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Nachrichten aus Tacea

Nachrichten aus Tacea

Frederik, ein Krieger mittleren Alters und bereits seit mehreren Monaten im Dienst von Lady Darkmaer hatte bereits einige Stunden Wachdienst hinter sich. Nun wartete er gemeinsam mit Jeremy auf seine Ablösung, da sich ihre Schicht dem Ende näherte. Mit den Gedanken schon beim abendlichen Bier unterhielt sich der dunkelhaarige Wächter mit seinem Kollegen. Das Thema "Frauen" war unerschöpflich und bot an langen Arbeitstagen genug Gesprächsstoff, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Gerade hatte ihm Jeremy mit leuchtenden Augen von der eyrischen Königin erzählt. Sie wäre eine wahre Schönheit; und ihre großen Flügel würden sie richtig majestätisch aussehen lassen. "Ach Jerry ... jetzt sag nicht, du stehst auf solche geflügelten Ladies? ... Nein ... eine Frau muss endlos lange Beine haben. Glaube mir ... und wenn sie dann noch das Stangentanzen beherrscht ..."

Doch noch bevor Jeremy seine Vorlieben bezüglich der Frauenwelt verteidigen konnte, bemerkten die beiden Wächter fast zeitgleich eine fremde Signatur in der Nähe. Innerhalb kürzester Zeit war den beiden Männern nichts mehr davon anzumerken, dass sie eben noch über die weiblichen Vorzüge diskutiert hatten. Dienstbeflissen sondierten sie die Gegend nach weiteren Signaturen ab, gaben Meldung an die anderen Wacheinheiten und näherten sich "kampfbereit" dem vermeintlichen Eindringling. WER sonst sollte zur nächtlichen Stunde den Hof aufsuchen?Dementsprechend überrascht waren die Wächter, als ihnen eine unsichere eyrische Lady gegenüber stand. Eine Heilerin. "Lady? Können wir euch vielleicht helfen?", sprach Frederik den ungebetenen Gast direkt an - während Jeremy weiterhin seine Sinne schweifen ließ. In solch unsicheren Zeiten durften sie kein Risiko eingehen, auch wenn die Eyrierin augenscheinlich keine Gefahr darstellte.

Die Eyrierin stellte sich als Tavian Agran vor. Frederic ließ kurzerhand die Liste erscheinen, wo sämtliche Gäste des Hofes namentlich aufgelistet waren. Lady Agrans Name befand sich nicht auf dieser Liste.Zwar schien von der Heilerin keine offensichtliche Gefahr auszugehen; dennoch blieben die beiden nhakhavanischen Wächter wachsam. Die Eyrierin erklärte kurz, dass sie auf dem Weg zum Königshof wäre - aber zuvor doch lieber ein gasthaus aufsuchen wollte. Im gleichen Atemzug bat sie um eine Begleitung dorthin. Da es bereits sehr spät war, und die Sonne längst untergegangen war, konnte Frederic diesen Wunsch sehr gut nachvollziehen.

Doch noch bevor er auf den Wunsch einer Begleitung eingehen konnte, änderte die Heilerin ihre Meinung. Plötzlich schien ihr Anliegen keinen Aufschub mehr zu dulden. "Obwohl... nein. Nein, Die Nachrichten die ich habe dulden keinen Aufschub. Ich will direkt zu der Königin gebracht werden! So schnell wie möglich!" Während der Wächter Lady Agran skeptisch beäugte, mischte sich Jeremy in das Gespräch ein. "Welche Königin wünscht ihr denn so dringend zu sprechen?", hinterfragte der junge Wächter das fragwürdige Anliegen. Frederic warf ihm daraufhin einen tadelnden Blick zu; da sein jüngerer Kollege gerade unbewusst verraten hatte, dass derzeitig mehrere Königinnen im Schloß verweilten.

"Lady Agran, welche Nachrichten könnten denn SO wichtig sein, dass ihr zu dieser späten Stunde um eine Audience bittet?", lenkte der erfahrene Krieger das Gespräch wieder auf die ominöse Nachricht. Zeitgleich sandte er nach Prinz Darkmaer. Ihr Hauptmann, Lord Finn, hatte die Dienste so gelegt, dass er selbst tagsüber als Ansprechpartner für sämtliche Belange zur Verfügung stand - des Nachts trug Prinz Wayn Darkmaer diese Verantwortung. Und somit war der Kriegerprinz über sämtliche Vorkommnisse zu unterrichten; insbesondere über ungebetene Gäste, die um Einlass baten. *Prinz Darkmaer, hier ist eine eyrische Heilerin, die um Einlass bittet. Sie hat angeblich wichtige Nachrichten, die keinen Aufschub dulden.*

"Sind den mehrere Königinnen hier anwesend?", hinterfragte die Heilerin offensichtlich irritiert. Frederic bedeutete Jeremy zu schweigen, und wandte sich freundlich an die Eyrierin. "Lady Agran. An den meisten Höfen halten sich mehrere Königinnen auf. Die, welche regieren tut und oftmals eben auch jüngere Ladies, die angelernt werden.", lieferte der ältere Wächter eine plausible Erklärung für die unbedachte Aussage seines Kollegen."Ich bin müde, meine Herren. Es ist ziemlich kalt und ich habe Hunger. Doch wie es ausschaut kommen wir nicht so schnell zur einer Einigung.", unterbrach Lady Agran freundlich, aber dennoch mit einem unterschwellig fordernden Tonfall, Frederics Ausflüchte. Im gleichen Atemzug bat sie um eine Tasse heißen Kaffee - welchen sie zu trinken gedachte, während sie auf jemanden wartete, der Entscheidungsgewalt besaß.Zwar ärgerte sich Frederic etwas über die befehlsmäßige Art der Lady - aber angesichts der späten Uhrzeit und der kühlen Temperatur hatte er auch etwas Verständnis. Nichts desto trotz hatten sie die Anweisung, ungebetenen Gästen den Zutritt zu verwehren."Prinz Darkmaer wurde schon über eure Ankunft verständigt."

"Und der ist auch schon hier.", erklang die dunkle Stimme Wayns aus dem Hintergrund. Der junge Kriegerprinz ließ kurz einen musternden Blick über Lady Agran schweifen, ehe er sie freundlich begrüßte. "WAS verschafft uns die Ehre eures späten Besuches, Lady Agran?", kam der jüngere Bruder der nharkhavanischen Königin auch ohne große Umschweife zum Thema. Jeremy sandte ihm derweil, dass die gewünschte Tasse Kaffee da sei. Dementsprechend führte Wayn die Eyrierin in die kleine Wachhütte. Je nachdem, was sie als Grund ihres Anliegens nannte, konnte er sie immer noch zu einem komfortableren Raum führen. Doch erst galt es die angebliche Wichtigkeit der Nachricht zu ergründen. Nachdem sie beide Platz genommen hatten, sah der junge Kriegerprinz erwartungsvoll zu Lady Agran rüber. "Also? Womit kann ich euch helfen?"

Kaum hatte Wayn den Grund ihres Daseins hinterfragt, als die Eyrierin ihm bereits antwortete: "Meine Nachrichten haben eine sehr... brisanten Charakter, Prinz" Doch nicht nur der Anfang war geheimnisvoller und warnender Natur. Mit jedem Wort mehr, spürte man die besagte Brisanz, welche die Heilerin eingangs erwähnt hatte. "Lady, eure Schilderung macht mich neugierig. Inwiefern hat sie schon Leben gekostet? Wenn ihr also neben dem Kaffeegenuss so frei wärt, wären nähere Details schon hilfreich."Wayn versuchte ja, souverän die Wichtigkeit der Nachricht zu überprüfen - aber das merkwürdige und irgendwie überhaupt nicht zur Situation passende Verhalten der Heilerin verhinderte ein derartiges "professionelles" Auftreten seinerseits. Denn dieses genüssliche Kaffee-Schlürfen nahm dem Ganzen die Dramatik und Ernsthaftigkeit. Obwohl? Vielleicht war es ja auch nur ihre Art, ihre Nervösität zu unterdrücken, versuchte Wayn eine plausible Erklärung zu finden. Die Kaffeetasse ignorierend, konzentrierte sich der Wächter auf die Worte der Eyrierin. Ihre Aussage, dass sie um ihr Leben fürchtete, ließ den jungen Kriegerprinzen aufhorchen. "Ich lege ein Teil meiner Karten offen, als Zeichen des Respekts.", begann Lady Agran sich zu erklären. Als die eyrische Heilerin jedoch plötzlich offenbarte, dass sie von dem Treffen der Königinnen wusste, verdunkelte sich der Blick des jungen Kriegerprinzen etwas. Seine Wachsamkeit stieg, und damit auch die Anspannung. "WOHER wisst ihr davon? Zu wessem Hof gehört ihr?", hinterfragte Wayn eine innere Mutmaßung. Wenn die Eyrierin von dem geheimen Treffen wusste, musste sie zu einem der beteiligten Territorien gehören. Nur? ... warum zur Hölle druckste sie dann herum ... und sagte nicht offen, zu welcher Königin sie gehörte ... und dass sie eben mit dieser zu sprechen wünschte  "Deswegen bin ich hier. Ich muss eine ganz bestimmte Königin sprechen. Und ich bitte ganz offiziell um ihre Hilfe, Prinz.", beendete die eyrische Heilerin ihre Schilderungen.

Aufmerksam musterte der junge Kriegerprinz sein Gegenüber, und strich sich die Haare aus der Stirn. Die anfängliche Skepsis und die damit einhergehende Problematik, ihrem Anliegen "ernsthafte" Aufmerksamkeit zu schenken war mittlerweile verflogen. Lady Agran wusste zuviel von den Gegebenheiten, als dass man es ignorieren konnte. Auch schien sie wirklich beunruhigt zu sein. "Also wenn ich euch richtig verstanden habe, verfügt ihr über Informationen, die so brisant sind, dass sie schon ein Leben gekostet haben? Und diese Informationen könnt ihr nur einer ganz bestimmten Königin übermitteln?", fasste Wayn die bisherigen Informationen zusammen. Mittlerweile hatte der junge Kriegerprinz sich von seinem Stuhl erhoben, und war zum Fenster getreten. Sein Blick schien in die Ferne gerichtet zu sein - doch auch wenn es so wirkte, als wäre Wayn gerade geistig abwesend, so täuschte dieser Eindruck. Der junge Mann wog die Risiken und das Nutzen gegeneinander ab. Wenn die Nachricht auch nur halb so wichtig war, wie es schien ... dann konnte sie wirklich nicht bis zum nächsten Tag warten ... aber wenn es nur Panik-Macherei war ... dann würde er sich zum Gespött des Hofes machen.  Wayn hasste solche Entscheidungen. Doch sein Gefühl sagte ihm, dass von der Eyrierin keine Gefahr aus ging. Und diesen Glauben hatte er nicht nur aufgrund ihres hellen Juwels. Dennoch war gerade dieser Umstand letztendlich das entscheidende Kriterium. Der jüngere Bruder Jades entschied sich kurzerhand das Wagnis einzugehen, und der Lady zu helfen. "Für WELCHE Königin ist eure Nachricht denn bestimmt?", hinterfragte er das Ziel der ominösen Botschaft. Zeitgleich sandte er den beiden Wächtern, dass er die Heilerin begleiten würde. Mittels seines Juwels würde er eine mögliche Fehlentscheidung kurzerhand revidieren - ungeachtet möglicher Konsequenzen. Denn sollte die Heilerin einen Anschlag oder ähnliches geplant haben, würde sie selbigen nicht überleben.

"Prinz, ich bin mir bewusst, wie dass alles wirkt. Wäre ich an ihrer Stelle... nun ja.... Glücklicherweise bin ich das nicht und muss nicht die Entscheidung treffen, die Sie getroffen haben." Wayns Augen glitzerten, und strahlten eine deutliche Warnung aus. "Lady Agran, verzeiht mir meine Direktheit. Aber sollte sich meine Entscheidung als falsch erweisen, werdet ihr diejenige sein, die die Konsequenzen spüren wird. Noch könnt ihr zurück, und euer Anliegen widerrufen." Die Worte des jungen Kriegerprinzen waren direkt und beinhalteten eine deutliche Drohung; aber sie waren auch ehrlich. Wayn spielte nicht den verständnisvollen Wächter, der jedem seine Hilfe anbot. Das war er nicht. Aber zumindest hatte er sich im Vorfeld für die direkten Worte entschuldigt.

"Ich komme aus Tacea und habe eine Nachricht für Lady Tolarim", beantwortete Lady Agran die Frage nach ihrer Hofzugehörigkeit. Doch etwas an ihrer Aussage ließ Wayn stutzig werden. Tacea ... Lady Tolarim ... Tacea ... wieso zur Hölle wollte die eyrische Heilerin zu LADY TOLARIM? ... das war doch die Königin von Hayll ... oder? Da der junge Kriegerprinz sich aber nicht 100 % sicher war, ließ er kurzerhand die Liste erscheinen. Dort fand er dann seine Vermutung auch bestätigt. Lady Timaris Tolarim, eine grau-tragende Königin, war die Territoriumskönigin von Hayll.

Skeptisch blickte der junge Kriegerprinz zu Lady Agran rüber. "Gibt es einen besonderen Grund, warum eure Nachricht NICHT für eure Königin bestimmt ist?" Dieser Umstand kam Wayn doch etwas merkwürdig vor. Denn bei einer derartig brisanten Information hätte er vermutet, dass eben diese NUR für die eigene Königin gedacht sei. Während der Wächter auf die Erklärung der Eyrierin wartete, ließ er seine Sinne durchs Schloss schweifen. Die hayllische Königin war in den ihr zugewiesenen Gemächern. "Allein mit dieser Aussage liefere ich mich ihnen völlig aus, Prinz. Das behagt mir nicht, ganz und gar nicht. Sie sehen, ich bin wirklich auf ihre Hilfe angewiesen.", kam es derweil ausweichend von der eyrischen Heilerin. Ok ... wenn sie sich ihm nicht anvertrauen wollte ... bitte schön ... dann würde sie sich eben mit Lady Tolarim auseinandersetzen müssen ... sollte die doch selbst entscheiden, ob sie zu so später Stunde wegen einer vermeintlich wichtigen Nachricht gestört werden wollte

Dementsprechend sandte Wayn der hayllischen Königin direkt und nicht wirklich nach den Regularien des Protokolls einen Speerfaden. *Lady Tolarim? Entschuldigt die Störung, aber hier ist jemand, der eine äußerst wichtige Nachricht für euch hat. Wollt ihr sie empfangen?* Will würde ihm jetzt wieder einen Vortrag darüber halten, dass man sich nicht direkt an eine Königin wandte ... und schon garnicht in der Form, wie Wayn es getan hatte ... einer fremden Lady einen Speerfaden zu schicken ... ohne den eigenen Namen zu nennen ... das waren wahrscheinlich sämtliche Fehler, die man in der Kontaktaufnahme mit Königinnen machen konnte ... doch außer einem müden Lächeln entlockte diese Erkenntnis dem jüngeren Bruder Jades keine Reaktion.

Wayn bekam den geflüsterten Hinweis der Eyrierin mit; unterdrückte aber jegliche Kommentierung. Vielmehr dachte er über die möglichen Gründe nach, WARUM sie nicht mit ihrer Königin sprechen wollte. Und desto mehr der junge Kriegerprinz über diese fragwürdige Entscheidung nachdachte, desto mehr formte sich ein Verdacht in seinem Kopf. Möge die Dunkelheit Erbarmen haben ... wenn seine Gedanken in die richtige Richtung gingen ... dann gab es einen Verräter ... oder Verräterin ... wie auch immer ... es bestand ein Sicherheitsrisiko ... denn alleine der Umstand, dass die Heilerin von dem Treffen wusste, war besorgniserregend genug. Kurzerhand sandte Wayn den diensthabenden Wächtern, dass sie heute Nacht besonders wachsam sein sollten. Diese Instruktion konnte sowohl auf unvorhergesehene Ereignisse geschoben werden; aber eben auch ganz selbstverständlich auf der Tatsache beruhen, dass derzeitig viele namhafte Gäste auf Black Rose Castle weilten. So oder so dürfte sich NIEMAND dem Anwesen unbemerkt nähern können.

Lady Agran hatte seine Worte richtig gedeutet, und kam kurz auf die darin enthaltene Drohung zu sprechen. Wayn nickte zu ihrer Vermutung, dass sie nun icht mehr zurück konnte. "Wir werden sehen, was Lady Tolarim zu eurem Anliegen sagt. Ich habe sie bereits informiert, dass ihr eine Nachricht für sie habt.", legte der junge Kriegerprinz den aktuellen Stand der Dinge dar. Wenn die hayllische Königin ihr Einverständnis gab, würde Wayn die eyrische Heilerin zu Lady Tolarim geleiten. Und wenn nicht ... dann würde sie die Nacht wohl unter etwas unebquemen Umständen verbringen müssen. Denn eines war für Wayn jetzt schon klar. Mit dem Wissen um das Königinnentreffen würde die Eyrierin den Hof vorerst nicht verlassen können. Erst musste abgeklärt werden, inwieweit ihr zu trauen war. Aber diesen Part überließ der junge Wächter gerne Erik. Der Hauptmann würde sich gegebenenfalls morgen darum kümmern. Sofern sich die hayllische Delegation nicht noch heute Nacht dieser Angelegenheit widmete. Also hieß es warten, bis eine Rückmeldung kam.

Die Eyrierin seufzte, raschelte nervös mit den Flügeln und blickte ihm direkt in die Augen.[color=orange]"Ich fürchte ich beschere ihnen eine schlaflose Nacht, Prinz. Ich möchte mich dafür entschuldigen."[/color] Wayn erwiderte den direkten Augenkontakt, und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. "Lady Agran, ihr beschert mir keine schlaflose Nacht. Vielmehr belebt ihr diese mit etwas Unterhaltung.", kam es leicht sarkastisch von dem jungen Kriegerprinzen. Aber auch wenn der Aussage die Ernsthaftig fehlte, so beinhalteten seine Worte trotzdem einen Funken Wahrheit. Wayn war erleichtert, dass die bisher sehr eintönige und eher langweilige Nachtwache etwas aufgelockert wurde. Denn auch wenn es überheblich klingen mochte; der junge Kriegerprinz hatte keine Bedenken, dass hier Jades Schutz gefährdet war ... eher im Gegenteil ... wenn die Heilerin ein falsches Spiel zu spielen gedachte ... dann würde er eben an ihr ein Exempel statuieren ... damit dürften weitere Störenfriede abgeschreckt werden ... und gewisse Leute würden ihn vielleicht endlich aufhören, ihn wie einen kleinen Schuljungen zu behandeln  "Möchtet ihr euren Andeutungen vielleicht noch irgendetwas hinzufügen?", ging Wayn kurzerhand nochmal auf die angeblich brisante Nachricht ein. Teilweise war es Neugierde, die den jungen Mann dazu veranlasste weitere Fragen zu stellen. Und andererseits wollte er einfach nur die nervtötende Stille durchbrechen.

Auf Wayns Frage hin,ob die Eyrierin ihrer Aussage noch irgendetwas hinzufügen wollte, antwortete diese abermals ausweichend. So langsam nervte es Wayn. Immer nur Andeutungen ... und nichtssagende Wortfetzen ... wer zur Hölle sollte denn daraus schlau werden? "... Doch wenn ich Euch noch mehr erzähle, als ich es bereits getan habe, wird ihnen ganz bestimmt Schaden zugefügt.", begründete die Heilerin ihren Entschluss nichts zu sagen. Der junge Kriegerprinz sah mit dunklem Blick zu Lady Agran rüber. "Und WER sollte mir eurer Meinung nach Schaden zufügen? Wenn eure Nachricht derartig gefährlich ist, ist sie keineswegs dafür geeignet, sie einer Königin vorzutragen.", machte Wayn dann auf zynische Art und Weise seinem Unmut Luft. Lady Agran bat indessen um eine weitere Tassee Kaffee. Wayn wollte gerade etwas auf den Kaffee-Wunsch der Eyrierin entgegnen, als er einen Speerfaden erhielt. Doch der Inhalt des Speerfadens war keineswegs dass, was der junge Kriegerprinz erwartet hatte. Die hayllische Königin zickte doch tatsächlich rum. Unweigerlich verdunkelte sich der Blick Wayns, als er sich die Anweisungen der fremden Königin anhörte. "Erstattet anständig Bericht Prinz", scholt diese ihn doch tatsächlich - und wollte erst einmal seinen Namen wissen. *Wayn Darkmaer ... aber das düftet ihr ja eigentlich schon mitbekommen haben!*, antwortete der junge Kriegerprinz dann doch etwas sarkastischer als gewollt.

Wayn versuchte sein Temperament zu zügeln, und atmete tief durch, ehe er die weiteren Fragen kurz und bündig beantwortete. *Lady Tavian Agran, eine eyrische Heilerin mit tigerfarbenem Juwel wünscht EUCH zu sprechen.* Der junge Kriegerprinz kämpfte innerlich mit dem Impuls, dieser Lady seine Meinung zu sagen. Königin hin oder her. Er hasste einfach alles, was derartig autoritär rüberkam. Ok ... Jade hatte manchesmal auch diesen Befehlston drauf ...aber das war etwas anderes ... zum einen war Jade seine Schwester - sein Blut ... und zum anderen war sie SEINE Königin. Ansonsten gestattete Wayn einen solchen Tonfall eigentlich nur seinem Bruder - und in bestimmten Fällen auch Erik. Wobei es selbst beim Hauptmann keine Garantie gab, dass Wayn den Anweisungen dann auch tatsächlich folgte. Diese Garantie gab es nur bei seinen Geschwistern und Alexia - denn die Loyalität des impulsiven Kriegerprinzen führte einzig und alleine über sein Herz. Doch einen solchen Bonus hatte diese Lady Tolarim nicht; und eben diese Ansicht transportierte Wayn unbewusst mit den Antworten zur hayllischen Königin. *Die Lady hat angeblich brisante Informationen, welche NUR für euch bestimmt sind. Die Art von Brisanz, welche Leben kosten kann und angeblich auch schon welche gefordert hat. Zumindest laut der Lady, welche um eine Audience bittet.*, kam der junge Wächter dann auf den Grund der Störung zu sprechen - machte aber gleichzeitig deutlich, dass er den Wahrheitsgehalt der Nachricht nicht überprüft hatte. *Was weiß ich, woher sie von diesem Treffen weiß. Nur der Umstand, dass sie davon Kenntnis hat, macht die Sache etwas kompliziert. Ebenso wie die Tatsache, dass Lady Agran NICHT bei ihrer eigenen Königin vorstellig werden will.*, fasste Wayn die bisherigen Informationen zusammen, welche ihm bekannt waren. *Achja, eigentlich gehört sie zum taceanischen Gefolge!*, schob der junge Kriegerprinz noch hinterher. Vielleicht war die Information ja wichtig.

Während Wayn die geforderten Antworten per Speerfaden zurückschickte, musterte er die eyrische Heilerin. Lady Agran lief unruhig in der kleinen Wachhütte umher. Ihre Anspannung schien mit Fortschreiten der Nacht zu steigen. *Also was ist jetzt? Kann ich euch die Lady vorbei bringen? Oder soll ich sie auf morgen vertrösten?*, forderte nun Wayn eine Entscheidung von Lady Tolarim. Er hatte keine Lust mehr auf lange Frage-, und Antwort-Spielchen. Entweder die Hayllierin ließ Lady Agran bei sich vorstellig werden; oder er würde eine Übernachtungsmöglichkeit für die Eyrierin finden müssen.

"Sie erwarten eine direkte Antwort, Prinz? Namen? Hintergründe? Nun, ich muss sie enttäuschen, die habe ich nicht!" Die gereizte Antwort der Eyrierin, ließ in Wayn leichte Verärgerung aufflammen. Ein leises, missmutiges Brummen entfuhr seiner Kehle, und ein dunkler Blick traf Lady Agran. Auf der einen Seite stand die hayllische Königin, welche von ihm einen "ausführlichen" Bericht forderte - nur hierfür benötigte Wayn eben mehr Details und Hintergrundwissen. Und irgendwie sagte ihm sein Gefühl, dass mit dieser Lady Tolarim nicht zu spaßen war ... was ihn zur anderen Seite dieser Zwickmühle brachte - der eyrischen Heilerin ... und eben diese wollte zwar eine angeblich wichtige Nachricht überbringen ... aber darüber nichts verlauten lassen .. weil der Inhalt angeblich zu brisant und gefährlich war ...Na ganz toll ... und er stand genau dazwischen ... und musste über den Wahrheitsgehalt, beziehungsweise der Wichtigkeit entscheiden ... wobei? ... mit seinem Speerfaden an Lady Tolarim hatte er ja bereits Stellung bezoen ... zumindest indirekt.

Auch die erklärenden Worte, was diese Nachricht bereits für Folgen mit sich brachte, konnte den Unmut des jungen Kriegerprinzen nicht mindern. "Glauben Sie, allein mein Wesen als Heilerin hält mich davon ab, Ihnen die Geschichte zu erzählen und Ihnen die ganze Verantwortung und die ganzen Sorgen, Kopfschmerzen und eventuelle Gefahren zu übergeben." Die Aussage entlockte dem jüngeren Bruder Jades dann doch noch eine Reaktion - auch wenn diese eher unpassend war. Wayn konnte sich ein leises, sarkastische Auflachen nicht verkneifen. "Alleine euer Auftauchen hat dafür gesorgt, dass ich ... dass WIR mit involviert sind. Lady Agran, ihr seid hier in Nharkhava. Und alles, was in irgendeiner Form Gefahr beinhaltet, lastet auf den Schultern der hiesigen Wächter. Es ist unsere verdammte Aufgabe für den Schutz der anwesenden Kön ... ähmm ... Leute zu sorgen. Und da ist es keineswegs hilfreich, wenn ihr mit einer ominösen Nachricht kommt ... und DIESE nur einem Gast überreichen wollt.", ließ der junge Kriegerprinz seinen Unmut raus. Wie zur Hölle sollte er denn seine Arbeit ausüben, wenn man ihn derartig überging? Vor allem aber wuchs in Wayn die Befürchtung, dass an dieser möglichen Bedrohung mehr dran war als es anfangs schien - und das würde bedeuten, dass sie Jade schützen mussten. Okay ... auch ihre Gäste.

*Geleite sie zu mir*, durchkreuzte plötzlich die knappe Antwort Lady Tolarims Wayns Aussage. Und wieder dieser autoritäre Befehlston, welcher in dem Wächter den Impuls auslöste zu rebellieren. Sich einfach nur quer zu stellen, weil die Umstände es erlaubten. "Lady Aran, die hayllische Königin ist bereit euch zu empfangen. Ich werde euch jetzt zu ihr bringen. Unter einer Bedingung." Durch seinen Ziehvater war Wayn es gewohnt, Handlungen mit Bedingungen zu verknüpfen - wobei er dieses aber meistens nur im Hinblick auf seine Geschwister tat. Um diese vor einer möglichen efahr zu schützen. Und genau dieses beabsichtigte Wayn auch jetzt zu tun. "Ich bleibe bei dem Gespräch dabei. Nehmt es mir nicht übel, aber MEINE Schwester ist die Königin dieses Territoriums ... und ich werde nicht tatenlos, beziehungsweise unwissend auf dem Flur warten." Nachdem er seinen Standpunkt klar gemacht hatte, geleitete der junge Kriegerprinz Lady Agran zu den Gemächern der hayllischen Königin. Auch wenn Wayn mittlerweile davon überzeugt war, dass es sich hierbei um keine Falle oder ähnliches handelte, so schirmte er dennoch rein vorsorglich die Umgebung so ab, dass die Eyrierin an ihn gebunden war, beziehungsweise dass sie von einem Schild umgeben war, der keine Kunst nach außen dringen ließ. Die Räume Lady Tolarims wurden von zwei Wächtern bewacht, die ihnen erst einmal den Weg versperrten. Wayns Blick verdunkelte sich etwas, als er die ebenso dunklen Blicke der bewaffneten Männer auf sich spürte. Sich die Anweisungen Eriks in Erinnerung rufend, unterdrückte der junge Wächter sein Temperament und bat um Einlass - und zwar für sie beide.

War sein Speerfaden an die Königin noch leicht trotziger Natur gewesen, so stand jetzt ein junger, selbstbewusster Kriegerprinz vor der hayllischen Delegation. Trotz seines jungen Alters wusste Wayn, welche Kraft in ihm schlummerte - und was er konnte. Eben diese Stärke strahlte er gerade aus. Er war das Schild und Schwert seiner Schwester. Dementsprechend stand Wayn nun schweigend im Hintergrund, und besah sich aufmerksam die Vision. Nichts deutete daraufhin, was er dachte. Lediglich seine Wachsamkeit war mit dem Sehen der Vision gestiegen, und die eyrische Heilerin so gesichert, dass sie Lady Tolarim nicht gefährden konnte - sollte sie denn so leichtsinnig, oder gar selbstmörderisch sein.

Mutter der Nacht ... wenn dass, was er gerade gesehen hatte, stimmte ... dann hatten sie eine Spionin im Schloss ... eine Gefolgsfrau Sions ... und damit den Feind ... was wiederum eine Gefahr für Jade bedeutete ... und für Alexia. Dass sich die Temperatur minimal abkühlte, konnte der junge Kriegerprinz angesichts seiner Gedanken nicht verhindern.

Wayn warf Lady Agran einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. So wichtige Informationen ... und die Frau hatte vorhin erst mal genüsslich Kaffee trinken müssen ... anstatt gleich zu sagen, was los ist. Auch die hayllische Königin schien mehr ans leibliche Wohl zu denken, als an etwas anderes. Zumindest wirkte ihre diesbezügliche Frage so auf Wayn. Der junge Kriegerprinz sandte derweil einen Speerfaden an Julian, welcher ebenfalls zur Nachtschicht eingeteilt war. Nur ein paar Worte - aber diese so gewählt, dass der Wächter wusste, was er zu tun hatte. *Julian, gewisse Umstände erfordern höhere Wachsamkeit ... und doppelten Schutz bei meiner Schwester ... sofort ... und kein Wort zu irgendjemand ... verschaff dir unauffällig einen Überblick, WO sich die Gäste aufhalten ...* Wayn unterdrückte den Impuls sofort tätig zu werden. Getreu seiner Ausbildung blieb er wachsam im Hintergrund stehen, und sorgte dafür, dass die Eyrierin nicht ebenfalls noch zur Gefahr wurde. Sie konnte sich frei bewegen und der Aufforderung Lady Tolarims nachkommen. Aber sie würde fortan ihre Juwelenkunst NUR innerhalb seines Schutzkreises ausüben können.

Auch musste Wayn seinen ursprünglichen Gedanken über die Hayllierin revidieren. Hatte er sie doch im ersten Moment für oberflächlich gehalten. Zum einen weil sie erst nur am rumzicken war, wegen seiner fehlenden "Höflichkeit"; und jetzt schien das leibliche Wohl der "Botschafterin" wichtiger zu sein, als die brisante Nachricht. Hallo ... war das hier ein Kaffee-Kränzchen? In diesem Moment hatte Wayn echt seine Zweifel gehabt, dass die hayllische Königin wirklich so mächtig war wie der Ruf, welcher sie umgab. Doch dann hatte er es gespürt. Ein weiterer Speerfaden wurde versandt - und zwar von Lady Tolarim. Also war sie nicht so untätig, wie es vordergründig aussah. Der Dunkelheit sei Dank.

Wayn hielt sich die ganze Zeit über schweigend im Hintergrund. Lediglich die ihn umgebende Kälte zeigte, was er von der Sache hielt. Eine Spionin in diesen Mauern … im Schloss seiner Schwester … oh ja … das brachte seine Instinkte zum Rasen. Der junge Kriegerprinz stand angespannt da, und sog die Informationen in sich auf. Lady Lantaron … laut der hayllischen Königin bestand durchaus die Möglichkeit, dass Tacea mit Sion gemeinsame Sache machte … nur warum zur Hölle standen sie dann noch hier rum … warum wurde dann immer noch darüber gemutmaßt, ob das Netz echt war oder nicht … verdammt … sie sollten zu dieser Adelstusse gehen, und sie zur Rede stellen. Der Dunkelheit sei Dank schienen Lady Tolarim und Savah es ähnlich zu sehen. "Doch ich denke, nun ist es an der Zeit, Lady Lantaron zur Rede zu stellen. Nicht dass sie noch dazu kommt, Sion Informationen über uns weiter zu geben.", beendete die hayllische Königin ihre Erklärungen, woraufhin die glacianische Königin ihr zustimmte: "Ja, stellen wir sie zur Rede! Ich will wissen was für ein falsches Spiel sie treibt!" „Na endlich. Ich dachte schon, ihr wollt die ganze Nacht reden!“, entfuhr den jungen Kriegerprinzen eine leise sarkastische Kommentierung der Situation.

Als Lady Agran sich leise zu Wort meldete, stöhnte Wayn innerlich auf. Es war für ihn immer noch nicht nachvollziehbar, warum sie mit einer derart brisanten Informationen so lange gewartet hatte … warum sie erst noch genüsslich ´nen Kaffee trinken musste … anstatt gleich ihr Anliegen vorzubringen … nicht auszudenken, wenn Lady Lantaron die Abendstunden bereits genutzt hatte, um etwaige Informationen weiter zu leiten. Bei diesen Gedanken durchströmte eine leichte Welle der Wut den Körper des Kriegerprinzen. An diesem Hof lebte seine Schwester. Jade regierte dieses Territorium … sie war nicht nur das Herz Nharkhavas … sie war auch SEIN Herz … sein Blut. Wayns ausgeprägter Beschützerinstinkt galt seiner Schwester im vollen Maße; und seit kurzer Zeit auch einer gewissen Heilerin. Dementsprechend musste er an diesem Hof 2 Ladies schützen, zuzüglich seinen Bruder. Und dieser Schutz war nicht gegeben, wenn es Verräter unter den Gästen gab … verdammt. Selbst die Möglichkeit einer Gefahr ließ das Temperament des Kriegerprinzen brodeln. "Dich hat auch niemand gesehen als du zum Schloss gekommen bist? Du hast Tarinya nicht informiert?" Die Frage der glacianischen Königin riss Wayn aus seinen Gedanken. Und auch wenn die Frage eigentlich an die Eyrierin gerichtet war, so fühlte auch der junge Kriegerprinz sich angesprochen. Savahs fragender Blick ging schließlich auch in seine Richtung. „Seit Lady Agran in meiner Obhut ist, hat sie zu niemanden Kontakt aufgenommen.“, antwortete Wayn dementsprechend und deutete dabei auf die Eyrierin – schränkte aber gleichzeitig ein, dass er nicht für die Zeit davor sprechen konnte.

Die dunklen Augen des Kriegerprinzen loderten feurig auf, als Savah ihn in ihre Planungen mit einbezog. Natürlich kümmerte er sich um die Männer der taceanischen Königin. Und auch dem Vorschlag, dass sie jetzt sofort die vermeintliche Verräterin aufsuchten, konnte Wayn nur zustimmen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Gemächer der taceanischen Delegation erreicht hatten. Wayn hielt sich nicht lange mit Anklopfen oder dergleichen auf. Er betrat ohne zu zögern den Salon, wo sich 4 Personen aufhielten: zwei Königinnen und zwei Männer, ein Krieger mit grünem Juwel und ein ebenfalls grün-tragender Prinz, welcher sich ihnen gleich kampfbereit in den Weg stellte. Doch der jüngere Bruder Jades hatte keine Lust auf irgendwelche Spielereien oder faire Kämpfe. Wenn diese Tarinya wirklich eine Spionin war, war sie eine Feindin Jades. Grund genug für Wayn, alle sie begleitenden Personen ebenfalls als Gefahr zu betrachten. Und er würde hier bestimmt nicht den lieben Kriegerprinzen mimen, der rücksichtsvoll und fair vorging. Bevor auch nur ein Wort fiel, hatte er bereits die beiden Männer aus dem taceanischen Gefolge mit seinem schwarzgrauen Juwel gegen die Wand geschleudert. Dort fixierte er sie mittels der Kunst, und sorgte ebenfalls dafür, dass sie dem Geschehen zwar zusehen konnten. Sie würden aber nicht eingreifen können; weder durch Zwischenrufe, noch mit ihren Juwelen. Wayn indessen lehnte sich in leicht arroganter Haltung, mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen. Seine Signatur war ebenso dunkel, wie auch aggressiv – und alleine durch seine Ausstrahlung machte er deutlich, dass hier besser niemand Gegenwehr leistete. Um die 4 Wächter im Nebenraum hatte sich derweil die nharkhavansche Wache gekümmert – und zwar zeitgleich zum gegenwärtigen Geschehen. Denn bereits auf den Weg hierher, hatte der junge Wächter seine Kollegen angewiesen, die Männer so unauffällig wie möglich dingfest zu machen. Nun lag es an Lady Tolarim und an Savah, sich um die Klärung der Sache zu kümmern.

Wayn beobachtete scheinbar ganz gelassen das Vorgehen von Savah. Doch dieser Eindruck täuschte - denn der Kriegerprinz war angesichts des scheinbaren Verrates angespannt. Mit wachsamem Blick hatte er sowohl die beiden Männer im Auge, wie auch die anwesenden Ladies. Die glacianische Königin kam auch direkt zum Grund ihres nächtlichen Besuchs. Doch anstatt dass sich Lady Lantaron gegen die Vorwürfe wehrte, ging die taceanische Herrscherin dazu über, mit Beleidigungen um sich zu werfen. Obwohl Wayn selbst kein Blatt vor dem Mund nahm und für seinen mangelnden Respekt bekannt war, entfuhr ihm ein dunkles, wütendes Knurren. Diese blöde Adelstusse … konnte der nicht mal jemand das Maul stopfen … schoss es dem impulsiven Kriegerprinz in den Kopf und er musste sich auf die Lippe beißen, um diese Sichtweise nicht laut auszusprechen … denn das würde sicherlich nicht unter die geforderte Höflichkeit fallen … welche seine Schwester ihm abverlangte.

Auch als die angebliche Verräterin Savah angriff, hielt der junge Wächter sich noch zurück. Da er um die Kampfkünste der glacianischen Köngin wusste, bedachte der jüngere Bruder Jades lediglich Lady Agran mit einem zusätzlichen Schild - denn auch Lady Tolarim wurde durch ihre eigenen Männer geschützt wurde; insbesondere durch den schwarzgrau-tragenden Prinz an ihrer Seite. Savah brauchte er ebenfalls nicht durch einen Schild schützen, denn soweit Wayn es spüren konnte, hatte sie sich bereits selbst geschützt - was auch die abgeblockten Energiebälle bewiesen. Dementsprechend hielt Wayn sich weitestgehend im Hintergrund, und lediglich die absinkende Temperatur zeugte von seiner Anwesenheit und die "lebende Wanddekoration". Doch als sich die andere Königin ins Geschehen einmischte, reichte es Wayn - stürzte diese doch plötzlich nach vorne, um die Beschuldigte zu schützen. Sämtliche Ermahnungen seiner Schwester außer Acht lassend, hielt er plötzlich sein Schwert in der Hand. Und nur einen Atemzug später hatte es Lady D´aevin an der Kehle. „DU solltest dich besser raushalten … und das den Ladies überlassen.“ Man hätte die Worte des jungen Wächters als Ratschlag ansehen können, wenn nicht sein Schwert eine offensichtliche Grenze zu Lady Lantaron und Savah bildete. Auch war die Stimme Wayns eher drohend als besänftigend zu beschreiben.

Den festgesetzten Männern schien das Verhalten des jungen Kriegerprinzen nicht zu gefallen. Der Prinz wehrte sich wieder enrgischer gegen den Schild Wayns und seine Mundbewegungen deuteten auf wüste Drohungen und Flüche hin. Doch durch den Schild drang weder ein Wort, noch konnten sich die Männer der taceanischen Königin ihrer unsichtbaren Fesseln entziehen.

Als sich die eyrische Heilerin einmischte und ihrer ehemaligen Königin die Vorwürfe offen dar legte, konnte Wayn nicht anders, als die Augen genervt zu verdrehen. Er konnte es ja zum Teil verstehen – war er doch sonst derjenige, der seine Klappe nicht halten konnte. Aber hey … sie waren hier gerade mitten in einer Eskalation … und da brachten hysterische Ausbrüche gar nichts … zumal die taceanische Herrscherin darauf scheinbar völlig ungerührt reagierte. Der junge Kriegerprinz beobachte Lady Lantaron, und kam zu dem Entschluss, dass an den Spionage-Vorwürfen etwas dran sein müsste - denn sonst hätte die Lady sich ja in irgendeiner Form gerechtfertigt. Aber nein … diese Frau lächelte einfach nur hochmütig.

Dafür reagierte aber jemand Anderes. Anstatt dass Lady D´Aevin angesichts des Schwertes an ihrer Kehle stehen blieb, versuchte sie auf die Worte Lady Agrans zu reagieren. Sie wollte sich regelrecht auf die Heilerin stürzen, und schrie etwas von Lügen und dergleichen. Und im Eifer des Gefechts stolperte sie und stürzte – mitten in das scharfe Schwert des Kriegerprinzen.Wayn spürte den kurzen Widerstand, als sein Schwert durch den Körper der jungen Königin glitt. Für einen Moment schien die Szenerie im Raum zu erstarren. Lady D´Aevin sackte in sich zusammen, und ein ersticktes Röcheln begleitete ihren Tod. Blut floss aus ihrem Mund und an ihrer Körpermitte heraus. Der jüngere Bruder Jades sah auf sein Schwert und danach auf die sich ausbreitete Blutlache. „Na ganz toll! Alles auf den Teppich … Timothy wird mich umbringen!“, überspielte Wayn die bizarre Situation auf seine ganz eigene sarkastische Art. Er hatte gerade die erste Frau in seinem Leben getötet - und das noch nicht mal absichtlich. Doch noch bevor Wayn so etwas wie Schuldgefühle aufbauen konnte, schien die mutmaßliche Verräterin dem Wahnsinn zu verfallen. Denn anders ließ sich ihr komisches Lachen nicht erklären. Und auch ihr Verhalten nicht. Im Raum befanden sich 3 Leute mit schwarz-grauen Juwelen, welche ihren schon alleine dadurch überlegen waren. Auch zahlenmäßig war sie unterlegen, wenn man mal davon absah, dass ihre beiden Begleiter außer Gefecht gesetzt waren – und ihre 4 Wächter im Nebenraum festgehalten wurden. Dennoch stieß sie wüste Drohungen aus, und ließ ihren Worten auch sogleich die Taten folgen.Die Temperatur im Raum fiel spürbar ab, und dieses Mal war nicht Wayn derjenige, der am Temperaturregler spielte. Die Fensterscheiben wurden von einer dünnen Schicht aus Eis überzogen, und ein dumpfes Grollen offenbarte die Wut der taceanischen Königin.

Wayn sandte augenblicklich Julian per Speerfaden die Ansage, dass die nharkhavanische Wache diesen Bereich des Schlosses sofort mit Schutzschildern abriegeln sollte - sodass sich der anbahnende Hexensturm nicht allzu weit würde ausbreiten können; sollten sie Lady Lantaron nicht davon abhalten können. Nur einen Moment später hörte man Schreie auf dem Flur, welche bei genauem Hinhören gerufene Befehle waren. Schwere Schritte und Tumult zeugten davon, dass Julian die angrenzenden Bereiche „evakuieren“ ließ. Savah reagierte ebenfalls blitzschnell und versuchte die Herrscherin Taceas zum Aufhören zu bewegen. Doch war das eindeutig vergebens. Der Boden bebte bereits, und Gemälde fielen zu Boden. Als die glacianische Königin dann ihr Schwert aufrief und auf Lady Lantaron zustürmte, unterstützte Wayn kurzerhand diesen Angriff, indem er mittels der Kunst ebenfalls auf den Schutzschild der Verräterin kraftvoll einwirkte. Es gab kein vielleicht – eventuell – oder möglicherweise … mit ihrer Aktion hatte die taceanische Königin seine Schwester und alle anderen am Hof gefährdet … und demnach ihr eigenes Urteil unterschrieben. Wayn zumindest war mittlerweile mehr als sauer, aber dennoch äußerst konzentriert. Dennoch brachte der plötzliche Ruck selbst ihn ins Wanken. Die Augen des Kriegerprinzen verfinsterten sich schlagartig.

*Dunkelheit, hat denn keiner von euch gelernt die Kunst einzusetzen? Folgt mir* Für einen Moment starrte Wayn die hayllische Königin fassungslos an. Hatte die sie nicht mehr alle? Demnach klebten die beiden Männer Lady Lantarons mit purer Spucke an der Wand … die Eyrierin wurde von einem Hauch aus schlichter Luft umgeben … und seine Unterstützung für Savah entsprang auch nur seiner Einbildung … vielleicht schwand die Wahrnehmung bei diesen Adelstussen, dsto länger sie an der Macht waren … dass hatte man ja schon bei in Winhill beobachten können. Wayn verbiss sich eine Kommentierung, und konzentrierte sich wieder auf das aktuelle Geschehen - denn zumindest die letzten Worte Lady Tolarims waren seiner Meinung nach hilfreich.

Ok … dann würden sie jetzt ´nen kleinen Abstecher in den Abgrund machen. Wayn hielt zwar nach wie vor Distanz, folgte den beiden Königinnen aber ohne zu zögern. Mit dem Abgleiten in den Abgrund kannte sich der junge Kriegerprinz aus, da es oftmals die einzige „Fluchtmöglichkeit“ gewesen war, die ihm bei Martek blieb. Nur einen kurzen Moment später fand sich Wayn mit Savah auf der grauen Ebene wieder, wo der Kern des beginnenden Hexensturms war. Lady Lantaron konnte im Gegensatz zu dem jungen Kriegerprinzen und der glacianischen Königin nicht noch tiefer, da sie „nur“ über ein graues Juwel verfügte. Wie auch schon außerhalb des Abgrundes unterstützte Wayn Savahs Bemühung mit der Kunst, hielt sich sonst aber wachsam im Hintergrund. Denn zwei Schwerter gegen eine Person zu führen, konnte im Gewühl auch hinderlich sein. Nichts desto trotz hielt auch der junge Wächter sein Schwert kampfbereit in der Hand. Unnachgiebig wirkte er auf den Schutzschild der angeblichen Verräterin ein. Soviel zum Thema, sie wüssten nicht mit der Kunst umzugehen. Savah schaffte es indessen, und durchdrang mit ihrer Klinge den Schutzschild der taceanischen Königin - und nicht nur den. Lady Lantaron brach unmittelbar danach in sich zusammen, und der Duft von Blut durchströmte den Abgrund und wahrscheinlich auch alles außerhalb. Mit ihrem Ableben entlud Lady Lantaron noch den letzten Rest ihrer Juwelenkraft. Die Fenster zerbarsten und die Splitter flogen quer durchs Zimmer. Rein intuitiv erstellte Wayn einen kuppelförmigen Schutzschild, welcher sie alle mit einschloss. Die Druckwelle, welche das Zimmer zum Beben gebracht hatte, verebbte mit dem letzten Atemzug der taceanischen Herrscherin.

Kaum kehrte daraufhin halbwegs Ruhe ein, als Bewegung in die Männer Lady Lantarons kam. Julian sandte ihm, dass die taceanischen Wächter nebenan am Durchdrehen seien, und sie diesem nur mit brachialer Gewalt entgegen wirken könnten. Ohne weiter darüber nachzudenken, sandte der jüngere Bruder Jades ihm den Befehl, die Kerle ruhig zu stellen - notfalls eben für immer. Die taceanische Königin hatte mit ihrem Verhalten keineswegs den Vorwurf der Spionage entkräftet - sondern ihn vielmehr noch bestätigt. Damit hatte sie auch das Urteil für ihre Begleiter ausgesprochen.Während der kurzen menthalen Unterhaltung mit Julian, sah Wayn aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung. Der grüntragende Prinz griff zu einem Dolch. Der junge Kriegerprinz sprang über die tot am Boden liegende Lady D´Aevin und lieferte sich einen kurzen Kampf mit dem Begleiter Lady Lantaron. Der war eindeutig ein Kämpfer – doch gegen die aufgestaute Wut des Kriegerprinzen hatte er keine Chance. Wayn spielte nicht, und es wurde deutlich, dass er nicht vorhatte, seinen Gegner am Leben zu lassen. Vielmehr beendete er den Kampf schnell und effektiv. Der Prinz brach nur einen Moment später röchelnd zusammen. Blut sickerte aus seiner Brust, in welche Wayn sein schwarzes Schwert gestoßen hatte.

Der junge Wächter zog die Schneide aus dem sterbenden Körper, wischte das Blut kurz an seinem Hosenbein ab - und wandte sich an den letzten noch stehenden Begleiter der taceanischen Königin.Sein Blick war ebenso dunkel, wie auch kalt. „Verdammte Scheiße! So langsam werde ich echt sauer. Willst du der Nächste sein oder ist jetzt endlich Schluß?“, knurrte er in Richtung des Kriegers, welcher blass in Richtung der drei Leichen starrte. Scheinbar sah der ein, dass er gegen die Übermacht keine Chance hatte - standen neben Wayn doch noch etliche andere Leute ihm feindlich gesonnen gegenüber. Dementsprechend hob er sich ergebend die Hände, und Wayn erteilte den Befehl ihn ins Verlies zu bringen - war Julian doch gerade mit zwei weiteren nharkhavanischen Wächtern eingetreten. Der rothaarige Wächter-Kollege von Wayn kam diesem auch gleich nach, und nahm Lord Lantaron, sowie einen verletzten taceanischen Wächter in Gewahrsam. Die anderen drei Wächter waren bei dem Tumult nebenan getötet worden. Auf Seiten der nharkhavanischen Wache gab es einen Verletzten, der bereits zur Krankenstation gebracht wurde - gab Julian ganz beiläufig seinen Bericht ab.

Der jüngere Bruder Jades sah sich im Gästezimmer um, und überlegte bereits, wie er das Chaos seiner Schwester erklären sollte. 6 Leichen, 2 Gefangene und 2 zerstörte Gästezimmer - dabei hatte er doch versprochen, sich zurückzuhalten.

 

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Tag der Veröffentlichung: 06.07.2013

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