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Erster Tag

 

Nervös trommelte ich mit den Fingern auf der Holzplatte des Tisches. Meine Geschichtslehrerin schritt zielstrebig durch die Reihen und verteilte den letzten Test. Ich hatte kein gutes Gefühl. Das Herz schlug mir bis zum Hals, als sie mir das durch und durch rot beschriebene Blatt gab.

"Luna, es tut mir Leid aber deine Leistungen nehmen sehr ab"

Mangelhaft stand in großen Buchstaben darüber. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken an Mums Reaktion. Lena, meine beste Freundin, zog mich noch in ihre Arme und wollte mich trösten, sie machte es aber eher noch schlimmer. Das Papier raschelte als ich es in meinen Rucksack packte. Der Gong erlöste mich und ich ging wie in Trance aus dem Zimmer. Auf dem Gang drängten die jüngeren Schüler. Normalerweise würde mich das ziemlich stören, doch heute war ich viel zu sehr in Gedanken. Ich ging durch die doppelte Flügeltür des Schulgebäudes und stieg in den Bus ein.

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An der dritten Haltestelle stieg ich aus. Nachdem ich das Treppenhaus unseres Wohngebäudes hochgejoggt war sperrte ich die Tür im fünften Stock auf und trat über die Schwelle.

"Mum?" Ich zog meine graue Jacke aus und blickte den dunklen Gang entlang. Auf der rechten Seite waren die Türen von meinem und Mums Zimmer geschlossen, ebenso die Badezimmertür am Ende des Ganges. Die Tür zur Küche links hingegen war offen, was ich am hereinfallenden Licht erkannte. Töpfe und Deckel schepperten, schließlich hörte ich die mir vertrauteste Stimme.

"In der Küche Liebling!" Als ich diese betrat, sah ich das pure Chaos. Auf dem Boden standen Töpfe und Pfannen, die sie aus der Schublade, die auch offen stand, herausgezerrt haben musste. Ein Topf stand auf dem Herd, in ihm kochte eine weiße Masse vor sich hin. Die Spüle war voll mit dem Geschirr vom Frühstück und dutzenden Plastikschüsseln. Bananen- und Granatapfelschalen waren neben dem Müll gelandet. Mum drehte ihre Vorderseite zu mir und ich prustete laut los. Genau auf ihrer Nasenspitze war ein Klecks Nutella und auf den Wangen passend zu den Sommersprossen, die ich geerbt hatte, Zimtflecken. Sie bemerkte, dass etwas nicht stimmte und nahm eine Serviette. Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte half ich ihr die Sauerei zu beseitigen und den Grießbrei, der undefinierbare Inhalt des Topfes, mit Obststückchen zum Tisch zu tragen. Wir redeten während dem Essen über einen neuen Kinofilm, den ich mit meiner Clique schon gesehen hatte.

"War der gut?" Mum nippte an ihrem Glas Wasser. Eine Strähne ihrer unordentlich zusammengebundenen rotblonden Mähne fiel ihr ins Gesicht.

Ich gab ihr eine kleine Haarklammer und während sie die Strähne befestigte sagte ich:" Ganz okay. Mir war er fast zu kitschig. Hollywood-Action und dazu eine furchtbar tragische Liebe. Ist vielleicht eher was für Paare"

Mum stutzte, ich erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie mir etwas verschwieg. Gerade als ich fragete schaute sie auf die eckige Wanduhr und meinte, sie müsse los, sie habe heute Frühschicht. Sie sprang auf und ich grinste vor mich hin. Ich schlenderte zum Flur, wo sie emsig ihre Sachen zusammensuchte. Die weißen Schuhe, den Kittel, und siehe da, sehr schicke Wechselkleidung.

"Hast du etwa ein Date nach der Arbeit?" Bevor sie widersprechen konnte fuhr ich fort:"Die Nachmittagsschicht übernimmst du nur, wenn du abends etwas geplant hast. Und vorhin bei dem Film hast du etwas zu ertappt gekuckt. Gibs zu, Sherlock hat den Fall bereits geklärt"

Sie lächelte verlegen und hob die Hände hoch.

"Schuldig. Der Assistenzarzt von Station fünf hat mich ganz galant um den Finger gewickelt. Aber Luna, du müsstest den mal sehen. Richtig hübsch. Und er liest gern. Und er kann kochen ohne die Kücher unerkennbar zu machen" Wir lachten.

"Klingt ja genau nach deinem Typ. Viel Spaß" Ich drückte sie.

Sie war fast zur Tür draußen, als ich ihr noch hinterherrief, wann und ob sie nach Hause kommen würde.

"Natürlich komm ich,so um 12. Ich steig doch nicht mit jedem beliebigen gleich in die Kiste!"

Das war meine Mum. Immer ehrlich mir gegenüber, auch wenn sie wie eine 16-Jährige klingte.

"Darf ich noch weg?"

"Bis 11"

Also würde ich um fünf vor zwölf die Wohnung betreten.

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Unsere Clique bestand aus fünf Personen- aber man konnte mehr Leute zu unserem Freundeskreis zählen. Da wären Daniel, der sympathische und kluge, aber auch schüchterne blonde Junge. Meistens waren wir bei ihm zu Hause, da er einen gemütlichen Keller mit Minibar und Fernsehecke hatte. Josi war unser Partyheld. Wenn er nicht bei uns war oder mit uns zu einer Party ging, befand er sich selbst in irgendeiner Disko oder ähnlichem. Aus diesem Grund hatte er ein Schuljahr wiederholen müssen, da er das Lernen auf die leichte Schulter genommen hatte. Er war somit schon achtzehn, ein Jahr älter als wir Übrigen. Natürlich hatten wir auch den typischen Schwarm in unserer Gruppe. Max sah mit seiner hellen Haut, den eisblauen Augen und tiefschwarzen Haaren aber auch supersüß aus. Aber er war mein bester Freund, ich würde mich nie auf Gefühle einlassen, das würde alles zerstören. Dann war da noch meine beste Freundin, Lena. Sie war unglaublich menschenbezogen und wollte später als Kindertherapeutin arbeiten.

Ich hoffte, dass sie das in Zukunft verwirklichen konnte, denn sie hatte schon so einiges in ihrem Leben durchmachen müssen. Ihre Mutter hatte sich nicht um sie gekümmert und sie mit sieben Jahren in ein Kinderheim gegeben. Erst vor einem Jahr, an ihrem fünfzehnten Geburtstag wurde sie von einem Ehepaar adoptiert, das keine Kinder kriegen konnte. Seitdem war sie wieder glücklicher, was ich mir schon immer für sie wünschte. Nur noch ein paar dünne Narben auf ihrem Unterarm zeigten ihre traurige Vergangenheit.

Mich eingeschlossen, einem großen rotblonden Mädchen, das immer etwas aus der Reihe tanzte, waren wir eine ziemlich unbekümmerte Gruppe.

Das zeigte sich auch heute Abend wieder.

Josi tanzte pausenlos Lena an, die bereits leicht schwankte. Die Hälfte ihres Cocktails befand sich wohl auf ihrer Hand und auf dem Boden, da Josi sie kurz rammte. Er selbst hatte eine Bierflasche in der Hand. Daniel und Max gingen gerade vor die Tür um eine zu rauchen. Da ich Josi's Anmachen leid war schnappte ich mir meine Jacke und ging hinter den beiden Jungs her. Die kühle Nachtluft brachte mich im ersten Moment zum Frösteln. Sie standen etwas weiter entfernt bei der Tischgarnitur, die zu der Grillecke gehörte. Daniels Garten war sowieso der Hammer. Eine mit Ziegelsteinen gemauerte Ecke bot einen Pizzaofen und einen Grill sowie einige Tische und Bänke, direkt gegenüber des Hauses und links der Grillfläche lag der breite, hell erleuchtete Pool. Im Sommer hatten wir hier schon die eine oder andere Feier abgehalten. Meistens kam zu solchen die halbe Schule. Ich weiss noch, als sie einmal den Tisch mitten in den Pool stellten und da eine Bar aufbauten. Ein Mädchen nahm den Alkohol auf die leichte Schulter und tanzte später auf der 'Bar'. Bis heute konnte sie keinem mehr richtig in die Augen sehen. Tja, selbst schuld.

Max schnippte gerade die Asche seiner Zigarette weg. Sie redeten über irgendein neues Spiel auf ihren Konsolen. Kurz hörte ich zu, verstand jedoch fast nichts. Also umrundete ich die Beiden, nahm die Schachtel vom Tisch und zündete mir selbst eine Zigarette an. Ich atmete tief ein und musste husten.

"Immer diese Raucher und ihre lädierten Lungen", meinte Daniel und zog an seiner eigenen.

"Idiot", sagte ich und legte mich auf eine der Liegen vor dem Pool. Die Sterne über mir waren heute klar zu sehen, ich erkannte den kleinen Wagen sowie den Polarstern. Ich zog noch ein paar Mal bevor ich die Augen schloss und vor mich hin träumte und in einen Sekundenschlaf verfiel. Das war wohl einer der größten Fehler, den ich machen konnte, denn als ich die Augen wieder aufschlug, hatte Max seine starken Arme unter mich geschlungen und mich in hohem Bogen in Richtung Pool geworfen. Ich versuchte noch zu schreien, doch viel zu schnell prallte ich auf die Wasseroberfläche auf. Die Kälte gefror das Blut in meinen Adern. Ich riss die Augen auf und blickte genau in das gleißende Licht einer der Poollampen. Geblendet kniff ich sie wieder zu und versuchte meine Arme zum Rudern zu bringen. Ich wusste nicht mal mehr wo oben und unten war. In einer Schockstarre verharrend sank ich bis auf den Boden des einen Meter achtzig tiefen Beckens ab. Plötzlich spürte ich etwas an mir zerren. Max zog mich hoch. Meine Lungen brannten als sie sich wieder mit Luft füllten. Tausende kleine Messerstiche verteilten sich auf meiner Haut. Ich japste vor mich hin und er führte mich zum Rand.

"Schockier mich doch nicht so", meinte er und klopfte auf meinen Rücken, um mir das Atmen zu erleichtern. Langsam fand ich meine Stimme wieder.

"Warum machst du sowas auch. Mir hätte sonst was passieren können" Ich schüttelte seine Hand ab. Erst ohne Nachzudenken handeln und dann auch noch einen dummen Kommentar ablassen.

Er merkte mir meine Wut an und fasste mein Handgelenk.

"Hey" Max sprach mit einer unglaublich fürsorglichen Stimme, was mir erst recht Gänsehaut bereitete. Die pechschwarzen Strähnen tropften vor seinem Gesicht herab. Gedankenverloren strich ich sie hinter sein Ohr. Erst im Nachhinein wurde mir die Vertrautheit dieser Geste bewusst.

"Dani holt dir was zum Anziehen und ein Handtuch", mit tiefer, kehliger Stimme fuhr er fort, "du sahst so schön, so friedlich aus, wie du da geschlafen hast.", er flüsterte nun fast, "einfach perfekt".

Was machte er hier mit mir? Mein Kopf beinhaltete einen einzigen Gedanken. Küss mich.

Ich wusste genau, dass es nicht gut wäre, ihn zu küssen. Es war eine Grenze, die man in einer Freundschaft, insbesondere in einer Clique nicht übertreten sollte. Danach wären immer die Fragen im Raum, sagt man es den Freunden oder nicht, bedeutet das jetzt etwas, hat einer der beiden Gefühle für den anderen. Dem wollte ich mich nicht stellen, weil ich die Antwort nicht wusste. Wenn ich in einem einzigen Moment wie diesem jetzt, schon an Gefühle dachte, hatte ich dann nicht schon lange welche in mir? Ich kannte Max seit der ersten Klasse. Er hatte mir soviel gezeigt soviel mit mir erlebt, mir immer geholfen. Waren da tiefere Gefühle als innige Freundschaft?

Er nahm mir die Entscheidung ab, indem er mir tief in die Augen blickte, näher kam und seine Lippen auf meine drückte. Es war ein leichter, sanfter Kuss, nur ein Hauch, ähnlich einer Feder. Aber es fühlte sich so gut an. Ich hatte unbemerkt meine Augen geschlossen. Kurz darauf zog er sich zurück. Ich wollte sie nicht öffnen, ich wollte den Moment so erhalten. Ich wollte einen richtigen Kuss.

"Und dann hab ich dich gepackt, ins Wasser geworfen und du wärst beinah abgekratzt. Also hab ich ja wohl ein Danke für deine Rettung verdient" Blitzartig riss ich die Augen auf. Er grinste mich an, sein Blick war fast verächtlich. Während er sich am Beckenrand hochstemmte und aufs Haus zuging, starrte ich völlig perplex vor mich hin. Ich merkte nicht einmal mehr, wie sehr ich fror. Hatte er das alles nur inszeniert? Oder hatte er durch den Kuss entschieden, dass er nichts fühlte, dass ich ihm nichts bedeutete? Wann war er so ein herzloser Arsch geworden? Ich hatte immer geglaubt, dass ich ihn kannte. Anscheinend tat ich das nicht.

Der Rest des Abends zog wie in Watte eingepackt an mir vorbei. Dani war mit einer Jogginghose und einem Sweatshirt von ihm wiedergekommen, entschuldigte sich lachend dafür, keine Unterwäsche da zu haben, er behielte die Accessoires seiner Dates nicht. Ich glaube, ich schaffte es sogar, über diesen Witz zu lachen, da ich genau wusste, dass er nur selten Besuch hatte. Meinen Bh zog ich einfach aus und hängte ihn an die Wäscheleine, das Sweatshirt war sehr dick und ich hatte ohnehin nicht sehr viel Oberweite. Wieder im Keller setzte ich mich auf die Couch und musste zum Glück mit niemandem reden, da die Jungs auf einer der Konsolen und dem großen Flachbildfernseher spielten und Lena ohnehin bereits nach Hause war. Nach einer halben Stunde brach auch ich auf, und schaffte es bis in mein Bett ohne nochmal über den Kuss nachzudenken oder zu weinen.

Zweiter Tag -neu-

Ich atmete tief ein bevor ich meine Augen aufschlug. Als Erstes sah ich die rosanen Blümchen meiner Bettwäsche. Der Seidenstoff raschelte, als ich mich auf die Seite drehte. Nur noch fünf Minuten...

Meine Zimmertür ging auf und Mum stürmte herein.

"Luna, du kommst schon wieder zu spät. Steh endlich auf!"

Mit einem Ruck zog sie mir die Bettdecke weg. Ich stöhnte auf.

"Dein Frühstück steht auf dem Tisch, ich hab dir auch was vom Bäcker mitgenommen, du kannst also auf direktem Weg in die Schule fahren"

"Danke Mum. Ich hab dich lieb", rief ich ihr hinterher, als sie mein Zimmer bereits verlassen hatte. Ihre Antwort war:

"Ich mich auch" Ich lächelte über unsere Sticheleien, stand auf und tappte barfuß ins Badezimmer. Nachdem ich auf der Toilette war, mich geschminkt und frisiert hatte, zog ich mir in Windeseile etwas an, schnappte mir die Brötchen, meine Handtasche und meine schwarze Lederjacke und lief, kaum aus dem Haus, los. Völlig außer Puste sprang ich in den Bus, der zwei Straßen weiter hält und begann zu essen. Bis dato hatte ich die Ereignisse des gestrigen Abends erfolgreich verdrängt.Doch als ich bemerkte, dass ich Dani's Sweatshirt anhatte, kam ich nicht umhin, darüber nachzudenken. Max hatte mich geküsst und danach einfach alleine gelassen. Bisher war ich mir auch sicher, nur freundschaftlich für ihn zu empfinden, aber der Kuss hatte sich so gut angefühlt. Wie sollte ich ihm heute nur entgegentreten? Ich grübelte noch bis zu meiner Haltestelle, an der mit mir fünf weitere Schüler ausstiegen. Während ich die breiten Stufen zum Schulgebäude hochstieg hielt ich Ausschau nach Lena. Ich musste sie unbedingt um Rat fragen.

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In der ersten Stunde hatte ich Geographie, was ich als einzige unserer Clique gewählt hatte. Meiner Meinung nach war es sehr spannend, über die verschiedenen Länder und Klimazonen etwas zu erfahren. Nach meinem Abschluss wollte ich ein halbes Jahr mit dem Rucksack Australien und Neuseeland erkunden. Wenn ich es bis dahin mit der Schule geschafft hatte.

In der zweiten waren Lena, Josi und ich zusammen in Englisch. Unsere Lehrerin hatte nichts dagegen wenn wir redeten, schließlich wäre es ja unsere Zukunft und unsere Entscheidung und sowas. Ich schilderte Lena die Ereignisse und sie nickte hin und wieder. Erst sagte sie nichts, aber das war so ihre Art. Sie überlegte statt einfach drauf los zu plappern. Dafür beneidete ich sie. 

Sie war aber auch sehr direkt, was ich heute wieder merken durfte.

"Hast du Gefühle für ihn?"

"Fall doch nicht immer mit der Tür ins Haus"

"Hast du welche?"

"Ich...Ich", händeringend suchte ich nach einer Antwort," Ich weiß es nicht. Wir waren immer schon nur gute Freunde. Aber der Kuss hat mich ... er hat mich nicht kaltgelassen"

Nun wurde es unserer Lehrerin doch zu viel und sie mahnte uns, leise zu sein, sonst könnten wir sofort ins Direktorat gehen. Wir drehten uns wieder nach vorne und ich begann, von der Tafel abzuschreiben. Lena jedoch sagte noch: "Rede mit ihm. Wer weiß, vielleicht war es noch nie nur Freundschaft"

In den Pausen standen wir und unsere Freunde eigentlich immer zusammen, aber heute bat ich Lena um etwas Abstand. Wir setzten uns auf eine Bank im Pausenhof, während die Jungs mit ein paar anderen aus unserer Jahrgangsstufe am Haupteingang redeten. Ich versuchte schon seit einigen Minuten Blickkontakt zu Max zu kriegen, aber er schaute immer weg und lachte über einen Witz der anderen. Ich seufzte und gab auf. Während ich den Blick über den vollen Pausenhof schweifen ließ, stiegen so viele Erinnerungen in mir hoch. Wie wir in der fünften Klasse an den Tischtennisplatten saßen und Hausaufgaben machten, wie es auch die jetzigen Fünftklässler machten. In der siebten dachten wir, wir wären cool wenn wir die Wasserspender besetzen, wie in den großen Hollywoodfilmen. Nur leider wollte nie jemand diese benutzen, da sie offen gesagt ziemlich eklig waren. In der neunten Klasse hatten dann die meisten von uns ihre ersten Beziehungen, die aber nach und nach wieder in die Brüche gingen, da man die Freunde zu selten sah. Jetzt sind wir in der elften und können nicht mehr miteinander reden, weil uns so eine Dummheit trennt? Vermutlich ausgelöst durch Alkohol und der damit verbundenen Sorglosigkeit? Nein, das wollte ich nicht zulassen. Ich nahm Lena's Arm und zog sie hinter mir her zu unseren Freunden. Josi begrüßte uns wie immer mit einem dummen Spruch:

"Habt ihr jetzt genug über andere Leute gelästert?", aber an seinem ehrlichen Lächeln erkannte man, dass er nur Witze machte.

Wir redeten etwas über die bevorstehende Party, die Samstag wegen Dani's Geburtstag stattfand. Über fünfzig Leute waren eingeladen. Tief in meinem Unterbewusstsein machte sich die Hoffnung auf einen weiteren Kuss von Max breit. Aber das wollte ich gar nicht zulassen.

"Luna, ich habe absolut nichts anzuziehen. Wir müssen Samstag nachmittag wohl oder übel die Stadt unsicher machen", wendete sich Lena an mich.

Ich lachte, da ich genau wusste wie überfüllt ihr Schrank wirklich war, willigte jedoch ein. In diesem Moment klingelte es zur nächsten Stunde und wir nahmen unsere Taschen, um hineinzugehen. Während ich mich vorbeugte, hörte ich plötzlich Max flüstern.

"Heute um 7 komm ich vorbei"

Bevor ich reagieren konnte war er verschwunden.

 

 

Die restlichen Stunden verliefen wie immer, nur dass Max es vermied mir auch nur in die Augen zu sehen. Was auch immer er mir sagen wollte, es musste etwas mit dem Kuss zu tun haben. Nach der Schule verabschiedeten wir uns und legten noch kurz den Club fest, in den wir heute gehen wollten.

Ich umarmte Lena noch einmal, die wiederholte dass ich heute unbedingt mit ihm reden musste und stieg in meinen Bus. Die Fahrt dauerte nur ein paar Minuten, jedoch lange genug um mir erneut den Kopf zu zerbrechen. Was würde ich heute zu ihm sagen? Meine Heimatstadt zog an mir vorbei, der Bus war stickig und viele Schüler lärmten. Doch meine Gedanken hingen fest bei Max. Einerseits wollte ich nicht, dass es mehr bedeutet hatte, denn daraus würde sich wohl früher oder später mehr als Freundschaft entwickeln, was unsere Clique gefährden konnte. Würde die Beziehung in die Brüche gehen, könnten wir wohl kaum zusammen etwas unternehmen.

Jedoch wollte ich auch nicht, dass es nur eine bedeutungslose Handlung war. Warte, warum wollte ich das nicht?

 

Zuhause traf ich auf Mum, die gerade von der Frühschicht im Krankenhaus kam. Wir aßen gemeinsam Mittagsstück -Ich zu mittag, sie ihr Frühstück- und ich löcherte sie über ihr Rendevouz mit dem Arzt.

"Es war nett. Nein wirklich, wir waren in einem sehr guten Restaurant essen und dann hat er mich nach Hause gebracht"

Jetzt wurde ich neugierig.

"Hat er dir einen Abschiedskuss gegeben?"

Mum lächelte, biss von ihrem Brot ab und kaute ganz langsam. Sie genoss es, mich zu quälen. Endlich sprach sie:

"Warum denn Abschied? Wir werden uns auf der Arbeit wieder sehen"

Sie liebte es das Offensichtliche zu verstecken.

"Ja gut, dann eben einen Gute-Nacht-Kuss?"

"Naja weißt du, er musste um fünf los zur ersten Schicht und ich um..."

"Mum! Sags mir jetzt! Habt ihr euch geküsst oder nicht?"

Sie lachte herzhaft, nickte dann jedoch verlegen. Ich jubelte, umarmte sie und tauchte mit meinen Haarspitzen in den Orangensaft.

"Na toll"

Jetzt lachten wir nur noch mehr. Nachdem wir fertig waren und abgeräumt hatten, legte sie sich ins Bett und ich machte meine Hausaufgaben,jedoch nicht ohne zuvor kurz an der Kommode im Flur haltzumachen. Dort stand eines der wenigen Bilder, das wir von Dad hatten. Es zeigte ihn lächelnd mit mir als Baby auf dem Arm. Meine blau-grünen Augen hatte ich eindeutig von ihm. Es war gut zu sehen, dass Mum seinen Tod langsam überwand.

 

 

----Das hier ist der bisher neue Teil. Ihr könnt ab hier weiterlesen, aber es wird verwirrend sein, da ein paar Tage dazwischen fehlen. Ich bemühe mich, bald viel weiter zu schreiben --

 

Zweiter Tag

Mein Wecker riss mich unsanft aus meinen Träumen. Ich drehte mich um,schielt ihn aus und kuschelte mich wieder tief in die Kissen. Die Schule konnte mich mal. Lernen würde ich ja doch nichts. In meiner Traumwelt war all das einfach nur Nebensache. Aber wovon hatte ich geträumt? Ich hatte das Gefühl,mich daran erinnern zu müssen. Es war auf einmal unglaublich wichtig. Mum rief mach mir.

Der Tag musste beginnen. Einer der wichtigsten meines Lebens.

Ich schleppte mich aus meinem Bett,zog mir eine graue Sweatjacke über und schlurfte Richtung Küche.

"Morgen, Mum"

"Guten Morgen, Schatz"

Sie hatte tiefe Augenringe und rote Ränder um die Augen. Ich musterte sie kritisch.

"Du arbeitest zu viel. Wenn wir zu wenig Geld haben,geh ich eben auch arbeiten. Du sollst dich nicht so für mich aufarbeiten"

Sie wischte sich über's Gesicht und setzte ein gekünsteltes,müdes Lächeln auf. "Mir gehts doch gut"

"Tuts nicht und das weißt du auch" Eigentlich wollte ich weggehen,aber ich spürte,das ich mich bedanken sollte. Für Alles, was sie für mich machte. Ich zog sie hoch von ihrem Stuhl,schloss sie fest in meine Arme und flüsterte: " Danke"

Wir standen dort und ich spürte ihre Liebe,ihre Zuneigung. Das Licht kam durch das kleine Küchenfenster und schien auf unsere Haare. An der rotblonden Mähne erkennte man deutlich,dass wir dieselben Gene hatten.

"Ich mache das alles doch gern. Für dich würde ich alles geben" Als ich mich wieder löste,sah ich fast so etwas wie Reue in ihren Augen. Vielleicht war es auch Angst. Wovor? Ich lächelte nochmal und drehte mich um,um ins Badezimmer zu gehen. Während ich mich schminkte durchfuhr es mich wie es mich wie ein Blitz: Ich sah meinen Traum deutlich vor Augen. Die Straßen waren leer, dann sah ich ein fast leeres Flugzeug,darin nur ich und ein Mann. Das letzte Bild war das schockierendste. Für einen Moment sah ich ihn.Ich wusste genau,dass es mein Vater sein musste.

Er hatte die grünen Augen,die ich von ihm geerbt hatte. Denselben kleinen Mund. Dieselbe Hautfarbe. Er schaute mich mit Hass an. So Schnell wie dies alles gekommen war,war es auch wieder weg. Ich atmete tief ein und führte den Pinsel wieder an meine Wange. Das war alles nur ein Traum. Nicht real. Keine Angst, Luna. Aufgekratzt ging ich wieder in die Küche und war ratlos : Wo war Mum? Gerade war sie doch noch da gesessen. Sogar ihr Kaffee stand noch da. Ah,vielleicht war sie endlich in's Bett gegangen. Nachdem ich meinen Kaffee in der Hand hielt ,sah ich auf die Uhr.

"Oh Fuck!" Viel zu spät dran! Ich rannte in mein Zimmer,zog mir irgendeine Hose, ein blaues Top und die Jacke von vorher an,nahm die Ledertasche mit dem Zeug von gestern und lief mit den davor noch angezogenen Sneakern aus dem Haus. Draussen angekommen herrschte Ruhe. Zu viel Ruhe für die Großstadt.Was war hier los? Keine Autos,keine Busse,keine Menschen. Toll,hatte ich wieder irgendeinen Feiertag oder so verpasst?Nein. Da stimmte was gewaltig nicht. Ich machte mich,eher langsam als in Eile, auf den Weg zur Schule. Wenn kein Bus kommt bin ich eben um einiges langsamer. Auf diesem Weg waren es ungefähr 20 Minuten Gehzeit. Vielleicht war eine Seuchenmeldung ausgerufen worden? Dann war es natürlich sinnvoll,mitten auf der Straße vor sich hin zu trödeln. Man Luna.

Um die nächste Straßenecke lag die Schule. Zugegebenermaßen, ich war froh dort anzukommen. Langsam wurde mir alles zu gruselig. Es war 8.06 Uhr und vor der Schule,wie hätte es auch anders sein können,Totenstille. Kein Bus,keine Nachzügler,keine Lehrer die erst zur zweiten Stunde Unterricht hatten. Ich fühlte mich wie im falschen Film. Die Treppe joggte ich hoch und trat ein. Mich traf der Schlag.

Die komplette Aula war leer. Keine Fünftklässler stoben um die Säulen, keine Mädchengruppen saßen auf den zahlreichen Bänken und lästerten, Keine Jungs schauten vorherigen nach. Keine Pärchen knutschten in den dunklen Ecken im ersten und zweiten Stock,in denen man nicht selten 'gewisse' Überbleibsel fand. Nicht mal Mr. Johnston, der strengste Lehrer, welcher immer mitten in der Halle auf der einzigen schwarzen Fliese stand und Schüler anpöbelte, war da. Niemand. Nur Ich, Luna Jumer, 1.73 m, in dieser dreistöckigen Schule. Wie mickrig ich mir vorkam. Resigniert setzte ich mich auf die nächste Bank. Wo waren alle nur? Wahrscheinlich habe ich nur durch meinen magischen Pinsel überlebt. Haha, Ich hörte schon fast Lena's Stimme. Ein Stich durchfuhr mich. Sie hatte mir versprochen immer an meiner Seite zu bleiben. Damals,wir waren 9 und hatten furchtbare Angst allein zu zelten. Als wir dann eine Eule hörten kreischten wir los und umarmten uns so fest,dass ich fast spürte, wie das Blut aus meinen Fingern verschwand. Ich sagte, wenn wir jetzt ermordet werden würden, würde ich nie vergessen, dass sie mit mir, an meiner Seite eben, war. Ich hoffte inständig, sie würde noch irgendwo sein. Mit der Clique. Und Max. Gerade als mir dieser Gedanke gekommen war,hätte ich mich schon ohrfeigen können. Er bedeutet dir nichts! Hoffst du. Aber du weisst,dass es anders ist.

"Hör auf! Sei leise!" Oh Nein,werde ich nicht sein. Du weisst, dass ich recht habe. Immer.

Mit einer Drehung sprang ich auf, warf meine Haare einmal um meinen Kopf rum und schleuderte die Tasche weg.

"Es stimmt nicht!" Zu spät erkannte ich,dass das Lederstück 3 Stockwerke weiter oben durch die Glasfront traf und es zum Bersten brachte,mich darunter.

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Ich weiss noch genau,wie oft ich als kleines Kind von der große Eiche nahe unseres damaligen Hauses gesprungen war. Ich konnte einfach nicht verstehen,dass Knochen brechen und wieder zusammenwachsen. Ich hatte fast ein ganzes Jahr meinen Arm in einem Gips,da ich,sobald der erste runter war,gleich wieder 'gefallen' war und der ohnehin strapazierte Knochen erneut bruch. Doch im Vergleich zu jetzt hatte ich mir damals nur meinen Ellenbogen gestoßen. Das Glas schlug über mir mit einer so unglaublichen Wucht ein,dass es mich zu Boden quetschte. Scherben bohrten sich in meine Arme und Beine,zerkratzten meine Haut und zerrissen meine Kleidung. Ich bekam keine Luft mehr. Es war als würde ich unter Wasser sein und nicht wissen,wo oben und unten war.Die Augen konnte ich nicht öffnen;ich wäre sonst wohl erblindet. Mein Bein war entweder unter mir oder unter einer Platte verdreht,es fühlte sich an als wäre hinten vorne und die Zehen eher am Knie. Noch nie, wirklich noch nie in meinem Leben hatte ich solche Schmerzen. Überwältigt von ihnen döste ich weg..

Dritter Tag

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Den ganzen Tag saß ich nun schon auf dieser Bank. Sie war echt unbequem,aber ich konnte nicht weg. Ich glaube,ich bin festgewachsen. Unterbewusst stellte ich mir die Frage,was ich hier machte. Wo ich überhaupt sei. Dann explodierte die Decke

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" Du musst jetzt versuchen, wach zu bleiben. Hörst du mich? Bleib bei mir!"

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Endlich war ich mal wieder am Meer. Das letzte Mal hatte ich die Wellen,den Sand und die kleinen bunt angestrichenen Häuschen gesehen als ich 5 war. Unser letzter Urlaub mit Dad. Es war der schönste in meinem Leben. Ich stehe auf und gehe auf die Fluten zu. Etwas will mich davon abhalten. Zu spät,eine monströse Wassermasse nahm mich mit.

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" Deine Wunden heilen langsam. Hoffentlich kannst du nachher wieder gehen und essen und atmen und all sowas. Sonst wär's echt blöd. Ich glaub,die könnten dich brauchen. Du bist hübsch. Und sicher willst du Kinder. Dann müssten sie dich nicht mal benutzen. Diese Schweine"

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Vor mir steht ein nagelneues Auto. Ein Cabrio,soweit ich sehen kann.Oh Gott,würde ich den Wagen gern fahren. Ich blicke an mir hinunter. Schwarze Jeans,schwarzer Pulli. Dazu schwarze flache Schuhe. In Gedanken witzelte ich,ob ich zu der Trauerfeier der Erde gehen würde. Schließlich war ja keiner mehr da. Eigentlich könnte ich dann ja auch mit dem Auto fahren. Würde ja niemand sehen,hehe. Ich stieg ein,atmete den frischen Ledergeruch ein und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang mit einem Schnurren an. Ein Traum. Den Wagen aus der Parklücke manövrierend beobachtete ich die Umgebung. Hochhäuser, Straßen, Autos. Alles Schwarz. Ich fragte mich schon gar nicht mehr was gleich passierte. Das Gaspedal trat sich selbst bis zum Anschlag durch,raste geradeaus,in ein Fünfstöckiges Backsteinhaus. Mein letzter Gedanke war, dass es doch meine Trauerfeier war.

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Mein Schädel surrte. Ich versuchte mich zu orientieren. Nicht gerade leicht, wenn man zwischen Steinen und Autoteilen liegt. Der Unfall,klar. Moment. Das hier war nicht der Unfall und auch nicht das Meer oder die Bank. Ich lag auf dem Boden. Um mich herumgewickelt war etwas weiches,unter mir etwas kaltes. Meine Gliedmaßen waren wieder richtig geordnet. Ich atmete fünfmal ein und aus. Hoffend genug Kraft zu haben öffnete ich meine Augen. Blau. Grau. Beige. Die ersten Dinge die mir ins Sichtfeld kamen waren blau,grau und beige. Himmel, Stahl und Beton. Ich lag noch immer in der Schule. Mit höchstem Aufwand drehte ich meinen Kopf und sah,dass die Scherben weg waren. Auf mir war eine Decke. Circa zehn Meter entfernt stand ein Rucksack. Daraus sah ich Weintrauben baumeln. Essen. Mein Magen und mein Kopf brauchten Nahrung, um sich wieder in Schwung zu bringen. Los Luna,du schaffst das. In Zeitlupentempo hob ich meinen linken Arm über meinen Körper,legte beide Hände auf den mit getrockneten Blutflecken gespickten Boden und drehte mich auf meine Vorderseite. Mein Instinkt sagte,das Robben das Beste sei,um möglichst schmerzfrei anzukommen. Zweiteres schaffte ich, schmerzfrei blieb ich nicht. Ich versuchte mich auf die Knie zu kauern und nahm die Klappe des Rucksackes ab. Darin waren Trauben, eine Wasserflasche, Schmerztabletten, Ravioli und Gemüse in Dosen,Taschentücher und eine Flasche,wie es zumindest von außen aussah,Rum. Ich machte mich über die Weintrauben her und trank das Wasser in einem Zug aus. Als ich mich daran erinnerte,mein Handy in meiner Hosentasche zu haben, zog ich es hervor und betrachtete mich. Gott siehst du scheiße aus,Luna

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Nachdem ich von neun bis zwei Uhr nachmittags geschlafen hatte,machte ich mich erstmal auf den Weg zu den größten Sammelstellen und Seucheninformationszentren die ich kannte. Ich kam nur mühsam voran,da meine Wunden mich noch ziemlich im Griff hatten. Auf dem Rathausplatz kam mir aber die Idee: Max' Roller. Er wohnte nicht weit entfernt von hier und ich wusste, wo sein Schlüssel hing. Also änderte ich die Richtung und ging zu ihm. Heute frage ich mich wirklich, ob ich so naiv war und dachte, sie wären wirklich irgendwo versammelt. Die Menschen. Angekommen beim Penthouse von Max' Eltern wollte ich die Tür öffnen,aber sie klemmte. Zuerst stemmte ich mich mit meiner Schulter,dann mit meinem Fuß gegen die Tür. Es half alles nichts. Ich sah an der Fassade hoch. Keine Anzeichen auf Leben in jenem Gebäude. Ratlos sah ich mich um. Nicht mehr als drei Meter entfernt stand ein City Roller, den wohl eine der Familien mit Kleinkindern dort liegen gelassen hatte. Ohne weiter darüber Nachzudenken packte ich ihn rammte ihn in das unterste der Glasdreiecke,die in die Tür eingelassen waren und zertrümmerte das Glas. Bei dem Geräusch der Scherben , die auf den Boden krachten lief es mir eiskalt den Rücken runter. Der Schock saß mir eindeutig bis jetzt noch in den Knochen. Während ich mit der linken Hand einige noch im Rahmen festsitzende Glasteile wegdrückte,fasste ich mit der rechten hindurch und suchte nach dem Gegenstand, der die Tür zudrückte. Ich bekam einen Einkaufskorb zu fassen. Unter großem Aufwand versuchte ich ihn beiseite zu schieben,was mir tatsächlich gelang. Nun ließ sich die Tür problemlos öffnen.

Ich warf einen kurzen Blick auf den Korb. Ein paar Äpfel kugelten lose darin herum. Ich schnappte mir einen und stieg die Treppen hoch. An der Tür des obersten Stockes klopfte ich erst an, drückte sie dann jedoch auf, weil mit Sicherheit sowieso niemand daheim sein würde. Der vertraute Vanilleduft strömte mir entgegen. Emma, Max' Mutter, hatte ein unglaublich gutes Parfum. Allgemein war sie eine schöne,zielstrebige Frau, die sogar schon gemodelt hatte. In Max' Zimmer hing ein Bild auf dem sie ihn auf Hüfthöhe hielt und in die Kamera lächelte. Seine schwarzen Locken wirbelten um seinen Kopf und das Sakko war verrutscht, aber er lächelte auf seine typische Max-Art, was den Schnappschuss wirklich perfekt machte. Ich lief in sein Zimmer und suchte den Schlüssel. Normalerweise lag er auf einem kleinen Regal neben seinem Flachbild-Fernseh, heute jedoch nicht. Ich suchte noch etwas weiter, aber er war einfach nicht da. Resigniert ließ ich mich in sein Bett fallen. Ich erinnere mich an die Nacht, als ich bei ihm übernachtete. Wir kamen von einer Party und waren ziemlich betrunken. Seine Eltern waren auf einer Geschäftsreise, somit hatten wir das ganze Apartment für uns. Wir 'kochten' uns Nudeln,die nur halb so lang im Wasser waren wie sie sollten und auch dementsprechend schmeckten und schauten eine Serie, die ab diesem Abend zu meiner Lieblingsserie wurde. Ich mochte Serien, die zwar eine fortlaufende Handlung hatten aber bei welchen jede Woche etwas anderes passierte, was nicht wirklich wichtig für die Handlung war. Deswegen konnte ich jedes mal wieder abschalten, wenn ich eine Staffel in meinen Laptop einlegte und in die Welt versank. Als die zwei Folgen vorbei waren, hatte ich mir eine Boxershort und ein Shirt von ihm angezogen und war mit ihm zwischen den vielen Kissen versunken. Er hatte nicht mal versucht, mich zu umarmen, geschweige denn zu küssen. Irgendwann in der Nacht war ich aber aufgewacht und hatte mich an ihn gekuschelt. Er war einfach immer für mich da. Als ich mich in seine Decke rollte, spürte ich plötzlich etwas Hartes unter mir. Der Schlüssel und ein Foto von mir. Mit lockigen Haaren und einem pinken Top grinste ich mit Max um die Wette. Er musste es sich angeschaut haben, bevor er mit seinen Eltern zu irgendeiner Sammelstelle gefahren war. Wie süß.

Ich schnappte mir den Schlüssel, unser Foto und das mit ihm und seiner Mum. Gerade als ich im Türbogen stand zögerte ich. Sollte es...sollte es wirklich so sein,dass ich ihn länger nicht sehen würde, wollte ich noch eine Erinnerung,zusätzlich zu den Fotos. Aus seinem Schrank griff ich ein schwarzes enges Shirt und von seinem Schreibtisch sein Deo. Plötzlich bemerkte ich etwas. Vielleicht lag es daran,dass ich seit ein paar Tagen ganz alleine war oder ich hatte geträumt, aber vor dem Fenster, hinter den nächsten Häusern in der Fußgängerzone hatte ich eine Figur gesehen. Einen Mensch. Ich rempelte den Türstock als ich zur Treppe lief, schlug meinen Knöchel am Geländer an und rutschte unten fast aus. Aber wie in einem Rausch rannte ich weiter. Der schwarz-graue Roller stand zum Glück genau vor der Tür. Er sprang nicht an. Ich drehte den Zündschlüssel dreimal durch. " Verdammt,verdammt,verdammt geh an!" Yes. Fluchen bringt halt doch immer was. Ich stob um die Ecke und düste in Richtung Kaufhäuser. Weit konnte die Person nicht sein. Vielleicht war es mein Retter! Endlich, die Straße war da. Rein in die Gasse, um die Absperrungen und bremsen. Genau hier hatte ich ihn gesehen.

"Hallo! Hallo!! Ist hier jemand? Bitte antworte mir!"

Stille,weiterhin. Doch da, in dem des zweistöckigen Kleidungsgeschäfts vor mir war eine Schaufensterpuppe umgefallen. Ein Schatten huschte davon. Ich rannte hinein,die Treppe hoch und zum Fenster. Gerade noch so bremste ich ab. Ich war wieder allein. "Warum meidest du mich! Warum meiden mich alle!" Ich glaube,in diesem Moment wurde mir klar,dass ich allein war. Einsam. Meine Knie sackten zusammen und ich begann,hemmungslos zu weinen.

Vierter Tag

Als ich das nächste Mal meine Augen aufschlug, ging draußen die Sonne auf. Mein Rücken knackte übel als ich aufstand. Auf Linoleum schläft es sich eben nicht gut. Nach wie vor waren die Straßen und Läden leer. Niemand hatte mich schief angesehen als ich mir eine hellblaue,löchrige Hose, ein Tanktop und einen Cardigan von den Ständern nahm und mich mitten auf dem Gang umzog. Ich wollte es testen. Ausreizen, wie lange ich Dinge nehmen konnte ohne dass jemand kam und sagte,ich solle aufhören. Also ging ich zur Drogerie, die in dem nächsten Gebäude war und steuerte die Make-Up-Abteilung an. Von den teuersten Marken schnappte ich mir Wimperntuschen, Lippenstifte und Eyeliner; griff zu Puder und Rouge. Keine Alarmanlagen sprangen an als ich die Etiketten runterriss. Ebenso nahm ich mir teure Nagellacke, für die mir bisher einfach das Geld fehlte. Noch ein paar Alltagsgegenstände und eine Flasche Eistee nahm ich mir mit, weil ich fast verdurstete. Meine Tour führte mich in die Bäckerei. Das Brot war schon relativ hart aber eindeutig noch genießbar. Ich wunderte mich, dass die Kühlung noch funktionierte und nahm mir einen Yoghurt mit Himbeeren und einen Kaffee.

Gestärkt ging ich in ein Schuhgeschäft, probierte die verschiedensten Schuhe an und nahm ein paar Sneaker, beige High Heels und Ballerinas mit. Bei der Kasse,die natürlich außer Betrieb war,hing eine unglaublich schöne Tasche mit Aztekenmuster. Ich hatte sie schon vor ein paar Wochen gesehen aber konnte das Geld dafür nicht aufbringen. Ein Handgriff und sie gehörte mir. Das war der einzige Punkt, der mir wirklich an meiner Situation gefiel. Ich schlenderte noch weiter, fand aber in den restlichen Läden nichts Schönes und wollte schon fast wieder zu Max' Roller umdrehen, als mir der Tabakhandel ins Blickfeld kam. Warum nicht? Als ich die Tür öffnete, klingelte eine Glocke über der Tür. Der ganze Raum war voll mit Rauch, da viele Leute Zigarren erst testeten,bevor sie sie kauften. Wahllos packte ich Schachteln ein, deren Namen ich kannte und schon mal geraucht hatte. Eine öffnete ich, nahm ein Feuerzeug vom Tresen und zündete sie an. Tief inhalierte ich den Rauch. Es war mir wirklich abgegangen. Mit der Zigarette in der Hand setzte ich mich auf einen Hocker und überflog die Zeitung, die noch da lag. Natürlich von dem Tag, seitdem ich und Mister Unbekannt hier rumgeisterten. Gut, vielleicht waren es auch mehrere,ich wusste es nicht. Politik, Finanzen, Geschichten. Das typische eben. Von einer Seuche oder etwas derartigem war keine Rede. Mist. Ich blieb noch sitzen, bis die Zigarette abgebrannt war und ich sie ausdrückte. Die Tür des Ladens war schon fast zugefallen, als ich ein Knacken hörte. Kurz darauf eine Stimme.

" Hallo? Wir grüßen alle, die mit uns überlebt haben. Auf mysteriöse Weise verschwand der Großteil der Weltbevölkerung, und nur wenige sind noch übrig. Wir, das ist eine Gruppe von Amerikanischen Überbliebenen bitten, auch Leute von andren Kontinenten zu uns holen zu können. Wir haben hier genug Behausungen, Lebensmittel und Menschen zur Verfügung, um eine neue Regierung zu schaffen. Wir werden Frachtflugzeuge zu diesen Städten schicken, um sie mitzunehmen: Tokio, Wellington, Kapstadt, ..." Die Stimme aus dem Radio, der in einer staubigen Ecke neben Feuerzeugen stand, zählte weitere Städte auf. Als ich Hamburg gehört hatte, schaltete ich aus. Das war meine Chance. Ich würde wieder Menschen treffen! Ich war nicht allein auf dieser Welt! Es taten sich jedoch einige Probleme auf. Wie sollte ich die fast 600 Kilometer von hier bis nach Hamburg in kurzer Zeit schaffen? Ich konnte ja schlecht laufen. Was wird mich dort erwarten? Und warum wollte mein Retter dort nicht hin? Ich war mir ziemlich sicher, dass er davon gesprochen haben muss. Er hatte von 'benutzen' geredet. In Sklaverei? Als Vergewaltigung? Oder noch schlimmere Dinge? Obwohl mir nichts schlimmeres mehr einfiel. Whatever, ich musste da hin. Mit oder ohne meinem Retter. Entschlossen verließ ich den Tabakhandel.

Fünfter Tag

Ich musste konzentriert bleiben. Meine Augen wendete ich nicht länger als nötig von der Straße ab. Illegale Autorennen waren gegen die Autobahn nichts. Gestern hatte ich die wichtigsten Gegenstände wie Laptop, Bilder und Kleidung aus der Wohnung oder aus der den Läden geholt und in zwei große Taschen gepackt. Geschlafen hatte ich nicht zuhause, es hätte mich viel zu traurig gemacht. Im Golden Fly Hotel hatte ich die President-Suite in Beschlag genommen und sehr gut und lang geschlafen. Zum Frühstück aß ich die Dinge, die noch nicht vergammelt oder noch gekühlt waren. Ausgeruht und gesättigt hatte ich mir dann einen schokofarbenen Wagen aus der Tiefgarage geschnappt und war auf die Autobahn, um nach Hamburg zu kommen. An den Radio hatte ich mein Handy angesteckt und hörte meine Lieblingslieder. An Verkehrsregeln musste ich mich ja nicht halten, also schaltete ich andauernd um und wäre dreimal beinahe in die Autos gefahren, die hier rumstanden. Ich war längere Zeit gefahren, als ein sehr trauriges Lied kam. Zumindest für mich. Ich verband mit ihm dunkle Kapitel meines Lebens, die ich so schnell nicht wieder hochkommen lassen wollte. In diesen Zeiten war ich ziemlich down gewesen, hatte mit falschen Mitteln versucht, sie zu verdrängen. Schnell drückte ich auf 'weiter', während die kleine Narbe auf meinem linken Unterarm pochte. Dieses Kapitel war abgeschlossen. Nach dieser Zeit hatte ich meine Clique gefunden. Sie hatte mich wieder glücklich gemacht. Mit jedem von ihnen hatte ich etwas erlebt, was mich zum Lachen gebracht hatte. Sie waren immer für mich da. 'Jetzt sind sie weg', meinte die Stimme in meinem Kopf. Ich spannte mich kurz an, ließ aber wieder locker und versuchte zu lächeln.

" Der beste Zeitpunkt um einen weiteren Neuanfang zu starten",sagte ich und kurvte um ein Cabrio herum.

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Mittlerweile fuhr ich schon seit sieben Stunden und langsam fiel die Sonne vom Himmel und hinterließ eine Explosion von Rot, Orange und Rosa. Die Tankanzeige 'meines' Autos zeigte mir, dass ich nicht mehr weit kommen würde. Bis zum bitteren Ende wollte ich aber noch in diesem Wagen bleiben. Wer wusste schon, ob in dem roten Golf neben mir die Heizung funktionierte oder in dem schwarzen BMW das Radio instand war. Ich hörte zwar Musik, hatte es aber so eingestellt, dass das Radio sich, sobald eine weitere Durchsage kam,einschaltete. Um keinen Song der Welt wollte ich meine Rettung verpassen. Lange Äcker, Flüsse und Seen flogen an mir vorbei, gelegentlich auch Städte oder Tankstellen. Nach weiteren vierzig Minuten war der Tank wirklich völlig leer und ich parkte den Wagen am Straßenrand. Mit meinen Taschen ging ich hundert Meter weiter zu einer Tankstelle, ging auf die Toilette und schnappte mir einen Kaffee aus dem Kühlregal. So lange Fahren war nichts gegen die paar Minuten die ich mit Max bei seinen Autorennen fuhr. Beim Verlassen des Gebäudes packte ich noch ein bisschen Schokolade, Nervennahrung undso. Gerade als ich bei einem anderen Auto einstieg, passierte das, was ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ich hörte ein Geräusch, herannahende Reifen, dann sah ich einen Schwarzen Geländewagen auf der anderen Spur heranrasen. Ich meine wirklich rasen. Ehe ich kapierte, was hier vor sich gegangen war, hatte das Auto nach links gezogen und war mit unvorhersehbarer Wucht in die Leitplanke gekracht.

Ich hing in einer Schreckstarre fest und konnte mich nicht bewegen. Nur am Rande nahm ich wahr, dass ich meine sämtlichen Sachen auf den Boden fallen gelassen hatte. Als ich realisierte, dass das hier echt passiert war, legte sich ein Schalter in meinem Kopf um und brachte mich dazu, loszurennen.

Die Leitplanken in der Mitte übersprang ich fast in einem, lief hektisch weiter bis zu dem rauchenden Autowrack. Abrupt blieb ich stehen. Hältst du den Anblick aus, sollte der Mensch..der Mensch in dem Auto..tot sein? Langsam schlich ich um die linke Ecke des Wagens und spähte ins Wageninnere. Auf den Rücksitzen lag nichts, auf der Beifahrerseite soweit ich von hier erkennen konnte auch nichts.

Noch einen Schritt und ich würde die Fahrerseite sehen. Mein Bein bewegte sich wie von selbst dorthin. Ich schlug meine Augen auf und sah sie. Dann schrie ich los.

 

Das Gesicht der brünetten Person war auf das Lenkrad aufgeschlagen, ich sah Blut auf die Fußmatte tropfen, das wahrscheinlich aus der Nase kam. Der Oberkörper war seltsam verkrümmt, die Wirbelsäule gebrochen. Ein Fuß klemmte unter den Pedalen und blutete ebenfalls. Mich überkam ein Würgereiz. Ich drehte mich um meine eigene Achse, beugte mich vor und versuchte krampfhaft, mich nicht zu übergeben. Als mein Frühstück wieder beschlossen hatte, bei mir zu bleiben setzte ich mich auf den Boden, zog meine Knie an mich und stützte mein Kinn darauf. Nur zwei Meter neben mir war eine Leiche. Noch schlimmer jedoch, es war vielleicht eine der letzten Personen, die diese Welt gesehen hat. Tausende Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, einer setzte sich durch: Wäre dieses Schicksal auch meins gewesen, wenn ich nicht die Nachricht im Radio gehört hätte? Ein Zittern durchfuhr mich. Ja. Ich hätte mich auch umgebracht, weil ich es nicht lange geschafft hätte, die Erinnerungen an mein ehemaliges, heiles Leben zu verdrängen. Der Mensch in diesem Auto hatte eigentlich alles richtig gemacht. Ein Leben allein auf einem Planeten war wirklich sinnlos. Genau zu diesem Zeitpunkt wusste ich wirklich nicht, ob ich weiterfahren sollte oder mich...mich auch von dieser Erde verabschieden. Ich stützte meine Stirn statt dem Kinn auf, schloss meine Augen fast ganz und ließ die Tränen laufen. Irgendwann bemerkte ich, dass ein Gewitter aufgezogen war, da es über mir blitzte. Der Mond hatte die letzten Sonnenstrahlen ersetzt und spendete Licht, wenn keine Wolken vor ihm standen. Ich wollte nicht weitermachen, ich glaube wirklich, dass ich mich einige Minuten danach umgebracht hätte. Aber was mich dann rettete, war erneut ein Radio. Auf der anderen Straßenseite, in dem Wagen den ich zum Weiterfahren nehmen wollte, hörte ich wieder eine Stimme reden. Ich verstand aber nur ein dumpfes Rauschen. Noch ziemlich verstört stand ich auf, stolperte zum inneren Grünstreifen und lauschte erneut.

"Achtung...morgen...vierzehn uhr..." Es war noch zu wenig zu hören. Ich kämpfte mich mit meinen müden Knochen über das Metall und riss die Tür auf.

"...Ich wiederhole. Achtung, Achtung, wir bitten alle Überbliebenen zuzuhören. Morgen werden unsere Flugzeuge an den genannten Orten landen. Um circa vierzehn Uhr landen Piloten mit militärischen Frachtflugzeugen. Wir bitten sie, dort einzusteigen und mit zu Kolonien zu fliegen, die extra angelegt wurden, um eine neue Bevölkerung zu schaffen. Wir sehen uns hoffentlich bald!"

Verdammt, sie hatten recht. Es war nur fair gegenüber den verschwundenen Menschen, die Welt nicht 'sterben' zu lassen. Ich stieg erneut aus, holte meine Taschen und warf sie ins Auto, schlug die Fahrertür auf und drückte aufs Gas. Mich wird dieses Universum so schnell nicht los.

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Endlich sah ich die Ausfahrt nach Hamburg. Meine Augen waren total übermüdet, da ich auf den dunklen Straßen noch mehr aufpassen musste. Ich fuhr an einem Blumenschnittfeld vorbei, passierte eine Brücke, die über einen Bach ging und rauschte an einigen Wiesen und Feldern vorbei. In Hamburg angekommen wusste ich zuerst nicht, wohin ich sollte. Ich fühlte mich, mal wieder, falsch am Ort. Eigentlich war ich das ja auch, aber mir blieb wohl oder übel nichts andres übrig. In der Stadtmitte stellte ich das Auto ab, suchte eine mehr oder minder schöne Unterkunft und schlief schließlich, nach einer kleinen Mahlzeit, in einer Backstube mit dem Kopf auf einem Tisch ein.

Sechster Tag

Als ich meine Augen aufschlug, drangen Sonnenstrahlen durch das kleine Frontfenster und beleuchteten den staubigen Boden. Ich setzte mich auf, streckte mich und fuhr mir mit einer Hand über's Gesicht. Heute war also der Tag meiner Abreise. Aus meiner Umhängetasche schnappte ich mir eine Bluse, eine lange Jeans und pinke Spitzenunterwäsche. Ich zog mir letztere einfach mitten im Café an, es war ja kein Mensch da. Ich kehrte der Eingangstür den Rücken zu und suchte in der zweiten Tasche, die etwas weiter weg auf einem Tisch stand, meine Schminke. Die letzten Tage hatte ich sie zwar nicht gebraucht, aber wenn ich heute wieder einem Mensch gegenübertreten sollte, konnte etwas Abdeckstift und Wimperntusche nicht schaden.

"Geiler Po"

Wie vom Blitz getroffen fuhr ich herum und warf in der Bewegung meine ganzen Utensilien in hohem Bogen gegen die Scheiben der Auslage.

Vor mir stand ein junger Mann um die 20, grinste selbstgefällig und schaute mich mit seinen strahlend grünen Augen an.

"Von vorne könnte es besser sein, aber daran kann man ja arbeiten."

Nach dem Kommentar erwachte ich aus meiner Starre und wurde wütend.

"Was bist du eigentlich für ein Arsch? Schleichst dich an arme, wehrlose Mädchen ran. Und dann noch so eine billige Anmache, damit kriegst du vielleicht'n Sonderangebot aber mich nicht",und zog mir meine Hose an. Er lachte vor sich hin und sammelte die Dinge, die ich weggeworfen hatte, wieder ein.

Ich fragte ihn, warum er hier war, schließlich hatte ich seit fünf Tagen keinen anderen Menschen mehr gesehen, zumindest nicht lebendig. Ich verscheuchte den Gedanken an den Unfall und beobachtete ihn, als er etwas aus seiner Jeansjacke holte.

" Wenn du da jetzt 'ne Pistole rausziehst und mich umlegst kannst du was erleben Freundchen. Mich wird dieses Universum nicht so schnell los", sagte ich angriffslustig. In Wirklichkeit holte er jedoch einen Ausweis und hielt ihn mir entgegen während er meinte, dass es dann eh schon zu spät für mich sei, ihm etwas anzutun. Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Ihn nahm das laminierte Stück Plastik in meine Hände und las die Aufschrift.

 

Kolonien der restlichen Welt

Raphael Adrian Fischer Johnston

21 Jahre, Nürnberg

Angestellter im Sammelsektor

 

Skeptisch gab ich ihm das Stück Plastik zurück. " Was soll das sein. Die Bestätigung dass du mich blöd anreden darfst?"

"Du bist aber auch echt nicht ganz schlau. Das ist mein Ausweis, mit dem ich mich Leuten, die noch nicht bei den Kolonien sind, vorstelle. Solchen wie dir eben. Damit sie mir das glauben. Und mitkommen. Was du ja anscheinend auch tun willst" Er streifte mit seiner linken Hand über die Jacke, die ich achtlos auf mein Gepäck geworfen hatte. Dann beäugte Raphael, wie er wohl hieß, die Backwaren in der Auslage und schlenderte rüber, um etwas essbares zu finden.Ich widmete mich wieder meinen Dingen und packte alles zusammen. Als ich "fertig" rief, stopfte er sich noch ein paar Brötchen in seine Jackentaschen und ging zur Tür. Können wir los? Ich darf nicht zu lange vom Flugzeug wegbleiben, sonst geht ein Alarm drüben in Amerika los" Ich versuchte, beide Taschen zu schultern, was aber kläglich schief ging, weil ich nicht genug Kraft hatte. Raphael verdrehte die Augen und warf sich beide lächelnd über die Schulter.

"Viel Spaß mit den Rückenschmerzen, Raphael" Bei seinem Namen zuckte er kurz.

"Ich bin einiges gewohnt, Miss Unbekannt. Und nenn mich Raph",meinte er, sah mir noch einmal in die Augen und ging durch die Tür in die Sonne.

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Seit nun bereits sieben Stunden, der Hälfte der Flugzeit, saß ich im Flieger,hatte meine Beine auf den Tisch des Privatbereiches gelegt und hörte im Halbschlaf Musik. Raph steuerte das Flugzeug und gab mir gelegentlich Infos über die restliche Dauer unseres Fluges, die Vorräte und wo ich sie finden konnte sowie wesentliche Fakten über die Kolonien. Seit dem ersten Tag hatten die überbliebenen Höhergestellten aus Kanada,Nord-und Südamerika und Hawaii in Little Rock,Arkansas eine 'Zentrale' errichtet. In der High School der Stadt wurden vorerst die Klassenzimmer zu Schlafräumen umgewandelt, die Cafeteria zur Essensausgabe und die Turnhalle zu einem Aufenthaltsraum. Jeder, der neu dazukam musste erst geprüft werden und in eine Arbeitsgruppe eingeteilt werden. Raph war im Sammelsektor, was bedeutete, dass er mit einem Frachtflugzeug zu verschiedenen, eventuell noch bewohnten Orten flog und Menschen als auch Vorräte, Geräte und Pflanzenproben zu den Kolonien holte. Was würde wohl meine Gruppe sein? Vielleicht etwas in Richtung Hausarbeiten, Kochen oder waschen. Auf den Feldern wäre auch eine Option. Das waren auch schon alle Dinge, die ich konnte. Und mit Smartphones rumspielen, dachte ich lächelnd. Mum hatte sich immer aufgeregt, dass ich zuviel mit meinem Handy, meiner Kamera und meinem Laptop tat. Aber ich glaube, das machte jede Mutter. Gedankenversunken ließ ich meinen Blick über die Wolken vor dem kleinen runden Fenster schweifen. Ich vermisste ihre Nörgeleien. Ihre nervigen Kommentare. Einfach sie. Eine Welle der Trauer durchfuhr mich. Sie würde nie erleben, wie ich meinen Führerschein bekommen würde. Nie sehen, was ich an meimem Abschlussball tragen würde. Nie die Hochzeit ihrer Tochter sehen. Nie ihre Enkel und ihren Schwiegersohn. Eine Träne rollte stumm über meine Wange. Ich wischte sie langsam weg und strich mir die Haare aus meinem Gesicht. Eins konnte ich ihr versichern, wo auch immer sie nun war: Max würde es nicht sein.

Eine weitere Träne fiel. Selbst meine beste Freundin, der ich schon seit wir uns kennen geschworen hatte, dass sie meine Trauzeugin werden würde, wird nicht dabei sein. Ich konnte mich nicht mehr halten und begann zu schluchzen. Von dem einen auf den anderen Tag kannte ich auf dieser Welt niemanden mehr außer meinen 'Retter', den ich nicht einmal gesehen hatte und einen Jungen der mich zu einer Kolonie brachte, von der ich ebensowenig wusste. Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen und das realisierte ich erst jetzt. Ich konnte und wollte keine der Tränen in mir behalten. Mit meinem Kopf auf der rechten Faust aufgestützt weinte ich vor mich hin, während der Himmel draußen sich verdunkelte.

Ich weiß nicht genau, wie lange ich so vor mich hin heulte, aber da hörte ich ein Räuspern. Raphael stand unbeholfen in der Tür zum Cockpit, seine Hände verkrampft, seine Schultern hochgezogen. So hilflos sah er niedlich aus. Irgendwann schaffte er es, seine Augen auf meine Bluse zu fixieren und begann zu sprechen:" Ähm,Luna...ich...ich...kann ich dir irgendwie helfen?"

Zwischen zwei Schluchzern brachte ich:" Mach das alles wieder normal wird" hervor. Er antwortete mir nicht sondern suchte in einer der Kisten am anderen Ende des Raumes nach etwas. Mit einer Hand voll Taschentüchern kam er schließlich auf mich zu, legte sie mir auf die Oberschenkel und setzte sich in den Sessel neben mir. Ich putzte mir die Nase und wischte meine Wangen ab, während er das hässliche Gemälde vor uns an der Wand betrachtete. Zu sehen waren darauf ein kitschig rosaner Baum und eine gelbe Wiese mit grünen und blauen Blumen. Sogar der Himmel hatte kein Himmelblau, sondern ein verwaschenes beige. Ich beschloss, dass der Künstler high gewesen sein musste, anders konnte man sich so etwas nicht erklären. Über meinen eigenen blöden Gedanken musste ich lächeln. Unauffällig blickte ich zu Raphael hinüber. Seine Haare hatten einen dunklen Schokoton, in dem Licht der kleinen Lämpchen schimmerten sie rötlich. Er hatte lange, geschwungene Wimpern, jedoch waren diese im Gegensatz zu seiner Haarfarbe hell. Seine Nase war breit. Am auffälligsten waren seine Lippen. Sie waren markant geformt und hatten einen außergewöhnlichen Farbton, irgendetwas zwischen Korall- und Hellrosa. Ich fragte mich, ob er früher gehänselt wurde. In meiner Grundschulklasse war ein Mädchen mit einer ziemlich kantigen Nase. Tag für Tag wurde sie von ein paar anderen Mädchen geärgert, bis sie irgendwann die Schule wechselte. Sie tat mir immer Leid, aber ich war viel zu schüchtern, um ihr zu helfen. 

Wenn ich ihn näher kennenlerne, werde ich ihn fragen, ob es bei ihm auch so war. Wollte ich ihn kennenlernen? Ich glaube schon. Er erinnerte mich an Josi, er hatte die gleichen Sprüche drauf. Jedoch wusste ich nichts über ihn, nur seinen Namen, obwohl ich mir nicht mal bei dem sicher war. Warum hatte er 2 verschiedene Vor- und Nachnamen? Wahrscheinlich war es ein Doppelname und er wurde in der Hektik der letzten Tage nur falsch gedruckt. Er räusperte sich erneut und brachte mich so aus meinen Gedanken.

"Ich wünschte, ich könnte alles ändern. Die Zeit wieder zurück spulen. Auf den Morgen als alle verschwanden. Als Lexi verschwand".

Fast wäre mir "Wer ist Lexi?", herausgerutscht. Aber als ich sah, wie er mit den sich sammelnden Tränen in seinen Augenwinkeln kämpfte schluckte ich den Satz wieder hinunter. Mein Inneres sagte mir, dass Lexi ihm sehr nah stand. Vielleicht war es seine Mutter oder seine Tochter. Oder seine Frau, meinte die andere Stimme in meinem Kopf. Stimmt.

Ich hatte das Gefühl, dass nun ich an der Reihe mit Trösten war. Doch kurz bevor ich meinen Arm ausstrecken konnte, um seine Schulter zu fassen, machte das Flugzeug einen gewaltigen Sprung und sank tiefer.

Raph erhob sich sofort. "Verdammte Scheisse", hörte ich ihn fluchen, während ich aus dem Fenster blickte. Schwere, dunkle Wolken waren aufgezogen. Raphael machte sich wieder auf den Weg zurück ins Cockpit, nicht jedoch ohne mir ein aufmunterndes Lächeln zuzuwerfen. 

Siebter Tag

Als er das Flugzeug wieder unter Kontrolle hatte war ich eingeschlafen. Raph saß neben mir und spielte als ich aufwachte mit einer blonden Strähne meiner Haare. Ich spürte, wie er sie um seinen Finger zwirbelte, kurz anschaute und fallen ließ. Leicht gelockt lag sie auf meiner Schulter. Bevor er die nächste Strähne aus seinen Händen ließ schlug ich meine Augen auf. Er erschreckte sich und lehnte sich beschämt zurück. Ich gähnte, streckte meine Arme und hörte meine Wirbelsäule knacken.

"Ich hab schon an bequemeren Orten geschlafen", meinte ich und schob die Strähnen, die mir weit ins Gesicht gefallen waren, weg.

Er grinste und ließ seinen Blick wieder auf meine Haare fallen.

Verlegen strich ich mir durch jene.

"Sie gefallen mir", meinte er leise,"Ich mag die goldenen Schimmer"

Ich setzte mich auf meine Unterschenkel und lehnte meine Schulter an die Lehne links neben mir. In dieser Position konnte ich ihm besser in die grünen Augen sehen. "Warum schimmern deine Haare rot? Ich kenne niemanden, der so ein besonderes braun hat" Erst als ich die Worte ausgesprochen hatte, war mir aufgefallen, dass sie einem Kompliment sehr ähnelten. Er hatte es nicht bemerkt,oder zeigte es mir auf jeden Fall nicht. Wie von selbst fuhr er sich mit der rechten Hand vom Hals zum Scheitel hin durch die gegelten Strähnen.

" Sie sind eigentlich rot. Aber ich konnte mich nicht mehr im Spiegel ansehen", meinte er und wurde immer leiser, während er auf den Boden schaute. " Lexi hatte so oft gesagt, dass sie so schön an mir wären. Wie kleine Flammen, die loderten. Nach zwei Tagen ohne sie konnte ich nicht mehr und musste was ändern." Er hob seinen Blick wieder, streifte mein Gesicht und blickte aus dem Fenster neben meiner Schulter. "Braun war eben die einzige Farbe die Ann da hatte" Er zog kaum merklich seine Mundwinkel hoch. "Ich musste sie erst aus dem Mülleimer fischen"

Ich schmunzelte. Ich glaube, Raphael ist ein Mensch, der selbst in den dunkelsten und ausweglosesten Situationen einen positiven Gedanken fand, um die Menschen um ihn herum aufzuheitern, auch wenn es ihm selbst überhaupt nicht gut ging. Ich bewunderte solche Menschen;ich wollte ich wäre auch so.

"Oh entschuldige, du kennst die ganzen Leute ja noch nicht. Ann ist die Freundin von Elias, dem Chef ", er deutete Anführungszeichen in die Luft," der Flugstaffel. Mit den beiden hatte ich die letzten Tage am meisten Kontakt. Sie hatten das Gück, das beide noch da waren" Insgeheim wünschte er sich, so meinte ich zumindest, das ihm dasselbe passiert wäre. Aber gut, wer tat das nicht?

Raphael trank einen Schluck Wasser aus der Flasche vor ihm und fuhr fort:

"Ich kann sie dir gleich vorstellen, wenn du willst. Vorausgesetzt, Elias fliegt nicht gerade selbst. Ich glaube er wollte nach...lass mich kurz nachdenken...Ah, Tokio. Von dort haben sie auch ein Signal erhalten. Hoffentlich gibt es da mehr Leute als ich mitbringe. Ein Jammer dass es nicht mehr sind als du und ich" Er stand auf, zog seine Hose zurecht und ging zum Bogen, der in die Passage zwischen Flugraum und Cockpit führte. Ich erhob mich ebenfalls, schnappte meine Taschen und folgte ihm gespannt durch die Tür. Was ich dann sah, raubte mir einen Moment den Atem, bevor ich vor Freude zu weinen begann. Circa hundertfünfzig Leute tummelten auf der Landebahn herum, trugen Kisten mit Lebensmitteln, beluden Autos mit Medizin und anderen lebensnotwendigen Dingen und lachten. Ich war nicht mehr allein.

Raph grinste.

"Ich hoffe, das sind Freudentränen und dass die bald wieder aufhören. Sonst muss ich dich den anderen mit verschmierten Augen vorstellen und Ann war Maskenbildnerin, die würde dir dann was erzählen, glaub mir, so einen Vortrag hattest du noch nie!"

Ich drehte meinen Kopf zu ihm hinüber und streckte ihm die Zunge raus. Dann wischte ich die schwarzen Partikel unter meinen Augen notdürftig weg und band meine inzwischen ziemlich in Mitleidenschaft gezogenen Haare zu einem hohen Zopf.

"Okay, und wo genau ist die Verwaltung oder so?"

"Im Rathaus. Zum Zentrum brauchen wir circa zehn Minuten mit dem Auto. Links von uns und dem Hauptgebäude des Flughafens stehen ein paar bereit für die Leute, die eben ankommen"

"Ich verstehe. Weißt du was das bedeutet?" Er sah mich verdutzt an. Ich drückte ihm eine der Taschen in die Hand und rannte die Treppen hinunter in Richtung Gebäudekomplex. "Wer zuerst da ist, fährt!"

 

Ich hätte vermutlich gedacht, Raph stelle mir seine kleine Schwester vor, wenn sie nicht auf den höchsten High Heels angekommen wäre, die ich je gesehen hatte. Ann war eigentlich einen Kopf kleiner als ich, ihre blonden Haare mit den türkisen Spitzen aber fast doppelt so lang wie meine. Sie hatte sie zu einem kunstvollen Zopf geflochten und zusammengeknotet, was ziemlich nach 'Ich-geh-gleich-auf-den-Laufsteg' aussah. Ann war mir von Anfang an sympatisch.

 

"Setzt euch doch her. Gentleman, hilf mir schnell mit Luna's Taschen. Stellen wir sie in den Schlafraum 5. Dann seid ihr immerhin in der Nähe. Am Anfang wird sie froh sein, dich da zu haben"

Die beiden kehrten mir den Rücken zu und schritten auf die Tür zu, Ann ließ Raph die großen Taschen tragen und nahm die Handtasche. Ich grinste, genauso wäre ich auch vorgegangen.

" Was heißt hier haben? Flieg ich nicht nochmal los?"

"Nein, Elias meinte, er will dich hier behalten, damit du auch mal mit anpackst und Muskeln bekommst"

Der Rest des Gespräches wurde von der Tür geschluckt. Guter Witz, dachte ich, immerhin hatte ich eindeutig den Ansatz eines Sixpacks durch das Hemd gesehen.

Der alte Kantinenstuhl unter mir knarrte, als ich mich umsah. Die Kantine war, wie auch sonst, zur Essens- und Trinkausgabe eingerichtet worden. Die Tische waren zu einem großen U angeordnet worden, an dessen offenen Ende zwei mit Essenspaketen und Trinkflaschen vollgestellt waren. Jeder konnte sich hier tagsüber etwas holen. Die Küche lag zentriert der Wand dahinter und rechts neben ihr standen einige Tafeln mit den Namen und Aufgabenbereichen der verschiedenen Leute darauf. Fenster hatte der Raum keine, die Wände waren mit Plakaten der Schul-Footballmannschaft beklebt. Vielleicht waren hinter den Theken der Küche Fenster. Ich hatte nichts außer mein Handy hier und spielte etwas damit herum, um die Zeit bis zur Rückkehr der beiden zu überbrücken. Ich entdeckte eine alte App, die als Tagebuch funktionierte. Spontan nahm ich Fotos des Raumes auf und schrieb einen kleinen Text zur Ankunft dazu. Da sich der Akku meines Handys zuende neigte, sperrte ich es und legte es beiseite. Gelangweilt wackelte ich mit den Beinen und kratzte den hellblauen Nagellack meiner Nägel weg.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.05.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Hier müsste ich eigentlich meinen ganzen Mädels danken, aber es sind fast zu viele ♥ Ihr gebt mir so viel Halt und bringt mich immer wieder dazu, mich vor den Laptop zu setzen und weiterzuschreiben ;) Desweiteren danke ich J.K. Bloom- für ihr Cover und die große Hilfe! Und allen, die mir die Kritik geben, die ich brauche ^^

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