Laurenzia, ein 16 Jähriges Mädchen aus gutem Hause, zog mit ihren Eltern Maritta und Lorenz in eine andere Stadt.
Ihr Vater arbeitete als Pfarrer für die neue Gemeinde und ihre Mutter war Organistin. Jeden Sonntag gingen sie in die Kirche, wo Lorenz seine Predigt abhielt und Maritta den Gottesdienst mit der Orgel begleitete.
Beide hofften, dass ihre Tochter eines Tages in ihre Fußstapfen treten und ebenfalls Dienst für die Kirche leisten würde.
Abend für Abend unterhielten sie sich über die berufliche Zukunft ihrer Tochter. So auch wieder an diesem.
Sie saßen vor dem großen Kamin im Wohnzimmer ihres Anwesens und tranken ihren Tee.
"Mutter, ich möchte Schriftstellerin werden!" ,teilte Laurenzia ihrer Mutter mit.
"Aber warum spielst du nicht Orgel in der Kirche oder gehst zu den Messdienern?"
"Weil ich das nicht will!"
"Aber ich will es!" ,dröhnte ihr Vater.
Er kramte in seiner Tasche herum und zog einen in braunes Leder gebundenen Kalender heraus.
"Morgen wirst du zum Messdiener-Unterricht gehen und am Freitag zum Orgelunterricht."
Widerwillig ging Laurenzia zu Bett im ersten Stock. Ihr Zimmer war nicht gerade das, was man das Zimmer einer Pfarrerstochter nennen konnte.
Ein Kleiderschrank aus dunklem Holz mit gothischen Schnitzereien und ein schwarz lackiertes Metallbett standen darin.
In ihrem Bücherregal fanden sich allerlei mystische Bücher von Vampiren und Werwölfen und dergleichen und an den Wänden hingen selbst gezeichnete Bilder von Vampiren und Geistergestalten.
In ihrem Bett las Laurenzia gerade eines ihrer geschriebenen Manuskripte, als sie einen kalten Luftzug spürte.
Das Fenster war wie von Geisterhand aufgegangen und der Wind spielte in den dunkelroten Vorhängen.
Laurenzia stand auf und schloss das Fenster wieder und als sie sich anschickte wieder ins Bett zu gehen, sah sie am Rand der Matratze eine Vertiefung, so, als würde dort jemand sitzen.
Es war jedoch niemand außer ihr im Raum.
"Mutter! Mutter!" ,schrie sie und drückte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
Augenblicklich verschwand die Vertiefung.
"Was ist denn hier los? Warum hast du so geschrien?"
"Ich dachte, ich hätte auf meinem Bett etwas gesehen."
"Da ist nichts. Geh wieder schlafen und mach dir keine Sorgen."
Nachdem sich Laurenzia und ihre Mutter Maritta eine gute Nacht gewünscht hatten, gingen sie zu Bett.
In dieser Nacht geschah allerlei Unerklärliches in Laurenzias Zimmer. Plötzlich begann die Zimmerlampe zu wackeln und die Türen zum Kleiderschrank öffneten sich von selbst.
Durch das Wegziehen der Decke wurde das junge Mädchen wach.
Wie angewurzelt lag sie im Bett und konnte sich nicht regen. Sie versuchte zu schreien, doch kein Laut drang hervor.
Dann merkte sie, wie etwas auf das Bett kletterte und eine eiskalte Berührung, die ihr die Beine emporglitt.
Am nächsten Morgen war Laurenzia wie verändert.
Sie wollte nicht zum Frühstücken kommen und zur Schule ging sie auch nicht. Sie verbarrikadierte sich in ihrem Zimmer und kam den ganzen Tag nicht heraus.
Lorenz sorgte sich um seine Tochter und rief den Hausarzt an, der auch sofort kam.
"Guten Abend Dr. Stromberg und danke, dass sie so schnell gekommen sind." ,sagte Lorenz.
"Hatte ihre Tochter denn schon mal solch eine Attacke?"
"Nein, noch nie. Deshalb machen wir uns ja so große Sorgen." ,antwortete Maritta.
"Kann ich mit ihr sprechen?"
"Sie ist in ihrem Zimmer im ersten Stock."
Dr. Stromberg ging nach oben und klopfte an die Tür. "Ja?" ,drang eine pampige Stimme an sein Ohr.
"Laurenzia, mein Name ist Dr. Stromberg. Deine Eltern haben mich verständigt, weil sie sich große Sorgen um dich machen."
"Tun sie das? Ja?"
"Darf ich reinkommen?"
"Von mir aus."
Laurenzia öffnete die Tür und als der Doktor eintrat und auch ihre Eltern bereits in der Tür standen, stockte ihnen der Atem.
Überall brannten schwarze Kerzen, die Bilder und ein großer Teil der Tapete hingen in Fetzen von den Wänden und auf dem Boden lagen zig Papierbögen, auf denen dämonische und satanische Zeichen abgebildet waren.
Laurenzias Augen funkelten böse und sie saß stumm auf ihrem Bett.
"Was ist hier nur geschehen?" ,fragte Lorenz.
Plötzlich veränderte sich Laurenzias Stimme. "Hier ist garnichts geschehen! Eure Tochter lässt euch ausrichten, dass sie genau das machen wird, was sie will!"
"Wer bist du?" ,fragte Dr. Stromberg.
"Ich habe viele Namen. Euch bin ich bekannt als Lucifer."
"Lass unsere Tochter frei, Dämon!" ,rief Lorenz und hielt sein Kreuz vor Laurenzias Gesicht.
Daraufhin schleuderte sie ihren Vater zur Zimmertür hinaus gegen die Dielenwand.
Dr. Stromberg und Maritta verließen das Zimmer und kümmerten sich um den Pfarrer.
"Haben sie schon mal einen Exorzismus durchgeführt, Herr Pfarrer?" ,fragte der Doktor.
"Nein, aber ich habe mich darüber informiert. Ich muss Vorbereitungen treffen."
Während Lorenz in seinem Büro saß und heilige Schriften wälzte, bereitete Maritta eine Schale mit Weihwasser vor.
Dr. Stromberg fesselte Laurenzias Arme mit Seilen ans Kopfteil ihres Bettes.
"Binde mich sofort los!" ,befahl Laurenzia und wandt sich wild auf dem Bett. "Du wirst jetzt ausgetrieben!" ,antwortete der Doktor daraufhin, setzte sich an die Bettkante und las aus der Bibel vor.
Laurenzia wandte sich immer heftiger und atmete schwer. Nach ein paar Stunden betrat Lorenz das Zimmer in seiner Pfarrersrobe und bespritzte seine Tochter zunächst mit Weihwasser.
Sie qualmte, als die Tropfen sie trafen. "Doktor, ich brauche sie dabei."
Der Exorzismus dauerte bis in die Nacht. Um 06:00 Uhr früh traten Lorenz und Dr. Stromberg erschöpft aus dem Zimmer und lehnten sich gegen die Wand.
"Ist es geschafft? Ist unsere Tochter befreit?" ,fragte Maritta.
"Sie kämpft noch, aber wir werden den Dämon bald ausgetrieben haben."
Dann gingen sie wieder ins Zimmer und schlossen die Tür.
Zwei Wochen später begann Laurenzia den Orgelunterricht und sang im jungen Kirchenchor mit, den ihre Mutter leitete.
Ihre Eltern und auch sie selbst waren stolz und glücklich.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2011
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