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Vorwort / Introductions / Warnings

Hallo :D

 

Hier ist mal wieder ein Buch von mir - ALLERDINGS diesmal ein wenig anders.

 

Da ich es in letzter nicht auf Reihe kriege, weder eine Geschichte fortzusetzen, zu beenden, noch neu anzufangen, habe ich in meiner freien Zeit - von der ich in den Ferien reichlich gehabt hatte - unabhängige Geschichten zu spinnen und in one-shots, also quasi in Ausschnitten zu verfassen, anstatt ganze Bücher zu verfassen (dafür scheine ich zu ungeduldig mit mir selbst zu sein ... ._.).

 

Dabei haben mich viele unterschiedliche Charaktere "besucht".

 

Am häufigsten waren dabei meine zwei Lieblinge Darcan Crowe und Blood Callahan dabei gewesen. Um die beiden habe ich mittlerweile ein ganzes Universum gesponnen, inklusive Geschichte, Vor-Geschichte (und dennoch schaffe ich es nicht, ein Buch über die beiden zu verfassen >_<), Nebencharakteren etc.

Für deren Universum habe ich ein extra-Kapitel in diesem Buch verfasst, damit ihr euch in der Handlung der One-Shots zurecht finden könnt, da diese ziemlich bedeutend ist und es besser verständlich ist, wenn man die Hintergründe der Charaktere kennt.

 

 Zu bemerken ist jedoch: Es gibt keine wirkliche Storyline innerhalb der One-Shots.

Es gibt Kapitel, die haben keine besonderen Zusammenhang.

Es gibt Kapitel, die wiederholen vorigen Kapitel, nur mit abgeänderten Perspektiven, Setting etc.

Es gibt Kapitel, die knüpfen an andere Kapitel anknüpfen und es wirken lassen, als würde ein Zusammenhang bestehen.

Es gibt jedoch auch Kapitel, die widersprechen anderen Kapiteln oder lassen frühere Kapitel außer Acht.

Wie gesagt: die Storyline variiert hier und da innterhalb der Geschichten.

 

Auch muss ich warnen, dass ich dazu tendiere, zwischen den Sprachen Deutsch und Englisch zu switchen und ihr so auch Kapitel finden, die in englisch verfasst sind.

Ich hoffe jedoch, ihr werdet/könnt sie trotzdem lesen. :)

 

Kommentare und Kritik sind wie immer erwünscht. Ich würde gerne wissen, was ihr hiervon halten. :)

 

And please do excuse my many typing errors T-T

"The Nephilim's Curse" - Charaktere / Universum

Die Welt von "The Nephilim's Curse":

Genre: Fantasy, Romance, Boy's Love / Gay Love

 

Die Welt von "The Nephilim's Curse" ist eine einfache und gleichzeitig sehr komplizierte, da es im Grunde genommen zwei Welten gibt.

 

Die erste Welt ist unsere moderne Welt wie wir sie kennen. Die Geschichte findet zunächst in Südengland, in der Nähe von Winchester in einer erfundenen Stadt auf dem erfundenen Campus einer erfundenen Elite-Universität namens "Lightgate Academy" statt. Später ziehen die beiden Hauptcharaktere zusammen nach London, wo sie ihren jeweiligen Berufen nachgehen und nicht ganz so alltägliche Alltagsszenarien durchleben wie zum Beispiel einen "Disaster Vlog", Streitereien über das Kochen und Essen und den jeweiligen Gewohnheiten der Mitbewohner.

 

Die zweite Welt ist im Grunde genommen die Hölle, zumindest die Unterwelt, in der Wesen wie Gefallene Engel, Dämonen, Nephilim und Hexen regieren.

Zwischen diesen Wesen gibt es jedoch auch eine Rangordnung, die wie folgt abläuft: Gefallene EngelDämonenNephilimHexen.

 

Dämonen sind in diesem Fall die Nachkommen zweier Gefallener Engel, sie können sich nicht weiter fortpflanzen. Sie werden im Grunde genommen behandelt wie Soldaten. Kurz nach der Geburt werden sie abgegeben, damit sie in speziellen Einrichtungen groß gezogen werden können. Sie werden so erzogen, dass sie den Gefallenen Engeln, die über die Unterwelt herrschen, allen voran Luzifer und unter ihm die drei Ältesten, als Exekutive unterstehen und deren Befehle ausführen.

 

Nephilim sind, wie bekannt, die Nachkommen eines Gefallenen Engels und einem Menschen. Sie stehen noch unter den Dämonen und werden von den Gefallenen Engeln lediglich als Bastarde und somit als einfache Arbeiter, des öfteren auch als Sklaven angesehen.

 

Im Gegensatz zu den Dämonen, können sie sich fortpflanzen, allerdings nur mit Menschen. Die daraus entstehenden Nachkommen sind die Hexen oder Hexer, die zwar weitest gehend menschlich sind, doch noch immer schwache Engelskräfte besitzen, die sich bei ihnen in Form von Magie manifestieren können, es allerdings nicht immer tun. Es gibt nur wenige Nephilim-Nachkommen, da weder Hexen noch Nephilim von den Gefallenen Engeln geschätzt werden und Hexen oft anfällig für psychische Störungen wie Depressionen sind.

 

In dieser Welt ist Darcan Crowe, einer der Protagonisten, regelrecht ein Wunderkind. Er wuchs nicht in der Unterwelt auf, da sein Vater, der Gefallene Engel Alastor, ihn und seinen Bruder verborgen hielt. Das besondere ist jedoch nicht nur, dass Alastor einer der herrschende Lords war, der desertierte, um einen Umsturz in der Regierung der Unterwelt herbei zu führen. Die andere Besonderheit ist, dass Darcans Mutter eine Hexe mit Magie war. Eine unerhörte Kombination in der Unterwelt.

Aus diesem Grund wurde Blood Callahan von den Ältesten damit beauftragt, Darcan und dessen Bruder nach der Ermordung ihrer Eltern ausfindig zu machen, nach möglichen Informationen auszuspionieren und schließlich umzubringen, damit sie nicht dem revolutionären, aufständigen Beispiel ihrer Eltern folgen können würden.

 

So meldete sich Blood auf der "Lightgate Academy" an, auf der Darcan und sein Bruder Rain wegen ihrer herausragenden IQs und Leistungen aufgenommen worden waren.

Es konnte jedoch keiner voraussehen, dass Blood und Darcan sich ineinander verlieben würde.

 

 

Charaktere:

 

Darcan Crowe

 

Art: Nephilim

Alter (zu Anfang): 25 Jahre

Haare: schwarz, rel. kurz aber wellig

Augen: grün

Größe: 1,88 m

Sonstiges: britischer Akzent, IQ von 185, IT-Student

 

Darcan Crowe ist einer der zwei Hauptprotagonisten und relativ komplex. Auf den ersten Blick ist er sehr zurückgezogen, was man schnell als Arroganz missverstehen kann. Dabei ist er lediglich nervös in unbekannten Menschenmengen und weiß sich im Umgang mit anderen nur schwer zu behelfen, wie Blood gleich bei ihrer ersten Begegnung feststellen muss.

Äußerlich ist er auffällig durch sein tiefschwarzes Haar und seine großen, grünen Augen, die meistens "tot" und "reflektierend" wirken. Außerdem sticht er durch seine Größe hervor. Weitere besondere Merkmale sind, dass er zu Anfang der Geschichte ein sehr blasses Gesicht hat, mit hervorstechenden Wangenknochen und dunklen Schatten unter den Augen.

Diese Merkmale rühren von psychischen Störungen her, die wiederum in seiner Kindheit entstanden sind. Darcan leidet unter Angststörungen, für die er zum Teil genetisch bedingt durch seine Mutter schon von Geburt an anfällig war. Richtig manifestiert haben sie sich jedoch erst als er mit 10 Jahren hatte mit ansehen müssen wie seine Eltern ermordet worden sind (ihn und seinen Bruder hatte man damals übersehen). Die Angststörungen führen zu Albträumen, die ihn auch manchmal plagen wenn er wach ist, quasi Halluzinationen, in denen er sich an das Geschehniss zurück erinnert. Durch die Albträume entstehen Schlafstörungen, da er Angst hat, einzuschlafen und seinen Erinnerungen zu begegnen. Außerdem führen die Angststörungen zu Ess- und Geschmacksstörungen, sodass er selten Appettit oder Hunger hat und somit - abgesehen von Kaffee - selten etwas zu sich nimmt.

Menschlicher Kontakt und emotionale Bindungen, wie er sie später mit Blood eingeht, erleichtern diese Angststörungen, sogar soweit, dass er, abgesehen von gelegentlichen Rückfällen, normal leben kann.

Vor Blood hatte er nach dem Tod seiner Eltern lediglich Kontakt mit seinem jüngeren Bruder Rain, für dessen Überleben er bis zur Aufnahme an der Lightgate Academy gesorgt hat.

 

 

 

Blood Callahan

 

Art: Dämon

Alter (zu Anfang): 22 Jahre

Haare: braun, kurz

Augen: gold-braun mit rostfarbenen Flecken

Größe: 1,82 m

Sonstiges: amerikanischer Akzent, IQ von 170, Jura-Student

 

Blood Callahan ist der zweite der zwei Hauptprotagonisten. Er ist ein Dämon, der mit dem Auftrag, Darcan zu töten, an die Lightgate Academy kommt und auch prompt Darcan als Zimmernachbarn bekommt.

Zunächst ist er sehr arrogant und Darcan gegenüber sehr verständnislos, der sich ihm als unzuverlässig, überheblich, unnahbar emotionslos und exzentrisch präsentiert. Erst durch mühsame und ungeschickte Konversationen, die er führt um ja an mögliche Informationen von ihm zu kommen, findet er nach und nach mehr über Darcan und seinen Hintergrund heraus. Dabei wird er immer toleranter und sogar verständnisvoller ihm gegenüber, was ein kleines Wunder ist, da Darcan es zuvor geschafft hat, jeden Zimmernachbar zu vergraulen.

Mit der Zeit kommen sich die beiden näher und freunden sich an und Blood verliert immer mehr den Beschluss, Darcan zu töten und seinen Auftrag durch zu führen und beginnt den Standpunkt von Darcan und dessen Vater zu verstehen. Als Blood schließlich von Darcans psychischer Verfassung erfährt, beschließt dieser, fasziniert und voll Bewunderung ob Darcans kaputtem, aber ungebrochenem Charakter, Darcan zu helfen, was oft darin endet, dass er Darcan bemuttert, der sich jedoch auch des Öfteren wie ein Kind verhält.

Darcan & Blood: The Beginning

Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her und sah mich um.

Alles um mich herum glänzte und spiegelte. Die Wände, der Boden. Alles war aus glatt poliertem Marmor. Selbst in den altmodischen Kerzenhaltern an den Wänden, konnte ich mein Spiegelbild ausmachen. Es war fürchterlich einschüchternd. Aber gleichzeitig auch vollkommen willkommen. Endlich war ich die stinkenden, klebrigen Linoleum-Flure meiner letzten Schule los!

Ich war allein hier. – Naja, wenn man von dem Mädchen absah, das am anderen Ende des Raumes saß, schmatzend Kaugummi kaute und mich unverhohlen anstarrte. Und dem Jungen, der neben einer Frau saß, von der ich annahm, dass sie seine Mutter war und die beruhigend auf ihn einredete (soll das mal einer glauben – ein 19-jähriger Kerl, der sich bei seiner Mutter ausheulte). – Nein, was ich meinte war, dass ich keine Begleitung hatte (anders als das Weichei mir gegenüber). Selbst das Mädchen war mit ihren Eltern hier, die sich jedoch auf irgendeine Erkundungstour verdrückt hatten. Bei mir saßen weder Eltern, noch Großeltern, noch sonst irgendwelche Verwandten oder Freunde. Na gut, es wäre auch merkwürdig, wenn tote Personen auf einmal neben mir sitzen würden – was meine Eltern anging zumindest. Freunde hatte ich nie wirklich welche gehabt.

Doch auch wenn ich mich in diesem Aspekt von den anderen beiden Jugendlichen unterschied, hatten wir immerhin eine Sache: wir drei wurden eingeladen, die Lightgate-Academy zu besuchen.

Die Lightgate-Academy war im weitesten Sinne eine Universität, allerdings keine gewöhnliche. Nur besonders begabte, besonders intelligente Schüler hatten die Ehre, eine Einladung für diese Elite-Schule zu erhalten.

Wie ich an solch eine Einladung gekommen war, war klar. Mein ganzes Leben hatte bis jetzt quasi einem Spaziergang geglichen. Ich bestand jeden Test ohne große Anstrengung, ich bekam in jedem Fach die besten Noten und Instrumente spielte ich auch. Doch das war nur meine akademische Seite. Wenn man davon absah, war es außerdem eine Tatsache, dass ich gut aussah, man könnte sogar sagen umwerfend gut aussah. Zumindest ließ das die Anzahl an Mädchen (und Jungs) vermuten, die mich täglich anhimmelten und mir mit bewundernden Blicken folgten.

Ich hatte ebenmäßige Gesichtszüge mit hohen Wangenknochen und einer geraden, stolzen Nase. Meine Haare lagen so ziemlich immer perfekt, selbst wenn ich es gar nicht wollte und glänzten im Licht fast kastanienrot. Meine Augen hatten dieselbe ungewöhnliche Farbe und wirkten unter bestimmten Umständen fast blutrot (was mir vermutlich auch meinen noch ungewöhnlicheren Namen eingehandelt hatte). – Würde man „perfekt“ in einem Wörterbuch nachschlagen wollen, würde man wohl vermutlich mein Gesicht neben dem Wort finden.

Doch trotz all der Perfektion war ich nervös.

„Blood Callahan“, rief schließlich eine weibliche Stimme. Ich erhob mich von meinem Stuhl, wischte meine schweißfeuchten Hände an meiner Hose ab und ignorierte die verwunderte Blicke der anderen beiden Jugendlichen, ehe ich der Stimme folgte.

„Willkommen an der Lightgate-Academy“, sagte die Stimme, als ich einen Raum betrat, den man vielleicht als ein sehr teuer eingerichtetes Sekretariat bezeichnen konnte. Eine junge Frau lächelte mir hinter einem riesigen Mahagoni-Schreibtisch zu. Ich zwang mir ein ebenso charmantes Lächeln auf die Lippen.

„Mein Name ist June Almond“, fuhr sie fort. „Ich werde dir deine Unterlagen geben, mit denen du dich schnell hier zu Recht finden wirst.“ Sie reichte mir einen Plan der Gebäude und meinen Stundenplan. „Deine Bücher wirst du in den jeweiligen Unterrichtsstunden erhalten und deine Zimmernummer ist 4701 im Jungentrakt. Dort wirst du dann vermutlich deinen Zimmernachbar treffen. Soweit ich weiß, verlässt er, außer für den Unterricht, selten den Raum. Er wird dich in die meisten Dinge einweisen können.“ Sie sah mich erwartungsvoll an und ich nickte. „Noch irgendwelche Fragen?“

Für einen kleinen Augenblick dachte ich nach, doch dann schüttelte ich den Kopf. „Nein, keine Fragen, Ma’am. Vielen Dank“, sagte ich schon beim Verlassen des Raumes. Sie nickte.

„Noch einmal herzlich willkommen“, setzte sie dann noch hinterher und ein zufriedenes, selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Das neue Leben konnte beginnen, ohne dass ich mich erinnern konnte, weshalb ich nochmal nervös gewesen war.

 

Die Lightgate-Academy war – um es gelinde auszudrücken – riesig. Sie bestand aus fünf Gebäuden: zwei Schlaftrakte, aufgeteilt nach Geschlechtern, ein Gebäude, in dem wohl alles Organisatorische stattfand und aus dem ich gerade trat, einer Sport- beziehungsweise Trainingshalle und dem Hauptgebäude, in dem sich die Hörsäle befanden. Das alles stand in fast barockem Stil und wurde von einem hohen, eleganten schwarzen Zaun eingerahmt, der auch einen Park umfasste, der fast dem Garten von Versailles ähnelte. Was der Garten von Versailles allerdings in der Nähe von Winchester in England zu suchen hatte, war mir ein Rätsel.

Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits 17 Uhr war, die meisten Lesungen und Seminare würden mittlerweile also bereits vorbei sein. So blieb mir wohl nur noch die Wahl, mein neues Zimmer aufzusuchen und gleich auch meinen neuen Zimmernachbar kennen zu lernen. Laut dem Prospekt, das mir bereits vor meiner Anreise zugeschickt worden war, müsste das wenige, das ich eingepackt und hergebracht hatte, bereits dort sein.

Ich holte tief Luft, strich meine Ärmel glatt und machte mich auf den Weg zum Jungentrakt. Ich holte meine Schlüssel hervor, die ich in meine Hosentasche gesteckt hatte und betrat das Gebäude. Die Lobby ähnelte der eines 5-Sterne-Hotels mit Sofagruppen, teuren Teppichen und kleinen Glastischen. Ich zweifelte kurz daran, ob man den Erhalt solch teurer Möbel tatsächlich einem Haufen Jungs und Männern überlassen konnte, die sich selbst kaum unter Kontrolle hatten. – Obwohl. Das hier war eine Elite-Universität, da spielte sich wohl einiges anders ab.

Mit einem Fahrstuhl gelangte ich in den siebten Stock, von wo es ein Leichtes war, das Zimmer 4701 zu finden.

Um ehrlich zu sein, war ich fast ein wenig enttäuscht, als ich die Tür des Zimmers öffnete. Nach all dem Prunk und den teuren Dingen, die man bisher gesehen hatte, hätte man eigentlich etwas ähnliches hier erwarten können. Doch, was ich auffand, war nur ein wenig mehr über dem Durchschnitt. Ich fand ein sauberes Zimmer mit hellem Parkett und einem Teppich, der darüber ausgebreitet war vor. Auf der rechten Seite standen ein leeres, unbezogenes Bett, ein unbenutzter Schreibtisch und ein Schrank, vor dem meine Reisetasche lag. Mir gegenüber fiel das Abendlicht durch ein hohes Fenster mit dunklen Vorhängen zu beiden Seiten.

Als mein Blick weiter zur linken Seite des Raumes wanderte, nahm ich den Begriff „sauberes Zimmer“ sofort zurück. Berge von Klamotten, darunter Socken und Boxershorts, häuften sich auf dem Bett, auf dem Schreibtischstuhl, auf dem Boden. Der Kleiderschrank stand zur Hälfte offen und war leer. Der Schreibtisch selbst war überfüllt mit Papierstapeln, ein paar Ordnern und einem Laptop, der obenauf thronte. Auf einem Bücherregal, das über dem Bett hing, lagen die Bücher kreuz und quer, anstatt sorgfältig nebeneinander aufgereiht zu sein. Ein Schauder rann mir den Rücken runter, während ich hoffte, dass das nur ein temporärer Zustand war.

„Hallo.“ Eine dunkle Stimme unterbrach meinen Gedankengang und ließ mich erstaunt zusammenzucken.

Auf einem Sofa, das mir gegenüber unter dem Fenster stand, saß ein junger Mann – oder vielmehr, er hockte. Er hatte sich halb zusammen gerollt, die bloßen Füße auf das Sitzkissen gezogen und die Knie bis zur Brust angezogen, auf denen er einen zweiten Laptop balancierte, der das Gesicht verbarg. Ich hatte ihn ernsthaft nicht bemerkt.

„Hallo?“, antwortete ich irritiert. Der Laptop wurde zugeklappt.

„Mein Name ist Darcan Crowe“, sagte der Fremde – der vermutlich mein neuer Mitbewohner war. In seiner monotonen Stimme klang ein starker britischer Akzent, der vermuten ließ, dass er keine lange Anreise gehabt hatte. Er musterte mich aus merkwürdigen großen Augen, unter denen sich tiefe, dunkle Schatten abzeichneten, die durch die Blässe seines Gesichts noch eindeutiger hervorstachen. Sein Haar war dicht, tiefschwarz und eine Spur zu lang und stand ihm ungekämmt vom Kopf ab. Er sah aus als hätte er mindestens drei Nächte lang keinen ordentlichen Schlaf bekommen.

Darcan Crowe entfaltete sich aus seiner zusammengerollten Haltung und kam mit langsamen, aber sicheren Schritten auf mich zu. Er war größer als ich und hatte einen schmalen, eher drahtigen Körperbau. Je näher er kam, desto mehr konnte man von den Zügen des Fremden erkennen, die vorher zum größten Teil im Schatten seines schwarzen Haarmopps gelegen hatten. Er hatte eine lange, spitze Nase und schmale, blasse Lippen.

Mit den Blutergüssen unter den großen grünen Augen in dem blassen, schmalen, fast hageren Gesicht, sah er müde und beinahe krank aus. Doch ich erkannte, dass er mindestens zwei Jahre älter als ich sein musste.

Darcan Crowe streckte eine lange, sehnige Hand aus und ich schüttelte den Kopf, um mich selbst aus meinen Gedanken zu reißen.

„Ich heiße Blood Callahan“, erwiderte ich schließlich und schüttelte die dargebotene Hand. Der Griff meines Gegenübers war angesichts seines schlanken, fast knochigen Baus überraschend fest.

Darcan legte den Kopf zur Seite und musterte mich aus Augen, die merkwürdig leer und tot erschienen. Sie schienen seine Umgebung mehr zu reflektieren, als aufzunehmen und schluckten gleichzeitig jegliches Licht.

Ich konnte den eigenartigen, starren Blick nicht lesen, doch ich vermutete, dass jetzt gleich ein Kommentar über meinen merkwürdigen Name folgen würde, so wie es immer der Fall war. Und wenn ich etwas vermutete, dann lag ich immer richtig.

Doch Darcan murmelte schließlich nach mehreren still geschwiegenen Sekunden lediglich ein „Interessant“, drehte sich um und rollte sich wieder in der Ecke des Sofas zusammen.

Ich hob eine Braue und beobachtete, wie der Schwarzhaarige seinen Laptop wieder aufklappte und weiter auf ihm herum tippte. Diese komische Erscheinung sollte intelligent genug sein, um eine Einladung der Lightgate zu erhalten? Nichts an ihm wies darauf hin, dass er irgendwelche großen akademischen Leistungen vorweisen könnte. Nein, vielmehr schien er das Gegenteil  zu sein. Er schien das Gegenteil von all dem zu sein, was ich erwartet hatte. Er schien das Gegenteil von mir selbst zu sein. Und er schien mich bereits vollkommen vergessen und ausgeschottet zu haben.

Ich zuckte schließlich die Schultern. Vielleicht war er so eine Art verrücktes Genie oder dergleichen, woher sollte ich es wissen. Er musste ja immerhin einen Grund haben, um hier sein zu können.

Kopfschüttelnd beschloss ich, es einfach dabei zu belassen und sah mich genauer um. Neben Darcans leerem Schrank entdeckte ich eine Tür, die vermutlich ins Bad führte. Meine Vermutung bestätigte sich, als ich einen Blick hinein warf und einen weiß-gefliesten Raum vorfand, der standartmäßig mit zwei Waschbecken, einer Toilette und einer Duschwanne ausgestattet war.

Um eins der Waschbecken herum entdeckte ich stumpfe, abgenutzte Rasierklingen und Zahnpastaflecken, die sich mittlerweile in das Porzellan des Beckens hineingefressen zu haben schienen. Die Zahnbürste lag nachlässig hineingeschmissen darin. In der Wanne fand ich eine leere Shampoo-Flasche und beim näheren Hinsehen ein paar schwarze Haare.

Ich erschauerte abermals, als ich schloss, dass der Zustand des Schlafzimmers wohl nicht nur vorübergehend war und ich mit diesem nachlässigen Chaoten von nun an zusammen leben musste. Er schien tatsächlich das krasse Gegenteil von mir zu sein.

Zwei Stunden später saß ich auf meinem nun bezogenen Bett auf meiner Seite und las. Meine Tasche hatte ich ausgepackt und unters Bett geschoben, meine Kleider ordentlich gefaltet im Schrank verstaut. Meine wenigen Bücher waren auf dem Regal über dem Bett aufgereiht.

Der Raum war still, nur das Klappern der Tasten von meinem Mitbewohner war zu hören. Hin und wieder warf ich einen irritierten Blick zu ihm hin, doch der schien sich keinen Millimeter zu bewegen, die toten, leeren Augen starr auf den Bildschirm geheftet.

„Kann ich dir helfen?“

Darcans tonlose Stimme ließ mich erschrocken zusammen zucken und den Blick zum x-ten Male hastig abwenden. Wie hat er mich bemerken können? Er schaut ja nicht einmal jetzt von seinem Laptop hoch - …

Ich wollte ihm gerade antworten, als Darcan sich jäh aufrichtete, den Blick weit und ungläubig auf seinen Bildschirm geheftet und ich erschrak schon wieder. Der Schwarzhaarige nagte fast panisch auf seinem Daumennagel, während er etwas abzuwägen schien. Als er zu einer Lösung gekommen zu sein schien, schnappte er sich mit der Schnelligkeit einer zubeißenden Kobra die Fernbedienung, die er neben sich liegen hatte und schaltete den Fernseher an der gegenüberliegenden Wand ein.

Ich hob eine Braue, als das BBC-Nachrichtenprogramm über den Bildschirm flimmerte. Das Portrait eines zehnjährigen Mädchens war zu sehen. Die Nachrichtensprecherin berichtete, dass dieses Mädchen bereits vor zwei Wochen als vermisst gemeldet worden ist, doch bevor sie weiterkommen konnte, wurde der Fernseher wieder stumm und schwarz. Irritiert wandte ich mich wieder zu meinem Mitbewohner, der nur den Kopf schüttelte und irgendwas vor sich hin zu murmeln schien, bevor er sich wieder hinter seinem Laptop zusammen rollte.

Ich seufzte und verdrehte die Augen. Natürlich musste ich den schrägsten Mitbewohner der ganzen Academy abbekommen. Langsam wurde ich das merkwürdige, antisoziale Verhalten leid.

„Hey!“ Ich ließ mein Buch zuschnappen und richtete mich auf. Darcan zeigte keinerlei Reaktion. „Ich habe Hunger. Kann man hier irgendwo etwas essen?“

Dieses Mal zeichneten sich irritierte Falten zwischen den Brauen des Schwarzhaarigen ab. „Hunger?“, fragte er, als hätte er das Wort noch nie gehört, ohne den Blick zu heben.

Ich beschloss, es zu ignorieren und seufzte. „Ich bin vor drei Stunden hier angekommen und bin vollkommen neu hier. Ich weiß nicht, wie wo was abläuft und man sagte mir, du würdest mir dabei helfen können.“

Jetzt hob Darcan doch den Kopf. Sein durchdringender Blick heftete sich auf mich und mir war es auf einmal viel lieber, er würde wieder auf seinen Rechner starren und tun, was er da tat. Unter diesem ausdruckslosen Blick konnten Blumen dahinwelken. Irgendwie hatte er etwas von einem Uhu. Groß und scharf, gleichzeitig teilnahmslos und gelangweilt.

Darcan legte den Kopf schief, musterte mich stumm, als wäre ich eine Art interessantes Experiment.

„Du hast Hunger und möchtest wissen, wo es etwas zu essen gibt.“

Ich blinzelte ihn verwirrt an. „Ja, das habe ich grade gesagt.“ War der blöd?

„Du müsstest einen Plan für alle Gebäude auf dem Campus haben“, sagte er und wandte sich wieder seinem Laptop zu, als hätte das meine Frage beantwortet.

Mit einem genervten Seufzer schnappte ich mir den Plan von meinem Schreibtisch und erkannte bei genauerem hinsehen, dass sich wohl ein paar Lokale auf dem Gelände befanden, die in alle Richtungen verstreut waren. Es gab einen Chinesen, einen Italiener, ein Steakhouse. – Steakhouse klang tatsächlich sehr einladend im Moment …

„Und jedes Mal, wenn ich etwas essen will, muss ich Geld ausgeben?“, fragte ich.

„Scheint so.“

Ich hatte ehrlich nicht erwartet, eine Antwort zu bekommen. Ich hatte gedachte, er wäre wieder dazu übergegangen, mich zu ignorieren, und sah ihn perplex an.

„Außer morgens und mittags“, fuhr er fort und sein britischer Akzent brachte mich beinahe zum Lachen. „Da kannst du auch in der Mensa essen, aber meiner Schlussfolgerung nach, ist es dort kaum genießbar.“

Ich hob eine Braue. „Schlussfolgerung? Bist du ein Detektiv oder so?“ Vielleicht ein sehr exzentrischer, der undercover arbeitete?

„Detektiv?“, echote er monoton und schien für einen Moment darüber nachzudenken, ohne jemals sein nerviges Tippen und Klicken zu unterbrechen. „Nicht wirklich.“

Besonders wortreich ist er auch nicht, bemerkte ich geistig.

„Alles klar, Mr Nicht-wirklich-Detektiv, woher weißt du, dass es ungenießbar ist? Hast du es gegessen? Vielleicht Durchfall bekommen? Lebensmittelvergiftung?“

Ich grinste. Meiner Meinung nach, war kein Essen zu schlecht, um nicht gegessen werden zu können, solange man davon nicht krank wurde. Außerdem wollte ich ihn provozieren – und ein wenig mehr über ihn erfahren. Leider ging der Plan nach hinten los.

„Gerede“, antwortete er schlicht.

„Und dem vertraust du?“, fragte ich überrascht. Er schien nicht wie jemand, der viel auf die Meinung anderer zu geben schien, wenn man von seinem Äußeren her schließen konnte.

„Fünfundsiebzig Prozent.“

„Hä?“ Was?

„Fünfundsiebzig Prozent aller Studenten, die jemals in der Mensa gegessen haben, bewerteten es als unter mittelwertig.“

Unter mittelwertig war ja wohl noch essbar.

„Weitere zehn Prozent entwickelten Allergien. Der Rest traute sich erst gar nicht.“

Mir fiel die Kinnlade runter. „Verstehe.“ Der Kerl war irritierend. Und woher wusste er sowas? Er schien nichts anderes zu machen, außer in seiner zusammengerollten, ungesunden Haltung in der Sofaecke zu sitzen. „Also kommt alles darauf hinaus, dass ich doch für jede Mahlzeit Geld ausgeben werde. – Das bedeutet, ich brauchte einen Nebenjob“, dachte ich laut nach.

„Scheint so.“

„Hast du einen Nebenjob?“, fragte ich neugierig, auch wenn ich es bezweifelte. Aber irgendwas musste er ja auch essen.

„Nein.“

„Viele andere Sätze kriegst du auch nicht auf die Reihe, oder? Wurdest du schlecht programmiert?“

Dieses Mal – endlich – hatte ich ihn! Mit leerer Miene klappte er seinen Rechner zu und sah mit den toten Augen wieder zu mir herüber. Ich ignorierte den Schauer, der mir dabei den Rücken hinunter lief.

„Was willst du?“, fragte er irritiert. Ich stockte. Was wollte ich?

„Ich will …“, begann ich zögernd. „… dass du mir ein wenig weiterhilfst und vielleicht ein wenig freundlich bist?“ Der letzte Teil kam ungewollt als Frage raus, aber dieser verflixte Blick konnte selbst mich verunsichern.

„Ich habe dir weitergeholfen.“

Ich knurrte. Er sprach, als wäre ich der Dämliche.

Vielleicht könntest du mich ja ein wenig herum führen? Es ist ja wohl nicht jedes Detail auf diesem Plan verzeichnet! – Oder du könntest mir sagen, welches dieser Restaurants gut ist? Ich habe mittlerweile nämlich ernsthaften Hunger.“

Um ehrlich zu sein, wusste ich selbst nicht so genau, warum ich darauf bestand, dass er mir half. Ich konnte mich einfach für irgendein Restaurant entscheiden, etwas essen und auf dem Rückweg mir ein wenig den Campus ansehen. Aber war es nicht irgendwo eine gesellschaftliche Sitte, dass man Neuankömmlingen half? – Ich hatte zwar nie wirklich Freunde gehabt, aber das hatte an meiner Überlegenheit gelegen. Sie konnten mich nicht verstehen und ich sie nicht. Ich hatte wenigstens Ahnung, wie die Gesellschaft ablief und besaß ein gesundes Maß an Höflichkeit. Aber Darcan schien niemals weder das Wort Gesellschaft noch das Wort Höflichkeit gehört zu haben.

„Also schön.“

Verwirrt verfolgte ich, wie er sich wieder von der Couch erhob, seine lange Form streckte und mich dann auffordernd ansah.

„Wie jetzt? Auf einmal begleitest du mich einfach so?“, fragte ich. Der Kerl schaffte es, mich alle fünf Minuten zu irritieren oder zu verwirren.

„Du hast darum gebeten, dass ich dir eins der Restaurants zeige. Du hättest einfach von Anfang an fragen können“, erklärte er und mir fiel schon wieder die Kinnlade runter.

„Du hast die ganze Zeit gewusst, was ich von dir wollte?“

Er hob eine Braue. „Ich bin nicht dumm.“

„Aber warum … hättest du nicht … warum hast du nicht einfach gleich reagiert?“

Darcan zuckte die Schultern. „Wie gesagt, du hast nicht gefragt. Es war keine direkte Aufforderung an mich gewendet gewesen, also entschied ich, dass es nicht allzu dringlich sein konnte. – Möchtest du jetzt etwas essen oder bleiben wir nun doch hier?“

Immer noch verdutzt, beeilte ich mich, meine Schuhe anzuziehen und folgte ihm dann zur Tür hinaus.

„Moment – willst du keine Schuhe anziehen?“, fragte ich, als ich seine nackten Zehen bemerkte.

„Es ist warm genug draußen.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen und deutete mit dem Kinn den Gang hinunter.

Ich versuchte, mich gar nicht erst darüber zu wundern. Ich meine, er hatte mir schon genug Anlass gegeben, ihn als anders abzustempeln, aber ich hatte nun gar nicht erwartet, dass er einfach barfuß draußen durch die Gegend laufen wollte.

Ich verzog das Gesicht, als ich daran dachte, dass er vielleicht Pilz hatte oder Neurodermitis an den Fußsohlen … Aber danach sah es nicht aus.

Darcan blieb stehen und ich bemerkte – schon wieder – überrascht, dass wir am Fahrstuhl vorbei waren. Ich war wohl zu sehr auf Fußpilz und Hautkrankheiten konzentriert gewesen – verstörend.

Er klopfte an eine Zimmertür.

„Was?“, war es gedämpft von innen zu hören. Es klang nicht allzu freundlich und einladend.

„Essen, Rain!“, erwiderte Darcan ungerührt. Fast augenblicklich wurde die Tür von innen aufgerissen und ich hätte schwören können, Darcans Zwilling gegenüber zu stehen.

Es waren die gleichen unordentlichen schwarzen Haare, hochgewachsener, schmaler Körperbau, blasse Haut. Nur die Gesichtszüge waren ein wenig anders; schärfer geschnitten und weniger hager. Die Augen waren schmaler und dunkelgrau, aber unter ihnen fanden sich ebenso tiefe und dunkle Schatten wie bei meinem Zimmernachbar.

Und er sah äußerst ungehalten aus.

„Essen?“, wiederholte er misstrauisch. „Du isst nicht.“

„Blood, das ist mein kleiner Bruder Rain. – Rain, das ist mein neuer Zimmernachbar Blood Callahan.“ Darcan wischte mit nachlässigen Bewegungen durch die Luft, während er uns mit fehlender Begeisterung vorstellte.

Ein kalter dunkelgrauer Blick traf mich, ein Mundwinkel hob sich spöttisch. „Armer Kerl. Der wird vermutlich genauso schnell Reißaus nehmen wie der vor ihm.“

Ich verdrehte die Augen. Sowas hatte ich mir ja schon gedacht. Selbst sein Bruder fand ihn unerträglich.

„Deine charmanten Ego-Förderungen sind wie immer äußerst rührend und unangebracht“, bemerkte Darcan trocken. „Blood möchte etwas essen und …“

„Und da du so ein peinlicher, unbeholfener sozialer Aussätziger bist, hast du keine Ahnung, wo es etwas Anständiges zu essen gibt und bittest stattdessen mich um Hilfe.“

Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf Rains Gesicht aus, doch es erreichte nicht seine Augen, die uns nach wie vor kühl und distanziert durchbohren zu wollen schienen. Ich nahm also einfach mal an, dass solche eindringlichen Blicke in ihren Genen lagen. – Was mich wiederum neugierig machte.

Darcan schwieg für einen Moment, die Brauen irritiert zusammen gezogen. Offenbar war es ihm zuwider, unterbrochen zu werden. Dann seufzte er. „Also schön – wenn du nichts essen willst … Ich wollte nur zuvorkommend sein.“

Rain schnaubte.

„Blood wollte ins Steakhouse, nicht wahr?“ Darcan warf mir einen stillen Blick zu und ich nickte verwirrt. Konnte er Gedanken lesen?

Ich hörte, wie Rain die Tür schloss und uns mit schlurfenden Schritten folgte, als wir zum Fahrstuhl gingen. Entweder war Darcan wieder in seiner eigenen komischen Welt verschwunden oder er ignorierte seinen Bruder, aber ich warf einen Blick zurück und bemerkte, dass wenigstens der jüngere Crowe Schuhe, wenn auch ein äußerst zerschlissenes Paar, anhatte.

„Manipulativer Bastard“, zischte Rain. „Du hast doch keine Ahnung, wo das Steakhouse liegt.“

„Ich glaube, er hört dich nicht“, kommentierte ich, als Darcan nach einer Minute immer noch nicht darauf reagiert hatte. „Verschwindet er öfter mal … so da oben?“ Ich tippte mit dem Finger an meine Schläfe.

Rain hob verwundet beide Brauen. „Er verschwindet nirgendwo. Er hört alles. Allerdings ist ihm das Meiste nicht wert genug, darauf zu reagieren“, erklärte er und ich gab ein verstehendes „Aha“ von mir.

Da sollte mich nochmal einer arrogant nennen ...

Darcan & Blood: Revenge

„Du …!“, presste er hervor. Sein Blick gab wie immer nichts preis, doch ich glaubte, Wut und Verrat irgendwo in den Tiefen ausmachen zu können.

„Es tut mir leid.“ Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Du bist mein Freund, aber …“, setzte ich an und wurde unterbrochen.

„Freund?“ Darcans Stimme war wieder tiefer geworden und zu seinem üblichen monotonen Klang zurückgekehrt. Er hob eine Braue und musterte mich auf seine irritierende Art und Weise. „Interessant.“

Für einen kurzen Moment dachte ich, er wäre sarkastisch geworden, doch dazu schien er nicht in der Lage zu sein. Nein, er betrachtete all das hier tatsächlich als interessant. Ein Experiment. Ein unerforschtes Naturphänomen.

Ich holte tief Luft. Es war nicht fair von mir, ihn meinen Freund zu nennen. Er war nicht mein Freund. Und ich war nicht sein Freund. Keiner von uns beiden verstand das Prinzip von Freundschaft. Würde mich jemand zwingen, zwischen meinem Leben und seinem zu wählen, ich würde ihn erleichtert ausliefern.

Und genau das war der Fall. Es war mein Leben gegen seins. Es war mein Auftrag, ihn zu töten. Würde ich ihn nicht erfüllen, würde ich sterben. Und danach er. Da behielt ich lieber mein Leben, wenn es sowieso schon nichts brachte.

„Nein. Du bist nicht mein Freund.“ Darcan nahm es ohne Regung hin, wie ich es vermutet hatte. „Ich bin Blood Callahan“ Als bräuchte er eine Erinnerung dessen, „und ich werde dich in meinem Auftrag von den Ältesten der Unterwelt beseitigen.“

„Beseitigen?“ Jetzt klang er fast belustigt. Er legte den Kopf schief, wie er es immer tat, wenn er versuchte, ein Puzzle zu knacken. „Mich? Wieso?“

„Du bist der Sohn Alastors. Beziehungsweise einer der Söhne Alastors. Du und Rain seid des Verrats eures Vaters angeklagt und dafür müsst ihr sterben.“ Was herrisch und selbstsicher klingen sollte, kam stumpf und ohne Überzeugung aus meinem Mund.

Darcans Belustigung schwand, machte Missbilligung Platz. „Verrat?“, wiederholte er gefährlich langsam und in seine großen Augen trat ein dunkler, raubtierartiger Ausdruck. Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück.

 „Wenn einer wegen Verrat gehängt werde sollte, sind das deine Ältesten. Sie verstießen Alastor wegen seiner Brillanz, seiner Intelligenz. Er hat gesehen, was keiner gesehen hat oder sehen wollte. Er hat ausgesprochen, was sich keiner traute. Er sah die Ungerechtigkeit eurer kranken, schlechten, verkommenen Welt und wollte sie mit Gerechtigkeit ersetzen. Und dafür wurde er gejagt und ermordet wie ein Hund.“ Darcan erhob nie seine Stimme und auch jetzt wurde er nicht laut, doch in seinem Ton klang unterdrückte Wut.

„Alastor war ein Verräter. Er wollte die Welt auf den Kopf stellen, er hat rebelliert und wollte ein gutes Reich revolutionieren.“ Ich selbst musste zugeben, dass ich klang, als würde ich einen auswendig gelernten Text aufsagen. „Er hat sich angemaßt, zu entscheiden, was gerecht ist und was nicht. Er wollte Macht, die ihm nicht zustand.“ War das ich, der da redete?

Was ist Gerechtigkeit?“ Darcan trat auf mich zu. Nah, viel zu nah. Ich fand mich auf einmal auf Augenhöhe mit seinem Mund und traute mich nicht, auf zu sehen.

„Ist es gerecht, unschuldige Wesen zu quälen, Massen von Seelen reinzulegen, zu betrügen, zu hintergehen? Ist es gerecht, ahnungslose Menschen zu schänden, zu korrumpieren, zu verderben? Oder ist es vielleicht gerecht, schuldlose Geschöpfe zum reinen Vergnügen deiner Ältesten und euren Meisters zu töten.“

Er spie die letzten Worte nur noch hervor, sein Atem streifte dabei warm mein Gesicht. Dann schwieg er und auch ich blieb stumm. Die Stille breitete sich im Zimmer aus, drängte alles andere an die Wand und quetschte mir die Luft aus den Lungen. Draußen schlug der Regen gegen das Fenster, ertränkte die Welt und tauchte alles in graues, mattes Licht.

Ich spürte, wie Darcans Körper zitterte, leise bebte und ich wusste, würde ich aufsehen, würde ich zum ersten Mal Zorn in seinem Blick sehen.

Dann war er verschwunden. Leise wie immer war er durch die Tür gegangen und ließ mich zurück. Ich wollte Atem holen und konnte es nicht. Irgendetwas in mir hatte versagt, als ich ihm angekündigt hatte, dass er sterben würde. Dass er durch mich sterben würde. Er und Rain.

Ich wollte schreien, doch mir entwich nur ein Lufthauch und endlich schaffte ich es, einen zittrigen Atemzug zu nehmen.

Ich konnte ihn nicht umbringen, selbst wenn ich wollte. – Und ich wollte nicht, stellte ich fest. Alles in mir lehnte sich dagegen auf.

Ich stöhnte gequält, barg mein Gesicht in den Händen und fuhr mir durch die Haare. Worin war ich nur gelandet? Warum war ich hier? Ich war hin und hergerissen zwischen zwei Wahlen, zwei Optionen und keine davon war für Vorteil für mich. – Aber ich hatte Zeit. Einen Monat. Nicht genug, aber ausreichend. Ich musste nur …

Hastig sprintete ich zur Tür, riss sie auf und stolperte den Gang hinunter. Ich musste nur … Was?! Ungeduldig drückte ich auf den Fahrstuhlknopf. Wieder und wieder, bis sich die Metalltüren leise auseinanderschoben. Ich musste nur … nur … Ich hetzte durch die Lobby, sah mich um. Ich entdeckte Gesichter, ein paar davon bekannt. Draußen hallte Glockenklang von der Stadt her. Tief und dunkel und träge und … Nur … Nach draußen! Ich musste nach draußen! Und dann nur … Der Klang der Winchester Cathedral wurde lauter, durchdringender, als ich die Tür öffnete. Kalter Wind peitschte mir Regen ins Gesicht und binnen Sekunden war ich durchnässt. Ich sah mich wieder um. Nur …

Er stand abseits der Wege auf einem kleinen Hügel, den Blick starr und leer wie immer auf die Stadt gerichtet. Und immer wieder schlug und tönte die Glocke, diktierte meinen Herzschlag, maß die Zeit, die ich brauchte, um zu ihm zu gelangen, schluckte meine Stimme.

Er reagierte nicht. Er stand nur da, die Hände in den Hosentaschen vergraben, die Schultern gebeugt. Das rabenschwarze Haar klebte ihm im Nacken, sein Gesicht sah krankhaft fahl in dem grauen Licht aus. Schließlich, endlich wandte er den dunklen, tiefen Blick zu mir. Ich blieb stehen.

Er wusste. Er wusste etwas. Etwas, das ich nicht wusste und niemals wissen würde. Etwas, das geschehen ist oder geschehen würde. Verloren. Er war verloren wie ich.

„Es tut mir leid.“

Dieses Mal war es mein Ernst, als ich die Worte sprach. Es war mein tiefster Ernst, so aufrichtig, dass ich selbst erschrak. Darcan reagierte noch immer nicht, sah mir nur stumm entgegen, wie immer unlesbar, ehe er den Blick wieder zur Stadt hin richtete. Ich traute mich weiter an ihn heran.

„Es tut mir leid“, wiederholte ich. Vielleicht hatte er mich nicht verstanden. „Es tut mir leid.“ Ich streckte vorsichtig die Hand aus, zog sie wieder zurück. Er tat mir nicht leid. Ich tat mir selbst leid. Das war ihm klar. Ich tat mir selbst leid und versuchte, mein Leid auf ihn zu wälzen, weil seine toten Augen immer alles reflektierten. Als ob das etwas ändern würde.

„Es ändert nichts“, sagte er und ich musste unwillkürlich lachen. Manchmal könnte ich schwören, dass er meine Gedanken las.

„Ich weiß“, antwortete ich. Er sah wieder zu mir, musterte mich, dann schüttelte er den Kopf.

„Wir sollten rein gehen. Wir sind vollkommen durchnässt.“

Er ging voran, schlürfte mit seinen nackten Sohlen über den Rasen, der Glockenklang verhallte in unserem Rücken. In der Lobby erhielten wir mehr als nur einen verwirrten, irritierten Blick, doch die wandten sich schnell wieder ab, als sie Darcan erkannten. Sie haben schon lange aufgehört, ihn und sein merkwürdiges Verhalten in Frage zu stellen.

Wir hinterließen nasse Spuren auf dem gefliesten Boden auf unserem Weg ins Zimmer, doch dieses Mal kümmerte es mich nicht. Das Wasser tropfte uns von den Haaren, von der Kleidung. Alles klebte und war kalt. Ich wollte nur noch eine warme Dusche. Warum nur nochmal war ich Darcan in den Regen gefolgt?

„Blood.“

Ich sah überrascht auf. Er nannte mich selten bei meinem Vornamen.

„Möchtest du zuerst duschen?“

Ich hatte nicht mitbekommen, dass wir bereits im Zimmer waren.

„Ja … Ich meine, nein … Also ja, aber …“, stammelte ich.

Darcan runzelte die Stirn. Schneller als ich blinzeln konnte, war er bei mir, legte eine lange, schlanke, kühle Hand an meine Stirn. In seinen grünen Augen stand etwas, das ich nicht zuordnen konnte. Mir schoss das Blut ins Gesicht, auf einmal war mir unangenehm warm.

„Du solltest zuerst duschen“, bemerkte er tonlos und rollte sich in seiner üblichen Haltung auf dem Sofa zusammen. Der Befehl hinter seinen Worten war unmissverständlich gewesen.

Ich seufzte und kam dem nach. Das heiße Wasser brannte auf meiner kalten Haut und tat gleichzeitig unendlich gut.

Ich hab’s endgültig verloren, dachte ich, während die Hitze das Leben in meine Adern zurück brachte und ich die vorigen Ereignisse nochmal überdachte. Irgendwas musste bei mir durchgebrannt sein, ich konnte mich kaum daran erinnern, was ich gedacht hatte. Ich hatte auf einmal nur noch das Bedürfnis gehabt … Das Bedürfnis, sicherzustellen, dass es Darcan gut ging? Sicherzustellen, dass er mich nicht hasste? – Ich wusste es nicht. Es machte beides keinen Sinn. Er sollte mich hassen. Ich sollte ihn hassen. Wäre das nicht einfacher? Wäre das nicht richtig?

Oh Gott. Aufgebracht raufte ich mir die Haare. Warum war ich so verwirrt? Warum spielte sich nicht einfach alles so ab, wie es sollte? Warum hatte ich bei dem Gedanken an meinen Auftrag ein schlechtes Gewissen? Ein schlechtes Gewissen Darcan gegenüber … Darcan, der Sohn des Verräters. Darcan, der jahrelang auf der Suche nach seinem Vater gewesen war. Darcan, der nichts tat, außer zweiundzwanzig Stunden am Tag vor seinem Laptop zu hocken. Darcan, der nicht aß, der nicht schlief wegen seiner Insomnie, seinen Albträumen. Darcan, der keine gesellschaftlichen und sozialen Normen kannte, keinen Umgang mit Menschen besaß. Darcan, der nie die Stimme hob, nie eine Gefühlsregung nach außen ließ, der mit seinen großen, grünen, leeren Augen jeden durchschaute, auch wenn er ihn nicht verstand. Darcan das Genie. Darcan der Trottel. Darcan der … Freund?!

Ich schüttelte den Kopf, stellte das Wasser ab. Ich würde nie dahinter kommen, was er war. Er war ein einziges, unlösbares Enigma.

Ich hing meine nassen Sachen zum Trocken über den Handtuchwärmer, wickelte mir ein Handtuch um die Hüften und verließ das Badezimmer – und prallte prompt gegen Darcan.

„Du hast das Wasser abgestellt, ich dachte …“ Er hielt inne, sah auf mich runter. Und wieder spürte ich, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Keine zehn Zentimeter trennten uns und es war ungewohnt, jemandem so nah zu sein. Es war ungewohnt, ihm so nah zu sein. Oder war es …?

Darcans Atem kitzelte mich, strich über meine Haare, meine Wange. Was …?

Ich konnte meinen Gedanken nicht zu Ende fassen. Darcans knochige Finger irrten sacht über mein Gesicht, streiften nur vage meine Haut, bevor sie sich in meine nassen Haare schoben – und dann war sein Mund auf meinem. Erst war es nur genauso zögerlich wie die vorige Berührung, doch dann verschmolzen seine Lippen quasi mit meinen.

Ich war erschrocken, ich war perplex, verwirrt. Ich starrte in seine Augen, tief und ausdruckslos. Es war falsch, es war richtig und irgendwie fanden sich meine Finger in sein T-Shirt gekrallt wieder. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn festhielt oder ihn von mir stoßen wollte. Ich wusste generell gar nichts mehr. – Was passierte gerade? Irgendwer seufzte – er oder ich? Ich wollte reagieren, da löste er sich wieder von mir. Ich starrte ihn noch immer an.

„Du weißt schon, dass das keine Art ist, einem Freund die Zuneigung auszudrücken?“, brachte ich hervor und erinnerte mich an vergangene peinliche Situationen, die er falsch gedeutet hatte. Aber das hier nimmt es auf ein ganz neues Level, flüsterte eine Stimme in mir.

„Sind wir denn Freunde?“

Sein Gesicht war meinem immer noch so nah und seine Stimme war, wenn möglich, noch ein wenig tiefer geworden. Ein schmales Grinsen huschte über seine Züge, ehe er ins Bad trat und die Tür schloss.

Dieses Arschloch.

Darcan & Blood: Whispering Heartbeats

Sanftes Abendlicht tauchte das Zimmer in warmes Gold. Draußen zwitscherte irgendein Singvogel in dem Baum vor dem Fenster, das offen stand und angenehme Brisen hinein ließ.

Sekunde um Sekunde, Minute um Minute tickte stumm durch den Raum, nur begleitet vom rhythmischen Tippen auf einer Tastatur.

Seit Stunden saß ich nun schon vor diesem verdammten Text, der nötig zur Vorbereitung auf meine nächste Klausur war, aber jedes Mal, wenn ich auf die Seite sah, verschwammen die Buchstaben und meine Gedanken glitten zu anderen Dingen - zum Beispiel dem Sonnenlicht, dem Vogel ... oder meinem schweigsamen Mitbewohner.

Knurrend rieb ich mir die Augen. Sowas war mir ernsthaft noch nie passiert. Wenn ich mich konzentrieren wollte, war das noch nie ein Problem gewesen, also was hinderte mich nun dieses Mal?

Vielleicht war es der Schlafmangel? Es war immerhin nicht einfach, zur Ruhe zu kommen, wenn der Zimmernachbar bis vier Uhr morgens an seinem Laptop saß und auf keine Bitten und Befehle reagierte. Und wenn dieser Zimmernachbar auch noch ...

Ich wandte schnell die Gedanken ab. Ich hatte mir geschworen nicht weiter darüber nachzudenken, vor allem nachdem er es ebenfalls nie wieder erwähnt hatte und sich auch nichts weiter hatte anmerken lassen. Vermutlich war es sowieso nur ein Fehler seinerseits gewesen. Vielleicht hatte er tatsächlich gedacht, dass es mich ... aufheitern würde. Vielleicht war es ein Zeichen von Vergebung und hatte nicht gewusst wie man das ausdrückt ... Allerdings hatte er seither kein einziges Wort mit mir geredet und mittlerweile waren zwei Wochen seit dem Kuss vergangen.

Unwillkürlich fuhr ich mir mit den Fingern über die Lippen und fragte mich, wieso ich überhaupt darüber nachdachte und warum ich nicht so sauer und entsetzt war wie ich vermutlich sein sollte.

"Darcan."

Sein Name war draußen, bevor ich es verhindern konnte, doch wie erwartet kam sowieso keine Antwort. Nach mehr als zwei Monaten war mir klar, dass er nicht besonders gesprächig war und die Tendenz hatte, mich zu ignorieren - oder generell alles auszublenden. Aber mittlerweile war es nicht mehr das alltägliche Schweigen, es war eine Weigerung. Und frustrierender Weise versetzte es mir einen giftigen Stich. - Ich hatte die Schnauze voll.

Entschieden warf ich das Buch von mir und marschierte zu Darcan hin, der wie immer in seiner zusammengefalteten Haltung in der Sofaecke saß, und riss ihm ein wenig aggressiver als beabsichtigt den Laptop von den Knien. Für einen Moment reagiert er tatsächlich gar nicht und zog lediglich seine Finger zurück. Dann hob er den Kopf und starrte mich aus seinen großen grünen Uhu-Augen an und ich bemerkte, dass die Schatten unter seinen Augen tiefer und dunkler schienen. Für einen Herzschlag tat er mir leid.

"Wenn du das Ding zurück haben willst, verlange ich als erstes Erklärungen", sagte ich fragte mich, was zum Teufel ich das tat und welcher Selbstmordgedanke mich darauf gebracht hatte.

Eine dunkle Braue rutschte als Antwort in die Höhe.

"Das ist Erpressung ... - und ich bin mir sicher, dass ich nicht weiß, was du meinst", gab er zurück, monoton wie immer und ich atmete beinahe auf als ich seinen britischen Akzent hörte.

"Du weigerst dich seit zwei Wochen mit mir zu reden, du reagierst auf gar nichts und es reicht mir. Ich verlange eine Erklärung, da ich nämlich nichts falsch gemacht habe und ..."

Sofort presste ich die Lippen aufeinander. Oh, ich hatte so viel falsch gemacht und er hatte jedes Recht, mich zu ignorieren. Verdammt, als ich ihm von meinem Auftrag und meinem (beinahe-)Verrat erzählt hatte, hatte ich erwartet, dass er mir viel schlimmere Dinge antun würde. Witziger Weise ertappte ich mich immer häufiger bei dem Wunsch, er hätte mich auf irgendeine Weise zurück in die Hölle befördert - selbst wenn er nur ein einfacher Nephilim war.

Ich schüttelte den Kopf. Irgendwas stimmte mit mir in letzter Zeit nicht ... Irgendwas stimmte mit mir in den letzten zwei Wochen nicht, um genau zu sein.

Schweigen füllte den Raum und dehnte sich wie zwei Wochen zuvor bis in alle Ecken aus. Irgendwas war zwischen; groß, mächtig und unausgesprochen. Wie eine Wand, ein Schleier und ich wusste nicht wie ich ihn überqueren sollte - oder ob ich das überhaupt wollte.

Verdutzt sah ich auf, als ich bemerkte wie Darcan aufstand. Ich vergaß jedes Mal, dass er mich um mindestens einen halben Kopf überragte wenn er in voller Größe stand

Er streckte die Hand aus.

"Gib mir den Laptop zurück", forderte er. Ich schüttelte den Kopf.

"Ich hab zwar etwas falsch gemacht, aber ich verlange trotzdem Erklärungen. Und nicht nur für die letzten zwei Wochen, sondern auch dafür, was davor passiert ist."

Es waren Momente wie dieser, in denen er mich so still ansah, die sonst so toten Augen voller Tiefe und unergründlichen Gedanken und Emotionen, die mich alles anzweifeln ließen, was ich glaubte über ihn zu wissen. Dann trat er näher an mich heran und ich war mir nichts mehr sicher. Ich spürte seinen Atem und war endlos verwirrt.

"Ich habe keine Ahnung, was du meinst", behauptete er und ich runzelte die Stirn.

"Ach nein? - Du tust es schon wieder! Es gibt so etwas wie persönlichen Freiraum, weißt du", sagte ich und fand irgendwo genug Luft, um den Sarkasmus deutlich zu machen. - Oder auch nicht.

Darcan hob abermals eine Braue und musterte mich mit seinem durchdringenden Blick einmal von oben bis unten. Unwillkürlich trat ich einen Schritt zurück.

"Du bist ein Dämon. Deine Leute haben meinen Vater umgebracht. Du willst nicht nur mich, sondern auch meinen Bruder umbringen. Und bevor das geschieht, würde ich gerne ein paar Sachen erledigen. Dazu brauche ich Zeit und meinen Laptop. " Er streckte abermals die Hand aus. "Ich habe keine Lust, dich zu babysitten und mit nichtigen Konversationen zu beschäftigen."

Verblüfft sah ich ihn an. "Babysitten?", echote ich. Wer babysittete hier wen?

"Ja, babysitten." Er trat wieder einen Schritt näher, ich wich zurück und verbarg den Laptop hinter meinem Rücken.

Es war faszinierend. Endlich hatte ich eine Reaktion von ihm. Beinahe hätte ich angezweifelt, ob er überhaupt zu Emotionen fähig war. Dabei war er wütend. Wütend und genervt und ich sah es für einen Augenblick über sein Gesicht huschen.

Aber was bitte meinte er mit "babysitten"?

"Das war noch keine Erklärung für den anderen Teil."

Ich streckte herausfordernd das Kinn nach vorn und sah zu ihm auf.

"Welche Erklärung hättest du denn gern?"

Ich verschluckte mich beinahe an meiner Spucke, als er die Worte sagte und sah ihn mit großen Augen an. Was für eine Seite von Darcan hatte ich hier vor mir?

"Die Wahrheit, wenn's recht wäre, bitte."

Er schloss die Augen. Atmete tief durch. Ich ließ ihn nicht aus dem Blick, der er antwortete nicht.

"Du hast mehrere Optionen", half ich ihm und spürte wie mir das Blut ins Gesicht schoss. "Entweder das war ein Versehen, ein spontaner Impuls. Oder es war einer deiner üblichen Stunts als sozialer Aussätziger wie Rain es nennen würde. Oder du hast mir das letzte halbe Jahr ein riesiges Detail verschwiegen und du stehst auf ..." Ich räusperte mich. "... Männer."

Seine Augen flogen auf und starrte mich an, große, grün und verwirrt. Er runzelte die Stirn.

"Ich ... stehe auf niemanden", brachte er hervor und ich musste beinahe grinsen, als ich ihn so irritiert sah.

"Was denn?", stichelte ich. "Weder auf Frauen noch auf Männer? Du armer, armer Kerl."

Darcan schüttelte den Kopf als wollte er entweder einen Gedanken abwerfen oder seine Irritation bekunden.

"Gib mir den Laptop", forderte er wieder. Ich schnalzte missbilligend mit der Zunge.

"Du hast mir noch immer keine Antwort geliefert", beharrte ich. Ich würde nicht locker lassen, koste es, was es wolle.

Mehrere Sekunden tickten wieder totgeschwiegen durch den Raum und mein Herz pochte mit jeder lauter in meinem Hals. Schließlich, nach Ewigkeiten und zwei Atemzügen, lehnte er sich vor. Sein Atem kitzelte über mein Gesicht, seine Nase streifte meine Schläfe.

"Dann gehe ich mit Option eins und zwei", flüsterte Darcan an meinem Ohr.

Ich stotterte irgendwas vor mir hin. Ich hatte schon längst vergessen, welche Option welche gewesen war und welche ich überhaupt genannt hatte. Und oh Gott, ich stand auf Darcan Crowe, war der letzte Gedanke, bevor das Rauschen in meinen Ohren alles übertönte.

Seine Lippen waren heiß an meinem Mund und ich schnappte überrascht nach Luft. Meine Hände flogen hoch und krallte sich in sein T-Shirt, Nacken, seine Haare. Der Laptop polterte irgendwo zu Boden, als der erreichte mich gar nicht.

Darcan schmeckte nach Kaffee, Nikotin und Regen. Seine langen Finger fuhren durch meine Haare, hielten mein Gesicht zögerlich, zaghaft. Es waren nur seine Fingerspitzen und trotzdem schienen sie mich zu verbrennen.

Irgendwo, irgendwo in den Resten meines Verstandes fragte ich mich, was ich hier tat, wieso ich es tat und wann genau meine letzten Zweifel und Bedenken aus dem offenen Fenster geflüchtet waren. Aber dann war auf einmal die Kante meines Bettes in meinen Kniekehlen und Darcan über mir und es war mir egal. Zum Teufel, es fühlte sich zu gut an und ich hatte mich so insgeheim schon so lange gefragt, wie es gewesen wäre, hätte Darcan sich zwei Wochen zuvor nicht unterbrochen. Ich konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken.

Zu meiner Überraschung antwortete er ebenso tief und ich wagte es, den Kuss zu vertiefen. Seine Lippen waren überraschend weich und teilten sich willig, wenn auch zögerlich. Und er wusste nicht, was es mit mir anstellte. In meinem Kopf schwirrte es auf angenehme Weise, als wäre ich trunken, und das Blut in meinen Adern vibrierte und pulsierte und plötzlich wollte ich mehr. Mehr von seiner bleichen, glatten Haut, den sehnigen Muskeln, die sich darunter spannten. Mehr von seiner Wärme und seiner Hitze. Ich wollte mehr schmecken als seinen heißen Atem und die Realisierung trieb mir ein weiteres Stöhnen aus den Lungen.

Seine wirren Haare, sein Shirt, ich zerrte an allem, wollte ihn bei mir und ganz weit weg, damit ich nicht mehr brennen musste. Ganz benebelt nahm ich wahr wie seine schlanken, geschickten Finger sicher unter mein Hemd stahlen, über meine Rippen strichen. Ich streckte mich ihm gierig,  fast verzweifelt entgegen und tastete nach seiner Haut, seinen schmalen, knochigen Flanken, den flachen Bauch und entlockte ihm ein Zischen, als ich über die empfindliche Haut unter seinem Hosenbund strich. Ich konnte mir ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen.

Darcan knurrte. "Ist dir das bis jetzt Antwort genug?"

Er klang so atemlos wie ich mich fühlte und ich musste schlucken als ich sein Gesicht sah. Die Wangen von Hitze oder Scham gerötet, die Augen weit und dunkel und sein Mund - oh, sein fein geschwungener Mund - geschwollen.

"Ja", antwortete ich heiser. "Du stehst auf Männer."

Ein weiteres Knurren. "Tu ich nicht", fauchte er und ich musste lachen, denn seine fahrigen, begierigen Finger erzählten eine andere Geschichte.

"Gut", sagte ich und grinste innerlich. Ich würde seine Aussage testen. "Ich nämlich auch nicht."

Damit rutschte ich unter ihm hervor und verkroch mich weiter aufs Bett, kauerte mich an der Wand zusammen. Dass es schwer, beinahe schmerzvoll war, mir so zu bewegen, musste er nicht wissen.

Darcan folgte mir mit einem irritiertem Blick, der mich an einen verärgerten Kater erinnerte. Die Art wie er sich über die Lippen leckte machte es auch nicht besser. Dann kroch er über Bettdecke und Laken auf mich zu und mein Puls sprang mir wieder hastig in den Hals. Kaum einen Moment später war es alles erneut egal.

Egal, dass es nicht sein sollte. Egal, dass ich Dinge falsch getan hatte. Egal, dass wir beide Kerle waren. Denn es fühlte sich gut an. Er fühlte sich gut an. Sein Atem, seine Hände. Hin und wieder gab er kleine Laute von sich und manchmal war ich so fasziniert, dass ich vergaß, was ich gerade tat und inne hielt, um ihn anzusehen, nur um seine ungeduldigen Lippen gleich wieder heiß auf meinen zu spüren.

Die Sonne ging unter als das letzte Kleidungsstück auf dem Boden landete und es war dunkle draußen, als wir schweißnass zu Atem und Sinnen kamen.

Unsicher sah ich in sein blasses Gesicht mit den dunklen Ringen unter den großen Augen, die heute alles andere tot und reflektierend waren. Ich wusste nicht, was seine Reaktion sein würde.

Doch er leckte sich nur wieder über die Lippen, die Lider schwer und halb herabgesunken, und legte sich in die Kissen zurück. Dieses Mal sah der Kater zufrieden aus und ich bemerkte, wie sich ein Lächeln auf mein Gesicht schlich, während ich beobachtete wie er stumm und still in den Schlaf glitt.

Irgendwann war sein Atem tief und ruhig, meine Beine noch immer mit seinen verschlungen. Ich brauchte einige Augenblicke um zu realisieren, was an diesem Anblick so bemerkenswert war. Ich hatte ihn noch nie schlafen sehen - zumindest nie so ruhig und friedlich, die Züge entspannt und die Lider federleicht geschlossen. Und ich fragte mich, wie ich diesem Wesen, dieser gequälten, sonderbaren Person jemals etwas antun könnte - oder seinem Bruder.

Ich schüttelte den Kopf. Weder Darcan noch Rain hatten es verdient, dass man ihnen etwas weiteres wegnahm. Ich würde die Ältesten davon überzeugen müssen. Aber erst morgen.

Ich schlief ein mit Darcan flüsterndem Herzschlag unter meinen Fingerspitzen und seinem Atem in meinem Haar.

Darcan & Blood: Wondering

 

He's been wondering, letting his mind wander at night, for once far away from any terror or nightmare. He's been pondering, thinking endlessly about strange occurrences, strange feelings, strange emotions. Because it's been occurring more and more lately and he found it ... curious. Unusual. He was not used to it and he wondered what it was.

What was it that made his heart thump so strangely in his chest?

What was it that made his head and mind so light weighted sometimes?

It was not a bad feeling, it lifted his shoulders, it made him feel calmer, more at ... at a state that was almost close to peace. But it confused him as it often happened in instances where he wondered why it would happen.

It would only take a smile, an accidental touch, fingers grazing another, a shoulder bump, and warmth would spread through him, making something in his veins tingle, making him want to ... want to drag that contact out, savor it, taste it, breathe it in. He wanted to do all sorts of ... strange ... unusual things - and that was what irritated him the most.

He wanted few things. He wasn't used to receiving anything - especially not without a price. And it seemed the only thing he had to pay, the only thing he had to do to receive this feeling, was to reach out and touch that warm skin - purposefully accidently - but he would always retract his hand just as fast, staring at it in wonderment and mistrust.

Sometimes it even was enough to just sit back and observe his roommate bustling about, the way he scattered papers across the room, just to collect them all again, stacking them neatly on his desk. The way the broad expanse of his shoulders moved, how it tensed, relaxed, stretched and shifted beneath his shirt. The way he flipped a page with absentminded determination. The words he mumbled to himself. The chestnut shine in his neat hair whenever it was touched by stray sunrays. It was fascinating, the amount of details there were to find, the little quirks that made him curve his lips into a small, tiny smile.

There was that feeling again! The ba-thump in his chest, the urge to smile in his cheeks, the tingling in his fingertips ...

He sat in his usual place, curled up on the couch, his laptop in his knees, his fingers poised on the keyboard, unmoving. His gaze, which should have been trained on the essay he was supposed to deliver by the next day, was instead focused a proud profile with a straight nose slightly crunched up in concentration, a strong, clean jaw line set in determination and elegantly curved eyebrows. Brown hair fell onto the face, partly concealing eyes that the stunning color of gold, amber and rust as he knew, and he couldn't help but wonder how that hair would feel between his fingers. It looked so smooth, silky, soft. He couldn't help but wonder what he would smell, would he press his nose into the nape of that strong neck where the hair thinned out and curled the slightest bit. He couldn't help but wonder how that tanned skin would taste against his lips.

And he couldn't help but recoil from himself and his thought in disgust, his heart in his throat, heat on his face and in his stomach.

It was sick - the want to touch a demon, that is, a demon that wanted him dead! - Or at least a demon that was supposed to want him dead ...

But none the less - the want was there, these strange feelings, these strange emotions he couldn't place, he didn't know, they were there.

The demon, as if sensing his dismay, turned his head and raised a questioning eyebrow.

"Something wrong?" he asked, his voice calm and soft. Darcan could have almost thought him concerned. "You've been staring at me for quite some time now."

Had he now?

"Have I now?"

If possible the eyebrow rose even higher, turning the demon's expression into something skeptical.

"You're still doing it. Is there something on my face?"

"Nothing other than the usual."

The demon blinked confusedly, probably wondering what that statement meant. After a few moments he seemed to write it off as one of his usual antics.

"Well then, don't you have an essay due tomorrow?" he asked while turning back around, not really expecting an answer.

Darcan scowled unhappily. Now he was getting frustrated. There was no puzzle he wasn't able to crack! Maybe ... maybe this problem required experimenting.

Abruptly he sat his laptop aside. He'd always rather liked experimenting, so if it would help him understand, then that was what he was going to do.

"Can I somehow help you?" Blood inquired without looking up at him, no doubt sensing his presence, and started to turn another page, but stopped short when he felt curious fingers skimming through his hair. "What the ... Darcan! What are you doing?!"

"Experimenting" was the simple answer.

Just as expected. The hair felt soft and smooth and silky between his fingers, it was obviously freshly washed and smelled like sandalwood and he didn't know why but even the idea of being able to do this made his heartbeat increase. It was most mysterious and wonderful.

"Seriously, Darcan, what are you doing? This is weird."

This time Blood turned around, looking at him with questioning eyes. Darcan took the chance to study his face up front and he wondered if this being before him really was a demon. He seemed so ... human. His features were striking, yes, quite handsome, indeed, he might say, but there was nothing angelic, nothing demonic, nothing ... special. He was so ... plain next to others of his kind.

So ... it was okay to want to touch him ... was it not?

"So? Am I ever going to get an answer?" His roommate scowled and crossed his arms defiantly as he looked up to him.

"I want to ... I want to try something," Darcan admitted, inching a little closer.

"Try something? What? You're not trying to ... you know, experiment with your sexuality or something, because I think it's a bit late for that," Blood snorted as an answer, rolling his eyes.

"Experimenting with my what?" Darcan echoed bemused.

Blood waved him aside. "Never mind. Wouldn't want to taint that innocent mind of yours, now would we?" He grinned and for a moment Darcan thought that his roommate did have the potential to look outright devilish.

"I am not ...!"

Blood shot him a don't-kid-yourself-look and he shut his mouth, thinking. Was he innocent? In what way would he be innocent?

He hadn't murdered anyone in his life yet. He also had never stolen anything. And he couldn't remember ever lying to someone either.

But maybe that wasn't what Blood meant. Maybe he meant ... but he hadn't ...

Well, maybe he was innocent. But if Blood was not, maybe he would ...

"Then can you answer a few questions of mine?"

Two dark eyebrows practically vanished beneath his roommate's hairline.

"Me? Answering your questions? What honor. Do tell," he answered, leaning forward, apparently eager to help out - or maybe eager to ridicule him. Because that was how Darcan suddenly felt - ridiculous.

"I ... I've been thinking ... Well, really, I've been wondering that ... or why ..."

"You're stammering."

"Yes. - No. That's not it. I've been wondering why I ... well, there is this strange feeling ..."

"Strange feeling? Don't tell me you're finally hitting puberty?!"

Blood looked at him in mock awe and Darcan scowled disgruntled.

"Please excuse that I can't find the fun in that joke. Anyway, lately ... I've been feeling strange. It's not a bad feeling, really. I ... I feel lightheaded and my heart does these curious things in my chest. But it only occurs whenever I ... well, whenever I touch or look at a person," he finished, feeling somehow winded as if that speech had taken some toll out of him.

But Blood only looked at him skeptically, eyeing him from head to toe to head again, a seriousness in his gaze that Darcan hadn't seen in quite a while.

"Is it only when you touch or look at a special person. Or is it general?"

For a moment Darcan reclined, pondering this question, comparing his reaction to him to reactions he had with others.

"No, it's only one person."

Was he supposed to tell his roommate who he meant, he wondered. Or would it be weird? He's already made quite a few mistakes because he had been a tad too enthusiastic in sharing his mind.

"Then, my dear friend," Blood concluded finally, still regarding him ever so seriously, "It would seem you're in love."

In love?!

Darcan & Blood: Behind Those Eyes

 

He would probably never get used to it. Even though he knew him for a felt century - at least five years - every time it happened he felt useless and awkward. He just ... didn't know what to do.

He could see shadows crossing his face, nesting themselves into his eyes, clouding them over, making his gaze go wide, confused for a second, and then full of realization, full of memories and visions of horror he couldn't see. He could only sit and watch as it - whatever it was - took him over, consumed him, choked him until tears spilled over and he was left gasping and sobbing.

It was torture. Sure, the one tortured was him but he had to watch his loved one cry full of agony. And all he wanted was to share the burden, give him some relieve.

And now he sat there, across from him over dinner and he could see it unfold in front him once again. It started inconspicuously. At first it was only something that changed in his smile, something that turned his tone into ... something else, something more muted, something unsure and doubtful. Then it were his eyes. They shut without being closed, they told him of the feeling of being betrayed, the feeling of doubts taking over, the feeling of being alone, although he tried to hide it, hide it behind a veil of blankness but he saw right through it.

He wished he could tell him he was not alone, never lonely. He was there. He loved. He loved him and nothing would change that. But the last time he had done that, it had not ended well. Instead he had been remembered of something else, something that had happened decades ago and haunted him yet still.

He had been told that there was nothing that he could do because his emotions quite literally overwhelmed him. HHHe became his emotions, he was trapped inside them. And there was no way to reach him. The only thing he could do was offer silent, passive support. Only when he was gone so far into his mind that the current scenario playing in his head could not be altered, that he reached out, held him tight, as tight as he could, embracing him wholly and warmly, praying that he would find the way out again.

Darcan & Blood: Hear Me In Silent Words

 

He’s been having nightmares. Again.

 

He had just begun to relax, just begun to hope, just begun to dare imagine a life after. After the pain, after the fear, after the terror of past memories he will never be able to forget.

 

But all hopes and dreams had been crushed in one night. When the panic seeped back into his bones, when past monsters and horrible creatures slipped under his blanket, wrapping their ice cold invisible fingers around his throat, squeezing, strangling, cutting every breath off until he was left wheezing, whimpering, trembling, wondering if no one could hear him drown in his endless horror.

 

He wanted to scream, to cry, to reach out for someone, something to release him, help him, hear him. Just … something … anything. But there was never enough air, there was just no breath left in him that he could manage to get out. Every scream remained stuck in his chest while his blood pounded and rushed through him, delivering ice and poison to his frantic heart.

 

And he was afraid. He was so, so terribly afraid to turn off the light and slip under that blanket and close his eyes. The monsters always seemed even more terrifying in the dark and they came to life behind his eyelids.

 

So he sat there. Hour upon hour upon hour ticked by until the clock on a sideboard counted a minute. Smoke engulfed him, filled his nose, his lungs. He reeked of alcohol and nicotine. Probably. He couldn’t get himself to care.

 

Normally he would be sitting at his desk, in front of his computer, the screen illuminating the room eerily while he tipped and clicked and tipped, doing work that had been due a week before.

 

But not tonight. Tonight he sat on the couch, blankly staring at a black and mute TV, letting beer and cigarettes numb him. Tonight he let himself be afraid. Afraid of the fear and afraid of the night because it was so dark outside, so so nightmarish dark inside and it made his trembling little heart race until he took another drag, another swig and for a moment he was numb again.

 

He was tired. He was dead tired, he really was, and he dreamed open-eyed of soft blankets and cushions, a warm strong body next to him, wrapping him in secure arms. Awake he would never admit it, but he wanted, needed, depended on those careful, protective, gentle arms. Always had. And it made him feel awful and still so afraid because they were not home tonight, hadn’t been home for a while now.

 

“Darcan?”

 

Wonderingly he glanced at his beer can. He could have sworn he’d just heard an all too familiar voice. It was a curious voice with a gentle tone and he hated it. Hated that it was necessary to be gentle and cautious with him.

 

The voice was able to chase away his monsters and guilt and those terrible creatures but he was still sick. Sick on his stomach and sick in his head and sick of everything.

 

“Darcan?”

 

Okay, that hadn’t been the beer can.

 

He looked up and into bright golden eyes, soothing with the calmness in them. He almost choked and sobbed, so so relieved, even though he was still sick, but he was still numb.

 

There was no “Are you okay?” or “What are you doing?” or “What’s wrong?” because he knew. He heard. He always heard his silent screams, the pleading, non-verbal words in the terrifying darkness.

 

“It’s alright. It’s all okay.” Warm fingers caught his own cold ones, prying the can out of them, setting it on the table. “It’s over. I’m here.”

 

He wanted to be sick, throw up all over the floor but something in him cleared, curled in on itself, warm and fuzzy and purring and he was alright, the fear the terror the horror disappeared but the desperate scream in his chest remained, stuck with no way out.

 

Fingers in his hair, hands in his neck, breath on his skin, soft lips on his temple. Forehead, cheek, jaw, forehead again. He breathed, a well-known scent. He let that scream escape in a gust of air through his own lips and let himself be kissed still and calm. His throat was free, the monsters retreated, the poison and ice vanished somewhere in the heat in his veins. He breathed and he was free. And alive.

 

“You’re home,” he choked out, his voice raw with strange emotions.

 

“I’m home. I’m here. It’s okay.”

 

He reached out, found that something, that someone that released him and he couldn’t hate it because it felt just so right and he was so so grateful.

 

He reached for familiar features, warm taut skin, the contours of a strong, protecting body and he kissed hot lips, feeling at home and warm and not afraid of the dark at all.

 

A comforting presence all around him, a healing heart. A whispered “I love you” he didn’t know who said it and he began to fade to an unknown place, an unknown time, a peaceful state.  At last.

Darcan & Blood: Love Is Faceless

 

Love was a strange, faceless thing. Darcan Crowe knew that. It could take on any shapes. It could even be dangerous. It could take someone as they were, it could form another one into a whole new person, it could be demanding, it could be mending. But most of all, it was a fictional, an imaginary thing. That’s what Darcan had known all his life, that’s what he had assumed.

But now that he lay there, a warm weight on his shoulder, brown hair tickling his jaw, he wasn’t sure anymore. In his chest bloomed a strange feeling, filling him wholly as he petted that brown hair lightly. A soft hum answered him and the head on his shoulder moved, revealing a content smile on full lips, a straight, strong nose and the most stunning gold eyes glancing up at him and his heart did a funny dance.

That feeling was all too familiar to him by now. He felt it every time he received a smile, a glance, every time he smelled that sweet, musky, warm scent or felt the pleasant touch of a firm hand or skin on skin. He reveled in that feeling, he basked in it. So he closed his eyes, took it in and wondered whether it was what one could call “love”.

“What’cha thinking about?”

Darcan turned his head and nuzzled his nose into that soft hair. He had long since forgotten about the TV blaring about some new product in brakes between their favorite series. Darcan stretched out, linking their socked feet.

“Oh, nothing. Love.”

“Love?”

Darcan heard unmistakable amusement in the voice. He grinned as well.

“Yes. Love. What is love? How does it feel? Do I … love you?”

A chuckle. “I sure would hope so.”

“Do you love me?”

Silence. Rustling. A piercing look through golden eyes.

“Darcan Crowe. I put up with your nightmares and panic attacks every night. I put up with you forgetting to eat or sleep, or rather with you ignoring your own needs. I put up with your stubborn, stoic antics and the riddles that you speak. And still … I don’t mind. I don’t mind all that when I see you calm down when I hold you. I don’t mind all that when you roll your eyes or puff your cheeks like a little kid when I tell what to do. I don’t mind all that when I see you crack a smile or that stupid, knowing grin of yours. I love you. I love every side and facet of you because I know that caring, fascinating person under all those layers of the psychological mess that you are. And I know that that person exists only for me. I really do love you with all my heart and soul.”

He was stunned silent. He watched as those wondrous eyes watched him, attentive and watchful and he saw his own reflection in them. He was … speechless. The air was constricted in his lungs, his heart did little jumps and he almost thought he would cry.

He felt at peace, lying there, one arm around a narrow waist, one hand in soft brown hair. Warm breath fanned over him and strong hands cupped his face.

He felt secure, he felt safe and sheltered. He had always felt that way in those strong arms that kept him from crying, thrashing and screaming at night. And he … he loved it.

He loved the feeling, that warmth that spread through him with every smile and every glance and every touch. He loved that feeling of not being afraid, of feeling at peace, at ease, without fear and terror and anxiety. And he loved that person for making him feel that way. He loved that person with kind, firm hands and gentle smiles and warm, soft lips his own could melt against.

And he knew love was a strange, faceless thing. It could take on any shapes. But it was not fictional, not imaginary. For him this praised love was the quiet peace he felt with that one person.

“I think I love you as well.”

A soft murmur, nothing more answered by a teary, happy smile.

“I know. I’ve known all along.”

Darcan & Blood: Landing In London

 

He woke up in London just when the plane was touching down, jolting him awake. He had slept for a few hours, but for some reasons he didn’t feel rested. His head felt heavy, his heart was still racing, leftovers from a dark dream he was glad he couldn’t remember. His legs and his whole form felt cramped and stiff, curtsey to being confined within that plan for eight hours.

His gaze met darkness outside of his window. The few lights coming from the main building of the airport mirrored in pools from earlier rain, made them shine like slick black oil on the concrete.

Murmuring arose around him, the passengers coming to life slowly, starting to move, unbuckling their seat belts, shuffling to their feet and down the corridor. The captain’s voice announced their arrival over the speakers, thanking them for visiting their flight and wishing them a pleasant stay.

All the while he remained seated, gaze locked on the pavement. Maybe if he didn’t move, no one would notice him and they would take him back, all the way back home.

There had been a time when this country had been what he had called home; it was all he had known and all where he could have lived. His accent still proofed it. So he should be glad to be back, glad to visit his childhood and his roots. But his roots were flat and shallow and his childhood had been horrible. And not so long ago his home moved to where he was to wherever that one certain person was.

And here he was, miles and hours and days away from home for the very first time and it made his heart ache as he couldn’t help but think of the night that laid ahead of him and he knew he wouldn’t be able to make it through.

But there was a reason he was here for and that was a job he needed to make a living for himself and his home. Maybe by Monday he would already be back and he would see a proud smile, happy eyes and he would be loved. So he had to move through. But if it would keep him away for longer, he didn’t know what he would do.

And so he got to his feet, stretching his long, tired frame, and moved through the empty plane, all the way to the front where he entered the brightly lit building, following the string of people moving to retrieve their luggage. It wasn’t long until he hailed one of the small, black familiar taxis, speaking in his used monotone voice with its accent, receiving an answer in that same, kind of missed pronunciation, and he leaned back, eyes and face heavy and watched his childhood town wash by in blurred lights, colors and shadows. He waited for melancholy, nostalgia or anything to set in, but nothing in him moved. All he could think about was Monday until he shook his head, filling his mind with to-do-lists, statistics and work to keep himself from getting lazy so as to not trigger anything, any kind of vision, nightmare or memory in his anxious mind.

And that was what he was still doing hours later, pacing in his hotel room, his clothes and documents strewn over tables and the bed. He could already feel the old, all too familiar shadows forming under his eyes, his body reverting back to square one, to before, to pale skin and bone. And if there had been any order to his hair it was long gone.

But he wouldn’t mind. He wouldn’t think. Yes. No. He would think. Think and forget the monsters creeping up to him with ice cold claws and visions of blood and tears and … He could already feel the night closing in around him, suffocating. And he wouldn’t make it through, he would never make it through.

His phone startled him out of his dismay

“Still not asleep?”

The voice was half amused, half worried – no, more worried – and it felt like a piece of home. It was a piece of home.

“Never asleep,” he replied.

“Then get yourself some coffee, sit down and listen.”

And that was what he did. He listened to tales and stories of New York getting crazy and cold, of clients being testy and people in the supermarket being nasty. He listened for hours on end until the sun rose and had long since set at home. From time to time breathy laughter escaped him as the night fell apart, making place for new light to fill the room, and the fear of tomorrow and darkness gave way to guilt.

Guilt that he made his love stay up for him, to hold him, soothe him over the phone. There were things to be done and sleep to catch up to, but he couldn’t bring himself to tear himself away from the voice until it was time for him to leave the hotel for the day, working, thinking, always distracting from the loneliness and he promised himself it had been only for the first night. The day was full of meetings, interviews and reports. There was no way he wouldn’t be exhausted enough to sleep after that, he told himself.

And he was exhausted when he entered the hotel that evening, dragging his feet, almost collapsing on the floor of his room as the many waking hours took their toll on his body. And yet he was still restless, he couldn’t get himself to calm or lie down. He sat on a chair, dully staring into nothingness, torn between caffeine and alcohol – but he wouldn’t dare look at his phone until it buzzed again on his nightstand and he reached for it hastily and then grabbed it hesitantly, guilt tasting stale in his mouth, his heart dancing with joy.

“Only one more day, huh?”

No “hello”, no need for that, as if he could still read his mind over all these miles making him dizzy with elation.

“Have you eaten?”

He had not.

“You should eat – at least something little.”

He had tried, had sat before a plate with pasta and meat and hadn’t touched a thing, his stomach revolting at the idea. And he hated it so awfully much. He loathed his miserable, pathetic self that couldn’t live without him, that couldn’t live, eat and couldn’t sleep and depended on that other presence. He was a wretched creature, how could he possibly be loved when all he did was dragging another person into his misery. He should call goodnight, he should hang up, be miserable by himself, but he couldn’t. Not a finger could he move as he listened to new stories of a productive day.

“I love you.”

And that was that, what made him come undone, tears stinging in his eyes and pricking in his throat, what held him up and made him believe as it was said with such utter sincerity.

“I miss you.”

And he couldn’t say a thing, there was too much and he wasn’t used to this, not used to all these miles or that feeling of a missing part. So he sat in silence, wordless, for a few minutes, stunned and overwhelmed until …

“I can’t wait to get back home.”

Darcan & Blood: Tracks In The Snow

 

Kälte.

 

Das war so ziemlich das einzige, das ihn erreichte. Weiße Kälte, die ihn in seine Wangen und seine Nasenspitze biss und sie rot färbte. Er hatte den Kragen seiner Jacke hochgezogen, den Schal, die Mütze saß ihm tief in der Stirn, über den Ohren, doch er spürte noch immer jeden Windhauch, der ihm die Gerüche von gerösteten Kastanien und Glühwein entgegen wehte.

 

Hinter dem Kragen und dem Schal waren seine blassen Lippen zu einem schmalen Lächeln verzogen. Es war ein seltenes Lächeln auf seinem sonst so stoischen Gesicht. Dabei war er sich selbst nicht so nicht sicher, was dieses Lächeln herbeigezaubert hatte.

 

Es konnte nicht der sanft fallende Schnee sein, der alles um ihn in Weiß und Watte hüllte. Er dämpfte seine langen Schritte, von denen jeder eine Spur hinterließ und in Richtung seines Ziels führte.

Es konnte nicht das fröhliche, freundliche Treiben der Figuren, die sich in Daunen und Wolle gehüllt hatten, sein.

Es konnte auch nicht die bekannten Melodien und Texte sein, die hier und da aus den Ständen und Bars klangen.

 

Vielleicht war es das leuchtende Band des Flusses, der sich durch die Stadt zog und auf den er so sehnsüchtig den Blick geheftet hatte. Vielleicht war es die Wärme, die er glaubte auf der Haut zu spüren und die die weiße Kälte vertrieb.

Vielleicht war es der Beutel voller warmer Kekse und Kastanien und zwei Flaschen Wein in seiner Hand.

Vielleicht war es der kitschige Strauß teurer roter Rosen in seiner anderen Hand, den er gesehen hatte und hatte kaufen müssen.

Vielleicht war es die Stimme und das Lächeln, das sich mittlerweile in seine Erinnerung gebrannt hatte. Nicht sein eigenes Lächeln natürlich. Das Lächeln eines anderen, für das sein Herz merkwürdig höher schlug und ihm das Lächeln in die eigenen Mundwinkel schrieb.

 

Äste, bestückt mit abertausend kleinen Lichtern, die wie die fernen Sterne blinkten, wölbten sich über ihm wie die Bögen einer Kathedrale und wiesen ihm den Weg hinab zum Fluss.

 

Seine Schritte wurden schneller. Es knirschte unter seinen Stiefeln, doch auch das ging an ihm vorbei.

Je näher er dem leuchtenden Band kam, desto stiller wurde der Wind. Er säuselte und pfiff, doch in seinem Klang lag eine eigenartige Ruhe und er bildete sich ein, die fremde so vertraute Stimme in ihm zu hören.

 

Dort unten, wo der Fluss sich wand und diesen einen bestimmten Bogen beschrieb wartete sein Ziel, sein Lächeln und wusste nicht einmal, dass es wartete.

Dort unten, am Ende der Straße, am Ende des Kathedralengangs lag seine Zuflucht, lag Wärme. Dort lagen Scherze, Streitereien, Neckereien, Schmerz und Verständnis. Stille Stunden. Laute Stunden. Dort lag sein Herz.

 

Die Dunkelheit um ihn nahm zu, doch der Fluss leuchtete umso heller.

Er wandte ihm den Rücken zu.

Die Fassade vor ihm war alt und wertvoll, vielleicht ein wenig düster, doch das Licht, das er in dem Eckfenster sah war warm und einladend.

Er schloss die schwere Eingangstür auf und schlüpfte hinein.

Das Treppenhaus war duster und finster, aber seine Füße kannten den Weg gut. Mit langen Schritten nahm er zwei, drei Stufen auf einmal. Und schließlich, endlich stand er vor der Tür.

Ein paar Rosenblütenblätter hatten eine Spur aus scharlachrotem Samt hinter ihm gebildet.

Er trat in die Wohnung – und war zu Hause. Honigbraune, topasgelbe, bernsteingoldene Augen sahen ihm entgegen. In ihnen glitzerte Überraschung. Geschwungene Lippen formten ein O, dann verzogen sie sich in ein strahlendes Lächeln.

Sein Herz hüpfte ihm freudig in den Hals. Seine Wangen und seine Fingerspitzen brannten in der Farbe der samtigen Rosenblüten.

 

Er hob den Beutel mit einem  bescheidenen Heben seiner Schultern. Plätzchen- und Zimtduft füllte den Raum, der in dem sanften Flackern des Kaminfeuers leuchtete. Der Flammenschein verwandelte die Haut des einen in Messing und Sand, die des anderen in Bronze und Gold.

 

Begehrliche Finger streckten sich nach dem Beutel aus, ignorierten ihn und zogen ihm die Mütze vom schwarzen unordentlichen Haar, lösten den Schal und enthüllten das schmales Gesicht.

Das Lächeln lag noch immer auf den Lippen.

 

Du bist früh.

Ich bin spät.

 

Sie sahen sich an, verdutzt. Dann ein dunkles Kichern.

 

Ich habe früh Schluss gemacht. Ich hätte viel eher hier sein können.

Du bist jetzt hier.

 

 Die warmen Finger streiften seine, versetzten ihm einen so bekannten Stromschlag, nahmen ihm den duftenden Beutel ab.

 

Während er seine Jacke und Stiefel abstreifte beobachtete er die Gesichtszüge des anderen. Seine Brauen verrieten jeden seiner verwirrten, überraschten Gedanken als er die Plätzchen, die Kastanien und den Wein auspackte. Dann sahen die goldenen Augen auf, sanft, hell und einladend wie die Sonne,  begegneten seinem grünen Blick, kühl, dunkel und mysteriös wie der tiefste Wald.

 

Er realisiert, dass das Lächeln noch immer da war und er hob den kitschigen, idiotischen – Was ist das?Es war ein Impuls. Für dich. – Rosenstrauß. Das Blutrot reflektierte Wärme, reflektierte ihn und ihn und das Gefühl, dass sie beide in diesen Wänden ergriff. – Es reflektierte … Liebe.

 

Und die Kekse? Du isst nicht … Du magst doch nicht … Ich will nicht, dass du …

Es ist Weihnachten, oder?

 

Ein langer Schritt, noch einer. Schmale und geschwungene Lippen trafen sich, kosteten sich gegenseitig bittersüß und schwer und erleichternd und langsam und ich habe dich vermisst.

 

Es waren nur Stunden

Und zwei Ewigkeiten.

 

 Ein Lachen, erleichterte kichernde Herzen. Ich liebe dich still und leise in den Seelen. Sie spürten es unter der wolligen Decke, die Sofapolster im Rücken, Füße und Füße miteinander verwoben Finger miteinander verflochten. Sie schmeckten es im Wein den Kastanien und Plätzchen und den rätselhaften halben Lächeln bittersüß und schwer und erleichternd und langsam.

 

Und Wärme.

 

Das war so ziemlich alles, was sie erreichte. Flüssige Wärme und sanftes Rot in den Adern, das über ihre Wangen und Nasenspitzen strich und sie in Hingabe und Zuneigung und … Liebe tauchte.

 

Das leuchtende Band des Flusses weit entfernt und gleich vor dem dunklen Hintergrund im Fenster beleuchtete die Spuren im stillen, wattigen Schnee, die schon längst vergessen waren.

Darcan & Blood: The Soap

 

It was a nice usual Wednesday. I had two courses already behind me, the sun was shining, which was a rare feat here in South England and everything was just being nice and usual (except for that sun-part).

Alas, I had only one class left for the day, and I was excited. It was Rights and Laws 101, which wasn’t that exciting of a subject at all, and yet I always found myself looking forward to it. -  I guessed, the rest of the participants shared that with me.

I had the luck (or misfortune, I wonder?) to sit in the row behind two fairly popular guys at out University. I haven’t been long at this Academy, but I’ve already learned that practically everyone knew these two, at least by name; Darcan Crowe and Blood Callahan. Quite a few rumors were going around about them, not every one of those nice or funny. I had yet to figure out which were true and which were false.

But the most popular rumor was also the one about which everyone seemed to have a different opinion than another. He big question was: were those two together? Like, together together?

Those two were roommates, so maybe it wasn’t that far off a guess. But on the other hand, everyone who took one look at Blood would swear he was straight. It was just the way he acted and talked – especially around females.

To find the answer to this question was the reason why Rights and Laws 101 was more fun than it actually was. Anyone with a bit of insider-knowledge about this course also liked to call it “The Soap” or “The Crowe-Callahan Soap”.

Today those two were sitting as usual. Third row, right next to each other. Over the course of the last semester they had somehow drifted closer and closer to each other (without seeming to realize it), so now every time they moved, their arms brushed against each other.

They were a quite a peculiar pair, to be honest, whether they were together now or not.

Darcan was tall and thin and pale with sharp features. I liked to compare him to an elf.

Blood, on the other hand, was a bit shorter, with broad shoulders, strong arms, and blazing eyes. He had something of a lion.

Should you meet them separately you’d never guess they’d have anything to do with each other, and yet they somehow fitted. – Not at the beginning, though, oh no. At the beginning of the semester they had been strangely hostile towards each other; they had been quiet, but unaccepting. – Until they got softer and softer, and their bickering turned into good-natured teasing. It was a bit strange and confusing to witness. But one thing had stayed the same: they liked to pay more attention towards each other than to the lessons.

As it was today as well. They had their heads tucked together and bowed over a cell phone. Sometimes their shoulders shook with quiet laughter, which amazed me. I had never seen Darcan laugh.

Seeing them like that made it easy to believe those who claimed there was more than friendship going on between them. But then again … what did it proof other than that they got along well with each other? Sure, there were moments from time to time where I believed to feel a kind of tension between them, when they’d look up and lock their gaze with the other. And they did seem very generous in the way they touched sometimes, but …

It was probably this insecurity, this back-and-forth with the arguments, that prompted the whole course to take bets on whether they’ll ever end up as a couple, and if yes, when.

Anyhow, I shook my head. As interesting as this could be, there was another purpose behind my visiting this class, and that was to actually learn something.

Looking to the front I tried to catch up to where the professor was in the topic. That was when all hell broke loose.

Okay, it wasn’t chaos, more like a stunned silence. Even the professor stopped in her sentence. And, of course, those two were the trigger. Only … Darcan seemed to be as surprised as the rest of us, if his wide eyes were anything to go by.

Blood had lunged across the tiny space that was left between him and his neighbor, had clasped Darcan’s head between his hands and smashed his mouth against his. It took me a few seconds to register that they were actually kissing.

It started out a bit too strong, too rough, too slow, as if they both were surprised. It didn’t take long, though, until Darcan actually started to reciprocate the kiss. He reached up to hook his fingers into the collar of Blood’s shirt and suddenly the whole thing shifted and it became deep and slow and sensual and – oh my god, there was even tongue.

Embarrassed that I had to witness such a thing (we were in the middle of a lesson, they can’t just start to make out on a classroom bench, oh my god), I turned my head away, to see that every single person had witnessed this … public display of affection, and was now either pointedly looking away, or staring blatantly.

I chanced another look, because as it was, they sat in my line of sight to the front, and saw that they both had apparently forgotten about us other people in the room. Their position had changed into a slightly horizontal and their hands had wandered; Blood’s groping Darcan around his waist, and Darcan’s burrowing themselves into Blood’s hair and neck. And, listening to the low humming sounds coming from their direction, it seemed to still develop –

Until the professor cleared her throat and those two slightly jumped apart, staring at each other as if they were seeing for the first time. I, myself, felt as out of breath as they looked.

“Mr Callahan and Mr Crowe, I understand that you seem to share a great deal of affection towards each other, but we would all be relieved if you could reschedule this to after this class,” said the professor and everyone seemed to take a deep breath.

Dear God, witnessing that had been intense

A great deal of affection, she says,” I heard Blood murmur in front of me with a strangely soft grin. “She has no idea.” And he leaned over to Darcan once more and kissed his lips softly and sweet once, before he finally let go of him and retreated to a more acceptable distance.

Darcan stared at him in as much bewilderment as the rest of us for a few seconds, before he bowed his head, hiding his face behind thick, dark curls, but I could’ve sworn I saw a tinge of pink creep across his cheeks, along with a soft, small smile.

It didn’t take long for the course participants to start murmuring among each other after the professor had resumed the lesson. Gambling debts were claimed and paid, some wolf-whistled, some even cheered softly. I couldn’t help a smile.

At last the big question was solved.

Darcan & Blood: The Vows

Attention: this is basically only a draft and the text entails only speech (basically monolgues) without any interruptance.

 

 

Blood

 

It wasn’t love at first sight.

Oh no, it really wasn’t.

Believe me or not, but we hated each other. – Well, I did anyway. He was such an arrogant … prat, I thought when I first met him … oh I don’t know, 30 years ago (yes, I know, I know. We don’t look that old and how can we possibly live this long together? If I’d know …). He was seldom talking and when he did it was to correct me and look at me judgingly with those big, green owl-eyes.

He made me feel small and irritated and always confused – which is a hard feat to achieve in the first place, so I give you that, Darcan.

But now that I think about it, it should’ve given me the first clue of what was to come, though.

Because I was irritated with him, and I wanted to tear my hair out every time I stepped into our messy room – it was all his mess -, and I regularly thought I was about to go crazy ‘cause he was – still is – so smart but so dumb about certain things, and I had been two seconds short of going and demanding another room more than once. But, alas, I never did.

I’m not sure why, but I guess I was fascinated. There was – is – just something about him.

So I stayed – and I got to know him better than most.

I guess most of you know what kind but tortured soul he is. – It is what probably made me fall in love with him after all. – So tortured and damaged and yet never broken. He had every right to be bitter, to despise people for the luck and happiness they have he never did, and yet he is and does not.

And I … I am in love with him. I am so in love with him.

The way he looks through those large, green, owl-like eyes, seemingly indifferent and detached – but he cares so much. If you look deep enough you can see all the compassion he hides in that big, soft heart of his.

I love the way he moves – so fast but seldom unsure and always graceful. Like a cat, really.

I love the way he gets clingy and needy when he is drunk, always insisting on snuggling up against my side or getting me to pet his head – no matter the current situation. One time it actually happened during an important meeting … something about … eh, I don’t remember, we were both quite wasted.

I love the way he gets jealous and possessive and somehow always manages to drive away any potential friends that come too close to me. He never does that explicitly of course, because God forbid Darcan Crowe of ever being selfish. – But let me tell you, Darcan, I find that love is about being selfish and selfless at the same time, and you always balance that line so easily and gracefully as you do everything. Well, except talking to strangers. There is nothing easy or graceful about you then.

But speaking about graceful – I love the way you stretch out when you get comfortable, all long slender limbs and slim hips and pale skin over bones and angles and … hrm, well, I probably should stop there, there seem to be children present.

But I love the way you cook – boy, do I love your cooking, the heavens be my witnesses. You create masterpieces, works of drool-provoking art, and I swear I couldn’t ever survive without you. – It does put another nice touch to it, however, that you often look quite delicious while cooking – pun intended.

But alas, those are the little things – I could list so many more of these; for example all the amazing things you can do with those long, slender fingers. I mean, have y’all seen them? Works of art on their own.

But the reason why I am here today is because I – above all – love you. You – the sum of all that I have already listed and so much more. You – the guy who drives me mad every day and who has done so since day one. You – the one who makes me feel all tingly and squishy inside – and I don’t even know how or why.

You – who is so, so good, so kind, so rarely pure (though he does have his wicked side, don’t be fooled by my praising words), and who could never hurt a single living being, no matter how small or seemingly insignificant. You, who actually apologizes when you defend yourself and step on someone’s toes in the process – no matter how badly and awfully they have treated you.

There is no such thing as hate in you – only love and understanding, but … there always is a negative side. Yours comes with self-doubts, insecurities, depression and anxiety – all the good stuff. And I have made it my … well, my profession, really, to work on that, to help you get better, protect you, warm you when the cold of nightmares claims you again, and to warn you to eat or sleep properly because even Darcan Crowe needs a few hours sleep a day. And to make you see what a valuable, precious, much-needed and loved person you are.

You make me a better person. Literally. We both know that I’ve been … quite a demon back then, and I do still carry that part with me. Sometimes I am so full of rage and aggression and I want to hurt people because they hurt you, but you … you make me better. You won’t let me go down that path. You wouldn’t ever let me become my worst part and even though sometimes I think that people deserve hell’s wrath, I could not ever lay a hand on you – and you know that, you smug bastard.

Your love quite literally redeems me and the worst is – you never have to say one word. Most don’t see it and you probably don’t know it, but your gaze is so expressive and every time I look at you and you look back I can see so much love, compassion, understanding and admiration, it takes my breath away … And yes, I do realize this is getting increasingly sappy – I could punch myself in the face.

But you are so important, Darcan, and not just to me.

There is your brother, sitting right next to you. If there is one being who could ever possibly compete with me in loving you, it is him. You have saved him, you practically raised him, you protected him, and he did all the same for you.

There is Sienna, who understands you like no other and accepts every single one of your many facets and she adores and admires you like I do. She is here as well, right next to Rain.

There is … well, of course there are Cass, Philly and Rowan, who, frankly, would not exist without you. They are – kind of, this sounds awful – but they are your creation, and they are all such wonderful, kind, terribly intelligent children, and if you only knew how much they look up to you. – By the way, they are sitting there as well.

And Merrick and Morgan, your two wonderful nephews who adore their uncle terribly – as does everyone else. They’re here today as well.

Do you get what I’m getting at? You have so many intelligent, compassionate people, friends, family-members who care deeply about you, who you are important to. And they – we – are here today because we love you.

I love you … I love you. Gods, do I love you!

And someday I – we – will make you see all that. For that I swear, I vow that I will stay by your side and make you see it every day, beyond this life, however long it may take, and even further.

I have pledged myself to you and now there is nothing you could ever do about that – so I fear you are stuck with me – but I will make it worth your while, because you deserve everything good in this world and I’m here for that.

 

 

 

 

 

Darcan

 

I … I am sorry. I’m not good at … talking – and I’m not even talking about speeches. And I don’t know how I should do this.

I am not as eloquent or romantic or anything as Blood, but he said … well, he said all those things and he – you deserve at least an attempt at me giving you the same.

I … I don’t know how to say this. There is so much in me and everything is falling into a tumble when I think about it. I don’t know how to express it with something other than “I love you”.

I’m afraid I love you for all but selfish reasons.

You give me so much, more than anyone has ever done before, but apparently you do that on your own free will, because I can’t think of anything I could ever give you in return except myself; hair and skin and bones and soul.

You give me warmth when I always feel so cold and empty inside, just by wrapping me in your arms.

You let me hide behind you, even though I am supposed to be the taller and older one. You protect me with your body and your words, you are my shield, my safety-blanket.

You … “translate” for me when I forget or don’t see any apparent social norms. You always apologize on my behalf and break a fight with whoever dared trying to challenge you.

You … You give me desire … Of all kinds, I mean. You make me want to be better, you make me want to take care of myself, you make me want to achieve things, taking influence instead of just watching things come and go.

And you … you give me happiness.

Every time I come home you are there, and I can’t explain it, but seeing your face, feeling you’re real and warm and there, always fills me with endless relieve and it drains all tension from me and I feel so content, like I somehow still believe you could be a dream.

It makes me curl my toes, I don’t know why, and makes me feel tingly in my chest and for a moment I can’t breathe but then again I’m able to really breathe for the first time since leaving you and I want to scream and laugh and sigh at the same time and … and … I don’t know. It makes no sense. But I feel so good, so right, so safe and sheltered and warm.

You give me peace. You fill the flat and my life and my insides with … with you and it makes me feel whole, not broken anymore, not splintered. You’ve soothed all edges and wounds and I can’t imagine anything happier than peace.

You are my fire, you give me warmth, you give me light.

You are my magic, the very source of it. A kind of a miracle.

And I am afraid I am quite dependent on you.

And as I’ve said, I don’t know what I could ever give you in return. You always insist that my love is enough, but I’m not sure what worth my love has next to the life you have given me.

But you have just pledged your life to mine, so I pledge mine to yours, and I vow to pay you back with my love, my life, my hair, skin, bones and soul – or my cooking. Whatever you’ll have, beyond this life, however long it may take, and even further.

You are my everything, so I intent to give all of me. To Cass, to Philly, to Rowan. To my brother, Sienna and their boys.

And to you. Always to you.

Darcan & Blood: Once Upon a Time

Soulmate AU or: Across Time and Space

 

 

 

Do you know of those two?

Those two who always seem to be joined at the hip, who protect each other like wolves, who seem so content just to be with the other?

Of course you know them. Who wouldn’t? Many wonder about what drives them, about what their story is. And you’ve heard many stories as well; made-up stories, true stories, rumors and jokes.

But seldom there is someone who knows the truth. Maybe even those two don’t know it. I know the truth. And I might be willing to share these secrets with you.

 

Once upon a time, maybe three thousand years ago, there lived two beings. They were not quite human, and some might have called them gods. And maybe they had been some kind of lower deities. By now no one knew for sure anymore.

They lived in a time when wars and disputes tore at the Earth, when there were no real countries to speak of yet, to belong to. When everything was free and unbound – and yet oppressed.

The two beings, along with their kind, were as free as anyone. They belonged to no one and everything, trying to ignore the raging war between Heaven, Earth and Hell that was provoked by a fight between siblings, of which one of them fell so far and so fast in the end that it ripped out his wings. But the “gods” were different from human beings, they had powers that could control nature and the like, and the humans were scared of it, as they are scared of anything they don’t understand.

One of these beings was made of fire and earth and he was hunted by those scared humans. He did not wish to harm them as they were as much part of the world as he was, so he fled from them and the wrath of a god that claimed to be the only one. And he found refuge in a mysterious, ancient forest. It was so old and silent that neither the humans nor the “one god” dared to come near it.

As he stood before the entry to the forest, he felt that it was not only a forest. He felt it was alive, he felt there was someone or something lying in wait, and he understood that no one dared to go near it. But the raging folk behind him and the impending horrible death they brought with them made the decision easy for him. He fled into the scaring woods – but all he felt as stepped into the darkness, was warmth and the feeling of being welcome.

It was not long until he encountered the deity that lived in it. But he soon learned that the other did not simply live in it. He was the forest, the heart and blood of it. His eyes were as green as the leaves that surrounded him, and his hair as dark as the shadows beneath the trees. His voice was the sound of running rivers and chirping birds and grumbling bears and howling wolves all in one.

And that was the very first time they met.

It was a strange meeting, though. For a long time they simply stood opposite each other, gazing at the other, to see if they might be a threat. They did not move and only observed.

The first to break the spell was the forest-deity. As he stepped forward he stretched out one hand as if in a silent welcome, and in his eyes was sympathy and understanding.

The fire-deity was grateful, and he let himself be taken in, had he nothing else to lose.

And they lived peacefully together, as silent as they could be, far away from war and hatred. And slowly, slowly they drifted closer and closer together. They told each other wondrous stories of what they had witnessed in their long lives, and they exchanged curious glances, and soon enough worshipping touches. And they fell in love for the first time.

But it did not last long.

As it is with humans, at some point their curiosity and their lust to seek knowledge overweighed that fear and they entered the forest. By then a few short centuries had passed and they had forgotten about those they had once hunted, but when they found them, they remembered. They came without warning, and they caught them by surprise. There was no time to flee as the humans burned down the ancient, peacefully forest. They called it righteous fury, a sacred act as they murdered two lovers to make way for their own. And along with the two deities died all warmth and all trees for a century.

When they met again they were human, lost and confused in a strange world dominated by cities of stone, and powers of wealth and poverty. Their reunion brought back memories of stillness, warmth and peace and they met again in hurried silence and hushed embraces until war and sickness tore them apart again.

And they met again and again over centuries and millennia. Sometimes they were human, sometimes they were not. Sometimes they lived long and prosper, hiding their relationship that would have been scorned, as they had learned in many lifetimes before. Sometimes they lived in poverty but happily together. Sometimes they met by coincidence, other times they searched for each other. Sometimes they remembered, sometimes they did not. But each and every time they always felt that same sense of warmth and welcome they had shared thousands of years ago.

When they had met in this life, they had not recognized each other. They stood opposite one another, and wondered about the strange man that was the other, not knowing that they were mirroring two scared beings that had lived three thousand years ago, not knowing how many times they had already met and been torn apart already. Not knowing what that strange sensation deep inside their souls was. As if someone was tugging at the loose end of a thread.

But it wasn’t long until they followed the pull as every time and they gravitated towards each other.

They shared wondrous stories, and horrible stories. And they let each other cry, and comforted each other through nights filled with nightmares and screaming. And they exchanged curious glances and worshipping touches. Still, silently and secretly – and then not.

One of them had eyes the color of leaves and hair as dark as the shadows beneath the trees. His heart was gentle and kind and forgiving. He sensed the good and the despair in others and he wanted to give them refuge.

The other had eyes like blazing fire and skin like stone. His heart was good as well, but he was not forgiving. There was rage in him, unsettling anger towards those who always and always had torn him from his lover. But he did not know that, only that he found peace and refuge from himself with the other.

And they both felt that it was not the first time they fell in love. There have been countless lives, countless times they had met each other and every time something inside them had recognized the other, even if they themselves had not, tugged them towards each other as if their souls were bound together by an invisible thread.

 

Now you know their story. But it is a well-kept secret. Only the stars know of it and whisper it among each other. So guard this secret well and keep it close to your heart. Who knows? Maybe it applies to you as well.

Saoirse & Gray: One Night and Whisky

 

„Verdammt!”, zischte ich, als ich vor einer weiteren Weggabelung stand, die mir nicht im Geringsten bekannt vorkam. Was nun? Rechts oder links?

Ich seufzte. Dass auch immer ich es war, die sich hier verirrte. So langsam aber sicher war das nicht mehr witzig.

„Wo ist jetzt dieser verfluchte Trakt?!“, schimpfe ich die leeren, dämmrigen Gänge runter. Die einzige Antwort war das Echo meiner eigenen Stimme. Am besten, ich band das nächste Mal ein Seil um meine Hüften und an die Türklinke meines Zimmers. Oder ich machte mir Kreidezeichen an die Wände. In pinker Leuchtschrift. In fetten Druckbuchstaben… Ich würde sie vermutlich trotzdem übersehen. Normalerweise war mein Orientierungssinn nicht zu übertreffen, aber dieses Gebäude schien das außer Kraft zu setzen.

Mit einem frustrierten Knurren wandte ich mich nach rechts. Vorsichtig tappte ich durch das Halbdunkel. Die schwache Beleuchtung warf dunkle Schatten, die an den Wänden entlang krochen und sich in den Ecken nochmal verdichteten. Unwillkürlich musste ich an mörderische Irre denken, die mit zu bandagierten Gesichtern, weitaufgerissenen Augen und blutigen Äxten in dem Dunkeln lauerten. Ja, manchmal wünschte ich mir, meine Vorstellungskraft wäre etwas weniger bildhaft. Doch glücklicherweise schaffte ich es bis zur nächsten Ecke, ohne dass ich etwas Ungewöhnliches vernahm. Bis ich schlurfende Schritte von den Wänden widerhallen hörte. Ich erstarrte. Ein großer, flackernder Schatten wurde an die Wand mir gegenüber geworfen. Ich hörte eine dunkle Stimme vor sich hin summen und drückte mich in die Schatten. Vielleicht würde derjenige mich ja nicht bemerken, wenn ich mich vollkommen still verhielt. Es war sowieso eine Eigenschaft von mir, ständig übersehen zu werden.

Ich hielt den Atem an, während sich der Fremde sich mir näherte. Er war groß, so viel konnte ich von dem Schatten erkennen, der kurz darauf auf lautlosen Sohlen an mir vorbei kam. Ich würde ihn an die 1,90 schätzen. Und sein Gang war ein wenig hölzern, ungelenk, als wäre er betrunken. Ich drückte mich weiter an die Wand.

Er war schon fast nicht mehr in den Schatten zu erkennen, als ich schließlich aufatmete – ein Fehler. Ich hatte vergessen, welch gute Ohren die Mehrzahl der Schüler hier hatten. Augenblicklich wirbelte die Person herum, machte ein paar lange, raubtierartige Schritte auf mich zu. In dem kurzen Schein einer der kleinen Lampen erkannte ich den Glanz von hellen stahlgrauen Augen unter stets zusammengezogenen Brauen und beinahe entschlüpfte mir ein erleichtertes Lachen, als ich Gray erkannte.

„Oh Gott sei Dank“, brachte ich hervor, während ich auf ihn zu stolperte. Beinahe flog ich in meiner unvergleichlichen Eleganz über meine eigenen Füße, wäre nicht seine große Hand sofort zur Stelle gewesen. „Hast du eine Ahnung, wie paranoid du mich gemacht hast?“

Für einen Moment sah er mich nur misstrauisch an, scheinbar ohne mich erkennen zu können. Dann hoben sich seine Brauen eine Winzigkeit. „Was tust du hier, Zwerg? Sollten Mädchen wie du nicht schon längst in ihren Bettchen sein?“

„Was heißt hier bitte Mädchen wie ich?“, fuhr ich ihn an. „Ich bin …“ Ich stockte. Sein sonst so schneidender Sarkasmus hatte einen überraschend milden Klang gehabt. Irritiert sah ich zu ihm auf. Er sah aus wie immer mit seinem unfreundlich Gesichtsausdruck und den kalten Augen. Trotzdem war irgendwas anders … Ich musterte ihn für einige Augenblicke, bevor es mich traf. Im wahrsten Sinne des Wortes und mitten ins Gesicht. Und zwar in Form einer gewaltigen Fahne.

„Du bist betrunken?“, quietschte ich und war mir auf einmal nur allzu deutlich seiner Hand bewusst, die noch immer um meinen Oberarm lag.

„Nein“, gab er monoton zurück und ich hätte ihm fast geglaubt, würde ich den scharfen Beweis nicht selbst riechen.

„Ach? Und was ist dann dieser widerliche Gestank?“, fragte ich zurück und versuchte, meinen Arm aus seiner Umklammerung zu winden. Er schien das nicht mitzubekommen. Er schien im Moment generell wenig mitzubekommen, wo er doch normalerweise vor allem und jedem auf der Hut war. Stumm starrte er mich an, bevor er blinzelte und einen halben Schritt zurück tat ohne mich loszulassen. Das gab‘s doch nicht.

„Ein paar Gläser Whisky machen mich doch nicht betrunken“, sagte er schließlich indigniert und ich musste fast über seinen Gesichtsausdruck lachen. Fast.

Ein paar Gläser Whisky?!“ Ich gaffte ihn perplex an. Er schnaubte nur und sein Mundwinkel zuckte, bevor mir einfiel, dass er ja zwei Köpfe größer war als ich und einiges mehr an Körpermasse bieten konnte und somit wohl auch resistenter war.

Gray schnaubte und holte meine Gedanken in die Gegenwart zurück. „Sag mir bloß nicht, du hast dich schon wieder verlaufen, Rapunzel.“

„Ich habe mich überhaupt nicht verlaufen!“, sagte ich patzig und warf ihm einen verärgerten Blick zu, stockte dann jedoch. Er war meine letzte Hoffnung, zu meinem Zimmer zurück zu finden. „Okay, nun ja, vielleicht doch ein bisschen. Wenn du also so gütig wärst, mir meinen Arm zurück zu geben und mir dann den Weg zu erklären?“

Ich schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln und beobachtete wie er überrascht auf seine eigene Hand um meinen Oberarm sah, als gehöre die gar nicht ihm. Mit irgendeinem gemurmeltem Satz, den ich als Entschuldigung interpretierte, ließ er mich los als hätte er sich verbrannt und trat einen großen Schritt zurück.

Ich versuchte, nicht diese kalte Enttäuschung zu fühlen, als seine Berührung und die Wärme seiner Hand verschwanden. Ich versuchte es – und versagte erbärmlich.

Seit Wochen lief das schon so. Ich ertappte mich immer wieder dabei wie ich mir vorstellte wie es wäre, ihn zu berühren, die markanten Konturen seines Gesichts zu spüren, wie sich seine Finger auf meiner Haut anfühlten, wie es aussehen würde wenn er lächeln würde – mich anlächeln würde. Und manchmal … manchmal sah ich in sein Gesicht und glaubte, all das in seinen Augen reflektiert zu sehen. Doch dann blinzelte er und es war vorbei und ich war mir nicht sicher.

Und irgendwie glaubte ich, dass es falsch war, das zu wollen. Irgendwie hatte ich Angst das zu wollen. Und irgendwie verstand ich es auch nicht. Alles, was er tat, wenn er mit mir redete, war, sich über mich lustig zu machen und mich zu ärgern. Okay, ich tat dasselbe mit ihm, aber trotzdem … Manchmal wünschte ich, ich könnte in einer Umarmung von ihm verschwinden. Und jedes Mal kam er genau dann um die Ecke und in seinen Augen …

„… du mir zu, Zwerg?“

Oh, verdammt, er hatte weiter geredet! Vermutlich hatte er mir gerade wirklich den Weg erklärt und ich stand da und gaffte ihn an.

„Ähm … Ja, klar. Irgendwas mit geradeaus und dann rechts und ich soll mich nicht mehr verlaufen.“

Ich wandte mich zum Gehen und zögerte. Was könnte eine Berührung schaden? – Er war betrunken (wo hatte er das Zeug eigentlich her gehabt?), er würde sich vermutlich sowieso nicht daran erinnern.

Also drehte ich mich um und griff nach seiner Hand. Sie war groß, ich konnte gerade die Finger umfassen, und warm. Ich drückte sie leicht und lächelte. „Danke sehr.“

Er starrte mich an als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. – Uh oh, vielleicht war er ja tatsächlich nicht wirklich betrunken. Wenn das der Fall war … war es wohl besser wenn ich nun ganz schnell die Fliege machte.

„Also bis dann!“, rief ich und wollte mich schon schnell verdrücken, doch seine Finger schlossen sich um meine und hielten mich zurück.

„Warte!“

Er zog, wohl mit zu viel Kraft für eine Person meiner Statur, während ich noch fasziniert davon war wie meine Hand einfach so in seiner verschwinden konnte, und ich stolperte nach hinten, prallte gegen ihn.

Ich erstarrte. Die ganze Welt erstarrte für einen Augenblick und ich spürte wie selbst Gray den Atem anhielt. Eine Sekunde, zwei, fünf. Irgendwann senkte er den Kopf – glaubte ich zumindest – und warmer Atem strich über meinen Nacken.

Ich starrte in das schimmernde Dunkel des Ganges vor mir. Es war still und nichts regte sich und mir wurde bewusst, wie allein ich in diesem Gang mit Gray war. Doch ich wandte mutig den Kopf nach rechts, wollte über die Schulter sehen.

„Du hast mir nicht zugehört“, murmelte er.

Mein Herz sprang mir in den Hals. „Habe ich nicht?“, wisperte ich zurück und schämte mich in Grund und Boden für die Heiserkeit meiner Stimme.

Grays Brust war warm in meinem Rücken und ich spürte mehr als dass ich sah, wie seine Finger meine Handfläche streiften, sich mit meinen verwoben. Seine Nase strich an meinem Hals entlang und hinterließ eine Gänsehaut.

Ich holte einen zittrigen Atem, in meinem Kopf schwirrte es. Was passierte hier gerade?

„Nein, hast du nicht.“

Dann war er vor mir, überraschend plötzlich und er nahm mein Gesicht zwischen die Hände. Ich wollte weinen als diese großen, starken Hände mein Gesicht so sanft umfassten als würde er mich zerbrechen können. Seine Handflächen waren rau, ein wenig schwielig und schmiegten sich um meinen Kiefer.

Er zögerte und in dem dämmrigen Licht waren seine Augen Quecksilber. Flüssiges Quecksilber, in dem ich erneut die Reflektion meiner wirren Gedanken, Gefühle, was auch immer sah. Aber ich schwörte, wenn er mich nicht bald küssen würde, würden sich meine Knie endgültig in Brei verwandeln.

Doch das taten sie sowieso. Denn sobald seine Lippen auf meine trafen, heiß, rauchig, mit dem bitteren Geschmack von Whisky, war es sowieso vorbei mit jeglicher Orientierung und dem Vermögen, oben von unten zu unterscheiden. Ich wäre bestimmt zu einer Pfütze zu seinen Füßen geschmolzen, hätte er mich nicht mit einem Schritt an die Wand gedrängt.

Der Stein war kalt und rau in meinem Rücken und ich griff nach Grays T-Shirt, krallte meine Finger hinein, wickelte den weichen Stoff um sie.

Ich keuchte überrascht, als er mich mit spielender Leichtigkeit hochhob, als wöge ich nicht mehr als ein Kätzchen. Er nutzte die Gelegenheit um den Kuss zu vertiefen und heiliger Strohsack, dieses Mal war ich mir sicher, nicht mehr als eine Pfütze zu sein.

Seine Hände schlossen sich um meine Hüften, berührten im Versehen einen Streifen Haut. Ich spürte, wie sich seine Schultern unter meinen Fingern anspannten, kraftvoll und imposant. Dann zog er sich zurück, sog scharf die Luft ein. Ich schnappte schwer nach Atem, starrte ihn an.

Er starrte zurück.

Saoirse & Gray: One Night and Penguins

 

Okay. Okay.

Oookay …

Das war völlig normal. Voll-kommen. Normal.

„Okay, das ist nicht normal. Was machen wir hier?“

Verwirrt und ein wenig überrascht stemmte das kleine Mädchen die Hände in die Hüften. – Naja, „kleines Mädchen“ war nicht ganz korrekt, immerhin war sie siebzehn Jahre alt. Doch mit ihren großen Augen, der kleinen Nase und ihrer kleinen, zierlichen Figur sah sie nicht besonders erwachsen aus. – Vor allem nicht neben ihrem Begleiter, der nun irritiert einen Braue hob.

„Es war deine Idee und dein Plan gewesen, hierher zu kommen“, antwortete er trocken, die Stimme tief und männlich. Seine Augen glänzten im Mondlicht wie Stahl.

„Aber man muss doch nicht gleich den Nachtwächter ausknocken!“, tadelte sie, doch in ihrem Blick lag eine Spur von Belustigung. „Du bist manchmal solch ein grobmotorischer Klotz. Man hätte doch bestimmt mit ihm reden können.“

„Und was hättest du ihm erzählt?“

Er verschränkte die Arme und starrte auf sie hinunter. Sie war solch ein Zwerg neben seiner Statur, sie reichte ihm ja kaum zur Schulter.

„Dass du einen Pinguin stehlen möchtest und er dich bitte einlassen solle?“

„Zum Bespiel! Das ausknocken wäre erst nötig gewesen, wenn er es verweigert hätte. – Aber mal so nebenbei: Merk dir, dass wir später auch noch bei den Bären und Affen vorbeisehen. Ich will einen Kleinen Panda.“ Sie grinste

„Warum soll ich mir das merken?“ Er ahnte es schon. Ihr Grinsen bedeutete nie etwas Gutes.

„Du bist derjenige, der die Tiere aus den Gehegen holt, also musst du dir das merken.“

Für einen Moment überlegte er, ob es sich lohnen würde, zu widersprechen. Es war ja immerhin ihre Idee gewesen und irgendwie fand er sich immer in Schwierigkeiten wieder, wenn er sich auf ihre merkwürdigen Einfälle einließ. Doch unter den kurzen blonden Haaren und der niedlichen Fassade lagen ein feuriger Sturkopf und das listige, schadenfrohe Wesen einer Fee. Und so sehr er auch ein zynischer Einzelgänger oder „grummeliger Einsiedler“, wie sie ihn gerne nannte, und so sehr er auch versuchte, sie abzuweisen oder zu ignorieren, er hatte nie eine Chance gegen sie gehabt.

Ein langer, leidgeprüfter Seufzer hallte durch die Nacht und er massierte sich die Schläfen. „Du bist so unausstehlich irrational.“

Nun warf sie ihm einen irritierten Seitenblick zu. „Sagte der rational Kerl, der mit mir nachts in einen Zoo eingebrochen ist und einen Nachtwächter k.o. geschlagen hat.“

Manchmal … Manchmal hasste er sie dafür.

„Nun denn, auf zu den Pinguinen!“

Und sie marschierte voran und er folgte ihr. Ihren wissenden Blick sah er nicht.

 

Das Zoogelände lag still und verlassen da – naja, so still und verlassen es eben sein konnte, wenn einen hunderte von verschiedenen Tieren umgaben.

Zumindest war es still genug, dass Gray sich in seine Gedanken zurückziehen konnte, während sie versuchten, sich zwischen den Gehegen zu orientieren, um zu den Pinguinen zu gelangen. Dabei machte er sich nicht einmal Sorgen darum, was passieren würde, wenn Saoirse einen der armen Wasservögel tatsächlich mitgenommen hatte. Denn sie hatte vermutlich nicht wirklich vor, eins der Tiere mitzunehmen … hoffte er.

Aber nein, vielmehr wunderte er sich, was genau ihn jedes Mal aufs Neue dazu veranlasste, sich auf ihre wahnsinnigen Ideen einzulassen oder sich überhaupt auf sie einzulassen. Manchmal wunderte er sich, dass er überhaupt mit ihr redete – wie war es überhaupt dazu gekommen? Sie war so … so … anders! Tollpatschig, verträumt, vergesslich, redselig und mit einer zuweilen ungesunden Abenteuerlust. Sie war alles, was er nicht war.

Doch dann sah er auf und sah sie vor sich, wie sie es schaffte trotz ihrer kürzeren Beine schneller zu gehen als er. Die Art wie sie lief, mutig, unerschrocken, ein wenig trotzig. Und er konnte ihr Gesicht vor sich sehen, trotz finsterer Dunkelheit und obwohl sie ihm den Rücken zuwandte. Er konnte das leichte Lächeln sehen, dass immer in ihren Mundwinkeln zu sitzen schien, die Entschlossenheit in ihren glitzernden Augen und er musste wider Willen grinsen.

Sie war definitiv anders! Sie war mutig und neugierig, lebendig und freundlich. Sie war warm und offen, selbst zu ihm. Sie schrak nicht zurück vor Dingen, vor denen andere flohen, sich ekelten, ängstigten. Sie lachte so hoch, manchmal ein wenig zu laut, aber immer aufrichtig. In ihr schlug ein Feuerherz, ein Kriegerherz und dabei war sie so klein. So klein und schmal mit einer mächtigen Präsenz und sie war …

„Saoirse!“

Sie drehte sich um, fragend, die Augen weit und rund, ein wenig zu unschuldig, um ihn zu überzeugen, dass sie es tatsächlich war. Er kannte den schelmischen Kobold in ihr.

Er ging auf sie zu, zwei lange Schritte, und vielleicht erdrückte er sie fast, doch sie warf den Kopf nach hinten und lachte sprudelnd, glucksend.

… sie war so frei!

Sie konnte gehen, wohin sie wollte, wann sie wollte und mit wem sie wollte und nichts hielt sie zurück, nicht einmal er, und er wollte einen Teil davon.

Und er konnte nicht widerstehen und küsste sie. Er musste sich krümmen und den Hals verdrehen, denn, verdammt, sie war so zierlich in seinen kräftigen Armen, zwischen seinen breiten Schultern, die sich immer wie von selbst nach vorne rollten, um sie zu schützen. Doch sie gab nur einen schnurrenden Laut von sich als er sie in seine Wärme hüllte und … und … ach verflucht! Er war verliebt. Er war erbärmlich und fürchterlich irrational verliebt und würde für sie vom Ende der Welt springen.

„Weißt du, ich hab’s gewusst“, flüsterte sie als er seine Stirn gegen ihre lehnte, merkwürdig zufrieden mit sich und der Welt und der schockierenden Erkenntnis, zu der er gerade gelangt war.

„Hm?“, macht er und öffnete die Augen, sah das boshafte Feenlächeln und in seinem Magen zog sich etwas zusammen. Er war wachsamer. „Was hast du gewusst?“

„Einfach alles.“

Sie lehnte sich gegen ihn und schlang die Arme um seine Mitte.

„Dass du mit mir hier hin kommen würdest, obwohl es irrational ist. – Ich werde natürlich keinen Pinguin klauen.“

Sie kicherte und er fragte sich, was als nächstes kommen würde. Dass sie es gewusst hatte, war keine Überraschung. Im Gegensatz zu ihr war er so vorhersehbar wie ein Stein.

„Es war ein Test.“

Okay, das hatte er nicht erwartet. Ein Test? Warum sollte sie ihn testen? Und was für ein Test beinhaltete einen nächtlichen Einbruch in einen Zoo?! Und …

„Hey, ihr da!“

Er fluchte. Er fluchte doppelt. Er fluchte so heftig, dass selbst Saoirse ihn erschrocken ansah.

Lichter schnitten durch die nächtliche Dunkelheit, reflektierten in wütenden Raubkatzenaugen, ließen ein paar Vögel irritiert mit den Flügeln schlagen und kamen auf Gray und Saoirse zum Ruhen.

Gray erkannte hinter den Lichtkegeln der Taschenlampe drei Männer und den bekannten Nachtwächter, der sich ächzend einen Eisbeutel auf sein Auge presste. Und er erkannte Schlagstöcke.

Polizei.

Er fluchte noch einmal.

Vielleicht könnten sie ihnen alles erklären. Vielleicht müssten sie nur für die Körperverletzung am Nachtwächter bezahlen. – Oder genau genommen müsste er bezahlen. Saorise hatte die Fähigkeit, sich aus jedem Schlamassel rauszureden. Für jemanden seiner Statur und mit dem ewigen Stirnrunzeln und dem finsteren Blick war das ein wenig schwieriger.

Doch er fühlte wie sich schmale Finger um seine Hand schlossen – zumindest so weit sie es konnten und dann rannte Saoirse, zog ihn mit ihrem geringen Körpergewicht mit sich.

„Sorry, Officers!“, rief sie über die Schulter, ein Lachen in der Stimme. „Wir haben noch was vor.“

Sie ignorierte die erbosten Proteste und Befehle, stehen zu bleiben und rannte, dass selbst er fast Mühe hatte mitzukommen. Wohin sie rannte wusste er nicht. Er bezweifelte, dass sie  es wusste. Vielleicht würden sie unterwegs ein Versteck finden, damit sie sich später raus schleichen könnten. Vielleicht auch nicht. Es war egal. So oder so mussten die Erklärung und die Auflösung des „Tests“ warten. Doch auch das war egal. Fast.

Die Luft brannte in seinen Lungen und die Nacht wischte an ihm vorbei, während er Saoirse folgte, doch er wurde die Frage nicht los…

Hatte er nun bestanden oder nicht?

Saoirse & Gray: One Night and Asterix

 

Es war dunkel draußen, als er sich aufs Sofa fallen ließ, die Füße auf den Kaffeetisch legte und sich streckte. Er zuckte zusammen als er seine Wirbelsäule knacken spürte.

Gott, er hasste diesen Job. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie zum Teufel er auf die Idee gekommen war, dass das Amt eines police officers passend für ihn wäre. Er hatte doch gewusst, dass dieses Klischee von gefährlichen Verfolgungsjagden nichts weiter als eine Lüge war. Und dennoch war er so grenzenlos enttäuscht, ständig in diesem stickigen Büro zu sitzen und Akten zu prüfen oder irgendwelche Vermisstenanzeigen für Katzen zu erstellen.

Mit einem frustrierten Seufzer ließ er seinen Kopf auf die Kopflehne sinken und schloss für einen Moment die Augen. Er war müde. – Wie konnte solch langweiliger Papierkram einen ermüden? – Doch irgendwie war an Schlaf nicht zu denken. Sein Körper verlangte nach Aktivität. Joggen, Krafttraining, irgendwas. Die ganze Sitzerei machte ihn restlos.

Mit einem Schnauben stemmte er sich vom Sitzkissen in die Höhe und schleppte sich selbst in sein Schlafzimmer. Er fühlte sich als hätte sich der langweilige, zähe Trott in seine Knochen gefressen und sie schwer gemacht. Gott, er brauchte eine lange Joggingrunde, bis er schwitzte, ihm der Atem fehlte und seine Muskeln schmerzten.

Er wollte gerade seinen Schrank öffnen um seine Laufhosen und Laufschuhe raus zu kramen, als es an der Tür klopfte.

Er stöhnte. Wer zur Hölle war das um diese Uhrzeit? Wer zur Hölle war es generell? Er kannte niemanden, der …

Oh doch, er kannte jemanden.

„Weg da, du Brocken!“

Er hatte es ja irgendwie schon geahnt.

Resigniert beobachtete er den blonden Wirbelwind, der sich an ihm vorbeischob, sobald er die Tür geöffnet hatte und im Wohnzimmer verschwand, und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht. So viel zu Joggen bis ihm der Atem wegblieb.

„Sorsch, was machst du hier?“

„Oh?“ Sie wandte sich um, als er das Wohnzimmer fand. „Man würde meinen, du würdest dich freuen, mich zu sehen, du grummeliger Einsiedler.“

Ein feenhaftes Lächeln lag auf ihren Zügen, ließ ihre Augen funkeln und einfach weil er dieses Lächeln nur zu gut kannte fiel ihm die DVD-Box auf, die sie in der Hand hielt.

„Ich wollte joggen gehen.“

Ja, ihm war bewusst, dass er klang wie ein quengelndes Kleinkind. Doch Saoirse ignorierte es.

„Blabla, dazu ist morgen auch noch Zeit, du Sportskanone. Heute Abend hast du etwas Wichtigeres vor.“

Er hob eine zweifelnde Braue. „Wenn du mit all den merkwürdigen Spitznamen aufhören würdest, würde ich vielleicht in Erwägung ziehen, mir deinen Vorschlag anzuhören, Zwerg.“

Das nahm ihr für einen Moment den Wind aus den Segeln. Er konnte es darin sehen wie ihre Schultern ein winziges Stück nach unten sackten und das Lächeln zusammen gezogenen Brauen wich, während sie sich umdrehte um ihn zu inspizieren. Ihre grünen Augen starrten ihn an, maßen ihn und er fragte sich wie er wohl aussah.

Ob man ihm seine Frustration und Müdigkeit ansah? – Sie sah vermutlich sowieso durch jede Fassade von ihm. Zudem trug er noch seine Uniform, die aus den typischen dunkelblauen Hemd und Hosen bestand und das ließ ihn vermutlich auch nicht entspannter wirken.

Mit einem Seufzen setzte sie die Box auf den Kaffeetisch ab und kam auf ihn zu.

Gott, sie war so klein und so hinreißend und er war froh sie zu sehen. Ihr unordentlicher hellblonder Schopf und diese zierlichen Züge mit dem verrückten Grinsen wirkten immer wie Zuhause auf ihn. Aber er war so angespannt und er fühlte sich so eingepfercht.

„Ich weiß“, murmelte sie als hätte sie seine Gedanken gelesen und legte ihre schlanken Arme um seine Mitte. „Aber es ist Freitagabend. Und ich hab dich seit einer Woche nicht gesehen. Ich verspreche dir auch, dass ich morgen mit dir joggen gehe.“

Verdammt, er hasste es wenn sie ihn so ansah. Es fiel ihm wirklich jedes Mal schwerer, nein zu sagen. Er wusste nicht ob es daran lag, dass sie besser wurde oder er ihr gegenüber immer schwächer.

„Du hasst joggen“, entgegnete er.

„Mmmh, aber ich könnte mich als Gegengefallen dazu durchringen.“

Er musste lachen. Es war einfach so Saoirse. Ihre Stimme klang so kindlich aber irgendwas in dem Wort „Gefallen“ ließ ihn aufhorchen.

„Gefallen also?“

Sie kicherte als er sie durch das Zimmer in Richtung der Couch drängte.

„Nein! Ich sagte, ich gehe mit dir joggen“, quietschte sie als sie auf ihm landete. Er hatte sich gedreht, um ihren Fall aufzufangen und sie nicht unter seinem Gewicht zu erdrücken. Nun schlang er beide Arme um sie und vergrub seine Nase in ihren Haaren.

„Ja, das hast du gesagt.“

„Und ich meinte es auch. Ich bin hier um mit dir DVDs zu gucken“, beschied sie ihm, während sie sich aus seinem Griff wand und sich aufsetzte. Er seufzte.

„Also gut. An welche DVDs hast du … oh nein!“

Er starrte ungläubig auf die Jubiläums-Box von Asterix-Filmen, die sie ihm unter die Nase hielt.

„Oh doch!“, grinste sie und krabbelte zum Fernseher hinüber. „Es sind Klassiker und ich wette selbst du wirst sie witzig finden.“

„Das ist Zeichentrick.“

„Ja und?“ Sie sah verwirrt hinter dem Sofatisch hervor, hinter dem sie es geschafft hatte komplett zu verschwinden. Er fuhr sich irritiert mit zehn Fingern durch die Haare.

„Zeichentrick ist für Kinder“, erklärte er. Saoirse schnappte empört nach Luft.

„Das stimmt überhaupt nicht!“, rief sie und verschränkte die Arme. Gray wusste nicht ob er lachen oder schreien sollte.

„Hast du schon einmal einen Erwachsenen Zeichentrickfilme gucken sehen?“, fragte er und lehnte sich mit ebenfalls verschränkten Armen in die Couch zurück. Sie zuckte die Schultern.

„Keine Ahnung. Ich kenne nicht sonderlich viele Erwachsene. Aber meine Freunde sehen sich haufenweise Zeichentrickserien an“, antwortete sie.

„Deine Freunde qualifizieren sich auch nicht als Erwachsene.“

Sie streckte ihm die Zunge raus. „Du bist so ein gemeiner Kotzbrocken. – Aber!“, setzte sie an, als er sie unterbrechen wollte, „Dir sei verziehen, da es sowieso keinen Chance für dich gibt, dem hier zu entkommen. Immerhin weiß ich, dass man dich manchmal zu deinem Glück zwingen muss.“

Er öffnete den Mund. Und schloss ihn wieder. Wenn sie schon selbst ankündigte, dass es keinen Ausweg gab, gab es auch keinen Ausweg.

Er seufzte. Abermals.

„Darf ich mir dann wenigstens etwas anderes anziehen gehen?“

Ihr Kopf erschien ein weiteres Mal hinter dem Tisch, wo sie wieder verschwunden war. Für mehrere Momente musterte sie ihn kritisch in seiner Uniform und er fragte sich, warum er sie überhaupt gefragt hatte. Es war immerhin seine Wohnung, selbst wenn sie sich hier bereits quasi komplett einquartiert hatte, inklusive Wechselkleidung, Zahnbürste und anderem Badzeugs. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann das passiert war. Er wohnte doch gerademal ein halbes Jahr dort.

„Da die Uniform zwar extrem gut an dir aussieht, aber wohl sehr unbequem ist, erlaube ich es dir.“

Er schnaubte ein Lachen als er ihren hoheitsvollen Ton hörte, ehe er in sein Zimmer verschwand um sich ein altes T-Shirt und eine ausgeleierte Jogginghosen einzog. Als er das Wohnzimmer wieder betrat hatte sie bereits Fernseher und DVD-Player eingestellt und wartete ungeduldig.

Er musste abermals lächeln, als er sah, dass sie sich ihre Jacke und Schuhe ausgezogen hatte. Ebenso wie ihre zerschlissene Boyfriend-Jeans, unter der sie offenbar ein Paar Boxershorts getragen hatte, die ihr drei Nummer zu groß waren und ihm verdächtig bekannt vorkamen.

„Wann und wie hast du mir denn die geklaut?“, fragte er als er sie kurzerhand hochgehoben hatte, um sie auf seinem Schoß wieder abzusetzen.

„Betriebsgeheimnis“, gab sie glucksend zurück und legte verschwörerisch einen Finger an die Lippen. Oh, er hätte sie am liebsten gleich aufgefressen.

Stattdessen saß er eineinhalb Stunden später noch immer an derselben Stelle und beobachtete wie sich Saoirse über die kleinsten Dialoge und Anachronismen amüsierte. Er hatte schon lange das Interesse an den Filmen verloren. Er gab zu, dass sie nicht so dumm und einfältig waren wie er angenommen hatte, doch das machte es nicht unbedingt reizvoller.

Um ehrlich zu sein, was viel reizvoller war, war die blonde, kindische Frau in seinen Armen, die ihn nicht im Geringsten wahrzunehmen schien. Jedes einzelne Mal wenn er seine Lippen auf ihre Haut an ihrem Hals drücken wollte, wo das T-Shirt verrutscht war, schob sie seinen Kopf zur Seite. Jedes einzelne Mal wenn er versuchte, sie näher an sich ran zu ziehen, wand sie sich wieder halb aus seinem Griff. Und langsam fühlte er wie all die Frustration von vorher zurückkam. Am liebsten hätte er sie geschüttelt, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Es konnte doch nicht sein dass sie ein totes, flimmerndes Ding fesselnder fand als ihn!

So! Es reichte! Sie hatte ein weiteres Mal seine Finger weggewedelt. Als würde er sich von unproportionierten, fiktiven Charakteren die Show stehlen lassen!

„Hey!“

Er befürchtete, dass ihr empörter Ausruf mehr der Tatsache galt, dass er ihr nun die Sicht auf den Bildschirm versperrte, als der Art, wie er sie von sich geschoben hatte.

Für einen Moment wünschte er sich, er hätte eine Kamera zur Hand gehabt, als er ihren vollkommen verwirrten und irritierten Blick sah, während sie versuchte, ein Blick auf den Fernseher zu erhaschen indem sie sich abrupt von links nach rechts beugte und wieder zurück.

„Du stehst im Bild, Felsklops“, empörte sie sich und bedachte ihn mit einem verärgerten Blick. Er spürte wie einer seine Mundwinkel nach oben zuckte.

„Ich weiß.“

Sie hasste es wenn er so herablassend mit ihr sprach und auch dieses Mal blieb die Wirkung nicht aus. Er konnte quasi sehen wie sie sich aufplusterte um ihm seine Meinung zu geigen.

„Beweg deinen Hintern da weg!“

Er hob eine Braue.

„Bitte.“

„Nein.“

Bevor sie weitersprechen konnte, zog er sich kurzerhand das T-Shirt über den Kopf. Mit offenem Mund starrte Saoirse ihn an. Na bitte! Jetzt hatte er es endlich geschafft und ihre Aufmerksamkeit bekommen.  

Für einige Momente starrte sie ihn nur an, ihr Blick ging von seinem Hals hinab über Schlüsselbein, Brust, Bauch und blieb stehen. Dann griff sie nach der Fernbedienung und der Quatsch hinter ihm verstummte endlich.

Er unterdrückte das selbstgefällige Grinsen, das sich auf seine Züge schleichen wollte – oder versuchte es zumindest. Es schien wohl fehl zu schlagen, denn sie schnalzte missbilligend mit der Zunge und verdrehte die Augen.

„Wenn du Aufmerksamkeit willst, kannst du auch ganz einfach etwas sagen“, sagte sie und das Kobold-Lächeln kehrte zurück. Doch ehe er etwas sagen konnte, stand sie auf und nahm seine Hand. Fragend guckte Gray sie an. Saoirse warf einen langen Blick auf seine muskulöse Brust und zog ihn dann Richtung Schlafzimmer.

Aron & Livy: Archiv-Disaster

 „  … und somit ist schlussfolgernd klar, dass Hitler ein ursupatischer Diktator war. Doch wie es in der Geschichte üblich ist, führte seine Herrschaft zu der derzeitigen Realität, weswegen es höchste Priorität ist, den Fluss der Zeit beizubehalten und zu beschützen. Das ist die Aufgabe der Facility of Advanced Aweso … Alliances.“

Sobald Aron seinen Vortrag über den zweiten Weltkrieg beendet hatte, herrschte Schweigen. Ich sah in offene Münder, ungläubige Blicke und erstaunte Gesichter und mir wurde klar, dass es eine schlechte Idee gewesen war, Arons Betteln nachzugeben. Nicht, dass mir das nicht schon vorher bewusst gewesen war, aber mir war nicht klar gewesen, dass Aron solch einen Stunt landen und sich freiwillig zum Vortrag melden würde.

Mit einem Seufzen vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen. Ich war geliefert.

„Mr Enzallas“, begann Mrs Garzia. Aron grinste sie glücklich an, ohne Zweifel so sehr damit beschäftigt, sich auf ein Lob zu freuen, dass er sie nicht mal wegen seines Namens berichtigte.

Doch Mrs Garzia hatte, wie ich in ihrem Gesicht sehen konnte, andere Pläne. Wäre sie in einem von Arons komischen Cartoons hätte sicherlich ihr Auge gezuckt.

„Mr Enzallas“, setzte sie erneut an. „Halten Sie mich für dämlich?“

Das verwirrte Aron sichtlich und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, als er den Kopf schieflegte, die Brauen leicht zusammengezogen und dabei aussah wie ein verlorener Dackel. – Ein Dackel mit erstaunlich goldenen Augen.

Ich rutschte tiefer in meinen Sitz. Wie kam es nur dazu, dass ich mir solch einen attraktiven, aber dämlichen Kerl angelacht hatte. Ich hielt doch sonst nichts von denen.

„Also erstens, heißt es usurpatorisch. Zweitens wissen Sie doch nicht einmal, was dieses Wort heißt. Genau so wenig bei Priorität, denn ihrem üblichen Verhalten nach zu urteilen haben sie von dem Wort oder dessen Bedeutung noch nie gehört.“

Nun klappte nicht nur mir der Unterkiefer runter. Die Klasse, inklusive Aron starrte Mrs Garzia ungläubig an – und das nicht nur wegen der Wortwahl. – Wo war auf einmal ihr spanischer Akzent geblieben?

„Ich … aber …“, stammelte Aron verwirrt. „Natürlich weiß ich, was Priorität heißt, das … also das … Es geht dabei um …“

Verzweifelt schüttelte ich erneut den Kopf und wollte am liebsten mit meinem Stuhl verschmelzen.

„Eine Priorität ist etwas Subjektives, das von einem Individuum wertemäßig an oberste, die wichtigste Stelle gesetzt wird“, kam ich Aron zur Hilfe. Kaum eine Sekunde später bereute ich es, als Mrs Garzias scharfer Blick sich auf mich richtete.

„Dass Sie das wissen, ist mir klar, Miss Nielson“ – Ich wagte es nicht, ihre Aussprache zu berichtigen – „Immerhin haben Sie diesen Vortrag verfasst , nicht wahr?“

Ich spürte wie mir das Gesicht hitzig rot anlief und sah sogar auf Arons sonst hochmütige Miene einen leichten roten Schimmer. – Er war ein exzellenter Schauspieler, aber unter Druck ließ er dennoch manchmal einen Blick auf sein wahres Gesicht durch.

Für einen Augenblick trafen sich unsere Blicke und er warf mir eines seiner gewinnendsten Lächeln zu. Mit einem Kopfrucken in Richtung Mrs Garzia formte er mit den Lippen, was verdächtig nach „verrückte Furie“ aussah. Ich funkelte ihn strafend an und hoffte für ihn – und mich –, dass Mrs Garzia es nicht gesehen hatte.

Ein paar andere Mädchen jedoch hatten es gesehen und kicherten schwärmerisch, was unsere Lehrerin für einen Moment ablenkte. Aron nutzte die Gelegenheit um sich auf seinen Platz zurück ziehen zu wollen. Ich verdrehte die Augen, denn alles, was er damit erreichen konnte, war, dass es nur noch schlimmer wurde. Kein Wunder, dass er es bisher fünf Mal geschafft, unter der Guillotine zu landen und das nur auf den Missionen bei denen ich ihn glücklicherweise begleitet hatte. Wer wusste wie oft er sich während seiner Missionen von Südafrika aus in solche Situationen geritten hatte. Es war ein Wunder, dass er noch lebte.

Doch wie gesagt, er hatte es geschafft, dass die derzeitige Situation noch schlimmer wurde, als Mrs Garzia zu ihm herumwirbelte und ihn anfuhr.

„Solch ein dreister Betrugsversuch hat Konsequenzen, Mr Enzallas. – Für Sie beide. Sie werden heute Nachmittag in den Archiven aushelfen. Dort müssen dringend Dokumente sortiert und digitalisiert werden.“

Aron und ich sahen uns entsetzt an. Das letzte Mal als wir uns in einem Archiv der Facility befunden hatten, hatte man versucht, uns zu töten, das Archiv war in Flammen aufgegangen und wir hatten nur knapp daraus fliehen können. – Ah, ich verstand.

„Ernsthaft, Mrs G? Sie geben uns immer noch die Schuld daran?“

Ich blinzelte Aron erstaunt an. Er war wohl auch hinter das eigentliche Motiv gekommen.

„Hier geht es nicht um irgendeine Schuld, Mr Enzallas.“ Wir wussten alle, dass es eine Lüge war. „Die Facility muss sich an die Moderne anpassen. Digitalisierte Akten sind zweifellos praktischer. Sie müssen für ihren kläglichen Versuch, ein Werk als ihr eigenes Können ausgeben zu wollen und die Beihilfe dazu, reprimiert werden. Folglich werden Sie in ihrer Freizeit ausnahmsweise zu etwas Produktivem beitragen. Sonst noch Fragen?“

„Ja“, antwortete Aron. „Wir werden repi-was?“

Stöhnen und Kichern antwortete ihm. Mrs Garzia warf ihm lediglich einen gereizten Blick zu.

„Wow, was ist der denn über die Leber gelaufen?“, fragte Aron flüsternd, als er sich letztendlich wieder neben mich setzte.

„Du“, erwiderte ich lediglich und ignorierte jegliche seiner weiteren Versuche, meine Aufmerksamkeit zu erlangen.

 

„Ich hasse dich“, zischte ich, als ich einen weiteren Ordner mit antiken Akten auf meinen Tisch fallen ließ.

„Nein, tust du nicht“, sagte er ohne von seinem derzeitigen Dokument aufzusehen. Er blätterte eine Seite um – vorsichtig und nur mit den Fingerspitzen, wie ich es das letzte Mal in ihn eingebläut hatte.

„Oh doch, glaub mir! Wegen dir lande ich ständig in muffeligen Archiven. – Du hättest mir wenigstens sagen können, dass du vorhattest, die Hausaufgaben vorzutragen, dann hätte ich sie auf deinem Niveau verfasst!“

Grummelnd machte ich mich daran, den Ordner abzutippen, immer ein halbes Auge auf Aron und die alte Schreibtischlampe, die zwischen uns stand. – Ich hatte keine Zweifel, dass er es schaffen würde, mit ihr ein weiteres Feuer zu legen.

„Du liebst Archive“, murmelte er, vertieft in einen Bericht auf Frankreich aus dem 18. Jahrhundert.

„Na und? Das ändert nichts daran, dass es hier dunkel und muffig ist.“

Nun hob er doch den Kopf. „Was heißt, du hättest es nach meinem Niveau verfasst?“, wollte er wissen. Seine goldenen Augen glänzten gefährlich in dem matten Licht der Schreibtischlampe und unserer zwei Monitore.

Ich hob als Antwort eine Braue. „Du konntest nicht mal Prioritäten erklären“, erinnerte ich ihn trocken.

Er schien kurz darüber nachzudenken, während er mich musterte, ehe er grinste, wobei der gefährlich schalkhafte Ausdruck in seinen Augen blieb. „Wenigstens bereust du nicht, mir den Gefallen überhaupt getan zu haben, was bedeutet, dass du mich nicht hassen kannst.“

Manchmal ist er erschreckend schlau, dachte ich. Doch das war nichts Neues für mich. Ich kannte seine gerissene, listige Seite, hatte sie schon oft, vor allem auf unserer Mission im 19. Jahrhundert, zusammen mit seinen Schauspielkünsten in Aktion gesehen. Also ließ ich mich von seinem Kommentar nicht auf dem Konzept bringen.

Ich verschränkte die Arme. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich es bereue.“

„Oh ja, da bin ich mir sicher. Weißt du, was du noch bereuen wirst?“

Er stützte sich auf seine Ellbogen und beugte sich vor. Seine Unterarme lagen dabei entspannt auf dem Schreibtisch und waren gleichzeitig ein faszinierendes Spiel von sehnigen Muskeln. Ich schluckte als ich in sein Gesicht sah, das meinem auf einmal viel zu nah war, und seinem Blick begegnete.

„Du wirst bereuen, mit mir in diesem dunklen, muffigen Verlies eingesperrt zu sein.“

„Oh, glaub mir, das tu ich bereits.“

„Ja, aber es wird gleich ganz anders und noch viel schlimmer.“

Wenigstens war er so höflich, mich zu warnen, bevor er sich praktisch auf mich stürzte und mich mit einem Ruck am Handgelenk zu sich zerrte. Mir entfloh dennoch ein überraschtes Fiepen, das Aron augenblicklich mit seinem Mund erstickte.

Für zwei Augenblicke dachte ich darüber nach, mich zu wehren, doch als er mich sanft auf seinen Schoß zog, einen Arm um meine Taille, eine Hand in meinem Nacken und mich auf seine so besondere Art und Weise küsste, warf ich den Gedanken von Bord.

Es war erst langsam und ich spürte, schmeckte quasi, ein Grinsen, während ich über seine Brust zu seinen Schultern strich und meine Arme um seinen Nacken legte. Als Antwort vertiefen ich den Kuss bis das dämliche Grinsen verschwunden war. Stattdessen lagen dann seine Hände um meine Hüften und meinen Hintern, doch wen störte das?

Wir küssten uns bis uns die Luft ausblieb und wir uns schwer atmend voneinander lösten und uns ansahen.

Arons Augen glänzten noch immer wie altes Gold, doch der Ausdruck dahinter war anders.

„Und?“, fragte er, die Stimme samtig-rauchig-dunkel. „Bereust du es schon, hier eingesperrt zu sein?“

Dieses Mal verstand ich seinen Hintergedanken nur allzu gut. „Kann man so sagen“, antwortete ich atemlos, während sich seine Lippen meinem Hals widmeten.

„Und hasst du mich noch?“

Sein Atem strich warm über meine Haut und mir rann ein Schauder über den Rücken.

„Ja, das tu ich. Du bist ein Idiot und ein … ein …“ Gott, war ich abgelenkt.

„Knackarsch?“, half er gedämpft nach, sein Mund an meinem Schlüsselbein, seine Finger unter meinem T-Shirt. Ich drängte mich unwillkürlich enger an ihn, ließ den Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen.

„Ja. – Also nein. – Ich meine doch. – Was tust du da?“

Seine Finger hatten sich unbemerkt nach oben geschlichen und waren nun damit beschäftigt, die Knöpfe meiner Bluse aufzunesteln. Ich schlug sie weg.

„Doch nicht hier, du Idiot!“

Er sah mich erstaunt an.

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Tag der Veröffentlichung: 09.01.2015

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