Cover


<<font;goodfish>Prolog



Habt ihr euch schonmal gefragt was in einem Menschen vorgehen muss, das er bereit ist den letzten Schritt zu tun und alles hinter sich zu lassen? Schonmal versucht euch vor zu stellen, was euch hätte widerfahren müssen, damit ihr bereit wärd euer Leben selbst zu beenden?

Vielleicht denkt ihr jetzt das es absurd wäre sich sowas vor zu stellen, aber wisst ihr was wirklich absurd ist? Das sich soviele Menschen eine heile Welt vorlügen und darin sogar richtig aufgehen. Sie merken nicht einmal das sie in einer Lüge leben oder sie wollen es nicht wahr haben.

Ja, die Realität ist hart und grausam und manchmal wünschte ich mir ich könnte mir auch solch eine heile Welt vorstellen und darin leben, aber ich schaffe es nicht. Ich sehe das, was viele Menschen nicht sehen oder nicht sehen wollen. Ich meine, wie kann man vor sich hin leben, wenn man im Hinterkopf immer Gedanken daran hat, was irgendwo auf dieser Welt passiert. Überlegt einmal was genau in diesem Moment irgendwo passieren kann.

Vielleicht wird gerade ein unschuldiger Mensch umgebracht? Vielleicht wird gerade irgendwo Jemand vergewaltig? Vielleicht beendet grade Jemand sein Leben selbst? Ich kann euch versichern das bestimmt irgendwo auf dieser Welt Jemand leiden muss. Mit diesen Gedanken im Kopf kann ich nicht leben.

Ich kann mir ungefähr vorstellen was ihr euch nun denkt. Ich soll doch dann einfach nicht an all das Grausame denken, dann könnte ich vielleicht auch leben. Ich kann das nicht, weil ich soviel Grausamkeiten am eigenen Leib erlebt habe, die mich auch jetzt nicht los lassen. Ich kann nicht vergessen was mal war und vielleicht ist es auch so, das ich noch immer in der Vergangenheit lebe, aber wie soll das nicht so sein, wenn die Vergangenheit täglich präsent ist und irgendwie auch nie aufgehört hat? Vielleicht klingt das für euch komisch, aber für mich ist es das nicht. Mich quälen täglich innerliche Qualen, die ihr euch nicht im Traum vorstellen könnt.

Wenn euch der Prolog nun schon verwirrt hat oder ihr abgeblockt habt, dann empfehle ich euch dieses Buch einfach wieder zu schließen, denn hier geht es nicht um irgendwas Schönes. Hier geht es um die harte, kalte und grausame Realität, meine Geschichte und mein Leben. Wenn ihr aber bereit seit euch darauf einzulassen, versuchen wollt zu verstehen und die Augen zu öffnen, dann freue ich mich wenn ihr weiter blättert.


<<font;goodfish>Kapitel 1



Ich sitze wieder einmal auf dem Dach dieses Hauses, auf dem ich mich oft wieder finde. Mein Blick ist in den Himmel gerichtet, während leise das Geräusch des Stadtverkehrs an meine Ohren dringt. Wenn ich den Blick senke kann ich Menschen erkennen, die eilig ihren Weg gehen und von hier oben wie fleißige Ameisen aussehen. Dort unten ist die Welt, zu der ich gehören sollte, zu der ich aber nie gehören werde, denn ich bin anders. Manchmal wünsche ich mir ich wäre normal. Normal ist für mich all das, was anders als ich ist, weswegen ich krampfhaft bemüht bin so wie die anderen Menschen zu sein. Auch will ich nicht auffallen, weil Niemand verstehen würde. Ich glaube zumindest das es Keiner verstehen würde, denn damals, als ich versucht habe zu reden, da stieß ich nur auf Unverständnis und dumme Sprüche.

Wie auch immer, ich sitze hier und starre zum Himmel an dem tausend Sterne funkeln. Ja, es ist Nacht. Ich kann nicht schlafen. Ich kann oft nicht schlafen. Ich habe Angst vor den Erinnerungen, die dann so grausam real werden. Die Bilder der Vergangenheit sind immer in meinem Kopf, mal weniger stark, dann wieder übermächtig, im Schlaf jedoch haben sie alle Macht über mich. Ich versuche immer die Kontrolle zu behalten und wenn ich ehrlich bin habe ich sie eigentlich nie, aber wenn ich daran denke die Augen zu schließen und ins Reich der Träume zu wander, dann ist da unbändige Angst. Ich weiß das ich dort noch weniger Kontrolle habe als eh schon. Einerseits möchte ich schlafen. Andererseits möchte ich es auch nicht, eben wegen dieser Angst, den Erinnerungen, dem Kontrollverlust. Das ist echt zum Verzweifeln, aber ich weiß nicht was ich machen soll um das Alles zu ändern. Ich habe es oft vergeblich versucht.

Von Westen her weht ein kühler Wind, doch er kommt nicht gegen die Kälte in meinem Inneren an. Ich frier oft, aber eigentlich nie wegen der Kälte der Umwelt. Im Sommer, wenn die Sonne kraftvoll auf die Welt nieder scheint, selbst da ist mir kalt, innerlich. Ich gebe ehrlich zu das ich die Wärme nicht fühle. Natürlich reagiert mein Körper auf Hitze, aber sie schafft es nie in mein Inneres. Ich sehe auch keine Farben, für mich ist alles grau. Ich kann mir vorstellen das ihr euch nicht vorstellen könnt wie es ist, wenn alles grau ist, und ich kann euch sagen das es nicht schön ist. Manchmal flammen in meinem Kopf Erinnerungen von einer farbigen Welt auf, aber ich kann mich nicht daran erinnern wann ich dies wahr genommen habe.

Selbstverständlich hab ich auch Erinnerungen an schöne Zeiten, aber leider sind die schlechten Tage soviel mehr im Vergleich. Ich bemühe mich wirklich das ich mich auch mal wahrhaftig freuen kann, doch in meinem Inneren ist es mir nicht möglich. Ich habe mich früher jeden Tag angestrengt zu genießen und zu leben, nur um dann wieder hin zu fallen und im Dreck zu wühlen. Mittlerweile bin ich es leid zu kämpfen, abgesehen davon das ich schon lange keine Kraft mehr habe. Manchmal gibt es noch Tage, wo ich krampfhaft versuche mich aus dieser Dunkelheit zu befreien, doch ich schaffe es nicht und gebe auf.

Wenn ich mal ernsthaft darüber nachdenke dann habe ich eigentlich schon vor langer Zeit aufgegeben, was ja bedeutet das ich an den gewissen Tagen, wo ich versuche zu leben, nicht mit allen Fasern meines Körper kämpfe. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann weiß ich auch nicht wie ich das ändern kann. Eine verzwickte Situation, die ich irgendwie nicht wirklich ergründen kann. Vielleicht liegt es daran das ich damals zuoft gekämpft und verloren habe? Ich kann es nicht genau sagen. Wieder eine Frage auf die ich keine Antwort finde. Langsam werden es wirklich zuviele Fragen, mit jedem Tag kommen Neue dazu, auch wieder etwas was ich nicht ändern kann. Irgendwie ist es einfach zuviel was ich ändern müsste, was ich aber nicht kann, da ich nicht weiß wie ich das machen soll.


<<font;goodfish>Kapitel 2



Ich sehe die Vögel. Sie ziehen in den Süden, in die Wärme, weg von der Kälte. Wie gerne würde ich es halten wie die Vögel und der Kälte einfach entfliehen, doch das kann ich nicht. Wie auch soll ich etwas entfliehem, was in mir ist? Es gibt soviel in mir, dem ich am Liebsten entfliehen würde. Eigentlich würde ich gerne vor allem flüchten, doch vor sich selbst kann man nicht davon laufen, das habe ich, manches Mal schmerzlich, gelernt. Langsam müsste ich mich doch eigentlich damit abfinden das es ist wie es ist und doch will das irgendwie nicht in meinen Kopf rein. Vielleicht ist da auch einfach kein Platz mehr? Dieser ständige, dumpfe Druck muss ja irgendwoher kommen. Oder bild ich mir das nur ein? Vielleicht bilder ich mir ja Alles ein?

Ja, manchmal versuche ich es auf diese Tour. Ich versuche mir ein zu reden das mit mir alles okay ist und ich mir alles nur einbilde. Ich weiß nicht warum ich das mache, aber ich denke ich kann die Last einfach nicht tragen, bin verzweifelt und lasse keine Möglichkeit außen vor, die mir helfen könnte normal zu werden. Ich hasse mich irgendwie dafür, das ich es nicht einfach akzeptiere und einsehe, das, egal was ich auch tue, es nicht anders oder besser wird. Ich meine, wie oft muss ich noch lernen das mein Leben einfach mal beschissen ist und auch beschissen bleiben wird? Wie oft muss ich noch schmerzlich auf die Schnauze fliegen?

Es bringt nichts darüber nach zu denken, weil es dennoch so sein wird. Ich bin unfähig, in allen Lagen. Ich bin seit zwei Nächten ohne Schlaf. Mir schmerzt der ganze Körper. Ich wäre soweit mich freiwillig in die Hölle, die ihr Reich der Träume nennt, zu begeben, aber ich komme einfach nicht zur Ruhe. Eigentlich will ich einfach nur Ruhe, einfach schlafen und nie wieder aufwachen.

Ja, ich rede von Suizid und ich weiß das die Gesellschaft dieses Thema soweit es geht versucht zu meiden oder zu verschönigen, doch ich verschönige nichts mehr, weil es einfach mal dadurch auch nicht besser wird. Wieso eigentlich wird man als krank bezeichnet, nur weil man das Leben nicht packt und an dem System kaputt geht? Wieso ist man immer gleich unnormal, nur weil man hinterfragt und nicht alles sofort glaubt?

Ich stelle mir schon wieder zuviele Fragen. Mein Kopf platzt. Jedenfalls fühlt sich das so an. Der Druck ist überall in meinem Körper und will nach Außen, doch er findet kein Ventil. Ich weiß wie ich es lindern kann, doch würde ich damit wieder unnormal handeln. Ist es nicht eigentlich egal? Ich werde nicht normal nur weil ich das unterdrücke. Trotzdem will ich nicht so einfach nachgeben. Ich hab die Kontrolle. Das versuch ich mir ein zu reden.

Ich sollte es einsehen. Ich sollte es einfach kapieren. Ich hasse mich. Ich kann es einfach nicht. Was will ich eigentlich? Verflucht dieser Mist treibt mich zum Wahnsinn.

Ich habe mir heute wieder dumme Sprüche anhören dürfen. Ich hätte ja so unglaublich schlimme Augenringen und was ich denn des Nachts mache. Am Liebsten hätte ich ihnen laut ins Gesicht geschrien was mich wach hält und wie es in mir aussieht, statt dessen hab ich wie immer gelacht und blöde Witze gerissen. Ich hasse es mich verstellen zu müssen und doch bleibt mir nichts anderes über. Ich lasse mich nicht nochmal wegsperren, nur weil ich bin wie ich bin. Nichtmal meine mir nahe stehenden Personen würde ich alles sagen. Ich habe sooft vertraut und sooft wurde es missbraucht. Mittlerweile braucht es ewig lang bis ich vertraue und selbst dann bin ich immernoch misstrauisch.

Ich habe keine Lust mehr, auf nichts mehr. Dennoch stehe ich jeden Morgen wieder auf und begebe mich in diese triste, sinnlose Welt. Warum tu ich das? Warum bleib ich nicht einfach liegen und vegetier vor mich hin? Wäre ja auch nichts anderes als das, was ich eh jeden Tag tu.


<<font;goodfish>Kapitel 3



Ich bin am Ende. Die dritte Nacht ohne Schlaf liegt hinter mir. Ich will den ganzen Kram einfach nicht mehr ertragen müssen. Ihr sagt zu mir das Leben sei schön, doch was wisst ihr schon? Wisst ihr wie es ist wenn man jeden Tag in sich soviel Schmerzen hat, das man meinen könnte jedesmal erneut innerlich tausend Tode zu sterben? Wisst ihr wie es ist wenn man dazu jeden Tag immer und immer wieder Dolche mitten ins Herz bekommt? Wisst ihr wie es ist wenn man am Horizont keinen Lichtschimmer mehr sieht? Wisst ihr wie es ist wenn man täglich innerlich zerreißt? Wisst ihr wie es ist wenn man innerlich so voller Qual ist, doch jeden Tag erneut in diese beschissene Welt spaziert, mit einem Grinsen im Gesicht, das zeigen soll wie gut es einem geht? Wisst ihr wie es ist wenn man Morgens erwacht, einem das Gleiche erwartet wie den Tag zuvor, und man sich fragt warum man sich diesen Scheiß noch weiter antut? Wenn ihr nicht wisst wie das ist, wisst ihr wenigstens wie man das nennt? Komplette Sinnlosigkeit. So einfach ist das.

Ich könnte platzen. Euer dummes Gerede geht mir sowas von auf den Zeiger, doch statt euch das ins Gesicht zu sagen nicke ich einfach nur. Wieso nur kann ich nicht einfach mal ausrasten? Ihr wollt mir helfen? Das ich nicht lache. Ihr helft mir nicht indem ihr mir dumme Sprüche an den Kopf werft, die nichts besser machen, oder Ratschläge erteilt, die ich einfach nicht umsetzten kann. Das Leben ist nunmal nicht rosarot und es wird auch nie so werden, egal wie oft ihr mir das weiß machen wollt. Mein Leben ist beschissen, im Arsch, und ich am Ende, schon lange.

Ich bin gestorben, irgendwann in meiner Vergangenheit. Naja, meine Hülle lebt noch, aber der Rest hat mit allem abgeschlossen. Nur irgendwie kann ich nicht sterben. Immer wenn ich es versucht habe bin ich doch nur wieder hier gelandet, als wenn mich Jemand noch nicht im Jenseits haben will. Ich versteh das nicht. Hat dieser Jemand Spaß daran mich leiden zu sehen? Erfreut er sich an meinem miserabelen Zustand? Gefällt es ihm wenn ich rote Tränen weine? Vielleicht hab ich das aber auch einfach verdient. Sicherlich hab ich das verdient, denn schließlich bin ich an meiner Misere selber Schuld, doch bin ich nicht irgendwann genug bestraft?

In den Nachrichten haben sie einen Bericht darüber gebracht das schon wieder ein Krieg ausgebrochen ist. Viele unschuldige Opfer. Ich frage mich warum? Warum werden die aus dem Leben geholt die nicht sterben wollten? Ich habe die Bilder gesehen von den Angehörigen die um ihre Verstorbenen geweint haben. Würde Jemand um mich weinen? Würde es vielleicht Jemanden interessieren das ich tot bin? Ändern würde es doch eigentlich nichts, denn der Wunsch zu sterben lässt sich davon nicht aufhalten, denn selbst wenn es so Jemanden geben würde bin ich doch allein. Ich bin immer allein.

Kennt ihr die komplette Einsamkeit? Kennt ihr das Gefühl trotz einer anderen, anwesenden Person allein zu sein? Ich habe Freunde, nur wenige, dafür jedoch gute, doch trotzdem fühle ich keine Gemeinschaft. Da ist nur diese schmerzende Einsamkeit. Ich will nicht einsam sein und doch scheine ich dazu bestimmt zu sein. Ich bin gut darin die von mir zu stoßen, die mir nur Gutes wollen, auch wenn ich sie bei mir halten möchte. Manchmal jedoch ist mir bewusst das es besser ist wenn ich alleine bin, denn dann kann ich Niemandem weh tun. Es ist schlimm für mich Andere, die mir wichtig sind, zu verletzten, doch trotzdem tue ich genau das und auch wenn es oft unbeabsichtigt geschiet könnt ich mich hinterher immer durch einen Fleischwolf drehen.

Die Gedanken drehen sich im Kreis. Ich will nicht allein sein und doch wäre es besser. Ich verstehe das Alles nicht. Ich verstehe mich nicht. Aber wie soll man mich auch verstehen können? Das scheint schier unmöglich.


<<font;goodfish>Kapitel 4



Heute habe ich irgendwo von der ultimativen Lösung zu allen Problemen beim Zusammenleben mit Hunden gelesen. Vielleicht sollte man mal in Betracht ziehen ein Buch zu verfassen indem man die ultimative Lösung für das Leben findet? Wäre vielleicht gar keine so verkehrte Idee.

Mir ist etwas klar geworden. Die erleuchtende Erkenntnis. Der Irrsinn holt mich und das Einzige was mir dazu einfällt ist irrsinnig zu lachen. Irgendwer erzählte mir mal, dass man irgendwann soweit unten ist, das es nur noch Komik mit sich trägt, auch wenn es eigentlich nicht komisch ist. Ich frage mich gerade ob ich an diesem besagten Punkt schon angekommen bin?

In der Nacht musste ich mich bluten lassen. Ich habe diesen unglaublichen Druck nicht mehr ausgehalten und bin dabei total aus meiner Art geschlagen. Ich kann es nicht leiden wenn ihr mich anglotzt, unverständlich den Kopf schüttelt, ich in euren Augen Mitleid lesen kann, und dennoch hab ich mir das Gesicht entstellt. Keine Ahnung was ich damit bezwecken wollte. Ich stand grinsend vor dem Spiegel und zog mir die Klinge durch das Gesicht. Sogar jetzt noch muss ich grinsen wenn ich daran denke.

Der Tag zog zäh dahin. Nichts Besonderes passiert, bis das sich meine Kollegen natürlich fragen was nun schon wieder mit mir los ist. Sie wissen ja so absolut gar nichts, was ich ihnen aber auch nicht krumm nehmen darf. Ich rede kaum ein Wort über meine Wahrheit, wie auch sollen sie wissen das es in mir immer trist ist? Ich kann nicht darüber reden. Erstens fehlt mir das Vertrauen. Zweitens ist es als wenn ich alles nochmal erlebe, wenn ich darüber rede.

Langsam gewinnt die Sonne wieder an Kraft. Kurios, ist es doch auf dem besten Weg zum Winter hin. Ihr jammert über die plötzliche Wärme, aber genauso jammer ihr wenns kalt ist. Leute, es gibt wichtigeres als darüber zu diskutieren was nun das beste Wetter ist, aber das scheint euch nicht klar zu sein. Oder es interessiert euch nicht. Ist ja auch egal. Ich kann langsam die ganzen Nichtigkeiten nicht mehr hören. In mir ist eine wachsende Aggressivität, die ich mir nicht erklären kann. Ich bin von Natur aus nicht aggressiv, außer gegen mich selber. Wieder ein Hinweis darauf das ich langsam wirklich Wahnsinnig werde.

Am Wochenende ist eine Familienfeier angesagt. Was ich mich darauf freue. Wird bestimmt total toll und lustig. Ich habe keine Lust darauf. Ich habe keine Familie. In theoretischem Sinn schon, aber real ist das nur ein Haufen von Heuchlern. Irgendwie werd ich das schon schaffen. Einfach nicht an mich ran lassen. Leichter gesagt als getan. Wenigstens kann ich nach Außen hin hart bleiben, was innen ist sieht ja keiner. Nur ich weiß was in mir los ist.


<<font;goodfish>Kapitel 5



Es ist schon mitten im Dezember und noch immer kein Schnee. Die Welt ist paradox. Anstatt das mal langsam alles weiß wird scheint jeden Tag die Sonne. Das Ganze erinnert mehr an den Sommer als das was eigentlich hätte Sommer sein müssen. Nur kalt ist es, verdammt kalt, aber das kann wie sooft aus meinem Inneren kommen. Eigentlich heißt es doch das man sich mit der Zeit an alles gewöhnt. Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier, oder nicht? Nun, ich gewöhne mich an diese bittere Kälte wohl nie. Nun, ich mag den Winter, am Liebsten milde Wintertage. Da fällt mir ein das ich mal gefragt wurde was ich glaube wann sich die meisten Leute das Leben nehmen, im Sommer oder im Winter. Die Antwort darauf war für mich wirklich überraschend. Die meisten Leute die wirklich sterben wollen bringen sich im Sommer um. Genau da wo die ganze Welt in Schönheit erblüht. Genau deswegen nehmen sie sich das Leben. Sie können damit nicht umgehen, es erdrückt sie. Traurig, oder?

Die Familienfeier war übrigens der blanke Reinfall. Alles Heuchler, das beweisen sie immer wieder. Hauptsache ihren guten Ruf retten. Hauptsache so tun als würden sie für mich da sein. Wäre das Alles nicht so verdammt traurig würde ich lachen. Sie waren nie für mich da, in all den schweren Jahren, aber nun plötzlich? Ich werde das nie verstehen können. Damals hätte ich sie gebraucht, nun ist es zu spät. Aber sagen kann ich es ihnen natürlich nicht. Nie kann ich etwas sagen. Da merk man wieder wie krank ich doch eigentlich bin. Anstatt zu sagen was mich stört schweige ich einfach nur und nicke, während innerlich alles schreit.

Habt ihr euch schon einmal gefragt wie es sein muss frei zu sein? Ich meine richtig frei. Einfach nicht mehr sein, schweben, irgendwo im Nirgendwo. Es gibt Leute die behaupten nach dem Tod würde noch Etwas kommen. Ich kann und will das nicht glauben. Irgendwann muss es doch vorbei sein. Niemand hat verdient auf Ewig zu leiden, selbst ich nicht. Ich möchte dann einfach frei sein. Frei für immer. Nicht mehr denken, nicht mehr leiden, nicht mehr sein müssen. Das wünsche ich mir. Irgendwann frei sein. Ich hoffe das man mir wenigstens diesen Wunsch erfüllt.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 23.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Gewidmet Jenen die sich in diesen Zeilen wieder finden. Ihr seid nicht allein.

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