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Kapitel 1

Als ich an Weihnachten krank wurde, habe ich nur an eine fiese Grippe gedacht. Zu dieser kalten Jahreszeit ist das auch nicht unüblich. Es wurde jedoch nicht besser und meine Eltern sind mit mir in ein Krankenhaus gefahren. Dort habe ich viele Untersuchungen über mich ergehen lassen und dann die Schockdiagnose. Leukämie. Das hat mich in ein tiefes schwarzes Loch gestoßen und mein Leben hat sich von da an komplett verändert. Chemotherapien, Untersuchungen, Blutabnahmen, Medikamentenjonglieren. Ich habe Schmerzen bekommen, bin immer müde und meine langen braunen Haare sind mir ausgefallen. Ein Kampf ums Überleben und jeden Tag auf die Nachricht warten, dass es einen passenden Spender gibt. Mittlerweile ist die Diagnose ein halbes Jahr her. Mein Zimmer im Krankenhaus ist bunt. Blumen zieren fast jeden Winkel, Bilder von meinen Freunden und der Familie hängen an den Wänden und in meinem Bett haben sich einige Kuscheltiere angesammelt. Ich gebe zu, dass ich diese Plüschis brauche und schäme mich nicht dafür. Seit der Diagnose war ich zweimal zu Hause und beim letzten Besuch, erging es mir schlecht. Sehr schlecht. Ich habe mich übergeben, ins Bett gemacht und Nasenbluten bekommen. Krasse Nebenwirkungen der Medikamente. Hier im Krankenhaus haben sie sofort gewechselt und nun geht es mir wieder besser. Dieses Wochenende darf ich nach Hause. Ein drittes Mal.

 

Meine Tasche ist gepackt, mein Lieblingskuscheltier ein rosa Einhorn ist mit dort drinnen und ich sitze auf meinem Bett. Trage normale Jeans, ein Shirt und ein Kopftuch. Natürlich kann ich auch Perücken tragen, doch das will ich nicht. Nein ich halte nichts von so etwas. Ich schäme mich nicht für meine Krankheit, denn es kann jeden treffen und selbst meinen schlimmsten Feinden wünsche ich es nicht. Endlich geht die Tür auf und mein Vater betritt das Zimmer. Er lächelt mich an und seine grünen Augen funkeln erfreut. Dabei bekommt er kleine Fältchen in den Augenwinkeln und ich stehe auf.

„Bist du bereit nach Hause zu kommen?“, fragt er mich und ich nicke eifrig.

„Ja Dad. Ich kann es kaum erwarten“, antworte ich, ziehe meine dünne Jacke an und schließe sie auch.

Mein Dad nimmt meine Tasche und ich hake mich bei ihm unter. Gemeinsam verlassen wir mein Zimmer und kurz darauf das Krankenhaus. Kurz bleiben wir stehen und ich schließe die Augen. Atme die frische Luft ein und es tut mir richtig gut. Dad lächelt darüber und führt mich zu seinem schicken Cabrio. Er lässt das Dach runter und damit tut er mir einen Gefallen. Ich liebe den frischen Fahrtwind im Gesicht und wie dieser vorwitzig mit meinen Haaren spielt. Nur habe ich gerade keine Haare.

 

Während ich einsteige und mich anschnalle, verstaut mein Vater die Tasche im Kofferraum und lässt sich hinter dem Steuer nieder. Schnallt sich ebenfalls an und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

„Wir freuen uns, dass wir dich dieses Wochenende bei uns haben können. Deine Mutter ist schon ganz aus dem Häuschen.“

„Ich freue mich auch Dad. Endlich darf ich nach Hause und vielleicht schon bald für immer. Ich ersehne den Tag herbei“, meine ich und wir verlassen das Krankenhausgelände.

„Das wird es auch Isabelle. Versprochen meine kleine Prinzessin. Ich spüre es tief in meinem Herzen.“

Ich lächle und entspanne mich. Genieße wie damals den frischen Fahrtwind in meinem Gesicht und schließe die Augen. Ja ich bin seine kleine Prinzessin und sie geben niemals die Hoffnung auf. Das darf man auch gar nicht, denn sonst hat man schon längst verloren. Es hat Tage und Nächte gegeben wo ich am liebsten doch sterben möchte um erlöst zu werden und dann gibt es Zeiten, wo ich weiterkämpfen und gesund werden will.

 

Zurzeit habe ich diesen einen Gedanken. Kämpfen und gesund werden. Ich will wieder zur Schule gehen, mit Freunden ins Schwimmbad oder shoppen. Zum Strand brauchen wir nicht fahren, denn ich wohne mit meinen Eltern direkt am blauen Meer. Mein Zimmer zeigt auch den Blick dorthin und jeden Morgen kann ich es genießen. Zumindest konnte ich das immer, bevor ich erkrankte. Jetzt aber hält mein Dad vor dem Garagentor, stellt den Motor ab und wir steigen aus. Er holt meine Tasche raus und lächelt mir zu.

„Na dann auf in den Umarmungskampf“, meint er nur und ich muss kichern.

Während er zur Haustür geht, schaue ich mich um und atme die frische Luft abermals tief ein. Drehe mich dann um und gehe zu meinen Vater der an der Haustür auf mich wartet. Aufgesperrt hat er sie schon, tritt zuerst ein und ich folge ihm. Die gewohnte Umgebung hat mich sofort wieder und ich kann mich vollends entspannen. Fühle mich auch sofort besser.

„Deine Mum ist draußen im Garten“, erklärt mir Dad und bringt meine Tasche in mein Zimmer.

Ich gehe derweil weiter, trete auf die Terrasse und schaue mich nach meiner Mum um.

 

„Überraschung!“

Ein großer Tisch steht auf dem Rasen, mit einer weißen Tischdecke versehen und eine Torte steht in der Mitte. Geschenke ebenfalls und meine Mum steht hinter dem Tisch. Gemeinsam mit meiner Grandma und meinen vier Freunden Christoph, Stefan, Irina und Rosalie. Sie freuen sich mich zu sehen, ich lächle und dann werde ich stürmisch umarmt.

„Du bist zu Hause! Wir sind so glücklich dich hier wieder zu sehen“, quietscht Irina und ich habe ihre aufgedrehte Art vermisst.

„Ich freue ebenfalls wieder hier zu sein. Das Ganze hier vermisse ich sehr, wenn ich im Krankenhaus bin und wünsche mir, gesund zu werden“, gebe ich ehrlich zu und werde von meiner Mum ein weiteres mal in den Arm genommen.

„Wir schaffen das. Wir werden gemeinsam kämpfen. Aber jetzt zur Torte. Wir haben sie gebacken“, meint sie und ich lächle.

Trete auf den Tisch zu und bekomme noch eine Umarmung von meiner Granny. Genau so nenne ich sie immer und das seit ich reden kann. Dad hat das Messer in der Hand und reicht es mir. Ich schneide die Torte an und verteile die Stücke. Gemeinsam setzen wir uns an den Tisch auf der Terrasse und lassen es uns schmecken.

 

Ich fühle mich geborgen und einfach nur noch heimisch. Will es genießen, bevor ich wieder ins Krankenhaus muss.

„Du musst jetzt deine Geschenke öffnen“, meint Rosalie und zieht mich auf die Beine.

Ich stolpere ihr hinterher und beim Tisch bleiben wir stehen.

„Als wenn ich Geburtstag hätte“, sage ich und nehme das erste Geschenk.

Nehme das Papier weg und zum Vorschein kommt eine kleine Schachtel. Ich öffne sie und auf rosanen Samt liegt ein Bettelarmband. Kleine Anhänger zieren die silberne Kette und ich lächle. Ein Surfbrett, ein kleines Häuschen, eine Eistüte mit einer Kugel Eis, eine Rose und ein kleines Buch.

„Ich dachte so hast du noch eine Erinnerung an uns, wenn du wieder einmal den Mut verlierst weiter zu kämpfen“, erklärt mir Stefan und ich umarme ihn dankend.

„Danke Stefan. Das ist sehr schön.“

Wir sehen uns an und ich kann Tränen in seinen Augen sehen.

 

Doch wir wollen hier nicht weinen, sondern feiern und uns des Lebens erfreuen. Als Nächstes kommt ein rosa eingepacktes Geschenk und ich wickle das Papier ab. Zum Vorschein kommt eine dunkelblaue Schatulle und ich öffne sie. In ihr liegen eine Muschel, ein Foto meiner Freunde, ein Tütchen Sand und eine Kette mit einer Muschel dran. Ich mustere die Sachen und bin schon den Tränen nahe.

„Danke Irina. Das ist wunderschön“, flüstere ich und sie macht mir die Kette um.

Schwer liegt die Muschel auf meiner Jacke und ich stecke sie in den Kragen. Nun spüre ich sie an meinem Herzen und ich stelle die Schatulle zur Seite. Das nächste Geschenk ist von Rosalie und Christoph und es ist ein Fotoalbum von unseren sonnigen Tagen.

„Nicht nur für das Krankenhaus sondern auch für zu Hause. Als Ansporn für den Kampf gegen deine Krankheit“, erklärt mir Rosalie und ich umarme beide.

Wieder kommen mir die Tränen und ich wische sie mir schnell weg. Lächle und bekomme nun das Geschenk meiner Eltern. Dieses hält mein Vater hinter seinem Rücken fest und holt es nun hervor. Ein kleiner weißer Malteserwelpe mit einer rosa Schleife um den Hals, er reicht ihn mir und ich strahle richtig.

 

„Oh der ist aber süß Dad. Richtig niedlich.“

„Er gehört dir Prinzessin und braucht noch einen Namen. Also es ist eine kleine Dame“, erklärt er mir und ich mustere den Welpen.

„Ich nenne dich Bella. Nicht wegen Twilight sondern weil mir der Name so gut gefällt“, sage ich und mache die Schleife ab.

Werde von ihr abgeleckt und sie weiß nun, zu wem sie gehört. Ich lasse sie runter und sie folgt mir auf Schritt und Tritt. Das letzte Geschenk ist von meiner Granny und ich mache das Papier weg. Zum Vorschein kommt ein etwas älteres Buch und darauf sind ein Vampir und ein Lykaner abgebildet.

„Für die Zeiten der Langeweile im Krankenhaus. Ich habe mir gedacht, ich schenke es dir. Das habe ich schon zu meinen Jugendzeiten geliebt das Buch und nun sollst du es bekommen“, erklärt mir Granny und ich umarme sie dafür.

„Tausend Dank Granny. Ich werde es in Ehren halten“, bedanke ich mich und sie tupft sich die Tränen weg.

 

Ich halte das Buch in meinen Händen und schaue mir das Cover an. In goldenen Lettern die verschnörkelt sind steht dort: „Das verlorene Amulett“. Darunter sind der Lykaner und der Vampir und in einer Angriffsposition sehen sie sich an. Der Vampir in einer schwarzen Kleidung für den Kampf geeignet mit schwarzen schulterlangen Haaren, die im Nacken zusammen gebunden sind. Bei näherer Betrachtung kann ich dunkle violette Augen sehen. Der Lykaner hat eine graue Kleidung an, ebenfalls schwarze Haare und dunkle fast schwarze Augen.

„Der Vampir ist Aluk und der Lykaner Vincent“, erklärt mir Granny und zwinkert mir zu.

Ich wende mich dem Buch wieder zu und bekomme große Augen. Haben mich die zwei Personen gerade angesehen? Unmöglich, denn es ist nur ein Buch und hat nichts Magisches an sich. Das ist eine Täuschung gewesen. Genau, denn als ich abermals hinschaue, ist nichts verändert. Sie sehen sich noch immer in Angriffsposition an. Ich drücke es an mich und lege es dann sorgsam auf den Tisch. Streiche kurz darüber und wende mich meiner Familie und Freunden zu.

 

Mum und Granny räumen den Tisch ab, ich wende mich an meine Freunde und lächle.

„Was wollen wir jetzt machen?“, frage ich und bin neugierig.

„Wir können doch ein Lagerfeuer am Strand machen und Würste auf Stöcken über dem Feuer halten“, schlägt Stefan vor und ich bin sofort dafür.

Wie als wäre es abgesprochen, kommt Granny mit einem Korb zu uns und lächelt. Reicht diesen an Christoph und gemeinsam gehen wir über eine Holztreppe runter zum Strand. Dort ist schon ein Haufen aus Ästen und Zweigen gestapelt und ich kann Holzstämme darum liegen sehen. Stefan zündet das Lagerfeuer an und kurz darauf prasselt es fröhlich vor sich hin. Am Horizont geht die Sonne unter, ich sehe es und Dad ist bei uns erschienen.

„Kommt ich mache ein Foto von euch“, meint er nur und wir stellen uns auf. Ich stehe vorne zwischen Rosalie und Irina und bin auch die Kleinste von uns. Gerade mal 1,67groß. Dennoch war ich immer die Schnellste gewesen.

 

Christoph und Stefan hinter mir und wir lächeln in die Kamera. Mein Dad macht ein paar Fotos, lächelt uns an und lässt uns alleine. Geht ins Haus und wird die Fotos ausdrucken. Jeder von uns wird ein Exemplar bekommen. Wir lassen uns auf die Holzstämme nieder, Stefan nimmt die Decke vom Korb und holt die Sachen raus. Christoph hat die Stöcke besorgt und nun sind wir zusammen.

„Das ist ein echt schöner Abend. Wann haben wir so etwas das letzte Mal gemacht?“, fängt Irina an und verteilt die Würste.

„Letztes Jahr im September. Da war die Welt noch in Ordnung“, antworte ich und sie stimmen mir zu.

„Wir glauben an dich Isabelle. Du wirst den Kampf gewinnen.“

Meine Freunde stimmen Rosalie zu und das rührt mich schon fast zu Tränen. Gut sie kommen doch und ich wische sie mir schnell weg. Ich will stark für sie sein und kämpfen. Sie niemals alleine lassen.

 

Sobald die Würste an den Stöcken sind, halten wir sie über das Feuer und sinnieren unseren Gedanken nach.

„Wisst ihr noch als David ins Feuer getreten ist?“, fragt Stefan und bei dieser Erinnerung müssen wir lachen.

„Aber auch nur weil er zu viel über den Durst getrunken hat. Zudem hat er schweinische und versaute Lieder gesungen“, kichere ich und wir alle können kaum aufhören zu lachen.

Die Würstchen sind nach einer Weile fertig, wir nehmen sie von den Stöcken und legen sie auf den Teller. Ich gebe noch Barbequesoße dazu und lasse es mir schmecken. So wie in alten Zeiten. Genau das brauche ich und vergesse schon fast meine Krankheit. Der Abend ist schön, wir lachen, erzählen uns lustige Geschichten und haben tierischen Spaß. Als es schon spät wird, räumen wir alles zusammen und verstauen die Sachen im Korb.

 

Gehen wieder nach oben zum Haus und ich begleite meine Freunde zum Auto von Christoph.

„Sehen wir uns morgen wieder? Ein bischen Zeit miteinander verbringen?“, fragt Irina und ich schaue kurz zum Haus zurück.

„Einverstanden. Sonntag habe ich auch noch Zeit für meine Familie. Ich muss erst am Sonntagabend wieder zurück ins Krankenhaus. Wenn es mir dann immer noch so gut geht wie heute, dann werde ich dauerhaft nach Hause können und nur noch jedes halbes Jahr ins Krankenhaus“, antworte ich und sie freuen sich. Zum Abschied umarmen wir uns, ich sehe ihnen dann nach und gehe zurück zum Haus.

„Ich bin in meinem Zimmer“, sage ich zu meinen Eltern und Granny und verschwinde nach oben. Mein Zimmer sieht noch genauso aus wie vor dem Einzug ins Krankenhaus. Ein großes Himmelbett mit einer hellblauen Tagesdecke, einem Schreibtisch auf der linken Seite des Zimmers und ein begehbarer Kleiderschrank. Eine weitere Tür führt ins Badezimmer und dorthin verschwinde ich auch.

 

Entkleide mich, gehe duschen und ziehe mir danach mein Nachthemd an. Es ist in rosa gehalten und vorne prangt ein Einhorn. Sieht zwar kitschig aus aber ich liebe es und will es auch nicht mehr hergeben. Sobald ich fertig bin, gehe ich in mein Zimmer zurück und setze mich auf mein Bett. Schalte die Nachttischlampe an und sehe Bella in ihrem Körbchen liegen. Sie hat sich zusammengerollt, schlummert und ich nehme das Buch von Granny vom Nachttisch. Lege es vor mich auf das Bett und schlage die erste Seite auf.

„Kaparzien“, steht dort als erste Überschrift und ich fange an zu lesen. Es ist eine neue Welt, sie fesselt mich sofort und ich kann das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Erst als es schon halb drei Uhr morgens ist, lege ich das Buch beiseite und kuschle mich in die warme Decke. Es fühlt sich heimisch an und ich entspanne mich. Schließe die Augen und dann bin ich auch schon eingeschlafen. Träume von Kaparzien und von Vincent und Aluk, wie beide sich bekämpfen wollen. Doch wegen was sie Krieg führen wollen, kommt in meinem Traum nicht vor.

Kapitel 2

Am Samstagmorgen sitze ich mit meinen Eltern und meiner Granny auf der Terrasse und wir frühstücken. Es ist herrliches Wetter, die Sonne scheint und lockt zum baden. Ich darf nicht. dadurch dass ich ein geschwächtes Immunsystem habe, darf ich nicht schwimmen gehen. Zumindest hat man es mir so gesagt. Also werde ich den Tag anders verbringen.

„Und was habt ihr heute vor?“, fragt mich Mum und ich schaue von den Pancakes auf.

Meine Mum macht die Besten, auf der gesamten Welt. Aber ich glaube jeder würde das von seiner Mutter sagen. Man hat schließlich nur eine und die liebt man über alles.

„Das weiß ich noch nicht. Am Besten ich lasse mich überraschen“, antworte ich und lächle sie an.

„Habt auf jeden Fall einen schönen Tag und wenn es dir schlechter geht, dann komm sofort nach Hause.“

„Mache ich Mum. Versprochen.“

Ich frühstücke noch zu Ende, gehe meine Jacke holen und schon klopft es an der Tür. Dad öffnet sie und Irina steht vor ihm

„Bist du soweit Isabelle?“, fragt sie und ich gebe Dad einen Kuss, bevor ich mich von meinen Eltern verabschiede.

 

Folge Irina zum Auto und steige neben Rosalie ins Auto.

„Und? Wo fahren wir hin?“, frage ich meine Freunde und schnalle mich an.

Meine Freunde werfen sich einen Blick zu und grinsen breit. Irina sitzt neben mir und hat sich ebenfalls angeschnallt, während Stefan schon losfährt.

„Wir haben gedacht, wir verbringen gemeinsam den Tag im Freizeitpark. So wie früher und einfach nur normal sein“, antwortet Christoph und ich lächle.

„Das klingt richtig cool und ja so wie früher.“

„Und wenn irgendjemand dich dumm anklotzt oder anmacht, der bekommt es mit uns zu tun“, sagt Rosalie und nickt noch bekräftigend dazu.

Das sind meine besten Freunde. Sie stehen mir immer zur Seite. Auch jetzt in dieser harten Zeit. Ein wirklich schönes Gefühl und ich werde mehr bestärkt zu kämpfen.

„Dann freue ich mich aber jetzt noch mehr. Ich war schon lange nicht mehr im Freizeitpark gewesen und das Riesenrad will ich auf jeden Fall benutzen“, sage ich und Christoph hält eine Kamera hoch.

 

„Wir sind vorbereitet um alles festzuhalten. Eine weitere Erinnerung im Fotoalbum“, erklärt er kurz und ich lehne mich zufrieden und entspannt zurück.

Die Fahrt dauert nur eine halbe Stunde, Stefan parkt das Auto auf einem freien Parkplatz und wir steigen aus. Per Knopfdruck schließt Stefan das Auto ab und wir haken uns alle unter. Sehen nun aus wie eine Kette und gehen zum Ticketstand beim Eingang. Der Verkäufer der dahinter sitzt, schaut uns an und lächelt.

„Fünf mal Erwachsener“, sagt Christoph und der Verkäufer nickt. Reißt fünf Eintrittskarten von einer Rolle ab, Christoph zahlt und bekommt dann die Karten. Teilt sie zwischen uns auf und nun können wir den Freizeitpark betreten. Der Park ist gut besucht, es gibt viele Menschen und auch kleine Kinder tummeln sich hier.

„Was wollen wir zuerst machen?“, fragt Irina und sie schauen mich an.

„Riesenrad. Bitte das Riesenrad“, antworte ich und klinge dabei wie ein kleines Kind.

Ich dränge darauf, da ich nicht weiß, wann ich je wieder damit fahren werde.

 

Also gehen wir zum Riesenrad und warten bis es anhält. Leute steigen aus, kleine Kinder sehen mich und ein kleiner Junge zeigt sogar auf mich.

„Schau mal Mummy! Warum hat das Mädchen keine Haare?“

„Das Mädchen ist krank, Timmy. Starre es nicht so an mein Kleiner. Das würdest du auch nicht wollen.“

Die Mutter geht mit ihrem Kind weiter und ich sehe ihnen kurz nach, bevor wir in eine Gondel einsteigen. Die Tür der Gondel wird geschlossen und dann geht die Fahrt auch schon los. Ich drehe mich um, werfe einen Blick nach draußen und lächle. Wir halten an als wir oben angekommen sind und ich strahle richtig.

„So eine schöne Aussicht. Das habe ich richtig vermisst“, bemerke ich und kann mich nicht mehr satt sehen.

„Das wirst du auch noch öfters sehen“, wirft Irina ein und ich drehe mich zu ihr um.

Christoph hat die Kamera gezückt und macht ein paar Fotos von uns Mädels. Wir machen Posen und Grimassen und haben dabei viel Spaß. Auch Selfies machen wir und lachen dabei.

 

Es tut gut einfach nur normal zu sein und nicht an die Krankheit zu denken. Als wir wieder unten sind, steigen wir aus und schaue uns an einem ruhigen Platz nach der nächsten Fahrmöglichkeit um.

„Also ich möchte jetzt Loopingbahn fahren. Wer kommt mit?“, fängt Christoph an und sie sehen zu mir.

„Fahrt ruhig. Ich bleibe lieber hier unten. Es geht mir zwar gut aber ich habe einen empfindlichen Magen. Ich werde hier auf euch warten“, erwidere ich und sie sehen sich an.

„Ich bleibe auch hier unten. Loopingbahn war noch nie mein ding und das wisst ihr auch“, wirft Rosalie ein und die drei restlichen Freunde machen sich zur Loopingbahn auf.

Rosalie hakt sich bei mir unter, grinst und wir gehen zu einem Tisch. Lassen uns dort nieder und schauen der Loopingbahn zu.

„Hast du auch so einen Hunger wie ich?“, fragt sie mich und ich kann ihren Magen knurren hören.

„Ja und wie. Ich habe schon lange nicht mehr so einen großen Hunger gehabt. Könnte glatt ein ganzes Schwein verputzen“, antworte ich ihr und wir müssen lachen.

„Gut dann hole ich uns etwas zu essen und du wartest hier.“

 

Rosalie erhebt sich, lächelt mir zu und verschwindet in der Menge. Ich bleibe derweil am Tisch sitzen und schaue mich um. Bemerke die Blicke auf mir, aber ignoriere sie. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und komme mir nicht mehr so vor wie ein Freak. Es gehört zu meinem Leben dazu und irgendwann werden sie mich nicht mehr anstarren. Dann habe ich meine Haare wieder. Nach einer Weile erscheint Rosalie wieder, hat etwas zu essen dabei und stellt mir einen Teller hin. Pommes mit einer Currywurst. Leckeres deutsches Essen. Dazu eine Flasche Vitaminsaft.

„Mhm das sieht richtig lecker aus. Danke Rosalie“, bedanke ich mich und fange an zu essen.

„Ich weiß doch, was du am Liebsten hast und das ist eben Pommes mit einer leckeren Currywurst. Ein typisch deutsches Gericht“, lächelt sie und ich fange an zu essen.

Auch Rosalie lässt sich ihren Burger schmecken und trinkt die zuckersüße Cola dazu. Als wir fast fertig sind, erscheinen auch die Anderen und haben ebenfalls etwas zu essen dabei.

„Das war echt eine coole Fahrt gewesen. Wir sind mindestens drei Mal gefahren, bis Stefan fast kotzen musste“, grinst Christoph und Stefan boxt ihn halbherzig auf den linken Arm.

 

„Das ist doch gar nicht wahr! Lenke nicht von dir ab Chris! Du bist doch derjenige gewesen, der rumgejammert hat“, protestiert Stefan und wir müssen lachen.

Ich beobachte meine Freunde wie sie miteinander herumplänkeln und denke an unsere schönen Zeiten. Ob ich gerade daran denke, den Kampf aufzugeben? Nein, denn ich bin eine Kämpfernatur. Ich erinnere mich nur gerne.

„Also was wollen wir jetzt machen?“, fragt nun Irina und schaut in die Runde.

„Isabelle entscheidet wieder“, antwortet Rosalie sofort und alle sehen mich an.

„Wie wäre es denn mit Autoskooter? Das habe ich schon lange nicht mehr gemacht und schon richtig vermisst“, schlage ich vor und es ist beschlossen.

Also erheben wir uns von unserem Platz und gehen zu den Autoskootern. Suchen uns jeder ein Auto aus und dann geht es auch schon los. Ich habe Stefan bei mir und wir treffen viele andere Autofahrer in diesem Spaß. Man soll immer Spaß haben. Egal ob man zur Schule geht, arbeitet, gerade Arbeit sucht oder schon ein hohes Alter erreicht hat. Man weiß nie was als nächstes kommt. Auch dieser Tag geht mal zu Ende und wir verlassen den Freizeitpark. Außer fahren mit den Fahrgeschäften haben wir Lose besorgt und auch etwas gewonnen.

 

Stefan zum Beispiel einen großen flauschigen Teddybären, der fast so groß ist wie ich. Den behält er aber nicht, sondern hat ihn an mich weiter gereicht.

„Für mich? Aber das ist dein Gewinn“, sage ich und er haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

„Und ich kann mit dem Gewinn machen was ich will“, erwidert er und lächelt.

Nun sitze ich hinten zwischen Irina und Rosalie im Auto und der Bär zwischen meinen Beinen. Wir haben ihn fast nicht ins Auto bekommen und Christoph wollte ihn auf das Dach schnallen. Nur ich bin dagegen gewesen und er hat nachgegeben. Glücklich fahren wir zu mir und sie liefern mich dort ab. Meine Eltern stehen in der Haustür und sehen mir entgegen.

„Danke für den tollen Spaß“, bedanke ich mich und meine Freunde umarmen mich.

„Wir werden wieder mehr Spaß haben, wenn du wieder zu Hause bist. Hoffentlich schon bald. Vielleicht kannst du dann auch wieder mit uns zur Schule gehen. Wir vermissen dich dort“, meint Irina und ich nicke.

„Ganz bestimmt. Also wir sehen uns.“

Meine Freunde steigen wieder ins Auto, winken mir zu und fahren davon. Ich sehe ihnen noch nach, wende mich um und gehe zu meinen Eltern.

 

„Und wie war dein Tag?“, fragt mich meine Mum und mein Dad schmunzelt über den riesigen Bären.

„Ganz toll! Wir haben so viel Spaß gehabt und mir ging es die ganze Zeit richtig gut“, antworte ich und setze den Teddybären auf das Sofa im Wohnzimmer.

„Das freut uns. Wir haben den Tag am Strand verbracht und dein Vater hat sich einen Sonnenbrand geholt“, erzählt mir meine Mum und ich grinse.

„Dad du sollst doch aufpassen. Durch so etwas kannst du Hautkrebs bekommen“, tadle ich meinen Vater und er grinst nun.

„Du weist doch wie dein Vater ist“, wirft meine Granny ein und umarmt mich.

„Ja er kann nicht hören“, kichere ich und wir kommen auf die Terrasse.

Dad hat den Grill angeworfen und es riecht richtig lecker. Ich setze mich an den Tisch und kann den Sonnenuntergang von meinem Platz aus sehen. Ein wunderschönes Bild. Der Tisch ist gedeckt, ich bekomme ein Steak auf meinen Teller und kann anfangen zu essen. Wie immer schmeckt es hier am Besten und ich hole sogar noch einmal nach. Ein gutes Zeichen, denn gesunder Hunger bedeutet, dass es bergauf geht.

 

Am späteren Abend sitze ich auf meinem Bett und schreibe in meinem Tagebuch. Ein ständiger Begleiter, seit ich Leukämie habe. Vorher hat mich das nie interessiert, doch jetzt brauche ich es um alles von der Seele zu reden. Indem Sinne zu schreiben. Sobald ich es beendet habe, verschließe ich das Tagebuch gut und lege es in den Nachtschrank. Kuschle mich in die Kissen und ziehe die Decke hoch. Bella hat es sich am Fußende gemütlich gemacht und eingerollt. Schlummert aber wenn ich mich bewege, dann schaut sie schon auf. Bedeutet, dass sie immer ein Auge auf mich hat. Da ich noch nicht müde bin, nehme ich das Buch und schlage die richtige Seite auf. Vincent von den Lykanern ist gerade mit ein paar Anderen unterwegs durch den Wald. Alle in Wolfsgestalt und auf der Suche nach Vampiren, die heimlich über die Grenze gekommen sind.

 

Es ist richtig schön und spannend geschrieben und lässt mich kaum los. Doch mit der Zeit werden meine Augenlider schwerer und ich gähne des Öfteren. Jeder kennt das. Wenn man ein Buch liest was wirklich gut geschrieben ist, dann kann man nicht damit aufhören. So wie ich. Nur fallen mir die Augen doch noch zu und ich schlafe ein. Das Buch liegt aufgeklappt auf meiner Brust und fühlt sich gar nicht schwer an. Richtig leicht. Dieses Gefühl lässt mich immer weiter in den Schlaf sinken und ich wache nicht mehr auf. Oder doch? Vogelgezwitscher weckt mich auf, ich öffne die Augen und über mir ist ein strahlend blauer Himmel. Vorsichtig setze ich mich auf, schaue mich um und bin regelrecht überrascht. Mein Zimmer ist verschwunden, nichts ist mehr vorhanden und dieser Traum kommt mir sehr bekannt vor. Ich bin also nicht mehr zu Hause. Langsam erhebe ich mich, schaue mich um und ein ganz starkes Gefühl regt sich in mir. Ein Verdacht der sich schnell bestätigen wird, als ich vier große Wölfe sehe, die über die Wiese rennen. Ich bin in der Welt Kaparzien.

Kapitel 3

Die Wölfe kommen näher, erblicken mich und bleiben abrupt stehen. Mustern mich und ich wage es kaum zu atmen. Das muss ein Traum sein. Anders kann ich es mir nicht erklären. Ich schaue an mir hinunter und kann sehen, dass ich in meinem rosa Nachthemd mit dem Einhorn auf dieser Wiese stehe. Die Kette um meinen Hals, aber die Muschel versteckt. Zudem habe ich keine Schuhe an und mein braunes langes Haar ist auch da. Ich fühle mich gesund und offenbar bin ich das hier auch. In meinem Traum. Auf der einen Seite fühlt das sich wunderbar an und auf der anderen Seite, bin ich auf der Hut. Will nichts riskieren. Mittlerweile sind die Wölfe nicht mehr da und anstelle stehen dort vier Menschen. Drei Männer und eine Frau. Alle in grauen Sachen, haben Muskeln und mustern mich. Die Frau ist fast zwei Köpfe kleiner als die drei riesigen Männer. Sie hat schwarzblaues Haar was zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden ist und dunkle braune Augen. Der Mann hinter ihr hat blondes kurzes Haar und graue Augen. Der Zweite neben ihm hat rotes kurzes Haar und blaue Augen und der dritte besitzt eine Glatze, einen Ziegenbart und gelbe Augen.

 

„Wer bist du?“, fragt mich die Frau und hat die Arme vor der Brust verschränkt.

„Ich bin Isabelle“, antworte ich und habe ein ganz ungutes Gefühl.

Sie sehen mich an, als würde ich ihnen gleich den Kopf abreißen wollen. Doch ich bin ein friedlicher Mensch und tue keiner Fliege etwas zu Leide.

„Sie ist kein Vampir. Ich kann es riechen“, bemerkt der mit der Glatze und hat ebenfalls die Arme verschränkt.

„Wir sollten sie zu Vincent bringen. Vielleicht ist sie ein Spion von Aluk“, mischt sich nun der mit den roten Haaren und die Frau nickt zustimmend.

„Ja. Vincent wird schon entscheiden, was mit diesem Mädchen passiert“, stimmt die Frau zu und schon haben sie mich umringt.

Schweigend werde ich in ihre Mitte genommen und sie führen mich durch den Wald. Ich kann mich umschauen und sehe wundervolle große Bäume, Sträucher und es riecht so herrlich nach Natur.

 

„Hier ist es wirklich wunderschön und hier lebt ihr?“, fange ich ein Gespräch an und sehe die Frau an. Bin eher neugierig und die Angst verpufft langsam.

„Ja hier leben wir und hier sind wir auch aufgewachsen. In einer friedlichen Umgebung und für Vampire ist dieses Gebiet verboten“, erklärt sie mir und ich nicke verstehend.

Als wir den Weg entlang gehen, kommen wir schon bald zu einer Art Stadtmauer und durchqueren das Tor. Es schließt sich hinter uns und ich kann links und rechts einen Wachturm sehen. Wie im Mittelalter. Ich werde eine Straße entlang geführt die nicht uneben ist und wir kommen an vielen Häusern vorbei. Alleine sind wir auf der Straße nicht, denn Frauen, Männer und Kinder sind zu sehen und als sie mich erblicken, halten sie in ihren Handlungen inne. Mustern mich von oben bis unten und sind von mir fasziniert.

„Du bist hier fremd Mädchen. Deswegen starren sie dich so an“, bemerkt der mit den blonden kurzen Haaren und ich nicke.

„Ich bin das Anstarren schon gewohnt. Also nichts Neues für mich“, erwidere ich und wir kommen zu einem großen Haus, was am Ende der Straße steht.

 

Das Haus hat zwei Etagen und eine Treppe die hoch zu einer Veranda geht. Über der Veranda befindet sich ein Holzdach, welches von Stützbalken gehalten wird. Die Veranda erstreckt sich über die ganze Häuserseite und eine große Holztür ist die Eingangstür. Der Mann mit den roten Haaren öffnet die Tür und lässt mich zuerst eintreten. Meine Begleiter sind mir sofort gefolgt und hinter mir geht die Tür wieder zu. Mein Blick gleitet durch den Raum und ich sauge alles in mich auf. Ein Kamin auf der linken Seite, ein Sofa steht davor und auf der anderen Seite steht ein Holztisch mit vier Stühlen. Ein Bücherregal ist auch zu sehen und an den Fenstern hängen Gardinen. Es gibt einen kleinen Flur, eine Holztreppe die nach oben führt und wir können Schritte vernehmen. Dann erscheinen am oberen Treppenabsatz zwei schwarze Stiefel und diese kommen nach unten. Bleiben im Raum stehen und ich hebe meinen Blick langsam von unten nach oben.

 

Da steht er. In voller Größe und Gestalt. Vincent der Lykaner aus meinem Buch. Nur sieht er so richtig scharf aus. Seine schwarzen kurzen Haare sind durcheinander, als ob er öfters mit den Händen durchgefahren ist, er trägt eine graue enge Hose und ein weißes Leinenhemd, wo die ersten drei Knöpfe offen sind. Darunter verbirgt sich eine harte Männerbrust und ich kann einen leichten Flaum von Männerhaaren sehen. Seine dunklen fast schwarzen Augen mustern mich von oben bis unten und als er die Stirn kraus zieht, ist eine kleine Falte zwischen den Augen zu sehen. Offenbar fragt er sich was ich hier soll. Das frage ich mich übrigens auch.

„Wer ist das?“, fragt er schließlich und seine Stimme ist richtig tief.

Ein Prickeln zieht sich über meinen Rücken und ich bekomme eine Gänsehaut.

„Das ist Isabelle und wir haben sie auf der Wiese im Wald gefunden. Ein Vampir ist sie nicht“, antwortet die Frau und er hebt eine Augenbraue.

„Dann ist sie ein Mensch. Jedoch haben wir hier seit Jahren keine Menschen mehr gesehen. Sie haben sich in die Berge zurück gezogen und leben dort.“

„Sie könnte sich verlaufen haben“, wirft der mit der Glatze ein und Vincent runzelt die Stirn.

 

„Kann ich nicht glauben. Diese Kleidung ist unnormal von den Menschen. Also Mädchen woher kommst du? Bist du vom Zauberer Maträus?“

„Ähm…soweit habe ich das Buch noch gar nicht gelesen. Wer ist das?“, frage ich und bin neugierig geworden.

Sehe jedoch, dass er ebenfalls misstrauisch geworden ist. Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen und ich schlucke.

„Ich komme weder von den Vampiren noch von diesem Zauberer Maträus“, sage ich ehrlich und er nickt langsam.

„Ich kümmere mich um sie. Ariana du kannst mit Caleb, Victor und George wieder gehen“, befiehlt Vincent und die Vier verlassen das Haus.

Nun bin ich alleine mit Vincent und schaue mich um. Aber mein Blick bleibt immer wieder bei ihm hängen und ich kann es nicht länger leugnen. Er sieht doch wirklich verdammt gut aus.

„Hast du durst?“, fragt er mich und ich wende mich ihm zu.

„Ja habe ich“, antworte ich ehrlich und er deutet mir, mich auf das Sofa zu setzen.

 

Das mache ich auch, das Sofa ist weich und ich kann ihn hören. Er verschwindet offenbar in einen weiteren Raum, kommt dann wieder und reicht mir eine Tasse mit einer dampfenden Flüssigkeit.

„Das ist Tee“, erklärt er mir und ich puste, bevor ich einen Schluck daraus trinke.

„Das schmeckt richtig lecker“, bemerke ich und er schmunzelt.

Setzt sich ebenfalls auf das Sofa und zwischen uns ist ein gewisser Abstand. Schweigend sitzen wir also eine weile still da und keiner von uns beiden ergreift zuerst das Wort.

„Also, wo kommst du her? Du bist nicht von hier oder von den Menschen. Ich weiß wie sie aussehen und sich kleiden. Das hier steht nicht auf derer Liste.“

Vincent zupft an meinem Nachthemd und ich schaue zu ihm auf.

„Wenn ich dir das erkläre, dann hältst du mich sicherlich für verrückt“, fange ich an und trinke einen weiteren Schluck vom Tee.

„Versuche es einfach“, ermutigt er mich und ich sehe, dass er es ernst meint.

 

Also halte ich die Tasse in meinen Händen und atme tief durch.

„Ich komme ursprünglich aus San Diego und habe Leukämie. Bin 17 Jahre alt und wohne mit meinen Eltern und meiner Granny in einem Haus am Strand. Zurzeit bin ich zu Hause und muss am Montag wieder ins Krankenhaus. Du bist nur ein Protagonist von einem Buch was mir meine Granny geschenkt hat. Ein Amulett der Vampire ist gestohlen wurden und er denkt, ihr seid es gewesen. Weiter bin ich noch nicht. ich weiß also nicht wie das Amulett aussieht“, erkläre ich ihm und trinke abermals einen Schluck vom Tee.

Vincent hat mir die ganze Zeit zugehört und mich kein einziges Mal unterbrochen. Während die Stille um uns ist, trinke ich in ruhe meinen Tee.

„Was ist Leukämie?“, fragt er schließlich und ich schaue von meiner Tasse auf.

„Leukämie ist Blutkrebs. Ich muss Chemotherapien über mich ergehen lassen und mir fallen die Haare aus. Also sie sind mir ausgefallen“, antworte ich und lächle leicht.

„Chemo-Therapien?“

„Ich bekomme eine Infusion, eine feine Nadel wird mir ins Handgelenk gestochen und dann bekomme ich Medikamente, die mir helfen sollen. Es wird auch nach einem passenden Spender gesucht.“

 

Abermals Schweigen über uns. Vincent denkt angestrengt nach und ich lasse ihn auch. Schließlich wissen die Menschen hier nichts von dem, was in meiner Welt passiert.

„Klingt ziemlich verwirrend, aber wenn das hilft, dann solltest du das machen lassen. Sofern du dorthin zurückkommen kannst. Bis jetzt bist du hier bei mir. Warum auch immer.“

„Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich habe keine Ahnung wie ich wieder zurück komme.“

Ich trinke den Tee aus und er nimmt die leere Tasse. Stellt sie auf dem Tisch ab und setzt sich wieder zu mir.

„Ich vertraue dir Isabelle. Du siehst nicht aus, wie jemand der von den Vampiren kommt oder vom Zauberer.“

„Das klingt wirklich sehr nett. Vielen Dank Vincent“, bedanke ich mich und lächle.

Auch er lächelt, bis dieses verblasst und er große Augen bekommt.

„Was ist los?“

„Du löst dich auf“, antwortet er, ich schaue an mir runter und dann zu ihm.

Er hat recht. Ich löse mich langsam auf, bin dann komplett verschwunden und wache in meinem Bett auf.

 

„Gott sei Dank sie ist aufgewacht“, höre ich Mum’s Stimme und öffne die Augen.

Sehe sie an und kann erkennen, dass sie geweint hat. Auch Dad hat rote Augen bekommen und ein Arzt ist ebenfalls mit in meinem Zimmer.

„Was ist denn los? Wieso seid ihr hier?“, frage ich sofort und setze mich auf.

„Du hast so tief und fest geschlafen, dass wir dich nicht wecken konnten. Wir bekamen Angst, weil wir dachten, du stirbst und haben einen Arzt gerufen“, erklärt mir mein Dad und ich nicke verstehend.

„Es tut mir leid. Ich habe den Schlaf gebraucht und jetzt fühle ich mich viel besser. Zudem war es gestern wohl doch etwas anstrengend gewesen und ich auch deswegen so tief und fest geschlafen habe“, erkläre ich und meine Eltern denken wohl dasselbe.

Der Arzt prüft noch einmal ganz genau meine Werte und lässt uns dann alleine. Ich verlasse das Bett, meine Eltern umarmen mich und sind richtig erleichtert.

„Unten steht das Frühstück noch und Grandma betet. Wir müssen ihr sagen, dass es dir gut geht“, meint Mum und ich lächle leicht.

 

„Ja sagt ihr, dass alles in Ordnung ist. Ich will nur schnell duschen und Zähne putzen. Dann komme ich auch sofort nach unten“, erwidere ich, bekomme von beiden einen Kuss auf die Stirn und sie lassen mich alleine. Ich lasse mich auf das Bett sinken und schaue zum Buch. Zugeklappt liegt es auf dem Boden, ich hebe es hoch und öffne es. Nichts scheint drinnen zu stehen, was ich geträumt habe. Sofern es ein Traum gewesen ist. Ich schließe das Buch wieder, lege es auf dem Nachtschrank und verschwinde im Badezimmer. Unter der Dusche denke ich die ganze Zeit an Vincent und wie real er gewirkt hat. Dabei breitet sich ein wohliges Gefühl in meinem Körper aus und ich erschauere. Es war nur ein Traum. Mehr nicht. Er ist nicht real. Immer wieder sage ich das mir selber und glaube daran auch. Nach einer halben Stunde bin ich mit allem fertig und gehe nach unten. Dort setze ich mich an den Tisch und Granny umarmt mich.

„Ich bin so froh, dass du noch am leben bist“, flüstert sie und ich schlucke schwer.

Merke wieder einmal, dass sie Angst um mich haben und der Tod mich jederzeit holen kann.

„Ich habe gestern viel erlebt, Granny. Das hat meinen Körper dazu gebracht, sich zu erholen. Ich werde noch lange leben“, beruhige ich sie und sie nickt.

 

Beruhigt, dass ich doch nicht sterbe, nimmt sie ihre Stricknadeln und strickt die Mütze weiter. Ein Geschenk für mich, damit mein Kopf auch warm bleibt. Als sie mir das erklärt hat, habe ich gelacht und freue mich nun. Schließlich ist es meine Lieblingsfarbe. Rosa. Ich frühstücke in aller Ruhe, räume dann den Tisch ab und hole mein Tagebuch. Lasse mich im Garten unter einem Baum im Schatten nieder und öffne es. Bella liegt gleich darauf neben mir und ich kann meinen Traum aufschreiben. Mit jedem Buchstaben und jedem Wort kommt mir dieser Traum realer vor und als ich beendet habe, bin ich mir nun nicht mehr sicher, ob es nur ein Traum gewesen ist.

Kapitel 4

Am Montagvormittag muss ich wieder ins Krankenhaus und packe meine Tasche. Frische Sachen kommen dort hinein, mein Tagebuch und das Buch von Granny. Von ihr habe ich auch die Mütze bekommen und diese werde ich auch aufsetzen. Als alles in der Tasche ist, nimmt mein Dad sie hoch und ich setze die Mütze auch auf. Komme nach unten und Granny lächelt.

„Du siehst wirklich schön aus und dein Kopf friert nicht“, sagt sie und ich grinse breit.

„Vielen Dank Granny. Nur noch zwei Wochen und dann darf ich sicherlich wieder nach Hause. Ich spüre es“, erwidere ich und sie umarmt mich.

„Ich komme dich ganz oft besuchen. Versprochen und dabei bringe ich dir auch deinen Lieblingskuchen mit. Apfel-Zimt-Kuchen“, fügt sie noch hinzu und ich freue mich schon jetzt darauf.

Mum umarmt mich auch noch und dann folge ich Dad zu seinem Auto. Er hat die Tasche schon verstaut, ich lasse mich auf dem Beifahrersitz nieder und schnalle mich an. Schaue noch einmal zu meiner Mum und Granny und winke ihnen zu. Sie erwidern es und dann fährt Dad los. Seufzend schaue ich aus dem Fenster und habe einen Kloß im Hals. Es sind nur zwei Wochen, wenn alles gut geht und dann brauche ich nicht mehr sooft ins Krankenhaus.

 

Dennoch fällt mir der Abschied schwer und am liebsten würde ich abhauen. Verschwinden und irgendwo leben wollen.

„Es sind nur diese zwei Wochen und wenn alles gut geht, wirst du danach länger zu Hause wohnen. Dann kannst du wieder in die Schule gehen“, ermuntert mich mein Dad und ich lächle schwach.

„Das wäre wirklich sehr schön Dad. Länger zu Hause bleiben und wieder zur Schule gehen“, stimme ich ihm zu und wir kommen auf das Krankenhausgelände.

Am Eingang des Gebäudes steht Schwester Agnes schon bereit und wartet auf mich. Sie hat mich seit Wochen schon begleitet und wird das weiterhin machen. Ich steige aus dem Auto, Dad holt meine Tasche raus und ich hake mich bei ihm unter. Bis zu meinem Zimmer bringt er mich noch und dann wird er auch gehen.

„Hallo Isabelle! Wie war dein Wochenende? Geht es dir gut?“, begrüßt mich Schwester Agnes und ich lächle.

„Alles in Ordnung und ja es geht mir gut. mein Wochenende war fantastisch gewesen. Ich hatte ganz viel Spaß gehabt“, antworte ich ihr und wir sind bei meinem Zimmer angekommen.

 

Es sieht noch immer genauso aus wie am Freitag, Dad stellt die Tasche ab und nimmt mich in seine Arme.

„Die zwei Wochen werden schnell vorbei gehen und sage deinem Körper er soll mitmachen. Dann darfst du schnell wieder nach Hause“, sagt er und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

„Ja Dad. Nur noch diese zwei Wochen. Ich werde kämpfen. Wie die Monate davor“, erwidere ich und lächle.

Dann wirft er mir noch einen Luftkuss zu und geht. Ich hebe die Tasche auf mein Bett und packe die Sachen aus. Mein rosa Einhorn kommt wieder zu den anderen Plüschtieren, ich verstaue mein Tagebuch im Nachtschrank und das Buch von Granny kommt obendrauf. Die Tasche räume ich unten in den Schrank rein und schließe ihn.

„Hier ist der Plan deiner Chemotherapien, Isabelle“, meint Schwester Agnes und reicht mir einen eingeschweißten Plan. Ich nehme ihn entgegen, setze mich auf das Bett und schaue ihn mir an. Erst am nächsten Morgen gibt es wieder die erste Dosis und dann am Donnerstag wieder. Freitag, Samstag und Sonntag darf ich mich davon erholen und in der zweiten Woche, bekomme ich sie Montags, Mittwochs und Freitag. Am Sonntag darauf eine Untersuchung, Medikamentenabstimmung und dann darf ich vielleicht schon am Abend nach Hause.

 

Ich hänge den Plan an die Wand, Schwester Agnes lächelt und lässt mich alleine. Nehme dann mein Tagebuch und öffne es. Fange an zu schreiben und notiere alles, was passiert ist, seit dem letzten Eintrag. Sobald ich das letzte Wort geschrieben habe, verschließe ich das Tagebuch wieder und lasse es im Nachtschrank verschwinden. Setze mich richtig auf das Bett und schalte den Fernseher ein. Schaue mir irgendeinen Trickfilm an und schweife mit den Gedanken immer wieder ab. Mein Ziel? Vincent. Er lässt mich seit gestern nicht mehr los und ich spüre immer ein warmes Gefühl im Körper. Der Gedanke an ihn, wird mir Kraft geben und innerlich freue ich mich schon darauf, ihn wieder zu sehen. Merke wie mein Herz schneller schlägt und ein Lächeln umspielt meine Lippen. Ihn wieder zu sehen wird mich sehr freuen und ich kann es kaum abwarten. Weiterlesen werde ich dennoch, nehme also das Buch und mache dort weiter wo ich aufgehört habe. So vergeht zumindest die Zeit und am Abend lege ich es weg, als das Abendessen gebracht wird.

 

Am nächsten Morgen bekomme ich mein Frühstück, ich lasse es mir schmecken und dann ist auch schon Schwester Agnes mit einem Arzt da.

„Guten Morgen Isabelle! Wie geht es dir?“, fragt er mich und ich habe mich aufgesetzt.

„Ganz gut. Ich hatte einen ruhigen Schlaf und es gibt keine Rückfälle“, antworte ich und lächle.

Der Arzt nickt, notiert sich etwas auf dem Klemmbrett und legt es dann zur Seite. Legt mir kurz darauf eine Infusion und hängt den Beutel mit der klaren Flüssigkeit an einen Ständer.

„Am Besten du entspannst dich und schläfst auch ein bischen. Das wird dir jegliche Kraft rauben und sollte es dir schlechter gehen oder du Schmerzen hast, dann sofort klingeln“, erklärt er mir, ich nicke und er lässt mich wieder alleine.

Ich lege mich richtig hin, Schwester Agnes deckt mich zu und macht das Kopfteil etwas runter.

„Ruhe dich aus, Kindchen. Das wird eine Weile dauern aber das kennst du bereits“, erklärt sie mir, ich nicke und sie lässt mich alleine.

Ich nehme jedoch die Fernbedienung, schalte den Fernseher ein und schaue abermals einen Trickfilm an. Merke die Wirkung der Chemotherapie nach kurzer Zeit und ich werde müde. Also mache ich den Ton leiser, rutsche weiter nach unten und schlafe ein.

 

Schmerzen wecken mich, ich öffne die Augen und es ist Nacht. Ich stöhne leise auf, drehe den Kopf und merke, dass ich ganz durchgeschwitzt bin. Mein Bettlaken nass und mein Nachthemd ebenfalls. Übelkeit hat mich ebenfalls in den Griff, ich versuche aus dem Bett zu kommen und schaffe es nicht. also drücke ich den Knopf und warte zitternd auf eine Krankenschwester. Die lässt nicht lange auf sich warten, hat das licht angemacht und ich blinzle.

„Warte ich helfe dir Isabelle. Alles wird gut“, beruhigt sie mich und ist bei mir.

Hilft mir in einen Rollstuhl, schiebt mich ins Badezimmer und dort kann ich mich übergeben. Noch eine Nebenwirkung von der Chemotherapie. Die Schwester ist die ganze Zeit bei mir, streicht mir beruhigend über den Rücken und wischt mir dann den Mund ab.

„Das ist nicht schlimm, Isabelle. Diese Nebenwirkungen sind schrecklich“, beruhigt sie mich und schiebt mich zurück ins Zimmer.

Bezieht mein Bett neu, hilft mir in ein frisches Nachthemd und kurz darauf liege ich wieder im Bett.

„Danke für die Hilfe. Ich hätte es sonst nicht mehr geschafft“, bedanke ich mich und sie deckt mich zu.

 

„Aber gerne doch. Versuche jetzt noch etwas zu schlafen und morgen Früh sieht die Welt auch schon wieder anders aus.“

Ich lächle schwach, sie streicht mir über den nackten Kopf und dann lässt sie mich wieder alleine. Mein Blick fällt aus dem Fenster, ich kann den Sternenhimmel sehen und lächle schwach. Meine Gedanken schweifen zurück zu Vincent und ich schließe die Augen um noch ein bischen zu schlafen. Am darauffolgenden Morgen wache ich auf und bin noch immer schwach und müde. Bekomme das Frühstück und ich versuche wenigstens etwas hinunter zu bringen. Natürlich ist das schwer, ich schaffe es gerade so und dann werde ich von der Infusion befreit. Ruhe mich weiterhin aus und schlafe wieder ein. Am Nachmittag gibt es für mich eine Überraschung, meine Granny steht im Zimmer und hat den Kuchen dabei. Ich setze mich auf, lächle und sie macht das Kopfteil hoch.

„Hallo mein kleines Enkelkind. Wie geht es dir?“, fragt sie sofort und mustert mich besorgt.

„Schwach und total schlapp, aber ich kämpfe mich durch“, antworte ich und sie stellt den Kuchen ab.

„Du siehst auch schrecklich auch. Diese Chemos machen aus dir einen Zombie.“

Ich kichere und muss dann lachen. Granny ist für Humor und Spaß immer zu haben.

 

Etwas was ich hier gebrauchen kann. Granny nimmt ihre Tasche hoch, öffnet diese und hat dort Kuchenteller und Kuchengabeln dabei. Saubere Tassen ebenfalls und eine Kanne mit dampfendem leckeren Kakao.

„Du weist schon, dass die hier auch sauberes Geschirr haben“, bemerke ich und Granny lächelt.

„Natürlich aber dieses Geschirr liebst du doch. Es ist mit diesen Einhörnern versehen und du sagst selber, dass du dafür nie zu alt bist“, erwidert sie und ich stimme ich voll und ganz zu.

Also schneidet sie den Kuchen an, gibt auf jeden Teller ein Stück drauf und schenkt den leckeren Kakao ein. Den macht sie immer selber und nein sie geht nicht Kakaobohnen sammeln. Dieser Kakao ist etwas Besonderes und wer den trinkt, bekommt viel Kraft. Als Kind habe ich das immer geglaubt und wieso soll ich das heute nicht mehr machen. Ich halte noch immer daran fest und es gibt mir die Kraft niemals aufzugeben. Also trinke ich einen Schluck von diesem leckeren Kakao und fange an den Kuchen zu essen.

 

„Und wie geht es dir?“, fragt sie mich nach dem ersten Stück Kuchen und nimmt sich ein zweites Stück.

„Ich habe mich letzte Nacht wieder übergeben und das Bett durchgeschwitzt. Ich hasse Chemotherapien“, antworte ich ihr und bekomme auch noch ein zweites Stück Kuchen.

„Du hast es bald geschafft. Denke einfach an Vincent aus dem Buch. Er würde dir Mut zusprechen und dir halt geben.“

Ich sehe Granny an und lächle. Nehme das Buch und lege es vor mich hin.

„Du hast Recht. Er würde hier bei mir sein und mir helfen.“

„Ich habe das Buch schon sooft gelesen und kann es mittlerweile auswendig. Das Amulett wurde jedoch nie gefunden. Ein offenes Ende. Ein merkwürdiges Buch.“

„Wieso merkwürdig? Stimmt etwas nicht mit dem Buch?“, frage ich sie und bin neugierig geworden.

„Das Buch ist schon sehr alt und hat mal meiner Mutter gehört. Sie hat es damals mit ihrem eigenen Geld erworben und der alte Mann hat ihr noch gesagt, es sein magisch. Mir hat sie es auch gesagt und ich habe es am Anfang nicht geglaubt. Bis ich auf einmal im Geschehen aufgewacht bin. Bei diesem Vampir Aluk.“

 

Ich sehe Granny an und habe große Augen bekommen.

„Du hast das auch erlebt?“, frage ich sie und sie nickt kurz.

„Ja da war ich in deinem Alter gewesen. Immer wenn ich alleine zu Hause war, weil meine Eltern tagelang arbeiten gehen mussten in einer anderen Stadt, habe ich das Buch genommen und gelesen. Ich habe versucht das Amulett ebenfalls zu finden, aber es ist noch immer spurlos verschwunden. Ich weiß auch nicht wie es aussieht, denn ich habe es in all den Jahren wieder vergessen. Offenbar bist du jetzt dran mit Vincent das Amulett zu suchen. Dem rechtmäßigen Besitzer wieder zu geben“, erklärt sie mir und ich habe den Kuchen komplett vergessen.

„Und ich dachte ich habe es nur geträumt. Dann war ich also wirklich in diesem Buch?“, frage ich sie und Granny nickt.

„Seelisch warst du dort drinnen gewesen. Dein Körper noch in unserer Welt. Je länger du aber dort drinnen verweilst, umso mehr wird dein Körper schwächer und am Ende bist du komplett im Buch. Hier stirbst du dann“, sagt sie und isst dann ihr Stück auf.

Ich bin noch immer baff und muss das verdauen.

 

„Aber behalte das für dich Isabelle. Man würde dir nicht glauben und dann wirst du auch noch zu einem Psychologen geschickt. Nur du und ich wissen davon und sonst niemand“, fügt Granny nach einer Weile des Schweigens noch hinzu und ich verspreche es ihr sogar.

Nach diesem ereignisreichen Nachmittag, verabschiedet sie sich von mir und lässt mich alleine. Alleine mit meinen Gedanken und mit diesem Abenteuer, was angefangen hat, als ich dieses Buch bekam. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich wieder im Buch sein werde. Fragt sich nur wann und wie lange. Doch jetzt will ich erst einmal aus dem Krankenhaus rauskommen und versuchen normal zu leben.

 

Kapitel 5

Zwei Wochen können endlos lang werden, sich ziehen wie Kaugummi, wenn man etwas herbei sehnt. Wie bei mir. Ich bekomme jedoch immer wieder Besuch von meinen Eltern, meiner Granny und auch meinen Freunden und sie helfen mir die Zeit zu vertreiben. Diese Besuche tun mir richtig gut und die Zeit vergeht dadurch wirklich schneller. Endlich ist der letzte Tag der zwei Wochen da und ich werde noch einmal untersucht. Von oben bis unten, innen und außen und sobald es beendet ist, kann ich in mein Zimmer zurück. Ich gelte als geheilt ohne Spender und solange es mir nicht wieder schlechter geht, darf ich nach Hause. Dennoch muss ich Medikamente einnehmen. Als ich mein Zimmer betrete, ist es gut besucht und ein Lächeln legt sich auf mein Gesicht.

„Na überrascht? Wir haben die Ehre dich nach Hause zu holen“, fängt Stefan an und grinst breit.

Bei ihm sind noch Irina, Christoph und Rosalie und sie haben schon angefangen meine Sachen zu packen.

„Das ist in der Tat eine große Überraschung und ich freue mich“, erwidere ich und helfe ihnen beim packen.

Meine Kuscheltiere kommen alle in eine große Tasche, ich verschließe diese und Christoph nimmt sie an sich.

 

Die zweite Tasche nimmt dann Stefan und ich suche noch einmal jeden Winkel des Zimmers ab. Alles da und nichts ist verschwunden. Ein letztes Mal schaue ich auf mein Zimmer zurück und atme tief durch. Ich will nun lange zu Hause bleiben und nie wieder kommen. Hinter mir schließe ich die Tür und folge meinen Freunden. Vorne an der Rezeption stehen die zwei Ärzte und die drei Schwestern und lächeln mir entgegen.

„Wir wollten uns noch von dir verabschieden Isabelle und freuen uns, dich entlassen zu dürfen. Alles Gute und du bist jederzeit wieder willkommen, wenn es dir schlechter geht“, verabschiedet sich der Arzt von mir und ich bekomme eine Schachtel Pralinen und einen Strauß Blumen.

„Vielen Dank und ich werde wiederkommen, sollte es mir schlechter ergehen. Doch jetzt will ich wieder ein normales Leben führen“, erwidere ich, werde noch umarmt und dann gehe ich mit meinen Freunden nach draußen.

Die Sonne strahlt, der Himmel ist blau und freut sich mit mir. Voller Energie gehe ich zum Auto von Stefan und sehe, dass es nun größer ist. Also ein kleiner Van steht auf dem Parkplatz und ist mit Bändern und Luftballons geschmückt.

 

„Ihr seid voll süß. Ich freue mich endlich nach Hause zu kommen. Das ist richtig befreiend“, sage ich, darf vorne auf dem Beifahrersitz platz nehmen und schnalle mich an. Die Sachen sind hinten verstaut, meine Freunde steigen ebenfalls ein und dann kann es losgehen. Ein letzter Blick auf das Krankenhaus und dann geht es nach Hause. Ich bin überglücklich und strahle die ganze Zeit.

„Gibt es wieder einen Abend am Strand?“, frage ich und Stefan grinst.

„Nein heute Abend gibt es einen Besuch im Sushirestaurant. Wir alle zusammen mit deinen Eltern und deiner Granny“, antwortet Rosalie und ich bin hippelig geworden.

„Echt? Oh Gott ja! Jetzt kann ich es kaum abwarten. Ich freue mich schon sehr darauf“, quietsche ich schon fast und meine Freunde müssen darüber kichern.

Als wir vor meinem Zuhause anhalten, steige ich sofort aus und atme die Luft tief ein. Endlich zu Hause und das hoffentlich für immer. Stefan hat meine Taschen aus dem Van geholt und trägt sie für mich zum Haus.

 

Wir folgen ihm und sobald ich durch die Haustür bin, sehe ich, dass im Garten geschmückt wurde. Ich komme auf die Terrasse, ein Banner hängt dort und ich lächle.

„Willkommen zu Hause!“

Meine Eltern und Granny sind auch da, sie strahlen richtig und nichts kann mir meinen Tag verderben. Ich bin einfach nur glücklich.

„Endlich bist du wieder zu Hause und jetzt für immer. Wir haben mit deinem Lehrer gesprochen und sind uns einig, dass du noch eine Woche lang zu Hause bleiben darfst um dich etwas auszuruhen. Aber dann darfst du wieder in die Schule“, erklärt mir Mum und ich werde wieder umarmt.

„Das klingt richtig super! Ich kann es kaum abwarten wieder zur Schule zu gehen. Das habe ich schon richtig vermisst. Vorher wollte ich so gar nicht, aber jetzt sehne ich mich nach dem Schulalltag“, gebe ich zu und meine Freunde grinsen, wobei Christoph seufzt.

„Wie kann man sich auf die Schule freuen?“

„Indem man krank ist und im Krankenhaus Privatunterricht bekommt. Isoliert von den Anderen und keine Mitschüler sind dabei“, antworte ich ihm und er nickt verstehend.

 

„Heute wollen wir ins Sushirestaurant und da haben wir dir ein schönes Kleid besorgt. Wir hoffen es gefällt dir“, mischt sich Granny ein und nimmt einen Karton vom Tisch.

Reicht ihn mir und ich öffne diesen. Zum Vorschein kommt ein schönes knielanges Kleid in einer Pfirsichfarbe und dazu gibt es einen Seidenschal. Meine Mum hat noch einen Karton, ich stelle den Anderen ab und öffne nun den Zweiten. Ballerinas in derselben Farbe wie das Kleid und vorne drauf sind kleine Schleifchen genäht.

„Das ist wirklich wunderschön. Danke Mum“, bedanke ich mich und umarme sie.

„Wir ziehen uns heute alle schick an und das wird ein ganz toller Abend“, wirft Rosalie ein und lächelt.

„Es ist wirklich schön, wieder zu Hause zu sein und meine Familie und Freunde um mich zu haben. Keine Chemotherapien und keine Untersuchungen.“

Meine Freunde umarmen mich fest und ich muss lachen. Sobald ich aus der Umarmung raus bin, nehme ich die Kartons und bringe sie in mein Zimmer. Stelle sie auf dem Schreibtisch ab und Bella springt mir in die Arme. Freut sich und leckt mich ab.

 

„Ja ich habe dich auch vermisst und gehe nicht mehr fort. Ich bleibe bei dir. Naja solange ich noch zu Hause bin.“

Die Zimmertür geht auf, Dad kommt rein und stellt die Taschen auf dem Bett ab.

„Sie hat dich jeden Tag vermisst und nach dir gesucht. Als ich ihr gesagt habe, dass du heute kommst, wollte sie partout nicht aus deinem Zimmer. Sie hat hier auf dich gewartet“, erklärt er mir und lächelt.

„Sie ist eben eine treue Seele.“

„Das stimmt. Es gibt gleich einen leckeren Salat mit Fetakäse. Den magst du ja so gerne und dazu Baguette. Nichts schweres, sonst bekommen wir heute Abend nichts mehr runter“, erklärt mir Dad, ich grinse und er lässt mich alleine.

Ich setze Bella auf dem Bett ab, öffne die Taschen und packe sie aus. Die gesamten Kuscheltiere kommen alle auf mein Bett und ja ich habe noch platz für mich zum schlafen. Sobald alles erledigt ist, gehe ich nach unten und draußen auf der Terrasse ist der Tisch schon gedeckt. Ich lasse mich zwischen Irina und Granny nieder, bekomme etwas vom Salat und Baguette und fange an zu essen.

 

„Wie ich das vermisst habe Mum. Einfach lecker“, bemerke ich und meine Mum strahlt vor stolz.

„Danke meine kleine Prinzessin. Ich habe mir auch sehr viel Mühe gegeben“, erwidert sie und ich lächle.

Lasse es mir richtig gut schmecken und helfe danach beim abräumen. Ich brauche das nicht machen, aber ich finde das richtig schön. Den Nachmittag verbringen wir alle gemeinsam, erzählen Geschichten und genießen das schöne Wetter. Am Abend ziehe ich mich in mein Zimmer zurück, habe Rosalie und Irina dabei und ziehe mein neues Kleid an. Es passt perfekt, schmiegt sich an meinen Körper und ich sehe wirklich gut aus. Den Seidenschal lege ich mir locker um den Hals und schlüpfe in die Schuhe. Denkt man jetzt, dass ich für diesen Abend eine Perücke trage? Nein. Ich schäme mich nicht für meinen kahlen Kopf und zeige ihn auch in der Öffentlichkeit. Sobald wir fertig sind, gehen wir nach unten und meine Eltern, Granny, Stefan und Christoph warten bereits auf uns. die Männer in Smokings, meine Mum trägt ein lilafarbenes Kleid was ihr bis zu den Knöcheln geht und Granny ein Kleid in einem zarten Grün. Irina trägt eines in beige und Rosalie in einem hellen rot.

 

Gemeinsam verlassen wir das Haus, eine Limousine steht vor dem kleinen Vorgarten und ich bekomme große Augen.

„Das ist ja eine Limousine“, platzt es aus mir heraus und mein Dad grinst breit.

„Wir müssen es doch feiern, dass unsere Prinzessin wieder zu Hause ist und nicht mehr ins Krankenhaus muss“, erklärt er mir und der Chauffeur hält die hintere Tür auf.

Ich steige zuerst ein, meine Freundinnen folgen mir und dann Mum mit Granny. Die Jungs mit Dad zuletzt und dann geht die Fahrt los. Stefan nimmt aus einem Eimer mit Eiswürfeln eine Flasche Champagner raus und schenkt jedem dann etwas in ein Glas.

„Nur ein Glas Isabelle. Mehr nicht.“

Ich nicke und trinke einen Schluck. Es prickelt auf meiner Zunge und das Gefühl ist im Magen ebenfalls. Irina beugt sich zu mir rüber, schmunzelt und flüstert mir etwas ins Ohr.

„Der Fahrer heißt Raul.“

Ich sehe sie an und dann macht es Klick. Schaue nach vorne und kann ihn durch die getönte Scheibe nicht sehen.

„Wie der aus einem unserer Bücher die wir so lieben“, sage ich und sie nickt.

Dann kichern wir beide und alle sehen uns verständnislos an.

 

Nur Rosalie weiß, warum wir so sind und trinkt einen weiteren Schluck von ihrem Champagner. Nach einer kurzen Fahrt, halten wir vor dem Restaurant und steigen aus. Ich bin die Letzte, der Chauffeur schließt die Tür und ich sehe ihn an.

„Wissen Sie eigentlich, dass sie genauso heißen wie eine Person aus bekannten Büchern?“, frage ich ihn und kann sehen, dass auch er schmunzelt.

„Ja weiß ich Miss. Und ganz ehrlich, ich kann auch Krav Maga“, gibt er zu und ich kichere.

Folge dann meiner Familie und Freunde und Raul fährt die Limousine weg, damit er später wieder hier sein kann. im Restaurant werden wir zu einem großen Tisch geleitet, ein Kellner zieht für mich den Stuhl hervor und ich kann mich setzen. Die Gäste schauen immer wieder zu uns rüber und sicherlich schauen sie mich auch an. Stört mich jedoch nicht bestelle mir lieber etwas zu trinken. Zitronenlimonade. Speisekarten bekommen wir nicht, denn Kellner bringen große Platten und darauf ist Sushi aller Art drauf. Stäbchen gibt es ebenfalls, aber auch Gabeln. Wobei ich zu den Stäbchen greife, da es einfach besser schmeckt.

„Das ist ein Traum. Ein sehr schöner Traum“, fange ich an und lächle.

„Ein Traum der aber Wirklichkeit ist“, erwidert Rosalie und alle stimmen ihr zu.

 

„Das stimmt. Er ist Wirklichkeit und ich bin sehr glücklich darüber. Es könnte nicht besser sein.“

Alle lächeln, wir essen schweigend weiter und sobald nichts mehr reinpasst, trinke ich nur noch meine Limonade. Sehe meinen Freunden zu und lasse meine Gedanken schweifen. Heute Abend will ich wieder lesen, aber ich muss aufwachen, bevor man wieder denkt, ich würde sterben. Oder es geht mir nicht gut. Zudem frage ich mich wo das Amulett ist und wer es gestohlen hat. Ob es wirklich Vincent gewesen ist? Er kam mir vertrauenswürdig vor. Andernfalls kann er mich auch getäuscht haben und er versteckt das Amulett. Muss ich herausfinden, sobald ich dort hinkomme.

„Hey Isabelle, bist du noch unter uns?“, fragt mich Stefan und ich bekomme wieder einen klaren Blick.

„Ich war in Gedanken ganz woanders gewesen. Es tut mir leid“, entschuldige ich mich und meine Freunde schmunzeln.

„Das macht doch nichts. Sah nur witzig aus“, grinst Christoph und ich knuffe ihn.

Wir müssen alle lachen und bekommen noch einen Nachtisch. Schokoladenpudding mit Kirschen oben drauf und Kirschsoße. Mein Lieblingsnachtisch. Den lasse ich mir schmecken und sobald die Schale leer ist, bin ich nun wirklich satt. Glückskekse werden noch verteilt und ich öffne meinen. Nehme den kleinen Zettel raus und lese den kleinen Spruch:

„Leben ist, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen!“

Ich lächle über den Spruch, zeige ihn noch den Anderen und stecke ihn schließlich weg. Der Abend neigt sich seinem Ende, Dad bezahlt und dann sind wir wieder in der Limousine.

 

Bringen jeden meiner Freunde nach Hause und ich verabschiede mich von ihnen.

„Morgen müssen wir leider in die Schule, aber am Nachmittag können wir zu dir kommen.“

„Sowieso Stefan. Ich möchte gerne die Hausaufgaben haben“, erwidere ich und er verzieht das Gesicht.

Ich lache, umarme ihn und dann fahren wir auch schon nach Hause. Dort angekommen gehe ich in mein Zimmer, Bella begrüßt mich freudig und ich kann das Kleid ausziehen. Auch die Schuhe und schlüpfe in mein Nachthemd. Es ist spät geworden und ich müde. Dennoch werde ich noch einen Eintrag in mein Tagebuch schreiben und das Buch mal weiter lesen. Gehe jedoch noch einmal in die Küche und hole mir ein Glas Wasser. Das brauche ich ab und zu, stelle es dann auf meinen Nachtschrank und setze mich auf mein Bett. Hole das Tagebuch hervor, schließe es auf und fange an zu schreiben. Alles was ich an diesem Tage erlebt habe und das es mir sehr gefallen hat. sobald das letzte Wort geschrieben ist, verschließe ich es wieder und lege es weg. Nehme nun das Buch zur Hand und schlage die richtige Stelle auf. Das Lesezeichen noch zur Seite gelegt und schon bin ich im Geschehen. Mit der Zeit werde ich nur wieder so müde und dann bin ich in die Kissen gerutscht. Mir fallen die Augen zu und ich schlafe ein. Das Buch abermals auf meinem Körper und aufgeschlagen.

 

Kapitel 6

Als ich erwache, liege ich auf hartem Stein. Eher auf Asphalt und setze mich auf. Schaue mich um und bin auf einer Pflasterstraße. Also doch kein Asphalt. Langsam stehe ich mich auf und schaue mich um. Dass hier ist nicht das Dorf von Vincent und ich ahne schon, wo ich dieses mal gelandet bin. Bei den Vampiren. Na hoffentlich sind sie genauso freundlich wie die Lykaner. Wobei diese auch nicht gerade höflich waren. Langsam gehe ich diese Straße entlang, rechts und links von mir sind Häuser und ansonsten ist hier niemand zu sehen. Bis ich einen Lufthauch spüre und schon bin ich von Vampiren umringt. Am Tage. Bei hellem Licht. Vampire sind auch nicht mehr das, was man in Büchern gelesen hat. Zumindest seit der Teenie- Reihe. Dort laufen sie auch am Tage herum und verstecken sich nachts nicht mehr.

„Wer bist du und was hast du hier zu suchen? Du siehst nicht aus wie ein Vampir“, zischt der Größte von ihnen und hat die Arme verschränkt.

„Sie ist auch keine von diesen dreckigen Kötern, die das Amulett gestohlen haben“, zischt die Frau und ich sehe sie an.

„Also sprich, wer bist du?“

„Ich bin Isabelle und ja so wurde ich schon mal begrüßt. Ihr habt auch keine Manieren, wie man das macht“, antworte ich und habe ebenfalls die Arme verschränkt.

„Die ist ganz schön frech Sirius. Mal sehen ob sie noch immer so eine große Klappe hat, wenn wir sie zu Aluk bringen“, bemerkt der der mit der Glatze und tritt auf mich zu.

 

Ich weiche automatisch zurück, stolpere und bevor ich den Boden berühre, werde ich auch schon von zwei Händen aufgefangen. Ein Lachen geht durch die Reihe der Vampire und derjenige der mich aufgefangen hat, wirft mich über seine Schulter. Ich schreie vor Schreck auf und bekomme noch mehr Gelächter.

„Ich bringe sie zu Aluk“, meint derjenige, die Anderen machen den Weg frei und er geht los. Doch nicht so wie ein normaler Mensch, was er ja nicht ist, sondern rasend schnell. Die Welt um uns verschwimmt und dann stoppt er abrupt. Ich keuche, werde auf die Füße gestellt und muss husten. Sobald der Anfall vorbei ist, richte ich mich auf und schaue mich um. Wir sind in einem Gebäude, es ist hell und dennoch prasselt ein Feuer im Kamin. Der Großteil des Raumes ist mit einem dunkelroten Teppich ausgelegt und an den Wänden hängen Fackeln. Vor mir geht eine große Treppe nach oben und in der oberen Etage kann man nach links und rechts gehen. Dort sind offenbar die Zimmer. Von links ertönen Schritte und ein Mann taucht auf. Groß, mindestens Zwei Meter, schwarze Haare die im Nacken zusammengebunden sind und er hat schwarze Sachen an.

 

Langsam kommt er die Treppe runter, der Typ der mich getragen hat verneigt sich und schweigt. Bei näherer Betrachtung kann ich dunkle violette Augen erkennen und bin auch ehrlich gesagt überrascht. Habe sonst immer gedacht, dass Vampire rote oder goldene Augen haben. Okay ja ich bin von den Büchern ausgegangen und auch von den Filmen. So kann mich sich irren, wenn die Realität da ganz anders aussieht.

„Wen hast du da mitgebracht Ricky?“, fragt dieser Vampir vor uns und ich sehe zu diesem Ricky.

„Einen Menschen Aluk, aber keine von denen die hier im Lande leben“, antwortet Ricky und ich sehe diesen Mann vor mir wieder an.

Muss dazu meinen Kopf heben, da er so riesig ist. Ihm gegenüber komme ich mir ganz schön klein vor.

„Wie heißt du Mädchen?“

„Isabelle. Du musst Aluk sein. Der Vampir, dem man das Amulett gestohlen hat“, antworte ich und bin gespannt wie er darauf reagiert.

„Du kannst gehen Ricky. Ich werde mich um sie kümmern.“

Ricky verneigt sich abermals und verschwindet dann. Das habe ich schon einmal gehabt und wiederholt sich offenbar bei den Vampiren.

 

Mal sehen was Aluk mir erzählt. Sicherlich das Gleiche wie Vincent. Der Vampir mustert mich von oben bis unten und hat die Arme verschränkt. Was die nur alle mit ihren Armen haben?

„Hast du durst?“, fragt er mich und ist gar nicht so böse oder brutal. Außer es täuscht und ich sollte lieber auf der Hut sein. Man weiß ja nie.

„Ja ein bischen“, antworte ich ehrlich und er dreht sich um.

„Dann komm. Ich werde dir etwas bringen.“

Aluk geht voraus, ich folge ihm und wir kommen in eine große Küche. Hier sieht es genauso aus wie im Mittelalter und Autos, Telefone oder Fernseher habe ich nicht erblickt. Der Vampir geht zu einem Schrank und öffnet diesen. Holt etwas raus und nebenbei deutet er mir an, mich zu setzen. Dem folge ich, lasse mich an einem Tisch nieder und sehe ihm neugierig zu. Er kocht einen Tee, schenkt diesen dann in eine Tasse und stellt sie mir hin. Ich bedanke mich, nehme die Tasse hoch und puste kurz, bevor ich einen Schluck trinke.

 

„Also, warum bist du hier und was weißt du über das Amulett?“, fragt er mich und setzt sich mir gegenüber an den Tisch.

„Ich weiß eigentlich gar nichts über das Amulett. Nur das es gestohlen wurde und du natürlich die Lykaner des Diebstahls bezüchtigst. Was ich kaum glaube. Irgendjemand Anderes muss es gestohlen haben und ich glaube kaum, dass die es waren“, antworte ich ihm und halte die Tasse zwischen meinen Händen.

„Hast du mit den Lykanern gesprochen oder wieso nimmst du sie in Schutz?“

Aluk ist ernst geworden und ich spüre das bedrohliche Knistern.

„Erstens ja habe ich. Also mit Vincent und zweitens lese ich es schließlich. Das hier ist alles nur ein Buch und ich träume. Das weiß ich. Ich lebe in einer Welt wo es Autos gibt, Handy, Internet und vieles mehr“, antworte ich ihm und trinke einen weiteren Schluck.

Kann praktisch sehen, wie es in seinem Kopf rattert und er überlegt, ob ich lüge oder die Wahrheit sage. Schließlich kommt er zu dem Schluss, dass ich die Wahrheit sage und nickt langsam.

„Ich glaube dir Isabelle, denn du siehst nicht so aus, als würdest du jemanden belügen“, sagt er schließlich und ich lächle.

 

„Vielen Dank für das Vertrauen und ich lüge nicht. Bei Vincent habe ich auch nicht gelogen und ich glaube auch, dass die Lykaner nicht gestohlen haben.“

Aluk seufzt und muss schließlich einsehen, dass er falsch gelegen hat. Zumindest macht er den Eindruck.

„Ich werde dir etwas über das Amulett erzählen“, fängt er an und ich setze mich aufrichtig hin. Bin nun neugierig und will alles ganz genau wissen.

„Vor ein paar Jahrhunderten von Jahren wurden die ersten Vampire und die ersten Lykaner erschaffen. Von wem wissen wir nicht. Damit wir Vampire auch am Tage herumlaufen können, wurde ein Amulett und Ringe angefertigt, welche Kraft aus diesem Amulett ziehen. Vor 200 Jahren wurde das Amulett in einer der vielen Nächte gestohlen und bis jetzt war jegliche Suche danach erfolglos. Nun befinden wir uns in einer kritischen Situation, denn die Kraft die wir brauchen um am Tage herumzulaufen, ist fast aufgebraucht. Nur noch sehr wenig ist da um die Ringe aufzuladen, wenn du es so sehen willst. Ein anonymer Tipp kam kurz nachdem es gestohlen wurde uns zu Ohren und man hat uns gesagt, es waren die Lykaner. Seitdem gibt es Kämpfe zwischen uns und jetzt wo ich das selber erzähle, glaube ich, dass wir verarscht wurden.“

 

Ich habe Aluk die ganze zeit zugehört und nun eine Augenbraue gehoben.

„Ach du glaubst es selber nicht mehr?“, hake ich noch einmal nach und er nickt langsam.

Ich trinke noch einen Schluck vom Tee und er schmeckt genauso wie der Tee von Vincent.

„Und jetzt? Gibt es schon einen Plan?“, frage ich ihn und bin neugierig. Vielleicht kann ich ja helfen.

„Nein es gibt noch keinen Plan. Ich muss mich erst einmal mit ein paar Vampiren beraten. Für dich sollte es wohl an der Zeit sein zu gehen. Nicht das man dich vermisst in deiner Welt.“

„Stimmt schon aber da gibt es keine Probleme. In meiner Welt hatte ich Leukämie und auch keine Haare. Hier schon und hier bin ich gesund.“

„Bemerkenswert Isabelle. Dennoch solltest du gehen“, meint er und ich trinke den Tee aus.

Erhebe mich und räume die Tasse weg.

„Und wie komme ich hier wieder weg? Bei Vincent habe ich mich sozusagen aufgelöst.“

„Vielleicht musst du in derer Gebiet wieder zurück. Ich bringe dich bis zur Grenze und dann musst du alleine diese überschreiten.“

„Klingt logisch“, lächle ich und folge ihm nach draußen.

Die Sonne ist bereit unterzugehen und ich schaue mich um. Keine Vampirseele zu sehen, sofern sie eine Seele besitzen. Aluk nimmt mich hoch auf seinen Rücken und nickt mir noch zu. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals, die Beine um seine Hüften und schon rennt er los.

 

In einer hohen Geschwindigkeit kommen wir der Grenze näher und schon bleibt er abrupt stehen. Hilft mir auf die Beine und ich schaue mich um. Wie eine Grenze sieht es hier nicht aus. Keine Linie oder Mauer. Nur Pfähle mit roten Fähnchen, die im Boden stecken.

„Weiter kann ich dich nicht bringen. Sie würden mich sofort angreifen“, erklärt er mir und ich nicke kurz.

„Sag mal, wie sieht das Amulett eigentlich aus?“, frage ich ihn und trete dennoch schon mal über die Grenze.

Merke wie mein Körper kribbelt und ich löse mich langsam auf.

„Es ist eine Kette mit einem Muschelanhänger“, antwortet er mir und ich bekomme große Augen.

Greife in mein Nachthemd und hole die Kette hervor.

„So wie die hier?“, frage ich ihn und Aluk starrt die Kette an, als wäre es ein Traum.

„Du hast das Amulett“, sagt er und will über die Grenze, aber in der Ferne ertönt ein Knurren.

Wir sehen uns noch an und dann bin ich auch schon verschwunden.

 

Wache in meiner Welt auf und draußen scheint die Sonne. Mein Blick fällt auf den Wecker und es ist erst um 9.00 Uhr am Morgen. Also wird es keine Panik geben. Langsam setze ich mich auf und sehe, wie Bella sich auf ihrem Platz streckt. Dann schüttelt sie sich und tapst auf mich zu.

„Guten Morgen Bella. Hast du auch gut geschlafen wie ich?“, frage ich sie und zur Antwort bekomme ich die Hand abgeleckt.

Ich lehne mich gegen die Kissen, ziehe die Kette hervor und mustere sie. Genauer betrachtet ist die Muschel in Gold und in der Mitte hat sie einen kleinen roten Stein. Offenbar das Wichtigste an der ganzen Muschel. Sie ist das Amulett was gestohlen wurde und die Vampire brauchen sie. Doch sie ist auch ein Geschenk an mich gewesen und gehört demnach mir. In nächster Zeit werde ich das Buch nicht weiter lesen, denn ich behalte die Kette und ja da bin ich egoistisch. Also stecke ich sie wieder weg, stehe auf und gehe ins Badezimmer. Richte mich für den Tag her, ziehe mich dann an und öffne die Balkontüren. Lasse frische Luft rein und gehe nach unten.

 

Granny ist schon auf den Beinen und macht das Frühstück.

„Guten Morgen meine kleine Weltenwandlerin. Hast du gut geschlafen?“, fragt sie mich und ich helfe ihr beim decken des Tisches.

„Ja habe ich und das klingt toll. Weltenwandlerin. Bin ich das?“, frage ich sie und bin neugierig geworden.

„Ja das bist du und du bist nicht die Erste. Wie gesagt war ich das auch und vor mir noch drei andere Personen. Du hast sicherlich die Welt wieder besucht.“

„Stimmt und dieses Mal war ich bei Aluk. Er hat mir mehr über das Amulett erzählt und Granny? Ich habe das Amulett“, erzähle ich ihr und sie lächelt.

„Ich weiß Isabelle. Du hast es geschenkt bekommen und jetzt wo er weiß, dass du es hast, würde er es gerne wieder haben wollen. Doch du möchtest nicht.“

„Stimmt Granny. Es ist doch meins und doch nicht meins. Was soll ich denn machen?“

Granny legt das letzte Messer an seinen Platz und steht dann vor mir. Legt eine Hand auf meine Schulter und lächelt.

„Lass dir Zeit mit deiner Entscheidung Engelchen. Du musst nichts überstürzen“, antwortet sie und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

Kurz darauf erscheinen meine Eltern und von ihnen bekomme ich ebenfalls einen Kuss. Jedoch auf die linke und rechte Wange. Ich kichere und nicke Granny zu.

 

„Gut geschlafen Prinzessin? Du siehst besser aus. Nicht mehr so blass“, sagt Mum und ich lächle.

Wir setzen uns an den Tisch, ich bekomme endlich meinen Kaffee und trinke einen Schluck. Habe ich doch lange darauf verzichten müssen. Anordnung der Ärzte. Aber nun genieße ich jeden Schluck.

„Ich habe sehr gut geschlafen“, antworte ich und lächle.

Meine Eltern sind zufrieden und wir frühstücken in aller Ruhe. Auch Bella frisst ihr Futter und sobald ich fertig bin, gehe ich nach oben um meine Jacke zu holen. Schließlich muss Bella auch raus und ich spaziere gerne an der frischen Luft. Als ich in mein Zimmer komme, ist sofort etwas anders und ich bleibe stehen. Schaue mich um und suche nach Veränderungen. Nichts deutet darauf hin, ich hebe nur die Schultern und hole meine Jacke aus dem Schrank. Ziehe sie an und drehe mich um. Mein Blick fällt auf das Bett und ich halte inne. Es gibt eine Veränderung und mein Atem stockt. Das Buch ist verschwunden.

Kapitel 7

Ich nehme fast mein ganzes Zimmer auseinander, aber das Buch bleibt verschwunden. Auch als ich unter der Matratze nachschaue, ist kein Zeichen davon zu sehen. Da aber mein Hund Bella raus muss, verlasse ich mein Zimmer und gehe nach unten. Dort nehme ich die Leine vom Haken, befestige sie am Halsband meines Hundes und verlasse das Haus. Heute ist ein bewölkter Himmel zu sehen und es kann passieren, dass es auch noch regnet. Nur jetzt nicht, was für mich Glück ist. Einen Schirm habe ich nicht dabei. Langsam spaziere ich mit Bella die Straße entlang, sie beschnuppert alles was sie entdeckt und macht auch ihre Geschäfte. Natürlich räume ich ihre Häufchen weg und die Tüte werfe ich in einen Mülleimer. Nach einer großen Runde kommen wir wieder nach Hause und sobald sie von der Leine ist, rennt sie in den Garten. Ich eile in mein Zimmer, hänge die Jacke weg und suche erneut nach dem Buch. Doch es ist und bleibt verschwunden. Frustriert gehe ich wieder nach unten, nehme mir einen Apfel und setze mich draußen auf die Terrasse. Seufze und esse meinen Apfel.

 

„Na was hast du auf dem Herzen kleine Weltenwandlerin?“

Granny kommt von den Blumenbeeten und hat einen Streifen Erde an der Wange.

„Das Buch ist weg Granny. Jemand hat es gestohlen“, antworte ich ihr und bin noch mehr bedrückt, als vorher.

„Das ist ja schrecklich. Und du hast es nicht einfach nur verlegt und vergessen?“, fragt mich Granny und wischt sich mit einem Handtuch den Streifen Erde aus dem Gesicht.

„Ich habe es auf meinem Bett gehabt und bin frühstücken gegangen. Als ich zurück ins Zimmer kam, war es weg. Mein ganzes Zimmer habe ich auf den Kopf gestellt. Ohne Erfolg“, seufze ich und habe vom Apfel nur noch den Stiel in der Hand.

Granny hat ist nach drinnen verschwunden und kommt nun mit frischen Sachen am Körper wieder zu mir. Setzt sich neben mich und drückt meine Hand.

„Das Buch kann nur von einer einzigen Person gestohlen werden. Von der Person, die auch das Amulett gestohlen hat und hierher gebracht wurde. Du hast das Amulett, wie du es schon bemerkt hast und nun weiß der Dieb, dass du helfen kannst. Da er das Buch jedoch gestohlen hat, ist es unmöglich wieder in die Welt Kaparzien zu reisen“, erklärt sie mir und ich seufze noch mehr.

 

„Dann muss ich das Buch finden. Ich will helfen und den Vampiren ihr Amulett zurückgeben. Sie sollen weiterhin am Tage herumlaufen und nicht nur nachts“, sage ich und bin mir meiner Sache sehr sicher.

Bis es jedoch soweit ist, muss ich das Buch erst einmal finden. Doch wo soll ich anfangen zu suchen?

„Das ist sehr nett von dir meine Kleine. Du gibst ihnen das Amulett wieder, damit sie weiterhin auch am Tage sich bewegen können.“

Ich nicke und atme tief durch.

„Ich freue mich schon auf die Schule. Dann kann ich endlich wieder unter Menschen sein. nicht nur unter Ärzten, Schwestern und anderen Menschen, die krank sind“, fange ich an und Granny lächelt.

„Das wird auch Zeit meine Liebe. Du hast genug Einzelunterricht gehabt.“

Ich sehe Granny an, sie erwidert meinen Blick und dann lachen wir Beide darüber.

 

Am Nachmittag bekomme ich Besuch von meinen Freunden und wir versammeln uns in der kleinen Bibliothek.

„Wir sollen dich lieb grüßen und sie freuen sich alle, wenn du wieder da bist“, fängt Christoph an und lässt sich auf das Sofa nieder.

„Er hat recht. Alle freuen sich schon und können es kaum abwarten, bist du wieder da bist“, fügt Irina noch hinzu und holt die Hausaufgaben aus ihrer Tasche.

Ich nehme sie entgegen und blättere sie kurz durch. Endlich wieder etwas, was mich fordert. Nicht nur das im Krankenhaus, was ich schon gekonnt habe.

„Ich freue mich ebenfalls. Kann es kaum abwarten, endlich wieder zur Schule zu gehen. Wieder mit Freunden zusammen die Pausen verbringen“, sage ich und lächle.

Auch wenn meine Freunde nicht gerne in die Schule gehen, können sie mich schon verstehen. Lange Zeit war ich abgeschottet von allen und jetzt habe ich die Chance, wieder unter Menschen zu sein. Unter Schülern. Ich habe die Hausaufgaben auf den Tisch vor mich gelegt, einen Stift bekommen und gemeinsam erledigen wir sie. Haben Spaß dabei und Granny kommt irgendwann zu uns, um etwas zu trinken zu bringen.

 

„Hier meine Lieben. Frischer Orangensaft für eure qualmenden Köpfe“, sagt sie und stellt die Gläser auf den Tisch.

„Danke Granny. Wo sind eigentlich Mum und Dad?“, frage ich sie und trinke einen Schluck von meinem Saft.

„Arbeiten. Sie haben vergessen es dir zu sagen. Doch ich bin bei euch und passe auf euch auf. Nicht das ihr Dummheiten anstellt“, antwortet sie mir und zwinkert uns zu.

Wir sehen uns an und müssen lachen. Wenden uns dann wieder den Hausaufgaben zu und sind bald damit fertig. Meine Freunde räumen ihre Sachen wieder in die Tasche und ich bringe meine fertigen Hausaufgaben in mein Zimmer. Verstaue sie in der Schublade meines Schreibtisches und wir versammeln uns alle draußen auf der Terrasse. Die Sonne hat es endlich geschafft nach draußen zu kommen und erwärmt uns.

„Sind nicht bald Sommerferien?“, frage ich und meine Freunde nicken.

„Ja in zwei Wochen. Du kannst auch erst nächstes Schuljahr zur Schule gehen“, antwortet Rosalie und ich schüttle den Kopf.

„Nein ich will die letzten zwei Wochen noch nutzen.“

Verständlich, denn ich will nicht noch mehr verpassen. Am Abend verabschieden sich meine Freunde von mir und fahren nach Hause.

 

Als die Woche endlich vorbei ist, kann ich in die Schule und es fühlt sich gut an, als der Wecker klingelt. Ich mache ihn aus, verschwinde dann im Badezimmer und richte mich für den Tag her. Gehe dann mit Bella nach unten, und bevor ich frühstücke, wird erst einmal eine Runde gedreht. Bella macht wie üblich ihr Geschäft, ich räume die Häufchen weg und zu Hause frühstücke ich in Ruhe. Pancakes. Absolut lecker und der Kaffee dazu auch.

„Willst du wirklich wieder in die Schule und nicht erst nach den Sommerferien?“, fängt Mum an und mustert mich genau.

Sucht wahrscheinlich Anzeichen von Schwäche oder Müdigkeit bei mir. Doch ich erfreue mich bei guter Gesundheit und bin auch fit für den Tag.

„Nein Mum. Ich möchte heute wieder zur Schule gehen. Schließlich habe ich schon viel zu lange im Krankenhaus gehockt. Ich will wieder unter Menschen sein und sie sollten möglichst keine weißen Kittel tragen“, antworte ich und Dad legt Mum eine Hand auf ihre.

„Liebling sie wird es schon schaffen. Zudem kann sie deine Mum jederzeit anrufen und diese holt Isabelle dann auch ab“, beruhigt er sie und Mum gibt doch nach.

Also frühstücke ich zu Ende, hole meine Schultasche und gebe meinen Eltern jeweils einen Kuss. Kraule Bella noch hinter den Ohren und schon bin ich aus dem Haus.

 

Stefan wartet schon auf mich, er hat den Van dabei und meine Freunde sitzen ebenfalls dort drinnen. Ich lasse mich lächelnd auf dem Beifahrersitz nieder und sehe sie an.

„Bist du bereit?“, fragt mich Christoph und ich grinse breit.

Fühle mich endlich wieder wie ein normaler Mensch und kann es kaum abwarten.

„Auf jeden Fall. Also auf in die Schule“, antworte ich, meine Freunde lachen und es kann losgehen.

Bis zur Schule brauchen wir nicht lange, parken dann auf unserem Stammparkplatz und steigen aus. Sofort drehen sich alle nach mir um und sehen mir entgegen. Ich habe meine Tasche umgehangen und gehe mit meinen Freunden auf das Schulgebäude zu. Noch im letzten Jahr war es ein altes Haus, welches abrissreif war und nun ist es hochmodern. Die anderen Schüler haben uns einen Weg erstellt und lassen uns durch. Offenbar ist meine Krankheit bis zu ihnen durchgerungen. Kein Wunder. Bis vor meiner Krankheit war ich in der Schule sehr beliebt gewesen. Jetzt auch noch so wie es aussieht. Im Gebäude haben sie uns auch den Weg freigemacht und lassen uns zu unseren Spinten. Dort verstaue ich meine Tasche und hole meine Unterlagen hervor.

„Was haben wir als Erstes?“, frage ich und schließe meinen Spint.

„Mathe“, antwortet Stefan und Christoph verzieht das Gesicht, was uns kichern lässt.

 

Also machen wir uns auf den Weg zu unserem Klassenzimmer und betreten es. Sofort begrüßt mich ein großer Applaus und werde von meinen Klassenkameraden umringt. Sie begrüßen mich mit Umarmungen, lächeln und freuen sich, mich wieder zu sehen. Nach einer ganzen Weile kann ich zu meinem Platz und lasse mich dort nieder. Lege meine Sachen auf den Tisch und kann aus dem Fenster schauen. Meine Gedanken schweifen zu Vincent und Aluk hin und ich frage mich, was sie wohl gerade machen. Ich muss unbedingt das Buch finden, denn sie brauchen mich. Vor allem die Vampire, denn sie müssen das Amulett wieder bekommen. Nur wie kann ich es ihnen bringen, wenn ich das Buch nicht mehr bei mir habe? Schließlich habe ich die letzten Tage danach gesucht und nicht gefunden. Aus den Gedanken werde ich geholt, als mein Lehrer Mr Goodman das Zimmer betritt und alle ruhig werden.

„Guten Morgen Klasse! Hallo Isabelle! Herzlich Willkommen zurück! Wir freuen uns, dass du wieder unter uns weilst und dem Unterricht folgen kannst. Auch wenn es diese eine Woche vor den Sommerferien ist“, begrüßt mich unser Lehrer und ich lächle.

„Ich freue mich ebenfalls Mr Goodman und kann es kaum abwarten, wieder voll mitzumachen.“

Mr Goodman lächelt, stellt seine Tasche auf den Lehrertisch und wendet sich uns zu.

 

„Also habt ihr eure letzten Hausaufgaben gemacht?“, fragt er in die Runde und einige stöhnen auf.

Ich kichere, hole meine Hausaufgaben raus und reiche sie ihm. Er kommt zu mir und nimmt sie auch entgegen.

„Sehr schön. Freut mich, dass du sie gemacht hast, obwohl du nicht gemusst hättest.“

„Ich war froh gewesen, welche zu erledigen Mr Goodman. Es hat mich gefordert und Spaß hat es auch noch gemacht, erwidere ich und er lächelt.

Sammelt noch von den Anderen die Hausaufgaben ein und legt sie vorne auf seinen Tisch. Wendet sich dann der Tafel zu und schreibt ein paar Formeln und Rechenaufgaben hin. Ich schreibe sie mit, schaue sie mir an und löse sie kurz darauf.

„Das sind Aufgaben, die im nächsten Schuljahr dran kommen. Ich will euch nur darauf vorbereiten. Es wird euer letztes Schuljahr sein und da müsst ihr euch besonders gut anstrengen. Schließlich wollt ihr danach einen guten Abschluss haben“, erklärt er uns und ich schmunzle.

Streber? Nein ich komme mit Mathe nur gut klar und niemand braucht mich als Streber abzustempeln. Das sind die Menschen, die Mathe nicht gut können und neidische auf diejenigen sind, die das besser können.

 

Nach Mathe haben wir Kunst und das ist eines meiner Lieblingsfächer. Wir sind im Kunstraum, Staffeln stehen im Kreis und ich lasse mich an einer nieder. Das Thema? Ganz wie wir es wollen. Es ist egal, was wir zeichnen, da es die letzte Stunde in diesem Schuljahr ist. Unsere Kunstlehrerin Mrs Brown freut sich ebenfalls, mich wieder zu sehen und strahlt richtig. Also sitzen wir nun vor den Staffeln und haben zwei Stunden Zeit zum zeichnen und malen. Ich habe also den Bleistift in der Hand und fange an zu zeichnen. Erschaffe ein Bild was tief in meinem Innern sitzt. Male es dann mit den Farben aus und nach dieser Stunde, bin ich fertig. Mustere das Bild und bin überrascht. Ich habe Vincent und Aluk gezeichnet und auf dem Bild haben sie die Arme verschränkt. Lehnen aneinander und das Amulett in der Mitte des Bildes. Bevor die Stunde ganz zu Ende ist, räume ich noch meinen Platz auf und nehme das Bild von der Staffelei. Bringe es in der Pause zu meinem Spint und folge meinen Freunden zum Mittagessen in die Mensa. Dort holen wir uns etwas zu essen und setzen uns an unseren Stammplatz.

„Na wie gefällt dir der erste Schultag? Hast du schon keine Lust mehr?“, fragt mich Christoph und ich muss lachen.

„Eigentlich nicht. Ich bin gerne hier“, antworte ich und Christoph wirkt enttäuscht.

Er geht nicht gerne zur Schule, aber im Gegensatz zu ihm, bin ich gerne dort. Neues lernen und mehr Wissen aneignen, macht mir Spaß.

 

Als es Zeit wird, wieder in den Unterricht zu gehen, trödelt Christoph und Rosalie muss ihn regelrecht mitzerren. Das bringt mich wieder zum lachen und ich kann nicht anders. Ich genieße jeden Tag des Lebens und nehme soviel mit, wie ich nur kann. Niemand kann wissen, wann der letzte Tag auf Erden sein würde. So wie ich. Generell bin ich gesund, aber es kann jederzeit zurück kommen und dann würde ich nicht mehr gesund werden.

„Also übermorgen werden wir einen Ausflug machen. Du kommst doch mit oder?“, fängt Rosalie an und wir kommen in unser Klassenzimmer.

„Klar, wo soll es denn hingehen?“, frage ich und setze mich an meinen Platz.

„Zu einer alten Schlossruine. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas hier gibt“, antwortet Christoph und Stefan verdreht die Augen.

„Jetzt weißt du es und ich komme gerne mit.“

„Super! Du musst deine Eltern nur diesen Zettel unterschreiben lassen. Morgen abgeben und es geht klar“, erklärt mir Irina und reicht mir einen Zettel.

Eine Einverständniserklärung, ich stecke sie in meinen Hefter und nicke. Nehme meine Flasche und trinke einen Schluck. Sobald ich sie weggesteckt habe, geht der Unterricht weiter und ich bin wieder konzentriert. Bis Schulschluss ist und wir nach Hause fahren.

Kapitel 8

Meine Eltern dazu zu bringen, diesen Zettel zu unterschreiben, erweist sich jedoch schwierig. Am Abend sitzen wir zusammen am Tisch und der Zettel für die Einverständniserklärung liegt vor ihnen.

„Bist du dir sicher, dass du dort mitmachen willst?“, fragt mich meine Mum und sieht mich an.

„Ja ich bin mir ziemlich sicher und zudem habe ich doch meine Freunde dabei. Sie werden auf mich aufpassen und die Anderen ebenfalls“, antworte ich ihr und kreuze unter dem Tisch meine Finger.

Hoffentlich darf ich dort mit, denn einen Ausflug machen ist doch wirklich ein wunderschönes Erlebnis. Meine Eltern werfen sich einen Blick zu und atmen gleichzeitig tief durch. Das bedeutet gleich etwas Positives. Ich spüre es.

„In Ordnung. Du darfst mitgehen. Aber nur, wenn du auch Pausen einlegst und dich öfters ausruhst“, gibt Mum nach und ich lächle.

„Versprochen. Ich denke Mr Goodman wird da auch mit aufpassen“, verspreche ich und freue mich nun auf den Mittwoch. Die Einverständniserklärung gebe ich einen Tag später ab und am Mittwoch geht es dann auch schon los.

 

Der Rucksack ist mit viel Essen und Trinken gepackt, mein Handy aufgeladen in der Jackentasche und festes Schuhwerk ist auch angezogen. Ich verabschiede mich von meinen Eltern, sie haben sich den heutigen Tag frei genommen und werden offensichtlich den ganzen Tag lang, vor dem Telefon sitzen. Darauf wartend, ob ich anrufe oder nicht. Ich gehe zum Van von Stefan, steige ein und schnalle mich an.

„So ich habe einen Rucksack voll mit Essen und Trinken und mein Handy ist aufgeladen in der Jackentasche. Es kann also nichts passieren und sollte ich wirklich nicht mehr können, dann soll ich meine Eltern anrufen“, erkläre ich und wir fahren los.

„Wir passen auf dich mit auf und bleiben an deiner Seite. Mr Goodman meint sogar, dass wir öfters Pausen machen, als sonst. Also wird immer auf dich geachtet“, erklärt Rosalie und ich schmunzle.

Wir fahren gleich zum Treffpunkt für unseren Ausflug und sind mit dem Auto eine halbe Stunde unterwegs. Der Verkehr ist ziemlich ruhig, wir halten schließlich auf einem Parkplatz und um uns herum ist Wald. An einem Pfad treffen wir auf Mr Goodman und fünf Mitschülern und Mr Goodman lächelt uns an.

„Guten Morgen zusammen! Bist du stark genug, dass mitzumachen Isabelle? Wir verstehen es, wenn du lieber nach Hause möchtest“, fängt er an und ich hebe eine Augenbraue.

 

„Das schaffe ich schon Mr Goodman. Ich bin gerüstet für diesen Ausflug und zudem macht es mir Spaß“, beruhige ich meinen Lehrer und er ist zufrieden. Nach weiteren 10 Minuten erscheint der Rest der Klasse und wir können losgehen. Mr Goodman führt uns diesen Pfad entlang, dieser windet sich eine Weile und würde dann bergauf gehen. Oben kommen wir bei der Schlossruine an und dort gibt es auch eine Führung. Bis dahin brauchen wir dennoch fast 2 Stunden und auch nur durch mich. Sie wollen alle mehrere Pausen machen und ich habe immer Zeit, mich auszuruhen. Also wird mir nichts passieren, denn ich habe Aufpasser an meiner Seite. Genau genommen 25 Mitschüler. Während wir den Pfad hinaufwandern und die Natur genießen, denke ich abermals an das Buch und habe das Gefühl, am Ende doch aufzugeben. Der Gedanke an Vincent und Aluk hindert mich dennoch daran und ich habe schon fast jeden Winkel von San Diego durchforstet. Dabei ist die Stadt ziemlich groß. Nach einer halben Stunde machen wir die erste Rast und ich setze mich auf einen Baumstamm.

„Wie geht es dir Isabelle? Alles in Ordnung?“, fragt mich Mr Goodman und ich trinke erst etwas, bevor ich ihm antworte.

„Ja es geht mir gut. Sehr gut sogar“, antworte ich ihm und er lächelt.

Zufrieden mit meinem Wohlbefinden, trinkt er auch etwas und schaut sich die Natur an.

 

Meine Freunde sind bei mir und passen auf mich auf. Was ich natürlich sehr schön, aber insgeheim nervig finde. Ich beschwere mich natürlich nicht, denn man kann ja nie wissen und bei meinem Körper bin ich mir auch nicht so sicher. Nicht das er sich doch noch wert und ich nach Hause muss. Das will ich auf keinen Fall und somit ruhe ich mich lieber mehrmals aus, anstatt es durchziehen zu wollen. Nach 15 Minuten gehen wir weiter, erreichen die Hälfte des Pfades und haben schon jetzt einen tollen Ausblick. Der Pfad ist enger geworden, steiler und gefährlicher. Zwar gibt es ein Geländer aber sicher sind wir uns dennoch nicht. Es sieht auch nicht mehr standhaft aus und wahrscheinlich würde es beim nächsten Windstoß den Abhang hinunterfallen. Im Gänsemarsch kommen wir unserem Ziel immer näher, wir machen Fotos und haben viel Spaß. Erzählen Witze und machen noch zwei kleine Pausen, bis wir endlich am Ziel ankommen. Dort gibt es Holtische mit Holzbänken, wir suchen uns einen freien Platz und lassen uns dort nieder. Packen unsere Brote aus und stärken uns. die Schlossruine ist noch ziemlich gut erhalten, ich schaue sie mir an und bekomme große Augen.

 

Das sieht sehr nach dem Schloss von Aluk aus und ich vergesse zu kauen.

„Huhu Isabelle, lebst du noch?“

Stefan holt mich aus meiner Überraschung, ich blinzle und kaue in Ruhe weiter.

„Ja alles in Ordnung. Ich habe nur gemerkt, dass mir das Schloss bekannt vorkommt. Zumindest was davon noch übrig ist“, antworte ich und lächle meine Freunde beruhigend an.

Nicht das sie noch denken, jetzt bin ich total bekloppt.

„Vielleicht hast du ja mal früher hier gelebt. In einer deiner frühen Leben“, meint Irina und wir sehen sie an.

„Gibt es so etwas überhaupt?“, hakt Christoph nach und Irina hebt nur die Schultern.

„Schon möglich. Wer weiß? Zumindest besagt eine alte Legende, dass hier Vampire gelebt haben. Der Anführer, eher ein Fürst hieß Aluk und sie besaßen ein Amulett, was ihnen ermöglichte, auch am Tage herum zu laufen“, erzählt uns Irina und ich bin still geworden.

Heißt das etwa, dass ich in der Vergangenheit war? Aber es gibt doch gar keine Vampire. Nur in den Büchern. Wie in dem Buch was ich gelesen habe und nun verschwunden ist. Gestohlen von irgendjemanden. Das Buch werde ich finden. Da bin ich mir sicher.

 

„Sind Legenden denn wahr?“, fragt Stefan und holt mich somit aus meinen Überlegungen.

„In Legenden stecken immer ein Fünkchen Wahrheit. Sowie in Sagen“, antwortet sie und ich bin nun ganz still geworden.

Also gibt es doch Vampire und Lykaner. Wobei es nicht stimmt und es gibt wissenschaftlich immer wieder eine neue Erklärung.

„So meine Lieben. Seid ihr alle soweit? Wir wollen mit der Führung beginnen“, sagt Mr Goodman und wir packen unsere Sachen zusammen. Als ich meinen Rucksack schultern will, hat Stefan ihn sich schon geschnappt und ich hebe eine Augenbraue.

„Ich möchte dir nur ein bischen helfen“, gesteht er und ist rot geworden.

„Na dann. Komm mein Packesel. Du trägst meinen Rucksack und ich kann mich auf die Führung konzentrieren“, meine ich und muss lachen.

Wir gehen zu den Anderen, eine Frau mittleren Alters steht vor dem Tor und sieht uns lächelnd an.

„Willkommen auf Black Feather, dem ehemaligen Heimatort von Vampirfürst Aluk. Er soll vor 1000 Jahren hier gelebt haben. Leider wurde ihm ein wertvolles Amulett gestohlen und dadurch, dass sie nur noch nachts wandeln konnten, sind sie natürlich gestorben. Ausgerottet durch die Lykaner“, erzählt uns die Führerin und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt.

 

 

Es ist als wenn die Geschichte im Buch zu mir in die Welt gekommen ist. Oder ist das Buch eher eine Erzählung von der damaligen Zeit? Ich habe nie den Autor von diesem Buch gelesen. Werde ich nachholen, sofern ich es endlich mal gefunden habe. Bis jetzt sieht es ziemlich schlecht aus.

„Na dann lasst uns mit der Führung anfangen“, holt mich die Führerin aus meinen Gedanken und wir betreten das Schloss.

Es sieht genauso aus wie im Buch beschrieben und wie ich es gesehen habe. Der alte Kamin, die alte Treppe und der alte Tisch. Alles ist noch vorhanden. Nur das in der Decke ein Loch ist, was mit einer Plane bedeckt wurde. So kann kein Wasser reinkommen.

„Das Schloss wurde 1596 gebaut und ist 1605 fertig geworden. Vampirfürst Aluk ist 1528 zu einem Vampir gewandelt und hat dieses Schloss in Auftrag gegeben. So ist die Legende. Ob es diesen Vampirfürsten wirklich gegeben hat, mag man zu bezweifeln, denn eigentlich gibt es Vampire nicht. In Wahrheit war es ein normaler Fürst gewesen, der wollte, dass dieses Schloss entsteht. Ihr dürft euch gerne umschauen. Seid jedoch vorsichtig, denn es gibt Stellen die nicht ungefährlich sind“, erzählt uns die Führerin und wir teilen uns auf.

 

Ich ebenfalls, mein Weg führt die Treppe hinauf und ich gehe vorsichtig vor. Schließlich möchte ich nicht durchkrachen und mich ernsthaft verletzen. Ein komisches Gefühl, wie als wenn man mich rufen würde, führt mich in den linken Gang und zu einem großen Portrait. Davor bleibe ich stehen und ich mustere es genau. Es zeigt Aluk als einen normalen Fürsten und nichts deutet daraufhin, dass er ein Vampir sei. Doch warum soll ich hierher kommen? Hier geht es nicht weiter und eine andere Tür sehe ich nicht. Dennoch werde ich gerufen, obwohl ich keine Stimme vernehme. Eines jedoch hat mich hierher geführt. Ich hole das Amulett hervor und der rote Rubin in der Mitte der Muschel leuchtet auf. Also bin ich hier richtig. Aufmerksam schaue ich mich um, taste die Wände links und rechts von mir ab und kann nichts finden. Also wende ich mich dem Portrait wieder zu und schaue es mir genau an. Niemand ist in meiner Nähe, ich werfe einen Blick zurück und bin im Gang alleine. Drehe mich zu dem Portrait um, fahre mit den Fingern am Rand entlang und erfühle einen Knopf. Diesen betätige ich, das Portrait schwingt auf und gibt einen dunklen Treppengang nach unten frei. Ich hole mein Handy hervor, schalte die Taschenlampe ein und mache mich langsam auf den Weg nach unten.

 

Kaum bin ich durch den Geheimgang durch, schließt sich das Portrait hinter mir und ich bin in vollkommener Dunkelheit. Nichts ist zu vernehmen bis auf meinen Herzschlag und Tropfen die irgendwo auf Stein auftreffen. Vorsichtig gehe ich die Steinstufen nach unten, komme in einen dunklen Gang und ich werfe selber einen Schatten an die Wand. Der Rubin in der Muschel leuchtet heller und ich brauche mein Handy erst einmal nicht mehr. Hier unten habe ich sowieso keinen Empfang. Also stecke ich es weg und gehe weiter den Gang entlang. Bis ich zu einem Rundraum komme, der Rubin erstrahlt nun in vollem Glanz und ich kann den Raum besser erkennen. Es gibt noch einen weiteren dunklen Gang, der schräg mir gegenüber liegt, in der Mitte des Raumes ist ein Podest und links und rechts davon stehen zwei alte Holzsärge. Langsam gehe ich auf das Podest zu, meine Schritte hallen von den Wänden wieder und als ich nah genug dran bin, kann ich das Buch entdecken. Hier wurde es also hingebracht und hier habe ich es auch gefunden. Erleichtert nehme ich das Buch an mich, halte es gut fest und stecke es unter meine Jacke.

 

Der Rubin erlischt, ich schalte die Taschenlampe meines Handys wieder ein und sehe eine Regung in der dunkelsten Ecke. Starr stehe ich da, halte das Buch gut fest und mein Herz wummert in meiner Brust. Die Angst kommt nun hoch, ich zittere und weiche zurück. Stolpere und falle hin. Ich sehe zu diesem Etwas, kann es erkennen und es ist ein Schatten. Groß und bedrohlich kommt der Schatten immer näher, ich rapple mich auf und halte das Buch gut fest. Zurück komme ich bestimmt nicht mehr, sehe zum zweiten Gang und renne darauf zu. Höre ein Kreischen, verschwinde im Gang und der Schatten dicht hinter mir. Mein Herz wummert, mein Puls rast und ich bin Sport nicht mehr gewohnt. Mein Körper ist schnell entkräftet und ich hole rasselnd Luft. Der Gang geht nach oben, ich renne hinauf und keuche und japse mittlerweile. Spüre den Schatten im Nacken und hole noch einmal alles raus aus meinem Körper. Vor mir ist ein Licht zu sehen, ich sprinte nun darauf zu und sehe, dass etwas den Ausgang versperrt. Ich stoppe davor, drücke dagegen und das Etwas schwingt zur Seite. Ich springe über die Schwelle, knalle das Portrait was mir den Weg freigegeben hat zu und lehne mich dagegen. Noch immer hole ich rasselnd Luft und halte das Buch fest an mich gedrückt.

 

Endlich habe ich es wieder und bin sehr zufrieden. Sobald ich normal Luft holen kann, schaue ich mich um und befinde mich in einem alten Schlafgemach. Ein Himmelbett steht in der Mitte des Raumes, darunter liegt ein verstaubter blutroter Teppich und die Möbel sind mit weißen Tüchern bedeckt. Da ich aber keine Lust mehr habe hier zu sein, verlasse ich das Zimmer und schaue mich um. Gehe den Gang entlang, die Treppe nach unten und nehme von Stefan den Rucksack entgegen. Verschwinde auf der Toilette und dort stecke ich das Buch in den Rucksack. Nun ist es wieder in meinem Besitz und ich kann in aller Ruhe zurück zu Vincent und Aluk. Das Amulett zurück geben und die Vampire haben wieder neue Energie, um weiterhin unter der Sonne wandeln zu können.

 

Kapitel 9

Sobald ich zu Hause bin, eile ich in mein Zimmer und werfe den Rucksack auf mein Bett. Hole das Buch raus und finde Granny im Garten.

„Granny! Ich habe das Buch gefunden“, rufe ich und halte es stolz nach oben.

Granny kommt zu mir und umarmt mich freudig.

„Erzähl mir alles Weltenwandlerin. Deine Eltern sind einkaufen“, sagt sie, geht sich eilig die Hände waschen und kommt dann wieder nach draußen.

Hat etwas zu trinken dabei und stellt mir ein Glas Saft hin. Setzt sich ebenfalls und sieht mich gebannt an. Das Buch liegt dabei zwischen uns.

„Als wir in dieser Schlossruine waren, habe ich das Gefühl gehabt, dass man mich ruft. Also bin ich diesem gefolgt und stand vor einem Portrait von Aluk dem Vampirfürsten. Zuerst wusste ich nicht, was ich dort soll, doch dann habe ich am Rahmen einen Knopf gefunden und das Portrait gab einen Gang frei. Also eine Treppe nach unten und die bin ich hinabgestiegen. Dann einen Gang entlang und kam in einen runden Raum. Dort lag das Buch auf einem Podest und links und rechts standen alte Holzsärge. Ich habe das Buch genommen, da mich der Rubin in der Muschel hingeleitet hat und wollte wieder gehen, als ich einen Schatten wahrnahm. Da ich nicht zurück konnte, bin ich durch einen zweiten Gang und um mein Leben gerannt. Dieser Schatten hat mich verfolgt und von ihm ging eine böse Aura aus. Ich hatte Angst gehabt“, erzählte ich ihr und trinke einen weiteren Schluck von meinem Saft.

 

Granny schweigt kurz und denkt nach. Trinkt dann selber einen Schluck von ihrem Saft und nickt sich selber zu.

„Hast du schon einmal vom Zauberer Maträus gehört?“, fragt sie mich schließlich und ich treffe ihren Blick.

„Ja habe ich. Soweit ich weiß, hat Vincent ihn erwähnt, als ich das erste Mal im Buch war. Oder in derer Welt“, antworte ich ihr und Granny wirkt sehr ernst.

„Du musst wissen, dass Maträus diese Welt erschaffen hat. auch die Lykaner und die Vampire. Menschen ebenfalls. Er herrscht eigentlich über alle, doch beherrscht sie nicht. Diejenigen die er erschaffen hat, gehorchen ihm nicht und das erzürnt ihn. Er will alle unter seiner Kontrolle und den Anfang hat er gemacht.“

„Welchen Anfang Granny?“, frage ich sie und sie lächelt mich nur an.

„Das musst du selber herausfinden. Auf jeden Fall war das sicherlich sein Schatten gewesen und bestimmt hat auch er das Buch gestohlen. Er ist ein sehr mächtiger und böser Zauberer, Isabelle. Nimm dich vor ihn in acht, solltest du ihm jemals begegnen. Er manipuliert seine Opfer und kann ihre Gedanken lesen. Ihnen Bilder in den Kopf setzen und sie das glauben lassen, was sie sehen.“

 

Ich sehe Granny an und bin ernst geworden. Nicht nur das, sondern habe Angst bekommen. Was will ich auch damit? Ich bin doch erst 17 Jahre alt und nur weil ich in zwei Wochen 18 werde, heißt das noch lange nicht, dass ich die Retterin bin. Das ist unmöglich. Natürlich habe ich bei den zahlreichen Büchern die ich gelesen habe, das Verlangen gehabt selber mal Heldin zu sein. Aber nicht so. Das kann ich nicht.

„Granny? Bin ich die Heldin für dieses Buch?“, frage ich meine Grandma nach einer Weile und Bella springt auf meinen Schoß.

Ich kraule sie hinter dem Ohr und sie gibt mir ein beruhigendes Gefühl.

„Ja das bist du meine Liebe. Du bist die Heldin für dieses Buch und du wirst auch das Amulett zurück bringen. Da bin ich mir sicher“, antwortet sie und sagt auch die Wahrheit.

Noch nie hat sie bei solchen Dingen gelogen und ich glaube ihr.

„Ich glaube das schaffe ich nicht Granny. Ich bin als Heldin nicht geboren.“

„Doch das bist du. Du hast den Kampf gegen den Krebs besiegt und du kannst es gegen Maträus auch aufnehmen“, meint sie und lässt sich auch nicht umstimmen.

 

„Ich bin nur ein Mensch und weder eine Lykanerin noch ein Vampir“, widerspreche ich und Granny nimmt meine Hände in ihre.

„Ich vertraue dir Isabelle und wenn es irgendeine Möglichkeit gibt, dort zu leben, dann tue es. Auch wenn es schwer wird für deine Eltern“, sagt sie und ich bin entsetzt.

„Ich kann meine Eltern nicht im Stich lassen Granny! Das geht auf keinen Fall!“

Bevor Granny etwas erwidern kann, hören wir meine Eltern und sie lehnt sich zurück.

„Wir sind wieder da ihr Lieben“, trällert Mum und lächelt verschmitzt.

Ich werfe ihr einen Blick zu und ahne schon, dass sie etwas ausheckt. Auch Dad lächelt und sie setzen sich zu uns an den Tisch.

„Warum guckt ihr so komisch?“, frage ich neugierig und beide werfen sich einen Blick zu.

„Das wird eine Überraschung meine Prinzessin. Wir planen schon für deinen Geburtstag. Deine Freunde kommen doch ebenfalls oder?“, antwortet Dad und ich nicke langsam.

Verstehe sowieso nur Bahnhof und lasse mich überraschen. Muss ich ja und es bleibt mir keine andere Wahl.

„Ähm…soweit ich weiß, ja.“

 

Meine Eltern klatschen synchron in die Hände und reiben sich diese auch noch. Wie zwei böse hinterlistige Trolle, die etwas anstellen wollen. Bei dieser Vorstellung muss ich kichern und schließlich lachen. Es ist eben ein zu komisches Bild. Sobald ich mich beruhigt habe, erhebe ich mich und nehme das Buch an mich. Gehe ins Haus und weiter in mein Zimmer. Bevor ich das Buch verstecke, schaue ich mich gründlich im Zimmer um und verschließe sogar die Balkontür. Erst dann bin ich mir sicher, öffne die Schranktür und dann die Safetür. Dort lege ich das Buch rein, verschließe es gut und dann bin ich wieder unten bei meinen Eltern. Mum ist in der Küche, rührt gerade Teig an und ich geselle mich zu ihr.

„Ich backe heute Pizza und du darfst eine Hälfte davon mit dem belegen, was du am liebsten isst“, erklärt sie mir und ich lächle.

Hole die Sachen aus dem Kühlschrank und ich sehe ihr zu, wie sie den Teig nun knetet. Leider habe ich vergessen, dass es Hefeteig ist und dieser noch eine Weile ruhen muss. Also stelle ich die Sachen wieder in den Kühlschrank und nehme mir einen Apfel. Gehe mit ihm nach draußen und breite eine Decke auf der Wiese aus. Setze mich drauf und Bella ist sofort bei mir. Vielleicht kann ich sie ja mit in die Welt Kaparzien nehmen.

 

Gedankenverloren sitze ich auf der Decke, esse meinen Apfel und kraule nebenbei meinen kleinen süßen Hund. Ob ich wirklich Kaparzien retten kann? Bin ich dafür geschaffen? Mute ich mir das Alles zu? Wer weiß und bis dahin habe ich noch ein bischen Zeit. Als mein Apfel weg ist, gehe ich den Stiel wegwerfen und lege mich auf die Decke. Verschränke die Arme hinter dem Kopf und sehe in den blauen Himmel, der sich langsam verfärbt. Kann die Wellen rauschen hören und entspanne mich. Fast wäre ich eingeschlafen, Bella niest und holt mich aus meinen Tagträumen raus. Ich setze mich auf, sehe wie Mum nach drinnen verschwindet und ich folge ihr. In der Küche rollt sie den Teig aus, gibt Tomatensoße drauf und teilt die Pizza durch einen Käserand. Ich muss darüber kichern und belege meine Hälfte mit Schinken und Ananasstückchen. So liebe ich meine Pizza und alles gehört mir, da meine Familie so etwas nicht isst. Sobald auch Mum fertig ist, schiebt sie die Pizza in den vorgeheizten Ofen und stellt die Eieruhr. So wissen wir dann, wann sie herausgenommen werden muss. Ich hole das Geschirr und Besteck aus den Schränken, lege alles auf das Tablett und trage es nach draußen auf die Terrasse. Stelle es dort auf den Tisch ab und Granny hilft mir den Tisch zu decken.

 

Dad schenkt die Getränke in die Gläser und wir warten auf die Pizza. Nach einer Weile weht ein total leckerer Duft in unsere Richtung und mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Offenbar geht es nicht nur mir so, ich sehe wie Dad sehnsüchtig nach der Eieruhr lauscht und dann meldet sie sich. Wie von der Tarantel gestochen springt er auf und eilt nach drinnen. Mum sieht ihm nach und muss lachen. Hören ein Fluchen, sie verdreht die Augen und folgt Dad, um ihm zu helfen. Weitere 10 Minuten erscheinen dann beide und bringen die Pizza nach draußen. Sie ist in Stücke geschnitten und ich bekomme ein Großes. Nehme sie hoch und puste, bevor ich anfange sie zu essen. Schmeckt vorzüglich und mein Teller ist bald leer. Nun kann ich auch etwas trinken und bin zufrieden. Verbringe mit meinen Eltern noch einen schönen ruhigen Abend und gehe später ins Bett. Der letzte Schultag ist endlich angebrochen und ich sitze schon auf meinem Platz im Klassenzimmer. Meine Freunde bei mir und sie unterhalten sich. Ich male gedankenverloren auf meinem Block herum und merke erst am Ende, dass ich Vincent gezeichnet habe.

„Wer ist das?“, fragt mich Irina und ich schaue auf.

„Ähm…das ist Vincent“, antworte ich und sie runzelt die Stirn.

„Woher kennst du ihn?“

Ich schaue mich um, das Zimmer füllt sich nur langsam und ich wende mich ihr wieder zu.

 

Irina ist meine beste Freundin und kann Geheimnisse für sich behalten. Also erzähle ich ihr alles was mir wieder fahren ist und was ich erlebt habe. Sobald ich geendet habe, hat sich das Zimmer komplett gefüllt und sie setzt sich neben mich. Da ist auch ihr Platz.

„Bist du dir sicher, dass du es nicht nur geträumt hast?“, fragt sie mich und ich schüttle den Kopf.

„Das Buch wurde vor einiger Zeit gestohlen und in der Schlossruine habe ich es gefunden. Ein Schatten hat mich dort verfolgt und war böse gewesen“, flüstere ich ihr zu und merke schon, dass sie mir nicht glaubt.

So ist es auch. Irina schüttelt nur mit dem Kopf und widmet sich Mr Goodman zu, der gerade das Zimmer betreten hat. Ich habe gedacht, meine beste Freundin würde mir glauben aber dem ist nicht so. Somit stehe ich wieder alleine da und habe niemanden, der mir bei Entscheidungen hilft. Ich folge der Zeugnisausgabe, bekomme auch eines und dort sind auch Noten in den einzelnen Fächern. Auch Sport. Das was ich eben bekommen habe, bevor ich krank wurde und ins Krankenhaus musste.

 

Nach dem kurzen Unterricht, sitzen wir draußen auf dem Schulhof und beratschlagen, was wir in den Ferien unternehmen wollen.

„Also zuerst werden wir den Geburtstag von Isabelle feiern, denn sie wird ja nur einmal 18 Jahre alt“, fängt Stefan an und meine Freunde stimmen ihm voll und ganz zu.

„Und was machen wir danach?“, hake ich nach und sehe zu meinen Freunden.

„Naja wir fliegen erst einmal für 2 Wochen nach Paris und Christoph ist mit seinen Eltern zwei Wochen lang in Ägypten“, antwortet Rosalie und ich sehe zu Stefan und Irina.

„Ich bin hier in San Diego. Dieses Jahr fliegen wir nirgendwohin, da wir für Weihnachten schon etwas haben“, meint Irina und Stefan lächelt leicht.

„Wir fliegen nach Brasilien. Für 4 Wochen“, gesteht er und sieht mich kurz an.

„Also ich bin auch die ganze Zeit hier in San Diego. Meine Eltern meinen, dass ich mich erst einmal richtig erholen soll“, erkläre ich und wir stehen nach einigen schweigenden Minuten auf.

Gehen zum Van, steigen dort ein und dann fahren wir nach Hause. Ich verabschiede mich bei meinen Freunden und dann bin ich im Haus. Meine Eltern sind nicht da, sie wollten für ein paar Tage für sich sein und daher ist nur Granny mit Bella anwesend.

 

„Hallo kleine Weltenwandlerin. Endlich Sommerferien. Hast du schon etwas geplant?“, fragt sie mich und ich bringe meine Tasche weg.

Bin kurz darauf wieder bei Granny und kraule Bella, als diese angerannt kommt.

„Ich will wieder zu Vincent und Aluk. Ihnen alles erklären und auch wegen Maträus. Er hat das Buch schließlich gestohlen“, antworte ich ihr und Granny nickt ernst.

„Ja das sollten beide erfahren und das eventuell der Zauberer auch daran schuld ist, dass das Amulett gestohlen wurde. Sicher sind wir uns jedoch nicht. Also was möchtest du heute Abend essen?“

Ich lächle, setze mich an die Frühstückstheke und bekomme ein Glas Orangensaft.

„Bestellen wir uns doch einfach etwas. Sushi. Du weist ich liebe Sushi“, antworte ich und Granny verdreht die Augen.

„Haben wir das nicht erst gehabt?“

„Ja letzte Woche. Aber es war letzte Woche und wir haben nun diese Woche. Das ist ein Unterschied.“

Granny lacht und ich stimme mit ein. Trinke den Orangensaft aus und stelle das Glas weg.

 

Gehe nach draußen in den Garten und schaue mich um. Hole aus dem Gartenschuppen einen kleinen Eimer, eine kleine Schaufel und eine kleine Hake und gehe zu meinem Beet. Es gehört mir schon seit Jahren und endlich kann ich mich wieder darum kümmern. Vorher hat es Granny gemacht, da ich schließlich im Krankenhaus lag und leider nicht konnte. Ich knie vor meinem Beet, rupfe das Unkraut raus und werfe es in den Eimer. Bearbeite die Erde und bin in meiner kleinen Arbeit sehr vertieft. Bella liegt neben mir und sieht mir beim arbeiten zu. Es dauert seine Zeit bis ich fertig bin, ich erhebe mich schließlich und bringe alles weg. Nehme den Gartenschlauch, gehe zum Beet zurück und bewässere meine Pflanzen. Ich habe Erdbeeren und Tulpen. Rosen und Nelken und bin sehr stolz darauf. Den grünen Daumen habe ich von Granny, während meine Mum alles sterben lässt. Am Abend esse ich mit Granny das Sushi, wir schauen uns dabei einen Film an und haben eine schöne Zeit.

Kapitel 10

Die zwei Wochen bis zu meinem Geburtstag vergehen aus meiner Sicht ziemlich schnell und dann ist mein Ehrentag auch schon da. An diesem Morgen wache ich in meinem Bett auf und strecke mich ausgiebig. Langsam stehe ich auf, verschwinde im Badezimmer und gehe duschen. Dabei merke ich Stoppeln auf meinem Kopf und lächle vor mich hin. Endlich kommen meine Haare wieder und spätestens am Ende des Jahres, habe ich keine Glatze mehr. Bis dahin wachsen sie vor sich hin und ich kann ihnen fast dabei zusehen. Sobald ich mit dem Duschen fertig bin, ziehe ich mich an und kontrolliere den Safe. Das Buch liegt noch immer dort wo es sein soll und zufrieden gehe ich nach unten. Bella ist mir gefolgt, draußen ist strahlendes Wetter und genau richtig für meinen Geburtstag. Letztes Jahr hat es geregnet und wir mussten im Haus feiern. Heute nicht. Ich komme in die Küche, es duftet herrlich nach Pancakes und ich setze mich an den Tisch. Schaue mich nach allen um und nur Granny ist da.

„Guten Morgen Weltenwandlerin und alles Gute zum Geburtstag. Deine Eltern sind in der Stadt und besorgen alles für deine kleine Party“, sagt Granny und umarmt mich.

„Danke Granny. Dann werden wir die ganze Zeit alleine hier sein und ich frühstücke erst einmal“, erwidere ich und lächle.

Granny hat sich mir gegenüber gesetzt und frühstückt ebenfalls.

„Ich werde heute mit Bella eine Runde spazieren gehen und du genießt die Ruhe, bevor es losgeht. Zudem hast du heute Geburtstag.“

 

Bella wird hellhörig, schaut von ihrem Futter auf und ich grinse breit.

„Sie hat dich verstanden Granny. Du musst dann also wirklich mit ihr gehen.“

„Damit habe ich kein Problem. Als du diese zwei Wochen im Krankenhaus gewesen bist, war ich ebenfalls mit Bella unterwegs.“

„Ich habe jeden Tag an sie gedacht und mich gefreut, sie wieder zu sehen. Zudem will ich nie wieder ins Krankenhaus. Keine Chemo’s mehr und auch keine Untersuchungen. Das macht keinen Spaß“, gebe ich zu und trinke meinen Kaffee.

Den darf ich endlich wieder trinken und habe ihn sehr vermisst. Es ist eben nicht einfach und im Krankenhaus gibt es kein tolles Essen. Außer man setzt sich selber dafür ein, von meiner Sicht aus und ich habe Erfolg gehabt. Das Essen hat dann richtig lecker geschmeckt. Nur zu Hause schmeckt es am Besten. Granny ist vor mir fertig, erhebt sich und befestigt die Leine an Bella’s Halsband. Zwinkert mir zu und verlässt das Haus. Sobald ich mit dem frühstücken fertig bin, räume ich den Tisch ab und die Küche auf. Schlendere nach draußen in den Garten und schaue mich um. Der Rasen gemäht, der große Tisch für den Nachmittagskaffee steht bereit und glänzt sauber in der Sonne. Ich wende mich meinem Beet zu und sehe, dass die Erdbeeren fast reif sind. Entferne wieder das Unkraut, erfrische meine Pflanzen und höre Stimmen im Haus.

 

Meine Eltern sind wieder da und unterhalten sich. Kommen nach draußen und stellen ihre Einkäufe auf den Tisch, welcher auf der Terrasse steht.

„Hallo Geburtstagskind! Wie fühlt es sich an, 18 Jahre zu sein?“, begrüßt mich mein Dad und umarmt mich.

„Eigentlich so, wie mit 17. Nur ein Jahr älter“, antworte ich und grinse.

„Aber jetzt bist du gesund und wirst es auch im neuen Lebensjahr sein. Nun gehst du aber rein ins Haus und kommst erst wieder raus, wenn wir hier fertig sind. Und nicht schummeln“, sagt Mum und ich verdrehe die Augen.

„Geht in Ordnung Mum. Ich werde ins Haus gehen und erst wieder nach draußen kommen, wenn ihr fertig seid. Vor allem, wenn meine Freunde da sind“, wiederhole ich das, was sie gesagt hat und verschwinde im Haus.

Granny ist ebenfalls wieder anwesend, Bella ist in der Küche und trinkt ihr Wasser. Ich gehe ins Wohnzimmer, lasse mich auf dem Sofa nieder und schalte den Fernseher ein. Suche mir einen Film aus und treffe auf einen Trickfilm. Entspannt lehne ich mich zurück und schaue diesen an.

 

Dabei lasse ich mir das letzte halbe Jahr noch einmal durch den Kopf gehen und bin mit mir selber einig, dass ich es nie wieder erleben will. Zwar besteht noch das Risiko, aber ich gebe nicht auf und kämpfe weiter. Bis ich die Medikamente nie wieder nehmen muss. Ich will ein schönes Leben haben, meinen Abschluss machen und auf ein College gehen. Die erste Liebe, mein erstes Mal und mein erster Liebeskummer. Arbeiten gehen, eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus, ein eigenes Auto und am Ende eine eigene Familie. Ich möchte einfach nur lange glücklich leben und alt werden. Nicht schon jetzt sterben. Um diese Gedanken wegzuschieben, konzentriere ich mich auf meinen Geburtstag und lächle vor mich hin. Ans Sterben will ich jetzt nicht denken und wende mich lieber dem Trickfilm zu. Gegen Mittag klingelt es an der Haustür, ich stehe auf und will die Haustür öffnen, als meine Granny das schon längst erledigt hat. Meine Freunde stehen in der Tür, werden hereingelassen und wir begrüßen uns freudig.

„Happy Birthday Isabelle. Endlich 18. Wurde aber auch Zeit oder?”, grinst Christoph und wird von Stefan in die Seite geboxt.

„Ja endlich 18. Die 7 ist verschwunden und in zwei Jahren schon 20. Wie die Zeit vergeht“, erwidere ich und wir lachen.

Meine Freunde verschwinden in den Garten, ich bleibe im Haus und muss warten.

 

Während der Wartezeit sitze ich im Wohnzimmer und schaue nach draußen. Sehe einer älteren Nachbarin zu, wie sie mit ihrem Hund spazieren geht und lächle. Bella sitzt neben mir, beobachtet den Hund ganz genau und lässt ihn auch nicht aus den Augen. Ich kraule meine Kleine, wir warten gemeinsam und dann endlich darf ich in den Garten kommen. Also mache ich mich auf den Weg, Bella an meiner Seite und gemeinsam treten wir auf die Terrasse. Der Garten ist festlich geschmückt, ein Banner hängt über dem Tisch und dort steht eine Torte. Meine Lieblingstorte. Siruptorte. Diese ist mit 18 Kerzen versehen, alle sind da und strahlen.

„Happy Birthday“, kommt es wie im Chor und ich strahle ebenfalls.

Wie die Sonne am Himmel und nichts kann diesen Tag drüben. Ich lasse mich von allen umarmen, trete auf die Torte zu und puste die ganzen Kerzen mit einem mal aus. Alle applaudieren, geben einen zweiten Tisch frei und dort stehen die Geschenke drauf. Ich nehme das Erste und es ist ziemlich klein. Ich runzle die Stirn, öffne die Geschenkschleife und nehme den Deckel ab. Zum Vorschein kommt ein Autoschlüssel mit einer hellblauen Schleife und ich hebe den Kopf.

„Na möchtest du dein Geschenk sehen?“, fragt mich Dad und ich nicke langsam.

Dad lächelt, führt mich nach vorne zur Straße und dort steht mein Geschenk.

 

Ein hellgrüner Porsche steht in der Einfahrt und ich bekomme große Augen.

„Oh mein Gott! Der ist für mich?“, frage ich und Dad grinst.

Ich gehe zu diesem Auto, öffne es und das Klickgeräusch als es sich entriegelt, ist wie Musik in meinen Ohren. Ich streiche über den frischen Lack, setze mich hinter das Steuer und atme den Geruch vom frisch gekauften Auto tief ein. Meine Finger kribbeln, ich werfe einen Blick zu meinem Vater und er nickt. Also setze ich mich richtig hin, schließe die Autotür und schnalle mich an. Stecke den Schlüssel in das Zündschloss und starte den Wagen. Der Motor schnurrt, ich bekomme eine Gänsehaut und richte alles ein. Werfe einen Blick nach hinten, mein Dad winkt mich aus die Einfahrt und dann bin ich auf der Straße. Strahle und mache eine Rundfahrt. Dieses Auto ist der Wahnsinn und ich genieße diese Fahrt durch die Gegend. Es ist ein wunderbares Gefühl und endlich kann ich selber mit dem Auto zur Schule fahren. Natürlich nehme ich auch meine Freunde mit. Nach einer kurzen Fahrt, biege ich in die Einfahrt und schalte den Motor ab. Ziehe den Schlüssel raus, schnalle mich ab und steige aus dem Auto. Schließe es ab und gehe beschwingt in den Garten.

„Dieses Auto ist der Wahnsinn! Ich liebe es“, lache ich und umarme meinen Dad.

 

„Dass ist das Geschenk von Mum und mir. Wir haben gedacht, du könntest ein Neues gebrauchen, da dein altes Auto beinahe auseinander fällt.“

Ich lache und stimme ihm voll und ganz zu. Dann wende ich mich an die nächsten Geschenke und packe sie alle aus. Kleider, Schmuck und Büchergutscheine kommen zum Vorschein und dieser Geburtstag ist echt perfekt. Es gibt Torte, wir lachen und am Abend sitzen wir alle am Strand, wo wir Würste über dem Lagerfeuer rösten. Mein Geburtstag ist wirklich super und es wird spät, als die Gäste gehen. Ich ziehe mich in mein Zimmer zurück, hole das Buch aus dem Safe und schlage die Stelle auf, welche ich als letztes gelesen habe. Vertiefe mich sofort in die Geschehnisse und spüre dadurch die Ruhe. Bis sich etwas auf meiner Brust erwärmt und ich schaue nach. Das Amulett hat sich erwärmt, der Rubin in der Mitte leuchtet und alles um mich herum verschwimmt. Wie in einem Zeitstrudel umkreist mich alles und ich kann nichts mehr erkennen. Irgendwann legt sich das jedoch, die Umgebung wird klarer und ich sitze auf der Wiese im Buch. Langsam erhebe ich mich und schaue mich um. Alles sieht genauso aus wie bei meinem ersten Besuch. Nur der Himmel ist grau und wird immer dunkler. Als ob es Nacht wird.

 

Ein ungutes Gefühl beschleicht mich und ich laufe los. Durch den Wald und komme dem Dorf näher. Schon von weitem kann ich Ariana sehen und bei ihr halte ich an.

„Oh du bist doch Isabelle! Was machst du hier?“, fragt sie mich und mustert mich genau.

„Ich muss mit Vincent sprechen und es ist dringend“, antworte ich und dulde auch keine Diskussionen.

Ariana hat eine Augenbraue gehoben, die Arme lässt sie sinken und nickt dann.

„Gut ich bringe dich zu ihm, aber du solltest nicht hier sein. Seitdem du das allererste Mal hier erschienen bist, gerät unsere Welt aus den Fugen. Die Menschen bereiten sich auf einen Kampf vor und zwar gegen uns und den Vampiren. Sie meinten eine mächtige Gestalt sei hier um die Welt untergehen zu lassen. Irgendein Idiot hat ihnen diesen Schwachsinn erzählt“, erklärt sie mir und ich bekomme ein komisches Gefühl.

Kann mir ganz genau vorstellen, wer ihnen so einen Mist verzapft hat. Beim Haus von Vincent angekommen, betrete ich es und die Tür schließt sich hinter mir. Es sieht noch genauso aus, wie beim ersten Mal. Vincent kommt aus der Küche, erblickt mich und ist überrascht.

 

„Was machst du hier Isabelle? Du bist in Gefahr“, fängt er an und führt mich zum Sofa.

„Das hat mir Ariana schon gesagt, aber es ist wichtig, wieso ich hier bin. Bei meinem letzten Besuch in eurer Welt war ich bei Aluk und wir haben uns unterhalten. Kämpft nicht gegeneinander, sondern arbeitet zusammen. Zudem weiß ich wo das Amulett ist“, erwidere ich und Vincent hebt eine Augenbraue.

So wie Ariana und vielleicht sind die Beiden Geschwister. Wer weiß.

„Und wo ist das Amulett?“

Ich ziehe die Kette hervor und zeige es ihm. Überrascht rutscht er näher an mich heran und mustert das Amulett genau. Dabei kommt mir sein Geruch in die Nase und mein gesamter Körper kribbelt auf einmal. Vincent riecht so nach Moschus und wilder Freiheit. Sein Hemd hat er nicht ganz geschlossen und ich kann einen kleinen Flaum Brusthaare sehen. Du meine Güte! Er macht mich irgendeine Art und Weise regelrecht an und das habe ich noch nicht richtig mitbekommen.

„Das musst du das Amulett zurück bringen. Die Vampire können sich nur noch nachts bewegen und am Tage schlafen sie. Sind nun schutzlos gegen irgendwelche Angriffe“, erklärt mir Vincent und ich komme aus meinem Träumen wieder raus.

 

Blinzle und sehe ihn an.

„Das weiß ich. Also das sie in Gefahr sind. Es hat gedauert bis ich wieder hierher kommen konnte, denn das Buch wurde in meiner Welt geklaut und in einer alten Ruine die von Aluk ist, habe ich es wieder gefunden. Ein Schatten hat mich verfolgt und ich bin mir auch ziemlich sicher, wer es gestohlen hat. Dieser Jemand ist böse und schreckt vor nichts zurück“, erkläre ich Vincent und hoffe, dass er es mir glaubt.

Vincent mustert mich die ganze Zeit, ich fühle mich unter diesem forschenden Blick ein bischen unwohl und doch zieht er mich an, wie das Licht eine Motte. Nur darf ich mich nicht verbrennen, denn er ist nicht real und es würde mir nur das Herz brechen.

„Ich glaube dir Isabelle und ich kann mir ganz genau vorstellen wer es ist.“

„Und was sollen wir machen?“, frage ich ihn und beginne mich bereits wieder aufzulösen.

Wie ich das hasse. Vor allem, da ich gerne länger bei ihm bleiben möchte.

„Ich werde mit Aluk darüber reden und wir werden einen Plan schmieden. Maträus muss weg. Auch wenn er diese Welt erschaffen hat.“

Ich nicke, spüre plötzlich seine Hand in meiner und wir sehen uns an, bevor alles verschwimmt und ich kurz darauf wieder in meinem Bett sitze. Bella die mich anschaut und ich habe nur einen Gedanken. Maträus muss weg und ich werde helfen, dies mit zu erledigen.

Kapitel 11

Am nächsten Morgen als ich unter der Dusche stehe, denke ich an Vincent und wieder ist dieses kribbeln in meinem Bauch. Wieso habe ich das nicht schon bei meinem ersten Besuch bemerkt? Ach ja, ich war zu überrascht gewesen und habe einen Ausweg gesucht. Jetzt bei meinem dritten Besuch hat es sich bemerkbar gemacht. Ich fühle mich zu Vincent hingezogen und niemand kann es mir verübeln. Er sieht verdammt gut aus mit seinen schwarzen kurzen Haaren und seinen dunklen fast schwarzen Augen. Zudem hat er Brusthaar und unter seinem Hemd habe ich erkannt, dass er Muskeln besitzt. Seufzend lehne ich mit der Stirn an den Fliesen der Dusche und habe die Augen geschlossen. Dieses warme Gefühl fühlt sich gut an. Als würde ich davon schweben. Als ich fast verschrumpelt bin, verlasse ich die Dusche und wickle mich in ein flauschiges warmes Handtuch. Gehe in mein Zimmer, suche mir Klamotten aus dem Schrank raus und trockne mich ab. Ziehe mich an, hänge das Handtuch im Badezimmer über die Heizung und mache mich auf den Weg nach unten, wo nur Granny anwesend ist. Wie soll es auch anders sein. meine Eltern sind arbeiten und ich habe Sommerferien. In der Küche setze ich mich an den Tisch und schenke mir Kaffee in die Tasse. Gebe noch einen Schuss Milch dazu und trinke einen Schluck. Seufze und schmiere mir eine Scheibe Toast, die ich dann auch esse.

 

„Und, hast du heute etwas bestimmtes vor?“, fragt mich Granny und ich schüttle mit dem Kopf.

„Nicht das ich wüsste Granny. Ich könnte Irina anrufen und sie fragen, ob sie Zeit hat. vielleicht kann ich mit ihr etwas unternehmen. Shoppen oder ein Eis essen gehen“, antworte ich ihr und frühstücke in Ruhe weiter.

„Das ist eine gute Idee. Ihr wart schon lange nicht mehr shoppen gewesen oder ein Eis essen. Zudem haben wir schönes Wetter und genau die richtige Zeit dafür“, schmunzelt Granny und ich stimme ihr voll und ganz zu.

Also rufe ich nach dem Frühstück meine beste Freundin an und erkläre ihr die Idee. Sie ist sofort Feuer und Flamme. Würde innerhalb von zehn Minuten bei mir sein und ich gehe in mein Zimmer. Dort hole ich meine Tasche, habe das Buch wieder in den Safe gelegt und halte auf einmal inne. Irgendetwas hat sich gerade verändert und ich schaue mich genau um. Es ist dunkler geworden obwohl draußen die Sonne scheint und ich weiß auch wieso. In einer Ecke meines Zimmers erblicke ich einen dunklen Schatten und zwei rote glühende Punkte. Sofort weiß ich wer das ist und stemme die Hände in die Hüften.

„Hau ab! Du bekommst das Buch nicht und auch nicht das Amulett“, knurre ich und verenge die Augen.

 

Plötzlich wird es richtig kalt in meinem Zimmer, geradezu eisig und vor meinem Mund bilden sich kleine Wölkchen. Eine böse Aura umgibt mich, hüllt mich in ihren schwarzen Mantel und nimmt mir die Luft zum atmen. Es wird immer schwerer, ich werde dadurch in die Knie gezwungen und greife mir an den Hals. Immer mehr drückt eine unsichtbare Hand mir die Luft ab und ich sehe langsam Sterne. Bis ich eine wütende Stimme höre und ich wieder Luft bekomme. Diese böse Aura verzieht sich, es wird wieder hell und ich kann aufstehen. Granny ist an meiner Seite und stützt mich. Ich lasse mich auf dem Bett plumpsen und atme tief durch.

„Maträus“, sagt sie nur und ich nicke.

„Er wollte mich umbringen Granny. Wenn du nicht erschienen wärst, dann wäre es auch passiert“, meine ich und atme tief durch.

„Ich glaube er wollte dir nur einen Schrecken einjagen oder sogar warnen. Du sollst dich nicht einmischen und die Finger von allem lassen. Was du natürlich nicht machst oder?“

Ich sehe Granny an und schüttle mit dem Kopf. Ich lasse Vincent niemals im Stich und Aluk erst recht nicht.

„Ich lasse mich davon nicht abhalten Granny. Nie und nimmer. Gegen den Krebs habe ich gewonnen und gegen Maträus werde ich es auch schaffen“, sage ich ernst und erhebe mich.

 

„Genau das wollte ich hören. Jetzt gehst du mit Irina shoppen oder ein Eis essen und denke nicht weiter darüber nach. Genieße den Tag.“

Ich nicke ernst, schaue mich noch einmal genau um und schon klingelt es unten an der Tür. Gemeinsam verlassen wir mein Zimmer und gehen nach unten, wo ich Irina ins Haus lasse.

„Bereit für unseren Tag?“, fragt sie mich und strahlt.

Ich nehme meine Tasche, schlüpfe in meine Schuhe und gebe Granny einen Kuss auf die Wange.

„Bis später Granny. Ich bringe dir auch etwas“, verabschiede ich mich von ihr und sie umarmt mich noch.

Dann verlasse ich das Haus und Irina beäugt mein neues Auto. Ich grinse breit, sperre per Knopfdruck den grünen Flitzer auf und Irina lässt sich seufzend auf dem Beifahrersitz nieder. Schnallt sich an und sobald ich auch sitze, können wir losfahren.

„Das ist so abgefahren! Dieses Auto ist der Wahnsinn! Ich habe versucht meine Eltern dazu zu überreden, mir auch so eines zu kaufen, aber sie meinten, ich hätte schon ein Auto. Das soll ich öfters fahren und nicht gleich ein Neues haben wollen. Dabei ist mein altes Auto eine lahme Ente“, sagt sie und wir halten an einer roten Ampel.

„Solange du damit noch fahren kannst und es erlaubt ist, im Straßenverkehr mitzuwirken, wirst du kaum Chancen haben, ein Neues zu bekommen“, erwidere ich und Irina seufzt.

 

„Da hast du recht. Es muss erst auseinanderfallen und solange ich nicht nur noch das Lenkrad in den Händen halte, wird es mit einem neuen Auto nichts.“

Wir sehen uns an, müssen bei der Vorstellung lachen und ich parke nach einer halben Stunde in einem Parkhaus. Dort sperre ich gut ab, stecke die Schlüssel in meine Tasche und Irina hakt sich bei mir unter.

„Ich habe noch einmal darüber nachgedacht“, fängt sie an als wir gerade das Einkaufszentrum betreten und ich bleibe stehen.

„Worüber hast du nachgedacht?“, frage ich sie und konzentriere mich auf ein Schuhgeschäft, wo es tolle Schuhe gibt.

„Über das was du mir am letzten Schultag erzählt hast.“

Ich wende den Blick von glitzernden Heels ab und sehe sie an, wobei ich eine Augenbraue gehoben habe.

„Ich glaube dir, denn wieso solltest du dir so etwas ausdenken?“, gibt sie zu und ich richte mich auf.

Lächle und mir fällt ein großer Felsen vom Herzen. Ich umarme Irina und bin sichtlich erleichtert.

„Danke Irina. Ich bin so froh, dass du mir wirklich glaubst“, bedanke ich mich und meine beste Freundin lächelt.

„Aber wie kommst du zu dieser Einsicht?“, frage ich sie und habe die Schuhe vergessen.

 

„Naja ich habe mich an dein Bild erinnert, was du im Kunstunterricht gezeichnet hast und ich war noch einmal bei der Schlossruine. Dort habe ich dieses Portrait von diesem Aluk angeschaut. Dabei spürte ich eine böse Aura und es klingt verrückt, aber ich habe einen Schatten gesehen. Das war ziemlich verrückt und auch total unheimlich“, erzählt sie mir und ich nicke ernst.

„Wie vorhin in meinem Zimmer. Wenn Granny nicht reingekommen wäre, dann hätte der Schatten mich eiskalt erwürgt“, meine ich und Irina sieht mich fragend an.

Also erzähle ich ihr alles haargenau und sie hört mir schweigend zu. Lässt mich ausreden und als ich geendet habe, schweigt sie kurz.

„Ziemlich verrückt das Alles. Du bekommst ein Buch geschenkt und verschwindest in diese Welt. Triffst auf Lykaner und Vampire und ein Schatten verfolgt dich, der zudem auch noch ein mächtiger Zauberer ist“, sagt Irina nach einer Weile und ich nicke langsam.

„Ja das ist alles wirklich verrückt. Dennoch will ich helfen und das Amulett zurück geben“, meine ich und wir betreten endlich den Laden.

Schauen uns die Schuhe an und sind in unseren Gedanken.

„Ich werde dir dabei helfen. Versprochen.“

Ich sehe Irina an und lächle. Sie ist eben meine beste Freunde, die ich je gehabt habe.

„Vielen Dank! Du bist einfach die Beste.“

Irina grinst und wir decken uns erst einmal mit neuen Klamotten ein.

 

Aus Spaß ziehen wir auch komische Sachen an und machen Selfies. Lachen und machen uns über Dinge lustig, die wirklich komisch aussehen. Als wir nach gefühlten Stunden mit der ersten Runde fertig sind, verlassen wir den dritten Laden und gehen erst einmal etwas essen. Mein Magen hat schon wie verrückt geknurrt und ich brauche dringend Nachschub an Fast-Food. Irina ergeht es genauso und schon nach weiteren 15 Minuten sitzen wir an einem Tisch, wo wir Pommes und eine Currywurst essen.

„Welchen Laden wollen wir dann in Angriff nehmen?“, fragt mich Irina nach einer Weile und ich fange an zu grinsen.

„Okay ja ich weiß was du willst und ja ich stimme dir da voll und ganz zu.“

Wir müssen kichern und essen in ruhe zu ende. Dann bringen wir das Geschirr weg und machen uns auf den Weg zu der riesigen Buchhandlung. Als wir den Laden betreten erfüllt mich eine innere Ruhe und mit geschlossenen Augen atme ich den Geruch der Bücher ein. Dann schaue ich mich um und meine Augen funkeln. Dieser Laden ist einfach das Beste, was einem passieren kann und am liebsten würde ich hier einziehen wollen. Wobei ich zu Hause einen eigenen Raum besitze und dieser voll mit Büchern ist. Gut ich gebe es zu. Nicht ganz voll, denn fünf Regale sind noch leer und müssen gefüllt werden. Zudem überlege ich, diesen Raum zu erweitern, denn es wird langsam richtig eng und man kann schließlich nie genug Bücher besitzen.

 

Also gehe ich langsam an den Regalen vorbei und lese die Titel auf den Buchrücken. Ab und zu ziehe ich mal ein Buch aus dem Regal, lese mir den Klappentext durch und schaue mir das Cover an. Mein Korb füllt sich immer mehr, er wird auch schwerer und ich kann ihn bald nicht mehr tragen, da er wahrlich überfüllt ist. Also nimmt ihn eine Verkäuferin ab und stellt ihn lächelnd hinter die Verkaufstheke. Sie kennt mich schon seit Jahren und weiß, dass ich mehr Bücher kaufe, als ich tragen kann. So ist es auch. Ich habe mir einen zweiten Korb genommen, gehe weiter und fülle diesen auch mit Büchern. Als der Korb überfüllt ist, bringe ich ihn zur Kasse und die Verkäuferin scannt alle nacheinander ein. Ein zweiter Verkäufer packt meine Bücher in tragefesten Tüten und lächelt.

„Da hast du aber eine schöne Ausbeute gemacht, Isabelle. Nächste Woche kommt eine Autorin hierher und hält eine Lesung ihres neuen Romans. Du hast übrigens ihr Buch mit gekauft und sie gibt zudem Autogramme“, erklärt mir Mrs Stefanos die Verkäuferin und ich bekomme große Augen.

„Wirklich? Das ist ja fantastisch“, erwidere ich, sie zieht das Buch hervor und zeigt es mir.

Ich lächle, sie steckt das Buch wieder in die Tüte und legt zwei Karten für den besagten Tag vor mich hin. Irina tritt an meine Seite und ihre Augen funkeln.

„Es wäre mir eine Ehre sie zu treffen“, sagt meine beste Freundin und ich bezahle die Eintrittskarten.

Reiche Irina eine und wir nehmen die Tüten. Tragen diese zu meinem Auto und verstauen sie alle im Kofferraum.

 

Diesen verschließe ich gut und wir gehen noch ein Eis essen. Irina entscheidet sich für Melone und Zitrone und ich nehme Schokolade und Engelsblau. Gemeinsam schlendern wir in den Park und lassen uns auf einer Bank nieder.

„Danke, dass ich mit dir hingehen darf. Also zur Lesung und zur Autogrammstunde“, bedankt sich Irina und ich sehe sie lächelnd an.

„Du bist meine beste Freundin Irina und du glaubst mir in der Sache mit dem Buch und dem Amulett, welches ich um meinen Hals trage. Daher ist es doch selbstverständlich.“

Irina umarmt mich und wir essen unser Eis auf. Sobald das erledigt ist, gehen wir zurück zum Auto und steigen dort ein. Schnallen uns an und ich fahre uns nach Hause.

„Das war der beste Tag aller Zeiten gewesen. Den müssen wir wiederholen. Egal wann. Ich bin immer startklar“, sagt Irina und ich lächle.

„Stimmt und wir wiederholen diesen Tag irgendwann. Jetzt sind wir erst einmal mit neuen Klamotten eingedeckt und ich mit Büchern.“

„Nicht nur du. Ich habe auch einen Korb voller Bücher gekauft. Schließlich brauche ich Nachschub.“

Wir sehen uns an und müssen lachen. Vor meinem Haus parke ich und wir steigen aus.

 

Holen unsere Sachen aus dem Kofferraum und bringen sie nach drinnen. Granny kommt uns entgegen und mein Hund Bella freut sich, dass ich wieder da bin. Da ich meine kleine Freundin nicht vergessen habe, überreiche ich ihr einen großen Kauknochen und damit macht sie sich auf und davon. Zumindest bis in den Garten zu ihrem Lieblingsplatz unter dem Apfelbaum.

„Habt ihr das Einkaufszentrum leer gekauft?“, fragt uns Granny und wir kichern nur.

„Nein noch nicht. Irgendwann einmal bestimmt. Wir bringen jetzt erst einmal unsere Einkäufe in mein Zimmer“, antworte ich und gehe mit Irina kichernd nach oben in mein Zimmer.

Dort stellen wir unsere Tüten ab, ich schaue mich in meinem Zimmer ganz genau um und dann bin ich mit Irina wieder unten. Auf der Terrasse setzen wir uns auf zwei Liegen, Granny bringt uns etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu naschen. Wir bedanken uns und lassen den Tag ausklingen, indem Irina ihre Eltern anruft und sie fragt, ob sie bei mir übernachten darf. Die Erlaubnis bekommt sie und wir werden viel Spaß haben. Vor allem kann ich ihr dann mehr über die Welt des Buches erzählen.

Kapitel 12

Seit dem Vorfall in meinem Zimmer ist nichts weiter passiert. Alles ist ruhig und nichts und niemand stört meine Sommerferien. Ich verbringe die meiste Zeit mit Irina und wir haben viel Spaß zusammen. Leider blieb es nicht lange so ruhig, denn wie sagt man so schön? Die Ruhe vor dem Sturm. So ist es auch. Das Wetter ist mies und es regnet schon den ganzen Tag. Meine Eltern sind zu Hause und Granny mit Bella unterwegs. Während mein Vater die Zeitung liest, backt meine Mum einen Kirschkuchen und ich lese das Buch weiter. Bis das Telefon klingelt und Dad abhebt.

„Was? Wann? Wo? Wie geht es ihr? Und dem Hund?. Gut wir kommen sofort. Danke Officer.“

„Was ist denn los Schatz?“, fragt Mum und auch ich habe mich zu ihnen gesellt.

„Ein Auto hat deine Mutter angefahren und sie ist nun im Krankenhaus. Bella geht es gut. sie hat sich total erschrocken. Der Autofahrer hat die Kontrolle über sein Auto verloren und kam auf der nassen Straße ins rutschen“, erklärt Dad und ich bin blass geworden.

„Dann müssen wir sofort ins Krankenhaus fahren. Isabelle du bleibst hier."

„Nein Mum! Ich werde mitfahren. Sie ist meine Granny und ich will hier nicht sinnlos herumsitzen und auf Nachrichten warten müssen“, protestiere ich sofort und habe meine Jacke bereits angezogen.

Dad gibt mir Recht, Mum seufzt und gibt nach. Also fahren wir kurz darauf ins Krankenhaus und werden zum Zimmer meiner Granny gebracht. Ich kann Schwester Agnes sehen und sie winkt mir zu. Ich winke zurück und lächle.

 

Folge jedoch meinen Eltern in das entsprechende Zimmer und dort liegt Granny in einem Bett. Auf der Decke sitzt mein Hund Bella und ich nehme sie sofort an mich, als sie mich erkennt.

„Wie geht es dir Mum?“

Meine Mum ist sehr blass und setzt sich ans Bett.

„Ich fühle mich ziemlich gut und soll diese Nacht hier unter Beobachtung bleiben. Zudem habe ich nur ein paar blaue Flecken und Schrammen. Mehr ist es nicht geworden und das zum Glück. Ich habe noch viel Ziel um nicht den Löffel abzugeben“, antwortet Granny und hat immer wieder so einen Spruch drauf.

Ich glaube selbst wenn sie im sterben liegt, würde sie so etwas noch von sich geben, damit die Trauernden lachen und nicht weinen. Damit meine Eltern mit Granny alleine sein können, gehe ich auf den Flur und finde einen Automaten. Dort hole ich mir einen Becher Kakao und trinke einen schluck. Habe nebenbei Bella im Arm und schaue aus dem Fenster.

„Hallo Isabelle! Du siehst gut aus. Wie geht es dir?“

Schwester Agnes stellt sich neben mich und ich lächle sie an.

„Es geht mir richtig gut. ich war erst vor kurzem mit meiner besten Freundin shoppen und wir haben viel Spaß gemeinsam“, antworte ich ihr und Schwester Agnes freut sich für mich.

 

„Das ist schön zu hören. Deiner Granny geht es auch gut. Für ihr Alter ist sie noch ganz schön rüstig und so schnell haut sie nichts um“, meint Schwester Agnes und wir setzen uns. Bella sitzt auf meinem Schoß und schaut sich um.

„Ja Granny ist ziemlich robust und nicht so leicht niederzustrecken. Sie meint sie wird uns noch alle überleben“, sage ich und wir müssen lachen.

Nach einer Weile kommen meine Eltern wieder und sehen mich lächelnd an.

„Granny möchte noch kurz mit dir sprechen. Wir nehmen Bella derweil mit zum Auto“, meint Dad und ich erhebe mich.

Reiche ihm Bella und gehe zu meiner Granny ins Zimmer. Setze mich an ihr Bett und sie nimmt meine Hand in ihre.

„Das war eine Warnung Weltenwandlerin. Ich habe Maträus gesehen. Er wird nicht eher ruhe geben, bis du sagst, dass du nie wieder zu Vincent und Aluk gehst“, erklärt sie mir ohne umschweife und ich nicke ernst.

„Das weiß ich Granny. Ich habe es geahnt und bist du dir sicher, dass ich weiter machen soll? Ich meine er hat dich schon verletzt. Beim nächsten Mal wird er dich umbringen.“
„Ich bin nicht wichtig Isabelle. Du hast die Aufgabe alles wieder zu richten. Zudem wird er mich nicht umbringen. Das schafft er nicht. Ich habe noch immer den Schutz von Aluk auf mir.“

„Granny du klingst schon wie ein Protagonist aus eines meiner liebsten Bücher“, meine ich und sie grinst.

„So soll es auch sein. Mache dir um mich keine Sorgen. Er hat es auf dich abgesehen.“

Ich mustere Granny und atme tief durch. Auf der einen Seite will ich ihnen helfen und auf der anderen Seite, will ich Granny nicht opfern. Nur was soll ich machen? Am besten Irina fragen. Sie hat immer einen Rat parat und kann mir helfen.

„In Ordnung Granny. Du wirst wieder gesund und ich kümmere mich um Maträus. Der wird sein blaues Wunder erleben.“

 

„Das ist meine Enkelin. Du hast den Kampfgeist deines Großvaters in dir und ich bin stolz auf dich. Das wäre er auch. Zudem werde ich morgen wieder nach Hause kommen und bis dahin ruhe ich mich aus. Lasse mich hier richtig verwöhnen.“

Ich kichere, gebe Granny einen Kuss auf die Stirn und lasse sie alleine. Gehe den Flur entlang, verabschiede mich von Schwester Agnes und trete nach draußen an die frische Luft. Diese atme ich tief ein und schlendere zum Auto meiner Eltern. Steige hinten ein und schnalle mich an, bevor wir losfahren.

„Und was wollte Granny noch von dir?“, fragt mich Mum und sie hat sich zu mir umgedreht.

„Ach sie meinte, ich solle mir keine Sorgen machen und sie wird sich verwöhnen lassen. Morgen kommt sie ja wieder nach Hause“, antworte ich und zum Teil stimmt das auch.

Nur den Rest werde ich nicht erzählen, denn sonst werde ich am Ende in einer Irrenanstalt sein und dann habe ich erst recht versagt. Das darf mir auf keinen Fall passieren. Meine Eltern nicken und dann fahren wir auch schon nach Hause. Ich kraule unterwegs Bella und schaue aus dem Fenster.

„Könnt ihr mich bitte zu Irina fahren? Ich muss mit ihr etwas Wichtiges besprechen“, sage ich und sehe zu meinen Eltern.

„Natürlich Prinzessin. Soll ich dich am Abend dann wieder abholen?“, fragt mich Mum und ich nicke.

„Ja bitte“, antworte ich und sie lächelt.

Also fahren wir einen kleinen Umweg und halten dann vor dem Haus meiner besten Freundin.

 

Ich steige aus, winke meinen Eltern zu und gehe den kleinen Weg zur Haustür entlang. Bevor ich klopfe wird mir schon die Tür geöffnet und Irina lächelt mich an.

„Ich habe dich kommen gesehen. Meine Eltern sind nicht zu Hause. Irgendeine Veranstaltung für krebskranke Kinder und das wird Stunden dauern, bis sie wieder da sind“, erklärt sie mir und ich betrete das Haus.

Hinter mir schließt sie die Tür und führt mich in ihr Zimmer in der oberen Etage. Dort setze ich mich auf ihr großes Bett und schaue mich um. Es sieht noch immer so schön aus, wie ich es in Erinnerung habe. Helle Wände, Bilder von uns als Collagen angebracht und eine Lichterkette ziert noch den Rest.

„Also was hast du auf dem Herzen Isabelle? Ich spüre, dass da etwas ist“, fängt Isabelle an und hat etwas zu trinken auf einem Tablett gebracht.

Das stellt sie ab, reicht mit ein Glas Limonade und setzt sich zu mir auf das Bett. Lehnt sich an das Fußende und streckt die Beine aus. Ich setze mich an das Kopfende und strecke ebenfalls die Beine aus.

„Granny hatte einen Unfall gehabt und wir wissen wer das gewesen ist“, fange ich an und Irina’s Blick verdunkelt sich.

„Maträus stimmts? Der Typ ist gemeingefährlich und gehört verboten. So etwas darf nicht weiter leben“, sagt sie und ich stimme ihr voll und ganz zu.

„Die Lage spitzt sich zu Irina. Irgendetwas müssen wir doch machen um ihn endlich aufzuhalten. Es kann nicht so weiter gehen. Am Ende stirbt noch jemand von meiner Familie“, seufze ich und trinke einen weiteren Schluck von der Limonade.

 

„Du kannst das Amulett und das Buch mir wieder geben“, ertönt eine dunkle Stimme und wir schrecken auf.

Am Fenster hat sich eine männliche Person manifestiert und wir schauen ihn uns genauer an. Er ist groß, hat einen dunkelblauen Umhang an und einen grauen langen Stab. Sein Haar ist grau und weiß, er trägt einen Bart und Irina und ich werfen uns einen Blick zu und erinnern uns an eine bekannte Person aus berühmten Büchern. Natürlich ist der das nicht sondern…

„Maträus. Du wagst es dich hier zu zeigen und mir zu sagen, was ich machen soll?“, frage ich und bin aufgestanden.

„Du Sterbliche willst mir befehlen? Du hast überhaupt keine Ahnung und hast ein loses Mundwerk! Das sollte man dir ganz schnell stopfen, sonst bringt es dich noch in Schwierigkeiten“, zischt Maträus und ich verenge die Augen.

So eine bodenlose Frechheit habe ich noch nie gehört und so hat auch noch nie jemand mit mir gesprochen.

„Was fällt dir ein du unterbelichteter alter Zausel? Du zerstörst die Vampire und Lykaner, weil du denkst, dass du cool bist. Doch das zieht nicht, klar? Ich werde sie retten und du kannst nichts dagegen machen“, erwidere ich und er ist schnell bei mir.

 

Hat eine Hand um meinen Hals gelegt und drückt zu. Ich sehe zu Irina und sie ist noch immer starr vor Schreck.

„Halt deine Klappe Mädel! Du hast keine Ahnung oder? Sobald sie sich gegenseitig vernichtet haben, werde ich bessere und stärkere Wesen erschaffen und dann die Welt regieren. Die Menschen bringen sich ebenfalls mit um, da sie keine Chance gegen die Vampire und Lykanern haben“, raunt er mir zu und ich kann Irina hinter ihm auftauchen sehen.

Sie hat ein altes Mathebuch in den Händen, hebt es an und will ihm damit auf den Hinterkopf schlagen. Doch Maträus dreht sich um und mit einer lässigen Handbewegung, lässt er Irina durch das Zimmer fliegen. Sie kracht gegen die Wand und rutscht daran runter. Hat sich den Kopf angestoßen und ist ganz benommen. Maträus wendet sich wieder mir zu und er hat ein böses widerliches Grinsen aufgesetzt.

„Du gibst mir die Sachen also nicht freiwillig? Dann werde ich sie mir eben mit Gewalt holen“, zischt er mir zu und ich bekomme große Augen.

Offenbar will Maträus genau das bei mir sehen und seine Augen verdunkeln sich. Wie zwei schwarze Punkte sehen sie mich an und dann glühen sie in einem eiskalten Licht auf.

 

„Du wirst alles vergessen. Die Welt der Lykaner und Vampire. Du weist nicht mehr wer Vincent und Aluk sind und du wirst auch nicht mehr nach dem Buch und dem Amulett suchen. Lebe dein Leben normal weiter Isabelle und erfreue dich deiner Gesundheit. Vergiss alles was du bisher über die Welt Kaparzien weist“, höre ich seine dunkle tiefe Stimme und ein Nebel legt sich in mein Gehirn.

Genau dort wo die ganzen Erlebnisse und Erinnerungen an die Welt Kaparzien ist und mein Blick wird glasig. Ich werde losgelassen, falle zu Boden und bleibe dort liegen. Maträus verschwindet und hat etwas mitgenommen. Ich blinzle, setze mich auf und reibe mir den Kopf. Irina kommt zu mir und mustert mich eingehend.

„Isabelle, geht es dir gut?“, fragt sie mich und ich nicke langsam.

„Ja es geht mir gut. Was ist passiert? Wieso bin ich bei dir? Haben wir uns über die Schule unterhalten?“, frage ich sie und Irina hilft mir auf das Bett.

„Nein es ging um das Amulett, um das Buch und um den Zauberer Maträus. Er hat dir die Erinnerungen genommen“, antwortet sie und ist besorgt.

„Was? Wer ist Maträus und wovon sprichst du überhaupt? Welches Amulett und was für ein Buch?“, frage ich sie und bin verwirrt.

 

Irina ist besorgt und leicht blass, als ich sie fragend ansehe und dann verengt sie die Augen.

„Ich glaube ich muss dir helfen, deine Erinnerungen wieder zu bekommen. So einfach lassen wir ihn nicht davon kommen. Das wird er noch bereuen und dann kann er etwas erleben“, schimpft sie, ist aufgesprungen und ich sehe ihr dabei zu, wie sie im Zimmer auf und ab geht.

Hat sie Recht? Habe ich die Erinnerungen verloren? Gibt es wirklich ein Amulett und ein dazugehöriges Buch? Und wer ist dieser Zauberer Maträus? Hat er etwas damit zu tun?

„Doch zuerst musst du mal eine Nacht durchschlafen und dich ausruhen. Das brauchst du jetzt ganz dringend. Morgen können wir uns mehr darum kümmern“, sagt sie schließlich und sieht mich eindringlich an.

„Ja stimmt. Ich bin doch erst aus dem Krankenhaus wieder raus“, erwidere ich und nehme mein Glas Limonade, welches auf dem Nachtschrank steht.

Daraus trinke ich einen Schluck und halte es in meinen Händen fest. Denke angestrengt nach und merke, dass in meinen Erinnerungen etwas verdunkelt ist. Wie feiner undurchdringender Nebel, der nicht weichen will liegt etwas über diesen Erinnerungen und ich muss herausfinden was ich nicht mehr wissen darf. Offenbar ist es sehr dringend.

Kapitel 13

Am Abend holt mich meine Mum von Irina ab und wir schweigen eine Weile.

„Und wie war es bei Irina? Habt ihr alles klären können?“

Ich sehe zu Mum und lächle.

„Ja wir haben alles klären können. Zudem war es sehr schön gewesen bei ihr. Sie ist eben meine beste Freundin“, antworte ich und Mum lächelt.

„Das stimmt. Ihr zwei seid von Anfang an die besten Freunde. Als wir damals hierher zogen, warst du gerade mal zwei Jahre alt. Irina ebenfalls und ihr habt sofort miteinander gespielt. Ein Herz und eine Seele“, erzählt Mum und ich lächle.

Dennoch versuche ich mich an irgendetwas zu erinnern. Leider bleibt es noch immer vergebens. Was ist im Zimmer von Irina passiert?

Mum fährt die Einfahrt rauf und macht dann den Motor aus. Wir steigen aus und betreten das Haus. Ich nehme Bella hoch, die mich begrüßt und kraule sie.

„Hast du Hunger mitgebracht Isabelle? Ich habe viel gekocht“, meint Dad und ich kichere.

„Ja und wie Dad. Ich könnte einen ganzen Büffel verspeisen.“

„Tja da muss ich noch einmal jagen gehen. Büffel ist ausgegangen.“

Mum und ich sehen uns an und müssen lachen. Bella lasse ich wieder runter und sie flitzt in den Garten. Legt sich auf ihren Lieblingsplatz und knabbert an einem großen Hundeknochen.

 

„Du brauchst nicht mehr jagen zu gehen Dad. Ich esse auch das was du gekocht hast“, schmunzle ich und er atmet erleichtert tief durch.

„Dann bin ich aber beruhigt. Heutzutage ist es schwer einen Büffel zu jagen.“

Abermals lachen wir, setzen uns an den Tisch und fangen an zu essen. Dabei denke ich an Granny und vermisse sie wirklich sehr. Natürlich ist sie nur über Nacht im Krankenhaus, aber es ist eine lange Zeit und schrecklich für mich. Sie bedeutet mir eben sehr viel. Nach dem Abendessen helfe ich beim abräumen und gehe dann nach oben in mein Zimmer. Dort lasse ich mich auf dem Bett nieder und kraule Bella, die es sich bequem gemacht hat. Jetzt habe ich genug Zeit um nachzudenken und niemand wird mich dabei stören. Irgendetwas ist auch anders, nur kann ich nicht sehen, was es ist. Langsam stehe ich auf, schaue mich im Zimmer um und kann dennoch nichts finden. Aber es muss hier etwas anders sein. Das Zimmer scheint so normal zu sein, dass ich nichts Ungewöhnliches finden kann. Vor meinem Spiegel bleibe ich jedoch stehen und mustere mich eingehend. Meine Haare sind mittlerweile mehr geworden und ich habe keine Glatze mehr. Mein Gesicht ist wie immer, gar nicht eingefallen und ich habe auch wieder etwas zugelegt. Es scheint alles normal zu sein, bis auf meine Augen. Sie haben einen leichten trüben Glanz angenommen und das ist schon komisch. Eigentlich geht es mir doch gut und ich fühle mich nicht krank. Mein Blick wandert weiter zu meinem Dekolleté und bleibt bei der nackten Haut hängen.

 

Da fehlt etwas. Ich habe dort etwas gehabt. Nur was? Ich kneife meine Augen zusammen, denke angestrengt nach und vor meinem inneren Auge erscheint eine Kette. Diese hat eine Muschel als Amulett und in der Mitte einen roten Rubin. Ich reiße meine Augen auf und mustere mich erneut. Natürlich! Ich habe eine Kette getragen und nun ist sie weg. Warum ist sie weg? Habe ich sie bei Irina verloren? Abermals denke ich angestrengt nach, aber dieser Nebel verschwindet einfach nicht. Ich muss Irina fragen was passiert ist. Sie muss mir helfen, denn sie war bei mir als ich das Amulett verloren habe. Das Amulett war zumindest noch da, als ich bei Granny im Krankenhaus gewesen bin. Bei Irina auch noch und nun ist es verschwunden. Da hilft nur noch eines. Ich brauche Irina. Sie muss morgen unbedingt bei mir sein und im schlimmsten Fall auch übernachten. Also gehe ich nach unten und finde meine Eltern unten im Wohnzimmer. Sie sitzen vor dem Fernseher und schauen sich einen Liebesfilm an.

„Mum, Dad? Darf Irina morgen bei mir übernachten, wenn es ihre Eltern erlaubt?“, frage ich die Beiden und warte auf die Antwort.

„Natürlich darf Irina morgen hier übernachten Isabelle. Ihre Eltern haben bestimmt nichts dagegen“, antwortet Mum und ich eile in mein Zimmer zurück.

Nehme mein Handy und schreibe Irina eine Nachricht.

*Hast du Lust morgen Abend bei mir zu übernachten? Ich muss dich etwas Wichtiges fragen. Isabelle*

Ich schicke die Nachricht ab und setze mich abermals auf mein Bett. Es dauert nicht lange bis ich eine Nachricht bekomme und muss grinsen.

*Na klar habe ich Lust dazu. Wir werden uns einen schönen Mädelsabend machen*

Ich muss lachen, lege das Handy dann weg und gehe duschen. Lasse das warme Wasser wie einen sanften Regen auf mich niederprasseln und habe die Augen geschlossen.

 

Es tut einfach nur gut und ich kann mich so richtig entspannen. Später liege ich im Bett, Bella an meiner Seite und schlafe ein. Am nächsten Tag fährt Dad zum Krankenhaus und holt Granny dort ab. Ich bereite alles für heute Abend vor und freue mich auf Irina. Das Bett ist gemacht, die Balkontür offen und frische kühle Luft weht herein. Es ist abermals ein heißer Tag und den kann man nur im Schatten verbringen. Doch ab morgen soll es endlich mal kühler werden. Sobald ich alles hergerichtet habe, gehe ich nach unten und indem Moment erscheint Dad mit Granny.

„Du bist wieder da Granny! Geht es dir gut?“, frage ich sie und umarme sie.

„Ja alles Bestens. Ich bin fit wie ein Turnschuh und die Ärzte sind überrascht, dass ich in meinem Alter noch so robust bin“, antwortet sie mir und mustert mich kurz.

„Die Meinung von den Ärzten ist die, dass deine Granny über 100 Jahre alt werden kann, wenn sie weiter so fit ist“, bemerkt Dad und ich grinse über das ganze Gesicht.

Dann führe ich Granny nach draußen auf die Terrasse, sie setzt sich an den Tisch und ich schenke ihr etwas Frisches zu trinken ein. Setze mich zu ihr und wir sind alleine. Mum und Dad wollen einkaufen fahren.

„Was ist passiert Weltenwandlerin? Du siehst verändert aus und ich spüre, dass dich etwas verhindert. Tief in dir drinnen“, fängt sie an und ich nehme mir ebenfalls etwas zu trinken.

 

„Ich habe keine Ahnung Granny. Ich war gestern noch bei Irina und dort muss irgendetwas passiert sein, denn das Amulett ist ebenfalls verschwunden“, antworte ich ihr wahrheitsgemäß und fasse mir sofort ans Dekolleté. Noch immer nur Haut.

„Das ist gar nicht gut Enkelchen. Was machst du jetzt?“

„Irina wird heute bei mir übernachten und ich werde sie fragen, was passiert ist. Sie war dabei gewesen, als es passiert ist. Was auch immer“, antworte ich ihr und setze mich aufrecht hin.

Zeige somit, dass ich noch immer meinen Kampfgeist besitze und nicht so leicht aufgebe. Ich werde mich wieder erinnern und dann kann es weiter gehen.

„Das ist gut und auch gut, dass Irina davon weiß. Freunde brauchst du in dieser schweren Zeit, die du gerade durchmachst und die Unterstützung. Da Irina sowieso deine beste Freundin ist, ist es eine gute Wahl, sie genommen zu haben. So kann sie dir immer wieder helfen“, meint Granny und ich nicke.

„Ja sie ist die Beste die es je gibt. Ich bin froh, sie zu haben.“

Granny lächelt und trinkt in Ruhe ihren Saft. Ich mache es ihr nach und genieße die kühle Brise, welche gerade um mich weht. Nach einer Weile sind meine Eltern wieder da und haben gleich Irina mitgebracht.

 

Ich erhebe mich, begrüße meine beste Freundin und sie setzt sich zu uns. Meine Eltern sind in der Küche und bereiten das Mittagessen vor.

„Also was ist bei dir zu Hause passiert?“, frage ich meine beste Freundin und sie schaut kurz ins Haus, ob meine Eltern etwas hören.

„Wir haben uns über den Zauberer Maträus unterhalten und dann ist er erschienen. Er hat mich an die Wand geworfen und dich manipuliert. Dir deine Erinnerungen genommen und das Amulett gestohlen“, antwortet sie mir und ich runzle ungläubig die Stirn.

„Du hast doch noch das Buch im Safe liegen, weil es dort sicherer ist. Lies es einfach“, meint Granny und ich bin überrascht.

Erhebe mich und gehe in mein Zimmer. Dort zu meinem Schrank, öffne den Safe und es liegt wirklich ein Buch drinnen. Dieses nehme ich an mich, gehe wieder nach unten und setze mich abermals an den Tisch. Ein Lesezeichen markiert die Stelle, welche ich zuletzt gelesen habe und dort schlage ich das Buch auch auf. Überfliege die Sätze und der Nebel lichtet sich ganz langsam. Ich fange an mich zu erinnern und bei dem Namen Vincent, habe ich ein ganz warmes Gefühl.

„Vincent. Er ist Lykaner und sieht verdammt gut aus“, flüstere ich und werde rot wie eine Tomate.

„Aha. Du magst ihn wohl“, grinst Irina und ich spüre die Hitze in meinem Gesicht.

„Naja…ähm…er sieht eben so scharf aus“, gestehe ich und sehe Irina und Granny an.

 

Beide werfen sich einen Blick zu und lächeln. Sie wissen genau wie ich mich fühle und offenbar haben sie nichts dagegen. Wobei Vincent nicht echt ist. Oder etwa doch? Granny spürt, dass ich zweifle und legt ihre Hand auf meine.

„Vincent ist echt. In dieser Welt Kaparzien. Du hast Gefühle für ihn und das ist nicht schlimm. Genieße es Weltenwandlerin“, beruhigt sie mich und ich atme tief durch.

„Gut also ich hatte bei dir noch das Amulett gehabt und dann wurde es von Maträus gestohlen. Er ist doch dieser böse Zauberer“, fasse ich zusammen und beide nicken synchron.

Ich denke weiter angestrengt nach und dann löst sich der Nebel. Ich kann mich auf einmal an alles erinnern und meine Augen sind größer geworden. Kurz darauf verenge ich sie wieder und balle meine Hände zu Fäusten.

„Das wird er mir büßen. Dieser miese Bastard! Ich werde den Vampiren und Lykanern weiterhin helfen und das Amulett zurück bringen. Ein weiteres Mal wird er mich nicht daran hindern“, zische ich und Irina drückt meine Hand.

„Ich werde dir so gut es geht helfen Isabelle“, sagt sie und ich lächle sie dankend an.

„So genug geredet ihr Lieben. Es gibt jetzt Mittagessen. Reispfanne“, wirft Mum ein und sie bringt mit Dad das Mittagessen nach draußen.

Beide decken den Tisch, ich bringe das Buch wieder weg und als ich zurück auf der Terrasse bin, kann ich sehen wie Bella ihr Futter schon frisst.

 

„Hast du dann Lust am Strand baden zu gehen?“, frage ich Irina und sie ist sofort einverstanden.

„Natürlich. Ich habe meine Badesachen mitgebracht“, antwortet sie und wir beenden das Mittagessen.

Ruhen noch ein bischen und dann gehen wir unsere Badesachen anziehen. Nehmen uns eine Decke und Sonnencreme mit und Mum überreicht uns einen Korb mit frischen Früchten. Gemeinsam gehen Irina und ich dann nach unten zum Strand und breiten dort die Decke aus. Dad stellt einen Sonnenschirm auf und lässt uns dann alleine.

„Was wirst du jetzt eigentlich machen? Also wegen Maträus?“, fragt mich Irina und wir legen unsere Handtücher noch hin.

Ich setze mich, creme mich noch ein und stütze mich auf den Armen ab. Schaue auf das Meer und genieße es richtig.

„Erst einmal das Amulett wieder finden, denn das ist sehr wichtig und ich brauche es. Sonst komme ich nicht mehr nach Kaparzien“, antworte ich ihr nach einer Weile und Irina nickt.

„Wo fangen wir an zu suchen?“

Ich schaue wieder auf das blaue Meer und denke kurz nach.

„Fangen wir am Besten im Schloss an. Dort habe ich auch damals das Buch wieder gefunden, als es gestohlen wurde. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es Maträus Schatten war, der mich damals verfolgt hatte“, meine ich und Irina ist ernst geworden.

Sie macht sich eben große Sorgen und ich kann sie verstehen.

 

Würde es ihr so ergehen, dann wäre ich auch um sie besorgt.

„Man sieht es mir an oder?“, fragt sie mich plötzlich und ich hebe eine Augenbraue.

„Was sieht man dir an?“

„Naja das ich mir Sorgen mache“, antwortet sie ihre eigene und meine Frage und ich setze mich auf.

„Kann ich verstehen. Ich bin in etwas hineingeraten, was ich niemals für möglich gehalten habe. Vor allem ist das auch noch Wirklichkeit und nicht nur ein komischer Traum.“

„Du hast recht. Erst wirst du krank, dann musst du viel durchmachen und nun das. Dein Leben hat sich ganz schön verändert.“

„Sieht wohl so aus und ich bin froh, dass ich dich noch immer an meiner Seite habe“, sage ich und Irina lächelt.

„Lass uns mal ein bischen schwimmen gehen. Das Wetter ist ganz schön mies zu uns und ich kann eine Abkühlung gut gebrauchen.“

Ich grinse, wir erheben uns und gehen ins Meer, wo wir ein bischen schwimmen. Dabei haben wir viel Spaß und vergessen erst einmal unsere Sorgen. Wir haben schließlich auch noch ein normales Leben und unser Tag ist auch ein schönes Erlebnis. Gemeinsam verbringen wir den Nachmittag am Strand, am Abend gibt es ein Barbecue und wir schauen uns noch einen Horrorfilm an. Nichts trübt dieses Erlebnis und vermiest uns diese Stimmung. Gerade jetzt ist alles perfekt und wir haben keine Ahnung, dass es sich schon bald verändert wird. Und das nicht gerade zum Guten.

Kapitel 14

Gleich am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zu dieser Schlossruine und würden dort nach dem Amulett suchen. Der Regen prasselt auf die Scheiben, die Scheibenwischer geben ihr bestes und wir halten vor dem Pfad, der nach oben führt. Haben unsere Regenmäntel an und die Gummistiefel, ich natürlich in pink und wir machen uns auf den Weg. Es ist rutschig und nass und wir müssen manches Mal aufpassen, nicht hinzufallen. Zudem ist es schwieriger geworden und wir halten uns an den Händen, damit wir uns gegenseitig stützen können.

„Hätte der Regen nicht noch warten können? Das ist doch echt zum kotzen“, schimpft Irina und ich muss grinsen.

„Da hast du vollkommen recht und ich mag den Regen auch nicht, aber Abkühlung tut uns auch mal gut. Vor allem die Flora und Fauna dankt es“, erwidere ich und Irina verdreht die Augen. Sie kann es absolut nicht leiden, wenn ich Fremdwörter benutze. Wobei selbst sie Flora und Fauna versteht.

„Ja die Wiesen und Wälder brauchen das Wasser, aber wir nicht. Der Regen müsste nur dort niederfallen, wo er auch gebraucht wird“, meint sie noch und ich muss darüber lachen.

Schon die Vorstellung ist witzig. Endlich nach einem beschwerlichen Aufstieg kommen wir oben an und merken, dass geschlossen ist.

 

„Und was machen wir jetzt?“, fragt Irina und steht vor dem verschlossenen Tor.

Ich schaue mich um und runzle die Stirn. Sehe Überwachungskameras und das macht die Sache nicht ganz einfach. Wenn das Amulett dort drinnen ist, dann haben wir kaum eine Chance es heute schon zu bekommen. Also müssen wir ein paar Regeln brechen.

„Dann werden wir hier wohl einbrechen müssen“, antworte ich schließlich und Irina bekommt große Augen.

„Was? Isabelle das können wir nicht machen. Wenn wir erwischt werden?“

„Du kannst auch gerne hier draußen warten.“

Ich sehe wie Irina mit sich selber ringt und am Ende doch noch nachgibt.

„Also schön und wie stellen wir das an, ohne gesehen zu werden?“

Ich lächle und gehe einfach den Pfad am Schloss entlang und komme zum Ende der Mauer. Hier gibt es keine Kameras, ich drücke mich an die Wand und Schritt für Schritt komme ich weiter. Irina folgt mir, sieht nach unten und betet flüsternd um ihr Leben. Als die Mauer weiter reingeht, habe ich mehr Platz und warte auf meine beste Freundin. Drehe mich zur Mauer und mustere sie eingehend. Einige Steine sind dunkler, ich drücke gegen sie und sehe wie sie nachgeben. Sie fallen nicht rein sondern wie eine Geheimtür geht es nach innen auf und vor uns erstreckt sich die Dunkelheit.

 

„Ziemlich finster“, flüstert meine beste Freundin und ich hole die Taschenlampe hervor. Schaue mich ein letztes Mal um und dann trete ich in die Dunkelheit. Schalte die Taschenlampe ein und der Lichtkegel trifft auf Statuen die mich im ersten Moment erschrecken. Irina ergeht es nicht anders und sie nimmt automatisch meine Hand. Wir schauen uns an, nicken kurz und gehen langsam los. Je weiter wir reinkommen umso mehr kommt mir alles bekannt vor und ich erinnere mich. Dies ist der Raum, wo ich das Buch gefunden habe und vom Schatten verfolgt wurde. Offenbar gibt es hier auch eine Geheimtür, die noch nicht entdeckt wurde. Ich muss mit Aluk darüber reden sobald ich wieder in Kaparzien bin. Gemeinsam schauen wir uns genau um, suchen alle Ecken ab und auch die Särge. Ja wir haben sie geöffnet, aber sie sind leer und kein Vampir liegt drinnen.

„Also hier ist das Amulett definitiv nicht. Wir sollten uns einen neuen Plan ausdenken, wo wir als nächstes suchen wollen“, sagt Irina nach einer Weile und ich nicke.

Bin schon enttäuscht, aber Maträus macht es uns nicht einfach. Als wir uns umwenden um zu gehen, ertönen Schritte und wir schalten die Taschenlampe aus.

„Ist da jemand? Kommt raus, ich habe das Licht gesehen“, ruft jemand und Irina drückt meine Hand fester.

Wir wenden uns zu und auch wenn ich sie nicht sehen kann, spüre ich, wie sie Angst bekommen hat.

 

„Lass uns schnell von hier verschwinden?“, flüstere ich ihr zu und sie nickt offenbar.

Also wenden wir uns vom näherkommenden Lichtkegel ab und eilen mit schnellen Schritten zur Geheimtür. Durchschreiten die Öffnung und schließen verschließen den Eingang. Bewegen uns an der Wand entlang wieder zurück und bleiben erst einmal stehen, um unser Herz zu beruhigen.

„Das war verdammt knapp gewesen. Gott ich hatte jetzt solche Angst gehabt“, sagt sie und ich stimme ihr voll und ganz zu.

Langsam gehen wir zurück zum Tor und benehmen uns so normal wie möglich.

„Ihr da? Seit ihr ins Schloss eingebrochen?“, fragt uns eine tiefe Männerstimme und wir drehen uns um.

„Nein wieso sollten wir? Wir haben gedacht, dass man hinter dem Schloss weiter wandern kann, aber wir sind fast weggerutscht und abgestürzt. Daher sind wir wieder hierher zurück“, lüge ich und werde von dem Wachmann eingehend gemustert. Schließlich nickt er und ich merke, dass er mir glaubt.

„Ihr solltet auch nicht dort hinten langgehen. Vor allem nicht, wenn es so viel regnet. Es hätte schnell passieren können und ihr würdet entweder sterben oder schwer verletzt unten am Hang“, erklärt er uns und wir nicken langsam.

„Das haben wir auch gemerkt. Wir werden nicht mehr da hinten entlanggehen. Einen schönen Tag noch“, sagt Irina und wir wenden uns um.

 

Gehen wieder zurück zum Auto und unterwegs rutschen wir abermals immer wieder aus. Fallen jedoch nicht hin und sicher kommen wir beim Auto an.

„Also das Amulett haben wir nicht gefunden und wurden zudem fast erwischt. Müssen wir so etwas wiederholen?“, fängt Irina an und sieht zu mir rüber.

Ich wende mich vom Anblick des Schlosses ab und drehe mich zu ihr um.

„Nein das machen wir nicht mehr. Es tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe. Ich wollte nicht, dass du Ärger bekommst, wenn wir erwischt wurden wären“, entschuldige ich mich und Irina fängt an zu grinsen.

„Eigentlich war das ziemlich cool gewesen und ich bin ehrlich gesagt froh, nicht in den Urlaub gefahren zu sein. Mit dir macht es viel mehr Spaß“, bemerkt sie und wir müssen beide lachen.

Steigen dann in meinen Wagen und fahren zurück nach Hause.

„Hast du schon eine Idee wo wir als nächstes suchen sollten?“

Ich fahre in die Einfahrt, schalte den Motor ab und sehe zum Haus. Denke dabei nach.

„Auch wenn es sinnlos klingt, aber wie wäre es denn am Strand? Es gibt dort in der Nähe eine Höhle und vielleicht ist da das Amulett versteckt. Natürlich ist das nur eine Vermutung wie das mit dem Schloss“, antworte ich, habe mich abgeschnallt und steige aus dem Auto.

 

Irina folgt mir und ich schließe ab.

„Egal ob es eine Vermutung ist oder du doch recht hast. Wir werden jeden Platz absuchen und vielleicht ist es wirklich in dieser Höhle“, ermutigt mich Irina und ich lächle sie an.

„Danke für dein Verständnis.“

„Wozu sind beste Freunde denn da? Wir machen jeden Blödsinn mit und jedes Abenteuer.“

Ich hake mich bei meiner besten Freundin unter und wir treten ins Haus.

„Und? War eure Suche erfolgreich?“, fragt Granny sofort und wir ziehen unsere Regenmäntel aus.

„Wir sind durch eine Geheimtür reingekommen aber wir konnten nicht das gesamte Schloss absuchen, da wir erwischt wurden. Leider mussten wir Fersengeld geben und den Wachmann vorne beim Schloss anlügen“, antworte ich und schlüpfe aus meinen Gummistiefeln.

„Das ist natürlich kein schönes Ergebnis, aber San Diego ist groß und ihr habt noch Zeit, bevor die Sommerferien zu Ende sind. Natürlich besteht das Risiko, dass dieses Amulett überall auf der Welt sein kann“, sagt Granny und ich werfe Irina einen Blick zu.

„Wir glauben, dass Maträus es am Strand versteckt hat. In der Höhle, die nicht weit von hier ist“, meine ich und Granny lächelt.

„Er mag ein mächtiger Zauberer sein, aber in etwas verstecken, ist er nicht gerade der Hellste. Vor allem hat er nicht mit meiner Enkelin gerechnet, die so hartnäckig ist. Das hast du von mir. Ich gebe auch niemals auf.“

 

Wir müssen lachen, gehen dann ins Wohnzimmer und trinken warmen Kakao, da wir schon ein bischen durchgefroren sind. Ein paar Tage später ist es wieder so extrem warm und kein Wölkchen am Himmel. Sobald meine Eltern aus dem Haus sind, kommt Irina und ich lasse sie rein.

„Bereit für die Suche nach dem Amulett am Strand?“, fragt sie mich und ist heute enthusiastisch.

Granny und ich werfen uns einen Blick zu und müssen lachen.

„Ja ich bin soweit. Wir können gleich losgehen.“

Irina grinst, ich stecke mein Handy ein und nehme noch etwas zu trinken mit.

„Viel Glück ihr beiden und seid vorsichtig“, sagt Granny und umarmt uns beide.

Bella sitzt neben ihr und sieht uns an. Offenbar will sie so gerne mit, aber wir wollen sie keiner Gefahr aussetzen. Wobei wir selber hoffen, dass uns nichts passiert. Ich möchte ungern ins Krankenhaus zurück. Also machen Irina und ich uns auf den Weg zum Strand und wenden uns nach links. Dort gehen wir am Meer entlang, schauen auch im Sand nach und erhoffen uns hier den Fund des Amuletts. Natürlich haben wir kein Glück und uns bleibt nur noch die Höhle.

„Ich will aber keinen Zaubertrank trinken. Nicht das ich dann genauso wie Dumbledore bin“, fängt Irina an und ich werfe ihr einen Blick zu.

„Ich ebenfalls nicht, aber ich glaube, dass passiert uns nicht. Das hier ist nicht Harry Potter“, beruhige ich sie und wir kommen der Höhle immer näher.

 

Schließlich haben wir den Eingang erreicht, klettern über ein paar Felsen und stehen genau vor der Höhle.

„Also dann wollen wir mal oder? Auf in den sogenannten Kampf“, sagt sie und wir betreten die Höhle.

Es ist kühl, Stalagmiten und Stalaktiten zieren die Höhle und wir gehen langsam immer weiter hinein. Irgendwo tropft es auf einen Stein, das Geräusch schallt an den Wänden zurück und hallt noch nach. Wir schauen uns hier in der Höhle um, dann schalte ich meine Taschenlampe ein und leuchte jede Ecke aus. Die Höhle ist echt groß, wir kommen immer weiter hinein und entdecken einen See. An den Wänden glitzert es durch den See und hat eine beruhigende Wirkung auf uns.

„Wow das ist wunderschön“, entfährt es Irina und ich stimme ihr zu.

Gehe um den See herum und suche jede dunkle Ecke ab. Auch Irina macht das Gleiche wie ich und nur unsere Schritte sind zu vernehmen.

„Hier Isabelle! Ich habe es gefunden“, ruft sie mir zu, ihre Stimme hallt durch die Höhle und ich richte mich auf.

Sehe zu Irina und wie sie das Amulett hochhält. Lächelnd komme ich auf sie zu und nehme es entgegen.

„Es ist wieder da. Ich freue mich und jetzt lass uns aus der Höhle verschwinden“, sage ich und wir machen uns auf den Weg zurück.

 

Nebenbei passen wir auf, dass wir auch hier nicht ausrutschen, halten uns an den Händen und kommen dem Ausgang immer näher. Plötzlich gibt es eine Erschütterung, wir bleiben stehen und sehen uns um. Wie ein Donner kracht es auf der Höhle, Steine fallen zu Boden und die Stalaktiten wackeln in ihren Halterungen.

„Das sieht aber nicht gut aus“, bemerke ich und Irina gibt mir recht.

Also beeilen wir uns näher zum Ausgang zu kommen und haben es fast geschafft, als große Steine nach unten stürzen und uns den Ausgang versperren. Somit sitzen wir hier fest.

„Überhaupt nicht gut. wie kommen wir denn jetzt hier wieder raus?“, fragt Irina, ich ziehe mein Handy aus der Tasche und seufze tief.

„Kein Empfang. Also Granny können wir nicht anrufen“, meine ich und setze mich auf einen Felsen.

Irina macht es mir nach und ich reiche ihr eine Flasche Wasser.

„Also warten wir nur noch darauf, dass uns jemand hier findet. Hoffen wir, dass es nicht zu lange dauert.“

„Da sagst du was. Aber mein Hund Bella wittert Gefahr und sie wird uns bestimmt schnell hier rausholen lassen. Sie kann Hilfe holen. Also sich bemerkbar machen“, erkläre ich und setze mich auf den Boden, wo ich mich an die Wand lehne und die Beine ausstrecke.

So warten wir gemeinsam auf die Rettung durch Bella.

Kapitel 15

Die Zeit zieht sich wie Kaugummi und noch immer ist keine Hilfe auf dem Weg zu uns. Also haben wir uns etwas einfallen lassen und zwar unterhalten wir uns über unsere Vergangenheit.

„Weist du noch wie wir uns damals kennengelernt haben?“, fängt Irina an und ich nicke lächelnd.

„Wie könnte ich das vergessen? Wir sind damals frisch hierher gezogen und ich war erst zwei Jahre alt. Deine Eltern hatten sich gedacht, sie heißen uns Willkommen und sind zu uns gekommen. Es war ein schöner Tag gewesen, da wir grillten und uns so besser kennenlernten. Du hattest so ein süßes gelbes Kleid angehabt mit einer Schleife auf dem Rücken“, antworte ich und Irina muss lachen.

„Das Kleid habe ich geliebt. Wenn es in der Waschmaschine war, saß ich davor und habe gewartet, bis das Waschen fertig war.“

Wir beide lachen und sinnieren der Vergangenheit nach.

„Du hast ein rosanes Kleid getragen und das hatte überall Schleifchen gehabt“, sagt Irina und ich denke daran.

„Ja mein Lieblingskleid. Wie du mit deinem gelben Kleid.“

Ich strecke mich und ziehe den Korb zu uns heran. Irina sitzt neben mir, ich setze mich zu einem Schneidersitz hin und öffne den Korb. Kleine Leckereien von Granny die wir rausnehmen und auch essen. Zumindest verhungern werden wir hier nicht. Nur wissen wir nicht, wie lange wir noch hier gefangen sind.

 

„Als du damals vor mir standest, hattest du einen grünen Teddybären in den Armen gehabt, der fast so groß war wie du.“

„Er existiert noch. Sitzt auf dem kleinen Sofa in meinem Zimmer. Ich bringe es einfach nicht übers Herz ihn wegzugeben.“

„Würde ich auch nicht machen. Der ist einfach zu süß und zudem sieht er aus wie neu. Irgendwann wird er sicherlich mal etwas wert sein.“

„Und auch dann wird er nicht hergegeben. Du hattest übrigens einen blauen Delfin dabei gehabt. Wir haben uns nur angesehen und sind sofort Freunde geworden. Ein Jahr später dann beste Freunde.“

„Das stimmt allerdings. Ein Herz und eine Seele. Im Kindergarten in einer Gruppe, haben nebeneinander Mittagsschlaf abgehalten und nur wir beide haben miteinander gespielt. Nie mit irgendjemand anderem.“

Als ich an die Zeit denke, muss ich unwillkürlich lächeln und Irina ebenfalls. Solche Erinnerungen bleiben ein Leben lang.

„Wirst du eigentlich weiter kämpfen, solltest du wieder an Leukämie erkranken?“

Ich sehe Irina an und schweige kurz. Würde ich weiter kämpfen, sollte ich abermals erkranken?

„Wusstest du eigentlich, dass ich einen Spender bekommen hatte, ohne das ich etwas wusste?“, frage ich sie und Irina nickt langsam.

 

 

„Ja ich bin der Spender für dich gewesen. Ich habe mich testen lassen. Niemand wollte es dir sagen und keine Ahnung wieso. Aber nun weist du es und ich hoffe, du bist uns nicht böse“, erklärt Irina und ich lächle.

„Ich bin so froh, dass ich gesund bin und nun zu deiner Frage. Ich weiß es nicht. Wenn es eine Aussicht auf Heilung gibt, dann ja. Wenn nicht, dann will ich auch nicht mehr kämpfen. Doch ich bin gesund und es wird nicht mehr zurück kommen. Ich will es nicht mehr haben.“

Nach dieser Aussage schweigen wir und hängen unseren eigenen Gedanken nach.

„Ich würde dich sehr vermissen, wenn du nicht mehr leben würdest. Du bist und bleibst meine beste Freundin“, sagt Irina nach einer Weile und hat auf einmal Tränen in den Augen.

„Nicht weinen Irina. Ich lebe noch und werde es noch viele Jahre tun. Wir beide werden gemeinsam im Altenheim zusammen auf der Veranda und sehen unseren Enkelkindern zu, wie sie gemeinsam spielen“, beruhige ich sie, Irina schnieft noch etwas und nickt schließlich.

„Du hast recht. Wie immer. Du wirst nicht wieder so krank und wir werden gemeinsam alt.“

Ich halte Irina in meinen Armen und wir schweigen. Irgendwann laut meinem Handy wird es Abend und wir warten noch immer. Trinken und Essen ist alle, ich habe Durst bekommen und mein Magen knurrt. Auch Irina hat mächtigen Hunger und wir seufzen synchron.

 

Die Zeit schreitet voran, es ist sicherlich schon mitten in der Nacht und dann höre ich auf einmal ein Geräusch. Offenbar hat es auch Irina gehört, wir schauen beide zum verschütteten Eingang und lauschen. Ein dumpfes Bellen ist zu hören, es kann nur von Bella sein und wir erheben uns.

„Isabelle? Irina? Seit ihr dort drinnen?“

„Dad“, flüstere ich und trete näher an den Eingang heran.

„Ja wir sind hier Dad und es geht uns gut. Wir haben nur Hunger und Durst“, rufe ich und sehe zu Irina.

„Keine Angst. Ich habe hier Helfer die mit anpacken, um euch da rauszuholen“, sagt er laut und Bella bellt bestätigend.

Wir hören wie die Steine weggeräumt werden und da wir eingesperrt sind, helfen wir ihnen von unserer Seite aus. Die Steine werden mit der Zeit nur schwerer, ich bin schon schweißgebadet und meine Arme tun mir auch schon weh. Plötzlich leuchtet etwas hinter uns auf, wir drehen uns um und sehen Vincent und Aluk.

„Siehst du das was ich sehe Irina?“, frage ich meine beste Freundin und sie nickt mit offenem Mund.

 

Die Beiden treten zu den Steinen und räumen sie zur Seite. Wir starren sie an und sind total baff. Dann schaue ich zu meinem Amulett und der rote Rubin leuchtet in einem schwachen Licht. Immer mehr Steine werden weggeräumt und dann verschwinden unsere Helfer. Auf der anderen Seite wird immer mehr freigeräumt und der Rubin hat aufgehört zu leuchten. Kurz darauf gibt es eine Öffnung, diese wird immer größer und dann sehen wir meinen Dad.

„Na kommt ihr zwei. Alle machen sich schon sorgen um euch“, meint Dad und hat eine Hand ausgestreckt.

Irina ergreift sie zuerst und Dad hilft ihr raus. Dann mir und ich atme tief durch. Endlich in Freiheit. Ich schaue mich um, Rettungskräfte sind mit vor Ort und haben Irina mitgenommen. Zwei weitere Sanitäter nehmen mich in ihre Mitte und führen mich zum Krankenwagen. Dort werden wir behandelt, dann gehen die Türen des Krankenwagens zu und wir fahren zum Krankenhaus. Irina und ich schauen uns an und fragen uns, wieso wir dorthin fahren. Uns fehlt ja praktisch nichts, außer das wir großen Hunger und auch Durst haben. Im Krankenhaus nimmt uns Schwester Agnes entgegen und lächelt mir zu.

„Dann wollen wir doch mal schauen ob ihr auch in Ordnung seid“, meint sie nur und führt uns in eines der vielen Behandlungszimmer.

Dort wird zuerst Irina untersucht, für gut befunden und dann bin ich dran. Auch ich werde gründlich von Kopf bis Fuß untersucht und das Ergebnis ist, dass wir nur etwas zu essen und zu trinken brauchen.

 

Das haben wir schon seit Stunden gewusst. Endlich nach einer halben Stunde können wir das Krankenhaus wieder verlassen und Mum und Dad erwarten uns auf dem Parkplatz.

„Oh Gott wir haben uns solche Sorgen um euch gemacht. Als Granny gemeint hat, ihr wärt am Strand bei der Höhle, haben wir uns nichts dabei gedacht. Doch je mehr Zeit verstrich und ihr nicht aufgetaucht seid, haben wir uns Sorgen gemacht. Bella losgeschickt und sie hat euch dann gefunden. Eingesperrt in der Höhle. Wenn ihr mit unter den Steinen gewesen wärt. Gar nicht auszumalen“, sagt Mum und nimmt uns beide in die Arme.

„Alles gut Mum. Uns ist nichts passiert. Wir sind gesund und unverletzt“, beruhige ich sie und kann sehen, wie Mum sich ein paar Tränen aus den Augen wischt.

Verstehe ich vollkommen, denn sie hat noch immer Angst um mich und will mich auch nicht verlieren. Daher auch diese emotionale Seite, die seit Weihnachten stark hervorgetreten ist. Davor hat sie nie geweint oder nur bei Filmen. Daher nehme ich ihre Hand und drücke sie beruhigend.

„Du musst keine Angst haben Mum. Alles in Ordnung.“

Mum atmet tief durch und nickt. Auch Dad nimmt uns in die Arme und drückt uns kurz an die Brust. Dann steigen wir ins Auto und fahren nach Hause.

„Irina deine Eltern möchten dich auch gerne wieder sehen, da sie sich ebenfalls Sorgen gemacht haben. Du kannst aber auch gerne morgen erst nach Hause und bei Isabelle übernachten“, schlägt Mum vor und lächelt.

„Ich werde bei Isabelle mit übernachten. Gebe aber meinen Eltern bescheid“, erwidert Irina, holt ihr Handy hervor und ruft ihre Mum kurz an.

Sie telefonieren die Fahrt über, beenden dann das Gespräch als wir bei mir sind und wir steigen aus.

 

„Meine Eltern sind einverstanden und freuen sich, dass es mir gut geht. Daher darf ich bei Isabelle übernachten“, sagt sie und ich freue mich.

Schließlich können wir nicht genug miteinander Zeit verbringen. Heißt aber nicht, dass ich sterben werde. Nein es ist einfach nur schön, mit einem lieben Menschen zusammen zu sein. Selbst wenn es die beste Freundin ist. Sobald wir im Haus sind, werden wir von Granny auch noch einmal fest umarmt und Bella freut sich ebenfalls. Ich nehme sie hoch und werde sofort von ihr abgeleckt. Ich kichere, reiche sie an Irina weiter und auch sie wird abgeleckt.

„Bin ich froh, dass es euch beiden gut geht. Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht“, sagt Granny und wir lächeln.

Sie wirft einen Blick auf mein Dekolleté und lächelt. Ja die Kette habe ich wieder um meinen Hals und niemand wird sie abermals stehlen können. Granny zieht uns auf die Terrasse und dort auf dem Tisch steht schon das Essen bereit. Irina und ich setzen uns und fangen an zu essen. Endlich wird unser Hunger gestillt.

„Also war die Kette doch in der Höhle“, fängt Granny an und wir nicken synchron.

Als wären wir Zwillinge. Meine Eltern genehmigen sich ein Glas Wein und lassen uns alleine.

„In der Höhle ist etwas komisches passiert“, sage ich nachdem ich gegessen habe und lehne mich mit meinem Glas Saft zurück.

 

„Und was ist da passiert? Etwas Ungewöhnliches?“, fragt Granny und ist sofort hellhörig geworden.

„Der Rubin hat aufgeleuchtet, als Rettung da war und dann waren Vincent und Aluk bei uns. Sie haben auf unserer Seite die Steine und Felsen weggeräumt. Als Dad mit den Helfern fast durch war, sind sie wieder verschwunden und der Rubin erloschen“, antworte ich ihr und Granny ist hellauf begeistert.

„Wirklich? Dann ist es also doch wahr, was die Bestimmung aussagt.“

Begeistert klatscht sie in die Hände und sieht uns freudig an.

„Was für eine Bestimmung?“, fragt Irina und Granny lächelt nur vor sich hin.

Sie macht auf so geheimnisvoll und wird es uns nicht verraten.

„Das solltet ihr selber herausfinden. Ihr beide und nicht einer alleine. Ich würde sagen, ihr schaut mal in der Buchhandlung in der 5th Ave nach und lasst euch nicht vom ersten Anblick täuschen.“

Granny zwinkert uns zu, tut so als wäre sie müde und geht ins Haus. Wir sehen ihr nach und dann wenden wir uns zu.

„Deine Granny ist wirklich geheimnisvoll. Zudem haben wir etwas Neues, was wir in Angriff nehmen werden“, meint Irina und ist sehr ernst dabei.

 

Ich gebe ihr vollkommen recht, wir trinken noch unseren Saft aus und bringen dann die Gläser in die Küche. Räumen sie in den Geschirrspüler und sagen meinen Eltern gute Nacht. Verschwinden in meinem Zimmer und gehen nacheinander duschen. Eine halbe Stunde später sitzen wir auf meinem Bett und Irina hat das Buch auf ihrem Schoß. Sie hat angefangen zu lesen und ich sehe ihr gebannt dabei zu. Dann klappt sie das Buch wieder zu und schaut sich den Einband an.

„Die sehen echt nicht schlecht aus die Beiden. Meinst du es kommt zu einem Kampf wegen Maträus?“

„Das weiß ich nicht. Ich habe noch nicht zu Ende gelesen.“

Irina nickt und reicht mir das Buch zurück. Ich stehe vom Bett auf, lege das Buch zurück in den Safe und geselle mich zu Irina auf das Bett. Wir legen uns hin, kuscheln uns in die große Decke und sehen nach oben.

„Ich hoffe es geht alles gut aus. Hätte nie für möglich gehalten, dass ich so etwas erleben werde. Wenn wir das jemanden erzählen, dann werden wir sofort in eine Klapse gesteckt.“

Ich drehe mich auf die Seite und sehe sie lächelnd an.

„Stimmt auch wieder, aber wir werden es niemanden erzählen. Nie und nimmer. Nur Granny, du und ich wissen etwas davon. Niemand anderes. Meine Eltern würden mich zu den besten Therapeuten schleifen die es hier in San Diego gibt“, sage ich, Irina lacht und dann wird sie leiser.

Ich merke, dass sie eingeschlafen ist, drehe mich wieder auf den Rücken und sehe in die Nacht. Alles ist ruhig, mich überkommt die Müdigkeit und dann bin ich auch ins Land der Träume entschwunden.

Kapitel 16

Für ein paar Tage sind Irina und ich unter Beobachtung und können das Haus nicht verlassen. Wir unterhalten uns jeden Tag über Skype und tauschen uns aus.

„Ja meine Eltern wollen ganz sicher sein, dass ich nichts schlimmes habe“, sagt sie und trinkt einen Schluck ihrer Cola.

„Meine Eltern ebenfalls. Sie sind noch immer sehr besorgt und haben Angst, dass ich bewusstlos werde und etwas Schreckliches habe“, erwidere ich und schaue aus dem Fenster.

Die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend blau und wir könnten es genießen. Das Problem sind aber unsere Eltern. Wir haben sozusagen Hausarrest bekommen und dürfen erst wieder raus, wenn unsere Eltern es für gut befinden.

„Wie lange bist du eingesperrt?“, frage ich meine beste Freundin und sie verzieht das Gesicht.

„Eine Woche lang. Das ist wahrhaftig Hausarrest.“

Ich verziehe ebenfalls das Gesicht und mache eine Grimasse, was Irina lachen lässt.

„Dito. Bei mir auch. Meine Eltern wollen mich erst wieder frei lassen, wenn sie sich ganz sicher sind, dass ich nichts Schlimmeres habe, als zuerst angenommen. Dabei waren wir nur ein paar Stunden in der Höhle eingesperrt.“

Irina seufzt und lehnt sich gegen ihr Kopfteil des Bettes. Ich mache es ihr nach und strecke die Beine aus. Der Laptop liegt auf meinen Beinen und Bella am Fußende meines Bettes.

 

„Sobald wir entlassen werden, fahren wir zu dieser Buchhandlung. Ich will wissen, was es mit dieser Bestimmung auf sich hat“, erwähnt Irina nebenbei und ich nicke ernst.

„Auf jeden Fall. Ich will es auch wissen und bin ganz neugierig. Jeder Tag macht mich total hippelig und ich muss aufpassen, dass meine Eltern nichts Falsches denken. Am Ende werde ich noch in die Klinik geschleift und es werden Tests gemacht, wieso ich auf einmal so überdreht bin.“

„Wie bei mir. Ich kann es kaum abwarten und zähle schon die Tage. Ich streiche sie sogar am Kalender ab.“

Ich sehe Irina an und muss lachen.

„Wie im Gefängnis, wo die Insassen diese Striche an der Wand malen. Immer wieder einen Tag abstreichen bis zur Entlassung“, meine ich und Irina nickt heftig.

„Na gut Isabelle. Ich muss noch etwas erledigen. Vorbereiten für den Entlassungstag. Wir sprechen uns später.“

„Einverstanden Irina. Bis später.“

Wir klinken uns gleichzeitig aus und ich klappe den Laptop zu. Bella legt sich sofort neben mich und ich kraule sie. Seufze und warte ebenfalls auf die Freilassung. Natürlich wird es noch 2 Tage dauern. In dieser Zeit beschäftige ich mich mit meinen Träumen und denke darüber nach. Seitdem ich das Amulett wieder habe, bekomme ich jede Nacht einen wirren Traum und erschaudere bei diesem Gedanken.

 

Immer wieder ist es eine andere Situation, Vincent und Aluk bekämpfen sich und in meinem letzten Traum war Vincent tot. Dadurch bin ich aufgeschreckt und mein Herz raste wie ein ICE. In den anderen Nächten haben die Menschen die Vampire überfallen und alle nacheinander umgebracht. Oder alle sind vernichtet und die Welt eine trostlose Landschaft, wo Maträus regiert. Ich kann mir aber auch denken, wer das Alles verursacht. Maträus. Er will mich noch immer aufhalten, aber ich werde nicht aufgeben, sondern weiter machen und am Ende werde ich Aluk das Amulett wieder geben. Wahrscheinlich hätte ich das schon viel eher machen können oder sollen, aber bis jetzt habe ich es nicht geschafft. Zudem bin ich mir auch nicht sicher, ob ich je wieder in die Welt Kaparzien zurückkehren kann. Deswegen besitze ich es noch und in nächster Zeit wird es an Aluk weiter gegeben. Die restlichen Tage in Einzelhaft vergehen ziemlich langsam und schleppend und ich bin froh, als Irina danach wieder vor meinem Haus steht. Ich freue mich, wir umarmen uns und ich lasse sie nach drinnen.

„Hey du bist aus der Einzelhaft entlassen wurden“, bemerke ich und Irina grinst breit.

„Ja man hat mich entlassen und noch etwas auf den Weg mitgegeben. Ich solle bloß auf mich aufpassen und keine solchen Abenteuer mitmachen. Ich sei doch erwachsen und keine 10 mehr“, erwidert sie und Granny kichert, als sie das gehört hat.

„Ihr habt mir wirklich leid getan ihr beiden. Es war riskant aber ihr habt es überstanden und eure Eltern sind eben übervorsichtig“, erklärt sie und hat uns etwas zu trinken zubereitet. Wir setzen uns wie immer auf die Terrasse, genießen die frische Luft und das kühle Wetter.

 

„Wir haben die Woche gut überstanden und wurden auch entlassen. Nun können wir zu dieser Buchhandlung fahren und nach dieser Bestimmung schauen“, sage ich und Irina und Granny nicken gleichzeitig.

„Es ist eine Pergamentrolle vom Besitzer der Buchhandlung sicher verwahrt. Ich habe einen Brief verfasst den gibt ihr ihm und wundert euch nicht. der Buchhändler stammt aus Kaparzien“, erklärt sie uns und lächelt wissend.

Irina und ich werfen uns einen Blick zu und sind überrascht.

„Wirklich? Das ist ja wow Granny.“

Granny lächelt und erhebt sich. Verschwindet ins Haus und wir sitzen derweil schweigend auf der Terrasse. Nach kurzer Zeit kommt sie wieder und überreicht mir einen Briefumschlag. Darin ist der Brief und ich stecke ihn in meine Tasche.

„Wollen wir dann mal losfahren?“, frage ich Irina und wir erheben uns synchron.

„Aber sicher doch. Noch länger will ich nicht im Ungewissen bleiben. Das geht gar nicht. ich bin die ganze Woche über neugierig gewesen und habe es kaum abwarten können“, antwortet meine beste Freundin, hat ihre Tasche genommen und wir nicken Granny zu.

Verlassen das Haus, ich schließe mein Auto auf und wir steigen ein. Schnallen uns an und kurz darauf fahren wir los zu dieser Buchhandlung.

 

Unterwegs hören wir klassische Musik und ansonsten ist Stille im Auto. Die Fahrt dauert eine halbe Stunde, ich parke dann direkt vor dieser Buchhandlung und wir steigen aus. In dieser Straße ist es sehr ruhig, nur selten kommt ein Auto vorbei gefahren und ansonsten ist hier Grabesstille. Ich wende mich zur Buchhandlung um und mustere diese eingehend. Sie sieht schon ziemlich alt aus, die Schrift über der Tür blättert langsam ab und lässt nur schwer vermuten, dass sie goldfarben gewesen ist. Ich sehe Irina an, nicke ihr zu und sie hakt sich bei mir unter, bevor wir diese Buchhandlung betreten. Sofort kommt uns der Geruch von alten Büchern entgegen und unwillkürlich muss ich tief einatmen. Ich liebe frisch gekaufte Bücher und auch Bücher die etwas älter riechen. Irina hat mich beobachtet und grinst nun breit. Ja sie kennt mich eben ziemlich gut. Stickig ist es im Laden und auch sehr staubig. Wir schauen uns um und entdecken eine verlassene Verkaufstheke. Dort treten wir näher heran, ich sehe eine Klingel und haue kurz drauf. Schweigend warten wir und nach einer Weile erscheint ein Mann aus dem hinteren Bereich. Groß ist er, hat schwarzes langes Haar und dunkle Augen und ich weiß sofort was er ist. Ein Lykaner.

„Guten Tag die Damen! Wie kann ich euch behilflich sein?“

Seine Stimme ist kräftig, er ist auch größer als wir und sicherlich erst Ende 30. Ich hole den Brief aus der Tasche und überreiche ihn dem Mann.

„Meine Granny wollte, dass ich Ihnen den Brief überreiche“, erkläre ich ihm und er nimmt den Brief entgegen.

Öffnet diesen, setzt sich eine Lesebrille auf und dann herrscht Stille. Während ich ihn beobachte kann ich sehen, dass seine Augen immer größer werden und er uns dann über den Rand seiner Lesebrille eingehend mustert. Sein Blick fällt dann auf das Amulett und er legt den Brief zur Seite.

 

„Du bist die Weltenwandlerin. Ja du trägst das Amulett von Aluk dem Vampirfürst“, sagt er und legt die Lesebrille zur Seite.

„Im Brief steht drinnen, dass ihr beide beste Freundinnen seid und eine Bestimmung für euch ist“, fügt er noch hinzu und wir können nur nicken.

Der Mann lächelt, wendet sich ab und verschwindet durch einen Vorhang nach hinten. Derweil warten wir vor der Theke und ich male Kreise in den Staub, der auf der Theke liegt. Es dauert nicht lange, bis der Mann wieder kommt und eine Pergamentrolle bei sich hat.

„Es hat lange gedauert aber nun ist es soweit. Die Bestimmung ist an euch beide und es ist eure freie Entscheidung. Viel Glück.“

Er überreicht mir die Rolle, ich halte sie in meiner Hand und nicke langsam.

„Danke Sir. Wir werden die Pergamentrolle erst zu Hause öffnen“, bedanke ich mich und lächle.

„In Ordnung und falls du wieder bei den Lykanern bist, dann sage Vincent einen schönen Gruß von mir.“

„Und von wem genau?“, fragt nun Irina und ich freue mich innerlich, dass sie auch etwas sagt.

„Von Mardon. Er wird wissen, wen ihr meint. Beziehungsweise du meinst.“

„Okay mache ich. Sofern ich in nächster Zeit wieder dort auftauchen werde“, verspreche ich sogar, wir verabschieden uns von ihm und verlassen den Laden.

 

„Sehr seltsam das Alles. Unser Leben hat sich komplett verändert.“

„Und wie. Alles hat angefangen, als ich ein Wochenende zu Hause war und diese ganzen Geschenke bekommen habe“, erwidere ich und wir steigen ins Auto.

Irina hält die Rolle fest, ich starte den Wagen und wir fahren nach Hause. Unterwegs fängt es an zu regnen und ich schalte die Scheibenwischer wieder an. Gerade als ich in die Straße einlenke wo ich wohne, erscheint vor uns Maträus und ich bremse stark ab. Die Reifen geben ein quietschendes Geräusch von sich und wir bleiben abrupt stehen. Maträus grinst, verschwindet und wir sehen uns an.

„Was sollte das denn? Der ist doch komplett gestört“, schimpft Irina und ich stimme ihr voll und ganz zu.

Fahre schließlich weiter und das ganz vorsichtig. Man kann nie wissen, dass er nicht doch wieder auftaucht und dann bauen wir einen Unfall. Dann bekommen wir noch mehr Hausarrest als wir schon hinter uns haben. Das wollen wir auf keinen Fall erleben. Dann können wir unsere Sommerferien komplett vergessen. Endlich sind wir bei mir zu Hause angekommen, steigen aus und verschwinden nach drinnen. Granny kommt sofort aus dem Wohnzimmer, sieht die Pergamentrolle und ist sehr ernst.

„Habt ihr sie schon gelesen?“, fragt sie sofort und wir verneinen.

Gemeinsam gehen wir ins Wohnzimmer zurück und dort steht schon alles bereit. Kakao und Kekse.

 

Irina und ich lassen uns auf dem Sofa nieder und atmen tief durch. Granny hat sich in den Sessel gesetzt und angespannt nach vorne gelehnt. Erwartungsvoll sieht sie zu uns rüber und die Rolle liegt auf dem Tisch. Da Irina sie nicht an sich nimmt, werde ich es tun und halte sie gut fest. Atme tief durch, breche das rote Siegel auf und entrolle das Pergament. Es ist schon ziemlich vergilbt und die Schrift sehr alt. Ich kann es kaum lesen. Ein letzter Blick zu Granny und Irina und dann fange ich an zu lesen.

„Aus alter Zeit wird neue Zeit,

Das Dunkle wird verbannt und das Licht erhellt die Welt.

Weltenwandler aus einer Zeit voller Liebe und Sicherheit,

Stehen im Kampf gegen die Magie an der Seite der Lykaner und Vampiren.

Doch wehe den Weltenwandlern, sind sie zu lange dort

Sie kommen niemals wieder fort.

Auf ewig bleiben sie ein Leben lang,

Zeit vergeht und Frieden steht.“

Ich beende dieses merkwürdige Gedicht und sehe Irina und Granny verständnislos an.

„Was hat das zu bedeuten? Weltenwandler sind zu lange dort?“, fragt Irina und auch ich schaue zu Granny.

 

„Das ist ganz einfach. Die alte Zeit in Kaparzien neigt sich dem Ende zu. So wie ein altes Jahrtausend sich verabschiedet und ein Neues beginnt. Die Weltenwandler seid ihr Beiden, denn ihr kommt aus der Zeit voller Liebe und Sicherheit. Das Dunkle wird verbannt und das Licht erhellt die Welt. Ihr vertreibt dort das Graue und das Dunkle. Lasst Licht in diese Zeit. Ihr Beide steht im Kampf gegen Maträus Seite an Seite mit den Lykanern und den Vampiren. Doch der Rest ist eine Warnung. Wenn ihr zu lange in Kaparzien sein, dann sterbt ihr hier in dieser Welt und könnt nie wieder zurück“, erklärt sie uns und Stille breitet sich im Haus aus.

Nur Bella ist zu hören, die gerade einen Knochen in der Mache hat und darauf herumkaut.

„Wir sind sozusagen die Auserwählten, um Maträus zu vernichten und an der Seite der Lykaner und Vampire zu kämpfen?“, fragt Irina schließlich und Granny nickt.

„Ihr müsst das aber nicht machen. Es ist nur eine alte Prophezeiung und muss nicht eingelöst werden. Auch wenn es eine Bestimmung ist, habt ihr noch immer die freie Wahl“, antwortet Granny und Irina und ich sehen uns an.

Ob wir wirklich in der Lage sind, so etwas durchzustehen? Was wenn wir zu lange in Kaparzien sind? Dann kommen wir nie wieder hierher zurück und bleiben für immer bei Vincent und Aluk. Ich würde meine Eltern nie wieder sehen und meine Freunde auch nicht. Rosalie, Stefan und Christoph. Irina ergeht es nicht anders, denn sie ist blass geworden und muss wie ich das Alles erst einmal verdauen.

Kapitel 17

Ich habe mir für diese Nacht einen Besuch bei Vincent vorgenommen und das Amulett bringt mich auch dorthin. Dieses Mal erscheine ich am Rand dieser kleinen Gemeinde und gehe langsam an den Häusern vorbei. Es ist düster und die Sonne fehlt hier eindeutig. Niemand ist zu sehen und wenn doch, dann verschwinden sie schnell wieder in ihren Häusern. Ich komme bei Vincent an, klopfe und betrete das Haus. Schaue mich um und es sieht so aus wie immer. Schwaches Licht erhellt alles und ich höre Schritte. Vincent kommt von oben nach unten, erblickt mich und hat ein Lächeln auf den Lippen. Also freut er sich, dass ich hier bin.

„Isabelle! Es ist schön, dich wieder zu sehen. Ich habe dich ehrlich gesagt vermisst“, begrüßt er mich und nimmt mich überraschender Weise in die Arme.

Das gibt mir ein wohliges Gefühl und mein Herz schlägt schneller. Ich schmiege mich eng an ihn und er spürt es, denn er zieht mich noch enger an sich.

„Ich muss gestehen, dass ich dich auch vermisst habe. Du machst etwas mit mir Vincent, dass ich nicht erklären kann. Es ist ein beruhigendes Gefühl in deiner Nähe zu sein“, gestehe ich und bin rot geworden.

Vincent sieht mich von oben herab an und noch immer lächelt er.

„Ich habe jeden Tag an dich denken müssen und deinen Besuch herbei gesehnt. Am Liebsten würde ich dich nie wieder gehen lassen.“

Meine Augen werden größer und mein Mund klappt auf. Liebevoll legt Vincent einen Finger unter mein Kinn und klappt meinen Mund wieder zu.

„Was meinst du damit?“, frage ich ihn und er führt mich zum Sofa.

Dort lassen wir uns nieder und er hält meine Hand in seiner. Seine Hand fühlt sich rau an und auch zugleich weich.

 

„Ich meine damit, dass ich dich nicht mehr vergessen kann. Isabelle ich liebe dich.“

Da ist es. Diese drei Worte die runter gehen wie Öl und ein wohliges Gefühl breitet sich in meinem gesamten Körper aus. Meine Wangen sind erhitzt und mein Herz schlägt schneller.

„Vincent, ich liebe dich auch. Das habe ich schon die ganze Zeit gewusst und nun kann ich es frei heraus sagen.“

„Dann will ich dich jetzt küssen. Dich schmecken und einfach nur in meinen Armen halten.“

Ich fühle die tiefe Liebe von ihm zu mir, er kommt meinen Lippen immer näher und dann treffen wir aufeinander. Sanft und vorsichtig küssen wir uns, seine Finger vergraben sich in mein Haar und der Kuss wird intensiver. Irgendwann müssen wir aber auch Luft holen und sehen uns dabei tief in die Augen.

„Wie Sonne im lauen Abendwind. So schmeckst du. Nach Freiheit in den Wäldern“, sagt er und ich werde wieder rot.

„Du schmeckst nach Freiheit, Kampfgeist und einem Hauch von zarter Sommerprise“, gestehe ich und Vincent lächelt darüber.

„Das klingt wunderschön“, flüstert er und wir küssen uns wieder.

Können uns gar nicht mehr voneinander trennen und bevor ich mich versehe, bin ich auch schon auf seinen Armen.

 

Er trägt mich nach oben in ein Schlafzimmer, legt mich auf sein Bett und stützt sich rechts und links von meinem Kopf ab.

„Ich muss noch etwas gestehen. Es ist mein erstes Mal“, gestehe ich und spüre die Hitze in meinen Wangen brennen.

„Das ist nicht schlimm. Ich werde auch ganz vorsichtig sein“, haucht er und dann küssen wir uns wieder.

Seine Zunge dringt in meinen Mund, erforscht alles und dann liefern sich unsere Zungen einen kleinen Kampf, wo seine Zunge dann gewinnt. Dabei gehen seine Hände auf Wanderschaft und haben den Saum meines Shirts ergriffen. Er zieht es mir über den Kopf und legt es zur Seite. Mustert mich eingehend und lächelt. Hoffentlich lacht er nicht gerade, denn ich trage im Bett keinen BH. Doch er streicht über meine weiche Haut und küsst sich von meinen Gesichtsknochen nach unten zu meinem Kinn. Ich knöpfe sein Hemd auf, streiche es ihm von seinen Schultern und sehe Muskeln über Muskeln. Sein Brusthaar ist schwarz, ich fahre mit den Fingern hindurch und sehe wie Vincent eine Gänsehaut bekommt. Er lässt sich aber nicht davon beirren, küsst von meinem Kinn weiter nach unten am Hals entlang und kommt meinen Brüsten immer näher. Ich spüre mein Herz in meiner Brust schlagen und bäume mich Vincent entgegen, als er an meiner Brustwarze saugt. Darüber leckt und auch leicht knabbert. Mit der Anderen macht er dasselbe und küsst sich weiter nach unten. bis zu meinem Bauchnabel, seine Zunge dringt dort ein und er leckt einen Kreis um meinen Bauchnabel.

 

Zieht mir meine Jogginghosen aus, legt sie zu meinem Shirt und mustert meinen rosanen Slip. Wirft mir einen Blick zu und schmunzelt.

„Süß. So etwas tragt ihr also in deiner Welt. Eine Premiere für mich“, sagt er und ich bin rot geworden.

Doch er lässt sich nicht davon beirren und zieht mir den Slip aus. Nun liege ich nackt unter ihm und er stutzt.

„Wow! Du bist da ja komplett kahl. Wie macht ihr das?“

„Ähm…Heutzutage rasieren wir uns da unten, um die lästigen Haare wegzubekommen. Eine neue Mode sozusagen“, antworte ich ihm und stöhne auf, da er mit der Zunge darüber geglitten ist.

Ein sanftes Ziehen spüre ich in meinem Unterleib und das ich bereit für ihn bin. Vincent lächelt, erhebt sich und zieht seine Hose aus. Darunter ist er ebenfalls nackt und ein Flaum schwarzes Haar ist über seinem Geschlecht. Dann kommt er wieder zu mir auf das Bett, spreizt meine Beine und küsst mich innig. Ich spüre ihn genau an meiner Scheide, darf mich auch nicht verkrampfen und entspanne mich. Somit kann ich ihm das Eindringen erleichtern. Das macht er auch. Vorsichtig schiebt er sich immer weiter rein, hält kurz inne und sieht mich an. Sein Blick fragt mich ob ich soweit bin und ich nicke kurze. Ja für ihn bin ich bereit und offenbar habe ich auch nur auf ihn gewartet. Also zieht er sich ein Stück zurück, küsst mich und mit einem schnellen Stoß hat er mich entjungfert. Ein leiser Schrei ist über meine Lippen gekommen, er hat diesen mit seinem Mund aufgefangen und ist komplett in mir drinnen.

 

Dieses Gefühl nehme ich erst einmal richtig wahr und wir sehen uns an. Sanft und vorsichtig bewegt sich Vincent, wir küssen uns, meine Finger verkrallen sich in sein Haar und meine Beine habe ich um seine Hüften geschlungen. Mein erstes Mal ist wunderschön, sinnlich und berauschend. Ich spüre, dass wir Beide dem Ziel näher kommen und es auch nicht mehr lange dauert. Vincent erhöht das Tempo, unser Keuchen vermischt sich in diesem Raum und dann kommen wir gemeinsam. Schießen hinauf in den siebten Himmel, ich bäume mich auf und sein Name kommt über meine Lippen. Auch er ruft meinen und wir sind noch für einen kurzen Moment im Wandel der Lust, bis wir uns beide entspannen und dann liegt er auf mir. Ich habe meine Arme um ihn gelegt und streiche ihm über den Rücken, der schweißbedeckt ist. Meine Atmung normalisiert sich und mein Herz nimmt seinen normalen Rhythmus wieder auf. Auch Vincent kommt von seinem Höhenflug wieder runter, entzieht sich mir und lässt sich neben mir in die Kissen sinken. Hat die Augen geschlossen und alle Gliedmaßen von sich gestreckt. Ein Lächeln ist auf seinen Lippen.

„Habe ich dir wehgetan?“, fragt er mich, ich drehe mich auf die Seite und stütze meinen Kopf auf der Hand ab.

„Ganz und gar nicht. es war wunderschön gewesen. Du bist wunderschön“, antworte ich und er muss lachen.

„Männer sind nicht wunderschön. Das sind die Frauen. Wir Männer sind stark und mutig und ruppig.“

 

Ich verziehe das Gesicht und strecke ihm die Zunge raus.

„Es gibt ein Badezimmer nebenan. Dort kannst du dich gerne frisch machen.“

Ich lächle, stehe auf und gehe nackt ins Badezimmer. Es hat einen Badezuber, eine Waschschüssel und ein Tuch. Wasser gibt es auch, ich gebe davon etwas in die Waschschüssel und mit dem Tuch wasche ich mir den Schweiß vom Körper. Trockne mich danach ab und komme zurück ins Schlafzimmer. Sammle meine Sachen vom Boden auf und ziehe mich an. Plötzlich klopft es unten an der Tür und ich höre Aluk’s Stimme.

„Vincent? Kommst du bitte mal runter? Und hallo Isabelle!“

Ich kichere, Vincent zieht sich eilig an und wir gehen nach unten. Aluk steht im Raum, mustert uns und fängt an zu grinsen.

„Verheimlichen könnt ihr das nicht. Selbst ich rieche es“, bemerkt er und Vincent wirft ihm einen vernichtenden Blick zu. Aluk muss jedoch darüber lachen und umarmt mich zur Begrüßung.

„Wo hast du denn das Amulett?“, fragt er mich und ich ziehe es aus der Hosentasche.

„Gut. Behalte es noch eine Weile, denn bei dir ist es sicherer aufgehoben. Maträus versucht es zu bekommen.“

„Hat er schon gehabt und versteckt. Auch das Buch war weg. Hat er gestohlen. Wie das Amulett und mich manipuliert. Also ich hatte keine Erinnerungen mehr gehabt. Nur Irina meine beste Freundin hat mir helfen können.“

 

Aluk wird ernst und nickt. Dann runzelt er die Stirn und seine Augen werden groß.

„Die Prophezeiung der Weltenwandler. Zwei Frauen die an unserer Seite sein werden um Maträus zu vernichten.“

Ich werfe Vincent einen Blick zu und nicke bestätigend.

„Ja es stimmt. Irina und ich werden es sein. Wir haben die Prophezeiung erst heute gelesen.“

„Dann brauchen wir einen Plan.“

Aluk setzt sich auf das Sofa und Vincent geht etwas zu trinken holen. Ich lasse mich auch auf dem Sofa nieder und Vincent kommt wieder. Reicht uns jedem einen Becher und ich trinke einen Schluck. Tee. Der schmeckt einfach. Vincent setzt sich ebenfalls und streckt die Beine aus.

„Also warum bist du hier Aluk?“, fragt mein Freund und ich muss innerlich kichern.

Mein Freund. Wie das klingt, aber es stimmt. Vincent ist mein Freund und mein Gefährte. Hier sind es Gefährten und Gefährtinnen

„Wir müssen einen Plan erarbeiten Vincent. Maträus muss weg und zwar so schnell wie möglich. Der Anschlag der Menschen sind wir nur knapp entkommen, haben aber viele Tode zu beklagen. So kann es nicht weiter gehen und das nächste Mal wollen sie zu euch. Alles nur wegen Maträus“, antwortet Aluk und trinkt auch seinen Tee.

Das ist mir neu. Wusste noch gar nicht, dass Vampire ebenfalls Tee trinken.

 

„Du hast recht Aluk. Das kann wirklich nicht so weiter gehen. Vor allem verhindert er Isabelle und Irina ebenfalls. Er macht ihnen das Leben sehr schwer. Wie das mit der Höhle wo wir geholfen haben“, erklärt Vincent und Aluk nickt kurz.

„Ist Irina noch frei oder vergeben?“, fragt mich plötzlich Aluk und ich sehe ihn überrascht an.

„Ähm…Nein sie ist noch frei. Hat keinen Freund. Sie hatte mal, aber der hat sie mit einer Anderen betrogen. Sie hatte schrecklichen Liebeskummer mit viel Eiscreme und Pizza. Danach hat sie Sport treiben müssen, um die ganzen Pfunde wieder runter zu bekommen. Noch so etwas kann sie nicht durchstehen.“

„Wird sie auch nicht, aber sage ihr nichts. Ich will es selber machen. So wie Vincent bei dir. Meine Liebe gestehen.“

„Meine Lippen bleiben versiegelt. Das müsst ihr unter euch klären.“

„Danke. Also werdet ihr uns helfen?“

Ich sehe Aluk und Vincent an und denke noch einmal darüber nach. Es kann sein, dass wir dann nie wieder nach Hause können.

„Ich denke schon aber da muss ich Irina fragen“, antworte ich und Aluk ist erst einmal zufrieden.

Weiter kommen wir nicht, denn der Rubin leuchtet auf und ich löse mich langsam auf.

„Keine Angst ich versuche so schnell es geht wieder zurück zu kommen“, beruhige ich beide, spüre noch Vincents Lippen auf meinen und dann bin ich auch schon wieder in meinem Zimmer.

 

Der Mond scheint ins Zimmer, ich werfe einen Blick auf die Uhr und es ist zwei Uhr morgens. Langsam setze ich mich auf und sehe Bella beim schlafen zu. Sollte ich mit in Kaparzien sein, will ich sie nicht alleine lassen. Sie soll mitkommen, denn falls ich es nicht mehr zurück schaffe, möchte ich sie auf jeden Fall an meiner Seite haben. Wie als wenn sie es gespürt hat, schaut sie auf und trifft meinen Blick.

„Egal was kommt, wir beide bleiben zusammen. Ich werde dich überall mit hinnehmen“, sage ich, Bella erhebt sich und kommt zu mir.

Legt sich an meine Seite und ich lasse mich in die Kissen sinken. Kraule sie und das beruhigt mich ungemein. So kann ich die Augen schließen und in Ruhe einschlafen. Träume von einer Zukunft mit Vincent und vielen kleinen Kindern.

Kapitel 18

Ein paar Tage nachdem ich bei Vincent gewesen bin, sind Christoph, Rosalie und Stefan wieder zu Hause und wir treffen uns im Park. Irina habe ich erzählt, dass ich mein erstes Mal hatte und sie wollte jede Einzelheit wissen. Ich habe ihr natürlich nur grob etwas erzählt und sie hat sich gefreut. Gut ich bin 18 und mein erstes Mal erst da erlebt, aber ich bin nun keine Jungfrau mehr. Das Wetter heute ist mittelmäßig aber es regnet zum Glück nicht. Im Park sitzen wir gemeinsam auf einer Decke und haben auch etwas zu essen dabei. Granny hat wie immer vorgesorgt.

„Ich habe so viel gesehen und erlebt. Einfach nur fantastisch“, fängt Rosalie an und gerät ins Schwärmen.

„Ich habe ebenfalls viel erlebt. Genau wie Stefan“, wirft Christoph ein und dann sehen sie uns an.

„Und was habt ihr so schönes gemacht?“, fragt nun Stefan und ich werfe Irina einen Blick zu.

„Ach eigentlich nichts Großartiges. Wir waren shoppen, im Meer baden und haben Übernachtunsgpartys gemacht. Also eigentlich nichts Spannendes“, antworte ich ihnen und Irina kichert.

Unsere Freunde sehen uns verwirrt an und können sich keinen Reim darauf machen, wieso wir so kichern. Schließlich werden sie niemals erfahren, was wir wirklich gemacht haben und das wir Weltenwandler sind.

 

„Ihr seid richtig unheimlich. Nicht nur das ihr beste Freunde seid, sondern auch weil ihr uns etwas verheimlicht. Ich glaube kaum, dass ihr uns euer Geheimnis verratet oder?“, fragt Christoph und wir schütteln synchron unsere Köpfe.

„Vergiss es! Dieses bedeutungsvolle Geheimnis bekommen wir niemals aus den Beiden raus. Also lassen wir das lieber und nerven nicht“, wirft Rosalie ein und lächelt uns an.

Auch eine sehr gute Freundin, die wir seit der Grundschule kennen. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und sind Freunde geworden, als Jimmy Milton sie mit Schlamm vollsaute. Da haben Irina und ich uns diesen Jungen geschnappt und in Schlamm reingedrückt. Er ist heulend ins Gebäude gerannt und hat nach seiner Mama gerufen. Niemand hat ihm geglaubt, dass Irina und ich ihm das angetan haben. Schließlich waren wir zwei unschuldige Engelchen.

„Wollen wir heute etwas unternehmen? Wie wäre es denn mit Kino? Dort sind wir schon lange nicht mehr gewesen“, schlägt Stefan vor und lächelt.

Vor allem sieht er andauernd zu mir und ich ahne schon, wohin das führen wird. Er steht auf mich, mag mich nicht nur, sondern hat offensichtlich sein Herz an mich verloren. Nur kann ich diese Liebe niemals erwidern. Erstens bin ich nun mit Vincent zusammen und Zweitens ist Stefan wie ein großer Bruder für mich. Auch wenn er gleich alt ist.

 

„Eine tolle Idee! Da soll ein toller Actionstreifen laufen mit Autorennen und Schießereien“, schwärmt Christoph und wir Mädels verdrehen genervt die Augen.

„Dann werden Isabelle, Irina und ich einen Liebesfilm anschauen oder etwas mit Fantasy“, meint Rosalie und wir sind sofort einverstanden.

„Ich mag keine Schnulzen. Dieses ewige schmatzen und knutschen und Herzschmerz ist nichts für mich“, beschwert sich Christoph und wir sehen ihn an.

„Und wir mögen keine Autorennen und Schießereien. Dieses ewige Geballere und Illegale. Das ist wiederum nichts für uns“, meint Irina und wir stimmen ihr zu.

Sehen dann zu Stefan und warten darauf wofür er sich entscheidet, da er noch kein Wort gesagt hat.

„Und wenn es ein Film mit viel Liebe und Autorennen ist? Der läuft auch seit gestern im Kino“, schlägt er vor und wir Mädels sehen uns an.

„Einverstanden. Wann wollen wir gehen?“, frage ich und Christoph setzt sich sofort aufrecht hin.

Nimmt sich eine Flasche Wasser und trinkt einen großen Schluck daraus.

„Morgen Abend um halb 8 vor dem Kino. Wir laden euch Mädels ein und bezahlen auch das Popcorn und die Cola oder Limonade. Darfst du Cola trinken Isabelle?“

Meine Freunde sehen mich an und ich nicke langsam.

„Ja darf ich. Es schadet mir nicht. Ich trinke nur selten Cola, wenn überhaupt.“

„Gut dann gibt es morgen einen schönen Film für uns alle und dazu Popcorn und Cola. Zudem haben wir schon lange nicht mehr so etwas gemacht und wird auch langsam mal wieder Zeit“, grinst Christoph und wir verdrehen die Augen.

 

Stefan lächelt nur darüber und sieht mich dabei immer wieder an. Ich muss ihm wirklich noch klar machen, dass er nicht mein Freund sein kann, da ich keine Gefühle für ihn hege. Und nur weil er mich damals in der sechsten Klasse vor Milly beschützt hat, heißt es noch lange nicht, dass ich etwas von ihm will. Offenbar interpretiert er doch so etwas in diese Rettungsaktion ein und ich muss es aus der Welt schaffen, bevor es zu spät ist. Auch wenn es mir schwer fällt, ihm das Herz zu brechen. Natürlich werde ich es schonend machen und nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen.

„Ja ins Kino gehen. Das wird wirklich richtig toll“, seufze ich und esse eine Weintraube die süßlich schmeckt.

Am darauffolgenden Tag kommen Rosalie und Irina zu mir nach Hause und wir suchen uns Klamotten raus, die wir anziehen wollen.

„Habt ihr das auch bemerkt? Stefan empfindet etwas für Isabelle“, fängt Rosalie an und ich halte im umziehen inne.

„Ja habe ich bemerkt aber ich liebe ihn nicht. Er ist eher ein Bruder für mich als ein Freund“, meine ich und streiche das Top glatt.

„Wissen wir und haben schon versucht, es ihm schonend beizubringen. Leider hört er nicht auf uns. Sobald wir deinen Namen sagen, bekommt er einen verträumten Blick und ist in seiner eigenen Welt“, wirft Irina ein und dreht sich vor dem Spiegel nach links und nach rechts.

Hat ein schönes helles grünes Kleid an, welches ihr bis zu den Knien geht. Es passt zu ihr.

 

Ich entscheide mich schließlich für eine Jeans, ein Trägertop und eine leichte Jacke für die Schultern. Sobald wir fertig sind, kommen wir nach unten und Mum macht sofort Fotos von uns.

„Ihr seht so toll aus. Einfach umwerfend.“
„Mum wir gehen nur ins Kino und nicht zu unserem Abschlussball.“

„Zu eurem Abschlussball werdet ihr alle drei wunderschön aussehen und sicherlich gibt es dann einen kleinen Kampf zwischen euch, wer die Abschlussballkönigin werden wird.“

„Ich lasse gerne jemand Anderem den Vortritt und muss nicht unbedingt Abschlussballkönigin werden“, beteuere ich und es klingelt an der Tür.

Dad geht aufmachen, kurz darauf sind Stefan und Christoph bei uns im Wohnzimmer und sehen ebenfalls gut aus. Stefan in Jeansmontur und Christoph trägt ein schwarzes Hemd mit einer blauen Jeans. Nach Rosalies Blick zu urteilen, findet sie ihn ganz smart und Christoph zwinkert ihr zu. Da wird wohl bald etwas zwischen den Beiden laufen.

„Wow ihr seht fantastisch aus! Da müssen wir aufpassen, dass kein anderer Kerl euch anmacht“, grinst Stefan und lächelt mir zu.

„Wir wünschen euch viel Spaß und genießt den Abend“, sagt Dad, wir bedanken uns und verlassen das Haus.

Steigen in den Van von Christoph und sobald wir uns alle angeschnallt haben, fahren wir auch schon los.

 

Unterwegs hören wir Heavy Metal Musik, der Bass dröhnt in den Ohren und als ich Christoph einen bösen Blick zuwerfe, dreht er den Ton leiser.

 

„Es tut mir leid Isabelle. Ich hoffe du hast jetzt keinen Schaden genommen“, entschuldigt er sich und ich hebe eine Augenbraue.

„Was hast du gesagt? Nein danke ich habe schon zu Abend gegessen“, sage ich staubtrocken und er verzieht das Gesicht.

Das lässt uns lachen und wir kommen nach nur 15 Minuten beim Kino an. Parken auf einem Parkplatz, steigen aus und gehen gemeinsam nach drinnen. Die Jungs bezahlen die Karten, das Popcorn und die Getränke und wir machen uns auf den Weg in den Kinosaal 4. Dort wird der Film laufen, den wir uns anschauen wollen. Unsere Sitzplätze sind in der Mitte, denn da hat man eben den besten Überblick zum gesamten Film. Leider sitzt Stefan auf der linken Seite von mir und er könnte jederzeit einen Arm um mich legen. Keine gute Idee. Das Popcorn wird unter uns aufgeteilt und wir bekommen noch unsere Getränke. Dann beginnt auch schon der Vorspann und wir warten auf den Hauptfilm, was eine Weile dauert. Endlich beginnt der Film, ich lehne mich entspannt zurück und kann ihn genießen. Es gibt wirklich viel Action und auch Liebesdrama und der Film ist nicht schlecht. Ich kann sehen wie Rosalie sich bei Christoph anlehnt und er einen Arm um sie gelegt hat. Das Gleiche passiert auch bei Stefan und mir und ich schiebe seinen Arm sanft wieder weg.

„Stefan es geht nicht. Ich empfinde leider nichts für dich. Du bist für mich einfach nur der große Bruder“, erkläre ich ihm flüsternd und merke, dass ich ihm gerade das Herz gebrochen habe.

Doch lieber jetzt als wenn es zu spät dafür wäre.

 

Für den Rest des Filmes ist Stefan abweisend und redet auch nicht mehr mit mir. Natürlich tut mir das leid, aber was sollte ich denn machen? Ihm die große Liebe vorgaukeln, obwohl ich nichts für ihn empfinde? Als der Film zu Ende ist, verlassen wir den Kinosaal und wir Mädels gehen noch einmal auf die Toilette.

„Ich habe es ihm gesagt. Stefan meine ich. Ich habe ihm gesagt, dass ich nichts für ihn empfinde. Jetzt ist er aber wahrscheinlich enttäuscht und ich habe ihm das Herz gebrochen“, fange ich an und wasche mir meine Hände.

„Aber besser jetzt anstatt zu spät und nur etwas vormachen. Er wird darüber hinwegkommen. Natürlich braucht er jetzt seine Zeit aber irgendwann ist er wieder der Alte“, beruhigt mich Rosalie und ich nicke langsam.

„Bist du soweit Irina?“

„Ja ich komme gleich nach. Geht ihr schon mal vor“, meint sie aus einer der Kabinen, Rosalie und ich schauen uns an und heben nur die Schultern.

Wenden uns zur Tür und verlassen die Toiletten. Draußen treffen wir auf Christoph und Stefan und sie sehen aus, als wenn sie noch vor wenigen Minuten über mich gesprochen hätten.

„Es tut mir wirklich leid Stefan. Ich wollte nicht so tun, als würde ich dich lieben, wenn es dem nicht so ist“, erkläre ich und er winkt nur ab.

Super ich habe ihm das Herz wirklich gebrochen. Genau das was ich verhindern wollte. Jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern.

 

Noch immer warten wir auf Irina, doch sie kommt einfach nicht. Ich schaue zurück und habe ein ungutes Gefühl.

„Ich schaue mal nach ihr“, meine ich, meine Freunde nicken und ich betrete abermals das Kino.

Mit langsamen Schritten bewege ich zur Damentoilette und das ungute Gefühl verstärkt sich. Ich habe einen ganz schlimmen Verdacht und kann es auch nicht abstellen. Es wird etwas mit Maträus zu tun haben und soll Recht behalten.

„Irina? Bist du noch hier drinnen?“, frage ich sie und knie mich auf den Boden.

Schaue unter den Türen und kann sie nicht entdecken. Bei der dritten Kabine wo Irina drinnen war, ist eine kleine Blutlache und mein Herz schlägt immer schneller. Er hat ihr etwas angetan. Ich erhebe mich, versuche die Tür zu öffnen und merke, dass sie noch immer abgeschlossen ist. Also mache ich etwas, was ich in einem Film gesehen habe und trete die Tür ein. Diese kracht gegen die Wand und ich schaue mich in der Kabine besser um. Nichts deutet auf Maträus hin und nur die Blutlache ist zu sehen. Als ich die Kabine wieder verlassen will. Sehe ich einen Umschlag in der Ecke liegen und hebe ihn auf. Mein Name steht drauf, ich öffne den Umschlag mit zitternden Fingern und entnehme ihm den Brief. Entfalte diesen und fange an zu lesen.

 

„Wenn du deine beste Freundin Irina lebend wiederhaben willst, dann bringe mir das Amulett. Ansonsten wird sie eines qualvollen Todes sterben.

 

Maträus!“

 

Ich schaue vom Brief auf und atme tief durch. Er erpresst mich mit meiner besten Freundin. Sollte ich nachgeben und alles vergessen. Ein normales Leben führen? Auf keinen Fall! Ich werde niemals das Amulett an ihm geben und Irina würde es auch nicht wollen. Schnell stecke ich den Brief ein, eile nach draußen zu meinen Freunden und sehe sie entsetzt an.

„Irina ist weg! Ich habe eine Blutlache entdeckt! Offenbar wurde sie entführt“, sage ich voller ernst und meine Freunde werden ernst.

„Ich rufe die Polizei“, meint Christoph und hat schon das Handy in der Hand.

Rosalie benachrichtigt die Eltern von Irina und innerhalb weniger Minuten sind alle angekommen. Auch die Spurensicherung, diese nimmt Fingerabdrücke und riegelt alles ab. Schaulustige sind ebenfalls anwesend und die Eltern von Irina haben Angst, wobei die Mutter sich an ihren Mann schmiegt. Angst vor der Wahrheit hat. Nur ich weiß es besser und wieder einmal muss ich etwas sehr wichtiges suchen. Meine beste Freundin Irina.  

Kapitel 19

Wir vier sitzen auf dem Polizeirevier und müssen Fragen beantworten. Natürlich unabhängig voneinander und einzeln. Ich habe eine Frau vor mir sitzen und sie stellt mir die Fragen.

„Hat sich Irina in letzter Zeit komisch benommen?“, fragt sie mich und hat einen Fragebogen vor sich liegen.

„Nein eigentlich nicht. Sie war so wie immer. Ganz normal“, antworte ich und habe die Beine übereinander geschlagen.

Die Hände ineinander verschlungen und mache mir Sorgen um meine beste Freundin.

„Hat sie Feinde in ihrer Umgebung?“

„Nein hat sie nicht. Irina ist eigentlich beliebt, auch in der Klasse und niemand wird gemobbt. Wir sind eine Gemeinschaft.“

Die Polizistin nickt und notiert sich alles. Stellt mir weiter Fragen und endlich nach fast zwei Stunden kann ich gehen. Mum und Dad warten auf mich, ich werde sofort in die Arme genommen und leise schluchze ich auf.

„Shht es wird alles gut Prinzessin. Sie finden Irina“, beruhigt mich Mum und mir kommen trotzdem die Tränen.

Ich habe einfach nur Angst um meine beste Freundin. Natürlich weiß ich, dass Maträus sie entführt hat aber niemand würde es mir glauben. Daher kann ich es nicht sagen und schweige. Der Polizeichef kommt zu uns und lächelt leicht.

„Wir werden alles Mögliche tun, um Irina so schnell wie möglich zu finden. Falls Ihnen noch etwas einfällt, dann geben Sie bescheid“, sagt er und ich nicke langsam

 

Sehe Rosalie mit verweinten Augen und Stefan und Christoph sehr ernst. Ich wische mir die Tränen weg und wir verlassen das Polizeipräsidium. Draußen an der frischen Luft atme ich tief durch und seufze.

„Sie werden Irina finden. Kopf hoch Isabelle“, ermutigt mich Rosalie und ich lächle sie dankend an.

„Wir sehen uns später“, sage ich zum Abschied und folge meinen Eltern. Steige ins Auto, schnalle mich an und schaue aus dem Fenster. Die ganze Fahrt über schweige ich und denke nach. Für meine Eltern sieht es wahrscheinlich aus, als wäre ich traurig und innerlich ringe ich mit den Tränen. Sie wollen kommen aber ich muss stark sein und überlegen, wo Maträus meine beste Freundin hingebracht hat. Zu Hause nimmt Granny mich in ihre Arme und drückt mir dann eine Tasse warmen Kakao in die Hände.

„Es wird alles gut Enkelchen. Irina wird gefunden. Ich spüre es“, meint sie und sagt es auch nur, weil Mum und Dad in der Nähe sind.

„Ich weiß Granny und tut mir leid, aber ich will nur noch ins Bett“, erwidere ich und lächle leicht.

Deute ihr somit an, dass ich mich noch mit ihr unterhalten muss. Vor allem wegen diesem Brief, den ich bekommen habe. Langsam gehe ich nach oben in mein Zimmer, stelle die Tasse ab und gehe erst einmal duschen. Dabei lasse ich erst einmal alle Sorgen von mir abfallen und entspanne mich. Trockne mich nach dem Duschen ab und ziehe mein Shirt samt Jogginghose an.

 

Sobald ich auf meinem Bett sitze kommt Granny rein und setzt sich neben mich. Schweigend reiche ich ihr den Brief und lasse sie ihn lesen. Derweil trinke ich meinen Kakao und warte ab, bis sie fertig ist.

„Das ist eine bodenlose Frechheit und einfach nicht zu glauben. Langsam wird es verdammt ernst und er wird immer schlimmer. Er muss aufgehalten werden, sonst versetzt er alles ins reinste Chaos. Dann kann ihn niemand mehr aufhalten. Noch nicht einmal die Weltenwandler“, sagt sie schließlich und reicht mir den Brief zurück.

Ich erhebe mich, gehe zum Safe und verstaue den Brief dort drinnen. Setze mich dann wieder zu Granny und kraule meine Bella.

„Ich will sie selber suchen Granny aber ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Vor allem kann ich nicht schon wieder bei der Schlossruine auftauchen. Langsam fällt es auf. Die denken sonst etwas“, sage ich und lasse mich nach hinten fallen.

„Das geht die dort aber nichts an und wir beide werden morgen dort auftauchen. Schauen uns das Schloss bei einer Führung an und du wirst dich klammheimlich von der Gruppe entfernen. Gehe dorthin wo du das Buch gefunden hast und schaue dort nach“, schlägt Granny vor und ich muss grinsen.

„Du bist echt eine Wucht Granny. Ich bin stolz auf dich, dass du mir hilfst und immer für mich da bist.“

Granny legt sich neben mich und sieht an die Decke.

„Du brauchst mich doch, denn du bist noch ein Grünschnabel in Sachen Weltenwandeln und kämpfen“, meint sie und ich nicke.

„Du hast Recht Granny. Ich brauche noch immer ein bischen Hilfe und die bekomme ich von dir.“

 

Wir schweigen noch eine Weile, dann wünschen wir uns gegenseitig Gute Nacht und sie lässt mich alleine. Ich krieche unter meine Bettdecke, habe Bella neben mich und mache das Licht aus. Sehe nach draußen und kann die Sterne sehen. Auch den Mond, dieser beruhigt mich und ich kann in Ruhe einschlafen. Am nächsten Morgen bin ich schon früh auf den Beinen, ziehe für den Tag eine kurze Hose und ein Shirt an und gehe nach unten. Granny hat Verpflegung für Unterwegs hergerichtet, lächelt mich an und wir ziehen unsere Schuhe an, bevor wir das Haus verlassen.

„Ich habe deinen Eltern einen Zettel geschrieben, dass wir beide einen schönen Tag miteinander verbringen“, erklärt sie kurz und wir steigen ins Auto.

Fahren kurz darauf los und essen unterwegs etwas. Ich bekomme sogar meinen Kaffee und bin glücklich. Oder es sieht zumindest so aus, denn in Wahrheit habe ich große Angst um Irina. Was wenn er sie umbringt? Dann habe ich einen lieben Menschen verloren. Nur nicht daran denken, denn genau damit will es Maträus erreichen. Mich am Boden sehen und vielleicht auch noch einmal nach treten. Diese Genugtuung gebe ich ihm jedoch nicht. Ich kämpfe und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue. Kämpfen, damit Maträus besiegt wird. Vor dem Pfad halten wir an, steigen aus und sobald das Auto abgeschlossen ist, gehen wir nach oben zur Schlossruine. Granny zahlt den Eintritt, wir schließen uns einer Besuchergruppe an und dann geht die Führung auch schon los. Wir hören dem Führer zu, schauen uns alles an und sind fasziniert. Zumindest spielen wir das gut, denn niemand schöpft Verdacht. Als wir in die erste Etage kommen, nickt Granny mir zu und lächelt. Wendet sich dann der Gruppe zu, ich bleibe vor einem Bild von Aluk stehen und tu so, als würde es mich sehr faszinieren.

 

Die Gruppe entfernt sich immer weiter von mir, ich schaue mich kurz um und eile in den Gang mit dem großen Selbstportrait. Suche den versteckten Knopf und dann schwingt das Portrait auf. Ich gehe hindurch, es schließt sich hinter mir und mit einer Taschenlampe eile ich die Treppen hinab. Schnell bin ich in diesem Raum, leuchte alles aus und suche nach einem Hinweis oder gleich nach Irina.

„Irina, bist du hier?“, frage ich in die Dunkelheit und lausche auf ein Zeichen von ihr.

Doch nichts zu hören. Ich gehe zu den Särgen, öffne den linken und stolpere vor Schreck zurück. Im Sarg liegt ein Abbild von mir, es sieht ziemlich tot aus und ich spüre mein Herz in der Brust rasen. Schnell schließe ich den Sarg, öffne den Anderen und dort liegt Irina. Im ersten Moment sieht sie so real aus, dass ich Tränen in den Augen habe. Abrupt öffnet sie ihre Augen, diese leuchten in einem dunklen Rot und der andere Sarg öffnet sich auch. Mein Abbild kommt raus, Irina’s auch und sie kommen drohend auf mich zu.

„Warum hast du das Amulett gestohlen? Wieso kannst du es nicht einfach sein lassen und musst dich in Dinge einmischen, die dich nichts angehen? Gib uns das Amulett“, zischeln sie wie zwei wütende Schlangen und werden immer größer, je näher sie kommen.

Ich weiche zurück, habe bald die Wand im Rücken und schreie auf, als sie sich auf mich stürzen wollen. Schnell bin ich zur Seite gestolpert, finde den Gang und renne los. Diese zwei Abbilder von Irina und mir dicht auf den Fersen, ihre Schritte hören sich dumpf an und es kommt mir vor, als seien sie Riesen. Ich komme zum Ausgang, habe es fast geschafft und dann stürze ich auch schon zu Boden.

 

Irgendetwas hat mich am Knöchel gepackt, ich werde angehoben und hänge kopfüber vor diesen Riesen. Zähnefletschend kommen sie mir noch näher und ich fange an zu schreien. Das lässt den roten Rubin in der Muschel aufleuchten und blendet diese zwei Riesen. Ich werde losgelassen, lande unsanft auf dem Boden und sehe wie sie zurückweichen. Das gibt mir Anlass zum aufstehen und weiter rennen. Hechte durch den Ausgang, knalle das Portrait hinter mir zu und lehne mich dagegen. Mein Herz wummert wie irre in meiner Brust und ich zittere am gesamten Körper. So etwas ist doch der Alptraum jedes Menschen. Zwei Riesen die einen fressen wollen. Nur das hier ist real und ich habe dem Tod in die Augen gesehen. Nun muss ich aber zurück zur Gruppe, damit niemand Verdacht schöpft. Leise husche ich aus diesem Zimmer, sehe mich um und schlendere dann den Gang entlang. Komme an einem Sicherheitsmann vorbei und er hält mich auf.

„Haben Sie sich verlaufen Miss?“, fragt er mich und ich nicke.

„Ja ich bin an einem der vielen schönen Gemälde hängen geblieben und die Gruppe hat sich immer weiter entfernt“, antworte ich und wieder einmal lüge ich.

Das scheint jedoch zu funktionieren und er glaubt mir.

„Ich werde Sie dorthin bringen Miss.“

„Vielen Dank Sir. Das ist sehr nett von Ihnen“, bedanke ich mich und folge ihm durch die vielen Gänge.

Nach einer Weile kommen wir bei der Gruppe an und ich nicke ihm zu. Stelle mich zu Granny und einen Blick in meinem Gesicht sagt ihr, dass ich weder Irina noch irgendeinen Hinweis gefunden habe.

 

Wir beenden mit den anderen Gästen die Führung und essen im kleinen Restaurant Mittag.

„Absolut nichts?“, fragt mich Granny und ich schüttle mit dem Kopf.

Schneide mein Schnitzel und schiebe mir ein Stück in den Mund. Wir sitzen etwas abseits von den anderen Gästen und sind somit von neugierigen Ohren entfernt.

„Was ist passiert?“ Granny sieht mich an und ist leicht besorgt.

Ich trinke einen Schluck meiner Cola und atme tief durch. Fange an ihr das Erlebte zu erzählen.

„Es war gruselig und der absolute Horror. Maträus hat mir Angst eingejagt und das ist ihm sogar gelungen. In zwei Särgen lagen Irina und ich. Also Abbilder und diese sind erwacht. Aus den Särgen gestiegen, hatten rote Augen und wurden immer größer. Dann sind sie Riesen gewesen, haben mich verfolgt und geschnappt. Wollten mich wahrscheinlich fressen und ich fing an zu schreien. Der Rubin fing an zu leuchten und sie haben mich runtergelassen. Ich habe mich aufgerappelt und bin um mein Leben gerannt. Das war ein Alptraum“, erzähle ich Granny leise und trinke noch einen Schluck von meiner Cola.

„Ja das war eindeutig Maträus seine Handschrift. Er hatte schon immer den Drang von Angst und Schrecken gehabt. Er bereitet sich auf das Finale vor und es wird nicht mehr lange dauern.“

„Vincent und Aluk haben sich schon über einen Plan unterhalten. Ich war dabei und die Vampire haben einen Angriff der Menschen nur knapp überlebt. Jedoch Verluste gehabt“, füge ich noch hinzu und esse in ruhe weiter.

 

Granny schweigt eine Weile, genießt selber ihr Mittagessen und denkt offenbar nach.

„Irina ist also nicht hier und in der Höhle glaube ich auch nicht, denn diese ist abgesperrt und eingestürzt. Sicher bin ich mir aber nicht. Nur keine Angst Isabelle. Wir werden sie finden. Das verspreche ich dir.“

Ich lächle, wir beenden das Mittagessen und Granny zahlt. Dann erheben wir uns, verlassen das Restaurant und gehen langsam wieder zurück zum Auto. Die ganze Zeit über schweigen wir und hängen unseren Gedanken nach. Wo hat Maträus meine beste Freundin versteckt? Lebt sie überhaupt noch? Werde ich sie lebend finden oder ihre Leiche? Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht. Ich muss immer alles alleine machen und langsam habe ich keine Lust mehr. Es geht nur noch ums kämpfen und ums nackte überleben. Mehr ist das nicht. Doch wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich das Buch nicht geschenkt bekommen hätte? Wäre es ganz anders gekommen? Hätte Maträus Kaparzien zerstört?

„Wir sind wieder zu Hause.“

Granny reißt mich aus meinen Gedanken und ich schaue aus dem Auto. Sehe unser Haus und steige aus. Gehe nach drinnen und finde meine Eltern tanzend in der Küche.

„Na wie war der Ausflug mit Granny?“, fragt mich Dad und ich lächle.

„Richtig schön. Es hat sehr viel Spaß gemacht“, antworte ich und Bella begrüßt mich.

Ich nehme sie hoch, kraule sie und dann kommt mir ein Gedanke, wie ich Irina finden kann. Bella schmiegt sich an mich und zeigt mir somit, dass ich recht habe. Sie kann mir bei der Suche sehr behilflich sein.

 

Kapitel 20

In den nächsten Tagen bereite ich alles vor und Bella spürt, dass sie gebraucht wird. So ist es auch, denn ihre Spürnase kann ich sinnvoll nutzen. Sofern sie auch weiß, was ich von ihr verlange. Am Samstagvormittag mache ich mich also mit ihr auf den Weg und beim Park halte ich ihr ein Top von Irina unter die Nase. Das Top hat Irina bei mir vergessen und daher kann ich es nehmen. Bella schnuppert begierig daran, hebt dann die Schnauze und wittert in der Luft. Wendet sich nach rechts und zieht mich hinter sich her. Wir eilen die Straßen entlang, biegen immer wieder ab und kommen zu einem Wald. Kurz bleiben wir stehen, ich schaue mich um und schon geht es weiter. Rein in den Wald und immer tiefer. Ich muss aufpassen wo ich hintrete, stolpere über Wurzeln die aus dem Boden ragen und wäre fast gestürzt. Bella hält immer wieder mal an, lässt mich kurz Pause machen und dann rennen wir weiter. Immer tiefer kommen wir rein, es wird ruhiger und nur ab und zu höre ich Vögel in den Bäumen zwitschern. Irgendwann halten wir an, ich schaue mich um und entdecke eine verlassene Waldhütte. Hat Maträus meine beste Freundin dort eingesperrt? Ungewöhnlich für ihn, denn ich habe ihn schlauer und gerissener eingeschätzt. Ich trete auf die Tür zu, betätige die Türklinke und merke sofort, dass abgesperrt ist. Also schaue ich mir die Tür genauer an, nehme Anlauf und renne gegen die Tür. Diese gibt nach und ich lande auf dem Boden, was ordentlich Staub aufwirbelt. Hustend komme ich auf die Beine, klopfe mir den Staub von der Kleidung und schaue mich um.

 

Entdecke sofort meine beste Freundin die in einer Ecke hockt und mich ansieht. An Händen und Füßen ist sie gefesselt, hat Klebeband über dem Mund und eine Platzwunde an der Schläfe.

„Irina!“

Schnell bin ich bei ihr, knie mich vor sie hin und ziehe das Klebeband ab. Meine beste Freundin hustet und seufzt erleichtert auf.

„Er hat mich in der Kabine überrumpelt und dabei ist diese Kabine nicht sehr groß. Meinen Kopf gegen die Wand geschlagen und ich bin bewusstlos zu Boden gegangen. Er ist echt ein Arsch und eiskalt. Der Teufel persönlich. Ich habe schon gedacht, er bringt mich um. Nein er hat mich nur hierher geschleppt und alleine gelassen und das seit Tagen. Ich habe Hunger, Durst und will schlafen“, erzählt sie mir, ich habe die restlichen Fesseln gelöst und reibe ihre Beine, damit das Blut wieder richtig durchfliest.

Dann helfe ich ihr auf die Beine, halte sie am Arm fest und wir verlassen die Hütte.

„Wie hast du mich eigentlich gefunden? Hast du ihm etwa das Amulett gegeben?“, fragt sie mich und ich zeige ihr das Amulett.

„Ich gebe ihm niemals das Amulett. Das kann er vergessen. Ich hatte eine bessere Idee gehabt und zwar hast du mal ein Top bei mir vergessen und da war noch dein Geruch dran gewesen. Ich habe es Bella unter die Nase gehalten und sie ist so ein schlauer Hund, dass sie gleich losgelaufen ist und hat mich hinter sich hergezogen“, erkläre ich Irina und sie lächelt.

Nimmt Bella hoch und knuddelt und krault sie.

 

„Du bist eben der beste Hund aller Zeiten! Ohne Training hast du mich gefunden und ich bin so stolz auf dich. Bekommst von mir einen großen Knochen, sobald wir hier raus sind“, sagt sie und Bella freut sich.

Irina lässt sie wieder runter und stolz geht Bella voran zurück zur Straße. Wir folgen ihr, ich halte Irina noch immer fest und dann kommt eins zum anderen. Wölfe treten aus den Büschen hervor, umzingeln uns und wir sind gefangen.

„Ich hätte wissen müssen, dass es nicht so leicht sein wird dich zu befreien“, meine ich und Irina stimmt mir zu.

Die Wölfe fletschen die Zähne, Bella ebenfalls und hat ihre Nackenhaare aufgestellt. Knurrt und fletscht die Zähne.

„Super und jetzt?“, fragt Irina und ich hebe nur die Schultern.

„Es tut mir leid, dass ich es nicht bedacht habe“, entschuldige ich mich und Irina muss lachen.

„Du hast doch keine Schuld, dass wir hier in dieser misslichen Lage sind. Wir schaffen das schon“

Ich nicke und bewundere ihren Optimismus. Wir sehen wie die Wölfe immer näher kommen und dann springt einer vor. Bella ihm entgegen und sie verkeilen sich ineinander. Kämpfen und ich höre Bella öfters aufjaulen. Das lässt mich alle Vorsicht in den Wind schießen und stürze mich auf die Beiden. Schlage dem Wolf die Faust auf die Schnauze, er jault auf und ich nehme Bella sofort hoch. Dann gehen die Wölfe auf Angriffsposition und wollen uns anspringen, als der Rubin aufleuchtet und die Wölfe jaulen durch das rote Licht. Offenbar haben sie Schmerzen und ein Weg wird uns freigegeben. Also geben wir Fersengeld und rennen sozusagen um unser Leben, da die Wölfe uns dicht auf den Fersen sind.

 

Ich höre Irina keuchen, vermischt mit meinem, wir weichen Bäumen und Sträuchern aus und springen auch über Baumstämme. Die Wölfe holen immer mehr auf und haben uns auch fast erreicht, als wir auf die Straße springen und keuchend stehen bleiben. Wirbeln herum und entdecken nichts. Die Wölfe sind verschwunden als wenn sie sich in Luft aufgelöst hätten.

„Dass war das Werk von Maträus und die Wölfe nicht echt“, bemerkt Irina und ich nicke.

Schaue mir Bella genauer an und sie blutet an der Hinterpfote.

„Dafür dass sie nicht echt waren, ist Bella ziemlich verletzt“, erwidere ich und Irina sieht ebenfalls die verletzte Hinterpfote.

„Dann sollten wir zu einem Tierarzt gehen.“
„Erst einmal zur Polizei, damit sie aufhören können dich zu suchen. Das machen sie schon seit fast einer Woche wo du verschwunden bist“, sage ich, Irina hakt sich bei mir unter und gemeinsam gehen wir zur Polizeistation.

Sobald wir dort eingetreten sind, sehen alle Polizisten zu uns und ein Aufruhr geht los. Irina wird in Obhut genommen, von mir weggeführt und die Polizistin, die mich damals schon befragt hat, nimmt mich mit in ihr Büro.

„Setz dich doch bitte Isabelle und erzähle mir, wo du Irina gefunden hast“, sagt sie und ich setze mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.

Die Polizistin lässt sich hinter dem Schreibtisch nieder und sieht mich dann neugierig an.

 

Ich erzähle ihr alles was ich weiß, lasse jedoch die Wölfe aus und das es nur einer gewesen ist, der meinen Hund verletzt hat. die Polizistin mustert meinen Hund und nickt schließlich.

„Ja Wölfe gehen eigentlich nie nah genug an Menschen ran, aber dieser hat sich wohl doch getraut. Du solltest mit deinem Hund zum Tierarzt gehen“, erklärt sie und ich nicke.

„Was wird aus Irina?“, frage ich sie und halte Bella gut fest, damit sie nicht vom Schoß rutscht.

„Deine beste Freundin wird jetzt erst einmal befragt und dann kommt sie ins Krankenhaus um untersucht zu werden. Du kannst jetzt gehen“, antwortet die Polizistin und ich erhebe mich.

Verlasse ihr Büro und die Eltern von Irina sind angekommen. Sie erblicken mich und sofort bin ich in den Armen ihrer Mutter.

„Wir danken dir sehr für die Rettung unserer Tochter“, bedankt sie sich und hält mich leise schluchzend fest.

„Das ist doch selbstverständlich und zudem hat mein Hund Bella hier meine beste Freundin gefunden“, erwidere ich und werde losgelassen.

Bella wird gekrault und dann sind die Eltern von Irina ernst geworden.

„Du solltest zum Tierarzt. Bella ist verletzt.“

„Da wollte ich jetzt auch hin. Sagen Sie Irina einen lieben Gruß und ich werde sie besuchen kommen.“

Die Eltern nicken und ich verlasse das Polizeirevier. Atme tief durch und drücke Bella fest an mich.

„Du bist die Beste und jetzt ab zum Tierarzt“, sage ich, Bella leckt mich kurz ab und ich eile los.

 

Beim Tierarzt kommen wir sofort dran und Bella wird behandelt. Ihre Pfote kommt in einen Verband und diesen darf ich dann mit einer Tüte abdichten, damit er nicht dreckig wird. Draußen lasse ich Bella runter, wir gehen langsam nach Hause und sie humpelt die ganze Zeit. Irgendwann kommen wir nach Hause und meine Eltern sind erleichtert mich zu sehen.

„Wo warst du denn gewesen? Wir haben schon gedacht, du wurdest ebenfalls entführt wie Irina und wollten gerade die Polizei anrufen“, sagt Mum und ich lächle leicht.

„Ich habe mit Bella meine beste Freundin gesucht und gefunden. Dann waren wir bei der Polizei und danach beim Tierarzt, da Bella von einem Wolf verletzt wurde“, erkläre ich ihr und habe Bella wieder auf die Arme genommen.

„Oh Gott sei Dank und es tut uns leid wegen Bella. Dann soll sie sich mal ausruhen und ich besorge einen schönen Knochen für sie“, fügt Mum noch hinzu und schon ist sie aus dem Haus gerauscht.

Ich setze Bella in ihrem Körbchen ab und fülle ihren Napf mit ihrem Lieblingsfutter, welches sie nur zu bestimmten Anlässen bekommt. Stelle ihr dann den Napf hin und sie schlägt zu. Lässt es sich schmecken und ich setze mich neben sie. Kraule sie und das genießt sie ebenfalls. Bella ist eben meine beste Freundin.

„Wie geht es Irina?“, fragt mich Granny und ich schaue zu ihr auf.

„Ganz gut. Sie ist erst einmal bei der Polizei und kommt dann ins Krankenhaus“, antworte ich und auch Granny ist erleichtert.

Dafür bin ich innerlich stinksauer, denn Maträus hört einfach nicht auf. Er zerstört alles was ich liebe und geht sehr weit. Kennt keine Grenzen.

 

Nach einer halben Stunde liegt Bella in ihrem Körbchen in meinem Zimmer und knabbert an ihrem Knochen. Ich sitze auf meinem Bett und schreibe seit langem mal wieder Tagebuch. Die ganzen letzten Wochen sind nicht spurlos an mir vorbei gegangen und ich muss es loswerden, damit ich wieder einen klaren Kopf bekomme. Das ganze dauert seine Zeit, das Tagebuch wird immer mehr gefüllt und als ich fertig bin, wird mir bewusst, dass ich mir in nächster Zeit ein Neues besorgen sollte. Ich stecke das Tagebuch in den Nachtschrank zurück und lasse mich in die Kissen fallen. Sehe an die Decke und atme tief durch. Wie lange wird dieser kleine Kampf gegen Maträus noch gehen? Solange bis er das Amulett wieder hat. doch er wird es sicherlich vernichten und dann kann ich nie wieder zu Vincent zurück. Leise klopft es an meiner Tür, ich setze mich auf und Granny kommt rein.

„Darf ich dich stören oder möchtest du lieber alleine sein?“, fragt sie mich und ich lächle sie an.

„Nein komm ruhig rein und setz dich. Ich habe nur nachgedacht“, antworte ich, sie schließt die Tür hinter sich und lässt sich neben mir nieder.

Nimmt mich in ihre Arme und wiegt mich sanft. Das gibt mir ein beruhigendes Gefühl und kann mich entspannen.

„Die Lage spitzt sich langsam aber sicher zu Granny. Maträus greift die Menschen an, die ich liebe. Ich habe Angst, dass es auch gegen meine Familie geht“, gebe ich zu und sie streicht mir sanft über den Rücken.

 

„Niemanden von uns wird etwas passieren. Ich passe auch mit auf“, sagt sie sanft und ich atme tief durch.

„Ich habe ein ganz ungutes Gefühl Granny und das legt sich auch nicht mehr so schnell. Erst stiehlt er das Buch, dann das Amulett und entführt Irina. Was kommt wohl als Nächstes?“

„Nichts meine kleine Enkelin. Es wird nichts mehr kommen. Das verspreche ich dir“, beruhigt sie mich wieder und ich glaube ihr.

Granny hält immer ihr Versprechen und das wird sie auch dieses Mal tun. Es wird nichts mehr weiter kommen, was mich verletzen wird.

„Fühlst du dich jetzt besser?“

„Ja und wie. Du bist und bleibst die beste Medizin für mein Gefühlschaos. Wenn ich dich nicht hätte und ich bin so froh, dass du mit hier bei uns wohnst“, antworte ich und Granny streicht mir über das Haar.

„Deine Haare sind wieder da und schön gewachsen“, sagt sie und lächelt.

„Ja und sie bleiben auch. Ich werde nie wieder krank.“

Granny kichert, nickt und hat Tränen in den Augen. Selten sehe ich sie weinen und wenn, dann weint sie richtig.

„Ich habe immer Angst um dich gehabt Enkelchen und jeden Abend für dich gebetet. Ich weiß, dass klingt total bescheuert, aber anders konnte ich mir nicht helfen. Deine Eltern waren mit sich selber beschäftigt und ich wollte sie mit meiner Angst nicht auch noch mehr aufhalsen.“

 

„Granny das hättest du doch niemals gemacht und das weist du auch. Sie hätten mit dir das durchgestanden und sicherlich haben sie auch heimlich gebetet. Es hat offenbar geholfen, denn ich lebe noch und bin gesund. Gott hat mich hiergelassen und sicherlich gemeint, dass ich noch zu jung sei um zu sterben“, tröste ich sie und habe sie nun in meinen Armen.

Streiche ihr beruhigend über den Rücken und das tut ihr gut. Wir sind immer füreinander da und unterstützen uns gegenseitig. Das macht eine Familie eben aus und wird immer so bleiben. Nachdem wir eine Weile schweigend auf meinem Bett gesessen haben, erheben wir uns beide und verlassen mein Zimmer. Die Tür bleibt jedoch offen und ich kann jederzeit zu Bella, falls sie mich braucht. Für heute denke ich nicht mehr an Maträus und auch nicht an Kaparzien. Heute denke ich nur an meine Familie und mich, denn nur wir sind sehr wichtig und nicht das, was ich so erlebt habe. Vincent, Aluk und die Welt Kaparzien können an diesem Tage warten.

Kapitel 21

Die restlichen Sommerferien verbringen nur wir Freunde und verbringen normale Tage. Ich brauche diese Auszeit von Kaparzien und von Maträus, um einfach mal wieder Zeit mit Freunden zu verbringen. Dabei merke ich, dass es mir besser geht und eine schwere Last von mir genommen wird. Irina ist eine Nacht lang zur Beobachtung im Krankenhaus gewesen und konnte am nächsten Tag wieder raus. Nun beginnt für uns das letzte Schuljahr und somit die Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen. An diesem ersten Schultag sind meine Eltern sehr nervös und würden mich am Liebsten nicht gehen lassen. Am Frühstückstisch sehen sie andauernd zu mir rüber und schweigen die gesamte Zeit.

„Ich schaffe das schon und wenn es mir nicht gut geht, dann werde ich euch anrufen. Oder Granny. Versprochen“, sage ich zum gefühlten hundert Mal und versuche sie dadurch zu beruhigen.

„Wir werden an dich denken und ja wir machen uns Sorgen. Schließlich sind Eltern dazu da sich Sorgen um das einzige Kind zu machen“, meint Mum und lächelt schwach.

Ich frühstücke zu Ende, es klingelt und ich eile zur Tür. Öffne diese und Irina steht davor.

„Bereit für die Schule?“, fragt sie und ich nehme meine Schultasche.

„Und wie. Die Sommerferien sind viel zu schnell vergangen.“

Ich umarme meine Eltern und Granny und verlasse das Haus. Wir gehen zu meinem Auto, steigen ein und fahren los zur Schule.

„Was meinst du? Wird Maträus sich wieder melden? In letzter Zeit ist es ziemlich ruhig gewesen“, fängt Irina an und ich halte an einer roten Ampel.

 

„Ich weiß es nicht, aber das ist sicher die Ruhe vor dem Sturm. Es kommt sicher noch etwas nach. Etwas Gewaltiges was uns den Boden unter den Füßen reißen wird.“

Ich fahre weiter, biege nach links und dann fahre ich auf den Parkplatz der Schule. Wir steigen aus, nehmen unsere Taschen und mein Auto wird bewundert.

„Schickes Auto Isabelle. Wirklich ein starkes Teil“, bemerkt Mathew und grinst.

„Danke Mathew. Ein Geburtstagsgeschenk meines Vaters“, bedanke ich mich und hake mich bei Irina unter.

Gemeinsam betreten wir die Schule und sehen die vielen anderen Schüler, die zu ihren Spinten laufen. Wir gehen den Gang entlang, sehen viele Neulinge und wie sie sich durch die Massen kämpfen. Das erinnert mich an meinen ersten Schultag. Es war heiß und die Klimaanlagen funktionierten nicht. Wir waren alle sehr verschwitzt und sehnten uns den Schulschluss herbei. Ich beobachte für einen Moment die Neuen und lächle darüber. Dann gehe ich mit Irina weiter zu unseren Spinten und ich öffne meinen. Verstaue meine Sachen und nehme mir Notizblock und Stift heraus. Folge Irina in unser altbekanntes Klassenzimmer und wir setzen uns an unseren Stammplatz in der letzten Reihe.

„Guten Morgen! Habt ihr schon den Aushang zur Schülersprecherwahl gesehen? Mittwochnachmittag soll sie stattfinden und ich hoffe, dass ich gewählt werde. Ich bin nominiert“, begrüßt uns Rosalie und ich lächle.

 

„Ganz sicher“, bekräftige ich sie und Christoph und Stefan erscheinen.

Sofort ist Rosalie bei Christoph und sie küssen sich. Stefan hingegen kommt zu seinem Platz vor uns und setzt sich.

„Ich fahre nie wieder mit ihm zur Schule. Immer dieses dämliche Schwärmen von seiner großen Liebe. Ich hätte kotzen können“, sagt er und ich habe ein schlechtes Gefühl.

Er hat eine Weile gebraucht bis er wieder ganz der Alte wurde und mit mir normal redete.

„Frisch Verliebte sind sowieso widerlich“, äußert sich Irina zu diesem Thema und ich kichere.

Kramt in ihrer Tasche und findet das was sie sucht. Reicht mir einen Flyer und hebt bedeutungsvoll die Augenbrauen. Ich werfe einen Blick auf den Flyer und sehe ein Angebot zu Krav Maga. Eine Kampfsportart zur Selbstverteidigung. Das Fitnessstudio hat neu eröffnet und gibt heute Nachmittag eine kostenlose Krav Maga Probe. Ich schaue zu Irina und nicke ihr zu. Zufrieden lächelt sie mich an und dann ist unser Klassenlehrer Mr Goodman im Zimmer. Der neue Schultag beginnt, es gibt viel Organisatorisches und das in einer Woche Sportfest ist.

„Darfst du eigentlich mitmachen Isabelle?“, fragt mich mein Klassenlehrer und ich hebe nur die Schultern.

„Ich weiß nicht. da müsste ich nachfragen“, antworte ich ihm und er nickt langsam.

„Mache das und sage mir dann morgen bescheid.“

Mr Goodman wendet sich wieder an den Rest der Klasse und erklärt noch mehr. Das es einen Weihnachtsball geben wird und der Abschlussball im nächsten Jahr. Wann die Prüfungen sind und die Schülersprecherwahl, welche schon Übermorgen sind. Ich notiere mir alles ganz genau, bin sehr konzentriert und lasse nichts aus.

 

Der erste Schultag endet schon nach zwei Stunden und wir können wieder nach Hause. Den Stundenplan haben wir ebenfalls bekommen und ich stehe mit Irina vor unseren Spinten.

„Ob du nächste Woche mitmachen darfst?“, fragt sie mich und holt ihre Tasche raus.

Ich schließe meinen Spint und hänge mir meine Tasche um.

„Die Frage ist wohl eher, ob ich Krav Maga machen darf? Nicht das es für mich verboten ist, wobei ich stark genug dazu bin. Also dürfte das kein Problem sein“, antworte ich und Irina lächelt.

Gemeinsam gehen wir zu meinem Auto und fahren nach Hause.

„Ich stehe dir zur Seite und werde dich unterstützen. Deine Eltern müssen unbedingt ja sagen. Wir brauchen dieses Training, sonst sehen wir gegenüber Maträus ziemlich alt aus.“

„Stimmt und ich habe keine Lust gegen ihn zu verlieren.“

Irina stimmt mir voll und ganz zu, ich parke in der Einfahrt und wir gehen ins Haus.

„Wir sind wieder da“, rufe ich und Mum schaut aus der Küche, mit einem Teigklecks auf der Nase.

„Oh das ging aber schnell. Wie war es in der Schule?“

„Ganz okay. Mum darf ich Krav Maga machen und nächste Woche beim Sportfest dabei sein?“, frage ich sie und Mum runzelt die Stirn.

 

„Fühlst du dich dazu überhaupt in der Lage?“

„Ja ich fühle mich wirklich gut dabei. Bitte Mum. heute hat ein neues Fitnessstudio aufgemacht und Irina und ich wollen unbedingt die erste Stunde Krav Maga mitmachen“, sage ich und Irina bekräftigt meine Aussage mit einem Nicken.

Mum mustert mich eingehend und gibt schließlich nach.

„Also schön. Ich bin einverstanden. Du darfst dorthin und Irina passt auf dich auf.“

„Mache ich doch glatt. Isabelle ist meine beste Freundin und braucht mich. So wie ich sie brauche.“

„Daran habe ich auch nie gezweifelt.“

Ich grinse Irina an, wir essen zu Mittag und packen danach unsere Sporttaschen. Steigen dann in mein Auto und fahren zu diesem neuen Fitnessstudio. Es ist sehr groß, hat viele Fenster und hell ist es auch noch. Wir steigen aus dem Fahrzeug, gehen langsam rein und schauen uns um. Finden die Umkleidekabinen und verschwinden erst einmal dort. Ziehen uns um, verstauen unsere Sachen in den Spinten und gehen in die Räume. Das Studio hat zwei Etagen und Kellerräume. Also eigentlich drei Etagen. Auf unserer Etage gibt es drei Räume, im Ersten Laufbänder und Gewichtestationen. Im zweiten Raum gibt es Yoga und der dritte Raum ist eher eine Halle. Dort gibt es das Krav Maga und genau da wollen wir hin. Also betreten wir die Halle, sehen einige Mitglieder und einen Trainer, der dazu auch noch verdammt gut aussieht.

 

„Willkommen im Fitnessstudio ‚Sport-Oase’ und willkommen zur ersten Stunde Krav Maga“, begrüßt uns der Trainer und ich mustere ihn eingehend.

 

Er ist groß, trainiert und hat haufenweiße Muskeln. Er erklärt uns die Grundlagen des Krav Maga und es stellt sich später heraus, dass er glücklich verheiratet ist. Mit einem Mann. Ich trainiere mit Irina, wir haben viel Spaß und lernen schnell. Der Trainer Charlie lobt uns am Ende der Stunde und wir haben viel Spaß gehabt. Also tragen wir uns für eine Mitgliedschaft ein und werden nun regelmäßig kommen. Mit Irina gehe ich noch duschen, dann gehen wir frisch angezogen noch einen Shake trinken und fahren am frühen Abend nach Hause. Dort sitzen wir noch in meinem Zimmer und unterhalten uns über diese Stunde. Plötzlich leuchtet der Rubin wieder auf, ich sehe zu Irina und sie nimmt meine Hand. Gemeinsam verschwinden wir aus meinem Zimmer und landen in Kaparzien. Für Irina der erste Besuch.

„Wow also das ist Kaparzien. Ich bin begeistert oder auch nicht, denn hier ist es ganz schön düster“, bemerkt sie und wir stehen auf.

„Ja bei meinem ersten Besuch war es hier heller und fröhlicher. Selbst die Vögel zwitschern nicht mehr“, erwidere ich und sehe mich um.

Wende mich in die Richtung zu den Lykanern und Irina folgt mir. Wir brauchen nicht lange bis wir angekommen sind und indem Moment fängt es an zu regnen. Eilig laufen wir zum Haus von Vincent und betreten es.

 

„Isabelle! Ich habe schon auf dich gewartet.“

Vincent zieht mich in seine Arme und wir küssen uns voller Leidenschaft.

„Saug sie nicht gleich aus Vincent. Das ist immerhin mein Job“, ertönt die Stimme von Aluk und wir hören Irina kichern.

Also lösen wir uns voneinander und ich begrüße Aluk. Dieser freut sich ebenfalls mich zu sehen und hat dann nur noch Augen für Irina. Da weiß ich sofort, dass es zwischen den Beiden gefunkt hat. ein wahrer Knall der Liebe und sie sehen nur noch sich. Also lassen Vincent und ich die Beiden alleine und wir gehen nach hinten, wo wir in einen Garten kommen. Das ist mir neu und ich schaue mich interessiert um. Der Garten ist riesig, sieht sehr gepflegt aus und es gibt Beete, wo Gemüse angebaut wird. Jetzt sind die Beete jedoch kahl und ich kann mir schon denken wieso.

„Sieht ein bischen trostlos aus, ich weiß. Zurzeit geht es nicht, da wir ernstere Dinge vor uns haben“, erklärt mir Vincent und Irina erscheint mit Aluk.

„Maträus stimmts?“, fragt sie und die beiden Männer nicken.

„Menschen wurden auch schon Opfer von ihm und sie haben Angst. Trauen sich nicht mehr auf die Straßen und bleiben in ihren Häusern. Wir haben sie gefragt ob sie mit uns gegen Maträus kämpfen werden, aber sie wollen nichts damit zu tun haben. Zu groß ist die Angst, noch mehr Verluste zu erleiden“, erklärt Aluk und ich seufze.

 

„Er hat Irina vor ein paar Wochen entführt und alle haben nach ihr gesucht. Erst als ich auf die Idee kam, es mit meinem Hund zu versuchen, habe ich sie gefunden. In einer verlassenen Waldhütte und dann kamen Wölfe. Sie haben uns umzingelt und mein Hund hat gegen einen der Wölfe gekämpft. Sich zwar an der Pfote verletzt, doch sie ist wieder gesund“, erzähle ich den Beiden und sie haben die Augen verengt.

„Es nimmt immer weiter zu. Maträus verliert die Kontrolle über uns und das seit Isabelle das erste Mal hier erschienen ist“, meint Vincent und ich werde rot.

„Es tut mir leid. Ich wollte das Alles gar nicht“, entschuldige ich mich und Irina nimmt meine Hand.

„Nein du hast es ganz richtig gemacht. Wenn du nicht hier erschienen wärst, hätten sie weiterhin unter der Fuchtel von Maträus gelebt und das ist kein Leben.“

Ich sehe Irina an und lächle. Auch eine beste Medizin für meine Gefühlslage.

„Du hast recht. Für einen Moment hatte ich Schuldgefühle aber du hast sie mir genommen“, meine ich und Irina lächelt.

„Das macht die Luft hier. Sie ist von Magie durchtränkt und versucht uns zu verändern. Willenlos gegenüber Maträus zu machen, aber das funktioniert nicht. Wir wehren uns dagegen und er hat es sehr schwer“, erklärt Aluk und ich nicke.

 

„Aber eins möchte ich noch wissen. Seit wann kannst du wieder am Tage laufen Aluk?“, frage ich ihn und er lächelt.

„Kann ich nicht und es ist auch nicht Tag sondern tiefste Nacht. Es ist die Magie von Maträus, welche die Welt so aussehen lässt. Tag und Nacht sieht es hier so aus“, antwortet er mir und ich nicke.

„Gut also wir haben noch etwas vor und zwar eine Planbesprechung. Ihr beide seid mit dabei, denn ihr kommt in dieser Bestimmung mit vor. Besser gesagt in dieser Prophezeiung“, erklärt Vincent und führt uns wieder ins Haus.

In einem der wenigen Räume steht ein großer Tisch und im Raum sind alle die ich schon kenne. Ariana, Caleb, Victor, Shauna, Seth, Zoey, Ricky, Sirius und Sharuk stehen im Raum und als sie mich sehen, lächeln sie alle.

„Schön dich wieder zu sehen Isabelle und willkommen in unserer Welt Irina“, begrüßt uns Victor und wir lächeln.

Wir treten an den Tisch, darauf liegt eine große Karte von Kaparzien und kleine Steine liegen dort verteilt. Als wir uns versammelt haben, nickt Vincent Aluk zu und dieser beginnt den Plan zu erklären und mit uns zu besprechen, während draußen die Welt noch immer grau und trostlos erscheint.

Kapitel 22

Am Wochenende nach der ersten Schulwoche hat Granny uns fünf Freunde eingepackt, ins Auto verfrachtet und fährt mit uns zu einem schönen Ort wo wir campen können. Bella ist mit dabei und wir fahren zum San Elijo State Beach Campground. Der Ort liegt direkt am Strand und wir haben Badesachen dabei, denn es wird ein warmes Wochenende.

„Ich werde auf jeden Fall surfen gehen“, fängt Stefan an und reibt sich voller Vorfreude die Hände.

„Ich ebenfalls. Im Urlaub habe ich nicht surfen können“, fügt Rosalie noch hinzu und ist hippelig.

Bella sitzt auf meinem Schoß, schaut aus dem Fenster und freut sich auch, raus in die Natur zu kommen. Auch wenn wir nur einen Tag lang campen, werden wir viel Spaß haben und sogar ein Lagerfeuer entfachen. Die Fahrt dauert auch nur eine halbe Stunde und dann hält Granny den Van an. Wir springen raus, Bella flitzt los und erkundigt alles. Ich sehe ihr lächelnd nach und helfe dann beim ausräumen des Kofferraums. Granny schließt den Van ab und führt uns zu einer schönen Stelle, wo wir die Zelte aufstellen können. Ein großes Zelt für Rosalie, Irina, Granny und ich und ein etwas Kleineres für Stefan und Christoph. Bella wird natürlich bei uns mit im Zelt schlafen.

„So schnell die Zelte aufbauen und dann geht es ab zum Strand“, sagt Christoph und wir helfen alle mit.

Noch nicht einmal eine halbe Stunde später sind wir fertig, haben unsere Sachen zum baden genommen und gehen zum Strand. Dort legen wir unsere Sachen in den Schatten und Bella wird darauf aufpassen.

 

Rosalie und Stefan eilen zu den Surfboards und leihen sich welche aus. Verschwinden dann ins Wasser und surfen kurz darauf in den Wellen. Granny geht nur ein bischen schwimmen, Christoph auf Tauchgang und Irina und ich baden auch nur ein bischen. Das Wasser ist eine herrliche Abkühlung und wir haben viel Spaß. Später sitzen wir auf der Decke im Schatten und essen Melonenstücke.

„Das ist so lecker. Schade dass es bald schlechteres Wetter gibt und der Herbst Einzug hält“, sagt Rosalie und schiebt sich ein weiteres Melonenstückchen in den Mund.

„Stimmt aber nun geht es schneller auf Weihnachten zu“, wirft Irina ein und wir lachen.

„Bis dahin ist noch Zeit. Lasst erst einmal den Herbst kommen und dann den Winter“, meint Granny und wir stimmen ihr zu.

Genießen den Tag am Strand und gehen am Nachmittag zurück zu den Zelten. Bella fühlt sich ebenfalls wohl und hat viel Auslauf. Natürlich lässt sie die anderen Camper in Ruhe und diese finden Bella putzig. Gegen Abend tragen wir ein paar Zweige und Äste zusammen und entzünden ein kleines Lagerfeuer. Erlaubnis haben wir dafür und passen natürlich auch auf. Würstchen und Stockbrot rösten wir über dem Feuer und erzählen uns Geistergeschichten. Granny kennt ziemlich viele und wir gruseln uns wirklich, da es um uns herum still wird. Als es schon ziemlich spät wird, krabbeln wir in unsere Zelte und schlüpfen in unsere Schlafsäcke. Bella liegt neben mir, hat sich an mich gekuschelt und trotz das sie schläft, hat sie die Ohren gespitzt. Passt auf uns auf, dass nichts passiert.

 

Am nächsten Morgen bin ich vor allen Anderen wach, verlasse das Zelt und gehe zur nahegelegenen Toilette. Sauber und rein ist es hier und ich kann ohne bedenken mein Geschäft erledigen. Wasche mir danach die Hände und gehe zu den Zelten zurück. Die Anderen sind auch wach geworden und Granny kocht mit einem Campingkocher Kaffee für uns alle. Während meine Freunde ebenfalls verschwinden, ziehe ich mich schnell an und sitze dann neben Granny. Schneide die Brötchen auf und belege sie mit allem was wir da haben.

„Was machen wir heute Granny?“, frage ich sie und meine Freunde sind frisch und munter bei uns.

„Wir gehen heute Wandern und heute Abend fahren wir wieder nach Hause“, antwortet sie mir und trinkt einen Schluck von ihrem Kaffee.

„Das klingt super! Endlich wieder wandern und die Natur genießen“, sage ich voller Begeisterung und alle lächeln darüber.

Es fehlt einem schon gewisse Dinge, wenn man krank ist und viel zurückstecken muss. Ich darf natürlich beim Sportfest mitmachen und darauf freue ich mich am meisten. Sobald wir mit dem Frühstück fertig sind, ziehen wir uns festes Schuhwerk an und nehmen Proviant mit. Bella an die Leine und dann kann es auch schon losgehen. Granny führt uns einen Pfad entlang, dieser geht immer weiter aufwärts und wir halten uns am Geländer fest. Unsere erste Pause machen wir an einem Felsvorsprung und hier kann man die Aussicht genießen. Wir sitzen auf Bänken, wischen uns den Schweiß von der Stirn und trinken viel Wasser.

„Warum ziehen wir nicht einfach in die Natur. Das wäre doch mal etwas“, fange ich an und bekomme lachen zu hören.

 

„Was? Das wäre doch viel besser als in der stinkigen Stadt. Hier hat man noch Natur“, erkläre ich und halte an meinem Standpunkt fest.

„Und die Schule?“, fragt mich Irina und schmunzelt.

„Wenn ich mit der Schule fertig bin, ziehe ich hierher.“

„Willst du denn nicht studieren?“, fragt nun Rosalie und hat die Beine ausgestreckt.

„Natürlich will ich das.“

„Und arbeiten gehen? Eine Familie gründen und glücklich sein?“

„Okay ihr habt mich überzeugt, aber wenn ich mal alt und grau bin, ziehe ich in die Natur. Dann kann man mich nicht aufhalten.“

„Ich werde dich auf jeden Fall begleiten“, sagt Irina und ich strahle sie an.

„Das will ich auch schwer hoffen. Du bist meine beste Freundin und wir werden gemeinsam alt und grau.“

Wir lachen alle zusammen, packen unsere Flaschen wieder weg und machen uns weiter auf den Weg hinauf.

Der Pfad führt durch den Wald der riesig ist und wir hören auch Wasser plätschern. Kommen an einer Stelle wo ein Bach fliest und Wasser aus einem Loch im Gestein kommt. Es ist frisch und rein und Granny gibt das OK, dass wir davon trinken dürfen. Sie kennt sich eben sehr gut aus. Stefan hat seine Kamera gezückt, schießt Fotos und wird die Bilder später unter uns aufteilen, damit wir alle etwas davon haben. Ein besonderes Foto von Granny und mir schießt er ebenfalls und dann auch eines mit Bella im Arm.

 

Am Nachmittag kommen wir endlich oben an und breiten eine Decke aus. Lassen uns dort nieder und packen unser Essen aus. Sitzen gemütlich zusammen und lassen es uns gut gehen. Auch Bella, denn sie frisst Trockenfutter. Auch etwas Köstliches für sie, denn sie liebt es.

„Es ist wunderschön hier. Hoffentlich bleibt es noch Jahrzehnte so“, bemerkt Rosalie und schaut sich um.

„Ja hoffentlich, aber wenn ich mir das heute so ansehe, dann wird es in ein paar Jahren nicht mehr geben oder die Erde rächt sich an der Menschheit und rottet sie aus. Würde mich echt nicht wundern. Vor allem das Ozonloch vergrößert sich immer weiter und es gibt immer mehr Naturkatastrophen. Ob die Menschheit dadurch endlich mal wach wird, mag ich zu bezweifeln“, erwidere ich und man stimmt mir zu.

„Sie wollen es entweder nicht sehen oder sie sehen es und machen nichts. Das ist Heutzutage so. Vielleicht wachen sie irgendwann auf und hoffen wir, dass es dann nicht zu spät ist“, wirft Granny ein und wir seufzen alle zusammen.

Wir genießen noch den Nachmittag hier oben und sobald die Sonne untergeht, wird ein letztes Foto geschossen, bevor wir uns an den Abstieg machen. Genau indem Moment erscheint Maträus und drängt Irina und mich zurück.

 

„Gebt mir das Amulett“, faucht er und ich verenge die Augen.

Stelle mich in Kampfposition hin und Irina macht es mir nach. Wir haben zwar erst drei Stunden Krav Maga hinter uns aber wir können uns sehr gut verteidigen.

„Auf keinen Fall! Wir lassen nicht zu, dass du Kaparzien zerstörst“, fauche ich und Maträus lacht.

„Hört auf mit diesen Kindereien. Seid doch vernünftig oder es wird jemand sterben. Ihr habt nichts mit der Sache in Kaparzien zu tun und wenn ihr nicht mehr zurückkehrt, dann wird sich alles wieder normalisieren. Vincent und Aluk werden sich nicht mehr an euch erinnern.“

„Das könnte dir so passen du alter Sack! Wir helfen ihnen und dann ist Kaparzien sicher“, zischt Irina und geht auf ihn los.

Ich folge ihr schnell und wir kämpfen gegen Maträus. Leider verschwindet er immer und taucht auf einer anderen Stelle wieder auf. Lacht uns auch noch aus und spielt mit uns. Bis ich einen Stein hochnehme und auf ihn schieße, als Irina ihn gerade ablenkt. Der Stein trifft Maträus am Kopf und er wirbelt herum. Ist nun richtig sauer und ich muss lachen, denn sein Gesicht ist ein Bild für die Götter.

 

„Das hättest du nicht tun sollen. Jetzt nehme ich dir das was du am liebsten hast“, sagt er, hebt seine Arme und ein Stab erscheint in seiner rechten Hand.

Über uns verdunkelt sich alles und ein Gewitter zieht auf. Dann knallt er mit dem Stab auf den Boden und ein Blitz schlägt im Berg ein. Steine und Felsen krachen nach unten und Irina und ich rennen los. Können unsere Freunde hören und beeilen uns. Beim Felsvorsprung kommen wir an, sehen unsere Freunde die sich an die Felswand pressen und starr vor Angst sind. Nur eine fehlt. Meine Granny.

„Wo ist Granny?“, frage ich und mein Herz schlägt schneller.

„Verdammt wo ist Granny?“, schreie ich nun und Rosalie zeigt mit zitterndem Arm nach vorne.

Ich schaue zur Stelle, das Geländer ist zerstört wurden und ich eile dorthin. Schaue nach unten und kann Granny auf dem Boden liegen sehen. Für einen Moment setzt mein Herz aus, ich lasse alle Vorsicht fallen und renne den Pfad nach unten. es hat angefangen zu regnen, ich stolpere und falle auch immer wieder hin. Rapple mich auf und springe dann den Rest nach unten. rutsche weg und lande im Schlamm. Eilig komme ich auf die Beine, wende mich nach rechts und schlage mich durch das Unterholz, bis zu der Stelle wo Granny liegt. Es ist wie in einem Alptraum, denn das darf nicht wahr sein. Granny liegt auf dem Rücken, neben ihr im Gebüsch ein Fels und ich weiß, wie es passiert ist. Wie meine Granny liegt ist nicht mehr normal und ich schlucke vernehmlich.

 

Ihre Gliedmaßen sind verdreht, eine Blutlache hat sich unter ihr gebildet und ihre Augen sind geschlossen. Langsam lasse ich mich neben ihr nieder und ziehe sie in meinen Schoß.

„Granny? Bitte Granny wach auf“, flehe ich leise, ihre Augenlider flackern und dann sieht sie mich an.

„Du musst ihn aufhalten Weltenwandlerin. Halte Maträus auf und rette Kaparzien. Irina und du ihr seid die Einzigen, die es schaffen können. Gemeinsam mit Aluk und Vincent“, flüstert sie und ein Blutrinnsal läuft aus ihrem Mundwinkel.

„Und du hilfst uns dabei Granny. Du wirst dabei sein“, erwidere ich und Granny hustet.

„Ich kann nicht mehr. Meine Zeit ist gekommen und ich habe es die ganze Zeit gewusst. Ich wurde gewarnt und nun bekomme ich meine Strafe, weil ich nicht darauf gehört habe.“

„Hör auf so etwas zu sagen Granny. Du hast mir doch versprochen, bei mir zu bleiben. Du darfst nicht gehen. Hast du mich gehört Granny? Du darfst mich nicht alleine lassen“, sage ich und Granny lächelt schwach.

„Ich werde immer bei dir sein. Genau hier.“

Schwach hebt sie ihre Hand, legt sie auf mein Herz  und dann bricht ihr Blick. Die Hand rutscht nach unten und ein letzter Atemhauch verschwindet. Granny ist tot. Ich fange an zu weinen, halte sie in meinen Armen und schreie meinen Schmerz hinaus. Er hat mir genau das genommen, was ich am Liebsten habe. Meine Granny.

 

Bella hat sich neben mich gelegt, ihren Kopf auf meinen Schoß gelegt und versucht mich so zu trösten. Ich bekomme nichts mehr mit. Das Rettungskräfte sich um meine Granny kümmern wollen, dass man mich von ihr wegzieht und beruhigend auf mich einredet. Nebenbei merke ich meine Eltern, wie sie mich in ihre Arme nehmen und tröstend festhalten, während mir die Tränen über die Wangen laufen. Selber weinen sie auch und haben wie ich einen schweren Verlust zu beklagen.

„Lass uns nach Hause fahren“, flüstert Dad, nimmt mich hoch und trägt mich zu seinem Auto.

Bella an unserer Seite und Mum die immer wieder schluchzt. Dann sitze ich auch schon im Auto, Mum schnallt mich an und wir fahren nach Hause. Es tut weh einen Verlust zu erleiden und es ist schwer zu verkraften. Doch ein Gedanke kommt mir in dieser schweren Stunde. Jetzt erst recht. Ich werde härter trainieren und Granny rächen. Maträus muss sterben.

Kapitel 23

Der Schmerz ist das Schlimmste, was es je gibt. Einen geliebten Menschen zu verlieren ist wirklich schmerzhaft. Es quetscht das Herz zusammen und man hat das Gefühl zu ersticken. Den Rest des Tages habe ich in meinem Zimmer verbracht und zusammengerollt unter der Bettdecke. Bella stets an meiner Seite und schweigend. Mein Trost für diese schlimme Zeit. Meine Eltern haben mich fürs Erste von der Schule abgemeldet und ich bin ihnen dafür dankbar. So kann ich mich meinem Verlust hingeben und lebe in den Tag hinein. Am nächsten Nachmittag bekomme ich Besuch und es sind meine Freunde. Ich sitze auf dem Fensterbrett meines Zimmers und starre nach draußen. Im Augenwinkel bemerke ich meine Freunde und wende dann den Kopf in derer Richtung. Rosalie und Irina lassen sich auf meinem Bett nieder und Christoph und Stefan stehen im Raum.

„Es tut uns sehr leid Isabelle. Unser aufrichtiges Beileid“, fängt Rosalie an und mir kommen wieder die Tränen.

Sofort ist Irina an meiner Seite und nimmt mich tröstend in ihre Arme. Die Tränen laufen mir über die Wangen und weine leise. Bella ist ebenfalls bei mir und schmiegt sich tröstend an mein Bein. Sieht mich mit ihren großen Kulleraugen an und fiepst leise. Als ich mich dann einigermaßen beruhigt habe, wische ich mir die Tränen weg und atme tief durch.

„Alle aus der Klasse entsenden dir ihr Beileid und hoffen, dass du bald wieder zur Schule gehst“, meint Rosalie und ich nicke leicht.

„Wahrscheinlich nächste Woche erst und dabei wollte ich das Sportfest mitmachen. Aber ich fühle mich nicht so dafür. Am Sonntag ist die Beerdigung von Granny“, erwidere ich leise und Irina streicht mir über den Rücken.

 

„Möchtest du uns dabei haben als Unterstützung?“, fragt Stefan sofort und er ist nicht mehr der Freund, der in mich verliebt ist.

Er hat es wohl eingesehen und ist darüber hinweggekommen. Das hoffe ich zumindest, denn noch so ein Problem kann ich wirklich nicht gebrauchen. Stefan ist nun eher ein Bruder für mich als ein Freund.

„Ja bitte. Ich werde aber noch Mum und Dad fragen, ob ihr kommen dürft“, antworte ich und lächle schwach.

Stehe dann auf und Bella ist sofort an meiner Seite. Spürt meine Trauer und meinen Kummer und will für mich da sein.

„Wollt ihr etwas trinken?“, frage ich meine Freunde und sie sind sofort an meiner Seite.

„Ja bitte ich habe riesigen Durst“, wirft Christoph ein und ich schmunzle.

Gemeinsam gehen wir nach unten und Mum hat schon etwas zu trinken zubereitet. Sie backt einen Kuchen, ich sehe ihr dennoch an, dass sie geweint hat und bekomme einen Kloß im Hals. Es tut einfach nur weh und so schnell wird es nicht aufhören. Irgendwann wird es besser aber ich bin mir sicher, dass ich auch nach Jahren um Granny weinen werde. Meine Freunde nehmen sich jeder ein Glas Saft und wir gehen nach draußen. Das Wetter ist schlechter geworden, die Sonne verschwunden und es regnet. So als wenn der Himmel um einen verlorenen Engel weint. Wobei Granny sicherlich nun im Himmel ist. Ich bin nicht gläubig aber daran glaube ich definitiv.

 

Meine Freunde und ich setzen uns auf die Liegen und ich strecke meine Beine aus. Sehe dem Regen zu und es fehlt hier etwas. Meine Granny. Mit ihr ist das Leben im Haus fröhlich und immer lustig gewesen. Jetzt wurde das herausgerissen und wir sind alleine. Nur noch zu dritt. Dennoch werde ich nicht aufgeben. Maträus hat mir meine Granny genommen aber ich gebe ihm noch immer nicht das Amulett zurück. Ich werde weiterhin Krav Maga trainieren und dann ist er fällig. Ich werde ihm das Leben zur Hölle machen und ihn qualvoll sterben lassen. Am darauffolgenden Sonntag ist die Beerdigung von Granny und im Haus liegt eine schmerzliche Stille. Ich stehe vor dem Spiegel, mustere mich eingehend und seufze. Heute trage ich ein schwarzes knielanges Kleid und dazu passende schwarze Ballerinas. Meine Haare liegen sanft auf meinen Schultern und ich streiche eine Strähne hinter mein Ohr. Schon immer sind sie schneller gewachsen als andere Haare und ich bin mehrmals im Jahr beim Friseur. Sobald ich wirklich nichts mehr finde was ich richten muss, verlasse ich mein Zimmer und gehe nach unten. Meine Eltern sind ebenfalls fertig angezogen und wir verlassen das Haus. Bella bleibt drinnen, denn sie darf nicht mitkommen. Auf der Fahrt zur kleinen Kapelle ist es still im Auto und sehr bedrückend. Niemand hat in den letzten Tagen gelacht oder Spaß gehabt. Es ist als wenn alles mitgenommen wurde. Bei der kleinen Kapelle neben dem Friedhof sind schon einige Trauergäste eingetroffen und auch meine Freunde. Diese nehmen mich sofort in Empfang und umarmen mich tröstend. Dann wenden wir uns zur Kapelle um und gehen auf sie zu.

 

Drinnen sieht es fast so aus wie in einer Kirche und überall sind Kerzen angezündet. Vorne auf einem Altar ist ein weißer Sarg und dieser ist offen. Ich setze mich zu meinen Eltern in die erste Reihe und sobald auch der letzte Gast seinen Platz eingenommen hat, tritt ein älterer Herr mit Brille an ein Podium. Im Hintergrund spielt leise die Lieblingsmusik meiner Granny und mir kommen wieder die Tränen. Zum Glück habe ich Taschentücher eingesteckt und mich nicht geschminkt. Das hätte mein Gesicht zu einer Waschbärmaske verwandelt. Der Mann am Podium hält nun seine Ansprache und erzählt einiges von Granny. Er hat sie nicht gekannt und sicherlich haben meine Eltern ihm etwas gegeben. Die Zeit zieht sich wie Kaugummi und ich will am Liebsten wegrennen um still und leise zu trauern. Ich bleibe aber hier sitzen und benutze ein Taschentuch nachdem Anderen. Nachdem er geendet hat, kommt schon die nächste Person und jeder von ihnen hält eine Ansprache. Nur ich bleibe sitzen, denn ich kann nichts sagen und vorbereitet habe ich auch nichts. Der nächste Schritt ist ein letzter Abschied, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe. Irina ist an meiner Seite, hat meine Hand genommen und drückt sie sanft. Nickt mir zu und wir gehen ebenfalls zum Sarg. Schauen hinein. Granny sieht nicht tot aus. Nur als wenn sie schlafen würde. Sie trägt ihr Lieblingskleid, das Sommerliche mit den Blumen drauf. Ihr Gesicht dezent geschminkt und die Hände ineinander gefalten.

 

Wieder kommen mir die Tränen und wir verlassen die kleine Kapelle wo ich mir die Tränen wegwische und die Nase putze. Draußen warten wir auf den weißen Sarg, dieser wird gebracht und wir reihen uns dahinter ein. Irina ist immer an meiner Seite und hat sich bei mir eingehakt. Bei einem offenen Grab bleiben wir stehen, der Sarg wird vorsichtig eingelassen und weiße Rosen oben drauf gelegt. Ein paar letzte Worte von diesem Herren und dann auch der Spruch: „Asche zu Asche, Staub zu Staub“ Jeder der Gäste gibt etwas Erde auf den Sarg, tritt zurück und ein letztes Mal spielt Musik, die Granny geliebt hat. Dann wird das Grab zugeschüttet mit Erde und wir gehen. Ich bleibe mit Irina zurück und sehe sie ernst an.

„Das wird mir Maträus bereuen, denn es war er gewesen und so etwas ist nicht zu entschuldigen“, sage ich bestimmt und Irina nickt.

„Ich helfe dir und das weist du auch. Wir beide werden es gegen ihn schaffen und dann kann er das Zeitliche segnen.“

„Ich werde ab morgen wieder trainieren und zwar härter als jemals davor. Das werde ich ihm niemals verzeihen und ich lasse Aluk und Vincent nicht im Stich.“

„Genau wie ich. Der Plan wird noch einmal richtig ausgefeilt und dann geht es los. Wahrscheinlich werden wir entweder sterben oder für immer in der Welt Kaparzien bleiben, aber wir sind dann zusammen und niemand ist alleine“, sagt sie und ich ziehe sie in meine Arme.

„Vielen Dank Irina. Ich bin so froh, dich an meiner Seite zu haben“, bedanke ich mich leise und sie streicht mir beruhigend über den Rücken.

 

„Schon immer und wir bleiben als beste Freunde zusammen.“

Wir sehen uns an und ich nicke. Dann hakt sie sich wieder bei mir ein und wir gehen zum Auto meiner Eltern. Steigen dort ein und fahren zu mir nach Hause. Dort gibt es einen Leichenschmaus und es werden Geschichten von Granny erzählt.  Bei mir zu Hause ist das Esszimmer gedeckt und auch im Wohnzimmer kann man sich hinsetzen. Freunde und Bekannte versammeln sich alle in den Räumen und es ist voll. Bella ist immer an meiner Seite und fühlt sich dort auch sicher, da sie nicht getreten werden kann. eine sehr trostlose Gesellschaft. Ich habe mich mit meinen Freunden nach draußen in den Garten verzogen und hier können wir in Ruhe essen.

„Ich habe da noch etwas für dich Isabelle“, fängt Stefan an und reicht mir einen gepolsterten Umschlag.

Ich nehme es entgegen, öffne den Umschlag und kurz darauf einen goldenen Bilderrahmen in den Händen. Dieser umfasst das Bild von Granny und mir beim Campen und ich habe wieder Tränen in den Augen.

„Vielen Dank Stefan! Das ist wirklich wunderschön“, bedanke ich mich und muss schwer schlucken.

„Ich habe mir gedacht, ich drucke es aus und stecke es in diesen schönen Rahmen. Hinten drauf steht das Datum, wann dieses Foto entstanden ist. So kannst du dich immer wieder an die schöne Zeit erinnern. Nicht was danach passiert ist“, erklärt er mir und ich umarme ihn noch einmal zum Dank.

 

Stelle dann das Foto zur Seite und verbringe noch einen ruhigen und traurigen Tag mit meinen Freunden. Am nächsten Tag bin ich wieder in der Schule und alle bekunden mir erneut ihr Beileid. Ich bedanke mich und lächle schwach. Wohl fühle ich mich dennoch nicht. Nur kann ich nicht ewig der Schule fern bleiben, da ich den Abschluss schaffen will. Ich kämpfe mich durch den Schulalltag, am Nachmittag packe ich mir Irina und wir fahren zum Fitnessstudio.

„Heute trainiere ich härter als zuvor, denn ich habe ein Ziel“, fange ich an und Irina hat einen entschlossenen Blick aufgesetzt.

„Ganz genau! Wir werden trainieren bis wir tot umfallen oder nur fast. Schließlich brauchen uns Aluk und Vincent ganz dringend.“

Wir steigen aus dem Wagen, ich schließe ihn ab und schultere meine Sporttasche.

„Jetzt sag doch einfach mal Irina. Kann es sein, dass du in Aluk verschossen bist?“, frage ich meine beste Freundin in der Umkleide und sie wird sofort rot.

„Naja eigentlich schon. Also ich habe mich in diesen Vampir verliebt und würde auch gerne ein Vampir werden. Obwohl ich dann niemals Kinder bekommen würde, da sie es nicht können.“

„Wäre das sehr schlimm?“, frage ich sie und ziehe das Shirt für das Training an.

„Eigentlich nicht. Ich wollte sowieso niemals Kinder haben. Dir wünsche ich das jedoch und zwar mit Vincent“, antwortet sie mir und nun werde ich rot.

 

„Aber nicht jetzt. Ich bin erst 18 und heutzutage gibt es schon zu viele Teeniemütter. Da will ich nicht auch noch dazu gehören. Auch wenn es in Kaparzien wäre. Außerdem möchte ich mal heiraten.“

Irina lächelt und nickt langsam. Zieht sich ihre Jogginghose an und nimmt ihre Wasserflasche, samt weißes Handtuch.

„Ich möchte auch mal heiraten und zwar Aluk. Aber ich habe mich noch nicht getraut ihm zu sagen, dass ich ihn liebe.“

Ich nicke und wir gehen in die Trainingshalle. Dort sind schon alle Mitglieder und wärmen sich auf. Irina und ich folgen sogleich derer Beispiel und sind konzentriert. Unser einziges Ziel ist es Maträus zu vernichten und kämpfen kann nicht schlecht sein. Zumindest in Kaparzien um endlich wieder Frieden zu bekommen. Dafür sind wir da. Wir beide die Weltenwandlerinnen. Sobald wir uns aufgewärmt haben, gehen wir auf die Matten und trainieren erneut. Doch dieses Mal richtig hart und verbissen. Der Trainer zeigt uns neue Griffe, wir lernen schnell und sind den Anderen einen Schritt voraus.

„Du wirst ihm doch beim nächsten Besuch gestehen, dass du ihn liebst oder? Bei mir war es anders herum. Da hat es Vincent getan und dann hatte ich mein erstes Mal“, fange ich an und schicke meine beste Freundin auf die Matte.

„Versprochen das werde ich machen. Darauf kannst du wetten“, erwidert sie keuchend und kommt wieder auf die Beine.

 

Greift nun mich an und schickt mich auf die Matte. Als das Training nach zwei Stunden schließlich zu Ende ist, gehen wir noch einmal auf das Laufband und laufen ein paar Kilometer. Powern uns richtig aus und erst nachdem wir das auch bewältigt haben, gehen wir duschen. Ziehen uns frische Klamotten an und fahren nach unserem Training noch zu einem Imbiss. Nur weil wir im Fitnessstudio sind, heißt es noch lange nicht, dass wir uns gesund ernähren. Nein wir sind nur dort um uns auf den Kampf vorzubereiten, der mit jedem Tag immer näher rückt.

Kapitel 24

Zwei Wochen nach der Beerdigung meiner Granny offenbart mir Irina, dass sie nun mit Aluk zusammen ist. Ich freue mich für sie und gratuliere ihr auch. Dabei wird sie sofort rot und kichert vor sich hin. Wie ein Schulmädchen, dass zum ersten Mal geküsst wurde.

„Ich habe es ihm nicht gestehen brauchen. Er kam selber auf mich zu. Das war gestern als wir wieder bei ihnen waren. Aluk ist ein so toller Vampir und mein Herz schlägt nur für ihn“, erzählt sie und schwärmt richtig davon. Vor allem wie der Kuss mit ihm ist.

„Ähh…das muss ich nicht wissen Irina. Also das der Kuss so ist, als wenn du Schokolade küsst“, stoppe ich sie und Irina kichert abermals.

„Wie ist es denn, wenn du Vincent küsst?“, fragt sie mich und ich hebe den Kopf vom Buch, welches ich gerade lese.

„Wie Freiheit schmeckt es. Als wenn ich nichts anderes gemacht hätte, wie über Wiesen und Felder zu laufen. Mit Vincent an meiner Seite. Es ist ein tiefes berührendes Gefühl. Auch wenn es sich total schnulzig anhört“, antworte ich und Irina seufzt.

„Ja es schmeckt richtig fantastisch.“

Ich lächle, widme mich meiner Leselektüre und vertiefe mich. Auf einmal spüre ich ein leichtes Brennen an meiner Hüfte, ich lege das Buch weg und erhebe mich. Hebe das Kleid, ziehe etwas meinen Slip runter und Irina bekommt große Augen.

 

Auf meiner linken Hüfte hat sich ein Tattoo gebildet und es zeigt einen dunklen Wolf.

„Wow aber du hast dich gar nicht tätowieren lassen“, bemerkt sie und springt auf.

Kratzt sich an ihrer linken Hüfte, hebt ihr Top hoch und zieht die Shorts etwas runter. Zusehen ist eine blutrote Rose auf ihrer Hüfte und sie sieht mich fragend an.

„Was hat da zu bedeuten?“, fragt sie mich und ich hebe nur die Schultern.

Lasse das Kleid los und eile in mein Zimmer. Hole das Buch aus dem Safe und komme damit wieder nach unten. setze mich und schlage das Buch auf der allerletzten Seite auf.

„Hier steht es. Wenn ein Lykaner oder ein Vampir sich seine Gefährtin oder seinen Gefährten auserwählt hat, dann erscheint bei der entsprechenden Person ein Tattoo, was den Besitz anzeigt“, lese ich vor und sehe Irina wieder an.

„Also sind wir die auserwählten Personen für Vincent und Aluk.“

„Sieht wohl so aus. Jetzt erst recht Irina. Maträus wird es nun richtig büßen“, sage ich bestimmt und Irina nickt bekräftigend.

Oft genug kann ich es gar nicht sagen und mein Hass auf diesen Zauberer steigt immer weiter an. Irina ergeht es nicht anders, denn schließlich wurde sie von ihm entführt und wegen ihm musste sie eine Nacht im Krankenhaus verbringen. Ich klappe das Buch wieder zu, bringe es an seinen sicheren Platz und trinke unten auf der Terrasse einen Schluck vom Saft.

 

Als auch Irina ihre Leselektüre nimmt um weiter zu lesen, erscheint im hinteren Teil des Gartens ein Flimmern und daraus formen sich Aluk und Vincent.

„Irina wir haben Besuch“, sage ich nur und lege mein Buch zur Seite.

Heute komme ich wohl nicht mehr zum weiter lesen. Erhebe mich und eile zu Vincent, der mich sofort in meine Arme nimmt.

„Was macht ihr hier und wie habt ihr es geschafft?“, fragt Irina und wir sehen beide Männer an.

„Wir haben Maträus bestohlen und zwar ein altes Artefakt, welches uns hilft, hierher zu kommen. Das ist also eure Welt. Ziemlich unheimlich“, antwortet Aluk und Irina und ich müssen darüber kichern.

„Eure Welt ist auch unheimlich“, bemerke ich und Vincent muss lachen.

„Können euch auch Andere sehen oder nur wir?“, frage nun ich und beide werfen sich einen Blick zu.

„Nur ihr Beide könnt uns sehen und niemand anderes. Daher müssen wir vorsichtig sein. nicht das man euch am Ende für verrückt erklärt.“

„Nie und nimmer. Wir sind sowieso schon verrückt genug“, grinst Irina und wir schauen uns trotzdem um, ob uns auch niemand beobachtet.

Niemand zu sehen. Also wenden wir uns den beiden Männern wieder zu und lächeln.

„Erzählt doch mal wie eigentlich alles angefangen hat. Also das mit dem Amulett und wie ihr euch bekämpft habt“, fängt Irina an und wir führen die Beiden in mein Zimmer.

 

Soll ja schließlich niemand sehen und wir wollen auch nicht auffallen. In meinem Zimmer schauen sich Beide um, Bella schlüpft ins Zimmer und beschnuppert Vincent. Bellt ihn freudig an und er nimmt sie hoch.

„Sie ist aber süß. Eine richtige Hundedame und sicherlich ein guter Wachhund“, sagt er und ich nicke zustimmend.

„Ja das ist sie und sollte ich in Kaparzien sein, dann wird sie dabei sein. Also falls es soweit kommt, dass ich nicht mehr hierher kommen kann“, erkläre ich ihm und Vincent nickt.

„Damit hätte ich kein Problem.“

Er krault Bella noch immer und sie genießt es richtig. Das sehe ich ihr an. Offenbar hat sie einen Narren an ihm gefressen. Irina und ich setzen uns mit auf das Bett und sehen die Beiden an.

„Also mir wurde ja das Amulett gestohlen und das aus einem Raum, welcher gut gesichert war. Das Amulett lag in einem Glaskasten. Niemand hätte dort rankommen können und doch wurde es geschafft. Ich war stinksauer und an diesem Tage erschien Maträus. Meinte er habe Vincent mit dem Amulett gesehen. Ich habe ihm geglaubt und war richtig wütend. Also habe ich mir einige Vampire geschnappt und wir haben die Lykaner angegriffen. Vincent hat immer wieder beteuert, dass er es nicht gewesen ist. Nur habe ich ihm nicht geglaubt, denn Lykaner und Vampire sind nicht gerade die besten Freunde. Erst als Isabelle bei uns Vampiren erschienen ist wurde mir klar, dass ich vollkommen falsch lag. Da kam mir in den Sinn, dass Maträus ein falsches Spiel spielt und ich fing an nachzuforschen. Immer mehr kam über Maträus raus und das er nur eines im Sinn hat. Er will uns alle vernichten und hier die Menschheit unterjochen. Nichts Gutes wie man nun weiß und ihr müsst gut auf euch aufpassen“, erzählt Aluk und wir schweigen, nachdem Erzählten.

 

„Wir haben seit drei Wochen Krav Maga und trainieren was das Zeug hält. Schließlich wollen wir Maträus vernichten“, sage ich und Irina bekräftigt meine Aussage.

„Wir können Maträus schwächen indem wir diese komische Kugel auf seinem Stab zerstören. Dadurch verliert er alle seine Kräfte und ist so schwach wie ein Mensch. Nichts gegen euch, aber ihr Menschen seid eben schwach“, erklärt Vincent und wir verstehen ihn dennoch.

„Das ist uns schon klar Vincent. Dennoch trainieren wir und forschen im Buch. Wir bereiten uns darauf vor, was kommt“, sagt Irina und ich lehne mich an Vincent.

Gerade als ich etwas erwidern will, klopft es an der Tür und Dad schaut rein.

„Alles in Ordnung bei euch beiden?“, fragt er und Irina und ich nicken synchron.

„Alles klar Dad. Wir unterhalten uns nur ein bischen“, antworte ich und er lächelt leicht.

Auch wenn es nicht wirklich echt aussieht, aber auch kein Wunder, denn es war seine Mum die da gestorben ist. So etwas braucht viel Zeit.

„Gut dann lasse ich euch wieder alleine. Ach eins noch. Irina bleibst du zum Essen?“

„Sehr gerne. Isabelle und ich haben uns gedacht, dass ich auch über Nacht bleiben darf, sofern Sie nichts dagegen haben.“

„Wenn deine Eltern es dir erlauben, dann ja gerne. Wir freuen uns immer, wenn du da bist. Dann ist Isabelle nicht so alleine.“

Ich grinse und Irina schmunzelt. Dad geht wieder und wir merken, dass Dad unsere Freunde nicht gesehen hat. Wäre auch eine ziemlich peinliche Situation gewesen, wenn er seine kleine Prinzessin mit einem Mann im Bett sieht.

 

„Wo waren wir stehen geblieben?“, frage ich und Irina kichert.

„Das ihr Menschen schwach seid und ihr uns das nicht übel nehmen dürft. Wir kennen es nicht anders“, antwortet Aluk und ich schmunzle.

„Wie gesagt, Irina und ich trainieren schon fast jeden Tag und lernen sehr schnell Krav Maga. Dann werden wir Maträus kräftig in den Hintern treten.“

Irina und ich lachen und klatschen uns ab. Die beiden Männer lächeln nur darüber und ich sehe, dass sich Bella auf Vincents Schoß eingerollt hat. Ja sie hat ihn als Gut befunden und ich darf ihn weiterhin behalten.

„Wir haben das hier heute entdeckt“, fängt Irina an, steht auf und zeigt den Beiden ihr Tattoo.

„Ihr werdet es uns nicht glauben, aber wir haben auch jeder ein Tattoo. Vincent das eines Wolfes und ich das einer blutroten Rose“, erklärt Aluk und zeigt sein Tattoo an der linken Hüfte.

Auch Vincent zeigt seines und ich streiche darüber. Beide sind sehr stolz darauf und auch mich durchströmt ein Gefühl des Glücks. Irina scheint es ebenfalls zu ergehen, denn sie strahlt wie ein Honigkuchenpferd.

„Wir lieben unsere Gefährtinnen und unsere Völker freuen sich für uns. Schließlich haben wir lange genug ohne Partner gelebt.“

„Wie alt bist du eigentlich Aluk?“, frage ich den Vampir und auch Irina scheint neugierig zu sein.

„Naja ich bin schon 488 Jahre alt. Also ein alter Mann. Sehe dennoch aus wie 24, denn ich wurde mit 24 Jahren zu einem Vampir erschaffen“, antwortet Aluk und wir sehen zu Vincent.

 

„Ich bin erst 22 Jahre alt. Noch ein junger Spund“, erklärt Vincent und ich nehme sein Gesicht in meine Hände.

„Das reicht mir vollkommen aus. Es sind nur 4 Jahre Altersunterschied. Mehr nicht“, beruhige ich ihn und das lässt Vincent erleichtert aufseufzen.

„Bin ich dir zu alt Irina?“, fragt Aluk meine beste Freundin und ich wende mich den Beiden zu.

Irina setzt sich wieder auf das Bett und legt eine Hand an seine Wange. Ich kann sehen wie er sich dort hineinschmiegt.

„Nein Aluk, denn ich liebe dich und will ebenfalls ein Vampir werden.“

„Willst du keine Kinder?“, fragt er sie und Irina lacht.

„Nein ich wollte nie Kinder haben. Ich bin nicht der Typ dafür. Jedoch möchte ich dich irgendwann heiraten. Wenn die Zeit dafür da ist. Jetzt nicht und in nächster Zeit ebenfalls nicht. Zudem haben wir alle Zeit der Welt“, antwortet sie ihm und in ihrer Stimme schwingt sehr viel Liebe mit.

Das lässt Aluk alles vergessen, er zieht Irina in seine Arme und küsst sie. Ich lächle und freue mich für sie. Natürlich macht Vincent es ihm nach und es kommt mir vor, als seien Beide auf einen stillen Kampf aus, wer der bessere Gefährte ist. Mir ist das jedoch vollkommen egal, denn ich liebe Vincent und sie brauchen ihr Testosteron nicht zum Einsatz bringen.

 

Nach einer Weile lösen wir uns voneinander und Vincent strahlt. Die Liebe zwischen Irina und Aluk schwebt noch in der Luft und wir sehen, wie die Beiden wild miteinander knutschen.

„Hey ihr zwei Turteltauben! Nicht hier in diesem Bett. Sucht euch ein Zimmer“, sagt Vincent und stupst Aluk mit seinem Fuß an.

Dieser zeigt seinen Mittelfinger und ich muss gemeinsam mit Vincent lachen. Endlich lösen sich die Beiden voneinander und sehen sich total verliebt an.

„Wir müssen leider wieder los. Man braucht uns in unserer Welt. Kommt so schnell wie möglich zu uns, damit wir ein letztes Mal über den Plan sprechen können“, sagt Aluk und Irina seufzt.

Ja wir müssen die beiden Männer wieder gehen lassen und sind daher auch ein bischen enttäuscht. Das merken sie und küssen uns ein letztes Mal.

„Wir sehen uns sicherlich in den nächsten Tagen wieder“, flüstert Vincent, haucht mir einen letzten Kuss auf die Lippen und verschwindet.

Auch Aluk verlässt das Zimmer und ich sehe Irina an.

„Wie in einem Kitschroman“, bemerkt sie und wir müssen beide lachen.

„Stimmt aber das ist mir vollkommen egal. Ich liebe Vincent und möge er ruhig wie ein Bad Boy aus einem der Liebesromane sein. Von seiner Seite will ich nie wieder weichen.“

„Dito Isabelle und jetzt lass uns wieder nach unten gehen. Deinen Eltern eventuell helfen.“

Bella springt vom Bett, Irina hakt sich bei mir unter und gemeinsam verlassen wir mein Zimmer. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass es noch schlimmer kommen kann, denn Maträus ist zu allem fähig.

Kapitel 25

So schnell werden wir Aluk und Vincent nicht wieder sehen, denn es ist etwas im Busch. Ich merke es und auch Irina bekommt es mit. Schon als wir Montagmorgen zur Schule kommen, ist etwas Anders. Die Schüler tragen alle Schuluniformen und bewegen sich im Gleichschritt. Als wenn wir in der Armee wären. Ich kann Rosalie sehen und eile auf sie zu.

„Rosalie was ist hier los? Seit wann werden Schuluniformen getragen?“, frage ich sie und sehe sie erschreckt an.

Ihre Augen haben den Glanz verloren und es sieht aus, als wenn sie gelenkt wird.

„Die Schuluniform tragen wir doch schon immer Isabelle. Du solltest deine schnell anziehen. Sie liegt in deinem Spint“, antwortet sie mir und reiht sich wieder ein, um zum Klassenzimmer zu gehen.

Ich werfe Irina einen Blick zu und genau wie ich, ist sie überfragt. Wir gehen gemeinsam zu unseren Spinten, dort liegt wirklich eine Schuluniform in grau drinnen und ich nehme sie raus.

„Wir müssen mitmachen, sonst fallen wir auf“, flüstert Irina mir zu und ich gebe ihr recht.

Wir gehen auf die Toilette, ziehen die Schuluniformen an und ich verstecke das Amulett unter dem Pullover. Sobald wir fertig sind, reihen wir uns mit ein und gehen zum Klassenzimmer. Dieses hat sich ebenfalls verändert. Jeder hat einen Einzeltisch und ich lasse mich an meinem nieder, wo ich noch immer am Fenster sitze. Irina hat ihren Platz neben mir und schaut sich verwirrt um.

„Ihr stimmt etwas ganz und gar nicht. Da steckt eindeutig Maträus dahinter. Wir müssen auf der Hut sein, sonst fallen wir schnell auf“, flüstert sie mir zu und Mr Goodman erscheint.

 

Auch er trägt so eine graue Uniform und stellt seine Tasche auf dem Schreibtisch ab.

„Guten Morgen Klasse! Wie jeden Morgen ein Appell an unseren Anführer Maträus“, begrüßt er uns und alle erheben sich.

Irina und ich folgen schnell und wie im Chor gibt es einen auswendig gelernten Text. Wir bewegen unsere Lippen aber sagen nichts, denn wir kennen es nicht. sobald das letzte Wort gesagt ist, setzen wir uns wieder und der Unterricht beginnt. Nur verläuft alles anders als es bisher war. Es ist als wenn alle ferngesteuert werden und richtig unheimlich. Irina und ich müssen der Sache auf den Grund gehen, damit wir alles normalisieren. Nur wissen wir jetzt noch nicht, wo die Quelle allen Übels ist. Zuerst bringen wir den Vormittag zu Ende und gegen Mittag gehen wir in die Mensa. Holen uns dort etwas zu essen und setzen uns an einen der noch leeren Tische. Fernab von den anderen Schülern, da wir keine Lauscher gebrauchen können.

„Maträus eindeutig. Er will uns stoppen. Wieder einmal“, flüstert Irina und ich nicke kurz.

„Ja das war mir von Anfang an klar gewesen. Wir dürfen uns nur nicht davon abbringen lassen.“

Irina und ich essen in Ruhe weiter und bringen dann unsere Tabletts weg. Sehen wie sich alle Schüler mechanisch bewegen und ich finde das richtig unheimlich. Wie aus einem Horrorfilm. Langsam gehen wir zurück zum Klassenzimmer und bringen den Rest des Unterrichtes hinter uns.

 

Am Nachmittag sind wir auf den Weg zum Fitnessstudio und selbst da hat sich alles verändert. An den Wänden hängen Bilder von Maträus als Herrscher und alle trainieren wie Roboter. Einheitlich. Irina und ich gehen zum Krav Maga, dort sitzen sie aber nur auf Matten und machen Yoga. Also wenden wir uns um und verlassen das Fitnessstudio.

„Das ist doch nicht sein ernst? Wie kann er so einen Mist verzapfen und die Menschen solchen Mist machen lassen?“

„Um uns klein zu bekommen und ich freiwillig das Amulett an ihn abgebe. Sollte ich es machen, werden wir sowieso wie jetzt leben. Wir werden vom System praktisch kontrolliert. Fehlt nur noch so ein Kontrollchip.“

„Würde mich nicht wundern. Bei so einem Mist, den die Medien im Fernsehen verzapfen, kann es gut sein, dass ein Kontrollchip auch angepriesen wird. Als Alltagserleichterung, aber in Wahrheit wird man kontrolliert“, meine ich und wir packen unsere Taschen wieder in den Kofferraum.

Werfen einen letzten Blick auf das Fitnessstudio, steigen ins Auto und fahren zurück.

„Was machen wir jetzt?“

Irina sieht mich von der Seite her an und ich atme tief durch.

„Ich habe keine Ahnung aber ich lasse mir etwas einfallen. Zuerst benehmen wir uns so normal wie möglich und telefonieren heute Abend“, antworte ich ihr und halte nach einer Weile vor ihrem Haus.

„Dann sind unsere Eltern auch unter seiner Macht“, sagt sie und ich muss es leider bejahen.

„Gut dann auf in den Kampf.“

Wir umarmen uns, Irina steigt aus und ich winke ihr nach, bevor sie ins Haus verschwindet. Tief atme ich durch, fahre nach Hause und als ich in der Einfahrt parke, runzle ich die Stirn.

 

Ein komisches weißes Auto steht vor dem Haus, ich steige aus und nehme meine Tasche aus dem Kofferraum. Kurz darauf bin ich drinnen und sehe meine Eltern mit drei Männern im Wohnzimmer sitzen. Alle drei tragen weiß, ich bringe meine Tasche weg und schreibe Irina noch schnell eine Nachricht.

*Gefahr im Haus! Sei vorsichtig! Bei mir stimmt etwas nicht. Sollte ich mich in den nächsten 5 Stunden nicht melden, dann schaue nach mir. Isabelle*

Ich schicke die Nachricht ab und stecke das Handy ein. Gehe nach unten und betrete das Wohnzimmer. Lasse mir nichts anmerken.

„Ich bin wieder da Mum, Dad! Wir haben Besuch?“, sage ich und lächle.

Bella steht neben mir und knurrt die Männer an. Offenbar sind sie ihr nicht geheuer.

„Isabelle wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es besser für dich wäre in eine Anstalt zu kommen. Seit du aus dem Krankenhaus raus bist, benimmst du dich komisch und auch unser Anführer Maträus ist derselben Meinung. In dieser Anstalt wird man dir helfen dich besser zu Recht zu finden und du bekommst einen Chip unter die Kopfhaut, damit du registriert bist“, erklärt meine Mum und ich verliere das Lächeln.

„Aber Mum! Es ist doch alles in Ordnung“, erwidere ich und die Männer kommen auf mich zu.

„Eben nicht Isabelle und bitte mache es uns nicht noch schwerer. Es wird alles wieder gut und wenn du mitmachst, wirst du schnell wieder zu Hause sein“, sagt Dad und ich wehre mich.

 

Benutze das Krav Maga und die Männer haben mit mir aller Hand zu tun. Schließlich können sie mich überrumpeln und haben mich in eine Zwangsjacke gesteckt.

„Es wird dir bald besser gehen“, meint Mum und lächelt schwach.

Dann werde ich nach draußen geschleift und in dieses weiße Auto verfrachtet. Mit einem letzten Blick auf Bella fahren wir los und mein Hund weiß sicherlich, was er zu tun hat. Sie ist eine schlaue Hündin. Die Fahrt zu dieser Anstalt dauert eine Weile, das Auto biegt dann ab und hält schließlich. Die Türen gehen auf, ich werde rausgeholt und ins Gebäude gebracht. Es ist gruselig hier drinnen, es gibt kaum Fenster und kahle Wände. Ich werde in eine Nasszelle gebracht, von dieser Zwangsjacke befreit und ausgezogen. Die haben keine Scham mich nackt zu sehen und dann waschen die mich. Ziehen mir ein hässliches Hemd an, ich bekomme ein Bändchen um das Handgelenk und sie bringen mich in eine der vielen Zellen. Der Raum beinhaltet nur ein Metallbett, ein Tisch und ein Stuhl. Hinter mir fällt die Stahltür ins Schloss und ich bin hier vollkommen alleine uns isoliert. Man hat mir alles weggenommen und ich kann keinen Kontakt zu Irina aufnehmen. Nun müssen Bella und sie nach mir suchen und mich hier rausholen. Lange bin ich hier nicht alleine, denn die Tür geht wieder auf und die zwei Männer von vorhin kommen rein.

 

„So jetzt gehen wir mal zum Professor der dich untersuchen wird und keine Angst. Es wird nicht wehtun“, sagt der Eine mit blonden Haaren und sie nehmen mich in ihre Mitte. Wir gehen den Gang entlang, betreten dann einen Raum für Untersuchungen und ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. Die Wände sind gefliest, es gibt eine Liege, einen Schreibtisch für den Professor und einen Stuhl, der verdächtig nach Zahnarzt riecht. Dabei habe ich panische Angst vor Zahnärzten und das weiß meiner auch. Daher ist er immer ganz vorsichtig und rücksichtsvoll. Das wird der hier wohl eher nicht sein.

„Hallo Isabelle! Du weist wieso du hier bist?“, fragt mich ein großer Mann und offenbar ist es der Professor.

Er ist groß, hat graue kurze Haare, helle Augen und ist stämmig. Nicht dick und trägt eine Brille.

„Weil Sie glauben, dass ich gestört bin. Da muss ich sie leider enttäuschen. Ich bin ganz normal im Kopf“, antworte ich und verschränke die Arme.

„Na Na Isabelle. Wer wird denn gleich so etwas sagen. Du wurdest nicht umsonst hierher gebracht. Deine Einstellungen zum Anführer Maträus sind nicht positiv und wir wollen dir nur helfen. Es geht auch ganz schnell und dann bereiten wir dich auf die OP vor“, beruhigt mich der Professor und nicke den beiden Männern zu.

Diese nehmen mich abermals in die Mitte und führen mit weiter in den Raum. Ziehen mir das Hemd aus und nackt stehe ich da. Der Professor untersucht mich von Kopf bis Fuß, betatscht mich überall und das finde ich echt widerlich.

 

Dann nimmt er mir Blut ab, spritzt mir irgendetwas und ich komme auf diesen Zahnarztstuhl. Dagegen wehre ich mich jedoch, schrei wie am Spieß und bekomme noch etwas gespritzt. Das lässt die Welt um mich herum verschwimmen und ich versinke in tiefste Dunkelheit…

Ich brauche meine Zeit bis ich wieder zu mir komme und merke, dass ich in diesem Metallbett liege. Zum Glück wieder angezogen, aber noch immer ganz duselig. Vorsichtig setze ich mich auf, schaue mich um und dann stehe ich auf. Noch immer bin ich wacklig auf den Beinen und versuche nicht auf meinem Hintern zu landen. Wie viel Zeit mag seit meiner sogenannten Entführung vergangen sein und wo ist mein Amulett? Ich fasse mir an das Dekolleté und suche vergebens nach dem Amulett, denn es wurde mir wie alle anderen Sachen weggenommen. Hoffentlich hat Maträus es nicht in die Hände bekommen, denn sonst wäre alles umsonst gewesen. Seufzend lasse ich mich auf das Bett fallen und sehe auf meine Hände. Weg komme ich hier nicht, denn in meiner Zelle gibt es noch nicht einmal ein Fenster und jeder Fluchtversuch wäre zwecklos. Sobald meine Beine wieder wollen, stehe ich erneut auf und wandere in meiner Zelle herum, als sei ich ein eingesperrtes Tier. Nun merke ich, wie sich die Tiere im Zoo fühlen. Schrecklich.

 

Irgendwann geht die Tür auf und ich bekomme etwas zu essen. Die Frau verschwindet wieder und ich schaue mir das Essen genauer an. Kartoffelbrei mit Fisch und dazu Tee. Ich traue dem Ganzen einfach nicht und will auch nichts essen. Mein Magen knurrt trotzdem und ich setze mich an den Tisch. Schnuppere am Essen und kann nichts feststellen. Also werfe ich alle Vorsicht über Bord und nehme das Besteck. Will gerade den ersten Bissen in den Mund schieben, als das Tattoo an meiner Hüfte wärmer wird und ich halte inne. Es fühlt sich an, als wäre es eine Warnung, dass ich es nicht essen soll. Auch den Tee lasse ich weg und setze mich wieder auf das Bett. Ziehe die Beine an den Körper und harre der Dinge aus. Hoffentlich kommt Irina bald und holt mich hier raus, denn ich will endlich wieder frei sein. Diese wenigen Stunden in Gefangenschaft machen mich noch ganz irre und ich werde hier wahnsinnig. Als einige Zeit vergangen ist, kommt diese Frau wieder und hält kurz inne, als sie das volle Tablett sieht.

„Der Professor will, dass du das isst“, sagt sie und verschränkt die Arme.

„Soll er es doch selber fressen. Ich mache es nicht, denn es ist etwas in dem Essen drinnen“, erwidere ich, schnappe mir das Tablett und drücke es in ihre Hände. Schiebe sie raus und werde sofort eingesperrt.

 

Lasse mich wieder auf mein Bett nieder und warte abermals. Ein weiteres Mal geht die Tür auf, die zwei Männer kommen in die Zelle und nehmen mich wieder in ihre Mitte. Führen mich erneut den Gang entlang und dieses Mal nach rechts und nicht nach links. Dann durch Doppeltüren und ich befinde mich in einem OP-Saal. Der Professor ist schon in grüner Kleidung, ich werde auf den OP-Tisch gelegt und festgeschnallt. Ein Zugang wird ebenfalls gelegt und mein Kopf fixiert. Dann höre ich eine Haarschneidemaschine und mein Herz schlägt schneller. Jetzt ist alles aus, denn man rasiert mir eine Glatze und pflanzt mir einen Chip zur absoluten Kontrolle in den Kopf. Das Ende. Aus und vorbei. Das Ende von Isabelles freien Entscheidungen naht. Gerade wird angesetzt, als draußen im Gang ein Tumult losgeht und eine Sirene heult bis in den OP-Saal. Die Türen werden aufgestoßen und ein kleiner untersetzter Mann stürmt rein.

„Chef! Da ist jemand ins Gebäude eingedrungen“, sagt er hektisch und mein Herz macht einen freudigen Sprung. Irina ist hier und holt mich raus. Ich bin gerettet.

Kapitel 26

Vor dem OP-Saal wird es immer schlimmer und dann gibt es eine Rauchgasbombe. Alle müssen husten, mich eingeschlossen und dann werden die Fesseln gelöst. Die Person zieht mich auf die Beine und rennt mit mir auf den Gang.

„Wir haben nicht viel Zeit! Zuerst deine Sachen und dann raus hier“, sagt Irina und bleibt kurz stehen.

Schaut sich um und rennt mit mir den Gang entlang. Eine Treppe nach oben und vor einer Holztür bleiben wir stehen. Irina nimmt Anlauf, tritt die Tür ein und wir befinden uns in einem Büro. Offenbar das vom Professor. Eilig sucht Irina alles durch, findet einen abgeschlossenen Schrank und ich bleibe auf dem Gang um Schmiere zu stehen. Noch immer heult der Alarm durch die Gänge und alle sind beschäftigt.

„Ah hier sind deine Sachen“, sagt sie, kommt auf den Gang und drückt sie mir in die Hände.

Packt mich am Arm und wir flüchten die Treppe hinunter. Müssen stehen bleiben, da ein Gang mit Menschen versperrt ist und sie immer näher kommen. Wir drehen uns, nicken kurz und benutzen Krav Maga. Strecken alle nieder und laufen weiter.

„Wo ist Bella?“, frage ich Irina und mache mir um meinen Hund sorgen.

„Sie wartet draußen beim Auto.“

Ich lächle, wir sehen den Ausgang und kommen diesem immer näher.

„Da sind sie! Packt sie und lasst sie nicht entkommen!“

Ich drehe mich um, sehe den Professor und wie eine ganze Traube Männer die Verfolgung aufnehmen.

 

Wir geben somit Fersengeld und stürmen aus dem Gebäude. Weiter zu einem roten Skoda und springen in das Innere. Irina schmeißt den Motor an und drückt das Gaspedal durch. Mit quietschenden Reifen fahren wir vom Gelände und sind auf dem Weg zurück. Ich ziehe mich unterwegs um und Bella sitzt auf meinem Schoß. Sie freut sich und ich kraule sie. Das Amulett ist wieder um meinen Hals. Genau da wo es hingehört.

„Ich bin so froh, dass ich dort raus bin. Der reinste Horror. Oder noch schlimmer als der Horror. Ein wahrer Alptraum“, sage ich und bekomme von Irina etwas zu trinken.

„Tut mir leid aber eher ging es leider nicht. Meine Eltern haben überall Überwachungskameras angebracht und es war unmöglich dort raus zu kommen. Dennoch habe ich es geschafft. Ich habe mich in das System gehackt und alles ausgeschalten. Erst dann bin ich geflohen und habe mir Bella geschnappt. Sie hat deine Witterung aufgenommen und mich zu dieser Anstalt geführt. Ein echt toller Hund“, erklärt Irina und wir halten auf einem verlassenen Parkplatz.

Schauen aus dem Fenster und schweigen kurz.

„Was machen wir jetzt? Wir müssen es unbedingt wieder ändern.“

Irina sieht mich an und grinst breit. Sie hat also schon einen Plan.

„Zuerst solltest du etwas essen, denn du hast sicherlich großen Hunger und ich habe dir etwas mitgebracht. Zwar nur einen Burger aber sicherlich reicht er erst einmal für den Anfang.“

Irina holt von der Rückbank einen Rucksack, öffnet diesen und holt den Burger raus. Auch eine Flasche Limonade und reicht mir diese zwei Dinge.

 

Ich nehme sie danken an, packe den Burger aus und fange an zu essen.

„Im Essen von diesen Spinnern war irgendetwas drinnen, denn mein Tattoo hat mich gewarnt“, mampfe ich mit vollem Mund und mir ist die Etikette gerade ziemlich egal.

„Ich habe Besuch von Aluk gehabt und er meinte, das Übel für diese ganze Sache ist im Rathaus. Wir müssen es zerstören“, erklärt mir meine beste Freundin und ich sehe sie mit großen Augen an.

„Und wie kommen wir dort ungesehen rein? Wir beide fallen auf wie bunte Hunde, denn wir sind nicht so manipuliert, wie die gesamte Menschheit.“

„Nicht die gesamte Menschheit, sondern nur San Diego. Maträus will es aber ausbreiten und wir müssen es irgendwie verhindern, indem wir hier dieses Etwas zerstören.“

Ich nicke langsam, esse meinen Burger auf und trinke die Flasche Limonade leer.

„Also schön. Ich bin gesättigt und gestärkt. Es kann losgehen“, sage ich und nicke bekräftigend dazu.

Irina schmunzelt und fährt wieder los. Bella sitzt auf meinem Schoß und ist ebenfalls bereit. Ein paar Straßen vom Rathaus entfernt parken wir und steigen aus. Haben Bella dabei und sie wird uns helfen. Mittlerweile ist es Nacht geworden und wir huschen durch die Dunkelheit. Kommen dann beim Platz an und schauen uns erst einmal um. In der Mitte des Platzes ist ein Springbrunnen und dahinter ist das Rathaus. Alles ist hell erleuchtet und es wird schwierig ungesehen dort reinzukommen. Bella schnuppert in der Luft und achtet auf etwaige Bewegungen. Diese bleiben aus, wir huschen im Schatten immer näher und bleiben dann vor der Tür stehen.

 

Diese wird von zwei Kameras links und rechts bewacht und wir müssen aufpassen, dass wir nicht ins Visier geraten. Irina holt einen Draht aus dem Rucksack, ich beobachte die Kameras welche sich bewegen und sie knackt das Schloss.

„Das habe ich mal in einem Film gesehen und mir gedacht, ich versuche es auch. Hat einige Zeit gedauert, bis ich ein Schloss knacken konnte“, erklärt sie mir leise und ich bin ehrlich gesagt überrascht.

„Und ich habe immer gedacht, dir liegt viel eher etwas an Make Up und Klamotten“, erwidere ich, das Schloss klickt leise und wir huschen nach drinnen.

„Das ist eigentlich auch nur Tarnung. Ich fühle mich als geheime Agentin, die einen Diamanten stehlen muss“, grinst Irina und ich muss leise kichern.

Das mit Agentin hat sie offenbar ernst gemeint, denn sie holt ihr Puder raus und pudert los. Ein Laseralarmsystem kommt zum Vorschein und Irina ist sehr zufrieden mit sich. Ich schaue mich um, entdecke in der Mitte des Raumes ein Podest und auf diesem ist ein Kissen. Eine Kristallkugel liegt auf dem Kissen, darüber ein Glaskasten und sicherlich auch Alarmgesichert. Irina und ich schauen uns an, nicken uns zu und dann geht es auch schon los. Wir arbeiten uns Laser für Laser voran zu dieser Kugel, haben schon manches Mal fast einen Laser berührt und irgendwann kommen wir doch am Ziel an. Bella ist auf ihrem Platz geblieben und passt noch immer gut auf. Sie wird uns Bescheid geben, falls sie jemanden sich den Raum nähern hört. Natürlich Bescheid sagen, indem sie leise fiept. Aber so, dass wir es verstehen.

 

Ich wende mich dem Glaskasten wieder zu, mustere ihn und bin sehr ernst geworden. Als Irina ihre Hände dort drauf legt, löst sie einen Mechanismus aus und Pfeile fliegen auf uns zu. Eilig ducken wir uns weg und ich rolle unter ein paar Laserstrahlen. Bleibe liegen und schaue nach Irina. Ihr geht es gut, sie wurde nicht verletzt und ich kann aufatmen. Krieche unter den Laserstrahlen hindurch und stehe kurz darauf wieder vor diesem Kasten.

„Ich hätte es wissen müssen. Es wäre auch viel zu einfach gewesen“, flüstert Irina und erneut legt sie die Hände auf den Glaskasten.

Sofort geht ein Alarm los und wie in dieser Anstalt ertönt ein Sirenengeheul. Eilig nimmt sie den Glaskasten weg, ich schnappe mir die Kugel und das Licht geht an. Männer stürmen in den Raum, Bella weicht zur Seite und verhält sich still und leise.

„Sofort loslassen und die Hände hoch“, befielt der vorderste Mann mit Bart und Irina und ich sehen uns an.

„Sollten wir auf ihn hören?“, frage ich meine beste Freundin und sie grinst breit.

„Haben wir schon jemals auf Fremde gehört?“

Ich lache, schüttle mit dem Kopf und Irina hebt die Kugel über ihren Kopf. Maträus erscheint, hebt seinen Stab und schon fällt die Kugel zu Boden. Zerbricht in tausend Teile und Maträus schreit auf, bevor er verschwindet. Eine Druckwelle schleudert uns alle zu Boden und wir bleiben liegen.

 

Ich habe mich schnell aufgerappelt, schaue mich um und die Menschen in diesem Raum, setzen sich unter Stöhnen auf. Reiben sich den Kopf, schauen sich um und sichtlich verwirrt. Irina hat sich neben mich gestellt und atmet tief durch.

„Wir haben den Anfang gemacht und werden weiter machen“, sagt sie, Bella kommt zu uns und ich streichle sie kurz.

Dann richte ich mich auf, hake mich bei Irina unter und wir verlassen das Gebäude. Gehen zu unserem Auto, steigen ein und fahren nach Hause.

„Jetzt erst recht oder?“, fragt sie mich und meine Augen funkeln bedrohlich.

„Ja jetzt erst recht. Komm Morgen zu mir. Wir werden ein letztes Mal über den Plan sprechen und dann machen wir uns nach Kaparzien auf. Es wird Zeit, dass Maträus das Zeitliche segnet.“

Irina nickt, ich steige mit Bella aus und winke ihr nach. Dann gehe ich ins Haus und meine Eltern sitzen verwirrt auf dem Sofa im Wohnzimmer.

„Isabelle, was ist passiert?“, fragt mich Mum und ich hebe nur die Schultern.

„Ich habe keine Ahnung was passiert ist. Als ich wieder klar denken konnte, war ich draußen auf der Straße gewesen“, antworte ich ihr und wieder eine Lüge.

Damit sollte ich wirklich aufhören.

„Ich werde aber jetzt ins Bett gehen, denn ich bin müde“, sage ich, werde von meinen Eltern umarmt und dann verschwinde ich in meinem Zimmer.

 

Dort gehe ich duschen, wasche mir den Schweiß vom Körper und trockne mich danach gut ab. Ziehe mein Nachthemd an und setze mich auf mein Bett. Nehme das Tagebuch raus und schreibe alles auf, was passiert. Ich werde es auf jeden Fall hier lassen, wenn ich nach Kaparzien gehe. Also das Tagebuch meine ich. Als Erinnerung für meine Eltern. Das Bild von Granny und mir nehme ich jedoch mit, sowie meinen Hund Bella. Sie kann ich nicht hier lassen. Sobald ich den letzten Satz geschrieben habe, lege ich das Tagebuch wieder weg und lasse mich in die Kissen fallen. Die Decke ziehe ich hoch und Bella liegt am Fußende meines Bettes.

„Wenn es soweit ist Bella, werde ich dich mitnehmen. Somit bin ich nicht ganz alleine. Auch wenn ich Vincent und Irina bei mir habe“, sage ich leise zu meinem Hund, schließe die Augen und drehe mich auf die Seite.

Entspanne mich und schlafe ein. Am nächsten Tag ist Irina bei mir und wir sitzen unter einem Kirschbaum auf einer Decke. Essen und Trinken haben wir bei uns und alle haben den heutigen Tag frei. Niemand ist arbeiten und es ist eher ein Feiertag, der nicht im Kalender verzeichnet ist. Somit liegt ganz San Diego in einem Ruhezustand.

„Das haben wir doch gut gemeistert oder?“, fängt Irina an und steckt sich eine Kirsche in den Mund.

„Ja das war richtig gut gewesen. Doch das Schwerste haben wir noch vor uns. Maträus selber und der Weg zu ihm in Kaparzien“, erwidere ich und esse eine Weintraube.

 

Die letzten warmen Sonnenstrahlen sind noch einmal da und geben alles, was sie zu bieten haben. Ich sehe zu meinem Elternhaus und atme tief durch. Hier bin ich aufgewachsen und habe vieles gelernt. Habe Gute-Nacht-Geschichten gehört, die Monster wurden aus meinem Zimmer vertrieben und ich habe vieles erlebt. Jetzt das hier alles aufzugeben fällt mir nicht leicht, aber ich fühle mich zu Kaparzien hingezogen und möchte dort leben. Für immer.

„Wird es dir schwer fallen, deine Eltern alleine zu lassen?“, frage ich Irina und sehe zu ihr rüber.

„Ehrlich gesagt ja. Ich bin ein Einzelkind und sie haben nur mich. Wie bei dir.“

„Für meine Eltern wird es richtig schwer, denn erst haben sie Granny verloren und nun mich. Das verkraften sie nicht so schnell. Doch noch sind wir hier und werden nicht gehen. Ich will die Zeit sinnvoll nutzen und einen guten Eindruck hinterlassen. Klingt zwar jetzt so als wenn ich sterben würde, aber für sie es das auch.“

„Wir werden hier sterben Isabelle und in Kaparzien weiter leben“, meint Irina und ich lege mich auf den Rücken.

Schaue in den blauen Himmel und lasse meine Gedanken schweifen. An die Zeiten die ich hier verbracht habe, an die Chemo’s im Krankenhaus und das ich immer gekämpft habe. Hier ist mein Job erledigt und man braucht mich in Kaparzien.

„Lass uns ein letztes Mal über den Plan sprechen“, sage ich, Irina nickt ernst und wendet sich mir zu.

Während der Tag sich dem Ende zuneigt, sitzen wir draußen und unterhalten uns lange. Ein letztes Mal gehen wir Schritt für Schritt den Plan durch und suchen noch nach Schwachstellen. Erst als die Nacht hereingebrochen ist, haben wir wirklich alles durchdacht und können uns innerlich auf den Abschied vorbereiten. 

Kapitel 27

Die Stadt geht seinen Gewohnheiten nach und alles hat sich wieder normalisiert. Maträus ist weg und wir haben vorerst Ruhe. Irina und ich planen unsere Reise nach Kaparzien und haben eine Liste erstellt, was wir schon mal mitnehmen wollen. Die Sachen würden dann dort bleiben. Unsere Eltern dürfen davon jedoch nichts mitbekommen und alles vergeht im Stillen. Das Bild von Granny und mir habe ich mit in meinen Rucksack gepackt und es würde mich begleiten. Genauso mein Hund Bella. Sie darf mich nicht alleine lassen und ich sie nicht. Auf keinen Fall und daher kommt sie mit nach Kaparzien. Um dort länger zu verweilen ohne meine Eltern aufzuschrecken, ergibt sich ein günstiger Zeitpunkt. Meine Eltern haben ein Wellnesswochenende geplant und werden von Freitag bis Montag nicht in der Stadt sein. am Freitagnachmittag sind ihre wenigen Sachen gepackt und sie verabschieden sich noch von mir.

„Bist du sicher, dass du alleine sein kannst?“, fragt mich Mum und Dad verstaut die Koffer im Auto.

„Natürlich Mum. Ich bin schon 18 Jahre alt und außerdem ist Irina dieses Wochenende bei mir“, antworte ich ihr und sie umarmt mich.

„In Ordnung aber wenn etwas sein sollte oder es dir nicht gut geht, dann rufe sofort an und wir kommen nach Hause“, sagt sie noch eindrücklich, ich verspreche es ihr und kurz darauf fahren meine Eltern auch schon los.

Ich sehe dem Auto hinterher, schließe dann die Tür und eile in mein Zimmer, um meinen Rucksack zu holen.

 

Bella ist an meiner Seite, alles ist bereit und jetzt warten wir nur noch auf Irina. Diese lässt nicht lange auf sich warten und ist schon eine halbe Stunde später bei uns.

„Gut das deine Eltern weg sind und meine Eltern Verwandte besuchen“, sagt sie und ich führe sie ins Wohnzimmer.

„Du sagst es. Also wollen wir los?“, frage ich sie und Irina stellt sich in die Mitte des Wohnzimmers.

Sie hat ihren Rucksack dabei und nickt mir zu. Ich nehme Bella auf meine Arme, habe meinen Rucksack bei mir und nehme Irinas Hand. Konzentriere mich, das Buch liegt offen vor uns und dann leuchtet der Rubin auf. Wir brauchen nicht mehr einschlafen, es funktioniert einfach so und dann verschwindet die Welt um uns herum. Nach einer Weile ist es ruhiger und Kaparzien wird klarer. Noch immer ist es grau in grau und kein einziger Sonnenstrahl kommt durch die dicke Wolkendecke durch. Wir bleiben noch eine Weile hier stehen, bis Lykaner und Vampire auf die Wiese kommen und sich hier versammeln. Am Ende Vincent und Aluk und sie nicken uns zu.

„Danke dass ihr alle so zahlreich erschienen seid. Wir brauchen jede helfende Hand um Maträus aus dem Weg zu räumen“, fängt Aluk an und alle sehen sich an.

Dann setzen sie sich und sehen Aluk ernst an, denn er führt sozusagen an. Auch wenn Vincent das ebenfalls macht.

 

Irina und ich haben uns auch hingesetzt und Bella beobachtet Aluk die ganze Zeit.

„Wir haben den Plan oft genug durchgezogen und ausgearbeitet. Ihn perfektioniert und es ist soweit. Wir werden uns auf den Weg zu Maträus machen und ihn vernichten. Vorher müssen wir noch einen Friedensabkommen mit den Menschen machen und daher werden wir uns aufteilen. Vincent wird mit Isabelle und einigen seiner Lykaner nach links gehen und ich werde mit Irina und einigen meiner Vampire den rechten Weg nehmen. Ihr Anderen stellt euch zusammen und nehmt den Weg in der Mitte. Diejenigen die in der Mitte sind werden am Fuße des Berges zu den Menschen warten und Vincent, Isabelle, Irina und ich werden zu den Menschen rauf gehen und mit ihnen reden. Wir brauchen ihr Vertrauen, damit alles glatt läuft“, erklärt Aluk uns allen und bekommt Zustimmungen. Vincent wendet sich an Irina und an mich und lächelt.

„Ihr braucht noch andere Kleidung. Daher wird Ariana euch mit in ihr Haus nehmen und euch die Kleidung geben“, erklärt er uns und Ariana kommt lächelnd auf uns zu. Wir erheben uns, folgen Ariana in ihr Haus und dort liegt Kleidung für uns bereit.

„Eure Sachen könnt ihr derweil hierlassen und später bekommt ihr sie wieder“, sagt sie und lässt uns alleine.

Schnell ziehen wir uns um, die Kleidung der Lykaner passt wie angegossen und damit können wir uns sogar besser bewegen.

„Passt, wackelt und hat Luft. Alles gut und jetzt können wir mitgehen“, sagt Irina und ich kichere.

 

Wir gehen zurück zu den Anderen und werden eingehend gemustert.

„Ihr seht gut aus und könntet glatt als Lykaner durchgehen“, sagt Aluk und wir grinsen beide gleichzeitig.

„Und als Zwillinge ebenfalls. Ihr macht ja alles gleich“, wirft Seth ein und wir lachen.

„Ja wir kennen uns schon seit 16 Jahren“, erkläre ich kurz und trete zu Vincent. Irina zu Aluk und er hilft ihr noch in eine schwarze Jacke, damit sie mehr nach Vampir aussieht. Sobald das erledigt ist, nicken sich Vincent und Aluk zu und die Gruppen teilen sich auf. Ich stehe neben Vincent, Bella an meiner Seite und den Rucksack hat Vincent an sich genommen.

„In Ordnung. Lasst uns gehen. Die Zeit wird knapp und wir müssen Maträus verschwinden lassen, damit endlich wieder Frieden herrscht“, sagt Aluk und die Gruppen teilen sich auf.

Ich folge Vincent durch die Bäume, dann wenden wir uns nach links und gehen einen versteckten Pfad entlang. Vincent ist an meiner Seite und achtet auf jegliche Gefahr. Als ich mich nach den Anderen umschaue, kann ich nur große Wölfe erkennen und sie folgen uns.

„Vincent? Hinter uns sind Wölfe“, sage ich und er wirft kurz einen Blick zurück.

Lächelt und drückt beruhigend meine Hand.

„Das sind die Anderen meine Schöne. Sie haben als Wölfe ein besseres Gehör und können schneller auf Gefahren hindeuten“, erklärt er mir und ich bin beruhigt.

„Wie siehst du aus, wenn du ein Wolf bist?“, frage ich ihn nach einer Weile und bin schon neugierig, wie er verwandelt aussehen könnte.

 

Ich habe ihn bisher auch nur als Mensch gesehen. Vincent ist stehen geblieben, lächelt mich an und dann verwandelt er sich direkt vor meinen Augen. Es ist beeindruckend so etwas zu erleben und nicht nur zu lesen. Es dauert nicht lange bis ein grauschwarzer Wolf vor mir steht und ich bin beeindruckt.

„Wow das sieht richtig toll aus. Du siehst sogar als Wolf richtig neckisch aus“, bemerke ich und die anderen Wölfe lassen Laute los, die sich wie ein Lachen anhören.

Vincent knurrt die Anderen an und sie hören sofort auf zu lachen. Dann verwandelt er sich zurück und steckt wieder in seiner Kleidung.

„Vielen Dank für dein Kompliment. Die Anderen wissen so etwas einfach nicht zu schätzen. Das liegt aber auch daran, dass sie von einem normalen Menschen nicht so ein Kompliment bekommen haben“, erklärt mir Vincent und ich sehe zu den anderen Wölfen.

„Ihr seid doch nur neidisch, weil ich ihn sie so sehe“, witzle ich und die Wölfe knurren missmutig.

Kichernd wende ich mich zu Vincent um und wir gehen weiter. So wie es aussieht kommen wir gut voran und haben schon bald den Anfang des Weges erreicht. Davor bleiben wir stehen und ich schaue den Weg hinauf, der sich in vielen Windungen nach oben arbeitet.

„Ein beschwerlicher Weg. Sei vorsichtig Isabelle“, sagt Vincent und ich sehe ihn an.

„So einen Weg habe ich schon erklommen. Das war der Tag an dem Granny von Maträus umgebracht wurde“, erkläre ich und ein Knurren ertönt hinter uns.

 

„Deine Granny ist tot? Wieso hast du nichts gesagt?“

Vincent sieht mich voller Mitgefühl an und mein Blick ist traurig.

„Ich weiß nicht. Es ist schmerzhaft und ich weine noch immer, wenn ich an sie denke. Jedoch habe ich ihr geschworen, Maträus dafür zu vernichten. Er soll es büßen und dafür leiden“, antworte ich ihm und straffe meine Schultern.

Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt um über Granny zu trauern. Ich schaue abermals den Weg nach oben und gehe los. Schnell ist Vincent an meiner Seite und die Wölfe hinter uns. als wir ein Viertel des Weges geschafft haben, sind Aluk und Irina hinter uns und ich lächle meine beste Freundin an. Sie erwidert es und macht das Daumenhochzeichen. Das lässt mich kichern und Aluk sieht zu Irina und zu mir. Er weiß nicht, was wir gerade denken. Bei der Hälfte des Weges halten wir an und machen eine kurze Pause. Besprechen unser weiteres Vorgehen.

„Aluk, Irina, Isabelle und ich werden nun alleine weiter gehen, denn die Menschen sollen keine Angst haben. Sie misstrauen uns sowieso“, erklärt Vincent und die Wölfe bleiben mit den Vampiren zurück.

Wir vier gehen weiter und endlich haben wir das Ziel erreicht. Ich schaue mich um und finde dieses Dorf der Menschen beeindruckend. Wie in einem mittelalterlichen Dorf sind die Häuser und Straßen so angeordnet und selbst die Laternen sind mit Kerzen versehen. Hier gibt es wohl noch einen Nachtwächter der die Kerzen abends löscht.

 

Aluk führt uns die Straße entlang zu einem Haus was rustikal aussieht und zudem auch schick. Als wenn hier jemand besonderes leben würde. Bevor Aluk anklopfen kann, geht schon die Tür auf und ein großer Mann in einem Morgenmantel steht vor uns. Er hat graues schulterlanges Haar, eine Pfeife im Mundwinkel und mustert Irina und mich eingehend.

„Was wollt ihr hier? Ihr seid hier nicht erwünscht“, murrt er und will die Tür zuschlagen, als Vincent seinen Fuß dazwischen stellt und die Tür aufdrückt.

„Wir müssen reden und zwar ist es sehr wichtig, wenn ihr ebenfalls in Frieden leben wollt“, sagt er in einem eisigen Ton und das lässt den Mann ganz schön einschüchtern.

Wir betreten das Haus, Aluk schließt hinter uns die Tür und ich schaue mich kurz um. Eine sehr schicke Einrichtung die aber nicht wichtig ist. Schließlich haben wir nicht Zeit für ein Kaffeekränzchen

„Wir wollen Frieden und den haben wir auch, wenn wir Maträus in Ruhe lassen“, fängt der Mann an und nun sehe ich, dass es der Bürgermeister ist.

„Ach ja? Maträus hatte Irina entführt, meine Granny ermordet und die gesamte Menschheit von San Diego manipuliert! Ist das vielleicht Gerechtigkeit von ihm?“, frage ich ihn und er wird rot.

„Wenn du nicht hierher gekommen wärst, wäre all das niemals passiert und wir hätten noch immer Ruhe und Frieden“, weicht der Bürgermeister aus und ich knurre.

 

„Das ist nicht wahr! Nur durch Isabelle ist das Amulett wieder hier und wir sind auserwählt, diese Welt zu retten. Also haltet ihr zu uns oder verkriecht ihr euch in euer stinkendes Loch?“, fragt Irina und ist ernst geworden.

Das hat gesessen und wie ich den Bürgermeister so beobachte, wechselt seine Gesichtsfarbe von rot auf blass.

„Was sollen wir deiner Meinung nach machen?“, fragt er schließlich und ich sehe in zufriedene Gesichter.

Genau diese Aussage haben wir gebraucht.

„Ihr sollt zusammen halten und euch darauf vorbereiten, dass Maträus euch angreifen könnte. Ihr bekommt von uns Lykaner und Vampire an die Seite gestellt, die euch beistehen werden. Mehr müsst ihr nicht machen“, antwortet Aluk und der Bürgermeister runzelt nachdenklich die Stirn.

Dann bekommt er einen entschlossenen Blick und nickt langsam.

„Ihr habt recht! Wir können nicht mehr die Augen vor allem verschließen. Nicht nachdem Maträus so viel Leid über uns gebracht hat. Er hat mir meine Frau genommen und mein Kind.“

Ich sehe zu Irina und sie denkt das Gleiche wie ich. Wir haben Mitleid mit ihm und das zu Recht.

„Unser Beileid Sir. So etwas sollte niemals sein“, sage ich und der Bürgermeister lacht hart auf.

 

„Sie sind nicht tot. Noch nicht. Er hat sie einfach mitgenommen und hält sie bei sich gefangen. Soweit ich weiß muss meine Frau für ihn kochen und den Haushalt führen und mein Sohn muss niedere Arbeiten verrichten. Das halten die Beiden auf Dauer nicht durch. Sie gehen zu Grunde und ich kann nichts machen“, erzählt er uns und Wut steigt in mir hoch.

„Wir werden die Beiden da raus holen und sie dir wieder bringen. Versprochen“, sagt Irina und ich nicke bekräftigend.

Der Bürgermeister mustert uns beide und er ist nicht mehr im Zweifel uns gegenüber.

„Die Bestimmung ist wirklich wahr. Ihr Beiden rettet Kaparzien“, meint er und wir lächeln.

„Wir sollten zurück Irina. Du weist, was sonst passiert“, sage ich und meine beste Freundin stellt sich neben mich. Ich nehme Bella hoch und Vincent küsst mich noch einmal, genau wie Aluk und Irina.

„Den Anfang haben wir gemacht und werden auf euch warten. Lasst uns nicht zu lange warten und seid vorsichtig“, erklärt er uns und wir nicken.

Dann verschwimmt die Welt Kaparzien vor uns und kurz darauf sind wir wieder zu Hause. Es hat sich nichts verändert und alles ist noch genauso wie bei unserer Abreise. Irina und ich nicken uns zu und wissen, dass wir bald ein letztes Mal hier in dieser Welt sein werden.

Kapitel 28

Ich bin richtig froh wieder in Kaparzien zu sein, denn in meiner Welt habe ich mich nicht wohlgefühlt. Körperlich wohl bemerkt und es bahnt sich offenbar eine Grippe an. Hier in Kaparzien bin ich gesund und wieder mit Irina unterwegs. Wir treffen uns mit den Anderen bei Vincent und sie sind beschäftigt. Bereiten alles für die Wanderung zu Maträus vor. Wir stehen in der Tür und beobachten die Beiden. Grazile und elegant packen sie die Rucksäcke und wir verlieben uns neu in diese Männer. Was für eine Schnulze. Zumindest kommt es mir so vor.

„Ihr seht gut aus beim packen der Rucksäcke“, bemerkt Irina und die beiden Männer halten inne.

„Wirklich? Klingt nicht schlecht und ihr seht gut aus, beim nur herumstehen“, erwidert Aluk und schleicht sich zu Irina.

Nimmt sie in seine Arme und ein leidenschaftlicher Kuss folgt sogleich. Ich schmunzle darüber und schon hat Vincent mich an sich gezogen. Streicht mir sanft über die Wange und erobert meinen Mund. So viel Leidenschaft bringt er hinein und dann trennen wir uns voneinander.

„Wir bereiten schon alles vor, denn heute Nacht geht es los. Wir machen uns auf den Weg zu Maträus. Die Menschen haben unseren Schutz und werden uns auch verteidigen. Der Bürgermeister hat alles organisiert“, erklärt Vincent und wir sind beeindruckt.

Aber auch ernst, denn es geht los und es gibt kein zurück mehr.

 

Bald wird es sich entscheiden, ob wir gewinnen oder verlieren und Verluste zu ertragen haben.

„Wie lange werden wir unterwegs sein?“, frage ich und sehe Bella kurz zu, wie sie zum Wassernapf geht und dort daraus trinkt.

„Ein paar Tage schon. Wir müssen ein Gebirge überwinden und es kann gefährlich werden. Noch könnt ihr nein sagen und wieder gehen, aber ich glaube kaum, dass ihr einen Rückzieher macht.“

„Wir werden bei euch bleiben. Kann jedoch sein, dass wir wieder in unsere Welt verschwinden. Hoffen jedoch, dass wir bei euch aber auch auftauchen, wo wir gerade halt machen“, antworte ich und Irina schweigt die ganze Zeit.

In den letzten drei Tagen war sie sehr verschlossen und hat kaum mit mir geredet. Sie hat also ein Geheimnis vor mir und ich ahne nichts Gutes.

„Das ist kein Problem. Wir werden dann einfach auf euch warten, wo wir rasten werden.“

„Werden alle mitkommen?“, fragt nun endlich Irina und ich bin erleichtert, dass sie wieder spricht.

Habe schon bedenken gehabt, dass es etwas mit mir zu tun hat. Nach ihrem Blick zu urteilen offenbar nicht. Ich habe also nichts gemacht.

„Nein sie werden einen anderen Weg nehmen. Nur Vincent und Isabelle werden uns begleiten. Sowie Bella, denn sie lassen wir nicht hier“, antwortet Aluk und Irina lächelt.

 

„Das ist gut. ich will Isabelle ungern alleine lassen. Ihr ging es in unserer Welt schon nicht gut und auch wenn sie hier gesund ist, will ich kein Risiko eingehen.“

Das lässt mich rot werden, denn sie hat sich schon immer um mich gesorgt.

„In Ordnung. dann werden wir alle auf Isabelle aufpassen“, meint Aluk und ich fühle mich wie Luft in diesem Raum.

„Hallo? Ich bin auch noch da. Ihr könnt gerne mit mir reden“, werfe ich ein und verschränke beleidigend die Arme.

„Tut mir leid Isabelle. Du hast recht und außerdem liegst du auch nicht auf dem Sterbebett“, entschuldigt sich Irina und umarmt mich versöhnlich.

Ich lasse die Arme sinken und lächle sie an.

„Danke Irina. Ich habe dich sehr lieb und lässt mich nie lange böse sein“, bedanke ich mich und sie lächelt.

„Dazu sind beste Freunde ja auch da. Du brauchst mich und ich dich. Wir gehören zusammen wie Pech und Schwefel. Nichts und niemand kann uns trennen. Auch nicht Maträus“, sagt sie und nun umarme ich sie.

Dann wenden wir uns an die beiden Männer und sie packen noch Proviant ein. Aluk braucht keine Nahrung, denn er ist ein Vampir und ernährt sich nur von Blut. Dabei frage ich mich, woher er das Blut nimmt.

„So alles fertig. Heute Nacht gehen wir los und bis dahin haben wir noch 3 Stunden Zeit. Die können wir gemeinsam verbringen, ihr ruht euch aus oder eine letzte Planbesprechung“, schlägt Vincent vor und ich werfe Irina einen Blick zu.

 

„Ausruhen brauchen wir uns nicht und den Plan können wir im Schlaf. Somit bleibt Option Nummer eins noch übrig“, grinst Irina und ich stimme ihr voll und ganz zu.

Also sitzen wir zu viert auf dem Sofa und unterhalten uns. Stellen uns die Zukunft vor und Vincent ist ganz begeistert, dass ich die Absicht habe mal zu heiraten und Kinder zu bekommen.

„Bevor du dich wirklich darauf einigst mit mir Kinder zu bekommen, muss ich dir noch etwas sagen“, fängt er an und Aluk räumt schon mal die Sachen weg.

„Und was musst du mir unbedingt sagen? Nein warte, sage es nicht. Du bist in Wahrheit schwul und hast Angst dich zu outen“, antworte ich und Aluk brüllt vor Lachen.

Vincent wirft ihm einen bösen vernichtenden Blick zu und Irina verkneift sich selber in schallendes Gelächter auszubrechen.

„Nein ich bin nicht schwul und habe auch keine Angst mich zu outen. Nein die Sache ist die. Wir Lykaner bekommen nicht nur ein Kind, sondern gleich mal vier bis fünf Kinder. Selten kommt mal ein Kind auf die Welt“, erklärt er mir und ich bin überrascht.

„Na dann bekommen wir eben irgendwann vier bis fünf Kinder. Zudem sollten wir noch nicht darüber sprechen, denn wir wissen nie, ob wir ewig zusammen bleiben“, sage ich und stehe auf.

Vincent ebenfalls und hebt das Hemd bei mir an, um das Tattoo zu zeigen.

„Das ist der Beweis Isabelle. Wir beide gehören zusammen und sind füreinander bestimmt. Du und ich sind Gefährte und Gefährtin“, erklärt er mir und ich lächle.

 

Er hat Recht, denn ich liebe ihn über alles und würde ihn niemals verlassen.

„Seid ihr fertig ihr zwei Turteltäubchen? Wir müssen langsam aber sicher los, sonst gibt es keine rosige Zukunft für uns alle“, mischt sich Aluk ein und Vincent nimmt den Rucksack auf.

Schultert sich den und ich sehe Bella an. Diese ist bereit für den Weg und verlässt vor uns das Haus. Jeder hat sie in sein Herz geschlossen und liebt sie über alles. Daher passen sie auch alle auf Bella auf. Nicht das ihr etwas passiert. Das Haus haben wir verlassen, Vincent sperrt ab und wir können losgehen.

„Wo müssen wir lang?“, fragt Irina und Aluk zeigt hinter das Haus.

„Da müssen wir lang gehen, denn das ist unser Weg zum Gebirge“, antwortet er und nimmt ihre Hand.

Ihre Finger schlingen ineinander und sie gehen voran. Vincent, Bella und ich folgen ihnen ins Dickicht und werden eine Weile durch ein Wäldchen gehen. Aluk führt unsere kleine Gruppe an und Vincent hat meine Hand genommen, damit ich nicht hinfalle, denn ich stolpere ab und zu und wäre fast gestürzt. Doch wie gesagt, kann ich nicht hinfallen, denn Vincent hält mich gut fest. Bella verschwindet immer mal wieder in den Büschen, es raschelt und weiter vorne taucht sie dann wieder auf. Sieht uns entgegen und wufft leise, um dann weiter zu trotten.

„Dein Hund ist wirklich göttlich. Ich freue mich, dass sie bei uns bleibt und nicht in eurer Welt, wenn du hier bleiben wirst“, meint Vincent und ich drücke sanft seine Hand.

 

„Ja ich behalte sie hier in Kaparzien und werde sie nicht in meiner Welt zurücklassen. Ich werde auch mein Handy vermissen und meinen Laptop. Meine Eltern und alles andere auch, was ich geliebt habe. Die Schule ebenfalls“, erkläre ich und atme tief durch.

Vincent merkt wie ich mich fühle und hält an. Nimmt mich sanft in die Arme und streicht mir über den Rücken.

„Ich weiß wie schwer es ist. Ich war gerade fünf als ich meine Eltern verloren habe und das durch einen Vampir. Aluk ist derjenige gewesen der mich gerettet und aufgezogen hat. sozusagen ist er für mich wie eine Vaterfigur, obwohl wir eher beste Freunde sind“, erzählt er mir und ich sehe ihn an.

„Das tut mir leid, dass du deine Eltern verloren hast. Dass ist das Schlimmste für ein Kind“, seufze ich und Vincent lächelt mich voller Liebe an.

„Ich habe nun dich und ich liebe dich. Wenn wir irgendwann das Bedürfnis nach Nachwuchs haben, werden wir gut auf sie aufpassen.“

„Hast du keine Geschwister?“, frage ich ihn und wir gehen langsam weiter.

Kommen Irina und Aluk näher, die mit Bella auf uns gewartet haben.

„Nein meine Eltern haben das Glück gehabt, nur ein Kind zu bekommen. Sie wollten ein weiteres haben, aber wie gesagt, wurden sie dann umgebracht.“

Ich seufze und schweige nach dieser Unterhaltung. Denke darüber nach und bin mir im Klaren, dass er es auch nicht leicht hatte im Leben. Zum Glück gab es damals schon Aluk der den kleinen Vincent gerettet hat und auch aufzog.

 

„Wenn das Alles vorbei ist, bauen wir eine neue Stadt auf, wo Vampire und Lykaner zusammen in Frieden leben werden. Das Amulett wird seinen rechtmäßigen Platz ebenfalls wieder bekommen“, sagt Aluk nach einer Weile und wir kommen am Fuße des Gebirges an.

Hier machen wir auch Halt und setzen uns auf ein paar Steinen, wo wir unser Proviant auspacken.

„Das klingt doch richtig gut und was ist mit den Menschen?“, fragt Irina und reicht mir ein belegtes Brot.

„Sie werden nach dieser ganzen Aktion in das Dorf der Lykaner ziehen und sind dann näher bei uns dran. Wir werden ihnen ebenfalls helfen und jederzeit für sie da sein. eine Gemeinschaft“, antwortet Aluk und das klingt richtig gut.

Wir rasten eine Weile am Fuße des Gebirges, sind dann gestärkt und können nun anfangen den Weg nach oben zu gehen. Was sich aber als beschwerlich und kräftezehrend herausstellt. Irina und ich sind schnell außer Atem und kommen nur langsam voran. Doch da haben Aluk und Vincent eine Idee und überraschen uns damit. Aluk nimmt Irina auf den Rücken und Vincent verwandelt sich. Bleibt ruhig neben mir stehen und sieht mich an.

„Ich bin dir doch viel zu schwer! Das kann ich dir nicht antun“, widerspreche ich sofort und Vincent zwackt mir ins Bein.

„Au ist ja gut! Ich werde mich auf deinen Rücken setzen. Doch beschwere dich nicht, wenn du unter mir zusammenbrichst“, murre ich und sobald ich auf seinem Rücken sitze, läuft er auch schon los.

 

Aluk an unserer Seite und ich werfe Irina einen Blick zu. Meine beste Freundin hat offenbar sichtlich Spaß und drückt sich eng an den Rücken ihres geliebten Vampirs. Grinst mich an und zwinkert mir zu. Ich kichere und strecke ihr die Zunge raus, während Vincent geschmeidig über jeden Felsen springt. Ich halte mich in seinem Fell fest und passe auf, dass ich nicht runterfalle. Bella ist ebenfalls an unserer Seite und es macht ihr absolut nichts aus, so schnell voran zu kommen. Für sie sogar von Vorteil, denn so kann sie sich austoben. Nachdem wir die Hälfte der Strecke hinter uns haben, halten wir an und Vincent verwandelt sich zurück. Ich stelle den Rucksack ab und schaue von meinem Platz aus über das Gelände. In der Ferne erkenne ich das Dorf der Menschen, das der Lykaner und das Schloss von Aluk.

„Du hast einen Geheimgang in deinem Schloss Aluk. Hinter einem Portrait von dir in der ersten Etage im linken Gang“, fange ich an und Aluk sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an.

„Woher weist du das?“, fragt er mich und Vincent hebt eine Augenbraue.

Offenbar hat dieser es noch nicht gewusst und ist nun neugierig. Genau wie Aluk.

„Ich war in meiner Welt oft genug in deinem Schloss gewesen, was aber eine Ruine ist. Da habe ich auch das Buch wieder gefunden und nach Irina gesucht“, antworte ich und Aluk atmet tief durch.

Was komisch ist, denn er ist eigentlich tot. Oder besser gesagt untot.

„Deswegen weist du von diesem Geheimgang und sicherlich weist du auch, wo er noch hinführt.“

„Ja in ein Schlafzimmer.“

 

„In meinem Schlafzimmer. Das erzähle ich euch später, wie ich dazu kam so etwas zu bauen. Oder bauen zu lassen.“

Irina und ich sehen uns an und nicken verstehend. Dann leuchtet auch schon der Rubin auf und ich nehme Bella auf meine Arme. Sehe Irina an und sie stellt sich neben mich.

„Gut wir warten hier auf euch und dann kann es weiter gehen“, sagt Vincent, ich lächle und die Welt beginnt zu verschwimmen. Im letzten Moment tritt Irina von mir weg und ich sehe sie überrascht an.

„Ich werde hierbleiben, denn ich bin fertig mit meiner Welt. Sage meinen Eltern, dass ich sie über alles liebe und ich will neben dir begraben werden. Und neben deiner Granny“, erklärt sie mir kurz und schon sind die Drei weg.

Meine Welt erscheint wieder, ich halte Bella fest und spüre einen Kloß im Hals, denn Irina wird nicht mehr hierher zurückkehren und es steht fest. Auch ich werde ein letztes Mal hier sein. Wer weiß wie lange noch.

 

Kapitel 29

Seit ich wieder in meiner Welt bin, geht es mir schlechter. Ich kann kaum etwas essen, bin blass geworden und habe auch ab und zu mal Fieber. Irina kann ich es nicht berichten, denn sie ist in Kaparzien. Ich bin auf mich alleine gestellt. Meine Eltern machen sich um mich Sorgen und fahren mit mir eines Donnerstagmorgens zum Hausarzt. Er untersucht mich, kann nichts finden und überweist mich zum Krankenhaus. Dass lässt meine Eltern das Schlimmste befürchten und als der zuständige Arzt mich dort von Kopf bis Fuß untersucht und Blut abnimmt, bestätigt sich das Schlimmste. Leukämie. Ein zweites Mal hat es mich erwischt und meine Welt verdunkelt sich abermals. Das Weltbild meiner Eltern hingegen stürzt ein wie ein Kartenhaus.

„Aber wieso hat sie es schon wieder?“, fragt meine Mum und hat rote Augen bekommen.

Mein Vater hat einen Arm um sie gelegt und der Arzt sieht zu mir rüber. Diejenige die mit hängendem Kopf auf dem Stuhl sitzt und es nicht fassen kann.

„Es kommt schon mal vor, dass Leukämie wieder kommt. Es ist Blutkrebs und Krebs kann wiederkehren. So wie bei Ihrer Tochter. Wir können mit der Chemo erneut anfangen um den Krebs erneut zu bekämpfen. Wenn Ihre Tochter bereit dazu ist“, antwortet der Arzt und meine Eltern sehen mich an.

Vor allem meine Mutter hat einen bittenden Blick und ich kann einfach nicht nein sagen. Wobei die erneute Leukämie nicht so schlimm ist, denn ich werde in wenigen Tagen zurück nach Kaparzien gehen und vorher verabschiede ich mich noch von meinen Eltern.

 

„In Ordnung aber ich möchte meinen Hund Bella bei mir haben. Ich lasse sie nicht alleine zu Hause“, sage ich meine Bedingung und der Arzt seufzt auf.

Schließlich sind Hunde nicht erlaubt, aber eigentlich gut für die Kranken.

„Also schön aber du bist eine Ausnahme. Ich will nur das Beste für meine Patienten“, gibt der Arzt nach und ich erhebe mich.

„Dann sollten Sie die Wünsche Ihrer Patienten auch erfüllen und nicht nur mich bevorzugen“, erkläre ich ihm und er ist überrascht.

Ich verlasse das Zimmer und gehe auf den Gang entlang zum Automaten, wo ich mir einen Becher dampfenden Kakao ziehe.

„Hallo Isabelle, wieso bist du hier? Ist etwas passiert?“

Schwester Agnes kommt aus dem Schwesternzimmer und ich zeige ihr die Stelle, wo das Blut abgenommen wurden ist.

„Oh sag nicht, dass der böse Krebs zurückgekehrt ist“, meint sie nur und ich nicke.

Schwester Agnes seufzt und drückt mich an sich.

„Ich werde dir dein Zimmer herrichten. Du wirst eines mit einer großen Fensterwand bekommen und vielen Bildern an den Wänden.“

„Und einer gemütlichen Ecke für meinen Hund Bella. Sie darf auch hier sein“, erwidere ich, Schwester Agnes zwinkert mir zu und wuselt los.

 

Ich sehe ihr nach, nippe an meinem Kakao und meine Eltern erscheinen auf dem Gang. Schütteln dem Arzt die Hand und kommen zu mir.

„Lass uns nach Hause fahren Isabelle Engelchen. Wir können noch etwas Zeit miteinander verbringen, bevor wir dich am Sonntag wieder hierher bringen müssen“, sagt Mum und nimmt mich in ihre Arme.

Schluchzt auf und mein Herz zieht sich zusammen. Kann ich sie wirklich hier lassen? Ohne mich zu leben? Sie wird niemals wieder glücklich und das schmerzt in meiner Brust. Ich muss schwer schlucken, damit ich nicht in Tränen ausbreche. Irgendwann lässt Mum mich doch los und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. Dann gehen wir zum Auto und fahren nach Hause.

„Wir werden uns etwas zu Essen bestellen. Das was du am Liebsten hast. Deine Lieblingspizza und du wirst den Kampf erneut gewinnen Prinzessin. Das weiß ich“, sagt Dad und versucht die bedrückte Stimmung im Wagen aufzulockern.

„Du hast Recht Dad. Ich werde erneut kämpfen und gewinnen. Ich kann das“, erwidere ich und er lächelt mir im Rückspiegel zu.

Wieder eine Lüge. Hoffentlich die Letzte, wobei ich mir nicht sicher bin.

 

Als wir vor dem Haus halten und ich dann zur Tür gehe, höre ich Bella drinnen schon freudig fiepen. Ich betrete das Haus, sie springt mich an und ich nehme sie hoch.

„Hallo meine Kleine. Ab Sonntag wirst du mit mir im Krankenhaus sein und an meiner Seite mitkämpfen gegen den Krebs“, erkläre ich ihr und Mum bricht fast in Tränen aus, als sie diese Szene sieht.

Es tut verdammt weh so etwas zu sehen und ich lächle sie ermutigend an, während Dad für uns Pizza bestellt.

„Ich bin oben in meinem Zimmer und packe schon mal meinen Koffer“, sage ich, Mum umarmt mich wieder und ich bin dann in meinem Zimmer verschwunden.

Dort lasse ich Bella auf meinem Bett nieder und seufze.

„Bella es wird sehr schwer werden, meine Eltern zu verlassen. Ich hoffe sie werden dennoch glücklich.“

Bella beobachtet mich mit leicht geneigtem Kopf und hört mir ganz genau zu. Ich habe den Koffer aus dem Schrank geholt, auf das Bett gelegt und aufgeklappt. Fange an zu packen und bin sehr beschäftigt. Obendrauf auf den Sachen kommen noch Bilder von meinen Freunden und meinen Eltern mit mir und schließe am Ende den Koffer. Die Bilder nehme ich auch mit nach Kaparzien und würde sie dort in Ehren halten. Als ich den Koffer zur Seite stelle, ruft mich auch schon Dad und ich gehe mit Bella nach unten. Verbringe noch eine schöne Zeit mit meinen Eltern und dem Schniefen von Mum.

 

Sie versucht stark zu sein aber das kann sie nicht und es tut mir auch selber weh. Manchmal wünsche ich mir mein altes Leben zurück. Vor der ersten Leukämie, wo ich noch unbeschwert gewesen bin. Die Schule gehasst habe, mit Freunden am Strand baden war und wir in den Ferien viel unternommen haben. Leider kann ich es nicht mehr rückgängig machen. Bis Sonntag verbringe ich mit meinen Eltern noch eine schöne Zeit, wir fahren in den Zoo und auch in den Freizeitpark. Am Sonntag fahre ich wieder ins Krankenhaus und habe meinen Koffer samt meinem Hund dabei. Auch die rosane Mütze von Granny und die werde ich hier lassen. Als Erinnerung an mich. Als wir beim Krankenhaus ankommen, führt uns Schwester Agnes in das neue Zimmer und es ist genau so, wie sie es beschrieben hat. selbst Bella hat einen schönen Platz bekommen und den erkundet sie sogleich. Schwester Agnes reicht mir den Plan und ich habe gleich am nächsten Tag meine erste Chemopackung. Dann lässt sie uns alleine und ich packe meinen Koffer aus.

„Wir müssen dir noch etwas gestehen“, fängt Mum an und Dad drückt ihr ermutigend die Hand.

Ich sehe Beide an und bin neugierig geworden, was es denn sein könnte.

„Ich bin erneut schwanger und erwarte ein zweites Kind“, gesteht Mum und ich freue mich.

Falle ihr um den Hals und muss lachen.

„Das ist wirklich schön Mum! Ich freue mich für dich und Dad. Ein Geschwisterchen und ich werde die große Schwester sein“, sage ich und innerlich bin ich beruhigt.

 

Kann also ohne ein schlechtes Gewissen nach Kaparzien reisen, denn meine Eltern werden einen Ersatz bekommen. Ein neues Leben wächst in Mum heran und wird ihr Leben bereichern.

„Wir sind glücklich, weil du dich freust. Seit drei Wochen überlegen wir schon, wie wir es dir sagen sollen und jetzt haben wir es gewagt. Ich bin im vierten Monat schwanger“, gesteht Mum und ich kichere.

„Warum sollte ich etwas dagegen haben? Ich wollte schon immer ein Geschwisterchen haben. Am Besten eine kleine Schwester.“

Meine Eltern lächeln, bleiben noch bis zum Abend und dann verabschieden sie sich von mir. Das Abendessen wird gebracht, ich schalte den Fernseher ein und esse nebenbei. Es schmeckt zwar nicht so super wie Mum’s Kochkünste, aber ich kann es vertragen. Dann verfasse ich einen neuen Eintrag in meinem Tagebuch und nehme mir noch einen Zettel zur Hand. Dieser wird mein Testament sein und ja ich schreibe es auf. Schließlich werde ich nicht mehr hier alt werden und meine Eltern sollen wissen, was mein letzter Wille ist. Dass ich neben Granny und Irina begraben werden will, dass mein Geschwisterchen alles bekommt, was ich besessen habe und meine Eltern das Fotoalbum und mein Tagebuch. Damit sie verstehen, was wirklich alles so passiert ist. Als ich damit fertig bin, bastle ich noch einen Umschlag und stecke das Testament dort hinein. Verstecke es im Tagebuch und verstaue dieses im Nachtschrank. Lege mich dann hin und schlafe ein.

 

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück werde ich erneut untersucht, Blut abgenommen und dann bekomme ich den Zugang für die Chemo gelegt. Schwester Agnes dreht am kleinen Rädchen und ich kann zusehen, wie tröpfchenweise die Chemo durch den Schlauch kommt. Wieder werde ich vollgepumpt. Sitze angelehnt im Bett und lese ein Buch. Bella bei mir im Bett und sie schützt mich. Draußen war ich schon mit ihr und jeder Patient erfreut sich an ihr. Sie ist auch ein braver anständiger Hund und würde niemandem etwas antun. Zudem ist sie stubenrein und macht auch nirgendwo ihr Geschäft. Nur draußen und da räume ich die Häufchen auch noch weg. Am Nachmittag sind meine Eltern bei mir, haben Kuchen mitgebracht und es gibt Kakao dazu. Der Herbst hat nun endgültig Einzug gehalten und die Blätter an den Bäumen bunt gefärbt. Eine schöne Jahreszeit.

„Wann erfahrt ihr was es wird?“, frage ich meine Eltern und sie sehen sich an.

„Nächste Woche werden wir es dann erfahren. Sofern es sich zeigt. Du hast dich damals nie gezeigt und wir wussten nicht, was du wurdest. Mädchen oder Junge. Erst als du auf der Welt warst, konnten wir dir deinen Namen geben. Welchen Namen findest du für dein Geschwisterchen schön?“, antwortet Mum und ich schlucke den Bissen Eierschecke runter.

„Ich würde mal sagen, für ein Mädchen Emma und für den Jungen Cedric. Ich finde die beiden Namen am schönsten“, sage ich und meine Eltern sind einverstanden.

Der Nachmittag wird noch richtig schön und am frühen Abend sind sie wieder weg. Ich gehe mit Bella und dem Infusionsständer draußen spazieren und lasse sie ihr Geschäft erledigen.

 

Während ich so auf sie warte, sehe ich einen Krankenwagen ankommen und wie hinten die Klappe aufgeht. Dann holen sie die Trage raus und ich kann Irina sehen. Ihre Eltern eilen ebenfalls ins Krankenhaus und ich weiß, wie es weiter geht. Sie wird hier bleiben, beobachtet und an Geräte angeschlossen. Irgendwann wird sie nicht mehr selber atmen, künstlich ernährt und ihr Herz wird immer langsamer. Bis es aufhört zu schlagen. Woher ich das weiß? Ich habe mich mit Granny darüber unterhalten, was hier passiert, wenn wir in Kaparzien bleiben und sie hat es mir erklärt. Mit meinem Körper wird es genau das Gleiche passieren und dann bin ich hier tot. In Kaparzien am Leben und wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Als auch Bella ihre Aufgabe beendet hat, gehen wir ins Krankenhaus zurück und ich komme bei den Eltern von Irina vorbei. Sie sehen mich und werden noch blasser als sonst.

„Oh nein Isabelle! Das tut uns sehr leid für dich. Wieder der Krebs?“, fragt mich die Mum von Irina und ich nicke langsam.

„Irina wacht seit Tagen nicht mehr auf und wir wissen nicht wieso. Jetzt wird sie Tests unterzogen in der Hoffnung, man findet etwas heraus“, erklärt mir Irina’s Dad und ich sehe durch die Scheibe, wo ich Irina in einem Bett liegen sehe.

Sie ist an Geräten angeschlossen und regt sich kein bischen.

„Als ich das letzte Mal mit Irina gesprochen habe, hat sie gemeint, dass sie Sie beide sehr lieb hat“, erkläre ich noch und lasse dann die Beiden stehen.

 

Verschwinde in meinem Zimmer und setze mich auf das Bett. Irina wird sterben und in Kaparzien weiter leben. Schwer für ihre Eltern und auch für mich, denn sie stirbt vor mir und das schmerzt. Während die Nacht hereinbricht, sitze ich im Dunkeln auf meinem Bett und schaue aus dem Fenster. Maträus hat sich seit unserem Erfolg nicht mehr blicken lassen und er bereitet sich sicherlich auf einen Kampf gegen uns vor. Das hätte er offenbar niemals für möglich gehalten, dass sich das eigene erschaffene Volk gegen ihn wendet und dann auch noch mit zwei Menschen, die eigentlich so gar nichts mit alldem zu tun hat. Tja jetzt schon und ich freue mich schon darauf ihn zu vernichten. Es ist das Beste, wenn ich hier sterbe, denn gegen den Krebs komme ich nicht mehr an. Das weiß ich tief in meinem Inneren und während ich dann in einen tiefen Schlaf sinke, ist mein letzter Gedanke meine Familie.

 

Kapitel 30

Mittlerweile bin ich schon seit zwei Wochen hier im Krankenhaus und werde mit Medikamenten vollgepumpt. Meine Haare sind mir abermals ausgefallen und wieder habe ich eine Glatze. Zum kotzen und ich kann nichts dagegen unternehmen. Ich muss kämpfen, bis ich wirklich verschwinden kann. Hoffentlich bald, denn man braucht mich. Jeden Tag besuche ich Irina, wenn es mein Zustand zulässt und dann sitze ich lange an ihrem Bett. Rede mit ihr, erzähle ihr von meinem Tag und was ich so alles durchmachen muss. Die Ärzte und Schwestern glauben, dass es ihr hilft wieder zu mir zurück zu kommen. Das bezweifle ich eher, denn sie ist in Kaparzien und ihr Körper stirbt hier. Sie wird nicht mehr aufwachen. Ihr Zustand verschlechtert sich mit jedem Tag mehr und ihre Eltern sind am verzweifeln. Ich muss mich auch um mich selber kümmern und kann nicht immer bei Irina sein. Obwohl ich das sehr gerne sein würde. Bella ist immer an meiner Seite und steht mit mir diese schwere Zeit durch. Sie weiß, dass es bald soweit ist und bereitet sich ebenfalls darauf vor. Heute Nacht ist es wieder soweit. Ich reise mit Bella nach Kaparzien und ich werde weiter wandern. Sie haben lange genug auf mich gewartet. Also liege ich in meinem Bett, Bella an meiner Seite und wir warten. Konzentrieren uns und der Rubin leuchtet rot auf. Dann verschwimmt die Welt um uns herum und Kaparzien wird klarer. Das Lager von Vincent, Aluk und Irina erscheint und Irina springt auf, als sie mich sieht.

 

„Da bist du ja endlich. Wir haben schon auf dich gewartet“, begrüßt sie mich und umarmt mich freudig.

„Tut mir leid aber es ging nicht anders. Ich habe wieder Leukämie und hänge im Krankenhaus fest. Du bist ebenfalls im Krankenhaus und die wissen einfach nicht, wieso du nicht mehr aufwachst. Zudem bekommen meine Eltern einen kleinen Sohn und ich bekomme einen kleinen Bruder“, antworte ich ihr, Vincent schiebt Irina zur Seite und wir küssen uns.

„Ich habe dich vermisst“, haucht er an meinen Lippen und ein wohliges Gefühl durchströmt mich.

„Ich habe dich ebenfalls vermisst“, erwidere ich und lächle.

„Das ist ja echt cool. Du wirst große Schwester, was du offenbar nicht mehr mitbekommen wirst und ich liege im Krankenhaus. Es ist sowieso bald soweit. In wenigen Tagen werde ich sterben und hier vollends leben“, sagt Irina und ich nicke.

„Es wird sehr schwer für deine Eltern und für mich. Ich werde dann ganz alleine in der anderen Welt sein und warten, bis ich hierher kommen kann. Ein letztes Gespräch mit meinen Eltern muss sein“, erkläre ich und sie sind alle einverstanden.

Packen ihr Lager zusammen, schultern die Rucksäcke und wir machen uns auf den Weg. Bella wieder voraus und wir folgen ihr. Offenbar weiß sie selber wo es lang geht. Vincent verschlingt seine Finger mit meinen und lächelt mir zu.

 

Er hat sich verändert. Seine Liebe strahlt richtig aus und ich spüre sie in jeder Faser meines Körpers. Ein schönes Gefühl. Oftmals müssen wir anhalten weil der Weg versperrt ist und gehen dann außen herum. Das ist zwar Zeitaufwendig, aber wir kommen gut voran. Nach ein paar Stunden müssen wir rasten und verziehen uns in eine leere Höhle. Draußen beginnt ein Gewitter und es regnet wie verrückt. Blitze schlagen in die Gebirgswand und wir müssen aufpassen, dass wir nicht eingesperrt werden.

„Das ist Maträus. Er will uns daran hindern, seinem Schloss näher zu kommen“, erklärt Aluk, hat das Feuer entfacht und wir können uns wärmen.

Zumindest Irina und ich, denn wir sind normale Menschen und Vincent ist ein Wolf. Die haben von sich aus einen warmen Körper. Aluk ist ein Vampir. Er braucht keine Wärme mehr. Faszinierende Wesen und ich bin froh, sie kennengelernt zu haben. Ich will derer Freundschaft und Liebe nicht mehr missen.

„Worüber denkst du nach?“, fragt mich Vincent und holt mich aus meinen tiefsten Gedankengängen.

„Über das was in den letzten Wochen geschehen ist. Wenn Granny mir niemals dieses Buch geschenkt hätte, würde ich niemals hier sein. Auch wegen dem Amulett. Du bekommst es wieder, sobald ich hier für immer bleibe Aluk.“

„Du weist, dass es kein Problem für mich darstellt. Alles gut Isabelle.“

Ich nicke, trinke einen Schluck vom Tee und sehe in das Feuer. Bella hat sich neben mich gelegt und knabbert an einem Knochen.

„Ich habe noch einige Sachen die ich mit hier haben will“, fange ich an und sie sehen mich an.

 

„Ich habe viel Platz und das neue Haus was gebaut wird, hat dann auch ein Extrazimmer für dich alleine. Du kannst dort alles verstauen, was dir schöne Erinnerungen einbringt.“

Ich lächle Vincent an und lehne mich gegen die Wand. Draußen tobt noch immer das Gewitter, dann gibt es einen Knall und der Eingang wird zugeschüttet.

„Ich habe es befürchtet. Nur keine Panik, denn es gibt noch einen Weg durch das Gebirge“, sagt Aluk beruhigend und Irina und ich müssen kichern.

„Wir brechen nicht in Panik aus und haben auch keine Angst. Wir kennen es mittlerweile“, sagt Irina und ich stimme ihr zu.

Aluk lächelt und streckt die Beine aus. Entkorkt eine Flasche mit einer dunklen Flüssigkeit und trinkt einen kräftigen Schluck daraus. Ich sehe ihm dabei zu und kann mir schon denken was es ist. Blut. Ich will nur nicht wissen woher er das hat.

„Keine Angst, das ist kein Menschenblut. Es stammt von einem Hirsch und ist äußerst lecker. Mein Lieblingsblut“, beruhigt er mich und ich kichere.

„Na dann bin ich aber beruhigt, dass es kein Menschenblut ist“, erwidere ich und Irina kichert.

Lehnt sich gegen Aluk und er legt einen Arm um sie. Haucht ihr einen Kuss auf ihr Haar und sie ist sehr glücklich.

Auch Vincent legt einen Arm um mich, zieht mich an sich und ich habe meinen Kopf an seine Schulter gelehnt.

 

So fühle ich mich wohl und wir bleiben eine Weile so still sitzen. Als wir geruht haben, räumen wir alles zusammen und Aluk nimmt noch einen dicken Zweig mit Feuer dran. Das Lagerfeuer löschen wir, es wird dunkel und wir halten uns an den Vampir. Dieser geht voran in einen dunklen Gang und hat Irina an seiner Hand. Vincent nimmt meine und ich habe Bella auf dem Arm. Nicht das mein kleiner Hund abhanden kommt und wir sie suchen müssen. Das wäre nicht gut. Der dunkle Weg ist sehr wendig, es geht rauf und runter, manchmal ist es glatt und manchmal ist es sehr steinig. Ab und zu muss ich mich ducken und fast kriechen wir auf dem Boden, da die Decke zu niedrig ist. Aluk und Vincent müssen auf alle Viere, da sie echt zu groß sind und Irina und ich gehen gebückt hinterher. Bella scheint das nichts auszumachen, sie freut sich sogar. Irgendwann können wir wieder aufrechter laufen und das tut meinem Rücken richtig gut. Schließlich hat es schon wehgetan. Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir endlich aus dem Gebirge raus und erblicken ein dunkles Land. In der Ferne ist ein Schloss zu erkennen und es regnet noch immer.

„Da wohnt Maträus. Wir müssen aufpassen, denn er hat überall Späher und auch Wesen auf seiner Seite, die gefährlich werden können“, erklärt Aluk und wir setzen uns in den sicheren Schutz des Gebirges hin.

Wir entzünden erneut ein Feuer und wärmen uns daran auf. Meine Finger sind schon eiskalt und ich brauche die Wärme.

„Und wie lange wird das jetzt dauern?“, frage ich und sehe zu Aluk.

 

„Drei bis vier Tage sind wir noch unterwegs und dann ist er fällig. Wir lassen uns einfach nichts mehr gefallen“, antwortet der Vampir und hat sich an die Wand gelehnt.

„Das verstehe ich nur zu gut. So ergeht es mir auch. Er ist fällig und dann kann er sein Testament machen“, gebe ich Aluk recht und auch Irina stimmt mir zu.

Genau wie Vincent. Wir schweigen dann noch eine Weile und für mich wird es Zeit wieder in meine Welt zu gehen.

„Ich werde bald wiederkommen. Nur noch ein letztes Mal in meiner Welt sein“, sage ich, werde von allen umarmt und Vincent küsst mich leidenschaftlich.

Ich habe Bella hochgenommen und wir verschwinden. Dann liege ich im Bett des Krankenhauses und sehe aus dem Fenster. Leise geht die Tür auf und Schwester Agnes schaut rein.

„Kannst du nicht schlafen Isabelle?“, fragt sie mich und ich wende mich zu ihr.

„Nein leider nicht. Ich versuche es schon die ganze Zeit aber es funktioniert nicht“, antworte ich und Schwester Agnes lächelt.

Winkt mich zu sich und ich verlasse das Bett. Folge ihr aus dem Zimmer und ins Schwesternzimmer.

„Setz dich und trinke mit mir eine Tasse warmen Kakao. Danach kannst du bestimmt schlafen“, sagt sie und ich lasse mich auf einen leeren Stuhl nieder.

Bella ist dazu gekommen und setzt sich neben mich.

 

Sie passt eben auf mich und beobachtet Schwester Agnes mit Argusaugen.

„Dich habe ich nicht vergessen Bella. Du bekommst ebenfalls etwas von mir.“
Schwester Agnes schmunzelt, öffnet den Schrank über sich und holt einen Kauknochen raus. Reicht ihn Bella und diese fängt an den Knochen zu kauen und zu zerkleinern. Ich beobachte sie und schmunzle.

„Irina wird nicht mehr lange leben oder?“, frage ich so normal wie möglich und Schwester Agnes stellt mir die Tasse Kakao hin, welche noch dampft.

Setzt sich mir gegenüber und trinkt einen Schluck, bevor sie mir antwortet.

„Ehrlich gesagt nein Isabelle und es tut mir sehr leid. Du darfst dich aber gerne noch verabschieden. Ihre Eltern wollen es sogar, da ihr schließlich beste Freunde gewesen seid.“

Ich nicke langsam, trinke einen Schluck vom Kakao und spüre Tränen, die verräterisch im Augenwinkel glitzern.

Wische mir über die Augen und trinke erneut einen Schluck von meinem Kakao.

„Irina und ich kennen uns schon seit wir klein waren. Gerade mal Zwei Jahre alt. Wir sind sofort beste Freunde geworden und bis heute hat sich nichts geändert. Ich werde sie sehr vermissen“, fange ich an und Schwester Agnes legt tröstend eine Hand auf meine.

„Sie möchte neben deiner Granny beerdigt werden. Sofern du nichts dagegen hast. Deine Eltern meinten, sie sollten dich fragen, denn es war deine Granny.“

 

„Ich würde mich freuen, wenn Irina neben meiner Granny beerdigt wird. Das möchte ich irgendwann auch einmal, wenn ich im hohen Alter sterben werde.“

Lüge, Lüge, Lüge!

„Das wirst du bestimmt, aber erst wenn du alt und grau bist. Jetzt kämpfst du gegen diesen bösen Krebs und genießt dein Leben. Lernst einen netten Mann kennen, heiratest und bekommst viele kleine Kinder“, sagt Schwester Agnes und ich kichere.

„Werde ich machen. Eine Traumhochzeit in einem weißen Kleid und silbernen Highheels. Teurem Schmuck und einer weißen Limousine. Oder einer weißen Pferdekutsche. In einer Kirche das Ja-Wort sagen“, schwärme ich und Schwester Agnes seufzt.

Schweigend trinken wir noch unseren Kakao aus und es bewirkt wirklich etwas. Ich gähne herzhaft, sage Gute Nacht und gehe mit Bella in mein Zimmer. Dort verschwinde ich noch einmal im Badezimmer und lege mich dann hin. Sehe zu den Bildern auf dem Nachtschrank und atme tief durch. Ich muss sie noch mitnehmen, denn ohne sie gehe ich nicht nach Kaparzien. Wovor ich am meisten Angst habe? Mich von meinen Eltern verabschieden. Sie wissen absolut nichts von meinem Vorhaben und sollen in Ruhe um mich trauern. Meinen Eltern so etwas antun ist nicht schön, aber in Kaparzien werde ich kein Leukämie haben und gesund sein.

 

Es wird mir nur schwer fallen mich von ihnen zu verabschieden und ihnen sagen, was ich möchte. Neben Granny und Irina beerdigt werden. Ich werde es nebenbei fallen lassen, damit sie nicht doch noch auf falsche Gedanken kommen. Meine Augenlider werden schwerer als ich darüber nachdenke, ich gähne herzhaft und schlafe ein. Mein letzter Gedanke gilt meinen Eltern und dem bevorstehenden Tod, den ich erleiden werde, denn das wird auch so sein. Ich in Kaparzien und mein Körper wird hier nicht mehr lange funktionieren. Dass wäre auch das Beste für uns alle. Vor allem für mich.

Kapitel 31

Es ist soweit. Der Tag ist gekommen, wo ich mich sozusagen von allen verabschiede. Zuerst von Irina, denn sie wird sterben. Zwar hier in dieser Welt, aber es fällt mir dennoch schwer. In Kaparzien sehe ich sie wieder, doch es ist etwas völlig anderes. Zuerst bekomme ich eine neue Chemo und warte noch zwei Stunden, bevor ich es schaffe aufzustehen. Meine Kräfte sind vom Kampf ganz schön in Mitleidenschaft gezogen wurden und ich kann nur noch im Rollstuhl durch die Gänge kommen. Schwester Agnes schiebt mich in das Zimmer von Irina und lässt mich dann alleine. Ich mustere meine beste Freundin und die Tränen stehlen sich aus meinen Augenwinkeln. Rollen mir über die Wangen und ich schluchze auf.

„Wir werden uns bald wiedersehen, aber dennoch ist es schwer. Ich vermisse dich“, flüstere ich, nehme eine Hand von ihr und drücke diese sanft.

Weine dann hemmungslos und kann mich kaum beruhigen. Als ich mir gerade die Tränen wegwische, erscheinen ihre Eltern und der zuständige Arzt.

„Es wird Zeit die Geräte abzuschalten. Möchtest du dabei sein?“, fängt der Arzt an und ich werfe Irinas Eltern einen Blick zu.

Beide sind voller Trauer, aber nicken mir lächelnd zu.

„Ja bitte. Ich möchte bei Irina bleiben. Wir haben unsere Freundschaft bis zum Tode geschworen“, antworte ich und der Arzt nickt verstehend.

Wendet sich dann an die Eltern, holt sich derer Einverständnis und dann schaltet er die Geräte ab. Ich sehe die Nulllinie beim EKG-Gerät, erneut kommen mir die Tränen und wie ein Sturzbach kommen sie hervor. Der Arzt befreit Irina von allem, ihre Eltern weinen ebenfalls und ich hauche Irina noch einen Kuss auf die Wange, bevor ich das Zimmer verlasse.

 

Auf dem Gang schaue ich aus dem Fenster und denke darüber nach. So gesehen habe ich wieder jemanden verloren, aber Irina sehe ich wieder. Das muss ich mir immer wieder sagen, wie ein Mantra durchläuft es meinen Kopf und ich habe es bereits in Dauerschleife. Schwester Agnes tritt neben mich, legt eine Hand auf meine Schulter und lächelt leicht.

„Mein aufrichtiges Beileid Isabelle. Soll ich dich in dein Zimmer bringen?“, fragt sie mich und ich nicke langsam.

Schwester Agnes schiebt mich den Gang entlang und ich sehe auf meine Hände. In meinem Zimmer werde ich alleine gelassen und ich liege in meinem Bett. Bin müde geworden und brauche erst einmal ein bischen Schlaf. Also schließe ich meine Augen und schlafe ein. Bis zum Nachmittag bin ich in meinem Traum der sehr verwirrend ist und wache dann irgendwann auf. Mein Besuch ist da. Meine Eltern. Sie sitzen an meinem Bett, haben Eierschecke dabei und Kakao.

„Hast du gut geschlafen? Wie geht es dir?“, fragt mich meine Mum und lächelt.

Stellt den Kuchen auf den Nachtschrank ab und schenkt den Kakao in die Tassen. Ich setze mich auf, reibe mir die Augen und lächle leicht.

„Geht schon und ja ich habe gut geschlafen“, antworte ich, bekomme eine Tasse und trinke einen Schluck.

„Es tut uns sehr leid, dass du Irina verloren hast“, meint Dad und ich nicke langsam.

 

„Danke Dad. Das hilft mir sehr viel und zwar den Schmerz zu überwältigen“, bedanke ich mich und esse mein Stück Eierschecke.

„Es wird wohl für immer ein Rätsel bleiben, wieso Irina nicht mehr aufgewacht ist“, meint Mum und ich nicke langsam.

Ich würde ihnen so gerne alles erzählen, ihnen sagen wo Irina ist, aber sie würden mir nicht glauben. Mich für verrückt erklären und dann lande ich ein weiteres mal in der Irrenanstalt. Das kann ich nicht zulassen und daher schweige ich.

„Ich bin glücklich solche Eltern zu haben, die ich über alles liebe und die mir immer wieder beigestanden haben. Auch jetzt wieder beistehen, so das ich Kraft habe zu kämpfen. Für das was ich mir wünsche“, fange ich an und ein Kloß bildet sich in meinem Hals.

„Wir lieben dich auch über alles und sind sehr stolz auf dich. Das wäre Granny ebenfalls. Du bist eine Kämpfernatur und schaffst alles“, erwidert Mum und ich lächle mit Tränen in den Augen.

„Wenn ich mal im hohen Alter sterben sollte, dann will ich neben Granny und Irina beerdigt werden. Das weiß ich jetzt schon“, sage ich und esse mein Stück Eierschecke auf.

Trinke meinen Kakao und bekomme noch ein zweites Stück.

„Das werden mal deine Kinder übernehmen Prinzessin. Wir werden nicht mehr da sein, wenn du stirbst.“

„Ja Dad. Ihr seid dann nicht mehr am Leben, aber mein Bruder schon“, schmunzle ich und atme tief durch.

„Bis dahin wirst du ein schönes langes erfülltes Leben führen“, meint Mum und sie sieht so glücklich aus.

Auch Dad ist glücklich und es fällt mir immer schwerer, sie hier alleine zu lassen.

 

Ich gehöre hier nur nicht mehr her, sondern mein Platz ist in Kaparzien und hätte mir jemand vor einem Jahr das gesagt, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Mein Leben in dieser Welt neigt sich dem Ende zu und ich weiß ebenfalls, dass sich meine Werte verschlechtern. Ich werde den Krebs nicht überleben. Nur wissen das meine Eltern noch nicht. Niemand soll es ihnen sagen. Ich habe extra darum gebeten und da ich die Patientin bin, müssen die Ärzte sich an mich halten. Zudem bin ich 18 und darf selber entscheiden.

„Ich bin glücklich, wenn ihr es seid und zudem kommt noch ein kleiner Mann auf die Welt. Da freue ich mich noch mehr“, sage ich nach meinem zweiten Stück Eierschecke und stelle den Teller zur Seite.

Trinke noch einen Schluck von meinem Kakao und sehe kurz aus dem Fenster. Heute regnet es und ein eisiger Wind fegt über den Park vom Krankenhaus.

„Wir freuen uns ebenfalls und wenn er auf der Welt ist, darfst du mit ihm auch einen Spaziergang machen. Wir haben schon ein Zimmer ausgeräumt und wollen es dieses Wochenende streichen“, sagt Mum und schwärmt regelrecht davon.

„Ich streiche es, denn du darfst nicht mitmachen. Die giftigen Dämpfe der Farbe können dir schaden Schatz“, wirft Dad ein und das sie so unbeschwert scherzen können, erfüllt mich mit Freude.

„Ich bin gespannt wie es aussehen wird und der Kleine wird es richtig gut haben. Ihr habt so viel Liebe zu vergeben, die er gut gebrauchen kann. Wie ich.“

 

Ob sie etwas ahnen? Meine Eltern schauen sich an und räumen die wenigen Sachen aus meinem Bett. Legen sich links und rechts von mir in die Kissen und ich schmiege mich an meine Mum.

„Wir lieben dich meine kleine Prinzessin und egal was passiert, wir sind immer für dich da und unterstützen dich. Egal was auch passiert“, sagt Mum und ich nicke.

Dad deckt uns alle drei zu und legt einen Arm um mich. Hält somit Mum’s Hand.

„Wisst ihr noch wie Dad mir das Fahrrad fahren beibringen wollte und ich immer gestürzt bin?“, frage ich und atme Mum’s Duft richtig ein.

Den würde ich mehr vermissen als alles Andere auf dieser Welt. Wenn es ginge, würde ich ihren Duft in Flaschen abfüllen und immer bei mir tragen. Ihr Parfüm kann ich jedoch haben. Das würde mich immer an sie erinnern.

„Mum? Darf ich dein Parfüm haben?“, frage ich sie und Mum kichert.

„Natürlich darfst du es haben. Ich habe immer ein kleines Fläschchen bei mir.“

Mum setzt sich auf, nimmt ihre Tasche und holt das kleine Flakon hervor. Reicht es mir und ich halte es an mich gedrückt. Dad setzt sich ebenfalls auf und holt etwas aus seiner Jackentasche. Einen kleinen Anhänger, es ist ein Einhorn und kommt von seinem Schlüsselbund.

„Den möchte ich dir schenken als Glücksbringer. Er ist zwar erst zwei Wochen alt, aber er soll dir gehören“, erklärt mir Dad und ich lächle.

 

„Danke Dad! Er ist wirklich süß der Anhänger und wird mir sicherlich ganz viel Glück bringen.“

Ich nehme eine Schnur aus meinem Nachtschrank, es ist aus Leder und binde das Einhorn dort dran. Hänge mir den Glücksbringer um den Hals und wir legen uns wieder hin. So bleiben wir eine ganze Weile still liegen und lassen die Stille auf uns wirken. Gestört werden wir ebenfalls nicht, denn die Schwestern wissen Bescheid. Gegen Abend gibt es Abendessen aber nicht vom Krankenhaus, sondern Dad fährt los um welches zu holen. Sushi. Ich liebe Sushi und es ist etwas Besonderes. Mum räumt mein Zimmer auf, geht mit mir und Bella auch nach draußen und wir lachen viel. Ein letztes Mal mit Mum alleine sein und ein letztes Mal mit ihr spazieren gehen. Das werde ich ebenfalls sehr vermissen. Sobald wir wieder drinnen sind, erscheint auch Dad und der Geruch von Sushi erfüllt das Zimmer. Selbst Bella schnuppert und ihr tropft sicherlich der Zahn.

„Ich habe dir auch etwas mitgebracht Bella. Extra aus einer speziellen Tierhandlung wo es solche Leckereien für Tiere gibt“, sagt Dad, zaubert eine Hundefutterdose hervor und füllt den Inhalt in den Napf von Bella.

Schmatzend macht sie sich darüber her und auch wir lassen uns das Sushi schmecken. Draußen wird es langsam dunkler und die Nacht bricht früh herein. Meine Abreise nach Kaparzien rückt immer näher und mein Herz schläft schneller.

 

„Was werdet ihr heute noch machen?“, frage ich meine Eltern und schiebe mir eine Sushirolle in den Mund.

Esse diese und trinke noch Limonade hinterher. Es schmeckt einfach wunderbar.

„Wir schauen uns heute Abend einen schönen Film an, den deine Mum ausgesucht hat“, antwortet Dad und ich lächle.

„Dann weiß ich schon was ihr anschauen werdet.“

Dad verzieht gespielt das Gesicht und wir müssen lachen. Die restliche Zeit mit meinen Eltern wird noch ein schönes Erlebnis und werde zum Abschied von ihnen umarmt. Bekomme von ihnen Küsse auf die Stirn und ich atme tief durch.

„Ich liebe euch beide ganz dolle. Ihr vergesst es doch nicht oder?“, frage ich meine Eltern und sie sehen sich an.

„Nein werden wir niemals Prinzessin. Unser Engelchen und du vergisst niemals, dass wir dich über alles lieben. Mehr als alles Andere auf der Welt. Nur dein Bruder steht mit an erster Stelle.“

Ich nicke, werfe ihnen Luftküsse zu und sie fangen diese lächelnd auf. Verlassen dann mein Zimmer und ich breche in Tränen aus. Dieses Gefühl quetscht mein Herz zusammen und ich kann dadurch kaum atmen. Es fällt mir sehr schwer, aber es ist das Beste. Sie haben bald einen kleinen Sohn und er wird ihnen bei der Trauer um mich helfen.

 

Ein letztes Mal gehe ich hier auf die Toilette, dusche und ziehe es in die Länge. Im Zimmer drapiere ich alles was meine Eltern bekommen sollen auf dem Nachtschrank und schreibe einen Zettel dazu. Einen kleinen Brief indem Sinne.

*Liebe Mum und lieber Dad!

Es fällt mir sehr schwer diese Zeilen zu schreiben und Abschied von euch zu nehmen, denn ich habe lange darüber nachgedacht. Den Kampf gegen den Krebs habe ich nicht verloren, obwohl meine Werte sich verschlimmert haben. Ich werde an einem anderen Ort weiter leben und da bin ich nicht so schwer krank. Dort habe ich Irina und meinen Freund. Selbst Bella ist mit dabei und einige Dinge, die mich an euch erinnern werden. Eure Sachen trage ich immer bei mir und auch wenn wir nie wieder Spaß haben werden, denkt immer an mich. Vergesst mich nicht, denn das werde ich auch niemals machen. Das Flakon bleibt immer bei mir und das Einhorn auch. Ich hoffe ihr versteht mich und weint nicht lange um mich. Seid glücklich und genießt das Leben mit Cedric. Erzählt ihm viel von mir und lasst mich ihn niemals vergessen. Damit ihr das Alles hier besser versteht, habe ich mein Tagebuch hiergelassen. Dort ist alles drinnen, was ihr wissen müsst und ihr euch keine Gedanken macht. Granny hat recht gehabt und ich gebe es ehrlich zu. Ich bin eine Weltenwandlerin und werde mich in Kaparzien niederlassen. Vielleicht versteht ihr es irgendwie und ein Testament habe ich auch verfasst. Ihr werdet es leicht finden. Ich liebe euch beide von Herzen und werde euch nie vergessen.

In ewiger Liebe eure Tochter Isabelle!*

 

Ich falte den Brief zusammen, stecke ihn in den Umschlag und Bella ist auf mein Bett gesprungen. Sie hat einiges von sich auf die Bettdecke gelegt und ich lächle sie an, während ich den Umschlag auf den Nachtschrank lege. Er ist an meine Eltern und ich nehme das Buch. Halte es gut fest und lege mich mit Bella hin. Ihre Sachen und meine sind im Kissenbezug drinnen und ich decke uns zu.

„Auf geht es Bella! Lass uns Kaparzien retten und in Frieden leben. Du, Irina und ich werden den Lykanern und den Vampiren helfen“, sage ich, Bella fiept und ich schließe die Augen.

Konzentriere mich, alles verschwindet und ich spüre den Lufthauch von Kaparzien. Wir sind wieder da wo wir hingehören und bleiben auch für immer.

 

Kapitel 32

„Du bist wieder da! Wir freuen uns. Wirst du jetzt ebenfalls für immer bleiben oder doch noch einmal zurück in unsere Welt“, begrüßt mich Irina und umarmt mich.

„Ich bleibe hier und Bella ebenfalls“, erwidere ich und Bella bellt bestätigend.

„War es schwer gewesen?“

Ich atme tief durch und nicke langsam.

„Sehr schwer. Ich habe bei dir hemmungslos geweint und bei meinen Eltern fast. Es war zumindest nicht sehr einfach gewesen“, antworte ich ihr und Irina streicht mir mitfühlend über den Rücken.

„Es hat kurz gezwickt, als ich in unserer Welt gestorben bin. Mehr war es nicht gewesen. Seitdem bin ich hier und komme auch nicht mehr in unsere Welt. Höchstens wenn ich es so mache wie Vincent und Aluk. Doch jetzt können wir Maträus vernichten“, erklärt Irina und ich nicke.

Vincent nimmt meine mitgebrachten Sachen und verstaut sie in seinen Rucksack. Nimmt meine Hand und zur Begrüßung bekomme ich einen Kuss. Ich lächle und wir können uns weiter auf den Weg machen. Der Abstieg nach unten ist sehr schwierig, ab und zu rutsche ich aus und hätte Vincent fast mit in den Tod gestürzt. Erst im letzten Moment hat Aluk zugegriffen und uns wieder nach oben gezogen. Irgendwann kommen wir unten an und verschnaufen kurz. Bella hat es sichtlich Spaß gemacht und sie würde es wahrscheinlich jederzeit machen, wenn wir Zeit dazu hätten.

 

Doch wir gehen weiter und kommen in einen dunklen Wald. Bleiben kurz stehen und lauschen.

„Wann treffen wir auf die Anderen?“, frage ich und schaue mich genau um.

„Am Ende diesen Waldes treffen wir auf sie. Dann geht es gemeinsam weiter. Nur sind dann wir Lykaner als Wölfe unterwegs und nicht mehr als Mensch.“

Ich nicke verstehend und wir rasten. Es ist bereits dunkel und die Männer schlagen Zelte auf. Ich mustere das große graue von Vincent und lächle.

„Du hast hoffentlich keine Angst mit mir in einem Zelt zu schlafen?“, fragt er mich und ich schüttle den Kopf.

Irina kichert, zwinkert mir zu und verschwindet im schwarzen Zelt. Ich schaue mir unseres von innen und finde es wirklich groß. Stehen kann ich darin zwar nicht aber ich kann mich frei bewegen und ecke nirgendwo an. Auch Bella mustert das Zelt von innen und befindet es als gut. Vor den Zelten hat Aluk ein Feuer entfacht und verschwindet im Wald. Wir sehen ihm nach und Vincent lächelt vor sich hin. Den Grund erfahren wir 15 Minuten später, denn Aluk kommt mit einem toten Hirsch wieder und legt ihn neben dem Feuer ab. Holt ein Messer hervor und fängt an den Hirsch zu zerlegen. Irina gesellt sich zu ihm und hilft ihm dabei. Sie sind ein eingespieltes Team und ich bin überrascht, dass meine beste Freundin so etwas kann.

 

„Er hat es ihr beigebracht, als du in deiner Welt warst. Irina hat sehr schnell gelernt und ist begeistert von dieser Art“, erklärt mir Vincent und ich wende mich von dem schon blutigen Spektakel ab.

„Wirst du es mir auch beibringen? Ich möchte dir schließlich immer etwas zu essen kochen, wenn du das Wild gefangen hast“, sage ich und Vincent beugt mich abrupt nach hinten, so dass ich aufquietsche vor Schreck.

„Ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst meine Liebe. Dafür ist dein Gefährte da“, haucht er, kommt meinen Lippen näher und wir küssen uns.

Vergessen somit alles um uns herum. Auch das wir hier mit Irina und Aluk alleine sind.

„Hey ihr zwei Turteltäubchen! Ihr könnt das erste Fleischstück über dem Feuer rösten und Kinder könnt ihr später zeugen“, reißt uns Aluk aus unseren Liebestaumel und Vincent zeigt dem Vampir seinen Mittelfinger.

Das lässt Aluk lachen und ich zwinkere Irina zu, die kichern muss.

„Ja wir werden das Fleisch zubereiten“, grummelt Vincent und ich hauche ihm einen Kuss auf die Stirn.

Das gefällt ihm und er könnte mich glatt überfallen. Doch er hält sich zurück und bereitet Stöcke vor, damit wir das Fleisch dort drauf spießen können. Halten dann das Fleisch über dem Feuer und rösten es gut durch. Aluk zapft sich das Blut vom toten Hirsch ab und trinkt es in Schlücken, während wir das Fleisch genießen.

 

Nachdem wir uns sozusagen vollgestopft haben, genießen wir noch ein bischen die Ruhe und ziehen uns dann in die Zelte zurück. Die Nacht verläuft ruhig und es gibt nichts, was uns angreifen könnte. Am nächsten Morgen wache ich zuerst auf, verlasse das Zelt und verschwinde in den Büschen. Komme nach einer Weile wieder raus und sehe Aluk beim heruntergebrannten Lagerfeuer.

„Guten Morgen Aluk! Ich möchte dir das Amulett wieder geben“, sage ich, Aluk lächelt und bedeutet mir, dass ich mich setzen soll.

„Du darfst es mir gerne wieder geben, wenn du dir ganz sicher bist. Es ist nicht einfach sich zu entscheiden. Noch kannst du in deine Welt zurück.“

„Würde ich gerne aber ich habe dort wieder Leukämie und hier bin ich gesund. In meiner Welt haben sich meine Werte verschlechtert und es wäre nicht mehr gut ausgegangen.“

Ich hole das Amulett hervor, nehme es ab und reiche es Aluk. Er schließt seine Finger um diese Muschel, schließt die Augen und ich kann sehen, wie er neue Kraft bekommt. Dann fällt sein Blick auf noch eine Kette und er sieht mich fragend an. Ich ziehe das kleine Einhorn hervor und zeige es ihm.

„Ein Andenken an meinen Dad. Er hat es mir gestern geschenkt“, erkläre ich ihm und Aluk lächelt.

„Sie werden immer an dich denken und an die schönen Zeiten mit dir“, meint er und ich atme tief durch.

 

„Ja das werden sie. Ich habe einiges zurückgelassen, was sie an mich erinnern soll“, sage ich und Irina erscheint.

Auch Vincent kommt aus seinem Zelt, streckt sich und fährt sich durch das tolle Haar, was er hat. das finde ich irgendwie ziemlich sexy und ich bin voll in ihn verknallt. Wie ein Schulmädchen. Vincent setzt sich neben mir, gibt mir einen guten Morgen Kuss und meine Laune ist beträchtlich gestiegen. So etwas könnte ich jeden Morgen bekommen. Auch Irina bekommt einen Kuss und fühlt sich wie auf Wolke Sieben. Sie grinst über beide Ohren und kocht Tee. Holt Brote raus und legt Dörrfleisch drauf. Reicht die Brote an Vincent und an mich und zu dritt frühstücken wir dann.

„Wenn wir heute durchlaufen ohne große Pausen, dann schaffen wir es heute Abend am Fuße des Berges zu rasten“, erklärt Vincent und ich trinke meinen Tee.

„Dann werden wir eben laufen und nur ab und zu kurz anhalten. Noch länger will ich nicht warten“, meint Irina und ich stimme ihr voll und ganz zu.

Also frühstücken wir zu Ende, räumen alles auf und gehen los. Bella an meiner Seite und sie erkundet die Umgebung. Jedoch immer in Hörweite, damit sie uns nicht verliert und wir sie nicht. Nach gefühlten drei Stunden halten wir an, machen eine kleine Pause und gehen dann weiter. Der Tag zieht an uns vorbei, schon bald ist es Mittag und am Rande des Waldes halten wir abermals an. Essen kurz etwas und ich kann die Wölfe und Vampire sehen. Sie kommen zu uns, schweigen und schließen sich uns an.

 

Wir haben uns mit Proviant gestärkt und es geht weiter. Über ein weites Land, sind schutzlos anderen Gefahren ausgesetzt und achten auch mehr auf unsere Umgebung. Vincent hat sich in einen Wolf verwandelt und ist an meiner Seite. Ich muss immer an meine Eltern denken und dadurch ist meine Stimmung auch betrübt. Das merkt Vincent und spielt mit Bella um mich auf andere Gedanken zu bringen. Was er auch schafft, denn er erschreckt Bella, sie springt quietschend in die Luft und ich muss lachen. Auch die anderen Wölfe spielen mit Bella und haben sie in ihr Herz geschlossen. Auch Irina muss immer wieder lachen und hat sich bei Aluk untergehakt. Dieser trägt das Amulett um seinen Hals und auch die anderen Vampire fühlen sich gestärkt. Schließlich ist das Amulett wieder bei seinem rechtmäßigen Besitzer und alle können sich erfreuen. Am Abend sind wir endlich am Fuße des Berges angekommen und setzen uns sichtgeschützt in eine Höhle, welche die Lykaner entdeckt haben. Dort wird ein Feuer entfacht und alle bleiben Wölfe. Nur Aluk und Irina sind so wie ich. Die Vampire beziehen draußen Stellung und passen auf uns auf.

„Wann werden wir nach oben gehen?“, fragt Irina und sieht zu Aluk.

Ich teile mit Bella mein Fleisch und wir lassen es uns schmecken. Irina trinkt lieber ihren Tee und knabbert an einem Streifen Dörrfleisch.

„Erst morgen Abend. Bis dahin ruhen wir uns aus und warten auf die Auskundschafter. Diese sind gerade unterwegs und suchen alles ab. Geben uns dann Bescheid, wenn wir freie Bahn haben“, antwortet Aluk und Irina nickt verstehend.

 

Sie schaut zu mir und mustert mich eingehend. Zudem findet sie immer etwas, was ihr dann Sorgen bereitet.

„Du denkst an deine Eltern oder? Ehrlich gesagt ich ebenfalls. Es ist komisch keine mehr zu haben, obwohl sie ja noch leben. Nur nicht hier sondern in einer anderen Welt. Das ist ein komisches Gefühl“, sagt sie und ich nicke kurz.

„Du liest in mir wie ein offenes Buch Irina. Vor dir kann ich wirklich nichts verheimlichen“, bemerke ich und Irina grinst.

„Weist du doch Isabelle. War schon immer so gewesen und wir werden uns daran gewöhnen. Vielleicht können wir sie irgendwann einmal sehen. Nicht gleich zeigen aber sie indem Sinne besuchen.“

„Das ist eine wirklich tolle Idee. Ich möchte gerne meine Eltern sehen und meinen kleinen Bruder. Vielleicht kann ich auch ein Bild von ihm bekommen, damit er mit zu meinen Andenken gehören kann. Das ist etwas, was ich noch möchte.“

„Das lässt sich arrangieren Isabelle. Nachdem wir Frieden haben, bekommst du diese Chance und du ebenfalls Irina. Ihr beide könnt eure Eltern sehen und besuchen“, sagt Aluk und eine Welle der Erleichterung durchströmt mich.

Ich atme tief durch und fühle mich sogleich besser. Nun kann ich mich auf das konzentrieren, was wir vorhaben. Maträus aus dem Weg räumen. Das will ich auf jeden Fall. Was danach kommt, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht, aber ich lasse mich überraschen.

 

Als es Zeit wird zum schlafen legen, ist Vincent an meiner Seite und wärmt mich in der Nacht. Bella ist auch bei mir und wärmt mich ebenfalls. Einfach das Beste, wenn man in Ruhe einschlafen will. Das tu ich auch und träume von meinen Eltern, die mit einem kleinen lachenden Jungen spielen. Ein schöner Traum. Nicht gerade trocken werde ich am nächsten Morgen geweckt und blinzle. Öffne die Augen und sehe, dass es Vincent ist. Er leckt mir immer wieder sanft über die Augen, stupst mich an und ich gähne herzhaft.

„Ist gut Vincent. Ich bin wach und bereit für den Tag“, murmle ich und schiebe ihn sanft weg.

Bella kommt auch zu meinem Kopf und leckt mich ebenfalls ab. Auch sie schiebe ich weg und sehe Bella belustigt an.

„Ich werde dich baden Kleine und dann wirst du mich für den Rest des Tages ignorieren“, drohe ich ihr und Bella ist sofort lieb.

Sie flitzt aus der Höhle und erledigt ihr Geschäft. Ich sehe ihr lachend nach und setze mich auf. Strecke mich ausgiebig und gehe zu Irina, die erneut Dörrfleisch auf das Brot legt. Reicht mir eine Scheibe, ich bedanke mich und fange an zu frühstücken.

„Also auf Dauer kann ich das nicht essen. Ich brauche am Morgen meine süßen Dinge wie Pancakes.“

„Dito. Da stimme ich dir voll und ganz zu.“

Ich lache Irina an, sie zwinkert mir zu und frühstückt ebenfalls. Unterhalten uns über das was wir in unserer Welt erlebt haben und sinnieren über unsere Erlebnisse.

 

Am Abend machen wir uns Aufbruchbereit, Bella wird bei Ariana und Caleb mitlaufen und sie passen gut auf sie auf. Sobald wir aus der Höhle raus sind, sehen wir uns den Weg nach oben genau an und Irina und ich atmen tief durch.

„Auf in die Höhle des Löwen“, sagt sie, ich drücke ihre Hand und wir gehen los.

Aluk ist vor uns mit ein paar anderen Vampiren und die Wölfe hinter uns. Wir bekommen somit Rückendeckung, was wirklich gut ist, denn so werden wir nicht rücklings angegriffen. Das würde ich Maträus auch noch zutrauen. Ein gerissener Magier aber so leicht kommt er uns nicht mehr davon. Gerade als wir um eine Wegbiegung kommen, verdunkelt sich alles um uns herum und ich suche meine Freunde. Plötzlich legt sich ein Tuch auf meinen Mund und die Nase, ich wehre mich, atme vor Schreck tief ein und dann werde ich auch schon bewusstlos.

Kapitel 33

Obwohl die Dunkelheit sehr willkommen ist, komme ich wieder zu mir und muss mich orientieren. Um mich herum ist nur schwaches Licht und ich setze mich auf. Meine Umgebung nehme ich nun klarer wahr und wie ich sehe, befinde ich mich in einer Zelle. Um mich herum nehme ich andere Geräusche wahr und erhebe mich. Mein Gang ist noch leicht schwankend, ich komme zu den Zellengittern und presse mein Gesicht dagegen, um mehr sehen zu können. Auf der anderen Seite sind ebenfalls Zellen und ich kann dort Gefangene erkennen. Auch eine Frau mit einem Jungen und ich weiß sofort wohin sie gehören. Zum Bürgermeister der Menschen. Hier sind sie also. Eingesperrt in den Zellen unter dem Schloss von Maträus und hausen hier mit Ratten. Die kann ich hören und ich fluche leise vor mich hin. Wieso hat mich Maträus entführt und nicht die Anderen gleich mit? Bin ich etwas Besonderes? Wohl kaum, denn ich habe das Amulett nicht mehr und somit bin ich bedeutungslos. Doch wer kann schon in seinen Kopf gucken? Er ist wahnsinnig und hat sie nicht mehr alle. Natürlich gibt es viele Menschen auf der Welt, die nicht mehr ganz dicht sind im Oberstübchen. Nur kann man dagegen nichts machen und muss zuschauen. Ich wende mich von der Zelle ab und finde eine alte Matratze auf dem Boden. Dort lasse ich mich nieder und seufze. Kein Fenster in meiner Zelle und es stinkt zudem ganz widerlich. Aber was erwarte ich auch schon von einem Geisteskranken? Eine Hotelsuite mit 5 Sternen und einem Blick auf das blaue Meer? Ha davon träume ich höchstens.

 

Blick auf das Meer. Da erinnere ich mich gerne an meine Kindheit. Wir sind viel verreist, als ich noch klein war und ich habe fast die ganze Welt gesehen. Ich war in London, Paris, Neuseeland, Venedig, Rom, Madrid und auch Griechenland. Und viele weitere Städte. Freizeitparks, Zoos und noch viel mehr haben wir besucht. Es war immer wieder ein Highlight. Sogar die Insel die nur für uns war. Ich habe viel in meinem kurzen Leben erlebt. Nun sitze ich hier in einer stinkenden Zelle und habe keine Ahnung was ich hier machen soll. Ich kann nur abwarten und die Ruhe bewahren, denn ausrasten bringt hier überhaupt nichts. Irgendwann erhebe ich mich wieder, gehe zu den Gitterstäben und setze mich dorthin. So kann ich mich besser mit der Frau und ihren Sohn unterhalten.

„Geht es Ihnen und ihrem Kind gut?“, frage ich sie und kann erkennen, dass ihr Blick voller Angst ist.

Was hat Maträus nur mit ihr getan? Sie ist ja total eingeschüchtert.

„Ich werde Ihnen nichts tun. Mit Ihrem Mann habe ich mich schon unterhalten und er will sie unbedingt wieder haben. Macht sich große Sorgen um Sie und um Ihr Kind“, erkläre ich ihr und das lässt sie mutiger werden.

Sie erhebt sich von der Matratze, setzt sich an die Gitterstäbe und sieht mich mit Furcht an.

„Wir wurden von Maträus entführt und als Druckmittel gegen meinen Mann eingesetzt. Er solle die Treue zu Maträus schwören, aber bis jetzt hat er es nicht gemacht. Mein Mann soll das auch nicht machen, denn Maträus ist gestört“, fängt sie an und ich verstehe sie voll und ganz.

 

„Meine Freunde die Lykaner und die Vampire sind mit mir hierher gekommen, um Maträus zu vernichten, aber auf dem Weg hierher wurden wir überfallen und ich bin nun hier“, erkläre ich ihr und sie nickt verstehend.

„Schwarzzauber oder wie man das nennt. Ein schwarzer Nebel der einem die Sicht raubt und Maträus problemlos ausgewählte Personen entführen kann. Er will immer etwas

Bestimmtes von den Personen. Auch von dir.“

„Wissen Sie denn was er von mir will?“, frage ich sie und die Frau schaut sich kurz um.

Nickt schließlich und ich bin ganz Ohr.

„Soweit ich erfahren habe, hast du das Amulett gehabt und nun ist es nicht mehr bei dir. Das hat Maträus wütend gemacht und er hat offenbar einige Gegenstände zerstört. Nun hat er sich etwas Anderes ausgedacht. Da er einen Nachfolger braucht, hat er dich ausgewählt, damit du ihm einen Erben gebärst. Er will dich schwängern“, antwortet sie und ich habe große Augen bekommen.

„Wie bitte? Auf keinen Fall werde ich mich von ihm schwängern lassen! Das ist ja wohl die Höhe oder? Einfach nur widerlich“, schimpfe ich und die Frau nickt verstehend.

„Er meinte, wenn du seinen Erben in dir trägst, wirst du gefügiger, denn der Erbe hat großen Einfluss auf die Trägerin. Du bist dann unter der Fuchtel von Maträus und gehorchst nur ihm. Somit hat er die komplette Kontrolle über dich.“

Als ich so darüber nachdenke, schüttelt es mich regelrecht durch und ein Schauer läuft mir über den Rücken.

 

„Das ist ja total abscheulich! Es geht einfach nicht und kann auch nicht sein. Oh Gott nein! Eher würde ich sterben, anstatt für ihn ein Kind auszutragen. Ich bin doch keine Gebärmaschine“, fluche ich und Wut kocht in mir hoch.

„Und was mache ich jetzt?“, frage ich mich selber und die Frau gibt dennoch eine Antwort auf meine Frage.

„Versuchen hier herauszukommen“, antwortet sie und ich wende mich an sie.

„Ich denke schon nach. Mir wird eine Lösung einfallen. Ich verspreche es.“

Ich atme tief durch, lehne mich an die Gitterstäbe und die Stille breitet sich nun über uns aus. Nur ab und zu höre ich ein Schluchzen aus einer der anderen Zellen und es wird langsam zeitlich eng. Ich muss mir etwas einfallen lassen aber unter Druck geht es überhaupt nicht und ich werde selber noch irre.

„Ich habe keinen Plan! Verdammt noch einmal“, fluche ich schließlich und fahre mir durch das Haar.

Schließe die Augen, entspanne mich und atme mehrmals tief durch. So komme ich wieder runter, lasse alles um mich herum verschwimmen und ich denke genau nach. Erhebe mich dann und gehe jeden Stab der Zelle ab in der Hoffnung, dass ein Stab locker ist. Sicherlich gibt es einen und ich rüttle immer kurz an den Stäben. Fast auf der anderen Seite der Zelle finde ich wirklich einen lockeren Stab und drehe solange daran, bis ich sie aus der Halterung rausbekommen habe.

 

Die Frau vom Bürgermeister hat große Augen bekommen und steht auf.

„Schaffst du es auch bei unserer Zelle?“, fragt sie mich und ich sehe zu ihr rüber.

„Das werde ich gleich herausfinden“, antworte ich und quetsche mich durch den schmalen Durchgang.

Bin frei, wende mich an die Zelle der Frau und derer Sohn und gehe jeden einzelnen Stab ab. Finde tatsächlich einen Lockeren und mache mich daran zu schaffen, bis ich den Stab raus habe aus seiner Halterung. Lehne ihn an die Wand und der Junge kann durchschlüpfen. Die Frau braucht ein bischen länger, hat es dann auch geschafft und der Junge ergreift die Hand seiner Mutter.

„So gerettet und nun raus hier oder?“, frage ich und sehe die anderen Gefangenen.

Sie sind voller Hoffnung, ich atme tief durch und da die Frau ganz genau gesehen hat, wie ich es angestellt habe, hilft sie mir bei den anderen Gefangenen.

Jeden Einzelnen bekommen wir frei, ich habe dabei ein komisches Gefühl und frage mich, ob Maträus es weiß oder er dumm ist und nicht gut aufgepasst hat beim Zellenbau. Auf jeden Fall haben wir innerhalb einer halben Stunde alle befreit und sie sehen mich voller Hoffnung an. Ich schaue mich um, mustere die Anderen und atme tief durch.

„Ja okay ich werde euch hier raus bringen. Es bleibt mir auch nichts anderes übrig“, gebe ich nach, die Gefangenen lächeln und freuen sich.

Leise machen wir uns auf den Weg eine Treppe nach oben und bleiben in einem Gang stehen.

 

 

Ich lausche, kann jedoch nichts Verdächtiges hören und schaue mich genau um. Wende mich an den dunkleren Gang und führe dort die Befreiten entlang. Als wenn ich hier schon einmal gewesen wäre. Dann stoppe ich vor einer Mauer und mustere diese genau.

„Hier ist eine Sackgasse“, ertönt es hinter mir in der Menge und ich schnaube nur.

Taste die Steine der Mauer ab und drücke dagegen. Einer der Steine gibt nach, fällt auf der anderen Seite nach unten und ich mache weiter. Als die Menschen hinter mir das sehen, helfen sie mir und die Öffnung erweitert sich.

„So jetzt könnt ihr gehen und lauft so schnell ihr könnt“, befehle ich und helfe den Menschen durch das Loch. Zuguterletzt der Frau und ihrem Sohn und sie sieht mich lächelnd an.

„Vielen Dank Isabelle. Wir stehen in deiner Schuld“, bedankt sie sich und ich winke ab.

„Schon in Ordnung. Gehen Sie und ich kümmere mich um Maträus“, erwidere ich, werde von ihr umarmt und auch ihr Sohn umschlingt mich mit seinen Armen.

Dann sehe ich ihnen nach, drehe mich um und bekomme einen Schlag auf den Kopf. Meine Augen verdrehen sich, alles wird schwarz um mich herum und dann breche ich bewusstlos zusammen…

Dieses Mal dauert es eine Weile bis ich wieder zu mir komme und merke, dass ich in meiner alten Zelle liege. Die Gitterstäbe sind alle vollständig und ich bin die Einzige hier, die gefangen gehalten wird.

 

Vorsichtig setze ich mich auf, halte mir den Kopf und merke einen pochenden Schmerz in der Schläfe. Oder Hinterkopf, denn mein gesamter Kopf dröhnt und ich kann es nicht einordnen. Zudem ist mir noch ein bischen schwummrig und die Welt um mich herum dreht sich kurz. Also rutsche ich zur Wand und lehne mich seufzend dagegen. Halte den Kopf still in der Hoffnung, dass es besser wird. Mit der Zeit dreht sich nichts mehr und ich atme tief durch. Ziehe die Beine an den Körper und schlinge die Arme darum. Warte nun bis sich irgendetwas ergibt und finde es schrecklich. Dabei denke ich an meine Eltern und was sie wohl gerade machen. Hoffen und beten, dass ich wieder erwache aber das mache ich nicht. Ich werde nie wieder erwachen und wie Irina werde ich sterben. Hier dann für immer leben aber es ist besser für mich. Viel besser, denn hier bin ich gesund und habe keine Leukämie. Auch sonst fehlt mir nichts und ich bin kerngesund. Etwas was ich mir seit fast einem Jahr gewünscht habe. Also ist es doch etwas Gutes, wenn ich hier bleibe. Meine Eltern werden einen Jungen bekommen und er wird ihnen das Leben versüßen. Sie werden an mich denken, aber Cedric wird ihnen über die Trauer um mich helfen. Ich merke gerade, dass ich mich wiederhole, aber ich kann nicht anders. Ich vermisse sie eben. Plötzlich ertönen Geräusche von der Treppe her, ich schaue auf und ein Typ in dunkler Kleidung erscheint vor meiner Zelle. Wortlos sperrt er auf und kommt zu mir.

 

„Wenn du dich wehrst, wirst du es bereuen. Also sei ein braves Mädchen“, sagt er mit einer tiefen Stimme und holt ein Seil hervor.

Tritt auf mich zu und bevor ich mich versehe hat er mich gefesselt. Stopft mir noch ein Tuch in den Mund, wirft mich über seine Schulter und trägt mich die Treppe hinauf. Wendet sich dann nach Rechts und geht dort den Gang entlang. Ich kann nur nach unten schauen und bin seinem Hintern ziemlich nahe. Hoffentlich lässt er jetzt vor Anstrengung keinen Pups los, sonst ersticke ich noch daran. Das wäre mehr als peinlich. 18-Jährige wegen Pups eines Mannes umgekommen. Die Welt trauert um sie und der Mörder kommt lebenslänglich in den Knast. Tolle Schlagzeilen und ich muss auch noch darüber kichern. Auf so etwas kann aber auch nur ich kommen. Total bescheuert. Wahrscheinlich hat mir der Schlag auf meinem Kopf nicht gut getan und ich bin ein bischen irre geworden. Kann vorkommen. Denke ich zumindest. Der Typ trägt mich noch weiter nach oben und betritt dann einen Raum. Lässt mich auf etwas Weiches fallen und geht wieder. Ich richte mich auf, schaue mich um und meine Augen werden größer. Maträus ist eindeutig wahnsinnig geworden, denn das kann nicht normal sein.

 

Ich befinde mich in seinem Schlafzimmer, sitze in einem großen weichen Bett und die Wände sind mit Bildern von mir tapeziert. Ich habe gedacht er will mich vernichten aber die Wahrheit ist noch viel Schlimmer. Maträus ist besessen und ein Stalker und nun verstehe ich voll und ganz, was die Frau gemeint hat. Ich solle den Erben von Maträus austragen und ihm schenken. Also doch eine Gebärmaschine. Dieser Gedanke erzeugt bei mir eine Gänsehaut und ich zittere am gesamten Körper. Mein Alptraum wird wahr, ich bin gefangen und habe keine Ahnung wo meine Freunde sind. Hat er sie umgebracht oder können sie noch rechtzeitig kommen. Gerade als ich denke, dass es nicht noch schlimmer werden kann, geht die Tür auf und Maträus erscheint. Was er anhat? Das will echt niemand wissen aber ich sage es dennoch. Maträus trägt nur eine Shorts und ich halte die Luft an, denn er kommt mir viel zu nahe. „Hallo meine Geliebte. Es wird Zeit für den Geschlechtsakt“, sagt er und ich schlucke vernehmlich.

Kapitel 34

„Du bist wirklich komplett gestört und irre. Nicht mehr ganz dicht oder?“, platzt es aus mir heraus nachdem er den Knebel entfernt hat und Maträus lacht.

„Witzig oder? Wie oft ich schon so betitelt wurde, kann ich nicht mehr zählen. Das hat mir deine Urgroßmutter schon an den Kopf geworfen, deine geliebte Granny und sogar deine Mutter“, erwidert er und ich habe große Augen bekommen.

Meine Mum? Er kennt meine Mum und sie kennt ihn? Wieso hat sie mir das nie erzählt.

„Wie ich sehe hat deine Mutter es dir nie erzählt oder? Ja sie war ebenfalls bei mir gewesen. Widerspenstiges Weib aber ich habe sie gefesselt zähmen können“, erzählt er mir und ich werde wütend.

„Hast du sie etwa vergewaltigt du Mistkerl?“, schreie ich ihn an und wenn ich mich bewegen könnte, würde ich ihm einen kräftigen Tritt geben.

Maträus beobachtet mich mit funkelnden Augen und ich merke, dass er noch mehr sagen will. Die Spannung hält er auf jeden Fall ein.

„Ja Isabelle meine Liebe. Ich habe deine Mutter vor 18 Jahren gezähmt und eine wunderbare Nacht verbracht. Mit ihr zusammen, denn obwohl sie versucht hat sich zu wehren, hatte sie keine Chance gehabt. Leider konnte sie mit Aluk’s Hilfe fliehen und blieb in ihrer Welt. Deine Granny hat es gewusst und ihr immer zur Seite gestanden.“

„Ich hoffe du sagst jetzt nicht das, was ich denke, denn das wäre wirklich die pure Hölle“, sage ich einfach und Maträus lacht.

Streicht mit seinen Fingern über meine Wange und lächelt noch immer.

„Ja Isabelle. Du bist meine Tochter“, gesteht er und meine Welt die ich bisher kannte, stürzt ein wie ein Kartenhaus.

 

Ich höre ein Rauschen in meinen Ohren, alles dreht sich um mich herum und es wird immer schneller. Ich verdrehe die Augen, alles wird schwarz und dann bin ich in die tiefe Dunkelheit gestürzt. Das heiße ich willkommen, denn ich bin am Ende. Alles was ich bisher geglaubt und erlebt habe, ist eine Lüge gewesen und meine Mutter hatte es mir jahrelang nicht erzählt. Eine leise Stimme wispert jedoch im hintersten Winkel meines Gehirns, dass sie es richtig so gemacht hat. Sie wollte mich nur beschützen. Dennoch bin ich gerne in dieser Dunkelheit und komme auch nicht mehr zu mir. Irgendwann wird es doch Zeit mit aufwachen und mein Körper bringt mich wieder zu mir. Ich blinzle, öffne die Augen und liege in einem anderen Bett. Es ist weich, ich drehe den Kopf und befinde mich in einem Zimmer, was in kompletten Rosa gehalten ist. Das soll offenbar mein Zimmer sein. Schrecklich! Ich finde Rosa zwar richtig toll und ich liebe diese Farbe, aber aus dem Alter bin ich raus, dass mein Zimmer rosa gestrichen war. Vorsichtig stehe ich auf, mir fällt auf, dass ich etwas Anderes anhabe und schaue an mir runter. Ein Kleid und auch noch in rosa. Der Mann leidet an dem Hier und Jetzt und steckt in der Vergangenheit fest. Ich trete zur Tür, öffne diese und werfe einen Blick auf den Gang, bevor ich das Zimmer verlasse. Wende mich nach links und gehe langsam voran.

 

Denke dabei nach und frage mich, wo meine Freunde nur bleiben. Sie müssten schon längst hier sein und Maträus angreifen. Hat er sie doch umgebracht? Derjenige der mein Vater sein soll. Ein echt unheimlicher Gedanke und ziemlich gruselig. Ein Alptraum und ein Schock für mich junges Ding. Ich bin die Tochter vom Zauberer Maträus, weil er damals meine Mutter vergewaltigen musste. Nur bin ich kein Erbe geworden sondern…eine Erbin. Diese Erkenntnis lässt mich innehalten und ich starre ins Leere. Er will mich als seine Nachfolgerin haben, aber ich verstehe nicht, wieso er das immer wieder gemacht hat. Mich so zu verletzen und meine Welt zu verkorksen. Diese Frage werde ich ihm zuerst stellen, denn ich will eine klare Antwort, bevor ich ihm den Kopf abreiße. Langsam gehe ich weiter, eine Treppe nach unten und finde Maträus in einem Speisesaal. Er sitzt am Tisch, isst in Ruhe und hebt den Kopf als ich den Saal betrete.

„Meine liebe Tochter. Geht es dir jetzt besser?“, fragt er mich, hat sich erhoben und kommt auf mich zu.

Automatisch weiche ich vor ihm zurück und sehe ihn ernst an.

„Fass mich nicht an du Schwein! Du bist nicht mein Vater und wirst es auch niemals sein. Komm nicht auf dumme Gedanken, denn ich werde nicht deine Nachfolgerin werden“, zische ich ihm zu und er lässt seinen Arm sinken.

 

„Du wirst mich schon noch verstehen Isabelle meine geliebte Tochter. Ich werde dir alles erklären aber vorher solltest du etwas essen. Du bist schon seit Stunden hier bei mir und hast noch nichts zu dir genommen“, meint er und ich verschränke die Arme.

„Natürlich, weil ja auch überhaupt nichts drinnen ist im essen. Würde mich bei dir nicht wundern. Du hast meine Granny umgebracht Maträus. Ich werde dir das niemals verzeihen“, zische ich und bleibe auf der Stelle stehen.

Maträus seufzt und nickt verstehend. Er gibt wirklich nach.

„Gut dann werde ich es dir erklären. Komm hier ist nicht der richtige Ort dafür.“

Maträus wendet sich von mir ab und verlässt den Saal. Ich folge ihm mit einem gewissen Abstand und in einem anderen Saal geht er zu einer Sofagruppe, wo er sich im Sessel niederlässt. Sieht mich an und bedeutet mir, mich ebenfalls zu setzen.

„Deine Granny war von Anfang an im Weg gewesen und daher musste sie weg. Sie hat deine Mutter immer wieder gewarnt und dich von mir ferngehalten. Ein glücklicher Zufall als du das Buch geschenkt bekommen hast und das Amulett dazu. Leider habe ich es mir anders vorgestellt als gedacht, denn du bist von den Lykanern zuerst entdeckt wurden und sie haben dich mit zu sich genommen. Ein erster Fehlschlag für mich. Sobald du wieder in deiner Welt warst, habe ich alles so arrangiert, dass du bei mir landest, aber auch dein zweiter Besuch ging daneben. Du bist bei diesen Blutsaugern erschienen und Aluk hat das Amulett entdeckt. Wieder ein Fehlschlag. Ich habe es nicht geschafft, dich zu bekommen.“

 

Ich sehe Maträus an und erwarte eine weitere Ausführung seiner Erklärung. Schließlich will ich alles wissen.

„Also habe ich das Buch entwendet und versteckt, doch du bist zu schlau gewesen. Da wusste ich, dass du nach mir kommst. Du hast immer gewusst wo du suchen musst, obwohl du nie ein Zeichen hattest. Das Amulett in der Höhle und deine beste Freundin in der Hütte tief in einem finsteren Wald. Wieder Rückschläge. Ich wurde wütender und habe nur noch rot gesehen. Also habe ich deine Granny umgebracht, damit du endlich aufhörst. Leider hat es auch nicht geholfen. Ich wollte nicht, dass meine einzige Tochter versucht mich zu töten. Um dich zu stoppen habe ich die Menschen in San Diego manipuliert und dich wegsperren lassen. So warst du fern von mir und ich konnte meinen eigentlichen Plan verfolgen. Die Menschheit zu beherrschen. Leider hat deine beste Freundin Isabelle dich befreit und ihr habt die Kugel zerstört. Somit zog ich mich zurück und fing an einen Plan zu erstellen. Einen perfekten Plan um dich zu stoppen. Ich habe gewartet bist du hier erscheinst und dich dann entführt. Zuerst unten in den Kerkern eingesperrt, aber du hast schnell die Schwachstellen gefunden und bist entkommen. Einer meiner treuen Anhänger hat dich niedergeschlagen und wieder in die Zelle gebracht. Er sollte dich nicht verletzen aber hat es dennoch gemacht und ich habe dich kurz versorgt, als du noch nicht bei Bewusstsein warst. Jetzt bist du hier bei mir und mein Plan ist gewesen, dass ich dir sage, ich bin dein Vater. Nein es war nicht gelogen, denn es ist wahr. Falls du es mir nicht glaubst, kann ich einen Test veranlassen. In deiner Welt“, erzählt mir Maträus und dann breitet sich Stille im Saal aus.

 

„Hast du mich krank gemacht?“, frage ich ihn ernst und habe die Arme noch immer verschränkt.

Sehe ihn zudem auch mit leicht zusammengekniffenen Augen an.

„Nein das habe ich nicht gemacht. So etwas ist für mich nicht möglich. Ich kann nur verzaubern, manipulieren und verfluchen. Auch töten.“

Ich nicke langsam und schlage die Beine übereinander.

„Und was gedenkst du, was du nun machen willst? Komm verrate es mir, bevor ich dir den Kopf abschlagen werde“, knurre ich und habe die Augen noch mehr zusammengekniffen.

Maträus mustert mich und fängt an zu strahlen. Das bedeutet nichts Gutes.

„Ich will die vollständige Macht über beide Welten haben. Hier fange ich an oder habe angefangen und wenn mir hier alle bedingungslos folgen und gehorchen, werde ich die Menschen in der anderen Welt ebenfalls manipulieren. Sie werden sich selber vernichten und zerstören. Was denkst du wieso es Kriege in gewissen Ländern gibt? Alles nur wegen mir. Wieso werden die Menschen von ihren Oberhäuptern immer mehr nieder gedrückt? Weil ich die Fäden in der Hand habe. Alles mein Verdienst. Ich manipuliere die angeblich mächtigsten Menschen der Welt und sie machen alles das was ich will. Es geschieht, weil ich sie lenke“, erklärt er mir und ich springe auf.

 

„Du bist ein mieses widerliches Schwein und man müsste dich ausnehmen wie eine Weihnachtsgans! Ich habe keine Lust mehr auf dich! Kein Wunder das die Welt im Chaos versinkt, weil so ein Dödel wie du alles lenkst! Schon mal an Frieden gedacht?“, fauche ich und trete auf ihn zu.

„Dich brauche ich an meiner Seite. Gemeinsam vernichten wir die gesamte Menschheit und haben dann Macht und unendliches Leben“, lacht er und hat sich erhoben.

Baut sich vor mir auf und wirkt nun drohend.

„Meine Tochter wird mir nicht im Wege stehen verstanden?“, zischt er mir zu und ist meinem Gesicht immer näher gekommen.

„Du wirst vernichtet. Wenn nicht von mir dann von meinen Freunden. Sie werden dich niederstrecken.“

Maträus lacht herzhaft auf und hat sich wieder aufgerichtet. Sieht mich belustigt an.

„Sie schaffen es niemals rechtzeitig hierher zu gelangen, denn sie sind in meinem persönlich erschaffenen Labyrinth gefangen. Schon seit Stunden versuchen sie meinen Kreaturen zu entkommen und bis jetzt sind sie dem Ziel immer weiter entfernt.“

Ich sehe Maträus ungläubig an, er führt mich zu einer großen milchigweißen Kugel und ich kann dort alles sehen. Wie bei einer Liveübertragung. Meine Freunde sind getrennt, irren durch das Labyrinth und müssen gegen Kreaturen kämpfen, die es nicht wirklich gibt. Wie in einer Welt voller Fabelwesen.

 

„Es gibt Hippogreif, Mantakore, Drachen und sogar eine Sphinx ist dabei. Ich kann sehen, wie Irina mit Aluk nach links rennt und Vincent mit Bella nach rechts.

„Lass sie dort raus Maträus! Bitte“, flehe ich und gebe auf.

Er hat gewonnen und ich werde mich fügen. Genau wie er es will. Ich werde mich nicht mehr wehren.

Maträus mustert mich eingehend, schnippt mit den Fingern und meine Freunde sind zusammen vor dem Weg zum Schloss von Maträus.

„Ich habe gewusst, dass du vernünftig wirst und mir zur Seite stehst. Gemeinsam werden wir die Menschheit auslöschen und neu besiedeln. Keine Angst du darfst gerne mit deinem Vincent anfangen. Auch einige Menschen lasse ich am Leben, damit sie die Erde neu bevölkern“, sagt Maträus und ich seufze.

Sehe meinen Freunden zu wie sie erneut den Weg nach oben gehen und Bella ist dabei. Maträus wendet sich von der Kugel ab und verschwindet aus dem Raum. Ich sehe meinen Freunden zu, wie sie den Weg immer weiter nach oben gehen und dem Ziel näher kommen. Innerlich bin ich am triumphieren, denn Maträus hat mir wirklich geglaubt und ich würde ihm wirklich zur Seite stehen. Falsch gedacht. So blöd bin ich nun auch wieder nicht. Ich sehe meinen Freunden weiter zu und kann Maträus hinter mir hören.

 

Er summt vor sich hin, ist bester Laune und ich wende mich von der Kugel ab. Sehe ihm zu, wie er einen runden Tisch aufstellt und Bilder dort drauf legt. Ich trete näher heran und kann Irina, Aluk, Mum, Dad und Cedric sehen. Obwohl er noch nicht auf der Welt ist. Auch die Eltern von Irina sind mit auf dem Tisch und ich schaue zu Maträus.

„Das wird dein großer Auftritt. Wenn du wirklich an meiner Seite bleiben wirst, musst du sie töten. Alle nacheinander. Erst dann glaube ich dir voll und ganz“, sagt er und ich werde leicht blass.

Er glaubt mir also doch nicht wirklich und will mein Vertrauen an ihn beweisen, indem ich alle töte, die ich liebe. Bis auf Vincent, denn er wird bei mir bleiben.

„Das glauben wir kaum Maträus“, ertönt es hinter uns, wir drehen uns um und sehen meine Freunde die in der Tür des Saales stehen. Haben die Arme verschränkt und ich atme erleichtert tief durch. Sie sind endlich hier.

Kapitel 35

„Ihr kommt zu spät! Isabelle wird an meiner Seite sein und gemeinsam werden wir die Welt beherrschen. Erst vernichten wir alle Lebewesen und dann wird die Welt neu bevölkert“, sagt Maträus und ich muss lachen.

Gehe zu meinen Freunden und stelle mich neben Irina. Zwar ist es ein bischen hinderlich mit diesem Kleid zu kämpfen aber besser als gar nichts.

„Du bist schlauer als ich am Anfang gedacht habe Isabelle meine Tochter. Dennoch habt ihr alle keine Chance, denn ich bin stärker und mächtiger als ihr alle zusammen.“

Ich werfe Irina einen Blick zu und sie nickt. Reicht mir einen Dolche und ich kürze das Kleid unten herum, damit ich bessere Beinbewegungen habe. Ich würde ansonsten hinfallen und das wäre mehr als ungünstig. Sobald das Kleid kürzer ist, reiche ich ihr den Dolch zurück und schon werde ich zu Boden geworfen. Über mir ist ein mutierter Wolf, er fletscht die Zähne und stinkt ganz widerlich aus seinem Maul.

„Boah schon mal etwas von Zahnpflege gehört? Du stinkst echt zum kotzen“, knurre ich und seine spitzen Zähne kommen meinem Gesicht immer näher.

Sein Mundgeruch verätzt mir die Nasennebenhöhlen und ich komme mir vor, dass ich gleich ersticke. Bevor er zubeißen kann ist Vincent auch schon da und stürzt sich auf den mutierten Wolf.

 

Ich komme wieder auf die Beine, sehe den Beiden zu und wie sie sich fast zerfleischen. Hoffentlich wird Vincent nicht zu schwer verletzt. Ich sehe zu Irina, husche zu ihr hin und wir nicken uns zu.

„Genau so wie wir es immer und immer wieder trainiert haben“, sagt sie, ich drücke ihre Hand und wir wenden uns der Meute zu.

Mutierte Wölfe, starke Männer der Menschen und auch Vampire sind unsere Feinde und wir stürzen uns ins Getümmel. Kämpfen wie wir es immer wieder im Fitnessstudio durchgemacht haben, bringen viele zu Fall und ich kann mich gut bewegen. Das Kleid hindert mich zumindest nicht daran. Im Saal gibt es ein großes Getümmel, Lykaner und Vampire kämpfen gegen die Anderen und ich bringe meinen Gegner zu Fall. Bringe ihn mit dem Dolch um und wische das Blut an seiner Kleidung ab. Eigentlich töte ich nicht, aber hier geht es um Leben und Tod und ich will lieber leben, anstatt das Zeitliche zu segnen. Ich habe kurz Zeit mich umzuschauen, suche meinen Hund und kann sie in einer Ecke hocken sehen. Eilig renne ich zu ihr hin, nehme sie hoch als sich gerade ein Vampir auf sie stürzen will und gebe diesem Blutsauger einen Tritt. Ein Feind wohl bemerkt. Wobei ich mir nicht ganz so sicher bin. Mit viel Ausweichen schaffe ich es aus dem Saal und bringe Bella in Sicherheit.

 

In einer Nische in der Wand setze ich sie ab und kraule sie kurz hinter dem Ohr.

„Du bleibst schön hier und rührst dich nicht vom Fleck. Außer du bist in Gefahr, dann darfst du dich gerne in Sicherheit bringen“, sage ich zu ihr, sie leckt mir kurz die Hand ab und ich erhebe mich.

Gehe zurück in den Saal und sehe kurz über die kämpfende Menge. Kann Irina sehen wie sie mit einem großen Vampir rangelt und sie den Kürzeren ziehen wird. Eilig sprinte ich auf sie zu, habe den Dolch gezogen und ramme diesen dem Vampir von hinten in den Rücken. Er brüllt auf, wirbelt herum und hat es nun auf mich abgesehen. Doch er hat es ohne die Rechnung von Irina gemacht, sie gibt ihm einen Tritt und rammt ihm dadurch den Dolch weiter rein. Dieser schaut vorne wieder raus und genau durch das tote Herz hindurch. Der Vampir ächzt, seine Augen werden schwarz und er kippt nach vorne, wo er sich nicht mehr bewegt.

„Niemand legt sich mit Irina und Isabelle an! Das solltet ihr euch merken“, sagt Irina, wir klatschen uns ab und werfen uns wieder in die Menge.

Als ich irgendwann mal Luft holen kann, sehe ich zum Tisch und eile auf ihn zu. Sammle die Bilder ein und zerreiße sie. Somit können meine Liebsten nicht sterben und ich bin erleichtert.

 

Fehlt nur noch eine Sache. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese komische Kugel etwas damit zu tun hat. Also schaue ich mich nach dieser um und kann sie nirgendwo entdecken. Was bedeutet, dass Maträus sie fortgeschafft hat und ich verlasse abermals den Saal. Finde meine Bella und hocke mich vor sie hin.

„Kannst du Maträus finden?“, frage ich sie, Bella springt auf und rennt den Gang entlang. Ich folge ihr eilig, lasse die Anderen hinter mir und in einem entfernten Winkel des Schlosses kann ich den Zauberer finden.

„Willst du es wirklich tun Isabelle? Mich vernichten?“, fragt mich Maträus auf einer Außenmauer und lehnt gegen einem der Türme vom Schloss.

„Du weist ganz genau, dass du selber schuld daran bist. Also stelle dich wie ein Mann und nimm es mit Fassung. Es wird Zeit, dass es endlich wieder Frieden gibt“, erwidere ich und Maträus lacht.

„Du bist meine Tochter und irgendwann wird sich das Gen von mir zeigen. Wenn es soweit ist, solltest du dich vor deinen Freunden in Sicherheit bringen, denn die magischen Fähigkeiten könnten außer Kontrolle geraten.“

„Hör auf zu lügen Maträus. Du hast dich nie in meinem gesamten Leben um mich gekümmert oder dich gezeigt“, zische ich und ziehe den Dolch.

„Das habe ich dir schon einmal gesagt Isabelle. Deine Mutter wollte mich niemals an dich heran lassen und daher konnte ich nie für dich da sein. Hast du es nun verstanden?“

 

Er hat recht und ich habe es total vergessen. Manchmal habe ich wirklich ein Gedächtnis wie ein Sieb. Dennoch darf er nicht weiter leben und muss sterben.

„Es tut mir leid, dass ich es mache aber es ist das Beste für uns Alle“, entschuldige ich mich, wirble herum und werfe den Dolch. Dieser trifft ihn nicht wirklich mitten ins Herz sondern sein Handgelenk, er schreit auf und sein Stab kippt nach hinten. Die Kugel, welche auf dem Tisch war und dann auf seinem Stab fällt runter und ich kann es zerspringen hören. Als wenn Glas zu Bruch geht. Ich schaue über den Rand der Mauer und kann unten die kaputte Kugel sehen. Ein Schrei lässt mich herumwirbeln, ich sehe zu Maträus und wie dieser sich krümmt. Er schreit wie am Spieß, dann entweicht schwarzer Rauch aus seinem Körper und sein Umhang färbt sich von dunkelblau zu einem satten hellen grün. Dann verschwindet Maträus und ich bin mit Bella alleine auf der Mauer. Schaue mich um und suche alles ab. Nicht das Maträus hier noch irgendwo ist. Aber dem ist nicht so und ich atme tief durch.

„Er ist weg Bella und wir haben ruhe. Vorerst, denn ich glaube nicht, dass er tot ist“, sage ich, Bella bellt freudig und dreht sich im Kreis.

Sieht mich an, wedelt mit ihrem Schwänzchen und springt auf und ab. Ich kichere, nicke ihr zu und wir laufen zurück zum Saal. An der Tür bleibe ich stehen, schaue mich um und es gibt viele Tode zu beklagen.

 

Ich lasse den Blick über die Menge schweifen und suche meine Freunde. Vincent ist wieder in seiner menschlichen Gestalt, wischt sich das Blut von der Lippe und ich renne auf ihn zu. Er wirbelt herum als er mich hört, hat noch die Kampfstellung und als er mich erkennt, breitet er die Arme aus. Ich springe regelrecht hinein, er fängt mich auf und plumpst dann auf den Boden.

„Du lebst noch! Gott bin ich froh darüber“, sage ich und wir küssen uns voller Leidenschaft.

Ein Stöhnen lässt uns voneinander lösen und ich sehe nach dieser Ursache. Irina liegt in der Mitte des Raumes, stöhnt immer wieder auf und ein Wimmern kommt über ihre Lippen. Schnell bin ich bei ihr und knie mich neben sie hin. Jetzt erst sehe ich, dass sie blutüberströmt ist und nicht mehr lange zu leben hat.

„Irina? Irina kannst du mich hören?“, frage ich sie und berühre sanft ihre Hand.

Ihre Augenlider flackern und dann schaut sie mich an.

„Ich weiß nun wie es ist zu sterben“, flüstert sie und ich schaue mich nach Aluk um.

„Aluk, Irina stirbt“, schreie ich, der Vampir ist schnell bei uns und kniet sich auf der anderen Seite von Irina hin.

„Sie wird nicht sterben. Zumindest nicht so. Ich werde sie in einen Vampir verwandeln. In der zeit wo mein Gift wirkt, müssen wir hier bleiben“, sagt er und ich nicke ernst.

Aluk erhebt sich, nimmt Irina auf die Arme und verschwindet in eines der vielen Zimmer. Ich schaue mich um, Vincent hilft mir auf die Beine und gemeinsam räumen wir mit den Anderen hier auf.

 

Die Toden bringen wir hinter das Schloss in einen Schlossgarten und legen sie auf einen Haufen. Jedoch getrennt, Victor zündet die toten mutierten Wölfe an und Seth die toten Vampire. Weihrauchkraut wird mit angezündet und dann brennen die zwei Haufen langsam nieder.

„Was ist eigentlich alles so passiert?“, fragt mich Vincent und ich halte seine Hand.

Brauche sie als Halt für mich, wenn ich es ihm erzähle.

„Ich bin Maträus seine leibliche Tochter. Er hat damals meine Mutter vergewaltigt“, fange ich an, Vincent hebt mich hoch und bringt mich in den Saal zurück, wo er sich auf das Sofa niederlässt. Ich sitze auf seinem Schoß und er hat mich mit den Armen umschlungen.

„Erzähle mir alles“, meint er nur, haucht mir einen Kuss auf das Haar und ich fange an zu erzählen.

Alles was Maträus mir gesagt hat, dass meine Kräfte sich irgendwann zeigen werden und dass ich sie nicht kontrollieren kann. Ich sei nicht stark genug. Zudem erzähle ich vom Verschwinden Maträus und wie die Kugel kaputt ging. Alles in Allem ging es glimpflich aus und wir sind unverletzt. Das wird sofort zunichte gemacht, als ich noch einen letzten mutierten Wolf sehe und dieser auf Vincent zuschießt. Ich springe ihm entgegen, wir stürzen zu Boden und er beißt mir in den Arm. Ich schreie auf, Blut spritzt und Schmerz durchflutet meinen Körper.

 

Ein Schatten reist diesen Wolf von mir runter, sie kämpfen und dann höre ich nur noch ein Heulen. Kurz darauf Stille und jemand beugt sich über mich. Vincent.

„Keine Angst. Ich bekomme das hin, denn ich kann medizinisch versorgen“, erklärt er mir und hebt mich hoch.

Bringt mich in eines der Zimmer und legt mich ins Bett. Eilt noch einmal los und kommt kurz darauf mit einem Verband, Wasser und einer Schale wieder. Stellt alles ab, setzt sich ans Bett und reinigt die Wunde. Ich knurre auf, habe die Augen geschlossen und beiße die Zähne zusammen.

„Tut mir leid. Ich will dich nicht verletzen“, entschuldigt sich Vincent und ich schmunzle.

Dann tupft er alles ab, gibt eine grüne Paste auf die Verletzung und verbindet meinen Unterarm straff. Gibt einen Kuss drauf und lächelt.

„Ich liebe dich dennoch und bin froh, dass du mir geholfen hast“, sage ich und setze mich vorsichtig auf. Küsse Vincent und er lächelt mich total süß an.

„Es wird ein bischen dauern, aber so in einer Woche kann der Verband runter. Du wirst eine Narbe davon behalten aber ansonsten ist alles gut.“

„Das freut mich mein Lieber und jetzt ist es vorbei. Wir haben Frieden und können uns das aufbauen, was wir wollen.“

 

Vincent lächelt, legt sich zu mir ins Bett und wir ruhen uns beide aus. Endlich haben wir Frieden und den wollen wir noch genießen. Also schlafe ich erst einmal ein paar Stunden. Die Verwandlung von Irina in einen Vampir dauert 48 Stunden und irgendwann ist es vorbei. Ich sitze schon seit Stunden vor ihrem Zimmer, wippe mit dem Fuß und warte auf sie. Endlich kommt Aluk raus, sieht mich und lächelt.

„Sie hat als Erstes nach dir gefragt. Ich werde an deiner Seite sein“, sagt er, ich erhebe mich und betrete das Zimmer.

Es ist abgedunkelt, nur ein schwacher Lichtschein von der Nachttischlampe und ich schaue mich um. Entdecke Irina beim Fenster und sie lächelt mir zu.

„Hallo Isabelle, ich habe dich vermisst“, sagt sie und kommt langsam auf mich zu.

Sie sieht perfekt aus. Wie eben ein Vampir aussieht. Zudem trägt sie neue Kleidung und ihre Rundungen sind der Wahnsinn. Vor mir bleibt sie stehen, ich mustere sie und dann umarmen wir uns.

„Willkommen zurück in der Welt“, lächle ich, Irina hakt sich bei mir unter und wie eben beste Freunde sind, gehen wir den Gang entlang. In diesem Moment spüre ich einen kleinen Stich und halte inne.

„Ich bin tot. Also in unserer ehemaligen Welt“, sage ich, Irina nickt und schmunzelt.

„Willkommen in Kaparzien Isabelle“, sagt Irina, wir lachen und gehen in eine Zukunft, die für uns überraschend sein wird.

Impressum

Texte: Inhalt und Gedanken ist geistiges Eigentum der Autorin
Bildmaterialien: Cover made by Glaux
Tag der Veröffentlichung: 14.11.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich allen treuen Lesern, die auch Vampire mögen

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