Entschlossen stand ich vorne am Bug, atmete die frische Nachtluft ein und ließ den Wind mit meinen Haaren spielen, während ich darüber nachdachte, was ich an diesem Leben so sehr liebte.
Das Leben als Piratin, umgeben von ca. 20 oder mehr Piraten und einem Kaptain.
Jedes mal einem anderen Schatz nachjagend, jedesmal erneut auf Leben und Tod kämpfend.
Jedesmal geht eine neue Liebe verloren.
Noch während ich meinen Gedanken nachging, bemerkte ich, wie mich jemand von hinten umarmte; der Kaptain.
"Was willst du, Jack?"
"Na, was hör ich denn da? Etwa Verachtung?", meinte er, und drückte im selben Moment fester zu, ich bekam kaum Luft. "Du weißt, dass du nur wegen mir hier auf dem Schiff sein kannst, also sei respektvoller!", zischte er.
Unwillkürlich nickte ich und atmete erleichtert auf, als er mich los ließ.
"Lillith, bei Tagesanbruch kentern wir nach Süd-West aus, ich habe endlich die Karte zu dem Schatz gefunden, also leg dich schlafen, denn Morgen wird es für dich unangenehm."
Und mit diesen Worten drehte er sich um und ging, während ich mit meiner ausausgesprochenen frage da stand.
Noch einmal sah ich gen Himmel, sah den Sternen zu und ging dann auch.
Früh Morgens machte Jack lärm, es war zeit aufzustehen.
Mit hämmernden Kopfschmerzen setzte ich mich hin, und zog meine Stiefel an, dann sah ich an mir herunter, es waren keine Anzeichen von Weiblichkeit zu sehen.
Erleichtert atmete ich ein und ging nach oben.
Ich musste nie irgendetwas machen, deswegen ging ich wieder nach vorne zum Bug und lauschte den Wellen, wieder spielte der wind mit meinen zu langen Haaren.
>Ich muss sie mal wieder abschneiden<, bemerkte ich traurig.
Wie ich doch mein altes Leben vermisste, ich war eine Adlige, mein Leben war bezaubernd, bis zu meinem Hochzeitstag.
Ich habe meinen Ehemann geliebt, ich hätte mein Leben gerne für seins ausgetauscht, jedoch starb er am Abend dieses wundervollen Tages, und ich musste ihm versprechen, am Leben zu bleiben...
Noch am selben Tag lief ich von zu Hause weg, weg von der Vergangenheit und weg von den schmerzen die mich seitdem verfolgten.
Ich gab mein altes Leben auf, innerlich war ich schon längst Tod, und ich war auch auf dem wege Körperlich zu sterben.
Ich hatte es nicht geschafft, auf ein schiff zu kommen, um Christophers Schatz zu finden.
In der Nacht fand mich Jack in einer Sackgasse, nur träge erinnere ich mich daran, wie er mich auf sein schiff brachte und mich versorgte.
Drei Tage später erzählte ich ihm vom Schatz, und er willigte ein, danach zu suchen, jedoch unter der Bedingung, dass ich mich so lange als Junge verkleiden musste, bis er seine Verlobung mit mir preisgab.
Erst zögerte ich, dann gab ich ihm aber mein Einverständnis, immerhin hatte ich ja nichts mehr zu verlieren.
Grob packte mich jemand von hinten und schleuderte mich auf den Boden, und dann lag derjeneige auch auf mir, mit dem Messer an meiner Kehle.
Erst jetzt merkte ich, dass andere Piraten auf Jacks Schiff waren...
"Beweg dich und du bist Tod!", zischte eine tiefe stimme, und ich bekam Gänsehaut, dennoch wehrte ich mich.
"Bring ihn um, und ver", anstelle der Stimme des Fremden, kam ein Gurgeln und ein schlag auf dem Boden, er war Tot.
"Lass sie sofort frei!", knurrte auch schon Jack, wahrscheinlich mit seinem Säbel in der Hand.
"Sie?!", fragte der über mich und ging von mir runter, dann schnellte er wieder zu mir und zog mich rauf um mein Gesicht zu sehen, und mich abzutasten, ich wollte ihn gerade treten, als Jack mich zurechtwies.
"Lillith!"
"Jack, was soll das?!"
"Und du! Lass sofort deine Finger von meiner Verlobten, verstanden?!"
Ich bekam gerade noch mit, wie Jack dem fremden die Kehle durchschnitt und er zu Boden sackte, dann drehte er sich um und die restlichen zwei Piraten flohen vom schiff.
"Lasst euch nie wieder auf der Dead Soul blicken, habt ihr verstanden?!
Und Ihr schmeißt die Leichen über Bord!"
Dann drehte er sich wieder zu mir um, packte mich am Arm und wandte sich seiner Crew zu.
"Sie hier", er zeigte auf mich. "ist nicht Lucifer!
Sie hier ist Lillith, und sie ist meine Verlobte, also Finger weg von ihr!"
Überall hörte man Proteste, bis Jack wieder anfing zu schreien.
"Ihr behandelt sie genauso wie vorher!
Und wir werden nach dem Schatz des Lebens suchen!
Verstanden?!"
Ein einstimmges Gemurmel ging über die Runde, bevor jeder anfing die Leichen über Bord zu schmeißen.
"Und du, meine kleine, gehst dir jetzt mal ein Kleid anziehen, es liegt schon auf meinem Bett."
"A..aber"
"Nichts aber, jetzt, da alle wissen, dass du meine Verlobte bist, wirst du dich auch so anziehen und so verhalten, zudem ertage ich es nicht dich in den Lumpen zu sehen...", ganz zart hielt er mein Gesicht und mein Herz schlug schneller, dennoch musste ich ihm ausweichen, als er mein Gesicht seinem näherte.
"Es tut mir leid", gestand ich und ging mit gesenktem kopf zu seiner kammer um mir das kleid anzuziehen.
Es war ein atemberaubend schönes, himmelblaues Kleid, augenblicklich fühlte ich mich wieder als Adlige mit den ganzen rüschen und dem Korsett, doch dann überkamen mich wieder die erinnerungen der Vergangenheit und ich wandte mich vom spiegel ab, dann schloss ich mich ein und legte mich auf das Bett, im nächsten Moment war ich auch schon eingeschlafen.
Durch ein lautes Klopfen an der Tür, und durch das geschrei wachte ich auf.
"Lillith, mach endlich die Tür auf, Lillith!"
"Jack", dachte ich, lächelte und schlief wieder ein.
Wieder einmal wachte ich auf, dieses mal wurde ich aber gerüttelt.
"Lillith, Lillith! Wach auf, schlaf nicht noch mal ein, bitte!
Lilith, Lillith, trink etwas!
Lillith!!"
Mein ganzer Körper schmerzte, ich konnte mich nicht bewegen, und meine Augen blieben veschlossen, ich war so müde, wollte wieder einschlafen, alles vergessen...
Ich spürte, wie mir etwas an meinem Mund gepresst wurde und mir eine Flüssigkeit die Kehle runterrann.
Als Jack merkte, dass ich nicht schluckte, und beinahe am ertrinken war, schüttelte er mich von neuem.
Ganz sachte fing ich an das wasser zu schlucken, bis mich wieder meine Erinnerungen umhüllten und ich wieder in Ohnmacht fiel...
Am rande hörte ich Jack meinen Namen rufen, doch ich war nicht imstande ihm auf irgendeine art und weise zu antworten.
Als ich das nächste mal aufwachte, bemerkte ich, wie jemand neben mir schlief, erschrocken wich ich zurück, bis ich die gestalt Jack zuordnen konnte und beruhigt aufstand.
fortsetzung läuft..
Tag der Veröffentlichung: 12.10.2010
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