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Übersetzt aus dem Sächsischen ins Deutsche von Falk Einert


Vorwort

Es fällt mir im Moment schwer, den Blick von meinen neuen Schuhen zu wenden, deshalb möchte ich mich kurz fassen.
Nachdem in den beiden Vorgängern bereits geklärt werden konnte, wie das Universum wirklich (wirklich wirklich) aufgebaut ist und was alles geschehen kann, wenn man eine Ein-Liter-Flasche mit Schweizer Käse beziehungsweise was alles nicht geschehen kann, wenn man eine Ein-Liter-Flasche mit Gauda füllt, möchte ich dieses Mal den Blick des geneigten Lesers auf die Tücken des Menschenverstandes lenken, von dem man nur in seltenen Fällen behaupten kann, er sei unversehrt.
Mmh ... frisches Schuhwerk.


Der Verstand an sich

Ich vergleiche den Verstand gern mit einer halbvollen Schüssel köstlichen Puddings: Nicht sehr überwältigend und auch nicht unbedingt zufrieden stellend, aber immerhin ein Anfang.
Um eine solch geringe Menge Pudding vertragen zu können, sind natürlich bestimmte Zutaten nötig, damit man ihn der breiten Bevölkerung vorsetzen kann. Was schmeckt Ihnen am Besten? Vielleicht etwas Schlagsahne? Oder dann doch eher Marmelade? Kirsch, Erd- oder Himbeere, möglicherweise auch Wacholder oder Thymian, Sanddorn, Dattel, Pflaume, Sonne, Mond und Sterne. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Welt und auch Ottonormalverbraucher benötigen diese Dinge, da ohne sie die Menschheit in einen Zustand verfällt, der sie dann nicht mehr von Steinen unterscheidet. Und keiner möchte freiwillig ein Stein sein. Auch nicht die Steine selbst.
Solche Geschmacksverstärker manifestieren sich in der Wirklichkeit als öffentlich Lern- und Bildungseinrichtungen. Auch Schule genannt.
Obwohl ... bei näherer Betrachtung des Sachverhaltes ... sollte ich die Vektoren doch richtig berechnet haben ... ist die Welt ohne Geschmacksverstärker ein besserer Ort.

Von vielen wird der Verstand oft mit dem Gehirn gleichgesetzt.
Schwachsinn.
Menschen mit Gehirn müssen nicht unbedingt einen Verstand aufweisen und umgekehrt. In den USA lebt nämlich ein Mädchen mit nur einer Gehirnhälfte (ich will es mir gar nicht vorstellen), dass aber normal zur Schule geht und sogar bessere Noten bekommt als manch andere Ganzgehirnnutzer.
Wiederum weist die Erdbevölkerung einen exorbitant großen Teil von Menschen auf, die keinen Verstand, dafür aber ein funktionierendes Hirn besitzen. Eine solche Persönlichkeit ist zum Beispiel der Typ, der festgelegt hat, dass man in Sachsen nur das kleine Latinum bekommt, obgleich man die selbe Leistung aufbringt wie in anderen Bundesländern (danke, Idiot). Oder diese unglaublich begabten Luftverschwender, die zu jedem jemals gemachten Zeichentrickfilm eine Fortsetzung anfertigen, die niemals an die Qualität des ersten Teils heranreicht.
Unnötig! Cap und Capper mussten bei mir einen mentalen Abstieg hinnehmen, was sie wirklich nicht verdient haben. Und aus Protest sehe ich mir den Film trotzdem an.

Manche Menschen sind von Geburt mit mehr Pudding gesegnet oder besitzen eine besondere Unterart dessen. Sie sind dann zu schier unfassbaren Dingen oder Denkvorgängen befähigt. Der griechische Philosoph Sokrates stellte nach unzähligen Streitgesprächen resigniert fest: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Diogenes beschloss aus Lust und Laune, sein restliches Leben in einer Tonne zu verbringen.
Ford aus Douglas Adams Bestsellerreihe „Per Anhalter durch die Galaxis“ konnte sich dazu durchringen, verrückt zu werden, verwandelte sich in eine Zitrone und sprang in einen See, der behauptet hatte, ein Gin Tonic zu sein.
Hegel war in der Lage, etwas zu meinen und es gleichzeitig zu verneinen.
An der Degeneration unser modernen Gesellschaft ist nur einer schuld: Immanuel Kant, der, dumm wie er wahr, von der völlig verblödeten Menschheit forderte, ihren eigenen Verstand zu gebrauchen.
In einem kleinen Dorf irgendwo in Ostdeutschland existiert das Wissen um alles was jemals war und jemals sein wird, vereint in einem einzelnen außerordentlich mit Intellekt angereichertem Objekt: Einer Tür. Die Tür kann in die Herzen der Leute schauen. Sie kann in ihre Seelen schauen. Die Tür weiß alles!

„Was!“, werden Sie jetzt ausrufen. „Das alles kann diese Tür?“
Nein. Kann sie nicht. Ich bin ein notorischer Lügner. Alles, was ich sage, ist erstunken und erlogen. Außer das ... und das davor ... und das davor ... und dem und dem und dem ... und dem.

Wenn man sich wie ich den Verstand als Schüssel mit Pudding vorstellt, ist das ein erstes Anzeichen, dass etwas nicht stimmt. Dabei bin ich gar nicht verrückt.
Das sagt mir mein Psychiater jedenfalls.
Der Ausdruck: „Die Weisheit mit Löffeln essen“ gewinnt an ungeahnter Bedeutung. Auch wenn einige – so scheint es – die Weisheit mit der Gabel essen oder gänzlich die Nahrungsaufnahme verweigern.
Solche Leute füllen die Spalte „Beruf/Hobby“ dann mit Begriffen wie „Gelernter Frührentner“, „Fäkaltaucher“, „Professioneller Sozialamtschröpfer“, „Motivsockenträger“, „Jutebeuteleinkäufer“ oder „Lizenzierter Vorkauer“.


Wie das ist, wenn man sinkt

Im Meer der Geisteszersetzenden Unerhörtheiten ist es nicht leicht, ein Schiff auszumachen. Meistens entpuppen sich vermeintliche Rettungsringe als fiese Speckröllchen. Da wir aber beim Thema Schiffe sind, wäre es wohl angebrachter, eine sinnvolle Personifikation aufzustellen: Putative Schlauchboote nehmen die Gestalt von Ankern an.
Ja, das ist besser.
Wirklich (wirklich wirklich) schlimm ist aber, dass man sich auch nicht auf den eigenen Verstand verlassen kann, da auch er einige Lecks aufweisen kann.
Selbst ein nachzuvollziehender Gedanke kann sich plötzlich weiß und groß und kalt vorm Bug auftürmen und sagen: „So ja schon mal nich.“ Er würde auch nicht vor dem König der Welt zurückschrecken (ich kann nicht verstehen, wenn Sie das nicht begreifen). Dann macht es BUMM!, und schon geht man unter. Die Wellen der Dummheit umzingeln einen mit tödlicher Kälte. Die Schwärze des unendlich tiefen Abgrundes der Ignoranz ruft nach einem.
Und das nur, weil man den Boden der Schüssel zu schnell erreicht hat. Traurig.
Die Technologie hat mittlerweile das Denken voll und ganz ersetzt oder unnötig gemacht. Auf einen Ingeneuer, der wirklich etwas kann, kommen tausend Gartenzwergaufsteller, die von seinen Steuern bezahlt werden. Wenn wir den Dümmeren immer nachgeben, befehlen wir damit, dass wir das Leben unserer Kinder und Kindeskinder in die Hände von Individuen geben, die sich immer wieder fragen, wie die Zauberer aus dem Fernsehen es schaffen, den Raum nach Frühlingsmorgen duften zu lassen.

Es hat ohne Zweifel seine Vorteile, seine Füße mit atmungsaktivem Material zu umgeben.

Es folgen belanglose Albernheiten:

Katzenurin leuchtet im ultraviolettem Licht.
Barbies Maße, wenn sie ein richtiger Mensch wäre: 100-59-84.
In Hartford, Connecticut, ist es verboten, eine Straße im Handstand zu überqueren.
Unter Einsatz immenser, jedoch bis zum Moment der Aktualisierung des Impulses latenter Energien löste sich die amphibielle Kreatur von ihrem habituellen Standort und verschwand, einer in erster Näherung parabolischen Bahnkurve folgend, in den mehr oder minder transparenten Räumen ihrer Existenz.
Wäre es nicht adäquat, den Usus heterogener Termini zu minimieren?
In Texas ist es verboten, fremde Kühe mit Graffiti zu besprühen.
Manche Menschen meinen, dass ich einen Gottkomplex habe? Ich bin

Gott!
„Die Leute denken, ich sei ein sehr merkwürdiger Mensch. Das ist aber nicht korrekt. Ich habe das Herz eines kleinen Jungen. Es steht in einem Glas auf meinem Schreibtisch.“ – Stephen King
Würde es morgen regnen, so wäre der Einfluss auf Heute auf das Minimum reduziert.
Selbstgespräche geben einem das Gefühl, recht zu haben.
Umwege erweitern die Ortskenntnis.
Einbildung ist auch eine Bildung.
Folgt mir, ich bin hinter euch.
Morgengrauen ist das Grauen, das Schüler befällt, wenn sie morgens zur Schule müssen.
Er konnte nicht bis Drei zählen, aber man musste mit ihm rechnen.
Es ist anzunehmen, dass der Grund jeder vierten Scheidung die Ehe ist.
Politiker auf Wahlplakaten sind mir die Liebsten: geräuschlos, sauber und leicht zu entfernen.
Wenn man eine Kastanie in die Erde pflanzt, wächst daraus ein Kastanienbaum. Das lässt den Schluss zu, dass, pflanzt man ein Stück Holz in die Erde, ein Baumbaum entsteht.
Engländer sind stolz darauf, die unfreundlichsten Menschen der Welt zu sein.
M.I.L.K. (Mr. T Is the Lion-King).
In Nebraska können Eltern bestraft werden, wenn ihre Kinder während des Gottesdienstes rülpsen.
In Hood River, Oregon, ist das Jonglieren ohne Jongleur-Lizenz polizeilich verboten.

Man sieht, es geht wieder rund.

Die besten Mama-Sprüche.

"Mama, Mama, darf ich mit Oma spielen?" - "Nein, die Knochen bleiben in der Kiste!"
"Mama, Mama, warum rennt Papi im Zickzack über die Wiese?" - "Sei still und lad nach!"
"Mama, Mama, ich will nicht nach Amerika!" - "Sei still und schwimm weiter!"
"Mama, Mama, ich mag meinen kleinen Bruder nicht..." - "Sei still, es wird gegessen was auf den Tisch kommt!"
"Mama, Mama, ich hab Oma gefunden!" - "Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht so tief im Sandkasten buddeln!"

Eigentlich dachte ich, das Thema Universum sei mit „Die Sinnfreiheit des Lebens“ abgeschlossen. Aber da gibt es doch noch eine Sache, die mir Bauchschmerzen bereitet.
Das Universum in seiner Arroganz hält sich nämlich tatsächlich für etwas Ultimatives, weil es aus dem Nichts entstand.
Noch heute finden sich im All, wie es sich in seiner Freizeit nennt, Bereiche, in denen einfach nichts vorhanden ist

. Diese Räume des Nichts sind Ansammlungen hoch konzentrierter potenzieller Energie und daher für die Wissenschaftler (sollten noch welche übrig sein) ein ganz dolles Ding. Heutzutage entstehen allerdings so gut wie alle Sachen aus Etwas.
Das Universum aber entstand aus dem Nichts, das vor dem Urknall da war.
Wichtige Professoren haben herausgefunden, dass noch heute im Universum ein Nachhall des Urknalls zu vernehmen ist. Aber in Wirklichkeit ist es das hochnäsige Lachen des tannenbaumähnlichen Riesenberges, welcher der Kern der unendlichen Kamera ist (siehe „Die Sinnfreiheit des Lebens“).
Daraus schließe ich, dass das Universum sehr, sehr einsam ist. Denn niemand mag Impertinenz.
Milliarden von Jahren alt und kein einziger Freund. Wie traurig.
Auch wenn es verdient ist.


Die Schnürsenkel-Offenbarung

Lange Zeit war es ein großes Geheimnis – manche sagen sogar, das

große Geheimnis –, wie es Schnürsenkel immer wieder schafften, sich selbst zu lösen, um den Prozess des Gehens maßgeblich zu beeinflussen. Kriege wurden entfacht und Prinzessinnen entführt, ganze Völker ausgelöscht und Königssöhne vor den Stadtmauern aufgeknüpft. Eine hitzige Debatte entflammte, ob es nicht daran liege, dass Schnürsenkel Lebewesen wären oder wenigstens mit einer Seele ausgestattet. Eine andere Theorie war, dass außerirdische Kräfte mit Minilasern die Reibung zwischen den einzelnen Senkelabschnitten auf Null reduzierten. Eine dritte (und im Internet am meisten geglaubte) Vermutung identifizierte einen Geheimbund, zusammengeschlossen aus Illuminaten, Freimaurern, der dänischen Regierung, dem wieder auferstandenem deutschen König Barbarossa und allen Elvisimitatoren der Welt als Missetäter. Die globale Beteiligung war so groß, dass bald darauf eine „Senkelbibel“ verfasst wurde, die allerdings mehrfach kopiert und verfälscht wurde (in der Originalbibel ist im Senkelevangelium auf Seite neun oben das Wort der allmächtigen Sohle als „echt verdammt krass“ angegeben, in den Imitaten ist von „heilige Scheiße“ die Rede).
Um aufkommende Spannung sofort zu verjagen: Theorie Eins kommt der Wahrheit sehr nahe. In den Untiefen jedes Schnürsenkels leben Milliarden und Abermilliarden kleiner Schuhwichtel. Sie sehen aus wie normale Wichtel, mit diesen spitzen Hüten und bunten Bärten, haben aber einen eindeutigen Schuhfetisch. Mit dem Verstand einer Banane ausgestattet, sind sie dazu in der Lage (leider ist das auch schon alles, was sie können), Schnürsenkel zu öffnen, und seien sie auch noch so stark zugeknotet.
Das Leben eines gemeinen Schuhwichtels hat eine Dauer von schätzungsweise neunundsiebzig Jahren, Feier- und Sonntage nicht mitgerechnet. Das erklärt auch die Entdeckung einiger Wissenschaftler aus dem Senegal. Diese machten bei zahlreichen Exhumierungen die gleiche Entdeckung: Offene Schuhe!
Anders als gewöhnliche Lebwesen brauchen Schuhwichtel keinen Sauerstoff, um zu überleben. Sie benötigen lediglich den Geruch von Schuhen. Fehlt dieser (was in etwa vierzehn Tage nach dem Tode des Trägers eintritt), ersticken sie qualvoll und langsam an einer Mischung ihres eigenen Erbrochenem und ihres eigenen Blutes.
Wie traurig. Aber auch verdient.

Hmm ... waren meine Schnürsenkel eben nicht noch zu?


Die Geschichte von Meneleke dem dämlich Grinsenden

Allen Warnungen zum Trotz hob die Mutter ihr Kind wieder auf, als der Arzt es vor Lachen fallen gelassen hatte. Mit Staub und Fusseln am Körper beschmutzt klemmte sie ihren Sohn unter die Achsel und schwebte davon, anmutig. Kurz darauf wurde sie vom Bus erfasst.
Das Kind wurde im hohen Bogen durch die Luft geschleudert und landete in einem Gebüsch. Es war ein schönes Gebüsch. Niemand hätte an diesem Gebüsch etwas aussetzen können, so perfekt war es, so wundervoll, ein Geschenk Gottes. Bis auf die Tatsache, dass ein Kleinkind darin steckte. Ein weinendes Kleinkind. Vorbeigehende Passanten bemerkten den Makel und entfernten das Kind umgehend. Nun war das Gebüsch wieder wunderschön. Drei Jahre danach wurde es mit dem „Busch Award“ ausgezeichnet. Wie herrlich.
Als das Kind, frisch vom Busch entfernt und in eine Decke aus Müll gewickelt, die Zwangsräumung bemerkte, brachte es die Teilchen in der Luft derart in Schwingung, dass ein lautes Geräusch entstand. Es wurde als Schreien von Obdachlosen Alkoholikern wahrgenommen. Sie tauften den Jungen Meneleke, was in ihrem betrunkenem Kauderwelsch soviel wie „Eeeeeeeeeeeeeeeeeeee“ bedeutete.
Meneleke geriet in eine Abwärtsspirale. Er trank, rauchte, spritzte und schnüffelte sich den verschiedensten Mist in den Körper. Die Einschulung machte diesem Trend ein schnelles Ende.
Als er im zarten Alter von Vierzehn erfolgreich die Grundschule absolviert hatte, ging er nach Polen, um Fischer zu werden. Dort verbrachte er die nächsten sieben Jahre. Er war weithin bekannt als der glücklichste Fischer Polens, da er bei jedem Fang, aber auch sonst immer lächelte; von einem Ohr zum anderen. Schon bald war er bekannt als Meneleke der dämlich Grinsende.
Eines Tages – es war sein neunundzwanzigster Geburtstag – machte er Urlaub in Slowenien, wo er Assistent des verrückten Schnitzlers wurde, dessen Bild landesweit in allen bekannten Polizeistationen hing. Bei einer Konferenz der meistgesuchten Verbrecher Osteuropas (auch berühmte Persönlichkeiten wie der Würger Vom Goldenem Herbst und der Hasenschänder Von Kiew waren zugegen) wurde Meneleke der dämlich Grinsende Zeuge eines unglaublichen Experiments. Dabei wurde versucht, eine Ein-Liter-Flasche mit Schweizer Käse zu füllen. Tatsächlich war der Versuch mit Erfolg gesegnet. Auf einen Vorschlag des Budapest’schen Skalpierers umarmte Meneleke die Flasche und viel zusammen mit ebendieser rückwärts durch die Zeit (siehe „Von der Gefährdung des Denkens“). Er wurde etwa dreißig Jahre zurückgeschickt, mitten in einen Bus, und dann verschwand er wieder.
Der Busfahrer, offensichtlich überrascht, wurde für einen Moment abgelenkt und überfuhr eine Frau. Später sagte er aus, zudem ein fliegendes Baby beobachtet zu haben, was aber nie vollständig bestätigt werden konnte.
Wie dem auch sei.
Weiter auf dem Weg durch die Zeit vollbrachte Meneleke so einige Werke: So fiel er beispielsweise auf den geraden Turm von Pisa und verursachte dadurch eine noch heute geltende Namensänderung desselben; und einmal fiel er in ein holländisches Künstleratelier – der Schrei, der ihm entwich, klingelte noch Jahre danach in dem Ohr des Künstlers; dann stieß er eine Fackel am Gemäuer der Bibliothek von Alexandrien um.
Weitere auf ihn zurückzuführende historische Ereignisse: der Untergang von Atlantis; der Untergang des byzantinischen Reiches; der Untergang; der Tod und die Wiederauferstehung von Jesus; die Hinrichtung von Robert Blum; die Verfassung der Voynich-Handschrift; der Ausbruch der französischen Revolution von 1789; der Ausbruch jeder russischen Revolution; der Börsenkrach; die Erfindung des Rads; der Angriff des Osmanischen Reiches; die Auszeichnung eines schönen Busches mit dem „Busch Award“; das Massaker von Magdeburg; der Diebstahl von Weihnachten 1807 und die Wiedereinführung 1912; die Benennung der Rentiere des Weihnachtsmannes; die Gründung der Illuminaten; die Entdeckung von Megatron; der Ausbruch der Diphtherie 1925 in Nome, Alaska; der Ausbruch der Pest; die Vernichtung von fünf der einstmals fünfzehn Gebote ...
Die Liste lässt sich schier endlos fortsetzen.
Meneleke starb, als er aufhörte, durch die Zeit und stattdessen durch den Raum zu reisen. Er landete in einem weit entfernten Sonnensystem, wo er gleich zum König gekrönt wurde. Als Klip der neunzehnte wurde er Opfer des Saphyrisdrachen, von dem angenommen worden war, er sei der Schöpfer der seltsamen Blauen Druse, was aber widerlegt werden konnte.


Nachwort

Meine Schuhe sind inzwischen gealtert und stinken nach Fuß, was ich einfach nicht nachvollziehen kann. Also kümmere ich mich wieder um Sie, lieber Leser.
Da die Ecke, in der ich immer sitze und Kreise in den Staub male, mittlerweile keinen Platz für geometrische Formen bietet, muss ich meine Gedanken ohne eine Art der Unterhaltung – denn das war das Kreismalen – ordnen. Das kann schon mal zu Aggressionen führen. Erst neulich habe ich meinem Bruder den Mittelfinger gezeigt. Auch wenn ich mich umgehend entschuldigte, das Gefühl, etwas Böses getan zu haben, ließ sich nicht abwaschen. Ich habe es versucht, stundenlang. Es klebte an meinem Körper

.
Doch manchmal bildet sich im Wirrwarr meiner geistig-moralischen Mechanismen ein Gedanke, so klar wie Bergkristall und so frisch wie ein Sommermorgen. Einmal anwesend, verfolgt er mich lange Zeit. Und ich weiß, dass ich damit die Welt verbessern kann. Zum Glück aber bin ich in der genügend psychisch stabilen Verfassung, nicht darauf zu hören. Die Stimmen in meinem Kopf helfen mir dabei. Danke, Stimmen.
An dieser Stelle möchte ich mich noch bei der gähnenden Leere meines dunklen Zimmers bedanken, die mich mit offenen Armen empfängt und umhüllt.
Dank auch an meine Eltern, die an der Verwirklichung dieses mittlerweile dritten Teils insofern mitgewirkt haben, als dass sie mich immer schön in Ruhe gelassen haben und allgemein nichts hiervon wissen.
Und natürlich danke ich Ihnen, werter Leser, denn, wie es Stephen King schon so treffend formulierte, wer spricht, ohne Zuhörer zu haben, ist stumm. Was für ein weiser, alter Mann. Vielleicht hätte ich ihm doch eine Weihnachtskarte schicken sollen. Hhm.....
Der Verstand ist für viele ein äußerst komplexes Gebilde aus Glas; wunderschön anzuschauen, aber zerbrechlicher als die Träume eines Kindes. Für andere aber ist er mehr, er nimmt Gestalten an, die sich in den kühnsten Träumen nicht aufhalten, deren Namen zu nennen Angst und Schrecken verbreitet.
Viele verstehen ihren Verstand als undurchdringbar und rätselhaft, sie glauben, dass niemand sie begreifen kann. Der Menschenverstand ist aber nicht so. Er ist einfach, er hat keine andere Erscheinung als diese simple Gestalt. Er ist nichts weiter.
Er ist wie, sagen wir, eine Schüssel mit köstlichen Pudding.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.11.2009

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