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Seelenspiegel

Blicke in Augen, die wissen was sie wollen.

Sehe das gewinnende Lächeln, wenn man weiß, dass man schafft was man will.

Erkenne die Lachfalten und das Glitzern von Tränen, bei der Erinnerung an Vergangenes.

Erkenne, dass die Person alles schafft was sie will.

 

„Aber das bin nicht ich“, schreie ich auf und wende mich ab von der Person, der alles gelingen kann. Drehe mich weg, vom Spiegel, der mich das sehen lässt, was ich erreichen könnte, wer ich sein kann. Aber nicht bin.

„Du könntest es sein“, lacht mich mein Selbstvertrauen aus.

„Es bringt nichts, dem Nachzutrauern was sein könnte, wenn es nicht so ist.“

Knalle etwas zu laut die Badezimmertür hinter mir zu.

„Wird nie so sein.“ Damit verlasse ich mit einer Entschlossenheit die Wohnung, die mich selbst Lügen straft.

 

Ich lächle, obwohl mir nicht zum Lachen ist.

Bleibe ruhige, obwohl ich aus der Haut fahren möchte.

Erledige meine Aufgaben, obwohl ich mich lieber verkriechen würde.

Bin stark, obwohl ich innerlich zerbreche.

 

„Du könntest es anders haben“, lacht mein Spiegelbild mich am Abend aus. „Zeige anderen wie es dir geht, nur dann bist du wirklich stark.“

„Diese Blöße kann ich mir nicht geben.“ Habe die Hände vor das Gesicht geschoben, möchte das selbstzufriedene Grinsen nicht sehen.

„Du bist das, was ich nicht bin“, schreie ich.

„Ich bin das, was du sein könntest“, gibt mein Bild ruhig zurück. „Ich bin deine Seele. Viel stärker als du meinst. Nur weil du verletzt wurdest, heißt es nicht, dass ich schwach bin. Du sperrst mich in einen Käfig aus Selbstschutz. Reiß die Gitter ein und ich zeige dir, wer du wirklich bist.“

„Ich bin ich“, meine Stimme ist hysterisch.

„Du bist nur halb. Wach endlich auf und befreie mich, damit du leben kannst.“

„Was ist, wenn es keinen Weg gibt?“ Niedergeschlagen und leise kommen die Worte.

„Es gibt immer einen Weg. Manchmal muss man suchen. Ich habe nicht gesagt, dass es einfach werden wird.“ „Ich habe nicht die Kraft zu kämpfen. Bin müde geworden.“ „Dann nimm die Hilfe an, die dir geboten wird. Vertraue dich jemandem an, der dich für eine Weile an die Hand nimmt. Nur solange, bis du auf dem richtigen Weg bist.“

„Woher soll ich wissen, dass man meine Unfähigkeit nicht ausnutzt?“

„Das kannst du nicht wissen. Höre auf dein Gefühl. Die Person ist bereits an deiner Seite. Spürst du es nicht?“

Ein zaghaftes Nicken. Kenne ich den Menschen schon eine Weile, dem ich vertrauen kann.

„Doch was ist, wenn er mir nicht helfen kann? Was wenn ich ihn mit meinem Leben hinunterziehe und verletze?“

„So ein Blödsinn“, habe das Gefühl eine Ohrfeige bekommen zu haben.

Drehe mich weg und begebe mich ins Bett.

Leider ist das kein ruhiger Schlaf, geht das Streitgespräch dort weiter.

Abwärts in eine Spirale aus Selbsthass und Zweifel.

 

Der nächste Tag beginnt, wie der gestrige geendet hat.

Setze eine Maske auf, damit niemand erkennt wie es mir wirklich geht.

Beginne mich zu isolieren.

Den Menschen, die ich jetzt am meisten bräuchte, versperre ich den Zutritt in meine Welt.

Treffe mich mit niemanden mehr, schließe mich in der eigenen Wohnung ein.

 

Noch drei Tage das gleiche Spiel.

Gehe nicht mehr zur Arbeit, rufe nirgends an.

Falle immer tiefer in die Spirale des Selbstzweifels.

Zerstöre mir das ganze Leben.

 

„Aber das wollte ich nie.“

Ein kleiner Funke Kampfgeist kommt zum Vorschein.

Ergreife das Telefon. Rufe Leute an, von denen ich Hilfe erhoffe, doch werde ich verstoßen.

Zulange war ich ignorant. Meinen Freundeskreis gibt es nicht mehr.

Nur eine Person steht mir zu Seite, doch muss ich ihr beweisen, dass ich es ernst meine.

Was mir schwerfällt, als er mir drei Tage später einen Termin bei einem Psychologen holt.

Doch reiße ich mich zusammen.

 

„Genau das ist der Kampfgeist den ich vermisse. Du bist stark, zeig dass wir noch nicht verloren sind“, feuert mein Spiegelbild mich an.

Im Gegensatz zu mir hat die Seele ihre Schönheit und Kraft nicht verloren.

„Auch du besitzt sie noch. Du musst nur genauer hinsehen und kämpfen. Das alles schlummert tief in dir.“

 

Überstehe den ersten Termin besser als gedacht.

Mein Freund strahlt mich an vor Stolz.

Beginne über mich nachzudenken.

Kämpfe mich ins Leben zurück.

Mit jedem Tag geht es mir besser.

Es ist ein langer, steiniger Weg.

Auch gibt es Rückschläge, wo mir jedoch der Rücken gestärkt wird.

 

Endlich kann ich mich wieder vor den Spiegel stellen.

Blicke in Augen, die wissen was sie wollen.

Erkenne das Lächeln, wenn man weiß, dass man bekommt was man sich vornimmt.

Sehe die Lachfalten und das Glitzern von Tränen, bei der Erinnerung an Vergangenes.

Weiß, dass die Person alles schafft, was sie will.

 

Denn diese Person bin endlich ich.

Eins mit meiner Seele.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.03.2014

Alle Rechte vorbehalten

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