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Alleine in der Dunkelheit




Sicht Edward:


Oft stellte ich mir in den letzten Tagen die Frage, ob mir die Sache mit Elizabeth und Jacob gefiel. Jedes Mal hatte ich eine andere Meinung: Ich kann das ja schlecht ändern, das ist einfach nur abartig, ich freue mich für Beide, dann lässt er uns wenigstens in Ruhe, ich hab keine Ahnung.
Und so langsam stellte ich fest, dass es wirklich so war. Ich hatte keine Ahnung.
Ich jagte in letzter Zeit mehr als sonst, um mich davon abzulenken. Wenn ich denn mal die Zeit dafür hatte. Das Baby in Elizabeth’s Bauch entzog ihr sehr viel Kraft und es nahm weder normale Nahrung noch Blut an. Daher wollte Carlisle, dass immer einer von uns bei ihr bleibt, um auf sie aufzupassen. Jacob hatten wir eine Zeit lang ausgeschlossen. Als er sie noch sehen durfte, regte sich das Baby immer sehr auf und fügte Elizabeth Schmerzen zu. Das wurde mit der Zeit unerträglich.
An diesem Tag waren Emmett und Rosalie bei Elizabeth, während Alice, Carlisle und ich jagten. Wir waren gerade mit einem Bären fertig, als Alice mich ansprach: „Kannst du nicht mal versuchen, die Gedanken des Babys zu lesen? Dann wüssten wir, was es braucht.“ Sie sah so traurig und besorgt aus, ich musste erst mal schlucken.
„Es ist noch zu klein, um es zu hören.“, sagte ich leise. „Ich wünschte, ich könnte es hören.“ Carlisle legte eine Hand auf meine Schulter „Mach dir keine Vorwürfe. Ich kümmere mich solange um die Beiden, bis du es hören kannst. Bis dahin brauchen wir einfach Geduld.“ Ich schluckte wieder.
Meine Kehle brannte trotz des Bären und der 3 Hirsche immer noch wie Feuer. Ich bekam kaum noch Luft. Also rannte ich weiter, um das Brennen abzustellen. Stunden später war das Brennen nur leicht milder. Gerade als ich nach Hause wollte, roch ich etwas. Etwas, was ich vorher durch die ständige Nähe kaum noch wahrnahm. Und mit einem Mal war es so intensiv wie nie zuvor. Ich spähte hinter einem Baum hervor.
Bella, Charlie und Harry Clearwater gingen durch den Wald, die Männer hatten Gewehre bei sich. Sie waren wohl auf der Jagd. Das Wasser lief mit im Munde zusammen, ich konnte ihren Pulsschlag SEHEN. So verlockend.......
STOPP!!!!!! Das ist BELLA!!!!!!! Die Frau, die du mehr liebst als dein Leben!!!!!!

Sofort fing ich mich wieder. Ich stand genau am richtigen Baum. Ich kniete mich hin und grub solange in der Erde, bis ich es fand. Carlisle hatte, sollten wir jemals im Wald gesehen werden, unter verschiedenen Bäumen Gewehre deponiert, damit es so aussieht, als würden wir auch jagen. Also schulterte ich die Feuerwaffe und trat winkend auf die Anderen zu. Charlie sah mich als Erster, er winkte zurück. Als ich bei ihnen angekommen war, küsste ich Bella nur kurz. Das Brennen wurde immer stärker. Harry sah verwundert aus. „Ich wusste nicht, dass ihr neuerdings auf die Jagd geht, Cullen.“ Ich schluckte schwer, um das Brennen abzukühlen. „Tja....... Emmett wollte es unbedingt mal versuchen, da haben wir Anderen auch mitgemacht......... wir sind aber nicht sehr gut..........“ Bella nahm meine Hand, ich konnte ihren Puls sehr verstärkt spüren. „Mach dir keinen Kopf. Ich bin auch nicht sehr gut.“, sagte sie kichernd. Ich nickte. „Wenn du magst, nehmen wir dich jetzt mit und bringen dir ein paar Kniffe bei.“, sagte Charlie lächelnd. Ich willigte trotz des schrecklichen Brennens ein.
Stunden krochen wir durchs Dickicht und hetzten Tieren hinterher. Ich wurde immer schwächer und immer durstiger. Ich drückte Bella’s Hand und zitterte heftig. Sie merkte es und sah mich besorgt an. „Schatz? Alles in Ordnung?“ Ich nickte. Ich wollte nicht, dass Bella bemerkte, wie es mir geht. Das wollte ich ihr nicht antun. Das ging einfach nicht.
Als wir am späten Abend wieder auf der Lichtung ankamen, sah Charlie zu mir. „Das hat doch Spaß gemacht. Hast du Lust, dass zu wiederholen?“ Ich würgte leicht und sah ihn verkrampft an. „Vielleicht ein andermal........“ Ich küsste Bella’s Stirn und lief los, ohne auf meine Geschwindigkeit zu achten. Ich wollte nur noch weg, einfach nur weg.
Ich schlug die Tür zu und lehnte mich dagegen. Mein Zimmer... mein leeres Zimmer, wo ich allein war und mir das Brennen weniger unerträglich schien als zuvor..... Ich holte tief Luft und legte mich auf mein Bett. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen. Immer wieder zählte ich meine Atmung, um mich abzulenken.

Als ich bei siebenhundertachtundsiebzig Atemzügen angekommen war, war es draußen bereits stockfinster. Ich dachte die ganze Zeit an meine Atmung und merkte erst spät, dass es klopfte. Ich setzte mich sofort auf. „Ja?!“, rief ich zur Tür. Sie ging auf und Carlisle steckte den Kopf durch die Tür.
„Hey. Wie geht es dir? Alice sagte, du wärst so schnell weggewesen.“ Ich seufzte. „Ja, tut mir Leid....... ich... irgendwas passiert mit mir.......“
Sofort saß Carlisle neben mir und sah mich an. „Was meinst du?“, fragte er besorgt. Ich strich mir die Haare zurück. „Ich habe heute schon viel getrunken....... doch es brennt immer noch wie Hölle....... und ich war noch nie so empfindlich bei Menschenblut....... Ich bin fast verrückt geworden.....“ Er sah mich an, als wüsste er bereits, was los ist. Ich blickte ihm direkt in die Augen. „Was hast du?“ Er seufzte. „Ich muss telefonieren.“ Er stand auf und ging.

Sicht Carlisle:

Ich wusste es. Ich wusste, was mit Edward war. Aber ich brauchte Hilfe. Er brauchte Hilfe. Ich ging zum Telefon und wählte. Ich stockte. Musste ich wirklich IHN um Hilfe bitten? Ausgerechnet IHN? Ich seufzte. Hatte ich eine andere Wahl? Meine Familie ist mir heilig, ich musste alles tun. Also drückte ich den grünen Knopf und ließ es klingeln. Es nahm jemand ab und eine Frau meldete sich. Sie sprach italienisch, doch ich verstand jedes Wort. Ich verlangte ihn...... Aro.
„Sieh an, sieh an. Wie nett dich mal wieder zu hören, Carlisle. Alter Freund.“ „Hallo Aro...... das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite....... Ich brauche deine Hilfe........“ Er klang spöttisch. „Hilfe? Du von MIR? Das ist ja mal was ganz Neues.“ Ich war kurz davor zu verzweifeln. „Aro, bitte! Ich brauche dich, wirklich!“ Er klang mit einem Mal todernst. „Okay, worum geht es?“ Ich holte tief Luft. „Edward scheint zum Ripper zu werden....... du musst mir deine Besten schicken, alleine kriegen wir das nicht in den Griff.......“ „Gefährdet er schon jemanden?“ Ich schluckte. „Er sagte, er stand kurz davor, Bella und ihren Vater zu ermorden.“ „In Ordnung. Ich schicke dir Josephine und Alessandro, es sind die Besten, die ich habe. Ich hoffe, dass sie dir behilflich sein können.“ Ich atmete auf. „Tausend Dank, Aro......“ Er klang plötzlich warmherzig, so, wie ich es nur selten von ihm hören durfte. „Wie....... wie geht es meinen Kindern?“ Ich schluckte. „Sasha und Elizabeth? Beiden geht es gut. Sasha wird demnächst in meiner Klinik als Pfleger anfangen und Elizabeth ist in einer festen Beziehung.“ „Beziehung?“ fragte Aro verwundert. „Mit wem?“ Ich seufzte. „Das kann ich dir nicht sagen. Aber sobald ich kann, sage ich es dir. Versprochen. Und noch mal Danke.“ Schnell legte ich auf und raufte mir durchs Haar.
Knapper ging’s nicht mehr, murmelte ich zu mir selbst.

Murmelnd ging ich die Treppe runter ins Wohnzimmer, meine Beine lenkten mich einfach. Esme saß auf dem kleinen Tischchen vor dem Sofa, auf dem Elizabeth in eine Decke eingewickelt war. Ihr mattes, bleiches Gesicht war schweißnass und schmerzverzehrt, sie drückte sich eine Hand auf den Bauch und keuchte immer wieder. Esme wischte ihr mit einem nassen Lappen über die Stirn und strich über ihren Bauch. Sie sah auf, als ich die Treppe runterkam. „Carlisle, Schatz... gut, dass du da bist….“, hauchte sie. Ich sah zu ihnen und setzte mich an Elizabeth’s Füße. Ich legte eine Hand auf ihren Bauch und konnte deutlich spüren, wie heftig das Baby strampelte. Ich zuckte schon fast zusammen, DAMIT hatte ich nicht gerechnet. Ich seufzte. „Hast du starke Schmerzen?“ fragte ich Elizabeth. Sie sah mich an, sie zwang sich, ein Lächeln zu zeigen „Iwo………. Es geht schon….“, brachte sie kräftig heraus. Ich seufzte erneut. „Elizabeth Emily Cullen. Lüg uns nicht an, ich sehe, welche Schmerzen du hast und ich spüre, wie es strampelt.“, sagte ich ernst. Als sie sah, dass sie nicht lügen konnte, wich ihr der letzte Rest Farbe aus dem Gesicht. Ich stand auf „JASPER!!!!!“ Sofort standen Jasper und Alice im Wohnzimmer, Jasper sah mich an. „Was ist, Carlisle?“ Ich deutete wortlos auf Elizabeth’s Bauch. Jasper nickte, kniete sich nebens Sofa und legte die Hände an ihren Bauch. Er berührte mit seiner Stirn ihren Bauch und schweigt. Elizabeth’s Haltung entspannte sich, bis sie einschlief. Alice sah mich an. „So geht das nicht weiter, Carlisle. Sie braucht Hilfe. Es muss raus.“, sagte sie besorgt, den Tränen nah.
Ich seufzte. Beth hatte mir streng verboten, es abzutreiben und ich durfte mich ihrem Willen einfach nicht widersetzen. Das wäre Körperverletzung, zudem hätte ich dann auf ewig IHREN und JACOB’S Zorn auf mir ruhen, das durfte einfach nicht sein. Ich sah Alice an. „Das darf ich nicht, Alice.“ Sie schien empört. „Wieso nicht?! Willst du, dass sie leidet?!“ Als sie laut wurde, zuckte Beth zusammen und Jasper’s Hand fuhr an ihre Seite. „Leise.“, zischte er uns zu. Sofort senkten wir die Stimmen.
„Alice, ich würde ihr ja gerne helfen. Nur hat sie es mir verboten. Ich DARF das Baby nicht eher holen.“ Alice schien immer wütender zu werden. „Der Fötus ist nicht gut für sie.“, zischte sie. Esme sah Alice schockiert an. „Alice, sag es. B-A-B-Y. Es ist nur ein kleines Baby.“ Ich merkte sofort:
Rosalie hatte Esme „bearbeitet“, damit sie verhinderte, dass dem Baby in Elizabeth’s Leib etwas geschah. Nur darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern. „Hört mir mal zu. In nächster Zeit müssen wir uns alle von Edward fernhalten, ist das klar?“ Esme wirkte panisch. „Wieso das?!“ zischte sie leise. Ich schluckte. „Edward… wird zum Ripper…... er ist eine Gefahr für sich, für Menschen und für uns alle. Es ist zu unserem und seinem eigenen Wohl.“
Alice legte die kleine zarte Stirn in winzige Fältchen. „Was ist ein Ripper? Und wieso habe ich das nicht gesehen?“
„Weil man sich das Ripper-Sein nicht aussuchen kann. Man wird mit diesem Schicksal geboren. Ripper sind Vampire, die ihre Menschlichkeit verlieren oder abstellen. Sie töten, um Blut zu bekommen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und sie töten ALLES, was ihnen in den Weg kommt. „Familie“ oder „Freunde“ kennen sie dann nicht mehr, nur noch Blut.“ Alice schluckte schwer. „Heißt das………… dass Edward uns töten wird?“ Sofort sah ich die Tränen in ihren Augen glitzern und setzte nach „Nein nein, keine Angst. Ich habe mit… Aro gesprochen.“ Jasper’s Augen weiteten sich. „Mit ARO? Wieso das denn?“ Ich seufzte. „Weil nur Aro die richtigen Leute hat, die uns helfen können. Sie können den Ripper kontrollieren und ihn sogar endgültig löschen. So kriegen wir UNSEREN Edward wieder.“


Alessandro und Josephine




Carlisle:

"Edward ist jetzt schon 2 Tage oben in seinem Zimmer." wandte sich Esme an diesem Morgen an mich.
Ich muss gestehen, ich habe Edward's Verschwinden gar nicht bemerkt. Ich war zu sehr mit Elizabeth beschäftigt. Sie wurde immer schwächer, ich konnte es nicht aufhalten. Es gab nichts, was mich mehr schmerzte, als eines meiner Kinder so krank und schwach zu sehen. Und auch der Gesundheitszustand des Kindes verschlechterte sich zunehmend. Ihm fehlten Nährstoffe, um eine reibungslose Entwicklung fortzusetzen. Und da es merkte, dass es mit der Nahrung dem Ende zuging, nahm es noch mehr Blut von Elizabeth als ohnehin schon.
Es war ein Teufelskreis.
Ich saß an diesem Morgen neben Elizabeth auf dem Sofa und strich über ihre warme Stirn. Die Haut war so gespannt, dass ich den Knochen darunter fühlen konnte. Sie hatte die Augen geschlossen und seufzte leise.
"Du bist so schön kühl............." hauchte sie schwach. Sie hatte Esme's Sorge nicht gehört. Ich hingegen sah meine Liebste an und seufzte.
"Es ist sicherer für alle." sagte ich kurz.
Ich wollte Esme nicht sagen, dass Edward sich eingeschlossen hatte, um niemanden zu gefährden. Erst recht Elizabeth und Bella nicht.
Alice kam ins Zimmer, sie hatte einen Pappbecher mit Blut darin dabei und zog das Blut durch einen Strohhalm hoch.
"Huhu." sang sie uns zu. Ich nickte ihr nur zu. Jasper erschien hinter ihr, sie reichte ihm den Becher "Du trinkst auch was, Jas." Jasper legte seine Lippen wortlos um den Strohhalm und nahm einen Schluck. Alice seufzte.
"So hab ich das nicht ge....." Sie erstarrt.
Sofort richteten sich meine, Esme's und Jasper's Augen auf Alice. Jasper ergriff ihre Hand.
"Alice? Was siehst du?"
"Sie sind hier............. ganz nah........"
In diesem Moment erklang aus der Küche ein lautes Klirren von Glas. Sofort flitzen wir 4 in die Küche.

Das junge Mädchen war kaum größer als Alice. Sie trug einen langen schwarzen Umhang mit Kapuze, darunter konnte man hohe High Heels erkennen. Ihr hingen blonde Strähnen im Gesicht und ihre Augen schimmerten Blutrot. Sie glich Jane wie ein Zwilling.
Der junge Mann hingegen war fast so groß wie Emmett, er war schlank und hatte langes schwarzes Haar. Auch er trug einen Umhang, hatte die Kapuze aber nicht aufgesetzt. Auch seine Augen waren von einem stechenden Rot. Beide klopften sich Glassplitter ab, sie standen direkt vor einem zerbrochenen Fenster.
"Also wirklich, Alessandro. Wir hätten auch klingeln können." sagte das Mädchen ziemlich genervt. Der junge Mann lächelte uns an.
"Aber guck mal. So sind sie wenigstens alle da. Fast alle." ergänzte er sich schnell. Das Mädchen beäugte uns und Beide verneigten sich tief. Ich schluckte.
"Ihr seit sicher..........."
"Josephine und Alessandro Iwanow. Moskau. Wir wurden von Aro geschickt, da sie ein Ripper-Problem haben." Jasper knurrte.
"Er ist ein Teil dieser Familie. Von wegen "Problem." Das ist ja wohl eine Beleidigung." Josephine verdrehte die Augen.
"NOCH kann er als Familienmitglied akzeptiert werden. Hättet ihr uns später gerufen, so müsste man ihn schon einkerkern, damit er nicht die halbe Stadt niedermetzelt." In Jasper's Augen funkelte es, es war Wut, das konnte ich sehen. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Nicht Jasper." flüsterte ich. Alessandro betrachtete Jasper lange.
"Seit ihr sicher, dass nicht ER ein Problem mit Selbstbeherrschung hat?" Jasper fletschte die Zähne und knurrte wütend. Alice nahm seine Hand.
"Komm Jasper. Wir gehen runter zu Elizabeth, ja?" Ihre ruhige, heitere Glockenstimme beruhigte Jasper sofort, und die Zwei gingen runter. Esme stellte sich dicht an mich, ich zog den Arm um sie und sah die Beiden vor uns an. Josephine zog sich den Umhang aus und warf ihn über den Arm. Sie trug darunter ein schwarzes weites T-Shirt und eine enge Jeans. Alessandro ließ seinen Umhang an. Josephine setzte ein freundliches Lächeln auf.
"Also. Wo ist denn ihr Sohn?" "In seinem Zimmer. Bitte hier entlang." Ich und Esme gingen den Flur entlang, Alessandro und Josephine folgten. Schon von Weitem hörten wir die laute Musik aus Edward's Zimmer. Rosalie stand genervt vor seiner Tür und klopfte an seine Tür.
"Edward!! Mach den Scheiß leiser!!!" fluchte sie. Als sie uns jedoch erblickte verstummte sie sofort und wich von der Tür zurück. Esme schluckte leise und klopfte an.
"Edward? Edward Schatz, wir sind es. Können wir reinkommen?" Als von drinnen keine Antwort kam öffnete ich die Tür.
Edward saß zusammengekauert vor seinem Bett, die Beine angezogen und fest umschlungen. Die laute Musik schmerzte in meinen empfindlichen Ohren, also ging ich zur Anlage und schaltete die Musik aus. Josephine und Alessandro bauten sich vor Edward auf. Dann sah Josephine mich an.
"Haben wir freie Hand?" fragte sie kühl. Ich stellte mich zu Esme an die Tür und nickte. Es spielte keine Rolle, ob es sanft oder brutal war, was sie mit ihm machen würden. Fakt war nun einmal:
Es MUSSTE sein.

Alessandro packte Edward und zehrte ihn auf die Beine. Dann warf er Edward aufs Bett und fletschte die Zähne. Edward wehrte sich nicht, er ließ alles geschehen. Esme klammerte sich fest an mich, ich konnte ihre Angst riechen. Eine unschöne Gabe eines Vampirs. Edward setzte sich binnen Sekunden auf und sah Esme an. In seinen Augen lag etwas Entschuldigendes, etwas Trauriges. Doch ehe Esme darauf erwidern konnte nahm Josephine ein Foto von Edward's Bücherregal. Es waren er und Bella an Bella's 18.Geburtstag. Sie betrachtete das Foto.
"Ist das dein Menschenmädchen?" fragte sie kalt. Edward fletschte die Zähne.
"Das hat euch nichts anzugehen!" Alessandro verpasste Edward eine schallende Ohrfeige, Esme zuckte heftig zusammen. Ich bemerkte selbst, wie ich vor Schreck den Atem anhielt.
"Falsche Antwort." zischte Alessandro. Josephine setzte sich vor Edward aufs Bett und sah ihm fest in die Augen.
"Hast du es gespürt? Das Verlangen, in ihren Hals zu beißen? Die Sehnsucht, ihr Blut auf deinen Lippen und dann in deinem Mund zu spüren? Gib es zu, du sehntest dich danach, sie bis zum letzten Tropfen auszusaugen." Edward's Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte Recht. Josephine's Miene veränderte sich. Sie lächelte. Sie strich über Edward's Kopf.
"Wir werden dir helfen, Edward." Alessandro packte Edward wieder unsanft und zehrte ihm vom Bett. Dann zwang er Edward vor Josephine auf die Knie. Ich konnte spüren, wie Esme's Herz raste und mein Eigenes war selbst nicht ruhiger. Ich kannte diese Haltung. Von meiner Zeit bei den Volturi...... so hat Aro die Verbrecher immer.......
Josephine bekam von Alessandro einen Dolch in die Hand gedrückt, sie nahm den Dolch mit beiden Händen und hob ihn über Edward's Kopf, die Klinge nach unten deutend.
"NEIN!!!!!! NICHT, BITTE!!!!!" schrie Esme vor Angst. Und auch ich hatte nun das Bedürfnis, Edward als Alessandro's Griff zu reißen und Josephine eigenhändig zu pfählen. Doch Josephine hatte den Dolch nun hoch erhoben. Edward kniff zitternd die Augen zusammen, während Alessandro seine Arme auf dem Rücken festhielt. Als der Dolch in die Tiefe sauste schrie Esme auf und wir Beide drehten uns weg.
Erst der Geruch des Blutes ließ uns misstrauisch werden. Das war nicht Edward's Blut. Ich drehte mich zurück. Josephine hatte sich den Dolch selbst in die Hauptschlagader im Unterarm gerahmt. Das Blut schoss an der Klinge vorbei und spritzte in Edward's Gesicht. Edward öffnete die Augen und zitterte. Josephine sah ihn kühl an.
"Wenn du es schaffst, meinem Blut zu widerstehen, bist du es würdig, von uns zu lernen. Wenn du nicht einmal Vampirblut widerstehen kannst, bist du nicht mehr zu retten." Dann warteten wir.
Es müssen quälende Minuten gewesen sein, die sich wie Stunden hinzogen. Edward hatte noch nicht einen Spritzer von Josephine's Blut gekostet, obwohl man ihm ansehen konnte, wie sehr er mit sich zu kämpfen hatte. Josephine hatte den Dolch mittlerweile rausgezogen und die Wunde war verheilt. Als Edward nach gut einer Stunde immer noch nicht gekostet hatte strahlte Josephine ihn an.
"Du bist es sogar mehr als würdig." sagte sie grinsend. Sie wischte Edward jeden einzelnen Spritzer vom Leib und half ihm dann aufzustehen. Alessandro ließ ihn los.
"Mit dieser Übung werden wir weiter an dir arbeiten. Und irgendwann wirst du immun gegen den Geruch menschlichen Blutes sein."
Ich atmete auf. Esme ebenso.
Edward würde gesund werden. Aber dafür hatten wir jetzt zwei neue Mitbewohner im Haus.


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Tag der Veröffentlichung: 14.07.2012

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