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Kapitel 1


Never:
Weißt du eigentlich wie gut es mir tut, das ich hier mit dir schreiben kann?

 


Bei dem Lesen dieser Worte glitt ein leichtes Lächeln über meine Lippen. Nein, wissen konnte ich das nicht, aber ich verstand es, denn mir ging es nicht anders.


Nunca:
Nein, aber mir geht es genauso


Never:
Mal wieder eine Gemeinsamkeit



Recht hatte er. Wie oft hatten wir schon dieselbe Meinung geäußert? Wie oft hatten wir schon im selben Moment das Gleiche gedacht? Sehr viele Male schon. Er war der Erste bei dem es mir so ging, bei dem ich mir verstanden und aufgehoben fühlte. Eigentlich absurd, wenn man bedachte, das er nur irgendein Name in einem virtuellen Raum war.


Nunca:
Was hast du heute eigentlich noch so vor?


Never:
Eigentlich nicht viel, außer mit dir schreiben und mich ablenken von den Gedanken


Nunca:
Ebenso :(


Never:
Ist schon nicht einfach, das Alles :(


Nunca:
Wenn ich dich nicht hätte, dann wäre ich glaube ich schon lange nicht mehr hier


Never:
Brauchst dir keine Sorgen machen, ich werd schon nicht so schnell nachgeben


Nunca:
Ich auch nicht, glaub mir


Never:
Ich glaub dir ;) Nun muss ich aber langsam, meine Mutter nervt gerade extrem. Hoffe wir sehen uns morgen wieder?

 


Nunca:
Natürlich. Schlaf gut und träum was Schönes.


Never:
Du auch. Bye

 


Ich fühlte mich müde, aber gleichzeitig auch etwas besser als vorher. Es half mir enorm, wenn ich mit ihm schreiben konnte, denn dann hatten die Gedanken an den Tod nicht so eine große Macht über mich. Irgendwie war das komisch, denn wir Beiden hatten viel gemeinsam.

Mein Blick fiel auf die frischen Wunden an meinem Arm. Mal wieder hatte ich rote Tränen für mich sprechen lassen, doch sehen würde das wieder Niemand. Ich erlaubte das nicht, zu oft hatte ich deswegen dummen Sprüche zu hören bekommen.

Kapitel 2


Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett umher. Wieder einmal fand ich keine Ruhe. Die Erschöpfung saß mir in den Gliedern, doch die Angst vor den Erinnerungen, die mich im Schlaf heimsuchten, hielt mich wach. 


Überhaupt liesen mich die Bilder der Vergangenheit nie los, immer wieder spielte sich in meinem Kopf ab, was mir damals wiederfahren war. Das was mich zerstörrt hatte, meine Seele in viele kleine Stücke gesprengt hatte. Die Erinnerungen taten weh, sie schnürten mir die Kehle zu. Im Traum waren sie noch realer als eh schon, weswegen ich schlichtweg Angst vor dem Schlaf hatte, auch wenn mein Körper nach Erholung brüllte. Selbst wenn ich schlief fand ich keine Ruhe, konnte keine neue Kraft tanken, eher fühlte ich mich hinterher noch ausgelaugter.


Seufzend gab ich schließlich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Manchmal fragte ich mich, wie lange ein Mensch ohne Schlaf überhaupt überleben konnte. Das ich noch immer auf dieser Erde wandelte, konnte nur bedeuten, das er lange ohne Schlaf überleben konnte.

Nur wenige Minuten später saß ich wieder vor dem Rechner, an dem ich mich eigentlich immer zurück zog, wenn es mir in der Realität zuviel wurde, was leider sehr oft der Fall war. Ich kam schon lange nicht mehr mit dem klar, was man Leben nannte. Meiner Meinung nach hatte ich sowas noch nicht mal.

Bedeutete Leben nicht, das man sich auch mal freute? Das man Farben sah und die Wärme der Sonne fühlte? All das tat ich nämlich nicht. Ich konnte mich nicht wahrhaftig freuen, selbst wenn ich wollte. Ich sah keine Farben, für mich war alles nur grau. Ich wusste zwar das die Sonne schien und auch wenn mein Körper bei extremer Wärme mit Schwitzen reagierte, konnte ich die Wärme nicht wahr nehmen.

Meine ganze verfluchte Existenz lang wollte ich immer nur normal sein, doch mir war es nicht vergönnt. Aber was war eigentlich normal? Für mich war alles normal, was anders als ich war, weswegen ich mich krampfhaft darum bemühte so zu sein wie die Anderen, auch weil die Welt mit meinem wahren Ich einfach nicht klar kam, das hatte ich im Laufe der Jahre gelernt.

Ich versuchte mich mit lesen in dem Selbsthilfeforum, in dem ich auch ihn kennen gelernt hatte, abzulenken. Hier gab es mehr Leute wie mich. Leute denen Grausames wiederfahren war. Leute deren Seele auch in tausend Teile gesprengt war. Leute die auch nicht mehr mit dem Leben klar kamen. All das half ein wenig, auch wenn ich mich trotz allem immernoch alleine mit meinem Problemen fühlte. Und irgendwie war ich das auch. Immer allein. Niemanden konnte ich lange bei mir halten. Irgendwie war ich auch selber Schuld das alle gingen, denn ich war einfach zu kompliziert und anstregend, sogar zerstörrend, obwohl ich eigentlich immer nur helfen wollte.

In meinem Kopf fuhren die Gedanken Achterbahn. Erinnerungen mischten sich mit Selbstzweifel und Selbsthass. Ich hasste mich und wie ich mich hasste. Ich hasste mich für das was ich war. Ich hasste mich dafür wie ich zu den Anderen war, obwohl ich nicht so zu ihnen sein wollte. Ich hasste mich einfach. Die Sehnsucht allen ein Ende zu setzten stieg. Der Druck in meinem Inneren wurde unermeßlich groß. Ich hatte wieder einmal das Gefühl das mein Kopf zu platzen drohte.

Seufzend lies ich den Blick auf die Klinge gleiten. Ich wollte nicht schon wieder und doch wusste ich, je länger ich zögerte, desto schlimmer wurde es am Ende. Es gab kein Entkommen. Ich wusste das und wie ich das wusste. Ich musste mir körperlich wehtun um den seelischen Schmerz für eine Weile zu stillen. Manchmal auch um mich zu bestrafen, weil ich so war, wie ich eben war.

Widerwillig griff ich zu dem glänzenden Stück Metall. Ich wusste nur zu gut das es mir danach besser gehen würde, dennoch hasste ich mich dafür, nicht stark genug zu sein um dem zu wiederstehen. Manchmal jedoch hasste ich mich nicht dafür. Das war meistens dann, wenn ich mir bewusst machte, das ich mich dadurch von Schlimmeren abhielt. Ja, mein "Leben" hatte mich an den Abgrund getrieben und wenn ich nicht Acht gab würde es wieder in einem Suizidversuch enden.

Nichts war mehr von Bedeutung, als ich die Klinge durch meine Haut gleiten lies. Der Druck in mir lies nach. Der Anblick meines Blutes hatte etwas Befreiendes ansich. Niemand, der nicht selber SVV betrieb, würde das jeh verstehen können.

Kapitel 3


Der nächste Tag verlief genau wie der Tag davor und der Tag davor und soweiter, nämlich mit seelischen Schmerzen und dem altbekannten Grau. Man könnte meinen ich hätte mich über all die Jahre daran gewöhnt, zumal ja gesagt wird dauerhafter Schmerz stumpft ab, aber dem war nicht so. An seelische Schmerzen würde man sich nie gewöhnen können und abstumpfen tun sie auch nicht, sie werden eher mit jedem neuen Tag noch schlimmer. 



Never:
Ich hab es schon wieder getan *heul*


Nunca:
Da bist du nicht der Einzige :( Ich habs einfach nicht ausgehalten


Never:
Dolle schlimm?


Nunca:
Es geht, musste Verband drum machen, aber das wird schon, hab doch gutes Heilfleisch. Und bei dir?

 


Never:
Naja, es geht. Dafür hab ich weiterhin steigende Suizidgedanken. Der ganze Mist lässt mich nicht los. Ich frag mich warum ich es nicht einfach beende


Nunca:
Sag nicht sowas. Vielleicht wird es ja irgendwann mal besser


Never:
Das glaubst du nicht wirklich, oder?


Nunca:
Nein, dazu hab ich zuviel Scheiß durchgemacht, aber es tut irgendwie weh wenn du so daher redest :(


Never:
Lieber bin ich ehrlich zu dir, als das ich dir wie allen Anderen was vorspiele


Nunca:
Ich bin dir auch dankbar dafür das du ehrlich bist und im Endeffekt bin ich ja nicht anders


Never:
Weißt du, das Leben ist wie ein rosa Kaninchen


Nunca:
Wie kommst du jetzt darauf :s


Never:
Ich weiß nicht genau, ist mir eben eingefallen^^


Nunca:
Das musst du mir erklären


Never:
Naja, rosa wegen deiner Schriftfarbe hier :D Und Kaninchen, nunja, einfach nur weil... hm... weißt du, eigentlich ist das Leben wie der Lauf eines Kaninchen, man muss aufpassen und im richtigen Moment springen, ansonsten landet man im Fang eines Fuchses


Nunca:
Du hast eine blühende Phantasie XD


Never:
Absolut gar nicht^^ Aber versprichst du mir was?


Nunca:
Was denn?


Never:
Egal was passiert, versprich mir das du nicht wegen mir irgendwelche Dummheiten machst, ok?


Nunca:
Nun mach ich mir Sorgen


Never:
Brauchst du nicht. Versprichst du es mir?


Nunca:
Du weißt das ich dir das nicht versprechen kann. Ich verspreche nur was ich auch wirklich halten kann und ich wüsste nicht, wenn du nicht mehr bist, ob ich das dann noch halten könnte


Never:
Ein Versuch war es immerhin wert. Nun muss ich aber off, meine Mutter nervt schon wieder :s Hab dich lieb. Bis morgen

 

Kapitel 4


Weitere Tage zogen zäh an mir vorrüber. Jeden Abend schrieb ich mit ihm, es gehörte zu unserem Alltag und tat uns Beiden gut. Jedenfalls hatte ich immer das Gefühl und er sagte mir auch, das ich ihm gut tat. Ich glaube nicht das er gelogen hat.


Mit der Zeit wurden unsere Gespräche auch tiefgründiger. Wir erzählten uns gegenseitig was uns widerfahren war und entdeckten noch mehr Gemeinsamkeiten. Ich und auch er waren beide Opfer von sexuellen Übergriffen, wobei es bei mir auch zu Vergewaltigungen kam, was bei ihm Gott sei dank nicht der Fall war. Doch allein schon die sexuellen Übergriffen konnten einen Menschen seelisch zerstörren, das wusste ich, und der Beweis saß am anderen Ende der Internetleitung.


Wir Beide litten unter fast den selben Beschwerden. Depression. Borderline. Angstzustände. Panikatacken. Selbstverletztendes Verhalten. Suizidgedanken und auch Versuche. Das Trauma nicht zu vergessen, was wir davon getragen hatten. Bei ihm lag jahrelang auch noch schwerstes Mobbing vor.


Ich erinner mich noch genau daran, wie ähnlich unsere Denk- und auch Handlungsweise war. Manchmal kam es mir vor als sei er ich, nur in einem männlichen Körper. Wir selbst konnten uns nicht ausstehen, aber gegenseitig waren wir uns mehr als nur sympathisch. Ich denke das und das wir so gut miteinander konnten war dann auch der Auslöser, das wir gegenseitig unsere Adressen tauschen. Ich weiß das davor immer gewarnt wird, weil man ja nie weiß wer am anderen Ende wirklich saß, aber ich war mir fast 100% sicher das er das war, was er mir zeigte. Fragt mich nicht woher ich diese Sicherheit nahm.


Mit dem Tausch unserer Adressen hatten wir auch unsere Handynummern ausgteauscht. Von da an schrieben wir auch täglich SMS. Wenn ich ehrlich bin war das eigentlich das Einzige, abgesehen von den Internetgesprächen, was mir die Tage erleichterte. Manchmal schaffte er es sogar, das ich wirklich lachen konnte, kein gespieltes Lachen um den Anderen zu zeigen das es mir gut ging, damit sie keine Fragen stellten. Nein, bei ihm musste ich mich nicht verstellen, ich konnte einfach ich sein, mit all meinen negativen Sachen.

Einige Tage nachdem wir unsere Adressen getauscht hatten schickte ich ihm ein Päckchen rüber. Ich wusste das er Nougat mochte und auch das er bald Geburtstag hatte, weswegen ich ihm eine Tafel Nougatschokolade, eine Geburtstagskarte und ein wenig Geld rüberschickte. Ich hofft einfach ihn damit etwas aufheitern zu können, denn mir war sehr daran gelegen das es ihm sogut ging, wie es eben ging.

Kapitel 5


Never:
Nuncaaaa *umknuddel* Du bist mir ne Marke :D


Nunca:
Wieso das denn?


Never:
Frag noch so scheinheillig. Heute kam ein Paket von dir. Das Nougat hab ich schon verspeist


Nunca:
Hats denn wenigstens geschmeckt ;)


Never:
Klar. Weißt du was ich geguckt habe als der Postbote heute hier geklingelt hat? Und wie ich mich gefreut habe?


Nunca:
Ich hatte gehofft du würdest dich freuen


Never:
Glaub mir, das habe ich. Tausend dank an dich, du bist echt nen Schatz

 


Nunca:
Brauchst dich nicht bedanken, wollte dir einfach mal was zurückgeben für das, was du für mich tust *knuddel*


Never:
Du bist wirklich ne Marke. Du gibst mir doch täglich was zurück


Nunca:
Ich hab aber das Gefühl das es nicht genug ist


Never:
Ach Mensch *reknuddel*


Nunca:
Hauptsache du hast dich gefreut und es hat geschmeckt, der Rest ist doch nebensächlich


Never:
Aber ich geb dir dafür auch wieder was zurück


Nunca:
Musst du nicht


Never:
Will ich aber, komme mir sonst so blöd vor :s


Nunca:
Du bist nicht blöd


Never:
Sagt wer?


Nunca:
Ich sag das und brauchst gar nicht duskutieren, ich habe eh recht ;)


Never:
Menno, das ist mein Spruch :D


Nunca:
Nun ist es meiner und du kannst nix dagegen tun


Never:
Du bist gemein ;(


Nunca:
Bin ich gar nicht, nur ehrlich^^


Never:
Ist aber fast das Gleiche... auf jedenfall nochmal danke dafür, das hat mir den Tag gerettet *knuddel*



Hätte ich damals gewusst das es sogut wie das letzte Gespräch zwischen uns war, hätte ich ihm noch soviel gesagt, doch wer kann schon in die Zukunft schauen? Und selbst wenn, hätte es etwas geändert an dem, was danach passier ist? Wer weiß das schon, nur hätte ich es gewusst, hätte ich wenigstens versuchen können was zu ändern, aber ich wusste nichts...

Kapitel 6


Er begann sich zurück zu ziehen. Ich wusste nicht wieso oder warum oder weshalb, aber es tat weh und stimmte mich mehr als nur traurig. Die abendlichen Gespräche wurden immer weniger, ehe sie ganz erstarben. Ich weiß noch das er mir sagte das es ihm nicht gut ginge und er deswegen etwas Abstand wollte, damit er Niemanden triggerte. Wenn ich ehrlich bin dann fehlte er mir in jeder Sekunde, die ich vergeblich auf ein Zeichen von ihm wartete.


Die Tage wurden trist und traurig. Logisch das ich mir meine Gedanken gemacht hatte. Vielleicht hatte ich etwas falsches gesagt? Hatte ich ihn vergrault, wie ich bisher Jeden vergrault hatte? Ich zerfleischte mich selber, sagte ihm aber kein Wort davon. Ich hasste mich mehr denn jeh, denn ich gab mir die Schuld an seinem Zustand, auch wenn ich nicht sagen konnte warum ich dies tat.


Ab und An schreiben wir noch SMS, aber wirklich viel Kontakt war nicht mehr vorhanden. Ich beließ es dabei und litt still für mich, denn ich wollte ihm nicht noch ein schlechtes Gewissen machen.

Fast über zwei Wochen hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Nachts lag ich nun nicht mehr aus Angst vor den Erinnerungen wach, sondern vor nagenden Sorgen, bis ich mich in einen ruhelosen Schlaf geheult hatte. Ich verletzte mich fast täglich, da ich einen enormen Selbsthass hatte. Mit jedem Tag gab ich mir mehr die Schuld. Ich hatte wieder einmal das von mir gestoßen, was mir die Existenz hier erträglich machte. Ich hatte das schon sooft getan. Immer verletzte, bespuckte und trat ich was mir eigentlich lieb war. Ich wusste nicht warum es so war, aber ich hatte es immer wieder erlebt das es so war. Jedenfalls glaubte ich das es so war. Wie auch sollte es sonst gewesen sein?

Drei Wochen nach seiner letzten SMS klingelte der Postbote bei mir. Überrascht nahm ich den Brief in die Hände. Als ich die Absendeadresse laß überkam mich ein komisches Gefühl. Es war sein Name. Mit zitternden Händen öffnete ich den Brief und holte ein rosa Kaninchen hervor. Ein Kaninchen aus kleinen Perlen gefertigt. Ich weiß nicht mehr warum, aber mir standen die Tränen in den Augen und Angst überkam mich.


Den kleinen Zettel hatte ich erst gar nicht gesehen, doch dann fiel mir das kleine Blatt Papier auf. Besorgt laß ich Worte in einer klaren, sicheren Handschrift geschrieben...

 

 

 

 

 

 

 

Wenn du das hier liest habe ich den letzten Schritt getan. Es tut mir Leid das du es so erfährst, aber ich hätte es nicht ertragen deine Trauer und Verzweiflung zu lesen. Verzeih mir das ich es getan habe, aber ich konnte das Leben nicht mehr ertragen. Glaub mir, es lag nicht an dir, das ich mir das Leben nahm, ganz im Gegenteil, denn wärst du nicht gewesen hätte ich es schon viel eher beendet. Dank dir hab ich noch einige wunderschöne Tage erleben dürfen, halt dir das bitte immer vor Augen.


Das rosa Kaninchen habe ich selber hergestellt. Ich hoffe es gefällt dir und kann dich etwas trösten. Ich kann mir vorstellen wie schlimm es für dich ist, zumal ich die letzten Wochen nichts hab von mich hören lassen, doch ich wollte nicht das du dir noch mehr Sorgen machst. Und nun hälst du einen Abschiedsbrief in deinen Händen. Ich bin feige gewesen, mein ganzes Leben über, und sogar jetzt noch bin ich feige.


Verzeih mir bitte.

Kapitel 7


Wochen sind seit diesem Tag verstrichen. Ich habe den Leute aus dem Forum einige Tage später die traurige Nachricht überbracht und Einige waren genauso am Boden wie ich. Viele kannten ihn aus dem Chat und sie wussten wieviel wir einander bedeutet hatten. Sie sprachen mir ihr ehrliches Mitleid aus, doch es half nicht. Nur um sie nicht in Sorge zu stürtzen spielte ich ihnen heile Welt vor, während in mir nur noch Leere und Dunkelheit herrschte.

Tagelang hab ich nur geheult, bis zu dem Moment als keine Tränen mehr kamen. Ich hab Alles verloren was mich gehalten hatte. Er fehlte und fehlt mir unglaublich. Das rosa Kaninchen trage ich immer bei mir. Es ist mein ständiger Begleiter geworden und immer wenn ich es anschaue sehe ich, was ich verloren habe, und Kälte breitet sich in mir aus. Sie greift noch immer um sich, verschlingt alles was er mir gegeben hat und hinter lässt nur noch totale Leere die unglaublich schmerzt und mich jeden Tag weiter hinunter zieht. Ich frage mich, wenn man Alles verloren hat, wo ist dann noch der Sinn zu existieren?

Man hat mich in die Psychiatrie eingewiesen. Meine wirkliche Verfassung konnte ich nicht mehr verbergen. Außerdem sind meine vielen Wunden aufgefallen, von denen Einige so tief waren das sie genäht werden mussten. Sie wollen mir helfen, haben sie mir gesagt. Als ob man mir noch helfen kann. Es ist zu spät, doch sie sehen es nicht. Sie sind genauso blind wie alle Anderen. Und früher als ich um Hilfe geschrien habe, da hat mich Niemand gehört. Niemand wollte mir helfen.


Nur er, er war da und wollte mir helfen. Er war nie blind gewesen. Er hat immer sofort herausgefunden wann es mir mies ging. Er war der Einzige der die Wahrheit gesehen hat und dem ich dann auch die Wahrheit gesagt habe. Wenn ich ehrlich bin dann habe ich mir vorgestellt wie es ist mit ihn an meiner Seite alt zu werden, mit ihm zusammen zu "leben". Welch absurde Vorstellung. Ich hätte doch wissen müssen das es genau so niemals geschehen wäre. Er hat sein Bestes getan, doch das Leben hatte ihn zerstört, sowie es auch mich zerstört hat. Und wie soll man Jemandem helfen, wenn mal selber am Abrund steht?

Ich habe aufgrund meiner Fortschritten alleinigen Freigang gewährt bekommen. Wie sich das anhört, wie als wenn ich im Knast sitzen würde. Naja, viel anders ist es hier auch nicht. Besonders die Geschlossene war schlimm, aber von dort bin ich ja aufgrund meiner guten Führung verlegt worde. Eigentlich traurig, das nichtmal geschulte Leute sehen, wie es in mir wirklich aussieht. Ich brauche mir nur ein Lächeln ins Gesicht zu malen und Alle denken mit mir geht es bergauf. Natrülich, das ist auch Alles so einfach und leicht.


Sie können mir nicht helfen, wie auch sollten sie das können? Nichtmal die Schnitte haben sie entdeckt. Sie glauben tatsächlich das ich damit aufgehört habe, dabei habe ich nur auf andere Stellen gewechselt. Es ist nicht leicht gewesen die Kontrolle zu behalten, doch ich habe es geschafft, denn meinen Plan habe ich nie aus den Augen verloren. Keiner von Denen hier weiß von ihm und Keiner wird jeh was von ihm erfahren, den gleich werde ich meinen Plan in die Tat umsetzten. Heute ist es genau ein Jahr her das ich ihn kennen gelernt habe. Ein guter Zeitpunkt, finde ich.

In meiner Hand halte ich sein Perlenkaninchen. Ich weiß noch genau was er mir damals über das Leben und das rosa Kaninchen gesagt hat. Das Leben ist wie der Lauf eines Kaninchens, man muss aufpassen und im richtigen Moment springen. Und genau das werde ich tun. Ich springe genau im richtigen Moment. Ich bereue meine Entscheidung nicht. Vielleicht sehe ich ihn ja wieder, drüben auf der anderen Seite?

Auf Wiedersehen zerbrochene Existenz.

Willkommen ewiger Frieden.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 18.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
"Jeder Tag mit ihm war wie ein kleines Leben. Ich bereue nichts." Ich widme diese Geschichte einem ganz besonderen Menschen. Mein Dank gilt Cam, der mir durch eine Aussage den Anstoß zu dieser Geschichte lieferte.

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