"Und wenn du dann einfach sagst, dass es sogenannte schwimmende Särge sind?" Sie strich sich die einzelne schwarze Strähne hinter das Ohr die sich aus dem strengen Zopf gestohlen hatte. Still beobachtete er wie ihre Finger über die Tastatur flogen. Wie sie die Maus bewegte, vernahm das leise Klicken wenn sie Seiten öffnete oder schloss. Sein Blick wanderte von ihren schlanken Fingern über ihren Arm entlang bis hoch zu eben jener kleinen Stelle hinter dem Ohr die so zart war dass man dafür...
"und hier ist dann die Passagierliste. Siehst du? Einfach nur hier klicken und schon geht die auf." "mhm", kam von ihm. "Nur klicken und schon... ob die Haut da wirklich so weich ist?". Seine Gedanken machten sich selbstständig. Seine Augen zogen eine sanfte Spur über ihren Hals, über die Kinnlinie bis hin zu ihren Lippen, zwischen denen sie den Kugelschreiber für die Notizen geklemmt hatte. Ihm wurde heiß. Als ihm klar wurde was er gerade tat. Wie verdammt dämlich sein Grinsen bei seinem Gedankenkarussell wohl aussehen müsste. Er wandte den Blick ab und konzentrierte sich auf die Maserung des Holzbodens zu seinen Füßen.
"Hey, du hörst mir ja gar nicht zu. Wozu mach ich dass denn hier wenn du mit den Gedanken ganz woanders bist?", ihr Tonfall riss ihn aus seinen Gedanken in denen er auf Entdeckungsreise über ihre Haut ging. Erschrocken blickte er auf. Fühlte sich ertappt. Er spürte förmlich wie ihm das Blut in die Ohren stieg. Scheisse, er drohte gerade ernsthaft den Tomaten auf dem Teller Konkurrenz zu machen. "Ich habe dir zugehört." Wenn seine Stimme auch nur halb so überzeugt geklungen hätte wie er hoffte... nein, hatte sie nicht. Das war mehr als eindeutig in ihrem amüsierten Gesicht zu lesen. Verlegen rieb er sich den Nacken, überlegte wie er aus dieser Nummer wohl wieder rauskommen könnte. Konnte er ihr seine Gedanken mitteilen? Konnte er ihr erklären wohin sie abschweiften wenn er sie ansah? Und vor allem wieso sie das taten? Tausende Male hatte er neben ihr gesessen. Tausende Male in ihre Augen geblickt und doch war jetzt alles anders. Er wollte... Ja was eigentlich?Sie ran ziehen, ihre Lippen mit seinen streifen, ihren Mund und vielleicht auch ihr Herz erobern.
Gott verflucht, sie sah ihn immer noch fragend an. Er musste was tun, etwas sagen, irgendwas und das ganz schnell bevor die Situation richtig hässlich zu werden drohte. "Ähm, danke". Volltreffer. Was für ein Idiot. Jetzt war ihr klar, dass er mehr als nur abgelenkt gewesen war. Sie musterte ihn kritisch und ihr Mimik spiel sank ein wenig ins dunkle. "Sagst du mir jetzt endlich mal was los ist? Du guckst so komisch?!" Und wieder verlor er sich. Sein Blick glitt über das Lichtreflexspiel in ihrem Haar das sich bei jeder noch so kleinen Bewegung von ihr veränderte. Hastig, beinahe fluchtartig stand er auf. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er befürchtete sie würde es hören, wenn er sich nicht schleunigst aus dem Staub machen würde. "Ich muss los! Tut...tut mir leid. Ich meld mich. Okay?" ´shit ich muss hier weg... schnell´ Noch bevor sie mehr als ein "Ja, okay..später...“ antworten konnte war er schon aus dem Haus und hastete im Rennschritt die Straßen runter.
War das gerade passiert? Hatte er sich gerade...? Benommen wie ein verrückter Teenager? Und wie er das hatte. Leise fluchend bog er in den Park ab und ging schnurstracks weiter bis zu dem kleinen See in dessen Mitte. Dass es regnete wie aus Kübeln bekam er erst mit, als er sich auf der Parkbank niederließ. Sein Atem ging schnell und als ihm bewusst wurde, dass er unbewusst die Bank gewählt hatte, auf der sie immer gemeinsam saßen wenn sie sich trafen, wurde ihm übel. Sein Magen zog sich zusammen, seine Haut fühlte sich an als ob er gerade schrumpfen würde. Sein Herz versuchte gerade die Schallmauer zu durchbrechen. Gott, er war ja so ein Loser. Ein verfluchter Loser. Sie hatte ihm geholfen und er? Er hatte sie in Gedanken ausgezogen, sie gestreichelt, sie sich zu Eigen gemacht. Loser. Er beugte sich nach vorne, legte die Unterarme auf den Knien ab und ließ den Kopf hängen.
"Ich weiß das schon lange!", tönte es in ruhigem Tonfall hinter ihm. Sie war hier. War ihm gefolgt. Hatte ihn gefunden. Langsam hob er den Kopf und sah sie an. Gott, sie war wunderschön. Der Mantel halb geschlossen, die dunkle Hose und die schwarzen Stiefel. Ihre Augen ließen nicht von ihm ab. Ihr Haar schmiegte sich nass an ihre hohen Wangenknochen. Er zitterte als er sagte: "Du solltest nicht hier draußen sein, du wirst ganz nass". Sie lächelte. Oh, wie er dieses Lächeln liebte und er liebte es noch mehr als sie auf ihn zukam und sich neben ihm niederließ und leise sagte: "ich bin genau da, wo ich sein will".
--------------An einem anderen Tag --------------------------
"Ich fass es nicht. Ich meine, hey, der hat mich einfach geküsst und das war so...so. wow. Ich kann das immernoch nicht fassen" erzählte sie mit Händen und Füßen. Das tat sie immer wenn sie aufgebracht war. ´Dieser Scheisskerl hat sie geküsst? Ich brauch ne Axt oder sowas´.
Im Gegensatz zu seinen Gedanken lag er vollkommen ruhig auf dem Rücken, die Fesseln überkreuzt und einen Arm unter den Hinterkopf gesteckt während der andere, wie immer, an ihrem Hals lag. Er liebte diese lauen Sommerabende, wenn sie gemeinsam auf ihrer Lieblingslichtung auf der Decke lagen, die Sterne über ihnen prangten und sie ihren Hinterkopf auf seinen Bauch legte. Dass das zärtliche Streicheln seines Daumens an ihrem Hals für ihn mehr bedeutete, war einzig und alleine ihm klar. Für sie war es die blanke Gewohnheit diese Innigkeit mit ihm zu teilen.
Während sie noch freudig in der Erzählung detailierter wurde wie der Typ sie einfach an sich gezogen und ihre Lippen mit den seinen versiegelt hatte, brodelte es tief in ihm. Zu gerne wäre er der Typ gewesen und nicht derjenige, der sich dieses Erlebnis erzählen lassen musste. Irgendwann klinkte er sich aus und ließ seinen Gedanken ein wenig mehr Freiraum. Seine Hand war inzwischen zu ihrem Haar gewandert. Er strich es auf seiner Brust glatt, zeichnete einzelne Strähnen mit dem Zeigefinger nach. Verlor sich in der Vorstellung wie es ihr vor einem Kuss aus dem Gesicht streichen würde, ihr dann tief in die Augen sah und von ihr dieses wundervolle kleine Lächeln in den Mundwinkeln geschenkt bekam.
Er hatte ihr das Haar unzählige Male aus dem Gesicht gestriffen, es ihr unzählige Male hinter das Ohr gestrichen. Er würde es vermutlich noch unzählige Male tun, wie immer halt aber eben niemals bevor er sie küsste. Dazu fehlte ihm einfach der Mut. ´Du bist mein bester Freund´ hatte sie zu ihm gesagt und in diesem Augenblick sein Herz gebrochen ohne es zu wissen. Das war der Moment in dem er beschlossen hatte, dass es tausendmal besser war wenigstens auf diese Weise an ihrer Seite stehen zu können. Ihr Nahe zu sein. Und ganz ehrlich, er hatte sie näher gesehen und öfter berührt als irgendjemand anderes jemals zuvor. War das der Preis? Nähe im Austausch für die eigene Pein?
Sah verdammt danach aus. Er wickelte eine der schwarzen Strähnen um seinen Zeigefinger und entließ sie wieder. Erträumte sich, dass sie jetzt hier lagen weil es so gehörte, weil sie bei ihm sein wollte, seine Nähe spüren, aufgeregt auf seinen Kuss wartend.
"Haben wir noch von den Keksen?" Da war sie wieder, die bittere Realität. Wie selbstverständlich lächelte er auch wenn in seinem Inneren der Schrei tausender schmerzender Momente brüllte. "Aber sicherlich. Hier." Er reichte ihr das Gebäck und betrachtete wie sie den Keks zu Mund führte und abbiss."Mhmmm die sind einfach nur sowas von gut. Wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich mich nur noch davon ernähren. Von Keksen und Küssen. Genau." Sie lachte. Und er?
Er lachte ebenfalls, aus absoluter Loyalität, Treue und dass, obwohl ihm so gar nicht danach zumute war. Verdammt, war er gerade eifersüchtig auf einen Scheiss Keks? Einen Keks? Wie verdammt krank war das denn? Neidisch auf etwas gebackenen Teig zu sein nur weil dieser nun da war wo er sein wollte? Weil dieser Keks, genauso wie der blöde Idiot von dem sie gerade wieder zu schwärmen begann, ihre Lippen berührt hatte?
"Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt", sagte sie leise. ´was?´ Das Gefühl wenn man ihm die Haut mit einem stumpfen Löffel runter geschält und ihn dann in Salz gebadet hätte, wäre angenehmer gewesen als die Tatsache, dass sie sich scheinbar an einen anderen binden wollte. Panik stieg in ihm hoch. Er fasste all seinen Mut zusammen. ´Entweder jetzt oder nie´, dachte er sich als er zu ihr sagte: "Ich liebe dich".
"Was hast du gesagt? Entschuldige, du murmelst so leise." Sie drehte den Kopf und sah ihn an. Diese Augen. Sie strahlte ihn an und doch galt das Strahlen nicht ihm und er wusste es. "Ich sagte, ich freue mich für dich". Sie grinste ihn an, robbte an ihm hoch und drückte ihm, mit den Worten "ich danke dir" einen Kuss auf die Wange.
------------Das Kino, weit vorher ----------------------------
´Na super...danke auch...feiner Freund´, zerknirscht steckte er das Handy zurück in die Tasche. Er wusste es direkt, er hätte die Kinokarten nicht im Voraus kaufen sollen. Nun stand er am Verkaufsstand, Popcorn in der einen, Cola in der anderen Hand und würde sich den Actionstreifen auf zwei Sitzplätzen alleine ansehen. "Scheisse". Ein weiteres Mal schwor er sich diesen blöden Sack nie wieder ins Kino einzuladen. Das war nun schon das dritte Mal dass dieser kurz vor knapp absagte. Penner. Er starrte auf die Uhr, noch eine viertel Stunde bis sie die Werbung einblenden würden. Schmunzelnd erinnerte er sich an seinen letzten Besuch im Kino. Diese Werbung für "Don´t drink an drive" bei dem Szenen gezeigt wurden in denen ein Körper mit einem weißen Laken abgedeckt wurde, eine Blutlache vor einem zerstörten Auto zu sehen war und das ganze in einer Nachmittagsvorstellung für Kinder. Kopfschüttelnd sah er sich um.
Das Kinofoyer war voll. Klar, zwei große Blockbuster die am gleichen Tag starteten. Er hätte ein paar Tage warten sollen. Er bahnte sich einen Weg durch die Meute als sein Blick auf die Kasse fiel. Beinahe wäre ihm die Cola aus der Hand gerutscht. Da stand sie. Der lange schwarze Rock, das schwarze enganliegende Oberteil mit dem tiefen Ausschnitt am Rücken, die gleichen hochhackigen Stiefel die sie immer trug, das hochgesteckte schwarze Haar. Ihm wurde warm. ´Doch kein so schlechter Abend. Was sie sich wohl ansieht? Ob sie alleine hier ist?´ Er schlich sich näher an sie ran, allerdings strickt darauf achtend das sie ihn nicht sah. Sie hatte zwei Karten in der Hand. ´Klaro..wer ist schon so bescheuert und geht alleine ins Kino?´ seine Laune sank auf den Nullpunkt.
Er drehte schon ab, als er hinter sich ein Handy hörte und ihre Stimme den Anrufer begrüßte, dann absank und schließlich traurig klang. Er blieb stehen. Okay, es war nicht die feine englische Art fremde Gespräche zu belauschen aber es war ihr Handy. Als die Stimme leiser wurde, drehte er sich um und sah wie sie zur Kasse zurückging und eine der Karten zurückgab. Das Handy wegsteckte und leicht niedergeschlagen zum Popcornstand ging. ´Das ist mal ein Geschenk...ich könnte..´ eilig huschte er ebenfalls zur Kasse und kaum wenige Momente später hatte er seine Karten quit und die von ihr zurückgegebene in der Hand.
Er grinste. Das war noch viel weniger die feine englische Art, doch wen scherte es? Er wollte nur in ihrer Nähe sein. Da nahm er auch zu gerne den uralten Horrorsplatterstreifen für in Kauf. Kein schlechter Tausch. Immerhin hätte es auch die Schnulze sein können die heute anlief. Schmunzelnd machte er sich auf den Weg in den Kinosaal. Er war als erster vor Ort und ließ sich auf dem Sitz nieder. Der Boden klebte wie immer und vereinzelt lagen Popcorntüten und Reste von deren Inhalt herum. Er stellte die Cola und den Popcorneimer zu seinen Füßen ab und legte seine Jacke über die Rückenlehne.
Sie kam. Sein Herz klopfte in einem unmenschlich schnellen Takt und steigerte das Tempo, je näher sie kam. Unauffällig sah er rüber als sie sich an den anderen Besuchern zu ihrem Platz vorbei schlängelte. ´Heilige Scheisse..werde ich rot?´ nervös nestelte er am Bund seines Shirts rum. Er hätte vielleicht doch nicht das Simpsons-Shirt anziehen sollen. Mist. Zu spät. Als er den Blick wieder in ihre Richtung hob, ging alles blitzschnell. Sie stolperte über den Fuß eines anderen und fiel.
Doch nicht weit denn er war schnell genug um sie aufzufangen. "Kein Grund sich den Hals zu brechen, so schlimm wird der Streifen schon nicht werden". Woher diese Toughheit kam wusste er selbst nicht aber sie passte wie Faust aufs Auge. Wurde sie gerade in seinen Armen rot? Ja sie wurde rot. "Sorry und ähm..danke fürs fangen... das ist gerade so peinlich ..mein Name ist.." er stellte sie wieder auf die Füße, reichte ihr die Hand und sie stellten sich einander vor. Ihr war die Fallnummer oberpeinlich und er war dankbar für seine schnelle Reaktionsfähigkeit.
Der Film begann mit der ersten Schocksequenz und er spürte wie sie neben ihm zusammenzuckte. Er grinste in sich hinein und heftete den Blick angestrengt auf die Leinwand und schaute sie doch dauernd aus dem Augenwinkel an. Der Mörder schlug zu und er spürte ihre Hand in seinen Unterarm greifen. ´Das wird ein astreiner Film´ sagte er sich selbst in Gedanken und tätschelte liebevoll ihre Hand...
--------------Abende wie dieser-----------------
´Immer die gleichen Fratzen´ schoss es ihm durch den Kopf als er von der Mauer auf den Eingang des Clubs blickte. Ein typischer Samstagabend wie er im Buche stand. Stoßweise betraten oder verließen die merkwürdigsten Gestalten das Tanzlokal und huschten über die vom Neonlicht beleuchtete Straße. Es musste schon auf Mitternacht zugehen denn die Altersgrenze der Neuzugänge stieg immer erst zu später Stunde an. Wie jeden Samstag saß er auf der Mauer zum alten Friedhof und lehnte sich an das kalte Gemäuer der Kirche.
Wie immer ließ er seinen Gedanken freien Lauf via Stift und Papier. Eine weitere Zeichnung der Frau die ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Sie war noch nicht lange in der Stadt und doch hatte er sie bereits gefühlte tausendmal gesehen. Erst letztes Wochenende im Kino. Dank einer, sagen wir mal, göttlichen Fügung hatte er es geschafft, sich mit ihr einen uralten Horrorstreifen gemeinsam anzuschauen. Doch feige wie er nun mal war, hatte er es natürlich nicht fertig gebracht, sie nachher noch auf eine Cola oder sowas einzuladen.
Er verfluchte sich ein weiteres Mal und die Wut über sich selbst ließ die Bleistiftmine auf dem Papier bersten. "Fuck, nicht schon wieder. Oh man eh" er ließ die Atemluft laut entweichen. Ach, was sollte es. Er war doch ohnehin so gut wie unsichtbar für sie. Hier und da ein höfliches Lächeln aber ansonsten…..nichts.
Frustriert packte er den Stift samt Block wieder in seine Jackentasche und nahm sich eine weitere Zigarette heraus. Die orangene Spitze glomm hell auf als er den ersten Zug nahm. Den Rauch entließ er in einem Schwall in den Nachthimmel. Durch den Tabaknebel hindurch erblickte er ein Pärchen dass gerade den Club verließ. Engumschlungen. Innig. Er sah den beiden nach und sehnte sich heimlich nach solch trauter Zweisamkeit. Arm in Arm mit seiner Traumfrau einfach nur die Straßen entlang zu laufen und sie..Moment malt, das war sie und er drängte sie doch nicht gerade etwa in einen dunklen Hauseingang? Langsam rutschte er die Mauer runter und schnippte den Kippenstummel in den nächsten Gulli. Zeit nach Hause zu gehen. Schlimmer konnte es ja nicht werden. Allerdings musste er dazu an den beiden vorbei und er wollte sich gar nicht ausmalen, was gerade in diesem Hauseingang von statten gehen würde. Seine Laune sank im Sekundentakt ins Bodenlose. ´Nur schnell dran vorbei und gut ist. Schau nicht hin, hör nicht zu, geh einfach dran vorbei´ rief er sich selbst zur Vernunft und erhöhte seine Schrittgeschwindigkeit.
"Ich will nicht! Lass mich verdammt nochmal los", schallte es aus dem Hauseingang. Er musste einen Blick riskieren als er auf gleicher Höhe war. Sein Herz stockte bei diesem Anblick, der sich dort bot. Dieser Kerl drängte seine Traumfrau gegen die fremde Haustüre. Schirmte sie mit seinem Körper ab. Hielt sie mit der einen Hand an der Kehle gepackt während die andere auf Tuchfühlung mit ihren Brüsten ging. Sie wehrte sich doch hatte sie keine Chance. "Lass sie los", zischte er hinter dem Kerl. Keinerlei Reaktion. Er versuchte es erneut: "Loslassen habe ich gesagt!" Der Unterton der in seiner Stimme mitschwang, offenbarte wie sauer er gerade wurde. "Verpiss dich, Jungchen. Die hier ist mir, also sieh zu dass du Land gewinnst." Wieder drängelte er sich an sie ran, rieb seinen Leib an ihrem. Das war mehr als er ertragen konnte. Er sah ihre Augen. Panik schimmerte in ihnen. Panik und Verzweiflung. Grund genug den Typen am Kragen zu packen und ruckartig nach hinten zu ziehen. Ok, soweit der Plan doch nun drehte der Typ sich um und ballte die Faust. ´Ich hätte einfach zu Hause bleiben sollen. Fuck´ "Und ich sagte, du sollst dich verpissen. War das wirklich so undeutlich?"
Oh, der Kerl war mehr als wütend. Das würde unschön werden. So viel war sicher. Während noch ein Wort das andere gab, wies er die junge Frau an, endlich zu verschwinden. "Geh endlich". Das kam an, sie nahm die Beine in die Hand und machte sich aus dem Staub, ohne ein weiteres Wort. Einen Moment lang sah er ihr noch hinterher. Zumindest bis ihn die Faust mit voller Wucht am Kiefer traf. Seine Zähne schlugen hart aufeinander und sein Hirn gab eine PingPong-Vorstellung für Profis. Ihm wurde schwindelig. Doch keine zwei Sekunden später, als der zweite Kinnhaken ihn traf, legte sich ein Schalter um und er gewährte der gesamten aufgestauten Wut der letzten Zeit ihren freien Lauf. Als er wieder klarer wurde, lag der Kerl blutend, sich mit den Händen schützen wollend vor ihm auf dem Boden. "Penner. Ab sofort lässt du sie einfach in Ruhe. Klar?", knurrte er noch zu ihm runter bevor er den Nacken kreisen lies und sich endgültig auf den Weg nach Hause begab. Zwei Straßen weiter schlug sein Herz wieder im normalen Rhythmus und seine Atmung normalisierte sich ebenfalls. ´Was ein scheiss Tag´ dachte er sich als er sich die nächste Zigarette aus der Tasche zog und kurz stehen blieb um sie mit der Hand vor dem Wind geschützt anzündete. "Ich danke dir." erklang es hinter ihm und er hätte beinahe einen Satz nach vorne gemacht vor lauter Schreck. Langsam drehte er sich um. Da stand sie. Die Hände um sich selbst geschlungen, die Augen immer noch leicht aufgerissen. Hatte sich sein Puls gerade eben reguliert? Jetzt schoss er erst richtig hoch.
-------------Obsessionen der Nacht-------------
Ein Schauer rann ihm durch den Körper als er auf sie herab schaute. Ihre Augen fixierten seine, ihr Atem ging schnell, sie war sichtlich ebenso nervös wie er auch. Langsam strich er mit den Lippen über ihren Hals, liebkoste jeden Millimeter auf ihrem Weg. Seine Oberarme zitterten bereits dank des Abstützens auf der Matratze und doch würde er es nicht wagen sich auf sie nieder zu lassen. Noch nicht.
Träge fuhr seine Zungenspitze über die kleine Vertiefung an ihrem Halsansatz und bahnte sich seinen Weg weiter nach unten. Er verlagerte das Gewicht auf die Knie zwischen ihren gespreizten Schenkeln und stützte sich nur noch mit einer Hand ab. Die andere legte er vorsichtig auf ihren Bauch und streichelte seinen Lippen entgegen.
Der kleinen Wölbung ihrer Brust folgend berührte er sachte ihre bereits hart gewordene Brustwarze, küsste sie, streichelte sie mit der Zunge und legte die Lippen um sie. Das Stöhnen aus ihrem Mund klang fantastisch für ihn, ein Chor von tausend Geigen, der ihn durchfuhr und sich direkt an der Spitze seiner Erektion zusammenballte, als er sie einsaugte. Er könnte das hier endlos tun und doch zog es ihn wie magisch in tiefere Regionen.
Seine Hand glitt an ihr runter, zeichnete einen Pfad über ihre Rippen und den flachen, zitternden Unterbauch bis hin zu ihrem Slip. An dessen Bund er kurz verharrte, ihren Blick suchte und sich still schweigend ihr Einverständnis holte. Bei dem Anblick der Röte in ihrem Gesicht, der von Begehren durchzogenen Augen, dem lüstern geöffneten Mund als sie stumm nickte, wäre er beinahe schon gekommen. Das alles war so viel mehr als er sich je zu träumen gewagt hatte, zu hoffen erlaubt hatte.
Langsam ließ er die Hand unter den kühlen Stoff ihres Slips gleiten und konnte sein eigenes lustvolles Aufstöhnen nicht unterdrücken als er fühlte, wie sehr sie bereit war. Er begann sich nach unten zu küssen während seine Hand sich komplett über ihre Mitte legte, sie sanft massierte. Sein Herz schlug einen Salto nach dem anderen als sie sich zwischenschaltete um den Slip loszuwerden. Verflucht erotisch wie sie die Beine wieder in Position legte, ihn erwartend und wollüstig ansah. Die unausgesprochene Bitte im Blick, nicht aufzuhören.
Aufhören? An dem Punkt das tun zu können war er vor mehr als einer halben Stunde, als sie ihn so leidenschaftlich geküsst hatte, vorbei geschlittert. Ein träges, laszives Lächeln legte sich auf sein Gesicht als er zwischen ihren Schenkeln abtauchte. Der Duft ihrer Erregung machte ihn beinahe schwindelig und der Druck den er durch seinen Körper auf der Matratze selbst auf seinen Schwanz ausübte, nahm ihm dem Atem.
Er ließ sich Zeit, wollte am liebsten nie wieder aus diesem Paradies zurückkehren, wollte sich ewig daran laben. Den Anblick genießend wie sich vor ihm dieses zarte rosa dunkler färbte, wie die Feuchte sich in Nässe wandelte und das alles für ihn. Die erste Berührung seiner Zungenspitze auf ihrem Kern ließ beide laut aufstöhnen, beide sich leicht winden. Wie sie sich wand, nach mehr haschte, er wollte ihr alles geben.
Der zweite Ansatz und sie stöhnte laut auf, als er die Zunge langsam kreisen ließ, die Augen genießerisch schloss, wieder und wieder in ihr Inneres eintauchte. Gott, nur noch ein wenig mehr und er würde...Woher kam das Trommeln so plötzlich? Wer trommelte denn da?
War das die Türe? Wütend öffnete er die Augen und blickte in die Richtung. "Moment" klang seine Stimme gebrochen und er rieb sich das Gesicht, nur um dann mit erschrecken festzustellen, dass er alleine in seinem Bett lag. Alleine, auf dem Bauch, mit einem Ständer der schon die Schmerzgrenze weit hinter sich gelassen hatte. Es klopfte lauter.
"Fuck, Moment!", entfuhr es ihm als er sich aufrichtete und aus dem Bett stieg um zur Türe zu gehen.´Was für ein Traum.....herzlich Willkommen in der Realität, hier ist ihr Busticket. Scheisse´. Er öffnete die Türe einen Spalt und schluckte als sie ihn lächelnd mit den Worten "und ich dachte schon ich müsste die Türe eintreten und dich aus den Armen einer Nymphomanin retten" begrüßte.
´das kann ja heiter werden´ "Warte kurz, ich zieh mir was an". sagte er schon fast schroff und schloss die Türe nochmals, lehnte sich mit dem Rücken ans Türblatt, sah an sich runter und fluchte still vor sich hin.
----------------Erstens kommt es schlimmer....------------------
"Fuck!" Wütend knallte er die Gitarre auf den Tisch, nichts passte so wie es sollte. Ein weiterer Versuch sich loszuwerden scheiterte und mit richtig düsterer Miene griff er nach der Bierflasche. "Auf einen weiteren verschissenen Scheisstag!" prostete er sich selber zu.
Er fühlte sich alles andere als gut und das lag nicht mehr nur am Alkohol oder den misslungen Versuchen seinen Texten die passende Melodie zu verpassen. Irgendwie wirkte alles so unsinnig, so sinnfrei. Duster.
´oh mann, wie soll n das gehen? seit zwei verdammten Wochen kein Lebenszeichen...muss gut sein der neue Typ´ Ein weiterer großzügiger Schluck aus der Flasche. Vor drei Wochen hatte sie ihm von dem neuen Kerl erzählt der nun um ihr Herz buhlte. Der nun der neue Mittelpunkt ihres Lebens war.
"Arschloch" entfuhr es ihm als er näher drüber nachdachte. Er kannte den Mann nicht und doch war ihm klar dass er ihn schon jetzt hasste. Er hatte das was er sich wünschte. Er hatte sie!
´und bei mir reicht es nicht mal für einen Anruf´ Das Handy schwieg seit vierzehn Tagen lauthals vor sich hin. Ein bitterböser Blick auf das Mobilfunkgerät. ´was mach ich hier eigentlich?´ er schallt sich selber einen Narren. Als ob das böse Anfunkeln eines Telefons die Welt verändern könnte, geschweige denn jemanden dazu bewegen könnte anzurufen.
Resignierend lies er den Kopf hängen und griff wieder nach seiner Gitarre. Die Akkorde saßen dieses Mal besser und langsam formte sich die Melodie doch noch. Ein müdes Lächeln zierte seine Lippen. Immerhin.
Er spielte und spielte. Zeile für Zeile schrieb er die Akkorde auf, veränderte die Noten und hier und da mussten die Textzeilen ausgebessert werden damit es harmonisch klang. Jeder gelungene und auch jede misslungene Dur wurde mit einem Schluck Bier belohnt.
Es dauerte nicht lange bis die Flaschen aus dem Herrentäschchen in ihrer Zahl sehr drastisch dezimiert worden waren. "...and so it´s gettin dark at the end ..." beendete er den Song und exte den Rest aus der letzten Flasche. ´Fertig...und jetzt? Woah nee...wer hat n das ganze Bier gesoffen?´ leicht ungläubig hob er jede Flasche hoch und schüttelte sie leicht. Alle leer.
Gut, wechselte er halt zu anderen Dingen. Sein Blick fiel sofort auf die Flasche Jameson die sie ihm zum letzten Geburtstag geschenkt hatte. Ein guter Tropfen, satte 16 Jahre alt. Nicht gerade der Stoff mit dem man sich abschiesst aber was anderes hatte er nicht im Haus.
Beinahe eine Stunde hatte er bereits dem Whisky gefrönt, nicht zu knapp, als plötzlich das Telefon klingelte. "kann nich...muss trinken", meldete er sich am Handy und war schlagartig wieder nüchtern als er ihre Stimme vernahm.
Weinte sie etwa? Sie weinte! Oh er würde diesen verfluchten Bastard töten, ihm die Eingeweide ausrupfen und sich daraus eine Weihnachtsbaumdekoration schustern. Dieser miese Penner, dieser...
"Kann ich vorbei kommen? ich brauche....ich..." Sie war am Boden zerstört und das wiederum schnürte ihm die Kehle zu. "Sagst du mir was passiert ist?" harkte er vorsichtig nach und ihm wurde kotzübel als er begriff was sie ihm da gerade erzählte.
"alles klar, du weißt wo der Schlüssel ist...ich muss nochmal kurz weg..komm her und machs dir gemütlich ...ich.." aber sie schnitt ihm das Wort ab, sagte ihm dass sie nur auftauchen würde wenn er da sei, sie könne nicht alleine sein und schon gar nicht jetzt, sie bräuchte Nähe.
´scheisse..ich kann das nicht... ich muss dem den Hals umdrehen.´ und doch sagte er leise dass er hier auf sie warten werde und schon mal einen Kaffee startklar macht. Den Penner umbringen konnte er ja auch morgen noch.
-----------Sinnestäuschung---------------------
´Und doch verlangt es mich nach ihr´, dachte er wehmütig als seine Lippen Cilias berührten. Sie würde ihm helfen. Vielleicht könnte sie es wirklich schaffen den Dämon aus seinem Kopf zu verbannen. Das Bild seiner Traumfrau ein für alle mal aus seinen Hirnwindungen zu putzen.
"ich will dich" wisperte sie leise und lies daraufhin ihre Zungenspitze über seine Unterlippe gleiten. ´Na wenigstens einer´ schoss es ihm sarkastisch durch den Kopf und seine Hand glitt unter ihr Shirt und schon schnappte der BH auf. Ihre Haut war weich, fühlte sich gut an und ihr üppiges blondes Haar roch nach Kirsch und Ingwer. Sie war so anders. Sie verzehrte sich nach ihm, schmolz regelrecht unter seiner Berührung dahin. Doch war das wirklich was er wollte? Mit geschickten Fingern öffnete sie die Knöpfe seiner Jeans und schob ihre kühle Hand unter den Bund seiner Shorts. Er keuchte auf als sie ihn umfing. ´Das ist sowas von nicht richtig....so hohl´ sagte er zu sich selbst während seine Hände bereits ihre Knospen liebkosten.
Sie bog den Rücken durch und schmiegte sich wohlig seufzend in seine Hände. "Zieh mich aus". Na ganz großes Kino. Gab sie ihm jetzt schon Anweisungen? Plötzlich fiel ihm auf, dass er völlig reglos vor ihr stand. Verdammt. Er setzte seine Maske wieder auf hinter der er sich zu gerne verbarg und gab ihr was sie von ihm wollte. Wie er auf dem Bett gelandet war, wusste er
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 11.02.2013
ISBN: 978-3-7309-1260-7
Alle Rechte vorbehalten