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Vorrede

Nun kommt die Zeit, da wir hier, alle Mann,
Zu Taten schreiten, nicht mehr reglos sind.
Ob groß, ob klein, es kommt nicht darauf an,
Nur was wir tun, ob wir nun Frau, ob Kind.

So steh denn auf, dass keiner hier versäumt,
Und keiner misse, was das Leben süßt.
Wach auf, Menschheit, und schau nicht so verträumt;
Das ist erst der Beginn: ein Bach, der fließt.

Aus Bächen werden Flüsse mit der Zeit,
Und Flüsse münden eines Tags ins Meer.
Nimm mit, was an den Ufern liegt verstreut.
Im Uferlosen findest du nichts mehr.




Verloren

Was ist aus uns beiden geworden?
Was haben wir beide gemacht?
Der eine floh nach dem Norden –
Der andere floh in die Nacht.

Wir drohten uns zwei zu erdrücken,
Wir haben einander vertraut.
Wir haben unsere Brücken
Zu nahe am Wasser gebaut.

Da stehst du und schaust in die Weite,
Da stehst du und schaust in das Licht,
Du schaust da nach fast jeder Seite.
Im Dunkeln, da siehst du mich nicht.


Stunden der Wehmut

Als die nächtlichen Schatten
Sich in mein Zimmer stahlen
Und sich
Zu Dunkelheit formten,
Lag ich schwitzend in meinem Bett.
Die Zeit stand still
Und verging viel zu schnell.

Als die nächtlichen Schatten
In die Finsternis flohen
Und mich
Allein der Dämmerung überließen,
Da grollte Donner,
Stiller Donner,
Durch meine Knochen.

Als die gleißende Wärme
Der Sonne aufkam
Und sich
Erdreistete, mich zu fangen,
Verdüsterte sich mein Blick
Durch Wolken alter Zeiten,
Die wie Gewitter aufkamen.

Als ich den Staub
Nach Antworten fragte
Und ich
Hoffnungsvoll verharrte,
Blieb er nicht stumm,
Doch sagte er auch nichts;
Er knarrte nur träge.

Als sich der Tag wieder neigte,
Der Horizont verglühte
Und sich
Unbemerkt nächtliche Schatten
In mein Denken nisteten,
Schwarze Sterne strahlen ließen,
Da ließ ich los.

Als die wehmütigen Stunden
An mir vorüberschlichen
Und mich
Zurück ließen, weinte ich:
Nicht, weil ich traurig war,
Weil ich einsam war,
Schmolz Licht auf meinen Wangen.

Als ich über die nächtlichen Schatten
Dachte und zu keiner Antwort kam
Und ich
In staubigen Gedanken lebte,
Ließ ich los,
Weinte ich,
Bis die Sonne mich wieder erkannte.

Als die Sonne wieder unterging,
Lag ich schwitzend in meinem Bett.
Die Zeit stand still
Und verging viel zu schnell.


Der singende Wald

Die Grillen hielten stille auf den alten Heiden,
Ein Sichelmond stieg auf und zog von dannen,
Der Wind liebkoste zärtlich graue Tannen,
Kein Vogelschall klang auf der Flur und all den Weiden.

Es war die laue Nacht, es leuchteten die Sterne,
Ein Zittern bebte bis in meine Zehen,
Mit meinen Ohren hört' ich lautes Flehen;
Doch was so nah mir schien, war plötzlich in der Ferne.

So folgte ich dem Rufen, dass ich es erringe:
Mit meinen Händen haltend und bewahrend
Und auf und ab und auf und niederfahrend,
Des Tages dann der Ton mir jederzeit erklinge!

Zum Waldrand ging es, tiefer, weiter in das Dickicht.
Vorbei ging es an traumbewegten Bäumen,
An Gräsern, die bewegten Traum erträumen,
Und aus den Schatten brach nur zitternd kaltes Mondlicht.

So ging es, und so trieb es mich auch viele Stunden;
Sogleich kam Nebel auf, ein kühler, blasser,
Und leitete mich abwärts an das kalte Wasser:
So hatte ich dann doch den Grund des Wald's gefunden.

Ums Silberufer tanzten Silbertänzerinnen,
Begannen, Lichterfunken zu entfachen,
Aus tausend Perlen eine nur zu machen
Und Schlaf im Wahn und Wahn im Wahren zu verspinnen.

Das Blätterdach in jener Nacht wurd' sacht geschaukelt,
Und Blätterfall und Schnee und Frühlingssonne:
Das alles war mir gleichwohl eine Wonne,
Und doch nur Trug! Und doch nur Schein! Nur vorgegaukelt!

Von einer Zauberei zur andern so geschlichen,
Erklang erneut der Ton, den ich ersehnte –
Ein Wimmern, das sich an mein Ohr mir lehnte.
Die Lichter schlug ich fort, und auch die Tänzer wichen.

So stand ich hier allein und lachte meiner Sorgen.
Was kümmert mich, wie nun die Welt mag drehen?
Hier steh' ich noch und lausch' und werde sehen
Und harre hier am Grund bis an den letzten Morgen.


Im Zwielicht

Es klopft so sanft, ich kann's kaum hör'n,
Geister scheint es zu beschwör'n
Aus Nebelschwaden, eingewebt,
Schon vergangen, einst gelebt,
Weggerissen, weggezerrt,
In den Nebel eingesperrt;
Können rufen, können fleh'n,
Können wortlos schaun und steh'n,
Müssen murmelnd weitergeh'n,
Rasten murmelnd, ungeseh'n,
Wie sie über Flüsse schleichen,
Über Bäche, zu den Teichen,
Durch die Nächte, hell zum Tau,
Glitzernd, funkelnd, rot und blau,
Silbern, golden, und nichts gleichen
Was auf Erden ist und war.
Stürmen täglich, jedes Jahr,
Wandern, dass sie nicht vergisst,
Was auf Erden war und ist,
Dass der Sänger traurig singt
Und sein Lied durch Täler klingt,
In den Tälern, die da wallen,
Die da wortlos niederfallen.
Was auch immer mag noch werden
Auf der ungestümen Erden,
Weiter werden sie so zieh'n,
Werden zu den Senken flieh'n:
Immer murmelnd in dem Leid,
Breiten sie ihr weißes Kleid,
Decken Wiesen und die Felder,
Decken Berge und die Wälder,
Decken Schluchten weit und breit,
Nur der Regen weiß Bescheid.


Wir nahen

Wohin auch immer unser Gehen
Führen mag, wir werden sehen.
Nichts kann uns noch mehr betrüben,
Wenn wir uns nur immer lieben.

Kein Schatten kann uns schrecken,
Nicht die dunklen Ecken.
Dem warmen Licht entgegen,
Scheint es unsren Wegen.

Und jenseitig vom Straßenrand
Liegt das unbekannte Land.
Am Ziel, das können wir erahnen,
Schwenkt der Himmel seine Fahnen.

Was hinter uns, daran nur denke,
Sei nie versucht, und niemals schwenke
Deine Augen dort zurück.
Geradeaus den Blick!

Was aufgeworfen wird vor dir,
Es hindert nicht, vertraue mir.
Den Fels, das wird sich zeigen,
Den kann man übersteigen.

Schluchten kann man überspringen,
Den dichten Wald durchdringen,
Und am Ende dieser Reise
Klingen Engelschöre leise.


Verschwunden

Was ist, vergeht,
Wird fortgeweht,
Wird niemals mehr geseh'n.

Was war, verging,
Und was dran hing,
Dem ist es auch gescheh'n.

Was wird, erlischt.
In Zeitengischt,
Da wird es untergeh'n.


Rostrosen

Die Welt bricht zusammen
In wüsten und klammen
Tiefen und Spalten.
Von nebligen, kalten

Und alten Gebilden,
Aus traurigen, wilden,
Toten Maschinen,
Die niemandem dienen,

Strömt Tod und Verderben;
Wer betet, muss sterben.
Rostige Rosen
Erblühen im Tosen.


Lichtgemälde

Was ist es, das mich weinen lernt?
Zu wissen, du bist nicht mehr hier.
Im Schlaf, am Tag, der uns entfernt,
Da träume ich mich sanft zu dir.

Ob Sommergras den Weg betaut,
Auf dem du wusstest, fortzugeh'n?
Wie gern hab ich dich angeschaut,
Doch kann dich nun nie wieder seh'n.

Was birgt der Schnee nach Winterruh'?
Den Abschied, den es niemals gab.
Dein Wispern murmelt immerzu
Und zieht mich dunkel an dein Grab.

Und ich, den Einsamkeit nun wiegt,
Erhasche einen kurzen Schein
Durch blaues Eis, das auf mir liegt,
Den Bäumen und dem Marmorstein:

Wie grau und trüb die Wolken sind,
Die über mir im Kreise zieh'n,
Sie werden fortgeweht im Wind.
Und ich kann in Gedanken flieh'n.

Ich wünsche mir, dass dein Gesicht –
Gemälde, das die Liebe malt -
Ein Bild, geformt aus Sternenlicht
So leuchtend bald vom Himmel strahlt.

Impressum

Texte: Cover by Viktoria Petkau
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch Viktoria Petkau (... just hold a smile ...) Weil sie mein Fuchsi ist

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