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Verwundung und Severus


Ich war sehr erschöpft an diesem Tag. Die Sonne brannte erbarmungslos auf meine Stirn, als ich Mezannote auf die Weide brachte und ich hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen. Ich stellte mir vor, dass es für Damon noch schlimmer sein musste. So im Kampf an der Front, da machte einem die Hitze bestimmt noch mehr zu schaffen. Ich seufzte, als ich mich am Koppeltor niederließ und in den wolkenlosen blauen Himmel sah. Ich pflückte einen Grashalm ab und nahm ihn in den Mund. Ich spielte eine Weile damit herum und dachte an meinen Bruder. Ich mochte Damon sehr, das stand außer Frage. Er beschütze mich heute noch vor Raudies und trug das ein oder andere blaue Auge davon. Ich hatte nie auch nur einen Kratzer davon getragen. Damon munterte mich immer wieder auf, wenn ich einsam war. Und in letzter Zeit war ich das oft. Vater hatte nur mit der Stadt zu tun, aber er hatte auch schon früher nie viel für mich übrig. Was mich immer sehr geärgert hat. Vater hatte einmal gesagt, wenn es ernst ist, wäre er immer für uns da. Als ich klein war, bin ich vom Pferd gefallen und habe mir den Arm gebrochen. Vater ist keine Nacht von meinem Bett gewichen. Ich erinnerte mich gerne an diese Zeit. Es war so schön gewesen.
Damals.


Als es zu dämmern begann, brachte ich meine Stute in den Stall zurück. Kaum hatte ich das Gatter geschlossen, ertönte eine laute Stimme von der Straße hinterm Hügel, auf dem unser Gut lag. "Lasst uns durch!! Verletzter Soldat!!" Ich dachte nach. So etwas war wirklich nichts Neues in der Stadt und ich hatte mich noch nie sehr dafür interessiert.
Doch als ich merkte, dass Vater aufgebracht die Leute anschrie, sie sollen die Soldaten durchlassen, wurde ich misstrauisch. So führte sich Vater nie, wirklich NIE gegenüber Soldaten auf. Es musste also ernst sein.
Ich lief vors Haus, um mir das genauer anzusehen. Fast blieb mir das Herz stehen.

DAMON. Mein geliebter Bruder lehnte an dem Rücken eines Soldaten, wohl aus seiner Truppe. Er blutete am Bauch und sah schwach aus. Schweißperlen liefen über sein Gesicht, er war kreidebleich.

Im ersten Moment wusste ich nicht, wie mir geschah. Doch dann schrie ich panisch auf und rannte auf das Pferd zu, auf dem mein Bruder nur noch halb hang "DAMON!!!!!" schrie ich panisch. Damon öffnete schwach die Augen und sah mich an "Ste....fan...." Vater zog Damon vom Pferd, er zitterte "Mein Sohn..... mein Gott....." Der Soldat schwang sich von seinem Hengst und drückte Damon's Wunde zu "Die Wunde ist nicht tief. Er braucht jedoch sofort einen Arzt."
Ich registrierte kaum noch, was geschah. Panisch und zitternd zog ich an Damon's Arm "VATER!!!!" schrie ich immer wieder. Vater merkte es erst nach einer Weile, er hatte dem Soldaten zugehört. Der stützte Damon dann und brachte ihn ins Haus, ich und Vater folgten panisch.
Als dann am Abend endlich der Arzt bei Damon gewesen war, erfuhren wir, was geschehen war:
Damon war mit einem Messer angegriffen worden, doch der Soldat hatte ihm das Leben gerettet, weil seine Hand dazwischen war.
Ich ging auf die Terrasse, wo der Soldat war, der Damon gebracht hatte. Erst jetzt merkte ich das blutige Stück Stoff, was um seine rechte Hand gewickelt war. Ich räusperte mich. Er sah mich an, seine eisigen blauen Augen schienen mich zu durchbohren "Ja bitte?" fragte er leise. "Ähm.... ich wollte mich bedanken. Der Arzt sagte, sie haben meinem Bruder das Leben gerettet. Dafür wollte ich ihnen danken." Ich reichte ihm meine Hand "Ich heiße übrigens Stefan. Stefan Salvatore. Ich bin...." "Damon's kleiner Bruder, ich weiß." unterbrach er mich mit einem Grinsen "Damon hat mir viel von dir erzählt." Er lächelte so..... freundlich.
Doch als er zum Mond sah, wirkte er abwesend. Dann sah er mich wieder an und grinste immer noch "Na ja. Es wird Zeit." In dem Moment kam Vater aus dem Haus, Tränen der Freude in den Augen "Sir. Sie sind ein Held für diese Familie. Bitte, bleiben sie noch zum Essen." Der Mann lächelte und seufzte dann "Leider, Sir, habe auch ich ein Geschwisterchen, was sehnsüchtig auf mich wartet. Aber ich und meine Schwester werden morgen bestimmt zum Brunch vorbeikommen." Anmutig schwang er sich auf seinen schwarzen Hengst. Ich lief zu ihm "Warten sie! Dürfen wir wenigstens ihren Namen erfahren?"


Er lächelte "Severus. Severus Pendragon." Dann gallopierte er in die dunkle Nacht hinein davon.

 

 

 

Severus und Taylor


Am nächsten Morgen schien Damon die Wunde vollkommen vergessen zu haben. Stattdessen nervte er uns den ganzen Vormittag mit allem, was er erlebt hatte. Nur die Geschichten (entschuldigung. Viel eher Legenden) über Severus Pendragon interessierten mich brennend.
Severus wurde in seiner Einheit "Drachenblut" genannt. Er tauchte immer mitten im Kampf auf, er kämpfte nur mit Faust und Schwert. Schusswaffen nannte er immer "feige". Er war unglaublich edelmütig, fast wie ein Ritter aus dem Mittelalter. Am Lagerfeuer sangen sie immer zusammen Lieder, wenn sie einen Kampf gewonnen hatten. Severus habe eine Schwester, die 2 Jahre jünger sein sollte als er. Er habe sich dem Leutnant wiedersetzt, weil er ihm eine Kette für seine Schwester abnehmen wollte. Sowas würde sich niemand trauen, meinet Damon.
Ich bewunderte Severus jetzt schon, obwohl er nur so alt war wie Damon sprach er über ihn wie zu einem Helden.
Endlich war es Mittag. Vater ließ bereits von den Dienern alles vorbereiten, er scheuchte sie wie Hühner durch die Gegend und beschimpfte sie, wenn sie etwas nicht so gemacht hatten, wie er es wollte. Das letzte Mal hatte ich Vater so aufgeregt gesehen, als der Bürgermeister zu Besuch kam.
Als dann endlich die Kutsche vorfuhr, rannten Vater, Damon und ich aufgeregt nach draußen, um Severus und seine Schwester zu empfangen.
Ein Diener öffnete die Kutschentür und Severus sprang in einem blutroten, feinen Anzug aus der Kutsche. Er reichte seine Hand wieder ins dunkle Innere und eine zierliche weiße Hand nahm sie.
Mir wäre fast das Herz in die Hose gerutscht, als sie ausstieg.
Sie war so schön..... man müsste schon ein eigenes Wort für diese Schönheit erfinden. Sie hatte wunderschönes langes rot-braunes Haar, eisig blaue Augen wie Severus und schneeweiße Haut. Ihr schlichtes, blutrotes Kleid schrie nur förmlich die Worte "Eleganz" und "Geschmack" vor sich her. Sie trug einen wunderschön blauen Lapislazuli an ihrer Halskette, ihre Lippen sahen sanft und zärtlich aus.
Kurzum: Sie war mit Abstand die schönste Frau, die ich je gesehen hatte.

Severus half ihr aus der Kutsche, die Zwei kamen anmutig auf uns zu. Severus verbeugte sich tief, während seine Schwester einen sanften Hofknicks machte. Vater verbeugte sich ebenfalls "Herzlich Willkommen, ihr Beiden. Ich hatte mich gestern gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Giuseppe Salvatore. Und das sind meine Söhne Damon und Stefan." Severus lächelte "Ich bin Severus Pendragon und das ist meine geliebte kleine Schwester Taylor." Taylor sah mich mit ihren hinreißenden Augen an, mein Herz schlug so schnell, dass es schon fast wehtat. Damon nahm Taylor's zierliche Hand, die wie Porzellan in seiner schien und küsste sie "Es ist mir eine Ehre, sie kennen zu lernen. Severus hat viel von ihnen erzählt." Taylor lächelte verlegen und sagte mit einer Stimme, dass jeder Engel im Himmel neidisch aus den Wolken gefallen wäre "Vielen Dank. Mein Bruder erzählte ebenfalls sehr viel von ihnen." Vater geleitete unsere Gäste in den Speisesaal, wo alles hinreißend ÜBERTRIEBEN geschmückt war. Ich eilte sofort zu dem Platz neben mir und schob den Stuhl zurück "Bitte, wenn MyLady hier Platz nehmen wollen." Taylor kicherte verlegen und setzte sich "Vielen Dank, Stefan." sagte sie mit dieser zum Sterben schönen Stimme. Ich schob sie sanft an den Tisch heran und nahm dann selbst Platz, wobei ich fast über meine eigenen Beine gestolpert wäre. Damon grinste mir zumutend von gegenüber zu. Severus setzte sich neben Vater und dann gingen die Gespräche los.
"Sie sind ja kein unbeschriebenes Blatt in Mystic Falls, Severus. Darf man fragen, wieso sie so bekannt sind?" Severus grinste leicht "Nun ja, Giuseppe. Ich kämpfe in der Schlacht stets auf die altmodische Weise. Schusswaffen habe ich schon immer verachtet. Sie sind nichts weiter als eine feige Waffe des Menschen, die nichts mit Stärke oder Tapferkeit zu tun hat. Ich bevorzuge die Variante, dem Gegner meine eigene Stärke zum Feind zu machen." Vater schien solche Worte noch nie aus einem so jungen Mund gehört zu haben, jedenfalls blieb ihm die Spucke weg. Als er sich endlich wieder gefangen hatte, wurde die Suppe gebracht. Taylor nahm neben mir den Löffel und aß. Dabei blieb ihr Rücken und Kopf so kerzengerade, als wäre ihre Wirbelsäule erstarrt. Vater schien das zu beeindrucken "Sie haben aber ein sehr gute Erziehung genossen, wie mir erscheint, MyLady." Taylor lächelte sanft "Vielen Dank, Sir. Meine Eltern legen immer sehr großen Wert auf gutes, vorbildliches Benehmen." Sie sah sanft zu mir und kicherte wieder. Vater wandte sich wieder Severus zu "Wo sind ihre Eltern eigentlich? Wollten sie nicht mitkommen?" Severus sagte dann leicht enttäuscht "Unsere Eltern hielten noch nie viel von meiner militärischen Faszination und... nun ja.... sie interessieren sich für nichts, was damit zusammenhängt. Sie sehr konservativ."
So gingen die Gespräche immer weiter. Sie redeten sich durch jeden einzelnen der 5 Gänge, Taylor hielt sich immer sehr vornehm zurück. Als wir beim Nachtisch waren, fing Damon ein Gespräch an "Dein Hengst, Severus. Ein wahres Prachtstück. Woher hast du ihn?" Severus strahlte, wohl heilfroh, endlich ein anderes Thema zu haben als nur den Krieg und Politik "Du meinst HeartSoul? Er ist ein Geschenk meines Vaters, ein Vollblut. Eine sehr seltene Züchtung aus Arabien. Gefällt er dir?" Damon grinste breiter als unsere Haustür "Gefallen? Er ist unglaublich. Du kennst dich wohl gut mit Pferden aus." Severus schütteltde lächelnd den Kopf "Oh Nein, nicht im Geringsten. Taylor ist die Pferdeexpertin in unserer Familie. Nicht wahr, geliebte Schwester?" Taylor sah von ihrem Obsteis auf und lächelte sanft "Übertreib nicht, Severus." Severus lachte "Ich und übertreiben? Also wirklich. Deine Stute Sunshine ist doch wirklich eine Übertreibung." Taylor wurde leicht rosa an den Wangen. Ich meldete mich auch etwas schüchtern und mit rasendem Herzen zu Wort "Ähm.... diese Stute würde ich gern einmal sehen.... ich bin auch ganz in Pferde vernart...." Taylor sah mich an "Ach ja?" fragte sie mit einem Lächeln auf den blassen Lippen "Sssssehr gern sogar....." stotterte ich.
*Meine Güte, wie peinlich*
Doch Taylor kicherte daraufhin nur verlegen "Gut. Was haltet ihr von einem kleinen Ausritt nach dem Essen?" Damon grinste "Ausritt? Klar, gerne. Was sagst du dazu, Severus?" Severus schien ganz begeistert von der Idee "Sehr gern. Wie heißt deine Stute, Stefan?" Ich zuckte zusammen, als ich merkte, dass er MICH ansprach "Mezanotte...." brachte ich mühsam heraus "Ein Schimmel....." Taylor lächelte "Ein hinreißender Name." "Dann los."

Draußen im Stall war die Luft klar und frisch. Ich führte gerade Mezanotte und Clarissa, Damon's Fuchsstute aus den Stallungen, als Severus mit zwei hinreißenden Pferden ankam. Sein wunderschön eleganter, tiefschwarzer Hengst folgte brav, eine geschekte Stute folgte. Auf ihrem Rücken saß Taylor im Damensitz, sie tätschelte den Hals des Pferdes. Mir blieb die Luft weg, erst als Mezanotte mich immer wieder anschob, ging ich auf die 3 zu und gab Damon die Zügel seiner Stute. Damon schwang sich auf den Rücken von Clarissa und fragte "Wo solls denn hingehen?" Severus stieg ebenfalls auf und meinte dann "Was haltet ihr von Alice's Kneipe? Ich muss diese ganzen langweiligen Gespräche runterspülen." Taylor sah wenig begeistert aus "Mir wären die Wasserfälle lieber." Da ist es so schön ruhig und abgelegen." Damon verdrehte die Augen, anscheinend sollte das ein klares "NEIN" sein. Severus seufzte "Okay. Wir machen es so: Ich und Damon reiten zu Alice, du und Stefan zu den Wasserfällen. Ist das okay, Stefan?" Sofort nickte ich.

Als ich so mit ihr durch den Wald ritt, konnte ich den Blick kaum von ihr abwenden. Die ganze Zeit über schwiegen wir. Ich wollte diesen wunderschönen Moment nicht ruinieren. Es war einfach so wunderschön. SIE war einfach wunderschön. Als wir an den Wasserfällen angekommen waren, stieg ich vom Pferd und hob Taylor von ihrem hinab. Sie lächelte, dankte und nahm auf dem Gras platz. Ich setzte mich neben sie.

Viel mehr weiß ich danach nicht mehr. Nur noch eins:
Ich küsste sie. Und dieser Kuss war zu schön gewesen, um ihn zu beschreiben.


Neue Geschwister


Es war schon verwunderlich. Was genau? Nun, die Tatsache, dass fast niemand etwas über die Pendragons wusste. Damon erzählte immer so viel von Severus, wie sehr ihn alle in der Kolonie schätzen. Und Taylor.......
Wie auch immer. Irgendwie schien mir Taylor mit der Zeit sogar ZU schön, um ein menschliches Wesen zu sein. Kein Mensch konnte diese Schönheit von ihr ausstrahlen oder kopieren. Das war einfach unmöglich. Ich brütete sehr lange darüber nach, was sie sein könnte, um so schön zu sein. Aber mir fiel nichts an.
Eines Abend, es war bereits lange dunkel, lag ich im Bett wie so oft und grübelte über Taylor nach. Als draußen eine große Aufregung schien. Ich setzte mich im Bett auf "Damon?" zischte ich. "Damon. Damon, wach auf." Damon, der wie immer am Ende des Zimmers schlief, wurde wohl wach, denn er zündete eine Kerze an und leuchtete in meine Richtung "Hörst dus also auch." flüsterte er. Ich nickte. So schlichen wir uns aus dem Haus raus auf den Rasen. Dort standen die Diener unseres Hauses mit Fackeln, auch unser Vater war dort. Sie versuchten alle gemeinsam, einen wildgewordenen schwarzen Hengst zu beruhigen. Auf ihm saßen sie:
Severus und Taylor.
Ich und Damon liefen hin, ich griff die Zügel des Hengestes und riss sie runter "Ruhig! Ruhig, ganz ruhig." Tatsächlich beruhigte er sich, ich klopfte ihm lieb auf den Hals "Jaja. So ists gut." Er kam zum Stehen und schnaubte. Damon hob Taylor vom Hengst, Severus sprang nach. Beide waren voller Blut, Taylor zitterte sehr verstört. Ich sah Taylor erschrocken an "Was ist denn passiert? Ihr seit voller Blut." Taylor zitterte und sah uns weinend an "Unsere Eltern........." brachte sie nur weinend heraus. Vater legte eine Decke um Taylor. "Bringt sie rein und das Pferd in den Stahl!" befahl er den Dienern. Damon und ich geleiteten Severus und Taylor in die Gästegemächer, wo sie sofort einschliefen.
"Was machen wir nun?" fragte ich Damon, als wir gerade in unser Gemach zurück gingen. "Wie meinst du das?" fragte er. "Na ja...... sie sind so verstört und verängstigt. Was wird nun?"

Die grausame Wahrheit

 

Es war eine Woche her, dass die Eltern unserer Freunde Taylor und Severus getötet und ihr Anwesen abgebrannt worden waren. Severus hatte sich schnell wieder erholt, Taylor verließ am Tage nie ihr Zimmer. An diesem Tag, als Vater mit mir und Damon das Mittagessen speißten, hatten wir besonderen Besuch. Bürgermeister Lockwood saß bei uns und dinierte mit uns. Er und Vater tauschten die ganze Zeit misstrauische Blicke. Als wir mit der Vorsuppe fertig waren und der Truthahn serviert wurde, kam Severus in den Speißesaal. Er sah ziemlich blass aus und hatte einen Verband ums Handgelenk. Damon sprang erschrocken auf "Severus! Bei Gott, was ist passiert?" Er eilte zu ihm, auch ich erhob mich. Doch ein kurzer ernster Blick meines Vaters und ich nahm wieder bedrückt Platz. Damon führte Severus zu seinem Stuhl. "Nicht so schlimm, mein Freund....... ich bin wohl nur etwas erkrankt, dass ist alles." Er nickte Bürgermeister Lockwood zu und senkte den Blick auf seinen Teller. Der Bürgermeister musterte ihn lange und sah dann zu unserem Vater.

"Sagen sie, Guiseppe. Gibt es schon Neuigkeiten von den Vampiren, die die Pendragon's töteten?" Vater seufzte. "Leider nicht, mein Freund. Sie scheinen die Stadt verlassen zu haben, es gab keine weiteren Angriffe. Allerdings schließen wir aus den Spuren am Brandort, dass es nur eins war." Der Bürgermeister verzog das Gesicht.

"Wenn ich daran denke, dass ein Einziges dieser Wesen ausreicht, um ein Ehepaar, 10 Diener und 16 Pferde zu töten und anschließend das Anwesen in Schutt und Asche zu legen, wird mir ganz schlecht." Severus schluckte schwer.

"Nur das Ehepaar..... die Übrigen starben im Feuer......" Vater und Bürgermeister Lockwood blickten ihn gleichzeitig an. "Bitte was?" Auch Damon und ich starrten unseren besten Freund an. Der wurde noch blasser als er ohnehin schon war.

"Nichts...... ich....." Er erhob sich "Ich werde nach meiner Schwester sehen. Entschuldigen sie mich bitte." Er lief eilig die Treppe zu unseren Zimmern hoch.

 

In dieser Nacht schlief ich ziemlich unruhig. Ich wand mich im Bett herum und stöhnte immer wieder. In meinem Traum sah ich wie Damon erschossen wurde. Immer wieder und immer mehr Blut floss aus seinem Körper. Ich schrie nur entsetzlich, dass man Damon doch in Ruhe lassen sollte.

"Stefan! Stefan, wach auf!"  Ich riss die Augen auf. Damon stand über mir, eine brennende Kerze in der Hand und mich besorgt anschauend. Ich zitterte und setzte mich auf.

"Ich...... ich hab schlecht geträumt......." Damon sah mich ernst an.

"Darum geht's doch jetzt gar nicht. Komm mit." Er lief zur Tür unseres Zimmers, ich eilte ihm nach "Hey. Warte auf mich."

Auf dem Flur war es stockfinster. Keine einzige Kerze brannte. Also musste Vater schon zu Bett gegangen sein. Er löschte immer ALLE Kerzen im ganzen Haus selbst. Eine Angewohnheit von ihm, die er schon früher pflegte. Damon bedeutete mir, mich still zu verhalten. Er schlich über unseren Holzboden, ich folgte genauso leise. Wenn alle Kerzen erloschen waren, war es uns verboten, noch im Haus herum zu laufen. Vater wollte nicht, dass wir ihn durch laute Geräusche störten. Ich schlich hinter Damon her und zischte so leise ich konnte:

"Wo wollen wir eigentlich hin? Wenn Vater uns erwischt kriegen wir nur wieder Ärger." 

"Pssht. Leise, sonst hört er uns noch." kam es von Damon zurück. Vor einem großen Bild an der Wand rechts von uns blieb er stehen. Es war ein Gemälde von unserem Großvater, der dieses Anwesen 1820 erbauen ließ. Man sagte, dass er in diesem Haus zusammen mit seiner Frau Maria, seinem Sohn Guiseppe und über 20 Konkobinen lebte. In manchen Wänden des Hauses waren hinter den Bildern Löcher gebohrt worden, damit er die Damen heimlich beim Umziehen beobachten konnte. Damon drückte mir die Kerze in die Hand und legte seine Hände vorsichtig an den Bilderrahmen. Mit einem leichten Ruck nahm er das Bild vollkommen geräuschlos von der Wand und stellte es eben so leise auf den Boden. Hinter dem Bild war tatsächlich ein Loch in die Wand eingelassen. Ich sah ihn an und erst jetzt im helleren Schein der Kerze erkannte ich, welche Tür sich links neben uns befand.

"Damon. Das ist Taylor's Zimmer, wir können da doch nicht einfach reinschauen. Das ist lüstern und ungehobelt." zischte ich böse. Damon ging mit solchen Dingen anders um als ich. Ich würde niemals eine Frau beim Umziehen bespannen, Damon hatte des Öfteren damit gescherzt, er würde es tun. Er sah mich an und seine Augen funkelten. Aber nicht vor Neugier, sondern vor Sorge.

"Ich will sie doch gar nicht bespannen. So lüstern bin ich auch wieder nicht. Ich frage mich, wie sie es schafft, eine Woche lang ohne Essen und Trinken in ihrem Zimmer zu verharren." Er kniff das rechte Auge zu und linste mit dem Anderen durch das augengroße Loch ins Zimmer unserer geliebten Freundin. Mit einem Mal wich Damon sämtliche Farbe aus dem Gesicht, er wich gut 3 Schritte zurück und drückte sich an die gegenüberliegende Wand. Ich sah ihn sofort erwartungsvoll an.

"Was ist denn? Hast du etwas gesehen?" Damon deutete zitternd auf das Loch, es kam kein Laut über seine zitternden Lippen. Nun wollte auch ich einen Blick ins Innere des Gästezimmers werfen. Doch als ich hinein sah wurde mir klar, was Damon so erschreckte. Taylor saß neben Severus auf dem Bett, sie hatte ihren Mund an sein Handgelenk gedrückt. Man konnte leise saugende Geräusche hören und für den Moment glaubte ich, den Verstand zu verlieren. Aber dann sah ich die rote Flüssigkeit, die Severus' Arm entlang lief und sein weißes Hemd färbte.

Blut.

Mir versagten die Knie und ich ging zu Boden. Zitternd saß ich da und hielt die Kerze fest umklammert. Sie war.... sie war eines dieser Geschöpfe der Unterwelt, die Vater und der Bürgermeister so verzweifelt jagten. Sie war eine Ausgeburt Satans, die sich in hübschen Frauen gebärt und dann irgendwann ihre Hände in Blut wusch.

Ein Vampir.

Als ich wieder einigermaßen klar denken konnte, sah ich, wie Damon seine Hand auf den Türknauf legte. Ich erstarrte und sprang sofort auf, um ihn am Öffnen der Tür zu hindern. Zu spät. Stattdessen warf ich ihn um, als er die Tür einen Spalt geöffnet hatte und wir Beide fielen ins Zimmer hinein. Zum Glück landeten wir auf einem der dicken Tierfelle, die in jedem Zimmer auslagen. So wurde das Rumsen zumindest gedämpft. Doch jetzt hatten wir ein Problem.

Wir saßen quasi in der Falle.

Taylor war aufgesprungen und hatte sofort die Tür geschlossen. Der Schlüssel klapperte und sie drehte sich zu uns um. Ihr lief noch etwas Blut aus den Mundwinkeln, ihr Gesicht.... sah aus wie das des Leibhaftigen. Dunkle Adern durchzogen es, die Augen glühten Rot und in ihrem leicht geöffneten Mund blitzen spitze Eckzähne auf. Reflexartig rutschte ich von ihr weg, bis ich einen Widerstand hinter mir spürte. Als ich zitternd nach oben blickte, sah ich direkt in Severus' blasses Gesicht. Ich hatte noch nie so eine Angst um mein Leben. Ich sah mich panisch um in der Hoffnung, Damon würde mir beistehen. Aber nein!

Mein älterer Bruder stand direkt vor diesem Ungetüm einer Dämonin und berührte ihr entstelltes Gesicht. Ich konnte einfach nicht glauben, was er da tat. Sie würde ihn töten, sie war doch die Ausgeburt der Hölle. Doch...

Sie weinte. Aus den unheimlichen roten Augen liefen ihr dicke Tränen über die Wangen, einige kullerten über Damon's Hand und tropften auf das Tierfell und den Holzboden. Sie sah Damon zitternd an.

"Ich......." Damon sah sie an und ich konnte seinen Blick erkennen. Er sah sie voller Mitleid an.

"Du warst es?... Du hast deine Eltern getötet?" Seine Stimme klang kaum, es war, als wäre er hypnotisiert. Taylor nickte nach einer langen Pause. Sie schluchzte, als sie begann zu sprechen.

"Sie...... haben uns erwischt...... so wie ihr gerade..... Sie drohten damit, mich auszuliefern........ ich geriet in Panik......." Sie schlang ihre Hände um Damon's Hals und sah aus, als würde er sie jeden Moment verlassen. "Ich...... ich wollte nicht von dir getrennt werden....... bitte glaub mir...... ich habe das nicht gewollt........ bitte........" Damon sah ihr lange schweigend in die Augen. Dann legte er einfach seine Lippen auf ihre. Mir blieb fast das Herz stehen.

Sie..... sie musste ihn verhext haben. Vater hatte uns von den Kräften dieser Monster erzählt. Sie konnten in unsere Köpfe eindringen und uns zu Dingen zwingen, die gegen jede Vernunft der Welt war. So musste es sein.... mir fiel keine andere Erklärung dafür ein, dass mein Bruder eine... Vampirin küsste.

Als er seine Lippen wieder von ihren löste schienen sie sich in den Augen des Anderen zu verlieren. Mir wurde fast schlecht. Die Adern verschwanden aus Taylor's Gesicht, ihre Haut sah wieder so glatt und makellos wie das einer Puppe aus. Ihre Augen bekamen ihren eisigen blauen Schimmer zurück und die spitzen Eckzähne verschwanden.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.01.2012

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