Für Esther und Anna. Ohne euch gäbe es dieses Buch nicht.
Mögen die Männer zittern, die nur die Hand einer Frau gewinnen und nicht zugleich die ganze Leidenschaft ihres Herzens!
Nathaniel Hawthrone
Vor vielen Jahrhunderten beschlossen die Vampire, ihre Existenz den Sterblichen zu offenbaren. Und die Menschen erzitterten, als sie erfuhren, welcher Jäger sich durch ihre Reihen trieb.
Aus dem Schatten heraus, lenkten die Vampire das Geschick der verschiedenen Völker bereits seit Dekaden. Für ihr Überleben war es notwendig, eine Symbiose mit den Menschen einzugehen. Sie dienten den Vampiren als Nahrung. Durch die Jahrhunderte hindurch fielen viele Menschen dem Blutrausch der Vampire zum Opfer. Doch das hielt viele von ihnen nicht davon ab, sich schon in jungen Jahren als Bluthure anzubieten.
Der Umgang mit den Sterblichen, war auch für die Wesen der Nacht nicht ungefährlich. Manchmal entwickelte sich eine starke Seelenbindung zwischen Mensch und Vampir. Geschah dies, so blieb dem Vampir nur die Wahl, den Menschen zu einen der Ihren zu machen oder zu vergehen, sobald sein Seelengefährte der Sterblichkeit erlag.
Mit der Zeit, lernten beide Gattungen miteinander zu leben.
Doch egal ob Mensch oder Vampir, weder das Schicksal noch das Leben nimmt auf eine der beiden Arten Rücksicht ...
Opfer
6
Sie wartete nun schon geraume Zeit. Wann wollte die Alte endlich abhauen? Sie musste doch bald zu ihrem dämlichen Job, oder etwa nicht? In den letzten Wochen war sie immer um diese Zeit aufgebrochen.
Der Babysitter sollte kein Problem darstellen. Wenn sie sagte, wer sie war bestätigte die Kleine das schon. War sie erst einmal in der Wohnung, wäre es ein Leichtes den Babysitter loszuwerden. Dann wäre sie mit dem Kind alleine. Es gab keinen Grund, wieso ihr Plan nicht funktionieren sollte.
Er musste funktionieren! Dann wären ihre Probleme mit einem Schlag weg. Nicht nur das. Wenn alles so ablief, wie sie es sich vorstellte gelang es ihr auch, der Alten eins auszuwischen. Dies war der viel größere Anreiz hinter ihrem Plan.
Endlich sah sie, wie im Hausflur das Licht anging. Die Uhrzeit stimmte. Und wer sonst sollte um diese Zeit durch das heruntergekommene Wohnhaus schleichen? Die Wohnungen waren nicht nur klein, sondern auch ranzig. Für Miranda war es ein Grund gewesen schnellstmöglich von zu Hause abzuhauen. Einer von vielen. Es war ihr Ziel ihr Glück woanders zu finden. Und wie es derzeit aussah war es ihr gelungen.
Vorausgesetzt ihr Plan ging auf ...
Die Haustür öffnete sich und eine hochgewachsene, müde aussehende Frau mittleren Alters trat auf die Straße. Sie wickelte den braunen, abgetragenen Mantel enger um den mageren Körper, um sich vor dem Wind zu schützen. Langsam schritt sie den Gehweg entlang, während sich einige Strähnen des rotbraunen Haares aus ihrem Zopf lösten und im Wind hin und her flatterten.
Miranda verzog die Lippen und rümpfte die Nase, als sie sah, wie alt ihre Mutter geworden war. Sie mied sie bewusst. Einzig zu ihrer Schwester hielt sie den Kontakt heimlich aufrecht. Das Mädchen war der Schlüssel zu ihrem Erfolg.
In den letzten Wochen hatte Miranda die Kleine immer wieder an ihrer Schule besucht. Jedes Mal tat sie, als wäre es für sie das Schlimmste auf der Welt von ihr getrennt zu sein. Und die Kleine? Die sprang natürlich sofort darauf an. Das Einzige, was nicht wie geplant funktionierte, war der Versuch ihrer Mutter den Schwarzen Peter zuzuschieben. Dabei schaltete die Kleine immer wieder auf stur und erklärte, wie sehr ihre Mutter sie doch vermisse.
Miranda glaubte der kleinen Göre natürlich kein Wort. Sie war ja nicht blöd. Ihre Mutter war doch schuld an all den Problemen, die sie nun zu erdrücken drohten. Und dabei war sie keinen Deut besser. Das hatte Miranda ihr auch gesagt, als sie ihre Sachen gepackt und davongelaufen war. Nun, eine wirkliche Wahl war ihr damals ohnehin nicht geblieben. Wäre sie nicht freiwillig gegangen, hätte ihre Mutter sie garantiert rausgeschmissen. Diese Genugtuung wollte Miranda ihr jedoch nicht lassen. Weder damals noch heute.
Ihre Schwester war zu dieser Zeit gerade fünf geworden. Sicherlich war es ihrer Mutter gelungen, die Gegebenheiten zu verdrehen und Miranda als die Böse hinzustellen. Doch das scherte sie nicht. Okay, zumindest tat es das nicht bis ihr klar geworden war, welchen Nutzen ihre Kleine Schwester für sie haben konnte.
Endlich bog ihre Mutter um die Ecke und verschwand somit aus Mirandas Blickfeld. Sie warf einen schnellen Blick auf ihre Armbanduhr. Ihr blieb noch ein wenig Zeit, bis sie mit ihrer Schwester am vereinbarten Treffpunkt sein musste. Welch glücklicher Zufall, dass ihre Mutter nachts arbeitete.
Sie wartete noch weitere fünf Minuten in gespannter Erwartung. Sie musste sichergehen. Wenn ihre Mutter unerwartet zurückkehrte, war ihr Plan dahin. Dann sprang sie auf und ging auf die Haustür zu.
Rechts gleich neben der Tür gab es unzählige Klingeln, doch Miranda musste nicht lange suchen. Zielsicher drückte sie den Knopf zu der Wohnung, in der sie früher einmal selbst gelebt hatte.
»Theresa? Hast du was vergessen?«, ertönte eine ihr unbekannte Stimme.
»Ähm, nein, hier ist Miranda. Ich bin Theresas Tochter«, erklärte sie schnell und wartete. Es blieb eine Weile still am anderen Ende der Sprechanlage.
»Tochter? Sie hat mir nichts von einer anderen Tochter erzählt«, erklärte die Stimme misstrauisch.
»Ich war eine Zeit lang nicht da weil ich von meinem Studium sehr eingenommen werde. Aber jetzt habe ich ein paar Tage frei und wollte meine Familie besuchen. Sie können meine Mutter gerne anrufen wenn Sie wollen, oder Sie fragen einfach Penelope«, entgegnete Miranda. Hoffentlich wählte der Babysitter die zweite Möglichkeit. Schließlich wusste ihre Mutter nichts von dem Kontakt, den sie zu ihrer kleinen Schwester pflegte. Erfreut wäre sie darüber sicherlich nicht.
Ein Klicken ertönte in der Sprechanlage und Miranda wartete. Die musste geduldig sein. Alles andere brachte sie nicht weiter. Sie durfte sich nichts anmerken lassen.
Es dauerte ein wenig, bis es erneut klackte. »Mira?«, fragte die aufgeregte Stimme ihrer kleinen Schwester.
»Ja, Penny. Machst du mir die Tür auf? Es ist wirklich kalt hier unten«, antwortete Miranda.
»Ja«, ertönte es von Penelope und gleich darauf erklang der Summer. Mit wild klopfendem Herzen trat Miranda in das Wohnhaus und eilte die Treppe hinauf.
»Wirst du jetzt für immer hierbleiben?«, fragte Penelope sie zum wiederholten Male.
Miranda unterdrückte ein Aufstöhnen und zwang sich stattdessen zu ihrer Schwester einen liebevollen Blick zuzuwerfen. »Nur eine Weile.« Aus den Augenwinkel heraus, beobachtete sie den Babysitter. Die olle Schreckschraube musste verschwinden. Am besten schnell, denn die Zeit drängte langsam doch.
»Ich finde es toll, dass du hier bist«, plapperte Penelope weiter.
Miranda betrachtete ihre kleine Schwester. Sie besaß das gleiche rotbraune Haar wie ihre Mutter. Auch Miranda hatte es gehabt, ehe sie beschlossen hatte es zu bleichen. Nun zierte blondes zu einer modischen Kurzhaarfrisur geschnittenes Haar ihren Kopf.
»Ich auch, Kleine«, gelobte Miranda mit triefender Süße in der Stimme. Dann sah sie zu dem Babysitter. Es war an der Zeit, einen ersten Vorstoß zu wagen. »Wenn Sie wollen können Sie gerne nach Hause gehen. Ich bin ja jetzt hier und kann auf Penelope aufpassen.«
»Ich weiß nicht Ich habe eurer Mutter versprochen, auf die Kleine aufzupassen bis sie wieder da ist«, erwiderte die Frau und sah zweifelnd zwischen ihnen und der Haustür hin und her. Anscheinend kam ihr Mirandas Angebot gar nicht ungelegen.
Miranda schenkte der blöden Kuh ihr lieblichstes Lächeln und zog Penelope an sich. Diese ließ es bereitwillig mit sich machen und erwiderte die Umarmung.
»Oh bitte, kann Mira nicht auf mich aufpassen? Sie soll mich ins Bett bringen«, erklärte Penelope und kam Miranda damit unerwartet zu Hilfe. Dem bittenden Blick des Kindes konnte der Babysitter nichts entgegensetzen.
»Also gut. Ich werde eure Mutter morgen anrufen, damit wir klären können, wie wir das die nächsten Nächte machen. Und Penelope muss in einer halben Stunde ins Bett«, lenkte die Frau endlich ein.
»Keine Sorge, das mache ich schon«, versprach Miranda und gab dabei ein Sinnbild der Unschuld ab. »Machen Sie sich einen schönen Abend und genießen Sie die freie Zeit.«
»Das werde ich wohl machen«, erwiderte die Frau, während sie bereits in den Mantel schlüpfte.
Miranda sah mit großer Befriedigung dabei zu, wie die Frau mit einem letzten Gruß die Wohnung verließ. Nun war es endlich soweit. Ihr Plan konnte in die Tat umgesetzt werden. Sie wartete einige Minuten, bis der Babysitter auch sicher verschwunden war.
»Können wir noch was spielen, bevor ich ins Bett muss?«, fragte Penelope.
Mirandas Herz begann schneller zu schlagen. Das kleine Mädchen bot ihr die perfekte Vorlage. »Ich habe eine bessere Idee. Was hältst du davon, wenn wir ein wenig spazieren gehen? Ich möchte dir unbedingt etwas zeigen.«
»Au ja, das fänd' ich toll«, erklärte Penelope sofort und sprang auf. Sie lief in ihr Zimmer, um sich Mantel und Schuhe anzuziehen.
Miranda nahm ihr Handy in die Hand und wählte die Nummer ihres Kontaktmannes. »Ich bin es, Miranda«, sagte sie knapp und lauschte mit einem Ohr den Geräuschen, die ihre kleine Schwester beim Anziehen machte. »Wir sind in einer halben Stunde da. Haltet den Wagen bereit.«
Er sah aus dem Fenster und genoss die Stille der Nacht. In den letzten Minuten war er damit beschäftigt gewesen die Frau, die gekommen war, um ihnen heute Nacht ihr Kind zu verkaufen, dabei zu beobachten wie sie fröhlich vor sich hin pfeifend das Grundstück verließ.
Er kümmerte sich eigentlich nicht um diese Mütter. Sollten sie es doch machen. Hier ging es den Kindern oftmals sogar besser. Seine Cousine Sara kümmerte sich um die Neuzugänge. Außerdem gab es andere Dinge, die Jonathan beschäftigten. Wichtigere Dinge.
Seit einigen Jahren nahmen sie nun schon Kinder bei sich auf. Den Anfang hatte ein befreundeter Clan gemacht und damit große Erfolge erzielt. Zacharias' Clan versorgte sie mit Tipps im Umgang mit den Kindern und deren Ausbildung. Im Gegenzug hatte Jonathans Familie ihnen gezeigt, wie sie Krieger und Tageswächter an sich binden konnten ohne ein Seelenband einzugehen.
Dieser Austausch brachte für beide Clans viele Vorteile mit sich. Und inzwischen war eine gute Freundschaft daraus entstanden. Dabei hatte es als Bündnis begonnen. Als Pakt, um gemeinsam gegen einen Clan vorzugehen, der ihnen allen Schwierigkeiten bereitet hatte.
Jonathan seufzte schwer. Wenn sich die Lage hier an der Küste nicht bald besserte, musste er auf dieses Bündnis zurückgreifen.
Es klopfte. Bevor Jonathan etwas sagen konnte öffnete sich auch schon die Tür. Sara trat ein. Das lange blonde Haar lag in wilden Locken um ihren Kopf und auf den Lippen, die für gewöhnlich ein verschmitztes Lächeln umspielte, lag nun ein ernster Zug.
»Was ist derart wichtig, dich die Regeln der Höflichkeit vergessen zu lassen, liebste Cousine?«, fragte Jonathan. Er war nicht wütend. Auch wenn sie nicht auf sein »Herein« gewartet hatte. Er liebte es einfach, seine Cousine zu necken. Entgegen ihrer Gewohnheiten, ging sie jedoch nicht darauf ein, sondern blieb dicht neben ihm stehen.
»Ich befürchte, wir haben ein Problem mit dem neuen Kind. Und es ist meine Schuld. Ich habe nicht gut genug aufgepasst«, erklärte Sara.
Jonathan runzelte die Stirn. Welches Problem konnte eine Sechsjährige schon machen? Kinder waren unschuldig und leicht zu manipulieren. Obwohl, eine Sache fiel ihm ein.
»SinTex?«, fragte er. Damit stand das Problem das ihn nun schon seit einigen Wochen beschäftigte mitten im Raum.
Er sah beruhigt wie seine Cousine mit dem Kopf schüttelte. »Nein. Die Mutter war zwar ganz deutlich von SinTex abhängig, aber an dem Kind kann ich nichts dergleichen riechen.«
Jonathan nickte. Nun, wenn es das nicht war, konnte das Problem nicht derart schlimm sein. SinTex war das, worum sie sich sorgen mussten. Diese neue Designerdroge war vor einigen Monaten aufgetaucht. Was genau dahintersteckte wussten sie noch nicht. Es war jedoch schnell klar geworden, wie gefährlich diese Droge war. Schon nach dem ersten Einnehmen war der Konsument unwiderruflich abhängig davon. Und nicht nur das. Was immer auch in dieser Droge war, es schien für einen kurzen Zeitraum sämtliche Sinne um ein Vielfaches zu schärfen, was den Verbraucher schnell übermütig werden ließ. Ließ die Wirkung jedoch nach, schien diese Droge ihre Opfer zu lähmen. Hinzu kamen seit einigen Wochen auch noch Geschichten darüber auf, wie viele der abhängigen lebensgefährlich unterkühlten, sobald die Wirkung erst einmal nachließ. In den Nachrichten hieß es immer wieder es scheine, als hätten die Opfer eine Nacht bei Minusgraden unter freien Himmel zugebracht.
»Was ist es dann?«, fragte er, nachdem er und Sara eine Weile geschwiegen hatten. Er war vollkommen in seine Gedanken versunken gewesen.
»Nun ... wie es aussieht ... Ich befürchte, die Mutter des Kindes war gar nicht die Mutter. Zumindest nicht wenn man dem Kind Glauben schenkt«, erklärte Sara nun zögernd.
Jonathan holte scharf Luft. Das war wahrhaftig ein Problem. Oder es konnte zumindest zu einem Problem werden, wenn sie nun nicht das Richtige taten. »Wie konnte das passieren?«, fragte er und seine Stimme klang dabei schärfer als beabsichtigt.
»Ich weiß auch nicht. Wie gesagt, es war meine Schuld. Sie sahen sich derart ähnlich. Und auch wenn ich sie als Mutter ein wenig jung fand ... sie hatte alle Papiere dabei - Geburtsurkunde und ähnliches. Ich habe nicht weiter nachgehakt. Das Kind selbst hat nichts gesagt bis die Frau weg war. Als sie mich dann fragte, wo ihre Schwester denn hingegangen sei, wurde ich natürlich hellhörig. Aber die Schwester war nicht mehr zu finden. Keine Ahnung wie sie dermaßen schnell verschwinden konnte.«
»Weiß man wer die Mutter ist?«, fragte Jonathan und bemühte sich ruhig zu klingen.
»Das versuchen wir im Augenblick herauszufinden. Was sollen wir nun machen?«
»Als Erstes müssen wir versuchen, die Mutter zu erreichen. Alles Weitere klären wir wenn wir sie gefunden haben«, beschloss Jonathan.
»Ist gut.« Sara wartete noch einen Augenblick, ehe sie sich umdrehte, um den Raum zu verlassen.
Jonathan wollte sie zunächst gehen lassen, besann sich dann aber eines Besseren. »Sara, warte. Bring mir das Kind. Vielleicht finde ich heraus was dahintersteckt. Wenn die Schwester nach SinTex gestunken hat, dann weiß das Kind vielleicht etwas darüber.«
Sara drehte sich langsam um und Jonathan konnte ihren Blick deutlich in seinem Rücken spüren. »Dieses Zeug breitet sich immer mehr aus. Weiß man denn inzwischen schon etwas Genaueres?«, murmelte sie.
»Nein. Ich habe Kevin losgeschickt, um uns eine Probe zu beschaffen. Vielleicht können wir herausfinden, welche Bestandteile das Zeug derart gefährlich machen.« Er schüttelte den Kopf. »Wenn es sich weiter in dieser Geschwindigkeit ausbreitet, wird es bald nicht mehr nur hier an der Küste zu erwerben sein. Ich glaube es ist Zeit, unsere Freunde aus der Stadt einzuladen, um sie darauf vorzubereiten. Vielleicht kommen wir schneller an Informationen wenn wir zusammenarbeiten. Außerdem können wir von zwei Standorten aus wesentlich besser dagegen vorgehen.«
»Traust du Kevin? Was ist wenn er etwas davon nimmt? Immerhin ist er ein Sterblicher«, gab Sara zu bedenken.
»Aber er ist einer unserer Krieger. Ich vertraue ihm vollkommen. Nicht umsonst binden wir sie an uns, um uns ihrer Loyalität zu versichern.«
»Wahrscheinlich hast du recht. Hoffentlich hat er Erfolg.« Sara drehte sich erneut um und ging auf die Tür zu. »Ich werde dir das Kind schicken«, sagte sie noch, ehe sie den Raum verließ.
Sie saß auf dem Rücksitz des Taxis und zerpflückte nervös ein Taschentuch mit den Händen. Seit dem Anruf fühlte sie sich hilflos und überfordert. Sie wusste nicht, was sie machen sollte.
Wieso nur war sie dermaßen unvorsichtig gewesen? Wie hatte das nur passieren können? Ihre kleine Tochter in der Hand von Vampiren. Verkauft!
Wie war es Miranda nur gelungen, an sie heranzukommen? Wie war es ihr geglückt den Babysitter zu überzeugen?
Ein Schluchzen entfuhr ihr. Was sollte sie jetzt bloß tun? Sicherlich hatte Miranda Geld von den Vampiren erhalten, damit Penelope bei ihnen blieb. Geld, das sie nicht besaß, um ihre Tochter wieder auszulösen.
Sie konnten sie ihr doch nicht einfach nehmen. Welche Möglichkeiten blieben ihr? Die Frau, die sie auf der Arbeit angerufen hatte, war ihr nett und ruhig erschienen, doch was hieß das schon? Niemand wusste, was wirklich in den Vampiren vorging. Niemand außer den Vampiren selbst.
Der Taxifahrer lenkte den Wagen in Richtung der Küste. Theresa war gerade noch in der Lage gewesen ihm die Adresse zu nennen, die man ihr am Telefon mitgeteilt hatte. Sie wusste nicht einmal, wo ihre kleine Tochter sich nun gerade befand. Ihr entfuhr ein weiteres Schluchzen.
Der Taxifahrer, ein älterer Mann Mitte Fünfzig und mit Halbglatze, sah mit gerunzelter Stirn in den Rückspiegel.
»Ma'am, ist alles okay bei Ihnen?«, fragte er und betrachtete sie eingehend.
Theresa atmete tief durch und straffte die Schultern. Sie musste nun stark bleiben und die Nerven behalten. Wenn sie durchdrehte, dann konnte sie Penelope nicht helfen.
»Ja, mir geht es gut«, flüsterte sie und wischte sich mit den Resten des Taschentuchs in ihrer Hand die Tränen von den Wangen.
»Wissen Sie, Sie sehen aber nicht danach aus, als ginge es Ihnen gut. Und ich kenne die Gegend, in die ich Sie fahren soll. Das ist Vampirgebiet.« Der Taxifahrer schien ernsthaft um sie besorgt. Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Theresa darüber nach, ihm einfach alles zu erzählen. Doch wahrscheinlich war das keine gute Idee.
»Ich hatte lediglich Streit mit meinem Mann«, log sie und lächelte in den Rückspiegel. »Das hat nichts mit den Vampiren zu tun.«
»Darf ich fragen, was Sie mit den Blutsaugern zu schaffen haben?« Er hielt offensichtlich nicht viel von den Vampiren.
»Dürfen Sie, aber ich werde Ihnen nicht darauf antworten.« Theresa wusste, wie unhöflich sie wirkte, doch sie konnte es ihm nicht erzählen. Niemand durfte erfahren, was heute Nacht mit Penelope geschehen war. Anderenfalls nahm man sie ihr womöglich weg. Vorausgesetzt, sie bekam sie von den Vampiren zurück.
Was sollte sie nur tun, wenn sie ihre Penelope behalten wollten? Welche Möglichkeiten blieben ihr? Gegen Vampire überhaupt keine. Keinem Sterblichen war es jemals gelungen, etwas gegen sie auszurichten. Und es gab weiß Gott genug Organisationen, die versuchten den Einfluss der Vampire zu mindern.
Einige taten dies öffentlich, mit Demonstrationen und dergleichen. Theresa wusste - wie jeder andere auch -, wie viele Organisationen es gab, die aus dem Untergrund heraus agierten. Doch was hatte sie schon damit zu tun? Nichts. Sie wollte doch nur ihre Tochter wiederhaben.
Der Wagen bog in eines der Villenviertel, die gleich am Strand lagen und fuhr langsamer.
Theresa ließ den Blick angespannt über die vielen Häuser schweifen. Sie würde sich eine Wohnung in dieser Gegend niemals leisten können. Schon die kleine Wohnung im ärmlichsten Viertel der Stadt konnte sie mit ihrem kärglichen Gehalt kaum halten. Nur selten stand ihr am Monatsende noch etwas Geld zur Verfügung. Diese besonderen Gelegenheiten nutzte sie, um etwas mit Penelope zu unternehmen.
Wie war das alles nur dermaßen außer Kontrolle geraten? Sie war doch nur wenige Stunden von zu Hause weg gewesen und sicher Penelope in guten Händen zu lassen. Wie war es Miranda bloß gelungen, ihre kleine Tochter zu entführen? Nach dem Wieso brauchte sie gar nicht erst zu fragen. Es war ihr um das Geld gegangen. Die Anruferin hatte deutlich betont, Penelope sei an ihren Vampirclan verkauft worden.
Endlich hielt der Wagen und Theresa begann in ihrer Handtasche zu wühlen. In der Eile war ihr vollkommen entfallen den Taxifahrer auch bezahlen zu müssen. Sie warf einen nervösen Blick auf den Taxameter und schluckte. Dermaßen viel Geld trug sie niemals bei sich. Wie hätte sie ahnen können, dass die Fahrt sie beinahe einen Wochenlohn kostete? Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte krampfhaft, was sie tun konnte.
Gerade als sie dem Taxifahrer gestehen wollte, wie unmöglich es für sie war den verlangten Preis zu zahlen, klopfte es an das Fahrerfenster. Erschrocken sah Theresa auf, während der Taxifahrer das Fenster herunterkurbelte und die Frau, die mit einem freundlichen Blick auf Theresa blickte, misstrauisch musterte.
Die Frau strich sich mit einer gekonnten Bewegung die blonden Locken aus dem Gesicht und musterte Theresa eindringlich aus den grauen Augen.
»Ich nehme an wir haben telefoniert?«, fragte die Vampirin. Theresa nickte erschrocken. Wie sollte sie diese Frau nur davon überzeugen ihr ihre kleine Tochter wiederzugeben? Die Vampirin nickte ebenfalls und reichte dem Taxifahrer einige Geldscheine. »Stimmt so«, sagte sie zu ihm und sah dann erneut auf Theresa. »Würdest du aussteigen? Es ist glaube ich angenehmer, wenn wir alles Weitere drinnen besprechen.«
Schweigend nickte Theresa und öffnete dann die Tür. Die kleine Handtasche drückte sie fest an sich, während sie sie mit beiden Händen umklammerte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Deswegen folgte sie der Vampirin einfach, während sie hörte, wie das Taxi davonfuhr.
Wieder presste Theresa die Lippen aufeinander. Derart ernst war es mit der Sorge des Taxifahrers wohl nicht gewesen. Er konnte nicht schnell genug von hier wegkommen.
»Du wirkst angespannt. Dafür besteht kein Grund. Wir haben nicht vor dir etwas zu tun. Auch deine Tochter ist wohlauf«, versprach die Vampirin, die ihren Stress zu spüren schien. Sie gingen auf die riesige Villa zu, die mit ihrer Rückseite direkt an den Strand angrenzte. Die Hauswand war weiß gestrichen und an jedem Fenster hingen blaue Fensterläden. Wie oft schon hatte sie davon geträumt, Penelope in einer solchen Gegend großziehen zu können? Doch es waren eben nur Träume. Unerreichbar.
»Komm doch bitte herein«, forderte die Vampirin sie auf und Theresa bemerkte, dass sie stehen geblieben war, um das Haus zu bestaunen. Nervös legte sie die letzten paar Schritte, die sie von der Haustüre trennten, zurück und betrat dann den großen Eingangsbereich des Hauses.
»Wo ...«, setzte Theresa an, verfiel aber gleich wieder in ihr Schweigen. Konnte sie es wagen, einfach nach Penelope zu fragen?
»Deine Tochter schläft im Augenblick. Sie ist es offenbar nicht gewöhnt, um diese Uhrzeit noch wach zu sein«, erklärte die Vampirin. »Folge mir doch bitte.«
Sie ging los, ohne sich zu versichern ob Theresa ihr folgte. Diese dachte ohnehin nicht daran, sich der Bitte der Vampirin zu widersetzen. Es ging hier immerhin um Penelopes Sicherheit.
Sie betraten den Raum, den man als riesenhaftes Wohnzimmer hätte bezeichnen können. Der gesamte Raum schien lediglich dazu zu dienen, eine Sitzgruppe zu beherbergen. Nichts weiter. Wände und Boden waren mit hellem Holz verkleidet und die Decke war mit aufwendigem Stuck verziert. Die Möbel wirkten schwer und doch einladend.
»Nimm doch Platz«, bat die Vampirin sie. »Willst du etwas trinken während wir auf die anderen warten?«
»Die anderen?« Theresa sah erschrocken auf. Schon in der Nähe eines Vampirs zu sein löste Unwohlsein bei ihr aus. Und nun sollten noch mehr kommen?
»Meine Brüder und Schwestern«, erklärte die Vampirin beruhigend, während sie auf einen Sessel deutete. »Bitte setz dich doch. Ich habe dir mein Wort gegeben, dass dir nichts geschehen wird. Wieso also hast du solche Angst?«
»Meine Tochter ...«, Theresas Stimme brach ab und Tränen traten ihr in die Augen.
»Deine Tochter ist wohlauf und du wirst sie wieder mit dir nehmen können. Wir haben lediglich einige Fragen«, erklärte die Vampirin.
»Wirklich? Ich darf sie mitnehmen?« Erleichterung durchflutete Theresa. Sie wollten ihr Penelope nicht wegnehmen.
»Natürlich. Sie ist deine Tochter, oder etwa nicht? Das, was passiert ist, war unser Fehler, nicht der deine.«
»Ich verstehe immer noch nicht, wie alles so weit kommen konnte«, gestand Theresa. Nun da sie wusste, dass man ihr Penelope nicht wegnahm, fühlte sie sich gleich viel entspannter. Vielleicht waren die Vampire ja doch nicht so schlimm, wie man sagte.
»Das ist etwas, dem wir auf den Grund gehen wollen. Deswegen wollen wir auch noch mit dir sprechen«, erklärte die Vampirin. »Aber ich vergesse die Regeln der Höflichkeit. Als Erstes sollte ich mich wohl vorstellen. Mein Name ist Sara. Ich lebe hier mit meiner Familie.«
»Es ... es freut mich, Sie kennenzulernen, Lady Sara«, stotterte Theresa. Sie war mit den Regeln im Umgang mit Vampiren vertraut. Jeder Sterbliche war es.
»Nun, das bezweifle ich unter diesen Umständen, Theresa«, antwortete Sara.
Ehe Theresa etwas darauf erwidern konnte, öffnete sich die Tür und weitere Vampire traten ein. Angespannt und so unauffällig wie möglich betrachtete Theresa sie. Sie war immer davon ausgegangen, die Vampire wirkten bedrohlich. Doch das taten sie nicht.
Ein Vampir hatte sein kurzes, blondes Haar in wilden Strähnen um den Kopf liegen und sein Blick wirkte belustigt. Er trug eine enge Jeans und ein kariertes Hemd.
Sara ging auf ihn zu. »Das hier ist mein Bruder Clay«, stellte sie ihn vor. Dann deutete sie auf die Vampirin, die gleich neben ihm stand. »Violett, unsere kleine Schwester. Sie schlägt ein wenig aus der Art, aber wir lieben sie trotzdem.«
Violett fauchte Sara an und grinste dann. Sie war wesentlich kleiner als die anderen Vampire und konnte nicht älter als fünfzehn gewesen sein, als sie gestorben war. Ihr Haar wies eine eigenartige Farbe auf. Es sah aus, wie der missglückte Versuch es zu färben.
»Dies hier ist Marius. Seine Verwandlung ist noch nicht lange her und er hat sich unserem Clan erst vor Kurzem angeschlossen«, fuhr Sara fort. Theresa fragte sich, warum man ihr sämtliche Vampire des Hauses vorstellte.
Marius wirkte schon eher wie die Art Vampir, vor der Theresa sich fürchtete. Er war vollkommen in Schwarz gekleidet und blickte ihr finster entgegen. Keinerlei Regung ließ vermuten, dass er lebte. Hätte sie es nicht besser gewusst, sie hätte geschworen, dort eine Skulptur stehen zu sehen.
»Und als Letztes ist da noch mein Vetter Jonathan. Er ist für gewöhnlich etwas eigensinnig.« Sara und Jonathan sahen sich liebevoll an. Theresa konnte sehen, wie nahe sie sich standen.
Jonathan wirkte von allen Anwesenden am wenigsten wie ein Vampir. Er trug Jeans, ebenso wie Clay. Doch statt eines Hemdes trug er ein Sweatshirt. Sein braunes Haar war etwas länger als das von Clay, doch sein Blick wirkte verschlossener. Er erschien ihr nachdenklich und ein wenig melancholisch.
Theresa brachte stotternd eine formgerechte Begrüßung zustande und wartete dann angespannt ab, was nun geschah.
Sara spürte, wie angespannt ihr Gast immer noch war. Die Sterbliche war den Umgang mit Vampiren offensichtlich nicht gewohnt. Sie gab sich jedoch Mühe.
Die meiste Anspannung war von ihr abgefallen, als Sara ihr mitgeteilt hatte, sie könne ihre Tochter wieder mitnehmen. Sara machte sich nur bedingt Vorwürfe deswegen. Aber womöglich wäre es besser gewesen, ihr diese Information früher zu geben.
Nachdem sie alle vorgestellt hatte, setzten sie sich gemeinsam. Jeder von ihnen besaß einen bevorzugten Platz. Der Sessel auf dem Theresa nun saß, war meistens für Besuch vorgesehen. Violett ignorierte die Wohnlandschaft vollkommen und nahm stattdessen auf der Fensterbank Platz. Sie liebte es aus dem Fenster zu sehen. Jonathan setzte sich auf den äußersten Sessel. Sara wusste, wieso er immer wieder diesen Platz wählte. Von dort aus konnte er den gesamten Raum überblicken. Clay nahm die riesige Couch in Anspruch und auch Sara setzte sich dorthin. Marius hingegen schien seinen Platz noch nicht gefunden zu haben. Doch auch er entwickelte bestimmt mit den Jahren gewisse Vorlieben.
»Du kannst dich entspannen, Theresa. Deine Tochter schläft, wie schon gesagt. Wir haben nur einige Fragen«, erklärte Sara ihr erneut. Theresa nickte angestrengt und wartete schweigend. Sara warf Jonathan einen bedeutsamen Blick zu. Es war sein Wunsch gewesen, mit der Mutter zu sprechen, also sollte er nun auch die Fragen stellen, die ihn beschäftigten.
Jonathan verstand den Wink und beugte sich interessiert nach vorne, während er die Sterbliche nun eingehend musterte. »Warum wollte deine Tochter ihre Schwester an uns verkaufen?«, fragte er ohne Umschweife und sie alle sahen, wie die Sterbliche zusammenzuckte.
»Es ist meine Schuld«, flüsterte Theresa. »Ich hätte es kommen sehen müssen.«
»Wie meinst du das?«, hakte Jonathan nach und runzelte die Stirn.
»Miranda, meine ältere Tochter ... sie ist drogenabhängig. Ich kann ihr nicht einmal einen Vorwurf daraus machen, denn ich war es selbst auch einmal vor langer Zeit«, gestand Theresa. Sara konnte sehen, wie schwer ihr dieses Eingeständnis fiel. »Ich war es, bis vor sieben Jahren. Miranda hat also viel davon mitbekommen, es quasi von mir vorgelebt bekommen. Deswegen ist es meine Schuld.«
»Du bist seit sieben Jahren clean?« Jonathan wirkte plötzlich nicht mehr nur geschäftig, sondern ernsthaft interessiert.
Theresa nickte ernst. »Penelopes Vater, er war auch aus der Szene. Ich habe ihn sehr geliebt. Dann ist er an einer Überdosis gestorben. Das war der Augenblick, in dem mir klar wurde, dass mich die Drogen früher oder später auch umbringen würden. Ich wollte clean werden, schaffte es aber nicht. Erst als ich meine Schwangerschaft bemerkte. Das war der Auslöser eins der Drogencenter aufzusuchen, um mir Hilfe zu holen. Seitdem habe ich das Zeug nie wieder angerührt. Es erschien mir nicht fair. Schließlich hat man mir Penelope geschenkt, um mir die Chance zu geben alles besser zu machen.« Theresa schien selbst überrascht, derart freimütig über ihre Vergangenheit zu sprechen.
Sara warf einen Seitenblick auf ihren Zwillingsbruder. Sein selbstzufriedener Gesichtsausdruck deutete ganz klar darauf hin, wer für die Offenheit der Frau verantwortlich war.
»Und deine Tochter? Deine ältere Tochter, meine ich.«
»Miranda? Sie war eigentlich immer ein sehr liebes Kind. Erst als Penelope auf die Welt kam hat sie sich verändert. Wahrscheinlich hat sie sich vernachlässigt gefühlt. Das war meine Schuld, weil ich all meine Liebe und Zeit Penelope gegeben habe. Sie war schließlich meine Hoffnung. Miranda war ohnehin viel unterwegs und, um ehrlich zu sein, hat es mich auch nicht gekümmert, wo sie war. Damals machte sie die ersten Erfahrungen mit Drogen, doch das wusste ich nicht. Und das mit meinen alten ...« Theresa stockte und runzelte die Stirn. »... Freunden. Sie haben Miranda an die Drogen herangeführt und ihr die Aufmerksamkeit geschenkt, die sie sich von mir gewünscht hat. Als ich es bemerkt habe, war es bereits zu spät. Miranda waren die Drogen wichtiger als meine Zuneigung. Sie blieb nächtelang fort und kam nur nach Hause zurück, um mir Geld zu klauen oder etwas mitzunehmen, das sie verkaufen konnte. Ich habe wirklich alles versucht, doch nichts half. Irgendwann habe ich sie vor die Wahl gestellt: Entweder sie sucht sich Hilfe oder sie bräuchte nicht mehr wiederkommen.«
»Und sie kam nicht mehr zurück?«, vermutete Jonathan und seine Stimme hatte nun einen sanften Unterton. Sara wusste, es berührte ihn nicht wirklich. Zu viele Geschichten dieser Art waren ihnen bereits begegnet. Viele der Kinder, die bei ihnen lebten, hatten Ähnliches erlebt.
Theresa schüttelte den Kopf. »Nein. Sie verschwand einfach und kam nicht mehr wieder. Ab und zu habe ich von den Leuten mit denen sie Zeit verbrachte gehört, wie es ihr ging. Bis vor einem halben Jahr zumindest.«
»Was ist da geschehen?«
»Sie hat wohl eine neue Droge ausprobiert. Plötzlich waren ihr ihre alten Freunde nicht mehr gut genug. Sie wollte wohl mehr.«
»SinTex«, vermutete Jonathan und verzog angewidert das Gesicht.
»Ich wusste damals noch nichts davon. Aber ja. Vor ein paar Wochen hat mir jemand erzählt, er habe sie mit einigen Personen gesehen, die in seinen Kreisen bekannt dafür sind mit SinTex zu dealen. Aber was ihn wohl sehr verwirrt hat, war, dass Miranda nicht wie eine Käuferin ausgesehen hat. Er vermutete, die würde nun auch dealen. Aber nicht in irgendeiner schäbigen Gasse. Sie zog sich wohl die ganz großen Fische an Land.«
»Und das ist sicher?« Jonathans Körper verspannte sich. Sara wusste, SinTex bereitete ihm nun schon seit einer Weile Kopfzerbrechen.
»Nein. Nichts ist sicher. Miranda hat sich ein vollkommen neues Leben aufgebaut, in dem ich keine Rolle mehr spiele. Und bisher dachte ich eigentlich, auch Penelope spielt keine Rolle darin. Nie hätte ich gedacht, sie könnte ...", die Sterbliche stockte und schluchzte auf.
»Sie könnte Kontakt zu deine jüngeren Tochter suchen, um sie an uns zu verkaufen«, beendete Clay den Satz für sie. Theresa nickte und schluchzte erneut.
»Das wirft ein ganz anderes Licht auf die Sache«, murmelte Jonathan. Er sprach leise, damit die Sterbliche ihn nicht hören konnte. Sara fragte sich, was wohl in ihrem Cousin vorging. Er richtete den Blick auf Theresa. »Wieso ist deine Tochter nachts alleine?«
»Das ist sie nicht!«, erwiderte Theresa heftig und erbleichte gleich darauf. »Ich meine, sie ist nie alleine. Ich ... wegen meiner früheren Drogensucht will mich kaum jemand einstellen. Der einzige Job den ich finden konnte, war in einer heruntergekommenen Kneipe in der Nachtschicht. Aber unsere Nachbarin passt für gewöhnlich auf Penelope auf, wenn ich nachts arbeiten bin.«
»Auch heute Nacht?«
»Ja. Ich weiß nicht, was Miranda ihr erzählt hat damit sie sie mit Penelope alleine lässt. Wahrscheinlich hätte ich Gwen von Miranda erzählen sollen. Doch wir freunden uns gerade erst an und ich wollte nicht riskieren, wegen meines früheren Verhaltens verachtet zu werden.«
»Und dieser Job?«
Sara runzelte die Stirn, als sie Jonathan betrachtete. Worauf wollte er hinaus?
»Den habe ich nicht mehr«, flüsterte Theresa und ein bitterer Unterton lag in ihrer Stimme. »Ich habe erst wenige Wochen dort gearbeitet. Mein Chef wollte mich heute nicht gehen lassen. Aber ich musste doch fort! Da habe ich gekündigt.«
Jonathan nickte und nun fühlte auch Sara zum ersten Mal echtes Mitgefühl für die Sterbliche. Sie waren in all den Jahren vielen Müttern begegnet, denen ihre Kinder vollkommen egal waren. Darüber hatten sie vergessen, dass es auch andere gab. Jene, die alles für ihre Kinder taten.
»Das ist natürlich ein Problem«, murmelte Jonathan und wechselte dann einen langen Blick mit Sara. Als sie in seine Augen sah, wusste sie, was in ihm vorging. Auch in ihm regte sich Mitgefühl. Sie nickte kaum merklich und dann sahen sie beide wieder zu Theresa.
»Nun, Theresa, deine ältere Tochter hat uns Penelope heute Nacht verkauft«, begann Jonathan langsam und Theresa zuckte heftig zusammen. »Keine Sorge, wir erheben keinerlei Ansprüche auf dein Kind. Miranda verfügte nicht über das Recht, sie an uns zu verkaufen. Allerdings ist deine ältere Tochter unsere erste richtige Spur, wenn es um das Mysterium SinTex geht. Diese Droge ist sehr gefährlich und uns gefällt nicht, wie schnell sie sich verbreitet. Ich bin sicher, wenn deine Tochter bemerkt, dass Penelope wieder bei dir ist, wird sie erneut versuchen an sie heranzukommen. Das wiederum ist unsere Chance, an sie heranzukommen. Deswegen habe ich dir einen Vorschlag zu machen.«
Theresa sah ihn mit großen Augen an. Sara spürte die Panik der Sterblichen, doch sie wartete einfach ab. Sie war darum bemüht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. Und das war wahrlich beeindruckend, da ihre kleine Tochter immer noch in der Obhut der Vampire war. Jonathan wirkte entspannt.
»Wir bieten dir einen Job an. Du kannst für uns arbeiten. Wir werden dich als Tagesbotin bei uns anstellen, was bedeutet, du bist nachts zu Hause. Wir werden dich bezahlen wie jeden anderen unserer Angestellten auch. Dafür wirst du uns benachrichtigen, sobald du etwas von deiner älteren Tochter hörst oder siehst. Und auch wenn Penelope etwas in dieser Richtung erwähnt.«
»Sie ... Sie bieten mir einen Job an?«, fragte Theresa erstaunt. Sara war nicht sonderlich überrascht. Es passte zu Jonathan, Missstände zu seinen Gunsten umzuwandeln.
»Das tun wir. Natürlich wirst du eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterschreiben. Wir müssen uns deiner Loyalität sicher sein. Du wirst hier vieles sehen oder hören, was dieses Haus nicht verlassen darf.«
»Natürlich.« Theresas Stimme zitterte aufgeregt. Doch sämtliche Angst und Anspannung waren mit einem Mal aus ihr verschwunden. Sara nickte ihrem Vetter beeindruckt zu. Ihr selbst hätte auch keine bessere Lösung für diese Misere einfallen können. Dies war der beste Weg für sie alle und sie konnten das Kind im Auge behalten.
Jonathan hatte recht. Dieses kleine Mädchen war ihre Verbindung zu den Köpfen hinter SinTex. Doch wie weit die Beziehungen der älteren Tochter reichten, musste sich erst noch herausstellen.
»Die Sache mit den Drogen beschäftigt dich sehr, oder?« Die Stimme von Zacharias riss Jonathan aus seinen Gedanken. Sie waren schnellstmöglich hergekommen. Zacharias und seine Gefährtin waren als Vertretung für den gesamten Clan bei ihnen.
Jonathan nickte und sah weiter auf den Ozean, auf dem sich das Mondlicht spiegelte. »Das ist eines der Dinge, die mich beschäftigen«, antwortete er nach einer Weile und drehte sich dann zu dem befreundeten Vampir um. Er lehnte sich gegen das Holzgeländer, das die gesamte Dachterrasse einsäumte.
»Was beschäftigt dich denn noch?« Zacharias wirkte ernsthaft interessiert. Er hatte Jonathans Meinung in Bezug auf SinTex gleich geteilt.
»Du. Und deine Gefährtin«, gestand Jonathan. Als Zacharias die Zähne fletschte und seine Augen kurz rot aufleuchteten, bemerkte Jonathan, wie falsch seine Wortwahl bei Zacharias angekommen sein musste. Beschwichtigend hob er die Hände. »So war das nicht gemeint. Beruhige dich.«
»Ich habe nicht vergessen, was du damals gesagt hast«, gab Zacharias knurrend zurück, entspannte sich jedoch wieder ein wenig.
»Wirklich? Ich bitte dich, wie kannst du mir diesen kleinen Scherz nach über hundert Jahren immer noch nachtragen?«
»Joleen gehört mir!« Nun fauchte Zacharias beinahe.
»Das ist mir bewusst. Und ich hatte niemals ernsthaftes Interesse an ihr. Ich wollte dich damals lediglich ein wenig necken. Aber zugegeben, ich beneide dich und deinen Bruder ein wenig. Und auch Fayn. Ihr scheint das gefunden zu haben, wonach wir alle vielleicht unbewusst suchen.«
Zacharias runzelte die Stirn, während auch das letzte rote Glimmen aus seinen Augen verschwand. »Wie meinst du das?«
»Jemanden, den ihr lieben könnt und von dem ihr geliebt werdet. Jemanden, der die Ewigkeit nicht nur erträglich sondern lebenswert macht.«
»Ist es das wonach du suchst?« Zacharias wirkte nun wieder vollkommen ruhig.
Jonathan nickte und zuckte dann mit den Schultern. War es das, wonach er sich sehnte? Suchte er vielleicht wirklich danach? Er wusste es nicht. Ihm fehlte schon lange etwas - seine Existenz ermüdete ihn zunehmend. Als er heute Nacht dann Zacharias und Joleen zusammen gesehen hatte ...
Ja, womöglich war es das, was er sich wünschte.
»Ich weiß es nicht. Aber ja. Wünschen wir uns nicht alle das was du in Joleen gefunden hast?«
»Ich denke schon. Ich zumindest kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.« Das Geständnis verwunderte Jonathan. Zacharias war früher immer sehr verschwiegen gewesen. Die gemeinsame Zeit mit Joleen schien ihn sanfter zu machen. Zugänglicher.
»Nun, was immer du suchen magst, ich hoffe für dich, dass du es findest«, erklärte Zacharias und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Und solange du die Finger von meiner Gefährtin lässt, werden wir uns auch weiterhin wunderbar verstehen, mein Freund.«
Nun musste Jonathan grinsen. Joleen war ohnehin nicht sein Typ. Sie war ihm zu sanft, zu zierlich. Er suchte sich immer die Bluthuren aus, die ein wenig kratzbürstig waren. An Joleen hätte er wahrlich keine Freude.
»Keine Sorge. Ich habe, wie bereits gesagt, niemals ernsthaftes Interesse an ihr gehegt.« Die beiden Vampire sahen sich lange an, ehe sie beide im selben Moment zu grinsen begannen und dann gemeinsam zurück ins Haus gingen.
Während die Mitglieder seines Clans noch die Gesellschaft der befreundeten Vampire genossen, zog Jonathan sich schon zurück. Ihm war in diesem Moment nicht nach Gesellschaft.
Einen Augenblick lang dachte er darüber nach, eine der Bluthuren zu sich zu rufen. Doch auch danach war ihm nun nicht. Er kannte dieses Gefühl bereits. In den letzten Jahren plagte ihn diese Rastlosigkeit des Öfteren.
Er verließ das Haus durch die Hintertür und ging sogleich auf den Strand zu. Nur hier, wenn er auf die Unendlichkeit des Meeres blickte, fand er wenige Momente der vollkommenen Ruhe.
»Hallo.« Eine leise Stimme ließ ihn zusammenfahren. Er war von dem Anblick des Meeres gebannt gewesen, weshalb ihm entgangen war, wie sich ihm jemand näherte. Erstaunt drehte er sich um.
Ein Kind stand vor ihm und sah ihn fröhlich an. Er kannte das Mädchen. Vor wenigen Tagen noch hatte er ihre Gedanken nach Hinweisen auf den Verbleib von Miranda erkundet.
»Penelope, was machst du hier draußen?«
Das Mädchen kicherte und legte dann schnell den Zeigefinger auf die Lippen. »Du darfst mich aber nicht verraten. Mama hat mich heute mitgebracht, weil sie arbeiten muss. Eigentlich soll ich schon schlafen, aber ich finde das Wasser so schön.«
»Und da hast du dich rausgeschlichen?«, vermutete Jonathan und musste gegen seinen Willen lächeln. Da er alle von Penelopes Gedanken einsehen und durchleben konnte, kannte er sie recht gut. Sie war kein ungehorsames Kind. Doch sie liebte es kleine Geheimnisse vor ihrer Mutter zu haben.
»Ja«, gestand sie leise. »Wirst du mich verraten?«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Aber du solltest trotzdem schlafen gehen«, erwiderte er. Er setzte sich in den Sand und ließ seinen Blick wieder über den Ozean wandern. Aus den Augenwinkeln heraus nahm er wahr, wie Penelope sich neben ihn setzte und dabei versuchte seine Körperhaltung nachzuahmen.
»Der Mond sieht toll aus«, sagte das Kind nach einer Weile. »Es ist schön, wenn er sich auf dem Wasser spiegelt. Das sieht aus wie Zauberei.«
»Zauberei gibt es nicht«, erklärte Jonathan ruhig. Doch in einem Punkt gab er ihr Recht: Das Bild, das sich ihnen bot, war wunderschön.
»Aber vielleicht gibt es sie doch. Und wir können sie nur nicht sehen, weil wir sie nicht sehen wollen«, sinnierte Penelope.
Jonathan sah die Kleine überrascht an. Sie war gerade erst sechs, doch wenn man sie reden hörte, konnte man meinen, sie sei schon um ein Vielfaches älter. »Wie kommst du denn da drauf?«
Penelope zuckte mit den Schultern und sah ihn dann ebenfalls an. Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Hast du schon mal an einer Muschel gelauscht?«, fragte sie. Als er auf ihre Handfläche blickte, lag dort eine Spiralmuschel. Sie war nicht besonders groß und überall an ihr klebte noch Sand, genau wie an Penelopes Fingern. Doch das schien die Kleine nicht zu stören, als sie sich die Muschel an ihr Ohr hielt und die Augen schloss. »Wenn man an einer Muschel lauscht, dann kann man das Meer rauschen hören. Das hat meine Mama mir mal gesagt. Und das stimmt. Ich glaube, Muscheln sind auch ein Zauber. Sie speichern das Geräusch, das das Meer macht. Damit das auch Leute hören, die nicht ans Meer fahren können.«
Sie öffnete die Augen wieder und hielt Jonathan die Muschel hin. Ihr Blick war erwartungsvoll und es war klar, was sie wollte: Auch er sollte nun dem Meer lauschen.
Er seufzte, tat ihr dann aber den Gefallen. Penelope wartete eine Weile, während er sich die Muschel an sein Ohr hielt.
»Kannst du es hören?«, fragte sie aufgeregt und nahm ihm dann die Muschel wieder aus der Hand.
Jonathan nickte. Es wäre nicht fair, das Kind seiner Illusion zu berauben, indem er ihr erklärte, wie dieses Rauschen wirklich entstand. »Ja, kann ich.«
»Als ich noch klein war ...« Jonathan lachte, weil diese Aussage aus dem Mund einer Sechsjährigen doch etwas seltsam klang. Penelope sah ihn böse an und kniff die blauen Augen zusammen. »Als ich noch kleiner war als jetzt«, berichtigte sie sich, »da wollte ich immer ans Meer fahren. Aber meine Mama hatte nie genug Geld dafür. Zu meinem Geburtstag hat sie mir dann eine Muschel geschenkt und gesagt, dass wir zwar nicht ans Meer fahren können, ich es aber mit der Muschel immer hören kann, wenn ich möchte.«
»Das war sehr nett von ihr.«
»Ja, meine Mama macht immer liebe Sachen für mich. Und sie hat mir versprochen, dass wir jetzt auch mal richtig ans Meer können. Weil sie ja bei euch arbeitet«, plapperte Penelope weiter.
»Na, das ist doch schön. Und wieso schleichst du dich dann des Nachts aus dem Haus, um zum Meer zu gehen?«
Wieder kicherte Penelope und sah dann auf das Wasser, das ihre nackten Füße umspülte.
»Weil Mama immer so viel Angst hat. Sie meint ich kann mir weh tun. Wenn sie nicht dabei ist, dann kann ich Sachen machen, die Spaß machen und auch ein bisschen gefährlich sind. Und Mama muss sich dann keine Sorgen machen, weil sie nicht weiß, dass ich diese Sachen mache.«
Wieder musste Jonathan lachen. Penelopes Sicht der Dinge gefiel ihm, auch wenn sie sie wahrscheinlich irgendwann verlieren würde.
»Trotzdem sollten wir langsam mal wieder reingehen«, beschloss er. »Wenn deine Mama dein verwaistes Bett findet, ergibt es keinen Sinn mehr, sich heimlich rauszuschleichen. Denn dann wird sie es wissen.«
Penelope sah für einen kurzen Moment aus, als wollte sie ihm widersprechen, doch dann seufzte sie und nickte.
»Also gut«, sagte sie und sprang auf. Jonathan musste erneut grinsen und folgte ihr dann zurück ins Haus. Seine Rastlosigkeit war für den Moment verschwunden.
Leise, um Penelope nicht zu wecken, öffnete sie die Zimmertür. Sofort richtete sie die Augen auf das Bett, in dem ihre schlafende Tochter lag. Seit sie von Miranda entführt worden war, fiel es ihr sehr schwer, sie aus den Augen zu lassen. Immerzu plagte sie die Angst, nun wo alles endlich gut zu werden schien, könne doch etwas geschehen, was ihr Penelope wegnahm.
Ihre Tochter setzte sich auf und sah ihr strahlend entgegen. Wie sehr sie dieses kleine Mädchen liebte. Ihr kleines Mädchen.
»Kannst du nicht schlafen, Schatz?« Theresa trat in das Zimmer und ging zum Bett herüber. Sie arbeitete noch nicht lange für die Vampire, erst wenige Wochen, doch sie war jetzt schon gerne hier. Ihre Arbeitszeit gestattete es ihr, zu Hause zu sein, wenn Penelope aus der Schule kam. Und wenn sie wie heute einmal zu anderen Zeiten arbeiten musste, dann erlaubten die Vampire ihr, Penelope mitzubringen.
»Doch. Aber ich habe gewartet bis du mir Gute Nacht sagen kommst«, erklärte Penelope und streckte die Arme nach ihrer Mutter aus.
Theresa nahm ihre Tochter dann gerührt in die Arme. »Aber es ist doch schon spät, Penny. Du solltest schlafen. Ich muss noch ein wenig arbeiten und dann komme ich zu dir.« Sie küsste Penelope auf die Stirn und deckte sie dann sorgsam zu.
Ihre Tochter schloss die Augen. »Ich habe dich lieb, Mama«, flüsterte sie und kuschelte sich tiefer in das Kissen.
»Ich dich auch, Pennymaus«, erwiderte Theresa und stand dann auf, um das Zimmer zu verlassen.
Sie schloss die Tür leise hinter sich und ein warmes Gefühl durchflutete sie. In den letzten Wochen war ihr Verhältnis zu Penelope noch enger geworden. Eigentlich musste sie Miranda sogar dankbar sein für den Versuch, ihre kleine Schwester an die Vampire zu verkaufen. Denn ihr Leben war nun um ein Vielfaches besser. Nicht nur in finanzieller Hinsicht.
Sie ging den Gang entlang und beschloss, in die Küche zu gehen, um zu sehen ob es dort noch etwas zu tun gab. Für die Vampire musste sie niemals kochen, doch es lebten viele Bluthuren und auch Kinder in diesem Haus. Da Theresa schon immer leidenschaftlich gern kochte, war sie schnell in die Küche versetzt worden. Dort bereitete sie am Vormittag die Mahlzeiten zu, die am Abend dann nur noch einmal warm gemacht werden mussten, während Penelope in der Schule war.
Plötzlich packte jemand sie und zog sie einen der Räume. Eine Hand legte sich über ihren Mund um ihren Aufschrei zu dämpfen, während sich ein Arm um ihre Taille schlang. Nachdem sie den ersten Schreck verwunden hatte befreite Theresa sich aus der Umklammerung und drehte sich um.
»Du«, sagte sie lachend und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihren Angreifer zu küssen während sie die Arme um seinen starken Nacken legten.
Kevin. Der andere Grund wieso ihr Leben seit Kurzem um vieles besser war. Er stand ebenfalls in den Diensten der Vampire, allerdings als Krieger und Beschützer. Er war einer der Besten von ihnen. Kevin war ein wenig jünger als sie, doch inzwischen war es Theresa egal.
Sobald sie einmal seinen Avancen nachgegeben hatte, war es nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis sie sich ernsthaft in ihn verliebte. Und er schien diese Gefühle zu erwidern.
Kevins Hände fuhren unter ihr Top und lösten gekonnt den Verschluss ihres BHs. Während er mit den Fingern über ihre Brustwarzen strich, vertieften sie ihren Kuss. Es dauerte lange, bis Theresa die Kraft fand, sich von ihm zu lösen.
»Wir können das nicht machen. Also nicht jetzt und nicht hier. Ich muss arbeiten«, keuchte sie atemlos.
»Niemand wird was merken«, gab Kevin mit dunkler Stimme zurück und zog sie sogleich wieder an sich.
Theresa stöhnte und erwiderte den Kuss erneut. Ihre Hände strichen über seine muskulöse Brust, bis sie am Bund seiner Hose ankam. Sie öffnete die oberen beiden Knöpfe und fuhr mit ihren Fingern sein bereits steifes Glied entlang.
Kevin brummte zufrieden und schob Theresas Rock nach oben. Sie packte sein T-Shirt und zog ihn einige Schritte zurück, indem sie nach hinten ging. Erst als sie gegen die Wand stieß, blieb sie stehen und flüsterte Kevins Namen.
Seine rauen Hände fuhren in ihren Slip und ehe Theresa wusste, wie ihr geschah drangen zwei seiner Finger in sie ein. Sie stöhnte auf und öffnete seine Hose nun vollends. Unbeachtet glitt sie zu Boden.
Das schien ganz in Kevins Sinn zu sein, denn nun zog er die Hände zurück und umfasste ihre Schenkel.
Mit einem Ruck hob er sie hoch und brachte sie mit einem sanften Händedruck dazu, die Beine um seine Hüften zu schlingen. Sie klammerte sich an ihn, während er mit einer Hand ihren Slip beiseite schob um vollends in sie einzudringen.
»Oh Gott«, entfuhr es Theresa und sie krallte die Finger in seinen Rücken, während ihr Mund dicht an seinem Ohr lag. »Wir sollten das wirklich nicht tun.«
»Nein, sollten wir nicht?« Kevin grinste und stieß zu. Theresa seufzte erneut und Kevin versiegelte ihre Lippen mit einem langen und leidenschaftlichen Kuss.
»Vielleicht nur kurz«, gab Theresa zurück, als sie sich etwas voneinander lösten. Kevin drückte sie härter gegen die Wand und stieß fester zu. Wieder stöhnte Theresa auf und zog ihre Beine enger um seine Hüften.
Seine Hände schoben ihr T-Shirt nach oben, während sie ihre Finger durch sein Haar gleiten ließ. Sie spürte, wie seine Stöße an Rasanz zunahmen und ein angenehmes Kribbeln breitete sich in ihrem Magen aus.
Als er kam, drückte Kevin sie fest genug an sich, um ihr das Atmen zu erschweren. Theresa machte das nichts aus. Im Gegenteil: Sie liebte es, wenn er sie auf diese Art an sich drückte.
Kevin verharrte einige Sekunden vollkommen regungslos. Hielt sie einfach nur umklammert, ehe er sie die Beine wieder auf den Boden stellen ließ. Sie lächelte, als er sie ansah und strich mit der Hand sanft über seine Wange.
»Du solltest mich wirklich nicht auf diese Art von der Arbeit abhalten«, tadelte sie ihn, stellte sich dann jedoch erneut auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
Kevin grinste nur. »Aber es macht doch unglaublich viel Spaß«, konterte er und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.
Theresa lachte, während sie auf die Tür des Zimmers zuging. Kevin folgte ihr, um seinen Aufgaben nachzukommen. Diese kleinen Momente, die sie teilten, machten das Leben einfach perfekt. Theresa wusste nicht, ob sie ihre Verbindung irgendwann offiziell bekannt gaben, doch es war ihr auch egal. Ihr Leben war um vieles besser. Und deswegen sah auch ihre Zukunft nicht mehr düster aus.
Lieber Leser,
ich hoffe, die Leseprobe hat dir gefallen.
Eismond wird am 05.10.17 veröffentlicht. Derzeit könnt ihr euch das Ebook jedoch schon einmal vorbestellen, unter: https://www.amazon.de/dp/B07FLDZ1Z2
Wenn du dir die Wartezeit verkürzen möchtest, lies doch schon einmal den ersten Teil der Trilogie. Eine Leseprobe zu Blutmond findet ihr ebenfalls hier auf den Profil. Das vollständige Buch ist auf Amazon erhältlich.
Beste Grüße
Jeanette Peters.
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2018
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