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Das Leben ist ein Kampf


DAS LEBEN IST EIN KAMPF …
... welcher bereits im Kindesalter beginnt und schier endlos scheint.

Wie ich zu dieser Behauptung komme?

Naja … vielleicht weil mir eben dieses in meiner tagtäglichen Arbeit als Sozialpädagogin begegnet … vielleicht auch, weil ich es im direkten Kontext erlebt habe … oder weil ich trotz sämtlicher Bemühungen meine eigenen    Kinder vor einer solchen Erfahrung nicht habe schützen können …

Wer weiß das schon … aber vielleicht sollte ich von vorne beginnen …

 

Die Polizei … dein Freund und Helfer … oder Retter in der Not … keine Ahnung, wie ihr zu den uniformierten Herren steht … aber mir haben sie damals ein neues Leben ermöglicht … denn nachdem sie die Wohnung meiner Erzeuger-Fraktion gestürmt hatten … und das im wahrsten Sinne des Wortes … naja … damals kam ich gemeinsam mit meinen beiden Brüdern ins Heim
… und aufgrund gerichtlicher Anordnung wurden wir der aufopferungsvollen Fürsorge unserer Eltern entrissen … die zerlumpte, ausgehungerte Erscheinung unsereins könnte da natürlich hilfreich gewesen sein … vielleicht waren es aber auch die vermehrten Krankenhausbesuche, die meine Wenigkeit bereits vorweisen konnte …
Aber wieso muss ich auch mit 3 Monaten im Hochstuhl rumturnen … und mir dabei auch noch dummerweise ´nen Schädel-Basis-Bruch zuziehen … mal von den vielen Gehirnerschütterungen und dergleichen abgesehen … eine  wahre Last war ich … ständig musste man mich ins Krankenhaus karren … und sich dort dumme Sprüche anhören … von wegen Unfallverhütung …
… dass die Verletzungen vielleicht absichtlich dem Baby zugefügt wurden … nein … sowas gibt es doch nicht in Deutschland … bis die Ärzte dann doch mal aufmerksam wurden … aber nicht, weil ich durch meine Unfähigkeit die Treppen zu gehen, wieder einmal mit 1,5 Jahren vorstellig wurde … denn der Schlüsselbeinbruch schien eher      nebensächlich zu sein … vielmehr fiel denen auf, dass ich ja noch gar nicht sprechen konnte … zumindest tat ich es nicht mit ihnen …
naja … ein halbes Jahr später … und zahlreichen leeren Versprechen seitens meiner Erzeuger … kam es dann zur besagten polizeilichen Stürmung der Wohnung … wo man laut Polizeibericht 3 Kinder in einer Kammer eingesperrt vorfand … zwischen Scherben und Dreck im Blut spielend … auf weitere, nähere Details verzichte ich mal lieber

 

3 Jahre verbrachte ich daraufhin in einem Kinderheim der alten Schule … großer Schlafsaal und abgenervtes Aufsichts-Personal … die einzige Erinnerung die ich an diese 3 Jahre habe sind die Prügel, die es gab … und der widerliche Zwieback, wegen dem ich stundenlang im Essenssaal hatte ausharren müssen … weil ich den nicht mochte … und scheiße … ich habe heute noch eine Abneigung gegen das Zeug

Doch auch diese Zwischenstation war irgendwann zuende … und ich (mittlerweile 5 Jahre alt) kam gemeinsam mit einem meiner beiden Brüder zu Pflegeeltern … wo ich den Rest meiner Kindheit/Jugend verbrachte

tja … was soll ich sagen … das war bestimmt ´ne coole Zeit … ich hatte schließlich plötzlich eine Familie, wie man sie sich vorstellt … Vater, Mutter und Geschwister … wir waren 6 Kinder (3 Mädchen und 3 Jungs) … und es gab Tiere … Hunde, Katzen und so weiter
… eigentlich alles, was man sich als Kind wohl wünscht … zumal es uns so gesehen an nichts fehlte … Zeit, Zuwendung, Spielzeug ... auch wurden aus Pflegeeltern mit der Zeit richtige Eltern - zumindest gefühlstechnisch

Und dennoch … wie soll ich sagen … all das weiß ich nur aufgrund der vielen Fotos und den Erzählungen meiner Eltern … denn warum auch immer … aber meine eigenen Erinnerungen beginnen erst mit dem Ende meiner    Schulzeit (10. Klasse) … davor ist nur schwarze Leere … nichts … hin und wieder sogenannte Flash-Backs … doch nichts greifbares … meine Vergangenheit kenne ich nur durch Polizeiakten, Krankenhausberichten, Jugendamts-Akten, Zeugnis-Anhängen und eben den Erzählungen meiner Familie …

 

Und scheiße … mal abgesehen von meiner Opfer-Vergangenheit (0 - 2,5) … war ich echt langweilig … ich habe mich so dermaßen in die Welt der Bücher geflüchtet, dass meine Eltern mir keine Bücher mehr schenken wollten … denn sobald ich eines in der Hand hatte, war ich weg … und kam erst wieder, wenn das Buch zu Ende war … und trotz vieler Versuche, mich in die Gesellschaft zu integrieren (Musikschule, Tanzverein, Cheerleader, Fanfarencorps, usw.) hat nichts funktioniert … ich war zu 98 % in meinem Zimmer zu finden

… bis ich mit 16 Jahren endlich die Kurve bekommen habe … plötzlich gab es mehr als Bücher und Musik …   wobei letzteres natürlich immer noch vorrangig war … denn Party machen ohne Musik ist schlecht vorstellbar …  wobei ich aber nie der wirkliche Disko-Gänger oder so war … dennoch hatten meine Eltern die Befürchtung, dass ich abrutschen könnte … weil … vielleicht schlagen ja doch noch die Gene durch … dieses zeigte sich in    strengen   Regeln und dergleichen … was wiederum dazu führte, dass ich mit 17 von zu Hause abgehauen bin … und mit dem Vater meiner beiden Großen zusammen zog …

 

Die Aussage meiner Mutter zum Jugendamt war damals, dass ich meinen Weg gehen werde … und wohl relativ früh selber eine Familie gründen würde … und hey … die Frau hatte Recht … denn ein knappes halbes Jahr später war ich schwanger … doch immer noch wollte sich dieses verdammte Glücks-Gefühl nicht einstellen … das, was das Leben angeblich so lebenswert macht …
Ob das daran lag, dass von den Zwillingen in meinem Bauch nur eines überlebte … oder daran, dass sich da schon abzeichnete, dass ich nicht mit dem Vater auf ewig zusammen bleiben würde … er kam und ging, wie es ihm       beliebte … und ich widmete mich voll und ganz meiner Prinzessin …

Aufgrund einer idealisierten Familien-Konstellations-Vorstellung nahm ich wieder Kontakt zu meiner Familie auf … denn meine Tochter sollte nicht ohne Großeltern aufwachsen … irrsinnigerweise verstand ich mich mit meiner Mutter von da an besser denn je … denn ich habe plötzlich viele Erziehungsweisen nachvollziehen können … die ich als Kind/Jugendliche nicht verstand … als ich kurz darauf mit meinem Sohn schwanger war, war der Vater meiner (fast) 2 Kinder endgültig weg … 2 Wochen vor der Hochzeit fiel ihm dann doch auf, dass er mit 20 zu jung für eine Familie sei … das Brautkleid hängt immer noch ungetragen in meinem Schrank

 

Naja … mein Sohn kam auf die Welt … und wurde mir bereits am 3. Tag wieder genommen … weil er die     Nahrung nicht bei sich behalten konnte … und mit der Temperatur gab es Schwierigkeiten … nach 2 Wochen habe ich ihn endlich mit nach Hause nehmen können … was folgte waren 4 Wochen Angst und Bangen … denn mein Sohn war überall wund, schrie 24 Stunden am Tag und spuckte alles aus, was man ihm zu trinken gab … selbst die Zwangsernährung im Krankenhaus brachte nichts … mit der Aussage vom Kinderarzt und dem Krankenhaus alleine gelassen, war ich der Verzweiflung nahe … ich sollte mich darauf einstellen, dass er sterben würde … denn egal, was man versuchte … es half nichts … von Arzt zu Arzt ging es …
… bis ich zu einem Internisten kam … weil … vielleicht hatte er ja etwas am Magen oder einen inneren Defekt … keine Ahnung … ich war einfach nur noch fertig … und dieser Arzt sah meinen Jungen an, zückte die Spritze, nahm ihm Blut ab … und stellte fest, dass er eine ganz seltene Form der Milch-Unverträglichkeit hat … die selbst auf die Muttermilch überging … denn ich hatte ja anfangs gestillt … schließlich war das gut für´s Baby

Von da an ging es nur noch darum, einen Ersatzstoff zu finden, den ein 6-Wochen alter Säugling verträgt … doch von den Chemie-Keulen, über Ziegen-, Soja-, und Stutenmilch vertrug er nichts … meine Mutter fing dann an, Kartoffeln zu kochen mit Wasser zu verdünnen, sodass man sie trinken konnte …
Und hey … es blieb drin … die erste Mahlzeit im Alter von 11 Wochen, die nicht ausgespuckt wurde … und so haben wir ihn langsam aufgepäppelt … mit vielen Medikamenten … einigen allergischen Schocks … und ganz viel            alternativer Babykost … zu seinem 1. Geburtstag kam der Internist und hat uns gratuliert … denn selbst er hatte bei der extremen Allergie-Neigung nicht gedacht, dass mein Sohn das erste Jahr überlebt … und jetzt ist der Bengel fast 2 Köpfe größer als ich

 

Also hatten wir auch diesen Kampf überstanden … und es wurde allmählich ruhiger
… während ich meinen Kindern versuchte, eine gute Mutter zu sein … habe ich (als meine Sohn dann 2 Jahre alt war) nebenbei meine Ausbildung zur Erzieherin gemacht … und um ihnen den Vater zu ersetzen (der irgendwie   unauffindbar untergetaucht war), habe ich viel mit den Tanten und Onkels unternommen … damit meine Kinder nicht so eigenbrötlerisch wie ihre Mama werden … so waren wir die 3 folgenden Jahre viel unterwegs … und ich war immer für die beiden da … bin nie weg gegangen oder sonst was

 

Mit der Einschulung kamen dann die nächsten Probleme … denn plötzlich hieß es, meine Tochter sei nicht „normal“ … sie würde mit niemanden sprechen und und und … ok … es gab schon vorher Anzeichen, dass sie es nicht so mit der menschlichen Rasse hat … aber da ich selber nicht gerne im Mittelpunkt stand, habe ich es als schlichte Schüchternheit abgetan … und ihre endlos lange Eingewöhnungszeit im Kindergarten war halt der Trennungsschmerz, weil ihr Bruder bei mir bleiben durfte … sprich: es gab immer plausible Erklärungen, warum sie sich in der Gesellschaft aus dem Geschehen rauszog … doch nun hieß es, sie sei krank … und müsse untersucht werden …  Kinderpsychologe und so weiter … die immer wiederkehrende Diagnose Asberger Syndrom (eine Form des Autismus) wollte ich nicht wahrhaben … denn sie sprach ja mit mir … sie war bei mir ein ganz normales Kind … mit sämtlichen Gefühlen … doch das war sie eben nur bei mir …

In der Schule verweigerte sie jegliche Kommunikation … redete ganze 6 Monate nicht mit ihrer Klassenlehrerin … und lediglich an den schriftlichen Aufgaben sah man, dass sie trotz allem gut mitkam … da die Lehrerin aber der Meinung war, sie fortan nicht mehr ansprechen zu wollen … da diese Versuche immer in panischen Heulkrämpfen endeten … habe ich sie auf eigenem Wunsch aus der Schule genommen … und für ein Jahr zurücksetzen lassen
… doch mit dem nächsten Schuljahr begann alles von vorne … wieder eisernes Schweigen und die Schneckenhaus-Taktik … nur dieses Mal eine bessere Lehrerin, die sich davon nicht ganz so doll abschrecken ließ … klar gab es  Auflagen … sie müsse eine Therapie machen … und so weiter … damit sie auf der Regel-Schule bleiben könne …
und ich als einsichtige Mama tat natürlich alles, um dieses möglich zu machen … Reit-Therapie … Spiel-Therapie … und was weiß ich nicht alles … mit dem Ergebnis, dass meine Tochter neben dem Asberger Syndrom noch zusätzlich eine sogenannte Symtom-Trägerin sein sollte … sprich: sie würde unbewusst meine Ängste ausleben … die ich so derbe von meiner Psyche abgespaltet habe … weshalb mir auch die ersten 16 Jahre meines Lebens fast komplett fehlen … zumindest erinnerungs-technisch … denn irgendwie durchlebt haben muss ich sie ja …

Jedenfalls war es ein Kampf … und trotz dessen, dass man sie für einen Sonderschul-Kandidaten hielt, habe ich meine Tochter in der regulären Hautschule angemeldet … wieder war ein Rückfall spürbar … und sie zog sich zurück … doch ihr Lehrer hat es geschafft … und ihr Vertrauen gewonnen … plötzlich beteiligte meine Tochter sich am Unterricht … und wurde Klassenbeste
… weshalb ein weiterer Wechsel anstand … denn sie sollte nun in die Realschule … wo der ganze Stress von vorne begann … wir kämpfen immer noch … und ich bin guter Hoffnung, dass sie ihren Weg gehen wird … egal was kommt … und da sollte noch so einiges kommen … doch dazu später mehr

 

Denn nun kam nach den Jahren des Kampfes auch mal wieder ein Lichtblick … denn meine Mutter jagte mich doch echt eines Abends aus dem Haus … damit ich endlich mal mehr als Familie und Arbeitskollegen zu Gesicht bekam … tja … in der Nacht lernte ich den Vater meines dritten Kindes kennen …
endlich schien das Glück mal auf unserer Seite zu sein … meine Ausbildung zur Erzieherin näherte sich dem Ende … und es zeichnete sich ab, dass ich sie bestehen würde … und ein Studium beginnen würde … denn das hatte ich meinen Eltern versprochen … vorausgesetzt mein Notendurchschnitt wäre besser als 2,5 … was er defacto war … und am Tag meiner Zeugnis-Ausgabe wurde dann mein Jüngster geboren … 5 Wochen zu früh … aber dennoch   gesund … und da war es sogar egal, dass sein Vater kein Interesse an einer Familie hatte … sondern nur den   deutschen Pass brauchte … dumm nur, dass ich für so etwas nicht zu heiraten gedachte … weshalb er auch eine  andere geheiratet hat … naja, was soll´s

Denn hey … ich war die letzten 8 Jahre mit meinen beiden Großen alleine … da werden wir es auch zu viert schaffen … das war der Plan … und dieser klang gut … selbst als sich das Vorurteil bewahrheitete, dass Frühchen etwas anfälliger sind … dann waren wir eben öfters im Krankenhaus … und als die ersten OP´s anstanden habe ich immer noch gehofft … denn solange wir einander haben, wird es schon klappen … womit auch die vielen Stunden auf der Intensiv-Station kein großes Thema waren … dank meiner Mutter hatte ich ja jemanden für die Großen, während ich zum Dauergast am Krankenbett wurde … und im Hoffen und Bangen war ich ja mittlerweile geübt

 

Dank der Dunkelheit haben wir auch diese Zeit überstanden … nebenbei habe ich studiert und gearbeitet … denn irgendwie muss man ja seine kleine Familie durchbringen … weil Studenten über 30 sind in Niedersachsen  weder Bafög-, noch ALG II berechtigt … was bedeutet, dass wir in schlechten Zeiten lediglich das Kindergeld zum Leben hatten … denn Unterhalt ist für die beiden Väter meiner Kids ein Fremdwort, für welches es keine          Übersetzung gibt …

Aber auch das haben wir überlebt … und irgendwie habe ich es immer geschafft, Arbeit, Studium und Kinder zu koordinieren … schließlich arbeite ich quer durch Niedersachsen … und alles schien endlich so zu laufen, wie ich es mir für meine Kinder erhofft hatte … wir sind nicht reich, aber wir haben einander … und wir haben eine Großfamilie im Rücken … die zumindest die Nachtschichten abdeckt
… doch diese Idylle war mehr als trügerisch … denn uns stand ein Kampf bevor, der alles Bisherige in den Schatten stellte

 

Meine Tochter fiel plötzlich in ein tiefes Loch … begann sich immer mehr zurück zu ziehen … verweigerte den Schulbesuch … und begann sich die Arme aufzuschneiden … nicht nur ritzen, sondern tiefe Schnitte … die an der suizidalen Grenze waren … alles lief aus dem Ruder … und sie sollte ausgeschult werden …
Meine schlimmsten Befürchtungen wurden wahr … denn alles deutete auf sexuelle Übergriffe hin … Psychologen, Beratungsstellen und so weiter wurden involviert … und überall die gleiche Info … drängen sie ihre Tochter nicht … sie muss von selber kommen … bla bla bla … natürlich wollte ich sie nicht bedrängen … aber scheiße … man kommt ins Bad … und überall ist Blut … jede Nacht hat man Angst, dass sie am nächsten Morgen nicht mehr lebt … man hört sie weinen, doch kein Wort über die Gründe … man findet eindeutige Emails, und kann nichts tun … außer da sein … und ihr immer wieder das Reden und Zuhören anbieten … meine Prinzessin stand kurz vor der Einweisung in die Psychatrie … und wieder hieß es für mich … Stärke zeigen, für die Kinder da sein … und kämpfen …

2 ganze Jahre dauerte dieser Kampf … 2 Jahre mit dem Wissen, dass irgendein Dreckskerl sich an ihr vergangen hat … 2 Jahre voller Hoffnung, dass sie wieder zurück ins Leben findet … und dann kamen die erlösenden Worte … Worte, die meine Welt aus der Verankerung rissen … denn ich hatte nicht damit gerechnet, den Täter in unserem direkten Umfeld zu finden … ich hätte nie gedacht, dass der einzige Mann, dem sie (neben ihrem Opa) überhaupt richtig vertraute, eben dieses Vertrauen ausnutzte … denn der, der ihr die Unschuld nahm, war in meinem engsten Umfeld zu finden … und scheiße … es soll jetzt keiner damit kommen, dass das abzusehen war … Opfer, die zum Täter werden … das ist Bullshit … jeder entscheidet selbst, welchen Weg er geht
… denn nur, weil der Dreckskerl seine Triebe nicht im Griff hat … geht es meiner Tochter schlecht … und nun … nun stehen wir vor dem sprichwörtlichen Nichts … denn die Großfamilie von einst gibt es nicht mehr … denn irgendwie ist und bleibt er Bestandteil dieser Familie

 Für meine Tochter war das Beichten pure Erleichterung … seit Mai hat sie sich nicht mehr geritzt … klar gibt es immer wieder grenzwertige Situationen, wo sie flüchtet … doch wir geben nicht auf … und werden weiter kämpfen … für sie … und auch für ihre Brüder …

 

Denn auch für den Mittleren (er ist ja nur 16 Monate jünger) war diese Tat mehr als niederschmetternd … seit dem fällt er immer wieder negativ auf … ist voller Wut … hegt Rachegedanken … beispielsweise besprüht er Wände … wird erwischt … und muss zur Polizei … ´ne Weile hat er geschwänzt und ist ziellos in der Stadt rumgedüst … und jetzt meint er, die Welt der Drogen erkundschaften zu müssen … weshalb ich letzte Woche erneut bei der Polizei vorsprechen durfte …

Und inmitten dieses ganzen Stresses gibt es ja auch noch den Kleinen … der viel zu viel mitbekommt … und dennoch nicht alles weiß … aber der seine Geschwister natürlich mit all den Höhen und Tiefen erlebt … und nebenbei selber zu kämpfen hat … sei es damit, dass er schon jetzt oftmals mit Rassismus konfrontiert wird (sein Vater ist Brasilianer)
… oder dass die Schule ihn nicht einschulen wollte … da er gesundheitlich zu anfällig sei … und er ihrer Meinung nach noch nicht schulreif wäre … doch mittlerweile hatte ich ja die Erfahrung durch die Großen … und habe nicht nachgegeben … denn einen 6jährigen, der bis 1000 rechnen kann … 2,5 Sprachen spricht … zahlreiche deutsche Klassiker (Gedichte), sowie die griechische Mythologie auswendig kann … der sollte nicht schulreif sein?! … hallo … also wieder zum Fachmann … und siehe da … wieder mal Recht gehabt … scheiße aber auch … jetzt haben wir zu unserem ganzen Chaos-Haushalt auch noch eine kleine besserwisserische Intelligenz-Bestie mit einem IQ von 148 … der mittlerweile die 2. Klasse der Hochbegabten-Schule (1 Stunde Fahrzeit mit den Öffies) besucht … und Mitglied im Mensa-Club ist … und trotz 41 Krankheitstage im Schuljahr zu den besten seiner Klasse gehört …

 

 

EPILOG / 5 Jahre später

Immer wenn du denkst, es kann nicht mehr schlimmer kommen - dann kommt die Realität, und     belehrt dich eines besseren

 

denn das vorherige Kapitel meines Lebens endete im Jahre 2012 - und hätte eigentlich vollkommen gereicht, um mein Leben als gelebt-erlebt-überlebt zu beschreiben ... doch jetzt: 5 Jahre später ... da bin ich nicht nur älter        geworden ... ich habe auch gelernt, dass ein Herz mehr ertragen kann, als man denkt ... dass man stärker ist, als man glaubt ... und das die Realität härter als jeder Kino-Blog-Buster sein kann ... vielleicht sollte ich es mal als Drehbuch-Autor oder ähnliches probieren - denn in Sachen "Drama" scheine ich ganz gut zu sein

 

Beispielsweise 2014, wo sich meine Prinzessin das Leben nehmen wollte ... weil das psychische Wirrwarr aus  Asberger, Depression und Trauma schlicht zu viel war für ihre Seele ... doch der Dunkelheit sei Dank hat der kleine Funken Lebenswille gereicht, um ihr Herz mit Hoffnung und Zuversicht zu füllen - und auch wenn die "emotionale Achterbahn" auf ewig ein Teil von ihr sein wird, so glaube ich fest daran, dass sie ihren Weg finden wird ... vielleicht öfters abseits des Geschehens, aber irgendwie dennoch mittendrin  

 

... oder 2015, wo ich meinen Mittleren indirekt an die Straße verloren habe ... nach einem schrecklichem        Auto-Unfall und einer langen Zeit im Koma hat er sich zwar zurück ins Leben gekämpft - doch durch die schweren Hirnschäden wird er niemals wieder der sein, der er war ... aus einem "normalen" Jugendlichen, dem die Welt offen stand, ist von heute auf morgen ein "beeinträchtigter" junger Mensch (GdB 80) geworden - der erst am Anfang einer langen Therapie-Zukunft steht ... alles hat sich verändert und niemand weiß, was noch alles kommen wird

 

Diese beiden Ereignisse (sowie die damalige Not-OP meines Jüngsten; noch vor dessen 1. Geburtstag) waren bislang die schlimmsten Erlebnisse, welche das "Leben" für mich persönlich bereit hielt ... denn hierbei hätte ich fast eines meiner Kinder verloren 

Aber hey …  andererseits haben diese Extrem-Situationen auch gezeigt, dass sich jeder Kampf lohnt ... egal wie klein die Erfolge auch sein mögen ... von daher: egal was kommt - ich halte jeglichen Trouble aus
 
Nein … mal im Ernst … es gibt viele Abende, wo ich nur noch heulen will/kann … denn ich liebe meine Kinder über alles … und doch kann ich sie nicht vor allem schützen … immer wieder stoße ich an meine Grenzen … und wenn es nicht die Welt der Magie geben würde, wäre ich wohl selbst ein Fall für die Klapse … denn dank der Musik, der   Festivals, meiner Bücher und dem RPG-Schreiben verarbeite ich wahnsinnig viel …
Und man möge es mir nachsehen, dass meine Gedanken nicht immer sortiert und für jedermann verständlich sind … sie sind verworren und gehen in die Tiefe … aber hey … ich bin wie ich bin … weder perfekt … noch unbesiegbar … aber ich werde weiter kämpfen … immer und überall … FÜR MEINE KINDER - DENN SIE SIND MEIN LEBEN

  

    

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.04.2017

Alle Rechte vorbehalten

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