Wahnsinn des Krieges
Er stand angespannt in seinem Landungsboot, schwitzende Soldaten zu jeder Seite die er blickte.
Manche beteten, manche weinten, manche grinsten mit einer Art die ihm Angst bereitete.
Die See war unruhig wie die Männer in den Booten, als würde sie spüren das sich gleich etwas bewegendes, entscheidendes abspielen würde.
Die Stahlvernieteten Wände waren zu hoch als das der Junge hätte erkennen können wie weit sie noch vom Strand entfernt waren.
Nur die schweren Schüsse der deutschen Atillerie konnte er vernehmen. Dicht neben ihnen schlugen die großen und tödlichen Kugeln in das Wasser ein und erzeugten eine Fontäne die so hoch war das sie in das Boot hineinspritzte.
Unser Land braucht mehr Jungen wie dich hatten sie zu ihm in den wenigen Wochen der schnellen Ausbildung gesagt.
Doch was nutzten diese Worte hier Meilenweit von der Farm im Staate Alabama entfernt die er zuhause nennen konnte?
Was nutzten Worte gegen die schnellen Kugeln die aus den Gewehren der Feinde kamen?
Angst kroch seine Kehle hoch und erzeugte ein schweres Drücken hinter der Stirn. Schweiß rann herab und er konnte nur schwer Atmen.
Ein dicker Kloß hatte sich in seinem Hals gebildet.
Er stand nun, in einem Sarg aus Stahl, auf dem Ozean vor der Französischen Küste und wartete.
Wartete darauf das zu tun wozu er ausgebildet worden war.
Im Krieg gibt es nur Helden. Dieser Satz hatte ihn beeindruckt, damals. Doch die einzigen die zu Helden wurden waren die, die für ihr Land starben.
Der Junge bekam wieder diese Angst. Er wollte nicht sterben. Er war doch noch so Jung, er wollte nicht mehr Kämpfen er wollte viel lieber auf der Farm seiner Eltern sein und Arbeiten. Noch nie hatte er die Arbeit auf dem Feld so vermisst wie jetzt in diesem Moment.
Geschrei ertönte von oben. Bereit machen schrie sie.
Der Junge überprüfte seine Waffe wie er es gelernt hatte. Nur noch wenige Meter würden ihn von dem Tod trennen. Das wurde ihm Klar. Jetzt da es zu spät war.
Ein rucken und das Landungsboot kam zum stehen.
Metallisches Klimpern ertönte, Kugeln die von dem dicken Stahl abprallten wie Kirschkerne die er immer an den Traktor seines Dads gespuckt hatte.
Die große Klappe setzte sich in bewegung, senkte sich herab, legte den Blick frei auf das verstörendste was der Junge je gesehen hatte.
Sie drückten sich schnell aus dem Boot, legten sich flach in den Sand um nicht von den andauernden Schüssen aus den Bunkern oben am Hügel niedergemäht zu werden. Der Junge hob leicht den Kopf und musste sich beherrschen um nicht die Besinnung zu verlieren.
Überall am Strand lagen Tote, manche grausam zugerichtet mit riesigen, klaffenden Wunden. Manche schrien, sie flehten Gott an er möge sie verschonen, riefen nach ihrer Mutter und versuchten sich die blutenden Wunden zuzupressen.
Es stank bestialisch und alles drehte sich vor den Augen des Jungen. Er rappelte sich auf, mit einer schier grenzenlosen Wut im Bauch über diese grausamkeit. Er stand auf und dann fühlte er einen leichten Schmerz. Er blickte Langsam an sich herunter, sah das Blut aus seinem Bauch kam. Er war getroffen. Alles begann wie in Zeitlupe zu laufen während er auf den Boden zusammensackte.
Wofür war er von zu hause weggegangen? Nur für diesen Moment, hier zu sterben im Sand und neben seinen Kameraden?
Er merkte wie das Leben aus ihm wich, betrachtete noch ein letztes mal das grausame Schauspiel das sich im hier darbot.
Dann küsste er ein letztes mal das Kreuz das er unter seinem Hemd trug und schloss die Augen. Floh von diesem Ort, diesem Strand. Und floh vor dem Krieg. In ein besseres Leben.
Texte: Daniel Marquardt
Tag der Veröffentlichung: 14.03.2009
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