Cover

Aus Chaos

Ein uralter Geist,
Der klare Gedanken hegt.
Ein heiseres Flüstern
Im Schatten gefangen,
Aus Chaos entwachsen.
Der Sehnsucht verpflichtet
Stand die Erde ungepflegt.
Ein stumpfer Fingerzeig war es,
Aus der Leere geboren,
Der die Welt bewegt.
Raum und Zeitenfluss
Von weisem Hauch angeregt.
Darin Träume suchend
Und Träume findend,
Schweift sein Auge, dessen Blicke
Tränen halten. Fallen herab
Auf das ungeborne Grab -
Die Ödnis belebt!
Davon unbewegt
Knirschen über trocknen Staub,
Alt und taub,
Gläserne Ideen,
Formend aus dem toten Grund
Ungestalte Ungetüme.
Wie versteinert starren sie
Auf zu ihren Schöpfer,
Über den sich
Ungeregt,
Wie geboren und verlebt,
Ein grauer alter Schleier legt.


Letzte Ruh'

Mache deine Augen zu
Und genieße deine Ruh'.
Spürst du, wie die Furcht hier waltet,
Schrecken herrscht? Ja wie erkaltet
Stehen diese Riesen hier,
Zeigen ihre Ehrfurcht dir.
Komm und schließe deine Augen,
Denn die Welt scheint nichts zu taugen.

Fliehe diese Welt von Grauen!
Wage nicht, dich um zu schauen!
Wage nicht, den Kopf zu neigen!
Folg den Lichtern, die dir zeigen,
Welche Wunderdinge warten
In dem unendlichen Garten -
Dort, wo zeitlos alles blüht
Und die Sonne nie verglüht.

Flieh dich in des Schlafes Reich,
Tanze hundert Schemen gleich,
Fass die Zeit mit stummen Blicken
Um die Welt ganz zu entrücken,
Fass der Wasser ewig Wehen,
Fass der Sterne ewig Gehen.
Des Lebens Puls vergesse nimmer.
Schlaf gut, mein Engel, schlaf für immer.


Die Welt in meinen Händen

Die Welt liegt mir zu Füßen,
Folgt nur meinem Lauf,
Denn nur, wenn ich es sage,
Geht die Sonne auf.

Auf meinen Fingerzeig
Alle Wasser stehen.
Auf ein Schütteln meiner Hand
Die Winde nicht mehr wehen.

Nur wenn daran ich denke
Der Sterne Pracht erlischt.
Nur wenn den Blick ich senke –
Der Mond wie fort gewischt.

Die Welt liegt mir zu Füßen,
Folgt nur meinem Lauf,
Denn nur, wenn ich es sage,
Geht die Sonne auf.

Durch ein Lidschlag meines Auges
Gebirge sich erheben.
Durch ein gehauchtes Wort
Die Nächte sich ergeben.

Und wenn ich langsam schreite,
Steht die Zeit wie still.
Und sie wird wieder fließen,
Doch erst, wenn ich es will.

Ich halte die Welt in Händen,
In Händen halt ich sie.
Und sie wird immer tanzen
Zu meiner Melodie.


In deinem Blick

In deinen Armen
Will ich
Liegen
In deiner Wärme
Träume
Kriegen

In deiner Anmut
Will ich
Leben
In deine Liebe
Mich
Ergeben

In deinem Lichte
Will ich
Handeln
In deinem Glanze
Mich
Verwandeln

In deinem Herzen
Will ich
Ruhn
In deinem Namen
Gutes
Tun

In deine Welten
Will ich
Passen
Und diese Wunder
Nie
Verlassen

In deinen Augen
Find ich
Dich
In deinen Augen
Find ich
Mich
In deinen Augen
Find ich
Glück
Das alles
Nur
In deinem Blick


Welt aus Stein

Einstmals werden Vögel steigen,
Himmel werden blau und weit,
Horizonte werden neigen,
Sich verlier'n in Einsamkeit.

Einstmals werden Bäume singen,
Berge werden klein und kalt,
Leise werden Gräser klingen
In dem dunstdurchwirkten Wald.

Einstmals wird das All erstarren,
Wenn der Zeitenzeiger fällt.
Dann muss jeder Mensch verharren
In der steingeword'nen Welt.


Urkräfte

O du unerschöpflicher Titan,
Der die Welt aus Staub und Lehm gebaut,
Alles Leben sei dir Untertan
Und alles dein, das dieses Antlitz schaut.
In deinen Säulen hallt noch wider,
Was vor Äonen war erklungen.
In deinem Herzen summen Lieder,
Die von dem ersten Sturm gesungen.
Aus deinem Sinne formte sich Natur,
Aus deiner Stirne sprossen erste Farben.
Leben gabst du jeder Kreatur
Und nahmst sie wieder zu dir, wenn sie starben.
Doch die Erinnerung an ihre Träume hältst du wach
Und siehst und siehst und siehst ihnen noch nach.
O du all umschließender Gigant,
Mein Leben sei für deine Güte Pfand.

Vor wilder Sehnsucht strecken sie die Glieder -
Doch wie so oft sind Wünsche schnell verronnen.
Sie ziehen sich zurück und sinken nieder
Und der Begierde Schmerz hat still begonnen.
Nicht lange, und sie stehen schon bereit:
Ein zweiter Kampf soll es entscheiden.
Getrieben werden sie von Einsamkeit,
In jedem Atemzug erklingt ihr Leiden.
Wuchtend wogen Wellenstürme
Hin und Her,
Jagen nach der Himmelstirne
Und den Zeiten hinterher.
Der Woge Wut schäumt über vor Verlangen,
Es quellen tausend Strände draus im Bangen.
Sie zeugen schöner Wellen kindliches Bemühn,
Zum Mond, ja bis zur Sonne hoch zu sprühen.

Scharf gezackt sind die Dämonen,
Scharf geschliffen ihre Klingen.
Nichts darf leben, wo sie wohnen
Und nichts, wenn sie ins Weite dringen,
Kann die Kälte überwinden
Oder gar die Nacht erhellen.
Ihre Lichter – welche Sünden!
Schreie über Täler gellen
An des Totenreiches Grenze,
Und die tausend Seelenbrände
Tanzen tausend Totentänze,
Zucken zankend bis zum Ende.
Es sind Schrecken, die aus ihren Augen schwelen,
Es sind Plagen, die sich aus der Schwärze quälen
Und unermüdlich Landstriche verheeren:
Dies sind die Dämonen, die wir ehren!


Das Tal

Die Birken wuchsen hoch und schön
In dem grünen Tal.
Auf Bächen wie auf allen Höhn
Brach der Sonne Strahl.
Die Gräser nickten leise leise
Nach des Windes alter Weise,
Nickten im Vorübergehn.

Ein Hain aus dichten Fichten stand
An des Berges Höhn,
Sie nickten, wenn die Bö sie fand,
Im Vorübergehn.
Umspülend kreisten Wasser träge
Auf dem fortwährendem Wege
An den sonnengoldnen Strand.

Es wurden nie die Farben matt,
Auch nicht in der Nacht.
Von Glanz und Ruhm und Schönheit satt
Schlief des Landes Pracht:
Wo Mond und Sterne sich umschlingen,
Um den Himmel zu durchdringen,
Lag die königliche Stadt.

Die Sonne thronte rund und schwer,
Herrschte immerfort.
Ein ewig ruhevolles Meer
War es, dieser Ort.
Kein grauser Lärm, kein dumpfes Schweigen,
Nur der Regenbogenreigen
Schien von grünen Hügeln her.

Der Zeitenfluss, er fließt und fließt,
Ohne still zu stehn.
Und wer das Leben nicht genießt,
Der wird schnell vergehn.
Denn Gier war überall zugegen,
War ein Schatten auf den Wegen,
Der sich über sie ergießt.

Ja, das Glück, das ist vergangen,
Hat sich in dem Neid verfangen.
Gier war dieses böse Schemen,
Kam, um alle mitzunehmen.
Und kein Vogel wird bekunden
Was du in dem Tal gefunden:
Ödnis, Schrecken, Staub und Tod,
Asche, von dem Blute rot.
Nie mehr wird das Leben sein
Zwischen kaltem, trocknem Stein,
Nie mehr Mond und Sonne steigen
Über Regenbogenreigen.
Nun wirst du nur Schädel sehen
Nicken im Vorübergehen.


Gegen den Strom

Warum willst du einsam sein?
Warum weinst du nachts allein?
Ich sehe deine Tränen
Und könnte sie dir nehmen.

Du willst niemanden verlieren,
Willst die Schmerzen nicht riskieren,
Willst ein Leben ohne Fleck
Und lebst trotzdem nur im Dreck.

Niemals wieder willst du leiden,
Jeden Menschen dafür meiden.
Sieh dein Spiegelbild im Fluss,
Nimm zum Abschied diesen Kuss,
Spring und lass dein Leben enden,
Doch sollst du dieses noch bedenken,
Da auch ich nicht leben muss.

Schweigend lässt du dich beklagen,
Traust dich nicht, ein Wort zu sagen,
Traust dich nicht, es zu bekennen,
Deine Ängste zu benennen.

Traust dich nicht, sie anzusehen,
Willst auch nicht im Wege stehen.
Du kannst die Ignoranz nicht fassen
Und beginnst, sie still zu hassen.

Niemals wieder willst du leiden,
Jeden Menschen dafür meiden.
Dein Spiegelbild verzerrt im Fluss,
Du willst seinen kalten Kuss,
Tritt zurück und komm ins Leben,
Lass nicht zu, dich aufzugeben,
Da ich dich nicht verlieren muss.

Wieso lebst du nur allein?
Wieso willst du einsam sein?
Wieso willst du in die Nacht,
Wenn der Tag dir Freude macht?

Oder schwimmst du etwa
Gegen den Strom?


Staub bedeutet Erde.
Erde bedeutet Leben.
Leben bedeutet Tod.
Tod bedeutet Staub.

Wir leben in einer Welt aus Licht
Und gehen in eine Welt aus Schatten.
Wir fürchten die Welt der Dunkelheit
Und suchen die Welt der Freude.
Wir glauben, sie zu kennen,
Zu verstehen.

Dabei sind uns auch diese unsrige Welten
Fremd.




Und schließlich müssen wir erkennen, dass wir nichts als Wolken sind

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.03.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wie die Wolken am Himmel ...

Nächste Seite
Seite 1 /