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Liebe gekauft




Es soll einer dieser Tage werden, an dem ich alles verfluche.
Bereits am Morgen geht es los. Ich habe verschlafen, um glatte zwei Stunden. Und das, obwohl ich den Wecker richtig gestellt habe.
Ohne Frühstück sprinte ich los. Natürlich fährt mir der Bus vor der Nase davon, also laufe ich. Drei Blocks und eine halbe Stunde später komme ich endlich total verschwitzt im Laden an.
Reumütig melde ich mich beim Chef.
„Ich drücke noch einmal ein Auge zu Ken, da ich gute Laune habe. Aber stell dir das nächste mal den Wecker früher.“ Dankbar drehe ich mich um. „Du arbeitest die fehlende Zeit heute Abend nach.“ Das musste ja so kommen. Seufzend gehe ich zu den Kassen.

Nachdem mir der fünfte Fehler an der Kasse passiert ist, schickte mich der Chef Regale auffüllen.
„Bei den Konserven kannst du wenigstens nichts falsch machen.“ Hofft er und ich beweise ihm, dass es doch geht. „Ken verdammt noch mal was ist heute los mit dir?“ Wenn ich das nur wüsste. Kopfschüttelnd geht er in sein Büro zurück. Ich mache mich weiter über die Dosen her, versuche das Missgeschick wieder gut zu machen.
Und dann erstarre ich. Mein Blick geht ans Ende des Ganges, den da stehst du.
Schätzungsweise 25 Jahre, dunkelblondes Haar und sehr maskulin. Ich kann die Augen nicht von dir nehmen. Deine sportliche Kleidung lässt die Muskeln deutlich erkennen. Ob du ins Fitnessstudio gehst? Innerlich schüttel ich den Kopf, was geht es mich eigentlich an? Suchend gleiten deine Augen über die Regale, bis du etwas gefunden hast. Kommst mir entgegen und nach einem Blick in deine blauen Seen wende ich mich zügig ab. Merke ich doch, wie mir heiß wird. Verdammt, was ist das den jetzt?

Unsicher verfolge ich dich mit den Augen, bis du am Ende des Ganges um die Ecke verschwindest. Zusammenreißend räume ich die Regale ein, bemüht keinen Fehler mehr zu machen. Und oh Wunder, es funktioniert.
Wenigstens ein Erfolgserlebnis an diesem Tag.
Zufrieden lässt mich der Chef um zwanzig Uhr gehen. Dich habe ich nicht mehr gesehen.


Am nächsten Tag geht es wieder. Kein einziger Fehler unterläuft mir. Was nicht nur mich erfreut. Die Stunden fliegen nur so dahin. Auch die kommende Woche verläuft ruhig, halte ich doch immer wieder Ausschau nach dir. Doch du kommst nicht.

Die Hoffnung habe ich bereits aufgegeben, als ich nach einer Woche an der Kasse sitze. Es ist bereits einundzwanzig Uhr durch, als ich dich erblicke. Du stehst nicht unweit der Kassen, packst noch einiges in deinen Einkaufswagen. Nervös wippt mein Fuß, bange das du zu mir zum Kassieren kommst.
„Entschuldigen sie, arbeiten sie heute noch?“ fragt mich eine ältere Dame. Erschrocken blicke ich auf. Lächle schief und entschuldigend. Kopfschüttelnd geht ihr Blick in die Richtung, in der ich die ganze Zeit starrte. Jetzt lächelt auch sie. „Ein Sahneschnittchen“, verdutzt sehe ich sie an, doch sie zwinkert mir nur zu, nimmt das Wechselgeld entgegen und geht.
Verwundert verfolge ich sie, bemerke nicht wer an der Kasse steht und beginne automatisch die Ware zu scannen. Erst als ich das Geld entgegen nehme, blicke ich auf und starre in zwei wunderschöne blaue Augen. Warm berühren mich deine Finger und ein Schaudern durchläuft meinen Körper. Dein Gesicht zeigt keine Regung. Wehmütig gebe ich dir das Wechselgeld und seufze.
Chance vertan. Oder stehst du nicht auf Männer?
Einen schnellen Blick werfe ich dir noch hinter her … da … du hast zurück gesehen. Oder bilde ich mir das jetzt nur ein? Innerlich schüttel ich den Kopf und wende mich an den nächsten Kunden.

Zwei Wochen vergehen. Du scheinst einen Rhythmus zu haben. Immer dienstags und freitags gegen einundzwanzig Uhr kommst du vorbei. Kaufst nur für eine Person ein. Ich fühle mich jedes Mal ertappt, wenn du meinen Blick erwiderst. Doch du lächelst nur. Ich habe das Gefühl, das du mich immer suchst, sprichst mich aber nie an.
Es ist Freitag, ich sehe dich durch die Gänge streifen. Irgendwie muss ich dir eine Nachricht zukommen lassen. Schreibe meine Handynummer auf einen kleinen Zettel und als du an meiner Kasse stehst, atme ich erleichtert auf. Sehe dich jedoch nur aus den Augenwinkeln an. Mit dem Wechselgeld stecke ich dir auch die Notiz zu, hoffe das du sie liest.
Ein Lächeln huscht über dein Gesicht, du hast es bemerkt. Hitze steigt mir zu Kopf und ich senke den Blick. Bemerke nicht, wie du verschwindest.
Samstagabend, ich habe frei. Keine Lust auszugehen. Sitze vor dem Fernseher und langweile mich. Mein Handy reißt mich aus den Grübeleien, eine SMS ist eingegangen. Wer sollte mir schreiben? Als ich die Nachricht lese, fällt mir das Handy fast aus der Hand. Es ist eine Nachricht von dir.

Hey Kassierer. Wie du siehst, habe ich den Zettel nicht weggeschmissen. Wir sehen uns am Dienstag im Laden.



Wow, immer wieder lese ich mir die Zeilen durch. Traue mich jedoch nicht dir zu antworten.
Bis Dienstag kenne ich die Nachricht in und auswendig. Auch deine Handynummer ist abgespeichert unter dem Namen Mr. Right. Ich weiß, dass es nicht passend ist, aber mir fällt nichts Besseres ein.

Ungeduldig ersehne ich die Zeit, doch erblicke ich dich nicht. Missmutig gehe ich am Abend nach Hause. Soll ich dir schreiben? Die ganze Nacht grübel ich darüber nach, fange an zu schreiben und breche wieder ab. Schaffe es nicht dir eine Nachricht zukommen zu lassen.
Die folgenden Nächte schlafe ich schlecht. Ersehne den Freitag bei, doch du erscheinst nicht. Meine Laune wird von Tag zu Tag schlechter.
Die zweite Woche vergeht und auch die Dritte. Doch dich erblicke ich nicht.

Am Freitag der vierten Woche, ich habe die Hoffnung schon aufgegeben, stehst du an meiner Kasse. Schlecht siehst du aus, abgemagert und blass. Kaufst nur etwas Obst und Tee.
„Was ist passiert?“ will ich fragen, bekomme aber kein Ton heraus. Sanft lächelst du mich an, deutest an anzurufen und verschwindest. Das Wechselgeld lässt du zurück. Ich lege es in ein Schälchen, um es dir später zu geben.

Es ist wieder Samstagabend, als deine SMS ankommt.

Tut mir leid Kleiner, war krank gewesen. Bringst du mir das Restgeld?



Du nennst mir eine Adresse und wartest. Was soll ich nur machen? Unruhig laufe ich durch die Wohnung, springe unter die Dusche und rasiere mich. Suche mir die besten Klamotten aus dem Schrank und gehe zu dir.

Minutenlang stehe ich vor deiner Tür. Soll ich wirklich hineingehen? Nervös sehe ich mich um. Es ist eine teure Gegend, in der ich mich befinde, keine Villen, aber dennoch exquisit. Unglücklich gebe ich mir einen Ruck und läute.
Es dauert eine Weile, bis mir die Tür geöffnet wird. Du stehst selbst da, siehst noch etwas kränklich aus.
„Danke“, lächelnd bittest du mich rein. Zögerlich bin ich, weiß nicht wirklich was ich sagen oder machen kann. Kurz hinter der Tür bleibe ich stehen, warte das du an mir vorbei gehst, um mir den Weg zu zeigen. Doch das tust du nicht. Stattdessen legst du einen Arm um meine Schulter, dirigierst mich so in die richtige Richtung. Sprachlos lasse ich es mir gefallen, genieße ich innerlich doch das Gefühl der Berührung.
„Setz dich“, ein leichter Schubs zum Sofa gibt mir die Richtung vor und du verschwindest.
Mit zwei Gläsern und einer Flasche Cola kommst du zurück und setzt dich neben mich. Das Geld habe ich mittlerweile auf den Tisch gelegt. Lächelnd steckst du es weg.
Traue mich nicht dich anzusehen, habe aber auch keinen Blick für die Wohnung. Verlegen schaue ich nur auf meine Finger, die sich ineinander verankern. Deine Hand schiebt sich in mein Sichtfeld, umschließt die meine. Erschrocken sehe ich auf, direkt in strahlend blaue Augen. Ein Lächeln umspielt die Mundwinkel.
„So schüchtern hätte ich dich gar nicht eingeschätzt.“ Sanft streichelt ein Finger über meine Wange. Röte steigt mir ins Gesicht, ein feiner Schweißfilm bildet sich auf meine Stirn.
„Wie heißt du?“
„Ken“, meine Stimme ist kaum mehr ein Flüstern. Ununterbrochen fährt dein Finger über Wange, Kinn und Lippen. Unwillkürlich öffne ich den Mund etwas, als ein Seufzer meine Kehle verlässt. Tief dringt dein Blick in mir, lässt mich schwach werden. Die Hand gleitet in meinen Nacken, zieht mich vorsichtig an dein Gesicht. Nur flüchtig streifen sich die Lippen, ein Zittern durchfährt meinen Körper. Stoßweise entkommt mein Atem, der Puls rast. Behutsam dringt deine Zunge in meinen Mund. Halt suchend greife ich nach deinen Armen, doch gleiten meine Hände ab, landen auf deiner Brust und krallen sich in das Shirt. Du forderst mich heraus, umspielst meine Zunge, beißt sacht in die Unterlippe. Ich lehne mich dir entgegen, gehe auf dein Spiel ein. Allmählich drückst du mich auf das Sofa nieder, bedeckst mich mit deinem Körper. Achtest aber darauf mich nicht zu erdrücken.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löst du dich von mir, streichst mir das Haar aus der verschwitzten Stirn und lächelst.
„Ich heiße Sascha“, bringst du atemlos hervor. Rutschst an der Lehne von mir runter und umfängst meine Taille. Aber auch wenn ich gekonnt hätte, ich wollte gar nicht weg von dir. Fühl ich mich in deinen Armen sicher. Noch immer außer Atem schließe ich die Augen, kuschel mich an deine Brust.


Ich erwache in einem Bett. Wie komme ich hier her? Sehe mich um, aber bin allein. Will aufstehen, doch wo sind meine Sachen? Nur in Boxershorts gekleidet verlasse ich das Schlafzimmer. Gedämpftes Licht dringt in den Flur.
„Sascha?“ verschlafen klingt meine Stimme, suchend blicke ich mich um.
„Hier Kleiner“, lockst du mich in einen Raum. Liegst auf dem Sofa, mit Kissen und Decke.
„Warum?“ versuche ich Worte zu finden. Du klopfst neben dir auf die Kissen, bedeutest mir mich neben dir zu legen. Deckst mich zu und legst deinen Arm um meine Taille.
„Ich wollte dich nicht wecken.“
„Du hättest mich auf der Couch schlafen lassen sollen. Bin doch nur Gast hier.“ Vehement schüttelst du den Kopf.
„Lass uns beide ins Bett gehen, da ist es gemütlicher.“ Damit stehst du auf, ziehst mich einfach mit in das Zimmer, in dem ich gerade erwachte.
Kaum das wir liegen, ziehst du mich an deine Brust. Eine ganze Weile sagt keiner ein Wort.
„Wo warst du die letzten Wochen?“ frage ich leise, eine Hand gleitet gedankenverloren über deinen Bauch.
„Ich war krank gewesen. Zwei Wochen im Krankenhaus. Hätte dir wenigstens eine SMS schicken sollen. Es tut mir leid.“
„Warum solltest du das? Und richtig gesund bist du auch noch nicht oder? Du kaufst normalerweise etwas anderes ein, nicht nur Obst und Tee.“ Liebevoll verwuschelst du mir das Haar.
„Du bist sehr aufmerksam.“ Ein Lächeln umspielt deine Lippen. Sehe es aus den Augenwinkeln, schmiege mich enger an deine Brust. Du hältst mich fest umschlungen.

„Wie lange kommst du jetzt schon in den Laden? Drei Monate?“ Ich spüre dein Nicken. „Ich …“ röte steigt mir ins Gesicht, eingeschüchtert sinke ich den Blick. Sanft hebst du meinen Kopf zu dir, mit dem Finger unter dem Kinn. Streichst mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Wie sollte ich nicht zu meinem kleinen Kassierer zurückkommen.“ Dein Gesicht kommt meinem Näher, bis sich die Lippen berühren. Es ist ein langer, zärtlicher Kuss. Wir brauchen nicht reden, sagt diese Geste doch alles, was wir fühlen.
Irgendwann schlafe ich in deinen Armen wieder ein.

Wieder erwache ich allein. Suchend blicke ich mich um. Ein himmlischer Duft von frischen Brötchen steigt mir in die Nase. Barfuß tapse ich dem Geruch entgegen.
„Guten Morgen Ken. Ich hoffe du magst Kakao?“ lächelnd setzt du dich an den Tisch.
„Ich liebe Kakao“, sage ich und setze mich zu dir. Nehme das Brötchen entgegen, was du mir hinhältst. Als du siehst, dass ich nur eine Scheibe Wurst drauflege, ohne Margarine, verziehst du das Gesicht. Sagst aber nichts.

Den Tag verbringen wir mit viel Kuscheln und reden.
Wir erfahren viel von dem anderen. Ich hatte richtig geschätzt. Du bist fünfundzwanzig Jahre und gehst jeden Freitag für mindestens vier Stunden ins Fitnessstudio.
„Weißt du, so ein bisschen Sport würde dir auch gut tun.“ Empört sehe ich dich an. „Sag du mir nicht, dass du nicht auf deine Figur achtest.“ Du kitzelst mich und wir beginnen zu balgen.
„Du hast ja recht und vielleicht begleite ich dich irgendwann einmal.“
Lachend küsst du mich.
Nach dem Abendbrot verabschieden wir uns. Am liebsten würde ich bleiben, doch weiß ich, dass es besser für uns so ist.
„Sei nicht traurig Kleiner. Wir sehen uns am Dienstag wieder im Laden.“
„Genau, im Laden“ grummel ich. Liebevoll nimmst du mich in den Arm. Ich will noch etwas sagen, doch du verschließt meinen Mund mit Lippen und Zunge.
Missmutig verlasse ich die Wohngegend, blicke mich dabei immer wieder um, doch von dir ist nichts mehr zu sehen.


Der kommende Monat verläuft wie immer. Dienstags und Freitags kommst du vorbei, kaufst für dich ein und suchst meine Kasse auf. Bei jedem Einkauf ist eine Kleinigkeit für mich dabei, du schreibst vorher etwas auf die Verpackung oder klebst einen Zettel ran. Verlegen senke ich jedes mal den Blick. Dich stört es nicht, zeigst mir was du für mich empfindest. Die Kollegen schmunzeln und tuscheln hinter meinem Rücken.
Samstagabends lockst du mich zu dir. Entweder vergisst du dein Restgeld oder etwas aus dem Laden. Ich freue mich, wenn du mich zu dir holst, obwohl ich so langsam ins Zweifeln komme. Du erzählst mir nicht viel von dir, ich vertraue dir jedoch alles an. Außer an den drei Tagen sehen wir uns nicht, tauschen nur die ein oder andere SMS aus.


So vergeht fast ein halbes Jahr. Egal was du versuchst, ich distanziere mich immer mehr. Weiß nicht, wo das alles hinführt.

„Was ist los Ken?“ Es ist wieder Samstag, ich liege bei dir im Arm. Kann mich jedoch nicht auf den Film konzentrieren, der im Fernseher läuft. Liebevoll streicht ein Finger über meine Wange, holt mich in die Realität zurück.
„Du bist seid einiger Zeit schon so ruhig, was bedrückt dich?“ besorgt blicken deine blauen Augen mich an. Verlegen möchte ich den Kopf wegdrehen, doch deine Hand hält mein Kinn gefangen. „Was ist Ken? Rede mit mir!“
„Was bin ich für dich?“ Meine Stimme zittert und die Augen brennen. Ich schließe sie, versuche so die Tränen zurückzuhalten und deinem Blick auszuweichen. Sanft gleiten deine Lippen über mein Gesicht, trocknen mir die Wangen.
„Ich würde alles für dich tun Ken.“ Das ist es nicht, was ich hören möchte. Schüttel den Kopf, sage aber nichts. „Du bist so süß, wenn du schüchtern bist.“ Zärtlich liebkost deine Zunge meine Lippen. „Ken du bedeutest mir sehr viel. Ich mag dich Kleiner. Bin gerne mit dir zusammen.“
Nur dafür zeigst du es mir nicht. Doch das spreche ich nicht laut aus. Schlucke die Qual der Worte runter und lehne mich an deine Brust. Möchte dich einfach nur spüren. Denn was du nicht weißt, ist was ich wirklich für dich fühle.


Schweißgebadet wache ich in der Nacht auf. Ich muss eingeschlafen sein, den wir liegen im Bett und ich hab nur meine Boxershorts an. Mir ist schlecht und schleppend ziehe ich mich ins Badezimmer. Das bisschen was ich zum Abend gegessen habe möchte wieder hinaus. Nachdem ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen und den Mund ausgespült habe, krieche ich wieder ins Bett. Hoffe das ich dich nicht geweckt habe. Aber du bist wach. Besorgt setzt du dich auf, streichst mir über die Stirn.
„Ken geht es dir nicht gut? Du glühst ja.“ Noch bevor ich etwas sagen kann, bist du verschwunden. Kommst mit einer Schüssel wieder und stellst sie auf den Nachttisch ab. „Leg dich auf den Rücken!“ Befiehlst du leise. Ich möchte es wirklich, aber es gelingt mir nicht. Kaum liege ich ausgestreckt da, rebelliert mein Magen. Also kugel ich mich auf die Seite zusammen. Langsam legst du einen kalten Lappen auf meine Stirn und stehst wortlos auf. Bringst eine Wärmflasche und schiebst sie mir an den Bauch. Ein Stöhnen entringt sich mir, als die Wärme meinen Magen erreicht. „So ist gut.“ Spülst den Lappen aus und legst ihn wieder auf meine Stirn. Mit einem Zweiten kühlst du mir den Nacken und Arme. Ich schließe die Augen. Die Kühle und Wärme, deine Hand, die mich berührt, das alles lullt mich ein und ich falle in einen unruhigen Schlaf.

Als ich das nächste Mal erwache, liegst du hinter mir. Dein Arm umfängt meine Taille und drückt mich fest an dich.
„Sascha?“ meine Stimme ist nicht mehr als ein Krächzen. Sofort setzt du dich auf. Hast du überhaupt geschlafen?
„Wie geht es dir Kleiner?“ vorsichtig legst du deine Hand auf meine Stirn. Seufzt erleichter auf. „Das Fieber ist wieder gesunken.“ Zärtlich und besorgt ist dein Blick. „Wie lange geht es dir schon nicht gut?“ Ich senke den Blick, wieso musst du mich immer so schnell durchschauen? Ein leises Lachen lässt mich wieder aufblicken. „Bleib einfach liegen. Ich hole dir etwas Leichtes für den Magen.“ Du willst aufstehen, doch ich halte dich am Arm fest. „Ken, alles ist gut. Ich geh nicht weg.“ Sanft löst du meine Hand von dir und gehst aus dem Zimmer. Ich fühle mich elendig wegen meiner Gefühle. Was ist nur los mit mir? So klein es nur geht rolle ich mich zusammen. Schlinge meine Arme um die Beine. Verberge das Gesicht in der Kuhle und weine leise. Bemerke nicht, wie du zurückkommst, bis deine Hand sich auf mein Haar legt. „Rede doch endlich mit mir! Ich möchte dir gerne helfen Ken.“ Unschlüssig wandert mein Blick durch die Gegend.
„Ich … ich … glaub …“, beginne ich zu stottern, „ich mag dich glaube ich zu sehr.“ Am liebsten würde ich aufspringen, aus den Raum rennen. Doch du hast dich vor mir auf die Bettkante gesetzt. Ein Arm liegt über meiner Hüfte. Langsam beugst du dich zu mir hinunter, bis deine Lippen die meinen berühren. Federleicht ist der Kuss, beruhigt mein rasendes Herz. Genau das ist es was du beabsichtigt hast, sehe ich es doch an deinen Blick. Ohne etwas zu sagen, ziehst du mich in eine sitzende Position und drückst mir die heiße Teetasse in die Hand.
„Er wird nicht schmecken, aber es hilft.“ Widerlich ist der Geruch und der Geschmack ist noch schlimmer. Ich beginne zu husten, spuke den Tee beinahe wieder aus. Doch du hältst mir die Hand vor dem Mund und stellst die Tasse ab. „Schluck es runter Ken!“ befiehlst du und es gelingt mir schwerlich. Um mich zu unterstützen, schiebst du dich hinter mir. „Atme ganz ruhig durch. Denke nicht an den Geruch oder Geschmack.“ Flüsterst du mir ins Ohr und setzt die Tasse an meine Lippen. Verzweifelt greife ich nach deinem Arm. „So ist gut. Gleich hast du es geschafft.“ Munterst du mich auf, als ich die letzten Schlucke runter würge. Du stellst die Tasse ab, streichst mir beruhigend über die Brust, drückst mich an deinen Körper. Erleichtert, dass das überstanden ist, schließe ich die Augen. „Versuch etwas zu schlafen, ich passe auf dich auf.“
Den Sonntag habe ich mir so nicht vorgestellt.
Bis zum Abend schlafe ich immer wieder ein. Du zwingst mich, noch eine Tasse von dem Tee zu trinken. Auch wenn die Flüssigkeit meinen Magen beruhigt, bringe ich das Zeug nur mit Mühe runter.

„Bitte bleib Ken. So kannst du nicht nach Hause.“ Versuchst du mich zum Bleiben zu überreden. Doch ich lehne ab. Verabschiede mich von dir und schwanke in meine vier Wände.


Ich gehe nicht zum Arzt. Schleppe mich am Montagmorgen zur Arbeit. Mein Chef sieht mich besorgt an, wie ich diesen Blick hasse. Er gibt mir nur leichte Arbeiten, achtet darauf, dass ich nicht umkippe. Versuche ich so zu tun, als wäre nichts, so bin ich am Abend jedoch glücklich endlich zu Hause zu sein.

Dienstag, du würdest heute wieder vorbei kommen.
Ich räume Regale ein, kassieren ist nicht drin, bei meinem Zustand.
Gedankenverloren sortiere ich Gemüsedosen, achte nicht, wohin ich trete und knalle gegen einen Einkaufswagen. Schwankend gehe ich zu Boden.
„Ken verdammt.“ Du hockst dich neben mir, nimmst mich wortlos auf den Arm und bevor ich mich versehe, sitze ich im Einkaufswagen. Zärtlich streichst du mir eine Strähne aus der verschwitzten Stirn, schüttelst missmutig den Kopf.
„Bleib ja sitzen!“ damit drückst du mir noch einen Kuss auf den Mund und schiebst mich durch den Laden. Bemerke das du mehr als sonst einkaufst.
„Ich bin gleich wieder da, sei anständig!“ Wuschelst mir durchs Haar und verschwindest im Büro.
Erst nach zehn Minuten kommst du wieder raus. Lächelst und schiebst mich weiter durch die Gänge. Wie beiläufig berührst du mich immer wieder. Verlegen schließe ich die Augen. Lehne mich an den Wagen.

Belustigt tuscheln die Kollegen. Ich sehe nicht auf, ist es mir doch irgendwie peinlich. Als du die Ware auf das Band legst, hebt dein Finger mein Kinn an. Sanft hauchst du mir einen Kuss auf die Lippen, vor aller Augen.
Du bezahlst, packst alles zusammen und schiebst mich aus dem Laden.
Noch immer habe ich es nicht geschafft, auch nur ein Wort zu sagen.
Fürsorglich hebst du mich aus den Einkaufswagen, umfängst sofort meine Taille und hältst mich aufrecht, als ich schwanke.
Wortlos nimmst du mich mit zu dir. Bugsierst meinen geschwächten Körper direkt ins Bett. Außer die Schuhe lässt du alles bei mir an, deckst mich nur gründlich zu. Einen letzten bösen Blick wirfst du mir zu, sagst mir damit das ich mich ja nicht wegbewegen soll. Nur was du nicht weißt, selbst wenn ich wollte, wäre ich nicht in der Lage. Schließe ergeben die Augen und schlafe ein.


Sanfte Finger lassen mich erwachen. Vor kälte zittert mein Körper, doch ich habe das Gefühl zu verbrennen. Angst überfällt mich und ich reiße die Augen auf.
„Sch … alles ist gut.“ Beruhigend drückst du mich in die Kissen zurück. „Was machst du nur mein Kleiner. Du hättest gar nicht arbeiten dürfen.“ Während ich schlief, hast du mich entkleidet. Sorgst dafür, dass das Fieber sinkt.
„Was hast du mit meinem Chef besprochen?“ frage ich nach einer gefühlten Ewigkeit. Verschmitzt lächelst du mich an.
„Ich habe dich krankgemeldet. Und muss sagen, dein Chef war froh. Er hat dich die zwei Tage beobachtet und macht sich sorgen.“ Missmutig schüttel ich den Kopf.
„Mir geht es gut.“ Versuche ich zu protestieren. Doch du tippst mit dem Zeigefinger auf meine Stirn.
„Spiel mir nichts vor. Ich bin Arzt mein Kleiner und sehe schon von Weitem, das du dir einen gewaltigen Infekt eingefangen hast.“ Grummelnd drehe ich mich weg. Na super, hab ich mir jetzt auch noch einen Besserwisser angelacht?
„Ken“, sanft drückst du meinen Körper wieder auf den Rücken. „Warum wehrst du dich so?“ Ungewollt rollt mir eine Träne aus dem Augenwinkel, die du zärtlich wegwischst.
„Wieso hast du das heute mit mir gemacht? Das im Laden?“ stelle ich dir die Gegenfrage. Seufzend legst du dich hinter mir, nimmst mich fest in den Arm.
„Irgendwie muss ich dir ja begreiflich machen, dass es mir ernst mit dir ist.“ Verwundert drehe ich den Blick zu dir, verstehe nicht ganz, was du mir damit sagen willst. Verliebt ist dein Blick und leicht streifen deine Lippen über meine Wange. „Süßer, ein halbes Jahr versuche ich dir zu zeigen, dass ich dich liebe. Aber du hast es nicht bemerkt.“
„Ich … ich dachte du spielst mit mir. Ich hatte Angst mir etwas zu sehr zu wünschen, was ich nie bekommen kann.“
„Oh Ken“, du schüttelst den Kopf. „Mein kleiner Kassierer. Warum kam ich den immer nur zu dir in den Laden?“ Langsam lichtet sich der Nebel in meinem Gehirn.
„Warum hast du nie etwas gesagt?“
„Ich habe es doch versucht. Aber auch ich bin nicht fehlerfrei. Doch heute wollte ich einfach ein Zeichen setzen.“
„Deshalb hast du mich mitgenommen?“ Belustigt schüttelst du den Kopf.
„Ich habe dich gekauft mein Kleiner.“ Zärtlich verschließt dein Mund den meinen, bevor ich etwas sagen kann. All deine Liebe steckst du in diesen Kuss, lässt mich alle Zweifel vergessen.
„Nein Sascha. Nicht nur mich, du hast meine Liebe gekauft. Mit lebenslanger Garantie, aber ohne Rückgaberecht.“ Lächelnd kuschel ich mich in deine Arme.
Seelenruhig schlafe ich ein. Weiß ich doch, dass ich bei dir gut aufgehoben bin.

Verständnis der Eltern




Wieder einmal sitze ich an der Kasse. Es ist Freitagabend einundzwanzig Uhr. Ungeduldig warte ich auf dich. Freue mich darauf, dass du mich abholst.

Meine Kollegen haben sich gut damit abgefunden das ich schwul bin. Gab es am Anfang noch feindliche Blicke, so tolerieren sie es jetzt zumindest.

Ungeduldig wippt mein Fuß und unruhig geht mein Blick durch den Laden.
„Ken verdammt noch mal, konzentrier dich. Sonst erteile ich deinem Freund einen Monat Hausverbot!“ Erschrocken richte ich mich auf. Mein Chef steht vor mir, mit Ware auf dem Band.
„Entschuldigung“, bringe ich kleinlaut hervor und ziehe seinen Einkauf über den Scanner. Nachdem er bezahlt hat und ich auf dem Strichcode unterschrieben habe, verschwindet er kopfschüttelnd.
„Ken, was ist den heute so besonders?“ Fragt mich Steffy, eine Kollegin und langjährige Freundin.
„Wir fahren das Wochenende weg.“ Erzähle ich freudestrahlend.
„Wo soll es den hingehen?“ ich zucke mit den Schultern, hast du mir das Ziel nicht verraten.
„Wenn er das wüsste, bekäme er vielleicht kalte Füße.“ Deine sonore Stimme reißt mich vom Stuhl und ich falle dir um den Hals. Lachend umfängst du mich.
„Kleiner, dass du immer so stürmisch sein musst.“ Sanft setzt du mich ab, drückst mir einen Kuss auf den Mund. „Lass mich eben einkaufen. Und dann gehen wir nach Hause.“ Lächelnd wuschelst du mir durchs Haar und verschwindest im Laden.
„Menno“, stöhnt Steffy, „jetzt weiß ich immer noch nicht, wo ihr hinfahrt. Aber wenn die Gefahr besteht, dass du kalte Füße bekommst …?“
„Vergiss es Steffy. Ich weiß seid zwei Wochen bereits das wir dieses Wochenende wegfahren. Du bekommst aus ihm nichts raus.“ Seufzend wende ich mich an den Kunden, der an der Kasse wartet.

Fast eine dreiviertel Stunde rennst du durch den Laden. Ich schicke Steffy auf die Suche, doch jedes Mal kommt sie lächelnd zurück.
Kurz vor Feierabend bist du endlich da. Verwundert beobachte ich, was du alles drauflegst. Erdbeeren, Schlagsahne, Nutella, Schaumbad, Massageöl. Fragend sehe ich dich an.
„Lass dich überraschen, Liebster“, flüsterst du leise und zwinkerst mir verführerisch zu. Hitze steigt mir zu Kopf und lässt mich keuchend nach Luft schnappen.
Mal wieder hast du etwas speziell für mich auf das Band gelegt, aber nichts was es hier zu kaufen gibt. Ich erstarre, als ich die schwarze Schachtel erblicke. Vergesse, was ich gerade mache. Mit zitternden Fingern nehme ich das Samtkästchen auf, blicke immer wieder zwischen meiner Hand und dir hin und her.
Tränen drohen mir den Blick zu nehmen. Heftig wische ich mir über die Augen. Du kommst auf die andere Seite der Kasse, ziehst mich vom Sitz in deine Arme.

„Ken, zwei Jahre kennen wir uns jetzt. Wir haben uns bei deiner Arbeit kennengelernt und daher möchte ich dich auch an diesem Ort fragen, ob du dich hier und jetzt mit mir verloben möchtest.“ Langsam öffnest du die Schachtel in meiner zitternden Hand. Zwei einfache, silberne Ringe kommen zum Vorschein. Ich muss schlucken, bringe kein Ton heraus. Tränen laufen mir über die Wangen. Sanft umfängst du mein Gesicht, wischst mit den Daumen die Tränen weg. Ich nicke, sehe dich lächelnd an und nicke immer wieder. Du nimmst einen Ring raus und steckst ihn mir an den Finger. Auch ich möchte dir deinen anstecken, doch bekomme ich ihn nicht zu fassen. Sanft legt sich deine Hand um meine.
„Heute Abend. Ich renne dir nicht weg.“ Mit all deiner Liebe ziehst du mich in deine Arme, verschließt meinen Mund und lässt mich schwach an deinen Körper sinken.
„Ken ich unterbreche sie nur ungern. Aber machen sie endlich die Kasse dicht. Wir haben Feierabend.“ Obwohl mein Chef mich anschnauzt, sehe ich das Lächeln in seinen Augen. Nur ungern löse ich mich aus deiner Umarmung, beeile mich alles aufzuräumen und die Kasse ordnungsgemäß abzurechnen.
„Ken mach Feierabend. Ich rechne ab. Genieße das Wochenende und berichte mir.“
„Danke Steffy. Du bist ein Engel.“ Spontan nehme ich sie in den Arm, drücke ihr einen Kuss auf die Wange und renne hinaus. Direkt in deine Arme.


Ich liege in der Badewanne, welche du mir zurechtgemacht hast. Lächelnd drehe ich den Ring an meinen Finger. Kann es noch gar nicht glauben. Verlobt. Um mir die Haare zu waschen, tauche ich unter Wasser. Als ich wieder hochkomme, sitzt du am Wannenrand.
„Wenn du fertig bist, komm ins Schlafzimmer. Ich warte da auf dich.“ Dein Kuss, den du mir zum Abschied gibst, schmeckt nach Erdbeeren. Ein verführerisches Lächeln umspielt deine Lippen, als du mit der Zunge darüber leckst. Auch meine Zunge nimmt den prickelnden Saft von meinen Lippen.
Mit dem Geschmack im Mund reinige ich mich in kürzester Zeit. Möchte wissen was du vorbereitet hast.

„Sascha wo ist meine Shorts?“ suchend blicke ich mich im Badezimmer um, weiß ich doch das ich sie mitgenommen habe. Dein Lachen ist aus dem Nachbarzimmer zu vernehmen.
„Die brauchst du nicht, komm endlich her.“ Deine Stimme lässt mich schaudern. Fühle mich befangen, also schlinge ich ein Handtuch um meine Hüfte und gehe zu dir.
Kopfschüttelnd siehst du mir entgegen. Stehst in Boxershorts gekleidet neben dem Bett, hältst mir die Hand hin.
Das komplette Zimmer hast du dekoriert, unzählige Kerzen brennen, Rosenblätter sind auf dem Bett verteilt.
Meine Beine sind aus Gummi, keinen Schritt kann ich mehr gehen. Ich taumel etwas und du kommst mir entgegen. Umfängst meine Taille mit deinen Händen, siehst mir verliebt in die Augen. Ohne etwas zu sagen hebst du mich in deine Arme, um mich langsam ins Bett sinken zu lassen.

Du sitzt am Bettenrand, einen Arm um mich gelegt, streichst du mir mit der anderen die Haare aus dem Gesicht.
„Zeig mir deine Hände!“ Irritiert reiche ist sie dir. Ich bin ruhig, kein zittern mehr. Als du es bemerkst, reichst du mir das Schmuckkästchen. Lächelnd entnehme ich den Ring und stecke ihn dir an den Finger.
„Perfekt“, meine Stimme ist nur ein Flüstern. Überwältigt bin ich von dem Gefühl, jetzt ist es endlich komplett.
Eine romantische Nacht hast du vorbereitet, fütterst mich mit Erdbeeren und anderem Obst.
Ich frage mich, was du mit der Schlagsahne und dem Nutella vorhast. Aber das soll ich noch früh genug erfahren.


Glücklich, verklebt und befriedigt schlafen wir eng umschlungen, am frühen Morgen ein.


„Guten Morgen Liebster“ zärtlich streichen deine Finger über meine Brust. Drücke mich der Berührung entgegen, was dir ein Lachen entlockt.
„Du musst aufstehen Ken. Ich habe bereits das Frühstück fertig.“ Ich seufze und öffne langsam die Augen. Du bist bereits vollständig bekleidet. Fragend sehe ich dich an.
„Ich habe Brötchen geholt.“ Lächelst du, gibst mir einen sanften Kuss auf den Mund und gehst. Knurrend stehe ich auf, mir tut alles weh und dennoch fühle ich mich rundum glücklich.
Unter der Dusche begutachte ich den Ring, drehe ihn an meinem Finger. Kann es noch immer nicht glauben. Ich und verlobt, mit zwanzig Jahren.

Zwanzig Minuten später sitzen wir gemeinsam am Frühstückstisch.
„Wo fahren wir den jetzt nun hin?“ frage ich drängelnd. Lächelnd verwuschelst du mir das Haar.
„Heute Abend Kleiner weißt du es.“ Empört schnaufend beiße ich in mein Brötchen.

Gegen Mittag fahren wir endlich los. Ich drohe zu hyperventilieren, beruhigend legst du mir eine Hand auf den Oberschenkel.
„Kleiner entweder du entspannst dich, oder ich muss dich fixieren.“ Drohst du mir lächelnd.
„Sag mir doch einfach wo wir hinfahren, dann bin ich ruhig. Ich verspreche es.“ Bettel ich. Du wirfst mir einen kurzen Seitenblick zu und seufzt.
„Meine Eltern haben uns zu sich eingeladen.“ Augenblicklich erstarre ich, das Thema Eltern sind wir bis jetzt immer aus dem Weg gegangen.
„Sag mir, dass das nicht wahr ist.“ Flüster ich, habe die Beine an meine Brust gezogen. An einer Ampel wirfst du mir einen Seitenblick zu.
„Kleiner was ist los?“ Du bist beunruhigt über mein Verhalten. Bei der nächsten Möglichkeit parkst du das Auto, steigst aus und hockst dich auf der Beifahrerseite vor mir. „Ken Liebster?“ besorgt streichelst du mir durchs Haar.
„Warum deine Eltern? Ich meine, wissen sie das du schwul bis?“ Ein Zittern durchläuft meinen Körper. Du nimmst mich erleichtert in deine Arme.
„Oh Ken, es tut mir leid. Ja sie wissen es und sie lieben mich, wie ich bin.“ Mit den Händen umfängst du mein Gesicht, küsst mich immer und immer wieder.
„Sei ganz beruhigt. Ich habe schon viel von dir erzählt und sie freuen sich, dich kennenzulernen. Komm lass uns weiter fahren.“ Noch ein letztes Mal ziehst du mich fest an deinen Körper, bevor du mich in den Sitz drückst und anschnallst.

Drei Stunden fahren wir. Ich versuche etwas zu schlafen, meine Gedanken zu ordnen. Leise Klavierklänge durchdringen den Innenraum des Fahrzeuges, lullen mich ein und beruhigen die Nerven.

„Ken wir sind da.“ Verschlafen öffne ich die Augen, du hast mich bereits abgeschnallt. Liebevoll streichelst du mir über die Wange und deine blauen Augen strahlen mich an.
Nervös blicke ich mich um. Es ist eine ruhige Gegend, wir stehen vor einem kleinen Einfamilienhaus.
„Du brauchst keine Angst haben. Ich werde dich beschützen.“ Gibst mir einen sanften Kuss und steigst aus. Langsam folge ich dir. Mit unserer Reisetasche in der einen und mir im anderen Arm gehst du zu dem Haus.
Nach dem Klingeln dauert es keine Minute, bis die Tür geöffnet wird.

Ein älterer Mann strahlt uns an.
„Sascha endlich. Wie schön das ihr da seid.“
„Dad“, du umarmst deinen Vater. Ich kann nur danebenstehen und zusehen. Fühle ich mich fremd in der Situation und der Umgebung.
„Darf ich dir vorstellen, Ken. Mein Verlobter.“ Deine Augen blitzen vor Stolz.
Auch mich nimmt dein Vater in den Arm. Zögerlich erwidere ich die Umarmung.
„Kommt rein. Mutter setzt gerade Kaffee auf. Deine Geschwister sind auch schon da.“ Hilfe suchend sehe ich dich an. Du verstehst sofort, ziehst mich an deine Seite und hauchst mir einen Kuss auf die Stirn.
Dein Dad geht lächelnd voraus.
„Mutter der Jüngste ist da.“ Ruft er in das Haus hinein. Drei Frauen und ein Mann kommen um die Ecke. Unwillkürlich versteife ich mich.
„Es sind ja wirklich alle da.“ Seufzt du und umfasst meine Taille fester. Hast Angst ich könnte die Flucht ergreifen. Und du hast recht. Eingeschüchtert senke ich den Blick, beobachte die Familie nicht weiter.
„Wer ist der Kleine Brüderchen?“ Jetzt hebe ich doch den Kopf, als sich eine der Frauen um deinen Hals wirft. Die Tasche hast du bereits irgendwo abgestellt und umarmst sie. Lässt mich aber nicht los.
„Sidney, schön dich zu sehen. Gleich werde ich ihn vorstellen, doch zuerst möchte ich euch begrüßen dürfen.“ Du gibst ihr einen Kuss auf die Stirn und sie geht schmollend einige Schritte zurück.
„Roxy… Brayn… Mum…“, nacheinander umarmst du alle und gibst ihnen einen Kuss. Auch deinem Bruder. Dein Griff um meine Taille lockert sich keinen Millimeter.
„Du musst Ken sein, Saschas Freund. Er hat uns schon viel von dir erzählt.“ Lächelnd reicht deine Mutter mir ihre Hand, die ich zögernd ergreife.
„Fast richtig Mum, aber er ist nicht mehr mein Freund.“ Du lächelst verschwörerisch, bevor du weiter erzählst. „Seid gestern ist er mein Verlobter.“ Wieder ziehen dich alle in eine Umarmung und auch ich bleibe nicht verschont.
Es ist zu ungewohnt. Kenne ich die Herzlichkeit einer Familie nicht. Unwillkürlich beginne ich zu zittern, habe das Gefühl gleich zusammenzuklappen. „Ken“, sanft ziehst du mich wieder an deinen Körper. Aus der Reichweite der anderen. Dankbar seufze ich auf, was dir ein Lächeln entlockt.
„Mum machst du für uns Kakao warm? Wir gehen uns frisch machen.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, dirigierst du mich die Treppe ins obere Stockwerk.

Im Zimmer lasse ich mich aufs Bett sinken, schließe die Augen und seufze. Eine einzelne Träne löst sich aus meinen Augenwinkeln.
„Liebster ist alles in Ordnung?“ Du setzt dich zu mir aufs Bett, wischst mir die Träne weg. „Geht es wieder?“ Ich nicke, räusper mich einige Male, bevor ich sprechen kann.
„Deine Familie ist so anders, so herzlich. Sie behandeln dich normal, lieben dich, wie du bist.“ Ich schlucke schwer, dränge die Erinnerung an meine Eltern zurück.
„Erzählst du mir später von deiner Familie? Nicht heute oder Morgen. Aber demnächst, wenn wir unter uns sind.“ Ich weiß, dass du ein Recht darauf hast, alles zu erfahren. Daher nicke ich dir zu.
„Wenn wir zu Hause sind, das verspreche ich dir.“ Lege meine Hand an deine Wange, streiche mit einem Finger über deine weichen Lippen. Dein Kopf kommt meinem Zentimeterweise näher, bis sich unsere Lippen für einen verzweifelt zärtlichen Kuss treffen.
„Lass uns wieder runter gehen. Sie warten auf uns.“ Widerstrebend stehe ich auf, möchte ich doch lieber hier mit dir bleiben.
Lachend ziehst du mich in deine Arme und so gehen wir hinunter.
Deine Familie wartet bereits auf uns.

Obwohl ich mich am Anfang nicht zurechtfinden kann, wird es ein wunderschöner Abend. Bis weit in die Nacht hinein sitzen wir zusammen, reden über Gott und die Welt und auch über Hochzeitspläne.
Deiner Familie scheint es egal zu sein ob du eine Frau oder einen Mann liebst. Sie möchten dich nur glücklich sehen. Und dass du das mit mir bist, steht dir ins Gesicht geschrieben.
Kurzzeitig kommt das Gespräch auch auf meine Familie zu sprechen. Ich gebe die Information, dass ich keine Geschwister habe, aber mehr nicht. Und alle scheinen es zu akzeptieren.
Schnell lockerst du die Situation wieder auf, gibst die Geschichte wieder, als du mich eingekauft hast.
„Das hast du nicht wirklich gemacht oder?“ Brayn hält sich den Bauch vor Lachen.
„Doch hat er. Mich einfach in den Einkaufswagen gesetzt und in ruhe weiter gekauft. Ich saß da wie ein begossener Pudel.“ Mitfühlend wuschelt mir Roxy durchs Haar.
„Armer Junge.“
„Hey“ protestierst du und ziehst mich in deine Arme. Drückst mir einen Kuss in den Nacken. „Erstens war er krank gewesen und zweitens … hätte ich das nicht getan, würde er mich wahrscheinlich immer noch heimlich anschmachten.“ Empört will ich mich zu dir umdrehen, doch lässt dein Griff mich nicht frei. Nur meinen Blick kann ich zu dir wenden, was du mit einem Kuss belohnst.

Es ist bereits weit nach vier Uhr, immer wieder fallen mir die Augen zu.
„Bring deinen Jungen ins Bett Kleiner.“ Ich erkenne die Stimme von deinem Dad, kann die Lider aber nicht mehr heben.
„Gute Nacht zusammen“ verabschiedest du uns, hebst mich in deine Arme. Ich schmiege mich an dich, was dich leise lachen lässt. „Schlaf Liebster. Ich kümmer mich um dich.“ Erleichtert seufze ich auf und lass mich von der Müdigkeit übermannen.

Bis weit in den Tag hinein schlafe ich und erwache allein. Ein kleiner Zettel liegt jedoch auf dem Kopfkissen.

Ich warte im Wohnzimmer auf dich.

Knurrend erhebe ich mich, möchte am liebsten weiterschlafen, doch du fehlst.
Zehn Minuten später erscheine ich im Wohnzimmer.

Alle sitzen noch am Tisch, als wenn sie nur auf mich warten. Lächelnd kommst du auf mich zu, drückst mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.
Geleitest mich zu meinem Platz.
„Was ist los?“ frage ich irritiert, als du mir noch einen Kuss auf den Nacken hauchst.
„Gar nichts, wir wollten nur noch als Familie beisammen sein, bevor wir abreisen.“ Sagst du und setzt dich lächelnd neben mich.
Da alle schon gegessen haben, bekomme ich nur ein halbes Brötchen runter. Fühle mich unwohl in meiner Haut. Beruhigend liegt deine Hand auf meinem Oberschenkel.
„Bleibt ihr noch zum Mittag?“ fragt dein Vater, doch du verneinst.
Zwei Stunden später sitzen wir im Auto, auf den Weg nach Hause.


„Ich hätte nie gedacht, dass deine Eltern so tolerant sind.“ Seufzend lehne ich mich an deinen Oberkörper.
Wir sitzen auf dem großen Sofa und irgendeine Reportage läuft nebenbei im Fernsehen. Nur keiner von uns achtet wirklich darauf, um was es dabei geht.
„Am Anfang waren sie etwas geschockt, als ich mich outete. Aber sie stehen immer hinter mir. Lieben mich und ihnen ist es im Endeffekt egal wen ich liebe, solange ich glücklich bin.“ Ich blicke zu dir auf.
„Und bist du glücklich?“ spielerisch knuffst du mir in die Seite.
„Spinner, ich war noch nie glücklicher gewesen.“ Ein leiser Seufzer entwischt meinen Lippen und ich schmiege mich tiefer in deine Umarmung. Liebevoll streichst du über meine Brust. „Wie ist es bei deinen Eltern?“ flüsterst du mir ins Ohr, weißt du doch das ich dieses Thema gerne umgehe. Und so wie du es erahnt hast, versteife ich mich. Fest umschlingen deine Arme meinen zitternden Körper. „Kleiner was macht dir solche Angst?“
Noch einmal muss ich heftig schlucken, entscheide mich aber dafür es dir zu sagen. Denn auch meinen Eltern will ich trotz allem von der Verlobung berichten.
„Sie wissen es nicht. Also … einer aus dem Bekanntenkreis hatte sich bei einer Feierlichkeit geoutet und … scheiße … sie haben ihn verspottet. Für meine Eltern ist das eine Krankheit. Ich musste den Kontakt zu meinem Cousin abbrechen. Dabei ist er der Einzige, der weiß, dass ich schwul bin.“ Mitfühlend fahren deine Arme über die meinen.
„Hast du Kontakt zu deinem Cousin?“ ich nicke, bin ich doch froh das du so an das Gespräch ran gehst. „Was hältst du davon, wenn wir ihn erst einmal einladen. Und dann sehen wir weiter.“ Fragend ist mein Blick, als ich dich ansehe. Lächelnd streicht dein Finger über meine Wange. „Ruf ihn an!“ forderst du mich auf und drückst mir das Telefon in die Hand.


Ungeduldig warte ich. Laufe in der Wohnung hin und her.
Drei Wochen sind seit dem Telefonat mit Gerry vergangen.
Heute will er mit seinem Gefährten vorbei kommen.
Deine Arme umschlingen von hinten meine Taille.
„Ken Liebster bitte.“ Deine Zunge gleitet über meinen Nacken, lässt mich erschauern. Stöhnend sinke ich an deine Brust. Sanft ziehst du mich auf das Sofa, lässt mich keinen Augenblick los.
Ich verliere jegliches Zeitgefühl in deinen Armen, schrecke daher auf, als es endlich an der Tür schellt. Springe auf und renne, um zu öffnen.
Trippel ungeduldig, als Gerry die Treppe hinauf kommt. Lachend stellst du dich hinter mir, legst eine Hand auf meine Schulter.
Zwei junge Männer springen förmlich die Stufen hoch. Halten sich lachend an den Händen. Beide sind identisch gekleidet, schwarze Jeans, weißes Hemd und schwarze Weste. Während Gerry schulterlange schwarze Locken hat, sind die Haare seines Freundes blau-schwarz und zu einem Zopf geflochten, der bis über die Schulterblätter reicht.
Kaum das sie vor uns stehen, schlingt Gerry seine Arme um mich und hebt mich hoch, dabei dreht er uns im Kreis.
„Kleiner schön dich mal wieder zu sehen. Wie geht es dir? Oh man haben wir uns lange nicht gesehen.“ Sprudelt er drauf los. Lachend löse ich mich von ihm, bitte sie in die Wohnung.
„Das ist Lennard.“
„Hi.“ Grüßt er etwas schüchtern. Wow, den Eindruck hatte ich eigentlich nicht von ihm gehabt.
„Ich bin Sascha.“ Stellst du dich selbst vor.
Wir setzen uns ins Wohnzimmer, haben nur ein paar Häppchen gemacht, nichts Großartiges. Aber unseren Gästen scheint es nicht zu stören.

„Jetzt erzähl mal Ken!“ fordert mein Cousin mich auf. Unwillkürlich versteife ich mich wieder, doch du ziehst mich in deine Arme, gibst mir damit halt.
„Du willst es deinen Eltern sagen, habe ich recht?“ vermutet er und ich nickte bestätigend. „Hast du dir das gut überlegt? Ich meine, du weißt, wie sie bei mir reagiert haben.“ Ich seufze, du wirfst Gerry einen finsteren Blick zu.
„Sorry Sascha, aber ich sage nur die Wahrheit.“ Verzeihend hebt er die Hände und erzählt. „Unsere Familie ist sehr religiös. Denkt wir wären verflucht, vom Teufel besessen.“ Der ruhige Lennard zieht seinen Gefährten an sich, so wie ich bei Sascha sitze. „Ich bin bereits durch die Hölle gegangen Ken, überlege dir es gut Kleiner. Mach dich nicht unglücklich.“ Betrübt senke ich den Blick. Gerry löst sich aus der Umarmung, um mich in seine Arme zu ziehen. „Kleiner du weißt, dass ich dir alles Glück wünsche. Ich freue mich so sehr für dich und Sascha. Wenn du es wirklich durchziehen willst mit deinen Eltern, dann braucht ihr beide starke Nerven. Du kennst sie besser als ich.“ Schwach nicke ich, versuche ein schluchzen und die Tränen zu unterdrücken, was sich Bahnbrechen will. Den Blickwechsel zwischen dir und den Jungs kann ich nur erahnen, als du mich und Lennard Gerry in die Arme ziehst. Jetzt kann ich nichts mehr zurückhalten. Kralle mich in dein Hemd und weine.

Du brauchst eine Weile um mich zu beruhigen. Sehe im Augenwinkel, dass es Gerry nicht kalt lässt.
Wir vier sitzen noch eine ganze Zeit schweigend da. Brauchen etwas um alles zu verarbeiten.
Lennard schafft es, uns abzulenken. Erzählt davon, wie die beiden sich kennengelernt haben. Unter welchen Umständen und was sie erlebten. Du gibst unser Kennenlernen zum Besten. Ihr zwei zaubert das Lächeln auf unsere Gesichter zurück.
Es wird eine sehr lustige Nacht. Unsere Gäste lassen wir im Wohnzimmer schlafen, während wir uns ins Schlafzimmer verziehen.
Mit viel Ausdauer zeigst du mir, wie sehr du mich liebst. Dass es keine Zweifel gibt und egal was kommt, dass wir alles überstehen. Als ich erschöpft und verschwitzt in deinen Armen liege, glaube ich dir. Schlafe beruhigt und glücklich ein.


Wir haben beschlossen zu warten.
Ein Jahr ist vergangen.
Gemeinsam haben wir uns auf das Treffen mit meinen Eltern vorbereitet.
Deine Familie besucht uns regelmäßig. Sie stehen uns genauso bei, wie mein Cousin.

Heute ist es soweit. Du fährst, da ich nicht in der Lage dazu bin. Die gesamte Fahrt über liegt deine Hand auf meinen Oberschenkel. Gibst mir damit Kraft.
Das Wetter ist so mies, wie ich mich fühle. Blitze durchbrechen die schwarzen Wolken und es gießt wie aus Eimern. Nur langsam kommen wir voran.

Nach drei Stunden erreichen wir endlich das Ziel.
Ich möchte nicht aussteigen, beginne unkontrolliert zu zittern.
Du verlässt das Fahrzeug, kommst auf meine Seite und ziehst mich in deine Arme.
„Wir schaffen das Ken. Ich bin bei dir, egal was kommt.“ Sanft verführen mich deine Lippen, lassen mich keuchen. Erhitzt sehe ich dich an. Lächelnd steckst du eine Haarsträhne hinter mein Ohr, umfasst meine Taille und führst mich die Stufen hinauf.
Als ich schelle, willst du deine Hand von mir lösen, doch ich halte sie fest. Fragend siehst du mich an. Gerade als ich etwas sagen möchte, geht die Tür auf.

„Hallo Ken, schön dich endlich mal wieder zu sehen.“ Langsam geht der Blick meiner Mutter von mir zu dir und wieder zurück. Erfasst deine Hand an meine Taille und erstarrt. Das Lächeln verschwindet und entsetzen ist zu erkennen.
„Mum, das ist Sascha.“ Stelle ich dich vor. Sie geht einige Schritte zur Seite, lässt uns ein. Sagt aber kein Wort. Hilfe suchend blicke ich zu dir auf. Kurz drückst du mich an dich. Hast mich verstanden und stehst mir bei.
„Dein Vater ist im Esszimmer.“ Sagt sie knapp und verschwindet in der Küche.
Deine Arme umschließen mich ganz.
„Wir schaffen das gemeinsam. Gib mir ein Zeichen und wir gehen sofort.“ Flüsterst du mir ins Ohr, küsst mich liebevoll und streichelst meine Wange.
„Danke“, hauche ich leise, kann das Zittern in meiner Stimme jedoch nicht ganz unterdrücken. Verstehend nickst du mir zu.
„Hallo Dad.“ Begrüße ich ihn, drücke dabei fest deine Hand.
„Sohn“, ist alles, was er sagt. Steht auf und kommt auf uns zu. Aufmerksam geht sein Blick von einem zum anderen. So wie meine Mutter bemerkt auch er sofort die Berührung.
„Dad, das ist Sascha.“ Er nickt nur, sagt nichts weiter.
Meine Mutter kommt mit dem Essen rein und alle setzen sich. Geladenes Schweigen herrscht. Ich blicke nur auf meinen Teller, muss mich zu jedem Bissen zwingen.
„Sagen sie Sascha, sie und Ken, was verbindet sie?“ Ich schlucke schwer. Unruhig geht mein Blick zu dir. Du greifst über dem Tisch nach meiner Hand, drückst sie leicht und siehst mich fragend an. Nach einem kurzen Nicken meinerseits antwortest du.
„Uns verbindet eine Menge Sir. Wir lieben uns und wir sind verlobt.“ Entsetzt schlägt meine Mutter sich die Hand vor den Mund. Tränen rollen ihr über die Wange.
„Sag, dass das nicht wahr ist!“ schreit Vater mich an. Ich zucke zusammen.
„Sir ich bitte Sie.“ Versuchst du die Situation zu schlichten. Weinend rennt Mutter aus dem Raum. Vater springt auf, dabei fällt der Stuhl um, und haut mit der Faust auf den Tisch.
„Verschwindet!“ seine Stimme wird immer lauter.
„Dad“, versuche ich ihn zu beschwichtigen.
„Verschwindet! Bastarde, raus aus meinem Haus!“ Wortlos ziehst du mich in deine Arme, schiebst mich schützend vor dir aus die Tür.
Schweigend steigen wir ins Auto und du fährst los.


Bekomme von der Fahrt nichts mit. Auch nichts von den Tränen, die unaufhaltsam laufen.
Unter einer Brücke hältst du an.
Noch immer herrscht das Gewitter, aber das interessiert dich nicht.
Ziehst mich aus dem Auto und setzt mich auf die Motorhaube.
Stehst zwischen meinen Beinen und drückst mich fest an deinen heißen Körper. Erdest mich, lässt mich spüren das ich nicht alleine bin.
Da ich nicht reagiere, hebst du mein Gesicht an. Deine Zunge leckt über meine Lippen, leicht beißt du hinein. Verzweifelt ist dein Kuss, reißt mich damit aus meiner Versteinerung. Meine Arme umschlingen deine Taille, ziehen dich noch enger an mich. Deine Hand liegt in meinem Nacken, unsere Zungen fechten miteinander. Stöhnend und nach Luft schnappend sehen wir uns an.
„Ich habe dir gesagt, dass ich da bin.“ Sagst du und küsst mich wieder. Diesmal ist es sanft, verheißungsvoll und Leidenschaft pur.
„Lass uns nach Hause fahren!“ Mit dem nächsten Kuss gibst du mir ein Versprechen, welches du daheim einlösen wirst. Glücklich nicke ich dir zu, streiche über deinen Rücken und lächel.
Mit einem letzten Kuss hebst du mich vom Auto und wir fahren in unser eigenes Paradies.


Nie mehr ohne dich




„Bist du sicher das du dir das Antun möchtest?“ behutsam legst du deine Hand an meine Wange, siehst mir dabei tief in die Augen. Langsam schüttel ich den Kopf. „Warum dann? Wieso tust du dir das jedes Mal aufs Neue an?“ Schwach zucke ich mit den Achseln, sinke gegen deine gestählten Muskeln. Tröstend nimmst du mich in den Arm, streichelst mir sacht durchs Haar. „Ken Liebster. Sie wollen es nicht sehen. Lass es uns alleine durchziehen. Meine Familie steht hinter uns und sie lieben dich wie ihren eigenen Sohn. Außerdem hast du Freunde, die dich akzeptieren.“ Ich schniefe leise, hast du doch recht und trotzdem …
„Es sind meine Eltern. Ich möchte sie dabei haben.“
„Kleiner“, sanft drückst du deine Lippen auf mein Haar.

Wir haben heute Jahrestag, um genau zu sein den Zehnten.
Dreizehn Jahre sind wir schon zusammen, zehn davon verlobt.
Unser Hochzeitstermin steht bereits fest. Einzig meine Eltern sind noch immer ein Dorn im Auge.
Unzählige Male waren wir bei ihnen gewesen und jedes Mal gehen wir niedergeschlagen nach Hause.

Heute wollte ich wieder einmal zu Ihnen fahren. Das soll mein letzter Versuch sein. Wie so oft habe ich das schon gesagt?
„Lass uns fahren Sascha, bitte!“ Schwach ist meine Stimme und ich muss schwer schlucken. Seufzend atmest du tief durch und willigst missmutig ein.


„Mum bitte, warum verstehst du mich nicht?“ Uneingeladen kamen wir an. Das Entsetzen uns zu sehen war beiden ins Gesicht geschrieben. Dennoch dürfen wir eintreten.
„Dad ich bin doch immer noch dein Sohn!“ Doch er sieht weg.
Verzweifelt greife ich nach meinem Glas und nehme einen kräftigen Schluck.
Es ist bereits der vierte Whisky, die Cola habe ich bei diesem Glas weggelassen.
Eine schlechte Angewohnheit, jedoch trinke ich nur hier. Wenn ich versuche ruhig zu bleiben und meine Eltern überzeugen möchte.
Du stehst am Fenster, siehst nach draußen und doch weiß ich, dass du bei mir bist. Dafür bin ich dankbar, denn sollte es ausarten bist du da.
„Du bist nicht mein Sohn.“ Schreit mich Vater an und ich zucke zusammen. Mutter sitzt neben ihm, zusammengesunken und sagt kein Wort. Starrt einfach nur zu Boden.
„Mum“, flüster ich Hilfe suchend, doch sie ignoriert mich total.
Wieder setze ich das Glas an und leere es in einem Zug, fülle es sofort wieder neu. „Warum tut ihr mir das an?“ verzweifelt leise ist meine Stimme geworden. Mein Blick sucht den deinen und du fixierst ihn, bindest mich an dich und nickst mir zu. „Wir werden heiraten.“ Sage ich endlich, lege eine Einladungskarte auf den Tisch und leere den Kelch aufs Neue. Du trittst an meine Seite und als ich aufstehe, reichst du mir die Hand. Dankbar ergreife ich sie und du ziehst mich ohne ein weiteres Wort aus dem Haus.
Unbemerkt laufen mir die Tränen, doch ich schlucke den Schmerz hinunter.


Wie so oft verfinstern sich die Wolken, als du das Fahrzeug über die nasse Fahrbahn dirigierst. Mein Blick geht ins Leere, der Alkoholpegel ist nicht hoch genug um mich vergessen zu lassen.
Nach jedem Besuch hältst du an der Brücke an, nimmst mich in den Arm und flüsterst mir leise Schwüre ins Ohr. Heute ist es nicht anders.
Die Stille erdrückt dich, unser Haltepunkt kommt näher.
Ich reagiere nicht, als du aussteigst und meine Tür öffnest. Du ziehst mich einfach in deine Arme, brauchst nichts sagen, den deine Gedanken spiegeln sich in deinem Gesicht und Tun wieder.

Fest umschlingst du meinen schmächtigen Körper, streichelst unablässig über Arme und Rücken. Deine Hände kommen nicht zum Stillstand. Dabei küsst du mich auf die Stirn.
„Liebster es ist gut. Wir gehören zusammen, egal was deine Eltern sagen.“ Immer wieder flüsterst du mir die Worte ins Ohr. Berührst dabei mein Innerstes und fängst mich auf. Du weißt genau, was du sagen musst.

Schmiege meinen zitternden Körper an deinen, genieße die Berührung und stöhne, als deine Zähne über mein Ohr und Hals kratzen. Deine Hände wandern unter mein durchnässtes Shirt, entledigst mich des Stoffes. Immer wieder küsst du mich. Schläfe, Nase, Lippen nichts lässt du aus.
Verzweifelt erwider ich den Kuss, als deine Zunge die meine umspielt.
Heftig keuchend lösen wir uns nur Sekunden voneinander. Du hebst mich hoch, setzt mich auf die Heckklappe, im selben Moment schlinge ich die Beine um deine Hüfte, streife dir das Shirt nach oben und Küsse deinen nackten Oberkörper.
„Sascha“, fragend und bittend sehe ich dich an. Du verstehst mich, leckst über meine Lippen. Während eine Hand mich im Rücken an dich drückt, schiebt die andere sich auf meine Lende. Öffnet meine Hose, was mich stöhnen lässt. Verlangend reibst du dich an mir, streichelst meine Erregung. Der Kopf fällt mir in den Nacken, die Augen schließen sich.
Du weißt, wie du mich anfassen musst, zeigst es mir mit jeder Bewegung.



Du hilfst mir vom Fahrzeug, lässt mich aber nicht aus deiner Umarmung.
Ich schmiege mich an deine Muskeln, fühle mich geborgen.
Der Regen kühlt unsere heißen und verschwitzen Körper ab, was mich zittern lässt.
„Lass uns nach Hause fahren!“ flüsterst du mir ins Ohr. Ich möchte der Stille noch nicht entfliehen und schüttel den Kopf.
„Kleiner ich bin immer bei dir. Ob hier oder in der großen Stadt.“ Sanft hebst du meinen Kopf und siehst mir fest in die Augen. Ich kann den Blick nicht von deinen blauen Tiefen abwenden.
„Lass deine Eltern reden.“ Hauchst du zwischen zwei Küssen.
„Nie mehr möchte ich ohne dich sein!“ Genau das ist es, was ich hören muss. Lege die Hände um deinen starken Nacken und ziehe dich zu einem verzweifelten Kuss zu mir runter.
„Nie mehr!“ flüster ich dir zu.

Damit schaffst du es mich ins Auto zu bugsieren. Und fährst nach Hause.
Sorgst dafür, dass ich in die Badewanne komme und kochst derweil eine heiße Schokolade, die du mir bringst.
Du sitzt auf dem Badewannenrand, siehst mich mitfühlend an und streichst mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht.

„Du kannst nicht mehr machen Ken.“ Sagst du mitfühlend, was mich seufzen lässt. „Kleiner komm schon. Du hast alles versucht. Deine Eltern können es nicht akzeptieren. Unsere Hochzeit ist in vier Monaten.“
„Du hast ja recht Großer.“ Muss schwer schlucken, um die Tränen zu unterdrücken. Doch du bemerkst sie. Nimmst ein Badehandtuch und hältst es mir hin. Ich komme deiner stummen Aufforderung nach und erhebe mich. Lass mich von dir einwickeln und ins Bett tragen.
Fest hältst du meine Körper an deinen gepresst, als ich mich stumm in den Schlaf weine.


Die Hochzeit rückt näher. Nur noch ein Monat.
„Ken Gang drei bitte.“ Ertönt die Stimme meines Chefs durch die Lautsprecher. Bin für die Reinigung und das Auffüllen der Regale eingeteilt. Es fällt mir schwer mich auf die Arbeit zu konzentrieren, so kurz vor unserem großen Ereignis.
Daher darf ich auch nicht mehr an der Kasse sitzen, ständig unterlaufen mir irgendwelche Scanfehler. Innerlich muss ich schmunzeln. In einer Stunde durfte der Chef fünfzehn Mal an die Kasse, so viele Fehler hatte ich begannen.
Jetzt durfte ich ein zerbrochenes Glas aufsammeln.
Es war ermüdend nur als Laufbursche zu laufen, aber lieber so als gar keinen Job.

„Kleiner wo sind nur deine Gedanken?“ Erschrocken richte ich mich auf, drücke dabei die Hand zu.
„Scheiße“, fluche ich, als die Scherbe sich in meine Handfläche schneidet. Obwohl ich es vor dir verbergen möchte, ziehst du meine Hand zu dir und öffnest sie vorsichtig. Kopfschüttelnd ziehst du mich mit ins Büro.
„Was machst du nur für Sachen? Eigentlich müsste ich dich die letzten Wochen Krankschreiben.“ Mitfühlend lächelst du mich an, was mich jedoch nur schnauben lässt.
„Was machst du eigentlich schon hier?“ frage ich, vom Thema ablenkend.
„Du hast es vergessen.“ Gespielt beleidigt schüttelst du den Kopf. Ich versuche mich zu erinnern, komme aber nicht darauf.
„Entschuldige“, geknickt senke ich den Kopf. Abrupt bleibst du stehen, siehst mich an und ziehst mich in deine Arme.
„Kleiner, was ist wirklich los? Du bekommst doch wohl nicht kalte Füße oder?“ Ruckartig geht mein Blick nach oben.
„Nein, wie kommst du nur darauf? Ich freue mich so sehr darauf.“ Sanft legt sich deine Hand an meine Wange.
„Ist doch gut.“ Vorsichtig berühren deine Lippen, die meinen. Bitten um Einlass, den ich deiner Zunge nur zu gerne genehmige. Ganz zart streicht die Zunge über meine Zähne und stupst die meine an. Unser beider Atem geht schneller, als du dich von mir löst und ansiehst.
„Komm mit, ich will mir deine Hand ansehen.“ Ohne auf Antwort zu warten, ziehst du mich ins Büro.

„Ken verdammt was ist passiert?“ Erschrocken sieht der Chef mich an, als du mir die Hand mit einem Tuch säuberst.
„Gar nichts“, nuschel ich und beiße die Zähne zusammen, was dir jedoch nicht entgeht.
„Nach gar nichts sieht das aber nicht aus.“ Schreit er mich schon fast an.
„Es war meine Schuld. Ich habe ihn abgelenkt und er hat sich geschnitten. Leider so das es wohl genäht werden muss.“ Sagst du, ohne von meiner Hand aufzublicken. Holst aus dem Erste-Hilfe-Kasten Verbandsmaterial und versorgst so die Wunde. „Ich melde mich nachher bei Ihnen und gebe Bescheid, was bei raus kommt.“ Damit verabschiedest du uns beim Chef und schiebst mich zur Tür hinaus.

„Sascha bitte muss das wirklich genäht werden?“ Jammer ich und lass mich tiefer in den Autositz sinken. Beruhigend legst du die Hand auf meinen Oberschenkel und drückst leicht.
„Es tut mir leid, aber ja. Versuch einmal die Finger zu bewegen.“
Ich wollte die Finger bewegen, einen nach dem anderen, doch nach dem Daumen hörte es auf. Spürte nur noch Schmerzen. Eine einzelne Träne löste sich aus dem Augenwinkel, die ich hastig wegwischte.
„Bleib ruhig Ken. Das heißt gar nichts.“

Es hieß gar nichts. Ich hatte sehr viel Glück gehabt. Zwar musste die Wunde genäht werden, aber ich hatte mir keine Sehnen verletzt. Erleichtert atmete ich auf, als ich zwei Stunden später endlich aus dem Krankenhaus konnte.
„Was war das eigentlich für ein Termin, den ich schon wieder vergessen habe?“ frage ich dich kleinlaut, als wir wieder im Auto sitzen.
„Es geht um das Catering?“ Ich ließ mich in den Sitz sinken.
„Kein Wunder, das ich daran nicht mehr gedacht habe. Ich bin doch nicht derjenige, der bei uns beiden kocht.“ Lächel ich dich schelmisch an.

Die Menüauswahl ist schnell zusammengestellt. Auch der zweite Termin, mit dem Standesbeamten, ist zügig in der Tasche.
Ich fühle mich geschlaucht und lasse mich am Abend auf die Couch fallen. Schließe die Augen und schlafe binnen Sekunden ein.


Krankgeschrieben.
Stöhnend drehe ich mich im Bett auf den Rücken. Du hast den Wecker ausgeschaltet, so dass ich unweigerlich verschlafen hätte. Ein kleiner Zettel liegt auf dem Nachtschrank.

Mach keine Dummheiten. Bin zum Mittag zu Hause. In Liebe dein Sascha.

Grummelnd drehe ich mich auf die Seite, habe keine Lust aufzustehen. Lass die Augen geschlossen und schlafe schon bald wieder ein.

Das nächste Mal erwache ich durch eine leichte Berührung an der Wange.
Verschlafen öffne ich die Augen, sehe in deine blauen Seen, die mich anlächeln.
„Aufstehen Schlafmütze, hab Essen mitgebracht.“ Knurrend drehe ich mich auf die andere Seite, was dich lachen lässt. „Du bist unverbesserlich“, tadelst du sanft und ziehst mich zu dir zurück. „Sei doch froh das es so gekommen ist.“
„Bin ich aber nicht wirklich. Was ist, wenn ich deswegen den Job verliere?“ Lächelnd streichst du mir das Haar aus dem Gesicht.
„Das wirst du nicht, vertrau mir. Ich werde schon aufpassen.“ Ergeben lege ich meine Hände in deinen Nacken und ziehe dich zu einem Kuss zu mir.
„Und was soll ich die ganze Zeit so allein hier machen?“ traurig ist mein Blick, doch du küsst es mit einem Lächeln weg.
„Da fallen mir viele Sachen ein.“ Hauchst du mir ins Ohr, bevor deine Zunge darüber leckt.


So vergehen die restlichen Tage.
Auf einen Junggesellenabschied verzichten wir beide. Genießen wir doch lieber die letzten Stunden in Freiheit gemeinsam.
Den Morgen ist unser großer Tag.
Telefon und Türschelle haben wir vorsorglich ausgeschaltet. Auch das Licht ist in der gesamten Wohnung gedimmt, so dass es von außen aussieht, als wäre niemand zu Hause.
Und wir haben Glück, können die letzte Nacht in vollen Zügen genießen.

Nach einem gemeinsamen Schaumbad verbindest du mir noch im Badezimmer die Augen, führst mich ins angrenzende Schlafzimmer. Kaum liege ich auf dem Bett spüre ich deinen heißen Körper neben mir. Deine Hände, die unablässig über meine Haut streichen. Hauchzart nur ist die Berührung, doch um so intensiver für mich, da ich nichts sehe. Muss mich auf die anderen Sinne verlassen. Wie ein Windhauch streichelt mich dein Atem, federleicht deine Lippen, die meine sensiblen Stellen liebkosen. Sanft deine Hände, die meine Muskeln massieren. Leise Worte der Liebe und des Vertrauens hauchst du mir ins Ohr, lässt deine Zähne und Zunge sprechen.
Entlockst mir Laute der Leidenschaft, treibst Schweißperlen auf die erhitzte Haut. Beuge mich deiner Liebkosungen entgegen. Kein Millimeter meines Körpers bleibt unberührt von dir. In vollen Zügen gibst du mir alles nach was ich mich sehne, ohne selbst zu fordern. Zeigst mir deine Loyalität und Hingebung in deinem Tun.
Stunden später ziehst du mich erschöpft, aber glücklich in deine Arme. Heute hast du mir alles gegeben, nicht einmal etwas dafür genommen. Und doch hast du alles bekommen.


„Guten Morgen Darling.“ Begrüßt du mich freudestrahlend. Heute ist unser Tag und selbst dir, wo du doch sonst so sicher bist, steckt die Aufregung in den Knochen. Lächelnd sehe ich dich an, küsse dich zärtlich auf die vollen Lippen.
„Erzähl mir nicht, du bist nervös?“ Vorlaut bin ich, um meine eigene Unruhe zu verbergen. Du verwuschelst mir das Haar und klaust mir die Decke.
„Raus aus den Federn, meine Eltern sind in einer halben Stunde da.“
„Was?“ Erschrocken springe ich auf, habe ich das doch schon wieder vergessen. Kopfschüttelnd gehst du ins Bad und ich folge dir.
„Ich hoffe du hast wenigstens deine Zeilen nicht vergessen?“
Knurrend mach ich mich unter die Dusche, habe ich die Worte doch solange gelernt, bis ich sie im Schlaf sprechen kann.

Pünktlich steht deine Familie auf der Matte.
„Ken du siehst hinreißend aus in dem hellblauen Anzug.“ Lächelnd zieht mich Sidney in die Arme.
„Ja du hast recht, wie ein Engel“ pflichtet ihr deine Mutter bei, was mich die Augen verdrehen lässt. Mit einem Grinsen im Gesicht drückst du mir einen Kuss in den Nacken, als du in die Küche an mir vorbei gehst. Niemand sagt etwas zu deinem Anzug. Dunkelblaue Seide mit einem weißen Hemd darunter. Um die Hüfte trägst du einen breiten hellblauen Gürtel. Deine dunklen Haare hast du ordentlich nach hinten gegelt.
Ich sehe dagegen aus wie ein Lausbube. Zumindest empfinde ich das so. Unter dem Anzug trage ich ebenfalls ein weißes Hemd und einen dunkelblauen Gürtel, passend zu deinem Anzug. Meine engelsblonden Locken, wie du sie immer nennst, lassen sich nicht ordnen. Schmücken meinen Kopf wie eine Krone. Ich hasse diese Aussage, doch dir gefällt es genau so, wie es ist.
Nie hast du versucht mich oder mein Aussehen zu verändern. Gerade das ist es, was ich an dir am meisten liebe. Du akzeptierst mich so, wie ich bin, mit allen Kanten und Fehlern.
„Du sollst nicht immer so viel vor dich hingrübeln Kleiner.“ Deine Arme legen sich um meine Taille, ziehen mich an dich und du schmiegst deine Nase in mein Haar. Tief atmest du ein, inhalierst meinen Duft.

„Kommt endlich ihr zwei Turteltauben!“ Unterbricht Roxy unsere Zweisamkeit. Alle stehen in den Startlöchern, es wird Zeit zum Standesamt zu fahren.
„Ken es tut mir leid.“ Flüsterst du mir ins Ohr, als ich mich umdrehe. Habe eigentlich versucht dich meine Träne nicht sehen zu lassen, aber dir kann ich nun einmal nichts vormachen. „Vielleicht geschehen noch Wunder.“ Küsst mir die Wange trocken und nimmst mich fest in den Arm.
„Sascha Ken kommt endlich“ Dein Dad wird energisch. Wir schaffen es tatsächlich, noch zu unserer eigenen Hochzeit zu spät zu kommen. Lächelnd wuschelst du mir durchs Haar und endlich gehen wir hinaus.


Gerry und Lennard warten bereits auf dem Parkplatz auf uns.
„Sweetheart“, grüßt mein Cousin und zieht mich in eine Umarmung. Du wirst nicht minder stürmisch in Empfang genommen.
„Wo wart ihr zwei gestern?“ Lächelnd siehst du mich an, gibst aber keine Antwort. „Oh man, als hättet ihr nicht noch genug Zeit damit.“ Gerry verdreht die Augen, was uns nur auflachen lässt.

Oben, vor dem Zimmer stehen einige meiner und deiner Arbeitskollegen. Steffy nimmt mich herzlich in den Arm.
„Ich freue mich so für dich.“ Flüstert sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange.
Suchend geht mein Blick durch die Menge.
Mitfühlend legen sich große Hände auf meine Schultern. Ich lehne mich an den Körper, den ich schon so lange kenne, und schließe einen Moment die Augen.
Wir brauchen nicht reden, verstehen wir uns doch ganz ohne Worte.

Endlich ist es soweit, alle begeben sich in das Zimmer.
Die Standesbeamtin kommt als Letztes. Beginnt ohne Umschweife mit ihrer Rede.
Als es darum geht, das wir unseren Text aufsagen sollen, öffnet sich die Tür. Ein Tuscheln geht durch die Reihen und auch wir sehen uns um.
Augenblicklich erstarre ich, meine Knie geben nach und würdest du mich nicht festhalten, wäre ich zu Boden gegangen. Unbemerkt stehlen sich Tränen aus den Augen. Kaum kann ich die Person noch erkennen. Aber das brauche ich nicht, den es ist kein Traum.
„Mum“, hauche ich, als sie vor mir steht. Wortlos zieht sie mich in die Arme, drückt mich fest an sich und ich merke, wie ihr Körper unter Schluchzern zittert.
„Es tut mir alles so Leid Kenny. Du bist mein einziges Kind und ich hätte dich nie so behandeln sollen. Ich wünsche dir alles Glück und Liebe dieser Welt.“ Zärtlich blickt sie mich an, trocknet mir die Wange und setzt sich zu deinen Eltern in die erste Reihe. Einige Male muss ich noch heftig schlucken, ehe ich wieder sprechen kann.
Lächelnd sieht mich die Beamtin an und nickt uns zu.
Wir drehen uns zueinander, fassen uns an den Händen und blicken tief in die Augen des anderen.
Zaghaft kommen mir die Worte über die Lippen.

Ich fühlte mich hingezogen zu dir,
wollte dir nahe sein.
Nun bist du ein Teil von mir.
Ich bin ein Teil von dir,
so nahe sind wir uns nun.
Mein Leben ist neu durch dich.
Egal wie steinig der Weg auch wird,
immer möchte ich an deiner Seite sein.
Das Rückgaberecht war bereits am ersten Tag versiegt,
aber die Garantie auf meine Liebe,
die hast nur du.



Ich sehe, wie du dich beherrschen musst. Kennen wir die Worte des anderen doch nicht. Eine einzelne Träne läuft über deine Wange, als du deine Worte sagst.

Wie habe ich mich nach dir gesehnt,
habe geträumt, einen Augenblick dir nahe zu sein.
Der Augenblick hat mich schon glücklich gemacht,
doch er ist mir nicht mehr genug.
Keine Stunde und erst recht kein Tag,
ein Leben lang muss es schon sein.
Und dieses Leben möchte ich heute
mit dir neu beginnen.
Für immer möchte ich dich
an meiner Seite wissen.
Denn du bist das Wertvollste in meinem Leben.



Nicht nur bei uns beiden fließen die Tränen, das höre ich an der Geräuschkulisse. Die Beamtin fordert uns auf, die Ringe zu tauschen. Und nach einigen Formalitäten ist es geschafft.
„Der Kuss“, rufen mehrere in die Stille, die entstanden war.
Diesen Kuss sollen sie bekommen. Langsam ziehst du mich in deine Arme, umfängst mein Gesicht mit deinen Händen. Trocknest die Wangen mit dem Daumen, bevor deine Zunge vorsichtig über meine Lippen leckt. Ich gewähre dir den gewünschten Einlass, fest schmiegen sich die Lippen aneinander. Zärtlich spielen die Zungen ihr eigenes Spiel. Ein Versprechen auf die Nacht, unsere Hochzeitsnacht.
Ein Jodeln und Raunen geht durch die Reihen. Lächelnd und schwer atmend lösen wir uns voneinander.
Der Reihe nach beglückwünschen uns alle, ehe wir es endlich schaffen zum Restaurant zu fahren, wo die Feier stattfinden soll.


„Wie hast du es geschafft das Mum hier ist?“ frage ich dich leise beim Essen. Haben wir noch keine Zeit gefunden vorher zu reden. Doch du schüttelst leicht den Kopf.
„Ich habe gar nichts gemacht. Frag doch einmal bei Gerry nach.“ Ich bin überglücklich das wenigstens sie hier ist, da kann ich warten, bis sie es mir selbst sagt. Zeit zum Reden werden wir noch genug haben.

Eine Stunde nach dem Essen dürfen wir die Tanzfläche eröffnen. Natürlich mit dem traditionellen Hochzeitswalzer. Als Musik haben wir unser beider Lieblingsstück rausgesucht. Von Philippe Entremont - Für Elise.
Das nächste Stück tanzen wir mit unseren Müttern.
„Was ergab deinen Wandel?“ frage ich sie leise zwischen zwei Liedern. Traurig sieht sie mich an.
„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so lange verletzen. Mir ist es immer egal gewesen, wen du liebst. Ich habe bei jedem Besuch gemerkt, wie glücklich du mit Sascha bist. Aber dein Dad …“ Sie will noch etwas sagen, doch ich lege ihr einen Finger auf die Lippen.
„Es ist gut Mum. Ich bin froh das du hier bist. Und ich hoffe, dass es so bleiben wird zwischen uns.“ Lächelnd sieht sie mich an und nickt.
Ich rede nicht viel mit ihr, freue mich einfach das sie da ist. Und sie scheint glücklich zu sein, so wie ich es bin. Etwas Schöneres kann es für mich heute nicht geben.


Mit verschiedenen Spielchen und guter Musik lassen wir die Feier in den frühen Morgenstunden ausklingen.
Leicht beschwipst bringt uns ein Taxi nach Hause. Wie es der Brauch so will, trägst du mich über die Schwelle, was mich kichern lässt.
Den erst im Schlafzimmer darf ich aus deinen Armen und lande direkt im Bett.
„Weißt du, was jetzt kommt?“ Hauchst du mir zwischen zwei Küssen ins Ohr. Knabberst dabei unablässig an meinen Hals, was mich stöhnen lässt.
„Ich hoffe doch, dass worauf ich mich den ganzen Tag am meisten freue.“ Rau vor Verlangen ist meine Stimme. Die Hände haben bereits angefangen dein Hemd aufzuknöpfen.
„Das und noch viele andere Versprechen.“ Ist der letzte vernünftige Satz, den du in dieser Nacht noch hervorbringen kannst, bevor ich dich mit aller Kunst verwöhne.


Ja jetzt kann der Rest unseres neuen Leben anfangen.
Glücklich lasse ich mich in deinen Berührungen fallen, genieße deine Liebe. Genieße dich in vollen Zügen.

Impressum

Texte: © M.Kaspereit
Bildmaterialien: google / Design ©M.Kaspereit
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2012

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