Kapitel 1
Die Sommerferien waren für mich sehr entspannend und erholsam gewesen und danach kam ich auf das neue Internat, um Jura zu studieren. Das Internat war in Berlin und auch meine Freunde Stokeley, Martin und Daniel waren mit dabei. Wir vier Freunde waren außerdem Vampire und hielten es bedeckt, damit niemand auf uns losging und uns töten wollte. Die Fahrt zum neuen Internat war ziemlich lang und ich war außerdem ziemlich aufgeregt. Nach ein paar Stunden Autofahrt kam ich mit meinen Eltern endlich an, sie hielten vor dem Eingang und wir stiegen aus. Das Internat war ein großes strahlend weißes Haus und vom Allerfeinsten. Meine Eltern gaben mir meine Koffer, sahen kurz zum Internat und lächelten. „Wir wünschen dir viel Spaß und keine Explosionen“, sagte meine Mutter und ich grinste. „Versprochen Mum. Ich werde mich zurückhalten“, erwiderte ich und wandte mich zum Eingang. Meine Eltern fuhren wieder davon, ich ging die Stufen zum Eingang rauf und dort stand eine etwas ältere Dame. Sie trug einen langen grauen Rock, erhöhte Schuhe, eine weiße Bluse und eine dünne Jacke darüber. Sie hielt ein Klemmbrett in der Hand und sah auf, als ich vor ihr stand. „Guten Tag. Ihr Name bitte“, fing sie an und ich nickte kurz. „Phoebe Angelina Martess“, erwiderte ich, sie sah auf das Klemmbrett und nickte schließlich. „Ah ja Miss Martess. Sie bewohnen ein Zimmer mit Miss Stokeley Newton im zweiten Stock, rechter Gang und die vorletzte Tür links“, fügte sie noch hinzu, ich bedankte mich und machte mich auf den Weg. „Die Zimmernummer ist übrigens die 55“, rief sie mir noch hinterher und ich lächelte. „Danke schön!“ Ich machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer und hoffte, dass Stokeley schon da war. Als ich vor dem Zimmer stand, betrat ich es und sah Stokeley beim auspacken ihrer Sachen. „Hallo Stoke“, begrüßte ich sie, sie fuhr erschrocken zusammen und drehte sich zu mir um. „Da bist du ja Phoebe“, erwiderte sie und umarmte mich freudig. „Sind die beiden Jungs schon da?“, fragte ich und stellte meine Koffer zum zweiten Bett. „Ja sie sind mit mir hier angekommen und ihr Zimmer liegt auf der anderen Seite des Internats. Zur Sicherheit, damit die Jungs nachts nicht heimlich zu den Mädchen gehen und auch umgekehrt.“ „Okay gehst du mit? Ich möchte meinen Liebsten begrüßen.“ „Jetzt? Ich wollte meinen Koffer weiter auspacken.“ „Okay dann gehe ich mal alleine.“ „Ihre Zimmernummer ist die 124 und wundere dich nicht, aber sie haben wiedermal Besuch.“ „Danke schön.“ Ich verließ das Zimmer, trat auf den Gang und machte mich auf den Weg zu den Jungs. Es dauerte natürlich ziemlich lange, ich ging durch einen Glasgang und nach einer halben Ewigkeit stand ich vor der Tür mit der Nummer 124. Ich richtete meine Sachen, klopfte an und wartete geduldig. Nach ein paar Minuten ging die Tür auf und Martin stand vor mir. „Na kleine Schwester? Bist ja endlich hier bei uns. Wir haben schon auf dich gewartet“, begrüßte er mich, zog mich ins Zimmer und schloss hinter mir die Tür. Ich schaute mich interessiert um, erblickte Daniel und trat auf ihn zu. „Hallo mein Liebster“, sagte ich, er nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss. „Ich habe dich vermisst, Phoebe“, flüsterte er und ich lächelte. „Ich dich auch.“ Als wir uns voneinander lösten, erblickte ich Hector beim Fenster und begrüßte ihn auch mit einer Umarmung. „Also wie ich schon bemerkt habe, ist dieses Internat wirklich groß. Hat jemand Lust mit mir einen Rundgang zu machen?“, fing ich an und sah die Jungs alle an. „Ich wollte mich noch mit Hector über Eduard Braxton unterhalten“, erwiderte Martin, ich nickte und Daniel nahm meine Hand. „Ich begleite dich mein Hase“, sagte er und ich lächelte. „Dann werden wir Beide alleine gehen.“ Wir verließen das Zimmer, schlossen die Tür und begannen den Rundgang. Zuerst sahen wir eine riesige Bibliothek, dann zwei Computerräume, eine große Mensa, die Klassenräume, eine Sporthalle, ein Swimmingpool und die Zimmer der anderen Schüler. Als es Zeit zum Abendessen war, gesellten sich Martin und Stokeley zu uns und wir gingen etwas essen. Der Speisesaal oder auch Mensa genannt war sehr groß, viele Tische standen in einer Reihe und viele Schüler saßen schon an den Tischen. Wir holten uns etwas zu essen, suchten uns einen freien Tisch und ließen uns dort nieder. „Also hier ist es echt ziemlich voll und das Internat sehr groß. Würde mich nicht wundern wenn ich mich hier am Ende auch noch verlaufe“, bemerkte ich und Martin lächelte. „Was ist denn? Wieso lächelst du mich so an?“, fragte ich ihn und runzelte die Stirn. Martin beugte sich zu mir vor und flüsterte: „Du bist ein Vampir Phoebe und kannst dich nicht verlaufen“, antwortete er und ich errötete leicht. „Er hat recht Phoebe. Als ich damals zu einem Vampir wurde, konnte ich kurz darauf problemlos durch einen Irrgarten gehen“, meinte Daniel und wir aßen noch zu Ende. Danach brachten wir unser Geschirr weg und verließen den Speisesaal. Leider mussten wir uns von den Jungs trennen und ich sah Daniel traurig an. „Also dann bis morgen Mädels“, sagte Martin und lächelte. „Wieso müsst ihr nur so weit weg von mir sein?“, fragte ich und Stokeley nahm meine Hand. „Komm Phoebe. Morgen sehen wir die Beiden doch wieder“, sagte sie und ich gab Daniel noch einen Kuss. Wir gingen in die andere Richtung, betraten dann unser Zimmer und ich packte endlich meine Sachen aus. Danach trat ich auf unseren Balkon, sah in den Himmel und genoss die Nacht. Dann schaute ich mich um und konnte den Balkon der Jungs sehen. Dort stand Martin, sah nach unten, ich folgte seinem Blick und erkannte Andreas mit Hector. Beide kletterten auf den Balkon, traten ins Zimmer und waren verschwunden. „Na wen siehst du da draußen?“, fragte Stokeley und trat an meine Seite. „Nur die Sterne“, antwortete ich und drehte mich um. „Lass uns ins Bett gehen. Morgen beginnt für uns der Unterricht“, meinte Stoke und ging wieder ins Zimmer. Ich folgte ihr, schloss die Balkontür und wollte die Gardine wieder zuziehen, als ich eine Gestalt entdeckte. Diese schlich zu unserem Balkon, sprang rauf und wollte reinkommen. „Wir sollten ganz schnell das Zimmer verlassen“, sagte ich zu Stokeley, diese drehte sich zu mir um, erblickte die Gestalt und erstarrte. „Ja das glaube ich auch.“ Stokeley packte mich am Arm, zog mich auf den Gang und wir rannten zu den Jungs. Plötzlich war die Gestalt hinter uns, holte auf und ich sah es. „Ja klasse! Das Schuljahr fängt ja gut an“, fauchte ich und beschleunigte. „Es ist ein Vampir“, bemerkte Stokeley und als wir fast bei den Jungs waren, hatte diese Gestalt auch schon aufgeholt. Der Vampir sprang vor, packte mich am Fußgelenk und brachte mich zu Fall. Stokeley hatte es nicht mitbekommen, verschwand im Zimmer der Jungs und knallte die Tür zu. Der Vampir war nun über mir, grinste und zog eine Schere aus der Hosentasche. Mit Entsetzen sah ich dieser Gestalt zu und war leicht geschockt, als sie mir ein paar Haare abschnitt. Diese legte sie in mein Tagebuch und verschwand. Ich rappelte mich auf, die Tür ging und Martin trat eilig auf den Gang. „Phoebe, geht es dir gut?“, fragte er mich, ich atmete tief durch und nickte. „Ja mir geht es gut. Dieser Vampir hat mein Tagebuch und er hat ein paar Haare von mir abgeschnitten“, antwortete ich und trat kurz mit in derer Zimmer. Stokeley kam auf mich zu, umarmte mich und sah mich an. „Geht es dir gut? Bist du verletzt?“, fragte sie mich und ich lächelte leicht. „Mir ist nichts weiter passiert, Stoke“, antwortete ich und sie nickte. „Ihr werdet am Besten die Tür abschließen und die vom Balkon auch“, sagte Martin ernst und wir nickten gleichzeitig. „Das ist etwas ungewöhnlich, dass so etwas am ersten Tag schon passiert“, fügte er noch hinzu und wir gingen wieder in unser Zimmer. Dort schlossen wir Alles ab, zogen unsere Pyjamas an und krochen in unsere Betten. Ohne auch nur ein Wort noch zu wechseln, machten wir das Licht aus und schliefen ein.
Kapitel 2
Am nächsten Tag meldete sich mein Wecker und holte mich aus dem Schlaf. Auch Stokeley erwachte, gähnte und folgte mir in den Waschraum. Dort waren schon andere Mädchen, die sich schubsten und sich um einen Platz am Waschbecken stritten. Stokeley und ich standen an der Wand, schauten zu und warteten bis ein Platz für uns frei wurde. Nach einer Viertelstunde war es dann soweit und wir stellten uns gemeinsam vor den Spiegel. Wir putzten unsere Zähne, kämmten unser Haar und schminkten uns leicht. Danach zogen wir uns im Zimmer für den Tag an und gingen runter in die Speisehalle. Als wir gerade zu einem Tisch gehen wollten, stellte mir jemand ein Bein und ich fiel hin. Mein Essen landete leider auf den Boden und hinter mir ertönte Gelächter. Ich erhob mich, glättete meine Sachen und drehte mich um. Am Tisch saß ein Mädchen und lachte hämisch. Sie hatte blondes, langes Haar und braune Augen. Das Mädchen war total geschminkt, trug einen Minirock und ein kurzes Top. „Seht mal her. Ein neues Mauerblümchen ist hingefallen und ihr Essen ist auf den Boden gefallen. Nun muss sie hungern“, sagte sie gehässig und die ganze Halle brach in schallendes Gelächter aus. Ich baute mich vor ihr auf und das Lachen erstarb. Jeder schwieg, beobachtete die Situation und wartete ab, was als nächstes passiert. „Seht mal her Leute! Hier hat sich ein Clown aus dem Zirkus verirrt oder warum ist sie in einen Farbtopf gefallen?“, gurrte ich gehässig und setzte mich zu Daniel, Stokeley und Martin. Wieder lachte die ganze Halle, das Mädchen erhob sich und stolzierte aus der Halle. Stokeley lachte und zwei mir unbekannte Mädchen erschienen an unserem Tisch. „Hey wir sind Michelle und Maria und das was du gerade getan hast war echt cool! Wir gehen mit dieser dummen Kuh in eine Klasse und die ist voll ätzend. Ihr Name ist übrigens Susan und sie ist jedes Jahr die Weihnachtsballkönigin. Das ist langsam langweilig und wir bräuchten eine Neue. Vielleicht wirst du es ja“, sagte Maria und grinste breit. „Ähm... ja vielleicht. Leute wir müssen gehen. Also bis irgendwann einmal“, wimmelte ich ab und wir verließen die Speisehalle. Davor blieben wir stehen, Daniel drehte sich zu mir um und alle Drei grinsten breit. „Was ist denn? Ist irgendetwas?“, fragte ich verwirrt und runzelte die Stirn. „Sie haben recht, Phoebe. Du solltest die nächste Ballkönigin werden“, meinte Stokeley und die Jungs stimmten ihr zu. „Ich? Habt ihr sie noch alle? Ihr spinnt doch! Ich mache das ganz bestimmt nicht“, erwiderte ich und holte meine Schulsachen für den Unterricht. Der Unterricht begann und war sogleich ziemlich schwer. Der Stoff war ziemlich hoch und ich versuchte durchzublicken. Beim Mittagessen sahen mich alle Schüler an und gratulierten mir für irgendetwas. Ich sah sie immer wieder fragend an und konnte nicht wissen, wieso sie es taten. Erst als Maria und Michelle sich zu uns setzten, erfuhr ich den Grund. „Du bist als Kandidatin für die Weihnachtsballkönigin aufgestellt. Das ist so cool“, sagte Maria und ich verschluckte mich an meinem Essen. „Was?“, brachte ich raus und starrte sie entsetzt an. „Ja ist das nicht cool? Du bist die geborene Gegnerin für Susan und jeder könnte für dich stimmen.“ „Ihr habt doch nicht mehr alle Glocken in den Türmen! Was ist denn wenn ich nicht will?“ „Naja dann werde ich wohl wieder gewinnen. So wie jedes Jahr,“ antwortete jemand hinter mir und ich drehte mich um. Susan stand da mit ihren zwei Mädels und sah mich überheblich an. „Du hättest keine Chance gegen mich, Mauerblümchen. Keiner traut sich gegen mich anzutreten und keiner will so eine wie dich als Weihnachtsballkönigin“, fügte sie noch gehässig hinzu und ich verengte die Augen. Dann stand ich auch, baute mich vor ihr auf und erwiderte knurrend: „Ich nehme die Herausforderung an und werde auch gewinnen. Darauf kannst du dich verlassen Susan Püppchen. Mal sehen ob du danach noch immer so ein großes Maul hast!“ Susan lachte, drehte sich um und stolzierte davon. Ich setzte mich wieder hin, atmete tief durch und alle fingen an zu jubeln. Was hatte mich dazu geritten? War ich denn jetzt komplett gestört? Wahrscheinlich wollte ich ihr nur eins auswischen, damit sie die Klappe hielt. Doch jetzt hatte ich wahrscheinlich keine Chance gegen sie und ich wünschte mir, ich könnte mich in Luft auflösen. Den ganzen restlichen Tag über verkroch ich mich in mein Zimmer und machte die Hausaufgaben. Am Abend stand ich dann auf dem Balkon und starrte auf den Swimmingpool. Dort schwammen ein paar Schüler im Wasser und lachten über ein paar Witze. Ich hatte ein flaues Gefühl im Magen und hatte keine Lust irgendetwas zu essen. Noch nicht einmal Toffifees, obwohl das meine Lieblingssüßigkeiten waren. Als ich so in die Ferne sah, erkannte ich die Gestalt vom gestrigen Tag und starrte sie an. Die Gestalt beobachtete mich nur und bewegte sich nicht von der Stelle. Ich ging wieder ins Zimmer, schloss die Balkontür, packte die Schulsachen in die Tasche und ging in den Computerraum...
Kapitel 3
Die erste Woche verlief ohne weitere Zwischenfälle und das war für mich auch gut so. Nur mein Tagebuch hätte ich gerne wieder gehabt, denn da waren sehr private Sachen drinnen. Doch es blieb weiterhin verschwunden, ich vermisste es sehr und war deswegen deprimiert. Stokeley gefiel es jedoch nicht, nahm mich am Samstagvormittag mit nach draußen und wollte mich ablenken. Sie wollte unbedingt mit mir im Swimmingpool schwimmen und zog mich deswegen hinter sich her. „Bitte Stokeley! Ich habe keine Lust dazu“, murmelte ich und setzte mich auf eine der Liegen. „Jetzt komm schon Phoebe. Du kannst nicht ewig so traurig sein und dein Tagebuch wirst du auch wiederbekommen. Bis dahin brauchst du nur etwas Ablenkung und die will ich mit dir machen“, erwiderte sie, zog mich auf die Beine und schubste mich ins Wasser. Ich kam prustend wieder hoch, spuckte Wasser und Stokeley erschien neben mir. „Das war wirklich unfair, Stoke. Ich war noch nicht soweit“, protestierte ich und Stokeley spritzte mich nass. „Also ehrlich Phoebe. Ich habe kein Erbarmen für dich. Die Anderen finden auch, dass du mal etwas Abwechslung brauchst anstatt deinem Tagebuch hinter zu trauern“, erwiderte sie und ich sah sie etwas verwirrt an. „Wer die Anderen?“, fragte ich und Stokeley setzte sich auf den Rand des Pools. „Naja du weißt schon“, murmelte sie und ich ließ mich neben ihr nieder. „Sag schon wer es ist Stoke.“ „Ähm... naja... Daniel, Martin, die Fürsten und sogar Hector und Andreas“, antwortete sie zögernd und sah zum Balkon der Jungs hoch. Ich folgte ihrem Blick, sah die genannten Personen und erhob mich. „Naja versucht hast du es ja, aber es hat leider nichts gebracht. Trotzdem danke“, sagte ich und ließ sie allein zurück. In unserem Zimmer holte ich ein Buch, trat auf den Balkon und setzte mich auf eine der beiden Liegen. Der Vormittag verging, der Mittag rückte heran und dicke Wolken zogen auf. Gleich darauf begann es zu regnen und ich wurde natürlich klitschnass. Am nächsten Tag war ich total erkältet und trug haufenweise Taschentücher mit mir herum. (Wir Vampire wurden auch krank wie Menschen) „Standest du zu lange im Regen?“, fragte Stokeley mich am Nachmittag im Gemeinschaftsraum und ich seufzte. „Ich saß auf der Liege und las eigentlich ein Buch. Heute wollte ich auch schwimmen gehen aber das kann ich ja jetzt vergessen“, murmelte ich und nieste in das Taschentuch. „Gesundheit“, ertönte es bei der Tür und wir sahen hin. Martin trat auf uns zu, setzte sich und musterte mich ernst. „Dich hat es aber schwer erwischt, Phoebe“, bemerkte er, ich hustete und er fühlte meine Stirn. „Mhm. Scheint als hättest du auch Fieber“, fügte er noch hinzu und ich stöhnte auf. „Nein oder? Das darf nicht wahr sein.“ Martin nahm meine Hand, zog mich vom Sofa hoch und brachte mich auf die Krankenstation. Die Krankenschwester dort war etwas älter als die vorherige im letzten Internat und schrieb gerade in einer Akte. Dann sah sie auf, erblickte uns und zog eine Augenbraue hoch. „Wie kann ich euch helfen?“, fragte sie und Martin lächelte. „Phoebe hier ist total erkältet und hat Fieber“, antwortete er und Madam Greace erhob sich. Sie holte ein Fieberthermometer, legte es mir unter die Zunge und wartete ab. Ach ein paar Minuten piepte es, sie sah auf die Anzeige und nickte. „39°C. Du hast also Fieber und wirst hierbleiben bis du wieder gesund bist“, sagte sie und reichte mir einen Schlafanzug. Diesen zog ich hinter einem Vorhang an, legte mich in eines der Betten und Martin trat heran. „Keine Sorge Phoebe. In ein paar Tagen bist du wieder gesund und wir bringen dir auch jeden Tag die Hausaufgaben“, sagte er und ich schnaubte verächtlich. „Ich hasse es krank zu sein. Das nervt“, erwiderte ich und Martin lächelte. „Also du ruhst dich jetzt aus und wirst etwas schlafen.“ Martin gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn und verließ die Krankenstation. Ich sank in die Kissen, starrte an die Decke und nieste wieder. Das war ja klasse. Erst Anfang der zweiten Woche und ich war krank. Was konnte denn schlimmer sein als dieses Dilemma? Ich dachte noch lange darüber nach und schlief schließlich ein, um gesund zu werden.
Kapitel 4
Am Wochenende konnte ich die Krankenstation verlassen und atmete erleichtert auf. Es war Samstagnachmittag, ich schritt den Gang entlang zum Zimmer und betrat es kurz darauf. Stokeley war nicht da, ich sah aus dem Fenster und fand meine Freundin bei Martin und Daniel, wo Andreas ihnen Gesellschaft leistete. Ich trat auf den Balkon, atmete die frische Luft ein und lächelte leicht. Der Himmel war blau, vereinzelte Wolken waren zu sehen und die Sonne schien ein letztes Mal in voller Pracht. Als ich wieder ins Zimmer gehen wollte, fand ich eine weiße Tüte und nahm sie sofort. Ich schaute rein und fand mein Tagebuch. Aber nicht nur das war drinnen sondern auch eine goldene Krone und ein Brief. Ohne auf meine Freunde zu achten die mich vom anderen Balkon aus mich beobachteten, öffnete ich den Brief und las ihn mir durch.
„Hallo Phoebe!
Endlich haben wir dich nach langem Suchen gefunden. Die Krone ist nur für dich und du wirst noch viele Geschenke von uns erhalten. Wir entschuldigen uns auch vielmals, dich vor knapp zwei Wochen so überrumpelt zu haben. Es ist nur sehr schön und eine Erfüllung für uns, dich endlich wieder zu sehen.
Mit Grüßen
deine Untertanen!“
Diesen Brief las ich noch mehrmals durch, schluckte und konnte es nicht fassen. Dann nahm ich die Krone in die Hand, betrachtete sie und schüttelte mit dem Kopf. Sie war zwar wunderschön, glänzend mit roten Rubinen aber ich wollte sie nicht haben und steckte sie in die Tüte zurück. Der plötzliche Gedanke an Eduard Braxton lies mich erschaudern, ich packte die Tüte in den Schrank und bemerkte, das einige Oberteile von mir fehlte. „Nein nicht das auch noch“, stöhnte ich, schloss den Schrank, setzte mich aufs Bett,starrte die Wand an und war in Gedanken versunken. Ich bemerkte noch nicht einmal wie Stokeley das Zimmer betrat, etwas suchte und vor sich hinsummte. Erst als sie über einen Schuh von sich stolperte, erwachte ich aus meinen Gedanken und sah sie an. „Was machst du denn da?“, fragte ich und sie grinste beschämend. „Eigentlich nach dir schauen und was machst du gerade?“, antwortete sie, ich erhob mich und lächelte. „Ich mache überhaupt nichts. Nur Löcher in die Luft starren.“ Stokeley gluckste, trat auf mich zu und schaute sich dann um. „Was war denn in der weißen Tüte drinnen?“, fragte sie plötzlich, ich lächelte und erwiderte ihren Blick. „Naja...nur mein Tagebuch, eine goldene Krone und ein Brief“, antwortete ich zögernd und ihre Augen weiteten sich vor Staunen. „Nicht dein ernst. Du solltest es unbedingt den Jungs zeigen. Marko ist auch da und wäre bestimmt daran sehr interessiert. Nicht das der Inhalt von Eduard Braxton kommt.“ Ich ging zum Schrank, holte die Tüte raus und folgte Stokeley zu den Jungs. Als wir fast da waren, versperrte Susan uns den Weg und sah mich überheblich an. „Seht mal hier unser Mauerblümchen ist ja wieder gesund. Wie süß“, sagte sie überheblich und ließ uns nicht durch. „Mach den Weg frei du blöde Planschkuh oder...“, erwiderte ich und rang nach Worten. „Oder was? Willst du mich händeringend anstottern?“ „Oder du wirst deiner Lebtage nicht mehr froh“, ergänzte ich und Stokeley gluckste. „Das werden wir noch sehen, Kleine. Viel Spaß Mauerblümchen“, lachte Susan und verschwand um die Ecke. „So eine dumme Pute“, bemerkte Stokeley und ich grinste. „Ach lass sie einfach. Die ist es nicht wehrt sich die Hände schmutzig zu machen. Ich werde versuchen die Weihnachtsballkönigin zu werden, um ihr eins reinzuwürgen“, erwiderte ich und Stokeley verstand. Zusammen gingen wir weiter, schwiegen und waren kurz darauf vor dem Zimmer der Jungs. Wir betraten es, ich sah mich um und fand, dass Stokeley recht hatte. Marko saß auf einen Stuhl, sah uns entgegen und ich drückte Martin die Tüte in die Hand. „Was soll ich jetzt damit?“, fragte er und sah mich fragend an. „Sieh einfach mal nach, dann weißt du warum ich ihn mitgebracht habe“, antwortete ich und Martin schüttete den Inhalt auf sein Bett aus. Alle hatten ihm stumm zugeschaut, sahen den Inhalt und schwiegen. Martin nahm derweil die Krone in die Hand, betrachtete sie und war dabei sehr ernst. Marko nahm derweil den Brief, entfaltete ihn und las ihn sich durch. Daniel, Stokeley und Andreas beobachteten ihn und schwiegen genauso. Ich sah derweil aus dem Fenster, erblickte wieder die Gestalt und räusperte mich. „Ähm...ich will ja nicht stören, aber dort draußen ist diese Gestalt, die mir das Tagebuch gestohlen hatte“, sagte ich, Andreas erhob sich und sah diese Gestalt auch. Wortlos packte er Martin am Arm, zog ihn aus dem Zimmer und sie machten sich auf dem Weg nach draußen...
Kapitel 5
Nach einer halben Stunde hatten Andreas und Martin diese komische Gestalt bei sich, ließen ihn los und er sah sich interessiert um. Ich musterte ihn, schwieg und wartete was er wollte. Er war ein Vampir mit kurzen braunen Haaren, grauen Augen und in grau gekleidet. Der Vampir sah sich weiterhin um, erblickte mich und seine Augen weiteten sich vor Freude. Bevor ihn jemand aufhalten konnte, kniete er schon vor mir und strahlte. „Meine Königin! Endlich lerne ich Euch persönlich kennen“, flüsterte er und neigte den Kopf. Er wollte meine Hand nehmen, ich wich jedoch zurück und stand mit dem Rücken an der Wand. Der Vampir kroch hinterher, ich wich aus und stand schließlich hinter Daniel und Marko. Diese erhoben sich, bauten sich vor mir auf und sahen diesen Vampir an. „Was willst du von ihr?“, fragte Daniel und funkelte ihn böse an. Der Vampir sah erst mich an, wandte sich dann zu Daniel um und lächelte leicht. „Sie ist unsere Königin“, antwortete dieser und setzte sich auf den Fußboden. „Das hast du schon einmal gesagt und wir wissen es bereits“, erwiderte ich und der Vampir stöhnte auf. „Ihre Stimme ist so wundervoll und so sanft.“ „Wie heißt du eigentlich? Wir wissen noch nicht deinen Namen,“ warf Stokeley ein und musterte den Vampir skeptisch. „Mein Name, jaaa... Mein Name ist Lukas und ich bin der persönliche Diener der Königin.“ ich brach in schallendes Gelächter aus, sah den Vampir an und schüttelte mit dem Kopf. „Ja natürlich und ich bin ab heute der Kaiser von China. Sehr witzig“, brachte ich raus und Lukas stand auf. „Aber nein! Das war kein Witz.“ Lukas kam wieder auf mich zu und ich drückte mich an die Wand. „Stopp! Du musst Phoebe mit jemand anderem verwechseln“, meldete sich Martin nun zu Wort und verschränkte die Arme. „Nein mein Lieber. Sie ist es eindeutig. Wir haben sie in einem alten Buch gesehen und hier gefunden. Wenn sie erst einmal die Krone aufgesetzt hat, dann wird sie wieder die Königin.“ „Und wenn Phoebe sie nicht aufsetzt? Was passiert dann?“, fragte Stokeley und warf einen Blick zu mir rüber. „Das wird sie schon noch machen. Wir haben Zeit und wenn es dann soweit ist, dann wird sie den Platz als rechtmäßige Königin in unseren Reihen einnehmen.“ Andreas regte sich, stand auf und ging zu Fenster. Er schaute lange nach draußen, schwieg und drehte sich dann wieder zu uns um. Mit einem überheblichen Blick sah er Lukas an und grinste. „Dann erzähle uns doch bitte, wer diese Königin ist. Ist sie gut oder ist sie böse?“, fragte er und ich setzte mich weit weg von Lukas auf das Bett von Martin. „Die Königin war und ist nie böse. Sie allein kann gegen das Böse ankommen wenn sie die Krone aufhat. Vor etwa 900 Jahren gab es diese Königin, die genauso aussah wie Phoebe heute. Sie war wunderschön, stolz, gerecht und fair zu allen Vampiren. Die Königin regierte ihr Volk viele Jahrhunderte und ihr Volk war wirklich stolz auf sie. Doch eines Tages gab es einen Streit der in einen Kampf ausartete und die Königin versuchte diesen zu verhindern. Es misslang ihr leider und nur ein allerletzter Versuch von ihr, sollte Frieden bringen. Sie opferte sich indem sie die Krone absetzte und sich einen Dolch direkt durch das Herz stieß. Somit starb sie ehrenvoll und der Kampf hörte auf. Die Vampire machten sich jahrelang nur Vorwürfe weil die Königin tot war und zogen sich zurück, wo sie lange unter sich blieben. Jetzt aber ist die Nachfahrin hier und wird schon bald den Platz einnehmen.“, erzählte Lukas und Stille breitete sich aus. „Jetzt spinnst du total! Ich und eure Königin? Das ich nicht lache! Ich bin keine Königin und ich werde auch nicht den Platz einnehmen. Zum mitschreiben mein lieber Lukas. Ich bin gerade mal 18 Jahre alt, studiere hier Jura und will später auch arbeiten gehen und Geld verdienen. Da habe ich keine Zeit für den ganzen Mist und ich werde niemals so ein dämliches Krönchen tragen. Dafür ist keine Zeit in meinem Leben. Ich habe andere Probleme im Kopf“, sagte ich ernst und verschränkte die Arme. „Phoebe hat recht. Sie ist und wird niemals eine Königin sein. Sie ist meine Freundin, wir sind zusammen sehr glücklich und für Königinmist hat sie keine Zeit“, mischte Daniel sich ein, trat an meine Seite und legte einen Arm um mich. Dann blickte er seinen Mentor Martin an, hoffte auf Unterstützung, doch diese kam leider nicht. „Ich glaube Lukas hat recht. Von so einer Königin habe ich schon einmal gehört und dachte nicht weiter darüber nach. Dieser Mythos besteht natürlich und wenn ich Phoebe genauer betrachte dann ist sie auf jeden Fall diese Königin. Es trifft genau auf sie zu“, sagte er und schaute ernst drein. „Und was heißt das jetzt?“, fragte Stokeley und alle sahen mich nun an. „Das Phoebe die Königin des Blutes ist“, antwortete Marko, ich erwiderte derer Blick und schluckte vernehmlich.
Kapitel 6
„Jetzt seid ihr alle komplett gestört! Auf keinen Fall bin ich die Königin des Blutes und ich werde es auch niemals sein“, fauchte ich, sprang auf und verließ das Zimmer. So schnell ich konnte rannte ich nach draußen, hielt beim Swimmingpool an und lies mich auf eine der Liegen nieder. Ich stierte auf das Wasser, niemand war mir gefolgt und ich hatte auch keine Lust mit irgendjemanden darüber zu reden. Eine ganze Zeit lang blieb ich reglos sitzen, starrte auf die sanften Wellen des Pools und bekam kaum mit, wie jemand hinter mich trat. „Phoebe?“ Ich drehte mich um, Daniel stand vor mir und lächelte leicht. „Du warst ziemlich schnell verschwunden“, fügte er noch hinzu und setzte sich neben mich. „Ach was du nicht sagst“, erwiderte ich sarkastisch und Daniel musterte mich eingehend. „Du musst das nicht tun, Phoebe. Keiner verlangt es von dir.“ „Das hoffe ich auch. Ich habe genug andere Sachen zu tun und da kann ich einfach keine Königin des Blutes sein. In drei Monaten ist die Wahl der Weihnachtsballkönigin, diese Susan muss vom Thron gestoßen werden und sie braucht diesen Dämpfer. Dann ist da auch noch der Unterricht. Jura ist nicht einfach, der Stoff kompliziert und ich muss lernen um das erste Jahr zu schaffen. Da ist einfach kein Platz für so einen Mist.“ „Stimmt auch wieder. Wir haben dafür keine Zeit und auch keinen Platz. Also lass uns jetzt etwas essen gehen.“ Daniel erhob sich, nahm meine Hand und wir gingen in die Speisehalle. Dort waren nur wenige Schüler anwesend, wir holten uns unser Mittagessen und setzten uns an einen der freien Tische. Wir ließen uns viel Zeit und danach verschwanden wir im Zimmer von Stokeley und mir. „Glaubst du sie wollen alle, dass ich diese Königin des Blutes sein soll?“, fragte ich meinen Liebsten, dieser sah vom Handy auf und runzelte die Stirn. Dabei sah er aus wie ein verschrumpeltes Nilpferd und ich musste versuchen nicht zu lachen. „Naja wenn dieser komische Lukas sie alle um den Finger wickeln kann, dann werden sie dir so lange zusetzen bis du nachgibst und es auch machst“, antwortete er langsam und begann zu grinsen. „Was ist denn jetzt? Wieso grinst du so?“, fragte ich und Daniel stand abrupt auf. „Wir beide allein werden jetzt in die Stadt fahren und shoppen gehen.“ Ich grinste, erhob mich und Daniel holte seine Schutzhelme. Er hatte den Motorradführerschein gemacht und in den Sommerferien hatten seine Eltern ihm ein Motorrad geschenkt. Wir trafen uns im Foyer, traten nach draußen, setzten die Helme auf und kurz darauf fuhren wir los. Berlin war riesengroß, der Verkehr schrecklich und nach einer halben Ewigkeit parkten wir in einem Parkhaus. Wir verließen es Hand in Hand, gingen ins Einkaufzentrum und konnten in aller Ruhe shoppen. Ich verschwand schnell in einem Klamottenladen, Daniel ging zu den CDs und nach einer Stunde trafen wir uns vor einem Buchgeschäft. „Hast du etwas gefunden?“, fragte ich und Daniel zeigte mir eine Tüte. „Japp. Ein paar tolle CDs und ein großes Plakat“, antwortete er und ich lächelte. „Na dann können wir ja jetzt ein Eis essen gehen.“ Daniel nahm meine Hand, wir gingen zu einer Eisdiele, setzten uns davor an einen der Tische und bestellten uns ein großes Eis. Als es vor uns stand, begannen wir es zu essen und ruhten uns aus. Plötzlich kam mir das Thema Königin wieder in den Sinn. Daniel bemerkte es sofort, nahm meine Hand und drückte sie sanft. „Ich werde es nicht zulassen. Du wirst diese Königin des Blutes nicht werden“, sagte er und ich nickte langsam. „Aber was ist wenn ich es wirklich machen soll?“, fragte ich und Daniel lächelte mich an. „Niemals! Das werde ich nicht zulassen und das weißt du auch.“ „Ich das weiß ich.“ Wir aßen das Eis noch auf, nahmen unsere Einkäufe und fuhren wieder zurück ins Internat. Als ich das Zimmer betrat, blieb ich abrupt stehen und lies meine Einkäufe fallen. Auf meinem Bett lagen viele lange Kleider, ich hob eins hoch und sah es mir genauer an. Es war in purem Gold mit silbernen Steinen und Perlenketten. Ich legte es sofort zur Seite, nahm das nächste und nacheinander glitten sie mir durch die Hände. Schließlich nahm ich alle Kleider zusammen, packte sie weit unten in den Schrank und die Krone gleich mit. Mit all diesen Dingen wollte ich absolut nichts zu tun haben und ich wollte auch keine Königin des Blutes sein. Dann drehte ich mich vom Schrank weg, atmete tief durch und verließ das Zimmer. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was auf mich zu kam und das Thema Königin des Blutes war noch nicht abgeschlossen.
Kapitel 7
Der September verging und der Oktober erschien auf der Bildfläche. Die Tage wurden kälter, es regnete ununterbrochen und nur selten kam die Sonne raus. In den Pausen begrüßten die Schüler mich und viele aus den höheren Klassen, redeten mit mir obwohl ich sie gar nicht kannte. Der Grund dafür? Natürlich der Ball und die Wahl zur Weihnachtsballkönigin. Dieser war schließlich in knapp zwei Monaten und ich war die zweite Kandidatin. Susan war die Erste und alle würden sich freuen, wenn ich ihren Platz einnehmen würde. Doch die Wahl fiel alle paar Tage unterschiedlich aus und die Punkte standen alle auf dem schwarzen Brett, das im Foyer hing. An einigen Tagen hatte ich mehr Punkte und es gab wiederum wieder Tage, wo Susan mehr Punkte hatte als ich. „Also wirklich jetzt“ Wieso machen die so einen Trubel um diesen Ball? Es ist doch nur eine Wahl. Mehr nicht. Stellt euch doch mal vor ich würde zurücktreten. Das wäre der Untergang für alle Schüler.“, sagte ich den einen Donnerstagvormittag und stand mit Stokeley, Daniel und Martin vor dem Zwischenergebnis. „Tja dann würde Susan wiedermal gewinnen, dich damit aufziehen und du müsstest dich für immer verstecken“, erwiderte Stokeley und ich biss mir auf die Unterlippe. „Stimmt auch wieder. Außerdem bin ich nicht der Typ, der so schnell aufgibt. Das habe ich bei den Vampirprüfungen auch bewiesen und werde es auch hier beweisen. Susan soll sich schon einmal warm anziehen.“ Meine Freunde lachten darüber, ich grinste und Susan stand hinter uns. „Na Mauerblümchen, worüber lachen deine Freunde denn? Doch nicht über einen deiner dummen Witze?“, fragte sie, schubste mich zur Seite und sah sich die derzeitige Wahl an. „Mhm... da hast du aber Glück, Mauerblümchen. Du hast 10 Punkte mehr als ich, aber das wird sich noch ändern. Viel Glück weiterhin“, bemerkte sie verächtlich und ging davon. Ich sah ihr grimmig hinterher, sah ein Stück Klopapier an ihrem Schuh kleben und musste lachen. Meine Freunde sahen mich fragend an und ich deutete auf den Schuh von Susan. Viele Schüler deuteten darauf und lachten hinter hervor gehaltener Hand. „Ach du lieber Schreck“, brachte Martin raus, hinter uns standen viele Schüler und stimmten in unser Gelächter mit ein. Gleich darauf klingelte es zur nächsten Stunde, wir liefen los und kamen in allerletzter Minute im Unterricht an. Später beim Mittagessen wurde ich von Cheerleadern zu derer Tisch gezogen und musste dort mit essen, was für mich ungewöhnlich war. Natürlich war es für mich ziemlich lästig, sie fanden es klasse, dass ich eine Gegnerin für Susan war und freuten sich. Ende Oktober war Halloween, es gab ein Fest dazu und Alle kleideten sich dementsprechend. Mir wurde so eine Aktion langweilig, ich verkroch mich im Zimmer und machte lieber meine Hausaufgaben. Als das Fest im vollen Gange war, erschienen Stokeley und Martin im Zimmer und traten auf mich zu. „Komm schon Phoebe! Das Fest ist voll cool und jeder hat Spaß“, fing Stokeley an und holte ein Kostüm aus dem Schrank. Es war ein Teufelskostüm, knallrot und Martin grinste breit. „Nein danke aber dazu habe ich keine Lust. Lieber mache ich meine Hausaufgaben“, erwiderte ich und widmete mich wieder meinem Sozialkundeaufsatz. „Jetzt komm schon Schwesterchen. Morgen hast du auch noch genug Zeit, für deinen Aufsatz“, meinte nun Martin, nahm mir den Aufsatz weg und ich sprang auf. „Gib den wieder her Martin oder du bekommst eine deftige Ohrfeige von mir“, knurrte ich, doch Martin verschwand schnell aus dem Zimmer und ich fluchte lautstark. Ohne mich überhaupt zu wehren zog ich das Kostüm an, Stokeley drückte mich auf den Stuhl und begann mich zu schminken. Als sie fertig war, betrachtete sie ihr Kunstwerk und grinste süffisant. „Jetzt bist du fertig und wir können gemeinsam zum Fest gehen“, sagte sie und ohne auf meine Proteste zu achten, zog sie mich nach unten zum Fest. Dort waren auch Andreas und Hector und Andreas lächelte freudig als er mich sah. „Du hast es ja geschafft sie zu holen. Das freut mich“, sagte er zu Stokeley und sie nickte stolz. „Wirklich gute Idee. Wer hatte sie denn gehabt?“, fragte ich und sah jeden von ihnen mit funkelten Augen an. Meine Freunde wandten sich zu Andreas um, ich folgte derer Blick und dieser errötete bis zu den Haarspitzen. Dann wandte er schnell ab, rauschte davon und verschwand in der Menge. Ich seufzte, schüttelte mit dem Kopf und ließ mich auf einen Stuhl nieder. Martin war Andreas gefolgt, wollte ihn zurückholen und bei mir abparken. Daniel ging mit Stokeley auf die Tanzfläche, Hector saß bei mir und schwieg. Schließlich erhob ich mich, achtete nicht auf Hector, ergriff die Chance und machte mich aus dem Staub. Ich ging nach draußen, atmete die frische kalte Luft ein und fühlte mich befreit. Plötzlich sah ich eine Gestalt am Baum, sie lehnte sich dagegen und beobachtete mich. Schließlich trat diese Gestalt ins Licht und ich erkannte sie sofort wieder. „Eduard Braxton“, flüsterte ich und er nickte lächelnd. „Hallo Phoebe! Ich bin wieder da und nun kann ich mich voll und ganz auf dich fixieren“, sagte er und stellte sich vor mich hin. „Was willst du von mir?“, fragte ich und sein Lächeln wurde breiter. „Wie du schon gehört hast, bist du die Königin des Blutes was mich sehr freut. Naja da dachte ich, ich komme wieder und besuche dich einfach mal. Nur um zu sehen, wie es dir geht und was du so machst. Du bist aber noch nicht sehr weit was? Naja das wird schon noch und wenn es dann soweit ist, dann werde ich wiederkommen. Also auf baldiges Wiedersehen“, kicherte er, hauchte mich an und verschwand, während ich bewusstlos zu Boden sank.
Kapitel 8
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Rasen und sah zu den Sternen auf. Langsam erhob ich mich, schwankte stark und lehnte mich an einen Baum. Mir war total schwindelig und auch schlecht und ich versuchte den Würgereiz zu unterdrücken. Ich stolperte schließlich ins Internat zurück, eilte ins Zimmer und schloss schnell die Tür. Dann ließ ich mich auf das Bett fallen, schloss die Augen und schlief schnell, ohne auf andere Dinge noch zu achten. Mitten in der Nacht wachte ich aber auf, merkte das ich noch das Kostüm an hatte und zog es aus. Dann schminkte ich mich ab, zog Nachthemd und Morgenmantel an und verließ, ohne Stokeley zu wecken das Zimmer. In den Gängen war es still, dunkel und finster. Da ich nicht mehr einschlafen konnte, ging ich runter in die Küche und holte mir eine Tasse Kakao. Danach setzte ich mich an einen der Tische und trank ihn in kleinen Schlücken. „Na Phoebe, kannst du nicht schlafen?“, fragte jemand, ich fuhr erschrocken zusammen und schaute auf. Es war Marko der beim Fenster stand und mich leicht lächelnd anschaute. „Man hast du mich erschreckt und ja du hast recht. Ich bin aufgewacht und nun kann ich nicht mehr einschlafen. Deswegen habe ich mir jetzt mal eine Tasse Kakao gemacht“, antwortete ich und Marko setzte sich mir gegenüber. „Hast du denn einen Alptraum gehabt?“ „Wieso?“ „Ich frage nur weil man deswegen auch nicht mehr schlafen kann, aus Angst der Traum kommt wieder.“ Ich trank einen Schluck vom Kakao, sah an Marko vorbei zum Fenster und dachte an die Begegnung mit Eduard Braxton. Sollte ich an das glauben was er mir gesagt hatte? Das ich doch noch die Königin des Blutes werde? Ich trank den Kakao aus, schaffte die Tasse weg und Marko erhob sich. „Soll ich dich noch bis zu deinem Zimmer begleiten oder möchtest du alleine gehen?“; fragte er mich und ich lächelte leicht. „Du darfst mich gerne begleiten. Ich habe nichts dagegen“, antwortete ich und Marko lächelte. Dann verließen wir die Speisehalle, gingen nach oben und nach ein paar Minuten waren wir vor der Zimmertür. Plötzlich hörte ich ein Geräusch aus dem Zimmer, drehte mich zu Marko um und sah ihn ernst an. „Was hast du?“, fragte er, ich legte einen Finger auf die Lippen und deutete auf die Tür. „Da ist jemand im Zimmer außer Stokeley“, antwortete ich leise und Marko wurde ernst. Leise öffnete er die Tür, sah mich dann an und ich drängte mich an ihm vorbei ins Zimmer. Abrupt blieb ich stehen, schaute mich um und mein Mund klappte auf. Das Zimmer war schwach beleuchtet, auf meinem Bett glitzerte es prachtvoll und ich war erstaunt. Marko schloss leise die Tür, Stokeley erwachte, setzte sich auf und sah den Schmuck auf meinem Bett. „Was ist denn hier los?“, fragte sie, ich sah sie an und hob nur die Schultern. „Wir haben keine Ahnung. Als wir ins Zimmer kamen, sahen wir den Schmuck auf meinem Bett und wir haben auch keine Ahnung wo er herkommt“, antwortete ich und Marko ging zum Balkon. Diesen betrat er, zog die Schuhe aus und sprang nach unten. Dann lief er quer rüber zum anderen Balkon und verschwand bei den Jungs. Ich wandte mich zu meinem Bett um, betrachtete den ganzen Schmuck und machte schließlich einen Fehler. Mein Blick fiel auf ein silbernes Armband was im schwachen Licht glitzerte, nahm es hoch und betrachtete es. „Phoebe?“, fragte Stokeley mich, ich hörte sie kaum und war vom Armband fasziniert. Wie mechanisch legte ich das Armband um, sah es mir noch einmal an und ein kurzer deftiger Schmerz durchfuhr meinen Kopf. Ich sank stöhnend zu Boden, hielt mir den Kopf und hatte die Augen geschlossen. „Phoebe was hast du? Geht es dir gut?“, fragte Stokeley und bevor ich antworten konnte, erschien Marko mit Martin und Daniel. „Phoebe“, rief Daniel, trat auf mich zu und half mir auf das Bett von Stokeley. „Was ist mit dir?“ Ich lies meinen Kopf los, atmete tief durch und unterdrückte wiedermal den Würgereiz. „Schon okay. Mir geht es gut. Es kam nur so plötzlich und völlig überraschend“, murmelte ich und Marko schaute mir prüfend in die Augen. „Die Königin des Blutes ist erwacht. Wahrscheinlich durch den Schmuck“, erklärte er und alle hielten den Atem an. „Was bedeutet das denn jetzt?“, fragte Martin und alle sahen mich an. „Phoebe muss ein Schmuckstück angelegt haben und hat somit die Königin zum Leben erweckt. Anders kann ich es nicht erklären“, fügte Marko noch hinzu und ich errötete. „Was passiert denn jetzt?“, fragte Stokeley und alle waren sehr angespannt. „Dann gibt es kein zurück mehr und Phoebe muss den Platz einnehmen, was diese anderen Vampire wollten. Außer sie bringt sich um, dann ist sie erlöst.“ „Du hast es nicht getan, Phoebe. Sag mir das du kein Schmuckstück angelegt hast“, sagte Daniel leicht hysterisch und schüttelte mich durch. Ich sah zu ihm auf, traf seinen Blick und er ließ mich los. Martin zog ihn von mir weg, Daniel war entsetzt und stürmte wortlos aus dem Zimmer, wo er mich alleine zurückließ.
Kapitel 9
In den darauffolgenden Tagen redete Daniel kein Wort mehr mit mir und ignorierte mich vollkommen. Auch Stokeley ging mir aus dem Weg, Martin hielt sich raus, redete aber kaum mit mir und ich fühlte mich mies und allein. Als wir den einen Freitagnachmittag Sport hatten, standen alle Drei abseits von mir und tuschelten hinter hervor gehaltener Hand. Dabei sahen sie andauernd zu mir rüber, ich atmete tief durch und fühlte mich wirklich verlassen. Niemand war auf meiner Seite oder verstand mich. Hätte ich doch niemals dieses Armband ran gemacht, dann wäre das Alles niemals passiert und sie würden bei mir sein. Nach dem Sport als Alle die Halle verlassen hatten, nahm ich einen Volleyball und haute ihn voller Wut gegen die Wand. Dabei kamen mir unwillkürlich die Tränen und ich schoss mir den Ball ins Gesicht. „Phoebe?“, fragte jemand, ich drehte mich um und Hector stand am Eingang der Sporthalle. Ich wischte mir die Tränen weg, nahm den Ball und warf ihn in den Ballkorb. „Bist du hier um mir zu sagen, wie dumm ich war? Dass ich das Armband nicht hätte anlegen sollen? Danke aber das weiß ich schon selber, wie blöd ich war“, antwortete ich und Hector trat auf mich zu. „Nein Phoebe. Ich wollte eigentlich nur mal schauen wie es dir danach geht. Alle reden in der Vampirhöhle darüber und du musst dich doch ziemlich verletzt fühlen und auch allein“, erwiderte er und ich seufzte. „Ja so fühle ich mich auch. Daniel ignoriert mich, Stokeley auch und Martin redet kaum noch mit mir. Das tut verdammt weh und ich habe keine Lust mehr auf solche kindischen Sachen.“ Hector nahm mich in den Arm, hielt mich fest und ich brach wieder in Tränen aus. Erst nach einer ganzen Weile hatte ich mich wieder beruhigt, wischte mir die Tränen weg und lächelte Hector schwach an. „Ich glaube ich gehe mich jetzt erst einmal umziehen und dann werde ich sehen was sich so ergibt“, sagte ich, Hector nickte und hielt meine rechte Hand. „Solltest du jemanden zum reden brauchen, dann komm in die Vampirhöhle. Ich bin für dich da“, erwiderte er, ich nickte und ging in die Umkleidekabine. Dort zog ich mich an, nahm meine Schulsachen und verließ die Halle. Als ich ins Zimmer trat war Stokeley nicht da, ich stellte meine Tasche weg, nahm mein Geld und verließ kurz darauf das Internat. Ich blieb den Rest des Tages dem Internat fern, bummelte durch die Stadt und ging am Abend in eine Disko. Dort saß ich an der Bar, trank nur alkoholfreie Getränke und im Morgengrauen kroch ich unter die Decke in meinem Bett. Ich schlief den ganzen Tag lang durch, die Nacht darauf auch und erst am Sonntag stand ich auf. Stokeley schlief noch, ich verließ leise das Zimmer und ging in den Mädchenwaschraum. Dort machte ich mich für den Tag zurecht, im Zimmer zog ich mich schnell an und ging schließlich runter zum Frühstück. Ich holte mir eine Schüssel Cornflakes, eine Tasse Kaffee und setzte mich an einen leeren Tisch. Langsam frühstückte ich, trank den Kaffee dazu und als ich fast fertig war, erschienen meine drei Freunde. Bevor sie mich sahen, erhob ich mich, brachte das Geschirr weg und verließ eilig die Speisehalle. Ich wollte ihnen nicht zuhören und sie auch nicht anschauen. Wahrscheinlich würden sie mich wieder vorwurfsvoll anstarren und hinter hervor gehaltener Hand miteinander tuscheln. Ich ging in die Bibliothek, schlenderte die Buchreihen entlang und besah mir die Buchrücken. Plötzlich stand Marko vor mir, ich blieb abrupt stehen und starrte ihn an. „Was machst du denn genau hier in der Bibliothek wo ich zufälliger weiße auch bin?“, fragte ich, drehte mich um und prallte gegen Andreas. „Haut doch einfach ab und lasst mich in Ruhe“, fauchte ich, stieß Andreas zur Seite und eilte an ihnen vorbei. Im Zimmer schloss ich die Tür ab, ging auf den Balkon und atmete die frische Luft ein. Wieder kamen mir die Tränen, ich weinte bitterlich und fühlte mich regelrecht verlassen. Niemand war noch an meiner Seite, niemand redete mit mir und niemand nahm mich in den Arm um mir zu sagen, dass Alles wieder gut wird. Als ich nicht mehr weinen konnte, trat ich ins Zimmer und holte den Schmuck aus dem Schrank. Diesen breitete ich auf meinem Bett aus, besah ihn mir und nahm wieder das Armband, was ich schon einmal angelegt hatte. Dabei dachte ich an Daniel, Stokeley und Martin und atmete tief durch. Ihnen ist sowieso alles egal was ich tue und wenn ich es noch einmal anlegte, dann konnte ja nicht noch einmal dasselbe passieren. Ich dachte am meisten an Daniel, der mich im Stich gelassen hatte und wahrscheinlich sich schon eine neue Freundin suchte, die nicht so eine dumme Pute war wie ich. Ohne auf meine Umgebung zu achten, wollte ich das Armband gerade wieder anlegen, als... „Phoebe nein“, rief jemand, ich fuhr erschrocken zusammen und sah zur Tür. Dort stand Martin, Daniel eilte an ihm vorbei und nahm mir das Armband weg. Ich stand abrupt auf, starrte ihn hasserfüllt an und hatte wieder Tränen in den Augen. „Wieso machst du das?“, fragte Daniel mich und mir liefen die Tränen die Wangen runter. „Was geht dich das an? Dir kann es doch egal sein! Du ignorierst mich doch sowieso und es interessiert dich überhaupt nicht wie es mir geht oder wie ich mich fühle“, rief ich und sah Daniel böse an. Dann sank ich auf das Bett, Daniel setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm. „Es tut mir so leid, was ich getan habe. Es war falsch von mir dich zu ignorieren und dich mit deinem Schmerz allein zu lassen. Ich habe es mittlerweile schon bereut und ich hoffe du verzeihst mir. Du bist meine Freundin und ich will dich nicht verlieren oder mit einer Anderen dich ersetzen. Verzeihst du mir?“, sagte Daniel, ich sah ihn an und nickte schließlich. Dann gab ich ihm einen Kuss, er hielt mich fest und ich lehnte mich an seine Schulter. „Ich glaube ich werde den Schmuck mitnehmen und sicher verwahren“, mischte Marko sich ein, sammelte den Schmuck ein und nahm ihn mit in die Vampirhöhle, wo ich nicht mehr ran kam...
Kapitel 10
Der Oktober war vergangen und der November erschien mit Regen. Es war nur noch ein Monat bis Weihnachten und die Wahl wurde schlimmer. Entweder stimmte man für mich oder für Susan bis Mitte des Monats und endlich wurden die Stimmen eingezogen und ausgezählt. Das Ergebnis kam aber erst zum Weihnachtsball und bis dahin wurden alle noch aufgeregter. Da Stokeley auch wieder mit mir redete, war sie auch ganz hibbelig und machte mich ganz verrückt. Jeden Tag hopste sie neben mir durch die Gänge und grinste breit. Sogar im Sportunterricht wenn wir Volleyball spielten, wurde ich als Erste in die Mannschaft gewählt und die Teamkapitäne stritten sich um mich. Ich fand das Alles ziemlich nervig, war schon völlig fertig und fast am Ende. Ich war zwar ziemlich gut in Volleyball, aber das man sich so um mich stritt wollte ich auch nicht. Als endlich das Wochenende da war, konnte ich mich auf meine Hausaufgaben konzentrieren und hatte meine Ruhe. Martin leistete mir in dieser Zeit Gesellschaft und wir schafften die ganzen Aufgaben. „Also so schwer war Wirtschaftskunde aber auch nicht und du weißt viel über dieses Fach“, fing er den einen Freitagnachmittag an und ich lächelte. „Das ist auch mein absolutes Lieblingsfach“, erwiderte ich, nahm meine Schultasche und wir verließen die Bibliothek. Als wir an einem der Fenster vorbeigingen, blieb ich stehen und schaute nach draußen. Weiße weiche Schneeflocken fielen vom Himmel, blieben liegen und bedeckten langsam Alles. Martin stand neben mir, folgte meinem Blick und sah den Schneeflocken zu. „Es schneit“, flüsterte ich und lächelte darüber. Während ich dem Schnee zusah, dachte ich an den Dezember und freute mich. Schließlich liebt ich diesen Monat, denn es war der Lichtermonat, wo Alles hell erleuchtete. „Na komm Phoebe. Daniel wartet sicher schon auf uns, sonst denkt er noch wir hätten ein Verhältnis, obwohl wir Beide ja Geschwister sind“, riss Martin mich aus meinen Gedanken und wir gingen weiter. Kurze Zeit später waren wir zu viert draußen und sahen den Schneeflocken zu. „Also ich hoffe du wirst die Weihnachtsballkönigin“, fing Stokeley an und ich stöhnte auf. „Lass doch mal dieses blöde Thema, Stoke. Reicht es denn nicht, dass ich schon die Königin des Blutes bin? Jetzt werde ich auch noch die Weihnachtsballkönigin zu Weihnachten“, murrte ich und Daniel grinste. Ich hakte mich bei ihm ein, wir schlenderten am großen Brunnen vorbei und schwiegen. Gerade als wir wieder zurückgehen wollten, stürzte eine Gestalt auf uns zu und riss Martin zu Boden. Es war Jason, wir standen nur da und konnten meinem Bruder nicht helfen. Plötzlich war Andreas da, zog Jason von Martin runter, hauchte ihn an und dieser glitt bewusstlos zu Boden. „Kommt schon! Gehen wir wieder rein“, knurrte Andreas, zog Martin auf die Beine und schubste ihn vor sich her. Wir folgten den Beiden, sahen uns an und im Zimmer der Jungs versammelten wir uns. Martin sank auf sein Bett, stützte den Kopf in die Hände und atmete tief durch. „Was hatte das denn zu bedeuten?“, fragte Stokeley, ich setzte mich neben meinen Bruder und wir warteten auf die Erklärung. „Hast du es denn niemals erzählt? Vor allem nicht deiner Schwester?“, fragte Andreas seinen Schützling und dieser schüttelte mit dem Kopf. Ich nahm Martins rechte Hand in meine linke und sah ihn an. „Erzähl ruhig großer Bruder. Ich verspreche dir dich nicht umzubringen“, sagte ich und Martin hob den Kopf. „In Ordnung ich erzähle es euch. Also ihr wisst doch noch das mit Jasons Schwester, oder? Ich war damals dabei und habe Alles gesehen. Sie wurde brutal umgebracht von einem Vampir und als dieser fertig war, haute er aus dem Fenster ab. Ich stürmte ins Zimmer und wollte sie retten, als Jason mich bei ihr vorfand. Er starrte mich mit entsetzen an, bekam Angst und rannte aus dem Zimmer. Ich wollte es ihm erklären, doch ich hörte Schritte und verschwand wieder schnell durch das Fenster. Seitdem denkt Jason, ich hätte seine Schwester umgebracht. Deswegen war ich letztes Jahr so böse zu ihm gewesen. So und jetzt kennt ihr die ganze Geschichte und ihr hasst mich bestimmt. So wie Andreas damals als ich es ihm gebeichtet hatte“, erzählte Martin uns und atmete zitternd durch. „Ich hasse dich überhaupt nicht, denn du warst nicht Schuld an diesem grausamen Tod“, erwiderte ich und Daniel und Stokeley stimmten mir zu. „Danke Phoebe. Du bist eine tolle Schwester und ich hab dich lieb.“ „Tja wozu sind denn kleine Schwestern da?“ Martin grinste schwach und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. Andreas starrte uns alle entsetzt an, atmete tief durch und seufzte. „Verstehe schon. Ich war also damals der böse Buhmann gewesen und der Idiot noch dazu, oder? Und nicht Martin“, sagte er und ich lächelte. „Ach so ein Blödsinn! Du bist weder das Eine noch das Andere und Martin auch nicht. Ihr braucht nicht jedes mal in Selbstmitleid baden“, warf Stokeley ein und setzte sich zu uns auf das Bett. Ich stand derweil auf, sah aus dem Fenster und beobachtete Jason, der wieder zu sich gekommen war. „Er ist wieder wach und stinksauer“, meinte ich und Daniel stellte sich neben mich. „Phoebe hat Recht. Jason steht nur da, sieht sich gerade um und verschwindet im Wald“, bestätigte er und wir setzten uns wieder hin. „Er wird wiederkommen und versuchen mich umzubringen. Das weiß ich“, murmelte Martin, seufzte und sah nicht gerade gut aus. „Das wird er nicht schaffen. Ich bin nämlich auch noch da und werde ihn aufhalten. Außerdem ist es meine Aufgabe, jeden aus meinem Volk zu beschützen und auf ihn aufzupassen“, sagte ich plötzlich und schlug mir rot werdend die Hände auf den Mund. „Also...naja...das ist aber jetzt blöd. Es ist mir einfach so heraus gerutscht“, murmelte ich, wurde noch roter und sah zu Boden. „Du wirst doch langsam die Königin des Blutes, denn innerlich entwickelst du dich zu ihr. In ungefähr vier bis fünf Monaten bist du dann die Königin und du kannst dein Jurastudium vergessen“, erklärte Andreas und ich nickte langsam. Nach unserem Gespräch verließen wir das Zimmer, gingen zum Abendessen und vergaßen für eine Weile unsere Probleme.
Kapitel 11
Leider war der November ziemlich öde, trotz der weißen Landschaft aber Schüler gingen nach draußen und machten eine Schneeballschlacht. Natürlich wollten Martin und Daniel das auch machen und Stokeley und ich mussten herhalten für diese Aktion. Leider waren meine Oberteile noch immer nicht aufgetaucht und langsam war es mir egal, denn sollte dieser Lukas sie doch Alle behalten. Draußen machten wir eine Schneeballschlacht, ich war nur nicht richtig bei der Sache und bekam einen Schneeball direkt ins Gesicht. „Phoebe, ist dir etwas passiert?“, fragte Martin und kam auf mich zu. „Ja alles in Ordnung“, murmelte ich und machte den Schnee aus meinem Kragen. „Okay aber du bist echt anders.“ „Lasst uns wieder reingehen und uns aufwärmen. Es ist kalt hier draußen“, sagte Stokeley, wir hatten nichts dagegen und gingen ins Internat wieder zurück. Im Zimmer dann drängelte Stokeley mich, wollte mir unbedingt helfen und ich war schon ganz entnervt. „Weißt du was? Geh doch schon mal vor und ich werde dann nachkommen“, sagte ich, schob Stokeley aus dem Zimmer und schloss die Tür. „Das ist aber ganz schön nervig, wenn man von anderen so gestresst wird. Vor allem wenn man in aller Ruhe nachdenken will“, sagte jemand, ich drehte mich um und sah Eduard Braxton. „Was willst du denn jetzt schon wieder von mir? Kannst du mich denn nicht einfach in Ruhe lassen?“, fragte ich ihn und er trat vom Balkon ins Zimmer. Bevor er mir antwortete, legte er sich in mein Bett und grinste mich breit an. „Ich wollte nur mal schauen was du so machst. Ist es denn verboten?“, lachte er und ich setzte mich auf das Bett von Stokeley. „Natürlich, das ich nicht lache. Du willst etwas von mir und ich will wissen was, denn ich habe keine Zeit für Kinderspielchen.“ „Immer mit der Ruhe, Phoebe. Ich will jetzt noch nichts von dir aber ich schenke dir etwas. So könne Alle sehen, dass du eine Königin bist und zwar die Königin des Blutes“, gab er zu, stand auf und trat auf mich zu. Ich wich automatisch zurück, verlor den Halt und fiel vom Bett. Total benommen lag ich auf dem Boden, sah Braxton über mir und konnte mich nicht mehr bewegen. Dann beugte er sich zu mir runter, hauchte mich an und ich verlor das Bewusstsein. Es dauerte eine ganze Weile bis ich wieder zu mir kam und mich langsam aufsetzte. Dabei drehte sich das Zimmer, ich setzte mich auf das Bett und atmete tief durch. Mein rechter Unterarm brannte leicht, tat weh und ich schaute nach. Was ich da las haute mich fast um, denn dort stand regina, es war Latein und bedeutete Königin. Die Haut war extrem gerötet, die Schrift blutrot und blutete sogar noch etwas. Ich erhob mich, holte ein Taschentuch aus dem Schrank, deckte die Wunde damit ab und wickelte einen Stoffstreifen von einem alten T-Shirt drumherum. Danach krempelte ich den Ärmel wieder drüber, verließ das Zimmer und ging zu den Jungs. Als ich in deren Zimmer eintrat, saßen meine Freunde zusammen und als sie mich sahen, lächelten sie mich an. „Wo warst du denn so lange? Wir wollten schon einen Suchtrupp losschicken“, witzelte Daniel, die anderen Beiden lachten und ich lächelte gequält. „Ich hatte noch etwas zu tun und deswegen kam ich gerade jetzt erst“, erklärte ich und setzte mich neben Daniel. „Eigentlich haben wir nur auf dich gewartet, denn wir wollten heiße Schokolade trinken gehen“, meinte Stokeley und stand auf. „Ganz genau. Daniel und ich laden euch Beide jetzt dazu ein“, gab Martin hinzu und zog sich seine Jacke an. „Einverstanden dann werden wir mal gehen“, erwiderte ich, ging mit Stokeley in unser Zimmer und zogen unsere Jacken an. Als ich meinen rechten Arm in den Jackenärmel steckte, durchfuhr mich ein kurzer Schmerz und ich stöhnte auf. „Hast du etwas?“, fragte Stokeley und musterte mich ernst. „Nein alles in Ordnung. Ich bin nur mit dem Finger hängen geblieben, mehr nicht“, antwortete ich ausweichend, machte die Jacke zu und folgte Stokeley nach unten ins Foyer. Unten trafen wir die Jungs, Martin lächelte und sah uns an. „Ich habe gerade einen Anruf von Jean-Pierre-Cloude bekommen und wir treffen uns mit ihm in einem Café“, sagte Martin, wir verließen das Internat und gingen zu diesem Café. Die ganze Zeit über war ich sehr schweigsam und begrüßte den alten Fürsten mit einem kurzen Kopfnicken. Als wir unsere Jacken auszogen, wollte Daniel mir helfen doch ich wimmelte ihn ab. „Danke das ist lieb von dir aber heute mal nicht“, flüsterte ich, Daniel nickte stumm und ich hängte meine Jacke auf. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er leicht besorgt, musterte mich und ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein alles in Ordnung.“ Wir setzten uns an einen der leeren Tische in der Ecke und bestellten uns eine Tasse Kakao. Jean-Pierre-Cloude berichtete über Eduard Braxton, der in Amerika gesichtet wurde und meine Freunde hingen ihm an den Lippen. Ich hingegen rührte gedankenverloren in meinem Kakao und war total abwesend. Erst als es still wurde, sah ich auf und meine Freunde beobachteten mich. Jean-Pierre-Cloude lächelte, fasste meinen rechten Unterarm an und ich zog ihn eilig weg. „Hast du etwas am Arm, Phoebe?“, fragte Martin, ich stand abrupt auf und verließ mit meiner Jacke das Café. Wieso fühlte ich mich nur so mies? Sie konnten es doch erfahren oder etwa nicht? Ich wusste es einfach nicht, irrte umher und und kam auf einen Weihnachtsmarkt. Diesen ging ich langsam hindurch, schaute mir alles an und fühlte mich schon etwas besser. Nach einer ganzen Weile war ich halb durchgefroren, ging ins Internat und lief ins Zimmer. Dort sank ich auf mein Bett, zog die Jacke aus und sah nach meiner Wunde. Diese blutete zwar nicht mehr, war aber gerötet und ich wechselte den Verband. Danach ging ich runter zum Abendessen, fand dort meine Freunde und setzte mich dazu. „Was ist nur los mit dir, Phoebe? Ist denn etwas nicht in Ordnung?“, fragte Martin, ich atmete tief durch und nickte. „Ich werde es euch später dann zeigen, was mein Problem ist“, antwortete ich, sie nickten stumm und ich aß etwas. Später dann trafen wir uns im Zimmer der Jungs und ich war sehr angespannt gewesen...
Kapitel 12
Im Zimmer waren Andreas, Hector und Jean-Pierre-Cloude und sie saßen auf den Betten. „Ich hoffe du hast nichts dagegen, dass sie mit hier sind“, sagte Martin, ich sah ihn an und schüttelte mit dem Kopf. „Nein ich habe nichts dagegen. Ist wahrscheinlich auch besser so.“ Wir setzten uns auch, alle blickten mich an und ich atmete tief durch und lächelte leicht. „Also Jean-Pierre-Cloude hatte doch von Eduard Braxton berichtet und Braxton war bei mir im Zimmer“, fing ich an und alle waren sehr angespannt gewesen. „Ja genau so dachte ich es auch, als er ins Zimmer trat. Erst redete er irgendetwas über die Königin des Blutes, dann hatte er mich angehaucht und gab mir sozusagen ein Brandmal“, fügte ich noch hinzu und Daniel sprang entsetzt auf. „Was? Wo?“, fragte er, sah bei mir hinab und wartete voller Ungeduld. Ich krempelte meinen rechten Ärmel hoch, machte den Verband ab und zeigte ihnen die blutrote Schrift. Diesmal sprangen alle auf, stellten sich um mich herum und betrachteten die Schrift genauer. Nach ein paar Minuten setzten sie sich wieder auf ihren Plätzen, schwiegen und ich seufzte. „Das hatte ich mir beinahe gedacht und habe dir deswegen eine Salbe mitgebracht. Diese trägst du dann auf der Wunde auf und diese heilt schneller“, sagte Hector und reichte mir eine weiße Tube. „Danke aber was ist denn jetzt mit dem Weihnachtsball? Ich kann doch unmöglich ein Kleid mit langen Ärmeln anziehen“, murmelte ich und Stokeley gluckste. „Also in welchem Jahrhundert lebst du eigentlich, Phoebe? Heutzutage gibt es zu Ballkleidern auch Handschuhe die bis zu den Ellbogen gehen. Wir kaufen dir einfach so eins und keiner wird diese Schrift lesen können“, erwiderte Stokeley und berührte meine Hand. „Stimmt eigentlich. Wie dumm von mir nicht daran gedacht zu haben.“ „Genau und morgen kaufen wir die Kleider und Anzüge für uns“, fügte Daniel noch hinzu und ich war erleichtert. „Bin ich froh bei euch zu sein. Ich wüsste sonst nicht was ich machen sollte, wenn ich alleine wäre“, meinte ich und alle lächelten. „Dann würdest du wahrscheinlich komplett gestört sein und in eine Irrenanstalt kommen. Nämlich zu Fernando“, erwiderte Martin und ich lächelte. Am nächsten Tag gingen wir in die Stadt, fanden einen Laden und kauften die Kleider und Smokings. In diesem Laden hatten sie viele verschiedene wunderschöne lange Kleider und wir brauchten lange um uns für ein Kleid zu entscheiden. Schließlich entschied sich Stokeley für ein helles, lila-silbernes Kleid mit Paletten dran und ich fand ein goldenes Kleid mit Handschuhen und einem passenden Diadem dazu. Danach gingen wir in einen Schuhladen, kauften uns Schuhe und ich fand ein paar goldene mit Perlen versetzt und einer goldenen Rose vorne auf der Spitze. Am späten Nachmittag kamen wir erschöpft im Internat an, betraten unsere Zimmer und packten unsere Einkäufe weg. Von dem Tag an waren es nur noch drei Wochen bis zum Weihnachtsball und die Spannung stieg. Jeder Schüler im gesamten Internat konnte sich nur noch schwer auf den Unterricht konzentrieren und irgendwann gaben die Lehrer ihren Unterricht auf und ließen uns machen was wir wollten. Endlich war der Dezember da, der Abend des Weihnachtsballes auch und wir zogen unsere neuen Kleider an. Da die Schrift auf dem Unterarm noch immer nicht verheilt war, juckte es ganz fürchterlich und es machte mich schon wahnsinnig. „Hoffentlich dauert es nicht zu lange, denn der Stoff reibt auf der Schrift und ich halte es kaum noch aus“, murrte ich und kratzte die Haut auf. „Das schaffst du schon und hör auf zu kratzen, Phoebe. Das macht es nur noch schlimmer“, erwiderte Stokeley und steckte meine Haare hoch. „Ja das weiß ich auch, aber es ist ziemlich schrecklich.“ Ich schminkte mich noch leicht, besah mich im Spiegel und zog am Ende die Schuhe an. Nach ungefähr zwei Stunden waren wir dann endlich fertig und gingen nach unten zum Tanzsaal. Unterwegs versuchte ich das Jucken zu ignorieren, hielt die Hände still und merkte, dass es nicht einfach war. Vor dem Eingang des Tanzsaales standen Martin und Daniel und als sie uns erblickten, staunten sie nicht schlecht. „Ihr seht bezaubernd aus“, bemerkte Martin und Daniel stimmte ihm zu. „ja wissen wir“, murmelte ich, hielt es nicht mehr aus und musste wieder kratzen. „Was ist denn los, Phoebe? Du klingst nicht gerade begeisternd“, bemerkte plötzlich Andreas und trat zu uns heran. „Gut bemerkt! Der Stoff liegt so eng an der Wunde, dass ich es bald nicht mehr aushalte und mich am liebsten nur kratzen würde“, gab ich giftig zurück und unterbrach das Kratzen. „Versuche einfach nicht daran zu denken und du musst dich nicht mehr so schrecklich verunstalten, indem du nicht mehr deine Haut auf kratzt“, meinte Martin, Stokeley hakte sich bei ihm ein und sie gingen in den Tanzsaal. Daniel folgte ihnen, ich war die letzte und ging die Stufen runter. Alle starrten mich an, waren sprachlos und regelrecht überrascht. Als ich unten war, machten alle platz und ich konnte zu meinen Freunden gehen, die etwas abseits standen. Das Fest begann, alle amüsierten sich und hatten viel Spaß. Ich stand an der Wand, Daniel trat auf mich zu und forderte mich zu einem Tanz auf. Für eine Weile vergaß ich den Juckreiz, tanzte die ganze Zeit mit Daniel und war in guter Stimmung. Um Mitternacht dann wurde das Ergebnis bekanntgegeben, alle schwiegen und warteten ab. Susan und ich standen oben auf der Bühne, sahen in die Menge und warteten ab. Der Direktor erschien, stellte sich ans Mikrofon und lächelte den Schülern zu. „Endlich ist der Moment gekommen, auf den ihr lange gewartet habt. Die Stimmen wurden gezählt und das Ergebnis habe ich hier im Umschlag“, sagte er, lächelte und öffnete den Umschlag. „Das Ergebnis lautet wie folgt: Susan Kingston= 2556 Stimmen und
Phoebe Martess= 2561 Stimmen.
Somit hat Miss Martess gewonnen und ist in diesem Jahr die Weihnachtsballkönigin. Miss Kingston muss ihren Platz abgeben und den Titel weiterreichen.“ Der ganze Saal jubelte, sie klatschten alle und ich lächelte gequält. Mein Blick fiel auf dem Eingang, dort stand Eduard Braxton und dieser lächelte mich leicht an. Dann deutete er auf seinen rechten Unterarm, drückte auf seine Haut und meine Wunde brannte. Eine Verbindung war zwischen uns, ich wurde innerlich wütend und fauchte leise. Als ich den Titel bekommen hatte, verließ ich die Bühne und verzog keine Miene. Nachdem alle wieder angefangen hatten zu tanzen, stand ich an der Wand gelehnt und sah ihnen gedankenverloren zu. Braxton schlenderte auf mich zu, niemand bemerkte ihn und kurz darauf war er bei mir. „Es muss schmerzhaft sein so eine Brandwunde meine Liebe“, flüsterte er und ich knurrte verächtlich. „Hau ab und lass mich in Ruhe“, gab ich giftig zurück und bevor ich mich versah, zog er mich auch schon hinter sich her. Niemand bemerkte es, Braxton führte mich aus dem Tanzsaal und nach draußen. Schnee fiel vom Himmel, es war kalt und ich begann zu frieren. „Was willst du denn diesmal von mir? Hast du denn nicht schon genug Schaden angerichtet?“, fragte ich ihn, er führte mich zu dem kleinen Waldstück und blieb schließlich stehen. Braxton fasste in seinen Umhang, holte ein Armband hervor und bevor ich mich versah, hatte ich es auch schon drum. „Noch ein Geschenk von mir an dich. Das wirst du nie wieder abbekommen und deswegen hast du es von mir geschenkt bekommen. Viel Spaß damit, denn das wirst du auch haben“, grinste Braxton, verließ mich und ging in den Wald. Ich starrte ihm nach, betrachtete das Armband und fluchte lautstark...
Kapitel 13
Ich sah Eduard Braxton noch lange nach, streifte den Handschuh wieder über und war in Gedanken versunken. „Suchst du etwas bestimmtes?“, fragte mich jemand, ich drehte mich um und Marko stand vor mir. „Nichts bestimmtes“, murmelte ich und setzte mich erst einmal hin. „Hast du etwas? Geht es dir nicht gut?“ „Alles in Ordnung. Es ist nur...“ „Was denn?“ „Ich weiß einfach nicht mehr weiter und was ich noch machen soll. Sie dir das an“, sagte ich, zog den Handschuh aus und zeigte das Armband. Marko besah es sich genauer, starrte es fassungslos an und sein Blick verdunkelte sich. „Ich fasse es einfach nicht! Er hat es dir wirklich umgelegt“, knurrte er und sah mich schließlich an. „Was ist denn damit?“, fragte ich, runzelte die Stirn und wartete auf die Antwort. „Naja wer das Armband trägt, der wird schneller zur Königin des Blutes. Im Klartext heißt es: Du wirst schon in drei Monaten diese Königin sein und zwar vollständig.“ Ich starrte Marko entsetzt an, schwieg und konnte nichts dazu sagen. Stille breitete sich aus, der Schnee fiel noch immer, es wurde kälter und ich bekam eine Gänsehaut. „Lass uns wieder reingehen. Es wird viel zu kalt und du könntest krank werden. Außerdem könntest du dir den Tod holen“, sagte Marko nach einer Weile, erhob sich und ich folgte ihm langsam. „Sitzt der Tod mir denn nicht schon im Nacken?“, fragte ich geistesabwesend, Marko blieb stehen und wirbelte zu mir herum. „Was hast du da gerade gesagt?“ Marko sah mir in die Augen, hielt meine Hände und sah wieder freundlicher aus. „Ich meine was soll ich denn noch machen? In ein paar Monaten bin ich die Königin des Blutes und ich kann dir versichern, dass ich sterben werde.“ Marko schüttelte mit dem Kopf, atmete tief durch und lächelte. „Nein du wirst nicht sterben, Phoebe. Heute nicht, in drei Monaten nicht und in den nächsten Jahren auch nicht.“ Wir gingen wieder rein, alle tanzten noch und hatten nichts bemerkt. Ich war total durcheinander, ziemlich schweigsam und während Marko die Anderen suchte, nutzte ich die Chance und verschwand im Zimmer. Dort zog ich die Handschuhe aus, machte den Verband ab und atmete tief durch. Die Schrift war noch sichtbar, etwas gerötet und die Haut verheilte wieder. Ich widmete mich dem Armband, besah es mir genauer und versuchte es ab zu bekommen. Es blieb leider dran, ich fluchte und heulte vor Wut auf. Wie benebelt griff ich zu einem spitzen Gegenstand, hielt es in der Hand und fing an mich zu ritzen. Ich hatte so etwas zwar noch nie gemacht, doch nach dem ersten Schnitt ging es mir immer besser und meine Verzweiflung verging. Mein Blut quoll hervor, ich wurde ruhiger und ich entspannte mich. Als ich gerade zu einem weiteren Schnitt ansetzen wollte, stürmte Stokeley ins Zimmer und blieb abrupt stehen. Sie starrte auf die Schnitte, drehte sich abrupt um und stürmte wieder raus. „Stokeley nein! Gehe nicht zu den Jungs,“ rief ich ihr hinterher, doch sie hörte mich nicht mehr und ich wurde rot. Ich legte den spitzen Gegenstand zur Seite und bevor ich mich versah, sprang die Tür wieder auf und die Jungs kamen ins Zimmer. „Phoebe“, rief Martin, starrte meine Arme an und ich hatte den Kopf gesenkt. Tränen liefen mir über die Wangen, ich sah zu Boden und traute mich nicht aufzuschauen. „Wieso tust du so etwas?“, fragte Martin mich schließlich, ich stand auf und sah ihn an. „Was soll ich denn sonst machen? Ich will einfach keine Königin des Blutes sein und auch nicht dieses Armband tragen. Das mit der Schrift ist auch so eine Sache. Wie soll ich denn das Alles verarbeiten? Ich bin total am Ende und weiß einfach nicht mehr weiter“, schrie ich, sank auf den Boden und weinte bitterlich. Stokeley und Daniel setzten sich zu Andreas auf das Bett und Martin kniete sich vor mich hin. „Du bist doch nicht alleine, denn wir sind auch noch da und halten zusammen. Also mache bitte nicht weiter“, sagte er, Andreas gab ihm Verbandszeug und Martin verband meine Arme. Dann half er mir auf die Beine, wischte mir die Tränen weg und lächelte mich an. „Und jetzt will ich ein Lächeln sehen“, meinte er, ich lächelte leicht und atmete tief durch. Daniel nahm mich in die Arme, hielt mich fest und gab mir einen Kuss. „Gut und jetzt lasst uns ins Bett gehen. Und du Phoebe, nicht kratzen“, sagte Andreas zu mir, ich nickte beklommen und sie verließen das Zimmer. Stokeley und ich waren allein im Zimmer, ich zog mein Kleid und die Schuhe aus, schlüpfte in mein Nachthemd und danach unter die Bettdecke. Stokeley machte das Licht aus, kuschelte sich in ihre Decke und wir schliefen sofort ein. Am nächsten Tag war ich ziemlich schlecht drauf und durfte nicht angesprochen werden. Stokeley machte sich wegen mir Sorgen, sah mich von der Seite her an und war beunruhigt. Beim Frühstück war ich ziemlich schweigsam, aß mein Essen und die Jungs sahen immer wieder zu mir rüber. Ich war den ganzen Tag lang schlecht drauf, sonderte mich ab und war isoliert. Und warum? Weil mir Alles zu viel wurde. Ich war bald die Königin des Blutes, hatte eine lateinische Schrift auf dem Unterarm, ein Armband und meine Schnitte. Am Nachmittag versuchte mich Daniel aufzuheitern, nahm mich mit nach draußen und machte mit mir einen Spaziergang. Das klappte sogar, ich vergaß meine Sorgen und fühlte mich besser. Da wir noch Ferien hatten, halfen mir meine Freunde über meinen Trübsal hinwegzukommen und selbst die beiden Fürsten Marko und Jean- Pierre- Cloude munterten mich auf. Das funktionierte sogar richtig, ich vergaß meine Sorgen und war bald darauf wieder die Alte. Am ersten Schultag hatte ich wieder gute Laune, konzentrierte mich auf den Unterricht und war wirklich wieder glücklich. Eine Sache jedoch fesselte meine ganze Aufmerksamkeit und ich vergaß Alles um mich herum. Es war an einem Freitagnachmittag, als ich gerade meine Hausaufgaben machte und einen Blick aus dem Fenster warf. Draußen lief Jason immer wieder um den Brunnen herum, sah immer zum Balkon der Jungs rauf und war ernst. Ich stand auf, zog mich schnell warm an und lief nach draußen. Vor Jason blieb ich stehen, dieser sah auf und starrte mich an. Er sah zu beiden Seiten, runzelte die Stirn und ich sprach ihn an. „Was machst du hier? Wenn du meinen Bruder suchst, der ist nicht hier. Außerdem lasse ich es nicht zu, dass du ihn umbringst.“ „Ach und wer soll mich daran hindern? Du vielleicht? Das schaffst du niemals. Eher bringe ich dich um, als du deinen Bruder rettest“, lachte Jason, ich trat auf ihn zu und sah ihn hasserfüllt an. „Bleib wo du bist oder ich bringe dich hier und jetzt um“, warnte er und ich blieb wirklich stehen. „Glaubst du ich habe Angst vor dir? Du kannst mich nicht umbringen.Ich bin die Königin des Blutes“, erwiderte ich und Jason starrte mich voller entsetzen an. „Das stimmt nicht, oder? Du bist es niemals!“ „Und warum nicht wenn ich fragen darf? Kennst du diesen Mythos denn nicht? Ich schon und ich bin es auch.“ Ich zeigte ihm meinen rechten Unterarm und seine Augen weiteten sich. „Du hast nicht gelogen.“ „Wieso sollte ich denn lügen? Ich habe noch nie gelogen und werde es auch heute nicht tun. Also lässt du meinen Bruder in Ruhe oder soll ich dich vernichten?“ Jason stand noch einen Moment da, wandte sich wortlos um und rannte weg. Zufrieden mit mir selbst ging ich wieder rein, schrieb meine Hausaufgaben noch zu Ende und wartete auf meine Freunde, die am Abend wiederkamen. Ich erzählte ihnen alles haarklein, sie hörten schweigend zu und als ich geendet hatte, grinste Martin mich an. „Du bist wirklich gut, Phoebe. Das er so einen Schrecken bekommen hatte, hätte ich gerne gesehen“, meinte er und ich wurde rot im Gesicht. „Genau. Du bist einfach die beste Freundin aller Zeiten und auf dich ist immer verlass“, erwiderte Stokeley und Daniel gab mir einen Kuss. Danach redeten wir noch über den Unterricht und gingen spät ins Bett.
Kapitel 14
Der Winter war ziemlich kalt, frostig und freudlos. Die meiste Zeit saßen wir gemeinsam im Gemeinschaftsraum und tranken heißen Kakao. Wir unterhielten uns nur über den Unterricht, über die Hausaufgaben und nur selten über Jason und andere Probleme. Das war mir auch ganz recht, denn ich wollte nicht jedes mal hören, dass ich die Königin des Blutes sei und den anderen Mist. Es war den einen Samstagabend, als wir Besuch von Andreas bekamen und der nicht gerade positiv war. Wir spielten gerade Mau-Mau, als er gerade erschien und einen ernsten Gesichtsausdruck hatte. „Ich muss dringend mit euch reden“, murmelte er, wir erhoben uns und gingen ins Zimmer der Jungs. Unterwegs schwiegen wir uns an, redeten nicht und erst im Zimmer der Jungs, kam Andreas mit der Sprache raus. „Also wir haben Eduard Braxton gefangen genommen und eingesperrt.“ „Das ist doch super! Dann kann er Phoebe nichts mehr antun“, meinte Daniel und die Anderen stimmten ihm voll und ganz zu. „Das Problem ist nur er will mit Phoebe reden und dann vor das Gericht treten. Wir haben ihm alle gesagt, dass es nicht funktioniert, aber er wollte nicht auf uns hören. Also gibt es nur eine Sache. Phoebe muss mit ihm reden, sonst ist alles umsonst und wir können es vollkommen vergessen.“ Als er geendet hatte, sahen mich alle an und ich schluckte schwer. „Auf keinen Fall lasse ich Phoebe auf ihn alleine los. Wer weiß was er mit ihr macht“, knurrte Martin und ich nickte zustimmend. „Das wissen wir ja selber, aber wir müssen dieses Risiko eingehen. Da führt leider kein Weg vorbei“, erklärte Andreas, sah mich an und mir wurde ganz mulmig. „Auf keinen Fall mache ich das! Ich habe genug von ihm und das reicht mir“, knurrte ich, erhob mich und ging auf die Tür zu. „Wo willst du jetzt hin?“, fragte Stokeley mich, ich wandte mich zu ihr um und sah sie an. „Ich gehe jetzt ins Zimmer, setze mich auf mein Bett und denke nach“, antwortete ich, verließ meine Freunde und ging. Im Zimmer dann setzte ich mich auf mein Bett, zog die Beine an den Körper und dachte nach. Wieso eigentlich immer ich? Was habe ich an mir, worauf Braxton so abfuhr? Ich wusste es einfach nicht und wollte es auch niemals erfahren. Nach einiger Zeit erschien Stokeley, setzte sich zu mir auf das Bett und lächelte mich an. „Und hast du es dir gut überlegt?“, fragte sie mich und musterte mich ernst. Ich schüttelte den Kopf, lachte gequält und atmete tief durch. „Nein noch nicht richtig. Ich will nicht zu diesem Idioten! Eher friert die Hölle zu, als das ich in diese Zelle gehe und mit ihm rede“, antwortete ich, stand auf und sah nach draußen. „Du musst ja auch nicht. Martin meinte auch, man würde dich nicht dazu zwingen wenn du nicht willst.“ Ich wandte mich zu ihr um, sah sie an und seufzte. „Sag mal bist du noch mit Ron zusammen?“, fragte ich sie, Stokeley grinste und erhob sich vom Bett. „Wir sind immer noch zusammen und haben auch die Sommerferien zusammen verbracht“, antwortete sie, ich verstand und atmete tief durch. „Ach Phoebe, wenn ich dich nicht hier hätte, dann müsste ich mit den Jungs alleine klarkommen.“ „Da hast du vollkommen recht. Du wärst vollkommen aufgeschmissen.“ Wir lachten beide, verließen das Zimmer und gingen runter in die Speisehalle zum Abendessen. Als wir gerade unser Essen geholt hatten und uns setzen wollten, erschien Susan und ließ sich mir gegenüber nieder. „ich muss mal mit dir reden“, fing sie an, ich nickte und zog dennoch eine Augenbraue hoch. „Ja ähm... es tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war. Du warst eine tolle Weihnachtsballkönigin und viel schöner als ich.“ Ich sah sie an, lächelte und trank einen Schluck vom Orangensaft. „Ist das dein voller Ernst, Susan?“, fragte ich, sie lächelte und nickte. Dann reichte ich ihr die Hand, sie schüttelte sie freudig und strahlte. „Wenn du Probleme mit deinen Hausaufgaben hast, dann kannst du ruhig zu mir kommen. Ich bin die Beste in meinem Jahrgang und ziemlich schlau. Deine Freundin kann auch zu mir kommen wenn sie mal nicht weiter weiß.“ ich nickte, Stokeley tat es mir nach und grinste leicht. „Dann ist es also abgemacht und noch etwas.“ Susan beugte sich zu mir rüber, lächelte und fügte noch hinzu: „Du hast einen tollen und süßen Freund. Behalte ihn dir gut und lass dir nicht alles gefallen.“ Ich nickte verstehend, Susan erhob sich und ging davon. „Was war das denn eben“, fragte Stokeley, runzelte die Stirn und sah Susan hinterher. „Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat sie mir ihre Hilfe angeboten, was ich nicht ganz verstehe. Aber was ich auf jeden Fall machen werde, ist mit E.B. zu reden. Nur um zu erfahren was er von mir schon wieder will.“ Stokeley schaute mich ernst an, war leicht besorgt und ihre Augen weiteten sich. „Das willst du wirklich machen?“ „Ja und zwar heute Nacht noch.“ Später dann erzählte ich Martin und Daniel von meiner Entscheidung und wartete auf derer Reaktion. Sie waren nicht gerade begeistert, zeigten es mir auch aber ausreden konnten sie mir diese Sache auch nicht. Somit gingen Martin und ich zur Vampirhöhle und sagten dort unser Kommen an. Marko führte mich zur Zelle von E.B., ließ mich allein und ich sah meinen Gegner an. „Hallo Phoebe“, begrüßte E.B. mich, kam zum Zellenrand und blieb dort stehen. „Was willst du schon wieder von mir? Hast du denn nicht genug davon?“, fragte ich, verschränkte die Arme und runzelte die Stirn. „Na was wohl? Schauen wie du so vorankommst. Es ist ja bald soweit und in ein bis zwei Monaten, bist du dann endlich die Königin des Blutes. Das freut mich richtig und ich frage mich, warum alle so einen Terror darum machen? Die sollten sich doch lieber freuen.“ E.B. redete wie ein Irrer und freute sich wie ein kleines Kind auf Geschenke. Ich schüttelte nur mit dem Kopf, seufzte und sah zu Boden. „Du bist doch total krank im Kopf“, knurrte ich und sein Lächeln wurde breiter. „Du darfst so etwas nicht sagen. Das ziemt sich nicht für eine Königin. Dein Volk wird dir trotzdem verzeihen, so wie ich. Ich bin auch in deinem großen Volk. Habe ich es dir denn noch nicht gesagt?“ Ich starrte ihn entsetzt an und er lachte laut auf. „Ja du hast richtig gehört. Das stimmt alles. Lukas ist dein Diener, ich schmiede deine Pläne für die Schlachten und berate dich. Das sind meine Aufgaben. Überrascht?“ ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte, sah ihn entsetzt an und er fuhr unbeirrt fort. „Also eigentlich war das jetzt alles, was ich dir noch sagen wollte. Ach ja wenn du dann endlich Königin bist, dann werde ich mich natürlich vor dir verbeugen und deine Hand küssen. Vielleicht sogar schon jetzt.“ Ohne Vorwarnung packte er meine Hand, hielt sie fest und drückte einen Kuss drauf. Ich zog angewidert meine Hand weg, Eduard grinste und lachte irre. „Keine Angst Mädel. Ich werde dir nichts tun und Geschenke hast du von mir auch schon bekommen. Das reicht vollkommen aus. Das nächste Mal sehen wir uns schon wieder. Ich werde jetzt gehen und dir einen süßen Luftkuss zum Abschied zuwerfen.“ Eduard grinste, gab mir wirklich einen Luftkuss und verschwand in einer Rauchwolke. Ich starrte auf die Stelle wo er gerade noch stand, wandte mich um und ging in die Fürstenhalle zurück. „Und?“, fragte Martin mich, alle sahen mich an und warteten auf eine Antwort von mir. „Der ist komplett krank im Kopf und er ist leider verschwunden“, antwortete ich und Marko stöhnte auf. „Das habe ich befürchtet. Ich habe noch gesagt, passt auf der Kerl der haut ab. Es wollte niemand auf mich hören. Das haben die nun davon.“ „Gehen wir wieder zurück oder möchtest du noch etwas hierbleiben?“,fragte Martin mich, ich sah ihn an und lächelte etwas. „Lass uns lieber gehen. Ich habe langsam die Schnauze voll von allem.“ Martin nickte stumm, erhob sich und ging vor raus. Ich folgte ihm schweigend und kam mir vor wie in einem meiner Vampirbücher. Als wir wieder draußen waren, schaute Martin mich an und sagte: „Du musst keine Angst davor haben was er dir erzählt hat.“ „Martin! Klopf vorher an wenn du in meinen Gedanken rumschnüffeln willst“, sagte ich etwas gereizt und Martin wurde rot wie eine Tomate. „Entschuldigung. Ich wollte das nicht. Es ist mir einfach so raus gerutscht.“ „Schon okay. Ich verzeihe dir noch einmal. Aber was machen wir denn jetzt? Ich will einfach nicht.“ Wir finden einen Ausweg und wenn ich die ganze Nacht lang in der Bibliothek sitzen muss.“ Das was Martin mir gesagt hatte, machte mich schon freundlicher und ich lächelte leicht. Nach einer ganzen Weile kamen wir wieder ins Internat und ich ging sofort in mein Zimmer. Dort zog ich mein Nachthemd an, kroch sofort unter die Decke und schlief schnell ein. Am darauffolgenden Tag hatte ich schlechte Laune und wollte mit niemanden reden. Selbst den Kuss für Daniel lies ich aus, denn mir war nicht danach und die Laune dazu fehlte mir auch. Meine Freunde kannten mich gut genug und ließen mich deswegen in Ruhe. Ich musste mit meinen Launen selber zurechtkommen und wenn mich jemand fragte, dann tat ich ganz freundlich und antwortete lieb und nett. Das verstanden meine Freunde natürlich überhaupt nicht und schüttelten nur mit dem Kopf. Naja wer verstand denn schon meine Launen? Da war ich wohl die Einzige gewesen denn es war mein Körper. Am Nachmittag war Andreas bei meinen Freunden und unterhielt sich mit ihnen. Ich wollte nichts mehr wissen, blieb in meinem Zimmer und döste. Langsam versank ich wieder in meine Phasen, ritzte mich diesmal nicht und warf eher meine Sachen gegen die Wand. Meine schlechte Laune verging, ich atmete tief durch und war wieder normal. Ich saß danach auf dem Fußboden, hatte Zettel und Stift dabei und schrieb einen Brief an Randy. Ich wusste zwar nicht warum aber ich musste es einfach mal tun. In dem Brief fragte ich ihn wie es ihm ging und was so alles bei ihnen zu Hause ablief. Den Brief steckte ich danach in einen Umschlag, warf ihn in einen Briefkasten und las im Zimmer ein Buch. Es war richtig entspannend, ich aß meine Kekse und meine Laune war wieder positiv. Am Abend gab ich meinem Daniel einen Kuss, er staunte und war leicht überrascht. „Ist deine Phase schon vorbei?“, fragte er und ich nickte. „Das ging aber schnell.“ „Ja und das musste mal sein. Ich kann nicht immer nett sein und gute Laune haben“, erwiderte ich und die Anderen stimmten mir zu. Eine Woche später bekam ich einen Brief von Randy, ich setzte mich draußen auf eine Bank und begann zu lesen.
„Hallo Phoebe!
Hier ist alles ganz normal. Die Ausbildung zum Musikproduzenten macht mir Spaß und ich bin sehr glücklich. Hoffentlich kommst du bald allein in nach Hause. Am Besten in den Winterferien. Wir würden uns alle sehr freuen. Ich hoffe es geht dir gut.
Viele Grüße
dein Randy!“
Als ich fertig war, grinste ich breit und sah zum Kalender. Noch drei Tage Schule und dann waren die Winterferien dran. Sofort rief ich meine Eltern an und sagte ihnen, dass ich in den Winterferien nach Hause kam. „Natürlich mein Spatz. Ich werde dich am letzten Schultag am Nachmittag abholen“, sagte meine Mutter, wir legten gleichzeitig auf und ich freute mich schon darauf. Natürlich erfuhren meine Freunde nichts davon, da ich auch mal Abstand brauchte und sie Ruhe vor mir hatten. Am letzten Schultag packte ich schnell und heimlich einen Koffer, zog mich warm an und eilte nach draußen. Meine Mutter nahm meinen Koffer entgegen, verstaute ihn im Auto und wir fuhren los. Endlich konnte ich richtig Ferien machen und eine Weile meine Sorgen vergessen...
Kapitel 15
Als ich endlich in meinem Zimmer war und meinen Koffer auspacken wollte, meldete sich mein Handy und ich sah auf das Display. Stokeleys Nummer wurde angezeigt, ich seufzte und musste schließlich abheben. Stokeleys Stimme klang hysterisch und sie war den Tränen nahe. „Phoebe wo bist du? Wir suchen dich überall und machen uns hier große Sorgen. Daniel ist schon der Verzweiflung nahe und Martin musste vorsichtshalber Hector holen“, sagte Stokeley, ich sank auf mein Bett und lächelte leicht. „Macht euch keine Sorgen um mich. Ich bin zu Hause und werde mich einfach mal richtig entspannen. Außerdem kann ich mal für eine Weile alles vergessen und mich gehen lassen. Ihr braucht auch nicht jedes mal mich anrufen, denn ich werde mein Handy ausschalten. Also wünsche ich euch schöne Winterferien und ich werde bald wieder zurückkommen.“ Ich legte auf, schaltete das Handy aus und machte mich wieder über meinen Koffer her. Dabei musste ich lächeln, dachte an meine Genialität und gluckste. Ich konnte mich endlich entspannen, hatte meine Ruhe und würde nach den Ferien vollkommen ausgeruht sein. Ich konnte sogar zu meinen Freunden in den Club, mit ihnen Spaß haben und meine Sorgen vergessen. Die Schrift auf meinem Unterarm war mittlerweile verblasst, juckte auch nicht mehr und niemand würde sie sehen. Leider bekam ich das Armband nicht mehr ab und musste damit leben. „Phoebe ich muss mal ganz schnell einkaufen fahren. Du kannst in der Zeit zu deinen Freunden gehen. Sie würden sich sicher sehr darüber freuen, dich wiederzusehen“, rief meine Mutter, ich lief die Treppe runter und nickte. „Ja das ist eine gute Idee. Ich habe mich schon selber auf meine alten Freunde gefreut und sie auch sehr vermisst“, erwiderte ich, zog mich warm an und trat nach draußen. Die Sonne schien, der Schnee glitzerte und ich hatte Glücksgefühle bei dem Gedanken an meine alten Freunde. Im Clubhaus waren sie alle anwesend, sahen mich und freuten sich riesig. „Phoebe du bist wieder hier und diesmal ohne deine Freunde“, bemerkte Sophie und ich grinste. „Japp richtig erkannt. Ich habe mal ruhe vor ihnen gebraucht und bin ohne sie in die Ferien gefahren“, erwiderte ich und setzte mich auf das Sofa. Randy und Chris setzten sich links und rechts von mir, ich lehnte mich zurück und schloss sogar schon entspannt die Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand eine kleine Flasche Cola vor mir und ich trank einen Schluck daraus. Als ich die Flasche wieder auf den Tisch stellte, grinste ich und fühlte mich wohl. Wir redeten stundenlang über unsere Zeit, lachten viel und am Abend ging ich wieder nach Hause. Dort gab es etwas zu essen, ich setzte mich an Tisch und aß etwas. Als ich fertig war ging ich in mein Zimmer, legte mich erschöpft ins Bett und schaltete mein Handy ein. Dieses zeigte mir sofort zwanzig Anrufe in Abwesenheit und alle von Stokeleys Handy. Ich stöhnte entnervt auf, legte das Handy beiseite und schlief ein. Mitten in der Nacht meldete sich mein Handy, ich fuhr erschrocken aus dem Schlaf und nahm es in die Hand. Es war Marko, ich verdrehte die Augen und hob ab. „Mhm?“, murmelte ich, hatte die Augen geschlossen und gähnte herzhaft. „Alles okay bei dir? Du klingst so komisch“, plapperte mein Fürst drauflos und ich wäre fast wieder eingeschlafen. „Du hast mich gerade geweckt, aber ist ja egal“, antwortete ich und es trat kurz Stille ein. „Oh es tut mir sehr leid, Phoebe. Wir dachten uns nur, wir könnten dich mal anrufen.“ „Mitten in der Nacht?“ „Ja ähm...“ „Hör mal Marko. Ich brauche etwas Abstand, das ist alles. Also ruft mich einfach zwei Wochen nicht an. Das wars.“ Ich legte auf, rollte mich zusammen und schlief wieder ein. Die ganze Woche über rief mich niemand an, ich war froh darüber und entspannte mich noch mehr. Selbst E.B. hatte ich total vergessen, meine Laune stieg und ich hatte wirklich viel Spaß. Mit meinen Freunden war ich shoppen, tanzen, Party machen, Schneemann bauen und sogar Schlitten fahren. Auch die zweite Woche verlief voller Spaß, ich war total verändert und am letzten Tag fuhr ich wieder ins Internat. Vor dem Eingang gab mir mein Vater den Koffer, lächelte und legte eine Hand auf meine Schulter. „Bald sind Pfingstferien und da kannst du ja wieder nach Hause kommen“, sagte er und ich lächelte leicht. „Ja Dad du hast Recht. Darauf freue ich mich jetzt schon“, erwiderte ich und atmete tief durch. „Also viel Spaß und lerne fleißig.“ Bevor mein Vater ins Auto stieg, umarmte ich ihn noch einmal und murmelte: „Ich hab dich lieb, Dad.“ Mein Vater musterte mich überrascht, lächelte und erwiderte meine Umarmung. „Ich habe dich auch lieb. Aber jetzt muss ich fahren. Teenager.“ Er stieg ins Auto, fuhr davon und ich sah ihm hinterher. Dann nahm ich meinen Koffer, ging ins Internat rein und weiter ins Zimmer von Stokeley und mir. Ich stellte meinen Koffer ab, trat auf den Balkon und atmete tief durch. Stokeley war nicht anwesend, ich lächelte leicht und wusste, dass sie bei den Jungs war. Die Sonne schien, das Armband glitzerte und ich betrachtete es kurz. Die Balkontür bei den Jungs ging auf, Jean- Pierre- Cloude trat nach draußen und ich sah den Wellen des Pools zu. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter, ich zuckte zusammen und fuhr herum. Martin stand vor mir, lächelte und ich atmete erleichtert aus. „Sag mal gehts noch? Du kannst mich doch nicht einfach so erschrecken“, sagte ich und Martin grinste breit. „Es tut mir leid Phoebe. Ich freue mich nur dich endlich wieder zu sehen“, entschuldigte er sich und ich sah ihn etwas schief an. „Ja natürlich und ihr habt euch kein einziges Mal Sorgen um mich gemacht. Schon klar“, bemerkte ich, Martin errötete und ich grinste. „Habe ich es doch gewusst. Du bist so ein schlechter Lügner, Bruder.“ Ich schmunzelte, Martin wurde rot wie eine Tomate und schwieg. „Ja du hast recht, Phoebe. Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht. Was wäre denn gewesen wenn Eduard Braxton bei dir erschienen wäre? Du wärst ganz alleine gewesen und hättest keine Chance gehabt.“ „Ach Martin. Ihr seid schon ein paar Nüsse. Aber ich hatte wunderbare Ferien gehabt.“ „Ja und wir haben uns vor Sorgen fast in die Hose gemacht“, bemerkte plötzlich Daniel und ich musste lachen. „Das ist ja echt der Hammer! Ihr macht euch fast in die Hosen und ich baue mit meinen Freunden einen Schneemann“, erwiderte ich und wischte mir die Lachtränen weg. Als ich mich wieder beruhigt hatte, verließen wir das Zimmer und gingen zu den Anderen zum Abendessen. In der Speisehalle traf ich auf Susan und sie zog mich zu ihrem Tisch. „Hast du schöne Ferien gehabt?“, fragte sie mich und ich nickte strahlend. „Du warst ja ziemlich schnell verschwunden und ich wollte dich eigentlich fragen, ob du mit ins Cheerleaderteam kommen möchtest.“ Ich schaute Susan überrascht an, lächelte und war guter Laune. „Wirklich? Das ist ja echt cool. Klar werde ich mit reinkommen und ich weiß ja, dass du die Kapitänin des Teams bist.“ „Genau und ich freue mich riesig. Morgen Früh gebe ich dir den Trainingsplan und du weißt wann wir immer Training haben. So ich muss noch etwas erledigen. Wir sehen uns morgen Früh dann wieder. Gute Nacht.“ Ich aß schnell auf, brachte mein Tablett weg und lief ins Zimmer. In der ganzen Zeit war ich noch nie so glücklich gewesen und niemand konnte dieses Glück zerstören.
Kapitel 16
Am nächsten Morgen klopfte jemand an die Tür, ich öffnete diese verschlafen und Susan stand strahlend vor mir. „Guten Morgen Phoebe. Ich habe hier den Trainingsplan für dich. Wir sehen uns ja dann beim Frühstück“, sagte sie, reichte mir den Plan und ging wieder davon. Ich schloss die Tür, setzte mich auf mein Bett und sah mir den Plan genauer an. Stokeley erwachte, gähnte herzhaft, stand auf und ging in den Waschraum. Das Training war Montags, Mittwochs und Freitags und immer am Nachmittag. Ich legte den Plan zur Seite, nahm mein Waschzeug und ging selber in den Waschraum. „Na endlich da? Wir haben heute Morgen zwei Freistunden. Das wollte ich dir noch sagen, aber leider hatte ich es vergessen. So viel zum Thema Gedächtnis. Meins lässt langsam nach“, begrüßte mich Stokeley, ich grinste breit und begann meine Zähne zu putzen. Kurz nach ein paar Minuten war Stokeley fertig, nahm ihre Sachen und lies mich allein. Ich lies mir extra viel Zeit, schlenderte dann ins Zimmer und zog mich für den Tag an. Vor dem Frühstück machte ich einen langen Spaziergang, sog die frische Luft ein und fühlte mich wunderbar. Nach einer halben Stunde ging ich wieder ins Internat, schaffte meine Jacke weg und schlenderte in die Speisehalle. Ich frühstückte in aller Seelenruhe, der Unterricht hatte schon angefangen und Susan war nicht mehr da. Als ich fertig war, ging ich in den Computerraum, surfte im Internet herum und bestellte alles von Harry Potter. Da waren Essgeschirr, Tasse, Kuschelkissen, Waschlappen, Kuscheldecke und vieles mehr dabei und nach vier Tagen kam ein großes Paket für mich an. Meine Freunde versammelten sich um mich, sahen mir beim aufmachen zu und waren sehr neugierig. „Nun mach schon Phoebe! Wir wollen alle die Harry Potter Sachen sehen“, drängte mich Stokeley, ich warf einen Blick zu Hector der auf meinem Bett saß und grinste. „Nicht so neugierig Stoke. Du musst dich schon gedulden und nicht so drängen“, erwiderte ich, freute mich und das Paket war offen. Sofort wurde ich vom Paket weg gedrängt, meine Freunde griffen rein und holten die Fanartikel raus. „Wow eine Schneekugel mit Harry Potter drinnen! Die ist ja wunderschön“, bemerkte Martin und schüttelte sie faszinierend. Ich setzte mich neben Hector auf das Bett, Andreas saß auf Stokeleys Bett und Marko stand auf dem Balkon. Als ich ihnen so zusah, hörte ich plötzlich eine Stimme und schaute mich um. Meine Freunde waren noch immer beschäftigt, die Stimme verstummte und ich atmete tief durch. „Wie kleine Kinder“, bemerkte Hector, ich nickte und lächelte. In der Nacht konnte ich schlecht schlafen, hörte wieder diese Stimme und verließ ohne Stokeley zu wecken das Zimmer. Dann lief ich nach draußen, bei Daniel und Martin brannte noch Licht und ich schlich mich daran vorbei. Als ich vorbeikam, huschte ich schnell in den Wald und die Stimme wurde lauter, je tiefer ich kam. Schließlich blieb ich bei einer Lichtung stehen, blickte mich um und war etwas erstaunt. Aus den umstehenden Bäumen erschienen Gestalten und umkreisten mich. Ein junger Mann trat hervor, sah mich an und lächelte. Er war hoch gebaut, hatte schwarze Haare die ihm bis zu den Schultern und dunkle Augen. Der junge Mann kam auf mich zu, verneigte sich vor mir und küsste meine Hand. „Willkommen in unseren Reihen, Königin des Blutes. Wir haben schon auf Euch gewartet. Heute Nacht werdet ihr gekrönt und nehmt den Platz in der goldenen Halle ein“, begrüßte er mich und lächelte. „Ähm...ganz klar. Leider ist es ein schlechter Zeitpunkt. Ich hatte nämlich gar nicht vor gehabt, hierher zu kommen. Außerdem ist es hier kalt und ich habe morgen wieder Schule“, erwiderte ich und wollte schon gehen, als ich aufgehalten wurde. „Das ist aber Schade. Lass dein Volk nicht im Stich, denn du bist doch die Königin, Phoebe“, ertönte eine Stimme hinter mir und ich drehte mich um. „Du schon wieder. Lasst mich doch einfach in Ruhe, denn ich habe private Probleme und brauche euch nicht auch noch“, knurrte ich, funkelte Braxton böse an und jeden Anderen auch. Keiner sagte ein Wort, mied meinen Blick und schwieg. Ich grinste überlegen, wandte mich um und ging davon. Ich hatte langsam die Schnauze voll, wollte endlich meine Ruhe haben und nichts mehr mit allem zu tun haben. Im Internat schlich ich mich ins Zimmer zurück, zog den Morgenmantel aus und legte mich ins Bett. Unter der Decke rollte ich mich ein, kuschelte mich hinein und versank in einen tiefen Schlaf.
Kapitel 17
Am nächsten Tag ging es mir nicht so besonders und ich verschlief total. Erst als Daniel mich sanft weckte, wurde ich wach und war total verschlafen. Ich hatte Alpträume gehabt, war schweißgebadet aufgewacht und atmete tief durch. „Was ist nur los mit dir mein Hase?“, fragte Daniel, ich seufzte und starrte auf meine Bettdecke. „Nichts. Ich hatte nur einen Alptraum gehabt“, antwortete ich und fühlte mich innerlich schrecklich. „Du hast den ganzen Vormittag verschlafen und deswegen bin ich zu dir gekommen, mit dem Verdacht du seist krank. Du bist auch ziemlich blass im Gesicht. Geht es dir wirklich gut? Ich mache mir nämlich Sorgen um dich.“ Ich schaute zu Daniel, lächelte leicht und atmete wiederum tief durch. „Mir geht es gut mein Hase. Ich habe wahrscheinlich nur zu fest geschlafen und nicht den Wecker gehört.“ „Wir haben uns schon gewundert, weil du nicht zum Unterricht erschienen bist. Martin und Stokeley sind übrigens in der Bibliothek und lernen für Sozialkunde.“ ich blickte zur Wand, erschrak und wandte mich an meinen Liebsten. „Wie spät ist es denn?“, fragte ich und sprang aus dem Bett. „Wir haben es gerade fünf Minuten vor um Drei“, antwortete er, ich war entsetzt und beeilte mich. „Oh nein ich habe doch um drei Uhr Training. Das habe ich ja total vergessen!“ Ich zog mich eilig an, stürmte aus dem Zimmer und Daniel folgte mir. „Wie konnte ich nur so lange schlafen? Das ist wirklich unpassend“, sagte ich und eilte an Jean-Pierre-Cloude und Hector vorbei. Hector wollte etwas zu mir sagen, ich winkte ab und kam ihm zuvor. „Geht gerade nicht. Ich habe Cheerleadertraining.“ Ohne auf andere zu achten lief ich weiter, kam bei der Turnhalle an und war total außer Atem. Drinnen in der Halle warteten schon Alle auf mich und ich zog mich schnell um. „Da bist du ja endlich Phoebe. Wir dachten schon du seist krank“, begrüßte mich Susan und wir begannen mit dem Training. Danach blieb ich noch alleine da und trainierte noch etwas. Draußen wurde es langsam dunkel, ich musste das Licht anmachen und war in meinem Element. Plötzlich ging das Licht aus, alles wurde finster und selbst für meine Vampiraugen war es schwierig. Sofort rannte ich zur Tür, rüttelte an der Klinke und merkte, dass diese verschlossen war. Langsam bekam ich Panik, verdrückte mich in eine Ecke und zog die Beine an den Körper. Sofort hörte ich die Stimmen wieder, ich kniff die Augen zusammen und stöhnte auf. Schließlich stand ich auf, lief in die Umkleide, zog das Handy raus und rief Stokeley an. Das lange Tuten war für mich wie Folter, ich war der Panik nahe und wollte schon schreien. Endlich hob meine Freundin ab, hatte gute Laune und meldete sich fröhlich. „Was gibt es denn Phoebe?“, fragte sie, ich atmete tief durch und beruhigte meine Atmung. „Stokeley ich habe ein Problem, denn ich bin in der Turnhalle eingesperrt, es ist stockfinster und ich höre diese Stimmen. Ich brauche dringend Hilfe“, antwortete ich und war wirklich der Panik nahe. „Bleibe ganz ruhig Phoebe. Wir sind unterwegs und holen dich da wieder raus.“ Stokeley legte auf, ich kroch wieder in die Ecke und versuchte die Stimmen zu ignorieren. „Hört endlich auf und lasst mich in Ruhe“, schrie ich, mir kamen die Tränen und ich schaukelte vor und zurück. Irgendwann ging das Licht wieder an, die Stimmen verschwanden und jemand fasste mir sanft auf die Schulter. Ich öffnete die Augen, lies die Hände sinken und sah auf. „Phoebe geht es dir gut?“, fragte mich Martin, Daniel half mir auf die Beine und nahm mich in den Arm. Ich nickte kurz, Daniel nahm mich an die Hand und wir verließen eilig die Halle. Im Zimmer der Jungs saß Hector, er musterte mich kurz, wir setzten uns und ich erzählte ihnen, was ich erlebt hatte. Als ich geendet hatte, war es still und ich spürte die Müdigkeit. Ich schloss die Augen, entspannte mich an Daniels Schulter und schlief ein, bevor jemand etwas erwidern konnte. Am darauffolgenden Tag wachte ich in Daniels Bett auf, sah in dessen Gesicht und lächelte leicht. Daniel schlief seelenruhig, sah total niedlich aus und ich schloss noch einmal die Augen. Natürlich schlief ich nicht ein, hörte jedes Geräusch und atmete leise. Ungefähr nach einer halben Stunde wachten beide Jungs auf und unterhielten sich flüsternd. Ich hatte keine Lust zum aufstehen, drehte mich auf die andere Seiten und lauschte weiterhin. „Lassen wir sie ruhig weiterschlafen. Heute ist ja ein freier Tag“, flüsterte Martin, Daniel stimmte ihm zu und ich lächelte leicht. „Guten Morgen ihr Beiden. Wie vereinbart passe ich auf Phoebe auf und ihr geht frühstücken“, ertönte Markos Stimme, er setzte sich, die Tür ging und er begann eine Zeitung zu lesen. Ich drehte mich auf die andere Seite, atmete tief durch und gähnte. Es war ziemlich still im Zimmer bis auf das Rascheln der Zeitung und ich streckte mich. Dann setzte ich mich auf, Marko sah mich über seine Zeitung hin an und lächelte. „Na endlich wach, Prinzessin?“, fragte er mich, ich nickte stumm und atmete tief durch. „Ich will kein Vampir mehr sein“, sagte ich leise, Marko war entsetzt und ihm stockte der Atem...
Kapitel 18
Marko starrte mich noch immer entsetzt an, stand schließlich auf und verschwand wortlos. Ich verließ derweil das Bett, ging in mein Zimmer und zog mich langsam an. Es hatte Marko wie ein harter Schlag getroffen, denn er war blass im Gesicht gewesen und er war sprachlos. Als ich fertig war, ging ich nach draußen, spazierte lange und dachte nach. Es war mir egal gewesen was die Anderen sagten, denn ich hatte die Schnauze voll und wollte endlich ein normales Leben führen. Nach zehn Minuten ertönten Schritte, ich drehte mich um und Daniel, Martin, Stokeley, Andreas, Jean-Pierre-Cloude und Hector liefen auf mich zu. „Was ist denn los Phoebe? Marko hat behauptet du hättest zu ihm gesagt, du willst kein Vampir mehr sein“, fing Stokeley an, sie starrten mich an und warteten auf eine Erwiderung. „Ihr habt richtig verstanden. Ich will kein Vampir mehr sein, denn es reicht mir langsam. Mir geht es zu sehr an die Nerven und ich kann nicht mehr. Ich bin nervlich total am Ende“, erklärte ich, schaute jeden einzelnen an und schwieg. „Aber wir sind doch auch noch da und helfen dir wo wir nur können“, warf Andreas ein, hatte einen traurigen Blick und sah mich flehend an. „Ich weiß das Alles sehr zu schätzen, Andreas. Aber das hier ist schlimmer, als letztes Jahr mit Stokeley. Ich will ein normales Leben führen, Jura studieren und keine Königin des Blutes sein.“ Meine Freunde sagten nichts, ich ging weiter und niemand folgte mir. Irgendwann ging ich wieder rein, trat ins Zimmer und fand einen Briefumschlag auf meinem Bett. Ich nahm ihn hoch, riss den Umschlag auf und begann zu lesen.
„Hallo Phoebe!
Du willst wieder ein Mensch werden und ich kann dir dabei helfen. Komm heute Nacht in den Wald zu der kleinen Lichtung. Dort werde ich auf dich warten.
Mit Grüßen
Mandra der weiße Zauberer“
Ich las den Brief noch zweimal vor, packte ihn dann weg und atmete tief durch. Wenn das meine einzige Chance war, dann sollte ich sie nutzen und es auch tun. Meinen Freunden ging ich den ganzen Tag lang aus dem Weg, war aufgeregt und auch neugierig. In der Nacht endlich schlich ich mich aus dem Internat, lief in den Wald und bei der Lichtung blieb ich stehen. Ich brauchte nicht lange warten, denn dieser Zauberer erschien und lächelte mich freundlich an. „Schön das du da bist, Phoebe. Du brauchst keine Angst zu haben denn ich werde dir nur helfen“, begrüßte er mich und blieb genau vor mir stehen. „Und wie wollen Sie es machen?“, fragte ich und musterte den Zauberer. Er war groß, hatte weißes langes Haar, trug einen weißen Mantel und stützte sich auf einen Stock. „Ich werde meine Hände auf deinen Kopf legen und so das Vampirblut aussaugen. Du erhältst automatisch mein Blut und du wirst dadurch wieder ein Mensch. Die Schrift auf deinem Unterarm verschwindet und das Armband fällt automatisch ab“, antwortete er und ich willigte sofort ein. Mandra legte seinen Stab zur Seite, trat noch näher an mich ran, ich schloss die Augen und atmete tief durch. Dann legte er seine Hände auf meinen Kopf, murmelte etwas unverständliches und ich spürte wie es in meinem Kopf rauschte. Das Vampirblut floss aus meinem Körper raus, sein Blut kam in mich rein und nach ein paar Minuten wurde mir schwindelig. Als Mandra fertig war, zog er seine Hände wieder weg und ich sank zu Boden. Sofort holte Mandra ein Fläschchen aus seinem Umhang, kniete sich neben mich und führte sie zu meinem Mund. „Trink das dann wird es dir besser gehen“, sagte er und ich trank alles aus. Danach fühlte ich mich wirklich besser, stand auf und atmete tief durch. Mandra lächelte freundlich, ich lächelte leicht zurück und das Armband fiel sofort ab. „Jetzt bist du kein Vampir mehr sondern ein Mensch“, sagte er, nahm seinen Stab, ich nickte ihm zu und er verschwand. Ich sah ihm noch lange nach, lief zurück zum Internat und fühlte mich gleich viel besser. Im Zimmer waren allerdings meine Freunde, ich schloss die Tür und sie sahen mich nicht gerade freundlich an. „Wo warst du und was hast du gemacht?“, fragte Martin, ich zog meine Jacke aus und hängte sie in den Schrank. „Ich war draußen im Wald und habe mich dort mit jemanden getroffen“, antwortete ich und sank auf mein Bett. „Sie ist kein Vampir mehr. Das sehe ich an ihren Augen“, bemerkte Marko und Daniel stand abrupt auf. „Das ist nicht wahr Phoebe! Sag mir, dass Marko lügt“, sagte er, war ernst und lief eilig aus dem Zimmer. Ich wollte ihm hinterher, doch Martin hielt mich auf und ich sah ihn an. „Lass ihn gehen. Er muss es erst noch verarbeiten so wie wir auch“, sagte er, sie wandten sich von mir ab und verließen auch das Zimmer. Nur Jean- Pierre-Cloude und Hector blieben da und saßen auf Stokeleys Bett. „Ja geht doch alle! Ich brauche auch keine Freunde die mich im Stich lassen“, schrie ich, schluchzte auf und sank weinend auf mein Bett. Wieso musste ich auch immer alles falsch machen? Jean-Pierre-Cloude und Hector setzten sich zu mir, nahmen mich gleichzeitig in den Arm und trösteten mich. „Keine Sorge Phoebe. Wir halten dennoch zu dir, auch wenn du wieder Mensch bist und lieber Jura studieren willst“, sagte er und ich blickte auf. „Ja natürlich! Bis zum nächsten Mal und dann sind alle wieder entsetzt und sauer auf mich. Wie immer“, erwiderte ich, atmete tief durch und er schüttelte mit dem Kopf. „Das ist nicht wahr. Wir halten alle zusammen und das war schon immer so gewesen“, meinte Hector, ich wischte mir die Tränen weg und lächelte leicht. Beide standen auf, verließen das Zimmer und ich sank müde in die Kissen, wo ich schnell einschlief.
Kapitel 19
Endlich war es Frühling, der Schnee war weg und die Sonne schien stärker. Ich fühlte mich wunderbar als Mensch und der Unterricht war einfach gigantisch. Meine Freunde nahmen es widerwillig an, dass ich wieder ein Mensch war und redeten nicht mehr auf mich ein. Wir saßen gerade draußen in der Sonne, als plötzlich Jason auftauchte und auf Martin losging. Bevor jemand etwas tun konnte, saß er schon auf meinem Bruder und drückte ihn zu Boden. Wir versuchten ihm zu helfen, doch Jason wimmelte uns ab und ließ sich nicht abbringen. Daniel hatte plötzlich eine Idee, rannte in den Wald und war verschwunden. Stokeley stand nur da, wusste nicht was sie tun konnte und hatte die Hände erhoben. Ich hatte aber eine Idee, stürzte mich auf Jason und riss ihn von Martin runter. Jason sah mich entsetzt an, hatte die Augen weit aufgerissen und flüsterte nur: „Du bist kein Vampir mehr.“ „Richtig und du bist bald kein Vampirjäger mehr. Lass Martin in Ruhe und hau ab! Jason hob einen Dolch, stach in meine Richtung, ich wich gekonnt aus und er traf ins Leere. Leider wendete er das Blatt, ich fiel hin und lag auf dem Boden. „Jetzt bist du fällig“, jauchzte er, ich wand mich und stieß ihn von mir weg. Abrupt stand ich auf, rannte in Richtung Wald und Jason war mir auf den Fersen. Als er mich eingeholt hatte, schubste er mich und ich fiel der Länge nach hin. „Jetzt bist du fällig“, knurrte er triumphierend und sah mich mit funkelnden Augen an. „Dann töte mich doch, wenn du dich danach befreiter fühlst“, gab ich giftig zurück und er hob seinen Dolch erneut. Plötzlich bekam er einen Schlag auf den Hinterkopf, er verdreht die Augen und kippte benommen um. Ich stand auf, knickte mit dem rechten Fuß weg und stöhnte vor Schmerz auf. „Was hast du Phoebe?“, fragte Andreas und hielt mich besorgt fest. „Ich glaube ich habe mir den Fuß verknackst“, antwortete ich und Daniel erschien. Er drehte mir den Rücken zu, nahm mich Huckepack und trug mich ins Internat und weiter auf die Krankenstation. Dort setzte er mich ab, Madam Greace erschien und wuselte zu mir rüber. „Phoebe hat sich den Fuß verknackst und kann nicht mehr laufen“, erklärte Daniel ihr, sie zog mir den Schuh aus und die Socke folgte. Madam Greace musterte den Fuß, schüttelte mit dem Kopf und war ernst. „Der Fuß ist sehr geschwollen und das Beste ist, wenn wir ins Krankenhaus zum Röntgen fahren“, meinte sie nur, Daniel stützte mich und wir folgten Madam Greace nach unten zu ihrem Auto. Madam Greace hielt die Beifahrertür auf, ich setzte mich rein und Daniel gab mir einen Kuss. „Ich werde auf dich warten“, sagte er, schloss die Tür und Madam Greace fuhr kurz darauf los. Im Krankenhaus wurde mein Fuß geröntgt, wir warteten und nach einer halben Stunde holte uns der Arzt in ein Behandlungszimmer. „Und?“, fragte Madam Greace, war sehr ernst und befürchtete schon das Schlimmste. „Der Fuß ist glatt durchgebrochen und muss eingegipst werden“, antwortete der Arzt und eine Krankenschwester half ihm bei seiner Arbeit. Als sie fertig waren, bekam ich noch zwei Krücken und kurz darauf fuhren wir wieder zurück ins Internat. Dort traf ich meine Freunde im Zimmer, Daniel half mir auf mein Bett und sie sahen mich mitleidig an. „Du Ärmste. Jetzt kannst du noch nicht einmal das Training mitmachen“, sagte Stokeley und lächelte mir aufmunternd zu. „Ja leider und das habe ich nur Jason zu verdanken. Wenn ich den in die Finger bekomme dann bringe ich ihn endgültig um.“ Martin räusperte sich, sah mich an und lächelte leicht. „Jason ist in der Vampirhöhle in Gefangenschaft. Er wird verhört und verurteilt, was sein Tod sein kann“, erwiderte er, ich starrte ihn an und mein Magen knurrte lautstark. „Ich glaube wir sollten zum Abendessen gehen. Phoebes Magen macht schon Theater und muss unbedingt gefüllt werden“, witzelte Stokeley und hatte prompt ein Kissen von mir im Gesicht. Gemeinsam gingen wir nach unten in die Speisehalle und suchten nach einem freien Tisch. Als wir einen hatten, setzten wir uns und Daniel brachte mir das Essen. Ich bedankte mich, wir begannen zu essen und schwiegen. Nach einer Weile erschien Susan, sah mich an und war nicht gerade erfreut. „Phoebe was ist passiert? Wer wird jetzt deinen Platz im Team einnehmen?“, fragte sie und ich lächelte leicht. „Nun mal langsam Susan. Erstens: ich bin bloß blöd umgeknickt und Zweitens: ich denke mal, Stokeley ist die Richtige dafür“, antwortete ich und Stokeley verschluckte sich. „Was? Ich soll für dich einspringen?“, fragte sie mich ungläubig und ich nickte kurz. „Ja und zwar für sechs Wochen. Danach kann ich wieder meinen Platz einnehmen.“ Stokeley sah zwar nicht gerade glücklich aus, nickte schließlich und atmete tief durch. „Okay, Stokeley du nimmst derweil den Trainingsplan von Phoebe. So wirst du immer wissen, wann das Training ist. Ich muss jetzt noch meine Hausaufgaben machen. Wir sehen uns noch“, sagte Susan, erhob sich und verließ die Speisehalle. „Oje ich glaube nicht, dass ich es schaffe“, murmelte Stokeley und ich lächelte sie aufmunternd an. „Natürlich schaffst du es. Genau wie damals die Vampirprüfungen“, erwiderte ich, Stokeley nickte und lächelte schwach. Nach dem Essen räumten wir das Geschirr weg und gingen in unsere Zimmer. Ich sank erleichtert auf mein Bett, streckte das Bein aus und entspannte mich. Stokeley zog ihren Pyjama an, kroch unter ihre Decke und grinste mich an. Ich quälte mich in mein Nachthemd, legte mich hin und schlief sofort erschöpft ein.
Kapitel 20
Am Samstag begleitete ich Stokeley zu ihrem Training und sah ihr zu. Stokeley gab ihr Bestes, Susan war mit ihr zufrieden und als Alle weg waren, machte sie einfach weiter. „Du bist richtig gut, Stokeley. Ihr werdet es schaffen“, sagte ich und Stokeley errötete. „Danke das du mir Mut machst Phoebe. Wenn du nicht hier wärst, dann wäre es ziemlich langweilig“, erwiderte sie und diesmal wurde ich rot. Plötzlich ging wieder das Licht aus, Stokeley hielt inne und ich schluckte vernehmlich. „Was ist denn jetzt los?“, fragte sie, trat auf mich zu und ich zog sie neben mich auf die Bank. „Das ist schon einmal passiert. Erst geht das Licht aus, dann ist die Tür abgesperrt und dann schalten sich auch noch diese Stimmen ein“, antwortete ich und Stokeley verkrampfte sich leicht. Gleich darauf ertönten die Stimmen, Stokeley holte pfeifend Luft und begann zu zittern. „Keine Angst Stokeley. Solange unsere Handys funktionieren, können wir auch Hilfe holen“, murmelte ich, holte mein Handy aus der Tasche und fluchte. „Was ist denn?“, fragte Stokeley, nahm meine Hand und hielt sie fest. „Der Akku ist tot. Hast du deins mit?“ „Leider nein. Mein Handy hängt am Ladegerät.“ „Na super! Dann haben wir ein Problem.“ Stokeley rutschte näher an mich ran, versuchte ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Plötzlich leuchtete an einer Stelle etwas auf, wir sahen hin und ein Löwe erschien. Er starrte uns an, lief zur Tür und hauchte kurz die Türklinke an. Es klickte, er trat auf uns und lächelte. „Jetzt habt ihr wieder die Freiheit. Wir werden uns aber wiedersehen“, sagte er, verschwand wieder und wir waren erleichtert. „Das war ja echt cool“, bemerkte Stokeley, stand auf, nahm unsere Taschen und eilte nach draußen. Ich folgte ihr, wir gingen den Weg entlang und traten kurz darauf ins Internat. „Gehen wir lieber zu den Jungs und erzählen ihnen alles?“, fragte Stokeley mich, ich sah sie an und schüttelte schließlich mit dem Kopf. „Zu den Jungs können wir schon gehen aber das mit dem Löwen, lassen wir lieber“, antwortete ich und sie nickte verstehend. Gleich darauf kamen wir bei den Jungs an und traten in derer Zimmer. „Wie war das Training?“, fragte Martin, sah Stokeley an und sie lächelte leicht. „Phoebe meint, ich bin ziemlich gut und ich glaube ihr, weil ich weiß, dass sie mich niemals anlügen würde“, antwortete sie, alle nickten und Andreas räusperte sich. „Heute Nacht wird Jason bei den Vampiren umgebracht. Wir alle werden dabei sein inklusive Phoebe“, erklärte er, wir nickten und ich fühlte mich unwohl. Wir vertrieben uns die Zeit bis zum späteren Abend und gingen später in die Vampirhöhle. Dort traten wir in die Fürstenhalle, gingen nach hinten und setzten uns. Ich ließ meinen Blick nach vorne fallen, dort war Jason in der Mitte auf dem Podest, war gefesselt und sah ausdruckslos zu Boden. Sein Oberkörper war nackt, hatte Blutergüsse und frische Schnitte. Als auch der Letzte seinen Platz eingenommen hatte, erschienen Marko und Jean-Pierre-Cloude, nahmen ihre Plätze ein und begannen zu sprechen. „Wir sind zu der Entscheidung gekommen, dass Vampirjäger Jason mit einem gezielten Stich ins Herz hier vor euch getötet wird. Somit wird er gleich mit verhöhnt und wird für uns keine Gefahr mehr sein“, sagte Marko, wir sahen zu Jason und schwiegen. Dieser hatte jeglichen Mut verloren, war in sich hinein versunken und konnte niemanden in die Augen sehen. Als ich ihn so ansah tat er mir langsam leid und ich wollte nicht, dass er getötet wird. Schließlich wollte sich Jason nur an den Mörder seiner Schwester rächen und das hätte jeder getan. Auch wenn Martin es nicht gewesen war. Ich sah den Hinrichter, wurde leicht blass und schluckte. Dieser trat auf Jason zu, hob den Dolch und... „Nein“, rief ich, stand auf und alle sahen mich an. „Phoebe setz dich“, zischte Martin, zupfte an meinem Ärmel und war sehr ernst. Ich funkelte ihn wütend an, riss mich von ihm los und humpelte nach unten zu Jason. Neben ihm blieb ich stehen, sah jeden Vampir an und war sehr ernst. „Ich weiß, dass ich nicht gerade gerecht bin weil ich hier in euren Augen einen Fehler begehe. Dennoch ist es von euch nicht gerecht, jemanden umzubringen, der seine Schwester rächen wollte. Jeder von euch hätte es getan. Selbst Martin. Wieso nehmen wir uns also die Freiheit und verurteilen jemanden, der seine Schwester verloren hat? Das gibt uns keinen Grund für eine Hinrichtung. Natürlich ist mein Fuß wegen Jason gebrochen aber deswegen bringe ich ihn ja nicht gleich um. Was gibt uns das Recht so zu verurteilen, wie es uns beliebt? Wir sind selber Lebewesen und deshalb will ich nicht, dass Jason getötet wird“, sagte ich, nahm mir einen Stuhl und setzte mich. Im ganzen Saal war es still, keiner sagte ein Wort oder rührte sich. Ich wartete gespannt, hörte Jason leise atmen und war nervös. Nach ungefähr zehn Minuten Stille stand Stokeley auf, ging die Treppe runter und stellte sich neben mich. Ich sah sie stirnrunzelnd an, sie warf mir einen Blick zu und grinste. Kurz darauf erhob sich Jean-Pierre-Cloude, alle wandten sich zu ihm um und er räusperte sich. „Ich bin schon ziemlich alt und noch nie hat sich irgendjemand für einen Verurteilten eingesetzt. Was Phoebe gesagt hat, hatte seine Richtigkeit und ich gebe ihr recht. Wieso verurteilen wir jemanden, der es nicht verdient hat. Unser Gegner ist E.B., doch wir haben die Augen nur auf Jason gehabt und Phoebe ist wegen dem Vampir in Gefahr. Darauf sollten wir jetzt achten und nicht auf Jason. Lasst ihn frei“, erklärte er, zwei Wächter traten an Jason heran und banden ihn los. Jason erhob sich, drehte sich zu mir um und lächelte leicht. „Danke Phoebe. Du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich wäre ich jetzt tot. Außerdem tut es mir leid, was ich euch angetan habe und falls ihr mal Hilfe braucht, dann ruft mich an“, bedankte er sich bei mir, gab mir seinen Handynummer und verließ schnell die Vampirhöhle. Ich sah ihm noch kurz nach, steckte die Nummer weg und wandte mich zu meinen Freunden um. „Du warst klasse gewesen Phoebe! Ich wollte mich auch für Jason einsetzen aber ich hatte zu viel Angst gehabt“, meinte Stokeley, ich lächelte und nickte. Nur einer war nicht sehr begeistert und ich konnte es spüren. Es war mein Bruder Martin. Er sah mich ernst an, wandte sich um und verließ die Vampirhöhle. Ich folgte ihm so schnell ich konnte, suchte ihn und war bald im Wald. „Martin? Wo bist du?“, rief ich, blieb stehen und schaute mich um. Kein Martin, kein Vampir und kein Lüftchen. Als ich gerade wieder zurückgehen wollte, erschien eine dunkle Gestalt und trat auf mich zu. Ich wich zurück, er stand vor mir und hauchte mich an. Ich atmete das Gas tief ein, verdrehte die Augen und sank bewusstlos zu Boden...
Kapitel 21
Als ich wieder zu mir kam, setzte ich mich auf, sah mich um und mir stockte der Atem. Der ganze Raum wo ich wieder zu mir gekommen war, war aus purem Gold und selbst der Thron inklusive meiner Krücken, waren aus Gold. Ich erhob mich, humpelte langsam durch den Saal und betrachtete alles sehr genau. Plötzlich ging die Tür auf, ich wandte mich um und Lukas trat ein. „Ihr seid wieder zu Euch gekommen, Majestät. Willkommen in Eurem Thronsaal“, begrüßte er mich und brachte mir meine Krücken. „Kann es sein, dass ihr etwas verpasst habt?“, fragte ich, drehte mich von ihm weg und sank auf den Thron. „Aufgepasst?“, fragte er zurück, runzelte die Stirn und schließlich erhellte sich sein Gesicht. Ach das habt Ihr gemeint? Doch, doch! Das wissen wir bereits, aber Ihr seid immer noch die Königin des Blutes und werdet hier im Schloss wohnen. Ihr werdet die meiste Zeit hier im Thron sitzen und über das Volk regieren.“ Ich starrte Lukas sprachlos an, gluckste und brach dann in schallendes Gelächter aus. „Ja ganz klar! Ihr habt sie ja nicht mehr alle! Ich herrsche hier über gar nichts und eure dummen Klamotten brauche ich auch nicht“, brachte ich raus und plötzlich erschien Eduard Braxton. „Aber aber Phoebe. Das ist nicht sehr nett von dir. Es haben sich alle so viele Mühe gegeben um es dir recht zu machen. Sogar deine Freunde sind hier, inklusive den Fürsten und diesem Hector“, sagte Braxton, ich erhob mich und er führte mich in die Kerker. Dort waren sie wirklich alle, waren an der Wand gekettet und starrten ins Leere. „Phoebe da bist du ja! Geht es dir gut?“, fragte Daniel mich, ich nickte kurz, wandte mich zu E.B. um und funkelte ihn wütend an. „Lass sie sofort frei und mich gleich mit“, knurrte ich und E.B. grinste breit. „Das geht leider nicht meine Liebe. Nur wenn du deiner Krönung zustimmst“, erwiderte er, ich atmete tief durch und schluckte schwer. „Das ist Erpressung! Nur damit ihr endlich gewonnen habt! Wovon träumt ihr nachts?“ „Vom schwarzen Hintergrund, weil wir nichts mehr anderes sehen“, witzelte Braxton und wurde sofort ernst. „Also was ist nun? Wenn du zustimmst, dann kommen auch deine Freunde frei. Wenn nicht, dann darfst du zusehen wie sie alle sterben.“ Ich senkte den Blick, starrte zu Boden und dachte kurz nach. Es fiel mir sehr schwer, denn ich würde automatisch wieder ein Vampir werden und in mein Unglück stürzen. Als ich gerade antworten wollte, meldete sich Marko und er sah mich ernst an. „Tu es nicht Phoebe! Wenn du zustimmst, dann hast du kein normales Leben mehr. Du bleibst für immer eine Königin.“ „Ich habe keine andere Wahl. Wenn ich nicht zustimme, dann müsst ihr sterben und ich will nicht schuld an eurem Tod haben“, murmelte ich und wandte mich an Eduard Braxton. „Einverstanden. Ich werde Königin und ihr lasst meine Freunde frei.“ Braxton strahlte, nickte zwei Wächtern zu und diese befreiten meine Freunde. Sofort rannten Daniel und Stokeley auf mich zu und umarmten mich gleichzeitig. „Oh Phoebe, was hast du nur getan? Du wirst nie wieder Jura studieren können“, meinte Stokeley, ich sah sie an und nickte kurz. „Ich weiß es selber. Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Schließlich will ich meine Freunde nicht verlieren. Nicht noch einmal“, erwiderte ich, drehte mich um und humpelte davon. Dabei weinte ich leise und hätte mich ohrfeigen können. Wieso musste ich auch zustimmen? Meine Freunde hätten sich sowieso retten können. Doch es war zu spät und ich konnte es nicht mehr ändern. Ich kam wieder im Thronsaal an, schaute mich um und seufzte. Das sollte also meine Zukunft. Ich würde meine Eltern verlieren. Meine Freunde auch und sie nie wiedersehen. Als ich so in Gedanken war, kam Daniel rein und lächelte. „Was hast du und warum bist du noch hier?“, fragte ich und er setzte sich auf den Thron. „Du wirst nicht alleine sein, denn Martin, Stokeley und ich werden bei dir bleiben“, antwortete er und ich strahlte. Plötzlich ertönte vor der Tür ein Knall, ich zuckte zusammen und schaute hin. „Was war das?“, fragte ich, Daniel hob nur die Schultern und die Tür ging auf. Herein kam ein Mädchen mit langen pinken Haaren, einer Hüfthose und einem schwarzen Top. Sie hatte ein Schwert in der Hand und lächelte uns zu. „Na was ist nun? Wollt ihr hier übernachten oder flüchten? Draußen sind alle bewusstlos. Also los jetzt“, sagte sie ernst und Daniel nahm mich auf den Rücken. Dann folgte er dem Mädchen, lief raus aus diesem Schloss und bei den Vampirhöhlen kamen wir an. „Wer bist du?“, fragte ich das Mädchen, dieses lächelte und gab mir meine normalen Krücken zurück. „Mein Name ist Paige Swanson und ich gehöre zu diesem großen Löwen. Er ist mein Mentor!“...
Kapitel 22
Ich starrte Daniel an, er starrte zurück und als ich mich zu dieser Paige umdrehte, war sie auch schon verschwunden und wir standen alleine da. „Was war das denn für eine?“, fragte plötzlich Martin, ich hob nur mit den Schultern und atmete tief durch. „Keine Ahnung, aber ich denke wir haben sie nicht zum letzten Mal gesehen“, antwortete ich und wir gingen ins Internat zurück. Ende Mai hatten wir die Cheerleadermeisterschaft und fuhren dafür nach Erfurt, Thüringen. Das gefiel meinen Freunden überhaupt nicht, denn sie durften nicht mit und ich war nicht beschützt. Dafür war Mauricius anwesend und behielt ein Auge auf mich, was Martin sehr zufrieden stellte. In Erfurt hatten wir dann die Meisterschaft und einen Tag davor, traf ich auf Eduard Braxton. Mauricius war gerade bei mir, als Braxton erschien und mich ansah. „Da ist er schon wieder“, flüsterte Mauricius und stellte sich sogleich hinter mich. Braxton blieb zwei Meter vor mir stehen, sah Mauricius und war nicht gerade begeistert. „Hallo Phoebe! Wie ich sehe, bist du gut drauf und machst bei dieser Meisterschaft mit“, sagte er und ich nickte ernst. „Ja Braxton“, erwiderte ich und er lächelte leicht. „Da kann man dann wohl nichts machen. Aber keine Sorge. Ich habe genug Zeit und wir werden uns wiedersehen. Bis bald.“ Braxton drehte sich um und schritt in die Nacht hinaus. Ich sah Mauricius an, er erwiderte meinen Blick und schüttelte nur mit dem Kopf. „Der macht aber auch alles wahr. Irgendwann wird er sterben und wir haben dann endlich unsere Ruhe“, sagte er und ging ins Warme. Ich folgte ihm schnell, traf auf Susan und sah sie an. „Da bist du ja Phoebe. Komm schnell! Wir wollten doch ein Lagerfeuer machen und uns Gruselgeschichten erzählen“, sagte sie, lächelte und zog mich einfach hinter sich her. Ich grinste, setzte mich dazu und wir hatten viel Spaß. Bis spät in die Nacht saßen wir zusammen, redeten, erzählten und lachten, bis wir um drei Uhr ins Bett gingen. Am darauffolgenden Tag war die Meisterschaft, wir gaben uns viel Mühe und gewannen den Pokal. Mit diesem fuhren wir wieder zurück und kamen genau zum richtigen Zeitpunkt an. Am Ende jeden Schuljahres wurde der beste Schüler und die beste Schülerin gekürt und ich war gespannt. Ich stand mit den Anderen aus meinem Team neben der Bühne, wir sahen zu und warteten ab. Meine Freunde saßen in der Mitte des Saales, sahen zur Bühne und schwiegen. Ich folgte ihrem Blick, der Direktor Professor Dragon erschien und lächelte in die Runde. „Schön das ihr Alle hier seid und ich nun das Ergebnis vorlesen werde. Der beste Schüler in diesem Jahr ist Daniel Wrighton.“ Alle applaudierten, Daniel erhob sich und ging auf die Bühne. Dort bekam er eine Medaille, schüttelte die Hand des Direktors und lächelte. „Die beste Schülerin ist Merian Thomson.“ Wieder applaudierten alle, ein Mädchen mit roten Haaren betrat die Bühne und der Ablauf wiederholte sich. Danach hatten wir noch eine Woche bis zu den Sommerferien und genossen unser Zusammensein. Wir lagen draußen in der Sonne, alberten rum und hatten wiedermal viel Spaß. „Was macht ihr in den Ferien?“, fragte Stokeley, ich setzte mich auf und sah sie an. „Also ich bin in Amerika“, antwortete Daniel, ich grinste und gab ihm einen Kuss. „Ich bin in Rumänien, in Transilvanien und auf den Spuren von Dracula“, gab Martin hinzu und Stokeley wandte sich an mich. „Wo wirst du sein Phoebe?“, fragte sie mich, alle sahen mich an und ich lächelte. „Weit weg nach Neuseeland. Auf den Spuren von Der Herr der Ringe. Ich muss einfach mal raus aus Deutschland. Möglichst dorthin, wo mich ein gewisser E.B. in Ruhe lässt.“ Sie lachten darüber, ich stimmte mit ein und Stokeley sagte: „Ich bin in Italien. Venedig mit seinen vielen Gondeln und den tollen Sehenswürdigkeiten.“ Nach unserem Sonnenbad gingen wir rein, packten unsere Koffer und wurden am nächsten Tag abgeholt. Ich verabschiedete mich von meinem Daniel, er gab mir einen Kuss und ich lächelte. „Ich werde dich vermissen und passe auf dich auf“, sagte er, ich nickte und wir trennten uns um in die Ferien zu fahren.
Texte: Alle Rechte an diesem Buch gehören mir allein.
Tag der Veröffentlichung: 11.10.2011
Alle Rechte vorbehalten