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Kapitel 1



Den Staub von den Sachen klopfend verfluchte Fin wieder einmal sein Dasein. Viele würden ihn um sein Leben beneiden, doch wussten sie nichts von dem Fluch und der Last, die diese Existenz mit sich brachte. Fin jedoch wusste es nur zu gut. Mit einem tonlosen Seufzen strich er sich die lila gefärbten Haare aus dem Gesicht und zündete sich wie immer eine Zigarette an. Sein Blick wanderte noch ein letztes Mal zum Ort des Geschehens, ehe er sich abwandte und lautlos in die Dunkelheit verschwand.

Einsam lief der junge Mann seinen Weg hinunter zum See. In seinem Mundwinkel hatte wieder eine Zigarette Platz genommen. In den dunklen Augen lag tiefste Leere. Am Himmelszelt stand ein runder, voller Mond, neben dem tausende Sterne funkelten. Es war Mitten in der Nacht. Heute hatte Fin noch keinen neuen Auftrag bekommen und er war dankbar dafür, denn er war seinem Job mehr als nur abgeneigt, wenngleich er manchmal auch Gutes damit tat. Er würde nie Gefallen an diesem Beruf finden, egal um welche Person genau es im Endeffekt auch gehen würde.
Gekonnt schnipste Fin die Zigarette davon, bevor er sich mit einer eleganten Bewegung auf die Lehne der Bank am Ufer des Sees nieder ließ. Den Blick auf dem Wasser, dessen Oberfläche vom Wind leicht bewegt wurde, gerichtet, dachte er wieder einmal nach.
Ein plötzliches Geräusch durchbrach die Stille der Nacht und ließ Fin aus seiner Starre erwachen. Gründlich ließ der junge Mann seinen Blick umher wandern, ehe seine Augen auf der Gestalt einer Frau hängen blieben, die schluchzend am Boden kauerte. Das Schluchzen drang bis zu ihm und fragend wandte der junge Mann seine Augen zum Mond.
Kurz darauf erhob sich Fin und ging langsam zu der Gestalt am Boden hin. Kurz vor ihr blieb er stehen und streckte seine Hand vor. Auf ihrem Gesicht konnte er Tränen sehen. Es fazinierte ihn immer wieder das Menschen es schafften Tränen zu lassen, ihm blieb dies verwehrt, wie so viele andere Sachen.
"Guten Abend, junge Frau. Ist ihnen etwas passiert?" fragte Fin mit höfflicher Stimme und wandte den Blick keine Sekunde von der Frau, die vom fahlen Mondlich beleuchtet wurde.
Die Fremde zuckte erschrocken zusammen, nur um sich innerhalb von wenigen Sekunden zurück zu ziehen. Ihre langen, schwarzen Harre wurden vom Wind erfasst, der leicht mit ihnen spielte, während ihre blauen Augen auf dem jungen Mann ruhten.
"Guten Abend. Nein. Nein. Ist alles okay." stieß die junge Frau schließlich leise hervor und wischte sich die Tränen aus dem zarten Gesicht. Ihre ganze Haltung strahlte blanke Panik aus. Es schien als wenn sie um ihr Leben bangte und vor irgendwem oder irgendwas auf der Flucht war.
Schulterzuckend zog Fin seine Hand wieder zurück und behielt einen Kommentar zu ihrem Zustand für sich. Ihm war bekannt das sich Alle vor ihm zurück zogen, ihn fürchteten.
Ein plötzliches Geräusch aus dem Wald durchbrach die Stille, die nun zwischen den Beiden herrschte. Fin hatte sich schon zum Gehen abgewandt, doch nun wandte er die dunklen Augen wieder zu der Frau und beobachtete wie die Panik in ihrem Blick sich verstärkte. Fin konzentrierte sich und spürte eine Präzens im Wald, die vorher noch nicht dagewesen war.
"Sicher das nichts ist?" fragte er noch einmal nach und ließ den Blick kurz zum Wald wandern.
Die Augen der Fremden verengten sich zu Schlitzen, als auch sie ihre Augen zum Wald richtete. Sie hatte nicht damit gerechnet das ihre Verfolger ihre Spur wieder so schnell aufnehmen würden.
"Ja, alles Bestens. Danke der Nachfrage." zischte sie mit kalter Stimme, wandte sich ab und rannte mit schnellen Schritten davon.
Fin blickte ihr nach. Was auch immer dort im Wald aufgetaucht war, es schien dieser Fremden Angst zu machen. Mit einem kurzen, fragendem Blick zum Mond drehte sich Fin widerwillig zum Wald. Mit einer schnellen Bewegung verschwandt er zwischen den Bäumen. Das Geräusch seiner Schritte erstarb, als sein Körper sich zu einem Leoparden gewandelt hatte. Mit schnellen Schritten machte er sich an die Verfolgung der Präzens, behielt aber auch sie im Auge.
Geschickt überwandte der gepunktete Jäger jede Unebenheit. Seine Pfoten fanden ihren Weg, während die zu Schlitzen verengten, gelben Raubtieraugen jegliche Ungereimtheit in der Umgebung aus machten. Langsam aber sicher kam er dem Verfolger der Frau näher. Mit jedem Schritt auf die Person zu wurde das Gefühl von Finsternis stärker und als Fin mit einem anumtigen Sprung das Dickkicht durchbrach, den Verfolger mit einem bedrohlichen Knurren stellte, da wurde ihm klar wieso dieses Gefühl da war.
Die Augen des Leoparden weiteten sich, als er den dunkel gekleideten Menschen musterte. Fin wurde nur Sekunden später klar das er es nicht mit einem Menschen zu tun hatte. Das was dort vor ihm stand war ein Dämon. Ihm war das so sicher bewusst, wie ihm auch bewusst war das er und dieser Fremde verbunden waren. Doch warum jagte der Fremde diese Frau?
Der Fremde schaute den Leobarden ebenfalls musternd an, ehe sein Blick ungeduldig wurde und sich auf den Wald hinter dem Tier legte. Man sah deutlich das der Dämon es eilig hatte.
"Geh mir aus dem Weg, ich habe keine Zeit für Spielchen! Was auch immer du bist, ich weiß das du mich verstehen kannst, deine Augen sind zu intelligent für einen normalen Leoparden. Du klaust mir nur meine wertvolle Zeit und verschaffst dem was ich jage Vorsprung." zischte der Fremde, bevor er mit einem Satz über Fin hinweg sprang und seinen Weg fort setzte.
Selbstverständlich konnte Fin den Fremden verstehen, immerhin waren sie von derselben Natur. Jedenfalls bezeichneten die Menschen auch ihn als Dämon. Sie nannten allgemein alles was nur irgendwie mit Negativem in Verbindung gebracht wurde als Dämon.
Fin wandte den Blick nicht von dem Fremden, der mit einem spontanen Satz über ihn hinweg setzte und seine Jagd wieder aufnahm. Mit einem unbestimmten Brummen lief der Lepoard dem Dämon wieder nach und war nur Sekunden später wieder an seiner Seite. Locker hielt er mit dem Unbekannten mit.
"Warum zum Teufel jagst du diese Frau?"


Kapitel 2



"Was zur Hölle..." stieß der Fremde überrascht hervor und ließ seine Augen zu dem Raubtier neben sich wandern, stoppte seinen Lauf jedoch nicht.
Fin erwiederte den fragenden Blick und kurz trat ein Funklen in seine gelben Augen. Damit hatte der Fremde wohl anscheind nicht gerechnet.
"Nochmal. Warum jagst du diese Frau?"
"Ich wüsste nicht was dich dies etwas angehen sollte. Es ist alleine meine Angelegenheit. Und ihre."
Mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht beschleunigtete der Fremde seinen Lauf. Mühelos tat es der Leopard ihm Gleich. Er spürte die Präzens der Frau ganz in der Nähe und auch der Fremde musste das bemerkt haben. Warum auch immer der Dämon die Frau jagte, aber es erschien Fin nicht richtig. Außerdem stieg der Zorn aufgrund dieser abwertenden Antwort des Fremden in ihm auf.
Ohne weiter nach zu denken stieß der Leopard sich vom Boden ab. Seine Pranken fanden Halt auf den Schultern des Fremden, während seine Krallen sich tief in den Körper bohrten. Zusammen gingen die Beiden zu Fall und brachten im gleichen Moment aus dem Wald hervor. Fin harrte auf dem Rücken des Damöns. Der Mond erhellte die Szene.
"Komm mir noch einmal so und ich zerreiß dich in der Luft!" zischte Fin und legte die rundlichen Ohren an den Kopf. Er würde sich von diesem Unbekannten nicht dumm kommen lassen, erst recht nicht wenn der dachte das er keine Gefahr vor sich hatte.
Der Fremde fluchte, als er sich am Boden wieder fand, das Raubtier auf seinem Rücken. Mit einer schnellen Bewegung und einer Ladung gebündelter Dunkelheit warf er den Leoparden von sich, stand auf und klopfte sich den Staub von den Sachen.
"Ich habe keine Zeit für Spiele. Ich muss meine Auftrag erledigen und kann mich nicht noch um dich Bettvorlager kümmern. Ich schwöre dir, ich zieh dir das Fell über die Ohren wenn du nicht sofort die Beine in die Hand nimmst und mir den Weg frei gibst." meinte der Dämon drohend zu dem Gepunkteten.
Fin wandelte sich noch im Flug zu einem beeindruckenden Adler und drehte nun wartend Kreise über dem Fremden, dessen Wunden nur innerhalb von Sekunden geheilt waren. Ihm war das bekannt, schließlich war es bei ihm persönlich ebenfalls so.
"Sag mal, mehr hast du nicht zu bieten?" fragte der Gefiederte lachend, ehe er mit einem verherrenden Flügelschlag zwei Bälle gebündelte Dunkelheit und Energie auf den Fremden los ließ. Gleichzeitig stürzte er auf den Dämon zu, krallte sich in dessen Gesicht und riss mit seinem Klauen Stücke davon herraus. Nur Sekunden später hatte Fin sich wieder zurück gezogen.
Wütend starrte der Fremde zu dem Adler am Himmel und wischte sich das Blut aus dem Gesicht. Auch diese Wunden hatten sich innerhalb kürzester Zeit geschlossen. Mit einem herab lassenden Lächeln zog der Dämon sein Schwert aus der Scheide, die er am Gürtel trug, und richtete die Spitze auf den Raubvogel.
Fin drehte weiter unbeirrt seine Kreise am Himmel direkt über den Fremden. Er sah wie der Dämon sein Schwert zog und kreischte kurz auf. Der Adler sah das Ornament am Griff des Schwertes und ein Funkeln lag in seinen Augen, als er sich langsam zur Erde niederließ. Innerhalb von Sekunden hatte er sich zurück zu seiner menschlichen Gestalt gewandelt. Lässig strich er sich das lila gefärbte Haar aus dem Gesicht.
"Du solltest vielleicht mal deinen Meister fragen ob er sich wirklich mit Obito anlegen will." erwiderte Fin und setzte zu einer kunstvollen Pause an, ehe er seine Stimme erneut erklingen ließ. "Ich habe das Ornament am Griff deines Schwertes gesehen. Falls es dir nicht bekannt sein sollte, aber mein Meister steht über deinem Meister. Obito wird es nicht gefallen das ihr ihm seine Beute streitig machen wollt."
Nicht alles entsprach der Wahrheit, immerhin hatte Obito kein Interesse an der Frau angemeldet, doch die Lüge klang mehr als nur glaubhaft. Sicherlich würde der Fremde rausfinden das er belogen worden war, doch ging es Fin nur um den Moment. Er würde die Frau in Sicherheit bringen und alles was danach kam lag nicht mehr in seinem Ermessen.
Der Fremde fluchte. Ihm würde nichts anderes übrig bleiben als sich zurück zu ziehen. Ihm waren die Hände gebunden, denn was er gehört hatte entsprach der Wahrheit. Obito stand über seinem Meister Zirus. Und Ärger wollte er seinem Meister nun wirklich nicht machen, denn das konnte für ihn böse enden.
"Wenn das so ist werde ich mich selbstverständlich zurück ziehen, aber gib Acht, denn das Mädchen ist nicht was es zu sein scheint." meinte der Fremde noch, ehe er sich verbeugte und in einem schwarzen Nebel verschwand.
Fin hatte die Verbeugung, wie es sich gehörte, erwiedert, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte. Sein Plan hatte wunderbar funktioniert, nun würde er Zeit haben die Fremde erstmal von hier weg zu bringen.
Ohne lange zu zögern wandte sich der junge Mann in Richtung der Frau und setzte ihr nach. Seine Gedanken kreisten um die letzten Worte des Unbekannten. Was sollte sie sein, wenn sie kein Mensch war? Eine Dämonin war sie nicht, dazu fehlte ihr die Aura der Dunkelheit, die er auf jeden Fall wahr genommen hätte.

Wenige Minuten später sah Fin die Frau vor sich. Die langen, schwarzen Haare wehten im Wind, während sie noch immer panisch davon lief. Auch jetzt, wo er sich bewusst konzentrierte, konnte er keine Dämonin in ihr erkennen. Kein Fünkchen Finsternis, die von ihr ausgehen sollte, war zu spüren.
Von der Fremden unbemerkt hatte sich Fin nun in den Körper eines schwarzen, stattlichen Pferdes gewandelt. Insgeheim hoffte er, das sie des Reitens mächtig war, denn wenn er noch aufpassen musste sie nicht zu verlieren würde alles schwieriger werden.
Das Geräusch seiner Hufe hallte laut durch die Stille der Nacht. Mit nur wenigen, weit ausgreifenden Schritten hatte er die Frau überholt, stoppte direkt vor ihr und warf den Kopf zurück. Sein Blick ruhte in ihren Augen und der Schweif kreiste kurz durch die Luft, während er angespannt auf eine Reaktion von ihr wartete.
Die Frau blieb ruckartig stehen, denn Blick auf den Rappen gelegt. Sie merkte sofort, als sie in seine Augen blickte, das es dämonischer Herkunft sein musste, doch konnte man in ihren Augen nichts lesen, auch ihr Körper veriet nichts. In denn Jahren hatte sie gelernt alles zu verbergen um ihr Leben zu schützen. Schnell ging sie ein paar Schritte zurück um den Schwarzen zu umrunden.
Der Rappe schnaubte und stellte sich der Frau wieder in den Weg. Es schien für ihn als wenn die Fremde etwas gesehen hatte, das ihr nicht behagte, auch wenn sich an ihrer Haltung nichts geändert hatte. Ungeduldig scharrte der Rappe mit seinem rechten Vorderhuf und warf den Kopf zurück. Sah sie den nicht das er ihr helfen wollte?
"Nun zier dich nicht so und steig auf." murmmelte Fin ungeduldig, auch wenn er wusste das sie ihn nicht verstehen konnte, denn nur magische Wesen würden ihn verstehen solange er in tierischer Gestalt auftrat.
Die Fremde schaute den Rappen angewiedert an. In ihr erwachte ihre Kämpfernatur. Sie ließ sich von Niemanden Befehle erteilen. Dieses Pferd oder was auch immer es war schien nicht die leiseste Ahnung zu haben, das sie ihn verstehen konnte.
"Nein das werde ich sicher nicht. Ich brauche keine Hilfe. Geh mir aus den Augen du... du... du Etwas."


Kapitel 3



Überrascht klappte dem Rappen die Kinnlade runter und seine Ohren spielten verwundert, als er eine Antwort auf seine Aussage bekam. Der Fremde hatte Recht gehabt, sie war kein Mensch, aber was war sie dann?
In dem Augenblick seiner Überraschtheit schob sich die Fremde an ihm vorbei und setzte ihren Weg fort, doch Fin zögerte nicht lange und setzte ihr nach. Wenn sie nicht wollte würde er sie auf die harte Tour dazu bringen. Er würde ihr kein Haar krümmen, aber er wollte sie in Sicherheit bringen und dadurch das er nun wusste das sie kein Mensch war, war auch seine Neugier geweckt, der er aber nicht zu sehr nachgeben würde. Es würde nur Ärger bedeuten. Er würde einfach seinen Plan von vorhin erfüllen und dann gehen.
Ohne lange zu überlegen packte er sie im Laufen am Kragen ihres Pullovers und warf sie auf seinen Rücken. Er hatte Kraft und da sie ja nicht freiwillig wollte, blieb ihm nichts anderes übrig.
"Tu mir einen Gefallen und bleib bitte sitzen. Wer auch immer dich verfolgt hat, er ist erstmal weg. Lass mich dich hier weg bringen, danach wollte ich eh verschwinden."
Die Fremde knurrte zornig auf. Sie mochte Zwang absolut nicht und auch wenn sie gebeten wurde sitze zu bleiben, schwang sie sich elegant wieder zu Boden.
"Nein danke, das sagte ich doch schon. Ich kann das alleine. Ich brauche kein Hilfe, von sowas wie dir."
Fin schaute der jungen Frau zu wie sie sich mit schnellen Schritt von ihm entfernte. Wiederwillig wandte er den Blick ab. Sollte sie doch machen was sie wollte, was ging sie ihn schon an? Er kannte sie nicht und vielleicht gab es einen guten Grund das sie gejagt wurde? Wie auch immer, er hatte es versucht, aber irgendwo war auch seine Grenze.
"Dann mach doch und ich wünsche noch ein schönes Leben noch. Übrigens hast du nicht die blasseste Ahnung was ich überhaupt bin!" rief Fin ihr noch nach, ehe er sich in entgegen gesetzte Richtung davon machte.
"Du weiß auch nicht was ich bin, du möchtegern Gaul. Außerdem wüsste ich nicht was es mich interessieren solle was genau du bist. Ihr Dämonen seit doch alle gleich." schrie die junge Frau ihm als Antwort zu und setzte wutentbrannt ihren Weg fort.
Fin verkniff sich jeden weiteren Kommentar und lief unbeirrt weiter. Sollte sie doch machen was sie wollte. Wenn sie Jedem so kam, der helfen wollte, dann war es mehr als nur verständlich das sie allein unterwegs war. Wer würde das auf Dauer schon ertragen.
Kurze Zeit später hörte er Schritte hinter sich. Mit einem Funkeln in den Augen wandte sich der Rappe um und ging langsamen Schrittes auf die Frau zu. Nun würde er es ihr geben.
"Nun pass mal auf! Erstens war nicht ich derjenige, der dich als etwas bezeichnet hat, was du nicht bist, also fauch mich nicht an das ich ja auch nicht weiß was du bist. Zweitens bin ich kein möchtegern Gaul, aber anscheind glaubst du gleich was man dir zeigt. Drittens hast du sicherlich noch nicht alle Dämonen kennen gelernt um behaupten zu können das alle gleich sind."
Mit jedem Wort schupste der Schwarze die Frau mit den Nüstern von sich weg. Kaum hatte er mit seiner Rede geendet drehte er sich um und setzte seine Beine wieder in Bewegung, nur um Sekunden später wieder zu halten, da die Frau sich ihm in den Weg gestellt hatte.
"Tut mir Leid das ich dich beleidigt habe, aber ich bin übermüdet und einfach nicht mehr wirklich Herr meiner Sinne. Danke auch das du mir geholfen hast und helfen willst."
Die Frau senkte ihren Blick zu Boden. Viel lieber hätte sie ihm ein paar andere, deftige Worte an den Kopf geworfen, aber immerhin hatte dieser Fremde ihr geholfen. Das er ein Dämon war machte es ihr nicht leichter die Worte zu sagen, die sie in ihrem Leben noch nie benutzt hatte.
Fin hob den Kopf, als er von der Frau aufgehalten wurde, und lauschte mit spielenden Ohren der weichen Stimme. Eine ganze Weile sagte der Schwarze gar nichts, denn immerhin war ihm diese Frau ziemlich dumm gekommen, doch schließlich nickte er leicht und schnaubte dunkel.
"Ist schon okay."
Die junge Frau trat unbeholfen von einem Bein auf das Andere. Sie war erleichtert das dieser Fremde ihre Entschuldigung angenommen hatte, doch was sie nun machen sollte war ihr nicht klar.
"Und nun? Wie heißt du überhaupt? Kann dich ja schlecht weiterhin möchtegern Gaul nennen."
Der Rappe schnaubte kurz, als er die Beleidigung, diesmal untermalt von ihrem Lächeln, erneut hörte. Konnte sie nicht einfach mal freundlich sein? So schwer war das ja nun wirklich nicht.
"Lass die Beleidigungen einfach sein und nenn mich von mir aus wie du willst, immerhin wirst du mich nach heute nicht mehr wieder sehen. Ich denke da ist es egal wie ich heiße. Wenn du nun so freundlich wärst und aufsteigen würdest? Der Dämon aus dem Wald wird nicht mehr lange glauben das ich die Wahrheit gesagt habe."
Das Grinsen der jungen Frau wurde breiter und mit einem Schritt näherte sie sich dem Schwarzen, nur um dann wieder zu verharren. Ihr Blick wanderte einmal über den Körper des Pferdes und richtete sich dann wieder auf die Augen.
"Ich steige nur auf deinen Rücken wenn ich dich möchtegern Gaul nennen darf. Ich finde die Worte echt klasse, sie passen perfekt zu dir. Bitte lass mich dich so nennen." flehte die Fremde schon fast und legte dieses Flehen auch in ihre blauen Augen. Konnte man diesem Blick etwas abschlagen?
Fin verdrehte die Augen und sagte kein Wort. Sollte sie doch machen was sie wollte, spätestens wenn er sie hier aus der Gegend gebracht hatte würde er sie eh nicht mehr am Hals haben. Wieso nur hatte er sich entschlossen ihr zu helfen? War es der Anblick gewesen, den sie geboten hatte als sie weinend am Boden gekauert hatte? Fin wusste es nicht, doch hatte er sich einmal was in den Kopf gesetze, dann brachte er das auch zu Ende.
"Steig einfach auf, ja?"
Die Frau schwang sich elegant auf den Rücken des stattlichen Tieres. Sie spürte die Wärme und es war ein angenehmes Gefühl. Viel zu lange war ihr genau das verwehrt geblieben. Mit der Hand griff sie vorsichtig in die dichte Mähne und streichte mit der Anderen sacht über den muskulösen Hals.
"Weißt du eigentlich das du wunderschön bist?" fragte sie nach einer Weile des Schweigens zaghaft, da sie nicht wusste wie er reagieren würde.
Gekonnt hatte Fin die Beleidigung überhört. Es war gar nicht so schwer wenn man sich sagte das man die Person bald eh nicht mehr wieder sehen würde. Er spürte ihr Gewicht auf seinem Rücken, fühlte wie sie seine Mähne durch die Finger gleiten ließ und sacht über seinen Hals streichte. Die Berührungen ließen einen Schauer über sein Fell jagen. Die folgenden Worte verschlugen ihm förmlich die Sprache, doch dann fand er sie wieder.
"Du solltest nicht immer glauben was dir deine Augen zeigen. Ich bin nicht wunderschön. Du hast absolut keine Ahnung." zischte der Hengst zurück, ehe er sich in einem rasanten Galopp setzte. Was zum Teufel wusste sie schon? Sie kannte ihn gar nicht.


Kapitel 4



Eine halbe Stunde später, die von Schweigen und nächtlicher Stille erfüllt gewesen war, stoppte der Schwarze und wandte seinen Kopf der jungen Frau zu. Er hatte gefühlt wie ihre Panik die ganze Zeit weniger geworden und letzendlich auch verschwunden war. Irgendwie tat es Fin Leid sie nun wieder ihrem Schicksal überlassen zu müssen, aber es gab keinen anderen Weg. Er würde nicht von seinem Plan ablassen, auch wenn die Neugier groß war.
"Wir sind da. Ich hab dich zur nächsten Stadt gebracht. Ich denke du hast noch genügend Zeit dir einen Plan zu machen wohin du gehen willst damit der Andere dich nicht findet."
Die junge Frau zuckte kurz zusammen, als die Worte des Fremden sie erreichten und seufzte tonlose. Sie hatte den Ritt in vollen Zügen genossen. Für einige Zeit konnte sie ihre Sorgen und Probleme vergessen, dafür war sie dankbar, aber nichts war für immer. Langsam ließ sie sich von dem Rücken des Schwarzen gleiten und harrte einen Moment neben ihm, den Blick auf seine Augen gerichtet. Die grausame Welt hatte sie nun wieder.
"Danke für alles. Ich weiß nicht wie ich es wieder gut machen kann. Du hast es geschafft mich für eine Weile von meiner Flucht und meinem Leben in der Einsamkeit ab zu lenken, dafür bin ich dir auf ewig dankbar."
Die traurige, gebrochene Stimme, mit der die Frau diese Worte sprach, löste in Fin das Gefühl aus, als würde ihm Jemand einen Dolch mitten ins Herz rammen. Er würde auf keinen Fall von seinem Plan ablassen, das würde nur noch mehr Ärger als eh schon bedeuten.
"Glaub mir, es ist besser so, für dich." sprach der Rappe noch, ehe er sich umwandte und mit weit ausgreifenen Schritten in die Finsternis verschwand.
Die junge Frau schaute ihrem Helfer noch kurz nach, verabschiedete sich in Gedanken von ihm, ehe auch sie sich abwandte und im Eiltempo auf die Stadt zulief. Sie würde diesen Dämon nie vergessen, schließlich war er derjenige gewesen, der es geschafft hatte ihre fest gefahrene Meinung über Dämonen ins Wanken zu bringen.

Erschöpft ließ Fin seinen Blick auf den Wecker neben seinem Bett gleiten. Die Uhr zeigte 2:40 Uhr an. Die halbe Nacht war schon rum. Seufzend löschte der junge Mann das Licht. Seine Gedanken kreisten um die junge Frau, auch wenn er versuchte sich davon ab zu lenken. Es war vergeblich.
Müde schloß Fin die dunken Augen. Sofort sah er ihr Bild vor sich, die Panik in ihren schönen, blauen Augen. Auf seiner Stirn erschien eine Falte. Warum nur fesselte diese Fremde ihn so sehr? Er durfte sich nicht noch mehr darauf ein zu lassen. Außerdem war sie sicherlich schon ewig weit weg und er würde sie eh nie wieder sehen.

Fin stand in völliger Finsternis in kompletter Leere. Seine Augen nahmen die Gestalt war, die nur wenige Meter vor ihm stand. Ihm war dieser Traum mehr als nur bekannt. Viele Male in seinem Leben hatte er so einen neuen Auftrag bekommen. Irgendwas war diesmal jedoch anders, denn auf Obitos Stirn war eine Falte zu sehen und er schien verärgert.
"Fin, Zirus hat mich aufgesucht und was er mir zu sagen hatte war nicht sehr toll, aber für mich auch sehr aufschlussreich. Ich denke du weißt wovon ich rede."
Fin nickte nur leicht und senkte ergeben den Kopf. Er hatte gewusst das sein Meister heraus bekommen würde das Fin einen anderen Clan belogen hatte, gleichzeitig wusste er, das Obito ihn nicht sehr bestrafen würde, wenn er ihn überhaupt bestrafen würde, denn immerhin hatte er in seinem ganzen Leben bisher nie etwas getan, was er nicht durfte, bis auf das mit der Frau.
"Ich drücke in der Hinsicht ein Auge zu, aber enttäusch mich nie wieder. Meine Geduld, auch für dich, ist nicht von ewiger Natur. Hast du das verstanden?" sprach Obito mit eisiger, harter Stimme und ging einen Schritt auf seinen Untertan zu.
"Ja Meister, ich habe verstanden." antwortete der junge Man ergeben, auch wenn sich innerlich alles sträubte. Seiner Meinung nach hatte er keinen Fehler gemacht, aber was zählte seine Meinung schon? Gar nichts.
"Ich habe einen neuen Auftrag für dich. Ich hoffe du erfüllst ihn, wie immer, zu meiner vollsten Zufriedenheit. Auf welche Art ist in diesem Fall egal. Da es nicht leicht werden wird, ist es mir ebenfalls egal wieviel Zeit du dafür benötigst. Nur bring diesen Auftrag zu Ende, verstanden?"
Abneigung keimte in Fin auf. Er hatte gewusst das er nicht lange ohne einen neuen Auftrag sein würde, doch diese Abneigung überkam ihn immer, wenn er wieder einen neuen Job zu erledigen hatte. Er durfte sich nichts anmerken lassen und nickte seinem Meister ergeben zu. Ihm blieb auch nichts anderes übrig.
"Ich gebe diesen Auftrag dir, weil die Anderen zu unfähig dafür sein dürften. Ich stellte dich auch für die Zeit, die du brauchst um es zu Ende zu bringen, von weiteren Aufträgen frei. Nur trödel nicht. Die Person um die es geht heißt Sia."

Die Sonne strahlte hell durch die Jalousie, als Finn die Augen aufschlug. Sein Blick wanderte automatisch zur Uhr die 8.34 Uhr anzeigte. Lange hatte er nicht geschlafen, aber er brauchte auch nicht viel Schlaf. Eigentlich konnte er auch ohne Schlaf auskommen, aber das würde bedeuten das er nie bei vollen Kräften wäre.
Fin schwang die Beine aus dem Bett und machte sich auf den Weg zum Balkon. Sein Apartment lag gut gelegen am Rand der Stadt. Von hier aus hatte man einen guten Überblick über die Wälder außerhalb der Stadt. Sogar den See konnte man von hier sehen.
Wiederwillig wandte sich der junge Mann von diesem Anblick ab. Er sollte sich lieber auf seinen Auftrag konzentrieren. Deutlich konnte Fin aus den vielen verschiedenen Präzensen eine stärker wahr nehmen. Das war die Zielperson, die besagte Sia.
Geübt zog Fin eine Zigarette aus der Schachtel. Ohne morgendliche Zigarette würde er sich nirgendwohin begeben. Nikotin mochte vielleicht den Menschen schaden, aber er war ein Dämon. Dadurch das er keine finanziellen Sorgen hatte, da sein Meister Obito ihn mehr als ausreichend bezahlte, musste er sich auch keine Gedanken um seinen Lebensstil machen. Eigentlich führte er ein tolles Leben, wenn da nicht sein Job wäre.
Missmutig schnipset Fin die Zigarette von sich weg und wandte sich zum Gehen. Lieber erfüllte er seinen Auftrag gleich, als das er noch länger trödelte. Obito war sowieso schon verärgert, mehr musste wirklich nicht sein. Fin hatte seinen Meister noch nie in vollem Zorn erlebt, aber er wusste das er mächtig war und keine Gnade kannte.


Kapitel 5



Eiligen, aber dennoch anmutigen Schrittes lief Fin seinen Weg durch den Wald. Sein Sinn führte ihn zur nächsten Stadt. Genau zu der Stadt wo er die Fremde abgesetzte hatte. Überrascht von sich selber schüttelte der junge Mann den Kopf. Er sollte nicht mehr an sie denken, er konnte es sich nicht erlauben von solchen Gedanken abgelenkt zu werden. Außerdem war sie sicher schon weiter gereist.
Kurz vor der Stadt stoppte Fin und wandte verwundert den Blick. Die Person die er suchte war nicht in der Stadt, sie war außerhalb der Stadt in den Wäldern. Vielleicht war sie gerade auf einem Spaziergang? Egal was sie tat, er würde sie finden. Er fand immer das was er suchte. Langsam bahnte er sich einen Weg duch das Dickkicht des Waldes. Der junge Mann kam seinem Ziel näher, spürte ihre Präzens immer stärker. Wie immer würde er erstmal die Lage abchecken. Gekonnt wandelte er in den Körper einer grau getigerten Katze. Es war mehr als nur hilfreich sich in alle möglichen Tiere verwandeln zu können, doch Fin wusste das all diese Fähigkeiten mit dem Fluch belegt waren, dem er angehörte.
Flink suchten sich die sanften Pfoten ihren Weg. Fin bemerkte das sein Ziel sich schnell von ihm entfernte. Verwundert beschleunigte auch er die Schritte. Hatte sein Opfer wirklich gemerkt das sie verfolgt wurde und in Gefahr schwebte? Oder warum lief sie davon?
Der Graue hatte keine Mühe mit seiner Beute mit zu halten. Zwar war er klein, aber flink und wendig, sodas Fin nur wenige Minuten aus dem Dickkicht sprang und sich dieser Sia mit einem Brummen in den Weg stellte, doch was er da vor sich sah verschlug ihm Sekunden später glatt weg den Atem.
"Ich glaub das jetzt nicht. Ich werde von einer Katze gejagt?" stellte das Opfer überrascht fest, bevor sie in haltloses Lachen ausbrach, was jedoch von Angst untermalt war.
Fin taummelte einen kleinen Schritt zurück. Das Lachen von Sia hallte laut in seinen empfindlichen Ohren nach, während er versuche zu verstehen was hier eigentlich gerade geschah. Seine Augen ruhten verwundert, aber auch verärgert auf der jungen Frau. Sia war die Fremde vom Tag zuvor. Warum hatten soviele Dämonen Interesse an ihr? Und warum zur Hölle hatte Obito ihm die Aufgabe gegeben sie aus dem Weg zu räumen?
"Warte mal. Deine Augen. Ich kenne sie. Ich kenne diesen Blick. Dieser leichte Braunstich. Das ist jetzt nicht wahr. Möchtegern Gaul?" zischte Sia mit eiskalter Stimme und ging ebenfalls einen Schritt zurück. "Ich wusste das ihr Dämonen alle gleich seit!"
Fin brummte unerfreut als er erkannt wurde. Er hätte es wissen müssen, denn für ein magisches Wesen war sowas keine Schwierigkeit. Trotzdem behagte es ihm nicht das sie ihn erkannt hatte, zumal sie gleich wieder mit Vorurteilen um sich warf.
"Brumm mich nicht an. Was willst du von mir? Wieso jagst du mich, wenn du nur dastehst?"
Der Kater erwiederte nichts auf ihre Fragen, ihm war das Ganze etwas zuviel. Er konnte sie nicht aus dem Weg räumen, es erschien ihm noch immer nicht richtig. Es war als wenn ihre Zeit noch nicht abgelaufen war und war es nicht seine Aufgabe nur Leben zu nehmen, die verwirkt waren? Gleichzeit schien ihm als wenn irgendwas an diesem Wesen besonders war, wie sonst ließ sich erklären das soviele Interesse an ihr hatten?
"Weißt du was das Schlimme an der ganzen Sache ist? Ich habe das erste Mal im Leben einem Dämon vertraut. Du hattest meine Einstellung zu euch Dämonen tatsächlich ins Wanken gebracht, nur um mich dann zu enttäuschen."
Die eisige Stimme ließ Fin kurz mit dem Schwanz zucken. Wieder warf sie mit Dingen um sich, die nicht der Wahrheit entsprachen. Der Kater hatte sie weder angegriffen, noch verraten, wie also kam sie darauf zu behaupten er hätte ihr Vertrauen missbraucht? Und für sowas war Fin im Begriff sich selbst zu verraten, sich großen Ärger ein zu handeln. Was nur war los mit ihm?
"Weißt du, Schmusekätzchen, ich hätte mich nie auf sowas wie dich einlassen sollen. Nun habe ich einen weiteren Todfeind." ließ Sia nach einer Weile des Schweigens hören und leichtes Bedauernd fand in ihrer Stimme Platz.
Der Kater hüllte sich weiter in Schweigen. Was auch sollte er sagen? In ihm tobte der Zwiespalt. Fin war jedem seiner Aufträge abgeneigt, aber noch nie hatte ihn sein Job in solch eine Zwickmühle gesteckt. Er wusste weder Vor, noch Zurück.
"Hast du nun auch noch deine Sprache verloren?" zischte Sia ihm voller Hass zu. "Wenn du weiter da rum stehen willst, dann tu das, aber ich werde nicht darauf warten das du mich, untertänig wie ihr euren Auftraggebern seid, ins Jenseits beförderst. Leb wohl und ich hoffe ich muss dich nie wieder sehen."
Immer noch keine Pfote bewegend starrte Fin Sia nach und wandte sich, kaum das sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, in die entgegen gesetzte Richtung ab. Er hatte alle Zeit der Welt, jedenfalls hatte sein Meister ihm Zeit gegeben. Die würde er nutzen, aber anders als Obito es vorgesehen hatte.

Seit Stunden hockte Fin in seinem Apartment und dachte über die Sache nach. Am Horizont ging die Sonne langsam in einem Meer aus Rot unter. Ihm wollte nicht einfallen was diese Sia sein sollte. Das sie aber irgendwas an sich hatte, das besonders sein musste, war ihm klar. Alleine würde er nicht darauf kommen.
Ohne noch weiter zu überlegen erhob sich Fin und öffnete die Balkontür. Es gab nur eine Möglichkeit Licht in diese Sache zu bringen. Mit Schwung setzte er über die Brüstung und flog davon.

Kapitel 6



"Fin, bist du das?"
Angelo hatte grade die Tür zum Balkon schließen wollen, als er den Adler auf sich zu kommen sah. Verwundert hatte er gewartet, während der Raubvogel auf seiner Brüstung gelandet war. Die Augen hatten Angel, wie er von Freunden genannt wurde, verraten mit wem er es zu tun hatte.
"Das ist ja fast eine Ewigkeit her das wir uns gesehen haben. Was treibt dich ins bescheidene Paris? Du siehst erschöpft aus."
Der große Raubvogel richtete kurz das Gefieder, ehe der Körper sich zu einer menschlichen Gestalte formte. Fin ließ sich müde auf einen der Rattansessel fallen und rieb sich kurz die Augen. Der Flug hier her war anstrengend gewesen, immerhin war die Strecke von Frankfurt hier her kein Katzensprung.
"Man fliegt halt nicht täglich knapp 500km. Ich bin nicht mehr im Training. Und was mich hier her verschlägt würd ich dir gerne bei einem Glas Whisky erzählen."
Mit einem freundlichen Nicken holte Angelo eine Flasche des Hochprozentigen aus der kleinen Bar und füllte die Gläser. Was auch immer seinen Freund Fin hier zu suchen hatte, es musste wichtig sein, denn alles andere besprachen sie sonst am Telefon. Auch der Ausdruck in den braunen Augen war ziemlich ernst.
"Hast du eine Ahnung ob es ein Wesen gibt, was von großem Interesse für die Dämonenwelt sein könnte?"
Angelos Blick verdunkelte sich, als er Fin beobachtete, wie dieser verlegen mit dem Finger am Glas entlang strich. Da war mehr als sein Freund ihm sagen wollte. Man fragte nicht einfach so nach einem Wesen von großer Bedeutung.
"Spuck es aus. Ich seh dir an das da mehr ist als du mir verraten hast. Du weißt das du mir nichts vormachen kannst. Wie lange kennen wir uns schon?"
"Seit einer Ewigkeit." seufzte Fin und senkte den Blick. Er konnte seinem Freund wirklich nichts vormachen. "Da war diese Frau im Wald und dieser andere Dämon. Er hat sie gejagt und irgendwie fühlte ich mich dazu verpflichtet ihn auf zu halten. Dann gab mir Obito den Auftrag sie aus dem Weg zu räumen, aber ich kann das nicht. Ihre Zeit ist noch nicht abgelaufen."
Angelo versuchte den Sprüngen seines Kollegen zu folgen, doch die Worte verwirrten ihn. Er kam nicht hinterher zu verstehen was Fin ihm sagen wollte. Was für eine Frau? Was suchte sie ihm Wald? Warum wurde sie gejagt?
"So, mein Freund, nun mal ganz in Ruhe. Fang bitte von vorne an, sonst kann ich dir nicht folgen."
Fin nahm einen kräftigen Schluck des Alkohols und räusperte sich, während er sich innerlich die Worte zurecht legte.
"Also pass auf, das war so..."

Unruhig wälzte sich Fin von einer Seite auf die Andere. In seinem Kopf ging er die letzten Stunden nochmals durch. Er hatte seinem Freund die ganze Sache erklärt, kein Deatil ausgelassen. Während dem Gespräch wurde dem jungen Mann klar, das er absolut keine Ahnung hatte und total hilflos der Situation gegenüber stand. Noch nie hatte er sich hilflos gefühlt. Es nahm ihm die Luft zum Atmen.
Angelo wusste ebenfalls nicht um was es sich bei Sia handeln konnte. Ihm war kein Wesen bekannt, das so besonders war, das es mehrere Dämonen haben wollten, aber er kannte immerhin eine Person, die eventuell Informationen haben könnte. Gleichzeitig fand auch er es mehr als nur komisch, das in Fin dieses Gefühl vorhanden war, das die Zeit von dieser Frau noch nicht abgelaufen war. Normalerweise nahmen sie nur Leben, die verwirkt waren.
Es brachte nichts darüber weiter nach zu denken, es würde Fin eh kein Gedankenblitz kommen. Er hatte keine Antwort auf seine Frage. Morgen würden sie die Person aufsuchen, die laut Angel mehr als die Meisten wusste. Vielleicht hatte er dann etwas Durchblick.

Seit den frühen Morgenstunden liefen die beiden Dämonen durch enge Seitengassen von Frankreichs Hauptstadt. Mittlerweile stand die Sonne hoch am Firmament. Fin hatte schon lange die Orientierung verloren, doch Angelo lief bestimmt seinen Weg.
"Bist du dir sicher das du weißt wo du lang läufst?" fragte Fin und ließ seinen Blick über die für ihn immer gleich aussehenden Häuserwände wandern.
Angelo lachte kurz auf, ehe er sich zu einer Antwort bequemte. "Ich kenne die Stadt wie meine Westentasche, ich verlaufe mich hier nicht. Wir sind übrigens gleich da."
"Bist du dir sicher das diese Person uns helfen kann?"
"Sicher bin ich mit nicht, aber er weiß viel und konnte mir bisher bei jeglichen Fragen weiter helfen." gab Angelo ehrlich zu, ehe er den Blick zu Fin wandern ließ und die Tür eines der Häuser öffnete. "Wunder dich über nichts und überlass mir das Sprechen."
Fin nickte nur kurz, während er versuchte etwas an dem Haus zu erkennen, was es von den anderen Gebäuden dieser Gasse abhob, konnte aber keinen Unterschied finden. Irgendwie sah hier in Paris alles gleich aus.
Gespannt folgte der junge Mann seinem Freund in das Gebäude. Kaum hatte Fin die Schwelle übertreten empfing ihn Dunkelheit, ledeglich ein Kamin am Ende des Raumes spendete ein wenig Licht. Im Schein der Flammen konnte der Dämon eine grauhaarige Gestalt ausmachen.
"Seit so nett und schließt die Tür, es herrscht sonst Durchzug und ich will nicht krank werden." gab die Gestalt von sich, wandte sich den Eindringlingen aber nicht zu.
Verwundert ließ Fin die Tür ins Schloss fallen. Draußen war strahlender Sonnenschein, kein Lüftchen regte sich, wie kam der Alter also auf Durchzug? Sagen jedoch tat er nichts und auch Angelo schwieg sich aus.
"Welch seltener Besuch. Es verirren sich nicht sehr viel Leute in mein kleines Haus und nun gleich zwei Engel des Todes. Wie komme ich zu dieser Ehre?"
Überrascht zuckte Fin zusammen und ließ seinen Blick zu seinem Freund Angelo wandern, der noch immer völlig bewegungslos da stand. Woher wusste der Alte wer und wieviel sie waren?
"Wer ist das?" flüsterte Fin kaum hörbar zu seinem Kollegen hinüber und erntete einen vernichtenden Blick von genau diesem.
Ein Lachen erfüllte den Raum und mit einer Wendigkeit, die man einer Person seines Alters nicht mehr zugetraut hätte, erhob sich der alte Mann aus dem Sessel, durchschritt leichtfüßig den Raum und streckte Fin die Hand hin.
"Ich bin Rinaldo."


Kapitel 7



Verwirrt ließ Fin den Blick zu Angelo wandern, während er den kräftigen Händedruck des Alten erwiederte. Er verstand absolut gar nicht was hier genau vor sich ging und der Fremde tat so, als würde sein Name alles erklären.
"Sag bloss du hast deinem jungen Freund gar nichts erzählt?" richtete Rinaldo sein Wort nun an Angel und deutete einen Schlag an, während der Engel des Todes keinen Finger krümte.
Stille herrschte nun zwischen den Dreien, während das Knistern des Kamins leise im Hintergrund zu vernehmen war. Rinaldo und Angelo sahen sich einfach nur an. Fin fuhr sich verlegen durch sein Haar und räusperte sich kurz.
"Verzeih. Da Angel ja nichts gesagt hat, wie mir scheint, muss ich das wohl aufklären. Ich bin sein Vater."
Nur noch verwirrter wandte Fin nun seinen Blick wieder zu seinem Freund, auf dessen Gesicht nun ein leichtes Lächeln zusammen mit einem Funkeln in den Augen zu sehen war.
"Weißt du, Fin, er mag es nicht erklären zu müssen. Ich hingegen mag es ihn ab und an ein wenig zu necken." lachte Angel schließlich lauthals los.
"Du bist ein undankbarer Sohn." grummelte Rinaldo, schritt zurück zu seinem Sessel und ließ sich mit einem Seufzen nieder.


~ In Arbeit ~

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 25.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich danke einer guten Freundin die mir die Idee zu dieser Geschichte gegeben hat, als sie mich zu einem spontan RPG einlud. Sie trägt einen wichtigen Teil zu dieser Geschichte bei.

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