Und Liebe …
Neela Faye
© 2016 Neela Faye
1. Auflage
Covergestaltung: Sabine Schulz
Paar: DragonImages – fotolia.com
Herz: ikatsch2 – fotolia.com
Lektorat/Korrektorat: Eve Flavian
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig.
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Für Eve: Spatz, du weißt schon weswegen!
Und Liebe …
Sven und Philip
Sven und Philip waren ein Paar und zu Beginn auch glücklich miteinander. Durch den stressigen Alltag mit viel Zeitdruck und Terminstress lebten sich die beiden auseinander. Es kam zur Trennung. Doch sind sie damit wirklich glücklicher? Kurz vor Weihnachten begegnen sie sich wieder …
Michael und Leandro
Michael hat über Weihnachten seine Schwester in Portugal besucht und ist froh, jetzt auf der Rückreise zu sein. Doch der Flug verläuft nicht ganz so harmonisch, wie er es sich gewünscht hat. Hauptsächlich liegt das an seinem Sitznachbarn Leandro. Ein Glück, dass er ihn nach dem Verlassen des Flugzeugs nie mehr wieder sehen muss. Oder?
Timo und Nils
Timo und Nils sind beste Freunde, seit sie denken können. Doch was passiert, wenn plötzlich mehr als freundschaftliche Gefühle im Spiel sind? Woher soll man(n) eigentlich wissen, wie der andere empfindet, wenn man selbst kaum in der Lage ist, seine Gefühle zu benennen?
Niklas und Klaas
Niklas und Klaas sind seit drei Jahren ein Paar. Eigentlich ist alles in bester Ordnung. Jeder hat seine Macken und trotzdem passt es irgendwie. Doch dann wird Klaas‘ Mietvertrag gekündigt und er braucht eine neue Bleibe. Es entwickelt sich ein riesengroßer Streit und Klaas ist total überfordert. Zumal er keine Ahnung hat, welches Problem Niklas so beschäftigt.
Devil und Angel
Devil feiert seinen Geburtstag mit Freunden in der Disco. Doch der Abend verläuft anders als erwartet. Statt zu feiern, landet er letztendlich im Krankenhaus. Dort trifft er auf Angel, seinen Arzt, der ihm gehörig den Kopf verdreht.
Andy und Finn
Finn stößt im Internet auf eine neue innovative Form der ökologisch sinnvollen Stromerzeugung (ohne negative Nebenwirkungen) und nutzt diese Idee, um seinem besten Freund eine kleine Wette aufs Auge zu drücken. Doch so ganz ohne Nebenwirkungen ist das Ganze doch nicht ...
Inhaltsverzeichnis
Sven und Philip
Sven schloss leise die Tür hinter sich. Es war gerade kurz nach Mitternacht und die Leute schienen zwei Tage vor Weihnachten schon durchzudrehen, wenn er sich die Anzahl der Patienten in der Notaufnahme so besah. Nachdem er sich einen Kaffee genommen hatte, ließ er sich auf die Eckbank plumpsen und atmete zum ersten Mal in dieser Nachtschicht richtig durch.
Er hoffte auf ein paar Minuten Pause. Seit Dienstbeginn hatte sich ein Notfall an den nächsten gereiht. Kurz legte er den Kopf auf die Tischplatte und schloss für einen Moment die Augen. Es war gerade erst Mitternacht, er hatte noch einige Stunden Dienst als Arzt in der Notaufnahme vor sich.
Sven lächelte ironisch, als er sich erinnerte, dass er froh gewesen war, heute wieder arbeiten zu müssen. Es war sein fünftes Dienstwochenende in Folge. Aber so hatte er eine gute Ausrede, um nicht mit seinen Kumpels ausgehen zu müssen. Normalerweise ging er gerne feiern, doch seit der Trennung von Philip hatte er darauf keine Lust mehr.
Leise seufzte Sven, eigentlich war er schuld an der Situation. Er hatte Philip verlassen, hatte es einfach nicht mehr ausgehalten. Die ständigen Trennungen auf Zeit oder der Terminstress, wenn sie mal zusammen waren, hatten an den Nerven gezerrt. Philip war Fotograf und beruflich ständig auf Achse. Dazu kamen dann Svens Schichten im Krankenhaus, und irgendwie entstand daraus schnell eine Art Fernbeziehung trotz gemeinsamer Wohnung.
Von Anfang an war ihnen bewusst gewesen, dass es schwierig werden würde eine Beziehung zu führen, wegen der unterschiedlichen Arbeitszeiten und teilweise sogar verschiedener Arbeitsorte. Trotzdem waren sie richtig euphorisch gewesen, hatten viel telefoniert und getextet. Um mehr gemeinsame Zeit zu haben, waren sie schon nach knapp drei Monaten zusammengezogen. Immer noch euphorisch und sicher alle Schwierigkeiten meistern zu können.
Doch nach fünf weiteren Monaten war die Luft raus gewesen. Sven hatte keine Lust mehr gehabt ständig am Telefon zu hängen und auf Anrufe zu warten, die dann entweder komplett ausfielen oder schon nach fünf Minuten beendet waren. Er war zunehmend gereizter geworden und hatte nachts kaum noch schlafen können. Jeglichen Gesprächsversuchen war Philip aus dem Weg gegangen oder sie hatten im Streit geendet. Sven hätte ja gewusst, auf was er sich einließ und so weiter und sofort. Er ärgerte sich noch immer, wenn er an diese ‚Gespräche‘ dachte. Teilweise hatte er sogar geglaubt, dass Philip eine Affäre hatte, auch wenn dieser es vehement bestritt.
Also hatte er irgendwann den Schlussstrich gezogen und war gegangen. Leider war es nach der Trennung nicht einfacher geworden. Er litt noch immer. Am liebsten wäre er noch mal zu Philip gegangen und hätte versucht, alles wieder ins Lot zu bringen.
Doch da schon der erste Versuch einer Versöhnung in einem weiteren Streit geendet hatte, ließ er es. Damals hatte Philip ihn nur angegiftet und weggeschickt. Er hatte Sven ins Gesicht gesagt, dass er verschwinden und sich nie wieder sehen lassen solle. Seitdem mied Sven die Orte, an denen sie gemeinsam gewesen waren. Er war erstmal ins Klinikwohnheim gezogen, weil er nach seinem Auszug so schnell keine Wohnung gefunden hatte. Trotz allem vermisste er Philip und es wurde jeden Tag schlimmer. Ohne Aussicht auf Besserung. Zum Glück wurde er mit so viel Arbeit zu geschaufelt, dass er kaum Zeit zum Nachdenken hatte.
Die Tür öffnete sich. „Da ist noch `ne Einlieferung gekommen. Der Typ ist in der Disco umgekippt. Zu viel getrunken, vermutlich.“
Sven seufzte auf. Es fühlte sich so an, als ob er sich gerade erst hingesetzt hätte. Durch die viele Arbeit und die Grübeleien war er nur noch müde. Genervt ging er in den Behandlungsraum.
Philip kam langsam zu sich. Ihm war schwindelig, sein Magen krampfte. Sein Kopf fühlte sich an, als ob darin jemand einen Stepptanz aufführen würde. Langsam nahm er wahr, dass es nach Desinfektionsmittel roch. Abrupt öffnete er seine Augen. Neben ihm stand eine Krankenschwester, die in irgendwelchen Papieren blätterte. Er erschrak und versuchte sich aufzurichten. Aber das klappte nur bedingt. Irgendwas hing an seinem Arm und in seinem Kopf drehte sich alles. Er stöhnte.
„Hallo, bleiben sie bitte liegen! Ganz ruhig. Sie sind im Krankenhaus.“
Jetzt war Philip blitzartig hellwach und beachtete weder die Übelkeit noch den Kopfschmerz. Er wollte sich losreißen und versuchte sich aufzusetzen. Dabei wurde ihm erst recht schwindelig und er war fast dankbar, als er von einer Hand an der Schulter wieder runter gedrückt wurde.
„Ganz ruhig, Herr Fischer. Sie sind in der Disco ohnmächtig geworden. Der Arzt kommt sofort. Mein Name ist Marleen. Ich messe jetzt erstmal ihren Blutdruck.“
Noch bevor sie ihm die Manschette anlegen konnte, öffnet sich die Tür und Sven kam rein. Philip schloss die Augen, um sie kurz danach aufzureißen und den Hereinkommenden anzuschnauzen: „Oh Mann, das ist jetzt nicht wahr. Was willst du hier? Verdammt! Verschwinde, ich will dich nicht sehen!“
Sven räusperte sich und die Schwester starrte ihn mit großen Augen an.
„Herr Fischer, ist alles in Ordnung? Das ist Dr. Meils. Ihr behandelnder Arzt.“
Philip stöhnte auf, „Ernsthaft?“
„Doch.“ Svens Stimme klang gepresst. „Ich hab heute Nachtdienst. Weswegen bist du denn überhaupt hier?“
„Ich weiß es nicht. Bin wohl umgekippt. Ich war unterwegs, feiern, dann wurde mir schwindelig und ich wurde hier erst wieder richtig wach. Ich bin aber nicht betrunken, ich hatte wirklich nur ein Bier“, sagte er fast trotzig. „Ich wollte halt mal wieder richtig Spaß mit ein paar Freunden haben.“ Das letzte Wort betonte er deutlich.
„Marleen gehst du bitte mal raus? Ich muss kurz was Privates mit Herrn Fischer besprechen.“ Sven drehte sich zu der Schwester um, die zuerst zögerte, dann aber das Zimmer verließ. Die Tür schloss sich und Sven atmete hörbar aus.
„Hör zu Phil. Ich weiß, du willst mich nicht mehr sehen und bist sauer auf mich. Kann ich verstehen. Aber begreif doch bitte, ich konnte nicht mehr.“
Sven stockte, als Philip sich vorbeugte und anfing zu würgen. Schnell griff er nach einer Schale und hielt sie Philip vor das Gesicht. Dann stellt er sich neben ihn und hielt ihn fest, streichelte dabei aber sanft über seinen Rücken. Als Philip wieder ruhiger wurde, reichte Sven ihm ein Tuch und entsorgte die Schale.
„Also Phil, dir geht es schlecht, das sehe ich, aber was ist genau los? Du trinkst sonst nie und du bist ja auch richtig dünn geworden, seit ...“
Weiter kam er nicht, denn Philip fuhr ihm dazwischen. „Was passiert ist, willst du wissen, was wirklich passiert ist? Das geht dich einen feuchten Kehricht an, verdammt. Du hast mich verlassen, also was willst du? Ist doch mein Leben, jetzt lass mich in Ruhe.“
Die letzten Worte schrie er so laut, dass sich die Tür öffnete und Marleen ins Zimmer schaute. „Alles Okay hier?“
„Ja, alles klar. Ich brauch hier noch ein paar Minuten. Ist vorne alles in Ordnung?“ Die Schwester nickte und ging wieder.
Sven schaute auf Philip, der anfing zu wimmern. „Ach, geh und lass mich einfach in Ruhe.“
Mit gepresster Stimme sagte Sven, „Na gut, ich lass dich erstmal in Ruhe. Aber nur, wenn ich dich vorher versorgen darf und du mindestens über Nacht hier bleibst. Sobald du auf die Station kommst, ist dann sowieso ein Kollege für dich zuständig. Okay?“
„Wenn du unbedingt willst.“
Sven horchte auf, wenn Philip so schnell aufgab, dann ging es ihm richtig dreckig. Normalerweise war er nämlich extrem dickköpfig und stur.
Routiniert ging er ans Werk, kontrollierte noch mal die Vitalzeichen und Reflexe. Dann nahm er ihm Blut ab. Philip schien eingenickt zu sein, beachtete ihn jedenfalls kaum. Ab und zu gab er ein kurzes Wimmern von sich, aber ansonsten reagierte er nicht mehr.
Nach ein paar Minuten räusperte sich Sven. „Also Phil, dein Blutdruck ist zu niedrig. Vermutlich bist du deshalb umgekippt. Du trinkst zu wenig, Wasser meine ich. Und dass du abgenommen hast, war auch nicht gut. Ich leg dir jetzt noch eine Infusion, damit sollte es dir bald besser gehen. Ich denke, wenn die Blutuntersuchung unauffällig ist, kannst du schnell wieder nach Hause. Aber du musst echt besser auf dich achten.“
Philip lachte kurz böse auf. „Das geht dich doch nichts mehr an.“
Sven seufzte resigniert. „Jetzt stell dich nicht so an, du bist mir wichtig. Immer noch.“
Aber Philip drehte nur den Kopf zur Seite und reagierte nicht mehr.
„Ich schicke dir jetzt die Schwester rein. Sie wird dich auf die Station bringen. Ich schau dann später noch mal rein.“
Frustriert ging Sven zur Tür, eigentlich wollte er noch was sagen, entschied sich dann aber um.
Sven schäumte vor Wut. Philip war weg! Während er eine andere Neuaufnahme versorgt hatte, war er einfach abgehauen. Als er wieder nach ihm sehen wollte, hatte er das Bett leer vorgefunden. Die Nachtschwester wusste auch nicht viel, nur dass Philip um ein Telefon gebeten hatte. Nach einem kurzen Telefonat hatte er es zurückgebracht und danach war er nicht mehr gesehen worden. Sven zwang sich zur Ruhe, schließlich konnte er nicht einfach weg. Immerhin hatte er noch zwei Stunden Dienst. Erst versuchte er selbst bei Philip anzurufen, doch er antwortete nicht. Also musste Sven wohl oder übel bei Michael anrufen. Philips bester Freund wusste wahrscheinlich am besten, wo Philip steckte.
„Michael, ich bin es Sven. Bitte lege nicht sofort auf! Ich weiß, dass du immer noch sauer auf mich bist. Aber ich muss wissen, ob Philip bei dir ist und ob es ihm gut geht. Er war eben hier im Krankenhaus und jetzt ist er weg und ich muss noch arbeiten. Bitte sag mir, dass er bei dir ist und dass alles Okay ist …“
Michael fiel ihm ins Wort. „Sven, beruhig dich und dann erzähl noch mal in Ruhe. Ich habe nämlich keine Ahnung. Ich hab mit Philip seit gestern Nachmittag nicht mehr gesprochen. Ich besuche gerade meine Schwester.“
Sven stöhnte, fing dann aber an zu erzählen.
„Ganz ruhig. Ich probiere es jetzt mal selber. Mal sehen, ob er bei mir dran geht. Ich melde mich gleich wieder!“, fiel ihm Michael nach den ersten Sätzen ins Wort. Noch bevor Sven ein Wort erwidern konnte, hatte der andere aufgelegt.
Keine fünf Minuten später klingelte das Telefon.
„Sven, er ist zu Hause in der Wohnung und du hast recht, ihm geht es wirklich nicht gut. Er wollte noch nicht mal mit mir sprechen. Aber er hat gesagt, dass er jetzt schlafen gehen will. Er meinte, es wäre alles in Ordnung, aber ich bezweifele es. Außerdem ist er sauer, weil du mich auf ihn gehetzt hast.“
„Er soll bloß froh sein, dass ich noch arbeiten muss, sonst würde er mich jetzt kennenlernen.“
„Sven“, sagte Michael dann leise. „Phil leidet. Er kommt nicht damit zurecht, dass du gegangen bist. Er geht kaum vor die Tür und hat keinen Job mehr angenommen, seit du weg bist. Ich glaube, dass er dich heute gesehen hat, war einfach zu viel … eben hörte es sich an, als ob er weinen würde!“
Sven erschrak, als er das hörte. Er hatte nicht geglaubt, dass Philip so reagieren würde. Bei der Trennung und Svens Auszug hatte er so verdammt cool und unnahbar gewirkt. Bevor er aber etwas erwidern konnte, fuhr Michael fort. „Wenn er weiß, dass ich mit dir rede, dann wird er bestimmt wieder an die Decke gehen. Aber vielleicht kannst du doch noch mal mit ihm sprechen und versuchen, dich um ihn zu kümmern. Sonst weiß ich auch nicht mehr weiter. So kurz vor Weihnachten kriege ich bestimmt keinen Flug zurück“.
Sven fiel plötzlich ein, dass Michaels Schwester in Portugal lebte. „Ist schon gut Michael. Ich habe hier nachher Feierabend und dann Urlaub bis nach Silvester. Wenn ich frei habe, geh ich gleich zu ihm. Wenn er jetzt heil zu Hause ist und schlafen will, dann sollte er eigentlich halbwegs zurecht kommen, bis ich da bin. Außerdem hat er bestimmt nicht daran gedacht, den Zweitschlüssel neu zu verstecken …“
Ende der Leseprobe.
Das vollständige Buch ist bei Amazon erhältlich.
Texte: Neela Faye
Bildmaterialien: Paar: DragonImages – fotolia.com Herz: ikatsch2 – fotolia.com
Lektorat: Eve Flavian
Tag der Veröffentlichung: 07.01.2016
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