Cover

Blind Date


„Womit hab ich nur eine Freundin wie DICH verdient?“, fragte ich seufzend in das Telefon. „Vermutlich hast du in deinem letzen Leben deinen Mann betrogen oder so ähnlich …“ Das grinsen von Amelie konnte ich förmlich vor mir sehen. Wir wussten beide, dass ich sie liebte, egal was ich zu ihr sagte und das würde auch für immer so bleiben. „Und meine Strafe dafür ist jetzt also das ich mich von dir zu einem Blind Date überreden lasse, das weder ich noch der Typ will – dessen Namen du mir noch immer nicht verraten hast?“, schloss ich also das Telefonat kurz zusammen.
Es war Freitagabend und ich hatte eigentlich keine Lust dazu auszugehen, ich wollte mich noch nicht mal mit meinen Freunden treffen, warum sollte ich mich also mit einem Menschen treffen von dem ich rein gare nichts wusste?
„Jetzt sei nicht so eine Spaßbremse, Jan ist wirklich ein netter Typ und rein zufällig der beste Freund von Tom …“ Aha, daher wehte der Wind also …
„Der Jan, der rein zufällig der Mitbewohner von Tom ist? Der euch zwei bei anderen Sportlichen Aktivitäten erwischt hat? Der Jan der dafür sorgt das du in letzter Zeit wirklich unausstehlich und verspannt bist?“ „Ähmm …“ Ha, ich hatte sie voll erwischt! „Ja, aber so wie du das jetzt sagst ist es gar nicht, ich meine, ich lasse dich nicht zu einem Blind Date auftanzen nur damit ich mit Tom die Wohnung allein hab oder so …“
„Amelie, du kannst noch immer nicht lügen, auch wenn ich jetzt nicht neben dir stehe und diese Furche auf deiner Stirn sehe, weis ich das …“, merkte ich grinsend an. „Warum hast du mir nicht einfach gesagt dass du Toms Mitbewohner loswerden willst und ich Babysitten soll? Dann hätte ich nicht versuchen müssen deine Gefühle zu verletzen sondern gleich NEIN gesagt.“, so langsam wurde ich echt sauer, was konnte ich schon dafür, dass sie nicht rangelassen wurde? Ich liebte sie wirklich und sie war wie eine Schwester für mich, aber an einem gewissen Punkt war Schluss und dieser war eindeutig eingetroffen als sie mich, für ein paar Stunden mit ihrem Freund, einfach so vermietet hatte als würde ich immer auf Abruf für sie bereit stehen. War ich etwa ihr persönliches Callgirl?
Amelie hatte anscheinend meine Gedanken gelesen, den schon klang es aus dem Hörer: „Aber so ist das doch gar nicht, er ist wirklich nett, ist zwei Jahre älter als du und studiert Kunstgeschichte. Ihr habt beide den gleichen Film und Musikgeschmack und er liebt genau so sehr ausländische Küche wie du, ich hab mir wirklich gedacht, dass ihr beide gut zusammen passen könntet. Das die Wohnung dann leer währe ist nur ein sehr positiver neben Effekt, ich bin zwar nicht schüchtern oder so, aber die Wände in dieser Wohnung sind wirklich sehr dünn. Ich hab letztes Mal sogar gehört wie Jan sich in seinem Bett gedreht hat, um ein Uhr Nachts … “
„Man verdammt Am, dann verzieht euch doch in sein Auto, mit siebzehn hat dich das ja auch nicht gestört.“ Auch wenn ich zugeben musste das mich ihre Beschreibung neugierig machte konnte ich nicht behaupten scharf darauf zu sein noch einmal aus meiner Jogginghose zu schlüpfen und mich auf zu Brezeln.
„Biiiiiiiiiittttteee !!!!“, kam es nun aus dem Telefonhörer und ich konnte dabei praktisch ihre grünen Kulleraugen vor mir sehen, „Für mich, nur dieses eine mal, ich brauch echt deine Hilfe, Kat, wenn ich nicht verrückt werden will – oder zur Mörderin. Und der Liebe Gott allein weiß wie nah ich schon dran bin.“ Resigniert atmete ich tief aus und wieder ein. Irgendjemand sollte mir für diese Tat heute einen Orden verleihen, immerhin hatte ich doch ein Verbrechen verhindert …
„Aber nur dieses eine Mal, er bezahlt und du bittest mich nie wieder um so einen gefallen.“
Der Aufschrei am anderen Ende der Leitung war so laut, dass ich den Hörer von meinem Ohr nehmen musste. „Oh Gott, Danke, Danke, Danke. Hab ich dir heut schon gesagt wie sehr ich dich Liebe Katharina?“ „Ja, aber du kannst es gern noch einmal sagen.“, nun entwich auch mir ein lachen, ich konnte ihr einfach nicht böse sein, nicht einmal dann wenn ich allen Grund dazu hätte. „Ich Liebe dich mehr als Schokoladen Eis und tu mir bitte noch einen gefallen und zieh das rote Kleid an das ich dir zum Geburtstag geschenkt hab, Jan holt dich um halb neun im Wohnheim ab, deine Zimmernummer kennt er schon. Ihr geht in das neue Thai Restaurant, der Tisch ist dort auf Jans Namen reserviert, also habt viel spaß und ich Schulde dir wirklich was.“ „Ja das meine ich auch, ich will morgen alle Einzelheiten erfahren, am besten beim Brunch, so gegen halb elf?“, jetzt da wir anscheinend den schwierigen Teil des Gespräches hinter uns hatten wurde sie wieder lockerer. „Ja, genau das machen wir.“ Stille kehrte ein, ich wollte mich schon fast verabschieden als Amelie noch mal was sagte. „Und Kat?“ „Ja?“, ich wusste schon auf was sie hinauswollte, aber ich würde ihr sicher nicht den gefallen tun und Kampflos aufgeben.
„Wehe du ziehst nicht das rote Kleid an, wir wissen beide ganz genau das ich das herausfinden werde und dann werde ich der ganze Welt unsere Hochzeitsfotos von der ersten Klasse zeigen, und zwar nicht die niedlichen sondern die in denen du der Bräutigam bist und feststellst das dir dazu ein Körperteil fehlt.“, das waren echt schwere Geschütze selbst aus dem Mund von Amelie. „Das machst du nicht wirklich.“ „Wollen wir wetten?“ Kurz überlegte ich wie meine Chancen standen wenn ich gegen Amelie anfing wegen so etwas zu wetten, dann dachte ich an unsere gemeinsame Vergangenheit und was sie schon alles in unserer Kindheit wegen einer Wette gemacht hatte. Ein Bild tauchte vor mir auf von einer sechzehn Jährigen Amelie die in der Kirche aufstand und dem alten Pfarrer einen Kuss auf dem Mund gab. Damals war es nur um eine Mathe arbeit gegangen, heute ging es um meine peinlichsten Erlebnisse…
Nein, mit ihr zu wetten währe eine wirklich schlechte Idee gewesen. „Nein danke, ich werden das Kleid anziehen, auch wenn ich dann die nächsten Wochen wegen einer Nierenentzündung im Bett liegen werde, so freizügig wie das Ding ist.“ „Du sollst dich ja damit nicht auf den Boden werfen, es sein den du willst unbedingt, sondern es einfach nur anziehen und dich damit von deiner Beheizten Wohnung, zu einem Beheizten Auto in ein Beheiztes Restaurant gehen und wieder zurück.“, meinte sie und ich konnte fast sehen wie sie wütend wurde, der Klüger gab nach sagte ich mir immer wieder vor.
„Okay du hast gewonnnen, ich ziehe das Kleid an und lasse mich abholen, jetzt lege ich lieber auf bevor du mir noch mehr Anweisungen gibst und dabei schamlos ausnutzt das deine du all unsere Kinderfotos hast.“
Nach einer weiteren Drohung aus Amelies Mund legte ich endgültig auf und sah auf die Uhr, es war gerade Mal halb acht, ich hatte also noch eine ganze Stunde Zeit, wenigstens darüber musste ich mir keine Gedanken machen. Auch wenn ich nicht gerade das hässlichste Wesen auf Erden war, so war ich doch auch nur ein Mensch und brauchte so wie alle anderen Menschen auch Hilfsmittel um wirklich hübsch auszusehen.
Kurz Entschlossen kramte ich also das rote Kleid aus meinem Schrank und suchte dazu auch noch passende Schuhe in schwarz und ein schwarzes Armband, das ich von meiner Mutter letztes Weihnachten bekommen hatte, heraus. Wenn ich mich schon schick machen sollte dann wenigstens Richtig. Schnell verschwand ich damit ins Badezimmer und hoffte, dass meine Mitbewohnerin Laura erst Nachhause kam wenn ich schon weg war. Ihre Mitleidigen Blicke darüber das ich an einem Freitagabend nichts besseres zu tun hatte als zu einem Blind Date zu gehen zeigten sich auch so schon in meinem eigenen Kopfkino.
Mann ich hasste Blind Dates wirklich.
Als ich jedoch, nach dem Duschen, vor dem Spiegel stand und meine Haare geföhnt hatte, setzte in meinem Bauch auch schon ein leichtes kribbeln ein. „Verdammt“ Warum musste ich ausgerechnet jetzt nervös werden, bei einem Date mit einem Kerl den ich noch nicht mal kannte? Ich war jetzt dreiundzwanzig Jahre alt und hatte immer noch Angst davor mit einem Kerl allein zu sein den ich nicht kannte – wie peinlich ist das eigentlich?
Wobei wenn man es aus einem anderen Blickwinkel betrachtete ergab das doch auch irgendwie Sinn, immerhin war mein letztes Date schon vier Monate her und das war nicht besonders gut gewesen. Noch heute bekam ich manchmal Gänsehaut wenn ich an den Abend dachte.
Kajal auftragen war auch ohne eine zittrige Hand nicht leicht, aber so wurde es zu einer unlösbaren Aufgabe, wenigstens für mich, alle anderen in meinem Umfeld konnten das anscheinend auch während des Autofahrens noch Fehlerfrei. Beim dritten Versuch stach ich mir dann fast das Auge aus und gab es schließlich ganz auf, es würde auch nur mit Wimperntusche gehen.
Als ich fertig war betrachte ich mich im Spiegel und war eigentlich ganz zufrieden mit mir. Das rote Kleid war ein Traum, auch wenn es für Mitte Oktober schon fast zu kurz war. Es Endete schon fünf Zentimeter über meinem Knie, und auch wenn es sonst keinerlei Ausschnitt hatte so brauchte man doch nicht viel Fantasie um zu wissen wie es darunter Aussah. Meine Haare vielen in leichten, braunen Locken rund um mein Gesicht, auch wenn ich diese Dinger die meiste Zeit meines Lebens hasste, hatten sie auch ihre guten Zeiten. Jetzt musste ich nur noch eine Jacke finden, die den gewagten Rückenausschnitt des Kleides, wenigstens bis zum Restaurant, verdeckte. Kaum hatte ich den schwarzen Trenchcoat übergezogen, klopfte es auch schon an der Tür.
Als ich jedoch die Tür öffnete blieb mir mein Herz stehen. „Scheiße“, entfuhr es mir, und ich schlug die Tür so schnell es ging wieder zu.
Toms bester Freund Jan war der gleiche Jan der mir mein Herz gebrochen hatte. Jetzt wusste ich wieder warum ich Blind Dates hasste.

Kaum war ich wieder zu Atem gekommen, da klopfte es auch schon wieder an der Tür. „Verschwinde, verdammt noch mal. Hätte ich gewusst das du DER Jan bist, hätte ich mich lieber umgebracht als mit dir zu essen – an diesem Fakt hat sich übrigens nichts geändert.“ „Man komm schon Kat, lass mich rein!“ „Ha! Ich soll dich jetzt auch noch in meine Wohnung lassen? Sei froh das du überhaupt noch lebst und ich dich nicht schon vor fünf Jahren umgebracht und im Wald verscharrt habe.“ „Aber wo soll ich den hin?“, klang es leicht verzweifelt durch die Tür. „Tja, du kannst es ja an einer anderen Tür versuchen, du hattest ja früher auch keine Probleme damit bei einer anderen rein zu kommen, wenn du eigentlich mit jemand anderen ein treffen hattest.“, erwiderte ich wütend, nein wütend war noch gar kein Ausdruck. Wenn ich Feuer hätte spucken können oder ihn auch nur Verhexen – ich hätte es getan, leider funktionierte das im echten Leben nicht. Ich hatte es mit einer Wudo Puppe vor Studien Beginn versucht – nun das schien nicht wirklich geklappt zu haben. „Auch wenn du es mir jetzt vermutlich nicht glaubst, aber ich hab mich geändert.“
„Ha, das ich nicht lache! Du und ändern? Das würde nur funktionieren wenn du von Außerirdischen entführt worden wärst und die dann in ihrem Raumschiff eine Gehirnwäsche bei dir durchgezogen hätten – diese Situation ist jedoch mehr als nur ein bisschen Waghalsig.“, meinte ich und verfluchte mich selbst innerlich dabei das ich ihm überhaupt antwortete. „Damit hast du vermutlich Recht meine Liebe, ich hab aber auch nie behauptet, dass es so war. Ich hab mich aber geändert. Das schwöre ich dir.“ „Nicht mal in deinen Träumen, Jan. Und wenn du mich noch einmal deine Liebe nennst dann verspreche ich dir dich doch noch zu töten.“, langsam wurde ich wirklich sauer auf die andere Seit der Tür. Aber ich war stärker, ich konnte sie ignorieren, wenn ich nur fest genug daran glaubte.
Ich konnte es schaffen, ich musste einfach nur Tief durchatmen. „Komm schon Kat, ich erzähl dir jetzt ein Geheimnis. Ich hab mich nur geändert weil du damals gesagt hast das einen Menschen wie mich so keiner jemals lieben wird – klar am Anfang hab ich dir nicht geglaubt und hab noch so weiter gemacht, aber an meinen Beziehungen hat sich dadurch nichts geändert und ich hab noch mal Angefangen darüber nachzudenken.“, er klang dabei so ehrlich das ich es ihm kurz abnahm, ganz kurz wenigstens. Ich konnte ihn ignorieren, ich musste nur die ruhe in mir finden um das auch wirklich durchzustehen. Ich hörte wie er an der Tür langsam hinab glitt und sich setzte. Machte er es sich jetzt da draußen gemütlich? „Irgendwann hab ich dann eingesehen, dass du die ganze Zeit Recht hattest.“

Ich wusste dass es vermutlich ein Fehler von mir gewesen war diesen Satz laut vor ihrer Zimmertür auszusprechen, aber auch ein Mann hatte nur bedingt Geduld. Und wenn es um Katharina ging hatte ich, immer schon, weniger geduld gehabt als ich eigentlich sollte.
Damals war ich ein echter Arsch gewesen und das hatte ich auch mehr oder weniger gewusst, aber es hieß doch immer das Frauen mehr auf den Bad Boy abfuhren als auf den braven Jungen von nebenan, es war schlicht und einfach Karma das ich mich in genau diese eine Frau verliebt hatte die das alles anders sah.
Ich hatte sie fast ein ganzes Jahr lang gesucht, sie aber nirgends gefunden. Und jetzt saß ich hier vor ihrer Tür, in einem Wohnheim in dem der Östrogenwert viel höher lag als ein einziger Mann ertragen konnte, und sprach einfach nur das aus was ich fühlte – verdammt was ich fühlte? Das Östrogen musste mich schon viel weiter unter Kontrolle haben als ich gedacht hätte. Wenn Katarina mich bloß nicht mehr ignorieren würde …

Das reichte, ich konnte ihn einfach nicht mehr ignorieren, was bildete der sich eigentlich überhaupt ein zu behaupten, dass er sich geändert hätte und dass das ganze auch noch meine Schuld war? Schnell marschierte ich zur Tür und riss diese auf. „Wie kommst du darauf mir nach so vielen Jahren so etwas zu sagen? Verdammt noch mal ich hab drei Jahre lang gewartet das du es einsiehst und mir sagst das du falsch lagst und du mich doch lieben könntest!“ Verdattert saß er mir zu Füßen und sah mich schockiert an. „Was?“
Da erst bemerkte ich, dass wir hier nicht allein waren und dass die anderen schon aus ihren Zimmern kamen um uns besser beobachten zu können. Na toll jetzt wurde ich auch noch zum Gesprächsthema. Ich merkte schon wie es heiß in meinen Wangen wurde, drehte mich um und wollte wieder in mein schützendes Zimmer marschieren. Ich war schon fast drinnen als mich eine Hand um meinen Knöchel packte und mich festhielt.
Kaum hatte seine Hand meinen Körper berührt, kamen die Erinnerungen wieder hoch und das kribbeln setzte wieder ein, Erinnerungen an eine Zeit in der ich noch glücklich und voller Hoffnung war.

„Du willst doch nicht schon aufstehen oder?“, ein junger Jan packte mich von hinten um die Hüften und zog mich fest an seinen Körper und fingt dabei ganz langsam an mich von meinem Hals abwärts mit kleinen Küssen zu überhäufen. „Aber ich muss. Ich hab morgen einen Englisch Test. Die letzten beiden Tage hab ich ja schon nicht wirklich viel dafür gelernt – findest du nicht auch?“ „Ich denke du hast in den letzten zwei Tagen sehr wohl etwas gelernt.“ Damit drehte er mich zu sich um und fing ganz langsam an mit seiner Hand auf meinem nackten Rücken auf und ab zu wandern, prompt hatte ich auch schon eine Gänsehaut und Jan der das auch gleich merkte fing an schief zu grinsen.
„Bild dir ja nichts darauf ein – mir ist einfach nur kalt.“. anstatt das es ihm jedoch einen Dämpfer verpasste, zog er seine Augenbrauen nach oben. „Kalt ist dir also?“, kaum hatte er das gesagt waren seine Hände auch schon um meine Hüften und er zog mich fest zu sich heran „Dagegen kann ich was machen ...“ Aufreizend ließ er seine Hüften an meinen Kreisen und zeigte mir so überdeutlich auf was genau diese Anspielung abzielte. Prompt fing es in meiner Magengegend an zu kribbeln und die Gänsehaut breitete sich auf meinen ganzen Körper aus. Wie von selbst legten sich meine Hände um seinen Hals um ihm noch ein Stückchen näher zu sein. Dieser verdammte verräterische Körper! „Ich kann wirklich nicht.“
„Das sagtest du schon.“ Und dann verschloss er meinem Mund mit dem seinen. Jans Küsse waren schon immer einzigartig gewesen, der Druck seiner Lippen war einfach perfekt. Ganz langsam und sachte begann er mit leichten Küssen die immer intensiver wurden, unvermittelt biss er sanft in meine Unterlippe und brachte mich so dazu meinen Mund für ihn zu öffnen. Unsere Zungen tanzten einen wilden Tanz, während seine Hände schon wie so oft meinen Körper eroberten. Kaum hatte sein Mund den meinen frei gegeben entfuhr mir auch schon ein leises stöhnen. „Na wie sieht es jetzt aus, willst du lernen gehen?“ Dabei hauchte er weiter kleine Küsse auf meine Wangen, meinen Hals, den Schultern und auch dem Rest meines Körpers. „Du Mistkerl weißt ganz genau, dass ich jetzt nicht aufhören kann.“, die Beleidigung aus meinem Mund klang nur leider nicht wie eine sondern mehr wie ein Kosewort und der Rest des Satzes ging irgendwie in einem Stöhnen unter. „Ihr Wunsch ist mir befehl, Madam.“, erwiderte Jan mit einem Lachen. Ein Lachen das ich sieben Jahre erfolglos zu verdrängen versuchte.

Die Erinnerungen an damals ließen mich Augenblicklich erstarren, das war das letztes Mal gewesen das seine Finger meinen Körper umschlungen hatten. Wenigstens bis heute, wobei ich auf diesen kleinen Exkurs in die Vergangenheit wirklich hätte verzichten können.
Anscheinend hatte ich die Augen so erschrocken aufgemacht oder er erinnerte sich auch an diesen Tag, was ich stark bezweifelte, das er sofort meinen Knöchel los ließ. Das sich als großen Fehler herausstellte, den kaum waren seine Finger nicht mehr um meinen Knöchel geschlungen war der Halt, auf den ich mich die ganze Zeit verlassen hatte, weg und ich stolperte nach vorne. Konnte mich aber zum Glück noch fangen bevor ich auf meiner Nase landete. „Kat hast du dir wehgetan?“ Erst da wurde mir wieder bewusst, dass ich nicht eine meiner bequemen Jeans und flache Schuhe anhatte sondern immer noch das kurze rote Kleid mit den High Heels, das wenn ich seinen Blick richtig deutete, durch den Ausfallschritt gerade einen wunderbaren Blick auf mein Höschen freigelegt hatte.
„Oh Gott, kann dieser Abend eigentlich noch schlimmer werden?“, fragte ich rhetorisch in den Raum hinein. Natürlich musste Mister Oberschlau darauf antworten: „Tja, ich könnte ein Serienmörder oder ein absoluter Nerd sein.“ „Ich bin nicht so der Typ von Serienmörder und Nerds würden sich niemals bei dem Freund meiner besten Freundin wohnen, da bin ich mir fast ganz sicher.“
„Gut zu wissen, können wir jetzt wieder zum Thema von gerade zurückkommen?“ Kurz sah ich ihn verwirrt an, was für ein Thema von gerade eben? Dann kam es mir wieder. „Das von gerade vergisst du bitte wieder so schnell es geht. Ich war für einen kurzen Moment verwirrt und wusste nicht was ich da gesagt habe. Können wir so tun als währe das niemals passiert? So wie unsere gesamte Beziehung?“ „Nein verdammt können wir nicht.“, erst da merkte ich wie verzweifelt sein gesamter Gesichtsausdruck war. „Ich kann es nicht vergessen, Kat. Ich will es nicht vergessen. Ich hab dich gesucht verdammt und du warst weg! Du hast deinen verdammten Nachnamen geändert und die Stadt verlassen und jetzt hältst du mir vor das ICH nicht zurückgekommen bin? ICH HAB DICH GESUCHT VERDAMMT NOCH MAL!“ Kaum waren die Worte über seine Lippen war ich noch geschockter als zuvor.
Er hatte mich gesucht? Jan hatte MICH gesucht?
„Wann?“ „Zwei Jahre später, ich hab mein Leben auf die Reihe gekriegt und wollte es mit dir Teilen, doch du warst schon nicht mehr da.“ „Klar war ich da“, die Wut und die verzweiflung kochten wieder in mir hoch. „Ich war da, die ganze Zeit und hab auf dich gewartet.“ „Ich war bei dir Zuhause, nur war da niemand mehr. Keine Nachsendeadresse oder Telefonnummer nichts.“ „Ich bin umgezogen als mein Vater tot war, Krebs, wir haben die Diagnose drei Tage nach unserem Streit bekommen. Ich hab ihn Zuhause gepflegt und deshalb erst vor drei Jahren mit dem Studium angefangen.“, wie immer wenn ich über den Tot meines Vaters sprach wurde auch jetzt meine Brust eng und ich hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Tränen stiegen mir in die Augen und brannten dort, ich ließ jedoch nicht zu das Jan meine Tränen sah, das hatte ich mir schon vor Jahren geschworen. „Das hab ich nicht gewusst Kat, ich … Es tut mir alles so leid.“
Seine Worte brachten das Fass zum überlaufen. „Ja mir auch – könntest du jetzt bitte gehen? Ich muss eigentlich noch lernen und ich denke wir beide sind nicht sonderlich scharf auf das Date.“ „Kat …“ „Nein, verdammt jetzt geh endlich oder ich breche hier zusammen.“ „Aber ich …“ „Raus – sofort!“, eine der Tränen bahnte sich schon einen Weg über meine Wange und rann dann in meinen Mundwinkel, kaum spürte ich das Salz auf meinen Lippen wusste ich nicht mehr wie lange ich die Tränen noch aufhalten konnte.
Jan bemerkte meine tränen jetzt offenbar auch, er hatte schon immer Respekt vor weinenden Mädchen gehabt und zufrieden stellte ich fest, dass sich an dieser Tatsache nichts geändert hatte. „Verschwinde Jan. Verschwinde doch endlich aus meinem Leben!“ Sichtlich schockiert von meinen Worten wusste er nicht mehr was er noch sagen sollte, also kehrte er mir den Rücken zu und ging auf die immer noch offene Tür zu. Kurz bevor er jedoch über die Schwelle trat, drehte er sich noch einmal um. „Es tut mir wirklich leid wie das alles gelaufen ist, das musst du mir einfach glauben, Kat.“, damit drehte er sich um und schloss die Tür hinter sich. Kaum war diese ins Schloss gefallen konnte ich nichts mehr zurückhalten und begann erbarmungslos zu heulen. Ich heulte fast noch mehr als damals als er mich das erste Mal verlassen hatte oder als die Diagnose vom Arzt kam. Ja ich heulte sogar mehr als auf der Beerdigung als mir die Tatsache in den Kopf schoss, dass ich jetzt ganz auf mich gestellt war. Doch das schlimmste an dieser ganzen Situation war, das es sich so gut anfühlte alles aus sich raus zu lassen und sich ganz seiner Trauer hinzugeben. Den im Endeffekt machte ich nichts anderes als um mich und mein Leben zu trauern.

Katharinas Tränenüberströmtes Gesicht ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich sah sie immer wieder vor mir wie sie da stand mit diesen absurd hohen Schuhen und dem roten Kleid, bei dem ein Mann nicht mehr viel Fantasie brauchte.
Alle die Jahre hatte ich immer mal wieder an sie denken müssen, an die Frau der ich das alles zu verdanken hatte, mein ganzes Studium. Doch sie zu sehen war etwas ganz anderes, ich hatte sie noch nie so gesehen, noch nie so verletzlich, so zierlich und auf eine Art auch noch nie so anziehend. Gott – ich fand eine Frau die Tränenüberströmt vor mir stand anziehend? Nein, nicht die Tränenüberströmende Kat hatte mich angezogen, sondern viel mehr die Starke unabhängige Frau die sie geworden war und die noch immer genau so viel Temperament hatte wie ein Teenager. Kaum hatte ich jedoch meine Wohnungstür erreicht viel mir wieder ein warum ich sie heute gesehen hatte, das Blind Date, die Wohnung.
Aber wo sollte ich jetzt verdammt noch mal hin?
Kurz entschlossen tat ich einfach das was alle Männer schon seit Urzeiten taten wenn sie streit mit einer Frau hatten, sie ließen sich voll laufen und suchten sich eine andere, Doch irgendwie hatte ich keine Lust auf eine andere, ich wollte nur Katharina in dem roten Kleid ganz für mich allein, am besten für ein langes Wochenende.
Schon allein der Gedanke daran machte es mir schwer die Treppen wieder hinunter zu gehen, so war das schon immer zwischen uns gewesen. Ich musste sie bloß sehen und war schon zu jeder Schandtat bereit und dieses Mädchen hatte mich früher zu wirklich sehr vielen Schandtaten gebracht, die Frau jedoch die ich heute gesehen hatte konnte mich noch zu viel schlimmeren Dingen motivieren, da war ich mir sicher …
Ich musste nur daran Denken wie sich die Haut ihrer Knöchel unter meinen Fingern angefühlt hatte und schon spürte ich wieder wie es war ihr nah zu sein, ich hatte sofort daran denken müssen wie es war sie zu Lieben, wie es das letzte mal gewesen war – das letzte mal. Gott, was war ich nur für ein Idiot?

Zombies, Geister und Furien


Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte waren meine Augen gequollen und draußen ging gerade die Sonne auf, es war Samstag und ich hatte noch immer nicht gelernt. Das Studium selbst machte mir eigentlich wirklich spaß, ich mochte es das ich mir meine Termine und Vorlesungen selbst einteilen konnte und das Gefühl davon frei zu sein und tun und lassen zu können was ich wollte. Auch wenn ich nie die typische Party Studentin war wusste ich es doch zu schätzen auch mal einen Tag lang blau machen zu können und dabei nur mir selbst gegenüber Rechenschaft zu schulden.
Langsam setze ich mich auf meinem Bett auf, ich wusste nicht einmal mehr wie ich von der Mitte des Raumes bis hier her gekommen war, im Moment war mir das aber auch gleichgültig. Lauras Bett war noch gemacht, also musste sie wohl wieder in einem andern Bett geschlafen haben. Laura war die typische junge Studentin, sie studierte jetzt im zweiten Semester Kunstgeschichte hier an der Uni. Sie war ausgeflippt und hatte mehr als einen Typen in ihrem Telefonbuch mit dem sie mehr als nur Freundschaft verband. Sie lebte jeden Tag mit einem neuen Schwung an Energie und ich beneidete sie dafür mehr als ich jemals offen zugeben würde. Laura färbte sich jeden Monat die Haare in einer anderen ausgeflippten Farbe und ihr Mode Geschmack reichte von schick bis ich lebe auf der Straße. Ihre Nägel bemalte sie fast täglich in einer neuen Farbe oder mit neuen Mustern, bei ihr konnte wirklich alles passieren. Ich war gegen sie ein graues Mauerblümchen das zu wenig gegossen wurde, wie sie es einmal so schön ausgedrückt hatte. Ich kleidete mich gern etwas konservativ sportlich und hasste nichts mehr als mir meine Nägel zu streichen und dann zu merken, dass sie nicht zu meinem Outfit passten. Ich liebe und hasse meine Haare gleichzeitig und drohe ihnen in regelmäßigen Abständen an das ich sie abschneide.
Doch obwohl wir so große Unterschiede hatten mochte ich Laura und respektierte sie auch dafür, dass sie genau wusste wer sie war.
Und im Moment mochte ich sie sogar noch mehr weil sie meinen kleinen Zusammenbruch nicht mitgekriegt hatte. Langsam rappelte ich mich hoch und ging Richtung Kleiderschrank, öffnete ihn und zog eine Levis und einen meiner neuen Burton Pullis raus, dazu noch frische rosa Blümchen Unterwäsche und gelbe Socken. Irgendwo hatte ich nämlich gelesen das bunte Socken die Laune heben sollten und genau das brauchte ich gerade. Auf den Weg ins Bad machte ich noch schnell die Kaffee Maschine an schloss mich dann ein. Kaum hatte ich einen Blick auf mein Spiegelbild erhascht erschreckte ich mich vor mir selbst. „Ich bin ein Zombie.“ Aus dem Spiegel starrte mich eine Frau an die durch aus schon in den Mitte Dreißigern stecken konnte, sie hatte ein zerknittertes rotes Kleid an, das sich an ihren Hüften hochzog, die Steine des Armbandes hatten sich in meine Haut gelegt und dort rote stellen hinterlassen. Das schlimmste jedoch war mein Gesicht, die Wimperntusche war verlaufen und zeichnete meine Tränen nach, meine Haare, die sich gestern noch in weichen Locken um mein Gesicht geschwungen hatten, glichen heute mehr einem Vogelnest. Der rote Lipgloss war verschmiert und nicht mehr nur auf meinen Lippen sondern auch auf meinem Kinn und einer meiner Ohrringe war verloren gegangen. Langsam holte ich tief Luft, schaltete den Radio ein und begann mich so auszuziehen während die Dusche langsam warm wurde. Schon immer brachte mich nichts so sehr auf den Boden der Tatsachen zurück wie eine warme Dusche. Nach fast einer halben Stunde bei meiner eigenen Regenerierungstherapie war ich schon fast bereit den gestrigen Abend aus meinem Gedächtnis zu streichen, fast wenigstens.

Doch leider konnte ich es nicht vergessen. So war es in meinem Leben schon immer gewesen, da gab es etwas das ich unbedingt vergessen wollte und genau dieses Detail musste meine Umwelt dann immer und immer wieder hervorheben.
Erinnerungen an meine Kindheit drängten sich auf:

Ich war gerade mit Jan einen Anzug aussuchen für seinen baldigen Schulabschluss. „Der steht dir echt gut, du solltest eigentlich gar nichts anderes als Anzüge tragen …“, und das meinte ich wirklich so. Seine breiten Schultern kamen darin noch besser zur Geltung. Der Kontrast des edlen Anzuges mit seinem kantigen Gesicht war ein gefundenes Fressen für jeden Künstler und mehr als einmal wünschte ich mir ihn so zeichnen zu können. Leider war ich jedoch künstlerisch total unbegabt und ich hatte auch nicht das Gefühl das sich das jemals ändern würde.
„Also ich wüsste da etwas besseres.“, meinte er grinsend und prompt schoss mir die röte ins Gesicht, dieser verdammte Mistkerl schaffte es immer wieder das ich in der Öffentlichkeit rot anlief. „Bist du das Kathi?“, ich drehte mich der Stimme entgegen und erstarrte, vor mir stand meine schlimmste Erzfeindin seit sie damals im Kindergarten meinen Lutscher geklaut hatte. „Ich hab ja schon immer gewusst das du eine schwäche für Anzüge hast, aber ich finde es sehr schön wenn du diese schwäche jetzt auch Auslebst. Kannst du dich noch daran erinnern wie du den alten Anzug von Amelies Vater angezogen hast und so am Sonntag in der Kirche erschienen bist? Als dann jemand sagte, dass du so doch nicht in die Kirche gehen kannst, hast du dich einfach mitten in der Kirche ausgezogen. Ich glaube ich hab so gar ein Foto davon Zuhause.“ Nicht nur sie hatte ein Foto davon Zuhause, Montag früh war das Foto in der Kirchenzeitung erschienen und so für jeden Menschen zugänglich gewesen.
Schon damals hatten die Leute gerne hinter meinem Rücken über mich getratscht.

Genau so wie heute, den kaum bin ich so weit schon fast über das geschehene lachen zu können, da piept auch schon mein schlimmster Albtraum. Auch bekannt als Handy.

Amelie


Na wie war dein Date gestern? Jan ist nicht Nachhause gekommen und du hast unser Date vergessen außerdem hab ich einen Anruf vom Restaurant bekommen das der Tisch nicht mehr länger frei zu halten ist …

Ich Atmete aus. Klar ich hatte schon vorher gewusst, dass Amelie mit ihren Stalker Qualitäten irgendwann die Wahrheit herausfinden würde, ich hatte aber ehrlich nicht damit gerechnet das das schon so früh der Fall sein würde.
Aber was genau sollte ich ihr jetzt schreiben? Eine Spur zu verzweifelt für einen Samstagmorgen griff ich nach dem Handy und tippte eine Antwort die bestimmt noch mehr Fragen aufwerfen würden als sie ohne hin schon taten.
Verdammt, warum hatte gestern nicht ein kleiner schüchterner Nerd vor meiner Tür stehen können? – nicht zum ersten Mal an diesem Tag fragte ich mich das, aber eine Antwort darauf blieb mir nach wie vor verwehrt.

Katharina


Naja, es war ganz interessant …
Das nächste Mal sagst du mir nur bitte den Nachnamen dazu ….

Kaum hatte ich die SMS weggeschickt kam mir auch schon mein Fehler auf. Oh nein, oh nein, oh nein! Ich konnte doch nicht wirklich gerade so blöd gewesen sein?
Das piepsen meines Handy lehrte es mich besser.

Amelie


Warum?
Du kennst ihn etwa????

Oh, Gott. Ich konnte wirklich so dumm sein. Wie hatte ich auch nur eine Minute damit rechnen können, dass sie es nicht bemerken würde?
Ich konnte und wollte jedoch nicht jetzt mit ihr streiten, nicht so. Und auf keinen Fall nach einer Nacht in der sie endlich wieder locker geworden war – ich hoffte es wenigstens. Eine lockere Amelie konnte schon Nerven, aber eine verspannte Amelie war schlicht und ergreifend einfach nur die Hölle.
Mein Handy klingelte mit einer Beharrlichkeit die mir Angst machte immer und immer wieder, kaum war die Mailbox dran wurde wieder aufgelegt und von vorne Angerufen – ohne auch nur einmal auf den Display zu sehen wusste ich sofort wer da dran war. Gott, ich hasste beste Freundinnen wirklich – einmal mehr wünschte ich mir in meinem Leben eine Männerfreundschaft. Die würden nicht über so etwas reden, denn alles was Männer nicht hören wollten zog einfach so bei dem einen Ohr rein und bei dem anderen wieder hinaus.
Kurz Entschlossen griff ich also nach dem Störfaktor und schaltete ihn einfach aus.
„Oh Gott, bitte lass mich zum Mann werden ….“ Mit gesenkten Kopf wartete ich darauf das sich der Himmel auftun würde, ein Blitz direkt in meinem Kopf einschlug und mich so zum Mann machte. Leider passierte jedoch auch fünf Minuten später immer noch nichts. „Das währe jetzt auch zu einfach gewesen.“
Kaum hatte ich den Satz zu Ende gesprochen, kam auch schon das nächste Problem in Form meiner Liebenswerten Mitbewohnerin Laura bei der Tür herein. Nein, falsch nicht die Liebenswerte Laura war da bei der Tür herein gekommen sondern viel mehr ein böser Zwilling. Wenigstens sah sie so aus, die immer fröhliche Laura hatte kein Lächeln auf den Lippen. Sie war ungeschminkt und die Klamotten vom Vortag waren so zerknittert das es an ein Wunder grenzte das sie überhaupt noch einen Teil ihres Körpers bedeckten.
„Laura?“
„Ja?“, fragte sie mich mit einer Stimme die so gar nichts mit ihrer sonst so weichen Mädchenhaften Stimme zu tun hatte. Oder ich war in einem dieser blöden Geisterfilme gestolpert und wusste es nur noch nicht, Geister konnten doch im echten Leben nicht die Gestalt von Menschen annehmen – oder? Nein, aber sie konnten sich in einem anderen Körper ausbreiten. Ich war mir plötzlich zu hundert Prozent sicher das es so sein musste. Gab es die Ghost Busters auch im echten Leben? Und wenn ja, wie würde ich sie erreichen können?
Der Geist begann sich gerade mitten im Raum auszuziehen als ich noch einen letzen Versuch startete.
„Was ist los mit dir?“, vielleicht würde der Geist ja auch aus ihr weichen wenn ich nur lange genug die fröhliche Laura hervor bringen konnte? So war es wenigstens in dieser Serie gewesen …
„Was soll den mit mir los sein?“ Der Geist konnte also sprechen. War doch schon einmal ein guter Anfang oder nicht? „Laura, wenn du noch irgendwo da drinnen bist dann versuch dich gegen den Geist zu wehren.“ Völlig verständnislos sah sie mich an. „Was?“ „Nichts, nichts. Also was ist los mit dir?“, vielleicht würde ich beim zweiten mal eine Antwort auf die Frage bekommen. „Kannst du dich noch an das Plakat von neulich erinnern? Das von dem Burning man?“ Kurz musste ich in meinem Kopf danach kramen, es war schon zwei Wochen her. Ich hatte von einem Kommilitonen aus einem meiner Schreibkurse einen Zettel in die Hand gedrückt bekommen auf denen ein brennender Mann abgebildet war. Zuerst hatte ich nichts damit anfangen können, bis ich die Geheimschrift in der unteren Ecke des Zettels entdeckt und entschlüsselt hatte. Dabei war es darum gegangen das ein paar Leute auf dem Campus den Burning man auch zu uns holen wollten und ein Geheimes Treffen veranstalten wollten, damit keiner der Aufsichtspersonen Wind von der ganzen Sache bekommen konnte.
„Der mit dem Geheimen Treffen? Aber du hattest doch gesagt das du da nicht hingehen willst?“, ich konnte mich noch genau an das Gespräch erinnern. Wir hatten uns darüber gestritten ob wir dort mitmachen wollten oder nicht, immerhin mussten wir uns sonst gegenseitig decken und ein Alibi haben – falls Aufsichtspersonen doch irgendwie Wind davon bekommen sollten. „Naja, ich hatte meine Meinung geändert.“, meinte eine Halb Nackte Mitbewohnerin nur zu mir. „Woher sollte ich den auch wissen, dass ich für diesen bescheuerten Burning man zwei Tage meines Lebens verlieren würde?“ „Warte mal..:“, jetzt war ich verwirrt „Du warst gestern Nacht auch schon nicht hier? Warum hab ich das nicht mitbekommen?“ Normalerweise wusste ich immer wenn Laura Nachhause kam, oder von ihrem eigenen Bett weg blieb. Es war nicht so das ich sie kontrollieren wollte, viel mehr war es einfach nur eine Schutzmaßnahme das immer die jeweils andere wusste wo man gerade war. „Naja, ich hab eine Freundin gebeten sich statt mir in mein Bett zu legen und ganz früh am morgen wieder zu verschwinden.“
Da viel mir auch wieder ein das ich in der Nacht ein lautes schnarchen gehört hatte. „Dann hatte ich also recht mit dem schnarchen. Und ich dachte schon ich würde mir das alles nur einbilden.“ „Nein du hast dir nichts eingebildet. Übrigens welcher Jan war gestern hier?“
Erschrocken starrte ich Laura an, woher wusste sie von Jan?
Und dann fiel mir alles wieder ein, der Streit, die offene Tür, das Geständnis. „Oh Gott …“ „Ja das kannst du laut sagen, du hast endlich mal besuch von einem scharfen Typen und ich bin nicht da.“, die letzten Worte konnte ich fast nicht hören weil Laura gerade versuchte sich ihr Schlaf T-Shirt über den Kopf zu ziehen.
Was hatte sie gerade gesagt? „Woher weist du das er scharf war?“ Laura krachte auf ihr Bett, schon fast aus dem Reich der Bewusstlosigkeit meinte sie „Das hat mir Ruby von schräg gegenüber erzählt, sie meinte außerdem das er dein Ex Freund währe …“, weiter kam sie nicht, da sie jetzt wirklich abgedriftet war.
Ruby von gegenüber? „Oh Gott bitte nimm mich zu dir …“, ich warf einen Hilfesuchenden Blick gegen die Decke, jedoch schien es fast so als brauchte das Universum gerade etwas mehr Unterhaltung, denn ich wurde nicht zu Gott zitiert – leider. Und dann klopfte es auch noch an der Tür – mit etwas Glück war das nur der Postbeamte der mir ein Care- Packet von meiner Mutter überreichen wollte.

Kaum hatte ich die Tür jedoch aufgemacht, löste sich mein ganzes Wunschdenken in Luft auf, vor mir stand nicht der Postbeamte und auch sonst kein Mitarbeiter eines Liefer- oder Zustellungsdienstes. Nein, vor mir stand eine wütende Furie mit hoch rotem Gesicht, das irgendwie an meine beste Freundin erinnerte, wenigstens wenn man die Augen fest zusammen kniff.
Was für ein Tag ich hatte heute schon Zombies, Geister und Furien gesehen – und da behauptete noch jemand mein Leben währe nicht spannend …
„Okay, bevor du jetzt gleich los schreist warte noch kurz ich hohle meinen Schlüssel und wir drehen eine Runde. Laura ist gerade erst Nachhause gekommen und ich will sie nicht aufwecken.“, in einem der Fantasie Bücher die ich als Kind so gerne gelesen hatte, war beschrieben gewesen das man einer Furie nie in die Augen sehen durfte und am besten immer die Wahrheit sagte. Auch wurde beschrieben, dass man ihnen besser viel Raum gab wenn sie sich aufregten. Jetzt war nur noch zu hoffen, dass das auch so stimmte.
Langsam nickte sie und ging dann einen Schritt auf die Seite um mich durch zu lassen. Schweigend gingen wir den Flur entlang und dann durch eine der Seitentüren hinaus. Draußen angekommen bog ich in den Park ab, auch wenn heute ein schöner Tag war so war es doch schon etwas zu kalt um draußen zu lernen und so waren nur wenige Menschen da.
„Okay, was willst du wissen?“, irgendwann musste ich mich diesem Gespräch stellen, also warum nicht gleich mit dem schlimmsten Anfangen? „Warum hast du mir nie was von Jan erzählt?“ Wow, ich dachte nicht das sie das Gespräch gleich so auf den Punkt bringen wollte …
„Ich war damals erst achtzehn und du warst gerade nicht da, es war nur eine lockere Geschichte und ich hab mir gedacht das das nie so wichtig werden würde.“, auch wenn ich wusste das es Zeit wurde das sie die ganze Geschichte erfuhr hatte ich dennoch Angst davor. „Und als es dann wichtig wurde, war da dieser Autounfall und ich konnte es dir wieder nicht erzählen. Ich konnte doch nichts von meinen Belanglosen Liebesproblemen erzählen, während du um Krankenhaus gelegen hast und dein ganzes Leben zusammengebrochen war.“ Langsam setzte ich mich auf eine der Parkbanken und Amelie tat es mir nach. Ich sah ihr ins Gesicht, aber zum ersten Mal konnte ich nicht erkennen was sie dachte. „Und danach? Was war in den fünf Jahren danach, Kat? Du hast in all der Zeit nie auch nur eine Silbe über ihn verloren.“, Enttäuschung machte sich auf ihrem Gesicht breit, ich konnte sie ihr aber nicht einmal übel nehmen. „Weil es nichts mehr zu erzählen gibt. Ich hab ihn geliebt und er mich nicht. Ich hab ihm ein Ultimatum gestellt und er ist abgehauen, danach kam die Diagnose und ich hab mir verboten jemals wieder auch nur an ihn zu denken.“, so viel Wahrheit hatte ich nicht mal mir selbst gegenüber jemals gehabt wie auf dieser Parkbank zu Amelie. „Aber du hast ihn trotzdem geliebt?“, fragt sie mit einem Blick der mehr eine Feststellung als eine Frage aus dem Satz machte. Ich hatte ihr schon so viel in meinem Leben anvertraut und dachte mir nur, dass es auch nichts mehr ändern würde wenn ich ihr noch ein bisschen mehr erzählen würde. „Jan zu lieben ist als würdest du mit einem Ferrari fahren.“, irritiert sah sie mich an. Erklärend setzte ich an: „Du liebst das glänzende rot des Wagens und seine ganzen Extras und auf der Straße bewundert dich jeder, aber wenn du auf eine Klippe zu fährst kannst du auch mit einem Ferrari nichts anders machen als zu bremsen und zu hoffen das du nicht für den Rest deines Lebens im Streckverband verbringen musst. Ich hab zu spät gebremst und der Aufschlag war es nicht wert es noch einmal zu versuchen.“ „Also wirst du jetzt für den Rest deines Lebens nicht mehr Ferrari fahren nur weil es einmal wehgetan hat?“
Grinsend erwiderte ich einfach nur „Naja, es gibt auch noch andere schöne Autos auf der Straße… Wenn wir schon beim Thema sind, wie war es gestern noch mit Tom?“ Frustration war ihr ins Gesicht geschrieben. „Um bei dem passenden Vergleich mit den Autos zu bleiben, es war leider nicht viel mehr als eine kurze Probefahrt, außerdem hatte die Ausstattung zu wünschen übrig lassen und die Gänge waren ein bisschen zu holprig, also hab ich ihn gestern noch zurück auf den Markt geworfen.“
„Oh Am das tut mir so leid, ich hab gehofft das wenigstens zu Glück hattest.“ „Das ist doch auch nicht schlecht, so können wir uns wenigstens auf die neueren Modelle einlassen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben …“ Lachend umarmten wir uns, ja wir würden einfach wieder zurück in das kalte Wasser springen müssen um doch noch unser Traumauto zu finden. Dann standen wir auf und gingen Arm in Arm wieder zurück ins Wohnheim.
„Erzähl mir doch bitte noch was für eine Ausstattung der Ferrari hatte? Damit ich weis auf was ich bei der nächsten Probefahrt achten muss …“

Probefahrt gefällig?


Zwei Wochen waren nun schon Vergangen, und ich musste immer noch zehn Mal am Tag daran denken was Jan mir alles gesagt hatte. Er hatte mich gesucht.
Diese Tatsache setzte meinem Herzen immer noch zu und auch mein Gehirn konnte sich vor dieser Tatsache nicht verstecken. Ich war immer schon wirklich froh gewesen das ich meinen gesunden Menschenverstand nie verlor, auch nicht bei als es dann Anfing mit Jungs ernst zu werden. Ich hatte immer das pro und kontra abgewogen und mich erst dann auf einen Jungen eingelassen wenn ich mir ganz sicher war das er mir nicht wehtun würde. Die Jungs hatten damals gemeint ich sei kein richtiges Mädchen und die anderen Mädchen hatten mich für meine untermauerten Entscheidungen immer nur komisch angesehen und sie nie verstehen können.
Ich hatte nur einmal eine Ausnahme gemacht, bei Jan, ich hatte ihn gesehen und gewusst, dass ich ihn brauchte noch bevor ich ein Wort mit ihm gesprochen hatte. Ich das Mädchen mit den weisen Entscheidungen hatte mich nie zu etwas hinreisen lassen das sich nicht auch irgendwie gelohnt hatte und so hatte ich immer wieder eine Ausrede für mich selbst finden müssen warum ich nach wie vor bei Jan war.
Jetzt machte mir diese Tatsache noch mehr Angst als damals, denn ich erwischte mich selbst in den unmöglichsten Situationen dabei wie ich an Jan dachte, an seine Worte und auch an früher. Dass Amelie jetzt von ihm wusste – mein größtes Geheimnis, machte die Sache nur noch schwerer. Sie wollte natürlich jetzt all das wissen, dass ich ihr damals vorenthalten hatte, die schlüpfrigsten Details und die ernstesten Gespräche. Und es gab von beidem reichlich. Als das damals Anfing war ich siebzehn gewesen und war zum ersten Mal richtig verliebt und genau das zeigte ich ihm auch immer und immer wieder, mir war egal gewesen wer uns aller dabei beobachten konnte. Ich wollte ihn einfach nur bei mir haben.
Jan war ein damals neunzehn und wie jeder andere auch in diesem alter wollte er seine triebe so richtig ausleben. Noch heute wurde ich manchmal rot wenn ich daran dachte, was wir alles gemacht hatten oder besser gesagt wo. Ich hatte nicht einmal die Hälfte dieser Sachen auch nur bei anderen in Erwägung gezogen …
Das piepsen meines Handys riss mich aus meinen Erinnerungen.

Amelie


20:00 – Club, Mädels kommen auch alle 

Ich hatte eigentlich wirklich keine Lust auf einen Abend mit den anderen Mädels, auch wenn ich gestehen musste, dass ich sie langsam zu vermissen begann. Die Mädels, das wahren Nicki, Dana und Lorie, wir waren in der Schule unzertrennlich gewesen und nur unser Studium hatte das alles verändert, bis auf Amelie und ich, studierten alle anderen in verschiedenen Ländern in Europa und es war wirklich selten das wir uns alle gleichzeitig in einem Land treffen konnten. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass sie alle kommen wollten – Geburtstag hatte schließlich noch keine von uns.

Katharina


ALLE Mädels?? Ich bin dabei <3

Kurz entschlossen blickte ich auf die Uhr über meinem Bett, gut ich hatte also noch vier Stunden zeit und konnte mein Lernpensum heute vielleicht doch noch schaffen, immerhin waren Literaturwissenschaften auch nicht gerade das leichteste Fach.

Ich war so vertieft in das Buch vor mir gewesen das ich einen Herzinfarkt bekam als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute. Es war schon fast acht und ich war noch nicht angezogen.
Schnell sprang ich auf und kramte in meinem Schrank nach etwas das man als Partytauglich sehen konnte. Schließlich entschied ich mich, kurz entschlossen wie ich war, für ein Trägerloses Top und eine meiner neuen und noch engen Jeans, dazu noch ein paar hohe Schuhe und einen Mantel, einen spritze Lipgloss und ohne auch nur noch einen Blick in den Spiegel zu werfen war ich auch schon aus der Tür gestürzt.
Kaum hatte ich stand ich auf dem Parkplatz vor unserer Stammkneipe, war ich auch schon aus dem Auto gesprungen und schon bei der Tür hinein.
„Da ist sie!“, noch bevor ich weiß wer da eigentlich geschrieen hatte, kamen auch schon drei Frauen auf mich zugeraunt und umarmten mich stürmisch. Mit einem leichten „Uff“ musste ich zwei schritte nach hinten treten bis ich mich so weit gefangen hatte das ich die Umarmungen erwidern konnte. Auch wenn uns schon sämtliche Menschen in der Kneipe anstarrten, so war es mir doch in dem Moment gleichgültig. Ich hatte die drei einfach so sehr vermisst, Skype einmal die Woche reichte einfach nicht um den jeweiligen Personen wirklich gerecht zu werden. „Hey, ich bin auch noch da!“, wie ein trauriges kleines Mädchen stand Amelie drei Schritte von uns entfernt da und sah uns mit verschränkten Armen böse an.
Wie aufs Stichwort löste ich mich von Nicki um auch für Amelie noch Platz zu machen, diese brauchte keine Einladung mehr und kam auf uns zu. So standen wir zu viert da und machten ein paar Minuten nichts anderes als uns in unserem eigenen kleinen Kreis anzugrinsen. Als wir uns endlich voneinander lösten, sahen uns alle Menschen mit einem leicht belustigten Blick an.
Schnell setzten wir uns um einen der Tische, um den Leuten nicht noch mehr Belustigung zu verschaffen. Kaum saßen wir fünf Minuten da kam auch schon der erste Mann zu uns an den Tisch: „Dürfen ich und mein Freund da drüben euch vielleicht einen Drink spendieren?“, fragte er mit einer so aalglatten Stimme das es mit kurz die Sprache verschlag. Ich konnte förmlich aus seine Gedanken lesen und die beinhalteten sportliche Aktivitäten, auch wenn er noch nicht wusste mit wem von uns er diese machen wollte. Zugegeben wenn wir fünf uns trafen dann hatten wir für jeden Typ Man etwas zu bieten.
Nicki studierte gerade in Spanien Spanisch und hatte deshalb eine wunderschöne Sommerbräune, die ihr naturblondes Haar noch ein bisschen heller machte, wenn man dann noch ihre beachtliche Größe von einen Meter siebenundachtzig dazu nahm war sie ein Model wie aus dem Leerbuch.
Dana machte gerade ein Auslandsjahr in New York und hatte sich schon total den dortigen Standart Angepasst, sie trug immer High Heels und hatte sonst einen Wall street Lock angenommen der ihr wirklich gut passte und eine unglaublichen Kontrast zu ihren wirren roten Locken bildete.
Lorie war mir von allen hier am Tisch die ähnlichste, sie war auch nicht besonders groß und hatte genau so helle Haut wie ich, dadurch das sie aber Momentan in Alaska eine Auszeit von ihrem Meeresbiologie Studium nahm, viel das nicht weiter ins Gewicht.
Nicki starrte den Mann mit ihrem Model lächeln an: „Vier mal Vodka ohne Eis und ohne irgend so ein komisches Geschmacksding, wir sind echte Frauen und keine billigen Mädchen.“, anstatt auf den Seitenhieb einzugehen grinste er sie nur an und drehte sich dann zur Bar um. Manche Typen kapierten echt nichts.
„Gilt die Regel noch immer?“, fragte Dana mit einem Blick auf den Barkeeper. Die Regel, besagte das wir an einem Mädchen Abend keine Männergeschichten laufen hatten, unsere Freunde blieben Zuhause, auf SMS wurde nicht geantwortet und Anrufe nicht angenommen, zudem wurden keine Telefonnummern getauscht und auch nicht mit Männern gesprochen – außer sie wollten die Drinks von uns allen bezahlen. Und selbst dann lief nie mehr mit ihnen, die einzige Ausnahme konnte nur in Kraft treten wenn alle anderen an dem Tisch überzeugt davon waren das es richtig war.
Ich folgte Danas Blick zum Barkeeper. „Ich würde sagen es kommt drauf an …“, meinte ich mit einem grinsen. „Auf was an?“, fragte Dana hoffnungsvoll. „Sie will wissen wie lange es her ist seit deinem letzten Mal.“, kam mir Amelie zuvor, ich bedachte sie mit einem bösen Blick bevor ich mich wieder Dana zuwandte. „Ich wollte es etwas schöner ausformulieren – aber ja – wie lange ist es her Dana?“ Die anderen sahen sie jetzt auch grinsend an. „ZU lange.“, meinte diese ausweichend. „Na komm schon. Wie lange?“, stachelte jetzt auch Nicki sie an. „Vier Monate und drei Tage ganz genau.“ Wie sahen uns alle an und kamen zum selben Entschluss: „Du bist von der Regel entbunden.“ Erleichtert Atmete sie aus „Dankeschön“
Erst da viel mir mein Fehler auf, ich hatte mit dem Falschen Thema begonnen – wie konnte ich nur so blöd sein? „Wie lang ist es bei dir schon her Kat? Deinem Gesichtsausdruck nach schon viel zu lange…“, Nicki sah mich forschend an. Ich wusste, dass ich jetzt eine Antwort auf die Frage geben musste, schließlich hatte ich mit diesem bescheuertem Spiel angefangen. „Vier Monate wenn es darum geht und acht wenn du wissen willst wann sie das letzte Mal entspannt war.“, meinte Amelie. Gott, wie sehr ich diese Frau manchmal hasste. „Acht Monate und du kannst noch so ruhig sitzen?“, meinte Nicki und sah wirklich erstaunt aus. Was ja auch nicht schwer war wenn man wie ein Model aussah … Das Gespräch ging noch ein paar Minuten so weiter bis der Typ mit unseren Drinks zurück kam und wir prosteten uns gegenseitig zu, bevor Dana sich dann an die Bar verzog und ihr ganz eigenes Abendprogramm in Angriff nahm. Der Typ der uns die Drinks bezahlte stellte sich als Kevin vor und sein stillschweigender Freund war Paul. Kevin meinte das Paul sehr schüchtern war was den Umgang mit dem anderen Geschlecht betraf, auch wenn ich nicht zynisch sein wollte so wusste ich doch das es nur an seinem Aussehen lag. Auch wenn wir Frauen immer sagten dass für uns die inneren Werte wichtig waren so war es doch nicht so, zuerst verliebten wir uns immer in breite Schultern oder Bauchmuskeln oder ein knackiges Hinterteil. Niemand verliebt sich in einer Bar in die Inneren Werte eines anderen, die waren nur daran schuld wenn es dann etwas Festes werden sollte.

Ich wusste das ich nicht hätte herkommen sollen, ich hätte bestimmt nie wie einer dieser Stalker hinter ihr her schnüffeln sollen. Aber ich war verdammt noch mal auch nur ein Mann und sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Seit über zwei Wochen musste ich mich nun schon zurückhalten musste allen weismachen dass sie nur nicht mein Typ war. Aber verdammt das war sie.
Bisher hatte sie mich noch nicht gesehen, hatte meine Blicke noch nicht auf ihren Rücken gespürt, nicht so wie früher …

„Du starrst mich schon wieder an, du bist echt der schlimmste Lernpartner den ich jemals hatte.“, meinte eine etwas jüngere Ausgabe von Kat. „Du weist doch gar nicht ob ich dich anstarre, immerhin sitze ich hinter dir und du hast deine Augen in deinem Buch versunken“, ich konnte einfach nicht glauben das sie mich tatsächlich erwischt haben sollte.
„Doch sicher weis ich es, ich bekomme dann immer dieses komische Kribbeln im Nacken“ „Ah, die Madam bekommt ein prickeln … Etwa so wie ein Hase kurz bevor der Fuchs auftaucht?“, langsam strichen meine Finger über ihre Arme bis meine Hände die ihren vollständig überdeckten, ich wusste was sie gleich sagen würde, das sie bestimmt kein Hase war sondern viel mehr ein Reh.
„Nein, ich weis doch genau das ich vor dir keine Angst zu haben brauche, du tust mir bestimmt nichts …“ Kaum hatte sie das gesagt, hatte ich auch schon einen Plan sie vom Gegenteil zu überzeigen. „Ach ja?“, fragte ich ganz unschuldig. „Ja“, meinte sie voller Zuversicht. Da hatte ich auch schon das Buch von ihrem Schoss geworfen und sie zu mir umgedreht, unter meinen Körper war sie nun gefangen. „Und jetzt?“ „Nein“
Ich presste meinen Körper noch stärker auf den ihren, bis sich fast jeder Zentimeter meiner Haut mit der ihren zu verbinden versuchte und dann küsste ich sie …

Der Gedanke an diesen Tag brachte mich völlig aus dem Konzept, ich hatte mir selbst schon so lange nicht mehr gestattet an sie zu denken. Doch Anscheinend waren die Gedanken nicht zu löschen, fast so als wollte sie einfach nicht weg.

Nach dem vierten Drink merkte ich, dass ich langsam etwas umnebelt wurde und so merkte ich auch nicht sofort wie sich Amelies Körpersprache änderte. Erst als sie mir in die Augen sah und meinte „Wenn ich ihn eine Klippe runterstürzen soll dann sagst du mir bescheid – okay?“, merkte ich das ich aus einer der hinteren Ecken beobachtet wurde. Ich war verwirrt und wusste nicht was sie damit meinte – die Klippen runter? Und dann dämmerte es mir, der Ferrari, mein Ferrari er war hier …
„Ich glaub ich brauch mal schnell etwas frische Luft.“, dann war ich auch schon auf den Beinen, was sich als großer Fehler herausstellte.
Ich war noch nie sonderlich Trinkfest gewesen und das zeigte sich gerade auf den Weg zur Tür überdeutlich. Mehr als einmal stießen meine Hüften an einem der anderen Gäste, aber irgendwie schien ich es bis zur frischen Luft zu schaffen. Als mir endlich der Kühle Wind den Kopf wieder frei machte, hatte ich Angst wieder hineinzugehen. Ich würde es nicht den ganzen Abend schaffen, wenn ich seine Blicke auf mir spürte oder auch nur wusste, dass er da war. Verdammt, ich würde nicht mal mehr eine Minute schaffen und das obwohl ich wirklich gerne wieder zu den anderen gegangen währe und weiter mit ihnen einfach nur geredet hätte, immerhin waren sie meine ganze Familie, alles was ich noch hatte, wenn man meine leicht debile Mutter nicht mitzählte die an manchen Tagen nicht einmal wusste wer ich war.
„Geht’s dir gut?“, die männliche Stimme hinter mir lies mich zusammenzucken. Warum hatte er nicht vor fünf Jahren einfach bleiben können? Warum musste er jetzt wieder in meinem Leben auftauchen – gerade jetzt wo alles Anfing besser für mich zu werden?
„Nein, nichts ist gut. Überhaupt gar nichts verdammt noch mal. Du tauchst einfach aus dem nichts wieder auf, nachdem ich dich fünf Jahre lange vergessen wollte.“, ich starrte ihm mitten in sein wunderschönes Gesicht mit den wunderbaren grünen Augen mit jedem Satz war ich noch ein Stückchen näher an seine breite Brust gerückt „Warum hab ich nicht auch einfach nur eine Probefahrt machen können? Warum musste ich gleich den ganzen Wagen kaufen wollen?“ Verwirrt sah Jan mich an „Was?“ „Du bist mein roter Ferrari mit der wunderbaren Ausstattung und ich hab bei keiner der Probefahrten auch nur einen Makel entdeckt, wenigstens nicht bis ich dir unter die Haube gesehen habe.“ „Katharina, ich versteh immer noch nicht auf was du hinaus willst.“ „Darauf das der Sex mit dir einfach zu schön war und er das eigentlich nicht hätte sein dürfen…“ „Sag mal bist du betrunken?“ Ich sah in verwirrt an und lächelte dann immer noch an seine breite Brust gelehnt. „Vielleicht ein bisschen …“, und zeigte mit meinem Fingern einen kleine Abstand zwischen meinen Fingern. „Ich würde sagen ein bisschen mehr.“ „DU hast mir überhaupt nichts zu sagen!“, damit drehte ich mich um, oder versuchte es wenigstens. Denn kaum hatte ich einen Schritt nach hinten gemacht geriet ich wieder ins wanken – diese verdammten Beine – und stolperte. „Wo willst du den hin?“ „LASS MICH SOFORT LOS“, erwiderte ich oder versuchte es wenigstens, den auch mein Mund schien mir nicht mehr zu gehorchen, aus lass mich sofort los wurde irgendwie ein lass mich nicht mehr los.
Jan sah mich an als würde er auch nicht wissen woher das gerade gekommen war, wenn ich ehrlich war wusste ich es nicht einmal selbst. Dieser verdammte Körper wollte mir auch nicht mehr so wirklich gehorchen, ach verdammt er tat ja eigentlich nur das was ich schon die ganze Zeit tun wollte. Hier stand ich also, vor einer Bar mit meinem persönlichen Ferrari, betrunken und zu allen Schandtaten bereit. Ich ließ meine ganze Scheu fallen, und schmiegte mich enger an seinen Körper. Seine Hände hatten mich noch immer um die Hüften gepackt, ich spürte jeden einzelnen seiner Finger überdeutlich auf meiner Haut. „Was tust du da Katharina?“, fragte seine raue Stimme an meinem Ohr. Statt ihm zu antworten drehte ich mich in seinen Armen zu ihm um und stellte mich auf die Zehnspitzen. Dann schlang ich meine Arme um seinen Hals, so wie ich es auch früher schon so oft getan hatte und Küsste ihn auf seine vollen, weichen Lippen. Nur ganz kurz. Dann ein zweites und ein drittes Mal, jedes Mal küsste ich ihn ein wenig länger. Dann begann ich in seine Unterlippe zu beißen und ihn so zu zwingen seinen Mund ein Stück weit für mich zu öffnen.
„Katharina du solltest wirklich damit aufhören, schon vergessen – du hasst mich.“ Seine Stimme drang kaum bis zu mir durch, denn ich hatte mein Ziel erreicht – sein Mund war jetzt offen. Ohne auch nur ein Mal darüber nachzudenken, kam ich ihm noch ein Stückchen näher und schob dann meine Zunge in seinen Mund. Oh Gott, wie sehr ich ihn vermisst hatte, all die Jahre hatte ich ihn so dringen gewollt und jetzt war er da. Auch wenn er noch immer nicht bei diesem kleinen Kuss mitmachte. Verdammt ich wollte doch nur noch einmal das fühlen, dass ich früher gefühlt hatte. Ich wollte noch einmal das volle Programm, die Gänsehaut und das Kribbeln, ich wollte noch einmal meinen Namen aus seinem Mund hören wenn er an sonst nichts anderes mehr denken konnte. „Ich will dich nur noch ein Mal so haben wie früher.“
Im ersten Moment war ich von mir selbst entsetzt das ich das gesagt hatte, aber ich meinte es wirklich so also tat es mir auch nicht leid. Und zurück nehmen würde ich meine Worte auch nicht mehr – das war sicher, denn noch einmal würde ich mich nicht im Leben trauen ihm so etwas ins Gesicht zu sagen.
Anscheinend zeigten meine Bemühungen endlich Wirkung den er verstärkte den Griff seiner Hände endlich und zog mich näher an seinen Körper heran, dann machte er eine Viertel Drehung mit mir und noch ehe ich wusste wie mir geschah, spürte ich auch schon die Hauswand in meinem Rücken. „Nur noch ein aller letztes Mal, und du gibst mir morgen früh nicht die Schuld dran, denn verdammt, auch ich bin nur ein Mann.“ Ohne eine Antwort von meiner Seite abzuwarten drängelte er sich noch näher an mich heran, sein Mund war nur wenige Millimeter von meinem entfernt als ich sagte „Okay.“.
Kaum war das Wort über meine Lippen gekommen da presste sich sein Mund auch schon auf den meinen, es war anders als die Küsse von früher. Drängender, fast so als würden wir nur so weiter überleben können. Unsere Zungen umkreisten sich in ihrem eigenen Takt und seine Hände waren plötzlich überall gleichzeitig, eines meiner Beine war um seine Hüfte geschlungen. Ich konnte ihn spüren, jeden einzelnen, fantastischen Zentimeter seines Körpers, aber dennoch war es noch nicht genug. Ich wollte ihn ganz, jetzt, sofort.
Sein Mund gab den meinen frei und bahnte sich einen Weg über meine Wange zu meinem rechten Ohr. Ein stöhnen entfuhr meinen Lippen als er genau den Punkt, unter meinem Ohr, traf an dem ich am empfindlichsten war. Kein anderer Mann hatte jemals diesen Punkt gefunden, nur Jan. Oh Gott. Das war definitiv sein Punkt. Seine Hände hatten derweilen den Weg unter mein Top gefunden, und so langsam hatte ich wirklich damit zu tun noch stehen zu können, weil meine Knie sich schon anfühlten wie Wackelpudding.
Wir brauchten einen Lokation Wechsel, jetzt sofort. Sonst würde ich hier mitten auf der Straße, vor meinem Stammlokal, einen Orgasmus bekommen. Mit jeder Berührung seiner Finger war ich näher dran.
„Auto“, mehr bekam ich nicht heraus. Jan schien aber dennoch zu verstehen. „Wohnung“, erwiderte er und lies dann langsam von mir ab. Ich konnte immer noch nicht gerade aus laufen und so stützte er mich beim gehen. Kaum waren wir jedoch um eine Ecke gebogen merkte ich dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte. „Shit“, schnell griff ich nach meinem Handy und tippte eine Nachricht für Amelie.

Katharina


Hab mir ein Taxi Nachhause genommen – wir treffen uns morgen Mittag in dem Thai
Laden ….
Hab euch alle lieb 

Kaum hatte ich die SMS getippt, merkte ich, dass wir stehen geblieben waren. Als ich aufsah sah ich einen dieser grässlichen Modernen Wohnblöcke, aber das war mir in dem Moment egal, denn neben mir stand Jan. Und ich hatte eine ganze Nacht um mich wieder so frei wie früher fühlen zu können.
Jan führte mich in das Haus und dann in einen der Fahrstühle, dort drückte er den Knopf für das fünfte Stockwerk. Kaum waren die Lifttüren hinter uns zu, herrschte eine komische Stimmung in der Kabine und ich war mir überdeutlich bewusst, dass ich nur das Trägerlose Top anhatte – ohne einen BH darunter. Anscheinend war auch Jan dessen bewusst den als ich erst an mir hinunter sehe und dann Jan ansehe, grinst er mich mit einem viel sagenden Lächeln an.
Wir erreichten den fünften Stock und Jan schloss die Haustür auf.
Mein Gehirn war von den Ereignissen des Tages so erschöpft das ich nicht einmal die Einrichtung auf mich wirken lassen konnte. Jan schlang die Arme um mich und sah mir in die Augen. „Und du vergisst ganz bestimmt nicht unsere Abmachung?“ „Nein“, antwortete ich, in erster Linie einfach nur deswegen weil er das von mir hören wollte. Plötzlich viel mir wieder ein das Jan hier nicht alleine wohnte und was Amelie über die Wände gesagt hatte.
„Tom“, Oh Gott, ich hatte den Mitbewohner vergessen. Jan versuchte anscheinend aus meinen Worten schlau zu werden, vielleicht hatte er doch mehr getrunken als ich vorhin angenommen hatte? „Dein Mitbewohner…“, half ich ihm auf die Sprünge. Da schien er zu verstehen und zuckte mit den Schultern „Der ist Zuhause bei seinen Eltern – haben wir jetzt alles geregelt?“
Erleichtert atmete ich aus und ging wieder auf ihn zu. Ich streckte mich ihm entgegen und küsste ihn, das Kribbeln in meinem Bauch setzte schlagartig wieder ein.
Kaum hatte ich Jans Lippen wieder frei gegeben, da bekam ich das Gefühl als würde das kribbeln nicht nur von meiner Lust kommen.

Ein brennen stieg in meiner Speiseröhre hoch als sich der Vodka auf Jans T-Shirt ergoss …

Jetzt wusste ich wieder warum ich normalerweise keine Betrunkenen Frauen mit Nachhause nahm, ich hasste es einfach angekotzt zu werden. Doch mein Hirn war von dem ganzen Bier, das ich den ganzen Abend über konsumiert hatte, noch so umnebelt das es mir gar nicht so viel ausmachte wie es eigentlich sollte.
Kat hatte jedoch noch mehr getrunken als ich, wenigstens war sie kurz vor dem Absturz ins Koma. „Komm schon Kat, komm hoch.“, ich musste sie noch schnell in mein Bett bringen, bevor vielleicht doch noch ein ungebetener Gast kam und sie so auf der Couch vorfand. „Wo, wo bringst du mich hin?“, die Worte waren kaum noch zu verstehen so leise flüsterte sie schon, aber immerhin sie konnte sich noch bewegen. „In mein Schlafzimmer, Kat.“ „Na, du bist ja ein ganz schlimmer Junge …“ Dieser Satz hatte mich früher immer so scharf gemacht, leider verfehlte er auch heute nicht seinen Effekt. Was war ich nur für ein Mensch – das ich bei dem Worten einer betrunkenen, die mich über alles andere hasste, so scharf wurde?
Leider lies uns mein eingeschränkte Gang jetzt nur noch langsamer werden und Kar neben mir driftete auch immer mehr weg.
„Komm schon Kat bleib bei mir …“, irgendwie musste ich sie einfach wach halten. Wenigstens so lange bis sie in meinem Bett lag und wieder etwas Sauberes Anhatte. Endlich hatten wir die Tür zu meinem Zimmer erreicht, schnell schob setzte ich sie auf die Kante des Bettes und fing dann an ihr das T-Shirt auszuziehen, was im vergleich mit der Jeans noch relativ leicht ging, zum Glück hatte sie ihre Schuhe schon im Flur verloren. Kaum war sie dann ausgezogen wollte ich ihr eines meiner alten T-Shirts überziehen, leider wollte sie das nicht mit sich machen lassen. „Was machst du da?“, sie war also noch wach, das machte die Sache jedoch nicht gerade leichter. „Ich versuch die anzuziehen, Schatz.“, das Kosewort war mir dabei wie selbstverständlich über die Lippen gekommen, war nur zu hoffen das sie sich morgen früh nicht mehr daran Erinnern konnte. „Aber – warum? Hab ich den keine Probefahrt mehr verdient?“ Vorhin hatte sie auch schon so eine komische Bemerkung über Autos fallen lassen, ich war zwar gut erzogen, aber das konnte ich mir nicht entgehen lassen ich musste sie einfach fragen. „Was hat das mit dem Ferrari und der Probefahrt eigentlich auf sich?“ Ein Grinsen entwich ihren Lippen bevor sie zu einer Erklärung ansetzte. „Du bist mein persönlicher Ferrari und mit Probefahrt meine ich eine ganz besondere Aktivität“, ihr versuch dabei anrüchig zu grinsen, scheiterte Kläglich. „Warum bin ich dein Ferrari?“, ich musste diese Frage einfach stellen, immerhin hatte ich sie in der Vergangenheit so sehr verletzt.
„Weil du der erste warst den ich geliebt habe und ein kleiner Teil von mir liebt dich immer noch. Auch wenn du mir den größten Schmerz in meinem ganzen Leben zugefügt hast und ich damals nicht nur dich verloren habe. Außerdem bist du groß, stark und unglaublich scharf wenn du so über mir stehst und ich hab keinen anderen Mann in meinem ganzen Leben getroffen der mich auch nur annähernd so kennen gelernt hat wie du …“
„Ich hab auch nie wieder eine Frau wie dich getroffen, Kat. Und jetzt schlaf schön und versuch mich morgen früh nicht umzubringen.“, damit legte ich ihr die Decke über den Körper und sah ihr zu wie sie sich tiefer in mein Kissen kuschelte, sich regelrecht darin festkrallte.
Wie ich ihr so dabei zusah wie sie langsam in das Reich der Träume wegdriftete wurde mir bewusst, dass ich sie noch immer liebte, vermutlich nie damit aufgehört hatte.

Der Tag danach...


Ich würde sterben, da war ich mir ganz sicher. Mein Kopf fühlte sich an als würde eine Bobe darin implodieren und in meinem Hals war dieses kratzige Gefühl als hätte ich seit Tagen nichts mehr getrunken. Langsam versuchte ich die Augen zu öffnen – ganz großer Fehler, die Helligkeit des Zimmers machte meine Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Was war passiert? Ich konnte mich an nichts mehr Erinnern an kein einziges Detail mehr, langsam versuchte ich noch einmal die Augen aufzumachen. Die Helligkeit wurde immer stärker und machte meine Schmerzen nur noch Realer, verdammt was passierte hier eigentlich?
Der Raum in dem ich mich anscheinend befand bekam langsam Konturen, ich konnte einen Schrank erkennen und auch eine Kommode, aber keines der Möbelstücke war mir bekannt. Wo war ich?
Langsam versuchte ich mich aufzusetzen, mein ganzer Körper tat weh. Und da sah ich es, das Bild, Amelie hatte mir einmal vor drei Monaten von dem Bild erzählt. Es zeigte zwei Menschen in inniger Umarmung, Amelie hatte es beschrieben und als ein Spannerbild betitelt. Ich hatte mir immer vorgestellt dass es anders aussah, nicht ganz so estätisch.
Als ich es genauer ansah, merkte ich dass mir das Paar auf dem Bild bekannt vorkam, ich fühlte mich irgendwie verbunden mit diesem Paar.
Warte, warum hängt da das Bild das Amelie mir beschrieben hatte?
Und da viel mir alles wieder ein, das trinken in der Bar, das ich nur noch einmal das fühlen wollte das ich früher gefühlt hatte. Der Kuss an der Hauswand und dann nachher in der Wohnung, das kribbeln in meinem Bauch und die Übelkeit. Oh, Gott und dann Jans nasses T-Shirt von dem Vodka.
Gott hatte in letzter Zeit wirklich einen wahnsinnig witzigen Humor wenn es um mein Leben ging.
Ich lag also in Jans Bett. Naja, eigentlich hatte ich es auch nicht besser verdient wenn ich so darüber nachdachte, er hatte mich doch gefragt ob ich es ernst meinte und ob es das war was ich wollte und dann hatte er auch noch gesagt „Ich bin auch nur ein Mann“ – was es mit dieser Aussage auf sich hatte wusste ich bis heute noch nicht. Ich würde mich aber hüten und ihn danach zu fragen. Langsam schlug ich die Decke über und wollte zum dritten Mal an diesem Tag sterben, ich hatte nichts an, außer meiner schwarzen Unterwäsche, die ich schon vor Jahren hätte aussortieren sollen. Also wurde es nichts mit meinem Stillen Abgang, Schade, das hätte wirklich vieles erleichtert.
Ich stand also auf und suchte mir etwas zum darüber anziehen, klar das in Jans Schrank nur Männer Klamotten waren, ich nahm also eins seiner Hemden und zog es mir über. Wenigstens bedeckte es alle wichtigen Stellen und enthüllte nicht zu viel, obwohl das mittlerweile auch schon egal währe weil Jan mich und auch meinen Körper in und auswendig kannte, oder gekannt hatte …
Der Boden unter meinen Zehen war eisigkalt und so suchte ich mir auch noch ein paar Socken heraus. Dann zog ich auch schon los, Richtung Wohnzimmer, oder wo es meiner Meinung nach sein müsste. Der Flur war endlos lang, ich hatte nicht gedacht dass die Wohnung doch so groß war. Endlich angekommen war ich plötzlich tierisch nervös. Warum war ich nervös? Verdammt, es war doch nur Jan und Tom war nicht hier, außerdem hatte mich dieser bisher nur einmal gesehen wusste also nicht wirklich wie ich aussah. Und da stand er, in der kleinen Begehbaren Küche direkt vor mir, Seine Rückensansicht war hervorragend aber das war sie schon immer gewesen. Fast noch schöner als diese Unterwäsche Anzeigen von Calvin Klein. Mein Ferrari.
„Morgen.“, sagte ich schüchtern zu seinem Rücken. „Morgen Katharina, wie geht’s meiner Lieblings Schnapsdrossel heute?“, meinte er und drehte sich dabei lächelnd zu mir um. Dieses Lächeln hatte mich Jahrelang verfolgt und so merkte ich erst gar nicht dass er mich gerade beleidigt hatte.
„Ich bin weder dein noch eine Schnapsdrossel.“, meinte ich mit einer aufgesetzten Wut die ich eigentlich gar nicht empfand. Ich wollte Jan jetzt nicht hassen, ich wollte den Augenblick noch genießen in dem ich ihn nicht hassen musste, in dem ich nicht an früher denken musste und nicht darüber nachdenken musste was wohl die anderen Mädels zu meinem Verschwinden sagen würden. „Können wir das mit den Beleidigungen den nicht noch ein wenig länger bleiben lassen? Wenn ich aus dieser Wohnung bin muss ich mich wieder der Realität stellen und dann ist alles aus.“ Verdutzt sah er mich an. „Bist du immer noch betrunken?“ „Nein, ich bin einfach nur erschöpft davon immer auf dich sauer sein zu müssen. Ich will doch nur kurz meine Ruhe haben und über nichts nachdenken müssen – wenigstens nichts was dich oder mich betrifft und schon gar nicht den vergangenen Abend besprechen.“, das waren wohl die ehrlichsten Worte aus meinem Mund gewesen, warum hatte ich nicht auch früher so ehrlich sein können? „Und was ist wenn ich über gestern Abend sprechen möchte? Was ist wenn ich wissen will ob nur der Alkohol aus dir gesprochen hat oder ob du es auch so gemeint hast?“
Nun das war aber mal ein gutes Argument. Aber was sollte ich da schon sagen? Ich konnte ihm ja schlecht sagen dass ich mit dem Alkohol meine Gefühle mehr ausgedrückt hatte als jemals zuvor in meinem Leben. Und noch schlechter konnte ich ihm erklären dass jedes Wort ernst gemeint war und ich ihm dennoch niemals verzeihen würde.
„Diese Fragen kann ich dir nicht beantworten.“, sogar in meinen Ohren klangen die Worte irgendwie falsch, aber was sollte ich jetzt schon daran ändern? Mein Kopf wollte ihm zwar für damals verzeihen aber mein verdammtes Herz konnte es nicht. Ich konnte nicht vergessen das er mich zwei Mal verlassen hatte, ein drittes Mal würde ich nicht überleben da war ich mir sicher.
„Sagst du mir dann was du damals gemeint hast?“ Die Erinnerung setzte schlagartig ein, ich hatte sie so lange vergraben und nie hatte ich es jemanden erzählt. Ich war die einzige die es gewusst hatte.

„Verdammt noch mal Jan. Du hast mir geschworen das du nie wieder auch nur ein Wort zu dieser Schlampe sagst, ich hab dir vertraut und hab mein Herz dazu gezwungen das es dir noch einmal vergibt,“, schluchzend stand ich vor ihm, die Arme schützend um meinen Bauch gelegt „Du hast dich nicht verändert – stimmt doch? Du hast mir einfach nur das erzählt was ich hören wollte.“ Vollkommen entnervt stand er vor mir, sein gesamtes Gesicht zeigte keine Reaktion – wie hatte ich ihm nur jemals verzeihen können?
„Was willst du jetzt von mir hören Kat?“ „Was ich von dir hören will? Verdammt gar nichts mehr, du sollst aus meinem Leben verschwinden und das nächste Mal wenn du mich um Verzeihung bitten solltest weil eine deiner Schlampen mit dir Schluss gemacht hat, dein mein es auch so!“ Jan öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber ich war schneller. „Wehe, du sagst jetzt das es nicht so ist oder das ich ohne dich nicht zurecht komme. Ich hab es schon einmal geschafft dich aus meinem Leben zu streichen und ich schaffe es auch wieder. Also geh. Geh, und komm erst dann wieder wenn du mit dieser verdammten herum Hurerei aufgehört hast und ein richtiger Mann geworden bist. Ich bin zwar erst achtzehn, aber verdammt ich hab etwas Besseres als dich verdient – wir haben das.“ Fragend sah er mich an, aber ich schob ihn einfach aus der Tür und schloss hinter ihm ab.
Und dann setzten die Schmerzen ein, zuerst wusste ich nicht was los war – bis ich das Blut sah. Ich hatte nichts mehr.

Die Tränen stiegen mir in die Augen „Nein und ich … Ich muss jetzt gehen.“ Schon rannte ich zur Tür. Die Erinnerungen an früher drohten mich zu überwältigen, ich wollte und konnte aber nicht in seiner nähe sein wenn das Unglück über mich herein stürzte. Ich merkte dass er mir nachrannte, aber ich lief einfach schneller, ich flog über die Treppen nach unten und sah weder nach links noch nach rechts und rannte weiter zum Auto.
Wenigstens hatte ich mir mein Handy und alles andere noch geschnappt bevor ich geflohen war. Die Passanten die mir entgegen kamen sahen mich sichtlich irritiert an, kein Wunder, es gab wohl nicht so viele Frauen die morgens nur mit einem Hemd bekleidet und in Socken durch die Straßen rannten, schon gar nicht Ende Oktober.
Im Auto merkte dann auch ich das es schon Ende Oktober war, alles in mir zog sich zusammen als sich mein fast unbekleideter Hintern, das kalte Leder des Sitzes berührte. Gut, jetzt sah ich aus wie eine Schlampe, fühlte mich wie eine Verräterin, heulte wie eine Memme und fror gleichzeitig wie ein Australier am Nordpol. Konnte diese Pechsträhne nicht langsam einmal aufhören?

Irgendetwas hatte ich Falsch gemacht – nur was? Der Morgen hatte so gut angefangen, ich war aufgewacht mir dem wissen das sie immer noch in meinem Bett lag, hatte ihre Klamotten in den Trockner geworfen und dann Angefangen Frühstück zu machen.
Ich hatte es sogar noch akzeptiert das sie nicht über gestern Abend reden wollte, auch wenn ich ein paar wirklich ernste Fragen an sie gehabt harre. Aber auch das hatte ich einfach ignoriert weil sie dafür da war.
Sie hatte mir in die Augen gesehen und für eine Sekunde war mein Leben wieder in Ordnung gewesen. Ich hatte gedacht die Frage über damals währe Harmlos gewesen, war sie anscheinend jedoch nicht. Aber was war dann damals genau passiert? Und warum verdammt noch mal war sie nur in Hemd und Socken hinausgerannt und war nicht einmal stehen geblieben wie ich ihr ihre Sachen nachbringen wollte. Ich hatte ganz genau die Tränen in ihren Augen gesehen. Anscheinend hatte sie mir eine wichtige Sache von damals nicht gesagt, mir etwas verschwiegen. Nur hatte ich leider keine Ahnung was das genau sein könnte, ich hatte nicht den leisesten Plan. In Gedanken ging ich noch einmal die letzten Monate unserer Beziehung durch, dachte an all unsere Gespräche und an die kleinen Streits, damals hatten wir wirklich viel Gestritten und dann der Tag an dem sie mich aus der Wohnung geschmissen hatte. Dieser Tag entlockte mir noch immer ein Lächeln, ich habe bis heute nie wieder von einer Frau gehört die den Mann aus seiner eigenen Wohnung geschmissen hatte, natürlich war ich damals verletzt deswegen gewesen, heute aber war ich einfach nur noch stolz auf sie und ihre Art mit Problemen umzugehen.
Leider wusste ich dennoch noch nicht warum sie gerade so überstürzt reagiert hatte. Dieses Thema lies mir einfach keine Ruhe mehr und so beschloss ich sie noch heute auf dieses Thema anzusprechen, ich musste einfach wissen was damals noch passiert war.

Endlich an der Uni angekommen wusste ich nicht so recht wie die anderen auf mein Outfit reagierten, es war eine Sache vor wildfremden so herumzulaufen aber eine ganz andere das vor Leuten zu tun die ich noch JAHRE sehen musste. Ich wusste aber dass mir nichts anderes übrig blieb als sich langsam aus dem Auto zu bewegen, es sei den natürlich ich wollte eine Nierenentzündung und darauf konnte ich echt verzichten. Also stieg ich ganz langsam aus und nahm dann den längsten Weg zum Hintereingang des Wohnheimes, ich ging einmal um die Uni herum, dann in den Park und in dessen Dickicht suchte ich mir dann einen Weg zum Wohnheim. Beim Hintereingang angekommen wusste ich aber nicht mehr weiter, wie sollte ich jetzt unbemerkt in mein Zimmer kommen?
Ich nahm all meinen Mut zusammen und ging einfach bei der Hintertür hinein, frei nach dem Motto „Was kuckst du?“. Ich kratzte all meine Selbstsicherheit zusammen und ging geradewegs zu meinem Zimmer, bis jetzt war mir noch niemand begegnet den ich kannte. Kaum hatte ich jedoch diesen Gedanken zu Ende gedacht da kam sie auch schon direkt auf mich zu, mein schlimmster Albtraum, heute in Rosa Tüll und Lederjacke gekleidet. Laura ging geradewegs an mir vorbei, wenigstens dachte ich das. Doch dann hörte ich es „Katharina? Oh mein Gott …“. Erstarrt blieb ich mitten in der Bewegung stehen und drehte mich dann langsam und mit leuchtend roten Kopf zu ihr um. „Hey Laura, was gibt’s?“, ich musste einfach daran festhalten dass sie meinen Aufzug nicht so viel Aufmerksamkeit schenkte. Leider war das jedoch so überhaupt nicht der Fall. „Was es gibt? Du warst diese Nacht nicht in deinem Bett und hast jetzt nicht mehr an als ein Männerhemd und Socken.“ „Ich probier grad einen neuen Stil aus – gefällt es dir?“ Ich musste einfach versuchen das ganze noch ein bisschen zu retten, ich konnte einfach nicht kampflos aufgeben. Nein, ich wollte nicht kampflos aufgeben. „Na klar und das auf dem Hemd ein J aufgestickt ist, ist nichts als Zufall?“
Langsam fing ich an zu schwitzen? Das Ding war bestickt?! Ich wollte sofort in einem Loch versinken. „Können wir nachher darüber reden?“ Vielleicht war sie ja heute gut drauf und lies mich so einfach aus ihren Fängen.
Abschätzend sah sie mich von oben bis unten an und nickte schließlich. Es gab doch noch einen Gott auf dieser Welt …
So schnell ich konnte rannte ich zu unserem Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu, ich musste unbedingt aus diesen Klamotten, sofort.
Gewaschen und umgezogen fühlte ich mich dann endlich wieder regeneriert und ich konnte schon fast darüber lachen, fast. Noch immer ging mir die ganze Geschichte im Kopf herum und ich war mehr als verwirrt über alles das geschehene. Damals hatte ich alles verloren, mein ungeborenes Kind, die Liebe meines Lebens und meinen Vater, alles in einem Jahr. Meine Mutter hatte sich von meinem Vater getrennt als ich ungefähr zwei war, bis heute wusste ich nicht genau warum. Doch es war für mich immer so gewesen das meine Mutter die Erzieherin war und mein Vater mehr ein Freund, der mir nur sehr ähnlich sah.
Mit dreizehn war ich von meiner Mutter weg zu meinem Vater gezogen, ich war ein echter Teenager gewesen und wollte mir damals nichts von meiner Mutter sagen lassen, ich hatte auch nicht mit ihr gesprochen, wenigstens nicht bis zur Diagnose von Dad. Als sie danach wollte dass ich zu ihr zog konnte ich es nicht, ich kannte sie nicht mehr. Und ich vermisste so viele Menschen dass es besser war wenn wir uns nicht so oft sahen.
Auch wenn ich es bestritten hätte, ich liebte meine Mutter und wollte sie nicht auch noch verlieren, was zwangsläufig der Fall gewesen währe, immerhin gingen alle weg die ich liebte.
Ich merkte selbst dass ich gerade wieder traurig und weinerlich wurde und zwang mich ganz bewusst deshalb an etwas anderes zu denken. Ich konnte schließlich nicht schon mit 23 Tränensäcke haben wie eine 80 Jährige.
Ich dachte an den glücklichen Teil von gestern, an die Mädels und an den Kuss. Immer wieder an den Kuss, durchlebte jede Sekunde noch einmal, spürte jede Berührung noch einmal. Ja, wirklich der schönste Teil dieses Abends.
Wie so oft riss mich das piepsen meines Handys aus den Gedanken.

Amelie


Hey Schnapsdrossel, schon unter den Lebenden?

Statt einfach nur eine SMS zu tippen rief ich sie lieber gleich an, das war um vieles billiger auf lange Zeit gesehen. Als hätte sie nur auf meinen Anruf gewartet hob Amelie gleich nach dem ersten klingeln ab.
Das mich zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Stunden jemand Schnapsdrossel nannte war nur noch verwirrender für mich – konnten sie nicht so wie alle anderen auch einfach Alki sagen? Immerhin war dieser Ausdruck schon sehr lange nicht mehr in.
„Ich bin keine Schnapsdrossel, ich hab nicht mal Schnaps getrunken.“, das musste ich einfach loswerden bevor wir zu den wichtigeren Themen kamen. „Wie ich höre bist du noch unter den Lebenden, schön.“, im Hintergrund hörte ich Geschirr klappern „Und das mit der Schnapsdrossel ist nur so eine Redewendung, aber das solltest du als Literaturstudentin eigentlich selbst wissen.“ „Okay, also wo bist du gerade?“, bevor wir noch weiter über meinen Alkoholkonsum redeten musste ich sie eindeutig ablenken. „Bei dem Brunch den wir gestern Abend ausgemacht haben, aber keine Angst du bist nicht die Einzige die nicht aufgetaucht ist.“ Wir waren verabredet gewesen? Die Frage wie ich das verdrängen konnte wurde aber schnell von einer anderen Information überlagert. „Was heißt ich bin nicht die Einzige? Wer ist denn noch nicht da?“ „Du weist echt nichts mehr von gestern Abend, oder?“ Auch wenn sie damit vermutlich richtig lag, war es noch immer nicht nett von ihr diese Tatsache auch noch laut auszusprechen. Immerhin konnte sie doch nicht wissen wo ich die letzte Nacht war, hoffte ich wenigstens.
„Klar weis ich noch etwas von gestern Abend, zu deiner Information ich weis sogar noch ALLES nur nicht wer jetzt noch nicht neben dir sitzt. Es könnte sowohl Dana sein, als auch Nicki. Denn auch wenn sie es den ganzen Abend über abgestritten hat glaub ich doch das sie scharf auf diesen Kevin war.“ Anscheinend musste meine Gesprächspartnerin sich jetzt erst mal eine schlagfertige Antwort überlegen, oder sie war während meiner Antwort eingeschlafen. Tatsache war das es in der anderen Leitung jetzt still war.
„Hallo? Am??“, vermutlich hatte sie mich wieder einmal auf lautlos geschalten oder sich selbst stumm geschalten, das machte sie öfters mit ihrem neuem Handy. Diese Dinger waren noch nie ihre Stärke gewesen.
„Haaallooo?“, vermutlich sollte ich ihr eine SMS schicken das ich sie nicht mehr hören konnte. Gerade als ich auflegen wollte hörte ich die wunderhübsche Stimme meiner besten Freundin – Moment, die wunderhübsche Stimme? Vielleicht hatte ich doch noch nicht den gesamten Alkohol aus meinem Körper verbannt …
„Du bist ein verdammtes Miststück Kat, ich dachte du wärst gestern Nachhause gefahren!!“
Vollkommen schockiert brachte ich nichts anderes aus meinem Mund als ein kleines „Was?“. „Ich hab gerade ein Foto vor mir in dem du nichts weiter Anhast als ein Hemd und ein paar Socken und das ist bestimmt von heute früh, denn die Strähnchen hast du erst seit einer Woche.“
Wow, wie viel schlimmer könnte das alles den noch werden? Der verlorene Ex, die Erinnerungen an damals, meine Übelkeit in Jans Wohnung, und dann auch noch ein Foto in dem ich halb nackt bin.
„Ich … Ich kann dir das alles erklären, Am.“, und schon spürte ich wie ich rot anlief „Das ist alles viel Harmloser als es aussieht …“ Ich musste mich irgendwie aus der Geschichte rausreden, nur hatte ich dafür noch keinen Plan. „Also jetzt wird’s interessant – dann erzähl mal?“ Okay, sie war meine beste Freundin, ich musste ihr schließlich nur die Wahrheit sagen – oder? „Du weist doch noch das Jan gestern auch in der Bar war …“ „O MEIN GOTT – ich wusste es!!“ „Nein, so war es nicht, wir waren beide betrunken und haben es beide irgendwie bereut wie das alles ausgegangen ist und dann ...“ „Und dann?“ „Dann haben wir abgemacht dass wir die Vergangenheit noch einmal aufleben lassen sollten, bevor wir dann am nächsten Tag wieder zum Alltag zurückkehren würden.“
Hatte mich die Zwischenrufe erst noch gestört so machte es mich jetzt schlicht und ergreifend einfach nur schwach kein einziges Kommentar zuhören. „Am?“ immer noch war es totenstill am anderen Ende der Leitung. „Du willst mir also weismachen dass du gestern Ferrari gefahren bist? Und dennoch heute so zickig?“ Anscheinend musste ich ihr den Rest der Geschichte wohl auch noch erzählen, keine Ahnung was sie meinte mit Zickig sein, aber sie wollte anscheinend die ganze Geschichte wissen. „Nein, ich bin gestern nicht Ferrari gefahren, kurz vor dem Start hat sich der Alkohol auf leeren Magen wieder bemerkbar gemacht, oder besser Gesagt – er wollte sich noch einmal zeigen ..“

Das Lachen aus dem anderen Ende des Telefons hörte ich sogar noch als Amelie schon längst aufgelegt hatte …

Impressum

Texte: Lisa Zach
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /