Cover

1

„James komm endlich. Verdammt wo bleibst du nur. Auf dich ist echt kein Verlass mehr. Unnützer Diener.“ Die Worte meines Herrn sind mir nicht fremd. Immer wenn er schlechte Laune hat brüllt er durchs gesamte Haus. Sucht einen Grund, um mich fertig zu machen. So schnell ich mit einem beladenen Tablett laufen kann, begebe ich mich ins Esszimmer, wo er bereits auf mich wartet. Nur mit einem Morgenmantel bekleidet sitzt er breitbeinig seitlich auf dem Stuhl. Er lässt mich wissen, dass er nichts weiter trägt, ist doch seine Männlichkeit gänzlich zu sehen.

„Weißt du James, du könntest es besser haben.“ Schüttle vehement den Kopf. Sprechen ist mir in seiner Nähe nicht erlaubt.

„Schade, du weißt ja nicht was du verpasst.“ Als ich das Tablett vor ihm abstelle, streift seine Hand mein Bein und lachend nimmt er mein zusammen zucken zur Kenntnis. So schnell ich kann mache ich mich aus dem Raum. Atme erleichtert auf, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt.

„Warum lässt du das mit dir machen Chris? Seit drei Jahren bist du jetzt hier und erduldest stumm die Behandlung von ihm.“ Stellt mich mein Kollege und Gärtner des Hauses zur Rede, kaum dass ich die Küche betrete.

„Du verstehst es nicht Sascha. Es ist meine einzige Chance. Ich muss das hier machen, eine andere Alternative habe ich nicht.“

„Mal ehrlich Chris, was für ein Blödsinn redest du da? Von wegen du hast keine andere Möglichkeit!“

„Nicht jetzt Sascha. Ich muss das Schlafzimmer fertig haben, bevor der Herr aufgegessen hat. Seine Laune nach zu urteilen, wird er heut nicht allein nach Hause kommen und ich möchte dann nicht mehr hier sein.“ Mit hochgezogener Augenbraue sieht Sascha mich an.

„Nein frag nicht nach, ich muss heute Abend weg, egal wie.“ Achselzuckend dreht Sascha sich um und verlässt den Raum. Macht sich höchstwahrscheinlich wieder an die Gartenarbeit.

 

Gerade als ich das Schlafzimmer betrete, steht der Herr hinter mir und räuspert sich. Mit eingezogenem Kopf gehe ich zur Seite und will gerade wieder den Raum verlassen, doch hält er mich am Arm fest.

„Mach du nur deine Arbeit. Ich werde mich derweil frisch machen und umziehen. Wenn ich fertig bin, hoffe ich, dass auch du deine Arbeit fertig hast.“ Die unterschwellige Freundlichkeit lässt mich zittern. Gehe geradewegs auf die Fenster zu um sie zu öffnen. Als ich mich dem Bett zuwende steht der Herr daneben und entledigt sich seines Morgenmantels. Das Schlucken fällt mir schwer, als ich den Körper erblicke. Nackt wie Gott ihn schuf steht er vor mir. Ungewollt lasse ich den Blick über die wohlgeformten athletischen Beine gleiten. Hinauf zu seinem verdammt männliches Geschlecht, welches im schwarzen Schamhaar beginnt. Eine feine Spur schwarzen Haar dünnt sich bis zum Bauchnabel aus. Der Bauch ist flach, aber ohne Sixpack. Die Brust ist breit und der Warzenvorhof sticht nur unscheinbar von der gebräunten Haut hervor. Ungewollt läuft mir das Wasser im Mund zusammen, so dass ich heftig schlucken muss.

„Wie ich erkenne gefällt dir was du siehst. Möchtest du mein Angebot vielleicht doch noch einmal überdenken?“ Reiße mich ruckartig vom Anblick der nackten Männerbrust los und sehe ihm ins Gesicht. Mein Herr ist Ende dreißig. Hat kleine Fältchen an den Augen und einen ernsten verkniffenen Mund. Zu gern wüsste ich, was wirklich in ihm vorgeht. Doch ist das gerade mein kleinstes Problem, erkenne ich, als der Herr auf mich zukommt. Schnellen Schrittes mache ich einen Bogen um ihn, schüttle noch einmal den Kopf und greife nach der Bettdecke um sie zurück zu schlagen.

„Ich werde dich früher oder später noch rumkriegen James. Auf diesen Moment freue ich mich schon.“ Mit diesen Worten geht der Herr an mir vorbei und schlägt mir auf meinen Hintern. Versuche das Zucken zu unterdrücken und gebe keinen Laut von mir. Doch habe ich mich scheinbar doch verraten, denn der Herr bleibt hinter mir stehen und flüstert:

„Drei Jahre und noch immer bist du bei mir. Wenn du doch in meiner Gegenwart nur dein Schweigen brechen würdest!“ Habe mich versteift und obwohl der Atem meinen Nacken streichelt rege ich mich nicht.

„Du bist mein James und ich kann machen was ich will mit dir.“ Damit dreht er sich um und geht weiter ins Bad. Endlich bin ich allein im Raum. Atme erleichtert tief durch und mache mich schließlich an die Arbeit.

Schaffe es fertig zu sein bevor der Herr aus dem Bad kommt. Renne fast verzweifelt aus dem Schlafzimmer, hinunter in die Küche wo ich mir kaltes Wasser ins Gesicht spritze.

„Chris alles in Ordnung?“ Drehe mich erschrocken um, doch ist es nur Sascha der in der Tür steht. „Was ist da oben gerade vorgefallen?“

„Nichts es ist alles in Ordnung.“ Schüttle den Kopf, verstehe ich meine Reaktion doch selbst nicht ganz. „Wie hältst du das mit ihm aus?“ Frage ich stattdessen und blicke ihn aufmerksam ins Gesicht. Sascha zuckt nur mit den Schultern und geht an mir vorbei, um sich ein Glas Wasser zu holen.

„Ganz einfach Chris. Gehe ihm aus dem Weg. Ich bin Gärtner und hauptsächlich draußen und am Tag tätig. Du bist ein Gefangener des Hauses. Selbst das Einkaufen übernimmt jemand anderes. Wann warst du das letzte Mal außerhalb der Mauern?“ Schüttle träge den Kopf, was Antwort genug ist.

Seit drei Jahren, habe ich das Grundstück nicht mehr verlassen. Doch ausgerechnet heute möchte ich es.

„Pass auf dich auf Kleiner. Sonst wird er dich noch ruinieren. Ich kann dir nicht sagen, was er mit dir im Schilde führt. Doch wenn du dich entschließt zu gehen, sage mir Bescheid.“

„Versprochen!“ Damit lege ich Sascha zum Abschied eine Hand auf die Schulter und gehe an ihm vorbei. Die nächste Arbeit wartet und bald ist der Herr aus dem Haus.

2

Die Zeit, in der ich das Haus für mich alleine habe, genieße ich in vollen Zügen. Mache meine Arbeit und bereite für das Abendessen alles vor. Nach acht Stunden bin ich mit meinen Aufgaben fertig. Genau rechtzeitig, als der Herr zurückkommt.

„James, bring mir etwas zu trinken und mach das Essen zurecht. Ich habe heute einen Gast bei mir!“ Ruft mir der Herr bereits vom Eingang zu. Zügig schiebe ich alles in den Ofen und öffne eine Flasche Wein, die ich ihm mit zwei Gläsern bringe.

„Sehr gut James.“ Lobt er mich, als ich in das Esszimmer trete. Doch ist der Herr alleine. Nirgends ist eine weitere Person zu erblicken. Etwas unsicher stelle ich den Wein und die Gläser auf den Tisch, wage es nicht mit meinen Herrn Blickkontakt aufzunehmen.

„Auch wenn mein Gast noch nicht hier ist, decke bitte für zwei ein und mache alles fertig. Er wird pünktlich sein, so wie immer.“

Schulterzuckend komme ich seinem Befehl nach und decke für zwei Leute ein. Danach gehe ich zurück in die Küche, um nach dem Essen im Ofen zu sehen und die Vorspeise vorzubereiten. Der Herr weiß, dass ich diese Zeit brauche und nicht gestört werden darf. Hat er es zur Anfangszeit doch selbst erlebt, als er verbranntes Essen serviert bekommen hat. Lächelnd schüttle ich über diese Dummheit den Kopf. Seit diesem Vorfall hat der Herr zumindest gelernt, was es heißt mich beim Essen kochen zu stören.

Nach einer viertel Stunde bringe ich dem Herrn und seinem Gast einen Salat, doch fehlt von der zweiten Person noch immer jede Spur.

„Danke James. Mach dir keine Gedanken, er wird noch rechtzeitig kommen.“ Skeptisch sehe ich ihn jetzt doch an, doch das Lächeln auf seinen Lippen ist entwaffnend. Mit gesenktem Kopf gehe ich in die Küche zurück.

Bis das Essen aus dem Ofen kann, vergeht noch einmal eine halbe Stunde. In der Zwischenzeit habe ich den Nachtisch fertig und alles auf den Servierwagen gestellt.

Mit einem köstlichen Schweinebraten mit Klößen und Rotkohl und einem Erdbeermouse auf weißer Schokolade zum Nachtisch betrete ich den Raum. Zu spät bemerke ich, dass der Herr nicht auf seinem Platz sitzt. Denn er steht hinter mir und als ich den Raum betrete schließt er die Tür und verriegelt sie.

„Ich habe doch gesagt, dass mein Gast pünktlich erscheinen wird. Komm setz dich zu mir James!“ Fordert er mich nachdrücklich auf und schiebt mir einen Stuhl zurecht. Unsicher blicke ich ihn an, doch duldet er keine Widerspenstigkeit. Weiß nicht, was ich von seinem Verhalten denken soll. Setze mich unsicher hin und warte ab, was als nächstes passiert. Der Herr hat den Salat noch nicht angerührt, erst als ich sitze und er mir die zweite Portion zuschiebt beginnt auch er zu essen. Unsicher stochere ich im Essen rum. Wage es nicht etwas zu mir zu nehmen, da ich nicht weiß wie die Bestrafung aussehen wird. Mir wurde beigebracht niemals das gleiche zu essen wie der Herr. Vor allem nicht am gleichen Tisch zu sitzen.

„Ich kenne die Bedingungen, die ich dir gestellt habe. Doch heute möchte ich, dass du mir Gesellschaft leistest. Du brauchst keine Angst auf Bestrafung haben, die wird es heute nicht geben.“ Lächelt er mich an, bevor er noch hinterher setzt.

„Zumindest nicht so, wie ich es angedroht habe.“ Deutlich spüre ich den Kloß in meinem Hals und schlucke ihn schwer hinunter.

„Ess jetzt James. Ich möchte nicht, dass der Braten kalt wird.“ Gehorche unfreiwillig und esse, was ich selbst zubereitet habe. Eigentlich müsste es mir schmecken, doch ist die Gesellschaft in der ich esse ungewöhnlich, so dass ich es nicht wirklich genießen kann.

„Weißt du James, ich hätte nie gedacht, dass du es schaffst, drei Jahre dein Schweigen nicht zu brechen. Ich bewundere dich für deine Standhaftigkeit.“ Blicke auf und sehe wahre Anerkennung im Blick meines Herrn. Doch gleichzeitig mischt sich ein Funke bedauern hinzu.

„Doch ich wünsche mir, du würdest nur einmal mit mir reden. Deine Stimme beim Vorstellungsgespräch ist so herzlich und warm gewesen. Hat etwas zu mir zum Schwingen gebracht.“ Seufzt er und versucht meine linke Hand, die auf dem Tisch liegt, zu ergreifen. Doch ziehe ich sie rechtzeitig weg, so dass nichts weiter als eine kurze Berührung entsteht.

Als der Herr seinen Salat aufgegessen hat, möchte ich mich erheben, um ihn zu bedienen, nur drückt er mich mit einer Hand auf der Schulter in den Stuhl zurück.

„James du bist mein Gast heute!“ Damit steht er auf und bedient mich zuerst, bevor er sich selbst etwas auftut.

In der ganzen Zeit des Essens kommt kein Laut über meine Lippen, egal was der Herr auch versucht.

„Was für eine wunderschöne Idee dieser Nachtisch doch ist. James ich habe das Gefühl, als sei ein wahrer Meisterkoch an dir verloren gegangen.“ Ein langer Seufzer entkommt dem Herrn, als er einen kleinen Löffel von der Mouse probiert. Genießerisch schließt er die Augen. Entspannung und Verzückung zugleich spiegeln sich auf den feinen Gesichtszügen wieder. Nehme mir die Zeit ihn zu mustern. Fühle mich ertappt, als er plötzlich die Augen öffnet und mich ansieht. Hält meinen Blick mit dem seinen gefangen. Kann den Kopf weder abwenden noch senken. Beobachte, wie er sich langsam mit der Zunge die Lippen befeuchtet, sich mit den Zähnen auf die Unterlippe beißt. Diese kleine Geste, lässt meinen Hals anschwellen. Habe das Gefühl nicht mehr genug Luft in den Lungen zu haben. Kleine Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Lachend unterbricht der Herr den Bann und wendet sich ab.

„Ja James ich habe dich durchschaut. Wie lange blickst du mir schon hinterher? Beobachtest du mich, wenn ich mit anderen Sachen beschäftigt bin? Dein Blick heute Morgen hat Bände gesprochen. Warum brichst du nicht endlich den Vertrag? Hast du Angst vor der Strafe?“ Auffordernd sieht der Herr mich an, doch auch jetzt kommt keine Silbe über meine Lippen. Schüttle nur entschlossen den Kopf, was ihn seufzen lässt.

Ein entschlossenes Glitzern in seinen Augen lässt mich ihn aufmerksam verfolgen, als er sich nach dem Essen schließlich erhebt. Ich möchte ihm folgen, mit meinem Wagen aus dem Raum und hinunter in meine Küche. Doch lässt er es nicht zu, den er geht nicht aus dem Zimmer. Gibt mir zu verstehen, dass das Essen noch nicht vorbei ist. Unsicher sinke ich in den Stuhl zurück und warte ab, auf das was kommt.

Lange brauche ich nicht zu warten. Höre wie er zu mir zurückkommt, doch ist er außerhalb meines Blickfeldes. Möchte mich zu ihm umdrehen jedoch hält er mich an der Schulter fest und dreht mich zurück. Mit dem Blick auf den Tisch gerichtet.

„Weißt du James, mir hat das Essen mit dir nicht sonderlich Spaß gemacht. Ich weiß das da noch mehr geht.“ Damit zieht er meine linke Hand zu sich nach hinten. Kaltes Metall legt sich um das Handgelenk und ein klicken verrät mir, das ich darin gefangen bin. Handschellen, geht es mir durch den Kopf, doch da ist bereits die rechte Hand in seiner Gewalt. Hinter der Stuhllehne sind die Hände zusammen, lassen mir keinen Bewegungsfreiraum. Möchte mich erheben, aufspringen und wegrennen, doch ist mein Herr schneller. Noch bevor ich es realisieren kann, hat er mein linkes Bein an den Stuhl gekettet. Versuche mit dem rechten nach ihm zu treten, mich zu währen. Aber es ist ein leichtes für ihn, mein Bein festzuhalten und auch dieses an den Stuhl zu ketten.

„Jetzt werden wir Spaß haben James.“ Raunt er mir ins Ohr und drückt meinen Kopf zur Seite. Bin auf alles gefasst was er wohl mit mir machen könnte, aber Küsse? Sanfte Berührungen seiner Lippen auf meiner Haut lassen mich erzittern.

„James ich muss dich einfach bestrafen. Drei verdammt lange Jahre treibst du mich in den Wahnsinn. Spukst jederzeit in meinem Kopf herum und dann auch noch dein Aussehen. Es sollte verboten sein, dass ein junger Mann wie du so eine Tätigkeit nachgeht. Nie hast du mir verraten, warum du wirklich hier bist. Bist du ein Spion für die Regierung?“ Etwas Kaltes legt sich an meinen Hals, spitz gleitet es zur Schulter. Er hat ein Messer in der Hand, doch noch verletzt er mich nicht. Schüttle nur den Kopf, da ich nicht gewillt bin, mein Schweigen in seiner Gegenwart zu brechen. Als Antwort kassiere ich eine Ohrfeige, mein Kopf knallt mir auf die Schulter. Blut rinnt mir aus dem Mundwinkel, doch beachte ich es nicht weiter. Blicke meinen Herrn in die Augen, da er den Stuhl so geschoben hat, dass er jetzt vor mir stehen kann.

„Rede endlich du verdammtes Kind!“ Dabei beugt er sich zu mir vor, legt seine Hand an meine Wange und wischt mir das Blut aus dem Gesicht.

„Ich möchte dir nicht wehtun James. Ich möchte viel lieber…“ Durch ein Telefonklingeln wird er unterbrochen und missmutig sieht er auf sein Handy. Er entfernt sich einige Meter, um das Gespräch entgegenzunehmen. Leider spricht er so leise, dass ich nichts verstehen kann. Nach wenigen Minuten kommt er zu mir zurück. Bleibt hinter mir stehen und legt die Hände auf meine Schultern. Sanft gleiten sie hinunter zu meinen Armen und wieder hinauf. Seine Lippen berühren meinen Nacken. Leichte Küsse und Bisse lassen mich erschaudern.

„Warum machst du es uns nur so schwer James? Ich bitte dich mit mir zu reden, doch du verweigerst es mir.“ Ohne Vorwarnung landet eine Hand unsanft auf meinen Hinterkopf. Zucke vor Schreck zusammen, doch kein Laut ist zu vernehmen. Egal was der Herr auch versucht, ich bleibe stumm.

Nach geschlagenen vier Stunden löst er endlich die Handschellen von meinen Beinen.

„Viel lieber würde ich dich hier behalten, bis du endlich mit mir redest. Doch ruft deine Arbeit. Ich möchte ein heißes Bad nehmen und du wäschst mir den Rücken.“ Es ist nicht zu überhören, wie sehr er mich quälen möchte mit der Aussage. Schlucke meinen Zorn hinunter und nicke nur. Als er mir schließlich auch die Handschellen gelöst hat, springe ich fast panisch auf. Räume alles Geschirr auf den Wagen und mache mich auf den Weg aus dem Raum. Doch ist die Tür noch verschlossen. Missmutig blicke ich den Herrn an, der nur auf eine Reaktion von mir wartet. Seufzend, da ich immer noch nichts sage, kommt er auf mich zu und schließt letztendlich die Tür auf.

„In einer Stunde hat das Bad fertig zu sein!“ Damit geht er vor mir aus dem Zimmer und lässt mich allein zurück.

3

„Verdammte Scheiße!“ Fluchend räume ich das Geschirr in den Geschirrspüler, und stelle das übriggebliebene Essen für Sascha zur Seite.

„Alles in Ordnung Chris?“ Holt mich Sascha aus meinen Gedanken.

„Scheiße nein, gar nichts ist in Ordnung!“ Schnauze ich Sascha an. Er kann nichts dafür, doch warum fragt er so blöd. Beschwichtigend hebt er die Arme.

„Hier“, stelle ihm das Essen vor die Nase, welches er sich erwärmt und schmecken lässt.

„Was ist geschehen?“ Fragt er noch einmal. Diesmal bin ich ruhig, atme tief durch und erzähle ihm, was während des Essens vorgefallen ist. Mit hochgezogener Augenbraue sieht er mich an und schüttelt den Kopf.

„Verdammt Chris du musst zur Polizei. Wie kannst du ruhig hier stehen und alles mit dir ergehen lassen? Du bist echt verrückt Junge.“ Zucke nur mit den Schultern zur Antwort. Was weiß dieser Kerl den schon von meinem Leben?

„Wenn du jemanden zum Reden brauchst, melde dich bei mir. Jederzeit!“ Versucht Sascha mich noch einmal zu beruhigen.

„Danke, aber ich komme schon alleine klar. Glaube mir, ich habe nur über reagiert.“ Damit drehe ich mich um und verlasse die Küche, um hinauf ins Schlafzimmer zu gehen. Vom Herrn fehlt noch jede Spur, also bereite ich das Bett vor. Im angrenzenden Bad lasse ich warmes Wasser in die Badewanne und tue eine Mischung aus ätherischen Ölen hinzu. Zwischenzeitlich gehe ich zurück ins Schlafzimmer, um die Gardinen zu zuziehen. Dabei fällt mein Blick auf den Nachttisch und einem Block mit Stift. Bevor ich es mir anders überlege schreibe ich hastig etwas hinauf und lasse es auf dem Bett liegen. Der Herr wird es schon finden und hoffentlich auch verstehen.

 

„Schön dass du auf mich wartest James.“ Begrüßt mich der Herr, als er schließlich das Badezimmer betritt. Da er nur im Bademantel kommt, muss er sich im Schlafzimmer umgezogen haben. Vor der Badewanne lässt er den Mantel langsam fallen und kommt auf mich zu.

„Ich weiß dass dir gefällt was du siehst. Berühre mich wenn du möchtest.“ Doch meine Hände bleiben unten, bewege mich keinen Millimeter. Seufzend dreht er sich weg und steigt in das heiße Wasser.

„Dann wasch mir wenigstens den Rücken wie versprochen!“ Fordert der Herr mich auf. Langsam setze ich mich auf den Wannenrand. Nehme den Schwamm von der Ablage und tauche ihn in das Wasser. Auch wenn ich es lieber schnell machen möchte, um dem ganzen zu entfliehen, lasse ich mir Zeit.

„Ich habe übrigens deine Nachricht gelesen. Ich frage mich, was für dich auf den Spiel steht, dass du nicht gewählt bist mit mir zu reden. Ich habe nicht vor mit dir so weiter zu kommunizieren.“ Unvorbereitet dreht er sich um, greift mir in den Nacken und zieht mich zu sich in die Wanne. Der Herr liebt es groß, so dass auch hier zwei Leute bequem Platz haben. Voll Bekleidet knie ich vor ihm, die Hände an seiner Brust abgestützt. Komme nicht Drumherum zu erkennen, wie muskulös und fest seine Brust ist.

„Was wäre, wenn ich dir versichern würde, dass ich keine Gefahr für dich bin? Was muss ich tun, um dein Schweigen zu brechen?“ Sehe ihn gebannt an, doch reagiere ich nicht weiter. Die Augen sind fest auf seine vollen Lippen gerichtet. Bemerke zu spät, wie sich der Griff in meinen Nacken verstärkt, seine Lippen den meinen immer näher kommen und sich schließlich berühren. Jeder wiederstand ist zwecklos, ist seine Hand unnachgiebig und fest. Seine Lippen hingegen weich und voll. Schmiegen sich an die meinen. Nur mit Mühe kann ich ein Stöhnen zurück drängen, doch reicht meine Reaktion für den Herrn aus. Lächelnd löst er sich von mir, sieht mich an und streicht mir mit dem Daumen über die Wange.

„Ich werde alles geben um dein Vertrauen zu gewinnen. Wobei…“, überlegt er laut „ich könnte die Regeln ändern. Genau das werde ich auch tun. Geh jetzt in dein Zimmer. Morgen früh beim Frühstück werde ich dir die neuen Anweisungen geben. Lass dich überraschen James.“ Unsicher steige ich aus der Wanne und gehe so schnell es geht zu meiner Unterkunft um mich umzuziehen. Da ich eine Wasserspur hinterlassen habe, zähle ich es zu meiner Aufgabe, den Schaden zu beseitigen.

 

Der Morgen beginnt, wie der Abend geendet hat.

Meine Gefühle fahren Achterbahn. Was ist falsch, was richtig? Soll ich mich auf die neuen Regeln einlassen, mein ganzes Leben riskieren? Oder soll ich lieber alles ignorieren? Unschlüssig, wie ich reagieren soll mache ich mich für den Dienst fertig und gehe hinunter in die Küche.

Schaffe es gekonnt, Sascha aus dem Weg zu gehen.

Kaum das ich dem Herrn das Frühstück hinein fahre, schließt er hinter mir wieder die Tür ab. Doch heut bin ich irgendwie darauf vorbereitet, so dass ich mich nicht wirklich erschrecke.

„Setz dich zu mir James und trink einen Kaffee.“ Schüttle jedoch ablehnend den Kopf, da ich nichts Kaffeehaltiges trinke.

„Dann nicht. Also James pass auf. Ich habe mir Gedanken über die neuen Regeln gemacht. Zum einen bestehe ich darauf, dass du zumindest auf meine Fragen antwortest. In Gegenwart eines anderen, hast du weiterhin den Mund mir gegenüber zu halten. Die Letzte wird sein, dass ich möchte, dass du bis auf weiteres mir beim Essen Gesellschaft leisten wirst.“ Möchte ihm am liebsten Wiedersprechen, doch duldet er dies nicht.

„Es wird weiterhin Bestrafung geben James. Missachte meine Befehle und du wirst bestraft, auf eine Art die du nicht für möglich halten wirst. Hast du mich verstanden?“ Nicke, bevor mir einfällt, dass ich antworten muss.

„Ja Herr!“ Bringe ich schließlich mit rauer Stimme hervor. Als Lob, bekomme ich einen leichten Kuss auf die Stirn.

„Es ist schön deine Stimme endlich wieder zu hören.“ Der Herr erhebt sich, kommt zu mir rüber und bleibt hinter mir stehen. Legt beide Hände auf meine Schultern und drückt sanft zu.

„Weißt du James, es gibt einiges was du mir zu erzählen hast, auch wenn du es jetzt vielleicht noch nicht weißt. Davon ab das es einen Weg geben wird, damit du mit mir sprichst. Glaube mir Junge, ich weiß was ich zu tun habe, um Leute zum Reden zu bringen.“ Damit lässt er mich los und schickt mich zurück zur Arbeit.

 

Sehe den Herrn erst zum Abend wieder, da er den ganzen Tag außer Haus ist. Genieße etwas die Ruhe, säubere das Haus und bereite das Abendessen zu.

Auch Sascha bekomme ich den ganzen Tag nicht zu Gesicht. Weiß noch nicht einmal ob er auf dem Grundstück ist oder nicht.

Seufzend mache ich mich darauf gefasst, am Abend wieder mit dem Herrn zu essen und bereite ausnahmsweise einmal mein Leibgericht zu.

Am Abend begrüßt mich der Herr wie immer. Schlecht gelaunt und schreiend. Irgendetwas muss heute schief gelaufen sein.

„James verdammter Hurensohn wo treibst du dich rum?“ Schreit er mir von der Eingangstür bereits zu. Zügig eile ich zu ihm, komme rutschend zum Stehen und hätte beinahe eine Vase mitgenommen.

„Du Nichtsnutz. Seh zu dass das Essen auf den Tisch kommt und decke für drei ein.“ Daher weht also der Wind, heute werde ich nicht mit ihm Essen dürfen. Nicke verstehend ihm zu und drehe mich wieder um, doch da landet seine Hand auf meiner Schulter.

„Wir zwei sehen uns morgen früh zum Frühstück. Kümmre dich heut um meine Gäste.“ Flüstert er mir leis ins Ohr und gibt mich anschließend wieder frei. Den Satz knurrt er mehr, zeigt mir dadurch wie wenig ihm diese Vorstellung gefällt.

Missmutig gehe ich zurück in die Küche. So sehr ich froh darüber sein sollte, dass ich nicht mit ihm Esse, so sehr bin ich enttäuscht. Aus irgendeinem Grund den ich mir nicht erklären kann, genieße ich die Gegenwart des Herrn. Vielleicht ist es auch genau der Grund, warum ich es drei Jahre hier aushalte.

 

Das Klingeln der Eieruhr lässt mich aus den Gedanken hochfahren. Hole den Braten aus dem Ofen und bereite alles andere zu Recht.

Pünktlich auf die Sekunde klopfe ich an die Esszimmertür und nachdem

sie mir geöffnet wird, fahre ich das Essen hinein. Die Gäste sehen ziemlich Zwielichtig aus. Tragen beide schwarze Anzüge, weißes Hemd und dunkelblaue Krawatte. Die Augen halten sie hinter einer Sonnenbrille versteckt, was ich im Haus für sehr eigenartig halte. Wortlos halte ich dem Herrn eine Flasche Wein hin, doch weißt er mich mit einem Schlag auf den Arm zu Recht. Reumütig senke ich den Kopf und zeige die Flasche den Gästen vor.

„Was ist los mit ihm?“ Fragt einer der Männer, sieht mich dabei anzüglich an.

„Er ist stumm und neu hier. Hat wohl vergessen, dass die Gäste bei mir zuerst bedient werden.“ Ja ich muss zugeben, das habe ich tatsächlich vergessen, da es sehr selten ist, dass der Herr Gäste erwartet. In den drei Jahren, die ich jetzt in diesem Haus lebe, ist es gerade einmal das vierte Mal. Seufzend senke ich den Blick und als der Gast den Wein für gut befindet, schenke ich erst den Gästen dann dem Herrn ein. Danach reiche ich die Vorspeise und ziehe mich zur Tür zurück, um die Männer in Ruhe essen zu lassen.

„Wie sieht es mit den Geschäften aus Gregori? Hast du mittlerweile etwas gegen deinen Maulwurf machen können?“ Fragt einer der Männer den Herrn, doch dieser schüttelt nur den Kopf.

„Nein Tschernowski, es ist so als sei er unsichtbar. Irgendjemand verrät mich und ich kann keine Hand darauf legen.“

„Schon einmal daran gedacht, dass es sich hierbei auch um Ermittler handeln könnte?“ Neugierig geht der Blick des Herrn zu mir rüber.

„Ja daran habe ich tatsächlich schon einmal gedacht Noras, doch halte ich es für ausgeschlossen. Was soll die Polizei von mir wollen?“ Das Lachen der Männer ist Antwort genug. Irgendetwas schein mein Herr im Schilde zu führen, doch weigere ich mich weiter darauf einzugehen.

„Was macht dich so sicher Gregori? Warum sollte nicht ausgerechnet dein kleiner Bengel dahinten dich ausspionieren wollen?“

„James?“ Der Herr ruft regelrecht meinen Namen. Weiß nicht, ob ich darauf reagieren soll oder nicht. Erst als er mich zu sich winkt trete ich an den Tisch. Die Männer haben aufgegessen, doch bevor ich die Teller abräumen und den Hauptgang servieren kann, hält der Herr mich fest.

„Sag mir James. Für wen arbeitest du?“ Die Frage verunsichert mich, doch zeige ich ordnungsgemäß auf den Herrn.

„Bist du dir sicher, dass du mich nicht ausspionieren möchtest?“ Vehement schüttle ich den Kopf über diese Aussage.

„Was anderes würde ich auch nicht von dir erwarten James. Du weißt was passiert wenn du mich anlügst!“ Heftig nicke ich. Endlich lässt der Herr meinen Arm los und ich kann das Essen servieren. Anschließend ziehe ich mich wieder zur Tür zurück.

„Bist du der Meinung du kannst dem Burschen glauben Gregori? Wer sagt dir, dass er dich nicht anlügt?“ Das Lachen vom Herrn ist nicht freundlich, doch gilt es auch nicht mir.

„Noras ganz einfach. Wenn er lügt, mich hintergeht oder stiehlt gib es Strafe. Ich kann ihm ja schlecht die Zunge fürs Lügen rausschneiden, da er bereits stumm ist, aber es gibt andere alternativen. Lass das nur meine Sorge sein. Ich weiß meine Leute zu behandeln.“ Was die Männer dazu sagen verstehe ich nicht, da sie zu leise antworten. Doch der Blick den mir mein Herr zuwirft ist vertraulich. Ich weiß, dass wir spätestens beim Frühstück darüber reden werden. Das verraten mir seine Augen. Ein leichtes Lächeln umspielt meine Lippen und als Zeichen, dass ich verstanden habe, nicke ich ihm einmal zu.

Den Rest des Essens verbringen die Männer im relativen Schweigen. Nur leises Getuschel ist zu vernehmen. Nach einer Weile stehen die Männer auf und gehen. Ohne ein weiteres Wort oder auf die Nachspeise zu warten. Gehen einfach an mir vorbei, so dass ich an die Eingangstür komme, als sie bereits wieder ins Schloss fällt. Die Männer sind gegangen.

Irritiert renne ich zum Herrn zurück, komme in dem Moment ins Zimmer, als er wütend das Geschirr vom Tisch fegt. Mit weit aufgerissenem Mund bleibe ich stehen. Bin kurz davor den Herrn etwas zuzurufen. Stattdessen eile ich zu ihm, ergreife den Arm und ziehe ihn zu mir. Hat er sich am Geschirr geschnitten. Ohne Nachzudenken, ergreife ich eine Stoffservierte und wickle sie um die Hand.

„Lass das!“ Schnauzt er mich an und zieht den Arm zurück. Lässt sich wieder auf den Stuhl sinken und schließt für einen Moment die Augen.

„Mach mir das Badewasser fertig James und warte da auf mich.“ Gibt er mir zwischen den Zeilen zu verstehen, dass wir reden müssen. Ohne den Raum zu säubern beeile ich mich nach oben zu kommen.

In der Zeit, als das Wasser einläuft bereite ich das Schlafzimmer zu Recht.

„Bevor du auf die Idee kommst, dein Schweigen zu brechen. Ich werde dir drei Fragen erlauben.“ Mit den Worten kommt der Herr ins Zimmer. Ohne mich weiter zu beachten beginnt er, sich seiner Sachen zu entledigen. Den Morgenmantel ergreift er, zieht ihn aber nicht über. Er ist sich seiner Nacktheit bewusst und genießt es scheinbar. Zieht meine Blicke auf sich. Kann die Augen nicht von dem Körper wenden. Obwohl er kein Model ist, ist er wahrlich schön. Es fällt mir schwer dem Herrn aus dem Weg zu gehen.

„Komm schon James, wasch mir den Rücken!“ Fordert der Herr mich auf. Steigt in dem Moment in die Wanne, als ich das Bad betrete. Schlucke das Wasser hinunter, das sich in meinem Mund ansammelt.

„Wir haben keine Zeit zum Träumen James. Sag mir ob es stimmt was die Männer dir vorwerfen?“

Bleibe zunächst an der Badezimmertür stehen, bis der Herr mich zu sich an den Wannenrand ordert.

„Nein es stimmt nicht Herr. Seit drei Jahren bin ich bei Ihnen. Ich habe keinen Grund sie auszuspionieren oder zu hintergehen. Weder habe ich ein Handy bei mir noch habe ich in diesen Jahren das Haus verlassen. Herr sie müssten mich besser kennen.“ Die Ohrfeige habe ich kommen sehen, ist der letzte Satz unverschämt und frech. Mir liegt bereits eine Entschuldigung auf den Lippen, doch schlucke ich die Worte hinunter.

„Irgendjemand hintergeht mich. Wenn ich es nicht bald in den Griff bekomme, dann springen mir die Partner ab. Wenn du es nicht bist, davon gehe ich aus, wer hat sonst die Möglichkeit mir nah genug zu kommen?“ Der Herr überlegt laut, spricht nicht direkt mit mir, so dass ich nicht antworte.

„Was glaubst du James?“ Fragt er mich schließlich direkt.

„Ich habe nicht die Möglichkeit, das Haus zu verlassen. Mich mit anderen zu treffen und irgendwelche Geheimnisse auszutauschen. Der einzige Mensch, der dieses Haus in den letzten Jahren betreten hat, ist der Mensch, den Sie eingestellt haben Herr.“

„Sascha?“ Der Herr springt auf, sieht mich unschlüssig an.

„Er ist bereits zu Hause. Morgen können sie mit ihm reden.“ Sanft berühre ich ihn an der Schulter und drücke ihn hinunter bis er sitzt. Was mich dazu verleitet so zu reagieren, kann ich nicht erklären. Bin auf eine Strafe gefasst, doch hält der Herr einfach nur meine Hand fest, als ich sie wegziehen will.

„Massiere mich James!“ fordert er mich auf. Täuscht es oder ist seine Stimme belegt? Vorsicht komme ich dem Befehl nach. Löse die Verspannung im Nacken und Schultern. Lasse die Hände auf seinen Rücken hinunter und wieder hinauf bis auf den Kopf wandern. Ohne Vorwarnung steht der Herr auf, so dass die Hände auf seinen Arsch rutschen, bevor ich sie wegziehen kann. Lächelnd legt er mir die Hand auf den Kopf und steigt aus dem Wasser. Nur mit einem Handtuch bekleidet ergreift er meine Hand und zieht mich hinter sich her ins Nachbarzimmer.

„Hier ist es bequemer. Massier mich weiter!“ Damit lässt er sich aufs Bett nieder und legt sich Bäuchlings hin. Vorsichtig knie ich mich neben ihn und lasse die Hände über seinen Körper wandern.

„Wer waren die Männer vorhin gewesen?“ Stelle die Frage nur leise, aus Angst etwas Falsches wissen zu wollen.

„Es sind Geschäftskollegen. Mehr musst du über sie nicht wissen.“ Antwortet er ausweichend, dreht sich auf die Seite und blickt mich an. Sanft legt sich seine Hand an meine Wange, streichelt mit dem Daumen über meine Lippe. „Bleib heut Nacht bei mir James.“ Ein Befehl, verpackt in einer Bitte. Streiche geistesabwesend über seinen ausgestreckten Arm. Sein Handtuch ist verrutscht, so dass er nackt vor mir liegt. Musternd blicke ich ihn an, mache kein Geheimnis daraus, wie mich sein Körper anzieht. Lachend wandert seine Hand von der Wange in den Nacken. Zieht mich zu sich und verschließt meine Lippen mit einem Kuss. Überraschend strecke ich die Hände aus. Berühre seine Brust. Wegstoßen oder Anlehnen? Entscheide mich instinktiv und kralle mich in seine Haut. Lehne mich den Lippen entgegen und vertiefe den Kuss. Öffne bereitwillig den Mund, so dass seine Zunge hineingleiten kann. Sein Griff im Nacken wird fester. Er zieht mich noch dichter an sich, wenn das überhaupt noch möglich ist. Ehe ich es richtig realisieren kann liege ich rücklings auf dem Bett, der Herr über mir gebeugt. Das Stöhnen lässt sich nicht mehr zurück drängen. Nur ist es unklar, wer von uns zuerst einen Laut von sich gibt. Lasse die Hände auf seinen Rücken wandern, kralle mich regelrecht hinein. Auch seine Hände fangen an über meinen Körper zu gleiten.

„Warte, was?“ Keuchend schiebe ich den Herrn etwas von mir. Bin verunsichert über die Reaktion meines eigenen Körpers.

„Genieß es einfach James. Dein Körper tut es bereits.“ Damit gleitet seine Hand zwischen meine Beine und mit einem Lächeln drückt er meinen Schwanz, was mir ein erneutes Stöhnen entlockt. Wieder will ich etwas sagen, doch verschließt der Herr meinen Mund mit dem Seinen. Während eine Hand weiterhin mein Glied massiert, beginnt die andere mein Sakko und Hemd aufzuknüpfen.

„Herr bitte!“ Flehe ich ihn an. Doch zur Antwort kneift er mir in die Eier.

„Ich habe dir nicht erlaubt zu reden.“ Ist die trockene Antwort. Damit zieht er mich in eine sitzende Position und streift mir das Hemd ab, so dass ich mit freiem Oberkörper vor ihm sitze.

„Lass uns von Chancengleichheit reden!“ Kaum ausgeredet, macht der Herr sich an meiner Hose zu schaffen.

„Herr…“ schlucke den Rest runter, da ich nicht möchte, dass ich wieder bestraft werde. Als Belohnung bekomme ich einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Du lernst schnell James.“ Damit gibt er mir einen leichten Schubs, so dass ich wieder liege. Der Herr zieht mir die Hose samt Schuhe, Socken und Unterhose aus. Lächelnd sieht er mich an, während er auf meinen Füßen kniet. Leicht berühren mich seine Hände, streichen die Beine hoch und wieder hinunter. Kralle die Hände in die Decke unter mir. Versuche nicht zu sehr auf die Berührungen zu reagieren, doch fällt es zunehmend schwerer.

„Warum enthältst du dich so James?“ Die Stimme des Herrn ist rau und unergründlich. Da ich mir nicht sicher bin, ob ich die Frage beantworten darf, bleibe ich still. Unterdrücke ein erneutes Stöhnen und das Aufbäumen meines Körpers, als er über meine Lenden streicht.

„Ich werde es solange wiederholen, bis du mir gibst, wonach ich verlange!“ Das war eine Androhung. Doch was will der Herr? Es wird immer schwerer mich zurückzuhalten. Beiße mir auf die Lippen, um nicht zu stöhnen. Kralle mich in das Laken, um der Versuchung zu wiederstehen, den Herrn anzufassen.

Der Herr beweist Durchhaltevermögen, quält mich mit den Berührungen der Hände und auch der Lippen und Zunge. Doch habe ich in den letzten drei Jahren nicht genug Widerstandskraft gesammelt? Drei Jahre, in denen ich meinen Herrn berühren musste. Ansehen musste, wie er sich vor mir entblößt, oder gar nur mit einem Morgenmantel bekleidet zum Frühstück erscheint. All diese Anblicke und verbotenen Versuchungen machen sich jetzt bezahlbar.

Egal was der Herr auch versucht, ich lasse mich nicht gehen. Genieße zwar in einer gewissen Weise die Berührungen, doch lasse ich mich nicht gehen. Wieviel Zeit wohl schon vergangen ist? Zwei Stunden, drei? Doch wird der Herr nicht müde.

„Wenn du es so nicht kannst, dann eben anders.“ Droht er mir und setzt es sofort in die Tat um. Seine Hand streichelt mein Glied, bis sich das Blut sammelt. Versuche nicht die Augen zu schließen, doch als er sich hinabbeugt, die Zunge, ja gar den Mund einsetzt, bricht mein Widerstand. Stöhnend beuge ich mich ihm entgegen, was ihm ein Lachen entringt. Das Vibrieren an meinem Penis lässt mich zusammenzucken. Gekonnt setzt er die Zunge ein, umspielt die Eichel und saugt den Lusttropfen auf. Möchte flehen, um Gnade bitte, doch verbiete ich es mir. Egal wie sehr ich versuche mich zurückzuhalten, irgendwann hat der Herr mich gebrochen. Gebe mich ihm hin und stöhne den Höhepunkt hinaus.

Lächelnd kommt er zu mir nach oben gekrochen. Bleibt auf mir liegen. Sein Penis ist steinhart, drückt sich mir in den Bauch. Verunsichert blicke ich ihn an. Was erwartet er von mir? Was soll ich tun?

„Bleib noch etwas bei mir James, bis ich eingeschlafen bin.“ Damit legt er sich neben mir, zieht mich in seine Arme und schließt die Augen. Aber ich komme nicht zur Ruhe. Blicke mich immer wieder irritiert um.

Was ist gerade geschehen? Wie soll ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten? Doch triften die Fragen immer weiter in den Hintergrund. Bleierne Schwere macht sich um mich breit, bis ich schließlich einschlafe.

4

Erschrocken richte ich mich auf. Das Bett neben mir ist leer, jedoch noch warm. Höre im Badezimmer nebenan das Wasser rauschen. Ein Blick auf die Wanduhr verrät mir, dass es bereits sechs Uhr morgens ist. In zwei Stunden möchte der Herr frühstücken. Leise suche ich meine Sachen zusammen und verschwinde aus dem Zimmer, bevor der Herr aus dem Bad kommt. Schnaufend bleibe ich eine Sekunde an der geschlossenen Tür stehen und atme tief durch.

Was ist letzte Nacht geschehen?

Besinne mich meiner Nacktheit und eile in mein Zimmer.

Sascha beginnt seinen Dienst erst in einer Stunde, so dass ich noch mit dem Herrn allein im Haus bin. Der Bote zum Einkaufen kommt in vier Stunden. Genügend Zeit alles zu regeln. Nach einer schnellen kalten Dusche, kleide ich mich an und gehe in die Küche.

Es ist Ende Oktober, so dass im Esszimmer der Kamin vorgeheizt werden muss. Also schnappe ich mir Holz und Kohle und gehe ins Nachbarzimmer. Kamin säubern und neu anfeuern. Eine halbe Stunde später stehe ich wieder in der Küche. Heute ist Freitag, also wünscht der Herr sicher wieder Rührei mit Speck, Orangensaft und einen starken Kaffee. Jeden Tag ein anderes Frühstück.

Sascha lässt sich zu Dienstbeginn nur kurz bei mir blicken. Grüßt und geht direkt wieder hinaus in den Garten. Das Essen ist pünktlich fertig und das Esszimmer mollig warm.

Gerade, als ich das Essen reinfahre, betritt auch der Herr den Raum.

„Ist Sascha bereits am Arbeiten?“ Fragt er mich, kühl und distanziert wie immer. Da ich nicht weiß, wo der genannte sich aufhellt, nicke ich dem Herrn nur zu und serviere das Essen.

„Danke James.“ Damit drehe ich mich um und will das Zimmer wieder verlassen. „Warte!“ Fordert der Herr mich auf. Unsicher drehe ich mich zu ihm um. Er deutet mir, mich zu ihm zu setzen. Komme dem stummen Befehl nach und lasse mich, neben ihn nieder. Versuche den Blick nicht auf ihn zu richten. Ihn nicht dabei zu beobachten, wie er mit der Hand die Gabel zum Mund führt. Wie sein Mund die Gabel umschließt und er sie langsam wieder hinauszieht. Unweigerlich fließt mein Blut schneller, wandert in unerlaubte Regionen.

„Weißt du James, ich habe dir gestern gezeigt, was ich mir von dir wünsche. Heute Abend möchte ich sehen, ob du es umsetzen kannst. Bevor ich es vergesse: Hier ist eine Liste, die du Sascha gibst. Es sind Arbeiten, die erledigt werden müssen. Zum Abendbrot bin ich zurück, heute allein. Überrasche mich mit etwas leichtem.“ Damit gibt er mir ein Zeichen, dass ich aufstehen kann. Was ich auch fluchtartig mache. Das Blut hat sich noch immer in unerlaubte Regionen gesammelt, gleichzeitig kocht es in meinem Gesicht wie ein Glutofen.

Heftig nach Luftschnappend stehe ich am Küchentisch.

„Chris alles okay?“ Warum muss Sascha ausgerechnet im falschen Moment hier erscheinen? Versuche mir die Überraschung nicht anmerken zu lassen.

„Was ist vorgefallen? So schnell habe ich dich noch nie durch die Gänge rennen sehen. Kleiner wenn er dir etwas antut, dann…“

„Nein“, falle ich Sascha ins Wort. Woraufhin er mich verunsichert ansieht.

„Chris, ich sehe das etwas nicht stimmt. Hat er dich angefasst oder geschlagen?“ Sascha kommt auf mich zu, ergreift meine Arme und dreht sie hin und her. Wütend entreiße ich sie ihm und gehe einige Schritte zurück.

„Spinnst du Sascha? Er hat mir nichts getan. Warum denkst du sowas von ihm?“

„Weil er nicht der ist, der er zu scheinen sein mag. Chris, dieser Kerl ist nicht sauber. Warum verbietet er dir das sprechen? Was verheimlicht er die ganze Zeit?“

„Wie kommst du auf solche Vermutungen? Sascha warum arbeitest du für den Herrn, wenn du so über ihn denkst?“

„Herr, Herr, Herr! Verdammt Chris werd doch endlich mal wach. Dein Herr ist ein korruptes Schwein. Hinterhältig und führt eine Intrige nach der anderen. Warum ich hier arbeite? Ganz einfach, um an Informationen zu geraten. Chris Gregori hat keine weiße Weste. Dieses Arschloch dealt mit Drogen und Waffen der gefährlichsten Sorte.“

„Du spinnst!“ Weiche noch weiter vor Sascha zurück. Sein Blick spricht von Wahnsinn. Sascha glaub was er sagt und versucht mich davon zu überzeugen.

Schüttle den Kopf, weiche zurück bis die Wand mich aufhält. Schiebe mich der Mauer weiter entlang, bis endlich ein Loch hinter mir den Durchgang signalisiert. Noch bevor Sascha auch nur einen Schritt auf mich zukommt, drehe ich mich um und renne. Irgendwohin, kein Ziel in Sicht. Muss jetzt einfach einen Moment für mich allein sein und über das gehörte nachdenken.

 

Sascha spricht mit so einer Überzeugung, dass er selbst glaubt was er sagt. Aber ich kenne den Herrn, Gregori, jetzt schon drei Jahre und nie habe ich etwas Negatives an ihm bemerkt. Bis auf vorletzten Abend als die Männer zu Besuch waren. Sollte Gregori wirklich so gut darin sein, seine Geschäfte nicht mit ins Haus zu nehmen? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn dann müsste in seinem Büro etwas zu finden sein.

Meine Schritte haben mich bis vor das Schlafzimmer des Herrn gebracht, doch noch bevor dieser von innen die Tür öffnet, bin ich hinter der nächsten Ecke verschwunden. Möchte jetzt nicht gesehen werden, von niemanden.

Beobachte wie Gregori das Haus verlässt und mit dem Auto hinaus auf die Straße fährt. Warte noch weitere zehn Minuten, bis ich mir sicher bin, dass er auch nicht zurückkommt.

Endlich ist die Luft rein.

Dennoch blicke ich mich ständig um, als ich das Büro betrete. Alles ist aufgeräumt, kein Krümel Staub ist auf den Möbeln. Aber es bin nicht ich, der das Büro säubert. Gregori lässt mich diesen Raum nie betreten.

Auf jedes Geräusch achtend gehe ich von Schrank zu Schrank, öffne jede Tür und jedes Schubfach. Doch außer Geschäftsunterlagen, Mitarbeiterlisten und Finanzplanungen ist nichts zu entdecken. Den Schreibtisch hebe ich mir bis zum Schluss auf.

Habe bereits drei von fünf Schulbladen durchsucht, ohne etwas zu finden. Die vierte ist verschlossen und die fünfte scheint leer zu sein. Vertraue auf meinen Instinkt und klopfe leise gegen den Boden. Mit Erfolg, darunter befindet sich ein Versteck. Mit einem flachen Schlüssel suche ich nach einer Kerbe, wo ich den Boden öffnen kann. Doch lasse ich sie beinahe wieder fallen, als ich die Waffe darunter entdecke.

Schritte nähern sich der Tür. Leise schließe ich den Deckel und die Schublade. Mache mich unter dem Tisch klein und hoffe, dass niemand hineinkommt und mich entdeckt. Die Türklinke knarrt, als sie jemand hinunterdrückt.

„Sascha!“ Schreit Gregori, noch bevor sich die Tür öffnet. Eilige Schritte entfernen sich, ein zweites Paar hinterher.

Erleichtert, dass der Herr Sascha vertrieben hat, krieche ich hervor und begebe mich zurück in den Flur und eilig in ein anderes Zimmer, wo ich erst einmal wieder zu Luft komme.

Die Waffe im Schreibtisch versteckt hat mich schon ganz schön erschreckt. Was wohl im verschlossenem Fach zu finden ist? Aber außer diese zwei Sachen ist alles sauber.

Nein, Sascha muss sich geirrt haben. Gregori ist nicht korrupt.

„James“, langsam komme ich aus dem Gästezimmer raus, welches ich einmal im Monat säubere. Noch nie hat der Herr einen Schlafgast bei sich gehabt.

„James mitkommen!“ Harsch ist der Ton, duldet keinen Widerspruch. In seinen Gemächern angekommen schließt er die Tür ab. Schiebt mich ins Badezimmer und dreht das Wasser unter der Dusche an.

„Was ist hier vorgefallen? Was hat dir Sascha gesagt?“ Blicke den Herrn verwirrt an, doch schließt er die Badezimmertür zusätzlich und baut sich vor mir auf, ohne mich jedoch zu berühren.

„Ihr habt in der Küche gesprochen. Ich habe euch gehört. Außerdem bist du in meinem Büro gewesen. Ein Raum der für dich grundlegend verboten ist.“ Bei der Erwähnung zucke ich zusammen. Fühle mich unwohl in meiner Haut. Am liebsten würde ich fliehen, doch wohin. Weiche unweigerlich zurück, bis ich an eine Wand stoße. Gregori folgt mir, stemmt die Hände links und rechts von meinen Kopf gegen die Mauer und blickt mir in die Augen.

„Du hast spioniert James, etwas was ich in meinem Haus nicht dulde. Doch hast du nichts gefunden, außer meinem kleinen Geheimfach mit der Waffe. Du wirst bei mir nichts finden, da es keine Geheimnisse gibt. Doch jetzt erzähle mir von Sascha!“

„Ich“, muss schlucken, das sprechen fällt mir schwer. „Bitte Herr, ich kann nichts sagen. Sie haben alles gehört. Ich glaube ihm nicht.“ Versuche ich mich zu verteidigen.

„Ich weiß was ich gehört habe James! Auch das du ihm nicht glaubst. Dennoch warst du keine halbe Stunde später in meinem Büro. Welche Flausen hat er dir in den Kopf gesetzt?“ Gregori legt eine Hand an meine Wange, wahrscheinlich mit der Hoffnung, mich zu beruhigen. Doch genau das Gegenteil tritt ein. Diese Sanftheit, die er mir entgegenbringt, bringt mich fast um den Verstand.

„Bitte Herr“, flehe ich nur leise. Möchte den Kopf abwenden, doch hält er ihn fest.

„James ich kann auch andere Saiten aufziehen. Lass es mich nicht tun, nicht bei dir.“ Bittet mich Gregori. Langsam hebe ich die Lider, die ich unweigerlich geschlossen habe.

„Sascha ist seit Tagen schon so anders. Er denkt ich werde misshandelt. Sascha versteht nicht, warum ich hier bin. Ich weiß nicht was er im Schilde führt.“

„Warum bist du wirklich hier? Unter diesen Umständen die ich dir auferlege. Dennoch sind es schon über drei Jahre.“ Wechselt der Herr plötzlich das Thema.

„Das kann ich nicht sagen. Egal wie sehr ihr mich bestrafen würdet, dieser Grund ist mein Geheimnis.“

„Irgendwann wirst du mir vertrauen. Doch jetzt geh zurück an deine Arbeit. Wir haben uns nicht gesehen und du weißt auch nicht dass ich hier bin. Bereite mir heute Abend nur eine Kleinigkeit zu.“ Damit entlässt Gregori mich aus dem Gefängnis seiner Arme. Wann er das Haus verlässt weiß ich nicht, da ich mich sofort in die Küche begeben habe, um das gewünschte Essen zuzubereiten.

Sascha lässt sich nicht mehr blicken, aber ich höre ihn immer wieder durch die Gänge laufen und im Garten arbeiten.

Höre, wie er spät am Abend Feierabend macht. Erleichtert sacke ich gegen die Wand. Endlich allein. Verdammt was ist das heute nur für ein Tag gewesen.

„Chris?“ Erschrocken drehe ich mich zur Tür um, da ich Sascha dort erwarte. Doch der Schock wird noch größer, als ich den Herrn im Rahmen stehen sehe. Noch nie hat er mich mit meinem richtigen Namen angesprochen und noch nie ist er in die Küche gekommen. Bin zu geschockt um reagieren zu können und bleibe stocksteif stehen, als er langsam näher kommt.

„Sascha ist gegangen, als ich gekommen bin. Die Türen sind verschlossen, so dass wir das Haus für uns alleine haben. Ich möchte es nutzen, um mit dir in Ruhe zu reden.“ Erst vor mir bleibt er stehen. Blickt mir in die Augen, bis ich sie schließe und den Kopf senke. Sanft legt sich ein Finger unter mein Kinn, hebt den Kopf wieder an.

„Ich habe heute viel über das Nachgedacht was ich gehört habe.“ Abrupt lässt er mich los, dreht sich um und geht aus der Küche.

„Bring mir das Abendessen ins Esszimmer. Ich werde mich frisch machen und etwas Bequemes anziehen.“ Sagt Gregori noch beim Hinausgehen.

 

Gerade als ich alles auf den Tisch angerichtet habe, kommt der Herr ins Zimmer. Hält mich am Arm fest und schüttelt langsam den Kopf.

„Bleibe hier Chris. Wir müssen reden!“

Widerwillig lasse ich mich zurück zum Tisch führen und setze mich neben ihn auf den Stuhl.

„Warum mein Name?“ Frage ich endlich zögernd, da Gregori mich bereits zum Zweiten Mal so genannt hat.

„Es ist zu kompliziert. Ich weiß dass ich dich nicht richtig behandle. Du hast mehr verdient als ständig nur James genannt zu werden und die ganzen Verpflichtungen die ich dir auferlegt habe. Doch ich musste dich prüfen Chris. Verzeihe mir mein Verhalten.“ Er greift nach meiner Hand, zieht sie zu sich und hält sie fest. Lässt mich nicht los, als ich versuche die Hand zu entziehen.

„Es ist schwierig Chris. Weißt du, ich habe viele Beschäftigte eingestellt, die gleichen Verpflichtungen auferlegt. Doch niemand hat es auch nur ansatzweise solange durchgehalten wie du. Jeder wollte mehr über mich erfahren. Hat mich ausspioniert und versucht an mein Geld zu kommen. Du bist anders Chris. Du lässt das alles über dich ergehen. Versuchst nicht, meine Regeln zu brechen oder mich zu hintergehen. Dennoch frage ich mich, was du im Schilde führst. Das ganze macht man nicht ohne Grund. Ich will nicht glauben, dass du mich ausnutzen willst, dafür bist du nicht der Typ. Bitte Chris, verrate mir was dich bewegt?“

Blicke ihn verunsichert an. Sollte ich es wirklich wagen ihm zu vertrauen?

„Ich habe mich schon einmal jemanden anvertraut. Das hat mich fast mein Leben gekostet. Bitte Herr ich kann Ihnen nichts sagen.“

„Du wirst es können Chris. Ich werde warten und es dir beweisen.“ Er hebt unsere Hände an und haucht einen Kuss auf meinen Handrücken.

„Damit du merkst, dass ich es ernst meine, verrate ich dir wie ich mein Geld verdiene. Ich bin Diskothekenbesitzer. Hier in der Stadt habe ich mittlerweile die dritte eröffnet. Es ist ein sehr lukratives Geschäft, schnell verdientes Geld, wenn man weiß wie man es anstellen muss.“

Mir brennt eine Frage auf der Zunge. Doch weil ich keine Erlaubnis habe zu sprechen, sehe ich den Herrn nur eindringlich an.

„Frage mich Chris. Ich gebe dir die Erlaubnis frei zu sprechen, wann immer wir alleine und ungehört sind.“

Dankbar lächle ich Gregori an.

„Was hat es mit der Behauptung von Sascha auf sich? Drogen und Waffen?“

„Ich arbeite in einer Disco. Discotheken sind generell verschrieben. Meine sind zu hundert Prozent sauber, das kann ich sogar schriftlich beweisen. Doch mir scheint, das Sascha da anderer Meinung ist.“ Unverhofft erhebt er sich und zieht mich mit sich nach oben. Bis in sein Büro. Erst da lässt er meine Hand los, geht zum Schreibtisch und öffnet das verschlossene Fach.

„Komm her und sieh es dir selbst an Chris.“ Fordert er mich auf und zögernd setze ich mich auf den Stuhl.

Was ich zu Gesicht bekomme lässt mich lächeln. Hier steht es schwarz auf weiß, beglaubigt von der obersten Stelle der Polizei. Jegliche Disco, die Gregori besitzt ist sauber. Seine Leute sind ausgebildet, jeden Dealer sofort ausfindig zu machen und bei der Polizei zu melden. Man kann sagen, dass Gregoris Securitys dafür sorgen, die Straßen sauber zu bekommen. Ehrfürchtig sehe ich den Herrn an und reiche ihm die Papiere zurück.

„Jetzt weißt du, was ich versteckt halte. Niemand soll erfahren, was ich wirklich im Schilde führe. Chris ich bin ein guter Mann. Wenn ich etwas verspreche, dann halte ich es auch.“ Immer noch schweigend stehe ich wieder auf, lasse dem Herrn die Papiere weglegen und warte ab, was als nächstes kommt.

„Ich habe noch etwas für dich Chris. Aber zuerst muss ich einen Anruf tätigen.“ Damit greift er zum Telefonhörer auf dem Schreibtisch und drückt eine Kurzwahltaste.

„Sascha, Gregori hier. Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich dir das Wochenende frei gebe. James ist krank geworden, so dass ich ihn nach Hause geschickt habe. Auch ich werde übers Wochenende nicht im Haus sein. Ich werde das Haus heut Abend noch verriegeln und die Sicherheitsfirma informieren.“ Was Sascha auf der anderen Seite der Leitung sagt, kann ich nicht verstehen, doch gibt Gregori ihm auch nicht viel Zeit zu reagieren. Kurz darauf legt er ohne eine Erwiderung auf.

„Komm Chris, wir haben dieses Wochenende etwas vor. Nur du und ich.“ Ungläubig beobachte ich den Herrn dabei, wie er sich langsam erhebt und auf mich zukommt.

„Pack einige Sachen zusammen, die du brauchen wirst. Denn ich nehme dich mit Chris. Ohne Wenn und Aber. Ich möchte dir beweisen, dass du mir vertrauen kannst. Vielleicht merkst du dann, dass ich es nur gut mit dir meine.“

Wenn der Herr nur wüsste, was er damit anrichtet. Ich bin in diesem Haus sicher, brauche mich vor nichts fürchten und kann nicht entdeckt werden. Krampfhaft überlege ich mir, was ich machen kann um den Herrn umzustimmen, doch mir will einfach nichts einfallen.

„Bitte Herr, ich bezweifle dass es die richtige Entscheidung ist. Ich fühle mich im Haus hier gut aufgehoben. Lassen Sie mich einfach nur hier. Bitte!“ Flehe ich Gregori an. Doch lässt er sich nicht erweichen.

„Nein Chris, du kommst mit. Es wird Zeit für dich, wieder hinaus zu kommen. Chris ich weiß nicht wovor du so eine Angst hast, aber ich verspreche dir, dass ich auf dich achten werde. Keine Sekunde lasse ich dich aus den Augen, wenn es dann sein muss.“ Vehement schüttle ich den Kopf, versuche dem Herrn begreiflich zu machen, wie gefährlich eine Reise mit und durch mich werden kann, doch lässt Gregori sich nicht darauf ein.

Missmutig gehe ich auf mein Zimmer, packe eine kleine Tasche und bin zwanzig Minuten später unten im Eingangsbereich. Gregori wartet bereits auf mich.

5

Der erste Schritt ins Freie ist mir fremd. Ungemütlich und verängstigend zugleich. Unsicher blicke ich mich nach allen Seiten um. Gehe unmerklich einen Schritt dichter zu meinen Herrn. Suche Schutz bei ihm und halt.

„Was macht dir so eine Angst Chris? Weit und breit ist niemand. Mein Chauffeur hätte sich schon längst gemeldet wenn etwas wäre.“ Trotz der harten Worte legt Gregori mir den Arm um die Taille, zieht mich dichter an sich ran.

„Besser?“ Flüstert er mir ins Ohr. Dabei berühren seine Lippen sanft mein Ohrläppchen. Nicke benommen und versuche mir nicht anmerken zu lassen wie sehr ich seine Berührung genieße.

Endlich im Auto angekommen, atme ich erleichtert auf. Rutsche aber unmerklich in den Sitz tief nach unten, so dass man mich von außen nicht so einfach erblicken kann.

„Irgendwann musst du reden Chris. Wenn ich dich öfter mit hinaus nehmen möchte, muss ich wissen auf was ich achten muss.“ Die belanglosen Worte des Herrn lassen mich erzittern. Er hat Recht, ich muss irgendwann reden. Entweder um zu überleben, wenn ich doch sterben soll. Oder um geschützt zu werden.

„Irgendwann“, verspreche ich tonlos. Rutsche im Sitz noch etwas tiefer und schließe verlegen die Augen.

Eine sanfte Berührung auf der Schulter lässt mich aufblicken. Doch Gregori sagt nichts, blickt einfach nur über mich hinweg aus dem Fenster. Alarmiert will ich mich aufrichten, aber der Herr drückt mich nach unten.

„Denver, fahr die nächste rechts. Mach einen Umweg zum Gringo. Wenn ich es richtig deute, würde ich sagen das wir Besuch bekommen haben.“ Die Worte lassen mich zusammenzucken. Wie können die mich so schnell finden? Oder bin ich die ganze Zeit unter Bewachung gewesen? Jetzt ist es jedoch zu spät um zurück zu kehren. Im Haus wäre ich allein, also wäre es das Beste wenn ich bei Gregori in der Nähe bleibe.

Denver fährt wie befohlen und vor einem großen Gebäude bleibt er stehen. Steigt aus und öffnet kurz darauf die hintere Tür, damit wir aussteigen können.

„Fahr um die Ecke. Ich melde mich sobald wir abfahrbereit sind.“ Damit greift Gregori nach meinem Arm und führt mich mit sich in einen Nachtclub.

Ich bin noch nie ein Typ für Partys und Clubs gewesen, daher bin ich von dem inneren des Lokals überwältigt und schockiert zugleich.

Der Raum ist ebenerdig, gegenüber dem Eingang befindet sich eine mindestens drei Meter lange Bar. Rechts vom Tresen geht ein Gang lang, der wie ausgeschildert zu den Toiletten und der Küche führt. Neben den Stühlen an der Bar, befinden sich auch einige Stehtische und Esstische. Die Esstische sind in einzelnen Nischen eingelassen und mit Eckbänken umstellt. Im hinteren Teil des Raumes befindet sich eine Tanzfläche und ein DJ Pult. Im Großen und Ganzen ist das Lokal freundlich. So voll wie es um diese Uhrzeit bereits ist, scheint es auch sehr gut zu laufen.

Gregori dirigiert mich weiter in eine der Ecken und zieht den Vorhang etwas zu, so dass wir nur aus einem bestimmten Winkel zu erblicken sind.

Eine Kellnerin hat uns bemerkt und kommt um die Bestellung aufzunehmen, doch als sie den Herrn erblickt nickt sie ihm nur zu und geht zurück. Kurz darauf kommt sie mit zwei Getränken zurück. Da Gregori nichts bestellt hat, scheint er hier ein Stammgast zu sein, oder aber…

„Das ist eines meiner Lokale Chris. Ich hoffe dir gefällt es.“ Spricht Gregori aus, was mir gerade durch den Kopf geht. Benommen nicke ich und trinke einen Schluck von dem Glas, was vor mir abgestellt wurde.

Lächelnd ergreift der Herr sein Glas und prostet mir zu, bevor auch er etwas trinkt.

„Lass uns eine Weile hier warten, bis sich die Straßenverhältnisse gebessert haben. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass wir genau in den Berufsverkehr kommen, wenn wir um diese Uhrzeit fahren.“ Versucht Gregori meine Unruhe zu besänftigen. Doch ich habe das eigenartige Gefühl, dass er vorhin etwas gesehen hat, woraufhin wir hier her gefahren sind.

„Was hast du gesehen?“ Frage ich ihn daher direkt. Noch immer ist es ein komisches Gefühl mit ihm einfach so reden zu dürfen. Die drei Jahre in seinem Dienst haben mich schweigen gelehrt.

„Alles ist in Ordnung.“ Versichert er mir jedoch ohne Umschweife.

 

Nachdem wir eine Stunde in dem Lokal sind und nichts vorgefallen ist, ruft Gregori bei seinem Chauffeur an und bestellt ihn zum Eingang zurück.

Bei jedem Schritt den er macht, gehen seine Blicke prüfend durch die Menge. Dabei hält er mich am Arm fest und zieht mich hinter sich her. Auch ich bin wachsam, doch alles bleibt ruhig.

Im Auto angekommen mache ich mich sofort wieder klein. Gregori sagt nichts zu dem Verhalten. Gibt Denver Anweisungen und schon sind wir wieder unterwegs.

 

Wie lange wir fahren weiß ich nicht. Verliere jegliches Zeitgefühl als ich in meinem Versteck einschlafe. Werde wach, als meine Autotür geöffnet wird und ich beinahe hinausfalle. Doch eine kräftige Hand hält mich fest.

„Komm aufstehen!“ Werde am Arm nach oben gezogen.

Viel Zeit mich umzusehen lässt man mir nicht. Werde sofort ins Haus geschoben. Die Fenster sind bereits zugezogen und ein Feuer brennt im Kamin. Wie lange sind wir schon hier, bevor man mich geweckt hat?

Neugierig blicke ich mich im Raum um. Es handelt sich um eine geräumige Holzhütte. Vor dem Kamin steht ein großes Sofa. Während es rechts aus dem Raum geht, befindet sich an der linken Seite ein zweites Sofa mit Bücherregalen und einem Fernseher.

Gregori wechselt noch einige Worte mit Denver, so dass ich mich frei im Haus bewegen kann. Vom Wohnzimmer führt eine Treppe nach oben und ein kleiner Flur zur Küche und ins Badezimmer. Ich habe mit allem gerechnet, aber mit einem Whirlpool im Bad nicht. Gregori weiß wie man genießt und ungewollt schießen mir Bilder in den Kopf, die ich lieber nicht sehen möchte. Nicht weil es mir nicht gefällt, sondern weil davon Zonen meines Körpers geweckt werden, die bei einem Vorgesetzten unerlaubt sind. Schnell drehe ich mich um und flüchte in die Küche. Groß, geräumig und gibt einen viel Freiraum zum Arbeiten. Ein großer Esstisch lädt gleichzeitig zum Genießen ein. Gerade als ich das Wohnzimmer wieder betrete um nach oben zu gehen, schließt Gregori die Tür ab und dreht sich zu mir um.

„Wenn du mit deiner Tour fertig bist, komm wieder in die Küche. Die Fahrt hat mich hungrig gemacht.“ Ist jedoch alles was er sagt, bevor er an mir vorbei geht. Dabei lässt er seine Hand langsam über meinen Arm gleiten, was mir eine Gänsehaut bereitet.

Mit dem Gedanken, auf was Gregori wohl Hunger haben mag, gehe ich schleunigst in die nächste Etage. Außer einen langen Flur ist nichts weiter zu entdecken. Auf beiden Seiten geht nur eine einzige Tür weg. Nehme die rechte zu erst. Ein geräumiges Zimmer mit Doppelbett und Kleiderschrank. Gegenüber dem Bett befindet sich ein großes Badezimmer mit Dusche. Ein Gästezimmer wie es im Hotel nicht besser gibt.

Auf dem Flur zurück, öffne ich langsam die Tür auf der anderen Seite. Das Zimmer ist noch größer, noch geräumiger. Doch auch hier sieht es nur aus wie ein Gästezimmer. Nur der Luxus lässt erkennen, dass Gregori hier schläft.

Ein riesiger Eckkleiderschrank, Schreibtisch und Stuhl. Das Bett steht auf einem Podest mit Übergröße. Auf der einen Seite führt eine Glastür zu einer beeindruckenden Terrasse, auf der anderen geht die Tür ins Badezimmer. Auch hier ist nur eine Dusche, doch diese verspricht so einige Abenteuer.

Schnell drehe ich mich wieder um, flüchte regelrecht aus dem Zimmer, hinaus in den Flur, wo ich verharre. Soll ich hinunter gehen und das unausweichliche auf mich zukommen lassen? Oder soll ich mich weiterhin hier oben verstecken. Unschlüssig stehe ich im Gang und versuche einen Weg zu finden. Doch nichts scheint unausweichlich zu sein. Tief Luft holend begebe ich mich zur Treppe und gehe langsam hinunter. Bleibe am Treppenabsatz noch einmal stehen und versuche mich zu sammeln, was unmöglich erscheint. Erstrecht, als Gregori mit einem Tablett aus der Küche kommt und mich anlächelt.

„Komm Junge, gesell dich zu mir. Ich habe bereits etwas zu essen fertig gemacht.“ Missmutig blicke ich den Herrn hinterher, als er an mir vorbei ins Wohnzimmer und zum Kamin geht. Wie ferngesteuert gehe ich ihm nach, bleibe jedoch unschlüssig vor der Couch stehen. Auffordernd klopft Gregori neben sich und schließlich setze ich mich doch.

„Weißt du Chris, es ist lange her das ich in dieser Hütte besuch gehabt habe.“ Beginnt der Herr noch bevor ich richtig sitze.

„Ich möchte, dass du weißt, dass es etwas Wichtiges zu bedeuten hat. Nicht jeden lade ich hier ein. Das ist mein Rückzugsort, meine Oase wo ich Kraft tanken kann.“ Langsam dreht er sich zu mir, so dass er seitlich auf der Couch sitzt. Sein Arm ruht auf der Lehne und seine Hand legt sich warm auf meine Schulter. Vermag nicht wegzurücken, doch versteife ich mich bei seiner Berührung.

„Chris, ich betone es noch einmal: Mir kannst du vertrauen. Was glaubst du, warum ich dich hier her bringe?“ Das ist mir wirklich ein Rätsel. Verwirrt schüttle ich den Kopf.

„Ich möchte, dass du mit mir sprichst. Über deine Vergangenheit, dein Leben… über dich. Du bist ein bemerkenswerter junger Mann. Ich erkenne, wenn jemand etwas mit sich trägt und deine Last ist enorm.“ Gregoris Hand auf meiner Schulter beschreibt kleine Kreise. Berührt meinen Hals und Nacken und wieder die Schulter.

„Der Wagen, der uns heute verfolgt hat. Die Leute darin, sie waren nicht wegen mir da. Ich habe zwar auch Feinde im Geschäft, doch kenne ich sie schon lange und weiß wie sie arbeiten. Doch diese Männer heute. Die wollten dich. Du hast es gespürt, dich ganz klein im Auto gemacht, so dass du kein Ziel bist.“ Zucke zusammen, mache mich automatisch sprungbereit, doch die Hand auf meiner Schulter drückt zu. Hält mich fest und verhindert meine Flucht.

„Nein Chris, jetzt nicht. Ich möchte, dass du mit mir redest. Sehe es als Befehl an, wenn es dir leichter fällt. Ich könnte anfangen zu raten, doch denke ich es ist für uns beide einfacher wenn du redest.“ Ja Gregori hat Recht. Sacke in mich zusammen. Teils aus Erleichterung, teils aus Resignation. Sofort wird die Hand auf meiner Schulter leichter, bleibt sanft liegen. Als Zeichen, dass Gregori da ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er immer da sein wird, wenn ich ihn brauchen werde. Doch wird er mit meiner Vergangenheit leben können?

„Es gibt nicht viel zu erzählen. Ja die Männer waren hinter mir her. Ich schulde ihnen etwas.“

„Was?“ Gregori ist ruhig, sagt nur dieses eine Wort. Was schließlich den Damm zum Brechen bringt und ich beginne zu erzählen. Den Blick starr auf das Feuer im Kamin gerichtet.

„Mein ganzes Leben bin ich bereits auf der Flucht. Von einem Heim ins nächste. Auf der Straßen in Banden geraten die mich benutz haben. Ich habe gestohlen, angeschafft und reiche Leute ausgenutzt. Alles um am Leben zu bleiben. Bei dir Herr habe ich mich das erste Mal sicher gefühlt. Ich nahm jede Regel mit Kusshand an, solange ich nicht hinaus musste. Sascha hat mir erzählt, wie oft die Autos von Duan vorbei fuhren. Sie haben gelauert, gewartet und waren schussbereit. Nur keiner hat gewusst, dass ich noch bei dir lebe. Ich bin in Sicherheit gewesen, bis jetzt. Jetzt fängt alles von vorne an. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie mich erwischen. Doch diesmal werde ich nicht so einfach davon kommen. Wenn es ein schneller Tod wird, kann ich mich noch glücklich schätzen.“ Unsanft dreht mich Gregori zu sich, so dass wir von Angesicht zu Angesicht sitzen. Seine Hände auf meinen Schultern halten mich, während er mich ungläubig ansieht.

Noch bevor Gregori eine Frage stellen kann, beantworte ich sie ihm. Jetzt ist eh alles raus, also wozu noch Geheimnisse machen.

„Du warst nur ein Auftrag unter vielen, Herr. Doch deine Anweisungen haben es mir schwer gemacht, dem nachzukommen. Rein ins Haus, Vertrauen aufbauen und alles was sich zu Geld machen lässt entwenden. Doch ich kam nie wieder raus. Ab und an ist einer aufs Grundstück gekommen, hat mich erspäht und gab mir Signale. Doch bevor es gefährlich werden konnte, ist Sascha da gewesen. Er wusste jedoch nicht, dass die Männer wegen mir da waren. Er hat nichts geahnt, hat seine eigenen Theorien gesponnen. Warum musstest du mich heute mitnehmen? Jetzt wissen sie, dass ich noch Lebe. Das ich meine Arbeit nicht gemacht habe. Sie werden mich quälen, foltern oder sonst etwas mit mir anstellen. Sie haben all das schon einmal mit mir gemacht.“ Habe nicht gemerkt, dass mir Tränen über die Wangen laufen, erst als Gregori sie wegwischt. Habe keine Kraft mich gegen seine Zärtlichkeit zu wehren, lasse alles über mich ergehen.

„Ich werde dafür sorgen, dass dir niemand zu nahe kommt.“ Damit zieht er mich in eine Umarmung, bettet meinen Kopf an seine Brust. Streicht mir sanft über den Rücken, murmelt leise undeutliche Worte dabei. Langsam verlässt die Kälte meinen Körper, das Zittern ebbt ab. Die Lider werden bleiern, mir fehlt die Kraft sie zu öffnen. Gebe mich der Schwere und der schützenden Umarmung hin und schlafe ein.

6

„Das ist mir scheißegal was der Typ gesagt hat. Sollte er mir noch einmal ins Geschäft pfuschen, werde ich ihn die letzte Läuterung höchst persönlich abnehmen. Mit Gregori legt man sich nicht an, mach ihm das begreiflich.“ Werde durch die drohende Stimme meines Herrn geweckt. Liege noch immer auf der Couch und er läuft aufgebracht durchs Zimmer.

Als er mir den Blick zuwendet, schließe ich schnell die Augen. Hoffe, dass er die Bewegung nicht bemerkt hat. Doch er sagt kein Wort.

Spüre, wie er sich zu mir auf die Couch setzt. Sein Oberschenkel berührt meinen Kopf. Eine Hand legt sich sanft auf mein Haar. Finger streifen hindurch, massieren die Kopfhaut.

„Ich bewundere deine Kraft. Deinen Mut aufrecht durchs Leben zu gehen. Dich nicht unterkriegen zu lassen und zu kämpfen. Du bist so still, so unscheinbar und doch so stark. Obwohl du so eine ehrliche Haut bist, hast du so einen miesen Job gemacht. Dennoch kannst du erhobenen Hauptes in den Spiegel sehen und lächeln.“

Die Finger wandern weiter. Zeichnen die Konturen des Gesichts nach, über die Lippen.

„So weich.“ Gregoris Stimme ist ehrfurchtsvoll, so als könnte er nicht glauben was er spürt und sieht. Langsam lässt sich Gregori von der Couch zu Boden sinken. Er hockt direkt vor mir, verrät mir sein warmer Atem.

Soll ich die Augen öffnen, zeigen dass ich wach bin. Oder soll ich abwarten. Bin hin und her gerissen, entscheide mich jedoch dafür zu warten. Noch immer zeichnen seine Finger die Konturen nach, der warme Atem begleitet sie.

Im nächsten Moment werden die Finger durch Lippen und Zunge ersetzt. So sanft, vorsichtig und gleichzeitig hart. Nur schwer kann ich ein Stöhnen unterdrücken. Seine Hand gleitet in meinen Nacken, hält mich an Ort und Stelle. Es gibt kein entweichen. Spätestens jetzt weiß Gregori das ich wach bin. Halte ich seinen Lippen stand. Als seine Zunge in die Spalte gleitet öffne ich den Mund. Das nächste Stöhnen kann ich nicht mehr zurück halten. Bereitwillig schmiege ich meine Lippen an seine. Zaghaft nimmt meine Zunge sein Spiel auf. Während ich eine Hand auf seine Brust lege und die Finger ins Hemd kralle, wandert die andere in seinen Nacken.

Was als sanfter, vorsichtiger Kuss beginnt, endet in einem tosenden Sturm.

Bevor ich meine Hand willentlich steuern kann, hat sie schon die ersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet. Erschrocken über mich selbst weiche ich zurück. Löse unsere Lippen und sehe Gregori unsicher an. Dieser jedoch lächelt nur, greift nach seinem Hemd und zieht es aus. Langsam, aber sicher knöpft er mein Hemd auf. Ohne weitere Aufforderung setze ich mich auf und streife es ab. Dann hockt Gregori auch schon vor mir. Dreht mich so, dass ich wieder normal auf der Couch sitze, während er sich zwischen meinen Beinen positioniert.

„Schäme dich nicht für das was du empfindest!“ Sagt er leise und legt mir eine Hand direkt aufs Herz.

Wärme breitet sich von dort aus, durchflutet meinen ganzen Körper.

„Warum bist du nie von mir gegangen?“ Die Aussage, dass er nur ein Auftrag gewesen ist, nagt noch immer an ihm.

„Ich bin in Sicherheit gewesen.“ Wiederhole ich, doch Gregori schüttelt den Kopf. Er weiß, dass es nicht der einzige Grund ist. Hat es in meiner Haltung gesehen.

„Ich fühle, was ich nicht darf. Begehre, was mir verboten ist. Sehne mich nach etwas, was mir immer verwehrt geblieben ist.“ Seine Augen halten meinen Blick gefangen. Die Hand ruht weiterhin auf meinem Herz, während Gregori sich langsam erhebt.

„Ich möchte, dass du dir nimmst, wonach dir ist. Lass die Gefühle, das Begehren und die Sehnsucht zu. Nehme dir von mir, was du brauchst.“

„Herr“, damit ergreife ich seinen Kopf und erobere seinen Mund stürmisch und aus purer Verzweiflung. Doch schiebt er mich nicht von sich. Ergreift meinen Kopf und drückt sich so dicht an mich, wie es in dieser Haltung nur möglich ist. Doch ist es für mich nicht genug. Ohne die Münder zu trennen, schiebe ich ihn nach hinten, bis er auf dem Boden liegt und ich über ihn gebeugt bin. Seine Hände fahren mir über Rücken und Po. Kratzen, kneifen und drücken mich an sich. Ohne weiter darüber nachzudenken, lasse ich eine Hand auf Wanderschaft gehen. Berühre seine Brust, den Bauch und den Rand der Hose. Nach etlichen Minuten löse ich den Kuss, aber nur damit meine Lippen weiter gehen können. Knabbere an Gregoris Ohr, beiße und sauge an seinen Hals und Kehle. Umrunde die Brustwarzen mit meiner Zunge, puste darauf und reize sie mit den Zähnen. Werde mit Stöhnen und aufbäumen des Körpers belohnt. Gehe immer weiter, bis auch die Lippen den Hosenrand berühren. Gregori hat die Augen geschlossen, seine Hände ruhen in meinem Haar. Noch einmal tief durchatmend greife ich nach dem Gürtel, löse die Schnalle und öffne anschließend den Knopf und Reißverschluss. Zu meiner Überraschung trägt Gregori keine Unterwäsche und ist glatt rasiert. Nervös muss ich schlucken. Ist es das, was ich die ganze Zeit geträumt habe. Einladend hebt Gregori die Hüften, so dass ich ihm die Hose abstreifen kann. Komplett entkleidet liegt er vor mir, die Arme lässig hinter seinem Kopf verschränkt.

„Wie mir scheint, gefällt dir was du siehst? Was hast du vor mit mir? Oder soll ich dir etwas zur Hand gehen?“ Bei den Worten wandert seine Hand abwärts, umfasst sich selbst und gleitet langsam auf und ab. Das nächste Stöhnen kommt von uns beiden gleichzeitig. Während Gregori sich weiter streichelt, entkleide ich mich endgültig, knie mich zwischen seine Beine und schiebe Gregoris Hände beiseite, um die Arbeit mit meinem Mund aufzunehmen. Sofort landen seine Finger, in meinem Haar. Krallen sich fest und ziehen daran, wenn ich einen empfindlichen Punkt berühre. Doch ist es mir noch immer nicht genug. Bestimmt dirigiere ich Gregori in eine Kniende Position, Unterarme auf dem Boden gestützt. Ohne ihn großartig zu dehnen oder vorzubereiten stoße ich in ihn. Erst langsam, doch erhöhe ich das Tempo schnell. Umfasse Gregori von hinten und bearbeite ihn mit gleicher Geschwindigkeit wie ich in ihn stoße.

Die Erlösung kommt für beide mit brutaler Kraft.

Erst jetzt, nachdem alles vorbei ist, realisiere ich was ich getan habe. Verlegen ziehe ich mich aus Gregori zurück. Möchte am liebsten aufstehen und mich anziehen, doch hält er mich fest. Zieht mich zurück in seine Arme und macht es sich auf meiner Brust gemütlich.

„Versuche nicht zu fliehen, oder dich für etwas zu entschuldigen oder schuldig zu fühlen. Ich habe dir gesagt, dass ich es möchte und es hat mir gefallen, was du getan hast.“ Merke wie mir die Hitze zu Kopf steigt, als Gregori gedankenverloren über meinen Bauch streicht.

„Lass uns nach oben gehen, da ist es gemütlicher als auf dem Boden.“ Auf eine kindliche verletzte Art und Weise möchte ich protestieren. Habe ich das Gefühl, dass die Stimmung dadurch kaputt geht.

„Mach dir nicht so viele Gedanken, Chris. Ich möchte es mir mit dir zusammen gemütlich machen und dafür ist ein Bett geeigneter als der kalte Boden. So Romantisch es auch vor dem Kamin sein mag.“

 

Gregori soll Recht behalten. Er hat das Essen, was er zubereitet hat mit nach oben genommen und mich gefüttert. Er hat mir verboten, die Hände zu benutzen. Auch danach hat er mir deutlich gezeigt, dass die Stimmung nicht gelitten hat. Ausgiebig hat er meinen Körper erkundet, mich zum Erzittern gebracht und ermattet in seinen Armen einschlafen lassen.

7

Das Wochenende vergeht viel zu schnell. Bereits im Morgengrauen holt uns der Fahrer ab und bringt uns zurück zur Villa. Genau rechtzeitig, bevor Sascha seinen Dienst antritt.

 

„Hey Chris, na wieder alles fit?“ Begrüßt mich Sascha in der Küche. Brauche einen Moment, bis ich mich daran erinnere, dass der Herr mich ja krank gemeldet hat.

„Hey Sascha. Ja bin wieder voll auf. Muss mir wohl den Magen verstimmt haben. Doch jetzt geht’s wieder. Achte nur in den nächsten Tagen darauf, was ich esse.“ Das entlockt Sascha ein herzhaftes Lachen, doch sein Blick bleibt skeptisch.

„Wo bist du eigentlich gewesen? Gregori meinte du wärst zu Hause gewesen. Du hast mir noch nie von dir erzählt.“ Ausweichend laufe ich durch die Küche. Aus irgendeinem unbestimmten Grund vertraue ich Sascha nicht. Vielleicht hängt es damit zusammen, wie er hinter dem Herrn her spioniert.

„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Von Zeit zu Zeit lebe ich in einer Pension. Wenn der Herr mir dann mal frei gibt.“

„Chris ich bitte dich. Du und frei? Er gibt dir doch nie frei!“

„Du irrst dich Sascha. Nur weil du es nicht bemerkst. Der Herr behandelt mich keineswegs schlecht.“ Ungläubig zieht Sascha eine Augenbraue hoch.

„Ich kann mich daran erinnern, dass du vor ein paar Tagen noch anders gedacht hast.“

„Nein Sascha, ich habe nicht anders gedacht. Du verdrehst einfach die Tatsachen. Jetzt geh zurück an deine Arbeit. Ich muss das Abendessen vorbereiten und der Bote müsste mit den Einkäufen auch jeden Moment zurückkommen.“ Damit drehe ich dem Mann den Rücken zu und begebe mich in die Kammer, um nach den Vorräten zu sehen. Wann Sascha die Küche verlässt, bekomme ich nicht mit.

 

Kurz vor dem Mittag, klingelt es an der Tür. Erleichtert öffne ich sie, im Glauben, dass es der Bote mit den Einkäufen ist.

Die Tür ist gerade einmal einen Spalt geöffnet, da wird sie gewaltsam aufgedrückt und zwei stämmige Männer stehen mir gegenüber.

„Hallo Christopher, du wirst erwartet!“ Ohne auf eine Reaktion zu warten, greifen beide nach meinen Schultern und ziehen mich aus dem Haus. Ich steh so unter Schock, dass ich keinen Ton von mir gebe. Lasse mich hinter den Männern herziehen, runter vom Grundstück in ein schwarzes Auto hinein.

Erst als ich einen Schlag auf den Kopf bekomme, realisiere ich was gerade passiert.

Doch ist es zu spät, kippe im Auto zur Seite und falle in eine Ohnmacht.

8

Kaltes Wasser lässt mich ruckartig aufschrecken. Stehe an etwas gelehnt, die Arme über mir gefesselt. Irritiert versuche ich den Blick scharf zu stellen, um meine Umgebung zu erkennen. Doch alles ist dunkel. Nur eine kleine Lampe auf einem Tisch leuchtet. Wie viele Männer sich im Raum befinden, kann ich nicht erkennen. Aber am Tisch steht einer gelehnt, so dass ich nur eine schwarze Gestalt erkennen kann.

„Wir haben schon Wetten abgeschlossen, was wohl aus dir geworden ist.“ Bedrohlich langsam kommt der Mann näher. Die Stimme ist mir bekannt, doch ist der Kopf so vernebelt, dass ich sie nicht zuordnen kann.

„Du bist ein verdammt böser Junge gewesen Christopher. Dich all die Jahre zu verstecken und mich im Glauben zu lassen, dass du tot wärst.“ Der Mann steht direkt vor mir, verdunkelt mein Sichtfeld. Im nächsten Moment geht ein stechender Schmerz durch meine Seite. Langsam zieht er das Messer wieder hinaus, wischt es an meinem Hemd ab.

„Christopher, was soll ich nur mit dir machen. Über drei Jahre hast du dich versteckt. Weißt du eigentlich wie viel Geld mir deswegen verloren gegangen ist?“ Spüre die kalte Klinge am rechten Arm, das Stechen, als er das Metall in die Haut drückt und entlang zieht. Schreie auf vor Schmerzen, versuche den Arm zu entziehen, doch die Fesseln schneiden sich ins Handgelenk. Auch das zutreten mit den Beinen wird verhindert durch Fesseln. Bäume mich auf, wackle mit dem Körper hin und her, bis eine Hand mein Gesicht trifft. Blut läuft mir in den Mund, durch die aufgeplatzte Lippe.

„Wenn ich fertig mit dir bin, wirst du dir wünschen tot zu sein. Doch glaube mir, dann fängt alles erst an. Das Geld was du mir schuldest, wirst du anschaffen gehen.“ Wieder ein Schlag ins Gesicht. Ein Tritt in den Magen, der mich zusammensacken lässt, wenn die Fesseln mich nicht halten würden.

Wünsche mir eine Ohnmacht, durch den Blutverlust würde mich retten, doch leider ist es nicht der Fall. Immer wieder setzt er das Messer neu an. Hinterlässt lange Wunden an Arme, Bauch und Beine. Nur mein Gesicht lässt er unbeschadet.

„Duran“, endlich ist mir der Name eingefallen. Wir sind zusammen aufgewachsen. Er hat mich damals als Achtjähriger in seiner Gang aufgenommen. Duran ist zehn Jahre älter als ich und schon immer brutal und unbarmherzig gewesen.

„Endlich, du erinnerst dich also doch noch an mich Christopher. Es freut mich, dass ich dir im Gedächtnis geblieben bin. Doch deine Betteleien haben ein Ende. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen mir nie begegnet zu sein. So leicht werde ich es dir nicht machen.“ An jemand anderen gewandt befiehlt er:

„Bindet ihn los und bringt ihn in die Kammer. Jeden Moment kommt ein Gast, der sich seiner Annehmen möchte.“ Damit dreht Duan sich um und geht. Ich weiß was als nächstes kommt und versuche mich mit Händen und Füßen zu wehren, als zwei Männer mich losbinden. Werde jedoch mit weiteren Schlägen in den Magen belohnt, so dass ich es schnell aufgebe. Ohnehin ist es besser, die Kraft einzusparen. Ich werde sie unter Garantie noch brauchen.

Resigniert lasse ich mich in eine Kammer führen, wo man mich mitten im Raum an einen Balken bindet, der in zwei Meter Höhe quer durch das Zimmer führt. Meine Kleidung wird mir buchstäblich vom Leib gerissen.

Danach bin ich allein und nackt. Für gefühlte endlose Stunden. Dieses ungenaue, das Warten ist fast noch schlimmer als die Folter an sich. Auch weiß ich, was der Gast mit mir anstellen wird. Habe ich diese Prozedur bei Duan schon oft genug hinter mich bringen müssen.

Lange muss ich nicht warten. Stehe mit dem Rücken zur Tür und höre wie sie geöffnet wird. Schwere Schritte kommen langsam näher. Das Atmen des Mannes ist genauso schwerfällig wie das Laufen. Eine feine Gänsehaut bildet sich auf meinen nackten Körper, ein Zittern überläuft mich.

Kein Wort ist zu hören, nur das Rascheln der Kleidung, als sich der Mann auszieht, oder zumindest die Hose öffnet.

 

Heißer Atem in meinem Nacken. Schläge auf Rücken und Po. Die ganze Zeit über sagt der Mann kein Wort. Doch scheint es ihm zu gefallen.

Die Atemzüge werden lauter und schneller.

Wie lange dieses Vorspiel geht, entzieht sich meiner Einschätzung.

Die Arme schmerzen und der Rücken brennt da, wo mich der Mann schlägt.

Unsanft drückt er meine Arschbacken auseinander und schiebt seinen Penis mit einem einzigen Ruck tief in mir rein.

Ich schreie auf vor Schmerzen, will mich ihm entziehen. Doch wird mir der Kopf grob an den Haaren nach hinten gezogen.

Mein Körper reagiert unweigerlich auf die Penetration, obwohl ich nicht auf so eine Behandlung stehe.

Beiße mir so fest auf die Zunge, bis ich Blut schmecke.

Verbiete mir auf die Behandlung zu reagieren. In Gedanken versuche ich bei meinem Herrn zu sein. Was er wohl denkt oder tun wird? Wie er auf die ganze Situation reagieren wird?

Unter schluchzen versuche ich mich zu konzentrieren. Abzulenken von dem, was hier gerade geschieht.

Doch gelingt es mir nicht.

In Wellen ergieße ich mich unfreiwillig

Das Sperma läuft mir an den Beinen hinab.

Wieder setzt es Hiebe, grob beißt der Kerl mir in den Hals. Ein Rinnsal warmer Flüssigkeit läuft über meine Brust: Blut.

Als der Kerl endlich kommt, beißt er mich erneut, um nicht schreien zu müssen.

Schließlich zieht er sich aus mir zurück.

Kraftlos hänge ich in den Ketten. Blut und Tränen vermischen sich auf meiner Brust.

Unter leisen Schluchzern höre ich, wie der Mann sich bekleidet, zur Tür geht und sie schließlich öffnet.

Doch kein Lichtstrahl betritt den Raum. Alles bleibt in völliger Dunkelheit.

Lange Ruhezeit gönnt man mir nicht.

Kaum ist der eine hinaus, öffnet sich die Tür erneut und alles beginnt von vorn.

 

Wie lange ich hier schon bin, weiß ich nicht.

Von Zeit zu Zeit bekomme ich ein Glas Wasser, ein Stück hartes Brot und eine kalte Dusche mit einem Gartenschlauch.

Mittlerweile schmerzt alles. Nicht nur Arme, Rücken und Po.

Ich blute aus unzähligen Wunden, die mir zugefügt geworden sind.

Die Freier, die zu mir geschickt werden, kann ich nicht mehr zählen

Immer wieder geht die Tür auf und ein neuer Kunde kommt hinein.

Es befindet sich niemand darunter, der es auch nur Ansatzweise gut mit mir meint.

 

Doch jetzt ist etwas anders. Draußen im Flur werden Stimmen laut. Frauen und Männer rennen schreiend durch die Gegend.

Möchte am liebsten mitschreien, sagen das ich hier bin, nur ist mein Mund so geschwollen von den Schlägen und mein Hals ausgetrocknet.

Versuche an den Ketten zu zerren, um so ein Geräusch von mir zu geben. Aber auch das erscheint zwecklos.

Die Schreie im Flur verstummen. Immer weniger Schritte sind zu vernehmen bis schließlich wieder alles still ist.

Von Fernen ertönen Schüsse, wieder hastige Schritte, Schreie und Rufe. Noch mehr Schüsse, bis wieder alles verstummt.

Dann passiert gar nichts mehr.

Gerade, als ich die Hoffnung schon aufgebe, öffnet sich vorsichtig die Tür.

Im nächsten Moment ist die Tür weit aufgerissen.

„Sanitäter sofort hier her!“ Brüllt eine kräftige Frauenstimme.

Kurz darauf steht sie vor mir, hat ihre Jacke ausgezogen, legt sie mir um die Hüfte und verknotet die Ärmel.

Nur wenige Augenblicke später ist der Raum hell erleuchtet, so dass ich die Augen zukneifen muss. Mitfühlend streift die Polizistin mir die Haare aus dem Gesicht.

„Gleich befreien wir dich erstmal. Halte noch etwas durch.“ Versucht mich die Frau zu beruhigen. Alleine schon der Anblick von ihr und den Sanitätern ist Balsam für meine Seele.

Als ich Momente später auf der Trage liege und mich eine leichte Decke umhüllt, kann ich ein Seufzen nicht unterdrücken.

„Sollen wir jemanden benachrichtigen?“ Fragt die Polizistin leise. Das Sprechen fällt mir noch immer schwer, da hält sie mir Zettel und Stift entgegen. Mit zitternder Hand schreibe ich den Namen meines Herrn auf dem Zettel.

9

Ich erwache im Krankenhaus.

Schemenhaft kann ich erkennen, dass ich nicht allein im Zimmer bin. Alles ist so hell und lässt die Augen tränen.

Ein Monitor piepst neben meinem Kopf.

Unzählige Schläuche hängen mir am Arm.

Rein Instinktiv versuche ich die Schläuche zu entfernen, doch sanft legt sich eine Hand auf meine.

„Nein Chris, bleib ganz ruhig liegen. Alles wird gut Kleiner!“ Gregoris Stimme ist Balsam für Körper und Geist.

Die Hand auf meiner ist warm.

„Ich werde dich nie mehr aus den Augen lassen, solange dieser Duan nicht hinter Schloss und Riegel ist.“

Möchte etwas sagen, doch Gregori schüttelt den Kopf.

„Später Kleiner. Wir haben alle Zeit der Welt. Sobald es dir besser geht, bringe ich dich nach Hause. Ich werde jemanden einstellen, der deinen Job übernimmt.“ Schüttle heftig den Kopf, doch Gregori lächelt nur.

„Kleiner Angsthase. Ich will dich doch nicht loswerden. Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen und dich ganz an meiner Seite wissen.“

Mit weit aufgerissenen Augen und Mund sehe ich meinen Herrn an.

„Herr“, flüstre ich leise, doch jetzt ist Gregori derjenige der heftig den Kopf schüttelt.

„Nein Chris für dich ab heute nur noch James.“ Unter heftigem Husten ist mein Lachen nur leise zu vernehmen.

Wortlos zieht er seinen Personalausweis und hält ihn mir zum Lesen hin.

Name: Gregori, Vorname: James Andreas.

Ein breites Lächeln macht sich in meinem Gesicht breit.

„James“, flüstre ich leise und bedeute ihm näher zu kommen.

Er scheint meine Gedanken lesen zu können. Setzt sich zu mir aufs Bett und beugt sich über mich, bis sich unsere Lippen sanft berühren.

Epilog

- Sechs Monate später –

„James komm endlich!“ Bettel ich flehentlich. Wie so oft lässt mich der große Mann warten, weil er noch über Arbeitspapiere sitzt.

Ungeduldig laufe ich nur mit Bademantel bekleidet durch den Flur. Immer wieder zwischen Badezimmer und Arbeitszimmer hin und her.

„Dustin hat bereits das Essen serviert James und die Badewanne ist auch vollgelaufen.“ Endlich erhebt sich James lächelnd. Verschließt alle Dokumente im Schrank und kommt hinaus. Er erscheint genau in dem Moment im Türrahmen wie ich. Beinahe wäre ich durch den heftigen Aufprall zu Boden gegangen, doch James starke Arme legen sich fest um meinen Körper. Er zieht mich an sich und noch bevor ich auch nur irgendwie reagieren kann, verschließt James meine Lippen mit seinen.

„Wenn du nicht aufpasst, kannst du ohne mich dich gar nicht mehr bewegen Chris.“ Ungläubig sehe ich ihn an. „Naja du machst mich ganz trunken vor Begierde nach dir, mein Kleiner.“ Ich will etwas sagen, doch da verschließt James wieder meine Lippen.

Ohne dass ich es bemerkt habe, sind wir im Badezimmer angekommen. Das Essen, was ich bei Dustin, unserem neuen Buttler, bestellt habe, steht fein säuberlich auf einen Tisch neben der Badewanne.

„Für die Erdbeeren und das andere drum herum, weiß ich ein besseren Ort als die Badewanne“, flüstert James mir ins Ohr. Was unweigerlich Bilder in mein Bewusstsein dringen lässt. Das Blut wandert in untere Regionen, was James verrät, dass sein Spruch funktioniert hat.

Vor der Badewanne entkleidet mein Herr mich, setzt sich auf den Badewannenrand und zieht mich zu sich. Sanft lässt er die Hände über meinen Körper gleiten.

Von der Entführung sind Narben geblieben, aber ansonsten ist alles verheilt. Um meine Psyche kümmert sich ein guter Psychologe, aber immer in Begleitung meines Herrn. Ich habe keinerlei Geheimnisse mehr vor ihm, so dass mich seine Nähe in jedem Augenblick bestärkt.

Die Hände beschreiben kleine Kreise über Bauch, Brust, Arme und Oberschenkel. Da wo er rankommt berühren mich seine Lippen. Mit den Fingern reizt er meine Brustwarzen. Pflastert Küsse auf meinem Bauch die langsam hinunterwandern. Lege meine Hände auf seine Schultern, um mich festzuhalten. Langsam gleitet James Zunge an meinem Glied entlang, bis sie die Eichel berührt. Scharf ziehe ich die Luft ein, kralle mich in die Schultern von James, um nicht umzufallen. Schon im nächsten Moment liegen seine Hände auf meinen Po und mein Penis in seinem Mund.

„James“, keuche ich. Fällt es mir schwer überhaupt noch einen klaren Gedanken zusammen zu bekommen. Seine Finger krallen sich in meine Pobacken, drücken mich dichter zu sich ran und lassen mich nicht entweichen.

Immer wieder umspielt er mit der Zunge die Eichel, saugt den Penis weiter in den Mund und lässt die Zähne langsam darüber gleiten. Sanft beweist er mir jedes Mal aufs Neue, was es bedeutet genießen zu können. James treibt mich bis zum Gipfel, fängt mich auf und sorgt dafür, dass ich schließlich sicher in der Badewanne lande.

 

Angelehnt an seiner Brust liege ich bei James in den Armen. Mein Kopf an seine Schulter gebettet. Keiner sagt ein Wort. Genießen nur die Zweisamkeit.

Dustin haben wir schon vor einer Weile nach Hause geschickt, so dass wir das Haus ganz für uns alleine haben.

 

Nach der Badewanne, nehmen wir das übrige Essen mit ins Schlafzimmer, wo das weitergeht, was James im Bad begonnen hat.

 

„Was ist eigentlich aus Sascha geworden?“ Frage ich Stunden später. Liegen in dem großen Bett, mein Kopf auf James Brust.

„Er ist wieder zurück in seinem Revier. Es hat sich herausgestellt, dass es tatsächlich einen Maulwurf gegeben hat und auch Drogen im Spiel gewesen sind. Nur nicht bei mir direkt. Tschernowski und Noras sind diejenigen gewesen, die die Drogen aus meiner Diskothek hinaus geschmuggelt haben. Sascha ist ein Spitzel der Polizei. Ich bin der Hauptinhaber der Clubs, also hat man mich verdächtigt.“

„Wie können sie dir ein Zertifikat ausstellen, wenn es doch Drogen gegeben hat?“ Vielleicht ist die Frage verschämt, doch James weiß, dass ich immer sage, was ich denke.

„Sie haben nichts nachweisen können. Außerdem, jetzt da die wirklichen Schmuggler gefasst sind, ist doch alles wieder in bester Ordnung.“

„Aber…“

„Nein Chris, lass mich die paar Stunden noch genießen bevor Dustin wieder zum Dienst kommt.“ Damit setzt sich James auf, schiebt mich aufs Bett und verschließt meine Lippen mit seinen. Beginnt da, wo wir vor wenigen Minuten geendet haben.

 

Jetzt, da Duan Lebenslang im Gefängnis sitzt kann ich das Leben wieder in vollen Zügen genießen. James lässt mich zwar nur ungern allein aus dem Haus, doch weiß er auch, dass ich jederzeit wieder komme. Er ist mein Anker geworden, mein Halt in der Not. Wenn ich jemanden zum Reden brauche, dann ist James für mich da. Er zeigt mir, dass nicht jeder Mann wie Duan ist und dass das Leben auch Lebenswert sein kann. Als Buttler arbeite ich von Zeit zu Zeit immer noch. Mit weniger als mehr Bekleidet und immer dann, wenn ich James verführen möchte. Doch dafür brauch ich mich nicht in Schale schmeißen.

So wie er schon sagt: Er ist trunken nach mir und hängt wie ein Fisch an meiner Angel.

Impressum

Lektorat: ohne Lektorat
Tag der Veröffentlichung: 13.02.2015

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