitet.“, gab Jana grinsend ihr Wissen preis.
Erst jetzt fielen Susan die Villen auf, welche um den Platz herum standen, von ein paar konnte man nur den Garten sehen und die dazu gehörenden Gebäude nur im Wald erahnen.
Keines dieser, zum Teil kleinen Schlösser, besaß weniger als zwei Stockwerke und alle waren sie aus einem grauen oder dunkelblauen Stein gebaut.
Jedoch waren nirgends Menschen, oder Mondwandler zu sehen.
Als hätte ihr Sitznachbar ihre Gedanken gelesen, erklärte ihr Hikaru, dass Mondwandler eigentlich nachtaktiv waren und tagsüber nur wenn es unbedingt sein musste ihre Häuser verließen. Zügig überquerten sie den Platz und fuhren nun eine kleine Straße entlang wieder in den dichten Wald. Unterwegs kamen sie noch an etlichen Gebäuden vorbei, die alle den Villen am Rande des Platzes ähnelnden. Wieder gab Jana den Reiseführer.
„Der gesamte Wald ist gerade zu voll gestopft mit diesen „Häuschen“. Einige haben sogar ihren eigenen Schutzschild.“
„Wie viele Mondwandler leben denn hier?“
„Keine Ahnung, vielleicht um die fünftausend? In einem Haus können schon mal acht bis elf Leute leben.“
Fünftausend.
Susan ließ sich die Zahl auf der Zunge zergehen. Der Wald war riesig keine Frage, aber dass hier fünftausend dieser Krieger hier lebten, ohne dass sie entdeckt wurden…
Ihre Gedankengänge fanden ein jähes Ende, als der Wagen plötzlich auf einer kleinen Lichtung anhielt. Sie kam gar nicht mehr dazu eine Frage zu stellen, weil die andern bereits ausstiegen. Seufzend tat Susan es ihnen nach und warf einen Blick auf das strahlend weiße Gebäude, welches in der Mitte der Lichtung stand. Wenn sie gedacht hatte, dass die Villen vorhin riesig waren, so konnte man dieses Gebäude nur als gigantisch beschreiben.
Die fensterlosen Wände waren gut fünfundzwanzig Meter hoch und auf ihnen thronte ein vergoltenes Flachdach, eine sehr breite Treppe führte zu dem ebenfalls vergoltenen und mit wunderschönen Mustern verzierten Tor, welches gut zwei Meter hoch war.
An manchen Stellen wuchs etwas Efeu die Wände hoch und auf der linken Seite konnte Susan sehen, wie ein kleiner Bach im Gebäude verschwand.
„Wo sind wir hier?“
„Das meine Liebe ist das Herz des Waldes und die, wenn man so möchte, Schaltzentrale der Mondwandler. Kurz, das hier ist der Tempel des Lichts.“ Und damit wandte sich Jana ab und folgte den anderen die Treppe hinauf und wieder konnte Susan nur den andern folgen.
Im Tempel selbst herrschte eine angenehme Kühle und genauso wie außen waren hier sowohl die Wände als auch die Böden aus weißem Marmor, nur kleine goldene Adern zogen sich durch das weiße Gestein. An der Decke, die gut drei Meter weit oben war, hingen goldene Schalen. Was auch immer in ihnen lag, es verströmte so viel Licht, als würden lauter kleine Sonnen an der Decke hängen.
Der Gang war nicht nur hoch, es hätten hier locker zwei Pferde nebeneinander herlaufen können.
Auf Dekorationen, wie Bilder, Statuen oder Teppiche, war verzichtet worden, was einem den Eindruck der Leere verlieh, sich in diesem Irrgarten regelrecht zu verlieren, dass man bis in alle Ewigkeit hier herumlief. Der Gedanke ließ Susan einen eiskalten Schauer herunterlaufen und auf einmal kam ihr das goldene Licht regelrecht kalt vor.
Schnell schloss sie zu den anderen auf und versuchte sich den Weg zu merken den sie gingen.
Rechts, links, links, durch eine Tür.... nein, es war einfach unmöglich, zu oft bogen sie in verschiedene andere Gänge ab, zu lang schien der Weg. Der Tempel hatte schon von außen gigantisch ausgesehen, aber jetzt, wo sie scheinbar endlos hier herum irrten, begann sie langsam daran zu glauben, so skurril es auch war, dass sie wohl niemals ankommen würden.
Nachdenklich tapste sie hinter den anderen her, den Kopf gesenkt und auf den Boden gerichtet. Damit sie sich von ihren immer düsteren Gedanken ablenken konnte, bewunderte sie das Muster, welches die goldenen Fäden durch den Boden zogen und versuchte sich vorzustellen, wie sie wohl entstanden sein mögen. Doch plötzlich stieß sie mit irgendwas zusammen, was sie erst nach einem kurzen Schock als Janas Rücken identifizieren konnte. Sie hob wieder den Kopf und staunte nicht schlecht als sie sah, dass sie sich auf einer Art Balkon befanden und auf eine Lichtung herunter sahen. Unter ihnen befand sich ein kleines Moor. Am Rande wuchs hellgrünes Moos und Schilf, während sich zur Mitte hin ein kleiner Teich, fast schon See befand in dessen Mitte, auf einem Podest aus Felsgestein, ein großer Baum wuchs. Seine langen und knorrigen Wurzeln scheinen sich krampfhaft an dem Gestein festzuhalten, dennoch wuchs der Baum majestätisch in die Höhe, seine Äste erstreckten sich in alle Richtungen und trugen bläulich schimmernde Blätter. Außerdem trug er tausende von weißen Blumen, die regelrecht leuchteten und zwar so hell, dass es nicht nötig war, die Höhle auf eine andere Art und Weise zu beleuchten.
Susan fiel im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunter. Grinsend nahm Jana, die sie wohl angesprochen hatte, an der Hand und zog sie die Stufen einer Treppe zum Seeufer herunter. Dort wartete ein kleiner Einbau, eine Art leichtes Kanu, auf sie, in das alle vier nur mit Mühe hinein passten.
Erst als sich das Bötchen in Bewegung setzte, fiel ihr die Gestalt auf, die ganz vorne saß. Soweit Susan es erkennen konnte, trug die Gestalt eine zylinderförmige Kopfbedeckung
an der ein Schleier befestigt war, welcher es unmöglich machte weder die Haarfarbe noch das Gesicht zu erkennen, ein schulterfreies Oberteil, welches dafür aber besonders weite Ärmel hatte, die genau bis zu ihren Handgelenken reichte.
Außerdem schien sich einen weißen Rock zu tragen.
Jedes dieser Kleidungsstücke war mit goldenen Symbolen verziert, die Susan aber nichts sagten.
Vorsichtig versuchte sie sich zu entspannen und hörte auf das rauschen des Wassers um möglichst nicht daran zu denken, was sie wohl heute noch erwarten würde.
Doch mit der Ruhe, die sich eben erst einstellen wollte war es sofort vorbei als sie plötzlich Hikarus Stimme ganz nah an ihrem Ohr vernahm: „Du solltest dich nicht selbst verrückt machen, damit hilfst du niemanden und vor Specula brauchst du auch keine Angst zu haben, nicht einmal Satan persönlich hat es geschafft ihren Hass auf sich zu ziehen, da solltest du ja wohl auch keine Probleme kriegen.“
Sie hatte ganz vergessen, dass Hikaru hinter ihr saß und so zuckte sie nur ungewollt zusammen, gleichzeitig aber ließ ihr seine Stimme einen wohligen Schauer über den Rücken jagen.
Was war nur los mit ihr?
Und warum sollte sie sich vor Specula fürchten?
Wieder einmal wurde ihr das lange Nachdenken dadurch erspart, dass sie ankamen. Vom Balkon aus hatte man es nicht sehen können, aber jetzt wo sie einmal um den Baum gefahren waren, lag ein Pavillon aus weißem Marmor vor ihnen. Geschickt war die weiße Gestalt, eine Priesterin wie ihr Jana zuflüsterte, auf eine der Wurzeln des Baumes gesprungen und machte das Gefährt fest. Jetzt erst konnte Susan erkennen, dass sie keinen Rock sondern eine weiße Hose trug, über die ein breiter Stoffstreifen hing. Außerdem holte die Priesterin jetzt eine Art weißen Priesterstab aus dem Kanu, welcher gleichzeitig eine so scharfe Spitze besaß, dass man ihn sicher auch als Waffe hernehmen konnte.
Vorsichtig stiegen nun einer nach dem anderen alle aus dem wackeligen Schiffchen und kletterten ebenfalls auf die Wurzel, die gut eineinhalb Meter breit war.
Immer noch fasziniert von dem überwältigenden Anblick folgte Susan den in das Holz eingeschnitzten Stufen bis zu dem weißen Pavillon.
Dort angekommen sah sie einen großen, runden Steintisch, welcher mit reichlich Früchten und Gebäck beladen war. Bei genaueren hinsehen erkannte sie Speisen, welche Susan bis dato noch nie gesehen hatte. Um das beschauliche Möbelstück waren sieben, ebenfalls weiße Rattanstühle aufgestellt, wovon einer von dem wahrscheinlichst schönsten Mädchen besetzt war, das Susan jemals gesehen hatte. Sie hatte pechschwarzes Haar, welches ihr leicht gewellt über die Schultern floss und somit ihr herzförmiges Puppengesicht betonten. Als das circa fünfzehn Jahre alte Mädchen die Fremden erblickte begannen ihre dunkelblauen Augen regelrecht zu leuchten und auf ihrem vollen, etwas blassen Lippen, formte sich ein herzliches Lächeln.
Kaum hatten die vier und ihre Führerin den Pavillon betreten, da sprang sie auf und hüpfte leichtfüßig auf Susan zu. Das lange weißes, fast schon durchsichtiges Kleid raschelte leicht, als sie Susan um den Hals fiel und sie überschwänglich, wie eine alte Freundin begrüßte.
„Hallo Susan! Schön das du endlich gekommen bist. Ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht, du weißt ja, wie schnell heute ein Unfall passieren kann. Ich hab gehört, du hattest Probleme mit Laurent? Ein schrecklicher Kerl, viel zu arrogant, aber dafür sieht er gar nicht so schlecht aus, nicht wahr? Aber was erzähle ich denn da? Das muss die Einsamkeit sein. Da hat man schon hundert Priester, die ständig um einen herum wuseln und langweilt sich trotzdem zu Tode. Was stehst du denn wie angewurzelt da? Nun komm schon setzt dich. Wir haben viel zu besprechen. Hey, ihr auch, na los jetzt setzt euch doch endlich. Komm Susan setze dich doch bitte zu meiner Rechten, so können wir uns besser unterhalten.“
Wie vor den Kopf gestoßen, ließ sich Susan von dem, in einer unglaublich schnellen Tempo redenden Mädchen zum Tisch führen und in einen der Stühle sinken, die sich so ganz nebenbei aus sehr bequem erwiesen.
Aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass die anderen nicht halb so überrollt waren, sondern sich nachsichtig lächelnd auf ihre Plätze sinken ließen.
Das heißt, alle bis auf Hikaru und die Priesterin.
Die Priesterin hatte sich tief verbeugt und war von dannen gezogen und Hikaru hatte sich mit einem Gesicht das zur Faust geballt war erst nach der Aufforderung des Energiebündels, welches jetzt Gott sei Dank erst einmal Luft holte, auf den Stuhl neben Dominik gesunken.
Die kurze Stille die jetzt eintrat hielt nicht besonders lange, als sich die Gastgeberin wieder Susan zu wandte.
„Ach ja, ich sollte mich dir vielleicht überhaupt einmal vorstellen. Mein Name ist Specula, ich glaube du hast schon Einiges von mir gehört. Ich übrigens auch Einiges von dir.
James, also dein Vater, hat von nichts anderen mehr gesprochen. Er scheint große Stücke auf dich zu halten.
Was rede ich da nur? Es gibt wichtigeres zu besprechen, nicht? Also, erzähl mir doch einfach mal was du bis jetzt weißt und den Rest ergänze ich dann. Ok?“
Zögerlich nickte Susan und begann dann langsam zu erzählen.
„Also, es gibt Schattengänger und Mondwandler, die sich offensichtlich nicht sonderlich mögen und sich deswegen bekämpfen. Beide ''Parteien'' haben so was ein ein Alpha-Männchen: Specula und Caligo. Dann gibt es noch die sogenannten Wächter, die sich gegenseitig die Schädel einschlagen und wohl ziemlich stark sind. Wie es aussieht ich bzw. war mein Vater einer dieser Wächter und somit bin ich sein Nachfolger. Ende.“
Specula, die die ganze Zeit genickt hatte holte tief Luft und fügte noch hinzu: „Das trifft es ganz gut aber es geht noch weiter: Zuerst einmal habe ich gemerkt, dass dich mein Äußeres zu irritieren scheint. Du solltest wissen, dass sich mein Körper nicht verändert, aber eines kannst du mir glauben: du wirst auf der Welt nur eine zwei Personen finden, die älter als ich sind und das sind mein Bruder und Satan. Jetzt schau nicht so überrascht, hat Hikaru dir denn nicht erzählt das Caligo mein Bruder ist? Nicht? Oh. Naja, es tut hier eh nichts zur Sache. Also, Hikaru ich hatte ehrlich gehofft, dass du sie etwas mehr aufklären würdest... Wage es ja nicht dich zu entschuldigen.“ Mit gespieltem Ernst hob sie drohend den Finger und fixierte Hikaru, der sichtlich lieber wo anders gewesen wäre. Nachsichtig lächelnd schüttelte Specula den Kopf und wandte sich wieder Susan zu.
„Tja, die Frage ist jetzt nur, wie wir dich am effektivsten ausbilden... Eigentlich ich es die Aufgabe des Wächters seinen Nachwuchs auf seine Aufgabe vorzubereiten, aber leider warst du damals zu jung als wir deinen Vater rufen mussten, sonst hätte er dich einfach mitnehmen und hier ausbilden lassen können.“
„Mein Vater? Was ist mit ihm? WO ist er?“
Susan war sich auch ohne der geschockten Blicke ihrer Begleiter bewusst, dass es sicherlich nicht ratsam war, Specula so anzufahren, aber sich wollte, musste herausfinden was mit James damals passiert war. Warum er damals seine Familie so einfach im Stich gelassen hatte und nicht wieder zu ihnen zurück kam.
Doch Specula schien es ihr nicht halb so übel zu nehmen wie Hikaru, der Susan förmlich mit seinen Blick aufzuspießen versuchte.
„Um das zu erklären werde ich noch etwas weiter ausholen müssen. Ein Wächter hat genau drei heilige Pflichten, musst du wissen. Die erste ist es den Wächter des anderen Volkes zu stürzen, die zweite ist natürlich das eigene Volk zu schützen und die dritte beinhaltet logischerweise für Nachwuchs zu Sorgen. Was jetzt nicht heißen soll, dass er eine Art Zuchtbulle ist. Das Erstgeborene eines Wächters ist automatisch sein Nachfolger, sollte dem Kind irgendetwas passieren und es würde sterben, so wäre damit der Fortbestand unserer Spezies nicht mehr gesichert.“
Die letzten Worte hatte Specula mit einen besonderen Nachdruck in der Stimme gesagt.
„Deswegen konnte dich dein Vater nicht mitnehmen und deswegen waren wir alle so auf deinen Schutz bedacht.“ Susan versuchte die neuen Erkentnisse zu verarbeiten und in ihren Gehirn einzuordnen und da war noch etwas. Etwas, das Specula ihr gerade gesagt hatte. Sollte sie das fragen oder hatte Specula absichtlich das Thema gewechselt?
Vorsichtig sah sie ihre Sitznachbarin an.
„Ich hätte da noch eine Frage, also eigentlich ziemlich viele, aber du sagtest, wenn der Wächter keinen Nachwuchs bekommt stirbt die gesamte Spezies aus?“
Überrascht sah sie die Anführerin der Mondwandler an.
„Spürst du es denn gar nicht?“
„Spüren? Was denn?“
„Es gibt da ein bestimmtes Band zwischen mir und den Wächtern, genauso geht es auch Laurent und Caligo, durch das hast du die Möglichkeit ein paar meiner Kräfte zu benutzen. Dieses Band ist das was dich unter den anderen Kriegern auszeichnet, es ist das was dich stark, aber mich gleichzeitig schwach macht. Du musst wissen, wenn du,der Wächter, verletzt wirst, werde auch ich verletzt, wenn du leidest, leide ich und wenn du stirbst...“
„...dann stirbst auch du und die Mondwandler, sind von da ab auf sich gestellt.“
„Genau. Und egal wie viele Mondwandler es auch geben mag, gegen Caliogo und seine Sippschaft haben sie keine Chance, sie würden innerhalb von hundert Jahren gejagt und ausgerottet werden.“
Auch wenn sie es mit einem Hüsteln überspielte konnte Susan hören wie Speculas Stimme bei den letzten Worten brach und sie konnte Speculas Trauer bei diesen Gedanken geradezu spüren.
Zögerlich setzte Susan aufs Neue an: „ Ich will dir helfen, das weißt du sicher auch, aber du weißt doch genauso gut wie ich, dass ich doch nicht die geringste Chance habe gegen Laurent zu kämpfen.“
Beschämt sah sie nach unten, als Specula ihr den Arm um die Schulter legte.
„ Du musst doch nicht alleine gegen ihn kämpfen, dein Vater hat momentan eine Mission zu erfüllen und wird in etwa drei Monaten zurück sein. Warte, lass mich bitte ausreden. Bis er wiederkommt werden wir dich auf das Kämpfen vorbereiten, wir werden dich zu einer waschechten Wächterin machen und wenn dein Vater wieder unter uns ist, so könnt ihr beide, Seite an Seit in den Kampf ziehen. Na, was sagst du? Deal?“
Zögerlich hob Susan den Kopf uns sah Specula in die Augen. Ihr Vater, sie würde ihren Vater wiedersehen. Sie würde Seite an Seite mit ihm kämpfen. Und zum ersten Mal in ihrem Leben spürte sie wie sich etwas tief in ihr erhob, sie spürte bewusst die Kraft, die durch ihre Adern floss. Schon immer geflossen war. Und als sich diese kleine sichere Lächeln auf ihre Lippen stahl wurde ihr klar, dass es für sie gar nicht darum ging ob sie kämpfen würde.
Die Frage die sie sich eigentlich stellte war das wann sie kämpfen durfte.
„Einverstanden, ich hab eh noch ein Hühnchen zu rupfen.“
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„Bist du dir da auch sicher“, fragte Jana zu etwa tausendsten mal und runzele die Stirn. Doch Susan zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Er hat es mir ja angeboten und außerdem würde es mich ja schon interessieren, wie er so wohnt.“
„Aha, daher weht der Wind, aber du kannst mich doch nicht so einfach hier alleine lassen. Willst du wirklich, wirklich nicht hier im Tempel schlafen?“
Skeptisch sah Susan noch einmal an dem riesigen Gebäude hoch, wand sich dann wieder ihrer Freundin zu und meinte bestimmt: „Also bei aller Liebe, aber ich bin froh, wenn ich hier wegkomme. Auch wenn ich Specula sehr nett gefunden habe, hat das ganze hier“ An der Stelle zog Susan einen Kreis mit den Armen. „etwas, das mir einen kalten Schauer über den Rücken jagt.“
Nachdem sie noch ein paar Worte gewechselt hatten gab Jana endlich auf und verabschiedete sich von ihrer Freundin, nicht ohne vorher einen giftigen Blick in Hikarus Richtung zu werfen, was ihn aber nicht wirklich zu berühren schien.
„Können wir jetzt ENDLICH gehen?“
Susan konnte nicht anders als bei dem nörgelnden Ton zu schmunzeln.
„Ja, ja ich komm ja schon. Wo wohnst du eigentlich“
„Verrate ich nicht.“, meinte er plötzlich verschwörerisch und grinste sie an, bevor er sich abrupt umdrehte und loslief.
Der Typ schafft mich. Seufzend rannte sie ihm hinterher und folgte ihm in den Wald. Nur hin und wieder sah Susan ein Haus zwischen den Bäumen auftauchen und versuchte sich vorzustellen, wie Hikaru wohl wohnte.
Specula hatte ihr angeboten im Tempel zu schlafen, doch Hikaru hatte sie höflich unterbrochen und angeboten, dass Susan doch bei ihm schlafen und so gleich was über ihr Volk erfahren könne. Das schien ausnahmslos jeden zu überraschen, selbst Specula.
Susan hingegen war das nur Recht gewesen, alleine der Gedanke mal Hikarus Heim sehen zu können war um Welten spannender, als dieses Monstrum eines Tempels voll mit diesen ernsten und vor allem schweigsamen Priesterinnen. Sie war mal wieder so tief in Gedanken versunken, dass sie noch ein paar Schritte weiterging, bevor sie merkte, dass Hikaru gar nicht mehr an ihrer Seite lief. Etwas überrascht drehte sich Susan um und merkte, dass Hikaru in eine, etwas von den Bäumen versteckte Auffahrt abgebogen war. Wieder musste sie rennen um ihn einzuholen und stand plötzlich vor einer großen Villa. Sie sah fast genauso aus, wie die unten am Platz. Sie schien schon einige Jahre alt zu sein. Überall wuchs Efeu den Wänden hoch und von den Fensterläden blätterte die Farbe ab, doch es machte nicht im geringsten den Eindruck verwahrlost zu sein. Susan hatte eher den Eindruck vor einem verwunschenen Schloss zu stehen. Kurz überlegte sie, ob sie es Hikaru erzählen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder, nicht das er sie noch für kindisch hielt.
Doch der Gegenstand ihrer Gedanken öffnete gerade die Haustür und sah sie erwartungsvoll an. Schnell machte sie sich daran, ihm ins innere zu folgen.
Mit angehaltenem Atem folgte sie ihm durch die Tür. Der Eingangsbereich war in einem dunklen rot gehalten. Hier gab es außer der Eingangstür noch vier weitere Türen und eine ziemlich breite Treppe, welche in den zweiten Stock führte. Kaum hatte Hikaru die Tür hinter ihnen geschlossen, wurde eine der Türen aufgerissen, ein gelber Blitz schoss heraus
und warf sich Hikaru stürmisch um den Hals.
„Hikaru, da bist du ja endlich wieder! Ich dachte schon, du wärst verschollen. Was erlaubst du dir so lange weg zubleiben? Deiner armen, alten Mutter so einen Schock zu verpassen...“
Erschrocken starrte Susan die Beiden an. Hikaru, welcher zu Salzsäule erstarrt schien und das merkwürdige, gelbe Etwas, welches sich nun endlich von ihm löste.“
Jetzt erst konnte sie Susan genauer mustern. Bei dem Etwas handelte es sich um eine ca. dreißig Jahre alte Frau, die gut einen Kopf größer war als Susan. Ihre langen, goldenen Haare hatte sie mit einem leuchten gelben Band aus dem Gesicht gebunden, außerdem trug sie ein altmodisches, bodenlanges, gelbes Kleid, welches mit jeder Menge Schleifen und Rüschen verziert war.
Als sie sich nun Susan zu wandte, konnte diese in ihre goldfarbenen Augen sehen. Die ganze Frau strahlte eine unglaubliche Wärme ab und Susan konnte gar nicht anders, als sie ins Herz zu schließen.
Als die Frau nun auch Susan umarmte, roch sie einen feinen Vanilleduft.
„Du musst also James Tochter Sophie sein, nicht wahr. Die berühmte Wächterin, endlich lerne ich dich mal kennen. Übrigens, ich bin Sunny, fühl dich hier ganz wie zu Hause.“
Sunny, der Name passte geradezu perfekt. Susan fühlte sich etwas überrumpelt von der Art dieser Frau.
„Ähem, eigentlich heiße ich Susan-“
Doch Sunny tat ihre Worte mit einer Geste ab und wollte wieder durch die Tür verschwinden, als sie es sich noch einmal überlegte und sich zu Hikaru um wandte.
„Ach Liebling, würdest du unseren Gast bitte schon mal ins Wohnzimmer führen? Ich mach noch schnell Tee.“
Verwirrt sah Susan Hikaru an. „Und das ist wirklich deine Mutter?“ Hikaru konnte sich bei dem ungläubigen Ton ein Lächeln nicht verkneifen, zuckte aber nur mit den Schultern und öffnete eine andere Tür. Schweigend folgte Susan ihm ins Wohnzimmer und erlebte erneut eine Überraschung. Wie angewurzelt blieb sie stehen.
„Oh. Ach du heilige...“
Hikaru, der nun gegen einen Lachanfall zu kämpfen hatte, brachte nur ein „Na, gefällts dir?“ heraus, bevor er doch losprustete.
Wie belämmert schaute sich Susan das Zimmer noch einmal an, dann Hikaru und dann noch einmal das Zimmer.
„E...es ist...gelb!“
Nun konnte sich Hikaru einen Lachanfall nicht verkneifen und prustete ungehalten los. Susan sah sich noch einmal geschockt um. Lampe, Plüschsofa, Vorhänge sogar die Teppiche waren in einem hellen gelb gehalten.
Zugegeben, die gesamte Situation hatte etwas urkomisches. Dieses Entsetzen, welches sich in ihrem Gesicht ausbreitete. Er fragt sich wirklich, was sich sein kleiner Schützling erwartet hatte. Da sie offensichtlich noch etwas brauchte, schnappte er sich Susans Hand und zog sie zu dem breiten Plüschsofa, welches zwar schrecklich aussah, aber ungemein bequem war und bedeutete ihr sich zu setzten. Plötzlich prustete auch das Mädchen los. „Wer hätte gedacht, dass ein so düsterer Typ wie du, aus so einem verrückten Heim wohnt.“, brachte sie gerade noch hervor. Düster? Hatte er da etwas was verpasst? Er musste schon ein sehr komisches Gesicht gemacht haben, dass Susan in ein solches Gelächter ausbrach. Nun,er selbst konnte sich ein Grinsen auch nicht verkneifen, doch das verschwand ganz schnell wieder, als seine Mutter mit einem Tablett voll Cup Cakes das Zimmer betrat. Was hatte er sich nur dabei gedacht als er Susan hier her mitnahm? Eigentlich hätte Sunny (er vermied es nach Möglichkeit diese Frau seine Mutter zu nennen) noch gar nicht hier sein dürfen, war sie doch mit seinem Vater verreist.
Strahlend stellte Sunny das Backwerk auf das Tischchen und ließ sich elegant in einen Sessel sinken. Kaum das sie saß, begann sie auch schon mit Fragen zu bombardieren. Wie alt sie sei, was sie so in ihrer Freizeit mache, wie es so in der Schule war, und so weiter. Zugegeben, er erwischte sich selbst dabei, wie er sich interessiert nach vorne lehnte und jedes Wort, jede Information über ihr Leben wie ein Schwamm aufsaugte. Susan schien sich auch langsam zu entspannen, schnappte sich hin und wieder sogar einen der kleinen Kuchen und unterhielt sich angeregt mit Sunny. Dass sie nicht weiter auf Hikaru eingingen, war ihm nur Recht, wusste er doch, wie seine...wie Sunny zu ihm stand. Und dann erzählte Susan von ihrem Bruder. Er sah, wie sich etwas in Sunnys Gesicht veränderte und er stöhnte innerlich auf, was jetzt kam würde er nicht ertragen. Zu gerne hätte er Susan gewarnt oder sie am Besten gleich hier raus gebracht. Jetzt würde sie das wahre Gesicht seiner Mutter zu sehen bekommen.
Susan bemerkte diese kleine Veränderung in Sunnys Gesicht, als sie von Tobias erzählte. Ihre Augen schienen ihren Glanz zu verlieren, das Lächeln wirkte plötzlich so gezwungen und ihre langen, schlanken Finger krallten sich in den gelben Stoff ihres Kleides. Sie schien plötzlich so abwesend und Susan unterbrach sich selbst, als sie merkte, dass Sunny ansetzte etwas zu sagen.
„Weißt du was? Ich habe auch einen Sohn.“, sie konnte gar nicht anders als beim klang dieser kalten Stimme zusammenzuzucken. Doch Sunny sprach unbeirrt weiter.
„Sein Name ist Rochus. Er ist ein guter Junge und ein äußerst bemerkenswerter Krieger, dass hat Specula auch gesagt. 'Äußerst bemerkenswert' das waren ihre Worte. Du musst ihn unbedingt kennenlernen, er hat nämlich keine Freundin“, an dieser Stelle kicherte Sunny und zwinkerte Susan verräterisch zu. Diese jedoch saß stocksteif auf dem Sofa. Rochus? Nachdem was sie gehört hatte war er doch verstorben, oder etwa nicht? Auch war ihr aufgefallen, wie Hikaru neben ihr immer mehr in sich zusammensackte. Was war hier denn nur los?
„Weißt du, ich mag dich. Du scheinst klug und selbstbewusst zu sein und du bist die Tochter von James. James ist ein guter Mann. Du wärst sicher eine gute Gefährtin für ihn. Meinst du nicht?“
Sunny schien wirklich eine Antwort zu erwarten und fast schon hätte Susan ihr zugestimmt, doch sprang Hikaru in genau dieser Sekunde auf und brüllte seine Mutter an.
„Verdammt Sunny, Rochus ist TOT. Er ist gestorben, wann verstehst du das denn endlich, da kannst dich noch so sehr hinter deinem beschissenem gelb verstecken und allen erzählen wie gut es ihm geht. Er ist vor dreizehn Jahren gestorben. Wann geht das in-“
„Er ist nicht gestorben, so weit ich das weiß, hast DU ihn umgebracht.“ Hikaru starrte kurz in das hasserfüllte Gesicht seiner Mutter, atmete kurz durch und verließ dann langsam mit hoch erhobenen Hauptes den Raum.
„So wo waren wir? Magst du vielleicht noch etwas Tee?“ Sunny strahlte sie wieder mit diesem warmen Lächeln an und auch ihre Augen waren wieder „normal“ nichtsdestotrotz hatte Susan Angst vor ihr. Schüchtern schüttelte sie den Kopf und ließ sich weiter von der Frau Dinge über Rochus erzählen. Zwar wäre sie viel lieber hinter Hikaru her, aber wer weiß wie Sunny darauf reagieren würde. So hörte sie sich weiterhin Dinge über das Haus, Sunnys Einrichtung und die Schattengänger an, nie aber erwähnte Sunny Hikaru. Gerade, als Sunny wieder zum beliebten Thema Rochus kam, spürte Susan etwas weiches an ihren Bein. Überrascht blickte sie nach unten und starrte überrascht auf das gelbe Ding, welches zu ihren Füßen lag und mit leuchtend grünen Augen zu ihr hinauf schaute.
„Was ist das?“ In ihrer Überraschung vergaß Susan sogar, dass sie sich vor Sunny fürchtete. Diese lachte amüsiert.
„Das ist Janny unsere Hauskatze.“
Katzte? Das Ding konnte so ziemlich alles außer einer Katze sein. Vorsichtig beugte sich Susan nach unten und hob das gelbe Fellknäul auf ihren Schoß. Das war nicht nur eine leuchtend gelbe, sondern auch selten fette Katze. Und diese grünen Augen wirkten außerdem so unglaublich menschlich.
„Hallo Janny.“, murmelte sie leise als sie das Fellkäul streichelte. Jedoch schien Janny nicht die einzigste gelbe Katze in diesen Haushalt zu sein, denn als Susan aufsah, hatte Sunny ebenfalls eine nicht ganz so fette Katze auf den Schoß, die sie als Vally vorstellte. Das Ganze hatte etwas so surreales, dass Susan beinahe aufgelacht hätte, würde ihr nicht noch immer Hikarus verletztes Gesicht vor Augen hängen, so saß sie noch eine weitere Ewigkeit die Katze streichelnd Sunny gegenüber, die sie mittlerweile wieder über ihr Leben befragte.
Die nächste Unterbrechung folgte erst knapp zwei Stunden später. Sunsan hörte, wie sich die Haustür öffnete und auch Sunny sah erfreut auf, als im nächsten Augenblick die Tür geöffnet wurde und eine zehn Jahre ältere Version von Hikaru hereinspazierte.
„Hallo Schatz, sieh mal wir haben Besuch.“, flötete Sunny glücklich und umarmte den Neuzugang stürmisch. Dieser erwiderte die Umarmung kurz und lächelte in Susans Richtung. „Hallo, schön dich kennenzulernen. Ich bin Joseph. Und du bist...?“
„Das ist Susan, sie wird Rochus Gefährtin.“ Jetzt strahlte Sunny übers ganze Gesicht und klatschte sogar wie ein kleines Kind in die Hände. Joseph nickte erfreut und frage sie dann, ob sie ihm nicht auch einen Tee bringen könne. Worauf sie nickte und immer noch strahlend aus dem Raum rauschte. Joseph sah ihr nach bis sich die Tür hinter ihr schloss und Susan bemerkte die Traurigkeit, welche sich kurz in seinen Blick schlich. Dann wandte er sich wieder Susan zu lächelte höflich und ließ sich neben ihr auf einen der Sessel nieder.
„Ok und jetzt erzähl mal, warum bist du wirklich hier?“
Kurz zwinkerte Susan überrascht dann fasste sie kurz zusammen, dass sie anscheinend der neue Wächter sein sollte, die Tocter von James war und Hikaru sie für diese Nacht zu sich nach Hause eingeladen hatte. Joseph Miene blieb die ganze Zeit unbewegt und zeigte nicht die geringste Reaktion, als sie endlich endete nickte er nur kurz und lehnte sich seufzend zurück.
„Er hätte dich nicht hier her bringen sollen, seit Rochus' Tod ich meine Frau etwas...komisch. Ich nehme an, das hast du schon bemerkt?“
Susan nickte nur.
„Aber warum gibt sie Hikaru die Schuld?“
Joseph sah sie nur kurz an, blickte dann wieder in den Kamin. „Weil er es auch tut. Weißt du, Rochus war damals der beste Freund deines Vaters und so etwas wie sein Partner. Rochus war immer der ernste und reife, während dein Vater ziemlich aufgedreht und ziemlich tollpatschig war. Du hättest ihn damals erleben müssen, dein Vater, der immer in die größten Probleme gesprungen ist, Rochus der seinen Hintern gerettet hat. Aber die beiden waren ein super Team, Hikaru hat sehr zu den Beiden aufgeblickt, für ihn waren das seine persönlichen Vorbilder. Zusammen haben dein Vater und mein ältester Sohn den Wächter der Schattengänger gejagt und schließlich gestellt. Ich weiß nicht so genau, was damals wirklich passierte, aber James hat diesen Schattengänger wohl getötet, war aber selbst schwer verletzt worden. James war es, der ihn mehr tot als lebendig zu uns zurück brachte und sich um ihn kümmerte nachdem er wieder zusammengeflickt worden waren. Tja, und da jetzt der Wächter tot war und die Schattengänger damit besiegt, wollte dein Vater weg, sich das Leben da draußen, wie er es nannte, mal ansehen. Rochus und er haben sich damals noch ein letztes Mal ordentlich die Kante gegeben „An der Stelle lachte Joseph traurig auf.“Und dann war James weg. Einfach so aus unserer Mitte verschwunden.
Rochus hat sich wieder mehr mit seinem Bruder abgegeben, ihm das Kämpfen beigebracht und später auch auf die Jagt mitgenommen. Die Schattengänger tauchten nicht mehr auf und so fühlten wir uns in der Annahme bestätigt, sie müssten tot sein. Es kam zwar hin und wieder vor, dass jemand aus den eigenen Reihen Ärger machte, aber richtige Probleme gab es keine mehr. Und dann gingen die Beiden wieder einmal auf die Jagt. Tja, es wurde Morgen, es wurde Mittag und Abend und die Beiden waren immer noch nicht zurück. Als sie dann ganze vierundzwanzig Stunden weg waren, schnappte ich mir ein paar Freunde und wir machten uns auf den Weg meine Söhne zu suchen. Hätte ich gewusst, was ich zu sehen bekäme, dass Rochus...“ Seine Stimme war immer leiser geworden und brach an dieser Stelle ab. Erschrocken nahm Susan die Tränen, welche sich aus Josephs Augen stahlen zur Kenntnis. Langsam lehnte sich sich zu ihm herüber und legte ihm tröstend die Hand auf den Arm. Joseph quittierte die Geste mit einem traurigen Lächeln und schien sich tatsächlich wieder etwas zu fangen.
„Wir haben knapp zwei Stunden nach ihnen gesucht, als wir diesen Geruch wahrnahmen. So süßlich und gleichzeitig brennen. Aber da war noch ein Geruch, er war um einiges stärker als der andere. Es war der Geruch von Mondwandlerblut. Viel Mondwandlerblut. Sehr viel Mondwandlerblut.
Das nächste was ich sah war Hikaru der neben einem großen blutverschmierten Batzen Fleisch lag. Das Zweite war, dass dieser Batzen, mein anderer Sohn war. Ich dachte damals, ich hätte sie beide verloren. Was dann passierte weiß ich nicht mehr. Irgendwie haben uns die anderen nach Hause gebracht, Hikaru war stark am Bach verletzt, aber er hatte überlebt. Rochus war aber... er hatte ihm ein Schwer oder ein großes Messer in die linke Schulter gerammt und es bis zum rechten Hüftknochen durchgezogen. Die Ärzte sagte, dass er selbst als Rochus tot war ihm immer noch zwölf mal ins Gesicht geschossen hatte. Hikaru hatte sich dazwischen drängen wollen und hatte so zwei Kugeln in den Bauch bekommen. Er hatte seinen Bruder nicht helfen können, verstehst du. Rochus hatte ihn fünf Jahre lang ausgebildet, war für in dagewesen und dann werden sie angegriffen und Hikaru muss tatenlos mitansehen wie sein Bruder stirbt. Er war damals nicht einmal auf der Beerdigung seines Bruders, oder überhaupt jemals an seinem Grab. Das erste was er sagte, als er damals zu sich kam war Rochus es tut mir so leid. Es war meine Schuld.
Immer und immer wieder sagte er es, wie ein Mantra. Er verließ nicht das Bett, aß oder trank etwas. Er saß immer nur da mit seinem leeren Blick und murmelte die Worte. Manchmal weinte er, nicht oft aber er weinte. Ich stand damals unter Schock und war mit der Situation total überfordert, aber Sunny war da. Man merkte ihr nicht einmal an, dass ihr älteste Sohn gestorben war. Sie kümmerte sich um Hikaru, saß an seinem Bett. Sie redete mit ihm, oder sang ihm was vor. Nicht half, der Arzt sagte damals, dass er wohl den Verstand verloren hatte, aber Sunny gab nicht auf, sie zwang ihn was zu essen und brachte ihn sogar sich von ihr zu nähren, nur wenig zwar, aber es erhielt ihn am Leben. Dann kam eines Tages Specula. Sie verlässt selten den Tempel, aber an diesem Tag war sie mit zwei Priesterinnen zu uns gekommen, wollte dass wir sie kurz mit Hikaru alleine sein durfte. Es dauerte keine zehn Minuten. Als sie den Raum verließ folgte ihr Hikaru jedenfalls. Er wirkte unverändert, aber dann sah ich ihm in die Augen. Da war Tatendrang, Hass und Wut, kein bisschen Verzweiflung oder Trauer mehr. Er sah uns an und meinte mit einer ungewöhnlich kalten Stimme, dass er los müsse. Er würde seinen Bruder rächen und wir sollen nicht auf ihn warten. Er packte seine Sachen zusammen und ein paar Waffen aus Rochus' Schrank. Von Specula erfuhren wir, dass wir uns geirrt hätten. Es gäbe doch noch einen Wächter und dieser hatte seinen Vater in dem Glauben, Rochus wäre der Wächter, gerächt. Sie hatte Hikaru den Befehl erteilt, so viel über den Neuen herauszufinden wie möglich und zwar so lange, bis du, der neue Wächter, auftauchen würdest. Zwar hatte man auch deinen Vater wieder gerufen, aber er wurde auf irgendeine Mission geschickt, er war ziemlich geschockt, als er von Rochus Tod hörte und er war sogar auf seiner Beerdigung, wohin er aber dann ist oder welche Mission das sein sollte, das kann ich dir leider nicht sagen.“ Seufzend beendete er seine Rede und sah erneut in den Kamin.
Auch Susan brauchte etwas Zeit, um das ganze zu verarbeiten.
Ein geflüstertes „Oh“ war auch so ziemlich das Einzige, was ihr als Antwort einfiel.
Joseph lächelte humorlos und nickte. „Ja, oh.“
Noch eine Weile saßen sie sich schweigend gegenüber, als Joseph endlich den Kopf hob und Susans Blick suchte.
„Du bist sicherlich müde, oder? Entschuldige bitte meine Unhöflichkeit, ich lasse mich immer gerne etwas zu sehr herunterziehen durch solche alten Kamellen.“
Wieder lächelte er sie an, und wieder erreichte es nicht seine Augen.
Dennoch erwiderte sie es und nickte.
„Nun denn, dann wollen wir dir mal ein kuscheliges Plätzchen suchen.“
Etwas benommen folgte sie ihm aus dem Zimmer und wurde die Treppe nach oben gebracht. Sie liefen an einigen Türen vorbei bis sie die letzte, am Ende des Ganges, erreichten.
„Das hier ist dein Zimmer, du kannst hier bleiben so lange du willst. Wenn du aber lieber im Tempel schlafen möchtest ist das natürlich auch kein Problem. Hikarus Zimmer ist links von deinem, Sunny und ich schlafen am anderen Ende des Flures. Einfach immer dem Schnarchen nach.“
Dieses Mal grinste er sie breit an, nickte und wandte sich etwas zu schnell wieder zum Gehen.
Das Zimmer, welches für Susan bestimmt war, war wohl der Traum jeden Mädchens. Alles war in Flieder gehalten und ein märchenhaftes Himmelbett befand sich in der Mitte des Zimmers. Die Bettlaken waren sogar aus Seide wie Sie feststellte.
Natürlich gab es auch ein eigenes Badezimmer, welches sündhaft groß war. Es gab sogar eine in den Boden eingelassene Badewanne.
Alles war sehr altmodisch und doch traumhaft schön eingerichtet.
Neugierig war Susan einen Blick in den Kleiderschrank und fand verschiedene schwarze Kleidungsstücke, zum Teil gab es da ärmellose Shirts, Lederhosen, Ledermäntel, aber auch ein schwarzes Trauerkleid mit Rüschen, und schwarze Nachthemden, ja sogar schwarze Unterwäsche war vertreten.
In einem Fach darunter fand Susan Kampfstiefel, Seidenschuhe und Turnschuhe, natürlich alles schwarz.
Kurz zögerte Susan, dann zog sie eines der Nachthemden an und legte sich in das noble Bett. Als sie da so lag wurde ihr das leichte Duft von Kräutern bewusst den das Nachthemd verströmte, anders als der süßliche Duft der hier geradezu von den Möbeln auszugehen schien.
Auch wenn sie dem ganzen noch etwas ängstlich entgegen sah und sich nach wie vor wünschte einfach aufzuwachen und über sich selbst zu lachen, schlief Susan sehr bald ein und hatte einen ruhigen und traumlosen Schlaf.
Wenn du denkst es geht nicht mehr...
Ein lautes Poltern und ein darauffolgendes „Guuuuten Morgen, Sonnenschein!“, rissen Susan aus ihrem Schlaf.
Grummelnd rollte sie sich von der Seite auf den Rücken und starrte verschlafen die Decke an. Nach fast einer Minute hatte sie sich so weit gesammelt, dass sie sich langsam aufrichtete und den morgendlichen Störenfried wütend anfunkelte.
„Jana, du verdammte Nervensäge, habe ich dir je gesagt, wie sehr ich dich hasse?“
„Na na na. Wir wissen doch beide wie sehr du mich liebst und sein wir ehrlich, wenn du einmal schläfst braucht man schon ein ganzes Orchester um dich zu wecken.“
„Oder eine Jana.“, grummelte die Geweckte mürrisch.
„Wie spät haben wir es.“
Ein Schulterzucken war die Antwort.
„Also ich bin so gegen vier Uhr aufgestanden und gleich zu dir gelaufen. Ich denke es müsste jetzt so gegen sechs Uhr sein...plus, minus ein paar Minuten.“
Susan schüttelte nur den Kopf und schälte sich dann langsam aus dem viel zu warmen und bequemen Bett.
„Ach ja, ich habe unten Sunny getroffen, die hat ja ganz schön einen an der Waffel, sie meinte ob du etwas Kleidung hättest. Ich habe ihr geantwortet, dass wir bisher noch nicht dazu gekommen sind dir welche zu besorgen, da meinte sie, dass du ihre alte bekommen kannst. Die Sachen, die im Schrank hängen.“
„Hä? Die gehören Sunny?“
Überrascht sah Susan ihre Freundin an.
„Öhem, ja ich denke schon, es sei denn Hikaru hat uns eine Schwester verheimlicht.“
„Aber das sind alles Kampfklamotten!“
„Das ist nicht weiter verwunderlich. Bevor die Gute Rochus, ihren ersten Sohn bekommen hatte, war sie die größe Kriegerin des Dorfes.“
Ihr fehlten die Worte und Susan versuchte sich ausgerechnet Sunny als legendäre Kriegerin vorzustellen.
„Nein, niemals nie nicht. Nicht Sunny.“
Jana schüttelte nur breit grinsend den Kopf mit den Worten Susan könne glauben was sie wolle.
Schnell rieselte sich Susen den Kopf frei und widmete sich dem Kleiderschrank. Ein weiteres mal besah sie sich den Inhalt.
„Hmm...da ist nichts dabei, was ich in einen Tempel anziehen kann.“
„Ganz im Gegenteil, da kennst du aber Jessica schlecht. Für ihr Training wirst du robuste Kleidung brauchen.“
„Wer soll das sein?“
„Das wird deine Lehrerin im Nahkampf sein.“
„Nahkampf?“
Jana zwinkerte ihrer Freundin nur verschwörerisch zu.
„Gut dann wollen wir dich mal herrichten.“
Susan blieb gar nicht die Zeit zu widersprechen, Jana reichte ihr eine schwarze Lederhose, Lederstiefel, ein schwarzes Top aus ziemlich groben Stoff und darüber einen langen schwarzen Mantel aus einem ihr unbekannten Stoff mit Silberschnallen.
Nach dem Umziehen wurde sie gründlich gemustert.
„Passt wie angegossen, Sunny hatte ja vor dem Kurzschluss richtig Geschmack.“
Susan betrachtete sich selbst auch skeptisch im Spiegel.
„Na, ich weiß ja nicht...“
Jana ging nicht auf die Zweifel ihrer Freundin ein sondern reichte ihr einen Haargummi.
„Binde dir besser noch die Haare zusammen, die können in einem Kampf sehr stören. Hmm... ja, perfekt. Jetzt siehst du wirklich zum fürchten aus.“
„Also gut“, seufzte die neue Wächterin. „dann mal los.“
Also machten sich die Freundinnen auf den Weg. Als sie unten am Wohnzimmer vorbeigingen sahen sie Sunny. Diese war mit einem natürlich knallgelben Staubwedel dabei das Zimmer zu säubern. Heute trug sie ein knielanges gelbes, orange gepunktetes Kleid, mit einem weißen Kragen. Ihre Haare hielt sie mit einem leuchtend roten Haarreifen aus dem Gesicht.
Als sie Susan bemerkte kam sie auf sie zugelaufen und umarmte sie freudig.
„Guten Morgen meine Liebe.“
Sunnys weiches Haar, welches nach Narzissen roch, kitzelte Susan im Gesicht.
„Morgen, Sunny.“, kam es gedämpft von Susan.
„Sehr elegant siehst du damit aus. Richtig gefährlich.“
Langsam löste sich Susan aus der Umarmung und lächelte die gut gelaunte Sunny unsicher an.
„Ähem, ja danke. Ich muss dann los.“
Sunny strich sich mit Schwung die Locken hinter die Schultern.
„Ja, ist gut, dann hab viel Spaß und grüß doch bitte Jessica von mir, ja?“
Susan nickte noch schnell nett und winkte Sunny zurück bevor sie auch den Raum verließ.
Wie Susan draußen erfuhr hatte Jana im Tempel eine Ninja stehen, die sie von ihrem Vater bekommen hatte. Ein riesiger, schwarzer Koloss, der schon nach Tod aussah.
Janas Versicherungen, dass sie schon „recht gut“ fahren könne, baute Susan nicht unbedingt auf.
Nach zehn für Susan furchtbare Minuten kamen sie endlich am Tempel an, wo sie schon von einer Priesterin mit feuerroten Haaren erwartet.
Als sie endlich von dem Todbringer herunterstiegen, kam diese näher und verneigte sich vor ihnen.
„Willkommen Jäger, willkommen Wächter.“
Jana verneigte sich ebenfalls und Susan tat es ihr einfach mal nach.
„Also ich verlasse euch dann mal, viel Spaß. Jessica, ich hole sie heute Abend wieder ab.“
Die Priesterin nickte wieder und lächelte dann.
Ihre golden schimmernden Augen richteten sich auf Susan. Sie trug die für die Priesterinnen wohl übliche Kleidung, nur Hut und Schleier fehlten.
„Nun denn, Wächterin, wollen wir beginnen?“
Susan nickte nur und folgte der Priesterin. Sie war etwas kleiner als Susan, sie hatte einen leicht tänzelnden Gang. Sie lief ziemlich schnell, auch ihre Stimme war ziemlich hell und freundlich gewesen.Jessica führte ihre neue Schülerin in einen großen natürlich weißen Raum. An den Wänden waren Spiegel angebracht und auf den Boden lagen gelbe Matten. Von der Decke hingen an der linken Seite lange Seile herab und am Ende des Raumes stand ein gigantischer Holzschrank.
Die Priesterin stolzierte in die Mitte des Raumes und drehte sich dann um.
„Bist du bereit?“
Verwirrt Susan sie an.
„Wie bitte?“
Doch die Priesterin kam schon auf sie zugestürmt. Gerade noch wich Susan zur Seite aus. Doch Jessica wirbelte herum und trat zu. Ihre Beine wurden Susan unter dem Körper weggerissen. Stöhnend stand Susan wieder auf.
„Aua, was sollte das?“
„Learning by doing, wie die Menschen so schon sagen. Du besitzt natürliche Reflexe, wie jeder Mondwandler. Jetzt müssen wir sie nur noch wachrütteln. Das geht dann am besten, wenn du unter Stress stehst.“
Susan hob den Kopf.
„Warte mal, damals auf der Lichtung, als Hikru in Gefahr war ist auch etwas komisches passiert. War das...?“
Jessica nickte bestätigend.
„Genau, das war so eine Stresssituation . Wir müssen dir jetzt nur noch beibringen, diese Fähigkeiten kontrolliert einzusetzen.“
Susan seufzte, dann nickte sie und bereitete sich auf einen weiteren Angriff vor, doch Jessica schüttelte nur den Kopf.
„Nein. So geht das nicht. Stell deine Beine leicht versetzt hintereinander , ja so ist gut. Gut hebe jetzt deine Arme den linken etwas höher und den rechten an deine Seite...ja, das geht so. Gut jetzt noch etwas nach vorne beugen. Perfekt. Siehst du, so stehst du sicherer und kannst dich schneller verteidigen.“
Susan kam sich in dieser Stellung ja etwas komisch vor, aber recht viel Zeit zum Überlegen, denn Jessica ging schon wieder zum Angriff über. Die nächsten zwei Stunden wurde Susan eigentlich nach allen Regeln der Kunst verprügelt. Zwar ich sie hin und wieder einem Angriff aus oder schaffte es einmal sogar einen zu blocken, aber selbst anzugreifen war geradezu unmöglich.
Als sie nun wieder zu Boden ging setzte sich Jessica im Schneidersitz neben sie. Seufzend strich sie sich das lange Haar aus dem Gesicht.
„Also sagen wir es mal so, du bist auf keinen Fall ein Naturtalent...“
Susan setzte sich auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Auf Jessicas heller Haut hatte sich nicht der kleinste Tropfen gebildet.
„ Das ist echt deprimierend.“
Jessica lachte leise und machte eine wegwischende Handbewegung.
„Ach quatsch, ich hatte schon größere Problemkinder. Wir müssen auf jeden Fall an deiner Ausdauer und an deiner Verteidigung arbeiten. Du lässt dich viel zu schnell in die Ecke drängen, wenn das einmal passiert ist, kommst du nicht mehr in Angriffsposition. Vermeide es auf jeden Fall in eine solche Situation zu kommen, verstanden?“
Susan nickte, sie hatte überhaupt nichts verstanden, nicht wirklich.
Jessica schien das genau zu wissen denn sie grinste breit und meinte dann: „Perfekt, aber ich denke, dass wir morgen weitermachen werden, ich zeig dir mal das Haus deines Vaters. Das heißt wenn du willst.“
Begeistert nickte Susan. Sie würde das Haus ihres Vaters sehen, endlich würde sie mehr über ihn erfahren!
Da Jessica aber kein eigenes Fortbewegungsmittel besaß mussten sie einmal quer durch den Wald laufen und dann waren sie endlich da, vor dem Haus ihres Vaters.
„Das habe ich jetzt nicht erwartet.“ Susan kam gar nicht mehr aus dem staunen heraus.
Tag der Veröffentlichung: 15.06.2011
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