Cover

1.


Ich öffnete meine Augen und fand mich in einem, mir unbekanntem Raum, wieder. Er war komplett weiß und überall standen piepsende Geräte herum, die ich nur aus Krankenhäusern kannte. War ich etwa im Krankenhaus? Aber warum? Wenn ich versuchte mich zu erinnern was passiert war, dröhnte mein Kopf vor Schmerzen. Ich fasste mir an die Schläfe und massierte sie leicht in der Hoffnung, das der Schmerz verebbte. ,,Daphne? bist du wach?” Ich fuhr erschrocken zusammen und schaute in die Richtung, aus der - die mir bekannte - Stimme kam. Auf einem kleinen Hocker in der Ecke, saß Miriam, meine Mom. Sie hatte kurze blonde Haare, die ihr bis zur Schulter reichten, ein rundes Gesicht, mit roten vollen Lippen, die, wenn sie lächelte, was sie ziemlich oft tat, eine Reihe glänzender, weißer Zähne frei gaben. Ihre Augen waren rot, vermutlich vom vielen weinen. Brachten jedoch ihre Kristallblaue Farbe damit nur noch mehr zur Geltung. Auch jetzt wo sie so rote Augen hatte, sah sie immer noch wunderschön aus. ,,Oh Schatz, ich dachte du würdest gar nicht mehr aufwachen! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!” Sie fing an zu schluchzen und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. ,,Mom, was ist denn los? Was mache ich hier?” Ich war verwirrt und hatte ein wenig angst, mich zu erinnern was passiert war. Aber ich musste mich einfach erinnern, koste es was es wolle. Jetzt schaute sie auf und sah mich ungläubig an. ,,Weist du denn nicht mehr, was passiert ist?” ,,Nein.” Ich sah nach unten auf meine Hände, während Mom mir erzählte, was sie wusste. ,,Du warst vermutlich auf dem Weg nach Hause, als du von einem Auto angefahren und schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert wurdest. Du hast viel Blut verloren und man musste dir Blut spenden.” Bei dem Wort Blut, fiel mir plötzlich alles wieder ein.

Endlich klingelte es zur Pause und ich stopfte meine Sachen achtlos in meinen Rucksack. Ich lief aus dem Raum, den Flur entlang und in den Pausenhof. Heute herrschte ein wundervolles Wetter draußen - Naja für mich wundervoll- denn in Kalifornien, schien nicht wie üblich die Sonne, sondern der Himmel war bewölkt und es windete so stark, wie es nur bei einem Orkan vorkommt. Genau so fühlte ich mich am wohlsten. Ich schloss meine Augen und genoss den Wind, der um mich herum wehte. ,,Daph!” Ich drehte mich um und sah wie ein großes, schlankes Mädchen, mit hüftlangen schwarzen Haaren, auf mich zurannte. ,,Hey, Kara.” Kara, war meine beste -und einzige- Freundin an dieser Schule. Sie kam bei mir an und umarmte mich zur Begrüßung ,,Du errätst nie, was ich gerade erfahren habe!” Vor lauter Aufregung hüpfte sie auf und ab. ,,Wechseln Adina und Alice die Schule?”, fragte ich sie begeistert. Adina und Alice waren, sozusagen die beliebtesten Schülerinnen an dieser Schule. Was nur daran lag, dass sie steinreich waren. Sie bildeten, zusammen mit Danny und anderen reichen, hochnäsigen Schülern, eine Clique, in der nur reiche oder beliebte Schüler aufgenommen werden. Da man hier nur beliebt werden konnte, wenn man reich war, hatten wir, anderen Schüler, keine Chance da rein zu kommen. Mir persönlich war es egal, denn für mich waren sie nichts anderes als arrogante Leute, die nichts im Kopf hatten. ,,Nein, schön wär’s. Wir bekommen morgen einen neuen Schüler, der total heiß aussehen soll!” Ihre Augen glitzerten und man konnte schon förmlich sehen, wie sie einen Plan schmiedete. ,,Und woher weißt du das?” Ich schaute sie misstrauisch an und wartete auf eine Antwort. ,,Nunja, ich hab gehört wie Adina und Alice vorhin darüber geredet haben und du weißt doch, dass Adina Schulsprecherin ist. Und sie hat mitbekommen, wie der Direktor mit der Sekretärin darüber gesprochen hat. Ja und dann, hat sie sich das Foto des Neuen angeschaut und als sie es dann vorhin Alice gezeigt hat, sind ihr fast die Augen aus dem Kopf gefallen.” Sie lachte ,,War ja mal wieder klar, dass die Zwei sich ihn schnappen wollen. Aber mir ist das egal, ich geh nach der Schule nach Hause und komm dann auch erst Montag morgen wieder. Außerdem, weist du ja das ich kein Interesse an den Jungs hier habe.” Diese Schule war so was wie ein Internat und man konnte nur nach Hause, wenn Ferien waren oder Wochenende. Dieses Wochenende war meine Mom zu Hause, was sehr selten vorkam, da sie geschäftlich viel unterwegs war. Denn sie war Schauspielerin und liebte ihren Beruf. Wir hatten also genug Geld, aber das wussten nicht viele. Was hauptsächlich daran lag, dass ich keine Freunde (außer Kara) hatte, denen ich es hätte erzählen können. Ich war hier der Außenseiter, oder wie mich Adina und ihre, ach so tolle Clique nannte, der Freak. Mir machte das nicht so viel aus, denn ich war schon immer sehr zurückhaltend und eher im Hintergrund gewesen. ,,Ach ja, stimmt. Du gehst ja jetzt gleich. Aber ich werde dich anrufen sobald er da ist.” Ich verdrehte die Augen. Das war ja mal wieder typisch Kara. Manchmal fragte ich mich wirklich, warum wir Zwei befreundet sind. Wir sind total gegensätzlich: sie lächelt oft und ist immer guter Laune. Ich im Gegensatz, lächelte nie, das war nicht immer so. Bevor mein Vater vor fünf Jahren gestorben ist, hatte man mich nur lächeln gesehen. Sogar im Schlaf hatte ich gelächelt. Es hatte mich damals sehr mitgenommen, schließlich war ich erst zwölf und ich hatte meinen Vater sehr geliebt. Damals habe ich mich im Zimmer tagelang eingeschlossen und habe gesungen. Wenn ich sang, dann vergaß ich alles um mich herum und versank in der Melodie. Bis jetzt hatte mich keiner singen gehört, nicht einmal meine Mutter. Nach dem Tod meines Vaters hatte meine Mutter sich regelrecht in die Arbeit geworfen. Das führte dazu, dass wir Umzogen. Und dann kam ich auf diese Schule, wo ich Kara kennen lernte und wir wurden beste Freundinnen. ,,Mach das. Ich geh dann mal zurück zum Unterricht. Wir sehen uns dann am Montag.” Ich nahm sie noch ein letztes mal in den Arm. ,,Bye. Bis Monat.”, sagte sie bevor ich mich umdrehte und in Richtung Schulgebäude lief. Die nächsten Stunden waren wie immer. Ich musste mir irgendwelche dummen Sprüche von Alice und Adina anhören und wurde von dem Rest der Klasse ignoriert, was mir nur Recht war. Nachdem es endlich zum Schulschluss klingelte, lief ich schnell in mein Zimmer, das sich am Ende des Schulgeländes befand und holte meinen schon gepackten Koffer. Ich lief zu Fuß nach Hause, da ich nicht sehr weit von hier wohnte. Ich weiß, man stellt sich die Frage: warum ich dann nicht zu Hause wohnte. Aber Mom hatte gemeint, es wäre besser, wenn ich in der Schule mein eigenes Zimmer hätte. Da sie ja kaum zu Hause sei. Ich überquerte gerade die Straße, zwei Blocks von unserem Haus entfernt, als ich hinter mir quietschende Reifen hörte. Ich drehte mich um und sah noch wie ein schwarzer BMW auf mich zugefahren kam, bevor alles um mich herum schwarz wurde.

,,Ist alles in Ordnung mit dir Schatz?” In der Stimme meiner Mutter klang Besorgnis mit. ,, Ja, es ist alles in Ordnung. Ich habe mich nur daran erinnert, was passiert ist.”, beruhigte ich sie schnell. Die Tür öffnete sich und ein Mann mittlerem Alters kam herein. Er trug einen weißen Kittel, der darauf hindeutete, das er Arzt war. ,,Ah, sie sind also endlich wach. Wie geht es ihnen, Miss Rain?” Er schaute mich prüfend -aber trotzdem noch freundlich- an. Ich schaute an mir herunter und bewegte meine Gelenke. Überrascht stellte ich fest, dass mir nichts weht tat. ,,Mir geht es gut. Ich habe keinerlei Schmerzen.”, antwortete ich ihm wahrheitsgemäß. ,,Das ist ja seltsam.” Er kam zu meinem Bett und schaute sich ein paar Unterlagen an. ,,Stimmt etwas nicht?”, fragte Mom, die nun hinter ihm stand. ,,Nein, es ist alles in Ordnung. Daphne hätte nur noch nicht gesund sein dürfen. Verstehen sie mich jetzt bitte nicht falsch, aber ihre Tochter war schwer verletzt und hatte viel Blut verloren, als sie hier ankam. Jetzt ist sie schon wieder gesund und das nach nur drei Stunden.” Er war sichtlich verwirrt. ,,Vielleicht haben sie Daphne nicht richtig untersucht und sie war gar nicht so schwer verletzt wie sie sagen.” ,,Vielleicht haben sie recht, auch wenn das sehr unwahrscheinlich ist. Wenn sie wollen, können sie jetzt wieder nach Hause gehen. Wenn etwas sein sollte, rufen sie mich bitte an.” Er gab Mom einen Zettel, auf dem seine Nummer stand und verließ das Zimmer. >Seltsam<, dachte ich mir. >Wie kann das sein?< ,,Lass uns gehen, Schatz.” Unterbrach Mom meinen Gedankengang.


2.


Nachdem ich mich angezogen hatte, verließen wir das Krankenhaus und stiegen in das dunkelblaue Cabrio meiner Mom. Während der Fahrt redeten wir nicht, was ich sehr angenehm fand. Mitlehrweile waren mehrere Stunden vergangen, seit ich aus der Schule kam und es war stockdunkel draußen. Es war eine klare Nacht und man konnte die Sterne sehen. Es war wirklich wunderschön. Ich musste eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen öffnete, hielten wir gerade vor unserem Haus. Unser Haus war eines der letzten in dieser Straße. Aber meiner Meinung nach, mit seinem schönen Garten, mit den vielen weißen Rosen, die meine Mutter so liebte und dem Wald -den ich so sehr liebte-, das schönste hier. Im Haus war alles in hellen Tönen gehalten und modern eingerichtet. Auch wenn ich nicht oft zu Hause war, kam mir alles sehr vertraut und gemütlich vor. Ich drehte mich noch einmal um. ,,Mom, ich geh jetzt schlafen. Ich bin todmüde.” ,,Schlaf gut, Süße. Ach, bevor ich es vergesse. Ich muss morgenfrüh zu Hellen und mir das Skript für meinen neuen Film abholen. Ist das in Ordnung für dich? Ich kann auch zu Hause bleiben.” Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn sie zu Hause geblieben wäre und wir wenigstens ein wenig Zeit zusammen verbringen würden, aber ich wusste wie sehr sie sich angestrengt hatte, um diese Rolle zu bekommen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als sie gehen zu lassen. ,,Nein, schon okay. Geh du ruhig, ich werde mich schon beschäftigen.” Ich zwinkerte ihr zu und lief hoch in mein Zimmer. Ich öffnete die Tür und ließ mich auf mein Himmelbett fallen, schloss die Augen und schlief ein.
Als ich am Morgen meine Augen öffnete, dröhnte mein Kopf und mir tat alles weh. Ich stand auf und stellte fest, dass ich noch immer die selben Klamotten wie in der Schule trug. Also suchte ich mir frische Sachen und marschierte in mein eigenes Badezimmer. Ich ließ mir ein heißes Bad ein und gerade als ich mich hinein gleiten lassen wollte, klingelte das Telefon. Ich überlegte kurz, ob ich es einfach klingeln lassen sollte. Verwarf diesen Gedanken jedoch sofort, denn es hätte ja sein können, das es Mom ist. Also zog ich mir schnell meinen Bademantel über und stolperte die Treppe hinunter, ins Wohnzimmer. ,,Hallo?”, fragte ich ins Telefon. ,,Daph? Oh Gott, Daph! Wie geht es dir?“, schrie Kara mit zitternden Stimme in den Hörer. „Deine Mom hat mich gestern angerufen und mir erzählt, dass du einen Unfall hattest!” Sie war total aufgelöst und den Tränen nahe. ,,Kara, ganz ruhig”, beruhigte ich sie. ,,Mir geht es gut. Man hat mir nur Blut spenden müssen, da ich viel verloren hatte und dann durfte ich auch schon wieder nach Hause. Also mach dir keine Sorgen um mich. Wie geht es dir denn? Ist der Neue schon angekommen?” Ob sie wohl merkte, dass ich nur von dem Thema ablenken wollte? Ich hoffte nicht. Schlagartig änderte sich ihr Tonfall. ,,Ja, er ist angekommen und wohnt im gleichen Gebäude wie du! Du weist, dass das heißt, das ich dich jetzt öfters besuchen kommen” Sie lachte. >Na toll<, dachte ich mir. >Mir bleibt aber auch nichts erspart oder? Wieso kann ich nicht einfach meine Ruhe haben?< Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie alle Mädchen der Schule durchs Gebäude liefen, um ihn zu suchen. Ich stöhnte. ,,Na toll. Konnte der nicht wo anders hin?”, beklagte ich mich ,,Du scheinst ihn ja schon richtig zu mögen”, brachte Kara grade noch hervor, bevor sie einen Lachkrampf bekam. ,,Oh ja und wie ich ihn mag!”, rief ich sarkastisch. ,, Ich kenn den Typ noch nicht mal und schon regt er mich auf. Na ja, aber hast du schon mit ihm geredet?” Schlagartig wurde sie still, bevor sie mir mit trauriger Stimme antwortete. ,,Ja hab ich, aber...er nicht mit mir. Er redet mit keinem Mädchen an dieser Schule. Bisher hat er nur mit einer Person geredet und das war Danny. Seit dem hängt er die ganze Zeit bei denen rum. Wie mich das wieder nervt! Adina und Alice hängen an ihm wie Kletten! Wenn er doch nur nicht so gut aussehen würde!”, beklagte sie sich. ,,Ach komm schon. So gut kann er doch nicht aussehen!” ,,Und wie er das kann!”, lachte sie. ,,Danny ist dagegen nichts! Er ist so heiß, dass er alle Gletscher schmelzen lassen könnte. Ich mein es wirklich ernst!” Danny war in Adinas Clique. Er sah recht gut aus und war auch beliebt. Aber er konnte ein richtiges Arschloch sein. Deswegen mochte ich ihn auch nicht sonderlich. Kara mochte ihn nur deshalb nicht, weil er in Adinas Clique war und sie hasste Adina und Alice über alles. Das hatten wir gemeinsam. Natürlich wusste ich, dass sie es ernst gemeint hat, als sie sagte, das er so heiß aussehen würde, dass er Gletscher schmelzen konnte. Es gab nur zwei Dinge über die sie ernst reden konnte und das waren Jungs und Ich. Aber auch so sehr ich ihr glauben wollte, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er so gut aussieht. ,,Ich weiß, dass du es ernst meinst.” Oh misst, ich hatte mein Bad total vergessen! ,,Kara, ich muss jetzt auflegen! Auf mich wartet ein heißes Bad. Wir sehen uns am Montag, okay?” Sie seufzte schwer ,,Na gut. Bis Montag.” Ich legte auf und lief zurück ins Bad, in der Hoffnung, dass mein Wasser noch warm war. Ich hatte zwanzig Minuten mit ihr telefoniert. Wie schnell die Zeit doch verging. Ich zog mich aus und warf meine Klamotten achtlos in den Wäschekorb, neben der Badewanne. Dann legte ich mich ins Wasser und sofort entspannten sich meine Muskeln und ich fühlte mich so wohl, wie schon lange nicht mehr. Zwar hatten wir eine Dusche in der Schule, aber man konnte sich ja schlecht hinlegen. Jeder würde denken ich hätte sie nicht mehr alle, aber das denken sie ja sowieso schon alle und warum? Nur weil Adina und ihre Clique irgendwelche Gerüchte über mich verbreitet hatten. Ich fragte mich manchmal wirklich, was ich ihnen angetan habe, das sie so gemein zu mir sind. >Jetzt reicht es aber! Hör auf an so was zu denken und entspann dich<, ermahnte ich mich selbst.


3.


Ich lag jetzt schon ungefähr eine Stunde im Wasser, als mir langsam aber sicher, kalt wurde. Ich hob meine Hand, um mein Duschgel zu hohlen. Als urplötzlich das ganze Wasser in der Badewanne, nach oben, in die Luft, schoss. Ich war vor Schreck wie erstart und unfähig mich zu bewegen. >Was ist hier los?<, fragte ich mich selber in Gedanken. Langsam ließ ich meine Hand sinken, die immer noch in der Luft hing. Sobald ich meine Hand fallen ließ, kehrte auch das Wasser zurück in die Badewanne. >Hab ich das gerade gemacht?< Ich starrte ungläubig auf meine Hand hinab. Sie sah genauso aus wie immer. Es gab nur eine Möglichkeit es heraus zu finden. Ich hob noch einmal meine Hand an und bemerkte, wie sich das Wasser wieder in die Luft hob. ,,Wow, das ist...das ist...das ist unglaublich!” Ich konnte es kaum glauben! So was konnte ich doch gar nicht! Oder etwa doch? Ich stieg langsam aus dem Wasser und wickelte mich in ein Handtuch, das nach Rosen roch. Das war ja mal wieder typisch Mom. Bei ihr musste immer alles perfekt sein. Ich rollte mit meinen Augen und suchte nach dem Föhn, um mir meine Haare zu trocknen. Mir war die Lust zu baden gründlich vergangen. Nach zehn Minuten des Suchens, gab ich es auf. Wo war er denn schon wieder? Da fiel mir ein, dass ich ihn bei meinem letzten Besuch, fallen gelassen habe und er jetzt kaputt war. ,,Mist!“, zischte ich mich selber an. Ich konnte es zum Tode nicht ausstehen, wenn meine Haare nass waren. >Beruhig dich, Daph<, ermahnte ich mich, >deswegen Flippst du doch jetzt nicht aus, nicht wahr?< Also schloss ich meine Augen und konzentrierte mich auf das Atmen. Ich stellte mir vor, wie es sein könnte, wenn meine Haare jetzt trocken wären. Ich weiß, das ist ein blöder Gedanke, aber es beruhigte mich. Als ich meine Augen wieder öffnete, lief ich rüber zum Spiegel. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht kannte, fühlte ich mich anders, merkwürdiger. Ich schaute mein Spiegelbild an und erstarrte. ,,Was zum Teufel...!“ Ich war blass und jegliche Röte, falls ich je eine besessen hatte, war aus meinem Gesicht gewichen. Meine dunkelbraunen, hüftlangen Haare waren trocken! Das konnte doch nicht sein! Und noch was war anders. Meine Augen hatten nicht die normale Sattbräune wie sonst, sie waren Kristallblau! >Was passiert hier nur mit mir?< Ich hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen. Also schnappte ich mir meine Sachen und lief zurück in mein Zimmer. Ich zog mich schnell an und ließ mich dann auf mein Bett fallen. >was ist nur los mit mir? Vor dem Unfall konnte ich diese Sachen doch auch nicht! Moment...vor dem Unfall? Hatte es vielleicht etwas mit dem Unfall zu tun?< Ich wusste es nicht und um ehrlich zu sein, war es mir in diesem Moment herzlich egal. Ich schloss meine Augen und versuchte an etwas anderes zu denken und schlief schließlich ein.


4.


Als ich aufwachte, schaute ich auf die Uhr, die neben mir auf dem kleinem Nachttisch stand. Schon drei Uhr nachmittags! Ich hatte also den halben Tag verschlafen! Wie konnte das nur passieren? Ich war noch nie am helllichtem Tag eingeschlafen. >Ob Mom schon da ist?< Ich beschloss runter zu gehen und nach zu schauen. Ich schaute in jedem Zimmer nach, aber wie ich mir schon gedacht hatte, war sie immer noch nicht da. Da es weder etwas zu aufräumen, noch etwas zu putzen gab, nahm ich mir meine Jacke, mein Handy sowie meinen Schlüssel und ging nach hinten, in den Wald. >Was Kara jetzt wohl macht. Sie ist bestimmt dabei den Neuen hinterher zu spionieren, wie sie es bei jedem Jungen macht, der sie interessiert.< Oh Gott, war ich wirklich schon so tief gesunken, dass ich mir Gedanken darüber machte? Ich hatte doch genügend Probleme. Da musste ich mich doch nicht auch noch um ihre Probleme kümmern. Immerhin kam sie bis jetzt auch gut ohne mich klar. Früher oder später wird sie ihn vergessen. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie tief ich schon in den Wald gegangen war, bis es immer dunkler wurde. Die Blätter der Bäume über mir ließen kaum Sonnenstrahlen durchdringen, so das mir schon nach kurzer Zeit kalt wurde. Da ich noch nicht nach Hause gehen wollte, schloss ich einfach meine Augen und dachte daran, wie schön es währe, wenn ein warmer Winde durch den Wald wehen würde, damit es nicht so kalt wäre. Kaum hatte ich den Gedanken zu ende gedacht, wehte mir ein angenehmer, warmer Wind entgegen. War das Zufall? Ich schloss die Augen ein weiteres mal und stellte mir dieses mal einen eiskalten Wind vor, der leicht nach Jasmin duftete. Sekunden später hörte der warme Wind auf zu wehen und wurde durch einen Wind, der nach Jasmin duftete, jedoch trotzdem so kalt war, dass ich mir vorkam wie ein Eiswürfel, ersetzt. Es war kein Zufall, da war ich mir sicher. Langsam wurde ich wütend. Wieso konnte ich diese Sachen machen? Schließlich war ich doch bisher ein ganz, zwar unbeliebtes, aber dennoch normales Mädchen gewesen. Bevor ich noch erfrieren würde, dachte ich schnell an den warmen Wind. Wie erwartet hörte der kalte Wind auf zu wehen und der angenehme, warme Wind umspielte mich. Ich trat einen Stein, der mir im Weg war. Doch statt ihn zu treffen, wie ich es vor hatte, stolperte ich über ihn und fiel auf meine Hände, die ich gerade noch ausstrecken konnte, um den Sturz abzufangen. Ich stand wieder auf und bemerkte das Blut, das an meiner Handfläche hinab lief. Ich starrte die Wunde an, doch bevor ich etwas dagegen tun konnte, schloss sie sich. Natürlich war ich darüber froh, dass meine Wunde weg war, aber es machte mich nur noch viel wütender und ich hatte das Gefühl, dass ich gleich in die Luft gehen würde. Ich hielt es nicht mehr aus, nicht zu wissen was mit mir los war. Plötzlich fing alles um mich herum an zu brennen und ich bekam panische Angst. >Was soll ich nur tun?<, fragte ich mich panisch. Sollte ich die Feuerwehr anrufen? Wenn ich das wirklich machen würde, müsste ich die folgenden Fragen beantworten wie: >Was machst du hier? Wie ist das Feuer entstanden? Hast du es gelegt?< All diese Fragen konnte ich ihnen doch unmöglich beantworten! Wie sollte ich das mach? Soll ich ihnen sagen: ,,Oh hey, ich kann den Wind wehen lassen wann ich will und wie ich will. Ach ja, Wasser kann ich durch bewegen meiner Hand auch bewegen. Wahrscheinlich hab ich durch meine pure Wut den Brand ausgelöst. Tut mir furchtbar leid!” Die würden mir kein Wort glauben und mich sofort in die Klapse einweißen lassen. Nein, das durfte auf keinen Fall passieren. Ich musste mir selber eine Lösung ausdenken. Ich hatte dieses Feuer gemacht, also kann ich es auch wieder verschwinden lassen. Nur wie? Ich konzentrierte mich auf das Feuer, schloss meine Augen und dachte daran, dass es verschwindet. Ich traute mich nicht meine Augen wieder ganz zu öffnen, also öffnete ich sie nur einen Spalt breit. Aber dennoch weit genug um zu sehen, dass das Feuer weg war. Erst jetzt, öffnete ich meine Augen ganz und stellte das Ausmaß der Zerstörung fest. Ungefähr fünf Meter vor mir, wo vorhin noch Graß gewachsen, Bäume gestanden und Tiere gelebt hatten, lag Asche. Was hatte ich nur angerichtet? Ich hatte einen Teil des Waldes, den ich so sehr liebte zerstört. Meine Augen wurden feucht und Tränen wollten fließen, ich hielt sie nicht zurück, unterdrückte sie nicht. Nein, ich ließ sie einfach meine Wange hinunter strömen. Lange hatte ich nicht mehr geweint. Warum auch? Für mich hatte, nach dem Tod von Dad, das Leben keinen Sinn mehr. Ich meine, klar, ich hatte ja noch Mom und Kara, aber sonst niemanden. Dad war immer für mich da gewesen, egal was passiert war. Wir hatten so eine starke Verbindung zueinander, wie es sonst nur bei einer Mutter ist. Jetzt war ich wieder an dem Punkt angelangt, indem ich das Gefühl spürte, dass ich so lange unterdrückt hatte: Schmerz! Wenn ich von meinen Mitschülern ausgelacht oder sie mir irgendwelche Beschimpfungen an den Kopf warfen, machte es mir nichts aus. Doch wenn ich etwas geliebtes, egal wie sehr oder wie wenig ich es geliebt hatte, verlor, dann spürt ich in meinem Inneren einen Schmerz, der so stark war, dass es sich so anfühlte, als würde man am lebendigem Leibe verbrannt. Mir blieb nur eine Methode wie ich ihn vergessen oder wenigstens unterdrücken konnte: Singen! Ich schloss meine Augen und fing an, ein Lied zu singen, dass Dad mir kurz vor seinem Tod beigebracht hatte. Er hatte es mir immer vorgesungen, als ich traurig war oder wenn wir mal Zeit zusammen verbracht hatten. Nie hatte ich dieses wunderschöne Lied vergessen. Mittlerweile war es zu meinem Lieblingslied geworden, denn es war traurig und doch wunderschön, genau wie mein Dad es war. Er war aus irgendeinem Grund immer traurig gewesen, was er uns aber nicht zeigte. Er war in so vielen hinsichten einfach wunderschön gewesen, wie er mich liebevoll mit seinen braunen Augen -die ich eindeutig von ihm hatte- angesehen hatte und dann war da noch seine Stimme gewesen. Wen er zusammen mit mir gesungen hatte, kam mir alles um mich herum so klein und unbedeutend vor, als wären wir in einer anderen Welt. Wir waren eine so glückliche Familie gewesen, bis der Tag kam, als er gestorben ist. Ich unterdrückte die Tränen, die erneut versuchten, über meine Wange zu laufen. Ich hatte damals viel geweint, doch irgendwann verschwanden die Trauer und mit ihnen mein Lächeln. Zurück ließen sie die schmerzenden Erinnerungen.


5.


Mitlehrweile hatte ich mich ein wenig beruhigt und stimmte deshalb ein Lied ein, das weniger traurig war. Ich hatte es oft während des Spielens im Garten gesungen. Dieses Lied hatte ich selbst komponiert, als ich noch klein war. Während ich es sang, dachte ich an meine Lieblinsblumen. Hibiskus. Es mag für viele sehr seltsam klingen, aber ich mochte diese Blume. Um genau zu sein, mochte ich alle Exotischen Blumen. Aber ganz besonders diese Eine. Ich dachte auch an den Wald, wie er vorher ausgesehen hatte. Mit seinen großen Bäumen, dem grünen Grass und den vielen Tieren. Dann stellte ich mir vor, wie schön es wäre, wenn ein dunkelblauer See mitten im Wald liegen würde. Und um ihn herum, im dichten Grass, meine Lieblingsblumen blühen würden. Es war eine so schöne Vorstellung, dass ich bei dem Gedanken an so einen ruhigen, friedlichen Ort, einen wohligen Seufzer von mir gab. Nachdem ich das Lied zu Ende gesungen hatte, öffnete ich meine Augen, um sie kurz danach wieder ungläubig zu schließen. Ich rieb mir, wie ein kleines Kind, die Augen und machte sie dann wieder auf, nur um fest zu stellen, dass der See und die Blumen tatsächlich da waren. >Wunderschön<, dachte ich mir. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mich mitten im Grass zwischen all den wunderschönen Blumen, hin zu legen und die Ruhe zu genießen. Am Abend lief ich widerwillig zurück, da ich wusste, wenn ich nicht bald nach Hause kam, würde Mom durchdrehen.
Ich wollte gerade die Tür zu unserem Haus öffnen, da wurde sie auch schon aufgerissen. ,,Oh Gott, Daphne! Hast du mich erschreckt!”, flüsterte Mom während sie sich mit beiden Händen ans Herz fasste. ,,Entschuldigung. Das war nicht meine Absicht.”, entschuldigte ich mich bei ihr. ,,Schon gut, Schatz. Ist ja nichts passiert. Wo warst du denn so lange? Ich hab mir schon Sorgen gemacht.” Sie schaute mich prüfend an, während ich mich an ihr vorbei, ins Haus drängte. ,,Ich war im Wald und...” ,,Alles klar! Du warst im Wald und hast wie immer die Zeit vergessen, stimmts?” Sie schaute mich wissend an. ,,Ja”, antwortete ich ihr knapp. Sie musste ja nicht wissen, dass ich einen Teil des Waldes verbrannt hatte und ihn dann gleich wieder nachwachsen habe lassen. ,,Na gut. Ich geh noch schnell in die Stadt, ein paar Besorgungen machen. Es wird bestimmt spät werden, also brauchst du nicht auf mich zu warten.” Mir machte das nichts aus, ,,Okay. Bis Morgen” Sie drückte mir noch schnell einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie sich schwungvoll in ihr Cabrio setzte und davon fuhr. Ich lief hoch in mein Zimmer, zog mir meine Sachen aus und zog das Top und die Jogginghose, in der ich üblich schlief, an. Als ich fertig war, marschierte ich in das Badezimmer, bürstete mir meine Haare einmal durch und band sie schließlich zu einem Pferdeschwanz zusammen. Danach schnappt ich mir meine Zahnbürste und schrubbte mir meine Zähne, bis ich fand, das sie sauber waren. Kurz schaute ich mir mein Spiegelbild an und sah dass meine Augen wieder ihre normale sattbräune wieder hatten. Mit schnellen Schritten lief ich zurück in mein Zimmer und ließ mich auf mein kuscheliges Bett fallen. Nur kurze Zeit später schlief ich ein und träumte von dem See im Wald.


6.


Als ich erwachte, war es noch dunkel. Dennoch konnte ich nicht mehr einschlafen. Ich setzte mich auf mein Bett und schaute auf die Digitaluhr, die neben mir stand. Ich stöhnte. Es war zwei Uhr nachts. Trotzdem fühlte ich mich hellwach.
Ich lief die Treppe hinunter, in der Hoffnung nach einem Glas Wasser wieder einschlafen zu können. Ich konnte Mom vom anderen Ende des Hauses atmen hören. Moment mal... vom anderen Ende des Hauses? Das konnte doch gar nicht sein. Wie war das möglich? Als wäre das nicht genug, roch ich ALLES. Blumen, die im Haus standen, Seife, verschiedene Säfte, frisch gewaschene Wäsche... Was war nur los mit mir? Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich aufs Atmen. Langsam öffnete ich meine Augen und war schockiert. Ich konnte alles um mich herum perfekt sehen. Die Schränke, das Licht des Mondes das durch die Fenster schien. Sogar jedes noch so kleine Staubkörnchen, das in der Luft schwebte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Erst das in der Badewanne, dann dass mit dem Wind im Wald, das Feuer als ich wütend war, der See, der Geruchssinn, das Hören und auch noch das Sehen. Das war doch alles nicht normal...
Ich lief in die Küche, um mich von meinen Gedanken abzulenken. Plötzlich fingen meine Augen an zu brennen, sodass ich sie schließen musste. Kaum verebbte das Brennen, trat ein anderer Schmerz an seine Stelle. Mein Kiefer schmerzte als würde jemand auf ihn einschlagen und versuchen mir alle Zähne auf einmal zu entfernen. Ich sank keuchen auf den Boden. Es tat höllisch weh. Meine Kehle fing an zu brennen. Ohne zu überlegen, stand ich auf und rannte die letzten Meter bis zum Kühlschrank. Ich riss ihn auf und schnappte mir das erst Beste, was mir in die Hände kam. Ich hielt es mir an den Mund und saugte kräftig die Flüssigkeit heraus. Langsam ließ das Brennen in meiner Kehle nach und mein Kiefer fühlte sich verändert an. Mit einem seufzen ließ ich meine Hand vom meinem Mund sinken und schaut mir an, an was ich vor Sekunden noch gesaugt hatte. Sofort ließ ich den Inhalt meiner Hand fallen und schrie auf. Doch nichts außer ein Keuchen kam zustande. Auf dem Boden lag nun ein ausgetrocknetes Steak. Es war kein normales Steak gewesen, sondern ein blutiges. Aber jetzt schien kein tropfen Blut mehr daran zu sein. Ich hatte es ausgesaugt. Aber wie? Und wieso? Mich überkam eine Ahnung, was passiert war. Schnell packte ich das Stück Fleisch und schmiss es in den Müll. Dann lief ich leise zurück, die Treppe hinauf und in mein Badezimmer. Ich drehte den Schlüssel um und stellte mich vor den Spiegel. Entsetzt hielt ich die Luft an. Über meiner Lippe ragten zwei spitze Zähne hervor und meine Augen hatten wieder dieses klare Kristallblau angenommen. Mit zitternden Hand strich ich langsam über die zwei spitzen Zähne. Mein Verdacht hatte sich bestätigt, auch wenn ich nicht wusste wie DAS passieren konnte.
Nun wusste ich, dass ich nicht mehr normal war. Ich hatte mich verändert.
Ich musste es einfach aussprechen, auch wenn es total absurd war:
,,Ich bin zu einem Vampir geworden!!!”


7.

Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte mich in einen Vampir verwandelt. Das erklärte natürlich diese seltsamen Kräfte, die ich seit neustem hatte. Auch das Brennen in meiner Kehle und diese spitzen Zähne. >Was mach ich nur? Soll ich es Mom oder Kara sagen? Können sie mir helfen? Wie ist das passiert? Muss man nicht gebissen werden, um sich in einen Vampir zu verwandeln? Kann ich Mom gefährlich werden?< All diese Fragen schwirrten mir durch den Kopf, doch eines war ich mir deutlich bewusst: Ich konnte und durfte es niemandem erzählen. Wahrscheinlich würden sie mich in die Klapse stecken und mir kein Wort glauben. Ich musste einen Weg finden, es zu verheimlichen und meine Kräfte versuchen zu kontrollieren. Ich beschloss, sobald es hell werden würde, würde ich wieder in den Wald zu dem See gehen und meine Kräfte Trainieren. Außerdem, musste ich mich so gut es ging von allem Menschlichen Fern halten. Leider hieß das auch, dass ich mich sowohl von Mom, als auch von Kara verhalten musste. Was sollte ich jetzt nur tun?
Mittlerweile war es schon halb vier. Das hieß, ich hatte noch ungefähr zwei Stunden Zeit, bis Mom aufwachen würde und sehen würde was mit mir passiert war. So lange ich mich nicht kontrollieren konnte, durfte ich einfach nicht in die nähe von Menschen kommen. Wenn ich also schon auf das Stück Steak losgegangen war, wieso sollte es bei Menschen anders sein? Schließlich weiß doch jeder, von was sich Vampire ernähren. Ich konnte also nicht zulassen, dass mir jemand in diesem Zustand zu Nahe kam. Schnell stand mein Entschluss fest wie es jetzt weiter gehen würde. Im Prinzip war es ganz einfach:

1. Mom schreiben dass ich schon ganz früh in den Wald gelaufen bin (schließlich war
das ja nichts neues für sie)
2. Zum See gehen und erstmal versuchen mich ,,normal” aussehen zu lassen

3.Üben, meine Kräfte zu kontrollieren

Und schließlich,

4. Nach Hause gehen und versuchen den Geruch von Blut zu ignorieren.

Vielleicht war mein Plan doch nicht so Genial wie ich dachte. >Oh Gott, Daphne! Was machst du nur?< Von wem ich das mit den Selbstgesprächen nur hatte?
Okey, dafür hatte ich nun wirklich keine Zeit. Schnell suchte ich im Wohnzimmer nach einem Zettel und einem Stift, schrieb Mom, dass ich im Wald bin und erst Abends zurück komme. Dann lief ich schnell, aber leise in mein Zimmer und zog mir eine Verwaschene Jeans, die meine langen Beine besonders betonte, ein schlichtes dunkelrotes Top und meine Schuhe an. Als ich fertig war, lief ich schnell ins Bad um meine Haare noch zusammen zu binden. Ich griff nach meiner Zahnbürste und Zahnpasta, doch sobald ich anfangen wollte meine Zähne zu putzen, viel mir auf dass meine Zähne weiß waren. Ich meine klar hatte ich schon immer schöne Zähne gehabt, aber so weiß waren sie nie. Egal, wenigstens hatte das Vampirdasein diesen kleinen Vorteil. Nun war ich fertig und konnte in den Wald. Ich schnappte mir meine Schlüssel und flüchtete schon fast aus dem Haus. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, schlugen schon die ersten Gerüche auf mich ein: Blumen aller art, Abgase, Müll, Früchte, Frisches Brot und vor allem...Blut. Es roch so lecker, dass mir schon das Wasser im Mund zusammen lief. Schnell schüttelte ich meine Kopf und lief so schnell ich konnte in den Wald. Schon als ich am Waldrand stand, konnte ich das Wasser fließen hören. Ich ging direkt auf das Rauschen zu, ohne groß auf die anderen Sachen zu achten. Kurz bevor ich den See erreicht hatte, hörte ich hinter mir ein Geräusch, dass hier so gar nicht reinpassen wollte. Ich wirbelte herum und starrte in das Gesicht eines wunderschönen Mädchens. Sie war ungefähr gleichgroß wie ich und hatte langes, blondes Haar, das ihr bis knapp über die Schultern ging, einen perfekten Körper, der kein Gramm zu viel Fett an sich hatte und das schönste Gesicht, das ich je in meinem kurzen Leben gesehen hatte. Ihre Haut war blass und glich meiner stark. Ihre Augen waren dunkelgrün und betonten dadurch zusätzlich ihre blasse Haut. Die Nase war klein, wodurch sie kindlicher wirkte. Ihre vollen Lippen waren leicht geöffnet und aus ihnen ragten die gleichen, spitzen Zähne wie bei mir. Sie war ein Vampir!!!
,,Wer bist du?” Wow, sie hatte eine wunderschöne Stimme. Und glaubt mir, wäre ich ein Junge gewesen, wäre ich jetzt hin und weg. ,,Ich...Ich bin Daphne und du?” Na toll, jetzt fing ich auch schon an zu stottern, das kann ja nur noch besser werden. Sie schaute mich an, als wüsste sie nicht, was sie sagen sollte. Nach etwa fünf Minuten des Schweigens, sprach sie endlich weiter. ,,Ich bin Ajalen. Aber mich nennen alle nur Aja. Ich bin erst hierher gezogen und um ehrlich zu sein, hatten wir nicht erwartet, dass es hier weitere Vampire gibt. Schon gar nicht solche wie dich.” Ihr Blick schien mich zu durchbohren und doch hatte ich das Gefühl, dass sie in Gedanken ganz weit weg war.
Fassungslos schaute ich sie an. Was meinte sie nur mit: >Wir hatten nicht erwartet, dass es hier weitere Vampire gibt< und >Schon gar nicht solche wie dich<? Das machte doch alles keinen Sinn. Mit leiser, aber dennoch interessierten Stimme fing ich an zu sprechen ,,Was meinst du mit >solche wie dich<? Und wen meinst du mit >wir<?” Man konnte förmlich sehen, wie ihre Gedanken wieder in die Gegenwart wanderten.
Sie rannte auf mich zu und das mit so einer Geschwindigkeit, dass sogar ich, mit meiner Vampirsehkraft, Schwierigkeiten hatte, sie zu sehen. ,,Ganz einfach”, meinte sie belustigt. ,,Mit >Wir< meine ich mich und meinen Bruder. Und das mit dem >solche wie dich< ist noch viel einfacher. Kein Vampir hat diese Augenfarbe wie du.” Sie strich mit ihrem Daumen vorsichtig über meine Augen, woraufhin ich einen Schritt von ihr zurück wich. Ein leises Lachen erklang, dass sich wie ein Glockenspiel anhörte. ,,Du brauchst doch keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nichts tun, versprochen.” Aus irgendeinem Grund, glaubte ich ihr. Also nickte ich einmal kurz und lief wieder zu ihr, bis sich nur noch wenige cm zwischen uns befanden. ,,Um noch mal auf das Thema zurück zu kommen, du bist kein >normaler< Vampir. Normalerweise müsstest du wie alle Vampire das gleiche dunkelgrün haben wie ich”, dabei zeigte sie auf ihre Augen, ,,und außerdem, riechst du gar nicht nach Einem von uns. Ich meine, du hast zwar die gleiche blasse Haut, wie ich und dein Herz schlägt genau so schnell wie die Flügel eines Kolibris, aber riechen tust du komplett anders.” Erst jetzt konnte ich meine Augen von ihrer Gestalt reißen und meine anderen Sinne benutzen. Tatsächlich roch sie, wie war es anders zu erwarten, wundervoll. Sie roch nach einer Mischung zwischen Rosen, Schokolade und Wald. Ich weiß das hört sich dämlich an, aber genau danach roch sie. Ihr Herzschlag war unglaublich schnell. Man konnte es nur mit dem Flügelschlag eines Kolibris vergleichen. Auch mein Herz schlug so schnell. Mir traten Tränen in die Augen, die ich versuchte mühsam zu unterdrücken. Wie sollte ich jetzt nur zurück nach Hause gehen? So konnte ich mich doch nicht zeigen. ,,Hey, ist alles in Ordnung mit dir?” Aja streichelte mir beruhigend über den Rücken. ,,Mit mir ist nichts in Ordnung! Wie soll ich den so nach Hause gehen?” Ich zeigte auf meine Zähne, ,, Mom wird ausrasten, wenn sie das mitbekommt und dann schleppen die mich bestimmt zu irgendwelchen Wissenschaftlern, die mich auseinender nehmen werden...” weiter kam ich nicht, denn da unterbrach mich Aja auch schon. ,,Wie bitte, deine Mom ist kein Vampir??? Das kann doch gar nicht sein! Man kann nur als ein Vampir geboren werden! Heißt das, dass du erst seit kurzem ein Vampir bist?” Fragend, aber dennoch fordernd, schaute sie mir in die Augen. Ich nickte nur einmal kurz. ,,Los, erzähl mir was passiert ist!”, forderte sie. Ich begann ihr zu erzählen, wie ich von dem Auto angefahren wurde und viel Blut verloren hatte. Wie ich im Krankenhaus aufgewacht war und meine Wunden, nachdem man mir Blut gespendet hat, komplett geheilt waren, dass ich auf einmal seltsame Kräfte bekam, wie zum Beispiel der starke Geruchssinn, und zum Schluss was heutemorgen in der Küche passiert war. Während ich ihr das alles erzählt hatte, hatte sie mich kein einziges mal unterbrochen und mich immer interessiert beobachtet. Als ich dann fertig war überlegte sie kurz und sagte dann mit leiser Stimme etwas dass ich nicht erwartet hatte ,, Du bist anders als die anderen Vampire.” Sie fuhr sich mit der hand durch ihr schönes blondes Haar und fuhr dann fort ,,Das wichtigste ist erstmal dass du alles vergisst was du über Vampire gelesen oder gehört hast. Wir ,und damit meine ich jetzt auch dich, können sowohl unter Menschen leben und im Sonnenlicht aufhalten wie jeder normale Mensch. Das Sonnenlicht macht uns nichts aus wir können uns genau so frei bewegen wie alle anderen. Außerdem müssen wir uns nicht von Menschenblut ernähren, wir können auch ganz normales Essen sowie auch Trinken zu uns nehmen. Nur wenn man schwere Wunden hat, muss man Blut zu sich nehmen sonst stirbt man. Achja und was das Unsterblich sein betrifft, das stimmt. Vampire werden zur Welt gebracht wie man es von einem Menschen auch kennt nur dass unsere Mütter noch viel mehr leiden und in den meisten Fällen auch sterben.” Als sie das gesagt hatte schaute sie traurig auf den Boden. Als sie mir dann wieder in die Augen schaute, konnte ich ihren Blick nicht deuten ,,Nunja, wie gesagt Vampire werden Geboren. Du musst wissen, dass wir zwar bis achtzehn altern, damit meine ich dass wir nicht aufhören können zu altern wenn wir siebzehn sind, aber die meisten Vampire wollen noch etwas älter wirken also stoppen sie den Alterungsprozess erst wenn sie ungefähr fünfundzwanzig sind. Es heißt doch das Vampire keinen Herzschlag haben, dass stimmt ,wie du dir jetzt denken kannst, auch nicht. Wir haben sehr wohl einen Herzschlag nur dass ein normaler Mensch es mit keinem Gerät messen könnte da sie alle zu langsam währen. Was solltest du noch wissen?..Achja wegen den Kräften musst du dir keine sorgen machen. Es liegt im Blut dass man sie schnell lernt und sie kontrollieren kann. Wie du vorhin gesehen hast war ich ziemlich schnell, nunja dass kannst du auch. Hast du es schon probiert?” Vor ungefähr fünf Minuten hatten wie das Gespräch begonnen. Mich wunderte es wie schnell sie redete aber ich hatte damit kein Problem denn Kara war schon immer ein wenig >gesprächig< gewesen. Mit meinem Vampirgehör konnte ich alles klar und deutlich verstehen. ,,Hallllllo, Erde an Daphne!” mit ihrer Hand fuchtelte sie vor meinem Gesicht herum ,,ähmm nein ich hab es noch nicht probiert” rief ich schnell. Aja fing an zu lachen und konnte sich kaum noch auf den Füßen halten. Ich wartete bis sie sich erholt hat ,,Okey, ich sag dir wie es geht okey?” ohne meine Zustimmung redete sie munter weiter ,,Denk einfach nicht darüber nach, lass deinen Beinen freien lauf und genieß es.” Das war einfacher gesagt als getan. Wie um himmelswillen sollte ich so was genießen? Ich atmete ein und aus. Ein und aus. Okey jetzt konnte es losgehen. Meine Füße setzten sich in Bewegung und ohne dass ich es merkte lief ich in übernatürlicher, schnellen Geschwindigkeit durch den Wald. Es war ein tolles Gefühl. Es hatte so etwas befreiendes an sich durch den Wald zu rennen, man fühlte sich frei, als würde man von nichts und niemandem zurückgehalten werden. Die Bäume schossen nur so an mir vorbei.
Nach einer Weile lief ich zurück zum See wo Aja mitten in den Blumen auf mich wartete. ,,Und wie war´s hat’s spaß gemacht?” fragte sie mich mit einem breitem Grinsen auf dem Gesicht. Ich war mir sicher das wir noch gute Freundinnen werden würden. ,,Ja es war einfach unglaublich!” Das war es wirklich. Ich hätte nie gedacht das ich mal so schell rennen könnte und das ohne müde zu werden.


8.

Mittlerweile war es schon Nachmittags geworden. Aja und ich hatten wie es sich heraus stellte viel gemeinsam sie mochte, genauso wie ich , exotische Blumen. Sie war oft im Wald unterwegs, sang gerne und hatte wie ich immer sehr wenige Freunde gehabt. Nur war es bei ihr so dass sie nicht mit ihnen befreundet sein wollte weil sie ihr zu eingebildet waren. Wie es sich herausstellte ,war sie jetzt auf der gleichen Schule wie ich und wohnte sogar im gleichen Gebäude wie ich. Wir unterhielten uns noch eine Weile über unwichtige Sachen wie Schule, unsere Feinde…
Die Sonne ging langsam unter und ich musste langsam aber sicher nach Hause schließlich wollte ich ja nicht das Mom durchdrehen würde.
,, Aja ich glaube ich muss jetzt nach Hause sonst dreht Mom noch durch. Sehen wir uns Morgen?” fragte ich sie schon im gehen ,,Ja natürlich aber willst du wirklich so nach Hause gehen?” Ich drehte mich um und sah wie sie mit ihrem Finger auf ihre Zähne zeigte. Oh ich hatte mich so an den Anblick ihrer und meiner Zähne gewohnt, dass ich gar nicht bemerkt hatte dass ich so nicht gehen konnte ,,Oh..ähm..eigentlich ja nicht, wie bekommt man sie wieder weg?” fragte ich sie interessiert ,,Das ist genauso einfach wie das Rennen du musst nur kurz daran denken und schon sind die Beißerchen weg.” Sie grinste mich schon wieder an. Seit heute morgen kam sie aus dem grinsen gar nicht mehr raus. Irgendwie hatte ich das Gefühl dass sie ein fröhlicher Mensch .. Ähm ich meine Vampir ist. Da viel mir noch etwas ein ,,Was ist eigentlich mit meinen Augen? Bekommen die auch ihre Farbe zurück?” kurz überlegt sie noch bevor sie mir antwortete ,,Ja eigentlich müsstest du deine normale Augenfarbe zurück bekommen.” Da war es wieder. Das breite Grinsen. Ich konzentriert mich kurz und schon spürte ich wie meine Zähne zurück gingen. Als ich nichts mehr spürte fuhr ich mit meiner Zunge über die Zähne und merkte dass sie genau so waren wie immer.
Wir winkten uns noch einmal zu und dann rannte ich wieder durch den Wald bis kurz vor unser Haus. Mit >Menschen< Geschwindigkeit lief ich zur Haustür und öffnete diese. Ich legte meinen Schlüssel auf die Kommode neben dem Eingang und ging schnurstracks in die Küche in der ich Mom vermutete. Schon bevor ich den ersten Schritt gemacht hatte konnte ich das Blut riechen das durch ihre Adern floss. Kurz schloss ich meine Augen und atmete noch einmal tief ein und aus. Nun war ich mir sicher widerstehen zu können. ,,Hey Mom ich bin wieder da! Was gibt’s zu Essen?”
Sie stand am Herd und wartete auf irgendetwas ,,Hallo Schatz! Ich hatte heute keine Zeit etwas zu Kochen also hab ich uns eine Pizza bestellt ist das in Ordnung für dich?”
Ich hob den Daumen hoch und streckte ihn bis vor ihr Gesicht ,,Natürlich! Ich Liiiiiebe Pizza! Rufst du mich wenn sie ankommt ich geh nur schnell hoch und dusche.”
Ohne eine Antwort abzuwarten drehte ich mich um und lief die Treppe hoch in mein Zimmer ,,Natürlich Schatz!” schrie sie mir hoch. Oh Gott tat das weh. Ich hätte sie sogar dann klar und deutlich gehört wenn sie geflüstert hätte. Aja hatte mir gesagt dass unser Geruchsinn, unser Gehör, unsere Geschwindigkeit sowie unsere Kraft immer da sein werden auch wenn wir sie nicht brauchen sollten. Außerdem hatte sie mir gesagt dass sie schon über 225 Jahre alt ist. Ihr Bruder war in Wirklichkeit gar nicht ihr richtiger Bruder sondern einfach nur ein Bekannter der ihr Gesellschaft leistet.
Ich suchte mir frische Klamotten raus und ging dann ins Bad. Während das warme Wasser an mir hinunter ran, entspannten sich meine Muskeln wie schon lange nicht mehr. Es war ein tolles Gefühl. Endlich war ich etwas besonderes, zwar auf eine seltsame art, aber dennoch besonders. Nie in meinem Leben hatte ich das Gefühl gehabt etwas besonderes zu sein geschweige den auch nur annähernd normal. Durch die ständige Ignoranz sowie die Beschimpfungen die mir meine Mitschüler entgegenbrachten ,fing ich an, an mir selbst zu zweifeln. Doch jetzt war es anders. Ich war anders.


9.

Mom hatte keinen Verdacht geschöpft als ich ihr immer wieder an den Hals geschaut hatte. Sie dachte wahrscheinlich das liege an ihrer neuen Rubin Kette -die übrigens auch wirklich schön ist- aber da täuscht sie sich gewaltig. Nur mit viel Selbstbeherrschung konnte ich mich von ihr fernhalten. Die Tatsache dass sie mir genau gegenüber gesessen hatte, machte die Sache nicht unbedingt leichter für mich. Natürlich konnte ich, wie Aja gesagt hatte, auch normales Essen zu mir nehmen aber das ist gar nicht so einfach wenn man den Geruch von Blut ständig in der Nase hat.
Nachdem ich dann endlich fertig gegessen hatte, verabschiedete ich mich von Mom und bereitete mich so gut wie möglich auf meine persönliche Hölle vor. Schon allein beim Gedanke daran Morgen wieder in die Schule gehen zu müssen war furchterregend.
Warum sollte ich überhaupt noch in die Schule gehen? Das ist doch total unnötig! Vor allem jetzt wo ich doch ein Vampir war! Ich meine schließlich bin ich jetzt unsterblich oder nicht? Aja ist ja auch schon über 225 Jahre alt, warum sollte ich dann nicht genauso alt werden können?
Knapp eine Stunde überlegte ich ob ich mit der Schule aufhören sollte oder nicht. Am Ende war mir jedoch klar ,dass ich nicht einfach die Schule abbrechen konnte. Außerdem hieß das dann wiederum, dass ich neue fragen beantworten müsste wie zum Beispiel warum hast du die Schule abgebrochen? Du wirst es später nur bereuen! Du weist doch das man ohne einen anständigen Schulabschluss nicht weit kommt! Oder wie, Hast du etwa einen Freund mit dem du durchbrennen wollst? Ich meine klar das hört sich vielleicht seltsam an aber auf diesen Gedanken würde Mom durchaus kommen.
Also blieb mir nichts anderes übrig als widerwillig meinen Koffer zu packen. Ich warf meine wenigen Klamotten achtlos hinein ohne sie zu sortieren. Warum auch? Es waren doch nur Klamotten. Ich machte mir nichts aus meinem Aussehen. Entweder man nahm mich wie ich bin oder gar nicht! Ich vermute genau aus diesem Grund gingen alle Jungs auf abstand, nicht dass ich das nicht gut fände, nur dass sie dann auch noch dumm genug sind auf diese überschminkte Tussi von Adina reinfallen mussten blieb mir unbegreiflich. Natürlich sah sie nicht schlecht aus aber wer tat das nicht an unserer Schule? Okey es gab vielleicht auch ein paar nicht so gut aussehende Leute aber ich bin der Meinung dass Aussehen nicht alles ist. Wie gesagt Adina und ihre Clique sehen zwar gut aus, dennoch haben sie einen extrem schlechten Karakter.
Naja egal, all diese Probleme gehen auch irgendwann vorbei und außerdem hatte ich ja noch Kara, Mom und jetzt auch noch Aja.
Nachdem ich mich für den morgigen Tag gerichtet hatte, legte ich mich ins Bett und hoffte inständig dass ich schlafen konnte. Irgendwann wurde ich tatsächlich müde und viel in einen traumlosen Schlaf.
Genau eine Minute bevor mein Wecker geklingelt hätte, erwachte ich. Erst dachte ich, ich hätte alles geträumt doch dann bemerkte ich erneut meine Kräfte die mich wie einen Schild umgaben. Ich konnte riechen dass Mom schon seit geraumer Zeit zur Arbeit gefahren war aber das störte mich nicht.
Ich zog mich schnell um und lief langsam in die Küche runter. Nachdem ich mir eine Schüssel mit Cornflakes gefüllt hatte und diese dann genüsslich verspeist hatte -was mir dieses mal deutlich einfacher erschien als wenn Mom hier gewesen wäre- lief ich noch ein letztes mal in mein Zimmer und nahm mir meinen Koffer sowie meinen Rucksack vom Boden und verließ das Haus. Es war mal wieder warm draußen. Manchmal wünschte ich mir wirklich dass es kälter wäre. Keiner hält diese ständige Hitze aus! Aber Moment konnte ich das etwa nicht? Im Wald war es mir doch auch gelungen einen kalten Wind wehen zu lassen , warum also nicht auch jetzt?
Aja hatte gesagt, dass es im Blut liegen würde seine Kräfte kontrollieren zu können. Also war es ein Versuch wert. Ich stellte mir vor wie nur mich ein kalter aber immer noch angenehmer Wind umgab. Kaum war ich einen Schritt gelaufen schon umgab mich ein angenehm kühler Wind. Er legte sich wie ein Vorhang um mich herum wobei er für andere nicht zu sehen war. Nun konnte ich beruhigt und abgekühlt zur Schule gehen.
Ich war gerade mal zwei Blocks von unserem Haus entfernt, da spürte ich auch schon wie mich das Verlangen meinen Beinen freien lauf zu lassen übermannte. Sollte ich riskieren meinen Beinen freien lauf zu lassen? Schnell wurde mir klar dass es gar nicht riskant sein konnte denn für das Menschliche Auge war ich zu schnell. Also schlang ich meine Arme um meinen halb lehren Koffer und rannte los. Es war ein berauschendes Gefühl den Wind im Gesicht zu spüren. Es kam mir sogar so vor als würde ich noch schneller rennen als ich es gestern im Wald getan hatte.
Innerhalb weniger Sekunden stand ich vor der Tür die zu meinem Zimmer im Wohnheim führte. Als ich durch die Flure gerannt war, kam mir kein Bewohner entgegen was schon ziemlich seltsam war da es hier sonst immer so viel los war wie auf einem Rummelplatz. Mir war das jedoch egal ich hatte gerne meine Ruhe also was solls? Gerade als ich nach der Türklinke greifen wollte strömte mir ein bekannter Geruch entgegen. Ich riss die Türe auf und dort stand sie mitten im meinem Zimmer.
,,Hey Daphne! Ich dachte mir wir könnten uns dieses Zimmer teilen hast du was dagegen?” Mal wieder hatte sie dieses breite Grinsen im Gesicht mit dem sie so unglaublich süß aussah ,,Oh Gott Aja ich hatte zwar gewusst das du jetzt bei mir an der Schule bist aber das du jetzt auch noch das Zimmer mit mir teilst ist einfach nur..naja wie soll ich sagen?” Ich überlegte kurz was ich sagen sollte. Natürlich war ich überglücklich sie hier zu sehen und das hieß dann ja auch das ich mich nicht verstellen musste was mein verhalten betraf. ,,Hm.. wie wäre es mit Genial?” Sie grinste mich weiterhin an und kam mir dann in Vampirgeschwindigkeit entgegen. Ich tat es ihr gleich und wir vielen uns in die arme. Ich wusste nicht warum aber ich konnte spüren das wir genauso eng miteinander befreundet sein werden wie ich es jetzt mit Kara war.
Wir lösten uns aus der Umarmung und schauten uns in die Augen. ,,Wow du hast ja blaue Augen!” ich war total überrascht. Gestern erst waren ihre Augen grün gewesen und jetzt leuchteten sie in einem hellen blau ,,Natürlich! Du hast doch auch deine normale Augenfarbe zurück bekommen nur frag ich mich..” sie runzelte verwirrt die Stirn ,,Was?” fragte ich sie nachdem sie immer noch nicht geantwortet hatte.
Es sah so aus als wäre sie mit ihren Gedanken weit weg gewesen ,,Ich frag mich warum ich dich nicht gerochen habe. Ich meine du hast mich doch auch gerochen oder nicht?” Ich nickte einmal damit sie schnell weiter reden kann ,,Ja genau das meine ich. Weist du normalerweise hat jeder Vampir einen Duft doch du riechst nach einer Mischung aus Menschenblut, Blumen und Trauer. Deswegen habe ich dich nicht erkannt. Ich frage mich ob Alec dich erkennen wird.” Erstaunt schaute ich sie an ,,Wer ist Alec?” Wieder zuckten ihre Lippen nach oben zu einem grinsen ,,Alec ist der Vampir der mich begleitet und hier meinen Bruder spielt. Um ehrlich zu sein sehe ich ihn mittlerweile tatsächlich als Bruder, sowie er mich als Schwester. Zurzeit wird er von den Mädchen umringt als wäre er ein riesiger, kostbarer Diamant. Ich glaube das steigt ihm etwas zu Kopf. Du musst wissen er ist ziemlich eingebildet und auch etwas egoistisch und das alles nur weil er so gut aussieht. Am besten du Ignorierst ihn erstmal, was sich schwer gestallten wird. Und weißt du was? Mir gerade die Idee gekommen. Wie ich dir schon gesagt habe kann ich dich nicht riechen, was soviel heißt wie er kann dich auch nicht riechen. Als werde ich ihm nicht sagen wer oder was du bist. Ich bin gespannt was er tun wird.” Der Schalk in ihren Augen war kaum zu übersehen. Ich fand diese Idee nicht wirklich gut und dennoch hatte sie etwas reizbares. Also stimmte ich ihr einfach zu.
Nachdem wir -beziehungsweise ich- ausgepackt hatten, liefen wir mit normaler Geschwindigkeit in Richtung Hauptgebäude. Das Schulgelände war riesig , es hatte drei Wohnhäuser, einen Garten - mit überwiegend Rosen was mir deutlich missfiel- , mehrer Sport sowie Schwimmhallen und um dem ganzen noch ein Krönchen obendrauf zu setzten war mitten auf dem Schulgelände ein wunderschönes, altes Schloss. Dieses Schloss war unser Hauptgebäude in dem die Lehrer ihre Zimmer und wir unsere Klassenzimmer hatten. Es war schon ziemlich alt aber ich hatte schon immer eine gewisse Schwäche für alte Sachen. Auch wenn mir diese Schule nicht gefiel, was eigentlich nur an den Personen wie Adina und Alice lag, würde ich sie nicht so schnell verlassen. Mitlehrweile wurde das Schloss renoviert und technisch auf den neusten Stand gebracht. Wie hatten eine Menge an neuer Laptops da diese angeblich so leicht zu transportieren sind. Jeder Schüler bekam einen gratis und konnte mit ihm machen was er wollte. Unser Direktor hatte gesagt das er uns in dieser Angelegenheit komplett vertrauen würde. Ich fand es einfach nur lächerlich. Konnte er sich nicht vorstellen das die reichen Schüler den Laptop als Druckmittel gegenüber den anderen benutzen würden? Nein natürlich nicht, schließlich hatten die Eltern dieser hochnäsigen Schüler genügend Geld und Einfluss auf diese Schule. Wie sollte der Direktor etwas gegen sie sagen sollen? Nunja daran konnte man nicht ändern.
Aja und Ich kamen gerade durch das Eingangstor in die Aula als wir schon eine Meute von kreischenden Mädchen vorfanden. Sie benahmen sich gerade so als wäre ein Weltstar vor ihnen. Ich verdrehte nur die Augen und wollte gerade weiterlaufen als hinter mir Schritte zu vernehmen waren. Blitzartig drehte ich mich um und starrte in das Gesicht von Kara. Mir kamen die Tränen ich hatte sie so sehr vermisst. Klar ich war nur ein Wochenende weg gewesen und dennoch hatte es sich angefühlt als wären ganze Jahre vergangen.
Nachdem wir uns begrüßt hatten und ich Aja , Kara vorgestellt hatte, liefen wir in unsere Klassenzimmer da unser Unterricht gleich beginnen würde. Wie erwartet war Aja mit mir in der gleichen Klasse währenddessen Aja´s >Bruder< bei Kara in der Klasse war. Wie sich herausgestellt hatte , war er der Grund weswegen die riesige Gruppe an Mädchen vorhin in der Aula so gekreischt hatten. Um ehrlich zu sein hatte ich mir das schon fast gedacht, wenn man schon einen Blick auf seine Schwester geworfen hatte konnte man ja nichts anderes erwarten aber mir war das recht egal.


10.

Ich und Aja hatten uns nebeneinander gesetzt da neben mir noch ein Platz frei gewesen war. Wir waren die einzigen hier im Zimmer, da der Rest vermutlich immer noch Aja´s >Bruder< anhimmelten. Wie hieß er doch gleich.? Alec? Ich glaube es war Alec. Naja ist jetzt ja auch egal. Da wir nur zu zweit waren und ich bei Aja keinen Geruch von Menschenblut ausmachen konnte, fiel es mir leichter mich unter Kontrolle zu halten. Ich hatte mir fest vorgenommen nicht aus zu rasten wenn ich von so vielen Leuten umgeben war.
Jedes Mal wen eine Person den Raum betrat versteifte ich für einen kurzen Augenblick auf meinem Stuhl und fasste mich erst dann wieder als Aja mich entweder kurz berührte oder mich zu quatschte ,als wäre ich der letzte Mensch.. ich meine Vampir mit dem sie reden könnte.
Nachdem alle Anwesend waren, bis auf Alice und Adina die leider Gottes auch bei mir im Kurs waren, begann Mister Tesc mit dem Mathe Unterricht. Mir war ungeheuer langweilig ,denn ich hatte den Mathestoff schon auswendig gelernt, also versuchte ich die ganzen Stimmen die ich im ganzen Haus hörte aus zu blenden und mich auf meine anderen Kräfte zu Konzentrieren. Gerade als es mir gelang all die Stimmen zu ignorieren schwang die Tür auf und krachte mit voller Wucht an die Wand. Herein kamen, wie war es anders zu erwarten, Adina und Alice. Sie entschuldigten sich nicht sondern liefen einfach an Mister Tesc vorbei und zu ihrem Stammplatz vorne in der ersten Reihe. Als sie an mir vorbei kamen schaute Adina mich kurz spöttisch an lief dann in ihrem nuttigen Outfit weiter bis zu ihrem Stuhl.
Hallo? geht’s eigentlich noch? Nicht das sie sowieso schon einen schlechte Karakter hatte, nein sie musste sich auch noch Anziehen als käme sie gerade vom Bordell.
Heute war es wieder besonders schlimm. Sie trug einen kurzen -und damit meine ich sehr kurzen- Minirock, ein baufreies lila Top und High Heals, welche weit über zehn cm groß waren. Um das ganze noch den letzten schliff zu geben, hatte sie ihre blonden Haare geglättet und sich übertrieben viel Schminke ins Gesicht geklatscht.
,,Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so angespannt.” Und tatsächlich hatte sich mein ganzer Körper angespannt gerade so als würde er jeden Moment aufspringen wollen. Mühsam entspannte ich mich wieder was gar nicht so leicht ist, wenn man schon wieder die ganzen Stimmen hören muss. Besonders die Stimmen von Adina und Alice hörte ich am lautesten was mich nur noch wütender machte als ich eh schon war.
Aja schaute mich weiterhin besorgt an und fing an meine Hand beruhigend zu streicheln. Auf sie konnte man sich wirklich verlassen und währe ich noch die alte Daphne gewesen, hätte ich sie wahrscheinlich angelächelt. Ich drehte mich wieder nach vorne und versuchte erneut alle unwichtigen Stimmen auszublenden. Endlich gelang es mir und ich konnte mich ganz auf meine Kräfte konzentrieren. Was sollte ich jetzt machen? Ich hatte noch ganze 5 weitere Kurse und erst dann hätte ich frei. Was sollte ich also tun damit ich nicht länger hier sitzen bleiben musste? Gedanken verloren starrte ich aus dem Fenster. Ein seufzen entfuhr mir als ich in die glühende Hitze draußen sah. Konnte es den nicht mal zur Abwechslung regnen? Oder noch viel besser schneien? Okey zugegeben das mit dem Schnee währe sowieso sehr unwahrscheinlich, schließlich hatten wir Sommer und in Kalifornien fällt über das ganze Jahr kein Schnee.
Ich wusste nur aus dem Fernsehen wie der Schnee aussah. Diese kleine hauchdünnen Kristalle waren einfach faszinierend. Was würde ich dafür geben sie auch einmal sehen und spüren zu dürfen. Und da kam mir die Idee.
Ich drehte mich blitzschnell zu Aja um und deutete auf das Fenster ,,Pass auf was gleich passieren wird!” flüsterte ich ihr so leise zu ,dass kein Mensch es hätte verstehen können. Zu erst war sie sichtlich verwirrt, trotzdem antwortete sie mir mit einem leisen ,,Okey.”
Ich schaute noch einmal nach draußen, bevor ich meine Augen schloss und mir vorstellte wie sich dicke Wolken vor die Sonne schieben würden und es anfangen würde zu schneien. Aja zog scharf die Luft ein, was mir deutlich machte , dass mein Plan funktioniert hatte. Langsam öffnete ich meine Augen und konnte kaum fassen was ich dort sah. Wunderschöne kleine Kristalle schwebten von den Wolken auf den Boden. Natürlich war ich mir bewusst, dass nur ich , Aja und wahrscheinlich auch Alec die verschiedenen Formen der Kristalle sehen konnten. Jede von ihnen war einzigartig und einfach nur wunderschön.
,,Oh mein Gott! Ist das nicht Schnee!? Das kann doch gar nicht sein!” quiekte Erika aufgeregt. Daraufhin schauten alle aus dem Fenster und fingen an alle durcheinander zu reden. Was mir wieder unheimliche Kopfschmerzen bereitete. Mister Tesc war zuerst total fassungslos und starrte förmlich aus dem Fenster. Aja starrte ebenso, nu mit dem kleinen Unterschied, dass sich nicht aus dem Fenster starrte, sondern mich anstarrte. ,, Warst..warst du das da?” stotterte sie verwirrt. Mit ihrer zierlichen Hand zeigte sie aus dem Fenster. Ich nickte nur einmal schnell bevor auch schon Mister Tesc uns zur ruhe rief ,,Ruhe! Ich bin genauso überrascht wie ihr auch über den plötzlichen Schnee und aus diesem besonderen Grund werde ich euch von der Schule befreien und euch noch einen schönen Nachmittag wünschen. Auch wenn so was unmöglich ist.” Das letzte flüsterte er nur noch.
Alle jubelten und stürzten nach draußen in den Schnee. Aja gab mir zu verstehen, dass ich ihr folgen sollte was ich dann auch tat. Sie brachte mich in ein leeres Zimmer und drehte sich dann zu mir um. Ihre Augen glänzten gefährlich was mich zum stutzen brachte ,,Du kannst es schneien lassen und sagst es mir nicht?” Hä`? Wie jetzt? ,,Kannst du das denn nicht auch? Ich kann viel Sachen machen ich kann den Wind wehen lassen wie ich es will mal kalt mal warm, ich kann Feuer machen, Wasser bewegen und es auch zu Eis werden lassen wenn ich möchte, naja und dann kann ich auch noch die Erde beeinflussen zum Beispiel kann ich Blumen wachsen lassen die ich will und dass alles nur wenn ich daran denke.” Nachdem ich ihr das alles erklärt hatte schoss es nur so aus ihr heraus ,,Du kannst also die vier Elemente nur durch den Gedanken benutzen? Wow das ist der absolute Wahnsinn! Ich hab doch gewusst dass du kein normaler Vampir bist!” Nun war ich es die sie fassungslos anstarrte ,,Du meinst ihr könnt keine dieser Fähigkeiten benutzen?” sie schüttelte den Kopf ,,Nein, normalerweise kann kein Vampir solche Fähigkeiten haben. Dennoch habe ich von Gerüchten gehört dass adelige Vampire eine Fähigkeit wie zum Beispiel das Heilen haben. Desto adeliger man ist, desto stärker sind die Fähigkeiten. Und wenn man überhaupt eine hat kann man sich glücklich schätzen aber du..du hast gleich VIER!” das letzte Wort schrie sie. Okey.. das war ausgesprochen seltsam.
,,Versprich mir bitte keinem davon zu erzählen okey? Und wenn es dir nichts ausmachen würde, würde ich gerne nicht mehr über dieses Thema reden. Es reicht schon das ich unter den Menschen ein Freak bin aber dann auch noch unter den Vampiren. Nein danke! darauf kann ich wirklich verzichten. Also lass uns bitte diesen Vorfall so schnell wie möglich vergessen. Soll ich den Schnee wieder schmelzen lassen?” ,,NEIN! Bist du verrückt? Ich habe so lange mal auf etwas neues gewartet lass uns lieber nach draußen gehen und im Schnee spielen!” sie klang wie ein kleines Kind und dabei sah sie so süß aus dass ich ihr nichts abschlagen konnte. ,,Na gut.” gab ich dann seufzen von mir ,,Lass uns gehen!.” Man konnte sehen dass Aja aufgeregt war. Sie freute sich tierisch über den Schnee und auch ich fühlte mich ausgesprochen wohl bei dem Gedanken nach etwas Abwechslung. Ich konnte die wärme und die Sonne noch nie ausstehen. Ich bevorzugte die kälteren, windigeren Tage, die es ausgesprochen selten gab. Aja konnte sich einfach nicht bremsen und rannte in Vampirgeschwindigkeit aus der Tür. Schnell rannte ich ihr hinterher. Als ich sie dann endlich fand blieb mir fast der Mund offen stehen. Sie stand dort mit einem Jungen der vielleicht ein Jahr älter als ich war und warf ihm einen großen Schneeball mitten ins Gesicht. Er sah dabei so überrascht aus das ich zum ersten mal seit langem wieder lachen konnte.


11.

Ich wusste nicht warum aber es war mir in diesem Moment egal. Ich lachte bis ich Bauchschmerzen bekam. Als ich mich wieder gefangen hatte konnte ich sehen wie Kara, die währenddessen gekommen war, mich fassungslos anstarrte. Nicht nur sie sondern die ganze Gruppe von Mädchen die hinter dem Jungen stand sahen mich an.
Oh mein Gott. Was soll ich jetzt machen? Einfach so tun als ob nichts geschehen wäre?
Nein, ich würde mich nicht noch einmal verstecken.
Meine Gedanken wurde jedoch durch das tuscheln der Mädchen ersetzt. Wie ich es doch hasste ein Vampir zu sein der so gut hören konnte und das sagte ich schon nach ein paar Tagen. Wie wird es dann wohl in ein paar Jahren aussehen?
,,Hast du das gesehen? Unser Freak hat gelacht!” spottete Nancy ,,Ja du hast recht! Komm das erzählen wir Adina!” Tess war sofort Feuer und Flamme ,,Bist du völlig bekloppt? Dann macht sie sich nur wieder an Alec ran! Schon schlimm genug dass die anderen hier rum stehen und er jetzt auch noch mit der hässlichen Tussi im Schnee rumspielt! Für wen hält die sich eigentlich?” Wenn ich an Nancys stelle währe, würde ich spätestens jetzt den Mund halten. Vielleicht war es sogar von Vorteil das Sie nicht hören konnte wie Aja anfing zu knurren. Sogar mir machte sie damit Angst aber ich zeigte nichts. Schließlich wollte ich die Situation nicht noch schlimmer machen als sie eh schon war.
Kara ,die sich anscheinend wieder zusammengerissen hatte, kam mit schnellen Schritten zu mir holte einmal tief Luft und begann dann zu reden ,,Oh mein Gott! Du hast gelacht! Seit Jahren warte ich schon darauf nur ein kleines Grinsen zu sehen und jetzt! Jetzt lachst du! Oh Daphne du weist gar nicht wie mich das freut!” Sie umarmte mich wobei ich mich automatisch versteifte als ihre Kehle so nahe an meiner Nase war.
Das Blut das unter ihrer dünnen Haut rauschte konnte ich nicht ignorieren. Hätte mich Aja nicht aus Karas Umarmung gerissen, hätte ich wohlmöglich meine Fangzähne in ihren Hals gestoßen. Aja tat so, als würde sie mich Umarmen dennoch wusste ich, dass sie mich warnen wollte.
Plötzlich änderte der Wind seine Richtung und wehte Alecs Duft direkt auf mich zu.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ihm keine Beachtung geschenkt aber dieser Geruch er war einfach nur..Wow. Natürlich roch er nach Vampir aber genauso wie Aja roch er einfach himmlisch. Es war eine Mischung aus Wald, Parfüm und..waren das etwa meine Lieblingsblumen? Natürlich waren sie es! Ich konnte sie mit oder ohne Supernase erkennen! Aber warum roch er danach? Langsam drehte ich mich um. Ich bereitete mich schon mal vor, in das schönste Gesicht ,das ich je gesehen hatte zu blicken. Ich wurde nicht enttäuscht. Er sah einfach nur göttlich aus. Mit seinen rabenschwarzen Haaren ,den männlichen Gesichtszügen, seinen geschwungenen Lippen ,die zum Küssen einluden und einem Körper von dem jedes Model nur Träumen konnte, hätte er jedes und damit meine ich auch wirklich jedes, weibliche Wesen dazu bekommen ihm zu Füßen zu liegen. Ich verzog mein Gesicht und drehte mich wieder zu Aja und Kara um. Hätte ich noch einen Moment länger in dieses perfekte Gesicht geschaut, währe ich schreiend davon gelaufen. Nicht das er mir nicht gefallen hätte es war nur die Tatsache, dass ich schon viele gut aussehende, wenn auch nicht so gut aussehende, Jungs getroffen hatte. Alle waren bisher gleich gewesen. Hochnäsig und Arrogant. Und trotzdem konnte ich nicht leugnen, dass ich mich zu ich hingezogen fühlte. Als Alec mich dann auch noch mit einem selbstverliebten Blick angeschaut hatte, war mir klar geworden, dass auch er nicht anders war. Wie sollte es denn auch anders sein? Jeder Junge egal ob Mensch oder Vampir war eingebildet. Bisher hatte ich keinen kennen gelernt, der auch nur annähernd vernünftig war.
Ich hatte genug über ihn nachgedacht und wollte keine Zeit mehr an ihn verschwenden also packte ich Kara und Aja an der Hand und schleifte sie mit mir in Richtung Wohnheim. Kaum waren wir weit genug von Alec entfernt hielt Aja mich an. Sie konnte bestimmt fühlen, dass ich so schnell wie e möglich von ihm weg wollte. ,,Ähm..Daph ich müsste noch kurz zurück um etwas zu essen. Ich bin schon am verhungern. Keine sorge ich werde kein Blut trinken nur ganz normales essen wie jeder andere auch.” Den letzten Satz hatte sie so leise gesagt, dass Kara ihn nicht mitbekommen hatte ,,Okey, lass dir ruhig Zeit!” Ich ließ sie los und schaute ihr noch solange hinterher bis ich sie nicht mehr sehen konnte -und das sollte was heißen-. Dann drehte ich mich um und stellte überrascht fest das Kara mich verwirrt anschaute ,,Was ist?” Ich legte meinen Kopf schräg so wie ich es immer machte wenn ich etwas wissen wollte. ,,Wie konntest du Alecs Anblick widerstehen? Nicht dass das ein Verbrechen wäre aber schau ihn dir doch mal an er sieht zum Anbeißen aus.” Ich seufzte schwer auf. Es war doch eigentlich klar dass es mal wieder um einen Jungen geht. Konnte sie nicht begreifen dass mich keiner interessierte? Okey er interessierte mich schon, aber das hätte ich nie zugegeben. ,,Natürlich sieht er gut aus, aber aussehen ist nicht alles auf der Welt! Hast du schon mal seinen Selbstverliebten Blick gesehen? An solchen Typen hab ich kein Interesse! Und ich mochte jetzt auch nicht weiter über ihn reden okey? Lass uns einfach gehen.” Ich wollte gerade weiterlaufen als ich bemerkte das Kara nicht mitkam ,,Entschuldige mich aber ich kann jetzt leider nicht mitkommen.” sie wirkte wirklich traurig ,,Wir hatten leider nicht das Glück vom Unterricht befreit zu werden. Ich hab jetzt Bio also bis nachher.” Sie schenkte mir noch einen entschuldigen Blick bevor sie sich um drehte und wieder in Richtung Hauptgebäude lief.
Was sollte ich jetzt tun? Mir war eindeutig langweilig. Wie sollte ich auch damit rechnen dass weder Kara noch Aja Zeit für mich hatten? Das war doch alles zum ankotzen!
Mir blieb nichts anderes übrig als mich selbst zu beschäftigen.
Nach langem überlegen hatte ich mich dazu entschlossen in den Wald ,der an dem Schulgelände grenzte , zu gehen. Es war nicht der selbe Wald wie hinter unserem Haus aber dennoch verleite er mir ein Gefühl von Geborgenheit. Im Wald hatte ich mich schon immer wohl gefühlt was vermutlich daran lag, dass ich oft mit Dad dort gewesen war.
Ich rannte los ohne auf andere acht zu geben. Wie gesagt es hätte mich sowieso keiner sehen können. Es fiel mir jedes Mal leichter zu rennen. Ich konnte fühlen das ich ziemlich schnell war sogar für einen Vampir. Es fühlte sich so gut an irgendwie befreiend.
Nach einer Weile war ich tief im Wals drinnen und hatte aus einmal das dringende Bedürfnis wieder an meinem See zu liegen. Also schloss ich meine Augen und stellte mir meinen See vor, nur mit dem kleinen Unterschied dass er noch einen kleinen Wasserfall im hinteren teil des Sees hatte. Unter mir begann sich die Erde zu bewegen und kaum fünf Sekunden später erstreckte sich der See den ich mir soeben ausgedacht hatte. Ich war sehr zufrieden mit meinem Werk und ließ mich dann sanft zwischen meinen Lieblingsblumen nieder.


12.

Irgendwie musste ich eingeschlafen sein denn als ich aufwachte, dämmerte es bereits.
Die wenigen Sonnenstrahlen die es durch das dichte Blättermeer schafften, brachen sich dann auf dem See. Es sah so wunderschön aus das ich mir bei dem Anblick ein wohliges seufzen nicht unterdrücken konnte.
Ich stand noch eine Weile vor meinem -jetzt schon geliebtem- See bevor ich dann wieder zurück in mein Zimmer ging.
Als ich ankam konnte ich Aja schon riechen. Gerade hatte ich die Tür aufgemacht da stürzte Aja auch schon auf mich zu ,,Daph wo warst du so lange?” sie war besorgt war etwas passiert? ,,Ist irgendetwas passiert?” ,,Natürlich ist etwas passiert! Ich war gerade fertig mit essen da schmolz der Schnee einfach so! hast du eine Ahnung wie traurig ich darüber war?” Jetzt schmollte sie. Es sah so süß aus wenn sie schmollte wie ein kleines Kind ,,Ich verspreche dir dass ich es bald wiederholen werde okey?” Ihr Gesicht hellte sich wieder auf. Manchmal war es kaum zu glauben dass sie über 225 Jahre alt sein sollte.
Wir unterhielten uns noch eine Weile über dies und das aber schließlich schliefen wir ein.
Am nächsten Morgen wachte ich durch ein Klopfen an der Tür auf. Wer um Himmels willen Klopfte so früh am morgen an die Tür? Wie viel Uhr hatten wir überhaupt?
Langsam drehte ich mich um bis ich auf die Digitaluhr sehen konnte die neben mir stand. Sie zeigte genau fünf Minuten nach sechs. Die Schule begann erst um halb acht also was sollte das?
Aja lag noch in ihrem Bett und wie es aussieht hörte sie dieses Klopfen nicht.
Wer auch immer vor der Tür stand würde jetzt was zu hören bekommen.
Ich schlug meine Bettdecke zurück und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu. Sobald ich die Tür geöffnet hatte, bereute ich es auch schon.
Vor mir stand Ajas Bruder, Alec. Noch nie war ich ihm so nah gewesen!
Wow .. wie konnte man nur so gut aussehen? Sein Gesicht wirkte männlicher als das der anderen Jungs hier. Er hatte pechschwarze Haare und die wohl schönsten braunen Augen die ich je gesehen hatte, und ich hatte schon viele gesehen. Seine Lippen waren leicht geöffnet und luden zum Küssen ein. Er war mit seiner Jeans und einem weißem Shirt schlicht bekleidet, doch durch seine Muskeln die sich deutlich darunter abzeichneten lief einem das Wasser im Mund zusammen. Jedes Männliche Geschlecht würde für so ein Aussehen morden da war ich mir sicher. Kein Wunder das alle Mädchen in heiß fanden. Und schon wieder spürte ich diese unheimliche Anziehungskraft die von ihm ausging. Doch versuchte ich sie so gut wie möglich zu ignorieren.
Ich hatte, während ich ihn mussterte, ein neutrales Gesicht aufgesetzt gerade so als würde er mich nicht interessieren.
Als ich meine Sprache wiedergefunden hatte erinnerte ich mich wieder daran das ich eigentlich hätte wütend sein sollen. ,,Spinnst du!? wir haben sechs Uhr nachts! Normale Leute schlafen um diese Zeit noch!" fuhr ich ihn an. Er schien sichtlich überrascht über meine Reaktion zu sein. Bestimmt hatte er erwartet ich würde ihn anhimmeln und alles erdenkliche tun damit er länger hierblieb. Leider hatte er sich da getäuscht. Ich war noch nie ein Mädchen gewesen das jedem Jungen an den Hals gefallen war. Erst recht jetzt da ich erkannt hatte was ich war. Ein Vampir ,,Tut mir leid, aber ich müsste dringen mit Aja sprechen es ist sehr wichtig." Seine Stimme war einfach unbeschreiblich. Wie konnte man nur so eine wunderschöne Stimme haben? Lag es daran dass er ein Vampir war?
Möglich wäre es schließlich hatte Aja auch eine himmlische Stimme. Hatte ich auch so eine? Ich müsste mich bei Gelegenheit mal aufnehmen.
,,Okey ich geh sie aufwecken," Mit langsamen Schritten entfernte ich mich von der Tür. Ich konnte deutlich spüren wie er mich mit seinen Blicken förmlich durchbohrte. Ob er etwas gemerkt hatte?
Nun stand ich vor Ajas Bett und fing an sie zu schütteln ,,Aja! Aja wach auf dein Bruder ist hier er will mit dir über etwas wichtiges reden!" Bei dem Wort "Bruder" war sie sofort hellwach. Zuerst schaute sie mich und dann ihren >Bruder< an. ,,Entschuldige aber könntest du bitte raus gehen ?" Alec meinte damit wohl mich. Er konnte ja nicht wissen das ich ihn auch vor der Tür klar und deutlich hören konnte. Bevor ich vor die Tür ging schaute ich Aja noch einmal misstrauisch an.
Gerade hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, da fing Alec auch schon an zu reden ,,Wir haben ein Problem Aja! Der Rat will uns besuchen kommen und sehen wie es uns geht!" in seiner Stimme schwang Panik ,,Und was ist jetzt das Problem? Der Rat hat doch schon öfters nach uns gesehen ich weiß nicht was dein Problem ist." Ich konnte hören wie sie sich wieder in
ihr Bett legte ,,Aja du verstehst nicht. Sie schicken nicht irgendjemand! Der Sohn des ANFÜHRERS wird kommen!" Alec schrie schon fast. Aber hatten Vampire einen Anführer? Sowas wie einen König? ,, Der Sohn des Anführers kommt?” nun hatte ihre Stimme einen Hysterischen unterton angenommen ,,Aber warum dass denn? Er wird doch sonst nie geschickt außer es ist etwas passiert!" . Ob vielleicht etwas schlimmes passiert ist? Ich hoffe nicht. ,,Er wird noch heute hier auftauchen! Also halte ausschau nach ihm! Und lass dir nichts anmerken ich will nicht das du Probleme bekommst. Ich gehe jetzt wir sehen uns später und kein Wort zu niemandem hast du verstanden?!" Er sagte das in einem Ton der keinen Widerspruch duldete.
Kurz darauf öffnete sich die Tür und Alec trat hinaus. Er schaute mich nicht mal an, sondern lief einfach an mir vorbei. ,,Arsch.” Schnell eilte ich zu Aja und ließ mich auf ihr Bett nieder. Wir warteten bis wir Alecs Schritte nicht mehr hören konnten und fingen dann an zu reden ,,Was ist der Rat? Und wer ist der Anführer?" Ich erschrak über mich selber. Normalerweise stellte ich keine Fragen. Doch aus irgendeinem Grund fühlte ich mich verpflichtet es zu wissen. Es war so als würde mich etwas damit verbinden aber das konnte doch nicht sein oder doch? ,,Der Rat besteht aus den stärksten und reichsten Vampiren der Welt. Unser Anführer heißt Rayn und ist der mächtigste von allen Vampiren. Du musst wissen desto... sagen wir mal... adliger du bist, desto mehr Fähigkeiten bzw. Gaben hast du.
Soweit ich weiß hat Rayn drei Gaben aber keiner weiß so genau welche. Er hat einen Sohn den er nur dann ausschickt wenn etwas Schwerwiegendes passiert ist. Keiner weiß so genau wie er aussieht denn bisher ist ja nie etwas passiert. Ich frage mich jetzt schon wie ich ihn erkennen soll. Auf jeden Fall hat er auch Gaben. Soweit ich weiß aber nur zwei."
Hm das klingt interessant. Ich sollte mich mal mit diesem Mann unterhalten. Vielleicht konnte er mir sagen warum ich diese Kräfte hatte und warum ich kein richtiger Vampir war. ,,Ich glaube ich werde mich mal mit diesem Vampir unterhalten wenn er kommt. Vielleicht kann er mir ja helfen." Aja nickte mir einmal zu ,,Du hast recht. Auch wenn es gefährlich sei könnte. Wir müssen uns aber beeilen, nicht das Alec uns sieht. Er weiß ja noch nichts von dir."
Wir zogen uns schnell an und verließe dann unser Zimmer. Wir liefen auf dem Schulgelände herum und achteten darauf Alec nicht zu begegnen. Es waren schon zwei Stunden vergangen und die ersten Schüler waren auch schon im Unterricht.
Bisher hatten wir keinen Vampir gerochen noch einen gesehen, Plötzlich fühlte ich eine starke Präsenz im Wald und drehte mich um. Tatsächlich stand dort ein Junge in unserem Alter und schaute mir direkt in die Augen. Ich fühlt eine schwache Verbindung zu ihm. Gerade als ich Aja auf ihn aufmerksam machen wollte lief er in einer hohen Geschwindigkeit in den Wald hinein. Ohne nachzudenken lief ich ihm genauso schnell hinterher und ließ Aja hinter mir zurück.


13

Auch wenn ich ihn nicht sehen konnte, hörte ich ihn. Er hatte einen seltsamen Geruch. Er roch nach einer Mischung aus Wasser, Lilien, Schokolade und Parfüm. Einfach himmlisch genauso wie es auch Ajas und Alecs Geruch waren.
Als er endlich stehen blieb erkannte ich dass wir uns an meinem See befanden. Aber warum? Mit einer Handbewegung zeigte er mir dass ich näher kommen sollte. Meine Füße setzten sich wie von allein in Bewegung und blieben zwei Meter von ihm entfernt stehen. Er schaute mich liebevoll an. Moment mal liebevoll? Dieser Typ kannte mich nicht einmal! Warum schaute er mich so an? Das ist doch nicht normal!
,,Hallo mein Name ist Mason und ich bin im Auftrag des Anführers hierher gekommen. Wie dir wahrscheinlich schon berichtet worden ist, bin ich sein Sohn und nur sehr selten unterwegs. Du fragst dich jetzt bestimmt was das alles mit dir zu tun hat nicht wahr?" Natürlich tat ich das. Dennoch konnte ich ihm nichts erwidern. Wie sollte ich auch? Seine stimme war einfach traumhaft! Fast so schön wie die von Alec. Aber nur fast.
Ich nickte einmal bevor er dann wieder anfing zu reden ,,Du weißt das ich Gaben besitze nicht wahr?" wieder nickte ich ,,Keiner außer einer Person weiß welche diese sind. Diese eine Person ist der Anführer. Nun werde ich dich auch in mein kleines Geheimnis einweihen." Er wollte WAS? Das konnte doch nicht sein ernst sein oder etwa doch? ,,W-Warum?" stotterte ich ihm leise entgegen ,,Weil ich dir so zeigen warum ich hierher gekommen bin und was es mit dir zu tun hat."
Bevor ich etwas erwidern konnte lag ich schon in seinen Armen. Ich fühlte mich Augenblicklich wohl bei ihm. Auf einmal schossen mir verschiedene Bilder in die Gedanken die mich als kleines Baby in den Armen von Dad zeigten. Sobald ich Dad sah stiegen mir die Tränen in die Augen. Was hätte ich dafür gegeben wenn er noch leben würde? Ich wusste die Antwort. Alles. Ich hatte ihn so sehr geliebt. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Weitere Bilder von Personen schossen mir durch den Kopf. Ich sah wie ein Kind geboren wurde. Es war ein Junge. Sein Vater stand mit dem Rücken zu mir so, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Die Mutter des Kindes versuchte sich mit letzter Kraft vom Bett hoch zu ziehen und das Baby, welches mittlerweile in den Armen des Vaters lag anzusehen. Kaum hatte sie es geschafft sich aufzusetzen, fiel sie auch schon wieder zurück ins Kissen. Ihr zuvor liebevolle Blick war nun lehr. In diesem Moment drehte sich der Mann mit dem Baby zu mir herum sodass ich sein Gesicht sehen konnte. Es war schmerzverzehrt und dennoch konnte ich ein wenig glück in seinen Augen erkennen. Als ich ihn erkannte blieb mir beinahe mein Herz stehen. Es war MEIN Vater der das Kind in den Armen hielt! MEIN Vater der um diese Frau dort trauerte!
Was hatte all das zu bedeuten? Warum zeigte mir dieser Mason solche Sachen?
Kaum hatte ich mir diese Fragen gestellt hörten die Bilder auf und Mason trat einen Schritt von mit zurück ,,Das Kind welches du gesehen hast, dass war ich und der Mann der das Kind in den Armen hielt ist sowohl mein Vater als auch der Anführer der Vampire."
Das konnte nicht sein! Das war Mein Vater und nicht seiner oder etwa doch? Aber Dad war doch Tod oder doch nicht? Ich wusste nicht was ich denken sollte.
Meine Beine gaben unter mir nach und ich viel auf die Knie ,,Was hat das mit mir zu tun? Und wer genau bist du?" meine Stimme war ruhig was mich sehr überraschte, denn in meinem inneren gi es gerade auf und ab ,,Die Frau die gestorben ist war meine Mutter. Du hattest eine andere Mutter sie war etwas besonderes und sehr mächtig. Wir haben eines gemeinsam. Wir haben den gleichen Vater. Ich weiß das du jetzt denkst, dass dein Vater tot sei aber das ist er nicht. Er lebt. Es war seine Verpflichtung zu gehen aber er wollte dich nicht alleine und ungeschützt zurück lassen also schickte er mich um auf dich aufzupassen. Seit dem Tag an dem unser Vater dich verlassen hat, passe ich auf dich auf. Nun da du dir endlich im Klarem bist was du bist, konnte ich mich dir endlich zeigen. Daphne du weißt gar nicht seit wann ich mit dir reden wollte." Wieder schaute er mich mit diesem liebevollem Gesichtsausdruck an ,,Das heißt.. du bist mein Bruder und mein Vater lebt?" meine Stimme glich einem Wimmer trotzdem verstand er ,,Ja das stimmt." Er lächelte mich strahlend an.

Minuten, die sich anfühlten wie Stunden, vergingen. Langsam ordneten sich meine Gedanken. Ich gewöhnte mich unglaublich schnell daran, dass Mason mein Bruder war. Kein Wunder dass ich mich in seiner Gegenwart so wohl gefühlt hatte. Ich liebte ihn jetzt schon und dabei kannten wir uns erst seit ein paar Minuten.
Da kam mir ein Gedanke ,,Wie hast du dass mit den Bildern in meinem Kopf gemacht? Ist das eine von deinen Gaben? Ich dachte du hättest zwei. Was kannst du noch?" Ich war einfach zu neugierig ,,Ganz langsam. Erstmal ja, das ist eine meiner Gaben. Ich kann anderen durch Körperkontakt Sachen zeigen die in der Vergangenheit passiert sind. Zweitens ja, ich habe zwei Gaben. Mit ihr kann ich mich für andere Vampire >Unsichtbar< machen. Damit meine ich dass sie mich zwar sehen können aber sie denken dass ich ein ganz normaler Mensch bin. Du hast mich nur deshalb bemerkt weil zwischen uns eine gewisse Verbindung herrscht. So das reicht erstmal mit fragen. Geh lieber zurück zu deiner Freundin aber erzähle ihr nichts von diesem Gespräch. Wenn du wieder in dein Zimmer kommst wird auf deinem Bett ein Brief liegen, indem steht was als nächstes passieren wird. Ich muss jetzt gehen aber ich verspreche dir wir werden uns schon bald wiedersehen." Kaum hatte er das gesagt war er auch schon weg. Dass einzige was ich noch hörte war wie er sagte ,,Ich vermisse dich jetzt schon Schwesterchen." Das gefiel mir irgendwie.

Wie Mason gesagt hatte lief ich zurück zum Wohnheim. Auf dem Weg dorthin begegnete ich Aja die sich schon sorgen gemacht hatte. Nachdem ich ihr versichert hatte ,dass es mir bestens ging und ich nur eine kleine Verschnaufspause machen wollte, ließ sie mich dann endlich gehen. Mit zittrigen Händen öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer und blickte auf das Bett, auf dem wie versprochen ein Brief lag. War es etwa der von Mason? Natürlich war er das. Von wem sonst. Man manchmal bin ich echt dämlich. Vorsichtig öffnete ich das Papier und las was dort geschrieben stand.

Daphne.
Wie du jetzt weißt bin ich dein Bruder. Keiner darf von unserer Begegnung im Wald erfahren nicht einmal deine Freundin. Ich werde dir später alles erklären. Schon morgen werden wir uns wiedersehen. Bereite dich darauf vor einen neuen Klassenkameraden zu bekommen. Ich weiß es gibt noch viel zu klären und auch das werden wir sehr bald. Gedulde dich noch ein bisschen.
In liebe dein Bruder Mason.

Wow ich hätte vieles erwartet aber das? Niemals. Irgendwie freute ich mich schon auf ihn.


14

Den restlichen Tag hatte ich damit verbracht meine Gedanken zu ordnen. Was mir eigentlich ziemlich gut gelang. Lange hatte ich nicht gebraucht Mason als Bruder zu akzeptieren. Stattdessen wurde ich aber unglaublich wütend und traurig. Warum? Ganz einfach. Mein eigener Vater hatte mir ein wichtiges Geheimnis verschwiegen und hatte dann auch noch seinen eigenen Tod vorgetäuscht. Hat er sich den überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie sehr ich und Mom daran leiden würden? Tränen wollte aus meinen Augen aber mit großer Mühe schaffte ich es sie zurück zu halten. Diese ganze Aktion kostete mich aber viel Energie und so schlief ich schließlich ein.
,,Daph! Hey Daph wach endlich auf! Wir müssen zum Unterricht." Wer hatte die Schule nur erfunden? Er gehörte erschossen! ,,Los jetzt!" Aja rüttelte mich an meiner Schulter. Widerwillig setzte ich mich auf und schlug die Decke von meinem Körper. ,,Na endlich bist du wach. Komm wir müssen uns beeilen sonst kommen wir zu spät und das wollen wir ja nicht hab ich recht?" Oh wie ich es doch hasste so früh auf zu stehen. Auf einmal schossen mir alle Erinnerungen des gestrigen Tages durch den Kopf und Vorfreude überkam mich. Ich würde Mason wiedersehen! Schnell packte ich mir meine Sachen zusammen und zog mich in Windeseile an.
Wir hatten jetzt beide Mathematik und kamen gerade noch rechtzeitig. Wir hatten uns gerade auf unsere Plätze gesetzt da kam auch schon unser Lehrer. Im Schlepptau hatte er Mason der sich mit einem simplen -Hey, ich bin Mason- vorstellte und sich dann auf den freien Sitzplatz genau vor mir setzte. Als Aja ihn sah zog sie zischend die Luft ein. Ob es daran lag das er so gut aussah, oder daran das sie erkannt hatte, dass er der Sohn des Anführers war, wusste ich nicht.
Langsam drehte sich Mason zu mir herum und fixierte mich mit seinen hellbraunen Augen. Er sah mit seinem nahezu perfekten Körper einfach nur göttlich aus. Seine Gesichtszüge waren schon sehr männlich was mach nicht wunderte. Er hatte eine kleine Nase, hellbraune Augen die mich liebevoll anschauten, kastanienbraunes Haar und rote, volle Lippen. Wäre er nicht mein Bruder gewesen hätte ich mir durchaus vorstellen können mit ihm befreundet zu sein. Vielleicht auch mehr?
Endlich läutete es zur Pause. Nicht das ich etwas gegen den Unterricht hatte aber ich hielt es einfach nicht länger aus. Schon gar nicht wenn mein Bruder mich die ganze Zeit anstarrte als wäre ich etwas das man unter allem Umständen beschützen musste. Ich wartete weder auf Mason noch auf Aja. Als ich dann endlich draußen ankam setzte ich auf einen alten Baumstamm der am Rande des Schulgeländes lag. Nur kurze Zeit später kamen sowohl Kara als auch Aja zu mir herüber. ,,Hey Daph hast du zufällig Alec gesehen?" fragte mich Kara schüchtern. Das ich so was noch erleben durfte. Einmal in ihrem ganzem Leben war Kara SCHÜCHTERN! Das war eine Premiere! Aber warum fragte sie mich dass überhaupt?
,,Nein, sollte ich ?"langsam wurde ich misstrauisch. Sie hatte sich bisher doch auch nicht gefragt wo ein Junge steckt. Wenn schon , kamen sie zu ihr. ,,Nein, ich soll ihm nur ausrichten dass er heute mit uns Sport hat." Ach misst das hatte ich voll vergessen. Wir hatten heute ja Sport. Wie ich dieses Fach doch hasste. ,,Wenn ich ihn sehen sollte werde ich es ihm ausrichten!" Ich zwinkerte ihr einmal zu bevor sie sich dann umdrehte und davon lief. Warum lief sie denn jetzt weg? Seltsam.
Aja blieb bei mir und setzte sich neben mich ,, Geht es dir gut? Du wirkst so abwesend." War das so offensichtlich? Dabei hatte ich mich doch so sehr angestrengt es zu verbergen ,,Nein, mir geht es gut. Ich mach mir nur sorgen wegen dem Sportunterricht du musst wissen ich bin nicht sonderlich gut darin." Sie schien mir zu glauben denn auf einmal fing sie an schallend zu lachen ,,Und DESWEGEN machst du dir sorgen? ..Oh man du hast Probleme." Nun weinte sie schon fast vor lachen.
Als sie sich dann wieder beruhigt hatte, wollte sie sich was zu essen holen doch ich hatte keinen Hunger also blieb ich sitzen. Mir war langweilig. Was sollte ich jetzt machen? Wir hatten noch ganze zwanzig Minuten Pause. Ich entschloss mich mir meine Beine ein wenig zu vertreten. Es konnte ja nicht schaden.
Ich lief den schmalen Weg, der durch den kleinen Park führte, entlang bis ich auf einmal Alecs Geruch riechen konnte.
Vielleicht hatte ihn Kara noch nicht gefunden. Kurzerhand beschloss ich zu ihm zu gehen und ihm zu erzählen, dass er gleich mit uns Sport haben würde. Er war nicht schwer zu finden, denn seinen Geruch konnte ich schon von weitem riechen. Als ich ihn endlich sah stockte mir der Atem. Er lehnte an einem Baum und küsste sich gerade innig mit Adina!
Das versetzte mir einen Stich ins Herz. Aber warum? Ich kannte ihn doch gar nicht! Es müsste mir völlig egal sein! Doch dass war es nicht. Mein Herz zerbrach gerade in meinem inneren und nur mit mühe konnte ich die Tränen unterdrücken und ein gleichgültiges Gesicht aufsetzten. Erst als ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass mein Gesicht nichts verriet lief ich auf die beiden zu.
Als ich dann zwei Meter von ihnen entfernt stehen blieb, trennten sich die beiden von einander.
Musste es denn unbedingt Adina sein mit der er rummacht? Konnte es keine andere sein? Nein, nicht mal das wollte ich. Ich wollte das ihn niemand anfasste! Oh mein Gott! Was dachte ich da? Das hörte sich schon fast so als wäre er mein Eigentum! Das durfte nicht sein!
,,Was willst du hier, du Freak?" schrie Adina gehässig. Kurz verdrehte ich die Augen bevor ich ihr dann mit ebenso gehässigen Stimme zurück antwortete ,,Adina, das geht dich einen feuchten Dreck an! Also halt deine Klappe." Noch nie in meinem Leben hatte ich so mit ihr geredet! Normalerweise ignoriert ich es wenn sie mich beleidigte, aber jetzt hielt ich es einfach nicht mehr aus. Ich warf ihr einen Blick voller Verachtung zu. Dann drehte ich mich zu Alec um und setzte wieder meine gleichgültige Miene auf. ,,Ich soll dir von Kara ausrichten, dass du nach der Pause mit uns Sport haben wirst. Das war es auch schon. Entschuldigt die Störung. Ihr könnt jetzt dort weiter machen wo ihr aufgehört habt." Gerade wollte ich mich zum gehen wenden als sich die Windrichtung änderte. Er wehte mir Adinas Geruch direkt ins Gesicht. Ich erstarrte. Wie konnte das sein? Sie roch eindeutig nach Vampir und das war ganz sicher nicht Alecs Duft. Es war ihrer.
Wieso hatte ich sie nicht schon früher gerochen? Da viel es mir wie Schuppen von den Augen. Deshalb war sie schon immer so gut aussehend gewesen. Deshalb hatte sie so viel Geld. Deshalb hielt sie sich für etwas besonderes.
Jetzt wurde ich richtig wütend. Auf einmal erinnerte ich mich wieder, was damals im Wald passiert war, als ich so wütend war. Ich musste mich zusammenreißen, sonst würde wieder ein Feuer entstehen. Das durfte ich nicht zulassen.
Ohne die beiden eines weiteren Blickes zu würdigen, lief ich zurück zum Baumstamm. Nachdem ich sie weder riechen noch hören konnte, ließ ich meinen Tränen freien lauf. Sie schossen nur so aus mir heraus.
Warum musste es immer Adina sein, die es besser hatte als alle anderen? Ich hasste sie aus tiefstem Herzen. Sie war so eine schlechte Person und dennoch küsste Alec sie! Und jetzt stellte sich auch nicht heraus, dass sie ein Vampir war, genauso wie ich! Nein, nicht so wie ich. Schließlich war ich ja ein behinderter Vampir. Ein Vampir der sich von allen anderen unterschied. Ein Freak. Das durfte doch alles nicht wahr sein!
Plötzlich spürte ich, wie mich jemand in den Arm nahm. Sofort versteifte ich mich, doch wurde sofort wieder lockerer, als ich Masons Geruch wahrnahm. Er drückte mich fest an seine muskulöse Brust und ich erwiderte seine Umarmung.
Nachdem ich mich beruhigt hatte, ließ er mich los und schaute mich liebevoll an. ,,Geht es dir wieder besser?" Er klang besorgt. ,,Ja es geht wieder." Tatsächlich ging es mir dank ihm besser. ,,Dann ist ja gut. Was ist denn passiert?" Sollte ich es ihm erzählen? Ich entschloss mich dazu es ihm zu erzählen. ,,Kara kam vorhin zu mir und hatte gefragt ob ich Alec gesehen hatte, was ich beneinte. Kurze Zeit später wollte ich mir meine Beine vertreten. Als ich dann Alecs Geruch roch, entschloss ich ihm auszurichten, dass er heute mit uns Sport hat. Als ich ihn dann endlich sah, küsste er sich gerade mit Adina! zudem ist sie auch noch ein Vampir! Kannst du es fassen? Ausgerechnet sie ist ein Vampir!" Wieder kullerten mir Tränen über mein Gesicht. Sorgfältig wischte Mason sie weg. ,,Ich wusste, dass sie ein Vampir ist. Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich genau wusste, wie sehr du sie hasst. Ich übrigens auch. All die Jahre musste ich mir anschauen wie sie dich quälte und konnte nichts dagegen machen.” er war traurig, ja regelrecht am Boden zerstört. ,,Sie und ihre Familie sind adlig und das nur, weil Adina eine Gabe besitzt. Du musst wissen sie ist die einzige. Deswegen fühlt sie sich den anderen überlegen. Jeder der unter ihrem Niveau ist, wird wie ein Stück Dreck behandelt. Willst du wissen was sie für eine Gabe hat?" Wollte ich es wissen? Kurz überlegte ich, bevor ich ihm dann antwortete ,,Ja, sag es mir, bitte." Er musterte mich und als er dann sicher war, dass ich die Wahrheit sagte, fing er an zu erzählen ,,Sie kann blitze erzeugen. Das ist eine weit verbreitete Gabe bei adligen Vampiren. Du musst wissen, dass es drei Einstufungen gibt. Die erste, zu der auch Adina gehört, ist die der gewöhnlichen Kräfte. Dazu gehören alle Vampire, die nur eine Gabe haben. Meistens sind es solche Gaben wie blitze erzeugen, Manipulation von Gedanken und die Fähigkeit Energiebälle zu erzeugen. Dann gibt es noch die zweite Einstufung. In dieser befindet sich sowohl unser Vater als auch ich. Man kann nur dann in die zweite Einstufung kommen, wenn man zwei oder mehrere Gaben hat. Unser Vater hat bisher die meisten Gaben von allen Vampiren. Deshalb gilt er ja auch als so mächtig. Jeder Vampir der zweiten Einstufung, wird hoch geachtet. Es gibt nicht viele Vampire die zur zweiten Einstufung gehören. Sie besitzen Fähigkeiten wie zum Beispiel anderen Bildern in Gedanken zeigen, so wie ich. Dann gibt es auch noch das Gedanken lesen. Diese Gabe hat dein Vater. Er kann sowohl von Menschen, die Gedanken lesen , als auch von Vampiren und Tieren. Komischerweise gibt es genau zwei ausnahmen bei dieser Gabe. Er konnte weder die Gedanken von deiner Mutter lesen, noch die von dir. Wir wissen nicht woran das liegt." Wow, dass hatte ich nun wirklich nie erwartet ,,Er kann sich wie auch ich von den anderen Vampiren verbergen und sie täuschen. Dadurch denken viele, dass er ein Mensch ist. Auch du kannst das. Liegt wohl in der Familie.“ Ein lächeln huschte über sein Gesicht. Und die letzte Gabe ist die, dass er so etwas wie ein Seher ist. Er erkennt besondere Gaben von Vampiren. Dazu muss er den Vampir nur einmal berühren. Alles in einem ist er ein sehr mächtiger Vampir." Mason war sichtlich stolz darauf einen solchen Vater zu haben. Ich konnte es ihm nicht verübeln, denn schließlich war ich schon immer stolz gewesen, einen solchen Vater wie ihn zu haben.
Aber fehlt da nicht noch etwas? ,,Hast du nicht gesagt es gibt drei Einstufungen?" Das hatte er doch, oder etwa nicht? ,,Doch, aber bisher gab es nur eine Person die es in die dritte Einstufung geschafft hatte. Ihr Name war Darja. Sie war zum teil Vampir -zwar nur ein kleiner Teil aber dennoch ein Vampir- zum anderen ein Engel und dazu noch wunderschön und mächtig. Sie besaß die Gabe der Elemente. Damit meine ich, dass sie sowohl mit Erde, Feuer, Luft und Wasser umgehen konnte, als auch unsere Geschwindigkeit, Kraft und Unsterblichkeit hatte. Sie war gutmütig, herzlich und liebevoll. Sie verschwand vor wenigen Jahren und keiner -nur unser Vater- weiß was mit ihr passiert ist. Man sagt, das sie zurück in den Himmel gegangen ist, wo sie auch hingehört. Dennoch weiß ich nicht ob das stimmt. Dad hat nie darüber gesprochen. Es gibt eine Sage in der es heißt, dass einst ein noch viel mächtigeres Wesen geboren werden wird. Es wird mehr Gaben besitzen als je einer zuvor. Mehr als es Darja hatte. Wenn es gefunden werden wird, wird Frieden zwischen uns herrschen.
Seit geraumer Zeit suchen wir diesen Vampir haben ihn leider noch nicht gefunden. Er wird der mächtigste aller Vampire sein. Deshalb müssen wir ihn schützen, denn es gibt natürlich auch bösartige Vampire die nach dem Leben dieses Wesens trachten. Die Familie von Adina gehört zu ihnen. Sie wollen selbst an die Herrschaft. Haben es bis dahin aber nicht geschafft. Sie erhoffen sich dass sie das Wesen auf ihre Seite ziehen können, damit sie endlich an die Herrschaft kommen können. Sollte dies nicht funktionieren, so werden sie es einfach umbringen. Dennoch sind sie keine Bedrohung für uns. Schließlich können wir uns selbst schützen. Außerdem beschütze ich dich zusätzlich auch." Wie süß war das denn jetzt? Ich zog ihn zu mir und umarmte ihn. Sofort erwiderte er die Umarmung. Eine Weile blieben wir so umschlungen bevor wir uns dann voneinander lösten. Meine Gedanken schweiften ab. Fragen wie: Würde ich es auch in die zweite Einstufung schaffen? Sollte ich ihn fragen? Gerade wollte ich zur frage ansetzten, als es zum Pausenende läutete.


15.

Ich stöhnte auf. Sport. Zum Glück waren Kara, Aja und Mason auch noch da. Gott sei dank kam ich mit Aja und Mason zusammen in eine Gruppe. Heute stand Volleyball auf dem Plan. Leider Gottes mussten wir gegen Alice, Adina und Alec spielen. Was nicht unbedingt vorteilhaft war. Auch wenn ich im Volleyball ziemlich gut war. Lag wahrscheinlich daran, dass es zu den wenigen Sportarten gehörte die ich mochte. Es machte mir spaß Volleyball zu spielen. Wir stellten uns auf und gingen leicht in die Hocke. Adina hatte Aufschlag und bevor ich es realisieren konnte, schleuderte sie den Ball mit voller Wucht in mein Gesicht. Ich verlor mein Gleichgewicht und landete unsanft auf dem Boden. ,,Oh entschuldige, das war nicht mit Absicht. Aber es macht dir doch bestimmt nichts aus mal am Ball zu schnüffeln, nicht wahr , Schätzchen?" Sie triefte nur so vor Sarkasmus. Als sie mich dann auch noch mit ihrem herablassenden Blick anschaute drehte ich völlig durch. Was glaubte sie eigentlich wer sie war!? Ich wollte mich gerade auf sie stürzen -und dabei war es mir so was von egal ob jemand mitbekommen würde, dass ich ein Vampir war oder nicht- da griff Aja nach meiner Hand und zog mich mit aller Kraft zu sich. Sobald sie mein Gesicht gesehen hatte zuckte sie zusammen und ließ augenblicklich meine Hand los. Wäre ich jetzt nicht so wütend gewesen, hätte ich mich auf dem Boden gekugelt vor lachen. Ihr Gesichtsausdruck war einfach zum wegschmeißen. Nie hätte ich gedacht das Aja jemals vor mir Angst haben könnte. Doch sie tat es. Man sah es in ihren Augen.
Dann drehte ich mich zu Adina um, die mich immer noch hämisch angrinste. Na der würde das Grinsen gleich vergehen. Ich nahm den Ball, der immer noch neben mir lag in die Hand und schleuderte ihn wie sie zuvor über das Netz. Auch ich wendete nicht gerade wenig Kraft an. Der Ball wäre fast geplatzt aber das war mir egal. Adina, die nicht mit so einer Reaktion gerechnet hatte, war so überrascht, das sie den Ball nicht mehr aufhalten konnte. Mit voller wucht knallte er ihr ebenso wie mir ins Gesicht. Ich weiß, es war nicht gerade professionel von mir Gewalt mit Gewalt auszugleichen aber in diesem Moment konnte ich einfach nicht anders. Sie dachte immerzu dass sie jedem überlegen ist, jetzt sollte sie mal am eigenen Leibe erfahren, dass es nicht so war.
,,Wenn es mir nichts ausmacht am Ball zu schnüffeln, dann macht es dir bestimmt auch nichts aus." Sie hielt sich mit der Hand die Nase zu und mit der anderen Hand hielt sie sich an Alice fest. Sie tat so, als würde sie Bluten und sich kaum auf den Beinen halten können. Was aber so was von gelogen war! Ich konnte keinerlei Blut riechen. Außerdem hätte sie - als Vampir - locker stehen können. Dieses Miststück! ,,Das wirst du noch bereuen, du Freak!" schrie sie mich an. Alec der bisher nichts gesagt hatte stand einfach nur da und grinste sich einen ab. Was hatte er nur für ein Problem!? Warum grinste er so dumm!? Wütend drehte ich mich um, schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen.
Nach wenigen Sekunden des Ein- und Ausatmens hatte ich mich wieder beruhigt. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schritt ich auf Mason der mich augenblicklich in seine starken Arme schloss. Ich fühlte mich so wohl bei ihm, dass ich ein leises Kichern nicht zurückhalten konnte. Somit hatte auch er mich zum lachen gebracht.
Das alles innerhalb nur wenigen Stunden. Ich war beeindruckt. Nachdem ich mich dann von ihm gelöst hatte und dem fragenden und zugleich verwirrten Blick von Aja begegnete, gab ich ihr zu verstehen, dass wir später darüber reden würden. Als Antwort bekam ich ein schlichtes Nicken.
Nun drehte ich mich wieder zu Adinas Gruppe um. Sofort bereute ich meine Entscheidung. Adina saß auf dem Boden und hatte Alec an seinem Shirt zu sich hinunter gezogen, damit sie ihn küssen konnte. Zum einen war da wieder der vernichtende Schmerz in meiner Brust und zum anderen gab es da auch noch den Ekel vor den beiden. Wie konnte man nur so blind sein.
Schließlich gewann der Ekel und ich konnte ein würge Geräusch nicht unterdrücken. Sofort lösten sich die beiden von einander und schauten mich an. Adina wütend und Alec … keine Ahnung wie er schaute. Ich konnte nichts in seinem Blick erkennen. Bevor ich mich noch übergeben musste erklang auch schon der Pfiff, der das Ende der Stunde verkündete.
Überglücklich darüber schnappte ich mir Aja und lief in die Umkleide Kabine. Hätte ich mich mehr auf meine Umgebung konzentriert, dann wäre mir mit Sicherheit der mörderische Blick von Kara aufgefallen, den sie mir zuwarf.

Am Abend war es dann soweit, dass ich Aja alles erzählen musste. Vorher hatte ich Mason noch gebeten mir zur Seite zu stehen, was er natürlich bejahte. Wärend ich Aja alles über die Beziehung zwischen mir und Mason erzählte wurde ihr Gesichtsausdruck immer ungläubiger.
Nachdem ich geendet hatte starrte sie mich mit offenem Mund an. ,,Du.. Du bist seine Schwester!?” Schrie sie hysterisch. ,,Das habe ich dir doch gerade gesagt.” zu meiner eigenen Überraschung klang meine Stimme ruhig und gelassen. ,,Das..das ist unglaublich.” stotterte sie nun leiser.
Wenn sie nur wüsste. Ich hatte ihr nämlich nicht gesagt, dass unser Vater der Herrscher der Vampire war. Hätte sie das gewusst, hätte sie bestimmt einen Herzstillstand bekommen. Und das sollte mal was heißen.
Nachdem sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte und Mason in sein Zimmer verschwand, legten wir uns schlafen. ,,Daph?” flüsterte Aja ,,Hmm?” ich war kurz vor dem Einschlafen gewesen. ,,Denkst du.. Denkst du ich hätte bei Mason vielleicht Chancen?” fragte sie mich schüchtern. Hatte sie mich gerade tatsächlich gefragt ob sie bei ihm Chancen hat!? ,,Würdest du das bitte noch einmal wiederholen? Ich glaube ich hab mich gerade verhört. Ich dachte du hättest gefragt ob du Chancen bei Mason hast.” lange Zeit sagte sie nichts so, dass ich schon dachte, sie wäre eingeschlafen. Aber dann ertönte ein genervter Seufzer von der anderen Seite ,, Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich zu ihm hingezogen und jedes Mal wenn er in der Nähe ist fängt mein ganzer Körper an verrückt zu spielen. Kannst du das verstehen? Ich weiß ja nicht so recht aber ich glaube, ich habe mich in Mason verliebt! Was soll ich nur tun!?“ Ihre Panik konnte man kaum überhören.
Dieses Gefühl kannte ich nur zu gut. Es war genau das gleiche bei mir. Nur das es statt Mason Alec war der mich anzog. Aber Moment mal! Hieß das nicht, dass ich mich dann in Alec verliebt hatte!? OH.MEIN.GOTT! Schnell schob ich den Gedanken beiseite denn schließlich musste ich mich hier auf Aja und Mason konzentrieren und nicht auf mich! Schnell ging ich die Möglichkeiten durch wie Mason sich wohl fühlt. Und ich kam zu dem Ergebnis, das ich nicht die geringste Ahnung hatte. ,,Ich weiß nicht. Wenn du willst kann ich ihn mal ganz unauffällig fragen wie er dich findet. Was meinst du?” Hoffentlich würde er es mir sagen. Ich wünschte mir irgendwie, dass die beiden zusammen kommen würden. Und aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, genau das richtige zu tun. ,,Würdest du das wirklich für mich tun?” erstaunt und gleichzeitig erfreut richtete sie sich auf ihrem Bett auf und schaute mich an. ,,Aber natürlich!” antwortete ich ihr wahrheitsgemäß. Wenige Augenblicke später wurde ich stürmisch umarmt ,,danke.. danke…danke! Du bist die beste! Weist du das?” ich konnte nicht anders als zu grinsen ,,Ja ist ja schon gut. Lass uns jetzt endlich schlafen gehen”

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich konnte einfach nicht mehr einschlafen. So als hätte irgendjemand einen Schalter in gemeinem Kopf betätigt. Also beschloss ich mich auf den weg zu Mason zu machen. Schließlich konnte ich ihn doch auch jetzt fragen, wie er Aja fand oder nicht?
Da Aja schlief und nicht mitbekam wie ich das Zimmer verlies machte ich mir keine Sorgen mehr. Die Gänge waren leer und das hieß, dass ich eigentlich hätte rennen können. Doch ich hatte schlichtweg keine Lust darauf. Also ging ich ganz normal den Weg zu den Jungenräumen. Dabei folgte ich Masons Geruch. Kurz bevor ich um die letzte Ecke biegen wollte, wurde ich fest an die Wand gedrückt. Natürlich hätte ich mich ohne Probleme währen können, doch als ich den Geruch erkannte, wollte ich das nicht einmal. ,,Was suchst du denn noch hier um diese Zeit? Müsstest du nicht in deinem Bettchen liegen und schlafen?” erklang seine spöttische Stimme direkt neben meinem Ohr. Bin ich ein Baby oder was? ,,Lass mich sofort los du arrogantes Schwein!” zischte ich ihn wütend entgegen. Daraufhin drückte er mich umso fester gegen die Wand. ,,Nana, wir wollen doch nicht gleich beleidigend werden.” ganz ruhig Daphne. Du weist was passiert wenn du dich nicht unter Kontrolle hast. Langsam atmete ich ein und aus. Als ich dann endlich wieder im Griff hatte, musste ich einfach etwas sagen. Sowas konnte ich schließlich nicht auf mir sitzen lassen! ,,Alec Schatz..” begann ich zuckersüß ,, …hast du nichts besseres zu tun als mich zu nerven. Wenn nicht dann gebe ich dir gerne eine Idee.” Ich hoffte das er mich nun endlich los lassen würde ,,So? und was für eine brillante Idee wäre das?” wieder hatte sich der spöttische Unterton in seine Stimme gemischt. ,,Wie wäre es, wenn du mich einfach loslassen würdest und zu deiner kleinen Nutte Adina läufst? Ich wette mit dir, dass sie hoch erfreut sein wird, wenn du bei ihr vorbei schauen würdest.” Natürlich wollte ich das nicht! Ich wollte das ganz und gar nicht! Er sollte hier bleiben! Bei mir!
Daphne was denkst du da denn schon wieder? Ermahnte ich mich selber. Man ich würde noch wahnsinnig werden. ,,So meinst du das? Ich wüsste nicht was ich mit dieser Barbie anfange sollte.” zischte er nun wütend. Warum war er denn nun wütend? Wer hatte hier denn bitte mit einer Barbie rummgemacht? Ich bestimmt nicht! ,,Oh mir fallen da auf Anhieb die verschiedensten Sachen ein. Wie wärs denn zum Beispiel mit der Fortsetzung von dem was ihr in der Spothalle veranstaltet habt? Oder wollt ihr vielleicht noch weiter gehn? Sie wird sich bestimmt freuen!” mit jedem Wort meinerseits verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck zunehmend. Ganz plötzlich, ohne das ich es hätte voraussehen können, drückte er seine weichen Lippen auf die meinen. Leidenschaftlich bewegte er sie auf meinen. Mein gesamter Köper war wie erstarrt. Ohne es überhaupt zu wollen, bewegten sich meine Lippen automatisch und erwiderten seinen Kuss. Mein ganzer Körper stand in Flammen überall kribbelte es. Gerade als ich mich dem Kuss völlig hingeben wollte spürte ich seine Fänge die bereits begannen zu wachsen. Dieser kurze Moment genügte um mich zurück in die Realität zu reißen. Sofort löste ich mich von ihm, ohne darauf zu achten ob ich auffliegen könnte oder nicht. Noch bevor er realisiert hatte, dass ich mich aus seinem Griff befreit hatte, klatschte ich ihm auch schon meine flache Hand ins Gesicht. ,,Was sollte das!? Hast du sie nicht mehr alle!? Was fällt dir ein mich zu küssen!? Denkst du ich bin auch so ein Miststück wie Adina die alles mit sich machen lässt!? Falsch gedacht! Wag es ja nicht mich noch einmal anzufassen hast du mich verstanden!” Nun war ich richtig wütend. Auch er hatte sich wieder aus seiner starre gelöst und sah mich fuchsttäufelswild an. Oh oh kein gutes Omen. ,,Bist du noch ganz bei Trost!? Kein Wunder das dich jeder Freak nennt! Schließlich bist du ja auch einer! Außerdem bist du doch eh nur neidisch auf so eine Frau wie Adina! Sie hat alles von dem du nur träumen könntest! Sie ist wunderschön. beliebt, hat Freunde, Geld und eine Familie! Und was hast du? NICHTS! Du bist ein armes kleines Mädchen das sich glücklich schätzen kann, dass sich meine Schwester mit dir abgibt!” schrie er mich an. Jedes einzelne Wort fühlte sich wie ein Messerstich in meinem Herz an, welches umgedreht worden war und dann gewaltsam wieder herausgerissen wurde. Wie hatte ich mich nur in so einen gefühlstoten Arsch verlieben können? Tränen sammelten sich in meinen Augen und drohten überzulaufen. ,,So? Das denkst du also über mich? Das ich ein Freak bin der auf so ein falsches Wesen eifersüchtig ist? Fein.” Eine einzelne Tränen entwischte und rollte langsam an meiner Wange hinunter. ,,Daphne. E- es tut mir leid. So war das nicht gemeint! Ich wollte das nicht sag-..” Er wollte weiter reden doch ich ließ ihn nicht. ,,Alec, spar es dir einfach. Ich will nichts mehr von dir hören. Sprich mich einfach nie wieder an. Hau einfach ab.” Ich drehte mich um und ließ ihn einfach dort stehen. Mit einem Gebrochenem Herzen ging ich zu Mason.


16.


Als ich die Tür öffnete und hoffte meinen Bruder vorzufinden achtete ich auf nichts anderes mehr. Schlimmer konnte es eh nicht mehr werden. Doch da sollte ich mich gehörig täuschen.
Ich schaute im ganzen Zimmer nach doch ich konnte ihn nirgends finden. Wo er wohl hingegangen ist? Erst jetzt fiel mir auf, das sein Fenster weit geöffnet war und sein Geruch dort hinaus strömte. Er musste also aus dem Fenster nach draußen gegangen sein. Ohne weitere Zeit zu verschwenden lief ich auf da Fenster zu, sprang hinaus und landete leicht wie eine Raubkatze auf dem Boden. Ich hatte keinerlei Schaden genommen, was mich nicht weiter wunderte. Ich versuchte Masons Geruch zu folgen was gar nicht mal so schwer war, da ich ihn kaum überriechen (ist das überhaupt ein richtiges Wort? XD) konnte. Schnell war er gefunden.
Er lehnte an einen Baum und schaute gedankenverloren umher. Hier stimmte doch etwas nicht.
,,Mason, was ist los?" Er hatte mich nicht gehört, was ja schon ziemlich seltsam für einen Vampir ist. Langsam ging ich weiter und blieb schließlich drei Meter vor ihm stehen. Nachdem er realisiert hatte, dass ich vor ihm stand, schaute er in Richtung Himmel und sagte leise ,,Es tut mir leid Daph, aber ich muss schon nächste Woche zurück zu unserem Vater. Du musst wissen, dass ich ihm immer Bericht erstatten muss, wie es dir geht. Normalerweise müsste ich noch nicht gehen aber ich habe einen Anruf bekommen und Dad fordert mich auf jetzt schon zu kommen. Er hält es einfach nicht mehr aus ohne Neuigkeiten von dir. Ich weiß nicht wie lange ich weg bleiben werde.“ Er sah so unendlich traurig aus, als er das sagte. Und wieder war dieses starke Band zwischen uns deutlich zu spüren. Ich konnte fühlen wie es ihn innerlich zerriss, als er mir das sagte. Ohne nachzudenken lief ich zu ihm hin und nahm ihn in den Arm. ,,Wir werden eine Möglichkeit finden uns zu sehen. Ich werde dich, jetzt wo ich dich gefunden habe, nicht einfach so gehen lassen. In diesen wenigen Tagen die wir uns kennen, habe ich dich unheimlich lieb gewonnen." Auch wenn ich nur leise sprach, wusste ich, dass er mich hören konnte.
Keiner von uns beiden wusste wie lange wir so standen, aber eins war klar, wir würden es nicht so enden lassen.
Plötzlich strich Mason mir über die Wange ,,Nicht weinen. Wir haben doch noch eine Weile Zeit." Mir war bis jetzt gar nicht aufgefallen, dass ich weinte. Also strich ich mir sicherheitshalber noch einmal über die Wange und nickte ihm dann zu. ,,Wann wirst du gehen?“ es sollte eigentlich ruhig und stark klingen doch ich versagte auf der ganzen Linie. ,,Ich weiß nicht genau vielleicht schon in zwei Tagen.“ Was!? So früh schon? Und da fiel mein Entschluss. Es sollten schöne Tage werden und gleich morgen würde ich damit anfangen. ,,Ähm.. Daph? Warum riechst du eigentlich nach einem anderen Vampir?" Misstrauisch schaute er mich an. Na toll. Konnte es denn noch schlimmer kommen? ,,Frag einfach nicht mehr, bitte." flüsterte ich traurig schaute auf den Boden. Ich spürte wie er sich versteifte und die Luft anhielt. Nach mehreren Minuten des Schweigens, traute ich mich endlich ihn an zu sehen. ,,Geht es dir gut?" fragte er mich besorgt. ,,Ja es wird schon werden. Ich brauche etwas Zeit um das alles zu verarbeiten." Eine einsame Träne entkam schon wieder. Besorgt und wütend strich Mason mir über die Wange. Besorgt um meine Gefühle und wütend auf die Person die mich zum Weinen gebracht. Und das gab schließlich den Ausschlag. Ich erzählte ihm alles was passiert war. Wie er mich auf dem Flur aufgehalten hatte, mich gegen die Wand gedrückt hatte. Mich geküsst hatte und was er mir am ende an den Kopf geworfen hatte. Mit jedem Wort meinerseits verschlechterte sich seine Stimmung und er wurde wütender. Das ging soweit, dass seine Fangzähne anfingen zu wachsen und ihm ein bedrohliches Knurren entwich. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es ihn zurück zu halten, damit er nicht augenblicklich zu Alec rannte und ihn umbrachte. Ich versicherte ihm ,dass es mir weitgehend gut ging und ich das alles erst mal verdauen musste. Während ich ihn nach drinnen schickte, blieb ich noch eine weile draußen um nach zu denken. So vergingen die Sunden ohne das ich es überhaupt merkte. Meine Gedanken drehten sich immer nur um das gleiche. Erst das mit Alec, was mich schon traurig genug machte, doch dann auch noch die Nachricht, dass Mason gehen musste, riss mich dann vollkommen in eine unvorstellbare Trauer. Was wenn er nicht zurück kommen würde? Was wenn ihm etwas zustoßen würde während er auf dem Weg dorthin war? Ich wollte gar nicht denken was dann passieren würde. Mir wurde bewusst wie schwach ich doch eigentlich war. Wer weiß wie viel ich noch aushalten würde.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich angefangen hatte zu rennen. Die Bäume zischten an mir vorbei. Es war ein schönes Gefühl endlich wieder so schnell laufen zu können. Mir war schwer gefallen den ganzen Tag ein "normales" Tempo beizubehalten. Außerdem nervte es mich, mich verstellen zu müssen. Es gab mir ein Gefühl von Freiheit und ich konnte endlich mal abschalten und genießen.

Nachdem ich noch eine Weile durch den Wald gerannt war und wieder zurück laufen wollte, nahm ich den vertrauten Geruch von Kara war. Aber es war nicht nur Karas Geruch sondern auch noch ein anderer. Auch er kam mir bekannt vor.. war das nicht Alecs Geruch? Auch wenn Alec jetzt die letzte Person war die ich sehen wollte, musste ich mich einfach versichern, das es Kara gut ging. Schließlich war er ein Vampir uns sie nur eine hilflose, schwache Sterbliche. Also lief ich dem Geruch entgegen. Vorsichtig, darauf bedacht auf nichts zu treten was seine Aufmerksamkeit auf mich lenken könnte. Schnell kam ich ihnen näher und auch der Duft wurde immer stärker. Ich dachte kurz an den Wind, damit er mir entgegen wehen sollte. So konnte Alec mich auf keinen Fall riechen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern. Und tatsächlich. Dort, vielleicht nur fünf Meter von mir entfernt, standen Alec und Kara fest umschlungen. Ich konnte es nicht glauben. Was machten die beiden denn da!? Gerade als ich mich auf die beiden zu bewegen wollte, fest in dem Glauben, dass Alec Kara wie mich zuvor hatte küssen wollen, als hörte wie Kara leise flüsterte ,,Ach komm schon Alec. Was willst du von einer wie Daphne? Ich habe euch im Flur gesehen und davor noch die ganze Sache mit Adina. Ich meine Adina, okey. Aber Daphne? Kuck sie dir doch an! Sie hat weder Freunde noch ist sie beliebt. Also warum küsst du sie dann? Wenn du doch so was..” dabei zeigte sie auf sich selbst ,, ..wie mich haben kannst?" Während jedem Wort war sie immer näher an seine Lippen gekommen. Mittlerweile, trennten die beiden nur wenige Millimeter voneinander. Was hatte sie bloß vor? ,,Bist du nicht ihre beste Freundin?” fragte er sie. ,,Ha! Das ich nicht lache! Ich und ihre Freundin? Das glaubst du doch wohl nicht im ernst. Sie war mir einfach keine Konkurrenz, schließlich beachtete sie kein Junge. Warum sollte ich mich als mit jemandem abgeben der mir die Typen vor der Nase weg nehmen könnte? Da war es doch ganz einfach mich bei ihr einzuschleimen und auf Freundin zu machen.” Ein hämisches Grinsen lag nun auf ihren Lippen.
Alec wollte gerade etwas erwidern, als Kara sich vorbeugte und ihn stürmisch küsste. Und was machte er? Er wehrte sich nicht einmal! Was sollte das? Tränenüberströmt, rannte ich weg. Weg vor Alec, weg vor Kara, von der ich gedacht hatte, dass sie meine Freundin war. Sie hatte mich belogen und nur benutzt!
Ich wollte einfach nur weg. Kurz überlegte ich wo ich hingehen sollte. Zurück in mein Zimmer wollte ich nicht, denn dort würde ich früher oder später sowohl Aja als auch Mason begegnen. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern. Ich wollte allein sein, aber wo? Da fiel mir mein See wieder ein. Niemand würde darauf kommen das ich dort sein würde.
Ich rannte zielstrebig darauf zu. Durch die Wut und die Trauer die ich im Moment empfand, trieben mich meine Füße nur noch schneller vorwärts. Nur wenige Sekunden erreichte ich meinen See und brach vor dem Ufer zusammen. Meine Tränen flossen mir wie Sturzbäche über die Wange und wollten einfach nicht aufhören zu fließen. Ich wollte nichts mehr spüren, nichts mehr denken, nichts mehr sehen oder hören. Schließlich rappelte ich mich auf und ging mitsamt meinen Klamotten ins Wasser. Es war mir egal, dass das Wasser eiskalt war, also lief ich einfach weiter. Es ließ mich vergessen. Genau das wollte ich jetzt. Vergessen.
Nach wenigen schritten, ging mir das Wasser schon bis zu den Schultern. Doch das reichte mir noch immer nicht. Ich wollte ganz von dem Wasser umgeben sein. Wollte das es mich vergessen ließ, was gerade geschehen war. Wollte einfach niemanden mehr sehen. Ich machte nur wenige Bewegungen und spürte wie sich die Luft wie ein Ball um mich sammelte. Dann tauchte ich hinab, bis ich die Oberfläche kaum noch sehen konnte. Ich brauchte doch gar nicht zu Atmen wozu als der Luftball um mich herum? fragte ich mich selbst. Also ließ ich die Luft entweichen und spürte augenblicklich wie das kühle Wasser sich wie eine zweite Haut um mich legte. Es fühlte sich richtig an. Ich fühlte mich wohl. Das Wasser um mich herum fing an zu sprudeln. Es fühlte sich unglaublich an. So als würde man massiert werden oder auf einem Wasserbett schlafen, nur tausendmal besser. Ich zog meine Beine an meine Brust und umklammerte diese mit meinen Händen. Es war dunkel hier unten aber das war mir im Moment egal. Denn genau so fühlte ich mich auch innerlich. Kalt, dunkel und leer. Mir schwirrten viele Fragen im Kopf die sich wie ein Laufband wiederholten. Warum hatte ich mich nur so stark in Kara getäuscht? Wie konnte sie mir das nur antun? Warum hat Alec so was zu mir gesagt? Warum wurde ich nur immer von allen verletzt? Was konnte ich jetzt noch machen? Mein Herz war schon lange in Scherben zertrümmert worden. Es wunderte mich, dass ich es geschafft hatte so lange durch zu halten. Ich wusste nicht was ich jetzt machen sollte aber eines war klar: Ich wollte vergessen und würde das auch tun. Irgendwann. Eine letzte Träne rann meine Wange hinunter, die sich sofort mit dem Wasser um mich herum vermischte.
Plötzlich fing das gesamte Wasser an in einem hellen, warmen Licht zu leuchten. Es bündelte sich zu einer kleinen, münzgroßen Lichtball zusammen. Es war so angenehm warm. Ich nahm den Ball in meine Hände und umschloss diesen. Er wurde immer heller und wärmer. Doch das machte mir nicht im geringsten etwas aus. Ich schloss meine Augen nur um sie sofort wieder aufzureisen. Eine wunderschöne Stimme war zu hören. Sie sang ein Lied, dass mir irgendwie bekannt vorkam. Jedoch konnte ich mich nicht erinnern. Trotzdem fühlte ich mich geborgen und zu Hause. Auf einmal spürt ich wie mich eine gewaltige Energie durchfuhr und mein Herz für einen kleinen Moment erwärmte und wieder zusammenflickte. Als die Energie verschwunden war, zumindest glaubte ich das, spürte ich wie mir etwas aus dem Rücken wuchs. Es tat nicht weh, im Gegenteil es fühlte sich unbeschreiblich schon an. Kurz sah ich nach hinten um zu sehen was passiert war und erstarrte. Zwei riesige, weiße, wunderschöne Engelsflügel ragten mir aus dem Rücken. Sie wahren einfach himmlisch. Von ihnen ging eine wärme aus, die sich rasch in meinem ganzen Körper verbreitete. Wie aus Geisterhand schlossen sich meine Flügel um meinen Körper und lullten mich mit ihrer wärme immer weiter ein. Langsam glitt ich in einen tiefen Schlaf, indem es keine schlechten Seiten gab.


17.

Ich wusste nicht wie lange ich geschlafen hatte. Das war mir um ehrlich zu sein auch egal. Es war ein traumloser Schlaf gewesen und dennoch habe ich die ganze Zeit über diese wunderschöne Melodie gehört. Nachdem die Melodie verstummt war, wachte ich auf. Alle Erinnerungen kehrten zurück und vernebelten meinen Kopf. Wie Mason mir sagte, dass er gehen muss. Was Kara gesagt hatte und wie sie Alec küsste. Alec der mir all diese Sachen an den Kopf warf. Wie ich geweint hatte und dann in das eiskalte Wasser gelaufen bin. Wie das Wasser begann zu leuchten und wie mir wunderschöne Engelsflügel wuchsen.
Ob sie wohl noch da waren? Vorsichtig hob ich meinen Blick und sah zu meinem Rücken. Tatsächlich ragten immer noch diese wunderschönen, perlweißen Flügel aus meinem Rücken. Wie war das nur möglich? Ich war doch ein Vampir! Hatte es etwas mit meinen Seltsamen Fähigkeiten zu tun? Ich wusste es nicht. Kurzerhand beschloss ich mit Mason zu meinem Vater zu gehen. Er müsste doch wissen was mit mir los ist. Hier hielt mich nichts mehr. Weder die Schule, noch meine sogenannten Freunde. Naja es gab ja eigentlich nur eine. Aber wie gesagt, es GAB nur eine. Wobei das ja nicht stimmte. Schließlich gab es da auch noch Aja. Zumindest sie würde ich nicht verlieren. Sie würde es bestimmte verstehen oder? Ich nahm mir vor mit ihr noch darüber zu sprechen.. irgendwann.
Eigentlich wollte ich noch nicht weg hier. Doch ich konnte die Anwesenheit von Mason spüren. Also konzentrierte ich mich darauf meine Flügel verschwinden zu lassen. So wie ich es bei meinen Zähnen schon einmal gemacht hatte. Ein leichtes Ziehen war zu spüren und dann war es weg. Sowohl das Ziehen als auch meine wunderschönen Flügel. Die Kraft von selbst nach oben zu schwimmen hatte ich schon lange nicht mehr. Aber das musste ich auch nicht, denn das Wasser schob mich bereitwillig. Wie nützlich diese Fähigkeiten doch sein konnten.
Als ich dann endlich an der Oberfläche war, schob ich mich der Luft immer weiter entgegen. Am Ende stand ich dann auf dem Wasser ohne zu versinken. Langsam lief ich zurück ans Ufer. Das Wasser unter meinen Füßen, glitzerte wie kleine Diamanten. Es war wirklich schön.
Ich hörte ein zischendes Einatmen. Erst jetzt schaute ich auf und sah Mason der mich aus großen Augen geschockt ansah. Jetzt gab es für mich kein Halten mehr. So schnell ich konnte rannte ich auf ihn zu und heulte an seiner Brust was das zeug hielt. Erst war er völlig perplex , doch dann nahm er mich in den Arm und drückte mich fest an sich. Er wusste gar nicht wie sehr mir das gerade half.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste ich mich von ihm und schaute ihm in die Augen. Ich konnte seinen fragenden Blick sehen, doch über seine Lippen kam kein einziges Wort. Dennoch verspürte ich den Drang ihm zu erzählen was passiert war. Also fing ich an zu erzähle was passiert war nachdem er gegangen ist und ich Alec und Kara sah. Was Kara über mich gesagt hatte und wie sie mich belogen und betrogen hatte.
Als ich dann endlich fertig war schaute er mich mit einer Mischung aus Wut, Mitleid, Erstaunen, Enttäuschung und Trauer an. Er hatte mich während meiner Erzählung kein einziges Mal unterbrochen. Auch jetzt stellte er mir nicht viele Fragen. Doch eine schien ihn sehr zu beschäftigen. ,,Wo bist du die ganze Zeit gewesen? Ich meine du warst ganze vier Tage wie vom Erdboden verschluckt. Ich bin fast gestorben vor Sorge." Nun war ich diejenige die ihn geschockt ansah. ,,Ich habe VIER Tage geschlafen?!" schrie ich. Das konnte doch nicht sein, oder doch? ,,Ja, zumindest warst du glatte vier Tage unauffindbar. Erst heute habe ich mich an den See hier erinnert. Wie kann es überhaupt sein, dass so ein wunderschöner See im Wald ist? Und diese Blumen wachsen doch auch nicht in dieser Umgebung." verwirrt schaute er sich um. ,,Oh, dass ist einfach. Alles was du hier siehst, habe ich selbst gemacht." Ich sagte das als wäre es nichts besonderes so etwas machen zu können. ,,Wie meinst du das?" fragte er mich mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen. ,,Mit meinen Gaben." ich dreht mich einmal um mich selbst und sah ihm dann direkt in die Augen, die mich ungläubig anstarrten. ,,Du..du hast Gaben ?! Und das sagst du mir nicht?! Was sind das für Gaben!? “Wow. Mein sonst so ruhiger Bruder rastete ja total aus. So etwas war man ja gar nicht von ihm gewöhnt. ,,Ich kann das Wasser und die Erde benutzen sowie auch das Feuer und die Luft. Ich muss mich nur darauf konzentrieren. Um genau zu sein ist das alles eine Sache der Konzentration. Das geht alles über die Gedanken." ,,Du..du kannst alle Elemente benutzen?" stammelte er. ,,So wie es aussieht, ja." Warum fragt er noch? Ich hab es ihm doch gerade gesagt. Brüder können manchmal echt dumm sein. ,,Oh mein Gott! Du bist es!" Ähm ... ja? Was meint er denn jetzt wieder? ,,Wer bin ich? Man dass wird mir grad alles zu viel!" Das stimmte. Es war wirklich alles zu viel. Ich war schon am überlege, ob ich nicht doch zurück ins Wasser gehen sollte. Würde bestimmt niemandem etwas ausmachen. Naja, vielleicht Mason oder Aja. Aber dem Rest bestimmt nicht.
,,Das kann ich dir nicht sagen." Ich war so tief in Gedanken gewesen, dass ich Mason glatt vergessen hatte. ,,Warum kannst du es mir nicht sagen!? Warum kann mir keiner was sagen!? Mir reicht es langsam!" Die ganze Wut die sich über die Tage bei mir aufgestaut hatte, kam jetzt zum Vorschein. Wie schon erwartet fing wieder ein Teil des Waldes an zu brenne. Ausgerechnet meine Blumen wurden von dem Feuer befallen. Sofort löschte ich es und ließ neue Blumen wachsen. ,,Daph… ich will es dir doch sagen aber ich darf das nicht verstehst du? Das kann dir nur unser Vater, der jetzige Herrscher unserer Welt erzählen. Mir ist etwas so wichtiges nicht erlaubt. Wir müssen sofort aufbrechen und ihm alles erzählen. Wenn ich richtig vermute, dann bist du es!"
Moment mal. Er will, dass ich mit ihm zu Dad gehe? Warum eigentlich nicht? Genau das hatte ich doch auch schon gedacht oder nicht? Hier wollte ich keinen mehr sehen. Niemand der hier war hätte mich davon abhalten können. Kurz dachte ich an Kara und Alec und wieder spürte ich einen starken Stich in meiner Brust. Ich war kurz vorm Weinen. Was war nur los mit mir? Ich hatte es doch auch ausgehalten nicht zu weinen, aber das, war bevor ich Alec kennenlernte. Alec den ich, gegen meinen Willen angefangen hatte zu lieben. Alec der mich mit seinen Worten verletzt hatte. Alec, der mich geküsst hatte und Adina und dann auch noch Kara.
Kara. Kara, die mich nur benutzt hatte. Kara die mich belogen hatte. Kara die mir vorgespielt hatte meine Freundin zu sein. Wie es aussah, bedeutete ich hier niemandem etwas. Alle Worte die sie jemals gesagt hatte waren für mich nun Geschichte.
Und da stand mein Entschluss fest. Ich würde mit Mason gehen.. und nie wieder zurück
kehren.

Nachdem ich Mason gesagt hatte, dass ich gerne mit ihm gehe würde, stellte er keine weiteren Fragen. Ich war überzeugt davon, dass er meinen Schmerz spüren konnte. Er verstand, dass ich weder Kara , Alec noch irgendjemanden anders wiedersehen wollte. Aber was sollte ich Aja sagen? Sollte ich ihr die Wahrheit sagen? Ja, sie hatte die Wahrheit verdient. Sie würde mich nicht verraten. Sie war die einzige Person die ich schweren Herzens zurück lassen musste. Ich hatte sie lieb gewonnen. Sie war nicht nur eine gute Freundin, nein. Sie war viel mehr wie eine Schwester für mich geworden.
Ich sagte Mason, dass ich es Aja erzählen würde und dann zu ihm kommen würde, damit wir aufbrechen konnten. Dann rannte ich ihn Richtung Mädchenwohnheim. Wie erwartet war Aja im Zimmer. Zum Glück alleine. Kaum hatte sie mich gerochen, kam sie auf mich zugestürmt und umarmte mich. Es tat mir weh sie so zu sehen. Sie war noch blasser als sonst und ihre sonst so strahlenden Augen waren matt und ohne jeglichen Funken darin. Sie hatte geweint, dass sah ich ihr deutlich an. ,,Oh mein Gott Daph!? Wo warst du? Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht! Mach das nie wieder!" Ihre Stimme war brüchig und doch klang sie überglücklich. ,,Es tut mir leid. Es geht mir gut." flüsterte ich leise. Ich konnte ihr einfach nicht in die Augen sehen. Dennoch wusste ich, dass sie mich durchschaut hatte. ,,Das klingt aber nicht so! Was ist passiert? Du kannst mir vertrauen. Ich werde dir zuhören bis zum Schluss." hörte ich sie sagen. Ihre Stimme zitterte, so besorgt war sie um mich. Dennoch hatte ich Zweifel. Wieder kamen mir die Tränen und dabei hatte ich mir fest vorgenommen nicht zu heulen.
Aja wartete immer noch auf eine Antwort. Sollte ich es ihr wirklich sagen? Ja, ich würde ihr vertrauen.
Also erzählte ich ihr was passiert war. Wie ich Mason gesucht hatte, Alec begegnet war und er mich geküsst hatte. Wie er mir vorwürfe gemacht hatte, wie ich Mason gefunden hatte. Das er gehen musste und das ich Kara und Alec im Wald gesehen und gehört hatte. Das Karas Freundschaft nur vorgespielt war und wie sehr mich alles verletzt hatte. Natürlich erzählte ich ihr das mit dem See. Wobei ich die Sache mit der Stimme die für mich gesungen hatte, die Träne und meine Flügel absichtlich ausgelassen hatte. Etwas sagte mir, dass ich damit warten sollte bis ich mit Dad darüber gesprochen hatte.
Dann folgte der schwierige Teil. Der Abschied.
,,Aja, ich habe beschlossen, mit Mason zum Herrscher zu gehen. Ich kann dir den Grund noch nicht sagen. Es tut mir wirklich leid.
Du bist wirklich eine gute Freundin. Dennoch werde ich nicht mehr zurück kommen." Sie erstarrte und sah mich mit geschocktem Gesichtsausdruck an. ,,Du..du willst weggehen?" stotterte sie mir brüchiger Stimme. ,,Ja. Ich würde es nicht ertragen noch eine Minute weiter hier zu bleiben. Noch mehr lügen halte ich einfach nicht mehr aus. Es tut mir wirklich leid, aber ich verspreche dir, wir bleiben in Kontakt ja? Bitte mach es mir nicht noch schwerer als es eh schon ist. Du bist mir in der kurzen Zeit wirklich ans Herz gewachsen. Du bist für mich schon mehr als eine Freundin. Du bist wie die Schwester die ich nie hatte" Ich umarmte sie noch einmal. Wir weinten beide.
Es fiel mir nicht leicht mich von ihr zu verabschieden. Jemanden wie sie, würde ich nicht noch einmal finden.

Nachdem ich es schweren Herzens geschafft hatte mich von ihr zu verabschieden, nahm ich nichts mit außer mein Telefon, damit ich mit Aja in Kontakt bleiben konnte. Danach lief ich zu Mason ohne die Blicke der anderen zu beachten. Trotzdem würde mich interessieren warum sie mich alle so anschaute. Hatte Kara ihnen irgendwelche Sachen über mich erzählt, die nur sie gewusst hat? Das würde mich jetzt nicht mehr wundern.
Als ich Masons Zimmer endlich erreichte, hörte ich Stimmen. ,,Was willst du hier?" fragte Mason. Seine Stimme bebte vor unterdrückter Wut. ,,Wo ist Daphne?" Ich erstarrte. Das war Alecs Stimme. Diese wollte ich jetzt am aller wenigsten hören. Bevor Mason etwas erwidern konnte, stürmte ich in sein Zimmer packte Mason am Arm und verließ mit ihm das Gebäude. Alec würdigte ich dabei keines Blickes. Wir wollten gerade los laufen, als mich jemand am Arm packte. Ohne mich umzudrehen, wusste ich, dass es Alec war. Alle Bilder schossen mir durch den Kopf. Wie er Adina küsst, wie er mich im Gang beleidigt hatte und wie er Kara geküsst hatte. Es machte mich unheimlich wütend. Ich fühlte mich wie ein brodelnder Vulkan der kurz vor dem Ausbruch war. Meine Eckzähne wuchsen zur vollen länge an. Alle meine Sinne verschärften sich. Ich versuchte mich loszureisen, doch er ließ nicht locker. ,,Daph, warte. Ich möchte mich bei dir entschuldigen." Das war zu viel. Ich drehte mich zu ihm um und gab ihm eine Ohrfeige, die es in sich hatte. Natürlich achtete ich dabei darauf, dass meine Eckzähne wieder weg waren und ich ihn nicht zu stark schlug. Schließlich sollte er nicht wissen wer, oder was ich war. ,,Ich habe dir gesagt, dass du mich in ruhe lassen sollst! Wehe das fasst mich auch noch einmal an!" schrie ich ihn wutentbrand an ,,Du bist das allerletzte! Ich will dich nie wieder sehen!" Ohne auf ihn zu achten, drehte ich mich um und lief dann zusammen mit Mason zu einem Wagen, der bereits auf uns wartete. Ich wusste nicht wohin es ging, aber das war mir auch egal. Hauptsache weit weg von hier.
Ab jetzt würde ein neues Leben beginnen.


18.

Wir waren nicht weit gefahren, da mussten wir auch schon in einen schwarzer Porsche umsteigen. Wie auch schon im letzten Wagen, steuerte ihn ein Mann oder besser gesagt Vampir, den ich nicht kannte.
Ich achtete nicht darauf, wo wir lang fuhren. Es war mir um ehrlich zu sein egal. Ich kuschelte mich an Masons Brust und weinte.
Als wir losgefahren waren, hatte ich bemerkt, wie Alec uns folgte. Also ließ ich einen Orkan starken Wind blasen, indem selbst ein Vampir Schwierigkeiten hatte vor ran zu kommen. Es hatte weh getan, ihn zu sehen. Nach all dem was er getan hatte. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich ihn liebte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich je eine anderen Mann lieben sollte.
Mason drückte mich näher zu sich heran und flüsterte mir etwas zu ,,Daph, ich muss dir etwas sagen, was dir absolut nicht gefallen wird.” Was konnte das sein?
Ich schaute ihn mit erwartungsvollen Augen an. ,,Und was wäre das?” Er schluckte hörbar. ,,Es ist so. Ein Vampir … Nunja wie soll ich sagen. Ein Vampir verliebt sich nur einmal in seinem Dasein und dann nie wieder. Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass du ihn liebst. Hab ich recht? Es tut mir so leid Daphne!” Das konnte doch nicht war sein! Ja verdammt ich Liebe ihn. Ich liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt. Und jetzt? Jetzt würde ich niemals über ihn hinweg kommen! Das konnte doch nicht wahr sein! Und was war mit ihm? Wenn ein Vampir sich nur einmal verliebt, warum küsst er dann so viele verschiedene Mädchen!? Dieses Schwein! Und was war mit Adina? Hatte sie sich etwa auch in ihn verliebt?
Und wieder brach ich in Tränen aus ,,Bitte… bitte mach, dass es nicht mehr so weh tut.” flehte ich Mason schluchzend an. Während ich das sagte, fasste ich mir an mein Herz. ,,Das kann ich nicht. Es tut mir so leid!” Ich konnte auch seinen Schmerz spüren. Er ertrug es nicht mich in diesem Zustand zu sehen.
Warum? Warum, konnte man als Vampir nicht Gefühlskalt sein? Es wäre dann so viel leichter.

Die Zeit verging ohne, dass mir richtig bewusst wurde, wo wir waren. Schon auf der Hälfte des Weges schlief ich in Masons Armen ein. Als ich jedoch davon Träumte, wie man mich immer und immer wieder belog wachte ich schweißgebadet auf. Dennoch verdrängte ich meine Gefühle und dachte darüber nach, wie es jetzt weitergehen könnte.
Es gab nur eine Möglichkeit. Ich würde mich mit Dad unterhalten müssen und ihn erst einmal alles Fragen, was mir auf dem Herzen lag. Dann wollte ich wissen, was jetzt mit mir geschehen sollte. Da ich ja angeblich etwas wichtiges sein sollte, hatte ich bestimmt irgendwelche Aufgaben. Doch zuerst, wollte ich unbedingt Aja sehen. Es war noch nicht viel Zeit vergangen, zumindest kam es mir so vor, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Trotzdem, fehlte sie mir unglaublich. Sie war mir eine wahre Freundin und Schwester gewesen. Nicht so, wie Kara.

Irgendwann, war ich eingeschlafen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich erwachte erst dann, als der Wagen stoppte. Schnell setzte ich mich aufrecht hin und sah Mason, der noch immer neben mir saß fragend an. ,,Wir sind da.” Ich schaute aus dem Fenster und erkannte nichts. Draußen war es stockdunkel. Dennoch war es seltsam, schließlich konnte ich doch bisher auch im dunkeln sehn. ,,Auf dem Anwesen, auf dem wir uns befinden, liegt eine Art Schutzwand, die uns von der Außenwelt trennt. Tagsüber, kann man uns nicht sehen, weil es unsichtbar ist. Nachts jedoch, umgibt das Anwesen eine so starke Dunkelheit, dass noch nicht mal die Vampire es erkennen können.” Das erklärte natürlich, warum ich nichts sehen konnte. Aber, dann müssen wir doch gar nicht wissen, wo wir hin müsste oder nicht? ,,Und woher weißt du dann, dass wir da sind?” fragte ich ihn verwirrt ,,Du spürst doch dieses Band, welches uns verbindet nicht wahr?” ich nickte ,,Nun, dass ist ganz normal. Wenn ein Familienmitglied in der Nähe ist, verspüren wir eine Art Anziehungskraft. Konzentrier dich auf unser Band, dann wirst du gleich wissen, wie wir hierher gefunden haben.” Ich tat wie mir gesagt. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf die Verbindung zwischen mir und Mason. Ich konnte das Band, dass uns verband deutlich spüren, daran gab es keinen Zweifel. Aber da war noch etwas. Noch ein Band, dass sowohl mich, als auch Mason mit jemandem anderen Verband. Da fiel es mir wie schuppen von den Augen. ,,Dad?” fragte ich ihn heißer. Meine Stimme war so leise gewesen, dass ich schon dachte, er hätte es nicht gehört. Doch dann antwortete er mir ganz ruhig ,,Ja. Da ist Dad. Du wirst ihn schon bald sehen. Ich kann spüren, dass er es schon kaum erwarten kann.” Nun liefen mir wieder Tränen die Wange hinab. Diesmal jedoch, nicht aus Trauer oder Wut. Nein, diesmal war es aus Freude. Zum ersten Mal, seit langer Zeit, würde ich meinen geliebten Vater wiedersehen. ,,Warum warten wir dann noch? Lass uns rein gehen.” Ich war schon ganz aufgeregt und konnte kaum noch richtig sitzen. ,,Wir warten auf Liam. Er wird uns mit seiner Gabe unsichtbar machen und uns so, unbemerkt in das Gebäude bringen. Es darf dich noch keiner sehen, bevor wir nicht wirklich wissen, ob du tatsächlich die bist für die ich dich halte. Und wenn du es wirklich bist, so musst du geschützt werden. Um jeden Preis.” So war das also.
Wir warteten also auf diesen Liam. Als er dann endlich kam, blieb mir fast das Herz stehen. Warum um Himmelswillen, musste alle Vampire so verdammt gut aussehen? Mit seinen aschblonden Haaren, die im leicht ins Gesicht vielen und dem perfekten Gesicht, sah er aus wie eines dieser Topmodel. Dennoch, kannte ich jemanden, der besser aussah. Zumindest für mich. Ich wollte jetzt nicht über Alec nachdenken, also verdrängte den Gedanken an ihn und widmete mich ganz Liam. Ich wollte genau sehen, wie er seine Gabe einsetzte.
Er begrüßte weder Mason, noch mich. Der war ja mal höflich. Er deutete uns, auszusteigen, was wir natürlich sofort machten. Dann legte er mir und Mason eine Hand auf die Schulter. Als ich einen elektrischen Schlag bekam, zuckte ich erschrocken zusammen. ,,Alles okay, Daph. Er hat uns nur Unsichtbar gemacht.” Ich nickte. Wir setzten uns in Bewegung und kamen kurze Zeit später in eine riesige Halle. Gab es hier denn keine Türen? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass wir eine geöffnet hatten.
Wir liefen an unzähligen Vampiren vorbei. Alle waren wunderschön. Ich kam mir so unscheinbar vor! Mit jedem Vampir der vorbei kam, schrumpfte mein Selbstwertgefühl.
Wir liefen direkt zu einem der Aufzüge und fuhren bis zur sechsundzwanzigsten Etage. Wie viele Stockwerk hatte dieses Gebäude? Das war ja unglaublich.
Auf einmal, ließ Liam die Hände sinken und schmiss uns regelrecht aus dem Aufzug. Dann fuhr er ohne ein Wort wieder weg. Wie freundlich,
Das Zimmer, oder sollte man lieber Halle sagen? , war prunkvoll geschmückt. Überall, waren die verschiedensten Blumenarten aufgestellt. Von der Decke, hingen Bänder, in allen möglichen Farben. Rot, blau, orange, grün, violett, weiß… Mitten durch das Zimmer, führte ein roter Teppich, wie er bei prominenten Leuten ausgelegt wird. Und dort, auf einem kleinen Podest, stand eine Art Thron, auf dem ein Mann im Anzug saß. Es war nicht irgendein Mann. Nein. Es war der Herrscher über die Vampire … und mein Vater.


19.


Er hatte uns noch nicht gesehen, denn er sprach mit einem der Männer, die neben ihm standen. Meine Gefühle überschlugen sich. Ich hatte Angst etwas falsches zu machen, ich war erleichtert ihn nach so langer Zeit zu sehen, ich war wütend, da ich dachte er währe tot. Ich konnte es nicht abwarten ihn endlich in meine Arme zu schließen. Aber was sollte ich jetzt machen? Konnte ich einfach auf ihn zugehen? Durfte ich das denn? Ich meine, schließlich ist er der Herrscher über die Vampire!
Aber trotzdem. Er war doch noch immer mein Vater, oder nicht?
Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, rannte ich in Vampirgeschwindigkeit auf ihn zu.
Doch jetzt bemerkten mich auch die anderen Vampire, die neben ihm standen. Sie wollten mich packen, doch ich war geschickter und schlängelte mich durch sie hindurch.
Und dann, endlich, konnte ich Dad wieder in die Arme schließen. Erst war er verwirrt, da er mich nicht bemerkt hatte. Als er es dann endlich realisiert hatte, packte er mich und hob mich ,wie früher, in die Luft. Schließlich war er stark. Es machte ihm keine Mühe.
Überglücklich schauten wir uns an.
Die Blicke der anderen waren verwirrt und auch etwas misstrauisch. Einer der Leute sprach uns dann endlich an. ,,Ich bitte um Verzeihung, Herr. Aber könnte uns vielleicht jemand erklären, wer dieses Mädchen ist?” seine Stimme bebte vor Missbilligung. Und schon hatte ich jemanden, den ich nicht ausstehen konnte.
,,Das mein Freund, ist meine Tochter.” er drückte mich wieder gegen sich.
Unruhe machte sich in dem Raum breit. Überall konnte man Geflüster hören wie ,,Er hat eine Tochter? Dieses kleine Ding?” oder wie ,,Wann ist das passiert?” Wäre ich nicht mit meinem Vater beschäftigt gewesen, wäre ich vermutlich ausgerastet. Doch jetzt, hielt ich mich zurück und ignorierte das Geflüster. Wie es aber aussah, hatte Mason es nicht ignoriert. Und Dad auch nicht. Sie waren beide wütend. ,,Sagt mal was habt ihr für ein Problem? Sie ist die Tochter des Herrschers! Erweißt ihr lieber euren Respekt!” schrie Mason die anderen an. Auch Dad legte jetzt los. ,,Wem es nicht passt, dass meine geliebte Tochter hier ist, der soll jetzt vortreten!” keiner wagte es auch nur einen Schritt zu machen. Sie hatten angst. Das konnte ich spüren. Aber Dad war einfach zu wütend, als das er darauf Rücksicht nehmen konnte. Beschwichtigend legte ich ihm die Hand auf die Schulter und befreite mich gleichzeitig aus seinem Griff. ,,Beruhige dich. Wir haben ja noch Zeit uns zu unterhalten.” Dann wandte ich mich an Mason ,,Kannst du mir vielleicht zeigen, wo ich solange warten kann? Ich möchte die Herrschaften nicht weiter nerven.” Dabei schaute ich die anderen Vampire, die mich mit ihren blicken durchbohrten. Dann wieder Mason. Er nickte nur einmal schnell und wollte schon zum Aufzug. Ich wollte mich gerade in Bewegung setzen, da hielt Dad mich fest. ,,Daphne, ich komme nach dieser Besprechung zu dir und dann können wir reden. Du weißt noch sehr wenig über dich.” Tat ich das? Ich schaute ihn fragend an, aber nickte und ging mit Mason wieder nach unten.
Da Liam jetzt nicht mehr da war, konnte uns jeder sehen. Als wir also ankamen, starrten sie uns erst alle an. Mir viel auf, dass sie alle besonders jung aussahen. Vielleicht war dieses Stockwerk nur für junge Vampire gedacht.
Auf einmal fingen alle Mädchen an zu kreischen und stürzten auf uns zu. Ich zuckte heftig zusammen und war so erschrocken, dass ich ohne nachzudenken alle Mädchen gegen die gegenüberliegende Wand schleuderte. Natürlich war es keine Absicht gewesen und ich entschuldigte mich auch sofort wieder. Aber sie sahen mich nur wutschnaubend an. War ihnen denn gar nicht aufgefallen, dass ich sie mithilfe von Wind an die Wand geschleudert hatte?
Wie es aussah eher nicht. ,,Mason Schatz, wer ist diese hässliche Kuh?” fragte ein Mädchen, welches gerade aus einem der vielen Zimmern kam. Sie war wunderschön. Noch viel schöner als die anderen hier. Sie hatte blonde, seidige Haare, die ihr in sanften Wellen bis zu Hüfte reichten. Ihre Auge waren von einem hellen grün und wurde von dichten Wimpern umrandet. Sie hatte einen perfekten Körper, den sie auch zu schau stellte. Sie trug nur ein bauchfreies Top, das nur das nötigste verdeckte. Dazu trug sie einen Minirock der wirklich Mini war. Als ich die Schuhe sah, wäre mir beinahe die Kinnlage nach unten geklappt. Wie konnte man nur auf solchen Dinger laufen!? Sie hatte so hohe Schuhe an, dass sie schon fast als stelzen durchgehen könnten. Und doch war sie umwerfend schön.
,,Nenn sie noch einmal so und ich schwör dir, ich schmeiß dich höchstpersönlich aus dem Gebäude hast du verstanden!?” knurrte er sie an. Wow. Das er mich so in Schutz nahm war einfach rührend.
Er nahm meine Hand in seine und führte mich zu einer der Türen. Sie lag ziemlich weit hinten. Es befand sich nur noch eine weitere Tür nebenan. ,,Das ist dein Zimmer.” erklärte mir Mason ,,Und das hier ist meins.” dabei zeigte er auf die Tür nebenan. Ich nickt ihm einmal zu und öffnete die Tür.

Was ich da sah, verschlug mir den Atem. Es war unglaublich! Alles war in einem schlichten rot Ton gehalten. Meine Lieblingsfarbe. Das Himmelbett welches in der Mitte des Raumes stand war aus dunklem Holz und mit weinroter Bettwäsche überzogen. Gegenüber stand ein großer Schreibtisch, auf dem ein Laptop stand. Dann waren noch weiter zwei Türen in dem Zimmer. Und ein riesiger Balkon!
,,Ich geh dann mal.” sagte er noch und schon war er weg. Ich bekam es kaum mit, so sehr war ich mit meinem Zimmer beschäftigt.
Ich schaute mich noch eine Weile und sah mir den unglaublichen Ausblick vom Balkon aus, bevor ich mich dann erschöpft ins Bett fallen ließ. Es war ein anstrengender Tag gewesen, auch wenn ich wusste, dass morgen noch viel anstrengender werden würde, denn schließlich musste ich mich noch mit Dad unterhalten. Irgendwie hatte ich böse Vorahnungen, dass es mir gar nicht gefallen würde, was er mir morgen zu sagen hatte, ich konnte es förmlich spüren. Aber das würde erst morgen auf mich warten. Jetzt wollte ich erst mal schlafen. Also schloss ich meine Augen und glitt schon kurzer Zeit später in einen unruhigen Schlaf.

Tränen überströmt wachte ich auf. Ich wusste nicht wovon ich geträumt hatte. Aber warum nicht? Sonst konnte ich das doch auch immer! Es machte mich unglaublich wütend darüber nachzudenken.
Weitere Tränen verschleierten mir meine Sicht und ließen mich nichts erkennen. Wieder und wieder versuchte ich mich daran zu erinnern warum ich weinte. Ich war so wütend, dass auf einmal mein Zimmer anfing zu brennen. Ich war so überrascht, dass mir ein kleiner schrei entfuhr. Was ich sofort bereute. Doch zu spät. Die Tür schwang bereits mit voller Wucht auf und ein halbnackter, angespannter Mason stand vor mir und sah sich um, was den Schrei ausgelöst hatte. ,,Was ist passiert? Warum zum Teufel brennt es hier?” ich war mir sicher das er es sich auch schon denken konnte warum es hier brannte.. ,,schon gut. Ich hab mich nur etwas aufgeregt. Das ist alles.“ Versuchte ich ihn zu beruhigen. Was auch ziemlich gut klappte, denn er entspannte sich sofort. Doch sobald er mir in mein Tränenüberströmtes Gesicht sah, spannten sich seine Muskeln erneut an. Langsam, aber wie immer elegant kam er auf mich zu und setzte sich neben mich. ,,geht es wieder? Hast du schlecht geträumt?“ Am liebsten hätte ich angefangen zu schreien doch stattdessen brach ich wieder in Tränen aus. Ich hörte es kurz rascheln und schon spürte ich wie sich seine warmen, ja er ist warm, Arme um mich legten. Vorsichtig, als wäre ich zerbrechlich, zog er mich auf seinen Schoss und summte leise vor sich hin.
Als ich mich wieder gefasst hatte, schaute ich ihn dankbar an ,,Danke. Du bist der beste Bruder den man sich nur wünschen kann. Auch wenn wir uns noch nicht lange kennen möchte ich , dass du das weißt!” Jedes einzelne Wort war die Wahrheit und kam von Herzen und das wusste er auch, da war ich mir sicher. Liebevoll strich er mir über die nasse Wange ,,Und du bist die beste Schwester. Das kann ich dir versichern. Und Daph?” flüsterte er leise ,,Ja?” flüsterte ich ebenso leise zurück ,,Egal was passiert, egal wie schlimm es auch sein mag, ich bin immer für dich da. Ich hab dich lieb.” So etwas hatte ich schon lange nicht mehr gehört. Glücklich schlang ich meine Arme um ihn.
Irgendwann lösten wir uns voneinander und er verließ mein Zimmer. Er meinte wir sollten noch ein wenig schlafen, denn es würde ein schwerer Tag bevorstehen. Ich hatte nur genickt und ihn mit einem ´Gute Nacht` verabschiedet. Doch ich war nicht Müde. Nicht im geringsten. Also beschloss ich etwas Luft zu schnappen. Leise so ,dass es nicht mal Mason hätte hören können ,öffnete ich die Tür zum Balkon. Die kühle Nachtluft empfing mich herzlich. Plötzlich verspürte ich den Drang etwas zu tun. Doch was könnte man hier mitten in der Nacht schon tun. Ihr fragt euch jetzt bestimmt wieso Vampire Nachts schlafen. Auch das hatte mir Aja damals im Wald erzählt. Vampire schliefen ,wie gewöhnlich Menschen, Nachts. Sie benötigen nicht soviel Schlaf wie ein Mensch und können auch mehrere Tage darauf verzichten, bevorzugen es jedoch jede Nacht zu schlafen. Also schliefen sie jetzt alle. Wie langweilig.
Was sollte ich jetzt tun? Das einzigste was keinen Lärm macht wäre Luft. Natürlich! Luft! Ich könnte doch versuchen mich mit der Luft zu beschäftigen. Außerdem könnte ich dann meine Fähigkeit verbessern. Kurz überlegte ich und ließ dann den Wind kreisen, wie bei einem Tornado, nur viel, viel kleiner. Am Anfang fiel es mir schwer doch mit jedem Mal wurde ich besser. So schaffte ich es, über fünfzig winzige Tornados mitten in der Luft entstehen zu lassen.
Als ich dann keine Lust mehr hatte beschloss ich kurzerhand einfach baden zu gehen. Schnell kramte ich ein paar hervor und ging ins Bad. Dort angekommen überlegte ich mir dann, was ich machen sollte. Sollte ich Wasser in die Badewanne lassen und somit mehrere Minuten warten, oder sollte ich versuchen mir einfach eine gefüllte Badewanne vorzustellen?
Ihr könnt euch sicherlich denken für welche Methode ich mich entschieden habe. Nämlich für die zweite. Also schloss ich meine Augen und stellte mir vor, wie warmes Wasser die Badewanne füllte und leicht nach Rosen duftete. Bevor ich auch nur die Augen öffnen konnte, stieg mit der Geruch des Rosenwassers bereits in die Nase. Zufrieden mit meinem Werk zog ich mich schnell aus und ließ mich in das Wasser gleiten.

Fertig angezogen und gekämmt, wartete ich darauf, dass mich irgendjemand rufen würde. Und wie erwartet kam schon nach wenigen Minuten Liam herein. ,,Dein Vater wünscht dich zu sprechen.” Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und lief los. Schnaubend erhob ich mich von meinem Bett und folgte ihm.
Es war erst früh am Morgen aber dennoch waren schon sehr viele Vampire wach. Und mal wieder begafften sie mich alle. Schüchtern senkte ich meinen Kopf und schaute auf den Boden. Konnte mich Liam nicht wieder unsichtbar machen, so wie er es auch schon bei meiner Ankunft gemacht hatte?
Endlich blieben wir vor einer großen, schwarzen Tür stehen und bevor ich etwas sagen konnte, wurde diese geöffnet. ,,Daph, komm doch herein.” hörte ich Dad rufen. Schnellen Schrittes lief ich hinein und suchte den Raum nach ihm ab. Als ich ihn endlich fand, mal wieder auf so einem seltsamen Thron, lief ich zu ihm und setzte mich neben ihn, auf einem weiteren, kleineren Thron. Erwartungsvoll sah ich ihn an. Da begann er auch schon zu reden. ,,Daph, ich weiß nicht was mit dir los ist, dass du so schnell wie möglich herkommen wolltest, aber es gibt dinge, die du vielleicht erfahren solltest.” Mit einem Nicken, forderte ich ihn auf weiter zu reden. ,,Bitte lass mich ausreden und unterbrich mich nicht. Egal was ich sage, okay?” Erneut ein Nicken meinerseits ,,Wo fang ich bloß an?” nervös kratze er sich am Kopf ,,Nunja, wie du bereits weißt, hat jeder hochrangige Vampir eine Gabe. Desto wichtiger die Person, desto mehr Gaben hat sie. Mason hat zwei Gaben und ich drei. Wie ich erfahren habe, hast du auch Gaben, um genau zu sein vier. Zumindest sieht es bisher so aus. Das heißt du stehst über mir. Normaler Weise kann das aber nicht sein, denn ich so was wie der König der Vampire und somit der stärkste und mächtigste. Aber es gibt einen Mythos, der vor langer Zeit aufgeschrieben worden ist. Mason hat dir bestimmt schon davon erzählt.
Er besagt, dass einst, eines Herrschers Tochter Geboren wird, die hoch der Lüfte ihre Flügel ausbreitet und über die Bluttrinkenden wacht. Sie wird stärker und mächtiger sein als jedes andere Geschöpf auf Erden. Dieses Geschöpf, halb Bluttrinker, halb Himmelskind, sollt ihr ehren und schützen. Sie wird die sein, die die Welt in Gleichgewicht halten wird.
All diese Behauptungen treffen auf dich, mein Schatz, zu. Ich weiß nicht ob du es bemerkt hast, aber du unterscheidest dich sehr offensichtlich von den anderen Vampiren. Das liegt daran, dass durch dich das Blut deiner verstorbenen Mutter fließt. Alexandra wäre sicherlich stolz gewesen wenn sie dich so erlebt hätte.” Alexandra? Mom hieß doch nicht Alexandra! Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus ,,Aber..!” versuchte ich einzuwerfen. Doch als ich den Blick von Dad sah, hielt ich abrupt inne. ,,Miriam, ist nicht deine Leibliche Mutter. Und das weiß sie. Auch wenn sie dich liebt wie ihr eigenes Kind, weiß sie dass du eines Tages die Wahrheit erfahren musst. Und nun habe ich sie dir erzählt. Miriam, ist nicht deine leibliche Mutter, es ist Alexandra.” WAS?! Das kann doch nicht sein! Ich.. Ich.. NEIN!! ,,Daphne..Daphne! Hör mir zu! Alexandra ist, nein ich meine war, kein Mensch. Sie war ein Engel. Und durch dich fließt sowohl mein, als auch ihr Blut. Du bist zur Hälfte Vampir und zur Hälfte Engel.” Oh mein Gott! Das ist doch nicht sein ernst! Ich kann das nicht glauben! Meine Mutter soll ein Engel sein? Und ich zur Hälfte auch? WIESO? ,,Es tut mir leid, das ich es dir nicht früher gesagt habe. Doch als ich euch damals verlassen musste, konnte ich nicht zurück kommen. Ich wollte es, doch ich konnte es nicht. Glaub mir ich hätte es dir gesagt. Und auch Miriam hätte es dir gesagt, aber sie wusste genau, dass sie es nicht sagen darf. Und so musstest du in Ungewissheit leben. Bis jetzt. Ich verlange nicht, dass du mich verstehst, dennoch möchte ich es dir erklären. Nach dem Mythos zu folge sollst du über uns alle wachen. Außerdem musst du dann die Herrschaft hier übernehmen. Es ist eine sehr schwere Aufgabe musst du wissen. Ich wollte nicht, dass du schon so früh so etwas machen musst. Wir haben Zeit und deshalb wollte ich, dass du ein normales Leben führen kannst. Daphne..” Nun schaute er mich durchdringend an. ,,…ich weiß das du zur Zeit sehr Leidest. Das sehe ich dir an. Ich weiß nicht warum oder wer daran schuld ist, doch ich möchte nicht, dass du dich jetzt in die Arbeit stürzt und dein wohl dabei völlig vergisst. Ich will das du wenigstens noch ein wenig länger ein unbeschwertes Leben führen kannst. Eines, indem noch nicht so viel Verantwortung auf deinen Schultern lastet. Und aus diesem Grund, werde ich dich zusammen mit Mason und Liam zurück zum Internat schicken.”


20.

WAS?! Ich hoffe ich habe mich gerade verhört! Er verlangt doch nicht im ernst, dass ich zurück gehen soll! Hat er den Verstand verloren? ,,Was!? Das kannst du von mir nicht verlangen! Ich geh da nicht mehr hin! Egal mit wem! Hast du eine Ahnung was ich da alles durchgemacht habe wärend du hier warst? Nein? Natürlich nicht! Es war die reinste Hölle!” schrie ich ihn an ,,Ich habe dort nicht mal Freunde, okay Aja, aber trotzdem! Ich kann und will dort nicht zurück!” mittlerweile rannen mir die Tränen in Strömen die Wange hinunter. ,,Daphne weine doch nicht. Ich weiß das es dir schwer fällt zurück zu gehen, aber es ist nun mal besser für dich zurück zu gehen als hier zu bleiben und dich in die Arbeit zu stürzen. Du hast noch so viel Zeit. Außerdem gehen Mason und Liam ja mit. Du bist also nicht alleine. Natürlich werde ich dich vermissen, das weist du, aber ich schwöre dir hoch und heilig, dass ich dich sobald wie möglich besuchen werde. Du weist ich liebe dich, mein Schatz.” Seine Arme schlangen sich um meinen Körper und drückten mich gegen sich. Wie eine Schiffsbrüchige klammerte ich mich an ihn. Ich hatte ihn schon einmal verloren. Noch einmal wollte ich das nicht. Konnte er nicht verstehen, dass ich lieber ein Leben in Arbeit bevorzugen würde, als zurück zu diesen.. diesen Verrätern zurück zu gehen? Noch immer konnte ich nicht verstehen , wie Kara mir so etwas antun konnte. Sie hatte mich benutzt. Wie ein Stück wertloses Papier. Ohne mit der Wimper zu zucken. Und Alec.. Ja was war eigentlich mit Alec? Um ehrlich zu sein, konnte ich ihn nicht beschuldigen etwas falsch gemacht zu haben. Schließlich war ich es, die sich in ihn verliebt hatte und nicht er. Er konnte machen was er wollte. Er gehörte mir nicht. Nicht mal annähernd. Dabei war ich mir so sicher… Wie man sich doch täuschen konnte. Eine gute Seite hatte es aber trotzdem. Ich würde Aja wiedersehen. Erst jetzt wurde mir überhaupt klar, wie sehr ich sie vermisste.
,,Daphne hörst du mir überhaupt noch zu?” Ups , Ich hatte ihn doch tatsächlich vergessen. ,,Ähm, was hast du gesagt?” langsam lösten wir uns aus unserer Umarmung. ,,Ich sagte, dass du ja nicht unbedingt sofort zurück gehen sollst. Du kannst doch noch eine Weile hier bleiben. Schließlich haben wir noch viel nach zu holen. Nicht wahr?” bei dem breiten Grinsen welches sich auf seinem Gesicht breit gemacht hatte, konnte ich einfach nicht nein sagen. Stattdessen huschte auch mir ein lächeln über die Lippen. Er kannte mich einfach zu gut. Ohne weitere Verzögerungen suchten wir uns einen gemütlichen Platz -was in unserem Fall die Bibliothek war- und sprachen über alles mögliche. Was wir in den letzten Jahren gemacht hatte, wie es uns ergangen war und natürlich über meine Mutter. Meine leibliche Mutter Alexandra. Er erzählte mir, wie ähnlich ich ihr doch sehen würde und was für eine Persönlichkeit sie war. Sie starb an meiner Geburt da Engel die Geburt eines Kindes unmöglich überleben konnten. Es grenzte an ein Wunder, dass sie überhaupt schwanger geworden war und mich austragen wollte. Egal was die anderen zu ihr sagte, sie wollt ihr Kind, mich, unbedingt bekommen.
Außerdem erzählte er mir von Masons Mutter Ann. Er hat sie nicht so geliebt wie meine Mutter sondern eher wie eine Schwester. Doch sie wollte unbedingt ein Kind von ihm. Sie war krank, was äußerst selten unter Vampiren vorkam. Es war sozusagen ihr letzter Wunsch. Und so erfüllte er ihn. Die Geschichte mit Ann war lange Zeit bevor er ´meine Mutter kennenlernte und auch Mason war nun erwachsen. Auch ich erzählte wie es mir ergangen war nachdem ich dachte er wäre Tod. Wie mein Leben auf dem Internat verlief. Wie ich durch den Unfall erkannte wer ich in Wirklichkeit war und meine Begegnung mit Aja, Alec und Mason. Das ich mich in Alec verliebte und was er getan hatte. Kara erwähnt ich auch. Auch Adina -Dad kannte sie sogar und beschimpfte sie als freches, hochnäsiges Gör- und Alice mit ihrer ach so tollen Clique lies ich nicht aus. Ich erzählte ihm auch was im See passiert war. Um genau zu sein sagte ich ihm einfach alles.

Wir hatten uns lange Unterhalten und es hatte mir unglaublich viel spaß gemacht. Er gab mir Ratschläge, nahm mich in den Arm, lachte und litt mit mir. Wie sehr hatte ich das alles vermisst. Ihn vermisst. Nachdem wir dann endlich fertig waren, verabschiedeten wir uns, da ich schon morgen abreisen würde. Das hätte natürlich noch warten können, aber ich wusste wenn ich noch länger hier bleiben würde, dann könnte ich mich nicht mehr von ihm verabschieden. Es würde mir zu schwer fallen ihn zu verlassen.
Natürlich hatte ich geweint wie ein kleines Baby. Aber auch er konnte sich einige Tränen nicht verkneifen. Das war das erste mal, dass ich ihn weinen sah, was mich dazu brachte um so stärker zu weinen.
Nachdem ich mich endlich beruhigt hatte und wir es schafften uns zu trennen, ging ich in mein Zimmer und duschte mich. Erschöpft glitt ich ins Bett und wurde augenblicklich von der Dunkelheit eingelullt.
Starke Hände rüttelten mich und zwangen mich dazu mich zu erheben, was gar nicht mal so einfach war. Wie ich es doch hasste unsanft geweckt zu werden. Wer war dieser Trottel der es wagte!? ,,Daph! Daph jetzt steh doch endlich auf! Wir müssen los. Komm schon.” Mason! Brüder sind so nervig!
Gerade als ich dachte, er würde mich nun es dem Bett schmeißen , hörte er auf zu rütteln. Naiv wie ich war, dachte ich mir nichts dabei, um nur Sekunden später durchgekitzelt zu werden. Lachend schlug ich um mich und traf..nichts! Wie schnell war der denn!? Immer noch lachend versuchte ich mich wenigstens halbwegs zu konzentrieren und siehe da, es funktionierte! Eine kleine aber starke Windböe herrschte für wenige Sekunden im Zimmer und riss Mason von mir. Dieser knallte mit voller Wucht gegen die Wand und sank dann mit erstauntem Gesichtsausdruck zu Boden. Wie das aussah war einfach zum Brüllen ,,So das findest du also witzig ja? Hätte ich auch so eine Fähigkeit würde ich das mit dir auch machen weißt du das?” Ich konnte einfach nicht aufhören zu lachen also nickte ich schließlich und winkte ab. ,,Daph wir müssen jetzt aber wirklich los. Liam wartet bereits auf uns. Und er ist sehr Ungeduldig. Darauf kannst du dich verlassen. Also bitte schwing deinen hübschen Arsch aus dem Bett und mach dich fertig. Wir haben einen langen Weg vor uns.” fuhr er nun ernster fort. Sofort hörte ich auf zu lachen und zog mich im Eiltempo um. Wie erwartet war Mason aus meinem Zimmer gegangen. Was für ein Kavalier. Schnell hastete ich aus meinem Zimmer und rannte den ganzen Weg bis zur Haustür. Es war noch dunkel draußen was mir aber nicht das geringste ausmachte. Mason und Liam standen vor einem schwarze BMW und warteten bereits auf mich. Schnell lief ich zu ihnen und begrüßte Liam mit einem fröhlichem ,,hey” was er mit einem murren beantwortete. Der war bestimmt auch so ein Morgenmuffel wie ich. Lachend stieg ich in den Wagen und wartete darauf, dass es losgehen würde. Angst davor zurück zu gehen hatte ich nun keine mehr. Warum? Nachdem ich mit Dad geredet hatte und er mir versicherte, dass ich stark genug sei und Mason und Liam bei mir waren, hatte ich nichts zu befürchten. Auch wenn Liametwas abstand hielt konnte ich ihn dennoch gut leiden. Er war mir einfach sympathisch. Außerdem würde ich Aja wiedersehen. Was mich um so mehr freute. Schließlich stiegen auch Mason (neben mir) und Liam (Beifahrersitz) ein. Wie erwartet fuhr auch dieses mal jemand den Wagen. Es machte mir nichts aus den in diesem Moment hatte ich nur einen Gedanken:
Endlich würde ich Aja wiedersehen.

Als wir vor der Schule hielten wusste ich nicht ob ich mich nun freuen oder schreien sollte. Es war alles so seltsam. Einerseits war da Aja, die ich mittlerweile in mein Herz geschlossen hatte und welche ich höllisch vermisst hatte, auf der anderen Seite jedoch wusste ich nur zu genau, dass ich sowohl Adina und ihrem Gefolge begegnen würde als auch Kara. Kara von der ich dachte, dass sie wirklich meine Freundin war. Kara die immer bei mir war. Kara die mich immer versucht hatte zu trösten und aufzuheitern. Doch das alles war nur vorgeheuchelt. Sie hatte mich nur benutzt, wie ein Taschentuch. Ich war wütend, ja. Dennoch fühlte ich wie die Angst in mir hoch kroch und mich immer mehr unter ihre Fänge nahm.
Plötzlich spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter und war aus meiner Starre gerissen.
,,Wir sind bei dir, vergiss das nicht.” Mason schaute mich liebevoll an. Er wusste schon viel zu gut was ich fühlte. Aber verdammt er hatte recht! Sie waren bei mir und das zählte. Er, Aja, Liam .. Alle die mir etwas bedeuteten waren bei mir. Ob körperlich oder einfach nur in meinem Herzen war mir vollkommen gleichgültig. Das einzige was zählte war dass sie hinter mir standen, mich unterstützten und mich liebten so wie ich war.
Ohne zu zögern stieg ich nun aus dem Wagen. Liam und Mason taten es mir gleich. Schnell luden sie das wenige Gepäck welches wir mitgenommen hatten aus dem Wagen. Kaum hatten sie das erledigt, da rauschte der Wagen mit quietschenden Reifen an uns vorbei. Noch einmal warf ich einen unsicheren Blick auf Mason, der mich aufmunternd anlächelte, bevor ich entschlossen auf das vertraute Gebäude zu marschierte.
Da wir noch vormittags hatten wunderte es mich nicht das wir keinen Menschenseele begegneten. Trotzdem konnte man das Blut nur zu deutlich riechen. Doch das machte mir nichts aus. Es war leicht es zu ignorieren so, dass ich mich auf meine anderen Sinne konzentrieren konnte. Ich schloss meine Augen um heraus zu finden ob sich jemand in unserer Nähe befand. Als ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass uns niemand sehen würde (was ziemlich unwahrscheinlich war) setzte ich mich langsam in Bewegung und steuerte direkt auf den Mädchentrakt zu. Wir hatten vereinbart dass wir alle erst einmal in unsere Zimmer gehen würden und auszupacken. Danach sollten wir uns bei meinem See, für weitere Besprechungen, treffen. Erst war ich strikt dagegen, doch Liam machte mir nur zu deutlich bewusst wie hoch die Gefahr war, dass jemand unser Gespräch belauschen könnte. Schlie0lich waren wir nicht die einzigen Vampire hier. Also hatte ich eingewilligt. Außerdem freute ich mich mein “stilles Örtchen” wiederzusehen.

Ich hatte soeben die Tür zu meinem Zimmer geöffnet, da roch ich auch schon Aja´s süßen Duft der schwer in der Luft hing. Er war mir so vertraut und stark, dass ich für einen Moment wirklich gedacht hatte, dass sie sich in dem Zimmer befinden könnte. Die Enttäuschung darüber, als ich dir Tür öffnete, war unbeschreiblich. Meine Augen wollten sich schon wieder mit Tränen füllen als mir bewusst wurde, dass ich nicht mehr lange warten müsste bis ich sie in meine Arme schließen konnte. Sie war mir so wichtig. Mittlerweile sah ich sie nicht nur als Freundin, sondern auch als Schwester an.
Ich schloss die Tür leise hinter mir und fing an auszupacken. Das alles war nur eine Frage von wenigen Sekunden gewesen. Natürlich hätte ich nun schon zu meinem See aufbrechen können, aber davor wollte ich noch schnell unter die Dusche springen. Die Autofahrt war schließlich ziemlich lang und anstrengen gewesen. Und auch wenn ich nicht schwitzen konnte, fühlte ich mich unwohl.
Also packte ich kurzerhand saubere Wäsche und stolzierte ins Bad.
Nachdem ich frisch geduscht hatte fühlte ich mich wie neu geboren. Es hatte gut getan das Wasser am Körper zu spüren.
Nun, da ich mich wieder wohl fühlte, machte ich mich auf den Weg zu See.
Ich ließ mir Zeit. Wer würde sich auch schon beeilen nur um zu einem klärendem, wichtigem Gespräch zu gehen? Wahrscheinlich die Mehrheit der Menschen. Da gab es leider nur ein Problem:
Ich gehörte nicht zu den Menschen. Ob es mir was ausmachte? Nein, das tat nicht. Warum auch? Alle die ich kennengelernt hatte, machten mich fertig. Stellten mich bloß oder hatten mich zu ihren eigenen Zwecken benutzt. Viele an meiner Stelle hätten Rache geschworen. Rache an all die, die mich verletzt hatten. Rache an allen die ich benutzt hatten.
Aber nein, das konnte und wollte ich noch. Obwohl, höchstwahrscheinlich würde ich es können. Dennoch wollte ich es nicht. Ich bin und war nie wie sie. Warum sollte ich mich dann auf ihr Niveau hinab begeben?
Ich würde genauso weiter machen wie bisher. Sie ignorieren und mein Leben leben. Mit dem kleinen Unterschied, das ich eine Zukunft hatte die mir deutlich bewusst war. Eine Zukunft an der Seite meines Vaters, als Herrscherin. Bis dahin jedoch würde ich hier bleiben und mich den anderen stellen. Doch ich war nicht alleine.

Mittlerweile war ich an meinem See angekommen, ohne es überhaupt bemerkt zu haben. Die beiden waren noch nicht da. Das kam mir gelegen, denn ich hatte das Bedürfnis, hier etwas alleine zu sein.
An diesem Ort, konnte ich mich entspannen. Über alles nachdenken.
Ich schritt auf die große Blumenwiese vor mir zu und setzte mich. Das wenige Licht welches durch die Baumkronen der Bäume fiel, brach sich auf dem Wasser des Sees. Wie kleine Sterne leuchtete es. Schon immer wollte ich so was sehen. Es hatte mich interessiert ob es wirklich so wunderschön aussehen würde und ob der Ort wirklich so eine Mystische Anziehung auf mich haben würde. Tatsächlich stimmte alles. Man fühlte sich so wohl hier, zumindest tat ich es, dass man gar nicht mehr weg wollte. Das alles hier war mein kleiner Paradies. Ich hätte nie gedacht, so etwas tun zu können. All das, nur durch einen Unfall. Erst durch den Unfall und hatte ich erkannt was ich wirklich war. Wobei das nicht ganz stimmt. Ich meine, als ich damals in den See gestiegen war und mich meine eigenen Engelsflügel umschlossen hatten, wurde mir bewusst, dass ich nicht nur Vampir sondern auch Engel war. Das mein Vater mich aufklärte war mir nur eine Bestätigung gewesen.
,,Daph, träumst du wieder?” Mist ich hatte Mason und Liam schon komplett vergessen, so dass ich heftigst zusammenzuckte und blitzschnell auf meine Beine sprang. Bereit bei Gefahr zu kämpfen oder zu fliehen. Nachdem ich realisiert hatte wer dort stand, entspannte ich mich augenblicklich.
,,Tut mir leid ich war in Gedanken.” Grinste ich entschuldigend.
,,Kein Problem, kleines. Kann jedem mal passieren.” erwiderte Mason amüsiert. Liam der etwas hinter ihm stand bewunderte die Umgebung. ,,Gefällt es dir, Liam?” fragte ich ihn interessiert.
,,Was meinst du? Was soll mir gefallen?” fragte er verwirrt zurück. ,,Na dieser Ort. Gefällt es dir? So wie du ihn betrachtest denke ich das nämlich.” kicherte ich. ,,Ja, es gefällt mir. Wie erstaunlich es doch ist, dass hier so was entstehen kann. Ich meine, normalerweise ist es in diesem Gebiet unmöglich.” Er war sichtlich beeindruckt. Seine Augen leuchteten. Ob vor Freude oder schlicht wegen der Bewunderung wusste ich nicht. Witzig, bisher hatte er immer alles was ich gemacht hatte ignoriert. Vielleicht lag es auch daran, dass wir uns nur kurz gesehen hatten und die Autofahrt zusammen verbracht hatten. Jetzt, da er den See gesehen hatte hieß das doch, dass er mich bewunderte oder? Naja vielleicht nicht ganz. Schließlich konnte er ja nicht wissen dass ich das war. Niemand hatte es ihm gesagt. Dad, hatte gemeint ich könnte es ihm und Aja erzählen. Liam musste ich ja nur erzählen was meine Fähigkeiten waren und Aja wer wirklich meine Familie war. Oh, ich konnte mir nur zu gut vorstellen wie sie reagieren würde. Sie würde erst einmal denken dass es ein Scherz war und danach völlig perplex sein. Wenn sie dann damit fertig war würde sie mich in ihre Arme schließen und mir sagen wie stolz sie doch war, mit mir befreundet zu sein. So kannte ich sie. Ein kleines, amüsiertes Kichern entkam meinen Lippen.
,,Du hast recht, Liam. Alles was du hier siehst” dabei zeigte ich auf den See und die Wiese ,,war früher ein normaler Wald, wie jeder andere auch.” Sein Gesicht war einfach zum Brüllen. Auch Mason sah das wohl wie ich. Mit dem Unterschied dass er tatsächlich lauthals zu lachen anfing. Nur mit Mühe konnte ich mein eigenes Lachen unterdrücken.
,,Was gibt’s da zu lachen?” fragte Liam Mason gereizt. ,,D-dein Ge-s-sicht ist ein-fach zum B-brüllen!” stotterte er lachend. ,,Das alles hier hat eine einzelne Person angelegt.” fuhr er fort als er sich endlich beruhigt hatte. ,,Wie meinst du das?” funkte Liam ihm dazwischen.
,,Wenn du mich ausreden lassen würdest, dann hättest du es schon erfahren.” Ohne auf eine antwort zu warten, sprach er weiter. ,, Wie Daphne bereits gesagt hatte, war das hier früher ein ganz normaler Wald. Dann hat jemand” er betonte das jemand ,,gedacht dass man das ändern könnte. Und siehe da, jetzt haben wir ein wunderschönes Fleckchen Erde hier stehen. Das ungewöhnlich dabei ist, wie du schon richtig erkannt hast, dass es in diesem Gebiet unmöglich ist so etwas entstehen zu lassen, geschweige denn es auch beizubehalten ohne dass diese wunderschönen Blumen sterben. Also was war die Lösung? Ganz einfach. Diesen Ort hatte kein Sterblicher angelegt, sondern ein Vampir. Und dieser Vampir war meine reizende, kleine Schwester.” endete er.
Liam schaute mich ungläubig an. ,,Das kann nicht sein. Niemand kann so etwas. Nicht einmal ein Vampir. Schon gar nicht so ein unerfahrener, schwacher Vampir wie sie.” erwiderte er trocken.
Will der mich verarschen!? Wen nannte er hier schwach? Ich war bestimmt nicht schwach. Na warte der konnte was erleben.
Ich konzentrierte mich auf den Wind und schon fegte eine starker Windstoß in Liams Richtung. Dadurch, dass er nicht auf derartiges vorbereitet war und es nicht kommen sah, brachte ich ihn aus dem Gleichgewicht und er stürzte rückwärts in den See. Wenige Sekunden danach stand er schon wieder am Ufer. Bestürzt sah er mich an ,,Warst du das etwas?” fragte er mich ungläubig. Er sah aus wie ein verwirrter, begossener Pudel aus. Das gab mir dann schließlich den Rest und ich fing an zu lachen. Ich kugelte mich auf den Boden und schon die ersten Lachtränen liefen meine Wagen hinunter. Auch Mason konnte sich nicht halten. So lagen wir beide lachend auf den Boden, während Liam mich mit seinen Blicken tötete.
Nachdem wir und einigermaßen beruhigt hatten, erzählte ich ihm was bzw. wer ich war. Seine Reaktion war wie zuvor Unglauben und Bewunderung. Als ich geendet hatte entschloss ich mich etwas zu tun, was nicht einmal Mason gesehen hatte.
Ich lief über das Wasser und stellte mich so hin, dass mich die beiden gut sehen konnten. ,,Schaut gut zu. Ich werde es euch nur ein einziges Mal zeigen.” Ich schloss die Augen und dachte an meine Flügel. Nicht lange und schon spürte ich das angenehme kribbeln auf meiner Haut. Als ich dann auch noch das erschrockene einatmen der beiden hörte, war ich mir sicher das es funktioniert hatte. Nachdem ich mir sicher war dass meine Flügel da waren öffnete ich meine Augen und schaute die beiden verlegen an. ,,Wunderschön.” hörte ich Mason flüstern. Von Liam kam nichts. Der starrte mich mit offenem Mund an und brachte keinen Ton heraus. Ich blickte über meine Schultern und schaute meine Flügel an. Sie waren wirklich traumhaft. So weiß wie der Schnee, groß und breit. Sie brachten es locker auf eine spannweite von sechs Metern (wenn man beide zusammen zählte). Das Licht brach sich auf ihnen wie auf dem Wasser und ließen sie geheimnisvoll glitzern. Wie kleine Diamanten funkelten sie um die Wette.
Nach einer Weile ließ ich sie wieder verschwinden und lief zurück zu den beiden. ,,Sind sie nicht schön?” verlegen sah ich auf den Boden. ,,Du bist ein Engel?” Wow. Ich hätte nicht gedacht Liam je so geschockt zu sehen. ,,Ähm … nun ja. Irgendwie schon. Meine Mutter war ein Engel. Da Dad ein Vampir ist und sie ein Engel, bin ich von beidem etwas.” flüsterte ich schüchtern. Ich hatte angst. Angst das sie mich nicht akzeptieren würden. Angst das sie mich verlassen würden.
Plötzlich spürte ich wie sich zwei starke Arme um mich schlangen und mich fest an sich drückten. ,,Sie sind wunderschön. Genau wie du.” hauchte Mason in mein Ohr. In diesem Moment hätte ich schwören können das man hätte hören können, wie mir ein Stein vom Herz gefallen war. Sie akzeptierten es!

Als wir dann alles wichtige besprochen hatten, mussten wir noch festlegen wie wir uns verhalten sollten. Schließlich waren wir nicht die einzigen Vampire hier. Außerdem brauchten wir eine neue Identität für Liam. Wir konnten ihn doch nicht als mein Beschützer vorstellen. Lange diskutierten wir wer er war und woher wir ihn kannten. Am Ende einigten wir uns darauf, dass Liam Masons bester Freund war und hierher gezogen ist, da er ihn vermisste. So hatte ich ihn kennen gelernt und wir wurden auf Anhieb Freund.
Außerdem mussten wir Masons und mein verschwinden erklären. Wir kamen schnell darauf, dass wir wegen Familiären Problemen verreisen mussten.
Kaum hatten wir alles besprochen, da läutete es auch schon zum Schulschluss. Ich konnte laut und deutlich hören, wie die Schüler aus dem Gebäude strömten. Mein Herz schlug wenn möglich noch schneller als es sonst tat. Die Vorfreude Aja wieder zu sehen war einfach zu groß. Ich wollte gerade aufspringen und zu Aja gehen als mir eine brillante Idee kam. Sie würde sich bestimmt freuen, wenn sie es sehen würde. Also blieb ich stehen und konzentrierte mich erneut. Ich spürte wie sich das Klima schlagartig veränderte und es kälter wurde. Der Himmel verdunkelte sich und schon kurze Zeit später fielen schon die ersten Schneeflocken vom Himmel.
Zufrieden mit mir öffnete ich mein Augen und schaute in die verdutzten Gesichter der beiden. ,,Was denn? Mögt ihr keinen Schnee?” kicherte ich und machte mich auf den Weg zu Aja. Wie auch schon beim letzten Mal freuten sich die Schüler über den Schnee. Das konnte man nur zu leicht an dem lauten Gelächter hören. Auch ich freute mich darüber.
Ich lief nicht schnell sondern versuchte so langsam wie möglich mich fortzubewegen. Mason und Liam folgten mir. Sie unterhielten sich darüber welche Elemente man wohl für diese Aktion brauchte. Aber das war mir egal. Ich ignorierte sie einfach.
Es waren ungefähr zehn Minuten vergangen als wir endlich aus dem Wald herauskamen. Mittlerweile bedeckte der Schnee komplett den Boden und die Schüler tummelten sich draußen und bewarfen sich gegenseitig mit dem Schnee. Der Geruch ihres Blutes lag nur zu deutlich in der Luft und auch jetzt machte es mir nichts aus. Es ließ mich völlig kalt. Doch da waren noch andere Gerüche in der Luft. Sie waren süßer. Ich erkannte sofort wem sie gehörten. Es waren Adina und Alecs. Aber auch das war mir im Moment egal. Ich suchte einen ganz bestimmten Geruch. Und tatsächlich, da war er. Ich setzte mich in Bewegung. Dieses Mal etwas schneller. Auch dieses mal folgten mir die beiden hinter mir.

Ich lief auf das Hauptgebäude zu und ignorierte die Blicke der anderen. Die Gespräche hatten sie schlagartig eingestellt als sie mich und meine Begleiter sahen. Als sie die Jungs sahen brachen, wie war es anders zu erwarten, alle Mädchen in Schwärmereien aus. Es kümmerte mich kein bisschen. Ich folgte nur dem Duft. Und da sah ich sie endlich. Sie stand an einem Baum gelehnt und schaute nachdenklich in den Himmel. Statt fröhlich zu sein, war ihr Blick traurig. Was sie wohl hatte?
Ich schlich mich leise an. Wie erwartet bemerkte sie es nicht. ,,Schade das Daph nicht hier ist. Ohne sie habe ich keinen Spaß am Schnee. Trotzdem ist es seltsam, dass es schneit. Es ist genau wie das letzte mal.” murmelte sie traurig. Ich konnte sehen wie ihr Tränen in die Augen traten.
Nun gab es kein halten mehr. Schnell packte ich sie und zog sie fest in meine Arme. Bevor sie sich wehren konnte redete ich schon auf sie ein ,,Na hast du mich vermisst? Gefällt dir mein kleines Geschenk an dich?” Ruckartig befreite sie sich aus meiner Umarmung und sah mich an als wäre ich eine Einbildung. ,,Daph? Bist es wirklich du? Träume ich etwa?” fragte sie ungläubig. ,,Soll ich dich zwicken? Vielleicht glaubst du mir ja dann.” lachte ich.
Mit einem lauten, freudestrahlenden Lachen schmiss sie sich zurück in meine Arme.
,,Ich hab dich so vermisst!” sagte sie. ,,Ich dich auch.” lachte ich.
,,Ich störe diesen Moment nur ungern, aber sollten wir uns nicht lieber einen anderen Platz suchen? Sie starren uns schon alle an.” unterbrach uns Liam.
Wir lösten uns von einander und Aja schaute überrascht auf. Sie hatte die beiden wohl nicht bemerkt. Als ihr Blick den von Mason traf strahlte sie förmlich. Ihm ging es nicht anders. Sie schauten sich an als hätten sie gerade einen Schatz gefunden. Wahrscheinlich traf das auch zu. Ich konnte sehen wie sich Aja nur mit mühe zurück halten konnte, sich nicht in Masons Arme zu schmeißen.
Nachdem sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte, schaute sie Liam freundlich an. ,,Hey, ich bin Ajalen. Aber bitte nenn mich doch Aja.” grinste sie. ,,Hallo, ich bin Liam.” Erwiderte dieser.
Jetzt wurde ich mir die Blicke der anderen nur zu bewusst. Was blieb mir da noch übrig als hier zu verschwinden?
,,Lasst uns in mein Zimmer gehen.” sagte ich deshalb und setzte mich in Bewegung.
Kurz bevor wie in den Mädchentrakt liefen, roch ich wieder diesen Duft, der nur einer Person gehören konnte: Adina. Zu allem Überfluss waren es nicht nur Adina die ich riechen konnte sondern auch Alec, Kara und ihre ganze Clique. Ich tat so als hätte ich sie nicht bemerkt und lief einfach weiter. Bevor ich aber auch nur einen Fuß auf die erste Stufe setzten konnte, wurde mir der Weg versperrt.
,,Na sieh mal einer an. Wen haben wir den da? Wenn das nicht mal unser Freak ist. Wo warst du denn? Hast du zu viel angst bekommen um zu kommen?”


21.

Adina. War doch klar dass sie mich nicht einfach in ruhe gehen lassen konnte. ,,Vor was sollte ich angst haben? Vor dir?” entgegnete ich ihr ebenso spöttisch ,,Bestimmt nicht. Falls du es wirklich wissen willst, ich bin weg gefahren wegen Familiären Problemen. Wenn du uns also entschuldigen würdest.” Mein Gesicht war wieder die Maske aus Gleichgültigkeit. ,,Nicht so schnell. Wenn du also wegen >Familiären Problemen< weg warst, wie du behauptest, wie kommt es dann, dass Mason dich begleitet hat?” triumphierend schaute sie mich an. Sie dachte sie hätte mich in der Hand, doch da hatte sie sich getäuscht.
,,Hast du ein Problem mit meiner kleinen Schwester?” mischte sich Mason nun ein, bevor ich etwas erwidern konnte. Nun entglitten Adina und ihrem Gefolge die Gesichtszüge. Würden wir uns nicht in so einer ernsten Situation befinden, hätte ich mich am Boden gekugelt vor lachen. Doch da dies nicht der Fall war, musste ich es unterdrücken. Trotzdem konnte ich mir ein leises, amüsiertes Kichern nicht verkneifen. Auch Aja kicherte neben mir. Auf einmal Schoss Alecs Kopf, der bis eben noch auf mein Gesicht fixiert war, zu Aja. ,,Du hast gewusst, dass sie Geschwister sind?” fauchte er sie an.
,,Ja. Stell dir vor ich wusste es. Ist das ein Problem?” fauchte sie ebenso zurück. ,,Und das sagst du mir nicht!?” murmelte er so leise, dass es nur ein Vampir hätte verstehen können. Nur zu dumm dass er nicht wusste, dass ich und meine Begleiter ausschließlich Vampire waren. Hatte ich schon erwähnt wie praktisch diese Fähigkeit ist? Auch Liam besaß sie. Das hieß also, dass wir für andere Vampire wie ganz gewöhnliche Sterbliche wirkten.
,,Alec.” oh, oh. Noch nie hatte ich Aja so wütend gesehen ,,Ich habe dir schon bei unserem letzten Gespräch gesagt, dass ich nie wieder etwas mit dir zu tun haben will.” Was!? seit wann denn das? Überrascht musterte ich ihr Gesicht. Als sie es bemerkte schaute sie mich mit dem Blick an der so was wie:
Nicht-jetzt-nacher-erkläre-ich-dir-alles.
Um ihr zu antworten nickte ich nur einmal schnell und schaute dann wieder zu Adina. Alec hatte ich die ganze Zeit über nicht eines Blickes gewürdigt. Wer konnte mir schon versichern, nicht in Tränen auszubrechen wenn ich ihn anschauen würde?
,,Und wer ist das da hinten?” fragte sie, während sie auf Liam zeigte. ,,Ein Freund von meinem Bruder und mir. Wenn du mich jetzt vorbei lassen könntest.” erneut unterbrach sie mich. ,,Ich wüsste nicht wieso ich das machen sollte. Ihr etwa?” Fragte sie ihr Gefolge. Allesamt verneinten. Langsam reichte es mir. Sie machte mich richtig wütend. Normalerweise griff ich ja nicht zu solchen Mitteln aber im Moment war es mir völlig gleichgültig. Ich war müde und erschöpft. Meine Augen schlossen sich automatisch und ich stellte mir vor wie der Wind gegen sie peitschte. Wie erwartet passierte es und vor lauter schreck riss es sie zu Boden. Ohne zu zögern stieg ich über sie und öffnete die Tür. ,,Du solltest lieber auf dein Gleichgewicht achten als auf mich.” sagte ich zu ihr ohne sie anzusehen. Dann liefen wir hinein und schlossen die Tür. Sobald sie geschlossen war grinste ich über das ganze Gesicht. Nicht nur ich tat das. Nein, das taten alle. Ich war so glücklich in diesem Moment. Endlich hatte ihr mal eins ausgewischt und sie blamiert. Natürlich wusste ich, dass sie mich nun noch viel mehr hasste als zuvor aber das war mir herzlich egal.
In meinem Zimmer angekommen setzte ich mich auf mein Bett und wartete bis die anderen es sich bequem gemacht hatten. Niemand sagte etwas. Alle lauschten ob uns wohlmöglich jemand hören konnte. Schließlich waren wir uns sicher und ich begann Aja zu erzählen. Ich sagte ihr wo wir waren. Wer mein Vater war. Was ich erfahren hatte. Das meine Mutter ein Engel und ich somit zur hälfte Engel war. Warum ich wider zurück kam und wer Liam tatsächlich war.
Sie reagiert genau wie ich vermutet hatte nur dass sie nicht nur stolz darauf war mich als Freundin zu haben, sondern sich auch unglaublich für mich freute. Freude darüber, dass ich meinen Vater wieder gesehen hatte, Freude darüber, dass sie mich wieder hatte.
Wir unterhielten uns noch eine Weile zu viert darüber als es an der Tür klopfte. Natürlich wusste ich wer vor der Tür stand. Auch konnte ich spüren, wie nervös diese Person war. Mir war klar, das ich mich jetzt zusammenreißen musste um nicht aus zu rasten. Nachdem ich also noch zweimal tief Luft geholt hatte, stand ich auf und öffnete die Tür. Wie erwartet stand Kara dort und schaute mich gespielt, glücklich an.
Ohne sie zu grüßen trat ich aus dem Zimmer und schloss die Tür vorsichtig (nicht dass ich sie auch noch aus den Angeln riss) hinter mir.
,,Hey.” grüßte ich sie jetzt ,,Was kann ich für dich tun?” fragte ich sie gleichgültig. Die Mühe freundlich zu sein machte ich mir erst gar nicht. Warum auch?
,,Hallo … ich hab dich vermisst. Wieso hast du mir nichts gesagt? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.” Wie kann man nur so scheinheilig sein? ,,Lass uns ein bisschen spazieren gehen.” sagte ich und wich ihr aus als sie mich Umarmen wollte. Ohne weiter auf sie zu achten lief ich den Flur entlang, aus dem Gebäude hinaus und zu einer alten, hölzernen Bank abseits des Tumults der hier noch immer stattfand. Auch Kara setzte sich. Kaum dass sie saß fing sie auch schon an zu reden ,,Du hast ja keine Ahnung wie langweilig mir ohne dich war! Und jetzt bist du auch noch in Begleitung zurück gekommen. Verdammt sieht der Neue gut aus. Stellst ihn mir vor.” Ein erwartungsvolles Glitzern stahl sich in ihre Augen. ,,Nein.” antwortete ich ihr kalt. ,,Was nein? Ich verstehe nicht ganz.” fragte sie sichtlich verwirrt. Nie hatte ich bisher nein zu etwas gesagt was sie vorgeschlagen hatte. Jetzt war es mir egal. ,,Nein, ich werde ihn dir nicht vorstellen.” dabei sah ich sie eiskalt an. Ich konnte hören wie sich ihr Herzschlag beschleunigte und das Blut immer schneller durch ihre andern schoss. Sie hatte angst. So kannte sie mich nicht.
,,Wieso denn nicht? Ich dachte wir sind die besten Freunde?” traurig sah sie mich an. Sie machte ihre Sache wirklich gut, dass musste ich ihr wirklich lassen. Doch jetzt da ich wusste wie sie wirklich war, konnte sie mich nicht mehr täuschen. Viel zu lange hatte ich das auf mich sitzen gelassen. Diese Zeiten waren nun vorbei. Nie wieder würde ich es zulassen, dass man mich derartig benutzte. Nie wieder.
,,Freunde?” fragte ich sie spöttisch ,,Ich wüsste nicht das wir Freunde wären. Freunde nutzen einander nicht aus nur um selbst beliebter zu sein. Freunde halten zusammen egal was kommt. Freund machen sich nicht übereinander lustig. Freunde verraten einen niemals. Wage es uns also nicht als Freunde zu bezeichnen! Denn du hast mich die ganze Zeit über nur verarscht. Am besten ist, wenn du dich wieder zu deiner Freundin Adina gesellst. Schließlich warst du doch vorhin auch dabei. Dachtest du im ernst, dass ich dich nicht sehen würde, nur weil du versuchst hast dich hinter Alice zu verstecken?” ich holte einmal tief Luft bevor ich dann weiter sprach ,,Lass dir eins gesagt sein: Ich habe mich geändert. Ich bin nicht mehr die selbe schwache Daphne die nur Trübsal geblasen hatte. Ich kann wieder lachen. Kann wieder spaß haben. Kann wahre Freund von faschen unterscheiden. Also mach mir ein gefallen und misch dich nie wieder in mein Leben ein.”
Langsam stand ich auf und wandte mich zum gehen als sie mich am Handgelenk packte, umdrehte und mir eine Ohrfeige gab. ,,Was glaubst du wer du bist, so mit mir zu reden!?” schrie sie mich an ,,Du Miststück kannst mich doch nicht einfach zurück lassen! Was fällt dir ein? Ich war die einzigste die sich mit dir abgegeben hat und so verdankst du es mir!?” sie wurde immer lauter, so das sich ein paar der Schüler zu uns drehten. Doch das war uns egal. ,,So? und wer gibt dir das recht mich zu schlagen? Mir ist es egal dass du dich mit mir abgegeben hast. Schließlich konntest du dich ja sonst mit niemandem abgeben, denn nur an mir hatte kein Junge Interesse. Nur ich konnte dir also nicht im Weg stehen. Bedauerlicherweise habe ich das erst vor kurzem verstanden. Doch wenigstens habe ich es verstanden. Das einzigste was ich dir noch zu sagen habe ist, dass du zu bemitleiden bist. So eine falsche Person, wie du sie bist, sieht man selten. “ ich riss mich ohne jegliche mühe von ihr los und ging zurück in mein Zimmer.

Abends lag ich noch lange wach und dachte darüber nach was mir Aja erzählt hatte. Nachdem ich das Gespräch mit Kara hinter mich gebracht hatte, war ich zurück in mein Zimmer gegangen, indem nur noch Aja war. Liam und Mason hatten sich bereits in ihre Zimmer zurückgezogen. Auch sie waren Müde.
Leider konnte ich nicht schlafen, auch wenn ich müde war. Meine Gedanken kreisten allein um das Gespräch was ich vorhin mit Aja hatte.
Sie hatte mir erzählt wieso sie nicht mehr mit Alec reden wollte. Sobald sie geendet hatte, wurde mir bewusst, dass das alles allein meine Schuld war. Warum? Ganz einfach. Da ich ihr die Wahrheit über, mein voreiliges Handeln mit Mason aufzubrechen, gesagt hatte, war sie so wütend auf ihn geworden, dass sie ihn angeschrien hatte wie er nur so herzlos sein konnte. Natürlich wusste er nicht was sie damit meinte, doch das interessierte Aja nicht im geringsten. Dennoch achtete sie in ihrer Predigt darauf, nicht zu viel zu sagen.
Dafür war ich ihr sehr dankbar gewesen. Ich hätte nicht gewollt, dass er denken würde, dass er ein Grund für mein Verschwinden gewesen wäre. In Wahrheit war es jedoch genau so. Er war ein Grund gewesen warum ich mich dafür entschieden hatte.
Jetzt war es eh egal. Ich war wieder da und würde so schnell auch nicht gehen.
Die Müdigkeit gewann immer mehr die Oberhand über mich. Logischerweise werte ich mich nicht im geringsten dagegen. Denn genau das wollte ich doch. Schlafen. Nur im Schlaf konnte ich wenigstens eine Weile vergessen wer ich war. Meine Gefühle vergessen und mich meinem Traum hingeben. Falls ich Träumen würde.
Bereitwillig schloss ich meine Augen und schlief fast augenblicklich ein.

Am nächsten Morgen weckte mich Aja damit wir nicht zu spät in den Unterricht kommen würden. Mir war aber nicht danach aufzustehen. So zog ich die Decke über den Kopf und murmelte ein verschlafenes >Geh weg. Ich will schlafen< in ihre Richtung. Daraufhin drohte sie mir damit nie wieder mit mir zu reden wenn ich nicht in zehn Minuten fertig sein würde.
Mir blieb also nichts anderes übrig als aufzustehen und ich fertig zu machen. Schon bald wurde mir klar das Adina wieder versuchen würde mich schlecht genauso wie mich die anderen Freak oder sonst wie rufen würden. Doch das war nebensächlich, wenn ich daran dachte, dass Mason, Liam und Aja da sein würden.
Breit grinsend verließen wir unser Zimmer und machten uns auf den Weg zu Sport. Jetzt da ich gelernt hatte wie ich mich zu bewegen hatte damit es keinem auffiel und ich dennoch nicht schlecht war, konnte ich mich sogar darauf freuen.
Gleichzeitig war mir aber nur zu deutlich bewusst, dass es keine Möglichkeit gab Alec nicht zu sehen. Schließlich hatte er auch Sport und dazu war er auch noch in Adinas Gruppe. Ich musste mich zusammenreißen das hatte ich mir fest vorgenommen.
Wie betraten gerade die Halle als ich von hinten gepackt wurde und ruckartig an eine harte Brust gepresst wurde. ,,Guten Morgen, Schwesterchen! Gut geschlafen?” lachte Mason. ,,Bist du Krank!? Hast du eine Ahnung wie sehr du mich eben erschreckt hast!?” maulte ich ihn an. Es war die Wahrheit. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich ihn nicht bemerkt hatte.
,,Warst wohl wieder in Gedanken, was?” amüsiert schaute er mir ins Gesicht. Schmollend nickte ich während er gleich anfing zu lachen. Nun bemerkte ich auch Liam der mir zur Begrüßung zunickte. Seine Begrüßung erwiderte ich mit einem leichten grinsen was ihn die Stirn runzeln ließ. Irgendwie sah das total süß aus.

Wir zogen uns schnell um und liefen dann zurück in die Halle. Wie es aussah waren wir früh dran, denn es standen nur wenige Schüler außer uns hier. Natürlich waren es Mädchen die versuchten einen Blick auf Liam zu erhaschen. Als sie ihn dann endlich sahen wurden alle schlagartig rot und drehten sich schnell weg nur um ihn nicht mal zehn Sekunden später wieder anzustarren. Dies erinnerte mich nur zu gut an den Tag als Alec an unsere Schule kam. Wie es der Zufall wollte ging genau in dem Augenblick die Tür auf und ich nahm Alecs Geruch nur zu deutlich wahr. Ich konnte hören wie er mit Adina und Alice über etwas lachte. Zum Glück stand ich mit dem Rücken zur Tür.
Um nichts auf der Welt würde ich mich in diesem Moment umdrehen, doch genau das musste ich tun als ich hörte wie Adina wütend nach mir rief. Ganz langsam drehte ich mich um und erstarrte. Natürlich sah man von außen nichts dergleichen. Wieder hatte ich meine Maske der Gleichgültigkeit aufgesetzt.
Alec hatte seine Arme fest um Adinas Taille geschlungen und seinen Kopf in ihren Haaren vergraben. Alles deutete darauf dass sie nun ein Paar waren. Doch dann vielen mir seine Augen auf. Trotz dessen er sein Kopf in ihren Haaren vergraben hatte schaute er mich und nicht sie an. Sein Blick zog mich praktisch an. Zusammenreißen Daphne! Rief ich mir immer und immer wieder zu, bis ich es endlich schaffte meinen Blick von dem seinen zu lösen. Stattdessen sah ich Adina an, dabei versuchte ich nicht allzu böse zu kucken. Das hätte ihr einen weiteren Grund gegeben mich fertig zu machen. Sie war vielleicht blond und vielleicht auch etwas dumm (ach was machte ich mir vor? Sie war dumm!) doch sie wusste wie es aussah wenn einen etwas ärgerte und wenn es um Jungs ging, dann erst recht.
,,Was willst du?” fragte ich sie desinteressiert. Ich konnte hören und spüren wie sich mein Bruder und die anderen zwei sich neben mir platzierten. Die Absicht die dahinter stand war klar: Sie würden mich beschützen egal was kommen mag.
Falls Adina beeindruckt war, dass mich jemand schützte, zeigte sie dies nicht. Das einzigste was sich auf ihrem makellosem Gesicht zu sehen bekam war ein fieses, gehässiges Grinsen. Was sie wohl wieder plante? Ich ahnte nichts gutes.
,,Da du ja wieder da bist und wir unser kleines Spiel noch nicht beendet haben, werden wir das heute nach holen. Meinst du nicht auch?” sie war sich sicher, dass sie gewinnen würde. Wie eingebildet konnte man den sein?
Bevor ich ihr etwas antworten konnte, hörten wir einen Pfiff der den Start der Stunde symbolisierte.
Wie es der Zufall wollte, passierte genau das, was Adina wollte: Wie musste gegeneinander spielen. Der Unterschied zum letzten mal war, dass wir nicht in der Halle sondern Draußen Unterricht hatten. Das hieß, wenn ich fallen sollte, dann würde ich mir weh tun. Sehr weh. Zumindest wenn ich ein Mensch gewesen wäre. Leider dachten Adina und Alec genau das!
Schon jetzt wusste ich, dass sie alles daran setzen würde, mich zu verletzen. Das sollte die Strafe für die gestrige Demütigung sein.
Wir stellten uns auf. Mason und Aja jeweils rechts und link hinter mir. Gegenüber von mir stand Adina mit einem fetten, siegessicheren Grinsen auf denn Lippen. Rechts von ihr stand Alec, den ich so gut es funktioniert versuchte zu ignorieren und links stand Alice. Im Gegensatz zu Adina wirkte sie etwas unsicher was die Sache betraf. Sie hatte meinen Schlag letztes mal nicht vergessen.
Etwas ängstlich schaute sie mich an und trat unwohl von einem Fuß auf den anderen.
Bestimmt dachte sie gerade daran, wie ich den Ball direkt auf sie zuspielen würde und er mit voller wucht in ihrem Gesicht landen würde.
Doch das war nicht meine Absicht. Ich wollte jedeglich dieses Match hinter mich bringen und mich dabei nicht verletzten.
Das schlimmste daran war, dass ich genau wusste, dass Adina sich nicht zurückhalten würde, sondern so stark zuschlagen würde, dass man den Ball gerade noch sehen konnte. Schließlich musste sie ihre Identität vor den Menschen verbärgen. Ich wurde nervös. Mir war zwar klar, dass ich Chancen hatte, sie zu schlagen, dennoch konnte ich mir nicht sicher sein. Ich wusste nicht, wie weit sie gehen würde.
Plötzlich ertönt erneut ein Pfiff. Das Spiel konnte beginnen.

Aja warf den Ball in die Luft und schleuderte ihn auf die andere Seite. Geschickt drehte Adina sich um ihre eigene Achse und traf den Ball so, dass er mit voller Wucht in meine Richtung flog.
Mir war überdeutlich bewusst, wie schnell und hart dieser Ball auf mich zuschnellte, doch damit hatte ich kein Problem. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich analysiert wo ich ihn treffen musste, um ihn zurück auf die andere Seite zu bringen.
Schnell machte ich einen Schritt nach vorne, sprang dem Ball entgegen und blockte ihn ab. Er sprang zurück auf die andere Seite. Dies geschah so schnell, das weder Adina noch Alec reagierten. Von Alice konnte man es schlecht erwarten, schließlich war sie keinem von uns gewachsen.
Der Ball knallte auf den Boden direkt neben Adina, die mich ungläubig anstarrte, bevor ihr Gesicht sich vor Wut verzerrte.
Nun war es vorbei mit ihrer zurück Haltung, das wusste ich.
Sie beugte sich, um den Ball aufzuheben und wer hätte es geglaubt, musste sie dies ja unbedingt so machen, dass Alec freie Sicht auf ihre Oberweite hatte. Unbändige Wut machte sich in mir breit. Ich wusste zwar nicht ob Alec wirklich in ihren monströsen Ausschnitt schaute oder nicht, doch die Tatsache, dass sie sich ihm so hingab macht mich rasend.
Ich spürte wie mein Herz immer schneller und schneller gegen meine Brust schlug und das Blut durch meine Adern rauschte. Mein Rücken begann zu kribbeln und ich wusste, dass sich meine Flügel entfalten wollten. Nur mit viel Mühe konnte ich sie zurück halten, indem ich langsam ein und aus Atmete.
Wenige Sekunden, welche mir jedoch wie Stunden vorkamen, brauchte ich um mich soweit zu beruhigen, bis ich mir sicher war, dass ich die Kontrolle über meinen Körper zurück erlangte hatte.
Adina bemerkte dass ich nicht richtig bei der Sache war und griff erneut an. Bevor der Ball mich jedoch hätte treffen können, stieß Mason mich bei Seite und spielte den Ball zurück.
Dankbar über seine Hilfe schenkte ich ihm ein strahlendes Lächeln, welches er erwiderte.
Das Spiel ging inzwischen etwa zehn Minuten. Keiner wollte aufgeben und so hämmerten wir immer wieder auf den Ball ein. Stolz stellte ich fest, dass mich der Ball nicht einmal ungewollte berührte oder verletzte. Adina jedoch wurde sowohl von mir, als auch von den beiden hinter mir, oft genug getroffen. Selbst wenn ich geglaubt hatte, dass ein Vampir mehr Chancen gehabt hätte, musste ich mir nun eingestehen, dass ich falsch lag. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sowohl ich als auch Mason einer der stärksten Vampire waren. Dennoch erzielte auch Aja den einen oder anderen Punkt.
Bisher hatte ich Alec nicht ansehen müssen, doch ich ahnte nicht wie schnell sich das ändern sollte.
Gerade als Aja den Ball wieder auf die andere Seite spielte , drängte sich Alec auf Adinas Platz. Das alles geschah so unerwartet schnell, dass ich meinen Blick nicht mehr abwenden konnte.
Stattdessen glitten meine Augen über seinen Körper. Als ich in sein Gesicht sah, welches in diesem Moment allein auf den Ball fixiert war, spürte ich einen unbändigen Schmerz in meiner Brust.
Keuchend versuchte ich wieder zu atmen, doch es gelang mir nur notdürftig. Ich wusste genau wenn ich nicht innerhalb von wenigen Sekunden hier raus kommen würde, dann würde ich zusammenbrechen.
,,Liam!” keuchte ich und versuchte verzweifelt ihn zu finden. Er wäre der einzige der mir jetzt noch helfen konnte. Kaum hatte ich seinen Namen ausgesprochen stand er schon neben mir und schupste mich weg. ,,Geh.” antwortete er ruhig ohne mich dabei anzuschauen. Er wusste genau was los war.
Ohne auf die anderen zu achten versuchte ich so schnell wie möglich hier weg zu kommen. Natürlich war ich darauf bedacht, nicht zu schnell zu rennen, damit ich nicht auffiel.
Sobald ich mir jedoch sicher war, dass mich keiner mehr sehen konnte, ließ ich meiner Natur freien lauf. Meine Füße trugen mich immer schneller dem Wald entgegen. Das Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit, welches ich immer beim rennen verspürte, blieb dieses Mal jedoch aus. Stattdessen trat eine unvorstellbare Trauer sich in meinem Inneren auf.
In dem Moment als ich Alec gesehen hatte, überschlug sich alles. Meine Gefühle, Gedanken sowie alle Erinnerungen die ich bisher ihm gegenüber hatte überrollten mich wie eine Dampfwalze.
Auch wenn ich mir vorgenommen hatte nicht mehr zu Weinen, keine einzige Träne mehr zu vergießen und wegen diesen Idioten schon gar nicht, konnte ich sie einfach nicht zurückhalten. Heiß liefen sie meine Wange hinunter und ich schluchzte auf.
Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, dass wenn ich ihn eine Zeit lang nicht sehen würde, meine Gefühle für ihn verblassen würden?
Ich wusste ich hatte das Spiel gegen Adina verloren, doch dafür hatte sie etwas was ich begehrte. Auch wenn ich nicht wusste ob Adina und Alec tatsächlich etwas miteinander hatten (wovon man eigentlich ausgehen konnte, ich meine wieso küsst man sonst jemanden), zerriss es mir mein Herz eine kleine Stücke. Der Wunsch Alec nah zu sein und es dennoch nicht zu können war unerträglich. Das sogar Kara näher zu ihm stand als ich versetzte mir einen zusätzlichen Stich in mein zerschundenes Herz.
Mittlerweile war ich so tief in dem Wald, dass nicht einmal ein Lichtstrahl durch das dichte Geäst der Bäume hindurch kam. Es machte mir aber nichts aus, schließlich konnte ich immer noch alles genaustens erkennen.
Langsam drosselte ich mein Tempo und kam schließlich zum stehen. Ich wusste nicht wo ich war oder wie weit ich von den anderen entfernt war, doch im Grunde genommen war ich sehr froh darüber. Eine Zeitland allein zu sein würde mir nicht schaden.
Ich sah mich um und entdeckte einen gefällten Baumstamm rechts von mir, auf den ich mich setzte.
Während ich meine Füße baumeln ließ dachte ich noch einmal über alles nach was geschehen war.
Fragen wie: ,,Wieso war ich so feige und rannte weg?“ Und ,,Weshalb konnte ich die Gefühle für ihn einfach nicht abschalten?” drängten sich in meinen Kopf.
Desto länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir dass ich nicht so weiter machen konnte. Ihn zu ignorieren war falsch. Es verletzte mich im Endeffekt umso mehr ihn zu sehen. Denn die Gefahr, ihn wie vorhin auf dem Spielfeld zu sehen, war jederzeit präsent.
Ich musste mich einfach damit abfinden, dass er mich weder begehrte noch mochte. Außerdem hatte er was mit Adina. Vielleicht sogar mit Kara.
Ich war nicht der Typ für solche Spielchen. Darauf konnte ich mich unmöglich jemals einlassen. Es würde mich zerstören.
Nun wusste ich was ich machen würde. Egal wie schwer es mir auch vorkommen mag, ich würde ihn behandeln wie jeden anderen der Clique auch. Sollte er mich in ruhe lassen, würde ich dasselbe tun. Würde er mit mir sprechen, so würde ich ihm antworten. Würde er mich anschauen, so würde ich seinem Blick standhalten.
Auch wenn das hieß die Schmerzen, die er in mir verursachte, auf mich zu nehmen.

22.

Der Himmel leuchtete in den verschiedensten orange, gelb und rot Tönen als ich zurück in mein Zimmer ging. Ich hatte es nicht eilig, sodass ich mir jede menge Zeit ließ um noch einmal alles zu bedenken, mir verschiedene Strategien ausdachte, nur um sie daraufhin wieder zu verwerfen. Mir war klar, dass es dafür keine Strategie gab. Dennoch suchte ich verzweifelt nach einer Möglichkeit, die mir dabei half, wie ich ihn ohne Schmerzen anschauen konnte. Doch auch nachdem ich den ganzen Rückweg lang gegrübelt hatte, fiel mir immer noch nichts sinnvolles ein.
Zu meinem Glück war keiner im Zimmer der mich mit fragen bombardieren konnte. Wahrscheinlich hatte Mason sie zurück gehalten, wofür ich ihm sehr dankbar war, denn er wusste genau dass ich jetzt etwas Zeit für mich brauchte.
Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und starrte die Decke an.
Was sollte ich nur tun?
Ich wusste nicht wie lange ich mir diese frage noch stellte bis ich zu dem Entschluss kam, dass es mir nichts als Zeitverschwendung brachte darüber nachzudenken.
Mein Entschluss war gefallen!
Ich würde es einfach auf mich zukommen lassen. Mit der Sicherheit die mir meine Familie und Freunde gaben konnte ich es schaffen, da war ich mir sicher.
Kaum hatte ich meinen Entschluss gefasst, da öffnete sich auch schon die Tür und Liam trat herein.
Überrascht, dass er allein gekommen war, richtete ich mich auf und schaute ihn verwirrt an.
In seinem Gesicht konnte man keine Gefühlregung erkennen, was mich sichtlich frustrierte. Wieso hatten nur alle dieses Pokerface drauf?
Zielstrebig lief er auf mich zu und ließ sich neben mir auf das Bett fallen. Dieser Typ war mir ein Rätsel mit sieben Siegel. Mit seinen Gefühlschwankungen benahm sich wirklich wie eine schwangere Frau. Ich konnte mir ein leises kichern über diesen Gedanken einfach nicht verkneifen, woraufhin Liam mich mit diesem
Jetzt-ist-sie-vollkommen-durchgeknallt-Blick anschaute. Nun gab es nichts mehr zu halten und ich fing an schallend zu lachen. ,,D-du hättest d-dein Gesicht sehen sollen!” brachte ich prustend hervor.
Plötzlich zog er mich zu sich ran und legte mir eine Hand auf die Stirn ,,Auch wenn ich weiß, dass wir nicht krank werden können, bin ich mir nicht ganz sicher ob das auf dich zutrifft. Bist du sicher, dass du kein Fieber hast?” dabei klang seine Stimme so ernst und gefasst, dass es keinen Zweifel gab, dass er dies wirklich glaubte.
Statt ihm jedoch meine Meinung zu sagen bekam ich nur ein unmissverständliches >hää?< zustande.
Daraufhin ließ er mich los, damit er mich mit seinen stechend blauen Augen fixieren konnte. ,,Na ja, ich weiß ja nicht wie es auf dich wirkt wenn man jemanden weglaufen sieht, der kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht und dann nach stundenlangen Verschwindens wieder auftaucht und sich dann halb tot lacht..” er holte einmal tief Luft ehe er dann weiter sprach ,,.. aber ich würde ihn als schlichtweg geisteskrank oder komplett gestört bezeichnen.” schloss er seinen kleinen Vortrag.
Durch diesem (von ihm ungewohnt langen) Vortrag total aus der Fassung gebracht, konnte ich nichts weiter tun als ihn mit weit offenem Mund anzustarren.
,,Wow.” brachte ich nach einer weile schließlich heraus. ,,Wow? Das ist das einzigste was dir einfällt dazu zu sagen?” Er hob eine seiner perfekten, schwungvollen Augenbrauen und schaute mich misstrauisch an. ,,Das war der längste Vortrag den ich je von dir gehört habe.” grinste ich ihn an.
Jetzt war er es der mich verwirrt musterte. Dann murmelte er etwas dass sich anhörte wie >An was du wieder denkst< wobei ich mir nicht sicher war ob ich mich nur verhört hatte. ,,Was?” fragte ich ihn deshalb noch mal.
,,Nichts. Aber jetzt erklär mir mal was mit dir los ist. Geht es dir besser?” täuschte ich mich, oder schwang in seiner Stimme tatsächlich so was wie Besorgnis?
Kurz musterte ich ihn um mich danach wieder schwungvoll auf mein Kissen zu schmeißen. Mein Blick glitt durch das Zimmer bis er schließlich bei dem Fenster stehen blieb. ,,Weißt du Liam, das Leben ist wie die Sonne. Egal wie der Tag für uns auch sein mag. Eins ist sicher: Die Sonne geht auf und auch wieder unter. So ist es auch mit unseren Gefühlen. Stell dir vor all unsere schlechten und traurige Gefühlen wären Wolken, die die Sonnenstrahlen nicht zu uns hindurch lassen. Aber mithilfe des Windes werden auch sie vertrieben und die Sonne kann wieder strahlen. Und so ist es auch bei mir. Ich hatte Angst davor leiden zu müssen wenn ich Alec sehe. Angst vor dem schmerz, den er mir vielleicht zufügen könnte. Nachdem ich vorhin weggerannt bin, hatte ich verzweifelt nach einem Ausweg gesucht, dieser Angst entkommen zu können. Dennoch fand ich nach stundenlangem überlegen keine Möglichkeit dem zu entfliehen. Aber jetzt ist mir klar, dass ich das auch gar nicht muss. Mit der Hilfe von meinen Freunden und meiner Familie kann ich alles schaffen. Das wurde mir vorhin klar. Ich muss mich meiner Angst stellen, damit ich sie bezwingen kann und nicht vor ihr weglaufen. Ich werde Alec so behandeln wie alle anderen auch.” ja genau das war die Lösung, wonach ich dir ganze Zeit gesucht hatte. ,,Und was hat das jetzt mit der Sonne zu tun?” fragte Liam verwirrt.
Langsam wandte ich ihm wieder meinen Kopf zu, bis ich in seine blauen Augen sehen konnte.
,,Verstehst du es denn nicht? Ich bin die Sonne. Egal wie regnerisch der Tag auch sein mag ich werde ihn hinter mich bringen müssen. Die trüben Gedanken die ich wegen Alec hatte, waren die Wolken. Der Wind der sie vertrieb, dass seit ihr, meine Freunde und meine Familie. Kannst du es jetzt verstehen?” Ich konnte nicht anders als ihn liebevoll anzulächeln. Es war als ob ich eine Mutter wäre, die ihrem kleinem Sohn etwas wichtiges erklären würde und genau so fühlt ich mich auch.
,,Mir gefällt deine Denkweise, kleine.” meinte er nun breit grinsend. ,,Hey!” empört stand ich auf und stemmte meine Hände in die Hüfte ,,Ich bin nicht klein!” schmollte ich ,,Und wie du das bist. Kuck dich doch an, ich bin mindestens zwei Köpfe größer als du und von dem Alter wollen wir erst gar nicht anfangen.”
Der machte sich doch tatsächlich lustig über mich! Aber da hatte er sich mit der falschen Person angelegt. Hämisch grinsend krabbelte ich auf ihn zu.
,,Irgendwie hab ich das Gefühl, dass du etwas vor hast was mir nicht gefallen wird.” Da hatte er recht!
Bevor er auch nur ansatzweise hätte ausweichen können, warf ich mich auf ihn, drückte ihn nach hinten ins Bett und fing an ihn zu kitzeln. Genau wie ich erwartet hatte, fing er an zu lachen in dass ich nur zu gerne einstieg. ,,Na warte!” rief er lachend und bevor ich hätte reagieren können packte er mich an den schultern und drehte mich so, dass er nun auf mir lag und nun mich kitzeln konnte. ,,Ah, Liam hör auf! Ich kann nicht mehr!” schrie ich ihm lachend entgegen ,,Niemals!” erwiderte er und machte hemmungslos weiter.
Mittlerweile musste ich so sehr lachen, dass mir bereits die ersten Lachtränen die Wange hinunter liefen.
Plötzlich wurde die Tür so stark aufgerissen, dass sie beinahe aus den Angeln gesprungen wäre.
Sofort hörten wir auf und starrten beide zur Tür.
Geschockt dass ausgerechnet er in mein Zimmer gestürmt war, setzte ich mich sofort auf und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

Alec:

Mittlerweile lag ich schon seit Stunden angespannt auf meinem Bett. Egal was ich auch versucht hatte, die Anspannung wollte einfach nicht weichen.
Meine Gedanken und Gefühle überschlugen sich und ich konnte nichts dagegen tun. Immer wieder hatte ich versucht an etwas anderes zu denken als an die vergangenen Stunden.
Aber nein, jetzt dachte ich immer noch an dieses Mädchen. Egal was ich tat, ich fühlte mich zu ihr hingezogen und das machte mir angst.
Angst. Ein Wort das ich schon lange nicht mehr verwendet hatte.
Jahrhunderte lang war ich umhergestreift und hatte schon vieles gesehen und miterlebt. Dennoch ließ mich all das kalt. Für manche mag das so klingen, als ob ich gefühlskalt wäre und ja das bin ich. Zumindest war ich das, bis ich Aja fand. Oder sollte ich lieber sagen bis sie mich fand?
Aber das war jetzt auch egal. Ich konnte nicht behaupten, dass sie mir nicht mögen würde oder das sie mir unwichtig war, denn das war sie nun mal nicht.
Im Gegenteil. Mittlerweile hatte ich sie in mein Herz geschlossen und liebte sie wie eine kleine Schwester, die ich nie hatte.
Seit ich sie kannte, hatte sich mein Leben verändert. Ich hatte mich verändert. Früher war mir alles egal gewesen und ich hatte nicht einmal mitleid gegenüber anderer verspürt. Jetzt jedoch hatte ich meine Bedenken. Über was? Um genau zu sein um so ziemlich alles.
Seit wir hier an das Internat gekommen waren hatten wir uns auseinander gelebt. Es machte mir trotzdem nicht viel aus. Es war ja nicht so, dass wir voneinander abhängig wären. Dennoch hatte sich etwas verändert. Zum ersten mal überhaupt spürte ich, dass mir etwas fehlte. Ich wusste nicht was es war und ja, auch das machte mir angst.
Als wir hierher kamen hatte ich meine Zweifel. Wieso sollten wir uns mit so was wie Menschen abgeben? Natürlich waren wir uns ähnlich dennoch, waren wir ihnen doch allen überlegen. Ich könnte jeden, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, umbringen. Stattdessen mussten wir uns jedoch verstecken und auch wenn das nicht so schwer war, nervte es. Dieses langsame laufen und niemals seine Kraft zeigen zu können machte mich auf die Dauer betrachtet wütend.
Auch wenn es hier Adina gibt mit der ich so manches Teilte, war ich nicht zufrieden. Immer noch fehlte mir dieses etwas.
Doch als ich dieses Menschmädchen sah, war es auf einmal alles da. Ich fühlte mich komplett. Es bestand eine gewisse Anziehungskraft zwischen uns, die ich einfach nicht verstand. Was hatte das nur zu bedeuten?
Seitdem ich sie damals sah, konnte ich nicht anders als immerzu an sie zu denken. So oft hatte ich sie beobachtet und versucht dass sie ja nichts mitbekam. Als ich Aja auf sie ansprach (da die beiden allem Anschein nach Freundinnen geworden waren) wollte diese mir nichts über das Mädchen verraten. Stattdessen meinte sie, ich solle selbst mit ihr reden. Aber das konnte ich einfach nicht.
Von Adina wusste ich, dass sie hier ein Außenseiter war, oder wie man sie hier nannte der Freak. Auch wenn ich sie nicht verstehen konnte, ließ ich mir nichts anmerken. Dazu war ich zu stolz. Ich hätte mich unmöglich auf das Niveau des Menschmädchens herablassen können.
Als dann aber auch noch dieser Typ, aufgetaucht ist und sich blendend mit ihr verstand, wäre ich ihm am liebsten an die Kehle gesprungen. Ich konnte und wollte einfach nicht mit ansehen wie er sie berührte und nicht ich. Das machte mich rasend. Dennoch gab ich mich kalt. Ich versuchte ihr aus dem Weg zu gehen, doch machte mir Adina dies nicht gerade leicht. Sie hatte es eindeutig auf das Mädchen abgesehen. Doch das Mädchen ging nicht auf ihre Sticheleien ein. Sie ignorierte Adina und ihre Gefolgschaft einfach und somit auch mich. Das machte mich unglaublich wütend. Immer wieder sah ich sie mit diesem Mason und mich würdigte sie keinen Blickes. Ich hatte sogar versucht sie Eifersüchtig zu machen, indem ich Adina küsste und auch wenn es ihr etwas ausgemacht haben sollte, zeigte sie dies nicht.
Irgendwann hatte ich es geschafft sie alleine anzutreffen. Eigentlich hatte ich nur vorgehabt ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Ich versuchte mir ihr ins Gespräch zu kommen was mir auch ziemlich gut gelang, dennoch zeigte sie sich alles andere als kooperativ. Stattdessen machte sie mich unbewusst immer wütender. Immer wieder sprach sie mich auf diese Barbie von Adina an. Von wegen ich solle doch zu ihr gehen und mit ihr die Nacht verbringen. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus und küsste sie. Wer konnte auch wissen, dass dieser Kuss solche Gefühle mit sich bringen konnte? Sie explodierten einfach in mir und ich hätte niemals wieder aufhören wollen. Aber Daphne schob mich von sich und gab mir eine Ohrfeige die es in sich hatte. Sogar mir als Vampir hatte es weh getan. Nicht nur körperlich, nein auch seelisch. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie mich hatte abblitzen lassen. Ich war so wütend gewesen, dass ich sie aufs schlimmste beleidigt hatte. Ich hatte mich so in rage geredet, dass ich erst aufhörte als ich ihr Gesicht sah. Sofort bereute ich mein verhalten und versuchte mich zu entschuldigen. Daphne jedoch ließ mich nicht mehr ausreden und lief davon. Ich war mir sicher, dass sie zu diesem Mason gegangen war. Und ich sollte recht behalten. Nur hatte ich sie seitdem nicht mehr gesehen. Irgendwann kam dann Kara zu mir und meinte sie würde mir etwas von Daphne ausrichten wollen, doch stattdessen hatte sie mir erzählt das Daphne meine Aufmerksamkeit nicht verdient hatte und mich geküsst. Ich war so überrascht gewesen das ich mich nicht einmal gewährt hatte. Erst nach wenigen Sekunden hatte ich es realisiert und ihr zu verstehen gegeben das ich nichts von Kara wissen wollte und das ich solche falschen Menschen nicht ausstehen konnte. Ich hatte noch einmal versucht mit Daphne zu reden, aber ich konnte sie nicht finden. Das einzigste was ich fand war eine besorgte Aja und einen besorgten Mason. Dennoch sprach ich keinen der beiden darauf an.
Nach geschlagenen vier Tagen sah Aja wieder einigermaßen normal aus. Doch auch das hielt nicht lange. Plötzlich war sie abgrundtief traurig, so als hätte sie etwas sehr wertvolles verloren, oder jemanden. Als ich sie angesprochen hatte, brüllte sie mich an und sagte ich solle sie ja nie wieder ansprechen. Sie würde mir nie verzeihen für das, was ich getan hatte.
Dabei verstand ich gar nicht was sie meinte.
Seither ließen sich weder Daphne noch Mason blicken. Ich hatte das unangenehme Gefühl, dass sie zusammen weg gegangen waren und das passte mir so gar nicht.
Irgendwann waren sie zurück gekommen und diesmal sogar in Begleitung von noch einem Typen.
Natürlich musste Adina diese Chance sofort ergreifen und stellte Daphne zur rede. Auch mich interessierte es wo sie so lange war und wieso mit Mason. Vor allem aber interessierte mich wer der Typ war der hinter ihr stand und sie mit Adleraugen ansah. Fast so, als müsse er sie vor allem und jedem beschützen. Als dann herauskam, dass Daphne und Mason Geschwister waren und dass Aja alles gewusst hatte, wäre ich ihr am liebsten an die Kehle gesprungen. Nichts hatte sie mir davon gesagt. Und ich war eifersüchtig auf ihn gewesen. Doch jetzt kam sie mit diesem Typ wie hieß er doch gleich? Liam? Ja genau, Liam. Das ging mir gegen den Strich. Ich wollte nicht, dass er bei ihr in der Nähe war.
Adina verhinderte jedoch dass ich mich ausschließlich um Daphne kümmern konnte und so blieb mir nichts anderes übrig als bei ihr zu bleiben. Also blieb ich still und schaute mir schweigen das Gefecht zwischen Adina und Daphne an.
Das einzigste was mich dann aber noch viel mehr störte als die Nähe zwischen Liam und Daphne war, dass sie mich keines Blickes würdigte. Einen einzigen hatte sie mir geschenkt und aus diesem konnte ich nicht das geringste lesen. Es machte mich fast wahnsinnig, dass sie mich nicht beachtete.
Nicht einmal als wir Sport hatten und ich gegen sie spielen musste sah sie mich an. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und schob mich vor Adina, mein Blick nur auf den Ball fixiert, damit sie selbst auch sehen sollte, wie es war, nicht beachtet zu werden.
Tatsächlich sah sie mich an doch nicht einmal zwei Minuten später hörte ich wie sie keuchend versuchte zu atmen. Sie rief nach Liam der sie sofort ablöste und da verschwand sie auch schon.
Ich hatte mir verwürfe gemacht. Das Gefühl an ihrem zustand schuld zu tragen ließ mich einfach nicht los.
Sobald der Sportunterricht zu ende war, ließ ich mich krank melden und verkroch mich in mein Zimmer. Seit dem hatte ich ununterbrochen nur an sie gedacht. Alles in mir schrie danach zu ihr zu gehen und sie in meine Arme zu schließen. Dennoch weigerte ich mich nachzugeben und starrte Stur die Decke an.
Es fühlte sich so an, als würde mit jeder Minute die verging, es mich innerlich zerreißen. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und machte mich auf den Weg zu ihr.

Doch davor musste ich unbedingt noch einmal an die frische Luft. Es müsste mich doch etwas beruhigen etwas zu rennen, oder nicht?
Mittlerweile war es Draußen wesentlich kühler geworden, was mir aber nichts ausmachte.
Kaum mehr einer war hier draußen und wenn, dann hätte er mich unmöglich sehen können. Ich bewegte mich zu schnell, als das mich das menschliche Auge hätte erfassen können. Tatsächlich beruhigte mich das rennen mehr als gedacht.
Trotzdem hielt ich es keine Sekunde mehr aus und so machte ich mich schließlich auf den Weg in Daphnes Zimmer.
Bereits als ich in ihrem Stockwerk ankam, konnte ich ihr liebliches lachen hören. Unbewusst musste auch ich grinsen.
Langsam näherte ich mich ihrer Tür und wollte gerade Klopfen als ich sie lachend, schreien hörte . ,,Ah, Liam hör auf! Ich kann nicht mehr!” Von einer auf die andere Sekunde war ich so wütend geworden, dass ich jeden hätte zerfleischen können. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass er bei ihr war und sie zum lachen brachte. ,,Niemals!” lachte er ebenfalls.
Wütend riss ich die Tür auf und traute meinen Augen nicht. Sie lag unter ihm und beide schauten mich geschockt an.
Schon allein für die Tatsache, dass ER sie berührte und nicht ICH hätte ich ihn in Stücke reißen können. Bevor es jedoch dazu kam, richtete sich Daphne wie vom Blitz getroffen auf und schaute mich geschockt an.
,,Könnte ich dich vielleicht kurz sprechen?” zischte ich sie vor unterdrückten Wut an. Wenn er nicht sofort seinen Arsch hier heraus bewegen würde, könnte ich für nichts mehr garantieren. ,,Allein.” fügte ich deshalb hinzu und sah diesen Mistkerl hasserfüllt an.


Daphne:

Immer noch geschockt starrte ich Alec an, bevor ich meinen Blick endlich von ihm losreißen konnte und Liam ansah. ,,Liam, lässt du uns kurz allein?” ich traute meiner stimme nicht und so war es mehr ein hauchen als ein sprechen.
Abschätzend musterte er mich, nickte und verließ das Zimmer. Ich wusste, dass er nicht lauschen würde. Dennoch wartete ich bis ich ihn nicht mehr hören konnte. Erst dann wandte ich mich wieder an Alec, der noch immer vor der Tür stand.
Sein Körper wirkte angespannt und ich meinte, dass er leicht zitterte. Er sah wütend aus und sein Blick schoss regelrecht Blitze zu mir ab. Ich verstand nicht was sein Problem war. Wieso war er so wütend? Vor allem warum auf MICH!? Dazu hatte er keinen Grund.
,,So, was willst du ?” ich hatte mich wieder einigermaßen im Griff, sodass meine Stimme eiskalt und abweisend klang. Ich weiß, ich hatte mir vorgenommen ihn wie jeden anderen zu behandeln, aber es war nicht so leicht wie ich gehofft hatte. Zum einen war da dieser quälende Schmerz, den ich einfach nicht los wurde und zum anderen war da seine Reaktion. Und überhaupt verstand ich nicht, was er hier überhaupt zu suchen hatte.
Plötzlich stand Alec direkt vor mir, was dazu führte, dass ich automatisch abstand von ihm nahm.
,,Warum war ER hier!?” er sprach, ja zischte es schon fast so, dass es mir eiskalt den Rücken runter lief. Dabei fixierte er mich mit diesem Blick, dem ich mich unmöglich hätte entreißen können. Und das machte mir angst.
Ich hatte angst, dass ich in seinen dunkelbraunen Augen versinken könnte. Angst, ihm alles zu erzählen, was er von mir wissen wollte.
Das konnte ich auf keinen Fall zulassen.
Nur widerwillig wendete ich meinen Blick von seinem Gesicht und schaute stur auf den Boden.
,,Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Alec.” antwortete ich auf seine Frage.
Plötzlich wurde ich an den Schultern gepackt, vom Bett hoch gerissen und gegen die Wand gedrückt. Ich hatte nicht einmal die Gelegenheit mich gegen seinen Griff zu wehren und DAS hatte was zu bedeuten.
,,Sag mir endlich was er hier zu suchen hatte. Sag mir wieso er dich angefasst hat. Sag mir verdammt noch mal wieso du mir aus dem weg gehst!” schrie er mich an.
Ruckartig blickte ich ihn an. Er sah mich mit einer Mischung aus Wut, Trauer, Verzweiflung und … war das etwa … Liebe? Unmöglich. Er liebte Adina. Das musste ich mir einbilden. Aber warum rastete er dann so aus? Es konnte ihm doch egal sein! Aber nein. Stattdessen verursachte er hier einen Aufstand.
,,Was soll das!?” schrie ich eben so wütend zurück ,,Lass mich verdammt noch mal los! Außerdem geht es dich einen Dreck an, was er hier zu suchen hat! Viel wichtiger ist es ja wohl was DU hier zu suchen hast. Hat dich deine Adina nicht weiter ertragen können und du suchst dir jetzt ein neues Spielzeug!? Da bist du hier ganz falsch. Aber weißt du was? Vielleicht solltest du es mal bei Kara versuchen. Sie lässt sich bestimmt auf dich ein.” Natürlich wollte ich das NICHT! Aber was hätte ich machen sollen? Mich an seinen Hals schmeißen, ihn verzweifelt anzubetteln, sich endlich für mich zu entscheiden? Ihm sagen, wie sehr ich ihn doch liebte? Zugeben wie sehr er mich verletzt hatte, indem er andauernd, vor meinen Augen, mit Adina rummacht? Ihm sagen, dass Liam nichts weiter als mein Beschützer ist?
Nein. Das konnte ich einfach nicht. Was hätte es mir auch gebracht? Nichts! Er hätte mich sicher ausgelacht, mich von sich gestoßen und mir gesagt wie sehr er mich doch verachtete. Das wollte ich unter keinen Umständen! Niemals sollte es so weit kommen.
Jeder könnte mir sagen wie sehr er mich doch verachtete und es wäre mir egal. Aber nicht wenn Alec es sagen würde. Ich würde an dem Schmerz zu Grunde gehen, dem war ich mir sicher.
,,ES REICHT!” brüllte er, presste seinen Körper noch fester an den meinen und stützte sich mit einer Hand neben meinem Kopf ab, während er mit der anderen mir (sanft!!!) über meine Wange strich.
Sein eben noch vor Wut verzerrtes Gesicht glättete sich und ließen ihn liebevoll und auch verletzlich wirken.
,,Verstehst du es den nicht?” seine Stimme war nicht mehr als ein flüstern und doch ätzte sich jedes seiner Worte in meinen Kopf ,,Begreifst du es denn nicht, dass mich diese Barbie nicht interessiert? Willst du nicht verstehen, dass ich alles mögliche versucht habe um auch nur ansatzweise eine Reaktion von dir zu bekommen? Denkst du wirklich ich würde mich auf so ein eingebildetes, selbstverliebtes Geschöpf einlassen? Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte, egal was ich machte du hast mich ignoriert. Schon damals als ich dich geküsst habe, hatte ich die Hoffnung, dass du mich nicht mehr ignorieren würdest. Aber nein, stattdessen bist du wie vom Erdboden verschwunden. Zu allem Überfluss auch noch mit diesem Mason. Hast du eine Ahnung was ich mir alles zusammengereimt habe? Als ich dann erfahren habe, dass er dein Bruder ist war ich geschockt. Und erleichtert. Oh ja, sehr erleichtert.” flüsterte er und legte seine Stirn an meine ,,Aber dann war da der neue Typ. Hast du eine Ahnung wie er dich ankuckt? So beschützerisch. Am liebsten würde ich ihm einfach den Kopf abreißen. Keiner soll dich anschauen. Nicht sie sollen dich beschützen oder dich zum lachen bringen. Nein. Keiner außer ich. Ich weiß es klingt egoistisch aber es ist die Wahrheit. Als ich dich gerade mit diesem Mistkerl gesehen hab, wären mir beinahe die Sicherungen durchgebrannt. Weißt du wie viel Kraft es mich gekostet hat ihn nicht umzubringen?” Sein warmer, süßer Atem vernebelte mir die Sinne. Ich konnte nicht anders als wie gebannt auf seinen Lippen zu starren und jedes Wort in mich einzusaugen. Was er mir da sagte konnte ich noch nicht fassen. Ich glaubte zu Träumen. ,,Daphne..” bildete ich mir das ein oder kam mir sein Gesicht immer näher? ,,..ich bitte dich, nein flehe dich an, lass mich an deinem Leben teilhaben. Ignoriere mich nicht. Ich halte es einfach nicht aus. Bitte lass mich dich berühren, dich zum lachen bringen, dich beschützen, dich im Arm halten. Es zerfrisst mich, dich nicht an meiner Seite zu wissen. Du bedeutest mir zu viel, auch wenn ich das nicht zeige. Auch wenn du nicht so empfindest wie ich, lass mich dennoch in deiner Nähe sein. Bitte.” seine Stimme brach und das ließ mich aus meiner Starre auftauchen. Geschockt über seine Worte, wie auch seine Stimme, schaute ich ihm in die Augen. Was sich mir da zeigte, zerbrach mir fast das Herz.
Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, die ihm vereinzelnd über die Wange liefen. Sein Blick ließ pure Verzweiflung erkennen. Oh mein Gott! Er weinte! Er durfte nicht weinen.
Schnell wischte ich ihm die Tränen fort. ,,Bitte.. bitte nicht weinen.” stotterte ich. Mein Herz schlug immer schneller in meiner Brust. Ich hatte das Gefühl es müsse bald zerspringen.
Die Hand, welche bis eben noch auf meiner Wange lag, wanderte langsam zu der meinen, welch ihm immer noch die Tränen wegwischte. Sanft legte er sie auf meine und hielt sie fest. ,,Ich kann mich nicht länger von dir fernhalten, so sehr ich es auch versuche. Irgendetwas zieht mich immer wieder zu dir. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, doch nach langer Zeit fühle ich mich endlich wieder komplett. Und das erst seit ich dich kenne. Ich wünschte mir so sehr das es bei dir auch so sein könnte. Kann es so sein? Nein, natürlich nicht. Du hast ja schließlich Liam.” traurig senkte er seinen Blick und wollte sich schon abwenden da hielt ich ihn fest.
Überrascht durch mein Verhalten schaute er wieder auf ,,Alec. Denkst du wirklich es hätte mir nichts ausgemacht dich mit Adina zu sehen? Es hat mir sehr wohl etwas ausgemacht. Du weißt gar nicht wie viel. Schon seit ich dich das erste mal gesehen habe, wusste ich das uns beide etwas verbindet. Doch du hast mir gegenüber nicht die geringste Reaktion gezeigt. Also versuchte ich dich auch zu ignorieren. Stattdessen hast du Adina sehr wohl eine Reaktion gegeben. Jede Berührung, jeder Kuss war wie ein stumpfes Messer welches man mir ins Herz rammte. An jedem Tag versuchte ich dich zu hassen, doch es gelang mir nicht. Weißt du warum du mir solche schmerzen bereiten konntest? Nein? Ich sag es dir..” meine Arme legten sich um seinen Nacken und zogen ihn automatisch näher zu mir rann ,,Du konntest es nur, weil ich dich liebe.” und dann lagen meine Lippen bereits auf seinen.


23.

Schwer atmend lösten wir uns voneinander und schauten uns fest in die Augen. Der Blick mit dem er mich fixierte war liebevoll und besitz ergreifend.
Der Kuss war meiner Meinung zu kurz gewesen, auch wenn ich genau wusste, dass er mehrere Minuten gedauert hatte. Zum Glück war das Alec nicht aufgefallen, sonst wären nur fragen wie “Wieso kannst du solange die Luft anhalten?” aufgetaucht und das wollte ich auf keinen Fall.
Aber da sich Alec dem Kuss (Gott sei dank!) komplett hingegeben hatte (genau wie ich, wohlgemerkt) war ihm dieses winzige Detail entgangen. Ich meine wen wundert es? Der Kuss war einfach nur… wow! Mein Körper hatte angefangen zu kribbeln und mein Verstand hatte mich im Stich gelassen. Ich hatte mich nur auf Alec konzentriert. Dabei hatte ich kaum bemerkt, wie er mich gegen die Wand gedrängt und mich besitz ergreifend im Arm gehalten hatte.
Seine Lippen auf den meinen zu spüren war das schönste Gefühl, dass ich je erlebt hatte. Niemals zuvor war ich so glücklich gewesen, wie in diesem Moment.
Sogar jetzt kribbelte mein Körper unaufhörlich. Nur mit großer Mühe konnte ich mich zurückhalten, nicht noch einmal über ihn herzufallen.
,,Unglaublich.” nuschelte Alec noch immer schwer atmend. Seine Lippen waren leicht geschwollen und das Gesicht leicht rot angelaufen. Doch das beste waren seine Augen. Sie glänzten, nein strahlten schon fast. Etwas vergleichbares hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. Aber es gefiel mir!
,,Ja, unbeschreiblich.” flüsterte ich ebenso schwer atmend wie er. Nun schlich sich ein breites Grinsen auf seine Lippen und entblößten zwei reihen perlweißer, grader Zähne. Und wieder wurde mir bewusst, wie perfekt er doch eigentlich war. Ein leises seufzen verließ meine Lippen.
Dieser Mann sollte wirklich so für mich fühlen? Ich konnte es fast nicht glauben. Dennoch sagten seine Augen genau das auf. In ihnen stand so viel Liebe und Zuneigung wie ich es nicht kannte.
Alec hob seine Hand und legte sie mir sanft auf die Wange, die er anschließend vorsichtig, als könnte ich jeden Moment zerbrechen, streichelte.
Genüsslich schloss ich meine Augen und genoss seine Berührung. Eine leichte Gänsehaut machte sich in mir breit, als er seine Lippen auf meine Stirn drückte.
,,Stimmt das?” verwirrt über seine Frage öffnete ich meine Augen, legte meinen Kopf schräg und schaute ihn mit gerunzelter Stirn an ,,Was stimmt?” fragte ich ihn nun.
,,Na das, was du mir vor dem Kuss gesagt hast.” Auf einmal wirkte er sichtlich nervös und verunsichert. Erwartungsvoll schaute er mich aus seinen warme, braunen Augen an.
,,Natürlich. Denkst du etwa ich würde mir so was ausdenken?” Ich war mir nicht sicher ob er das von mir hören wollte. Zweifel darüber, ob er sich vielleicht erhofft hatte, dass ich ihn nicht lieben würde und er mich jediglich ausnützen wollte, mich nur einen einzigen Kuss von mir wollte und mich nach strich und Faden verarschte, plagten mich.
Doch als er erleichtert ausatmete, mich in seine Arme schloss und ich meinen Kopf gegen seine Brust lehnte, verflog jeder noch so kleinste Zweifel daran und machte einer unglaublichen wärme platz.
,,Ich liebe dich auch.”

Ganze zwei Wochen waren seither vergangen, in denen eine menge passiert war.
Alec und ich hatten beschlossen unsere Beziehung zueinander vorerst geheim zu halten. Natürlich nur vor “Außenstehenden”, wie Adina, Alice und Co.
Es war nicht meine Idee gewesen und nein, ich war auch nicht sonderlich begeistert davon, dass Alec mich regelrecht anflehte unsere Beziehung zu verheimlichen, doch nun hatte ich mir bereits zusammengereimt wieso er dies unbedingt wollte.
Er hatte angst um mich. Besser gesagt um uns.
Woher ich das wusste? Nunja, er hatte da mal so was erwähnt und nicht zu ende gesprochen (zumindest hätte es kein Mensch hören können). Alec meinte, dass er einfach nicht riskieren wollte, dass wir auseinander gebracht werden würden.
Das war mir logischerweise nicht genug als Erklärung, was tat ich also?
Ihn ausfragen, ganz klar.
Ich fragte ihn wie er das meine und wieso er an uns zweifeln würde. In der darauffolgenden Stille hatte ich mir alle möglichen Szenen ausgemalt. Wie er es nicht ernst gemeint hatte und nur mit mir spielte. Das ich ihm wohlmöglich peinlich war oder mich einfach wieder loshaben wollte.
Panik durchflutete meine Glieder und ich musste bestimmt wie eine Eissäule ausgesehen haben, so angespannt wie ich war.
In dem Moment als er mir dann sagte, er würde sich sorgen um mich machen hielt ich ihn für komplett übergeschnappt. Doch bevor ich auch nur einen Ton sagen konnte drückte er mich fest an sich, vergrub sein Gesicht in meinem Haar und nuschelte mir leise ins Ohr, dass er mich vor den anderen beschützen wollen würde.
,,Denn du als zerbrechliche Sterbliche hast keine Chance gegen unseresgleichen und schon gar nicht gegen Adina, die unsere Beziehung nie dulden würde.”, hatte er leise hinzugefügt so, dass ich es eigentlich nicht hätte hören können.
Doch leider war da das Problem, dass ich ihm noch immer nicht gesagt hatte, was ich tatsächlich war und schon gar nicht von wem ich abstammte. Warum? Ganz einfach: Ich hatte panische Angst davor.
Ich meine wer konnte mir schon sagen, wie er darauf reagieren würde?
Was blieb mir also anderes übrig, als es ihm vorerst zu verheimlichen?
Wenn wir also außerhalb unserer vier Wänden waren und uns jemand sehen oder hören konnte (Adina!), dann behalten wir uns wie Unbekannte gegenüber. Wenigstens hatte Alec sich von der Clique abgewandt und sich stattdessen mit Mason angefreundet. Mit Liam redete er so gut wie kein Wort, sondern ignorierte ihn einfach. Liam war das nur recht, denn auch er wollte nichts mit ihm zu tun haben. Wieso wusste ich selbst nicht.
Dummerweise war da eben noch, dass Liam seine Aufgabe als Beschützer ziemlich ernst nahm und mich keine Sekunde aus den Augen ließ. Mir blieb also keine Wahl und so hatte ich es Aja, Liam und Mason erzählt.
Natürlich waren sie zutiefst geschockt von der Neuigkeit. Zu allem Überfluss war Mason auch noch ausgerastet! So wütend hatte ich ihn noch nie gesehen.
Mein ganzer Körper hatte gezittert und ich hatte solche angst vor ihm, dass ich mich hinter Liam versteckte.
Als mein Bruder die Panik in meinen Augen sah und dass er der Grund dafür war, beruhigte er sich augenblicklich, kam auf mich zu, entschuldigte sich und nahm mich tröstend in den Arm. Er erklärte mir dass er sich einfach nur sorgen um mich machte, schließlich wolle er ja nicht, dass Alec mich erneut verletzen würde.
Auch Aja die bis zu diesem Zeitpunkt regungslos da stand setzte sich in Bewegung. Doch statt mich anzuschreien und mir vorwürfe zu machen, nahm sie mich in den Arm und sagte mir, wie sehr sie sich für uns beide freuen würde.
Ich wusste wie sehr sie sich es wünschte, dass Mason das gleiche für sie tun würde oder ihr zumindest mehr Aufmerksam geben würde. Sie war so sehr von der Tatsache überzeugt das er sie nicht lieben würde geschweige denn etwas anderes als freundschaftliche Gefühle für sie hegte, dass sie die Blicke die er ihr zuwarf nicht wahrnahm.
Ich hatte Mason beiseite gezogen und ihm geraten mit Aja auszugehen. Natürlich war er nicht sehr begeistert davon gewesen, aber als ich ihm dann versicherte, dass Aja begeistert sein würde, willigte er schließlich, wenn auch etwas widerwillig, ein.
Und siehe da… nun waren sie zusammen! Ja, wirklich! Sie waren das Traumpaar schlechthin.
Ich gönnte ihnen ihr Glück und doch beneidete ich sie ein wenig. Schließlich durften sie es frei zeigen.
Jeder würde mich spätestens jetzt einweisen lassen. Keiner würde sich so verhallten wie ich. Aber ich hatte einfach diese Heidenangst ihm zu erzählen, dass ich ebenso ein Vampir war. Vielleicht würde er DAS ja gerade noch so verkraften, aber dass ich dann auch noch zur Hälfte Engel sein sollte und ich ihm von meinen Kräften erzählen würde… Bei dem Gedanken erschauderte ich. Dieses Risiko konnte ich nicht eingehen. Noch nicht.

,,Daph, bist du hier?” hörte ich Mason flüstern kurz bevor er aus dem Gebüsch schlich.
Ich hatte mich an meinen See zurückgezogen um nachzudenken. Nur Mason, Liam und ich wussten von der Existenz dieses traumhaften Ortes und das war auch gut so. Wer weiß wie viele Schüler sich sonst hier treffen würden und wer weiß was mach würden. Also hatte ich die beiden gebeten es niemandem zu erzählen.
,,Ja, hier drüben.” antwortete ich ebenso leise und streckte meine Hände in die Luft. Eigentlich hätte ich es mir gleich sparen können, immerhin hatten ich mich auf die Mitte des Sees gesetzt. Es war wirklich ein Vorteil, wenn man nicht im Wasser unterging. Was aber wirklich ungewöhnlich war, war die Tatsache, dass sich meine Kleidung -sobald ich das Wasser berührte- veränderte. Nun trug ich immer ein blutrotes, langes Kleid. Es war traumhaft schön. Kleine, glitzernde Steinchen -vermutlich Diamanten- waren so darin eingenäht, dass sie sich wie eine spirale über das Kleid erstreckten, um dann an der Schleppe des Kleides immer kleiner zu werden. So Sonne ließ das Kleid in einem atemberaubendem Licht erscheinen, was durch das Wasser unter mir zusätzlich reflektiert wurde.
,,Was hast du denn an?” langsam hob ich meinen Blick der bisher auf meinem Kleid geruht hatte und schaute dem sichtlich überraschte und ja, auch etwas sprachlosen Mason ins Gesicht. Fassungslos starrte er zu mir rüber, was mich zum lachen brachte. Er sah einfach zu so süß aus, wenn er mich mit diesen großen, warmen Glubschaugen anschaute!
Elegant erhob ich mich und schritt langsam, bedacht darauf nicht über das Kleid zu stolpern, auf ihn zu. Kaum das ich das Ufer erreichte und einen Schritt auf den Boden setzte verschwand das Kleid und ich hatte wieder meine Jeans und das grüne Shirt an.
,,Mason!” rief ich erfreut und schmiss mich in seine Arme. Wir hatten lange nichts mehr zusammen unternommen. Seit er mit Aja zusammen war, verbrachte er die meiste Zeit mit ihr und vernachlässigte mich. Auch wenn ich es schade fand und zugegeben war ich auch etwas neidisch auf Aja, weil sie so viel Zeit mit ihm verbrachte, verstand ich die beiden nur zu gut. Am liebsten würde ich mich von Alec nie mehr entfernen aber das ging nun mal nicht.
,,Na Schwesterchen.” meinte Mason und strich mir sanft über die schwarzen Haare ,,beantwortest du mir meine Frage denn nicht?” Frage? Welche Frage denn? ,,Hä?” verwirrt löste ich mich ein Stück aus der Umarmung und schaute ihn fragend an ,,Welche Frage denn?” Mason löste sich nun von mir und schaute mir forschend in die Augen ,,Daph, mit wie vielen Jahren bekommt man noch mal Alzheimer? An deiner Stelle würde ich mich mal gründlich abchecken lassen. Scheint so als würde dein Gedächtnis dich im Stich lassen.” Das meinte er doch wohl nicht ernst, oder etwa doch? So wie er mich anschaute meinte er es todernst.
,,WAS!?” geschockt weiteten sich meine Augen und ich schaute ihn fassungslos an ,,Das ist nicht wahr! Mein Gedächtnis funktioniert bestens!” schmollend schob ich meine Lippe nach vorne und schaute ihn mit meinem Schmollblick an, wie man es nur von den Hunden kannte.
Kurz Zeit herrschte Schweigen, nur um danach von schallendem Lachen erfüllt zu werden.
Nachdem wir uns einigermaßen beruhigt hatten erzählte ich ihm, dass sich meine Kleidung veränderte, sobald ich den See betrat. Um meiner Aussage mehr gewicht zu verleihen schritt ich auf den See. Sofort trug ich wieder das Kleid. Zuerst grübelten wir darüber wieso es sich veränderte, ließen es dann jedoch sein. Stattdessen schubste ich Mason, in einem unachtsamen Moment seinerseits, ins Wasser. Anders als bei mir versank er augenblicklich darin nur um wenige Sekunden später wieder aufzutauchen. Natürlich versuchte er mich auch hineinzuziehen, was ihm aber nicht gelang, ich meine hallo? Immerhin war ich hier in meinem Element! Als er endlich begriff, dass er mich nicht ins Wasser ziehen konnte, fing er an mich zu kitzeln, was ihm definitiv besser gelang, da ich einfach zu kitzlig war.
Lachend zappelte ich unter Mason auf dem Boden bis wir von Liam unterbrochen wurden ,,Hier seit ihr beiden, wir haben schon gedacht euch wäre etwas passiert.” grinste er.
Mason ließ von mir ab, stand auf und half mir dann ebenfalls auf die Beine. Vor lauter Spaß war mir gar nicht aufgefallen, dass es bereits dunkel geworden war und so machten wir uns zu dritt auf den Weg in mein Zimmer.
Aja saß bereits auf ihren Bett und wartete ungeduldig auf uns oder sollte ich besser sagen Mason? Kaum traten wir ins Zimmer, schmiss sie sich in seine Arme und küsste ihn leidenschaftlich.
In solchen Momenten war es besonders schwer nicht einfach aus dem Zimmer zu stürmen und mich auf direktem Wege zu Alec zu begeben. Nur mühevoll riss ich mich zusammen. Trotzdem hatte ich keinen Nerv mir die beiden Turteltauben weiter anzuschauen, also schmiss ich mich auf mein Bett, suchte meinen Ipot und hörte Musik.
Liam war bereits gegangen. Er hatte sich bestimmt gedacht das Mason und Aja förmlich aneinander kleben würden und so verabschiedete er sich schon auf dem Flur. Ich konnte es ihm nicht wirklich übel nehmen, an seiner Stelle hätte ich vermutlich genau dasselbe getan.

Irgendwann ging Mason wieder, doch das bekam ich gar nicht mit. Zu dem Zeitpunkt war ich schon dem Halbschlaf verfallen und sobald Aja das Licht ausschaltete begrüßte mich schon meine Traumwelt.
Als ich aufwachte war es draußen noch dunkel. Dennoch konnte und wollte ich nicht weiterschlafen. Irgendetwas bedrückte mich. Ich wusste nicht genau was es war, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass bald etwas wichtiges passieren würde. Egal was ich tat, dieses Gefühl wollte einfach nicht weichen.
Ich entschloss mich, etwas Luft schnappen zu gehen. Hier drin hielt ich es keine Minute länger aus.
Um Aja nicht zu wecken, entschloss ich mich aus dem Fenster zu gehen. Warum? Ganz einfach. Das Fenster war Nachts immer geöffnet und hätte ich die Türe geöffnet, hätte sie es bestimmt gehört.
Jetzt hatte ich nur ein Problem… Wie sollte ich da runter kommen? Unser Zimmer lag im fünften Stock und jeder der dort hinausspringen würde, würde höchst wahrscheinlich drauf gehen. Ob das für mich wohl auch gelten würde? Auf Glück wollte ich es ehrlich gesagt nicht ankommen lassen. Es blieb mir also nur eine Möglichkeit hier raus zu kommen.
Langsam schlich ich aus dem Bett zum Fenster, schwang meine Beine hinüber und ließ sie wenige Sekunden baumeln. Ich hatte Angst. Panische Angst. Ich hatte es geübt aber nicht aus so eine Höhe!
Mein Gott so schwer kann das doch nicht sein!
Ich schloss meine Augen und stieß mich vorsichtig von dem Fenster ab. Sobald ich spürte wie ich fiel, riss ich meine Augen auf und starrte dem nahendem Boden entgegen.
Trotz der Panik versuchte ich mich zu konzentrieren und schon wenig später schossen mit meine Flügel aus dem Rücken. Sofort schlug ich ein paar mal mit ihnen um zurück in die Luft zu kommen.
Es hatte funktioniert! Beinahe schwerelos glitt ich durch die Luft und betrachtete den Wald, der sich unter mir erstreckte. Die Luft die um mich herum beruhigte meinen Verstand und ließ mich für einen Augenblick alle meine Sorgen vergessen.
Irgendwann entschloss ich mich zu meinem See zu fliegen. Es konnte unmöglich schaden noch etwas Zeit dort zu verbringen. Zugegeben ich verbrachte viel Zeit dort. Vor dem Unterricht, in den Pausen, nach dem Unterricht und meistens auch noch danach. Manchmal begleitete mich Liam und verschaffte mir so etwas Ablenkung. Der Zweck des ganzen war eigentlich nur einer: Adina und Alec nicht miteinander sehen. Denn im Gegensatz zu Alec hatte sich Adina nicht von ihm ferngehalten und klebte förmlich an ihm. Das machte mich so unglaublich wütend, dass ich sie am liebsten zerfetzt hätte. Sie sollte gefälligst ihre Hände von meinem Mann lassen! Was bildete sich diese Schnepfe auch ein?
Aber auch Alec ließ es einfach über sich ergehen. Trotzdem verletzte es mich wie er mich ignorierte und er mir das Gefühl gab, dass es ihm gefallen würde, wie Adina und die anderen Mädchen sich an ihn ranschmeißen würden. Natürlich versuchte ich es anfangs zu Ignorieren, aber nach eine Weile hielt ich es einfach nicht länger aus und entfernte mich von allen. Ich zog mich zurück, dachte viel nach und suchte mir stille Plätze an denen niemanden war. Liam ließ mich wie erwartet nicht aus den Augen, sagte aber auch nichts wofür ich ihm dankbar war. Doch jedes Mal wenn ich zu meinem See ging wusste er, dass es nun Zeit war mich etwas allein zu lassen. Damit hatte er recht. Der See war etwas ganz besonderes für mich geworden. Zum einen war er der Ort den ich mir selbst erschaffen hatte und an dem ich mich zurückziehen konnte, ohne das mich jemand stören würde und zum anderen, war da noch die Tatsache, dass ich hier meiner Mutter zum ersten Mal begegnet war. Jedes Mal wenn ich hierher kam, spürte ich ihre Anwesenheit. Es hatte etwas tröstendes an sich zu wissen, dass sie bei mir war auch wenn ich sie nicht sehen konnte.
Natürlich hatte ich auch mit Miriam gesprochen und anfangs war sie am Boden zerstört gewesen und hatte mich angefleht nicht wütend auf sie zu sein, denn sie hatte mich vom ersten Augenblick wie ihre eigene Tochter geliebt. Verdutzt hatte ich sie angeschaut während sie aus dem Schluchzen schon gar nicht mehr heraus kam. Danach hatte ich sie schlicht in den Arm genommen ,,Du wirst immer wie eine Mutter für mich sein. Ich werde dich nicht vergessen, nie.” flüsterte ich in ihr Ohr.
Überglücklich hatte sie weitergeweint, dieses Mal jedoch vor Glück. Auch ich war nicht zu kurz gekommen und so lagen wir uns am Ende beide weinend in den Armen.
Seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen. Sie hatte wieder eine neue Rolle bekommen, sodass sie wieder abreisen musste. Trotzdem blieben wir in Kontakt und Telefonierten regelmäßig miteinander. Auch mit Dad blieben wir in Kontakt. Zumindest Mason. Er wusste immerhin wann Dad Zeit hatte und wann nicht. Sobald er etwas neues von ihm wusste, kam er sofort zu mir um es mir zu erzählen.

,,Erzählt mir doch keine Lügen! Es wird stattfinden, habt ihr mich verstanden!” brüllte jemand aus dem Wald unter mir. Wäre ich nicht gerade etwas tiefer geflogen, hätte ich es nie gehört.
Die Stimme hatte ich sofort erkannt. Niemand anderes wäre in der Lage gewesen mich schon alleine beim zuhören in Rage zu versetzen. Innerhalb weniger Sekunden war ich auf hundertachtzig.
,,Es ist mir egal ob die Gerüchte stimmen oder nicht! Ihr kommt gefälligst hierher und wehe ihr erregt Aufmerksamkeit!” zischte sie aufgebracht. Sie telefonierte also, interessant. Aber um was ging es nur? Leise landete ich und versteckte mich hinter einem Baum, der in ihrer Nähe stand. Schnell konzentrierte ich mich darauf den Wind so wehen zu lassen, dass Adina mich unmöglich riechen können würde. Dadurch das der Wind in meine Richtung wehte, konnte ich dir aufgebrachten Worte noch besser verstehen. ,,Hör mir mal zu Freundchen, ich will ihn Tot sehen! Was ist daran so schwer!? … Das er der Herrscher ist!? Das ist mir egal! Gegen eine Armee kann sich selbst er nicht wehren… Nein, du wirst sie alle hierher schicken, wie besprochen. Daddy wird ihn schon dazu bringen hier aufzukreuzen.” lachte sie nun gehässig. Das konnte doch wohl unmöglich ihr ernst sein!
,,Keine Angst ich und mein Freund werden euch hier erwarten… Ja, damit ist Alec gemeint… Ajalen? Was soll mit ihr schon sein? Die ist zu nichts zu gebrauchen… für wen hältst du dich eigentlich! Hier gebe immer noch ich den Befehl an, kapiert!?… Das hoffe ich für dich.” Kurz drauf hörte ich wie sie sich entfernte und etwas von ,,Immer diese Idioten, können nichts richtig machen.” murmelte.
Ich konnte es einfach nicht glauben! Sie plante einen Hinterhalt für meinen Vater! Das konnte doch nicht war sein. Und Alec!? Er machte mit! Das durfte doch alles nicht wahr sein!
Schluchzend ließ ich mich auf den Boden fallen und vergrub mein Gesicht in den Händen.
Wie konnte er nur!? Was sollte ich nun tun? Mir war klar das ich etwas dagegen unternehmen musste.
Mühevoll rappelte ich mich auf, wischte die Tränen weg, breitete erneut meine Flügel aus und flog zurück.
Als ich dieses Mal durch das Fenster flog, scherte ich mich nicht um geringsten darüber ob Aja aufwachen würde oder nicht. Es war mir egal. Nun war ich wütend. Wütend über Adinas Plan, wütend auf Alec, wütend auf mich. Wie konnte ich mich nur so in Alec getäuscht haben?
Krachen landete ich in meinem Zimmer und sofort schoss Aja vom Bett auf, um gleich darauf in Kampfstellung und mit gefletschten Zähnen neben mir zu stehen. Sobald sie realisierte dass nur ich es war, stellte sie sich wieder aufrecht hin und ließ die Zähne zurückfahren. Fragend schaute sie mich an doch ich deutete ihr nur mir leise zu folgen. Daraufhin rannten wir in Masons Zimmer das ich ohne zu Klopfen aufstieß und hineinging.
Wie zuvor Aja schoss Mason aus dem Bett und knurrte mich an. Auch Liam war innerhalb von Sekunden im Zimmer und wollte schon auf uns losgehen, stoppte sich jedoch rechtzeitig.
,,Was ist denn los?” misstrauisch beäugten mich die anderen beiden.
,,Nicht hier. Anziehen, mitkommen.” murmelte ich sichtlich um Fassung ringend. Die Wut brodelte nur so in mir. Wenn ich mich nicht bald beherrschen würde, dann ging hier bald alles in Flammen auf.
Kaum hatten sich Mason und Liam angezogen, da rannten wir schon aus dem Gebäude, zu dem See.
Aja war im ersten Augenblick sprachlos, schließlich war sie das erste Mal hier. Sie wusste jedoch, dass nun nicht der richtige Zeitpunkt für fragen war.
,,Daph, was ist los.” Mason klang besorgt und wollt einen Schritt auf mich zu machen, aber ich hielt ihn davon ab. Im Moment wäre ich zu allem fähig gewesen und ich wollte auf keinen Fall jemanden verletzten.
,,Ich konnte vorhin nicht schlafen, also bin ich einwenig Luftschnappen gewesen. Durch Zufall konnte ich hören, wie Adina mit jemandem telefonierte. Dabei ging es um einen Hinterhalt für den Herrscher. Sie sagte etwas von, Armee und das sie hierher kommen sollten. Sie wolle den Herrscher endlich tot sehen und es wäre ihr egal ob die Gerüchte stimmen würden. Ihr Vater würde den Herrscher schon irgendwie hierher locken.” Mit jedem weiteren Wort wuchs meine Wut und plötzlich begann der Boden um uns herum zu beben. Kleine Flammen schlängelten sich um mich herum, die immer größer wurden bis sie mich wie eine Wand von den anderen abschirmte.
,,Daph! Scheiße DAPHNE!” schrie Mason. Auch Liam und Aja brüllten wie am spieß was ich zunächst jedoch ignorierte. Ich war einfach zu wütend um etwas mitzubekommen. Erst als Mason sich mir näherte und somit auch der Feuerwand um mich herum, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich wusste nur zu gut, dass Vampire sich leichter an Feuer verbrannten und dabei höllische Schmerzen hatten. Das fiel mir auf als ich mich vor einer Woche an einer Kerze verbrannte. Meine Haut hatte höllisch geschmerzt und dabei war ich nur zur hälfte ein Vampir. Ich wollte mir gar nicht vorstellen welche Auswirkungen es für die anderen haben könnte.
Sofort löschte ich die Flammen und schmiss mich in Masons Arme.
,,Es wird alle gut, kleines. Alles wird gut.” versuchte er mich zu beruhigen. Sanft strich er mir übers Haar und flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr.
Als ich mich beruhigt hatte, löste ich mich aus unserer Umarmung ,,Danke.” hauchte ich kaum hörbar, drehte mich zu den anderen beiden um und entschuldigte mich, was sie mit einem Nicken und einem lächeln zur Kenntnis nahmen.
Daraufhin beseitigte ich erst einmal das Chaos, welches ich angerichtet hatte. Durch das Beben war viel Erde aufgewühlt worden und viele der schönen Blumen waren verbrannt. Nachdem ich alles erledigt hatte setzte ich mich zu den anderen, die sich am Ufer des Sees niedergelassen hatten um mich besser beobachten zu können.
,,Was sollen wir nun machen?” fragte Aja nach einer Weile und schaute jeden nacheinander an.
Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung was wir tun sollten. Auf der einen Seite war es glasklar, dass wir es Dad sagen mussten und auf der anderen Seite wusste ich nicht ob ich es aushalten könnte weiterhin Adina und Alec zu sehen. Von Adina war ja nichts anderes zu erwarten gewesen, aber das Alec auf ihrer Seite war, konnte ich einfach nicht glauben. Dabei fiel mir ein, dass ich es den anderen noch gar nicht erzählt hatte. Auch wenn es mir schwer fallen würde, konnte ich ihnen unmöglich so etwas wichtiges verschweigen.
Mit einem räuspern lenkte ich ihre Aufmerksamkeit zurück zu mir. Fragend schauten sie mich an, wartend bis ich etwas sagen würde.
,,Adina meinte, dass sie nicht alleine warten würde wenn die Armee hier eintreffen würde. Sie sagte dass eine weitere Person mit ihr darauf warten würde.” Zum ende hin wurde meine Stimme immer leiser bis ich schließlich nichts mehr sagte. Mein Blick lag auf meinen zitternden Händen, die ich zusammengefaltet auf meinen Beinen liegen hatte.
,,Wer?” fragend schaute ich auf um gleich darauf dem Blick von Liam zu begegnen ,,Wer wird mit ihr warten?” schnell wandte ich den Blick ab und ließ ihn in der Umgebung umherschweifen. Über die Blumen, die Bäume, den Tieren und schließlich dem See. Tief atmete ich ein bevor ich ihm mit fester, klarer Stimme antwortete ,,Alec.”

Plötzlich sprang Aja auf und griff nach meinen Schultern um mich zu schütteln ,,Sag mir dass das nicht wahr ist! Sag mir dass das eine gemeine Lüge ist!” schrie sie mich an. So leid es mir auch tat schüttelte ich meinen Kopf. Daraufhin erstarrte sie, sank auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in den Händen um hemmungslos zu schluchzen.
Auch mir rannen die Tränen aus den Augen. Mason, der neben mir saß, beugte sich nach vorne um mich und Aja in seine Arme zu schließen. Für einen kurzen Moment waren wir ruhig um gleich daraufhin wieder zu weinen. Mason wog uns eine weile lang hin und her bis wir uns schließlich beruhigten.
Liam der bisher regungslos auf seinem Platz gesessen hatte, stand nun auf und fixierte uns mit einem undefinierbarem Gesichtsausdruck ,,Ich kann ja wirklich verstehen, dass es euch beiden gerade schlecht geht, immerhin ist er für dich Aja wie ein Bruder und für dich Daphne ist es der den du liebst. Dennoch ist es meine Pflicht sowohl dich zu beschützen als auch den Herrn. Also egal was ihr vorhabt ich werde dafür sorgen, dass unserem Herrn und auch dir Daphne passiert, auch wenn das heißt, dass wir die beiden vermutlich töten müssen. Das wichtigste ist erst einmal den Herrn zu warnen. Am besten rufst du ihn an, Mason.” Das war nicht mehr mein Freund Liam der da sprach, nein das war mein Beschützer und ein Krieger der alles tun würde um das zu schützen, was ihm wichtig ist.
Natürlich sträubte sich alles in mir bei dem Gedanken Alec zu töten und auch Aja sah man es deutlich an, dass sie es am liebsten verhindern würde, doch ich wusste genau, dass es keine andere Möglichkeit gab. Immerhin war es meine Pflicht dafür zu sorgen, dass das Gleichgewicht erhalten blieb.
Und dennoch war ich im Moment sehr verletzt. Ich fühlte mich betrogen und verraten. Wie konnte ich nur so dumm sein? Beinahe hätte ich Alec mein Geheimnis verraten. Was wäre dann passiert? Hätte er es Adina erzählt? Würden sie planen mich zuerst zu töten? Vermutlich hätten sie dabei ein leichtes Spiel immerhin war ich Alec bedingungslos verfallen. Und auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte wusste ich, dass ich ihn auch jetzt noch über alles liebte. Allein der Gedanke daran ihm etwas anzutun entlockte mir einen Würgereiz.
>Aber vielleicht stimmt das was Adina sagte nicht einmal?< dachte ich. Ich meine, vielleicht versuchte er es zu verhindern oder vielleicht wurde er dazu gezwungen?
Fragen über fragen und nur einer hatte die Antworten darauf: Alec selbst.
Kurzerhand erhob ich mich, ging rückwärts auf den See ,,lasst mir ein wenig Zeit zum Nachdenken. Mason ruf Dad an und erzähl ihm bitte davon.” hauchte ich leise, bevor ich mich von dem Wasser nach unten ziehen ließ.
Wie damals schloss ich die Augen und rollte mich wie ein Fötus zusammen, schloss die Augen und dachte nach. Meine Flügel wuchsen wieder aus dem Rücken und hüllten mich ein.
Warum? Was sollte ich tun? Gab es keine andere Chance? Wieso sollten wir Kämpfen?
Viele solcher Fragen schwirrten mir durch den Kopf und ließen mir keine Ruhe.
Wenn ich ehrlich war wollte ich nicht Kämpfen. Natürlich wollte ich sie alle beschützen, auch Dad. Es war immerhin meine Pflicht das Gleichgewicht zu halten und wenn sie erst einmal den Herrscher töteten, würden sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen um seinen Platz einzunehmen. Auch Adina würde versuchen an die Spitze zu kommen, soviel stand fest.
Soweit durfte ich es einfach nicht kommen lassen.
Aber was sollte ich nur tun. Die Zeit lief mir davon. Sowie ich Adina verstanden hatte, würde die Armee bald hier eintreffen. Woher sollte ich wissen wie viele es waren? Vielleicht hunderte? Tausende? Wer wusste schon wie viele sich gegen meinen Vater verschworen hatten.
Ich war zwar mächtig, ja keine Frage, aber nicht einmal ich hätte gegen so viele eine Chance!
Gab es denn wirklich keine friedliche Lösung? Eine ohne zu Kämpfen? Vermutlich nicht.
Plötzlich wurde mir bewusst, dass nicht nur das Leben der Vampire hier auf dem Spiel stand. Sollte es wirklich zu einem Kampf kommen, würde es verletzte geben, wenn es verletzte Vampire gab, dann brauchten sie auch Blut und woher sollten sie es bekommen? Von der Schule! Keiner der Vampire würde auch nur einen Moment zögern sich einen der vielen Schüler zu krallen und sich an ihnen zu stärken. Es würde ein fürchterliches Blutbad werden, soviel stand fest. Ich musste es unbedingt verhindern! Doch wie, verdammt!?
Ganz leise und kaum wahrnehmbar erklang wieder diese wunderschöne Melodie. Sie kam mir bekannt vor. Doch woher?
Immer lauter wurde sie. Bis ich sie endlich erkannte. Es war die Melodie die mich schon das letzte mal getröstet hatte! Sie hatte für mich gespielt bis ich eingeschlafen war!
Und auch dieses Mal verfehlte sie nicht ihre Wirkung. Sie beruhigte mich, ließ mich für einen kleinen Moment all meine Sorgen und Probleme vergessen, sodass ich mich darauf konzentrieren konnte was ich wirklich für wichtig, aber vor allem auch richtig, empfand.

Zeit verging. Zeit in der ich mich auf eine Lösung konzentrierte, die für uns alle akzeptabel war. Tatsächlich schaffte ich es mir einen Plan zurecht zu legen. Auch wenn ich schon jetzt wusste, dass es nicht jedem gefallen würde, war es ein Versuch wert.
Langsam richtete ich mich wieder auf, verließ das Wasser und machte mich auf den Weg zum Jungentrakt. Das Wasser aus dem See hatte ich wärend des Weges einfach von mir geschoben, wo es dann in kleinen Tropfen auf den Rasen fiel. Wie leicht sie es doch hatten. Einfach im Boden versickern, verdampfen und schließlich erneut auf die Erde hinab zu regnen. Ein Tropfen sollte man sein. Wenigstens wusste man was einen als nächstes erwartete.
Die Flure waren leer. Es war schließlich mitten in der Nacht. Nur vereinzelt drangen gedämpfte Stimmen an mein empfindliches Gehör. Ich achtete nicht weiter darauf und folgte stattdessen dem Geruch den ich nur zu deutlich wahrnahm. Ich wusste genau was ich zu tun hatte und wie ich es anstellen würde. Natürlich war ich mir bewusst welche Gefahren ich damit eingehen würde. Ich setzte alles auf eine Karte.
Schließlich stand ich nun hier. Vor der Türe. Sollte ich es wirklich wagen? Bestimmt wusste er schon, dass ich vor der Tür stand. Wie hätte er es auch nicht wissen sollen? Immerhin hatte ich noch immer den Geruch eines Menschen. Bald würde ich ihn ablegen und mich nicht länger verstecken. Doch noch war es nicht so weit. Nicht so lange ich kein endgültiges Urteil hatte. Und dieses hing von diesem Gespräch ab.
Schnell überlegte ich mir noch einmal, was ich fragen wollte, was ich unbedingt wissen MUSSTE. Kaum hatte ich geklopft bekam ich auch schon die Aufforderung einzutreten ,,Herein.” Entschlossen trat ich in sein Zimmer ein, schenkte dem jedoch nicht die geringste Beachtung sondern fixierte IHN. Wie er am Fenster stand und mich ebenso musterte wie ich ihn. Das Kribbeln in mir machte sich wieder breit und dennoch versuchte ich es zu ignorieren, was mir überraschenderweise ziemlich gut gelang. ,,Daph? Was machst du hier?” Ja, gute Frage! Was wollte ich noch mal hier? Achja ,,Ich muss mit dir reden.” Meine Stimme war eiskalt und schneidend. Ich durfte mich einfach nicht von meinen Gefühlen leiten lassen. Auch wenn das hieß, ihn so zu behandeln. Egal ob ich ihn nun liebte oder nicht, hier stand einfach zu viel auf dem Spiel.
,,Über was denn?” misstrauisch hob er eine Augenbraue, kam jedoch langsam auf mich zu. Abwährend hob ich meine Hand, gab ihm damit zu verstehen mir nicht näher zu kommen. Augenblicklich blieb er stehen. ,,Was ist los? Ist etwas passiert? Daph, sag doch mal was!” langsam wurde er immer panischer. Seine Hände spielten nervös am Saum seines blauen Shirts herum, während er mir wie hypnotisiert in die Augen starrte. Fast so, als würde er versuchen so eine Antwort zu bekommen.
,,Alec. Ich möchte nur eines wissen. Wie stehst du zu Adina?” ruhig, beinahe gleichgültig kam mir die Frage über die Lippen. Dabei war es alles andere als leicht gewesen, ihn das zu fragen.
Einen Moment herrschte Stille bevor Alec in schallendes Gelächter ausbrach. ,,Daphne, du weißt doch dass ich doch liebe und nicht sie.” Ja, das wusste ich. Wobei ich mir auch da nicht ganz sicher sein konnte ob er es ernst mit mir meinte. Mein Gefühl aber sagte mir, dass es die Wahrheit war. Doch das war nicht wichtig, nicht in diesem wichtigem Moment. ,,Das habe ich aber nicht gefragt.” Abrupt hörte sein lachen auf und er starrte mich ausdruckslos an ,,Was meinst du damit?” War es denn so schwer? ,,Ich meine es so, wie ich es gesagt habe: Wie stehst du zu Adina? Was verbindet dich mit ihr und was hast du mit ihr zu tun. Etwas anderes will ich nicht wissen. Und ich will die Wahrheit, verstanden?” Mit jedem Wort meinerseits verfinsterte sich Alecs Gesichtsausdruck. Man sah ihm förmlich an wie er über meine Worte nachdachte. Gespannt wartete ich auf seine Antwort, auf die Antwort, die alles entscheiden würde. Würde er sich dafür entscheiden auszupacken oder doch lieber dicht halten? ,,Alec, ich sag es dir noch einmal, ich will die Wahrheit. Wehe du belügst mich! Ich bin nicht so dumm, wie du mich hältst! Überlege dir gut was du sagst.” Hatte er die Anspielung am ende bemerkt? Ich hatte ihm versucht mitzuteilen, dass ich bereits wusste wie er zu ihr stand. Doch er bemerkte es nicht. Stattdessen senkte er reumütig den Kopf und starrte auf seine Schuhe ,,Ich … kann nicht. Es tut mir leid. Ich will ja, aber ich kann und darf das einfach nicht. Es tut mir so leid.” Es war nicht mehr als ein flüstern, ich verstand es. Genauso wie ich auch den Satz danach, welcher bestimmt nicht für mich gedacht war, hörte ,,Ich wünschte ich könnte es dir sagen … aber die Gefahr…” Und da hatte ich meine Antwort. Wusste wie ich mich entscheiden würde. Langsam drehte ich mich herum, öffnete die Tür und drehte mich noch ein letztes mal zu Alec der noch immer unbewegt auf der gleichen Stelle stand wie zuvor. ,,Eine Frage noch: Hast du mich je wirklich geliebt?” Diese Frage hatte nichts mit meiner Entscheidung zu tun, dennoch wollte ich es unbedingt wissen. ,,Nein…” und mein Herz brach. Eine einsame Träne stahl sich aus meinem Auge bevor ich die Tür ins Schloss zog.


24.

Bevor ich jedoch auch nur einen Schritt machen konnte, wurde die Tür bereits wieder aufgerissen, mein Arm gepackt und zurück in das Zimmer gezogen. Erschrocken keuchte ich auf und beugte mich leicht in eine Angriffposition, bereit mich jederzeit zu wehren. ,,Daphne, lass mich doch ausreden! Ich war noch nicht fertig.” Kurz zögerte ich, beschloss dann aber doch ihm zuzuhören. ,,Wirst du mir zuhören?” fragte er und drehte mich in seine Richtung so, dass ich ihm direkt in seine wunderschönen Augen blickte. In ihnen lag eine so große Intensität dass ich mich kaum noch etwas anderes konzentrieren konnte. Ich wusste genau, dass ich ihn auf ewig lieben würde, auch wenn dies nicht auf Gegenseitigkeit beruhen sollte. Ich konnte einfach nicht anders. Wie Mason damals schon sagte “Ein Vampir verliebt sich nur einmal in seinem Dasein und dann nie wieder.” und genau das hatte ich getan.
Schnell schob ich diesen Gedanken weg und versuchte mich wenigstens einigermaßen zu konzentrieren. Ich wandte mein Blick von ihm ab, befreite mich aus seinem Griff und schritt auf sein Bett zu, auf dem ich mich schließlich sinken ließ. ,,Fang an.”
Erleichtert und Nervös zugleich schaute er mich an. Legte sich seine Worte zurecht und kam dann auf mich zu. Ich ließ es einfach geschehen. Schließlich hatte ich nichts mehr zu verlieren. Nun ja, vielleicht doch, aber daran wollte ich im Moment nicht denken.
,,Daphne. Ich weiß du willst die Wahrheit von mir wissen und ja, verdammt ich will sie dir ja sagen, aber versteh doch ich kann das einfach nicht!” seine Stimme wurde mit jedem Wort immer leiser und doch hörte es sich für mich an, als hätte er sie mir ins Gesicht geschrien. ,,Weißt du wie schwer es für mich ist Geheimnisse vor dir zu haben? Es ist schrecklich! Jede Minute muss ich angst um dich haben. Angst ob du mich verurteilen würdest, wenn du es wissen würdest. Angst ob du mich verlassen würdest. Angst, dass dir etwas passieren könnte…” und seine Stimme brach. Tränen sammelten sich in seinen Augen und liefen ihm still über die Wangen. Auch bei mir sammelten sie sich, liefen jedoch nicht über. ,,Daphne, du hast mich gefragt ob ich dich je geliebt habe, aber du hast dir nicht meine komplette Antwort angehört. Nein ich habe dich nicht nur geliebt, ich tue es auch jetzt noch und nein, ich werde damit nie aufhören, denn das kann und will ich nicht!” schluchzend war ich mich in seine Arme, welche mich sofort umschlangen und mich gegen ihn drückten. ,,Wie konntest du nur denken, dass ich dich nicht liebe? Ich würde alles für dich tun.” flüsterte er an mein Ohr ,,Alles um dich zu schützen, mein Schatz.” hing er noch leiser hinzu. Und da wusste ich, dass ich richtig gelegen hatte. ,,Alec, bitte sag es mir. Vertrau mir.” Wir hatten uns von einander gelöst und schauten uns gegenseitig in die Augen. Sie waren so wunderschön und in ihnen lag so viel Liebe dass mir augenblicklich warm ums Herz wurde.
,,Ich weiß nicht ob das das Richtige ist. Auch wenn ich es nur ungern zugebe” er wandte seinen Blick von mir ab ,,habe ich panische angst vor deiner Reaktion.” Liebevoll lehnte ich mich zu ihm und strich über seine Wange ,,Sag es mir einfach. Glaub mir ich werde es besser verkraften als du denkst. Ich bin nicht so schwach wie du immer dachtest.” Einen Moment blieb es still. ,,Egal was ich dir nun sage, sei dir gewiss, dass ich dich über alles liebe, hörst du?” Ich nickte, gespannt auf das was folgen mag. Seufzend wandte er sein Gesicht dem Fenster zu und starrte in die Dunkelheit.
,,Ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber ich und Aja sind anders als ihr. Wir sind um einiges schöner als ihr, stärker als ihr und vieles mehr. Ich weiß das hört sich jetzt vielleicht schwachsinnig an und du hältst mich jetzt vielleicht auch für verrückt, aber wir sind nicht menschlich.” Scharf zog ich die Luft in meine Lungen. Ich konnte es nicht glauben! Er erzählte es mit tatsächlich!
Alec jedoch deutete dieses Geräusch anders. Für ihn klang es eher nach Entsetzten anstatt Überraschung. Seine Miene verfinsterte sich und er traute sich nicht einmal mich anzusehen. Keiner sagte ein Wort. Vermutlich wartete er darauf, dass ich etwas sagte. Ihm vorwürfe an den Kopf schmiss oder ihn gar für verrückt erklärte. Als nichts davon kam sprach er weiter. ,,Wir sind Vampire. Gefährliche Geschöpfe ohne frage. Aber wir sind friedlich. Zumindest viele von uns sind es. Dafür sorgt unser Herrscher. Er hält das Gleichgewicht zwischen uns. Er ist sehr mächtig. Um genau zu sein, der Mächtigste unserer Art. Wir haben Gaben. Nicht alle, aber sie sind da. Je nach Anzahl der Gaben wird man in stufen eingeteilt. Ich selbst habe nur eine Gabe. Aja hat keine. Meine ist auch nicht von großer Bedeutung. Viele haben sie.” Bevor er weiter reden konnte, unterbrach ich ihn ,,Welche?” Kurz zuckte er zusammen, fast so als hätte er mich vergessen. ,,Energiebälle. Ich kann Energiebälle erzeugen.” Er hob eine Hand, in der sich eine kleine, silberne Kugel bildete. Fasziniert schaute ich sie mir an. Sie leuchtete regelrecht. Wenn man genau hinsah, sah man sogar ein paar Blitze blitzen. ,,Wie gesagt es ist nichts besonderes, aber je mehr Gaben man hat, desto mächtiger ist man.” sagte er, schloss die Hand und der Energieball verschwand. ,,Aja und Ich sind in Wirklichkeit keine Geschwister, sie hat sich mich irgendwann angeschlossen und seither begleitet sie mich. Sie ist mir ans Herz gewachsen und mittlerweile wirklich wie eine Schwester für mich. Zusammen reisen wir von Stadt zu Stadt. Immer wenn es langsam auffällig wurde, dass wir nicht altern zogen wir um. Irgendwann landeten wir hier. Ich war sah es schon als Gewohnheit an, von so vielen Mädchen umringt zu werden und ihr Blut macht mir auch nicht aus. Immerhin nehmen wir es nur zu uns wenn wir schwer verletzt sind. Aja benahm sich seit wir hierher kamen seltsam. Immer wieder sah sie sich um, fast so als würde sie nach jemanden suchen oder auf etwa bestimmtes warten. Zu meiner Überraschung war unter den Mädchen ein, mir unbekannter Vampir, Adina. Natürlich faszinierte sie mich. Nicht weil sie wunderschön war, schließlich liegt das in unserer Natur, sondern weil sie allein hier war. Der einzige Vampir an der Schule. Ich unterhielt mich mit ihr und ja ich flirtete auch ein wenig mit ihr. Ich erhoffte mir, dass sie vielleicht meine Partnerin sein würde. Wir verlieben uns nur ein einziges Mal in unserem Dasein. Das kann sowohl Segen als auch Fluch sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte jedoch keine Frau meine Liebe gewinnen können. Und dann, ganz plötzlich begann es zu Schneien. Ich fand das wirklich merkwürdig, freute mich trotzdem. Wir gingen alle hinaus. Aja war auch da. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Wie kleine Kinder spielten wir draußen im Schnee. Und plötzlich warst du da.” seufzte er und strich sich einmal über sein Haar. ,,Du brachtest alles in mir durcheinander. Sobald ich in deine wunderschönen Augen sah, war es um mich geschehen.” Erstaunt sah ich ihn an. Schön damals hatte er sich in mich verliebt? Wieso war er dann so gemein zu mir? ,,Adina bemerkte das wohl auch. Sie ließ ihre Maske fallen und ich erkannte wie sie wirklich war. Sie drohte mir dich umzubringen, wenn ich nicht das tat was sie sagen würde. Meine Gabe hatte bei ihr keinen Zweck, denn sie hatte die selbe. Mir blieb also nichts anderes übrig als dich wie der letzte Dreck zu benehmen.” Antwortete er auf meine Gedanken. ,,Ich wurde zu ihrem Sklaven und tat alles was sie wollte. Anfangs war es ja noch nicht so schlimm, aber das blieb nicht so. Außerdem wollte ich dich in meiner Nähe haben. Irgendetwas zog mich magisch zu dir. Als ich dir damals im Gang begegnet bin war ich überaus glücklich, doch du warst so aggressiv und abweisend zu mir. Das machte mich so unglaublich wütend. Ich verstand nicht wieso du so warst. Ich schrie dich an und erkannte leider zu spät was ich da getan hatte.” Seine Stimme klang reumütig und er sah mich entschuldigend an, bevor er sich wieder dem Fenster zuwandte. ,,Danach suchte ich dich, fand dich jedoch nicht. Ich ging zu Mason und dann warst du auf einmal da. Ich wollte dir erklären wie leit es mir tat und das ich es nicht so gemeint hatte. Doch du hast mich angeschrien und du hattest vollkommen recht. Ich hätte verstehen können wenn du nie wieder zurück gekommen wärst und mich einfach vergessen hättest. Ich hatte dich so sehr verletzt. Man konnte es in deinen Augen sehen. Ich war am Boden zerstört. Aja sprach auch nicht mehr mit mir. Dann kam Adina zu mir. Zuerst dachte ich dass ich jetzt frei von ihr sei. Schließlich warst du ja nicht mehr da. Doch ich täuschte mich, denn du kamst zurück. Und das nicht alleine. Als ich dich mit diesem Liam sah, wären mir beinahe die Sicherungen durchgebrannt. Am liebsten hätte ich ihn in der Luft zerfetzt. Ich musste unbedingt mit dir sprechen und das taten wir auch. Ich konnte kaum glauben, wie gut das Gespräch verlaufen war. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass du mich auch liebst. Dennoch musste wir es geheim halten. Die Gefahr das Adina dahinter kommen könnte war einfach zu groß!” Verzweifelt schlug er in die Wand. Der Putz löste sich von der Wand und ließ eine handbreites Loch zurück. ,,Als wäre das nicht schon schlimm genug kam Adina zu mir und erzählte mir davon, dass sie einen Hinterhalt plante. Ihr Vater sollte den Herrscher hierher führen und dann sollten wir ihn zur Strecke bringen. Ich lachte sie aus und sagte ihr das ich niemals dabei mitmachen würde. Doch sie hatte noch immer etwas gegen mich in der Hand. Schließlich willigte ich ein. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich wollte dich unter allen Umständen schützen. Egal was es kosten würde.” Genau wie ich vermutet hatte. Er tat es nicht freiwillig. Das änderte natürlich einiges. Aber eines wurde mir nun klar:
Ich musste ihm nun die volle Wahrheit sagen!

Bedrücktes Schweigen herrschte nun. Keiner wusste was er sagen sollte. Während Alec immer noch stur aus dem Fenster sah, damit er nicht sehen musste welche Reaktion von mir ausging, hing ich meinen Gedanken nach. Wie sollte ich es ihm beibringen? Würde er es verstehen? Und überhaupt, würde er damit klar kommen? Auf der einen Seite war er noch immer Adinas Sklave aber auf der anderen Seite tat er dies ja nur um mich zu schützen. Zumindest wenn man seinen Worten glauben schenken konnte. Was ich auch tat. Noch nie war ich mir in einer Sache sicherer als in diesem Moment. Dennoch machte es mich Wahnsinnig ihm die Wahrheit vorzuenthalten. Wenn ich den Mut aufbringen würde ihm endlich alles zu sagen, wäre er frei. Frei von Adina, frei sich zu entscheiden, frei um endlich offen zu mir zu stehen. Doch wollte er das? Ich hoffte es aus vollem Herzen. Immerhin wollte ich nicht nur ihm damit helfen. Durch ihn würden wir genaueres über den geplanten Hinterhalt in Erfahrung bringen können. Das wäre zum Wohlen aller. Bis auf Adina und ihre Truppe.
Hin- und Hergerissen dachte ich darüber nach so, dass ich nicht einmal mitbekam wie Alec sich mir näherte, bis er plötzlich neben mir saß und mich mit unergründlichen Blick musterte. Sofort wandte ich mich ihm zu. ,,Hast du keine angst?”
Angst? Nein. PANIK! Aber vor dem was noch gesagt werden muss, dachte ich, sagte jedoch nichts davon. Stattdessen beugte ich mich zu ihm, nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und zog ihn zu mir, bis ich endlich seine warmen, samtenen Lippen auf meinen spürte. Alec hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, denn er erwiderte ihn erst nicht. Als er jedoch begriff was hier gerade geschah schlang er seine Arme um mich und drückte mich fest gegen ihn. Was anfangs ein zarter, süßer Kuss war, artete nun in eine hemmungslose Knutscherei aus.
Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. Für uns. Für diesen einen Moment.
Alles um mich herum verblasste. Jeder Gedanke, jede Bewegung galt nur noch dem gottgleichem Geschöpf vor mir. Kaum vorstellbar, dass ausgerechnet er MIR gehören sollte. Doch so war es und ich war darüber alles andere als unglücklich.
,,Ich liebe dich.” hauchte Alecs raue Stimme zwischen unseren Küssen. ,,Ich liebe dich auch.” erwiderte ich mit ebenso rauer Stimme zurück.

Mittlerweile lag ich rücklings auf dem Bett, Alec auf mir. Die Lippen hatten wir nicht voneinander gelöst, was er aber nicht bemerkte.
Mein Körper kribbelte unaufhörlich und mein Atem ging stoßweise, genauso wie Alec´s auch.
Kurz ließ er von mir ab und starrte mir in die Augen. Das verlangen das sich in ihnen spiegelte ließ mein Herz noch höher schlagen. Man konnte förmlich hören wie sie schrien ICH WILL DICH! Verdammt! Wie hatte ich mich nur wieder in diese Situation gebracht? Eigentlich hätten wir hier nebeneinander sitzen sollen und darüber sprechen sollen was oder besser gesagt WER ich war. Aber nein, jetzt lagen wir aufeinander und begannen langsam damit uns auszuziehen. Und GOTT sah er gut aus. Sein Körper was einfach der Hammer! Kaum hatte er es ausgezogen, fiel ich regelrecht über ihn her, riss ihm alles vom Leib und begrub ihn unter mir.
Im Moment war es mir mehr als nur egal ob wir das hier tun sollten oder nicht, denn es fühlte sich einfach so richtig an. Perfekt. Langsam fuhr ich über seinen Körper während er sich unter mir anspannte. Sein Atem ging schnell, jeder Kuss wurde immer leidenschaftlich und seine Hände blieben nicht untätig. In kürzester Zeit waren wir beide nackt und erkundeten den jeweiligen Körper des anderen.
Alles in mir kribbelte. Mir war so heiß, als würde man mich bei lebendigen Leibe verbrennen und es doch nicht tun. All das ließ nur einen Wunsch aufkommen: MEHR!
Alec und ich hatten die Plätze getauscht und so lag er nun auf mir und klein Alec, wobei KLEIN war dafür gar kein Ausdruck, rieb während jeder Berührung gegen meinen Unterleib, was sowohl mich als auch Alec zum stöhnen brachte. Lange hielt ich es nicht mehr aus. ,,Alec! Bitte!” zischte ich vor unterdrücktem Verlangen, drückte mich gegen ihn und zog ihn näher zu mir. Kurz hielt er inne, sah mir in die Augen und als er dort sah, dass ich ihn wirklich wollte, drang er vorsichtig in mich ein. Fest krallte ich meine Hände in seinem Rücken fest.
Es war unbeschreiblich! Auch wenn das hier mein erstes Mal war, so hatte ich keine Schmerzen. Nein, im Gegenteil!
Als Alec sich jedoch nicht bewegte, hielt ich es keine Sekunde länger aus. Schnell und ohne Zurückhaltung begann ich mich zu bewegen, was ihn zum stöhnen brachte.
Endlich begann auch er sich zu bewegen und stieß immer fester zu. Stöhnend klammerte ich mich an ihm fest während er sich langsam an meinem Hals auf und ab küsste. Plötzlich biss er zu und eine Welle aus Verlangen strömte durch mich hindurch. Mit jedem Schluck seinerseits wurde ich immer weiter in den Wahnsinn getrieben, meinem Höhepunkt entgegen. Vom Rausch gepackt konnte ich einfach nicht anders, drehte uns so dass er unter mir lag und bis ebenfalls zu. Warmes leckeres Blut rann aus seiner Wunde direkt in meinen Hals. Es war unglaublich! Immer wieder schluckte ich die heiße, rote Flüssigkeit herunter während Alec immer schneller in mich stieß und uns so zu Höhepunkt brachte.

Schwer atmend lagen wir nun nebeneinander und mir wurde langsam aber sicher klar, was ich eben getan hatte. Schlimm genug, dass wir miteinander geschlafen hatten aber als wäre das nicht genug hatte ich ihn auch noch GEBISSEN! Und ja verdammt, er hatte es gemerkt!
,,Daphne? Was … was ist gerade passiert?” Scheiße! Genau das wollte ich doch noch hinauszögern! Was sollte das!?
Mir blieb nichts anderes übrig als es ihm endlich zu sagen. Irgendwann wäre es sowieso dazu gekommen und hätten wir nicht miteinander geschlafen, wäre es längst vorbei gewesen. Aber wie sollte ich nur anfangen!?
Verzweifelt starrte ich die Decke an, seinem Blick konnte ich einfach nicht ertragen, genauso wir er vorhin aus dem Fenster gestarrt hatte.
,,Es … Ich … Du …” hörbar atmete ich aus, schloss die Augen und begann noch einmal ,,Alec. Als du mich vorhin fragtest ob ich angst vor dir hätte antwortete ich dir mit einem Kuss. Was so viel heißt wie nein, ich habe keine angst vor dir.” ,,Was hat das dam-..” ,,Unterbrich mich nicht. Hör mir zu und warte bis ich fertig bin.” Unterbrach ich ihn ebenso wie er mich zuvor. ,,Ich hatte keine Angst vor dir, weil ich bereits wusste was du warst. Schon vom ersten Augenblick an…” kurz stoppte ich, atmete noch einmal tief ein und ging zum schwierigerem Teil über ,,In der Zeit als ihr hier ankamt war ich nicht hier. Ich hatte einen schweren Unfall und lag im Krankenhaus.” Scharf zog er die Luft ein, ließ mich jedoch weiter sprechen ,,Ich hatte sehr viel Blut verloren. Man spendete mir neues und so begann es dann. Der Arzt wunderte sich weshalb ich schon wieder so schnell gesund war, konnte jedoch nicht nachweißen, dass etwas nicht stimmte, also schickte er mich wieder nach Hause. Dort blieb ich auch eine Weile. Ich merkte wie ich mich veränderte, wusste jedoch nicht was los war. Es erschreckte mich! Als ich eines Nachts hunger bekam und ein rohes, blutiges Steak aß wurde mir klar das ich nicht normal war. Sowohl meine Zähne, als auch meine Augen und Sinne hatten sich verändert. Mit einem schlag wurde mir klar was ich war. Ein Vampir. Dazu entdeckte ich auch noch meine neuen Fähigkeiten und beschloss, diese im Wald zu trainieren. Dort traf ich auf Aja. Sie klärte mich auf und so merkte ich auch, dass ich kein normaler Vampir war. Dennoch konnte sie mir nicht weiterhelfen. Trotzdem freundeten wir uns an und als sie dann sagte, dass sie und ihr -Bruder- ab sofort aufs Internat gehen würden war ich wirklich froh. Nie hatte ich wirkliche Freunde gehabt und nun war Aja da. Ich fühlte mich nicht mehr so allein. So kam auch der Tag, an dem wir uns begegneten. Damals als es plötzlich begann zu schneien. Alle hatten spaß. Aja stürmte regelrecht aus dem Zimmer nach draußen. Sobald ich dich dann dort sah fing mein Herz schneller an zu schlagen. Vom ersten Augenblick hatte ich mich in dich verliebt aber ich sah dich immer häufiger mit Adina. Das Adina ein Vampir war, bemerkte ich erst als ich euch bei eurem Kuss störte. Ich war dermaßen geschockt darüber dass ich es erst gar nicht bemerkte. Ab diesem Zeitpunkt hielt ich mich von dir fern. Zumindest versuchte ich es. So verging auch die Zeit und Mason tauchte auf.” Dabei lächelte ich als mir sein Gesicht vor Augen trat. Mein großer Bruder ,,Du warst eine Nacht zuvor in unser Zimmer gestürzt und meintest der Sohn des Herrschers würde hier auftauchen und ja, er tauchte tatsächlich auf.” ,,MASON ist es!?” Ich sah über seine Unterbrechung hinweg, antwortet ihm jedoch ,,Ja, er ist es. Er wollte nichts von euch. Sondern suchte mich. Außer Aja wusste bisher niemand davon was ich war und als er dann zu mir kam und mir sagte, dass er mein Halbbruder war konnte ich es nicht fassen. Trotzdem fühlte ich vom ersten Augenblick an, dass uns etwas verband. Wir redeten viel und er blieb hier. Oft machte ich mich auf dem weg zu ihm, um mit ihm zu reden. So auch in der Nacht als wir uns auf dem Gang trafen. Deine Worte verletzten mich sehr und dann erwischte ich dich auch noch mit Kara. Kara die mich jahrelang ausgenutzt hatte. Ich versteckt mich mithilfe meiner Gaben. Tagelang war ich verschwunden. Ich trauerte. Irgendwann war es vorbei und ich ließ mich wieder blicken. Während ich getrauert hatte war mir vieles klar geworden. Ich bemerkte auch, dass ich nicht nur Vampir war, sondern auch Engel. Meine Gaben sind die der Elemente. Und so entschloss ich mich mit Mason zum Herrscher zu gehen. Er schickte mich wieder hierher, damit ich noch eine Weile in Sicherheit vor dieser neuen Welt war. Damit ich ein normales leben führen konnte. Zu meinem Schutz schickte er Liam mit uns. So kamen wir wieder her. An dem Tag, an dem es erneut schneite. Das war ich. Aja war überglücklich und mir ging es nicht anders. Bis ich dich und Adina sah. Auch wenn ich mir geschworen hatte nie wieder etwas mit dir zu tun zu haben und dich einfach zu ignorieren konnte ich es nicht. Ich wich deinen Blicken aus, was jedoch nicht lange gut ging. Kaum hatte ich dich angesehen war es als würde man dir tausend, stumpfe Messer in dein Herz hämmern. Irgendwann beruhigte ich mich wieder und dann kam unser Gespräch indem du mir deine Liebe gestandest.” seufzend erinnerte ich mich an den Tag zurück ,,Ich war so glücklich das kannst du dir gar nicht vorstellen! Aber du wolltest es alles geheim halten. Und plötzlich hang Adina wieder an dir wie eine Klette. Ich war so wütend! Da hörte ich auch noch wie sie mit irgendjemandem telefonierte und einen Anschlag auf den Herrscher plante. Als wäre das nicht genug erfahre ich auch noch, dass du daran beteiligt bist! Hast du eine Ahnung wie es mir da ging!?” Ich wurde mit jedem Wort immer lauter sowie auch wütender. ,,Verdammt noch mal! ICH bin ebenso für die Vampire zuständig wie auch der Herrscher! MEINE Aufgabe ist es das Gleichgewicht zu halten, egal unter welchen Umständen. Und ja, auch wenn ich dich liebe, wäre mir nichts anderes übrig geblieben, als dich zu töten. Hast du eigentlich eine Ahnung wie es ist so eine Last mit dir zu tragen? Oder weißt du wie wichtig unser Gespräch heute war?” Tränen der Wut rannen mir über die Wangen und tropften auf die Decke ,,Hast du eine Ahnung wie ich leiden musste, weil ich es dir nicht sagen konnte? Eine Ahnung wie weh es tun würde den zu töten, den man am meisten liebt?” Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute ich Alec zum ersten Mal seit beginn dieses Gespräches an. Er starrte mich wie versteinert an. Ungläubig und geschockt zu gleich. ,,Außerdem ist der Herrscher mein Vater.” setzte ich noch leise hinzu.

Gefühlte Stunden herrschte bedrücktes schweigen. Gespannt wartete ich darauf, dass Alec was sagen würde. Der jedoch starrte aus dem Fenster. ,,Du..” seine Stimme war leise und brüchig beinahe so, als hätte er geweint. Leise räusperte er sich. ,,Du bist also die Tochter des Herrschers, die alles im Gleichgewicht hält, zur hälfte Vampir und zur Hälfte Engel habe ich das richtig verstanden?” Dabei sah er noch immer nicht zu mir ,,Ja. Das ist alles richtig.” Und das war der Moment, den ich so sehr gefürchtet hatte. Der Moment in dem ich der Ungewissheit ausgeliefert war. Hatte Alec sich auch so gefühlt, als er es mir vorhin erzählte? War er auch beinahe vor angst gestorben, nicht akzeptiert zu werden?
Ich wandte meinen Blick von ihm ab, schaute die Bettdecke an. Plötzlich spürte ich wie mich zwei starke Arme in eine Umarmung schlossen die ich, wenn auch etwas verwirrt, erwiderte. Langsam hob ich meinen Blick und begegnete dem liebevollen Blick Alec´s.
,,Das ändert nichts daran, dass wir uns lieben. Um ehrlich zu sein, macht es unsere Lage sogar etwas besser.” lächelnd zog er mich wieder zu ihm und küsste mich. Ja, er hatte recht. Ich liebte ihn. Er liebte mich. Und egal was kommen mag, zusammen würden wir es schaffen.

25.


Nun saßen wir -Liam, Aja, Mason, Alec und ich- in Masons Zimmer und besprachen die Lage. Zu erst mussten Alec und ich ihnen natürlich einiges erklären. Das wäre uns ja auch nicht so schwer gefallen, aber bei den Blicken die sie uns zugeworfen hatten, sah die Sache schon ganz anders aus. Ich hatte nicht berücksichtigt, dass sie Alec an mir und mich an Alec riechen würden. Zumindest nicht so intensiv. Man konnte deutlich von ihren Gesichter ablesen, dass sie bescheid wussten was wir dort getrieben hatten. Gott das war so peinlich!

Aja hatte Alec wie nicht anders zu erwarten sofort in den Arm genommen und verziehen. Auch Mason war ihm gegenüber nicht mehr feindselig gerichtet. Immerhin hatte er das alles nur für mich getan, um mich zu schützen, auch wenn ich diesen Schutz nicht gebraucht hätte.
Liam hingegen nickte ihm nur einmal zu und beließ es dann dabei. Er hielt sich immer dezent im Hintergrund und lauschte unseren Gesprächen, warf hin und wieder etwas dazu und schwieg dann wieder.
Dank Alec wussten wir nun auch genaueres über Adina´s Plan. ,,Ihre Leute werden nach und nach hier eintreffen und sich dann im Wald oder der näheren Umgebung aufhalten um immer Kampfbereit zu sein, sollte es Komplikationen geben. Das Problem ist nur, dass wir keine genauen Angaben haben, wann sie hier eintreffen. Adina hat sich darüber furchtbar aufgeregt.”, meinte Alec und zog mich schmunzelnd weiter an sich heran. Bereitwillig legte ich meinen Kopf an seine Brust und genoss das leichte vibrieren welches wärend dem Sprechen ausgelöst wurde.
,,Der “Anschlag” war eigentlich bereits nächste Woche geplant. Das heißt, sie müssten bald hier eintreffen.” Was wiederum heißen würde, dass wir noch weniger Zeit hatten als ich erwartet hatte. Wie sollten wir das nur schaffen?
Für Zweifel war in diesem Moment jedoch keine zeit. Wir mussten uns schnell auf eine Lösung für dieses Problem finden und das möglichst ohne die Aufmerksamkeit der anderen zu erregen.
,,Kommen sie alle einzeln oder in Gruppen angereist?” fragend sah Mason zu Alec hinüber, der nur den Kopf schüttelte ,,Nein, sie kommen einzeln. Zumindest die meisten. Erst nachdem sie im Wald ankommen werden sie sich in Gruppen zusammenschließen.” Verwirrt hob ich meinen Blick und starrte Alec an. Wo blieb denn da die Logik? Da könnten sie sich doch gleich zusammenschließen und gleichzeitig ankommen!
Neugierig wartete ich auf Alec´s antwort auf meine unausgesprochene Frage. Auch Aja schien nicht wirklich zu verstehen wieso sie so vorgingen.
Doch stattdessen bekamen wir sie von Liam ,,Ich nehme an, dass die meisten Verräter Vertraute des Herrschers sind. Es wäre zu auffällig wenn auf einmal eine gewisse Anzahl fehlen würde. Deshalb werden sie sich nach und nach eine Ausrede ausdenken lassen und sich hierher begeben. So ist es weniger auffällig und die ersten können sich bereits ein Bild der Umgebung machen, welches sie später an die Nachkömmlinge weitergeben werden. Vermutlich werden sie Lager im Wald errichten oder sich ein Hotel in der näheren Umgebung suchen. Wahrscheinlich ersteres. Immerhin könne es sein, dass sie entdeckt werden, wenn sie sich alle am selben Platz aufhalten.”
So betrachtet schien es wiederum ziemlich logisch zu sein. So würde man nicht sofort dahinter kommen und man hätte genügend zeit um sich auf den Anschlag vorzubereiten. Das Dumme an der Sache war nur, dass Dad bereits bescheid wusste und sich mit jedem Verhindertem zeigen würde, wie untreu ihm seine Leute waren.
,,Das heißt im Prinzip werden sie alle einzeln oder höchstens zu zweit anreisen und sich später in kleine Grüppchen zusammenbilden, habe ich das richtig verstanden?” mischte sich nun auch Aja ein. Als antwort bekam sie ein einstimmiges nicken der Männer.
Meine Gedanken arbeiteten zu diesem Zeitpunkt bereits auf Hochtouren. Eine Idee hatte sich in mein Gedächtnis festgesetzt und wollte nun partout nicht verschwinden und ehrlich zu sein… ich hatte nichts dagegen.
,,Sie kommen also alleine…” murmelte ich leise vor mich hin. Wie nicht anders zu erwarten war es darauf schlagartig ruhig im Raum. Dennoch schenkte ich dem keine Beachtung und dachte weiter nach.

Alec:

Alle warteten gespannt darauf, dass Daphne endlich weiter sprechen würde. Aus dem Augenwinkel konnte ich deutlich sehen wie nervös Aja war. Sie konnte kaum still sitzen und wandte sich ständig zwischen Masons Armen hin und her. Kaum zu glauben das sich Mason in Aja verliebt hatte und nun auch noch mit ihr zusammen war. Nicht das ich etwas dagegen hätte es war nur so, ich kannte Aja schon eine kleine Ewigkeit und sie konnte einem manchmal wirklich auf die nerven gehen aber dennoch liebte ich so wie eine Schwester. Ich gönnte es ihr wirklich endlich ihre wahre Liebe gefunden zu haben. Vor allem so jemanden wie Mason. Er war ein anständiger Kerl und würde alles für sie und Daphne machen.
Daphne…
Ich konnte es noch immer nicht glauben was alles in den letzten paar Stunden passiert ist! Erst erzählte ich ihr was ich war in dem glauben, dass sie von nichts wusste. Ich wäre beinahe gestorben vor Angst sie zu verlieren. Wie hätte ich damit umgehen sollen, wenn sie mich ausgelacht hätte, mich als verrückt abgestempelt hätte oder schlimmer noch ohne ein weiteres Wort mein Zimmer verlassen hätte und mich danach nie wieder sehen wollte?
Vermutlich wäre ich daran kaputt gegangen. Schon allein der Gedanke daran sie zu verlieren, egal auf welche Art und Weise, tat unglaublich weh. Als würde man sich das Herz herausreißen während man verbrannt wird. Nicht nur mein Herz sehnte sich nach ihr. Um genau zu sein sehnte sich alles nach ihr!
Nie hätte ich gedacht solche starke Gefühle zu haben, geschweige denn sie irgendwann bei jemandem zu empfinden.

Dann erzählte ich ihr auch alles über mich und Adina. Ich wusste, dass ich damit ein gewisses Risiko eingehen würde aber ich konnte und wollte sie einfach wissen lassen, wieso ich mich nicht von Adina fernhalten konnte. Ich ertrug ihren Blick nicht den sie jedes mal hatte, wenn sie mich mit Adina sah. Schließlich war es doch nicht meine Absicht sie zu verletzen. Außerdem tat es mir ebenso weh sie leiden zu sehen.
Nachdem ich ihr alles erzählt hätte ich damit gerechnet, dass sie mich anschreien würde, mich als Lügner oder schlimmer beschuldigen würde! Vielleicht wäre sie Ohnmächtig geworden! Ich hatte wirklich mit vielem gerechnet. Doch sie tat nichts davon. Sie blieb einfach ganz ruhig sitzen und dachte nach. Ich wusste wirklich nicht was ich von dieser Reaktion halten sollte! Hatte ich sie so sehr damit geschockt? Dieser Moment konnte ich definitiv zu einem meiner schlimmsten Momente meines Daseins zählen!
Als sie mich dann auch noch küsste war ich mehr als nur geschockt. Ich verstand nicht wie sie das alles einfach so akzeptieren konnte, mir einfach so glaubte! Und dennoch war ich so unvorstellbar glücklich. Was danach geschah bereute ich nicht eine Sekunde lang. Ich hatte schon mit vielen Frauen geschlafen, immerhin hatten auch Männer ihre Bedürfnisse! Aber noch nie hatte ich es so intensiv wahrgenommen wie mit Daphne. Mein Verstand setzte einfach aus und dennoch dachte ich nicht an mein wohlergehen, sondern wollte das es Daphne gefiel. Aber sie war einfach so… unglaublich!
Und dann passierte es… Sie biss mich! Zuerst hatte ich es gar nicht realisiert, spürte dann aber einen leichten Schmerz an meinem Hals.
Natürlich wollte ich dafür eine Erklärung! Wer hätte das denn nicht gewollt? Es passiert nun mal nicht alltäglich dass man von seiner Freundin beim Sex gebissen wird. Zumindest nicht SO!
Aber mit ihrer Antwort hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich wusste ja schon immer das sie etwas besonderes war, aber wie besonders sie tatsächlich war konnte ich nicht glauben. Auf der einen Seite war ich unglaublich stolz diese Frau als die Meine zu bezeichnen aber auf der anderen Seite war die Gefahr sie zu verlieren wenn sie ihrer Bestimmung nachkam. Zu allem Überfluss war Herrscher auch noch ihr Vater!
So hatte ich am Anfang unseres Gespräches geglaubt sie würde einen Schock bekommen, war am ende doch ich der, der ihn bekam. Im Prinzip wusste sie bereits über einen Großteil bescheid von dem ich ihr erzählt hatte. Einzig und allein wie ich zu Adina stand und einen Teil meiner Vergangenheit konnte sie nicht wissen. Und das war der Zeitpunkt an dem mir klar wurde, wie wenig ich doch über Daphne wusste.
Trotzdem änderte es nichts an der Tatsache dass ich sie nun mal über alles liebte und es sich auch nicht so schnell ändern würde, was ich ihr auch sagte.

Und nun saß ich hier mit Daphne auf meinem Schoss, meiner Schwester und ihrem Bruder gegenüber und ihrem schweigsamen Beschützer in einem Zimmer und besprach unsere Lage.
Seit geraumer Zeit hing Daphne nun ihren Gedanken nach. Langsam machte ich mir wirkliche sorgen um sie! Es war als ob sie nur noch körperlich anwesend wäre. Kein Blinzeln, kein Zucken… es kam einfach nichts von ihr. Würde ich nicht ihren regelmäßigen Herzschlag hören und die gleichmäßigen Atemzüge spüren, hätte ich sie für tot gehalten.
Dieser Zustand gefiel mir nicht. Zumindest nicht so lange wie er bislang anhielt!
Leicht stupste ich sie an und wartete auf ihrer Reaktion die prompt kam. Kurz zuckte sie zusammen, blinzelte und sah sich dann nach dem Störenfried -mich- um.
,,Alles in Ordnung mit dir?” brachte ich meine sorge zur Geltung. Liebevoll lächelnd nickte sie einmal ,,Ja. Mir ist da nur so eine Idee gekommen und um ehrlich zu sein finde ich sie sogar ziemlich gut.” meinte sie nun wieder etwas ernster, wandte sich von mir ab und betrachtete nun auch die anderen.
,,Also, sie werden alle einzeln kommen wie schon gesagt. Das Problem an der Sache ist eigentlich nur, dass wir nicht wissen wie viele es sind. Ich nehme an dass es eine menge sein werden immerhin müssen sie es mit Dad aufnehmen.” Damit hatte sie vollkommen recht. ,,Alec, du könntest doch bei Adina genaueres erfahren oder? Sie müsste doch die ungefähre Anzahl wissen! Wenn sie fragt wieso du das wissen willst sag ihr einfach, dass du dich darauf einstellen musst wie viele Vampire du führen musst.” Ich nickte, als Bestätigung es verstanden zu haben. Adina würde es mir sicher abkaufen wenn ich es ihr so sagen würde. Zumal ich ein guter Schauspieler war.
,,Im Prinzip haben wir drei Möglichkeiten, wenn nicht sogar noch mehr. Die erste wäre, dass wir sie bei ihrer anreise abfangen und dann töten. Es bringt uns nichts sie am leben zu lassen, schließlich würden sie es entweder erneut versuchen oder anderweitig für Schwierigkeiten sorgen.” ich wusste, dass Daphne das sehr zu herzen ging. Sie war so ein sanftes Wesen. Schon jetzt konnte ich mit genauer Sicherheit sagen, dass es ihr mehr als nur schwer fallen wird andere umzubringen. Auch wenn es sich dabei um Vampire handelte, waren es noch immer Lebewesen, wenn auch etwas anders.
,,Wir können aber auch eine Zeit lang abwarten bis sich einige zusammengeschlossen haben und sie dann in einen Hinterhalt locken.”
,,Und wie hast du dir das vorgestellt?” unterbrach sie Mason ,,Ganz leicht. Sie wissen das Alec und Adina die Sache sozusagen organisieren. Wir schicken Alec einfach zu ihnen und lassen sie in den glauben er wäre von Adina geschickt worden. Er führt sie dann etwas weiter weg und dann werde ich sie verbrennen.” Diese Version gefiel mir doch schon eher. Immerhin musste Daphne nicht zu sehr leiden und brachte sich dabei kaum in Gefahr. Die Vampire wären innerhalb von Sekunden zu Staub zerfallen. Da hatten sie einfach keine Zeit ihre Gaben einzusetzen.
,,Die dritte Möglichkeit wäre: wir kombinieren die ersten beiden Möglichkeiten. Die Verräter werden nacheinander hier eintreffen. Das heißt aber nicht, dass sie alle im Wald bleiben werden und im Hotel werde ich sie nicht so leicht verbrennen können. Was wiederum bedeutet das uns nichts anderes übrig bleibt als sie abzufangen und umzubringen. Natürlich werden wir sie nicht alle in dieser kurzen Zeit zur strecke bringen und werden uns am ende wohl oder übel doch gegenüberstehen müssen und direkt kämpfen. Ob Dad nun dabei ist oder nicht, müssen wir noch mit ihm besprechen. Immerhin hat er auch etwas zu sagen. Aber ich stelle schon von Anfang an klar, dass Adina dieses Miststück mir gehört!” erklärte sie mit finsterem Gesichtsausdruck.
Auch wenn es mir nicht gefiel mussten wir uns auf eine der drei Möglichkeiten einigen. Egal welche wir nehmen würden, ein gewisses Risiko wird immer vorhanden sein.
,,Liam? Alles in Ordnung?” Riss Aja mich aus meinen Gedanken und wie automatisch wandte ich mich zu Liam der mich regelrecht anstarrte.
Zum ersten mal trafen sich unsere Blicke und was ich da sah verwirrte mich ungemein. Hatte ich da wirklich für einen Augenblick Angst in seinem Blick gesehen? Hatte ich es mir nur eingebildet? Ich wusste es nicht. Dennoch irgendetwas war anders zwischen uns. Ich konnte den Blick einfach nicht abwenden. Auch ihm schien es nicht anders zu ergehen. Was war nur los? Ich konnte nicht sagen was es war geschweige denn wieso, aber irgendwie fühlte ich mich zu ihm hingezogen.

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Tag der Veröffentlichung: 09.07.2010

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