Cover



Eine kleine korpulente Frau schlenderte langsam den Bürgersteig entlang und pfeifte fröhlich ein Lied vor sich hin, bis die von zwei Rüpeln Namens Alex und Sven aus dem Nachbarshaus ausgelacht und beschmipft wurde.
‚‘Passen Sie auf, dass sie nicht vorne hinüber fallen!‘‘ rief Sven der Frau hinterher.
Ruckartig drehte sie sich um, eine große Narbe zierte ihr Gesicht. Schon seit Jahren kann Fr. Niemann sich die Beleidigungen und Beschimpfungen von anderen rücksichtslosen Menschen anhören.
Niemand nahm Rücksicht auf ihre seelische und körperliche Verfassung. Alle sahen nur ihre Figur und diese große Narbe.
Seit Jahren tat sie so, als würde sie über diese Attacken hin wegschauen, einfach ignorieren, doch tief in ihrem Inneren tat ihr es weh, sehr weh. Und Niemand war da, mit dem sie über ihre Sorgen sprechen konnte. Ihr Mann lag eines Tages plötzlich tot in ihrem gemeinsamen Ehebett.
Ihre Familie wohnte weit über 500 km von ihr entfernt, und Kinder hatte sie niemals bekommen können.
Sie war allein.
Melanie, die Tochter eines Zahnarztes beobachtete die ganze Situation gierig von ihrem Fenster aus, und lachte und lachte. Sie amüsierte sich jedes mal prächtig, wenn sich Jemand über Fr. Niemann lustig macht. Und manchmal rannte sie selbst auf die Straße um der einsamen Frau böse Schimpfwörter an den Kopf zu werfen.
Melanie findet, dass solche Leute es nicht anders verdient haben. Sollen die alten Leute doch in ihren Häusern bleiben und dort vergammeln!
Sie sah, wie Frau Niemand sie ansah, sich wegdrehte, und schnellen Schrittes Richtung Zuhause trat.
Zuhause ankommen warf Frau Niemann ihre Jacke über den Sessel, zog ihre Schuh aus, und machte sich auf den Weg nach oben, wo das Schlafzimmer, und das Wohnzimmer waren.
Sie setzte sich auf das Bett, und schluchzte leise in sich hinein.
Dann immer lauter, bis ein heftiges Keuchen und Wimmern zu hören war.
Sie sagte sich, dass nun mit all diesen Attacken Schluss sein muss!
Sie will nicht so weiterleben, will nicht immer beschimpft werden. Sie möchte geliebt werden. Möchte ein besonderer Mensch sein, den man so nimmt, wie man ist. Auch, mit einer Narbe im Gesicht und rund 10 Kilo mehr auf den Rippen.
Doch, das wird nie passiere dachte sie sich, und sah keine andere Lösung mehr.
Schnellen Schrittes ging sie in den ersten Stock zurück, ging ins Badezimmer und öffnete ihren Medikamentenschrank.
Eine kleine orangefarbene Dose Stand ganz oben in der Ecke. Sie nahm es heraus und schleppte sich wieder nach oben. Sie kippte die Dose auf ihrem Bett aus. Haufenweise an Tabletten fielen aus der kleinen Dose.
Weiße, braune, pinke, schwarze, und grüne.
Sie nahm ein Glas und schenkte sich wasser ein.
Mit zittrigen Händen nahm sie die erste Tablette in die Hand, und schluckte sie herunter. Dann die zweite, die dritte, vierte, zehnte…..
Bis.. keine mehr auf ihrem Bett lagen.
Sie schluckte das kleine Tröpfchen Wasser in ihrem Glas herunter, und legte sich mit einem Foto von ihrem verstorbenen Mann ins Bett und schloss die Augen.


Schweißgebadet schreckt Melanie hoch und fängt ganz plötzlich an zu weinen.

Sie weint, und weint und kann sich fast nicht mehr beruhigen.

Mit tränenverschmierten Gesicht steht sie auf, und läuft die Treffe des zweistöckigen

Familienhauses herunter, öffnet die Haustür und rast auf die andere Straßenseite bis sie

vor der Tür von Frau Niemann steht.

Sie klopft einmal, zweimal…
Ein drittes mal, bis sie die großen Augen von Frau Niemann sieht.
Mit lachenden Gesicht, schaut sie sie an, und sagt mit Tränen in den Augen, das sie etwas ganz besonderes sei, und das ihre Taten falsch gewesen waren.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.05.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /