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Ich hockte wie leblos an meinem Schreibtisch.Es waren gerade einmal zwei Tage vergangen.
Lächerlich.Überhaupt alles war lächerlich:Wohlbehagen,Glück und sämtliche Gefühle waren einfach irreal.
Nur die Liebe hatte einen Sonderstatus,sie war anders als alle anderen Emotionen.Sie war nicht lächerlich.Sie war hochgradig übertrieben,sozusagen der Witz im ganzen Gefühlschaos.
Klar klingt dies erschütternd aus der Sicht einer 16 jährigen Jugendlichen,was sollte ich dagegen tun?
Meine Mutter meinte einmal ich solle mich psychisch dagegen behandeln lassen,allerdings fand ich es garnicht so tragisch alles zu hassen.So konnte man wenigstens keine Gefühle für etwas aufkommen lassen,die im Endeffekt sowieso wieder zerstört werden.
Nach diesen tristen Gedanken raffte ich mich auf und ließ die letzten Tage,die mir selbst jedoch wie wenige Stunden vorkamen.Ich lief weiter bis zum Spiegel in den ich hineinblickte.Mein dunkelbraunes Haar hing hinter meinen Schultern herab.Weiche Gesichtszüge umrandeten meine glasig grünen Augen.Mein abgestumpftes Kinn stand genau im Verhältnis zu meiner dünnen gebrechlichen Nase.
Ich hasste mein Aussehen.Ich sah meiner Mutter viel zu ähnlich,die ein solch böser,abgrundtief falscher und gieriger Mensch war.
Aber was sollte ich ihr zum Vorwurf machen? Den Hass den sie mir gegenüber hegte? Die Demütigungen,die sie mir zufügte??
Nein.
Ich war doch selbst nicht anders.Ich hasste alle Menschen um mich rum,seien sie auch noch so nett.Und doch gab es einen entscheidenen Unterschied:
Ich konnte mich verlieben.
Das wusste ich noch nicht lang,aber ich war mir sicher.Ich hatte also eine Charaktereigenschaft mit meinem Vater gleich.Er starb als ich fünf war-die einzigen fünf Jahre in denen ich nicht von meinem Schicksal gezeichnet wurde.Der Tod meines Vaters läutete nämlich meinen mit ein.Keinen physischen.Meine Mutter zerstörte mein Herz mit der gnadenlosen Kälte,der ich ausgesetzt war.Doch der Eisblock,der fortan mein Herz gewesen war,war an diesem Tag ein wenig getaut.Und das durch diesen einen Jungen.
Ich ging in Gedanken das genaue Szenario von vor zwei Tagen durch.
Nach der Schule ging ich natürlich zu allererst nach Hause...gehen war allerdings übertrieben.Ich kroch förmlich bei dem was meine Aussenwelt mir für einen Ausblick bot.
Überall blühendes Leben.Die Pflanzen fingen an zu sprießen,die Tiergeschehnisse waren hautnah mitzuerleben und die Menschen träumten erneut von der großen,unendlichen Liebe.
Mein Hirn fragte sich nur ob das Gackern der Enten,die schrecklichen Farben der Blumen oder die Dummheit der Menschen mich in diesem Jammerzustand ließ.
Ich war unfähig weiter zu gehen und erlitt einen Schwächeanfall,allerdings landete ich nicht auf dem Bordstein.Ich wurde in Armen aufgefangen,deren Wärme mich fast tötete.Und ich spürte den ruhigen Puls des Menschen der mich aufgefangen hatte.Ich raffte mich auch um ihm ins Gesicht zu sehen, bis mir auffiel das ich ihn längst kannte.
Es war der Puls meiner Mutter der so unentweg ruhig schlug.Ich raffte mich auf woraufhin sie ein gemeines Lächeln aufsetzte:"Naaaa??Hast wohl gedacht dein Traumprinz würde kommen und dich auffangen und nicht deine überaus schreckliche Mutter,was?"
Sich über mich lustig zu machen war eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen,das wusste ich seit dem Tod meines Vaters.Ben hatte mich immer beschützt,doch sein Schutz weilte nicht ewig über mich.
Während ich meiner Mutter nicht antwortete wurde sie böse und fing an mich erneut zu verhöhnen was ich nicht mitbekam.Ich hatte für einen moment gedacht ich wäre jemandem in dieser Welt so wichtig,dass er mich vor einem Sturz bewahren würde,auch wenn er nicht heftig gewesen wäre.Doch da gab es niemanden.Ich hatte also vollkommen recht.Ich war durch und durch allein in dieser erbarmungslosen Welt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Jana,die mir eine große,großartige und unvergleichbare Freundschaft schenkt.

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